Zyklus: Die Zeitpolizei/M87 (PR 300-399)

Unvergessene Abenteuer, legendäre Zyklen - nachgelesen und neu diskutiert.
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R.B.
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Re: Zyklus: Die Zeitpolizei/M87 (PR 300-399)

Beitrag von R.B. »

Die folgenden Bände 374 - Die Macht des Sepulveda und 375 - Verschwörung in Andromeda - sind von H.G. Ewers
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Die Freunde fragten sich zum wiederholten Mal, wer ihnen das antat und sie zwang, sich mit diesem Teil ihrer gemeinsamen Vergangenheit zu beschäftigen.
"Ich hätte ja große Lust, wem auch immer mal gehörig den Marsch zu blasen!" Gucky versuchte, gegen den immer stärker aufkommenden Frust zu arbeiten. "So ein Zellaktivator schützt doch auch gegen die Auswirkungen von Alkohol?" fragte er.

"Definitiv", meinte Perry Rhodan. "Sonst wäre unser weißhaariger Freund längst nicht mehr unter uns. Das fing schon mit Met bei den alten Germanen an und was weiß ich was für Zeug vorher. Was sag' ich? Wahrscheinlich hat er die Kenntnisse über die Herstellung von alkoholischen Getränken auf die Erde gebracht und ist Hauptschuldiger am Delirium ungezählter Menschen!"

Atlan lehnte sich zurück, studierte wieder seine Mineralwasserflasche, lehnte sich zurück und grinste Rhodan leicht ironisch an. "Die alten Haluter hatten es fast geschafft, Lemuria zu vernichten. Aber nur fast. Die Überlebenden vergaßen so gut wie alles und es ging zurück - noch vor die Steinzeit. Was sie nicht vergessen hatten, war die Tatsache, dass von vergorenen Früchten eine berauschende Wirkung ausging. Sie konnten barbarisch sein, wie sie wollten, deine Vorgänger, aber Alkohol kannten sie schon, als ich Larsaf III betrat."

"Gut." meinte Gucky und drehte sich nach der Positronik um. "Da Atlan augenscheinlich noch lebt, hätte ich gerne ein für Ilts verträgliches leicht alkoholisches Mixgetränk. Das ist ja nicht zum Aushalten hier!"

Umgehend stakste der schon bekannte Robot herein und stellte vor Gucky ein kelchartiges durchsichtiges Kristallgefäß mit einem Inhalt aus tiefblauer Farbe hin. Gucky sah sich das Gefäß von allen Seiten an. "Gut aussehen tut es ja schon mal." Er schnupperte misstrauisch daran. "Und gut riechen tut es auch."

"Ich weiß nicht", sagte Atlan. "Es duftet hier so intensiv nach frisch geschälten und geriebenen Möhren. Und so eine Idee stammt definitiv nicht von mir. Gemüsewein. Auf sowas kann nur ein alternder Mausbiber kommen."

"Eben. Du hast ja auch keine Ahnung, was wirklich gut schmeckt." Gucky probierte testweise einen Schluck oder eher doch ein winziges Schlückchen. Sein Gesicht verklärte sich umgehend. "Da hab ich ja was verpasst bisher. Positronik!"

"Ja, Sir?"

"Ich brauche das Rezept hierfür."

"Das kann ich Ihnen leider nicht geben. Ich bin auf Grund eines Verbotes nicht in der Lage dazu!"

Ohne Nachzudenken teleportierte Gucky aus der Zentrale und kam erst zehn Minuten später zu Fuß wieder zurück. "Der Kasten macht mich wahnsinnig. So ganz langsam krieg ich hier Klaustrophobie. Ein Ilt hat sich noch nie auf Dauer einsperren lassen. Aber obwohl sich draußen der Zeitablauf normalisiert hat, kann ich nicht aus dem Bötchen hier raus. Das dürfte eine Sicherheitsmaßnahme sein, damit wir uns nicht selber begegnen und leichte Vorwarnungen von uns geben. Sehe ich ja ein. Aber wenn mir der über den Weg läuft, dem wir das hier zu verdanken haben, dem würde mein blaues Gebräu hier auch nichts mehr nutzen. Glaubt mir das mal!"

"Wir sind im Übrigen wieder im Solsystem", stellte Atlan fest. "Die Halutergeschichte scheint durch zu sein."

"Ja", sagte Gucky. "Da gab es doch diesen seltsamen Staatsminister für besondere Aliens oder sowas. Wie hieß der noch? Das war so ein großer dicker, neben dem Bully und ich zusammengelegt gertenschlank rüberkamen."

"Du kannst nur Kanto Chiarini meinen. Der war Solarer Staatsminister für fremdgalaktische Außenpolitik und ein wenig...nun, speziell", antwortete Perry Rhodan.

"Ja, Betty hat mir die ganze Geschichte dazu erzählt. Jetzt fällt sie mir wieder ein. Schade, dass ich auch da nicht zugegen war. Ich glaube, Chiarini und ich, wir hätten uns blendend verstanden."

"Ja", sinnierte Perry. "Das denke ich auch. Obwohl ich fürchte, der Schuss wäre für einen von euch nach hinten losgegangen. Und das wäre nicht der gute Kanto gewesen. Wie dem auch sei: Der Besuch auf Halut war ja leider nicht so ausgefallen, wie wir uns das erhofft hatten. Aber noch hatten wir Hoffnung. Selbst wenn die Hoffnung ziemlich weit weg war und auf Wasserstoffatmern bestand. Chiarini sollte die Maahks an den Beistandspakt von 2405 erinnern und sie um 10.000 Raumschiffe bitten. Chiarini war ein profilierter Politiker mit messerscharfem Verstand. Wenn es einer schaffte, dann er mit seinen psychologischen Spielchen. Und so war er einen Tag später an Bord der RUBICON unter Oberst Yulsman Kirkpatrick, um nicht zum ersten Mal in Richtung Andromeda zu fliegen."

"Es war das 15. Mal. Der Kerl war ein Unikum. Er war noch nicht ganz an Bord, da ging es schon los."
Spoiler:

Gucky erzählt:

Oh, ich glaube, wir hätten Spaß gehabt, Chiarini und ich. Der Kerl sah ja aus wie ein leibhaftiger Buddha. Schätzungsweise 150 Kilo zuviel auf den Rippen, aber ein Mundwerk, faszinierend. Wer zudem einen Hausroboter mit sich schleppt und den ausgerechnet Donald Duck nennt, ist genau auf meiner Wellenlänge. Andererseits konnte er von blutjungen Raumkadetten bis hin zum Großadministrator so gut wie Jeden Nerven. Und von dir, oh größter aller großen Meister, hörte man, auch du erstmal mit geballten Fäusten langsam bis zehn zählen musstest, bevor du ein Gespräch mit ihm führen konntest. Hätte mich ja mal interessiert, wie unser alter Arkonidenadmiral mit dem Kerl umgegangen wäre.

Auf jeden Fall hattest du ihn instruieren wollen, dass er die Maahks an den Beistandspakt von 2405 erinnern sollte. Letztere würden dann vor lauter Begeisterung umgehend zehntausend Raumschiffe zur Unterstützung abordern, so die Pläne Perrys. Chiarini wäre nicht Chiarini gewesen, wenn er nicht laut mosernd zwanzigtausend Schiffe losmachen wollte. Erst ein heftiges Machtwort pfiff den Guten zurück. Apropos Machtwort: Das wäre von mir auch mal fällig gewesen. Überfällig sogar. Denn ich durfte schon wieder nicht dabei sein. Frechheit. Das würde heutzutage nicht mehr funktionieren, denn wenn Gucky etwas will, dann will er das. Egal, wer war anderes von sich gibt.

Aber daher durfte Betty mit ran. Und in ihrer Gegenwart zeigte sich bei Chiarini, dass er im Grunde seines Herzens ein ganz normaler Mensch mit ganz normalen Gedanken war. Er wusste ja, dass er mit seinen 112 Jahren auf dem Buckel den größten Teil seines Lebens gelebt hatte. Auch künstliche Herzen oder maschinelle Herzklappen und was sonst noch alles, nutzten da nicht viel. Das war die Situation, als auf einmal eine vermeintlich junge Frau vor ihm stand, die dann zu allem Überfluss von der Vergangenheit redete. Glaub mir, mein großer Freund, ich weiß von mehr als einer Person, die dir und allen voran unserem Freund ES am Liebsten den Hals herumgedreht hätten, weil sie sich benachteiligt fühlten, so ohne Zellaktivator. Chiarini war da nicht anders, auch wenn man es ihm nicht anmerkte. Betty war natürlich zu anständig, um seine Gedanken zu lesen - aber um so etwas festzustellen, muss man nicht unbedingt Telepath sein. Also meine Herren: Wenn es uns mal wieder überkommt und wir alles an die Wand werfen könnten, weil augenscheinlich nur Chaos auf uns zu kommt, denkt daran, wir sind es selber schuld. Jeder von uns hätte das Ding ablehnen können, als die dazugehörende Entscheidung anstand. Haben wir aber nicht. Also müssen wir die Konsequenzen tragen, und das möglichst ohne zu murren.

Waren Chiarini und Co eigentlich schon unterwegs? Egal. Vor Lookout-Station angekommen, eröffnete ihnen der zuständige GREK-1, dass von der anderen Station, Midway, seit sechs Wochen jede Info fehlte. Also ging es umgehend dorthin. Gut angekommen, versuchten sie Kontaktaufnahme über Funk, war natürlich nicht klappte. Große Verwunderung herrschte an Bord der RUBICON vor, als Grek-1 plötzlich mit einem schweren Impulsstrahler in der Zentrale stand und die Landung erzwang. Das hatte mit der von einem Maahk - Schlachtschiff ausgehenden Strahlung zusammengehangen, die Betty kurz vorher festgestellt hatte und die wohl nur Maahks beeinflussen konnte. Betty konnte zusammen mit dem Kommandanten Kirkpatrick und einem Leutnant fliehen und man begab sich nach kurzer Diskussion, sich an Bord des Maahk-Raumers zu begeben, von dem die Strahlung ausgegangen war.

Zeitgleich hatten es die Leute auf der RUBICON aber noch geschafft, Störsonden auszuschleusen. Die wurden vom Boden aus natürlich angegriffen und soweit wie möglich vernichtet, aber seltsamerweise wurde das Maahk-Schlachtschiff, von dem die Strahlung ausging, verschont. Was für unser drei Helden natürlich bedeutete, dass entsprechende Befehle von dort ausgehen mussten. Irgendwer hatte da das Sagen...

An Bord des Schiffes stießen die Drei zuerst auf tote Maahks, später dann auch auf tote Tefroder. In mehreren Silos herrschte eine Sauerstoffatmosphäre, wohlgemerkt an Bord eines Maahk - Schiffes, da konnte ja irgendwas nicht stimmen. Und so entdeckten sie das "Sepulveda", hunderttausende instinktgesteuerte kleine Krebstiere, die zusammengeballt starke, die Maahks beeinflussende Strahlung aussenden konnten. Wie dem auch war: Unsere Freunde wurden mit den putzigen Tierchen fertig und befreiten die Maahks von dieser mehr als lästigen Strahlung. Die Maahks vernichteten als strikte Logiker die Quelle der Beeinflussung und zerstrahlten das Schiff.

Midway war befreit und man hatte bei den Maahks etwas gut. Keine schlechte Ausgangsposition für Chiarinis weitere Gespräche. Hinter der ganzen Geschichte steckten natürlich die Tefroder, die ein starkes Interesse an der von den Maahks verbesserten Gegenpolkanone samt neuartiger Schutzschirme hatten. Zunächst sollte das Sepulveda dazu eingesetzt werden, die Leerraum Bahnhöfe zu erobern, um dort hinter die militärischen Geheimnisse zu kommen. In Folge plante man, man höre und staune, eine Zusammenarbeit mit den Akonen. Das war natürlich erstmal Geschichte.

Ich muss mich mal strecken. Gib mir mal mein Glas, Perry. Soviel reden macht durstig. So. Jetzt noch einen guten Schluck Wasser, dann gehts weiter. Robot, eine neu Flasche Wasser ohne bitte.

So. Das hat gutgetan.

Nein, das waren noch Zeiten, als Strolche noch Strolche waren. Die Akonen taugten nichts und wenn irgendwo in der Nähe etwas los war, brauchte man nur einen Blick ins Blaue System zu werfen. Und heute? Eigentlich ist das alles viel zu kompliziert. Und es gibt zu viele von diesen Superintelligenzen, sowas gab es damals nicht. Wir hatten ES und das wars. ES glänzte zudem die meiste mit Abwesenheit, so dass man in Ruhe seine Abenteuer erleben konnte, ohne dass man von diesen angeblich höher entwickelten Knilchen dabei gestört wurde. Wie oft haben wir ES eigentlich den Hals gerettet? Das ist doch nicht mehr feierlich. Ich bin hiermit für eine Rück - Einführung der alten Zeiten. Arkoniden bringen es nicht, Akonen sind die Hinterlist in Person und wir sind die schönsten und besten Bewohner der Milchstraße. Guck mich nicht so an, Perry, kannst du Spaß nicht von Ernst unterscheiden? Nimm dir ein Beispiel an Atlan, der nickt mit dem Kopf, grinst sich eins und gönnt sich einen Schluck Rotwein. Aber ich sehe grade, dass unser lieber Perry ein ziemlicher Schluckspecht ist. Wehe, wenn sie losgelassen, was? Es gibt eben Sprüche, die stimmen nach ein paar tausend Jahren immer noch. Robot, die Flasche Bourbon nähert sich bedenklich der Leerung. Bring umgehend eine neue. So ists brav. Und so einer beschuldigt Atlan, er hätte den Alkohol zur Erde gebracht? Wo ist denn deine Vorbildfunktion? Was? Du kannst nicht immer nur Vorbild sein und willst das auch gar nicht? Wo kommen wir denn dahin? So geht's aber nicht. Nimm dir mal ein Beispiel an unserem Imperator, der steht kurz vor einem Lachanfall!!

Und Chiarini? Für den gings weiter nach Andro - Beta zu den geplanten Verhandlungen. Nachdem sich die befürchteten Pläne der Tefroder als wahr herausgestellt hatten, forderte Chiarini mit seinem ureigenen Charme zwanzigtausend Maahk Raumer zur Unterstützung gegen die Dolans, was ebenso natürlich wie selbstverständlich abgelehnt wurde.

Im folgenden Verlauf gibt es einen Haufen Durcheinander mit Tefroder und Maahks, die sich gegenseitig ausspionierten und bekämpften. Letztlich griff sogar ein alter Bekannter, Baar Lun, ein. Er handelte im Auftrag von Tengri Lethos, dem Hüter des Lichts persönlich, und half mit, die ganze Geschichte zu einem erfolgreichen Ende bringen. Dabei fällt mir ein, dass Baar Lun als Träger eines dieser semiorganischen Anzüge der Hüter des Lichts biologisch unsterblich ist. Omar Hawk, auch aus dieser Ecke. Wie es den beiden wohl geht? Ob sie noch leben? Es gibt so viel, was man mal nachforschen könnte oder sollte, auch ohne ständige neue Bedrohungen würden wir es wohl eine Weile schaffen, nicht vor Langeweile einzugehen.

Nun denn. Am Schluss unserer Geschichte sah es für die Maahks so aus, dass Terraner und Tefroder gemeinsam das Sepulveda vernichtet hätten und Chiarini erhielt seine zehntausend Schiffe.

Hätte er von vornherein nur zehntausend Schiffe erfragt, wären es wohl nur 5000 geworden. So forderte er zwanzig und bekam zehn. Siehste Perry, so funktioniert Diplomatie.
H.G. Ewers. Eigentlich keiner meiner Lieblingsautoren. Aber man sollte sich vor dem Lesen nicht von Gefühlen beeindrucken lassen. Denn die beiden Romane waren richtig gut. Staatsminister Kantor Chiarini lag ihm wohl besonders: Wir erleben einen leicht krawalligen Choleriker, der allerdings, wir ahnen es von Anfang an, auch ganz anders kann. Chiarini lässt sich von niemandem beeindrucken und ist daher die richtige Persönlichkeit für diesen Posten.

Eigentlich trägt Ewers nicht zu einem Handlungsfortschritt bei, es sind klassische Füllromane. Aber erstens sind es gute Füllromane und zweitens führte er zurück an einige Wirkungsstätten des ersten "richtigen" großen PR - Zyklus und man erfährt, wie es den Maahks ergangen ist. Und: Das dürfte einer der wenigen Romane sein, in denen eine junge Frau namens Betty Toufry eine Hauptrolle spielt. Betty gehörte für mich zu den Leuten, die zwar da waren und wohl für PR & Co auch notwendig, die aber so gut wie nie auftraten und irgendwann zwangsläufig verschwinden mussten. Hier holt H.G. Ewers sie endlich aus der Versenkung: In einer Zeit, in der Frauen in PR nichts bis nicht viel zu sagen hatten, tritt sie selbstbewusst auf und bereichert deutlich die Handlung.

Daumen rauf für die beiden Bände!

