Xirashos Tiefen - Was wirklich geschah - Teil 6

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Philmann Dark
Siganese
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Xirashos Tiefen - Was wirklich geschah - Teil 6

Beitrag von Philmann Dark »

Was bisher geschah:

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Xirashos Tiefen, Teil 6
Was wirklich geschah

TARUS

Auf Festungswelt 187 öffneten sich die Tore zu den Werften. Vollautomatische Raumschiffe starteten. Nahe des Planeten sammelten sie sich, bis alle 100.000 Einheiten bereit waren.

Die 187. Sonne flammte auf. Gigantische Portale entstanden im freien Raum.

Die Schiffe machten sich auf den weiten, kurzen Weg in die Milchstrasse. Dort wartete eine Blase im Hyperraum auf sie, in der sie sich für den Einsatz bereit hielten.


Atlan

Atlan sah Kaery Evans hinterher, als jemand hinter ihm sagte: »Balzverhalten. Sie scheint Interesse an dir zu haben.«

Der Arkonide drehte sich zu Pau Tai um. »Auch mal wieder an Bord?«

»Die Cairanischen Konsule wollen sich treffen,« wich Pau der Frage aus. »Ich denke, da sollten wir dabei sein.«

»Wir?«

»Du und ich,« antwortete Pau.

›Damit er dich an die Cairaner ausliefern kann,‹ warnte der Extrasinn.

»Wann?«

»Morgen, um 11:00.«

»Die TARTS meldet eine Flotte bei der Bleisphäre ...?«

»Das ist die 18.,« bestätigte Pau.

»Ah ja,« nickte Atlan. »Das ist die, über die du mit diesem Plorsch gesprochen hast?«

»Richtig.«

»Plorsch ist ein Ilt?«

»Ja. Er befehligt einen Sektor der TARUS Schutzflotte. Das sind 16 Flotten.«

»Alle so gross wie die bei der Bleisphäre?«

»Ja.«

»Wir gross ist die Schutzflotte insgesamt?«

»Der Festungsring besteht aus 160 Sonnen, bei denen je die Hälfte wie ein C80 Fulleren angeordnet sind. Pro Sonne gibt es vier Flotten mit jeweils 20.000 Einheiten.«

Atlan gab sich beeindruckt. »Das sind 12 Millionen Schiffe. Eine Menge Feuerkraft. Das Umfeld der TARUS scheint ein gefährlicher Ort zu sein.«

»Nicht wirklich,« meinte Pau. »Ich habe mit Idioten, Machtmenschen und höheren Mächten zu tun. Die Idioten bekommen nicht genug Schiffe zusammen, um ein Problem zu sein. Wenn sie mit ihren paar Einheiten auftauchen, kesseln wir sie ein und warten ab, bis sie kleinlaut wieder abziehen. Bei den Machtmenschen kann ich entweder eine Vereinbarung treffen oder ich greife mit meinen Fähigkeiten in ihre Strukturen ein. Sie sind einfach zu stürzen, da sie genau die gleichen Strukturen benötigen, um sich ihrer Gegner zu entledigen. Die höheren Mächte wissen, mit wem sie es zu tun haben und lassen mich in Ruhe.«

»Ah, richtig,« nickte Atlan. »Darüber sprachen wir bereits. Ich muss sagen, es fällt mir schwer, das zu glauben.«

»Musst du auch nicht,« lächelte Pau. »In ein paar Jahren wird die TARUS hierher kommen. Dann kannst du es dir selbst ansehen.«

»Tja,« meinte Atlan gedehnt. »Werden wir gefragt?«

»Warum nicht?« Pau zuckte mit den Schultern. »Ich werde Katsumi bitten, bei der LFG einen entsprechenden Antrag einzureichen.«

»Du hast ihn gefunden?«

»Ja, er war in Terrania, wie du vermutet hattest.«

»Du kannst also durch die Zerozone hinüberwechseln.« Atlan kam eine Idee: ›Ob Gucky das auch kann?‹

»Ja.«

»Wir möchten ...«

»Perry ist bereits dabei,« unterbrach Pau. »Terra wird in zwei Monaten seinen angestammten Platz einnehmen. Damit wird auch das Odium aufhören.«

»Verstehe. Wir müssen uns also nur zurücklehnen und abwarten.« Atlan lächelte, während er dachte: ›So leicht bringst du uns nicht dazu, unsere eigenen Pläne aufzugeben!‹

»Wir sehen uns morgen,« verabschiedete sich Pau.

