Xirashos Tiefen - Was wirklich geschah - Teil 7

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Philmann Dark
Siganese
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Xirashos Tiefen - Was wirklich geschah - Teil 7

Beitrag von Philmann Dark »

Was bisher geschah:

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Xirashos Tiefen, Teil 7
Was wirklich geschah

Sandstrand

Sein Kommunikator zirpte. Atlan hielt das Display hoch. Das Gerät hatte sich erfolgreich im lokalen Netz eingebucht. Laut der Anzeige befand er sich auf der TARUS, Ebene 8.732. In der Übersicht sah er, dass es eine Halle für Wassersport war. Sie war 1,2 Kilometer hoch, 13 Kilometer lang und 2 breit. Er sah zur Kunstsonne hoch. Einige Wolken bedeckten den strahlend blauen Himmel. Ein Dutzend Gleitschirmflieger waren unterwegs. An den Wänden hingen Balustraden uns Röhren für Hochgeschwindigkeitszüge.

Der Strand selbst war einige Kilometer lang. Die Hütte, aus der Atlan getreten war, befand sich auf einem künstlichen, 3 Meter hohen Hügel. Zum Strand hin fiel er sanft ab. Stufen aus Holz erlaubten es, bequem hinunter zu gelangen. Neben sich sah Atlan weitere, identische Hütten.

›Ob die alle so ein Extra haben? Wenn ja: Wo führen sie alle hin?‹ fragte er Extrasinn. ›Zumindest bist du passend gekleidet. Wie sollen wir Pau hier finden?‹

Der Strand war fast 50 Meter breit und gut bevölkert. Von seinem erhöhten Standpunkt sah Atlan einige Tausend verschiedene Lebewesen. Selten gehörten mehr als fünf der gleichen Spezies an. Die meisten konnte er nicht zuordnen. Das Bild wirkte friedlich. Kleine Lebewesen spielten mit bunten Bällen. Einige Bars mit Strohdächern verkauften Getränke sowie warme oder kalte Speisen. In einiger Entfernung sah Atlan, wie ein Portal weitere Lebewesen an den Strand brachte. Das Meer wirkte einladend. Laut Anzeige war es 22° warm.

›Hedonist,‹ lästerte der Extrasinn, als Atlan sich auf den Weg machte. ›So gewinne ich Zeit zum Nachdenken,‹ verteidigte sich der Arkonide. ›Natürlich,‹ spottete die Stimme in seinem Kopf.

Er ging an einem Liegestuhl vorbei, als ihn Pau ansprach: »Ich bin hier.« Pau hatte alle seine Arme herausgeholt. In einer Hand hatte er ein Getränk, in einer weiteren ein Lesegerät, mit der dritten winkte er und mit der letzten kratzte er sich am Kopf. »Hol’ dir war zu trinken.« Er wies auf eine Bar.

Atlan nickte. »Bis gleich.«

Das Wasser war sauber, nur etwas warm für seinen Geschmack. Niemand warf ihm einen zweiten Blick zu. Auch aus der Nähe wirkte alles ruhig und friedlich. Atlan schwamm hundert Züge hinaus und wieder zurück.


Strandbar

An der Bar reichte eine Art Ameisenbär ihm ein hohes Glas mit einem stumpfen Stachel am unteren Ende. Die hellgrüne Flüssigkeit darin perlte leicht. Hinter ihm reiten sich Hunderte von Flaschen auf. Bei fast einem Drittel sah Atlan Hinweise auf Unverträglichkeit oder Giftigkeit. Auch andere Gäste hatten kleine Wolken aus winzigen Holos vor den Augen, welche ihnen durch den Bestand halfen. »Läuft das Geschäft?« fragte er den Barkeeper.

