Das Perry Präfix Experiment

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MA Schwarm
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Das Perry Präfix Experiment

Beitrag von MA Schwarm »

Das Experiment fand bisher im Verborgenem statt. Als Schüler war ich Anfang der 70er Jahre von Perry Rhodan so angefixt, so dass ich selbst meine Hefte „produzierte“. 33 Geschichten handschriftlich in 33 Schulheften. Somit ist Perry Präfix Experiment auch kein Serienname, sondern eine Sammlung meiner seriell gestaffelten Fan-Stories.

Mein Wissen über die Perry Rhodan Serie war damals nach einer handvoll Romanen in Gruelfin und zu Beginn der Schwarmkrise, sowie wenigen Comics Perry Rhodan im Bild und Perry eher als rudimentär zu bezeichnen. Also stückelte ich mir die Welt zusammen. An Bord meiner MARCO POLO wurde in den ersten Heften 1971 gnadenlos durch geduzt und es gab auch nicht-terranische Mannschaftsmitglieder, zum Beispiel eine akonische (!) Offizierin. Die Fähigkeiten mancher Mutanten hatte ich wohl gewürfelt. Und da war dann noch dieser telepathisch begabte Druuf (hääh?). Der 14-jährige Schreiber konnte den nun bald 64-jährigen Leser mit manchem überraschen.

Ich wollte meine erste Schüler-Geschichte auch so neu erzählen, dass sie nahtlos ins Perryversum passte. So zog ich die notwendigen Infos aus meinen Erfahrungen und Erinnerungen sowie dem hilfreichen und großartigen Perrypedia (Danke an die vielen Macher). Es entstand ganz langsam der Arbeits-Ordner Perry Präfix.

Da war erst einmal die zuerst gewählte Handlungszeit. Da ich damals nicht wusste, bis wann die Schwarm-Krise dauern würde, setze ich die Handlung einfach vor den Start der MARCO POLO. Böse Falle: die MARCO POLO befand sich zu dem Zeitpunkt noch im Werden, Alaska Seadelaere trug noch keine Maske, etc. etc. …

Ich erstellte mir daraufhin erst einmal Regeln, wie ich was ändern durfte und musste:
Spoiler:
1. Original-Sequenzen von 1971 bleiben nach Möglichkeit erhalten. Korrekturen und Anpassungen sind erlaubt
2. Szenen und Figuren, die dem Serien-Inhalt widersprechen und die nicht angepasst werden können, sind zu löschen.
3. Eigenkreationen, die nicht Widerspruch stehen, bleiben erhalten.
4. Sprachliche Peinlichkeiten sind zu tilgen und Sequenzen dürfen neu geschrieben werden.
5. Kein exzessiver Gebrauch von Waffen mehr, keine Ballerei, kein Gemetzel.
6. Entscheidungen müssen nachvollziehbar sein,wenn nötig, Begründung.
7. Das allgemeine Duzen ist zu korrigieren. Aber bitte kein Zwangs-Siezen wie in der Original-Serie. Die Anrede ist personalisiert zu gestalten.
8. Der Duktus des jugendlichen Schreibers, mit kurzen Sätzen und einfacher Sprache, bleibt Anfangs beibehalten, wird im Laufe der Erzählungen dann partiell verändert.
9. Ganz neue Ideen sind erwünscht und fließen in die Handlung ohne Kennung ein.
Nach der ersten Erzählung folgte bald die Bearbeitung der nächsten… mein eigenes Neo-Erlebnis. Präfix, vor 50 Jahren geschriebene Storys, unbeachtet gelagert, nun wieder zu Leben zu erwecken. Geht das? Ein Experiment … war mag, ist eingeladen mit auf die Reise zu gehen.

Sternengrüssle, Markus
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MA Schwarm
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Re: Das Perry Präfix Experiment

Beitrag von MA Schwarm »

Kapitel 1:
Invasion der Geisterschatten
Unsichtbares Leben – Chaos an Bord der MARCO POLO

Bereits im Jahr 3427 entdeckte eine Gruppe von der USO-Spezialisten im bisher unerforschten LyMaa-Sektor der Milchstraße ein anscheinend verlassenes Raumschiff.
Jetzt schreibt man im Sol-System bereits September 3443. Perry Rhodan ist mit seinem Flaggschiff, der MARCO POLO, in den Klein-LyMaa-Sektor aufgebrochen. Dort wird er unsichtbaren Spuren folgen, eine neuartige Waffe sicherstellen wollen und Vertreten anderer galaktischer Zivilisationen begegnen, die bereits tief in der Vergangenheit sehr aktiv waren.