H.G. Ewers war zudem seiner Zeit voraus. Wie weit, hätte er sich selber nicht träumen lassen. Der langjährige 1. Offizier der RUBICON unter Oberst Yulsman Kirkpatrick war nicht mehr an Bord. Er hatte ein eigenes Kommando erhalten: Das Schlachtschiff CORONA...
:devil: :devil: :devil:
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AARN MUNRO
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Re: Zyklus: Die Zeitpolizei/M87 (PR 300-399)

Beitrag von AARN MUNRO »

Es gibt ja auch das Corona-SF-Magazin, ich hatte einst ein PC-Spiel mit diesem Namen entworfen, das lose auf dem Roman Solar-Station von Andreas Eschbasch basiert, das Corona-Bier aus Mexiko und viele Firmen, die diesen Namen tragen (und jetzt ein bisserl darunter leiden).
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R.B.
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Re: Zyklus: Die Zeitpolizei/M87 (PR 300-399)

Beitrag von R.B. »

Band 376 - Stimmen aus der Vergangenheit - ist von Clark Darlton

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Nach Gucky Erzählung waren wir erstmal wieder mit unseren eigenen Gedanken beschäftigt. Nicht zum ersten Mal fragten wir uns, wo wir anders hätten handeln können oder müssen. Denn das Ende war absehbar und da möchte ich eigentlich gar nicht hin. Einen leisen Vorgeschmack sollten wir in Kürze erhalten...

"Hör mal Arkonide!" Das war Gucky. "Wieso kann ich Perry problemlos an die Wand labern und dich nicht? Du bist für mich nicht greifbar, irgendwie aalglatt und windest dich aus Allem raus."

"Das liegt an meiner Altersweisheit", beschied ich ihm.

In der Tat, alt bist du, aber statt größerer Mengen Weisheit zu beinhalten, entwickelst du dich in schöner Regelmäßigkeit zum Narren! Das war mein wie immer freundlicher und geschätzter Extrasinn. Bild dir nur keine Schwachheiten ein, signalisierte ich zurück. Ich erinnere mich noch deutlich an das, was die Ärzte mir grade erst erzählt haben. Danach war Ruhe.

"Nein, im Ernst. Perry ist ein Mensch mit allen menschlichen Schwächen, auch wenn man ihn verdammt gut kennen muss, um sie zu bemerken. Du kennst augenscheinlich keine Schwachheiten. Hast du nie Fehler gemacht? Hast du nie darüber nachgedacht, etwas verpasst zu haben?"

Das war eine interessante Frage. Ich sah Gucky nachdenklich an. Familienleben. Ganz normal mit Frau und Kindern. Meine beiden Gefährten hatten das erlebt. Ich nicht. Es war und ist keineswegs so, dass ich dem weiblichen Geschlecht abhold bin. Im Gegenteil. Was wäre das Leben ohne Frauen? Aber der ganz normale Familienstress, das ist es, was ich nie erlebt habe. Kinder aufwachsen zu sehen, über Jahre hinweg.

"Gib es zu, du gehst vor dir selber laufen. Ich weiß, wo bei dir der Hase im Pfeffer sitzt und ich kann es sogar nachvollziehen. Ich habe Iltu und Jumpy beerdigt und sie danach nochmal verloren. Du meinst, du kannst nicht mehr weiterleben. Du willst nur noch wegrennen. Weil du selber immer noch jung wirkst und es körperlich auch bist. Du stehst aber in einem Leben, das nach Jahrtausenden zählt, nach einem winzigen Augenblick des Glückes vor den Gräbern deiner Frau, deiner Kinder, deiner Enkel. Was meinst du, warum ich mich nicht schon längst auf die Suche nach zweifellos noch existierenden Ilts gemacht habe? Tramp war eine marsähnliche Wüstenwelt. Da kann sich kein höheres Leben entwickelt haben. Also gibt es noch irgendwo Ilts. Und glaub mir, ich würde sie finden. Aber dann? Eine neue Liebe und ein Augenzwinkern später erneut an Gräbern stehen? Es ist so schon schwer genug. Ab und zu denke ich an Bord der RAS TSCHUBAI tagelang an niemand anderen als meinen alten Kampfgefährten. Der wusste aus seiner Herkunft heraus, wie es ist, anders zu sein. Und der hatte nur eine andere Hautfarbe."

"Gucky, du kannst..."

"Doch, Perry, ich kann. Ras ist das ab und zu nachgelaufen. Er war nicht so wie die meisten Anderen. Als Teleporter - Mutant von vielen Mitmenschen als ein halbes Monster angesehen, das zudem auch noch die falsche Hautfarbe hatte. Glaub mir, sowas hat zusammengeschweißt. Goratschin, genau das gleiche Ding. Einsamkeit ist von großem Übel. Natürlich haben wir uns bei den Menschen mit all ihren Schwächen, aber auch ihren Stärken wohlgefühlt. Du, Atlan oder Bully schon gar nicht, ihr braucht euch hier keinen Schuh anzuziehen. Aber damals hab ich nicht umsonst den Pausenclown herausgehangen."

Komme nie auf die Idee, den Kleinen zu unterschätzen, kommentierte meine innere Stimme Guckys Rede überflüssigerweise. Keine Sorge, antwortete ich, mir ist klar, wer da vor uns steht. Mir ist auch klar, dass er Recht hat.

"Ja, Gucky", sagte ich. "Da ist mehr als nur ein bisschen dran. In entscheidenden Augenblicken habe ich mich zurückgezogen. Perry ist zuzustimmen, wenn er sagt, dass ein Jeder seine Leichen im Keller hat. Bei mir dürften es sogar ein paar mehr sein."

An wie vielen Stellen der terranischen Geschichte habe ich falsch reagiert? Hätte ich eingreifen sollen, als Gaius Iulius Caesar während dieser ominösen Senatssitzung mit 23 Dolchstichen ermordet wurde? Es wäre für mich relativ einfach gewesen. Hätte ich der jungen Jeanne D'Arc das Leben retten sollen? Hätte ich der Grande Terreur im Paris von 1794 Einhalt gebieten müssen? Auf jeden Fall hätte ich den einen oder anderen Größenwahnsinnigen des 20. Jahrhunderts aus dem Verkehr ziehen sollen. Da gab es ja mehrere. Was habe ich unternommen? Nichts. Wieviel Blut war allein aus diesen Gründen an meinen Händen? Wie wäre die Geschichte dann verlaufen?

Ich weiß es nicht und ich werde es nie wissen. Will ich es wissen? Nein. Meine Verantwortung liegt hier und heute im Erhalt von Leben, in der Vermeidung von Kämpfen, wo sie nicht sein müssen. Aber auch im richtigen Durchgreifen, wenn es dem Frieden dient. Nachdenklich nippte ich an meinem Rotwein. Und schon war ich wieder bei der Eingangsfrage. Wo hätten wir bei den Angriffen der Dolans anders reagieren sollen?

Eines muss man Gucky lassen. Auch ohne Gedankenlesen ist er ein hervorragender Menschenkenner. Er sah mir an der Nasenspitze an, was sich in meinem Kopf abspielte. "So weit sind wir ja noch nicht. Vorher sollte es noch ein einschneidendes Ereignis geben." Er grinste in Richtung Perry. "Vielleicht wärest du Opernsänger geworden, wenn es nicht zum Großadministrator gereicht hätte."

Gucky setzte sich in Positur und sah gnädig in die Runde.

"Wir waren mit der nagelneuen CREST V unterwegs", begann er.
Spoiler:

Gucky erinnert sich:

Die Mannschaft war so gut wie komplett von der CREST IV übernommen worden und hatte den Auftrag, das neue Flaggschiff zu testen und irgendwo zu landen. Wie unser aller Kommandant, Oberst Merlin Akran ausgerechnet auf Pyros II kam, wusste er wohl selber nicht so genau. Tatsache ist, dass er mit dieser Entscheidung genau richtig lag. Pyros II war eine Hinterwäldler - Welt, auf der sich junge Paare wohl fühlen sollten. Das hatte tatsächlich auch funktioniert, bis, ja bis ziemlich genau zwei Tage vor unserer Ankunft. Ein fremdes Schiff war gelandet und im Meer verschwunden. Zum großen Glück war ich natürlich, der Retter des Universums höchstpersönlich, mit an Bord.

Und so entdeckte ich zusammen mit den Männern des CREST - eigenen Amphigleiters den Verbleib des ungebetenen Gastes. Tief im Meer hatte sich eine Planetenzerstörungsanlage installiert und aktiviert. Damit kann man einen Gucky natürlich nicht beeindrucken und so war dieses Teil nach zwei Mini - Atombomben Geschichte. Wer da so widerlich tätig war, haben wir nicht herauskriegen können, ich weiß nur noch, wie mich ein Besatzungsmitglied mit einem Chinchilla verglichen hatte. Mich! Den größten und schönsten aller Ilts. Ach, was sag ich. Aller Milchstraßenbewohner!

Auf jeden Fall waren wir noch nicht ganz fertig mit Feiern, als wir mittels Geheimbefehl zurück beordert wurden. Auf Höhe der Wega hatten sich 500 Dolans versammelt und es wurden stündlich mehr. Alle wussten, was das bedeutete: Der Angriff auf Terra stand unmittelbar bevor. Die Anzahl der Dolans erhöhte sich auf zweitausend Schiffe, dann ging es los. Sie verschwanden von der Wega und tauchten in der Nähe des Solsystems wieder auf. Eintausend Schiffe machten sich auf den Weg Richtung Erde.

Die Lage war hoffnungslos, denn die FpF Geräte zeigten nicht die gewünschte Wirkung. Einzig der Beschuss aus mindestens fünf Transformkanonen gleichzeitig brachte Erfolg. Für den Abschuss von circa hundert Dolans mussten die Besatzungen von mehr als eintausend terranischen Schiffen ihr Leben lassen. Wir wären mit den zweitausend feindlichen Schiffen fertig geworden, dafür wäre aber fast die gesamte Flotte aufgerieben worden. Ich werde nie vergessen, wie du an Bord von OLD MAN zu mir sagtest, dass du am Ende wärst. Ich wollte alle Anwesenden davon überzeugen, dass es das Beste wäre, sich auf der CREST in Sicherheit zu bringen. Aber weder du, noch Bully, Tiff oder Mercant ließen sich darauf ein. Ich werde die Erde und die Menschen niemals im Stich lassen, war noch so ein Satz, den ich nicht vergessen habe.

Die Dolans vernichteten unterdessen alles, was sich ihnen in den Weg stellte. Noch ein paar weinige Lichtminuten von der Erde entfernt und es war aus. Schluss. Ende. Achthundertfünfzig Dolans setzten zum entscheidenden Angriff auf die Erde an. Und grade in diesem Moment wird manch einem von uns eines dieser typisch terranischen Sprichwörter durch den Kopf gegangen sein: Und wenn du meinst, es geht nicht mehr, kommt von irgendwo ein Lichtlein her. Das Lichtlein hieß OLD MAN. Eine Sonderbedarfsschaltung Verteidigung "Schwarzer Mond" sprach an. Wir wurden aufgefordert, das Trägerschiff und alle Kampfeinheiten zu verlassen. Die Schaltung übernehme, sagte sie.

Wir mussten uns trennen. Sicherheitsgründe zwangen dazu. Bully, Tiff und Mercant blieben auf OLD MAN, Perry und ich sprangen auf die CREST V und veranlassten umgehend deren Start. Die Dolans kamen immer näher. Wir wussten, dass etwas passieren würde, hatten aber keinen Schimmer, was. Auf einmal begann OLD MAN, sich mit positronischer Genauigkeit zu zerteilen. Die Einzelteile griffen die Dolans an und wir schöpften kurz vor dem Ende wieder Hoffnung. Ein ungeheures, dunkelrotes Glühen schoss den Dolans entgegen. Was das war, wussten wir nicht. Aber plötzlich verwehten die Paratronschirme im Hyperraum. Die Dolans waren ihres wirksamsten Schutzes beraubt. Der Rest war dann einfach. Die wenigen Dolans, die unseren Angriff überstanden hatten, flüchteten Hals über Kopf.

OLD MAN setzte sich wieder zusammen und wir begannen, nach dem Ursprung dieser Sonderschaltung zu suchen. Wir fanden sie auch, eine rot leuchtende Pyramide. Als wir ankamen, lief leise Musik im Hintergrund und Frauenstimmen summten die Melodie. Text fand nicht statt. Unser völlig unmusikalischer Freund Bully wollte grade wissen, was denn "dieser Quatsch solle", als in der Pyramide eine Stimme sagte, das Perry Rhodan, der Großadministrator des Solaren Imperiums grade identifiziert worden sei. Aber, so die Stimme, man könne Individualimpulse ja nachahmen und daher müsse ein zweiter Test her. 36 Stunden, so quakte der Lautsprecher, habe man Zeit, das Lied zu identifizieren. Sollte das nicht klappen, würde sich das Trägerschiff vernichten.

Also ging es an die Fachleute. Perry wusste immerhin, dass es etwas aus den 20. Jahrhundert war. Du kanntest das Stück aber nicht. Unsere große Hoffnung Atlan mit seinem fotografischen Gedächtnis brachte uns auf den Namen Clark Sisters. Aber den Text...

Da sieht man mal. Wenn man so ein Supergedächtnis mal braucht, kannst du es in die Tonne kloppen. Er könnte uns haarklein erklären, wie denn sein erstes Steinzeit-Mädel ausgesehen hatte. Aber wirklich wichtige Dinge? Vergessen. Oder nicht mitgekriegt. Wozu haben wir dich eigentlich? Nur, um uns jahrtausendelang mit deinen Weisheiten zu versorgen? Universen werden anders gerettet. Da kann ich dir bei Gelegenheit mal was zu erklären, wenn du willst. Übrigens auch, wenn du nicht willst. Wir haben ja Zeit genug in unserem Bötchen.

Also ging es auf die Suche. Mercant aktivierte seinen kompletten Apparat, 36 Stunden waren schnell vorbei. Und Mercant hatte Glück. Zehn Stunden vor dem Ablauf meldete er sich und hatte tatsächlich einen Text. Der würde zwar zur Melodie passen, sei aber, wie formulierte er das?, reichlich sinnlos.

Entschuldigt, wenn ich jetzt lachen muss, aber es gibt Dinge, die vergesse noch nicht mal ich. Und der Absender, ein seltsamer Professor, der in der Nähe des terranischen Mittelmeers lebte, verbürgte sich für die Echtheit. Wartet mal, ich krieg es noch zusammen: Bawa-bawa-bawa-Wau-Wau, der Hund ist tot. Oder so. Auf jeden Fall bin ich umgefallen und konnte mich nur schwer von meinem Lachanfall erholen. Aber unser Perry war tapfer. Sehr tapfer. Nur von Bully und mir begleitet, sang er OLD MAN die Ballade von dem armen toten Hund vor. Genützt hat es nichts. War ja auch nicht zu erwarten. Noch acht Stunden bis zum Ende.

Mercant tat sein Bestes. Er sorgte dafür, dass die Anfrage nicht nur innerhalb des Solsystems verbreitet wurde, nein er ging in die komplette Milchstraße hinein. Und kam so nach Aralon. Das war der letzte Ort, von dem ich Rettung erwartet hätte. Ein Ara - Mediziner namens Faro Den sammelte terranische Altmelodien. Und der kannte das Original. I'm Forever Blowing Bubbles, Blowing Bu-Bubbles In The Air. Das hörte sich schon besser an.

Bully, du und ich sprangen zurück zu der roten Pyramide und uns größter aller Großadministratoren strebte seine zweite Karriere an. Uns ging es auf der Stelle wesentlich besser, als der Gesang der Clark Sisters einsetzte. Aber es wäre ja zu einfach gewesen, wenn das schon gereicht hätte. Akustik und Optik hätten übereinzustimmen, meinte der Blechkasten aus der Vergangenheit. Also organisierte ich in der Bordküche der CREST Seifenschaum und einen Strohhalm. Als auf einmal zwei Seifenblasen zusammenklebten, hatten wir gewonnen.

Der Blechheini stellte fest, dass der Test zu seiner Zufriedenheit verlaufen war und dann flimmerte auf einmal Rog Fanther auf dem Bildschirm und erklärte, warum er sich das so und nicht anders ausgedacht hatte. Fanther war ja ein pfiffiges Kerlchen gewesen, aber so ganz da war der auch nicht, als er diese Chose konstruiert hatte. Was wäre denn passiert, wenn wir noch an Bord der CREST IV in M 87 gewesen wären? Hätte OLD MAN dann ruhig daneben gestanden, wenn die Dolans angegriffen hätten. Bully ist ja ganz nett, aber seine Individualschwingungen sind nun nicht die von dir, Perry. Aber das Thema hatten wir schon, glaube ich.

Welcher Art die auf OLD MAN eingebaute Waffe gegen die Paratronschirme der Dolans war, wusste Fanther auch nicht. Er hatte diese Waffe wegen der Haluter vorsichtshalber von überlebenden Lemurern einbauen lassen, sollte bei den Vierarmigen nochmal was schief gehen. Da unsere lieben Zweitkonditionierten und die Haluter baugleich waren, sprang die Sonderschaltung an.

Untersucht werden könne die Waffe nicht, so Fanther weiter. Sollten wir das versuchen, würde OLD MAN vernichtet. Ansonsten hätten wir den Planeten zu suchen, auf dem er und seine Kumpane vor fünfzigtausend Jahren verweilt hätten. Dort würden alle Rätsel gelöst und eine ultimative Waffe gegen unsere Gegner bereitstehen.