»Sicher.« Der Bär wippte mit der langen Nase. »Auch wenn wir heute früher schliessen.«

»Warum?«

»Ein hohes Tier hat sich angekündigt.«

»Ah,« Atlan nickte verstehend. »Kommt das oft vor?«

»Nein, ist das erste Mal.«

Atlan roch an seinem Getränk. ›Minze, Zitrone, Ingwer, ein Hauch Apfel, viel Wasser, wenig Kohlensäure, ein Spritzer Alkohol.‹ Er nippte. »Sehr gut,« lobte er. »Perfekt für einen heissen Tag am Strand.«

»Vielen Dank.« Der Bär verdrehte seine lange Schnauze. »Ich höre, es werden demnächst einige von deinem Volk hier zu Besuch kommen.«

»Ist das gut?«

»Für wen?« fragte der Bär zurück. »Für uns? Kleine Veränderungen würzen das Leben. Die Stabilität, die wir bringen, könnte für euch gut sein. Aber ...«

Atlan sah ihn auffordernd an.

»Es gibt nicht wenige, die mit dem Leben hier nicht zurechtkommen. Es ist immer sehr schade zu sehen, wenn Lebewesen feststellen, dass sie einfach nicht so sind, wie sie gerne sein würden.«

»Ja,« nickte Atlan. »Schlimm. Was ist mit dieser Gottheit? Oo’kah oder so?«

»Nie gehört,« antwortete der Barkeeper. »Wer soll das sein?«

»Ich dachte, das hier wäre so einer Art Tempel für sie?«

»Hm. Nein, ich denke nicht. Wenn, dann ist die TARUS ein Tempel für das Leben an sich.«

Atlan nahm einen Schluck. »Danke für das Getränk und das Gespräch. Was schulde ich dir?«

»Das Gespräch und der Dank sind mir genug,« antwortete das Wesen. »Einen glücklichen Tag wünsche ich.« Er wandte sich dem nächsten Kunden zu.


Strandgespräch

»Gefällt es dir?« fragte Pau, als Atlan zurückkam.

»Schön hier,« nickte Atlan. Mit dem stumpfen Stachel steckte er sein Glas in den Sand. »Die Leute sind nett und friedlich.« Er grinste. »Ich kann es kaum erwarten, bis du all dieses Glück und Frieden zu uns bringst.«

»Sarkast,« gab Pau entspannt zurück. »Hier kann man alles tun oder werden. Die meisten Leute stellen aber fest, dass sie ohne äussere Strukturen nicht klar kommen. Sie scheitern an den Möglichkeiten und ihren Ansprüchen.«

»Und wer zahlt für all das?«

»Wir haben keine monetäre Ökonomie mehr,« erklärte Pau. »Robotflotten und Freiwillige besorgen die wenigen Rohstoffe, die wir für den Ausbau brauchen, sonst haben wir ein ziemlich perfektes Recycling. Unser Hauptprodukt ist Langeweile und wie man damit umgeht, ohne sich selbst zu zerstören.«

»Das Paradies,« spottete Atlan.

Pau grinste ihn an. »Ein Hobby von mir. Was sonst sollte man mit der Fähigkeit anfangen, alles zu wissen?«

»Oh, ich wüsste da einiges.«

»Würde etwas davon funktionieren?« fragte Pau zurück.

Atlan liess sich nicht in die Karten sehen. »Käme auf einen Versuch an.«

»Sicher.« Pau legte das Lesegerät weg. »Du wolltest etwas zu Zellaktivatoren wissen.«

»Ja,« nickte Atlan. Das war tatsächlich ein Thema, das ihm am Herzen lag. »Was ist der Unterschied zwischen den Zellaktivatoren der Ordnungs- und Chaosmächte?«

»Die Ordnungsmächte,« antwortete Pau ohne zu Zögern, »verlassen sich auf langwierige, aufwendige Auswahlverfahren. Damit suchen sie die besten Kandidaten. Diese konservieren sie dann. Die Zellaktivatoren beeinflussen die Träger also, um jegliche Veränderung zu verhindern. Das Hauptaugenmerk liegt dabei auf moralischen Veränderungen.« Er machte eine Pause. »Die Chaosmächte dagegen sehen in ihrem Rekruten das Potential. Sie versuchen, die Existenz zu verlängern, damit jemand noch besser in dem werden kann, was ihnen nützt. Beides hat Schwächen. Die Erwählten der Ordnungsmächte verzweifeln an ihrer eintönigen Existenz, bei den Chaosmächten hören sie nie auf sich zu verändern. Nicht alle Veränderungen sind positiver Natur. Am Ende werden viele ein Opfer ihrer Ansprüche oder Hybris.«