Die MARCO POLO hatte den LyMaa-Sektor erreicht.. Das Ultra-Schlachtschiff flog mit einer Minimalbesatzung. Alle Korvetten und Kreuzer samt deren Besatzungen befanden sich zur Revision in den solaren Werften oder auf Trainingsplaneten.
„Ultra-Schlachtschiff der Trägerklasse - in ipsa contradictio, ein Widerspruch in sich selbst.” Atlan grinste. „Danke, Perry, dass du bereit bist, mich hier zu treffen.“
Der Lordadmiral war vor wenigen Stunden mit einem Schnellen Kreuzer der USO von Quinto Center kommend eingeflogen.
Perry Rhodan hob die Augenbrauen. „Geht wieder mal die Welt unter? Oder wozu hast du mich in den Hinterhof der Milchstraße gelockt.“
„Es ist jetzt sechzehn Jahre her...“, begann der Arkonide.
„Doch schon so lange!“ Rhodan lächelte und zuckte mit den Schultern. „Entschuldigung.“
„3427 brachte ein Kommando der USO in diesem Sektor ein Raumschiffswrack auf. Es konnte bisher keiner uns bekannten Zivilisation zugeordnet werden. Allerdings wurden die Datenbanken gesichert und ausgewertet.“
„Und dann? Was ist Schlimmes daran?“
„Wenn etwas schlimmes geschah, dann dass die Information liegen blieben und vergessen wurden.“
„Wie konnte das passieren? Doch nicht bei der USO.“
„Doch auch bei uns. Damals drohte dem Solaren Imperium ein Bruderkrieg. Das Sonnensystem um Sol verschwand mit dem Fall Laurin. Die Accalauries und Ribald Corello machten die Galaxis unsicher.“
„Viele unserer Freunde kamen ums Leben.“ Rhodan erinnerte sich, seufzte schwer.
„Die USO versuchte sich als Feuerwehr an vielen galaktischen Brandherden. Wir sortierten unsere Aktionen nach Wichtigkeit. Dann kamen die Cappins und wir reisten beide in die Galaxis Gruelfin. Bei unser Rückkehr lag die Milchstraße in Schutt und Asche. Der Schwarm hatte Einzug gehalten.“
„Und ist erst seit wenigen Monate wieder fort. Wir fegen die Trümmer zusammen und bauen neu auf.“ Rhodan fuhr sich mit beiden Händen durch das Gesicht, rieb sich die Augen und massierte seine Stirn. „All das innerhalb von knapp fünfzehn Jahren. Ein wenig viel Unheil. Zuviel.“
Dann sah er den Lordadmiral der USO beinahe beinahe ängstlich an. „Ich befürche … Ach was soll es, Klartext. Welche Bedrohungslage ergibt sich nun aus den LyMaa-Daten?“
„Das erschließt sich uns zur Zeit eben auch nicht. Wir wissen nicht einmal, ob die Informationen überhaupt Gültigkeit haben. Die galaxisweite Verdummung betraf schließlich auch den LyMaa-Sektor.“
Perry Rhodan saß vorgebeugt da. Seine Ellbogen auf die Tischkante gestützt, die Hände flach aneinander gelegt. Die Fingerspitzen berührten seine Nase. „Und?“
„Und bevor du in den Wahlkampf ziehst, um dich im nächsten Jahr politisch legitimieren zu können, müssen wir die vielleicht noch glimmenden Glutnester beseitigen. Wir haben uns auch mit der Solaren Abwehr und Galbraith Deighton kurzgeschlossen.“
Perry Rhodan rührte sich keinen Millimeter. Weiterhin, so besorgt wie aufmerksam. „Und?“
„Sagen dir folgende Begriffe etwas: Tampos, UNSCH , Kalwu, Schrumpfstrahler?“
Rhodan schüttelte wortlos den Kopf und sah den Arkoniden weiterhin fordernd an.
„Diese Namen stammen aus den vergessenen Datenbanken. Und sie tauchen, nach dem der Schwarm fort ist, in Geheimdienstberichten nun wiederholt auf. Dazu kommen noch neue: Malmos, Sbood oder die Organisation gGG.“, gab Atlan bekannt.