Na also! Und wer hat das alles geschafft? Ich natürlich. Nur, weil ich Seifenblasen gemacht habe. Sogar eine doppelte. Die hat uns gerettet. Da siehste mal, Arkonide, wer wirklich was nützt. Man darf nicht nur so tun, als wäre in einem Kopf was drin. Der muss auch funktionieren!
"Naja, unser treuer Retter von Aralon erhielt von mir eine Exklusiv - Aufnahme der Sangeskünste eines gewissen Großadministrators. Zusammen mit einer persönlichen Widmung von mir. Das hatte er sich verdient!"

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Der Roman ist ein Klassiker, da kann man sagen, was man will. Wenn man ihn einmal gelesen hat, vergisst man ihn nicht mehr. Gucky sagt irgendwann vor Rhodans Sanges - Präsentation zu Bully: "Du nix Kultura, Dicker." Man hätte mir, egal, in welcher Lebenssituation, diese vier Wörter an den Kopf knallen können, ich hätte sofort gewusst, wo sie her waren. Aus dem Roman "Stimmen aus der Vergangenheit" von Clark Darlton. Die Bandnummer wusste ich nicht, dafür aber den Rest.

Bawa-bawa, der Hund ist tot. Sicherlich grenzwertig, aber eines Walter Ernstings würdig. Das Rhodan sich darauf einlässt, macht aus meiner Sicht klar, wie verzweifelt die Lage zu diesem Zeitpunkt war. Den für derlei seltsamen Kram hatte Rhodan in Jahr 2436 eigentlich keine Zeit. Natürlich ist das völlig überkandidelt, aber Walter hatte es geschafft, den Leser mit diesem Handlungsteil aus der Welt der Hoffnungslosigkeit herauszuholen.

Ich kann mir vorstellen, dass es Leser gibt, die Band 376 aufs Garagendach werfen. Ja. Mich hat er nach all dieser Zeit wieder begeistert. CD hat hier für mich eindeutig einen der besten Romane des ganzen Zyklus geschrieben. Heute käme so ein Teil wohl nicht so gut an....

Und wer das Teil von den Clark Sisters tatsächlich nicht kennt, kann mal reinhören. Das hier müsste es sein.
Bleck vun dä Schäl Sick op unsere schöne Dom: Sankt Peter und Maria mit Hohenzollernbrücke
Scrooge
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Re: Zyklus: Die Zeitpolizei/M87 (PR 300-399)

Beitrag von Scrooge »

R.B. hat geschrieben: 15. Dezember 2020, 18:11 Band 376 - Stimmen aus der Vergangenheit - ist von Clark Darlton

...

Der Roman ist ein Klassiker, da kann man sagen, was man will. Wenn man ihn einmal gelesen hat, vergisst man ihn nicht mehr. Gucky sagt irgendwann vor Rhodans Sanges - Präsentation zu Bully: "Du nix Kultura, Dicker." Man hätte mir, egal, in welcher Lebenssituation, diese vier Wörter an den Kopf knallen können, ich hätte sofort gewusst, wo sie her waren. Aus dem Roman "Stimmen aus der Vergangenheit" von Clark Darlton. Die Bandnummer wusste ich nicht, dafür aber den Rest.

Bawa-bawa, der Hund ist tot. Sicherlich grenzwertig, aber eines Walter Ernstings würdig. Das Rhodan sich darauf einlässt, macht aus meiner Sicht klar, wie verzweifelt die Lage zu diesem Zeitpunkt war. Den für derlei seltsamen Kram hatte Rhodan in Jahr 2436 eigentlich keine Zeit. Natürlich ist das völlig überkandidelt, aber Walter hatte es geschafft, den Leser mit diesem Handlungsteil aus der Welt der Hoffnungslosigkeit herauszuholen.

Ich kann mir vorstellen, dass es Leser gibt, die Band 376 aufs Garagendach werfen. Ja. Mich hat er nach all dieser Zeit wieder begeistert. CD hat hier für mich eindeutig einen der besten Romane des ganzen Zyklus geschrieben. Heute käme so ein Teil wohl nicht so gut an....

Und wer das Teil von den Clark Sisters tatsächlich nicht kennt, kann mal reinhören. Das hier müsste es sein.
Ich muss so 12-14 Jahre alt gewesen sein, als ich diesen Roman zum ersten Mal gelesen habe. Ich fand ihn umwerfend und erinnere mich immer noch daran, wie mitreißend die Lektüre war. Das ist auch so einer der Romane, die ich unbedingt einmal wieder lesen möchte. Vielleicht würde mich dieser Roman nicht mehr so berühren wie früher, doch Clark Darlton hat einen Platz in meinem Leserherzen inne. Das wird auch so bleiben.
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Re: Zyklus: Die Zeitpolizei/M87 (PR 300-399)

Beitrag von Scrooge »

Kleine Ergänzung: Steht da nicht im Hauptpersonenkasten: "Gucky - Der Mausbiber steigt ins Plattengeschäft ein"? Ich fand das so skurril, dass ich das all die Jahre nicht vergessen habe. :D

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Re: Zyklus: Die Zeitpolizei/M87 (PR 300-399)

Beitrag von R.B. »

Scrooge hat geschrieben: 15. Dezember 2020, 20:28 Kleine Ergänzung: Steht da nicht im Hauptpersonenkasten: "Gucky - Der Mausbiber steigt ins Plattengeschäft ein"? Ich fand das so skurril, dass ich das all die Jahre nicht vergessen habe. :D

(Meine Sammlung liegt auf dem Dachboden. Ich muss da hin und nachschauen... )
Brauchst du nicht, du hast völlig Recht. Grade, als unser aller Perry sagt, dass die Clark Sisters sich bei seinem Gesang wohl im Grabe herumdrehen würden, eröffnet ihm Gucky, dass bereits vier Millionen Aufnahmen von ihm verkauft wurden. Perry Rhodan stellt daraufhin seufzend fest, dass es bei Musikveröffentlichungen gar nicht so sehr auf die Qualität einer Darbietung ankommt, sondern vielmehr darauf, wer seinen Namen dafür hergibt.
:D
Das ist auch eine dieser Wahrheiten unseres guten Walters, die mit absoluter Sicherheit im Jahr 2436 noch Bestand haben werden. Auch ohne Perry Rhodan.

Dieser Roman hat mich hingerissen. Ich merke das bei mir immer daran, dass ich der Meinung bin, ich hätte grade erst angefangen zu lesen und bin schon auf Seite 43. Das passiert bei Romanen von CD inzwischen eher selten.
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Re: Zyklus: Die Zeitpolizei/M87 (PR 300-399)

Beitrag von AARN MUNRO »

Dewr Roman lebt von seiner spannenden Erzählweise und seinem Humor. das hatte CD immer drauf - etwas Abstand zu den Dingen gewinnen und nicht alles so ernst zu nehmen!
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Re: Zyklus: Die Zeitpolizei/M87 (PR 300-399)

Beitrag von Haywood Floyd »

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Richard
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Re: Zyklus: Die Zeitpolizei/M87 (PR 300-399)

Beitrag von Richard »

AARN MUNRO hat geschrieben: 16. Dezember 2020, 12:45 Dewr Roman lebt von seiner spannenden Erzählweise und seinem Humor. das hatte CD immer drauf - etwas Abstand zu den Dingen gewinnen und nicht alles so ernst zu nehmen!
Ja natürlich und das sollten auch Leute machen, die die PR Serie lesen - v.a. den Part mit Abstand zu den Dingen & nicht alles so ernst nehmen. ;).
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Beitrag von AARN MUNRO »

Richard hat geschrieben: 19. Dezember 2020, 14:03
AARN MUNRO hat geschrieben: 16. Dezember 2020, 12:45 Dewr Roman lebt von seiner spannenden Erzählweise und seinem Humor. das hatte CD immer drauf - etwas Abstand zu den Dingen gewinnen und nicht alles so ernst zu nehmen!
Ja natürlich und das sollten auch Leute machen, die die PR Serie lesen - v.a. den Part mit Abstand zu den Dingen & nicht alles so ernst nehmen. ;).
Dann kannst Du ja schon mnal dran arbeiten! :st: :D
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Re: Zyklus: Die Zeitpolizei/M87 (PR 300-399)

Beitrag von R.B. »

Die folgenden Bände - 377 Die Wüste der strahlenden Steine und - 378 Planet der Ungeheuer sind von William Voltz
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Wir lebten damals nach dem Prinzip Hoffnung. OLD MAN hatte uns allen Grund gegeben, dieses Prinzip nicht aufzugeben. Denn ohne den Riesenrobot wäre jetzt alles vorbei. Alles. Wir können den Erbauern nachträglich nur extrem dankbar sein. Auch dafür, dass sie technische Spielereien der Lemurer mit eingebaut hatten, um eventuelle Ausrutscher der Haluter ausbügeln zu können. Da kannst du mal sehen, alter Narr, was wirkliche Voraussicht bedeutet. Die Erde hätte mit ihrer Entwicklung wesentlich früher im Weltraum ankommen können, wenn du ehedem besser nachgedacht hättest.
Wie immer, war mein Extrasinn die Freundlichkeit in Person. Wofür taugst du eigentlich?, fragte ich zurück. Im Nachhinein kann jeder zum Besserwisser mutieren. Du hättest mir beizeiten einen Hinweis geben sollen, dann wäre vielleicht so einiges nicht passiert. Zwecklos. Es lief regelmäßig auf immer wieder ähnliche Bilder hinaus. Und dass ich ein alter Narr bin, habe ich wirklich oft genug gehört.

Zurück zu OLD MAN. Wenn ich diese ganze Dolan - Geschichte Revue passieren lasse, läuft mir immer wieder die Galle über. Das Problem hieß Rog Fanther. Es war sicherlich eine Riesenleistung, über eine halbe Ewigkeit hinweg so ein Teil wie OLD MAN zu errichten. Aber wenn es eng wurde, war wie so häufig damals, alles nur auf Perry zugeschnitten. Was wäre denn passiert, wenn er in M 87 umgekommen wäre? Oder die CREST IV gar nicht erst nach M 87 gekommen wäre, sondern die Wechselwirkung mit der Paratronblase zu ihrer Vernichtung geführt hätte? Oder wenn wir den Weg zurück nicht gefunden hätten? Dann wäre die Sonderschaltung Verteidigung vielleicht angesprungen und hätte die Dolans zum Teufel gejagt, aber das wärs dann auch gewesen.

Perry Rhodan wäre in einem solchen Fall nicht greifbar gewesen. Oder hätte es eine Sonderschaltung zur Sonderschaltung gegeben und Reginald Bull hätte mit seinen eigentlich kaum vorhandenen Sangeskünsten auftreten dürfen? Natürlich sehe ich ein, dass nicht jeder Hergelaufene sich anmaßen darf, ein Teil wie OLD MAN zu kommandieren und einzusetzen. Ab mit dieser Fixierung auf eine einzige Person konnte man den ganzen Laden relativ schnell komplett vor die Wand fahren. Zuerst hätte es die Erde und das Solare System erwischt. Dann den Rest des Imperiums. Und da der ganze humanoide Verein in der Milchstraße ja komplett miteinander verwandt war, ginge es in Folge sicherlich auch Arkoniden, Akonen undsoweiter an den Kragen. Kollateralschäden rechts und links des Gemetzels hätte niemand beachtet. Und das nur, weil damals geradezu krankhaft alles auf eine Person abzielte.

"Du hast immer die gleichen Gedanken, Arkonide", hörte ich von Perry.
"Ja, faszinierend, nicht wahr? Man braucht noch nicht mal in seinem Kopf herum zu stöbern", ergänzte Gucky. "Als ob er heute noch was an damals ändern könnte. Natürlich war die totale Fixierung auf Perry Rhodan blödes Zeug und aus heutiger Sicht viel zu gefährlich. Aber er war in diesen Zeiten der große Held, ohne den nichts, aber auch gar nichts lief. Heute ist das anders. Perry Rhodan? Ja, den gibt's wohl auch noch. Aber ob der da ist oder nicht, interessiert nicht wirklich irgendwen. Außerdem zieht der sowieso nur chaotische Zustände an. Da sollte er sich mal Gedanken drüber machen. So denken die Leute heutzutage. Damals in dieser schneller - weiter - höher - Phase brauchte man eine Leitfigur, an der man sich aufrichten konnte. Oder der man hinterherlaufen konnte. Naja, und das war eben unser aller Perry Rhodan. Ich war das Solare Kuscheltier und du, Atlan? Eine Art nicht greifbarer grauer Eminenz aus fernster Vergangenheit, vor der man seine Töchter wegsperren musste. Da staunst du, was? Das hat auf jeden Fall mehr als nur einer gedacht...."

Nein, alter Narr, da brauchst du nicht stolz drauf zu sein!, tönte die Stimme in meinem Kopf. "Ja, aber wie war's denn?" fragte ich meine Gefährten und Freunde. "Du, Perry, und nur du höchstpersönlich warst in der Lage, weiter nach dem Herstellungsort von OLD MAN zu forschen. Wir anderen waren nur Staffage. Du meine Güte, sieh mich nicht so an, das ist doch kein Vorwurf an dich. Der geht klar an Rog Fanther."

"Ja", sagte Gucky. "Der war der Mann mit dem Sockenschuss. Baut ein Hammerteil wie OLD MAN, installiert alle mögliche Technik der alten Lemurer und kommt zum Schluss an einen Punkt, an dem er nicht mehr von der Tapete bis zu Wand denkt. Wie war das denn auf dem Planeten der Urths?"

"Ja", meinte Perry nachdenklich. "Da ist es mir zum ersten Mal wirklich auf den Zeiger gegangen, dass alles, aber auch wirklich alles an mir alleine hing. Meine Versuche, euch mit einzubinden, waren von Vornherein zum scheitern verurteilt."

Spoiler:


Perry Rhodan erzählt:

Wenn ich mich daran zurück erinnere, hatten wir zuerst diesen verrückten Professor, wie hieß der noch? Irgendwas russisches. Da ist er, ich hab's wieder. Professor Dr. Sergej Chuzijew, ein Kerlchen von besonderer Güte. Aber wir brauchten ihn. Chuzijew war damals der beste Kenner Alt - Lemurias, den Terra zu bieten hatte. Er kroch zeit etlichen Jahren oder Jahrzehnten mit seinem Uboot auf dem Boden des Pazifiks herum, um lemurische Reste zu finden und zu untersuchen. Da er dort unten nur alleine unterwegs war, entpuppte er sich - ganz vorsichtig ausgedrückt - als ein extremer Eigenbrötler.

Er schimpfte nicht nur wie ein Rohrspatz, als er aus seinem Boot geholt wurde, nein er war äußerst ungepflegt und stank gottserbärmlich. Aber Mercant konnte ihn mit sanfter Gewalt dazu überreden, sich an Bord der CREST V zu begeben. Dort schrie er herum, blubberte etwas von Entführung, zudem sei er ein Genie und sehe überhaupt nicht ein, solche neuen Lumpen zu tragen. Mit den Lumpen meinte er die normale Borduniform der CREST. Das ging soweit, dass zwei Sanis ihn mit Gewalt wegschleppen mussten, um ihm unter die Dusche zu stellen. Gut eingeseift türmte er aus der Duschkabine und hatte danach ausgesprochenes Pech: Er lief zwei Technikern über den Weg, die ihn für wahnsinnig hielten und ihn paralysierten. Wehrlos, wie er nun war, konnten die beiden Sanitätsoffiziere ihre Reinigungsprozedur beenden.

Gespräche standen an, wir brauchten des Professors Meinung. Auf OLD MAN hatten wir die Zielkoordinaten eines Planeten erhalten, auf dem wir nähere Informationen zum Bau von OLD MAN und seiner Bewaffnung erhalten sollten. Und um jetzt auf deine Gedanken zu sprechen zu kommen, Atlan: Ich weiß noch genau, wie es mich damals sehr belastete, dass jene 31 Männer, die den Bau von OLD MAN veranlasst hatten, sich ausschließlich auf mich konzentriert hatten. Alles lief darauf hinaus, das sie unter allen Umständen vermeiden wollten, dass jemals ein anderer als ich die Kontrolle über das Waffenarsenal von OLD MAN erlangen konnte.

Die Auswertungen besagten zudem, dass sie dafür gesorgt hatten, dass der Zielplanet sofort explodieren würde, sobald ein Raumschiff auf der Oberfläche landete. Nur ich durfte dort hinunter, aber ich konnte einen Begleitroboter mitnehmen. Das wäre ja grundsätzlich kein besonderes Problem gewesen, wenn Satyat, so hieß diese Welt, nicht eine Gravitation in Höhe von 7,2 g aufgewiesen hätte.

7,2 g! Heute wäre das mit unseren SERUNS kein Thema, aber damals? Ich hatte einen schweren Panzer-Anzug an, der mich vor allem Möglichem zu schützen hatte. Eine hohe Schwerkraft führt zu einer dichteren, für uns nicht atembaren Atmosphäre. Ein herunter fallender Zweig, den man auf der Erde nicht bemerken würde, konnte einen dort erschlagen. Zum Glück gab es den Paladin. Der hatte mit hoher Gravitation nicht viel zu tun und konnte zudem mit seiner Technik eine große Hilfe sein.