»Und wenn ich nicht mitgehen will?«

»Gehe ich alleine.«

Atlan fluchte innerlich. Die Chance, sich direkt mit den Cairanern zu treffen, wollte er sich unter keinen Umständen entgehen lassen. ›Narr,‹ kommentierte sein Extrasinn lakonisch. ›Das ist genau, was er erreichen wollte.‹ Atlan aktivierte das Funkgerät. Es war Zeit ein paar Vorbereitungen zu treffen.


Treffen mit den Konsuln

»Ich finde, wir gehen ein hohes Risiko ein, uns hier alle zu treffen,« rügte sternöstliche Konsulin Galuu Alvaraidse.

»Es ist eine völlig unerwartete Situation eingetreten,« erklärte Arnaio Galibragor. Er verstummte, als plötzlich Atlan und Pau Tai im Raum standen.

»Eindringlinge!« Alvaraidse löste den Alarm aus.

»Sie wollten mich sprechen, Konsul Arnaio Galibragor,« sprach Pau den Konsul direkt an.

Soldaten und Roboter stürmten in den Raum. Konsul Aiharra hielt sie mit einer Geste zurück.

»Wenn sie sich bitte vorstellen würden?« bat Arnaio.

»Ich bin Pau Tai, ein Priester der Gottheit Oo’kah. Das ist der Unsterbliche Mascaren da Gonozal auch genannt Altan.« Pau ignorierte die Soldaten und Waffen vollkommen.

»Danke,« nickte Konsul Aiharra den Soldaten zu. »Ein Missverständnis. Bitte ziehen Sie sich jetzt zurück.«

Ein Roboter brachte zwei Sitzgelegenheiten für Terraner. Pau setzte sich. Atlan tat es ihm gleich, auch wenn er jeden Moment mit einer Falle rechnete. Allerdings hatte er noch einige Asse im Ärmel, sollten die Cairaner etwas versuchen. ›Ein Priester?‹ ätzte der Extrasinn. ›Hatten wir nicht schon genug Ärger mit religiösen Fanatikern? Und wenn diese TARUS hier eintrifft, dürfen wir dann unserem neuen Gott huldigen?‹

»Was hat das zu bedeuten?« fragte Galuu in die Runde. »Wie kann es sein, dass dieses ... Wesen ...«

»Bitte,« beruhigte Arnaio sie eindringlich. »Ich gehe davon aus,« wandte er sich an Pau, »dass Sie über unsere Situation informiert sind. Dürfen wir mir Ihrer Unterstützung rechnen?«

»Hm,« meinte Pau zurückhaltend. »Sehen wir mal, was Atlan dazu sagt.«

Die Aufmerksamkeit der Konsuln richtete sich auf den Arkoniden. »Ihr wollt also auf diese andere Seite wechseln,« fasste dieser zusammen. »Meinetwegen. Ihr könnt auf Iya landen und mit dem Planeten den Transit mitmachen.«

»So einfach ist es nicht,« seufzte Arnaio. »Wir müssen unsere Spuren verwischen, damit niemand uns folgen will.«

»Warum? Und wie habt ihr euch das vorgestellt?« wollte Atlan wissen.

»Nun ...« Arnaio zögerte.