„Du hast mich hierher gebeten, weil...?“
„... weil alles hier in LyMaa seine Ursprung zu haben scheint. Und wir sollten uns direkt und sofort darum kümmern, bevor es uns im Wahljahr um die Ohren und auf die Füße fällt.“
„Der zur Wahl stehende Merytot Bowarote macht bisher doch einen exzellenten Job. Die Terraner mögen ihn“, bemerkte der Großadministrator, dem es merklich nicht recht war, in dieser Situation fern von Terra zu sein. Er wollte jetzt kein Abenteuer. „Was passiert solange im Sol-Sytem?“
„Überlasse das ruhig Reginald Bull. Deighton und seine Sol-Ab Agenten sind auch bereit. Keine Sorge, das wird schon.Wir beide regeln was zu regeln ist hier vor Ort und werden bald wieder zurück sein.“
Rhodan berührte seinen arkonidischen Freund an der Schulter.
„Ja, das wird werden. Danke dir, Atlan.“
Der Lordadmiral der USO nickte aufmunternd.
*
Weiter im Spoiler:
Spoiler:
Perry Rhodan hatte sich in seine Kabine zurückgezogen. Seine Gedanken wanderten einige Tage zurück. Als die MARCO POLO zurück aus dem Linearraum in den Normalraum eingetaucht war. Die Triebwerke überlastet wurden und dann das ganze Versorgungsnetz zusammenbrach. Doch jetzt arbeiteten die Triebwerke wieder normal. Nur noch die Exhauster machten ihm Sorgen. In diesem Moment teleportierte Gucky in seine Kabine.
„Hallo Perry! Trübe Gedanken?“ Gucky ließ eine Mohrrübe telekinetisch über dessen Kopf schweben.
„Gucky, höre bitte mit mit diesem Unsinn auf!“
„Nanu, wer wird denn gleich so böse sein? Und außerdem solltest du auch einmal Mohrrüben essen, sie sind sehr gesund, sagt auch Bully."
„Aha, kleiner Schwindler! Aber Bully zieht doch ein kosmogigantisches Echtfleisch-Schnitzel vor."
Gucky nahm sich unberührt die Mohrrübe vor und nagte sie genussvoll ab. „Ich bin und bleibe eben Vegetarier. Da kann auch ein Herr Großadministrator Perry Rhodan nichts machen. Und jetzt mache ich Mücke, dann entsteht eine luftleere Lücke."
„Scherzbold!"
Rhodan grinste müde als Gucky entmaterialisierte. Die Luft fiel mit einem ploppenden Geräusch in sich zusammen.
Ein summender Ton ließ Perry Rhodan aufblicken. Der Interkombildschirm präsentierte das Kennsymbol der Ortungszentrale.
„Hier Kusumi", erklang die Stimme von Ataro Kusumi, dem Chef der Ortungsabteilung.
„Major Kusumi, ich höre."
„Wir haben eine Entdeckung gemacht", meldete Kusumi. Neben ihm erschien auch das Bild Oberst Elas Korom-Khans, des Kommandanten der MARCO POLO. „Im Ortungsschatten der unbenannten Sonne schwebt ein vollkommen funktionsfähiges Raumschiff unbekannter Bauart. Es reagiert nicht auf Anrufe und sendet auch keine Erkennungscodes. "
„Übertragung der Informationen auf alle Koms!", befahl Korom-Khan augenblicklich.
Die Abbildung des Raumschiffs erschienen mit allen Daten auf den Bildschirmen.
„Das sieht ja aus wie ein alterranisches Osterei in Schleifen verpackt!"
Rhodan hörte Guckys Stimme hinter seinem Rücken, auch wie der Ilt dann weiterhin ungeniert fortfuhr: „Mit Traktorstrahlen einholen!"
„Darf ich das als einen Befehl auffassen?", fragte der Kommandant säuerlich.
„Bitte, Oberst Korom-Khan. Und auch danke, Major Kusumi.“ Dann schaltete Rhodan ab.
Die Bildschirme wurden dunkel.
Rhodan verdrehte leicht genervt die Augen.
