Klassiker: Der BARDIOC-Zyklus (PR 800-867)

Unvergessene Abenteuer, legendäre Zyklen - nachgelesen und neu diskutiert.
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Heiko Langhans
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Klassiker: Der BARDIOC-Zyklus (PR 800-867)

Beitrag von Heiko Langhans »

Zum Ende des Jahres 1976 erschien der Jubiläumsband "Die Kaiserin von Therm" (PR 800), der die Handlung der vorigen Hekatombe nahtlos fortsetzte und - wie unter William Voltz üblich - ein Rätsel löste (das um die Titelgeberin) und gleich ein paar neue auftat.

In dem Roman übertraf Voltz sich selbst. Wahrscheinlich werden mich einige Philister steinigen, aber ich halte ihn für besser als seinen überschätzten 1000er, der ohnehin nur zu zwei Dritteln so etwas wie eine Handlung aufweist und eher aus einigen langen Vignetten besteht. Der 1000er wird hauptsächlich wegen der legendären "Graffiti" geschätzt; der 800er war nahezu prophetisch: Die Handlung auf dem Planeten der Soberer ist in vielerlei Hinsicht von der heutigen Gegenwart nur gefühlte fünf Minuten weit entfernt, und die Impressionen einer total vernetzten Welt, die mit zunehmender Geschwindigkeit dem kollektiven Wahnsinn entgegentaumelt, lassen sich mühelos mit einer Fernbedienung nachstellen.

Neben dem Handlungsort Dh´morvon spielt ein weiterer auf ind in der Nähe der in dei Galaxis Ganuhr versetzten Erde. Die letzten Menschen, die vor der kleinen Majestät geflohen sind, erleben die Ankunft menschenähnlicher Wesen mit seltsamen Multitalenten - der Konzepte. Der ES-Bote Kershyll Vanne ist einer von ihnen und offenbart den Kämpfern gegen das Konzil in der Milchstraße den Plan der Vollendung.

Auf der SOL spitzt sich die Lage mehr und mehr zu, als die Solgeborenen sich immer stärker poilitisch organisieren.

Hotrenor-Taak, der Verkünder der Hetosonen, zweifelt mehr und mehr am Kurs des Konzils, dessen Untergang er nicht mehr verhindern kann - oder gar will.

Tatcher a Hainu und Anson Argyris haben es derweil an weit auseinanderliegenden Schauplätzen mit dem geheimnisvollen und gefährlichen Volk der Gys-Voolbeerah zu tun. Die Gestaltwandler verfolgen einen Langzeitplan zur Wiedererrichtung ihres vor Jahrmillionen untergegangenen Reiches.

Dabei kollidieren ihre Pläne mit denen eines seltsamen Mutanten, dem in der Provcon-Faust geborenen Boyt Margor. Dieser macht sich die Wirren in der Milchstraße zunutze, um eine eigene Machbasis zu errichten. Dabei stellen sich ihm drei parabegabte Gäaner in den Weg, die wie er aus dem Untergrund arbeiten.

Und Perry Rhodan erlebt die geschichte des Kampfes der Kaiserin von Therm mit ihrem größten Gegner, BARDIOC, aus einer einzigartigen Perspektive ...

Mit dem Bardioc-Zyklus blieb Voltz seinem Konzept der fließenden Handlungssüberfänge treu. Formell fand dieser Abschnitt mit Band 867 ein Ende; tatsächlich lief dieser Großzyklus, der - je nach Fanaussage - entweder erst mit PR 700 oder schon mit PR 650 begonnen hatte, noch bis Heft 999.

In den nächsten 68 Wochen stelle ich wieder in bewährter Form die Hefte des Zyklus ein und freue mich wie stets auf Reminiszenzen, Kritiken, Diskussionen. Auf bald. B-)
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Faktor10
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Re: Klassiker: Der BARDIOC-Zyklus (PR 800-867)

Beitrag von Faktor10 »

Also Band 800 ist Meilenweit besser als dieser unsägliche Band 1000.
Mir hatte der Roman gut gefallen.
Vernetzte Welt, ja die Zukunft ist näher als man denkt. :st:
Die Gys-Voolbeerah, diese Einschub Serie von HGE fand ich einfach klasse. :rolleyes:
Noch war PR nicht so abgehoben wie in den Bänden nach Band 1000.
Das es mal einen Bösewicht, Laren und Co. es über 100 Bände schafft war auch noch nicht normal, aber gut.