»Sie wollen über deine Ritteraura Einfluss auf den moralischen Code nehmen,« erklärte Pau. »Damit können sie einen ähnlichen Effekt wie das Terranische Odium auslösen, aber eben mit den vier Völkern der VECU als undenkbaren Inhalt. Die Gründe? Erstens, die Erfahrung, dass in Ungnade gefallene Ordnungskräfte häufig verfolgt werden. Zweitens würde die Kandidatin Phaatom ihnen wegen gewisser Vorfälle nachstellen. VECU würde sicher auch dafür interessieren, wo einige ihrer Machtmittel geblieben sind. Oder die Kosmokratin Mu Sargai. Etwas wie die Bilokal-Sphäre sollte nicht in die falschen Hände fallen. Oder die Computerviren von Dunkler Sternensand. Dazu das ganze Wissen im Panarchiv. Ja, ich denke, sie sollten mit ernsten Konsequenzen rechnen.«

Die Konsuln gaben nicht zu erkennen, was sie von Paus Aussagen hielten.

»Die Manipulation vom moralischen Code ... das wäre möglich?« fragte Atlan.

»Ja, der Plan ist machbar,« nickte Pau. »Allerdings haben sie keine Möglichkeit deine Ritteraura zu modifizieren, während sie dir anhaftet. Bei der daher notwendigen Trennung würdest du sterben.«

Atlan legte unbemerkt einen Finger auf den Auslöser einer seiner Überraschungen. »Dann werden wir uns etwas Neues überlegen müssen.«

Pau nickte und sah die Konsuln auffordernd an.

»Laut unseren Daten,« begann Arnaio vorsichtig, »hast du einmal eine Zivilisation verschwinden lassen. Ist das richtig?«

»Ja.«

Eine Pause entstand. Spannung baute sich auf. »Kannst du uns in gleicher Weise helfen?«

»Hm.« Pau sah die Konsuln der Reihe nach an. »Ihr stört meine Pläne. Ihr habe hier unglaubliche Verbrechen begangen, ganze Zivilisationen zu eurem Vorteil manipuliert, ein Schutzsystem von Terra zerstört, ein weiteres missbraucht, der Posizid, Mitarbeiter von mir entführt, die LFG destabilisert ... Und nun wagt ihr es, mich um Hilfe zu bitten.«

»Wir hätten das alles nicht getan, hätten wir einen Weg gewusst, dich zu kontaktieren!« wandte Aiharra ein.

›Man könnte fast auf die Idee kommen, er wäre verzweifelt,‹ kommentierte der Extrasinn trocken.

»Es gab einige Stadtteile von Allerorten im Galaxiengeviert der VECU,« wies Pau ihn zurecht. »Darüber wäre ich leicht zu erreichen. Die entsprechenden Informationen lagen im Panarchiv vor. Ihr es nicht einmal versucht.«

»Das wussten wir nicht,« murmelte Aiharra kleinlaut. Der goldene Ton seiner Haut war zu einem matten Bronze geworden. »Bitte, ich flehe dich an! Wir waren verzweifelt!«

»Ich hatte dich gewarnt, vorsichtig zu sein,« erinnerte Pau ihn. Irgendwie war er in den letzten Minuten gewachsen. Atlan hielt sich zurück. Er spürte tatsächlich Sorge, zwischen die Fronten zu geraten.

»Ich überlege es mir,« lenkte Pau nach einem langen, unangenehmen Moment ein. »Wenn ich sehe, dass es euch Ernst ist.«

»Was sind deine Bedingungen?«

»Ich will, dass jeder, der am Posizid beteiligt war, verhaftet und auf eine Ausweglose Strasse deportiert wird,« begann Pau. »Ebenso sämtliche Agenten des Panarchivs. Ihr werdet mir das Panarchiv aushändigen. Es muss unbeschädigt, unverändert und frei von Fallen jeder Art sein. Alle vier Völker, die sich hier in der Milchstrasse und Umgebung aufhalten, versammeln sich im Solsystem. Ihr werdet alle Ausrüstung und Raumschiffe mitnehmen, alle Stützpunkte zerstören. Ihr habt zwei Wochen Zeit, exakt bis zum 7. Juli 2046, 12:00 Pescha-Standardzeit. Wenn dann meine Forderungen erfüllt sind, werde ich mich entscheiden.«

›Jetzt dreht er ganz durch,‹ dachte Atlan.