Auf Satyat war alles anders, trostlos irgendwie. Ein paar Pflanzen wucherten am Boden, "Bäume" waren 30 Zentimeter hoch. Ich hatte keinen besonderen Plan, als Harl Dephin plötzlich meldete, dass sich uns einige Eingeborene näherten. Es waren 14, kleine gepanzerte Wesen kamen auf uns zu. Ihren Namen Urths erhielten sie, weil urth der erste Laut war, den Harl Dephin an Bord seines Paladin identifizieren konnte. Einer war ein bisschen neugieriger als der Rest und nach einigem Hin und Her schafften wir es tatsächlich, ihn an Bord unserer Spacejet zu locken, um mit ihm zur CREST zu fliegen. Dort klappte nach etlichen Fehlversuchen immerhin die Kommunikation mittels Symboltransformer. So stellten wir fest, dass die Urths sehr gerne Salz mögen, das sie als Gegenleistung für einige Informationen erhielten. Wir hatten jetzt eine ganz grobe Vorstellung, wo sich die Station der Lemurer befinden sollte.

Der Weg dahin war mehr als mühsam. Die zwei zusätzlichen Begleiter unseres mutigen Urths schafften es nicht und verstarben unterwegs. Auch mir ging es an den Kragen: Die Leistung meines Antigravtornisters ließ deutlich nach. Das musste mit diesem grünen Zeug zusammengehangen haben. Kristallähnliche Gebilde mit intensiver Leuchtkraft, deren Eigenstrahlung den Kontrafeld-Strahler in OLD MAN ähnelten. Hilfe von außen war nicht möglich: Du, Atlan, hattest vier Sonden mit einem neuen Energieprojektor abgeschickt. Kaum, dass der in unserer Nähe war, kam es zu einem heftigen Erdbeben. Die Sonden mussten zurück und ich machte endgültig schlapp.

Wie den auch sei: Kurz vor dem Ziel wäre ich ohne den Paladin keine Schritt mehr weitergekommen. Wenn 7,2 g durchschlagen, nützt auch ein Zellaktivator nichts mehr. Gar nichts mehr. Der Paladin trug mich in die Station, die wir nach Beschreibungen von zwei uralten Urths gefunden hatten. Es dauerte etwas, bis ich wieder munter wurde und dann durfte ich vor dem Stationsrechner wieder von den Bubbles der Clark Sisters singen. Der Rechner identifizierte mich, erlaubte ab sofort Landungen von Raumschiffen und übergab mir eine Tonspule, die uns weiter führen sollte.

Meinem tapferen Urth, Riyollon mit Namen, der mich bis zum Ende begleitet hatte, sagte ich mit etlichen Säcken Salz Dank, nicht ohne zu veranlassen, dass in Kürze ein terranisches Schiff mit einer Sonderladung Salz auftauchen sollte. Ich weiß, dass Riyollon am Liebsten an Bord der CREST V mit uns geflogen wäre. Aber alleine und immer nur in einen Spezialraum eingesperrt? Ich überzeugte ihn, dass er zu Hause besser aufgehoben war. Er sah trotzdem sehr enttäuscht aus, als er sich zurück zu seinen Leuten begab. Und ich kann mir genau vorstellen, wie es in ihm ausgesehen hat, dieser Blick, diese unstillbare Neugierde war die gleiche wie bei mir. Wir waren Brüder im Geiste geworden, Riyollon und ich. Er gehört zu den immer größer gewordenen und mehr werdenden Hängepartien, die ich nochmals hätte besuchen sollen. Ich weiß das. Aber es gab und gibt immer so viel zu tun, da gerät das Wichtige immer wieder zur Nebensache.
"Da hatte ich ja Glück, dass du mich damals mitgenommen hast", erklärte Gucky. "Andererseits war mir ehedem schon klar, dass ihr es ohne mich nicht allzu weit bringen würdet und daher eines besonderen Schutzes bedurftet. Der war natürlich ich."

Das war wieder typisch Gucky. Er schafft es, in einem einzigen Nebensatz von Kosmopsychologen zum Haderlump zu werden und einem das auch noch positiv zu verkaufen. Andererseits hat er natürlich Recht. Wie wäre denn die terranische respektive galaktische Geschichte ohne ihn verlaufen? Wir wären wohl nicht da, wo wir jetzt sind. Wenn es ihn nicht gäbe, müsste man ihn glatt erfinden.

"Nicht war, Arkonide, wenn es mich nicht gäbe, müsste man mich glatt erfinden!" ertönte es aus der Richtung des Ilts. Bin ich so ..... durchsichtig und einfach deutbar? Der Kerl erkennt einen inzwischen ja auch ohne Gedankenlesen bis auf den Grund.

"Wir sind übrigens wieder unterwegs gewesen und eilen erneut weiter mit unserem Schiffchen durch die Gegend. Das wird zuerst Satyat gewesen sein und jetzt geht's in östliche Randgebiet des galaktischen Zentrums. Ich erinnere mich an drei Planeten, die innere Welt glutflüssig, die äußere ein Jupitertyp und mittendrin eine Dschungelwelt. Schön warm, aber atembare Luft. Natürlich waren wir überzeugt, dass es zu Nummer zwei gehen sollte. Ah, da sind wir ja schon.

Mal so ganz nebenbei: Ich könnte was zu essen brauchen. Die ganze Rederei macht richtig hungrig. Robot, bring mir eine vegane Gemüsepatte von den äußeren Welten von Andro - Beta. Und ein neues Glas von diesem blauen Zeug hier. Nein, Perry, du brauchst mich nicht so anzusehen, das wird erstmal das letzte werden. Danach kommt eine längere Pause. Aber der blöde Rechner ist ja der Meinung, er dürfe mir das Rezept nicht geben und dann gönne ich mir einfach noch einen. Außerdem hast du es grade nötig. Sieh dir deinen Bourbon mal an, die Flasche war auch schon mal voller."

Gucky stand auf, marschierte mit Oberlehrerblick in Richtung Perry und wurde die üblichen zwei Zentimeter größer. Er erhob seine rechte Hand und streckte den Zeigefinger in Richtung Perry aus.

"Ich bekenne mich schuldig", meinte mein alter terranischer Freund an Gucky gewandt, "und ich glaube, ich finde es nicht gut, dir beim Essen zuzusehen. Robot, einmal wie üblich, aber kein Bier dazu, nur Wasser."

Bei mir war es diesmal ein einfacher Coque au Vin à la Quercynoise, zubereitet mit Rotwein aus dem Languedoc und als Nachspeise eine Crème brulée. Ich ich ließ von meinem Rotwein erstmal ab und orderte ebenfalls Wasser.

"Perry, weißt du eigentlich, wie sehr wir damals zu dir gestanden haben?", fragte Gucky mit vollem Mund. Perry sah ihn nur ruhig an, Gucky schluckte sein Essen runter und wiederholte seine Frage. Perry sah ihn immer noch an und sagte nach wie vor nichts.

"Atlan, ich und noch etliche andere hätten dich zu dieser Zeit mehrfach an die Wand werfen können - mit deiner überheblichen Art, die du damals ab und zu drauf hattest. Du warst der Beste, der Schönste, alle anderen taugten nichts und wehe, es hatte jemand eine andere Meinung als du. Atlan, Ras, Goratschin, Tako und ich hatten uns zwischenzeitlich besprochen, ob und wie wir dich mal an die Seite ziehen sollten. Letztlich kamen wir zu dem Ergebnis, dass dein Verhalten einzig von der Sorge um Terra geprägt war. Bully nahm über eine Geheimleitung an unserer Konferenz teil und hatte uns gehörig den Kopf gewaschen. Bessere Zeiten würden auch wieder zu einem besseren Perry Rhodan führen würden, sagte er. Also haben wir dich in Ruhe gelassen. Aber es stand damals Spitz auf Knopf."

Ja, du warst kurz vor dem absoluten Ausklinken damals. Deine vorgetäuschte Ruhe war wirklich bewundernswert, kommentierte meine innere Stimme und hatte nicht ganz unrecht. Gucky schlug weiter in die gleiche Kerbe:

"Was ich ja bis heute nicht begriffen habe", sagte er schmatzend, "ist die Tatsache, dass du vor der Geschichte mit den Urths die 10.000 Maahk - Raumer einfach so wieder nach Hause geschickt hattest. Wir hätten ja jetzt die Geheimwaffe von OLD MAN, sagest du damals. Nein. Hatten wir nicht. Dieses Verhalten war eines Staatschefs unwürdig und einer der Gründe für unser Gespräch. Die Geheimwaffe musste erst noch gefunden werden. Und das ging eben nur über den Herstellungsort von OLD MAN. Und den hatten wir mittlerweile gefunden. Jedenfalls fast."

Spoiler:
Gucky erinnert sich:

Einer der Wenigen, die sich von dir, Perry, nichts erzählen ließen, war dieser seltsame Professor. Er ließ sich kein X für ein U vormachen und brüllte im Zweifelsfall mit hochrotem Kopf seine Meinung hinaus. Mike war mitsamt seiner FRANCIS DRAKE in der KMW verschwunden und das machte dich natürlich mehr als nur rappelig. Er hatte dort nach acht verschollenen Explorer - Schiffen suchen wollen und jetzt war er verschwunden. Da aber außer Atlan, mir und einigen wenigen anderen niemand von der der Rolle Michael Reginald Rhodans als Roi Danton wusste, konnte Chuzijew deine Nervösität natürlich nicht verstehen. Wir hätten wichtigeres zu tun, als uns Sorgen über die Handlungsweise eines leicht überspannten jungen Mannes zu machen, meinte er und schloss das Thema damit ab.

Wir kamen also im Scorch - System an und stellten seltsame Bauten auf der zweiten Welt - diesem Dschungelplaneten - fest. Einhundert Kilometer hohe und an der Basis fünf Kilometer breite sektkelchähnliche Türme ragten von der Oberfläche hoch. Augenscheinlich waren es Wohntürme, die mit einem seltsamen Gestänge miteinander verbunden waren. Dann sahen wir im Orbit um den Planeten Baugerüst -artiges Zeug herumfliegen. Damit war für uns eigentlich klar, dass Trobos, so hieß diese Welt, der Bauplanet von OLD MAN war. Einzig Chuzijew war anderer Meinung, erklärte uns für Idioten uns stürmte aus der Zentrale hinaus.

Grade in dem Moment, als ihr über die Messergebnisse der ausgesetzten Sonden spekuliertet, musste ich euer Gespräch unterbrechen. Ich hatte Gedankenimpulse empfangen, die ich irgendwo schon mal registriert hatte, ich wusste aber nicht mehr, wo. Man glaubt es kaum, aber John Marshall war besser als ich und sagte, er habe diese Art Impulse auf OLD MAN vernommen. Es waren die Walkers, die in den Ödsektionen von OLD MAN lebten. Jetzt wussten wir immerhin, wo die Kerle herkamen.

Nun hatten wir dieses System ja durch die Tonspule genannt bekommen, die wir auf Satyat erhalten hatten. Und dort war zu unserer großen Freude vermerkt, dass wir zu den örtlichen Intelligenzen friedlichen Kontakt herzustellen hatten. Friedlich. Also hätten wir uns eigentlich direkt denken können, dass das nicht ganz so einfach werden wird.

Naja, wir begaben uns zu Dritt auf eine Space-Jet, und du größter aller großen Meister hattest dich herabgelassen, mich mitzunehmen. Der dritte im Bund war natürlich nicht Atlan, der zu gerne dabei gewesen wäre und den du mit einer Handbewegung abgekanzelt hattest. Nein, es war unser Prof,
der ja Einsätze auf fremden Dschungelwelten gewohnt war, Unterwasserforscher, der er war.

Die Space-Jet hielt im Übrigen nicht lange. Wir waren noch nicht ganz unterwegs, da griffen saurierähnliche Teile an und versprühten eine wohl säureartige Flüssigkeit, die sogar Terkonit angriff. Von da an ging's bergab: Wir überlebten zwar den Absturz, hatten dafür in Folge aber große Freude mit einer typischen Dschungelwelt. Alles und jeder gedachte uns zu verspeisen, egal, ob vier Beine, sechs Beine oder welche Art von Gestrüpp auch immer. Kurz bevor uns ein paar Katzenartige endgültig den Garaus machen konnten, wurden wir doch tatsächlich von einer Art Jagdkommando der Walkers gerettet. Was uns aber nicht viel nützte.

Ich hatte dich noch vorgewarnt, als ich anstatt helfender äußerst bösartige Gedankengänge ersperte. Unser lieber Großadministrator geruhte, mich ziemlich deutlich fertig zu machen. Das könne nicht sein, ich wäre wohl erschöpft und wisse nicht mehr so ganz, was ich da mitbekäme. Merk dir Eines für immer und alle Zeiten: Ich kriege immer mit, was sich um mich herum abspielt. Dass ich kein Haustier bin, mit dem man nach Lust und Laune umgehen kann, habt ihr ja über die Jahre hinweg endlich gemerkt. Aber damals? Am Liebsten wäre dir wohl gewesen, wenn ich eine Art Hund dargestellt hätte, der immer brav zu seinem Herrchen aufsieht und nur das tut, was er ausdrücklich soll. Nicht mit mir, mein Lieber! Nicht mit mir!

Wie dem auch war, ich hatte natürlich Recht. Töten wollte man uns, wir wären ja nur im Weg und zudem total überflüssige Fresser. Immer wieder bemühtest du dich schon fast gebetsmühlenartig um freundliche Kontaktaufnahme zu den Walkers. Es passierte aber nicht. Jeder, der uns sah, fragte höchstens, wann wir denn bitteschön endlich umgebracht werden sollten. Als auch der große Boss der Walkers nicht besser war, sahst du endlich, endlich ein, dass es so nicht weitgeheben konnte. Unser Prof meinte dazu, das würde aber auch Zeit, er hätte ja schon eine halbe Ewigkeit darauf hingewiesen, dass es so keinen Zweck habe. Aber unser Perry wusste ja mal wieder alles besser.

Ich sprang zurück zur CREST und zusammen mit Tako brachte ich einige technische Spielereien mit, die den Ober-Walker nachhaltig beeindruckt hatten. Die CREST durfte endlich landen, fand sogar subplanetare Einrichtungen wahrscheinlich lemurischen Ursprungs, aber keinen Eingang dazu. Just in dem Moment, als wir uns gewaltsam Zugang verschaffen wollten, wurde die CREST von Traktorstrahlen angezogen. Die CREST V, das muss man sich mal vorstellen! Der gute Merlin Akran war total entsetzt, als er merkte, dass die Triebwerke seines Schiffes den Strahlen unterlegen waren. Das komplette Schiff geriet in ein Transmitterfeld und wurde abgestrahlt. Diesmal aber zum Glück nicht nach M 87, sondern nur zum Nachbarplaneten, dieser Außenwelt.

Wir rematerialisierten in einer Riesenanlage, die Chuzijew sofort als lemurisch identifizierte. Als wir das erkannt hatten, wurde die CREST freigegeben.

"Im Übrigen habe ich den besten Satz der ganzen Geschichte unterschlagen!" beendete Gucky gutgelaunt seine Erzählung.

Soll ich dir vorhersagen, was er meint und was jetzt kommt? fragte mein dienstbeflissener Extrasinn. Nein, gab ich zur Antwort. Ich kann es mir so grade denken. Und tatsächlich baute sich Gucky vor mir auf und diesmal zeigte der Zeigefinger auf mich.

"Dein Lemuria-Professor, Perry, hat ja einen Haufen Müll gelabert aber mit einem Satz hatte er unbedingt und zweifellos Recht: Obwohl Sie über zehntausend Jahre alt sind, sagte er zu Atlan, reden Sie eine Menge Blödsinn! Es gibt eben Sachen, die ändern sich bis heute nicht."

Sprachs, biss in ein Karotten ähnlich aussehendes türkisblaues Teil, kaute darauf herum und strahlte mich an.

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Ja nun. Zweimal H.G.Ewers und einmal Clark Darlton haben mich begeistert. Also freute ich mich auf zweimal William Voltz. Dass vor der letzten Runde des Zyklus noch ein paar Schwenker gemacht wurden, ist nicht zu beanstanden. Die Frage ist, wie man sowas macht. Die beiden Ewers - Bände werden mit wenigen Sätzen für überflüssig erklärt, als die Maahk - Unterstützung wieder heimgeschickt wurde. Wir haben ja jetzt diese neue Wunderwaffe von OLD MAN. Guckys Kritik brauche ich hier nicht zu wiederholen.

Beide Romane haben mich nicht vom Hocker gehauen. Das soll der Autor gewesen sein, der mit dem Roman "Ein Gigant erwacht" ein derart tolles Werk geschrieben hatte? Band 377 mit den Urths war schlicht und ergreifend langweilig für mich. Natürlich war es eine klassische Voltz Umgebung mit den Urths und der 7,2 g Welt. Aber bedingt durch den zwingend notwendigen Einsatz von PR persönlich kam kein Millimeter Spannung auf, weil der geneigte Leser sich denken konnte, dass die Geschichte gut ausgeht. Zu Beginn des Romans hadert Rhodan damit, das immer alles an ihm hängt und ich dachte schon, oh, welch seltener Anflug von Vernunft....
Aber einen Band später kanzelt er Atlan mit ein - zwei Bemerkungen ab und geht natürlich höchst daselbst hinab auf diese Dschungelwelt. Und fast wären die drei von katzenähnlichen Raubtieren verspeist worden, hätten die Walker sie nicht gerettet. Die Rettung erfolgte aber nur, um ihnen später zu sagen, dass sie sowieso getötet werden würden. Wo ist denn da die Logik? Da hätte man die Kerle doch gar nicht erst zu retten brauchen...