Er lächelte Atlan an. »Bully soll sich nicht so viele Sorgen machen. Sein neuer Zellaktivator wird ihn zum besten Reginald Bull machen, der möglich ist.« Er wurde ernst. »So lange seine Freunde zu ihm halten und er nicht aufhört, sich Sorgen um seine Moral zu machen.«

»Wo kann man die TARUS im Spiel der Hohen Mächte einordnen?«

»Spiel?« Pau schnaubte. »Das ist kein Spiel. Wir reden hier über echtes, reales Leid. Wir halten uns raus. Ab und zu klopfe ich jemand auf die Finger, damit sie nicht übermütig werden.«

»Und Oo’kah? Was ist ihre Rolle?«

»Die verständnisvolle Mutter,« antwortete Pau.

›Gefahr!‹ warnte der Extrasinn.

Zuerst unbemerkt, doch nun immer schneller leerte sich der Strand. Gleiter pickten die Flieger aus der Luft. Grössere Transporter holten die Schiffe.

Atlan sah Pau fragend an.

»Ich habe gleich ein Gespräch mit deinem alten Kumpel,« erklärte Pau. »Hismoom.«

Atlan runzelte die Stirn. »Ich kenne nur einen Kosmokraten mit diesem Namen.«

»Genau der.« Pau streckte sich. »Wird in 4 Minuten hier sein. Du solltest dich bald auf den Weg zur Hütte machen.«

»Ich habe noch nie gehört, dass ein Kosmokrat sich mit jemanden zu Hause treffen würde,« meinte Atlan zweifelnd.

»Korrekt,« nickte Pau. »Aber da ihr beide während deiner Zeit hinter den Materiequellen eng ... zusammengearbeitet habt, dachte ich, du würdest ihn mal wieder treffen wollen.« Er lächelte sanft. »Ausserdem wäre das ein toller Weg, um dein Misstrauen mir gegenüber zu dämpfen.«

Die letzten Lebewesen verliessen die Halle. Die meisten hatten ihre Sachen mitgenommen. Einige Roboter schwärmten aus, um die restlichen Stühle und Schirme einzusammeln.

»Die Cairaner haben begonnen, deine Forderungen zu erfüllen,« begann Atlan ein neues Thema.

»Ich weiss,« nickte Pau.

»Warum sollten sie das tun?«

»Sie sind verzweifelt und sie wissen, wer ich bin und was ich kann. Ich habe sie bei einem ihrer Einsätze begleitet. Mir ist aber klar, dass ein anderes Szenario viel wahrscheinlicher ist: Die Cairaner und ich machen gemeinsame Sache und das alles ist nur ein Trick.« Es schien ihn nicht zu stören. »Vor allem für Bully kommen schwere Zeiten zu. Es ist wichtig, dass du deinem Freund zur Seite stehst.«

Unvermittelt zuckte ein scharfer Schmerz durch Atlans Nacken. Ein pochender Kopfschmerz folgte. Atlan sah rote Schlieren, dann klärte sich ein Blick einigermassen. Ein sechs Meter grosser Zyklop war erschienen. Er hatte eine ungeheure mentale Ausstrahlung. Gleichzeitig strahlte der Körper eine gewaltige Hitze ab. Alles war so, wie Perry Rhodan in seinem Bericht beschrieben hatte.

›Flucht!‹ drang der intensive Gedanke des Extrasinns zu Atlans Bewusstsein vor.

Schwankend erhob sich der Arkonide.

»Hismoom, altes Haus,« grüsste Pau ungerührt. »Schau mal wer da ist: Dein alter Kumpel Atlan!«

Der Zyklop richtete seine Aufmerksamkeit auf Atlan. Dieser wankte unter dem geistigen Druck. »Was tut er hier?«

»Ich dachte, ihr wolltet vielleicht über alte Zeiten reden,« lächelte Pau.

»Zeitverschwendung,« grollte der Zyklop.

»Und wie ich sehe, vergewaltigt ihr immer noch Maunari,« sagte Pau vorwurfsvoll.