Nur diesen Boyt Margor und seine Gegner waren Öde. Sie die Gegner kamen nie zu Potte.
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Baptist Ziergiebel
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Re: Klassiker: Der BARDIOC-Zyklus (PR 800-867)

Beitrag von Baptist Ziergiebel »

An diesem Klassiker werde ich mich mal beteiligen. "Dank" der Einstellung der 4. Auflage damals mit 799, ist der 800er mir fast komplett unbekannt geblieben. Sicher, 850 kenne ich... von dem Rest habe ich aber überhaupt keine Vorstellung, nicht mal über die PP habe ich mich gespoilert. Von daher gibt es eine Wissenslücke zu füllen. Jetzt muß ich nur noch die (zahlreichen) fehlenden Hefte zusammenbekommen...
Das ist ... TERRA!
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Faktor10
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Re: Klassiker: Der BARDIOC-Zyklus (PR 800-867)

Beitrag von Faktor10 »

Viel glück bei der Suche
:st:
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Heiko Langhans
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Re: Klassiker: Der BARDIOC-Zyklus (PR 800-867)

Beitrag von Heiko Langhans »

Ah ja - die JAGD :D

Heutzutage natürlich kein Ding mehr mit Internet-Nachbestellung etc. ...

... aber damals - stundenlange Pirsch in Antiquariaten, Tauschläden, Wochenmärkten, in der Tasche die abgegrabbelte Liste, darauf einzelne Nummern in unterschiedlichen Bleistift- oder Kuli-Farben durchgestrichen, obwohl sie gar nicht nötig war. Denn wir wußten auch so, welche Hefte noch fehlten. Zu Hause dann das Einsortieren, vielleicht war auch gerade ein Zyklus vollständig geworden und die Sommerferien-Lektüre damit gesichert. Die Eltern und die Kumpels kuckten uns manchmal komisch an. Aber sie verstanden es eben nicht.

Wir waren JÄGER und brachten unsere Beute selbst nach Hause.

Über Internet oder EBook kann's ja jeder.

:D B-) :st:
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Re: Klassiker: Der BARDIOC-Zyklus (PR 800-867)

Beitrag von dandelion »

Wenn ich den Karton mit den 800er-Heften noch rechtzeitig finde, bin ich dabei. Habe damals zwar fleissig gekauft, aber nur noch ganz wenige Hefte gelesen. Meine Erinnerung an den Inhalt des Zyklus ist gleich null, muß morgen suchen.
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DelorianRhodan
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Re: Klassiker: Der BARDIOC-Zyklus (PR 800-867)

Beitrag von DelorianRhodan »

Ich kann mich Heiko Langhans in der Beurteilung von Nr. 800 nur anschließen, wenn ich auch Band 1000 nicht so negativ sehe. Band 1000 war doch als Rückblick auf die bisherige Serie mit Ausblicken auf die Zukunft gedacht.

Auf Band 800 (und in der Folge auch Nr. 850) war bereits im letzten Viertel der 700er-Bände zielstrebig hingearbeitet worden (wann tauchte eigentlich zum ersten Mal eine Kleine Majestät oder ein Comp auf).