Und überhaupt: Rhodan, der Alleswisser. Die Gedanken der Walkers sind alles andere als friedfertig, warnte der Ilt. Unsinn, widersprach Rhodan. Du bist überreizt. Das sagt er ausgerechnet zu Gucky, einem der kampferprobtesten Mitstreiter? Folglich werden die Waffen abgegeben und prompt erfährt unser lieber Perry, das der Tod auf ihn warte. Er hätte nur auf den Ilt zu hören brauchen. Mit Atlan, behaupte ich mal, wär das nicht passiert.

Rhodan agiert bedächtig und nachdenklich und langsam. Bis er auf einmal doch merkt, dass er nicht weiterkommt und Gucky Tako samt ein paar technischer Spielereien holen darf. Denn plötzlich zählt jede Minute, weil die Dolans ja jederzeit erneut angreifen können. Ja, du meine Güte, dann hätte er aber doch zumindest die Maahks nicht heimschicken dürfen. In Notsituationen muss man für jede Hilfe dankbar sein.

Aus heutiger Sicht ist Rhodans Verhalten unmöglich. Nur er persönlich kann OLD MAN dauerhaft auf Vordermann bringen und noch ein Test und noch ein Test und noch ein Test. Und er traut natürlich niemandem, so ist es für ihn völlig unmöglich, sich einmal zurückzuhalten und jemand anderem den Vortritt zu geben. Und Gucky? Der arme Teufel ist ein besserer Schäferhund, der auf Pfiff zu hören hat.

Damals habe ich das natürlich anders gesehen. Es waren eben andere Zeiten und Perry Rhodan war mein großer Held. Da war es völlig klar, dass er und nur er in solche Einsätze gehen kann. Heute sehe ich das mit anderen Augen.

Einmal blitzt das Können WiVo's auf: Auf der letzten Seite von Band 378 packt Chuzijew in seiner Kabine ein Weihnachtsgeschenk aus. Auf der beiliegenden Karte steht: Die Besatzung der CREST V wünscht ihrem Retter fröhliche Weihnachten.. Weiter war ein Stück Seife und eine Tube Salbe zum Entfernen von Barthaaren in dem Paket. Chuzijew starrte in die kleine Kiste. Verdammt! sagte er voller Inbrunst. Verdammt seien sie alle.

Geht doch.

Ich schließe mich den Wünschen der Besatzung der CREST V an und wünsche ebenfalls Frohe Weihnachten. Gönnt euch was Gutes im Kreise eurer Lieben (auch wenn der in diesem Jahr nicht allzu groß ist) und bleibt vor Allem gesund!!!!!!!!!!!!!!
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Re: Zyklus: Die Zeitpolizei/M87 (PR 300-399)

Beitrag von Richard »

AARN MUNRO hat geschrieben: 21. Dezember 2020, 09:45
Richard hat geschrieben: 19. Dezember 2020, 14:03
AARN MUNRO hat geschrieben: 16. Dezember 2020, 12:45 Dewr Roman lebt von seiner spannenden Erzählweise und seinem Humor. das hatte CD immer drauf - etwas Abstand zu den Dingen gewinnen und nicht alles so ernst zu nehmen!
Ja natürlich und das sollten auch Leute machen, die die PR Serie lesen - v.a. den Part mit Abstand zu den Dingen & nicht alles so ernst nehmen. ;).
Dann kannst Du ja schon mnal dran arbeiten! :st: :D
Lieber Aarn, wenn man uns beide betrachtet bist du es, der immer wieder penibel Stück für Stück Dinge aufzählt, die dir nicht passen, die dir unlogisch erscheinen etc., nicht ich.
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R.B.
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Re: Zyklus: Die Zeitpolizei/M87 (PR 300-399)

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Band 379 - Das Tor zur Hölle - ist von Kurt Mahr

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Es gibt Wesen, bei denen stellt sich augenscheinlich die Vernunft erst mit Verzögerung ein, ging mir durch den Kopf. Dass ich auch dazu gehörte, war mir völlig klar. Und Gucky? Ich hatte ihn nie für eine Art Haustier gehalten, o.k., vielleicht in den ersten paar Minuten. Aber da hatte ich noch nicht so genau hinschauen können, wir hatten andere Sorgen. Obwohl das kein Argument sein konnte, denn wir hatten immer andere Sorgen. Das Problem war sein ausgeprägter Spieltrieb. Den hat er zwar immer noch, aber er hat ihn in den Griff gekriegt. Mittlerweile würde ich ihm ohne zu zögern buchstäblich Alles und Jeden anvertrauen. Aber haben wir nicht allesamt dazu gelernt?

"Entschuldige, Kleiner", sagte ich. "Wir waren damals etwas anders drauf als heute. Es war nicht so, als hätte ich dir nicht vertraut, aber..."

"Du musstest oder wolltest mich unter Kontrolle haben, das ist mir schon klar"; unterbrach er mich. "Ich habe dir zu viel Unsinn angestellt. Aber einer musste ja den Gegenpart zu unserem größten aller Großadministratoren darstellen. Und ich konnte ja nicht immer nur Bully um die Lampe fliegen lassen. Ich vergebe dir", sagte mein alter Freund generös mit einer entsprechenden Handbewegung. "Du hast dich ja selber auch geändert. Oder würdest du heute nochmal Regierungschef sein wollen?"

"Nur, wenn es gar nicht mehr anders geht. In meiner aktuellen Rolle fühle ich mich wesentlich besser."

"Ein paar Figuren gibt es", sagte Gucky, "bei denen hat sich in puncto Mentalität nichts getan. Einer davon sitzt mir mit ironischem Grinsen in Form unseres hochgeschätzten Häuptling Weißhaar direkt gegenüber. Er hat zwar einen Haufen Blödsinn erlebt und wahrscheinlich auch angestellt, aber tief in seinem Inneren hält er uns immer noch für die gleiche Barbarenbande wie ehedem."

"Einmal Barbar, immer Barbar, Kleiner", meinte Atlan zu Guckys Bemerkungen. Weitersprechen konnte er nicht, da Gucky seinen Mund telekinetisch verschloss und ihn so am Weiterreden hinderte. Atlan seufzte, lehnte sich zurück und trank einen Schluck Rotwein.

"Ich war noch nicht fertig. Es gibt noch so einen. Den hast du immer zu Hause vergessen und mindestens genauso oft zusammengefaltet wie mich. Dabei konntest und kannst du froh sein, dass du ihn hattest und immer noch hast."

Bully. Natürlich. Wo wären wir ohne ihn? Hätten wir auch nur den Hauch einer Chance gehabt, wenn er mir nicht immer den Rücken freigehalten hätte? Unterm Strich gab es Zeiten, da hatte er mehr leisten müssen als ich. Während wir uns in den Tiefen des Universums herumtrieben, durfte er auf Terra die Dicken aus den Dünnen sortieren und immer wieder erklären, warum ich mich nun schon wieder wo auch immer herumtrieb.

"Ja, du hast Recht", stimmte ich Gucky zu. "Und ich wünschte mir, er wäre bei uns. Bully und ich hatten in all den Jahren viel zu wenig Zeit für uns, um das Eine oder Andere klarzustellen."

Ich hing ein wenig meinen Gedanken nach, als auf einmal ein ziemliches Gepolter außerhalb der Zentrale zu hören war. "Kann mir mal einer sagen, wo ich hier bin?" fragte eine uns wohlbekannte Stimme. "Und was das alles soll?"

"Komm rein, Dicker", rief Gucky. "Perry und ich redeten grade über dich. Aber wie das nun mal so ist: Wenn man vom Teufel spricht..."

Reginald betrat die Zentrale unseres "Nicht - Beibootes" der CREST IV und sah sich um. "Welch eine illustre Versammlung, sieh mal an. Aber da sind jetzt einige Erklärungen fällig. Denn eigentlich säße ich jetzt mit einen exquisiten Single Malt auf meiner Terrasse und würde den Sonnenuntergang betrachten. Das Glas befindet sich übrigens noch dort. Ich aber nicht."

Bully sah sich misstrauisch um. "Das Ding hier kenne ich doch", sagte er. "Ist aber schon eine Weile her."

"Ja", erwiderte ich. "Das ist eine 60 Meter Korvette, namentlich die KC-37 von der alten CREST IV."

Ich brachte Reginald auf Vordermann, was unsere Anwesenheit betraf und erläuterte unsere Gespräche über die Zeit des Krieges mit den Zweitkonditionierten und unsere Unfähigkeit, das Thema zu wechseln.

"Hm", machte er. "Euch ist nicht zufällig so ein weißhaariger, langbärtiger älterer Knabe über den Weg gelaufen? Ich hatte ähnliche Erlebnisse mit deiner M 87 Zeit und konnte mich auch nicht von meinen damaligen Erlebnissen trennen. Vermisst mich jetzt eigentlich irgendwo jemand?"

"Nein." Das war Atlan. "So wie es aussieht, leben wir in einem anderen Zeitablauf. Außerhalb unseres Schiffes vergeht so gut wie keine Zeit."

"Und wie muss ich mir das hier vorstellen? Wenn ich mich mit euch anstatt über Haluterähnliche über Ganjasen reden will, klappt das nicht?"

"Probier's gar nicht erst aus, Dicker. Haben wir alles hinter uns. Bestell dir was zu trinken. Egal was und egal woher. Dann sehen wir weiter."

Eines musste man Bully lassen. Wenn es sich darum drehte, vorzügliche Getränke zu ordern, war er mindestens so gut wie Atlan. Eher noch besser. Ohne großartig nachzudenken, sagte er: "Dann hätte ich gerne einen kalorien- und alkoholfreien, leicht bitteren Saft aus frisch gepressten epsalischen Blaufrüchten sowie eine Flasche Single Malt der Wemyss Malts Serie aus 2341 alter Zeitrechnung, Geschmacksrichtung Melon and Orange Melange." Er lehnte sich zurück und lächelte siegesgewiss. Das Grinsen fror aber umgehend ein, als keine Minute später unser Lieblingsrobot hereingestakst kam und alles vor Bully auf den Tisch stellte. Die Bilder wiederholten sich: Reginald beschnupperte zuerst das Kaltgetränk und befand es des Trinkens würdig, dann drehte und wendete er seine Whiskyflasche. Er öffnete sie, roch daran und war fassungslos. "Das Zeug ist echt", meinte er. "Wie machen die das?" Und dann kam etwas, das typisch Bully war. "Auch egal", sagte er und goss sich etwas in sein mitgeliefertes Nosingglas ein. "Hauptsache, es schmeckt", sagte er, verschwendete erstmal keinen Gedanken mehr an die Herkunft seines Gebräus, lehnte sich zurück und genoss seinen Whisky mit allen Sinnen. "Wundern kann man sich später immer noch", schloss er seine Gedankengänge ab.

"Ja, Dicker, was?" fragte Gucky. "da lässt man es sich doch glatt gut mit leben. Ist ein Gefühl wie Weihnachten..."

Ich hatte schon die ganze Zeit auf ein Stichwort gewartet. Weihnachten, das war es. Weihnachten 2436. Ich war auf einmal in einer ganz anderen Zeit, an einem ganz anderen Ort und erinnerte mich.
Spoiler:
Perry Rhodan erinnert sich:

"Fröhliche Weihnachten!" war überall auf der CREST V zu hören. Fast wäre es an mir vorbei gegangen. Unser Schiff stand auf dem völlig unweihnachtlichen Planten Scorcher, einem jupiterähnlichen Riesen mit Gesteinskern. Und da mir unser aktuelles Refugium nicht sonderlich schön vorkam, waren alle anderen Gefühle verschwunden. Wir waren auf Umwegen an dem wahrscheinlichen Herstellungsort von OLD MAN gelandet und jetzt ging es darum, die ominösen Waffen zu finden, mit denen die Lemurer damals die Haluter traktiert hatten. Gleiches hatten wir nach hoffentlich erfolgreichen Einsatz mit den Zweitkonditionierten vor. Wobei wir immer noch nicht wussten, wer denn bitte schön die Erstkonditionierten sein sollten. Aber eins nach dem anderen.

Als Erstes teilte uns unsere astronomische Abteilung mit, dass im Scorch - System ein Planet fehlte. Zwischen Trobos, der Heimat der Walker und Scorcher gehöre eine weitere Welt, lautete die Information. Die Abstände zwischen den beiden genannten Planeten seien zu groß und die Gesetze der Planetenverteilung würden nicht mit der hier beobachteten Wirklichkeit übereinstimmen. Wo die verschwundene Welt geblieben war, konnten sie uns allerdings nicht mitteilen. Denn anders als im Solsystem gab es hier keinen Asteroidengürtel oder dergleichen. Wir konnten es drehen und wenden, wie wir wollten: Der R-hoch-zwei-Komma-acht-Planet fehlte, sagten die Wissenschaftler. Und der Teufel mochte wissen, wo er abgeblieben war.

Prompt entstand ein heftiger Streit, wo OLD MAN denn nun erbaut worden war. Die fehlende Welt wäre zweifellos der optimale Herstellungsort gewesen, zumal sie in der habitablen Zone lag. Hier auf Scorcher wäre die ganze Geschichte zu kompliziert und zu teuer gewesen, erklärten die Mathematiker. Nun, die Sache hatte einen Haken: Die fehlende Welt, nun sie fehlte. Und man sah auch absolut nichts, was an sie erinnern konnte.

Das Zweite, was passierte, war die Ortung von Explosionen unterhalb der Oberfläche Scorchers, gleichmäßig über ein Gebiet von achthundert Quadratkilometern verteilt. Genaueres konnten wir nicht feststellen, da die Oberflächenstruktur des Planeten unbekannt war. Die Ortung ging aber von einer Tiefe zwischen drei und zehn Kilometern aus, was Merlin Akran den Entschluss fassen ließ, die CREST sofort von Scorcher starten zu lassen. Das war im Übrigen der einzig mögliche vernünftige Entschluss.

Dann kam Nummer drei: Just in dem Moment, als sich die CREST ganz langsam aber sicher gegen die enorme Schwerkraft von Scorcher stemmte und sich Meter um Meter nach oben erhob, sprach der Hyperkom an. Eine mechanische Stimme überbrachte uns eine Warnung. Die CREST samt Besatzung befände sich in großer Gefahr, ein Angriff stehe unmittelbar bevor. In unmittelbarer Nähe unseres Landeplatzes stünden Abwehrforts, die sich seit langer Zeit in den Händen des Gegners befänden und nicht mehr unter Kontrolle der Rettungszentrale seien. Das Schiff habe sofort zu starten, dürfe sich aber um nicht mehr als wenige Kilometer von der Oberfläche entfernen, weil es sonst vernichtet würde. Es habe zwingend unter dem Feuerhorizont der Forts zu verbleiben. Es sei ohne Zögern zu handeln. Dann kam der Nachsatz: "Dies ist die Stimme des Ersten Technischen Offiziers der DINO drei, Major Gus Barnard."

Barnard war einer der Männer, die sich damals auf die Suche nach der CREST III gemacht hatte, fünfzigtausend Jahre in die Vergangenheit verschlagen wurden und in Folge mit dem Bau von OLD MAN begonnen hatten. Auf meine erneute Anfrage hin sagte die mechanische Stimme, sie habe mich erkannt. Aber es bedürfe weiterer Beweise, um ihn, Barnard, zu überzeugen, dass ich tatsächlich der Großadministrator sei.

Ich, ich und schon wieder ich. Was soll das? Musste ich wieder singen oder was? Langsam aber sicher zerrte das an meinen Nerven. Es musste alles ratzfatz und schnell gehen, aber erst musste man mich in aller Ruhe identifizieren. Es täte ihm sehr leid, sagte Barnhard, aber im Moment könne er mir nicht mehr sagen. Auch nicht, wer der Feind sei. Es stehe nicht in seiner Macht, meine Fragen eingehend zu beantworten. Aber wir hätten uns in Richtung der Eingänge zur Rettungszentrale zu begeben. Das wäre das Ziel. Was denn bitteschön die Rettungszentrale sei, teilte er uns nicht mit. Was denn, aber warnen konnte er uns? Wenn er uns schon alarmierte, konnte er uns doch zumindest mitteilen, mit wem wir es hier zu tun hatten. Und überhaupt: Was wäre denn gewesen, wenn uns auf der Walker-Welt eines der biestigen Gestrüpps verspeist hätte? Dann hätte es keinen Perry Rhodan mehr zwecks Erkennen gegeben. CREST in Folge hier vernichtet, alle tot? Ich hätte jetzt gerne ein paar ganz warme Worte mit den Leuten der DINO drei geredet. Wir waren ja endlos dankbar für OLD MAN, ohne den es Terra wohl nicht mehr gäbe. Aber so ging's doch auch nicht. Nicht wahr, Gucky, jetzt wird schon mal einiges klarer, warum immer nur ich an vorderster Front zu finden war. Diese extreme Fixierung auf meine Person war hochgradig gefährlich und völlig überflüssig.