»Hier die Details,« Pau warf einen Datenkristall auf den Tisch.

Im nächsten Moment fand Atlan sich in der Zerozone wieder.

Der Arkonide atmete einmal tief durch. »Was ... sollte ... das?« herrschte er Pau dann an. »Das werden die niemals akzeptieren! Wir hatten eine Chance auf eine Einigung und du hast sie mit diesen lächerlichen Forderungen ...«

Pau ignorierte ihn, bis die 129 Sekunden um waren. Sie kamen in der THORA wieder heraus, direkt vor Paus Kabine. »Man sieht sich,« verabschiedete sich Pau.

Frustriert schlug Atlan seine Faust gegen die Wand vom Gang.


Konsuln

»Das ist das Lächerlichste, was ich jemals gehört habe!« ereiferte sich Konsulin Galuu Alvaraidse. »Wer ist dieses Wesen und vor allem: Warum lebt es noch?«

»Weil man ihn nicht töten kann,« seufzte Aiharra erschöpft. »Er kann jederzeit das ganze Trajekt zum Scheitern bringen.«

»Lächerlich!«

»Ich habe bei der Kampagne in HORGORRGREN während einiger Jahren mit Pau Tai zusammengearbeitet,« berichtet Aiharra. »Wenn wir uns ihm in den Weg stellen, wird er uns vernichten. Ich habe aus den Panarchiven und persönlichen Daten eine Akte zusammengestellt. Bitte.« Er projizierte die Informationen.

»Unglaublich,« meinte Galuu schliesslich. »Sie erwähnten, dass Pau schon einmal eine Zivilisation errettet hat?«

»Nun,« zögerte Aiharra, »nicht errettet. Behalten Sie im Sinn, wir sprechen von einer Legende. Dereinst soll ein Wesen grob unhöflich zu Pau gewesen sein. Details sind mir nicht bekannt. Als Reaktion hat Pau seine Zivilisation ausgelöscht. Von einem Tag auf den anderen gab es diese Wesen nicht mehr. Ihre Welten waren wieder unbewohnt, Gebäude und Anlagen nur unkenntliche Ruinen. Alle Zivilisationen, mit denen sie Kontakt gehabt hatten, konnten sich nicht mehr an sie erinnern. In allen Datenbanken, selbst in den Büchern, fehlten alle Informationen über sie. Es gab überall nur Wissenslücken: Die Wesen erinnerten sich, dass da etwas gewesen war, aber sie wussten keine Details mehr. Niemand war in der Lage irgendwelches Wissen über diese Wesen zu rekonstruieren. Das soll sogar für die Hohen Mächte gegolten haben.«

»Unglaublich,« wunderte sich Galuu. »Wie hat er das gemacht?«

»Niemand weiss es,« antwortete Aiharra. »Es gab nur einen Zeugen: Das eine Wesen, welches diese Katastrophe ausgelöst hatte.«

»Aber ...?«

Aiharra sah bedrückt aus. »Pau machte es unsterblich. Er tauchte es in flüssiges Metall, bis es vollständig bedeckt war. Das Metall kühlte in der Form eines humanoiden Wesens mit nur zwei Armen ab. Pau stellte es in einem Park in einen Brunnen.« Er schluckte. »Laut der Legende hat das Wesen die Prozedur überlebt. Seit dem Vorfall steht es dort, und seine Gedanken schreien seinen Schmerz und das Gefühl des Erstickens hinaus. Es heisst, es wäre Telepathen unmöglich, sich diesem Ort zu nähern.«

»Das ist ja widerwärtig!«

Ihr Kollege nickte. »Weiter heisst es, dass immer wieder Wesen versuchen, das Opfer zu retten. In all den Jahrtausenden ist es nie jemand gelungen. Man kann es nicht bewegen, man kann das Metall nicht entfernen und man kann es nicht erlösen.«

»Nur eine Legende,« erinnerte Arnaio.

»Und warum verschwenden wir unsere Zeit mit Legenden?« fragte Galuu scharf.