Leider wurde das Konzept der fließenden Zyklusübergänge später aufgegeben.
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GruftiHH
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Re: Klassiker: Der BARDIOC-Zyklus (PR 800-867)

Beitrag von GruftiHH »

Sehr schön. Dann kommt Ihr uns ja näher und die Lücke zum Pan-Thau-Ra-Zyklus wird geschlossen. :D
* Am Ende des Regensbogen sehen wir uns wieder. *
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Richard
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Re: Klassiker: Der BARDIOC-Zyklus (PR 800-867)

Beitrag von Richard »

Also ... mir gefiel Band 800 zwar besser als Band 700 aber Band 850 war für mich der bis dahin beste Jubiband, auch wenn es nur ein "kleiner" war.
Band 1000 sah ich nicht so negativ - ich betrachtete die darauf folgenden Baende mit den Betschiden jedenfalls nicht so toll, speziell, da es doch gleich mal 6 Betschidenbande in einer Reihe waren. Aber ok, das ist hier jetzt schon eher fehl am Platz.
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HOT
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Re: Klassiker: Der BARDIOC-Zyklus (PR 800-867)

Beitrag von HOT »

Werde wohl auch ab und zu meinen Senf gerne dazugeben.
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M13
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Re: Klassiker: Der BARDIOC-Zyklus (PR 800-867)

Beitrag von M13 »

DelorianRhodan hat geschrieben:… Leider wurde das Konzept der fließenden Zyklusübergänge später aufgegeben.
… und wiederentdeckt. Das beweisen die aktuellen Zyklen der Erstauflage.

Gruß,
Uwe
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Hegete_Hegha
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Re: Klassiker: Der BARDIOC-Zyklus (PR 800-867)

Beitrag von Hegete_Hegha »

Band 800 - der war einfach WOW - ich glaube ich habe den im Lauf der Jahre 3-4 mal gelesen.
Ein toller Band und um Welten besser als Band 1000
Lumpazie
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Re: Klassiker: Der BARDIOC-Zyklus (PR 800-867)

Beitrag von Lumpazie »

Heiko Langhans hat geschrieben:Ah ja - die JAGD :D

Heutzutage natürlich kein Ding mehr mit Internet-Nachbestellung etc. ...

... aber damals - stundenlange Pirsch in Antiquariaten, Tauschläden, Wochenmärkten, in der Tasche die abgegrabbelte Liste, darauf einzelne Nummern in unterschiedlichen Bleistift- oder Kuli-Farben durchgestrichen, obwohl sie gar nicht nötig war. Denn wir wußten auch so, welche Hefte noch fehlten. Zu Hause dann das Einsortieren, vielleicht war auch gerade ein Zyklus vollständig geworden und die Sommerferien-Lektüre damit gesichert. Die Eltern und die Kumpels kuckten uns manchmal komisch an. Aber sie verstanden es eben nicht.

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GdvZ :st: Das waren noch Zeiten...! B-)
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Hegete_Hegha
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Re: Klassiker: Der BARDIOC-Zyklus (PR 800-867)

Beitrag von Hegete_Hegha »

Heiko Langhans hat geschrieben:Ah ja - die JAGD :D

Heutzutage natürlich kein Ding mehr mit Internet-Nachbestellung etc. ...

... aber damals - stundenlange Pirsch in Antiquariaten, Tauschläden, Wochenmärkten, in der Tasche die abgegrabbelte Liste, darauf einzelne Nummern in unterschiedlichen Bleistift- oder Kuli-Farben durchgestrichen, obwohl sie gar nicht nötig war. Denn wir wußten auch so, welche Hefte noch fehlten. Zu Hause dann das Einsortieren, vielleicht war auch gerade ein Zyklus vollständig geworden und die Sommerferien-Lektüre damit gesichert. Die Eltern und die Kumpels kuckten uns manchmal komisch an. Aber sie verstanden es eben nicht.

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:D B-) :st:
Sommerferien '76 hies für mich in 6 Wochen den kompletten Schwarm-Zyklus, den mir ein Schulkollege über diese Zeit geliehen hat wegzulesen. Das bedeutete "morgens" um 11:30 aufstehen - bis Mittags 18:00 mit Kumpels rumhängen und dann bis 4:00 Uhr früh lesen bis die Augen tränten. Ach war das schön :st:
Heiko Langhans
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Re: Klassiker: Der BARDIOC-Zyklus (PR 800-867)

Beitrag von Heiko Langhans »

Um den 17. Dezember 1976 erschien der 800. Roman der PERRY RHODAN-Serie:

William Voltz: Die Kaiserin von Therm

Bild

Handlung
Die Geschichte der Kaiserin von Therm – Vergangenheit, Galaxie Golgatnur:

Der Planet Blosth im Seerkosch-System ist die Hauptwelt des soberischen Sternenreiches. Ein Verbund von Großrechnern, Tiotroniken genannt, kontrolliert alles, doch die Zivilisation geht langsam ihrem Ende zu. Eine Gruppe von Wissenschaftlern plant eine Anlage zur Abstrahlung einer tiotronischen Prior-Welle, die das gesamte Wissen der Soberer enthält, und der Archivverwalter Callazian soll dieses Wissen von den Tiotroniken stehlen. Doch der Plan wird vereitelt.

Hunderte Jahre später: Raumkommandant Vlission kommt auf dem fast verlassenen Planeten Blosth an. Ihm gelingt es, einen Verbund von zwölf Tiotroniken zu reaktivieren und die Prior-Welle auszusenden, doch er verliert dabei sein Leben. Jahr für Jahr durchrast die Prior-Welle das Universum, bis sie auf einen Urnebel von zwei Lichtjahren Größe trifft und eingefangen wird. Das ist die Geburtsstunde der Kaiserin von Therm.

Aus dem Urnebel bildet sich ein Sonnensystem mit achtzehn Planeten, und auf dem dritten Planeten namens Drackrioch entwickelt sich das Volk der Kelsiren. Um den Planeten herum bildet sich ein Kristallgebilde, die Kaiserin von Therm. Sie übernimmt vor 2.800.000 Jahren erst die Kontrolle über die Kelsiren, dann über die Choolks, die vom Lockruf der Kelsiren angelockt werden. Ihr Reich vergrößert sich, wird zur Mächtigkeitsballung, bis sie auf BARDIOC trifft.

Eine Expedition nach Blosth findet einen Planeten, auf dem früheres Leben nicht einmal mehr nachweisbar ist.

Im Jahr 3583: Das Generationenschiff SOL, auf der Suche nach der Erde, folgt den Koordinaten der Kaiserin von Therm. Am 11. April 3583 gelangt man nach Drackrioch. Dobrak und seine Kelosker bereiten sich auf den Abschied von den Terranern vor, während Joscan Hellmut dem Bann der Kaiserin von Therm verfällt.

---
Der obige, leider sehr knappe Text wurde per GNU-Lizenz der Perrypedia entnommen.
Quinto
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Re: Klassiker: Der BARDIOC-Zyklus (PR 800-867)

Beitrag von Quinto »

Recht originelle Idee, aber der Roman selbst ist eher durchschnittlich, jedenfalls beeindruckte er mich damals nicht. Band 800 war nach meiner Erinnerung die erste Lebensgeschichte der Serie. Viele weitere folgten: Bardioc, Laire, Seth-Apothis usw. Sie sind m. E. Teil einer Fehlentwicklung.

Biografien sind nicht gerade die typischen Aufhänger einer spannenden oder zumindest unterhaltsamen Geschichte. Aber natürlich gibt es sie, auch im Film, beispielsweise Forrest Gump. Dieser Film zeigt auch gleich, was eine Lebensgeschichte braucht, um zu fesseln, nämlich eine lebendige Handlung in Form vieler interessanter, lustiger oder spannender Episoden, die sich dann zu einem Gesamtbild zusammenfügen. Die nächste Lebensgeschichte in 850/51 war in dieser Art geschrieben und zusammen mit der Tatsache, dass dem Leser ein unglaubliches Panorama der kosmischen Geschichte geboten wurde, in dem sich plötzlich viele Einzelheiten zu einem Gesamtbild fügten, war das Grund für den enormen Eindruck auf die Leserschaft. Seltsamerweise scheint sich dann die Ansicht durchgesetzt zu haben, Lebensgeschichten und Rückblenden seien für die Leser ganz besondere Leckerbissen, so dass immer wieder ganze Zyklen so gestaltet wurden, dass in einer Lebensgeschichte die wesentlichen Auflösungen geboten wurden. Für mich waren die entsprechenden Romane überwiegend Enttäuschungen, es handelte sich bei ihnen um selten mehr als eine Art Zeitungslektüre.