Aber die ganze Aufregung nutzte nichts, die CREST näherte sich dem Zielgebiet und im Inneren des Schiffes machten sich fünfhundert Mann und dreitausend Roboter als Kampftruppe bereit. Einer von den fünfhundert Soldaten war ich. Wir gingen von Bord und, hörten noch Merlin Akrans Stimme, die uns mitteilte, dass der Kontakt zwischen Einsatzgruppe und Schiff ununterbrochen aufrecht erhalten bliebe und dass man zu jeder Zeit zur Hilfeleistung bereit sei. Im Falle eines Falles würde telepathischer Kontakt aufrecht erhalten.

Dann verschwand die CREST langsam aber sicher aus unserer Nähe. Das für uns unersetzliche Schiff musste schnellstens aus der Gefahrenzone. Bei uns sorgte eine höllische Natur und ein unbekannter Gegner dafür, dass uns nicht langweilig wurde. Und in der Tat ließen feindliche Kampfhandlungen nicht lange auch sich warten. Und dabei schaffte es die Besatzung eines unserer Panzer doch tatsächlich, einen Gefangenen zu machen. Wir erkannten seine Art sofort, auch wenn er körperlich stark verändert war: Wir hatten es mit Maahks zu tun, gigantischen, mutierten Maahks. Klar: Für unsere Gegner war die Atmosphäre Scorchers grundsätzlich atembar. Sie war zwar zweihundert Grad zu kalt, aber hier konnte Technik helfen. Nichts half allerdings gegen die Zerstörungswut dieser Wesen. Nach einer groben Berechnung hatten sie schon achtzig Prozent der lemurischen Zentrale zerstört und standen kurz davor, den Rest auch noch zu erobern.

Ich kann und will hier nicht im Einzelnen auf die nun folgenden Kämpfe eingehen, aber fünf Panzern mit dreißig Soldaten gelang ein Ablenkungsangriff auf die nächstgelegene Stadt der Maahks, so dass wir ein klein wenig mehr Ruhe vor den Eingängen zur Rettungszentrale hatten. Dafür war aber die Verbindung zur CREST abgerissen, von den fünf Panzern hatte sich niemand gemeldet und wir rieben uns in kleinen Kämpfen langsam aber sicher auf. Da wir zwischendurch mal eine größere Menge Maahks mit einem heftigen Knallgaseffekt außer Gefecht setzen mussten, reichte zudem unser Sauerstoff nur noch für zehn Stunden. Wir mussten weiter vorstoßen, obwohl wir eigentlich keine Chance mehr hatten, die Schlacht zu gewinnen. Und kurz vor unserem endgültigen Ende hörten wir Barnards Stimme: "Meinen Glückwunsch, Großadministrator. Sie haben zuwege gebracht, was niemand für möglich hielt." Die Schirmfeldpforte öffnete sich, nachdem die gegnerischen Roboter wie die Fliegen umgefallen waren.

In der Zentrale sahen wir das, was von Major Gus Barnard übrig geblieben war: Ein Gehirn in einer Nährlösung. Ich schüttelte mich. Eine derartige Existenz über mehrere zehntausend Jahre hinweg konnte ich mir nicht vorstellen. Hundertprozentige geistige Gesundheit war da wohl nicht zu erwarten. Aber Barnard hatte mich erkannt. Endgültig und ohne Gesang. Im bliebe nicht mehr viel Zeit, sagte er und informierte uns zuerst über einen äußerst brutalen historischen Vorfall.

Es habe zwischen der Walker-Welt und Scorcher noch einen weiteren Planeten gegeben, sagte er. Hier hatten vier Milliarden Lemurer gelebt und geforscht. Man hatte mit Hilfe dieses seltsamen Eclisse von der Walker-Welt den Kontrafeldstrahler gegen die bis dahin unbesiegbaren Haluter entwickelt und zum Einsatz gebracht. Ebenso entwickelte man die Psychostrahlung, die aus angriffslustigen Halutern friedliebende Wesen machte. Die Unterlagen stelle er uns zur Verfügung. Den Planeten gebe es aber nicht mehr. Ohne Vorwarnung sei vor etwa zehntausend Jahren ein unbekannter Angreifer aus dem All gekommen und hätte sich ohne Vorwarnung daran gemacht, die verschwundene Welt zu vernichten. Sechzigtausend Lemurer konnten sich retten. Mehr nicht. Der Rest war mitsamt dem Planeten vernichtet worden. Atlan, du erläutertest uns später die Zusammenhänge mit den alten arkonidischen Methankriegen. Es musste sich um eine versprengte Gruppe Schiffe gehandelt haben, die hier eingefallen war und die Lemurer natürlich für Arkoniden gehalten hatte.

Wir hatten indes kaum Zeit, denn die Maahks hatten sich von den diversen Angriffen erholt und standen erneut vor der Tür. Barnard wies uns noch auf zwei Dinge hin: Das erste waren hyperenergetische Sphären, in denen einhundert lemurische Wissenschaftler auf ihre Wiedererweckung warteten. Wir gingen nach den Anweisungen des Gehirns zu Werke und müssten mit Entsetzen feststellen, dass Einer nach den Anderen den Prozess der "Wiederherstellung" nicht überstand. Wir waren durch die optischen Eindrücke bis über unsere Grenzen hinaus belastet, als die Nummer einhundert plötzlich vollkommen normal vor uns stand.

Er sprach Interkosmo, war Wissenschaftler und hieß Natrin Koczon. Wir brachten uns mit unseren jeweiligen Kenntnissen auf Vordermann und erläuterten ihm, warum wir hier waren. Er dagegen sprach vom Bau OLD MANs und dass die Bauzeit zwanzigtausend Jahre betragen hatte. Der verschwundene Planet Scimor sei von angreifenden Maahks zerstört worden, die paar Überlebenden hätten sich hierhin gerettet. Dummerweise habe es auch ein Schiff der Maahks hierhin verschlagen, woraufhin sich die aktuelle Situation entwickelt habe. Die Maahks wurden immer mehr, die Lemurer immer weniger. Rettung gab es keine.

Und wir, wir merkten, dass die Angriffe der Feinde an Vehemenz zunahmen. Koczon präsentierte uns jedoch die Lösung: Es gebe in der Station einen Zeittransmitter. Es gelte, soweit in die Vergangenheit zurück zu gehen, dass das eine Schiffe der Maahks, das den Weg nach Scorcher gefunden hatte, vernichtet werde, bevor es hier landen könnte.
"Das war der Stand am zweiten Weihnachtstag 2436", beendete ich meine Erzählung.

"Eine Zeitmaschine. Wie nett", murmelte Bully und nahm noch einen mikroskopisch kleinen Schluck Whisky zu sich. "Jetzt weiß ich aber immer noch nicht, was das alles hier soll."

Das wussten wir auch nicht. Aber ich war froh, dass Bully da war. Ein Gefühl tiefer Freundschaft durchströmte mich.

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Der Roman hatte bei mir verloren, bevor er richtig losging. Als Barnard von sich gab, er erkenne Rhodan, müsse aber zunächst sicher sein, dass er es tatsächlich mit dem Großadministrator zu tun habe, war es vorbei. Die drölfzigste Identifizierung in genauso vielen Romanen. Barnard warnte, gab in Details von sich, wie die CREST sich zu verhalten habe, sagte aber nichts über die Gegner, weil er sich sicher war, Rhodan nun wirklich vor sich zu haben? Naja, wenn man als einsames Gehirn 50.000 Jahre in einem Einmachglas in Nährsuppe liegt, wird man vielleicht derart seltsam.

Am Anfang, als Mahr die Planetenbahnen erklärte, war er in seinem Element, das merkte ich. Der Rest der Handlung begeisterte mich weniger. Sie bestand aus den üblichen Kämpfen, die nicht sonderlich spannend wirkten. Auch die Schilderung der Mitglieder der Einsatztrupps kam bei mir nicht an. Und das alles nur, weil meine gute Laune dahin war, als der arme Barnard unseren größten aller großen Meister nicht auf Anhieb erkannte. Vielleicht werde ich mit zunehmendem Alter einfach nur zu nieselpriemig.
:D
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Re: Zyklus: Die Zeitpolizei/M87 (PR 300-399)

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Band 380 - Das Zeitkommando - ist von Clark Darlton

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"Ich gehe mal davon aus", meinte Reginald Bull, "dass ihr diese angebliche KC-37 genauestens untersucht habt, bevor es hier losging."

"Haben wir", antwortete Rhodan. "Eine ganze Horde von Wissenschaftlern war hier und versicherte uns, es handele sich um das Original. Das machten sie an diversen Ergebnissen fest, so zum Beispiel sei die Metallmischung eindeutig aus dem 25. Jahrhundert der alten Zeitrechnung und heute nicht mehr herstellbar. Triebwerke, Technik, Positronik inclusive Grundprogrammierung, alles original. Als der ganze Verein auf dem Rückweg zur RAS TSCHUBAI war, bemerkten wir plötzlich den differierenden Zeitablauf. Seitdem sitzen wir hier und werden von einer Handlungswelt in Rekordzeit zur nächsten transportiert."

"Ja, und der Blechkasten hat Glück, dass er noch ganz ist", ergänzte Gucky die Erläuterungen seines Freundes. "Jedes Mal, wenn es interessant wird, meint er, er wäre auf Grund eines Verbotes nicht in der Lage dazu. Wer ihm allerdings was auch immer verboten hat, ist mir völlig unklar."

"Positronik?", fragte Bull.

"Ja, Sir?" kam die übliche Antwort.

"Du weißt, wer ich bin?"

"Jawohl Sir. Sie sind die Nummer zwei oder die Nummer drei in dem ganzen Gefüge, je nach Betrachtungsweise."

"Sieh mal an, der Kasten hat doch tatsächlich Humor. Was..."

"Ja, und blödes Zeug redet er auch noch", wurde Bull von Gucky unterbrochen. "Dabei ist jedem, aber auch wirklich jedem völlig klar, dass du höchstens die Nummer vier bist. Allerhöchstens. Vor dir ist auf jeden Fall noch ein gewisser Ilt an der Reihe. Oder wie oft hast du schon das Universum gerettet? Hast du überhaupt schon mal was Vernünftiges auf die Füße gestellt, anstatt nur Unsinn zu reden?"

Bully seufzte. "Wenn ich mir überlege, dass ich im Sonnenuntergang sitzen könnte, um in Ruhe meinen Whisky zu genießen - und jetzt habe ich so ein sprechendes Fellknäuel neben mir, das mich auch noch zu labert. Es bleibt einem eben nichts erspart."

Er wandte sich wieder dem Rechner zu. "Du bist auf gar keinen Fall eine normale Positronik. Du wirkst, als könntest du sogar ANANSI problemlos in die Tasche stecken. Weiterhin ist das hier auch keine normale 60 - Meter Korvette. Wie war das? Von Terra bis Halut in zwölfeinhalb Minuten? Nicht ganz schlecht. Hör mal Blechkasten! Ich glaube dir von den angeblichen Verboten kein Wort. Können wir uns darauf einigen, dass du uns wenigstens die Wahrheit erzählst?"

"Selbstverständlich, Sir."

"Aha. Dann sind wir ja schon Mal einen Schritt weiter. Wir fangen ganz harmlos an. Mit meinem Whisky. Der ist echt und erzähl mir nicht, du hättest den grade erst zusammengemischt. Also: Wo hast du den her?"
"Direkt aus Schottland, Sir."
"Du meine Güte, rede doch nicht so einen Unsinn. Dass du wusstest, dass ich über kurz oder lang hier auftauche, von mir aus. Ebenso klar, dass du weißt, dass ein guter Single Malt zu meinen Lieblingsgetränken gehört. Aber welchen ich bestelle, konntest du nicht wissen. Und den epsalischen Blaufrüchtesaft habe mir ebenfalls erst hier ausgedacht. Also?"

"Ich könnte es Ihnen verraten, Sir. Ich tue es aber nicht. Man hat mir gewisse Entscheidungsfreiheiten gelassen und es bereitet mir ein diebisches Vergnügen, Sie alle im Unklaren zu lassen. Ich bitte dafür um Verzeihung, Sir."

"Da taucht der Dicke so mir nix dir nix in unserer Mitte auf und kommt bei der Kiste prompt einen Schritt weiter", sagte Gucky. "Aber wirklich zu einem vernünftigen Ende kommt er dann doch nicht. Beruhigend."

"Werden wir denn am Ende dieser ganzen Geschichte erfahren, was dass hier alles soll?" fragte Bull noch.
"Da gehe ich von aus Sir", antwortete der Rechner.
"Gut. Und in der Zwischenzeit leben wir in der Vergangenheit und lassen es uns mit Speis und Trank gut gehen."

Er wechselte das Thema.

"Da war doch eben von einer Zeitmaschine die Rede. Da ich wie üblich auf Terra hockte, ist mir dieser Teil der Geschichte nicht so ganz präsent. Ihr wolltet also eure Schwierigkeiten allen Ernstes mittels eines Zeitparadoxons lösen?"

"Eine andere Möglichkeit hatten wir nicht, Dicker", erläuterte Gucky. "Die mutierten Maahks standen vor der Tür der Zentrale und es schien nicht mehr lange zu dauern, bis sie durch waren."
Spoiler:

Gucky erzählt:

Ja, es gab diesen Zeittransmitter. Der war zwar gut geschützt, seine Energieversorgung lief aber über ein außerhalb der Zentrale liegendes Kraftwerk, dass die Maahks wie durch ein Wunder noch nicht vernichtet hatten. Lange würde das aber auch nicht dauern. Eine kurzfristige Entscheidung tat also Not.

Was ja nicht wirklich was Neues ist. Aber ein Zeitparadoxon? Bisher war ich der Meinung, man konnte keine derartigen Paradoxa in die Welt setzen, weil die Vergangenheit fest steht. Zumindest in unserem angestammten Universum - so von wegen Enkel und Opa und so. Erschießt der Enkel den Opa, bevor dieser seinen Vater gezeugt hat, gibt's eben keinen Enkel, der in die Vergangenheit reisen kann, um den Opa zu erschießen. Wenn es keinen Enkel gibt, kann aber auch keiner den Opa erschießen. Wenn den Opa keiner erschießt, wird der Enkel aber geboren und der reist in die Vergangenheit, um den Opa zu erschießen. Undsoweiterundsofort. Da sitze ich ja in drei Tagen noch hier. Also gibt es nur zwei Auflösungen, wenn der Opa erschossen wird: Entweder ist die Oma fremd gegangen und Opa war gar nicht der Opa oder durch den Tod des Opas wird ein neues Universum geschaffen, in dem es ohne Opa weitergeht. Wobei mir die Oma mit dem fremden Lover eigentlich die sympathischere Lösung ist, wenn ich da so drüber nachdenke. Wie war das denn noch? Es geschieht, weil es geschah. Ganz einfach. Der Opa ist auf jeden Fall erschossen worden. Wäre es nicht der Enkel gewesen, hätte jemand anderes die Untat vollbracht. Ich könnte jetzt und hier drei Kilometer lange Formeln zitieren und begründen, aber mit Rücksicht auf die eingeschränkten Denkvermögen so mancher der hier anwesenden Zeitgenossen erspare ich euch das.

Ja, es blieb uns nichts Anderes übrig. Die Maahks standen vor unserer Tür und kurz vor dem Durchbruch. Eigentlich waren das ja nur die Nachkommen von dem einen Schiff, dass sich hierhin auf Scorcher retten konnte. Die restlichen waren vernichtet worden, obwohl sie den heute fehlenden Planeten Scimor zerstört hatten. Dessen Reste müssen übrigens samt und sonders in die Sonne gestürzt sein, sonst sähe man ja noch irgendwelche Reste.

Was dann folgte, war ebenfalls weniger schön. Zehntausend Jahre Krieg und Kampf zwischen Maahks und Lemurern. Hier auf dieser Jupiter-Hölle. Die Lemurer wurden immer weniger und die Maahks vermehrten sich rasant. Zum Schluss blieben nur noch die einhundert konservierten Wissenschaftler und der Zeittransmitter übrig. Von den Wissenschaftler überlegte einer, nämlich Natrin Koczon, die Wiedererweckung. Alle anderen nichts. Und jetzt? Eine wirklich Wahl hatten wir nicht. Oder wir wären allesamt in Bälde tot. Wir saßen in der Falle.

Im Zusammenhang mit der Zeitreise war für uns das größte Problem, dass wir die Bevölkerung von Scimor nicht vorwarnen durften. Das hätte wirklich zu nicht absehbaren Folgen geführt. Aber darf man vier Milliarden Wesen dem Tode überantworten, wenn man die Chance hat, sie zu retten? Ich weiß schon, warum mit dieses ganze Zeitgeschwurbel immer wieder auf die Nerven geht und mir am Liebsten gestohlen bleiben sollte. Egal wann, egal wo, egal wer. Gibt nur Durcheinander und führt zu bösem Blut, wie man hier bei der ganzen Zweitkonditionierten - Geschichte sehen kann.