Hinter ihm kicherte Gucky. „Typisch Perry ...“.
Der Ilt war unbemerkt zurückgekehrt.
„So, jetzt hör mal zu, du komischer Mohrrübenvertilger. Ich mag es nicht gern, wenn du in meinen Gedanken herum schnüffelst. Und statt meiner ungefragt Befehle weiter gibst.“
„Stimmt und immer wieder gerne!“ Gucky verschwand wieder und versagte Perry Rhodan somit die Möglichkeit zu antworten.
Plötzlich materialisierte Ras Tschubai.
„Perry, ich bringe dich schnell zum fremden Schiff.“
Er teleportierte sofort mit Rhodan in den Hangar, wo das unbekannte Raumschiff bereits untersucht wurde. „Das willst du dir sicher selber anschauen.“
Und Rhodan nickte dankend, schaute und gab gedanklich dem Mausbiber recht.
Die Grundform des fremden Schiffes war zwar mitnichten eiförmig, sondern glich eher einem bleichen Diskus mit einem Durchmesser von an die achtzig und einer Höhe von unter fünfzig Metern. Dazu kamen dunkel abgesetzte, bandartige Aufdickungen im vertikalen, horizontalen und auch doppelt kreuzend in den diagonalen Bereichen.
All das wurde vermessen und notiert. Die Forschungsteams waren bereits ins Innere des fremden Schiffes eingedrungen. Allerdings wurde keine eigentliche Besatzung vorgefunden.
„Durchsuchen Sie das Raumschiff trotzdem gründlich.“
Perry Rhodan fühlte sich deutlich an Atlans Bericht erinnert. Daher gab er noch einige warnende sowie fordernde Hinweise und ließ sich von Ras Tschubai wieder in die Kommandozentrale der MARCO POLO bringen, von wo aus er den Einsatz weiter verfolgen und steuern wollte.
*
Vier Techniker hatten Dienst im Kontrollraum der Versorgungszentrale. Zuvorderst Major Coltogum L. Ogan, Chef der Energieversorgung. Captain Rieman Scuh neben ihm besaß eine schwache Mutantenfähigkeit. Er konnte elektronische Ströme mit seinem Leib fühlen und messen. Die Augen, Lippen, Augenbrauen und die breite Nase des Kolonialterraners waren grün, seine Haut orangefarben.
Gucky nannte ihn scherzhaft Mohrrübenmann.
Mit ihnen arbeitet die Assistentin Niederland und der Techniker Ginkgo Rachida. Dessen Gesicht hatte sich nach einem Unfall ins tiefste schwarz verfärbt.
Per Interkom verlangte Oberst Elas Korom-Khan eine Erhöhung der Energieproduktion. „Fahren Sie die Konverter höher. Wir gehen dann in den Linearflug über. Halten Sie sich bereit."
„Verstanden! ", sagte Major Ogan. Der Bildschirm erlosch.
Im gleichen Augenblick als Rieman Scuh mit einem Warnschrei aus seinem Sitz fuhr glitt in der Wand die Tür auf. Strahlen kamen aus dem Nichts bevor noch jemand reagieren konnte.
Im gleichen Moment gab Elas Korom-Khan den Befehl das Tempo der MARCO POLO deutlich zu beschleunigen. Er merkt dabei nicht, dass die Stromzufuhr auf dem gleichen Stand lieb.
Die Waring-Konverter bekamen zu wenig Energie. Das Licht an Bord begann zu flackern. Das Schiff konnte bei dem geringen Tempo nicht in den Linerarraum treten.
Roi Danton reagierte sofort. Er ließ die übliche Blasiertheit fallen und rannte zum Notschalter. Da versagten auch schon die Schwerkraftaggregate. Danton stieß sich vom Boden ab. Er schwebte langsam zum Regler und hieb mit der Faust darauf. Das Schiff verzögerte langsame. Die Schwerkraftaggregate arbeiteten wieder. Danton stürzte daraufhin zu Boden.