Willi Voltz selbst hatte nach meiner Ansicht zur Zeit von Band 800 seine Glanzzeit in der Serie bereits hinter sich, was sicher mit seiner Rolle als Exposéautor zusammenhing. Seine Stärke war bis dahin die psychologisch dichte Darstellung der handelnden Personen und die ausgefeilte Spannungstechnik, zu besichtigen schon im Debütroman. Nun verlegte er sich mehr und mehr auf die "kosmischen Ereignisse". Auch da gelangen ihm einige großartige Romane, aber ich begann damals seinen früheren, einfacheren Stil zu vermissen. Dieses Pompöse, die Gongschläge durchs Universum, das war nicht mehr so mein Fall.

Noch etwas. Auf der LKS der Erstauflage gibt Voltz ein wenig Einblick in seine persönliche Philosophie. Er schreibt dort: "Wir wollen kein esoterisches Vakuum füllen, aber unsere Romane sollen nicht nur spannend und abenteuerlich sein, nicht nur eine zukünftige Technik darstellen, sondern auch anregen zu Überlegungen wie: 'Wer sind wir, warum sind wir und was ist der Sinn aller Dinge'". Das ist ihm sicher gelungen. Es ist auch sehr schön ausgedrückt und bezeichnet wohl einen Teil dessen, was heute unter dem Schlagwort sense of wonder läuft. Aber wie die kosmischen Ereignisse wurde auch der Sinn für die unglaubliche Vielfalt und die Perfektion von Leben und Welt bei seinen Nachfolgern mehr und mehr zu bloßem Wortkram entwertet.
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HOT
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Re: Klassiker: Der BARDIOC-Zyklus (PR 800-867)

Beitrag von HOT »

Ich fand den Roman beeindruckend.
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Günther Drach
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Re: Klassiker: Der BARDIOC-Zyklus (PR 800-867)

Beitrag von Günther Drach »

Quinto hat geschrieben:Recht originelle Idee, aber der Roman selbst ist eher durchschnittlich, jedenfalls beeindruckte er mich damals nicht. Band 800 war nach meiner Erinnerung die erste Lebensgeschichte der Serie.
Wenn ich mich nicht irre, wird HGFs Doppelband über die Spezialisten der Nacht (eben dieser Titel + Jahrtausendschläfer) als erste Lebensgeschichte der Serie gehandelt.
Und wenn ich mich recht entsinne, fand ich den Roman damals auch okay, nicht überragend. Und ja, Bardioc (850) hat mich knapp ein Jahr später dann umgehauen.
Aber ich kann mich noch ganz gut ans Ende erinnern (glaube ich zumindest). Ist es Bjo Breiskoll, der die Gegenwart Joscan Hellmuts nicht ertragen kann, weil er in dessen Auge das winzige Abbild der Kaiserin erkennen kann? (Ich liebe solche Momente einfach.)
yesterday, upon the stair, i met a man who wasn't there!
he wasn't there again today, oh how i wish he'd go away!

― william hughes mearns: antigonish

nolite te bastardes carborundorum.

Der PR-Fanroman des NGF (2004-2008) (und ein paar meiner Kurzgeschichten sind da auch zu finden)
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Re: Klassiker: Der BARDIOC-Zyklus (PR 800-867)

Beitrag von Waringer »

Den Roman habe ich damals Anfang der 80er Jahre in der 2. Auflage gelesen. Ein schöner, bemerkenswerter Roman von 1976, mit einigen Längen, der die in den siebziger Jahren noch jungen Themen wie Informatik bzw. Informationszeitalter aufgreift und daraus eine Geschichte über die Bildung einer SI konstruiert. Ein gelungener Mix aus Utopie, Sozialkritik, SoW und SF. Zur zeitlichen Einordnung: 1976 ist auch das Jahr in dem die Firma Apple gegründet wurde.