Hismoom wandte sich von Altan ab, was diesen erleichtert nach Luft schnappen liess. »Warum bin ich hier?«

Atlan schleppte sich in Richtung Hütte. Er hatte das Gefühl, bis zur Brust in Morast zu stecken. Als er an Pau vorbeikam, spürte er eine Berührung an der Hüfte. Er hatte keine Energie, sich darum zu kümmern. Er musste all seine Kraft darauf konzentrieren, von hier zu entkommen.

»Es wäre gut eine andere Lösung für die Situation in TXACHAKKT zu finden.«

»Es gibt keine Situation in TXACHAKKT,« grollte Hismoom ungehalten.

»Noch nicht,« präzisierte Pau.

»Was schlägst du vor?«

»Schickt Zschan zum Kosmonukleotid 411. Die Pettozan sollen seine Aufgabe übernehmen. Das wäre auch gut für das Gleichgewicht in ...«

Atlan wäre die 3 Meter den Hügel hinauf gekrochen, wenn das nicht anstrengender als die Stufen gewesen wäre. Halbblind erreichte er die Tür. Wankte zur Schleuse. Er verschwendete keinen Gedanken daran, was passiert wäre, wenn er sich in der Hütte geirrt hätte. Er hatte schlicht keine Kapazität frei für irgendwelche Überlegungen. Seine tastende Hand fand den Taster zum Öffnen.

Während er mehr durch das Schott fiel als ging, spürte er etwas. Etwas, das ihm einen gewaltigen Schrecken einjagte. Etwas in seinem Geist rührte sich. Etwas Grosses. Etwas Gewaltiges. Etwas, dass zu gross für seinen Geist war. Für einen Moment fühlte er sich wie ein Pilotfisch an einem Wal. Ein Mensch bei einem Erdbeben. Die Schleuse schloss sich zischend hinter ihm.

»Abschirmung aktiv.«

Der gewaltige Druck liess nach. Atlan schnappte nach Luft. ›Das war verdammt knapp,‹ schimpfte der Extrasinn.

»Bitte entkleiden Sie sich und setzen sie eine passende Schutzmaske auf.« Die Stimme klang dumpf. Atlan wischte sich über das Gesicht. An seinen Händen klebte Blut. ›Geplatzte Adern in Nase, Augen und Ohren,‹ konstatierte der Extrasinn. ›Nichts Schlimmes. Was hat er dir zugesteckt?‹

Atlan raffte sich auf. ›Zugesteckt?‹

›Badehose, rechte Seite.‹

Seine tastenden Finger fanden einen Zettel mit dem Text: »Anzahl Lebewesen der Niederungen, welche seit Anbeginn der Zeit Kontakt mit Kosmokraten hatten: 0.«

›Was soll das bedeuten?‹ wunderte sich Atlan. Gleichzeitig wusste er die Antwort: Das gigantische Ding in ihm, das er ganz kurz gespürt hatte. ›Unfug!‹ versuchte er sich einzureden. ›Das ist nur wieder einer dieser Tricks!‹

Diesmal schwieg der Extrasinn.

Die Schleuse nahm wieder ihre Tätigkeit auf. Die Flüssigkeiten brannten wie die Hölle in seinen winzigen Wunden.

Die Soldaten der THORA staunten nicht schlecht, als er 20 Minuten später nackt und blutüberströmt aus der Schleuse kam.


Atlan

Heilplasma hielt seine Wunden verschlossen. Der zuständige Arzt gab schon nach wenigen Sekunden Untersuchung bekannt, dass er immer noch Atlan war.

»Wie hast du das so schnell herausgefunden?« wunderte sich Atlan.

»Bei der letzten Untersuchung habe ich einige Nanopartikel in deinem Körper positioniert. Die sind noch da und auch an der Stelle, wo sie jetzt sein sollten.«

»Ah. Gut mitgedacht.« Atlan runzelte die Stirn. »Und wenn jemand die Daten in der Positronik gefunden hätte?«

»Sind nicht drin,« meinte der Arzt. »Das habe ich nur mit drei Kollegen besprochen und nirgends aufgezeichnet.«

Ein Holo von Bully bildete sich. »Atlan! Was zur Hölle war da los?«

»Hismoom.«

»Der Kosmokrat?«

»Ich bin 99% sicher.«

»Was wollte der?«

»Einen Tag am Strand mit Pau verbringen.«

»Sehr witzig,« maulte Bully.