»Nach einer anderen Legende hat ein Kosmokrat Pau verärgert. Pau hat ihn getötet.«

Galuu hob frustriert die Aussenhände. »Ich glaube, wir haben genug Legenden gehört.«

»Das war der Grund, warum Atlan damals hinter den Materiequellen benötigt wurde. Nur eine Legende, aber laut Panarchiv eine mit hohem Wahrheitsgehalt,« warnte Aiharra. »Ich habe zusammen mit Pau gekämpft. Ich habe ihn erlebt. Er ist ein schrecklicher, gnadenloser Feind, der unsere grössten Schwächen kennt. Wenn wir ihn reizen, wird er uns vernichten! Darum schlage ich vor, dass wir auf seine Bedingungen eingehen.«

»Aber ... dann würden wir ja ...«

»Die meisten von uns würden auf einer Ausweglosen Strasse enden,« nickte Aiharra. »Der Preis für die Rettung unserer Zivilisationen. Ich denke inzwischen, dass die Thesanit die Begegnung mit ihm vorausgesehen haben. Mein Vorschlag: Wir alle prüfen die vorliegenden Informationen im Detail. Hat jemand Kontakt mit den Thesanit? Wir brauchen die exakten Umstände und Hintergründe was sie in dem Temporalen Kanal gesehen haben.«

»Moment mal,« fuhr Galuu auf. »Welchen Beweis haben wir für seine Aussagen?«

»Nun,« Aiharra. »Er hat uns hier gefunden.«

»Ein Verräter in unseren Reihen,« wischte Galuu den Einwand beiseite.

»Er ist ein Priester von Oo’kah.«

»Und welchen Beweis haben wir dafür?« Galuu sah in die Runde. »Wir sind doch sicher, dass dieser Oxtorner Monkey beim Panarchiv war. Wer weiss, welches Wissen er dort gestohlen hat!«

Aiharra beugte sich leicht vor. »Sagen Sie folgenden Satz: Ich bin ein Priester der Gottheit Oo’kah.«

»Warum sollte ich?«

»Sagen Sie es einfach.«

»So ein Unsinn,« wehrte Galuu ab. »Für so etwas haben wir jetzt wirklich keine Zeit.«

»Sie können es nicht,« behauptete Arnaio. »Niemand ausser den echten Priestern kann das von sich behaupten.«

»Das ist ja lächerlich! Das klingt wie ein Satz aus einem drittklassigen Schundroman!« empörte sich Galuu. »Ausserdem haben Sie es schon gesagt. Können wir bitte wieder über wichtige Dinge sprechen statt diesen Unfug?«

»Ich habe es nicht gesagt. Man kann darüber sprechen, so lange völlig klar, dass man sich diese Position nicht anmasst. Jeder reagiert anders, aber das Ergebnis ist das gleiche,« insistierte Aiharra. »Sie können es nicht aussprechen. Stattdessen kommen sie mit Ausflüchten.«

Galuu sah sich um. Keiner der anderen Konsuln unterstützte ihre Position. »Haben sie völlig den Verstand verloren? Wegen einer Behauptung geben wir das Trajekt auf? Einfach so?«

»Da sehen Sie, wie Pau Tai arbeitet,« seufzte Aiharra. »Er kennt unsere Schwächen. Weiss genau wie er sie ausnutzen kann. Der Besuch eben war nur eine Warnung. Wir könnten uns ihm widersetzen. Ich stimme dafür, seine Forderungen zu erfüllen.«

Zu ihrem Entsetzen sah sich Galuu überstimmt. Es wurde nicht besser, als Arnaio die Liste der Forderungen projizierte, die Pau ihnen hinterlassen hatte. Ihr Widerstand schwand, als sie die Liste mit den aktuellen Stützpunkten der Cairaner sah. Die Listen mit den Namen der Agenten des Panarchivs. Wenn Pau so viel über sie wusste, könnte Widerstand tatsächlich in einer Katastrophe enden.