Voltz beschreibt die soberische Zivilisation mit ihrer Abhängigkeit der tiotronischen Vernetzung und benutzt die Geschichte um den Niedergangs der Soberer als Ausgangspunkt für die Entstehung der Kaiserin von Therm durch die ausgesandte Prior-Welle. Teile der soberischen Gesellschaft, die keinen Zugang zu Informationsquellen haben, werden hier Informationsunwürdige genannt. Auffällig ist, dass Voltz nur tiotronische Großrechner beschreibt oder kannte, also keine persönlichen Computer, so wie es in den siebziger Jahren üblich war. Nr. 850 u. 900 gefallen mir als Romane allerdings wesentlich besser.

Eine Auswahl mehr oder weniger prophetischer Zitate bzw. Fundstellen:
S. 7:
Er arbeitete in einer der Kommunikationszentralen, Abteilung Geschichte. Dort wurde mit Hilfe der Tiotroniken alles lückenlos zusammengetragen, was sich auf Blosth und den anderen Welten des soberischen Imperiums ereignete."
S. 9:
"Wir haben die Kontrolle über unser tiotronisches Kommunikationssystem längst verloren", sagte Kostroy traurig. "Die Tiotroniken funktionieren innerhalb des Rahmens, den sie sich inzwischen selbst geschaffen haben. Wir sind nur noch ihre Bediensteten. Die totale Information hat uns versklavt. Wir haben den Überblick verloren und uns einer unsoberischen Institution ausgeliefert."
S. 17:
"Wir gewinnen dadurch nur einen Aufschub. Die tiotronische Ordnung ist längst unserer Kontrolle entglitten und hat sich zu einem selbstständigen Mechanismus entwickelt."
"Warum schaltet ihr die Tiotroniken nicht einfach ab?" fragte Callazian.
"Abgesehen davon, daß sich die meisten Soberer der Gefahren nicht bewußt sind, würde die gerade regierende Führungsschicht das niemals gestatten", entgegnete Zosarios. "Und das mit gutem Recht! Denke daran, das alles von den Tiotroniken gesteuert und kontrolliert wird. Sie abzuschalten, hieße, die Nahrungsversorgung der Bevölkerung auf allen Welten zu gefährden, die Raumfahrt aufzugeben und das gesamte System zusammenbrechen zu lassen."
In der 1. Auflage war damals die Rißzeichnung der Sol von Tai Jeung enthalten, später gab es eine neue Rißzeichnung der Sol im 1000er Roman, diesmal von Bernhard Stoessel.
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Re: Klassiker: Der BARDIOC-Zyklus (PR 800-867)

Beitrag von Gowron »

Ich hatte ja schon meinen Senf zum 800er Band im "Aphilie"-Thread dazu gegeben, aber ich muss es einfach nochmal wiederholen:
Der Zyklus fängt sehr gut an. Die Lebensgeschichte der "Kaiserin von Therm" ließ sich super lesen und im Vergleich zu weiteren "Überwesen"-Lebensgeschichten ist sie fast schon in einem modernen Stil geschrieben.

Der Roman erschien zu Recht, wie ich finde, auch als Goldedition, ausgesucht als einer der 20. besten Romane (Platz 17).

Ich mag diese Art von Einschub-Romanen, die ja auch erscheinen, um den Serienfiguren mehr Hintergrund zu geben.
:st:

Das kann aber auch daran liegen, das ich kurz nach meinem Einstieg in die Serie gleich so einen Lebensgeschichte-Doppelroman gelesen hatte. Das war der geniale Roman PR 1987 "Der Mörderprinz". Wenn mich nicht alles täuscht, war das die Geschichte des "Dieners der Materie" Torr Samaho, die dann mit mit dem nächsten Band PR 1988 "Diener der Materie" fortgesetzt wurde. Für mich ein absolutes Highlight damals!
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Re: Klassiker: Der BARDIOC-Zyklus (PR 800-867)

Beitrag von Heiko Langhans »