Atlan erklärte ihm, was er erfahren hatte. Die Ärzte bestätigten eine charakteristische Reststrahlung, die in seiner ÜBSEF-Konstante nachweisbar war.

»Kosmokraten auf Hausbesuch,« meinte Bully. »Was es nicht alles gibt. Als hätten wir noch nicht genug Probleme!«

»Die Cairaner?«

»Ich habe Berichte von Kämpfen unter den Cairanern bekommen, aber ich warte noch auf die Bestätigung. Es gibt auch Hinweise auf Schiffsbewegungen in Richtung Solsystem.«


Messingwelt

Tormanac-1331 stellte seine Versuche ein, den Eindringling zu vertreiben. Die Daten liessen nur einen Schluss zu: Das Wesen projizierte seine Daten in die Messingwelt statt Teil von ihr zu sein. Der Einfluss des imaginären Imperators auf das schwarze Loch Zarak’Tussan war damit nutzlos gegen diesen Feind. »Du bist Pau Tai,« sandte er zu der Gestalt.

»Korrekt.« Das Wesen kommunizierte knapp.

Plötzlich spürte Tormanac-1331 Veränderungen an den Strukturen, welche die Erschaffer der Messingwelt Zarak’Tussan aufgeprägt hatten. Sofort verstärkte er seine Bemühungen, den Eindringling irgendwie zu fassen. Vergebens. ›Es ist, als würde ich den Schatten meines Gegners angreifen statt ihn selbst.‹ Er rief weitere Teile seines Bewusstseins zu Hilfe.

›Das ist ein nützliches Modell,‹ hörte er Paus Stimme in seinem Kopf.

›Was tut er da? Welche Daten verändert er?‹ Mit Prüfsummen versuchten sie den Weg des Gegners durch die Datenkonvolute zu verfolgen.

›Nichts drastisches,‹ kam die gut gemeinte, aber sehr beunruhigende Antwort. ›Nur ein wenig Vergessen.‹

›Die ...‹ Das Wort fiel den Tormanacs nicht mehr ein. ›Unsere Zukunft! Unsere Sicherheit! Nein!‹

Etwas geschah. Etwas Fundamentales. Naturkonstanten verschoben sich. Mit Panik spürten die Tormanacs, wie das Schwarze Loch destabilisiert wurde.

Ein undenkbarer Zustand trat ein: Panik in der Messingwelt. Tormanac fühlte sich in seiner Gesamtheit vor eine Entscheidung gestellt: Verlust einige eminent wichtiger Datenspeicher gehen den Verlust des Substrats, auf dem die Messingwelt lief. Eine einfache und gleichzeitig ungeheuer schwere Entscheidung.

›Verflucht seist du!‹

Hilflos mussten die Tormanacs miterleben, wie sie etwas vergassen. Etwas, das sehr, sehr wichtig gewesen war. Aber da wussten sie schon nicht mehr, warum es wichtig gewesen war. Es hatte mit der Bleisphäre zu tun.

Oder?


Tschlupp

Der Ilt betätigte den Signalgeber an Guckys Tür. ›Komm rein,‹ rief dieser ihn in Gedanken.

Tschlupp wollte sich vor einem grossen Vorbild keine Blösse geben und teleportierte hinein. Kollidierte mit dem Tisch.

»He, alles klar?« fragte Gucky besorgt.

»Ja, geht schon,« seufzte Tschlupp. Er rieb sich den Kopf. »Teleportation ist einfach nicht mein Ding.«

»Es kann nur einen Überall-Zugleich-Töter geben,« scherzte Gucky. »Du ... verlässt uns.«

Tschlupp sah weg. »Ja.«

»Ich habe gepackt,« meinte Gucky. »Wir können.«

»Pau hat gesagt ...«

»Pau ist dein Gott, nicht meiner,« fiel Gucky ihm ins Wort. »Du musst noch lernen, deinen eigenen Kopf zu verwenden.«

»Das mache ich,« ereiferte sich Tschlupp. »Du bist so gar nicht, wie ich mir dich vorgestellt habe, Plofre!«

»Tragisch,« grinste Gucky. »Schau mal. Seit Jahrtausenden haben Milliarden von Leuten Vorstellungen von mir, wie ich gerne zu sein hätte. Irgendwann wurde mir klar, dass ich nicht sein kann, was jemand von mir will, sondern nur ich selbst. Weisst du warum?«

Gucky war zu gut, seine Gedanken vor Tschlupp zu verbergen. »Warum?« fragte dieser schliesslich.