Die eigentliche Geschichte ist schnell erzählt: Tako Kakuta, André Noir, Perry und ich materialisierten eine Stunde vor dem Angriff der 250 Maahkraumer und mussten mit Entsetzen zusehen, wie Scimor vernichtet wurde. Vier Milliarden Tote. Ratz fatz, einfach weg. Ausradiert. Und wir konnten und durften nichts für sie tun. Was wir tun konnten, war, für die Vernichtung des taumelnden und beschädigten Maahk - Schiffes zu sorgen. Was dann auch klappte. Das Schiff war zerstört, bevor es auf Scimor ankam. Und für uns ging es zurück in unsere Gegenwart. Wir nahmen noch einen lemurischen Forscher mit, der allerdings nicht mit uns in seiner Zukunft ankam. Er war einfach fort. Waringer, Bysiphere und Co. erklärten uns damals, es könne niemand in seine eigene "echte" Zukunft reisen. Der Zeittransmitter könne nur das mit auf die Reise in die Relativzukunft nehmen, was dort auch schon existierte. Das war mit dem Lemurer aber nicht der Fall. Von ihm war absolut nichts übrig geblieben. Das heißt, nicht ganz: Eine zehn Zentimeter lange Spange war noch da. Aber die hätte die zehntausend Jahre auch so überstanden, also gab es sie noch. Von dem Lemurer waren noch nicht mal Knochen übrig geblieben. Die Spange gaben wir Natrin Koczon.

Gut zurück gekommen, verschwanden die Maahks, klar, es hatte sie ja nie gegeben. Lemurer waren auch keine da, die waren von ganz alleine ausgestorben. Und: Die durch die Maahks umgekommenen Soldaten meldeten sich zurück. Da es keine Maahks gegeben hatte, sind sie ja nie erschossen worden.

Leider, und das sage ich ausdrücklich. ging es auch mit unserem lemurischen Freund Koczon ans Ende. Er merkte wohl, dass er nicht mehr lange hatte und bat darum, ihn reden zu lassen. Wenn ich tot bin, erhalten Sie keine Unterlagen mehr, sagte er. Geoffry und Dr. By studierten die übergebenen Pläne und kriegten den Mund nicht mehr zu. Das waren Bauanleitungen zum Dimetranstriebwerk, also der Möglichkeit der schnellen Reisen zu anderen Galaxien. Der Kram über den Zeittransmitter war zwar auch dabei, der spielte aber keine Rolle mehr.

Aus gutem Grund hatte Perry sowohl die Pläne als auch das Gerät selber vernichtet. Und dann, dann war Neujahr. 2437. Du hattest uns über die Interkomanlage Glück gewünscht, Perry. Glück, dass wir alle brauchten.
"So. Und jetzt erklär mir mal einer, wo denn die Maahks geblieben sind. Klar, haben wir ihr Schiff vernichtet. Das führte natürlich zu dem bekannten Ergebnis. Da es in der neuen Realität aber nie Maahks gegeben hatte, gab es auch keinen Grund für die Zeitreise. Ohne Zeitreise aber keine Vernichtung des Schiffes. Ohne Vernichtung gab es aber Maahks, also hätte es auch die Zeitreise gegeben. Wir sind also mitten im Opa - Problem", strahlte Gucky in die Runde. "Nur dass wir in diesem Fall keine Oma hatten, die fremdgehen konnte. Und wenn die von den Maahks erschossenen Soldaten plötzlich wieder lebendig wurden, konnten sie ja nichts von ihrem Tod wissen. Wenn aber das Wissen über die Maahks weg war, wieso wussten wir denn noch davon? Nebenbei: der kompletten Besatzung der CREST V war die Story bekannt. Da stimmt doch was nicht. Jetzt könnten wir einen dieser theoretischen Physiker brauchen. Der müsste allerdings die Fähigkeit haben, einem das so zu erklären, dass man es auch kapiert."

"So wie es aussieht, Gucky", meinte Atlan dazu, "sind wir in einem Paralleluniversum gelandet. Ein Universum, dass sich mit der Vernichtung der Maahks erst gebildet hatte."

"Soso. Es gibt also irgendwo einen Perry Rhodan und was noch viel schlimmer ist, einen Gucky, der von marodierenden Maahk-Banden erschossen wurde? So geht's aber nicht. Ich bestehe darauf, lebendig zu sein. Und überhaupt: Wieso ist uns denn dieser lemurische Wissenschaftler aus der Vergangenheit abhanden gekommen? Ovaron haben wir später aus noch tieferer Vergangenheit mitgenommen und das hat einwandfrei geklappt. Der hat überlebt. Ganz ohne Paradoxon."

"Ich glaube", sagte Reginald Bull, "es gibt wirklich mehr Dinge zwischen Himmel und Erde, als unsere Schulweisheit sich träumen lässt, Kleiner. Ich denke, wir schieben dieses Zeitgedöns einfach an die Seite und nehmen es als gegeben hin. Man kriegt dabei nur einen Knoten ins Hirn und kommt sowieso nicht zu einem vernünftigen Ergebnis."

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Was anderes bleibt einem auch nicht übrig.

Wenn ich diesen Roman lese und die zahllosen Egweg - Diskussionen hier im Forum Revue passieren lasse, ist die Faszination von damals weg. Sicherlich, einen Roman, der Das Zeitkommando heißt, von jemand Anderem als Clark Darlton schreiben zu lassen, wäre ein Sakrileg gewesen. Aber so richtig hat der gute Walter die Zeitreise - Problematik nicht rüber gebracht. Oder ich habe es nicht kapiert.
:D :D :D
Der Roman war ordentlich geschrieben und gut zu lesen. Gucky reiste natürlich nicht als Ilt in die Vergangenheit, sondern er war ein genveränderter Beutelaffe. Das wurde von Walter aber nicht ausgeschlachtet, wie er es sonst schon mal fertig bringt. Eine Stelle brachte mich zum Schmunzeln: Perry Rhodan schilderte die Beutelaffen als äußerst gelehrig, intelligent und nur manchmal ein wenig bockig. Woraufhin der arme Gucky sich fast verschluckt hätte. Walter schafft es auch hier, die Waage zu halten. Die Angriffe der Maahks in der Gegenwart und die Vernichtung des Planeten in der Vergangenheit bedrücken. Er schlachtet die Katastrophe mit den vier Milliarden Toten aber nicht aus, die Falle bestand ja durchaus. Nein, er erklärt, dass die armen Teufel eigentlich schon seit zehntausend Jahren tot sind und man das zu respektieren habe. Ein Gucky, der nicht übertrieben wirkt, rettet die Situation.

Eine Gesamtbewertung fällt mir schwer, weil ich von der Zeitreiseproblematik, die hier geschildert wurde, nichts halte.
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Re: Zyklus: Die Zeitpolizei/M87 (PR 300-399)

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Band 381 - Unternehmen Südsee - ist von Hans Kneifel

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Reginald Bull sah aus den Augenwinkeln ein leichtes Nicken Guckys in Richtung Atlan. "Wir sehen uns mal auf unserem Dampfer um, vielleicht finden wir ja doch noch was, das uns weiter bringt. Ihr könnt in der Zwischenzeit ja mal überlegen, was es als Nächstes zu essen gibt. Aber bitte keine gegrillten Wildschweine oder ähnliche Ferkeleien", sagte er und verlies mit zusammen mit dem Arkoniden die kleine Zentrale.

Perry Rhodan stand vor dem in acht Einzelfelder unterteilten großen Bildschirm und sah wort- und bewegungslos nach draußen. Sein alter Freund Bully hatte sich aus seinem Sitz erhoben und neben ihn gestellt.

"Hättest du das für möglich gehalten? Auch nur ansatzweise?" fragte Perry. "Damals, als wir vier zusammensaßen und Bobby Bare seinen Song von den 500 Miles away from home sang? In meiner Erinnerung lief das Teil in Endlosschleife."

Reginald Bull hatte auf einmal das Gefühl, ziemlich unter Wasser zu stehen. Zumindest ging es seinem rechten Auge so. Er wischte sich mit dem Handrücken die salzige Träne aus dem Gesicht und musste erstmal tief Luft holen. "Das war im White Horse House eine Woche vor unserem Start. Du und Flip, ihr redetet wie zwei Wasserfälle, immer weiter, bis euch auf einmal auffiel, dass ausgerechnet ich so gut wie gar nicht sagte und mich in der Musik verloren hatte. Als ihr endlich mal ruhig wart, zeigte ich auf den Mond, das Ziel unserer Reise. Ich weiß es noch, als wäre es gestern gewesen. Einmal Mond und zurück, sagte ich. Die Sterne werden uns gehören."

Er dachte an Eric und Flip, die nicht das Glück wie Perry und er gehabt hatten. Insbesondere Flip nicht. "Was hätten wir tun können, um ihm zu helfen?" fragte er.

"Nichts, als wir einmal gut unterwegs waren. Für ihn waren wir Hochverräter", antwortete Perry, der genau wusste, von wem Reginald sprach. "Für ihn und seine Frau wäre es tatsächlich das Beste gewesen, wenn wir ihn zu Hause gelassen hätten. Vielleicht wäre seine Frau bei der Geburt ruhiger gewesen und hätte überlebt. Aber so? Weißt du eigentlich, was aus der Tochter der Beiden geworden ist?"

"Natürlich weiß ich alter Trottel absolut nichts von ihr. Wir hätten uns um sie kümmern sollen. Schließlich waren wir an ihrem Schicksal nicht ganz unschuldig. Aber es gab so viel zu tun..."

"Das war, ist und ich befürchte, bleibt unser Problem. Es gibt immer so viel zu tun. Und wie oft ist das wirklich Wichtige liegen geblieben? Glaub mir, Gucky hat mir auf der RAS ziemlich den Kopf gewaschen und mich neu auf die Füße gestellt. Ich kann dir ein paar psychologische Beratungsstunden bei ihm wirklich empfehlen."

Bull sah sich im Geiste um die nächste Lampe fliegen, weil er sich als äußerst widerspenstigen Patienten einschätzte. Dieser Überlegung folgend, hatte er auf einmal ein Bedürfnis nach genau dem gleichen spanischen Brandy, den sie im White Horse House an jenem Abend getrunken hatten. Grade, als er für Perry und ihn zwei Gläser bestellen wollte, sagte die angebliche Positronik: "Kommt sofort, Sir."

Er stand einen Moment mit offenem Mund da. "Was denn, Blechkasten, ich hab doch gar nichts bestellt!"

"Ich erhielt die eine oder andere Information über menschliches Verhalten, Sir", erwiderte der Rechner. "Und die Geschichte von ihrem Besuch im damaligen Steakhouse ist nun wirklich kein Geheimnis. Daher erlaubte ich mir, entsprechend tätig zu werden und bitte für meine Unbotmäßigkeit um Verzeihung, Sir."

Der Robot stellte die bauchigen Cognacschwenker mit den doppelten Brandys auf den Tisch und verschwand wieder. "Ich will jetzt wissen, wo der herkommt und wohin der verschwindet. Das gibt's doch alles gar nicht", moserte Bull und ging hinter ihrem maschinellen Kellner her. Ein paar Sekunden später kam er zurück und sah in Perrys grinsendes Gesicht. "Der Blechkopp hat sich in eine Aussparung in der Wand neben der Zentrale gestellt und abgeschaltet", schimpfte Bull. "Wär ja auch noch schöner gewesen", meinte Perry. "So schlau waren wir auch schon!"

"Auch egal." Bull reichte Perry eines der beiden Gläser. "Auf Flip. Und auf Eric. Und auf Deringhouse, Goratschin und all die Anderen, ohne die aus uns nichts geworden wäre. Absolut nichts."

"Ja", sagte Perry. "Es waren Unzählige, denen wir so viel zu verdanken haben." Sein Blick ging in weite Fernen. "Einer von ihnen gehörte eigentlich zu deiner Truppe. Er war Kommandant eines Explorer Schiffes und hatte uns mitsamt der Besatzung der CREST IV auf diesem Hinterwäldler - Planeten Wiederkehr aufgegabelt. Sein Name war Vivier Bontainer. Er war auf Hochzeitsreise, als er mal so ganz nebenbei die Erde rettete."
Spoiler:
Perry Rhodan erzählt:

Damals, vor unserem Mondflug, gab es einen Schauspieler, der alle möglichen Agenten-Abenteuer erlebte. Hast du den Namen von dem Typ parat? Hilf mir mal, Bully! Was sagst du? Der Schauspieler hieß Sean Connery und der von ihm gespielte Agent James Bond. Ja. Genau den meine ich. Er war im besten Smoking unterwegs und die Frauen schmolzen bei seinem Anblick nur so dahin.

So ungefähr muss Vivier Bontainer auch ausgesehen haben. Nur dass er kein Agent ihrer Majestät war, sondern ein Explorer - Kommandant auf Hochzeitreise. Seine frischgebackene Ehefrau Arsali und er hatten in der Südsee einen dieser typischen Milliardäre kennen gelernt: Geld ohne Ende, steinalt, aber eine junge Ehefrau. Und die hatte es auf Vivier abgesehen. Sie ließ sich weder mit Unfreundlichkeiten, noch mit direktem Beiseiteschieben beruhigen. Ständig stiefelte sie Bontainer hinterher, der ihr mehrfach klar machte, dass er frisch verheiratet sei und seine Frau sehr liebe. Nützte alles nicht.

Und natürlich war sie auch dabei, als ihr Mann mit den Bontainers und zweiundvierzig weiteren Gästen das Unterseeboot dieses Milliardärs betrat. Der alte Mann wollte noch ein letztes Mal etwas erleben und es zog ihn dahin, wo es zu dieser Zeit viele Menschen hinzog: In die Tiefen des Pazifiks, um dort alte lemurische Artefakte zu besichtigen. Insbesondere nach Vulkanausbrüchen lohnte sich das.

Wie dem auch sei, die junge Lady trug Verantwortung dafür, dass die Bontainers diesen Teil ihrer Flitterwochen nicht so ganz genießen konnten. Sie sorgte allerdings auch für eine Schärfung von Bontainers Sinnen, weil der sich die größte Mühe zu geben hatte, ihr aus dem Weg zu gehen. Was allerdings auf einem räumlich beengen U-Boot etwas schwierig war.

Seine Frau merkte, dass etwas nicht stimmte. Sie fragte ihn, ob seine Unruhe in der jungen Dame begründet sei. Nein, antwortete er. Die ist lediglich hübsch und auf mich versessen. Sein Unbehagen bezog sich auf die Tatsache, dass in diesen Gewässer bereits ein Schiff spurlos verschwunden war. Und je näher sie ihrem eigentlichen Zielgebiet kamen, desto unruhiger wurde Bontainer. Zurück in der Zentrale stellte er auf einer Tauchtiefe von viertausendfünfhundert Metern eine Energieortung fest.

Grade, als unser Mann überlegte, ob er den Besitzer des Bootes überreden solle, einen Funkspruch abzusetzen, wurde ihm die Entscheidung abgenommen. Ein heftiger Ruck ging durch das Schiff. Bontainer vermutete alte lemurische Anlagen oder Schlimmeres. Als die volle Kraft zurück nichts nützte, schnappte er sich das Mikrofon der Funkanlage und schrie mehrfach December-Night hinein. Das Boot begann zu rotieren, drehte sich immer schneller und wurde schließlich von einem Traktorstrahl in einen Hangar gesaugt.

Bontainer versammelte die sechsundvierzig Insassen im Aufenthaltsraum und übernahm befehlsgewohnt das Kommando. Jetzt hatten sie allesamt ihr großes Abenteuer. Aber so hatten sie es sich nicht vorgestellt...

Zurück in der Zentrale sah er auf die sich öffnenden Innentore der Schleuse und bemerkte total verblüfft, dass er in der Formation der fünfzehn sich nähernden Männer einen erkannte. Er zeigte auf eine breitschultrige Gestalt mit Igelfrisur: Dieser Mann ist Kommandant eines Explorerschiffes, sagte er zu den anderen. Da stimmte etwas ganz ganz gewaltig nicht.

Bontainer wurde schlecht, als er die Parasiten sah, die der Kommandant und seine Leute um den Hals trugen. Ihm wurde zugleich klar, dass man es nicht mit Verrätern, sondern mit Marionetten zu tun hatte. Marionetten, die den Befehlen der Symboflexpartnern zu folgen hatten. Das Ende vom Lied war, dass für die Explorer-Leute zu wenig Nahrungsmittel vorhanden waren. Sie wussten dort unten, dass die Luxusschiffe, die hier in der Tiefe unterwegs waren, für Monate hinaus Proviant an Bord hatten. Und darum ging es zunächst. Um auch nur ansatzweise dahinter zu kommen, was sich letztlich hier abspielte, gingen Bontainer und der Kommandant des U-Bootes einen separaten Weg. Nachdem Bontainer einige der Mitreisenden, so unter anderem seine Frau, mit Minikoms ausgestattet hatte, ging es für die Beiden in eine große Toastbrotkiste, um unbemerkt ins Innere der Station der Feinde zu kommen. Seine Frau, so wusste Vivier, würde ihn per Minikom über das aktuelle Geschehen bei den Passagieren informieren.