„Was war das?“, rief Atlan, der hinter ihm her gerannt kam.
„Das weiß der Kuckuck!", antwortete Roi Danton verwirrt und rappelte sich wieder auf.
„Bei der Energiezufuhr muss etwas passiert sein. Die Linearkonverter benötigten mehr Energie als vorhanden war und saugten diese aus den anderen Geräten ab", vermutete Elas Korom-Khan.
Atlan befahl sofort: „Gucky, schnell mit Perry und mir in den Energie-Kontrollraum!"
Als die drei dort materialisierten, fanden sie die Techniker ohne Bewusstsein vor.
„Sind die eingeschlafen?“, fragte Gucky treuherzig.
Atlan kniete neben Ginkgo Rachida. „Sie wurden wohl paralysiert und müssen alle auf die Krankenstation gebracht werden.“
„Nur wer hat geschossen? Fremde oder Saboteure?“ Rhodan blickte Atlan fragend an.
„Oder fremde Saboteure, wer weiß?“ Der Arkonide zuckte fragend mit den Schultern.
Die bewusstlosen Offiziere wurden umgehend in die Bordklinik gebracht. Zwar waren sie nicht ernsthaft verletzt, doch es würde noch einige Stunden dauern bis sie wieder diensttauglich sein würden.
„Geister haben unsere Techniker beschossen“, behauptete Gucky.
„Keine Zeit für Horrorgeschichten, Gucky.“, sagte der Mediziner Ingwar Bredel.
„Doch, es waren Geister!“ Gucky beharrte drauf. „Captain Scuh erwacht gerade langsam. In seinen Gedanken lese ich, wie er sah, dass die Strahlen aus der Luft kamen. Nun Ingwer, was halten wir denn davon?“
„Ich heiße Ingwar, nicht Ingwer.“
„Ja wohl keine Ursache, Muskatnuss.“
*
Schon wieder waren die „fremden Geister“ in der MARCO POLO unterwegs. Sie glichen den Terranern nicht unähnlich, Wesen mit einer gelblich, chitinartigen Haut, federähnlichem Haupthaar und durchgehend dunkelblaue Facettenaugen. Allerdings konnten sie sich unsichtbar machen, sie selber nannten diese Parafähigkeit Verglasung.
„Seid leise und vorsichtig. Die Terraner könnten bereist etwas gegen uns unternommen haben.“, sagte ihr Anführer Artoss von Slear.
Aber die Terraner wussten ja nicht, dass ihre Feinde unsichtbar waren. Die Tamposer, wie sich die Unsichtbaren selbst nannten, schossen wieder auf Offiziere im nächsten Kontrollraum.
Im gleichen Moment materialisierte der Teleporter Ras Tschubai. Genau an der Stelle, wo auch der unsichtbare Artoss von Slear stand. Die beiden halb materiellen Körper vermischten sich miteinander. Tschubai konnte gerade noch einen Alarm auslösen.
Augenblicklich materialisierten Perry Rhodan mit Gucky.
„Schon wieder, wir müssen etwas tun!“ rief Rhodan. „Gucky und Ras, ihr holt Roi, Atlan und Alaska Seadelaere. Informiert Oberst Elas Korom-Khan. Und lasst schnell die Paralysierten versorgen.“
Perry Rhodan überlegte einen Moment leise und dann laut weiter: „Wir wissen allerdings nicht, gegen wen wir kämpfen müssen.“
„Ich weiß es aber“, sagte Gucky. „Wir kämpfen gegen Wesen, die wir nicht sehen können. Ich lese das aus den Gedanken der Beschossenen. Sie träumen immer von Schatten, die auf sie schießen. Geisterschatten!“
„Ach, so einen Quatsch habe ich noch nie gehört!“ warf Ras Tschubai außergewöhnlich rasch und auffallend heftig ein. Denn eigentlich war es auch nicht der Teleporter, sondern Artoss van Slear, der sich im Körper des Afroterraners festgekrallt hatte.
„Wir müssen alle Telepathen, die zur Zeit an Bord sind, hier versammeln“, schlug Perry Rhodan vor.