Günther Drach hat geschrieben:
Quinto hat geschrieben:Recht originelle Idee, aber der Roman selbst ist eher durchschnittlich, jedenfalls beeindruckte er mich damals nicht. Band 800 war nach meiner Erinnerung die erste Lebensgeschichte der Serie.
Wenn ich mich nicht irre, wird HGFs Doppelband über die Spezialisten der Nacht (eben dieser Titel + Jahrtausendschläfer) als erste Lebensgeschichte der Serie gehandelt.
Und wenn ich mich recht entsinne, fand ich den Roman damals auch okay, nicht überragend. Und ja, Bardioc (850) hat mich knapp ein Jahr später dann umgehauen.
Aber ich kann mich noch ganz gut ans Ende erinnern (glaube ich zumindest). Ist es Bjo Breiskoll, der die Gegenwart Joscan Hellmuts nicht ertragen kann, weil er in dessen Auge das winzige Abbild der Kaiserin erkennen kann? (Ich liebe solche Momente einfach.)
Und wenn ich mich nicht irre, gilt ein ähnlicher Anspruch für PR 60 und PR 70 (die ersten Atlan-Berichte); mögliche Vorgänger zu dieser Technik gibt es in PR 4 und PR 25.

Die sog. Lebensgeschichten hat es also immer schon gegeben; erst zur Zeit der 2000er Heften wurden sie im Forum als inflationär gebrandmarkt. B-)
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ganerc
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Klassiker: Der BARDIOC-Zyklus (PR 800-867)

Beitrag von ganerc »

Für mich war dieser Roman ein Highlight. Einerseits wegen der Erzählung über die soberische Zivilisation und andererseits schon wegen der Vorstellung wie dir soberische Priorwelle durchs Universum rast, Ewigkeiten lang. Und sie dann letztendlich etwas ganz anderes wird, eine SI, die Kaiserin von Therm. Schon allein die Vorstellung, dass es so etwas geben könnte, raubt einem den Atem.
Das war auf jeden Fall ein toller Zyklusbeginn.

Lebensgeschichten lese ich immer wieder gern. Diese war schon besonders.

HP
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Re: Klassiker: Der BARDIOC-Zyklus (PR 800-867)

Beitrag von Faktor10 »

Das Tibi war nicht so tolle.
Die Handlung hat mich fasziniert. Die soberische Zivilisation und dann ihre Welle war für mich ein besonderer Moment. Aber langsam fand ich damals PR nicht mehr so interessant. Ich wurde älter und die alten Geschichten mochte ich lieber. Es kamen noch gute Romane für mich. Besonders 850/851 und weitere, aber ich haderte mit der Serie. Aber dazu kommen wir noch.
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Baptist Ziergiebel
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Re: Klassiker: Der BARDIOC-Zyklus (PR 800-867)

Beitrag von Baptist Ziergiebel »

Heiko Langhans hat geschrieben: Wir waren JÄGER und brachten unsere Beute selbst nach Hause.

Über Internet oder EBook kann's ja jeder.
Dann melde ich mich mal von erfolgreicher Jagd zurück. Habe doch tatsächlich in Berlin Friedrichshain in einem Comic und Roman Buchladen den kompletten 800er bis hin zur -99 ergattert. Alles Erstauflage in TOP-Zustand, für nicht mal `n Fuffi. Dazu noch ein paar Alexander Kröger Romane sehr günstig bekommen... ein schöner Tag. :)

Man sieht, es macht durchaus noch Sinn, sich in der realen Welt umzuschauen. Bei Transgalaxis etwa hätte ich das Vierfache abgedrückt!

Zu 800 - Die Kaiserin von Therm.
Faktor10 hat geschrieben:Das Tibi war nicht so tolle.
Ich finde es sogar ziemlich mies. Ein Großteil der Bildelemente kommt mir ziemlich bekannt vor, allein der Kugelraumer mittig, der einen Raumjäger ausspeit, kenne ich schon von Heft 450. Eine 08/15 Kollage, die zwar irgendwie Weltraumgefühl vermitteln soll, aber nur zusammengestoppelt wirkt.