Die Konsuln waren so aufgebracht, dass keiner bemerkte, dass die Daten, die sie sahen, gar nicht alle vom Kristall stammten. Etwas entfernt manipulierte ein Mitarbeiter von Pau die Positroniken, um aktuelle Informationen der Cairaner selbst übergangslos an den richtigen Stellen in das Holo einzublenden.


Reaktion der Cairaner

»Bitte warten Sie einen Moment, Kommandantin da Valgathan,« unterbrach Atlan den Bericht von der TARTS. »Der Resident will mich dringend sprechen.«

»Atlan,« grüsste Bull knapp. »Was genau hat Pau bei diesem Treffen verlangt?«

Der Arkonide machte ein säuerliches Gesicht. »Warum ist das wichtig?«

»Ich habe hier ein paar Augenraumer vor dem Ephelegon System,« erklärte Bull. »Sie haben mir eine Liste mit Namen gegeben. Das sollen alles Agenten des Panarchivs sein. Sie sind angeblich hier, um diese Leute zu verhaften und auf eine Strasse zu deportieren. Sie bitten mich - höflich, wohlgemerkt! - die Leute auf der Liste zu verhaften und ihnen auszuhändigen.«

»Das muss ein Trick sein,« murmelte Atlan, der sich keinen Reim auf das Verhalten der Cairaner machen konnte.

»Dachte ich auch. Der Kommandant der Schiffe, ein Gaylypos Varnathe, hat noch etwas für mich. Es ist ein Statement, welches die Cairaner in zwei Tagen veröffentlichen werden.«

Er startete die Wiedergabe. Ein Cairaner erschien. »Ich bin Verdigat Ladontor, Interims-Konsul für das Sternwestliche Konsulat. Vor kurzen wurde offenbar, dass sich hochrangige Mitglieder des Cairanischen Friedensmission unbeschreiblicher Verbrechen schuldig gemacht haben. Es waren nicht die Aarus, sondern Agenten des Panarchivs unter der Führung von Kurator Tarlavene Ludigon, welche die Katastrophe des Posizid über die Milchstrasse gebracht haben. Als jemand, der wirklich an unsere Mission glaubt, kann ich ihnen gar nicht sagen, wie sehr mich diese Erkenntnis schmerzt. Ich bin wirklich und wahrhaftig in diese Galaxis gekommen, um zu helfen. Nun zu erfahren, dass ich Teil ...«

Sprachlos hörte Atlan sich die ganze Nachricht an.

»Was hältst du davon?« fragte Bully.

»Muss eine Ablenkung sein,« meinte Atlan zögernd. »Sie würden niemals ihre ganze Führungsschicht verhaften und deportieren. Das muss irgendeine Art von Trick sein. Stimmt die Liste?«

»Die meisten Leute hatten wir schon in Verdacht,« nickte Bully. »Den Rest prüfen wir gerade.«

»Wie wirst du vorgehen?«

»Ich dachte, ich liefere alle Cairaner aus,« meinte Bully. »Das gibt mir einen guten Grund, sie aus dem System zu werfen. Bei Mitgliedern anderer Völkern werde ich darauf bestehen, dass wir uns selbst um sie kümmern.«

»Macht Sinn,« nickte Atlan. »Kann ich helfen?«

»Ich dachte, du schaust mal bei deinem Freund vorbei. Vielleicht ist er ja zu Hause.«

Atlan seufzte. »Gut, ich sehe, was ich erreiche.«


Die Schleuse

Paus Kabine war leer. Atlan hatte nicht wirklich damit gerechnet, dass er ihn vorfinden würde. Es gab auch keine Spur von Zzz oder Brogg. Die Luftschächte sahen nicht so aus, als hätte sie jemand geöffnet und der Pseudobär hätte sowieso nicht hindurch gepasst. Blieb nur die grosse, mit leuchtenden Signalfarben angemalte Dekontaminationsschleuse, welche sich an einer Wand der Kabine befand. Wenn Atlan sich richtig erinnerte, dann waren hinter der Wand weitere Kabinen. Er sah durch das Sichtglas in die Schleuse hinein. Sie war etwa 20 Meter lang und leer. Links an der Wand sah er die Fächer für Schutzbrillen und wo man seine Kleidung ablegen konnte.