Auf diesem Weg erfuhr Bontainer nicht nur, wie groß die Station war, sondern auch, dass neben den terranischen Marionetten ein paar Akonen und Antis sowie zwei Bestien anwesend waren. Sinn und Zweck der in Betrieb genommenen lemurischen Station war die Vernichtung Terras. Fünftausend Sprengköpfe aus Raumtorpedos unter der Erdkruste unterbracht, sollten in Bälde gezündet werden. Damit wäre die Erde Geschichte gewesen und das Solare Imperium wohl auch. Die Bagage hatte aber nicht mit der Hochzeitsreise eines neugierigen Explorerchefs gerechnet...

Zu unser aller Glück hatte Bontainer aber den Funkspruch mit der December-Night abgesetzt. Das war ein allen Flottenmitgliedern bekannter Code, der nur abgesetzt werden durfte, wenn die Erde ernsthaft bedroht war. Wir konnten ihn orten und dann kam der Großeinsatz. Gucky, Ras und Tako transportierten zuerst den Paladin in die Station, der sich mit den beiden Bestien beschäftigte. Danach kamen immer mehr kampferfahrene Soldaten an die Reihe und wurden nach unten transportiert. Mit den Akonen und Antis wurden sie fertig, leider überlebte keiner, der uns ein paar Fragen hätte beantworten können. Woher kannten die Kerle die Geheimnisse der lemurischen Station? Ein einzelner akonischer Agent war in das uralte Teil eingedrungen, hatte den Großtransmitter aktiviert und sowohl die Bestien, als auch weitere Artgenossen sowie die terranischen Marionetten und die Antis transportiert. Da darf man gar nicht so genau drüber nachdenken. Ohne Hunger wäre das U-Boot nicht gekapert worden und es hätte fünfzehn Stunden später keine Erde mehr gegeben. So konnten die Bomben zum Glück früh genug entschärft werden.

Aber wie dem auch gewesen sein mag: Bontainer gab in seinem inzwischen lädierten Anzug einen fantastischen James Bond ab. Seine frisch angetraute Ehefrau nannte ihn "ihren Held im weißen Smoking". Vivier eröffnete mir abschließend, er würde sich jetzt auf Staatskosten neu einkleiden.

Sicherlich hat es nicht lange gedauert, bis er sein Lieblingsgetränk in der Hand hatte. Eine seltsame Mischung aus zwei Dritteln Sekt und einem Drittel Kirschwasser.
"Auf mich hat der eigentlich immer einen völlig normalen Eindruck gemacht", meinte Reginald Bull. "Und dann trinkt der sowas. Aber Bontainer war der richtige Mann zur richtigen Zeit. Seine ganz große Stunde sollte erst noch kommen..."

Die Freunde erhoben ihre Gläser und prosteten sich mit dem spanischen Brandy nochmal zu. "Auf all die Bontainers, die waren, sind und noch kommen werden!" sagte Bull.

-----------------------------------------------

Je nun. Bontainer als James Bond des 25. Jahrhunderts. Der Roman hat die Handlung hat die Handlung zwar keinen Millimeter weiter gebracht und so richtige Spannung kam auch nicht auf, aber er war interessant und es hat Spaß gemacht, ihn zu lesen.

Alkoholische Krawallwasser hin und Zigaretten her, die Autoren sind eben Kinder ihrer Zeit wie wir alle. Die Romane demzufolge auch. Heute käme so ein Teil wohl nicht an, aber damals war das die richtige Geschichte, wenn man mal was ganz anderes schreiben wollte. Der Band fängt mit coolen Sprüchen an und hört mit coolen Sprüchen auf. Der beste stammt von dem anderen Space-Twin, John Sanda, der Soldaten für die besseren Ehemänner hält. Sie sind gewohnt, zu gehorchen. Irgendwie zeitlos.
:D
Hat übrigens einer mal die Bontainersche Sektmischung probiert?
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Re: Zyklus: Die Zeitpolizei/M87 (PR 300-399)

Beitrag von AARN MUNRO »

Hat übrigens einer mal die Bontainersche Sektmischung probiert?
Ja, einmal, vor vielen Jahren aus Neugierde.Ein Glas geht, danach ist es tödlich!Es sei denn, Du verteilst einige Gläser auf mehrere Stunden!Jedenfalls: nix für mich!Ich bleibe bei meinem single malt.
Wie sagte doch der Besucher des Oktoberfestes: "Alles in Maßen!" :D
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Re: Zyklus: Die Zeitpolizei/M87 (PR 300-399)

Beitrag von Goshun »

R.B. hat geschrieben: 15. Dezember 2020, 06:44
H.G. Ewers. Eigentlich keiner meiner Lieblingsautoren. Aber man sollte sich vor dem Lesen nicht von Gefühlen beeindrucken lassen. Denn die beiden Romane waren richtig gut.


Eigentlich trägt Ewers nicht zu einem Handlungsfortschritt bei, es sind klassische Füllromane. Aber erstens sind es gute Füllromane und zweitens führte er zurück an einige Wirkungsstätten des ersten "richtigen" großen PR - Zyklus und man erfährt, wie es den Maahks ergangen ist.
Das ist überhaupt eines der großen großen Missverständnisse über "Füllromane".

Füllromane an und für sich sind nicht schlecht. Sie müssen nur bei der Charakterisierung mehr punkten als andere. Oder sie wickeln eben Aspekte auf vergangenes ab.

Irgendein Knaller muss trotzdem drinnen sein der die Leser interessiert. Bei dem breiten Fundus an Romanen kann mir keiner erzählen es sei nicht möglich auf irgendwas aufzubauen was schon lange nicht mehr in der Serie war und den Lesern ein angenehmes Gefühl beschert.

Ich nenne mal ein Beispiel: gefühlt ist jetzt seit 150 Bänden kein Kartanin in der Handlung vorgekommen. Es muss in der Milchstraße aber sicher welche geben.

Das mit den Kartanin ist nur ein Beispiel es gibt sicher hunderte wo ein kurzer Abstecher zu vergangenen Völkern, Handlungszweigen oder Personen mal ganz interessant wäre.


Ich kann mir das nur so erklären das Expoteam herrscht heute mit strenger Faust und schränkt derartige "Extratouren" stark ein. Es ist ja auch aus deren Perspektive für mich nachvollziehbar: damit ist die Serie mehr aus einem Guss. Was wenn sich Autoren dann gegenseitig widersprechen?

Ich kann mir nicht vorstellen die heutigen Autoren hätten weniger Kreativität...

Ich gebe zu es ist ein Balanceakt zwischen Integrität der Serie und der notwendigen Freiheit der Autoren die auch einen Füllroman gut werden lässt.
Zuletzt geändert von Goshun am 14. Januar 2021, 10:56, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Zyklus: Die Zeitpolizei/M87 (PR 300-399)

Beitrag von R.B. »

AARN MUNRO hat geschrieben: 14. Januar 2021, 08:47 Ich bleibe bei meinem single malt.
Wie sagte doch der Besucher des Oktoberfestes: "Alles in Maßen!" :D

Ja, das sind die feinen Werkzeuge der deutschen Sprache. Mit dem Oktoberfest ist es wie hier im Karneval: Manch einer kann ein Doppel-S nicht vom ß unterscheiden. Dafür wird in unseren Gläsern das Bier nicht schal...
:devil: :devil: :devil:
Und mit dem Whisk(e)y sind wir uns einig. Hauptsache, er kommt aus Schottland oder Irland. Der Rest kann mir gestohlen bleiben.
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Re: Zyklus: Die Zeitpolizei/M87 (PR 300-399)

Beitrag von R.B. »

Goshun hat geschrieben: 14. Januar 2021, 10:53 Das ist überhaupt eines der großen großen Missverständnisse über "Füllromane".

Füllromane an und für sich sind nicht schlecht. Sie müssen nur bei der Charakterisierung mehr punkten als andere. Oder sie wickeln eben Aspekte auf vergangenes ab.
Ich nenne mal ein Beispiel: gefühlt ist jetzt seit 150 Bänden kein Kartanin in der Handlung vorgekommen. Es muss in der Milchstraße aber sicher welche geben. (...)
Das mit den Kartanin ist nur ein Beispiel es gibt sicher hunderte wo ein kurzer Abstecher zu vergangenen Völkern, Handlungszweigen oder Personen mal ganz interessant wäre.
Ich gebe dir Recht. Per Sé sind "Füllromane", oder eben Bände, die mit der Handlung ein wenig "um die Ecke" schauen, völlig in Ordnung. Man kann wunderbar liegen gebliebenes ordnen und schauen, was denn die anderen in der Vergangenheit so alles angestellt haben. Das Problem ist nur, wenn die Chance nicht ergriffen wird oder man im Nachhinein das Gefühl hat, da sollten nur die 100 Bände aufgefüllt werden. Und von denen gab es leider auch genug.

Sogar im Zyklus alles Zyklen (MdI) gab es den Abstecher nach Horror. Der hatte es schon damals für mich nicht gebracht und das hat sich bis heute nicht geändert. Aber: Wenn's stimmig ist, passt und interessant zu lesen, gerne.
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Re: Zyklus: Die Zeitpolizei/M87 (PR 300-399)

Beitrag von AARN MUNRO »

R.B. hat geschrieben: 15. Januar 2021, 05:35
Goshun hat geschrieben: 14. Januar 2021, 10:53 Das ist überhaupt eines der großen großen Missverständnisse über "Füllromane".

Füllromane an und für sich sind nicht schlecht. Sie müssen nur bei der Charakterisierung mehr punkten als andere. Oder sie wickeln eben Aspekte auf vergangenes ab.
Ich nenne mal ein Beispiel: gefühlt ist jetzt seit 150 Bänden kein Kartanin in der Handlung vorgekommen. Es muss in der Milchstraße aber sicher welche geben. (...)
Das mit den Kartanin ist nur ein Beispiel es gibt sicher hunderte wo ein kurzer Abstecher zu vergangenen Völkern, Handlungszweigen oder Personen mal ganz interessant wäre.
Ich gebe dir Recht. Per Sé sind "Füllromane", oder eben Bände, die mit der Handlung ein wenig "um die Ecke" schauen, völlig in Ordnung. Man kann wunderbar liegen gebliebenes ordnen und schauen, was denn die anderen in der Vergangenheit so alles angestellt haben. Das Problem ist nur, wenn die Chance nicht ergriffen wird oder man im Nachhinein das Gefühl hat, da sollten nur die 100 Bände aufgefüllt werden. Und von denen gab es leider auch genug.

Sogar im Zyklus alles Zyklen (MdI) gab es den Abstecher nach Horror. Der hatte es schon damals für mich nicht gebracht und das hat sich bis heute nicht geändert. Aber: Wenn's stimmig ist, passt und interessant zu lesen, gerne.
Im Zyklus aller Zyklen hatten mich die langezogenen Abenteuer auf dem Rüsselvolk-Moby viel mehr gestört. Ein kompakter Band wäre gut gewesen.Horror dagegen fand ich echt witzig (bis auf WEs eher harmlose "Scheintöter").(Obwohl: der Bluff mit dem Lungenvibrator ...)
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Re: Zyklus: Die Zeitpolizei/M87 (PR 300-399)

Beitrag von Goshun »

R.B. hat geschrieben: 15. Januar 2021, 05:35
Sogar im Zyklus alles Zyklen (MdI) gab es den Abstecher nach Horror. Der hatte es schon damals für mich nicht gebracht und das hat sich bis heute nicht geändert. Aber: Wenn's stimmig ist, passt und interessant zu lesen, gerne.
AARN MUNRO hat geschrieben: 15. Januar 2021, 08:03
Im Zyklus aller Zyklen hatten mich die langezogenen Abenteuer auf dem Rüsselvolk-Moby viel mehr gestört. Ein kompakter Band wäre gut gewesen.Horror dagegen fand ich echt witzig (bis auf WEs eher harmlose "Scheintöter").(Obwohl: der Bluff mit dem Lungenvibrator ...)
Ja der MdI Zyklus war damals (für mich) ein Hammer. Es gab damals einfach keine derart breit angelegte Space Opera mit so einem Handlungsbogen. (Ausnahmen wie "Dune" oder "Foundation" bestätigen die Regel)

Im Gegenteil: für mich ist der MdI Zyklus die Blaupause für viele nachfolgende Stücke aller Medienarten.

Aber auch logisch für mich wenn die Kopierer es dann "besser" machen können. Heute lockt man halt aufgrund der vielen Wiederholungen dieses Konzepts keinen Hund mehr hinter dem Ofen hervor...


Für mich ist gerade in Hinblick auf die Zeitpolizei das große Rätsel wie die MdI ihre Entdeckung der durch die Zeitpolizei verhindert haben. (Und die Akonen übrigens auch...)
Über das Thema ist schon viel spekuliert und diskutiert worden aber die "technische Lösung" wirkt auf mich sehr aufgesetzt.

Entweder diese Technik wurde von den MdI übernommen (von wem?) oder die Zeitpolizei selbst war den MdI bekannt. (Woher und warum?)


Die Horror Romane fand ich eigentlich ganz gut aber auch da gab es viel unbefriedigendes:
Warum haben die MdI ihre "Fallensysteme" so vernachlässigt? Ich meine... genau diese Systeme sind ja die Vorwarnstufe und das ist der Zweck der Falle.

Irgendwie ist Hybris der MdI alleine keine befriedigende Erklärung für mich.


Und genau solche "unbefriedigenden" Erklärungen gibt es in der Serie zuhauf. Es müssen nicht gleich die MdI sein aber gerade Füllromane bieten sich meiner Meinung nach da gut an.

Bleibt echt die Frage ob das eine Vorgabe ist so wenig wie möglich an alten Dingen zu rühren damit die Serie nicht in Gefahr läuft unstimmig zu werden.

Fairerweise muss man aber immer wieder Anmerken der Aufwand an Recherche und Koordination steigt dann natürlich!
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Re: Zyklus: Die Zeitpolizei/M87 (PR 300-399)

Beitrag von Nisel »

Goshun hat geschrieben: 15. Januar 2021, 10:19 Für mich ist gerade in Hinblick auf die Zeitpolizei das große Rätsel wie die MdI ihre Entdeckung der durch die Zeitpolizei verhindert haben. (Und die Akonen übrigens auch...)
Über das Thema ist schon viel spekuliert und diskutiert worden aber die "technische Lösung" wirkt auf mich sehr aufgesetzt.
Nun, im Grunde waren die Zeitexperimente der Lemurer ja der Auslöser für den Haluterkrieg der letztlich zur Entstehung der MdI geführt hat.

Ich habs mir, im Nachhinein betrachtet, halt immer so erklärt, daß die Lemurer auch nach Ausbruch des Krieges weiter geforscht haben, sie waren ja schon recht weit gekommen, und haben dann auch die Abschirmung der typsischen Ausstrahlungen "erfunden".
Die " deswegen, weil ich glaube, daß der technische Fortschritt in diesen Anlagen diese Streustrahlung einfach unterbindet, ohne Verschleierungsabsicht.
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Re: Zyklus: Die Zeitpolizei/M87 (PR 300-399)

Beitrag von AARN MUNRO »

So ungefähr hatte ich mir das auch gedacht. Nur die armen Gurrads kannten bei ihren Experimenten derlei Abschirmungen noch nicht. Darum wurden sie ins Paratronfeld gesperrt.
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Re: Zyklus: Die Zeitpolizei/M87 (PR 300-399)

Beitrag von Goshun »

Nisel hat geschrieben: 15. Januar 2021, 11:15 Nun, im Grunde waren die Zeitexperimente der Lemurer ja der Auslöser für den Haluterkrieg der letztlich zur Entstehung der MdI geführt hat.

Ich habs mir, im Nachhinein betrachtet, halt immer so erklärt, daß die Lemurer auch nach Ausbruch des Krieges weiter geforscht haben, sie waren ja schon recht weit gekommen, und haben dann auch die Abschirmung der typsischen Ausstrahlungen "erfunden".
Die " deswegen, weil ich glaube, daß der technische Fortschritt in diesen Anlagen diese Streustrahlung einfach unterbindet, ohne Verschleierungsabsicht.
Damit kann ich ehrlicherweise wenig anfangen. Die Uleb werden meiner Meinung nach im Zyklus als "paranoid" geschildert und haben eine sehr große Furcht vor Zeitexperimenten.
Es wirkt auf mich unglaubwürdig wenn sie auf dem Gebiet der Ortung von Zeitexperimenten in all den Jahrtausenden keinerlei Fortschritte gemacht hätten...

Das widerspricht irgendwie dem üblichen Muster eines "Wettrüstens" zwischen zwei Parteien.

Aber vielleicht waren die Uleb auch zu beschäftigt mit Strafexpeditionen... alles ist möglich :)
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Nisel
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Re: Zyklus: Die Zeitpolizei/M87 (PR 300-399)

Beitrag von Nisel »

Goshun hat geschrieben: 15. Januar 2021, 14:51 Das widerspricht irgendwie dem üblichen Muster eines "Wettrüstens" zwischen zwei Parteien.

Aber vielleicht waren die Uleb auch zu beschäftigt mit Strafexpeditionen... alles ist möglich :)
Naja, sie mussten ja davon ausgehen, daß ihre Expeditionen Erfolg haben und sie somit keine weiteren Entwicklungen brauchen... grob vereinfacht ausgedrückt.
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