Leider gefiel mir auch der Roman, was Aufbau und Gestaltung angeht, eher weniger. Ich denke, Quinto hat oben in soweit recht, dass hier zum ersten Mal die Lebensgeschichte einer größeren kosmischen Entität, sprich Superintelligenz geschildert wurde. Dafür fand ich es wenig imponierend, was vor allem auch an der vorangestellten Beschreibung der Soberer (hab ständig Sorbet gelesen :) ) lag. Eine teils schwer nachvollziehbare, an den Haaren herbeigezogene Situation, die in erster Linie Fragen aufwirft. Eine mehrere hundertausend Jahre alte Zivilisation, deren Alltag von Großrechnern gesteuert wird, die aber trotzdem regelmäßig Verkehrsstau mit öfter mal Unfällen mit hunderten von Toten hat, ist für mich nicht ernstzunehmen. Der Zusammenbruch der soberischen Zivilisation an sich, als Folge von technologischer Abhängigkeit mit folgender Degeneration, ist nachvollziehbar, aber so wie hier geschildert, kaum plausibel. Anscheinend innerhalb weniger Jahrzehnte wird die gesamte Spezies wahnsinnig und zwar nicht nur auf Blosth, sondern auch im ganzen Sternenreich, was nicht recht Sinn macht. Die Verwirrung durch die Tiotroniken als Grund würde vielleicht in gewissen einzelnen Kreisen Sinn machen, aber nicht im Gesamten. Was war denn mit den Informationsunwürdigen, die lang und breit eingeführt wurden und angeblich einen großen Teil der Bevölkerung ausmachten?

Die ein, zwei Seiten, auf denen dann die Prior-Welle beschrieben wurden, waren besonders hanebüchen. Eine Funkwelle, die immer mal zwischen Hyper- und Normalraum wechselt, ist schon Quatsch. Die zweite Variante machte auch keinen Sinn, da sie ja permanent im Hyperraum bleibt. Wie sollte sie dann mit etwaigen Urnebeln und dergleichen wechselwirken? Na, wie auch immer.

Ganz gut gefallen hat mir dagegen der Teil, der sich tatsächlich mit der Genese der Kaiserin beschäftigte. Hier zeigte sich dann schon das Besondere, die Überraschung, die die Vielfalt des Lebens im Kosmos bieten kann.

Die Priorwelle selbst sagte mir zwar nicht zu, die Idee dahinter allerdings schon. Die Inspiration dazu scheint mir recht klar in den, in den Jahren zuvor gestarteten, Pioneer-Plaketten gelegen zu haben. Des Weiteren hat Waringer ganz recht, wenn er oben von thematischem Bezug zum Informationszeitalter schreibt. Ich weiß nicht, wie es zur Entstehungszeit des Romans (bei Erscheinungsdatum war ich noch nicht mal geboren) so war, aber gerade zum Heute tun sich einige Parallelen auf. Beim Lesen der informationsabhängigen Soberer, die sich dem tiotronischen Netzwerk ausliefern, hatte ich sofort Bilder heutiger Mitmenschen, Smombies vor Augen.

Gruß.
Das ist ... TERRA!
Gowron
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Re: Klassiker: Der BARDIOC-Zyklus (PR 800-867)

Beitrag von Gowron »

Baptist Ziergiebel hat geschrieben: Eine Funkwelle, die immer mal zwischen Hyper- und Normalraum wechselt, ist schon Quatsch. Die zweite Variante machte auch keinen Sinn, da sie ja permanent im Hyperraum bleibt. Wie sollte sie dann mit etwaigen Urnebeln und dergleichen wechselwirken? Na, wie auch immer.
Ähem,... ist denn nicht die Vorstellung eines Hyperraums an sich schon in gewissem Sinne "Quatsch"? Ich denke, man sollte das nicht zu ernst nehmen.
Und warum sollte die Funkwelle nicht doch pendeln, schließlich war darin doch eine gewisse Intelligenz vorhanden. ;)

Ansonsten, lieber Baptist, eine sehr interessante Analyse des Heftes! (obwohl sie von meiner Meinung abweicht....)
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