Die Dame nebenan war so freundlich, ihn kurz einzulassen. Auf dieser Seite war es eine normale Wand. Die Dame hatte auch weder Geräusche noch sonst etwas Seltsames bemerkt.

Nachdenklich stand Atlan nun vor der Schleuse. ›Narr,‹ schimpfte der Extrasinn.

›Siehst du einen Rufknopf?‹ fragte Atlan und betätigte den Öffnungsmechanismus.

›Nimm wenigstens ein paar TARAs mit! Informiere jemand auf der Brücke, was du vorhast! Ruf ein paar Raumlandesoldaten! Wenigstens einen Wissenschaftler!‹

Wie schon so oft in seinem langen Leben ignorierte Atlan das Gezeter. Für eine Falle war es zu aufwendig, auch wenn sein Extrasinn sofort einwandte, dass es die perfekte Falle für einen gewissen Atlan war.

Die äussere Tür schwang auf. Atlan sah einige technische Aggregate, die er hier nicht erwartet hatte. ›Das sorgt wohl für den Effekt,‹ überlegte er. ›Wir sollten die anderen Kabinen durchsuchen. Ich gebe Bully Bescheid, wenn ich zurückkomme.‹

›Wenn ...,‹ sagte die Stimme in seinem Kopf betont. ›Dein Leichtsinn ist noch der Tod von uns beiden.‹

Atlan betrat die Schleuse.

Nichts tat sich.

Er betätigte den Knopf zum Schliessen.

Eine Stimme erklang: »Bitte legen sie alle Kleidung und empfindlichen Geräte ab. Schützen Sie Augen und Nase mit einer passenden Maske.« Klappen für seine Ausrüstung und solche mit Schutzmasken öffneten sich. Ein Holo zeigte den ganzen Prozess an. Der jeweils nächste Schritt wurde hervorgehoben.

Mit einem Schulterzucken begann Atlan sich zu entkleiden. Die Schleuse hatte die Markierungen für die höchste Sicherheitsstufe, er hatte bereits mit so etwas gerechnet.

In den nächsten zehn Minuten reinigte die Schleuse ihn gründlich. Er bekam mehrere Duschen mit verschiedenen Reinigungs- und Desinfektionssubstanzen. Dann kam eine mehrstufige Strahlendusche gefolgt von einem halbdurchlässigen Kraftfeld. Sensoren prüften seinen Zustand nach jeder Stufe und liessen ihn erst weitermachen, wenn er sauber genug war. Am Ende musste er noch eine Augen- und Nasendusche über sich ergehen lassen.

Endlich war er am anderen Ende. Eine Klappe mit Kleidung öffnete sich.

›Prächtig,‹ kommentierte der Extrasinn die recht knappe, knallrote Badehose. Daneben lag sein Kommunikator. Sonst war das Fach leer.

Atlan zog beides an. Eine kurze Prüfung ergab, dass sein Funkgerät keinen Kontakt zur THORA mehr herstellen konnte. Damit hatte er bereits gerechnet. Mit dem entsprechenden Knopf öffnete er die andere Seite der Schleuse.

Dahinter war eine Hütte aus hellem Holz. Durch eine grosse Öffnung in der Wand fiel helles Licht. Atlan schätzte er hatte es mit einem Sonne vom A- oder F-Typ zu tun. Es war angenehm warm. Der Boden bestand aus breiten, abgerundeten Holzlatten. Zwischen den Latten hatte man ca. 1 cm breite Abstände gelassen, damit Sand dazwischen durchfallen konnte. Eine Hängematte hing zwischen einer Ecke und einem zentralen Pfeiler. Auf der anderen Seite waren ein Kühlschrank, eine einfache Küche und ein breites Rattansofa. Wellen rauschten. Atlan hörte vielfältige Stimmen, Kreischen und andere Geräusche. Er trat durch den Perlenvorhang der Tür. Vor ihm erstreckte sich ein Sandstrand.
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