»Weil jeder Einzelne etwas anderes will. Sie wollen Milliarden von leicht verschiedenen Guckys. Das kann ich nicht bringen. Geht einfach nicht. Nix zu machen. No way.« Gucky wackelte mit den Ohren. »Ich musste lernen, ich zu sein. Mich über positive Erwartungen zu freuen; negative wahrzunehmen, ohne mich darüber aufzuregen. Dazu kamen Krisen und Katastrophen. Egal. Den Gucky in deinem Kopf gibt es nur dort. Es sind deine Wünsche, nicht meine.«

»Ich hatte einfach gehofft ...« maulte Tschlupp.

Gucky nickte verständnisvoll. »Du bist nicht der Erste.«

»Na gut.« Tschlupp raffte sich auf. »Ich hoffe, wir können trotzdem mal zusammen was unternehmen.«

»Können wir gleich machen,« bot Gucky an. »Zeig mir die TARUS.«

Wenn der andere Ilt zögerte, fuhr Gucky fort: »Was ist schon dabei? In ein paar Jahren kommt die TARUS hierher. Warum solange warten?«

»Wegen Bully,« antwortete Tschlupp überraschend.

Misstrauisch kniff Gucky die Augen zusammen. »Was ist mit ihm?«

»Er wird morgen einen verdammt schlechten Tag haben,« erklärte Tschlupp. In seinen Gedanken waren keine weiteren Details zu finden, er wusste es selbst nicht mehr. »Er wird seinen besten Freund brauchen.« Er warf Gucky einen Datenkristall zu. »Das hier soll ihm helfen. Pau meinte aber, dass du vielleicht nicht sagen solltest, woher du das hast.«

»Ach so?« Gucky hielt den Kristall telekinetisch vor sich in der Luft, sodass er im Licht funkelte. »Was hat Pau vor?«

»Weiss ich nicht,« musste Tschlupp zugeben. »Er meinte weiterhin, er würde sich bei Bully entschuldigen, wenn das etwas bringen würde.«

»Klingt ominös.« Gucky sah Tschlupp nachdenklich an.

»Tja.«

»Tja.«

Ein Portal bildete sich hinter Tschlupp. Der Ilt sah Gucky an: »Wie entscheidest du dich? Bully oder TARUS?«

Gucky schnaubte. »Was denkst du denn? Mach, dass du verschwindest! Wir sehen uns!«

Tschlupp versuchte ein Lächeln. »Ja. Wir sehen uns.«

Nachdem das Portal verschwunden war, wandte sich Gucky dem Kristall zu. »Na, dann zeig mal, wofür ich mich wieder geopfert habe.« Er beförderte ihn in ein Lesegerät. Es war nur eine kurze Holonachricht darauf.

»Hey Dad!« erklang die erwachsene Stimme von Shinae Bull-Zindher. »Wir wollten dich nur kurz wissen lassen, dass es uns beiden gut geht. Die Rettung von Allerorten hat uns ziemlich lange in Atem gehalten. Jetzt sieht es endlich so aus, als kämen wir einer Lösung näher. Schönen Gruss an Tolotos, Gucky, Perry, Atlan und die anderen. Wenn alles klappt - ha! habe ich das jetzt wirklich gesagt? - sehen wir uns in einigen Jahren im Solsystem! Wir freuen uns! Alles Liebe! Tschüss!«

Ihm war nun klar, was Pau vorhatte. Paus Plan war ordentlich. Gucky fragte sich nur, ob er sich wirklich daran halten sollte. Nachdenklich liess er den Kristall um seinen Kopf kreisen. Die Sache mit dem schlechten Tag machte ihm Sorgen. ›Gebe ich ihm das gleich oder warte ich? Knifflig.‹
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