„Bin doch da!“ Gucky winkte.
Denn der Ilt war zurzeit allerdings der einzige Telepath an Bord. Unterstützung waren der Khusaler Whisper und der Pseudo-Neandertaler Lord Zwiebus, der Instinktwarner. Das Mutantenkorps war ja nur noch sehr klein. Fellmer Lloyd befand sich auf Terra.
Perry Rhodan sagte: „Wir haben es zwar mit unsichtbaren Wesen zu tun, die aber sehr wohl denken. Ich bitte euch, seid aufmerksam und haltet die Sinne offen.“
Er legte sich seinen Symbionten Whisper wie ein Cape um die Schultern. Der Khusaler machte ihn zu einem vollwertigen Telepathen.
Plötzlich führte Ras Tschubai eine scheinbar unkontrollierte Teleportation aus. Dabei stieß er mit Rhodan zusammen. Whisper verkrampfte geschockt und verlor das Bewusstsein.
Sichtlich desorientiert teleportierte Ras Tschubai weiter
„Was ist los mit dir, Ras? Du bist doch schon einmal mit Whisper zusammen teleportiert. Damals bist der Khusaler doch auch nicht ohnmächtig geworden.“
„Aufwachen, schnell!“, dachte Rhodan in Richtung Whisper. Aber der Symbiont antwortete nicht.
„Ich weiß auch nicht“, antwortete Ras Tschubai verlegen und verschwand.
Dieses Mal verkörperte er sich wieder in Dantons Kabine. Dieser hörte gerade Perry Rhodans Nachricht: „Haltet die Augen offen, ob ihr etwas von den Geisterschatten bemerkt. Sie sind gefährlich!“ Danton schaltete das Gerät aus, blickte sich um und wurde voll vom teleportierendem Ras Tschubai paralysiert. Danach verschwand der Mutant wieder.
Roi Danton wurde bald gefunden und auf die Krankenstation gebracht.
„Mike geht es soweit gut“, stellte Perry Rhodan nervös fest. „Die Telepathen der MARCO PLOLO sollen nach den Attentätern meines Sohnes suchen.“
Als er die Krankenstation verließ, berührte ihn wiedereinmal Ras Tchubai, der in schnellen Schritten durch den Korridor lief.
„Komisch!“, dachte Perry. Denn Whisper war wieder zusammen gezuckt.
„Bisher habt ihr niemanden gefunden?“, fragte Perry Rhodan. Er hatte die Hoffnung schon fast aufgegeben.
„Nein, haben wir bisher nicht!“antwortete Lord Zwiebus, der Pseudo-Neandertaler.
„Moment!“ warf Gucky ein. „Ich habe mehrmals versucht Ras Tschubai zu kontrollieren. Doch so etwas ist mir noch nicht begegnet. Der blockiert mich auf einmal seltsam telepathisch. Eigenartig!“
„Und Whisper fährt immer ganz schlimm zusammen, wenn er mit dem Teleporter in Berührung kommt“, überlegte Rhodan und zog wie unter Vorahnung den Paralysator.
Ras Tschubai befand sich zu diesem Moment in eine Zwischenkorridor und suchte ein neues Opfer. Vor ihm stand Doktor Hannah Anouilh. Der Teleporter schoss sofort. Die junge Ärztin brach auf der Stelle zusammen. Doch er war entdeckt worden, denn schon kamen die Telepathen von hinten angerannt. Blitzschnell hatten sie Tschubai umstellt.
„Wieso tust du das? Wieso? Was ist mit dir los, du Schuft!“, schrie Rhodan völlig außer Kontrolle.
„Weil Ras Tschubai nicht unser Ras ist!“ stellte Lord Zwiebus fest.
Gucky griff telekinetisch zu.
Artoss van Slear ließ Tschubais Körper sofort los, wurde kurz neben ihm sichtbar und verschwand wieder. Er rannte an Rhodan vorbei zum Ende des Ganges. Aber von dort kam gerade ein Kampfroboter und schoss. Ein rot scheinender Körper wurde kurz sichtbar und verschwand wieder.
„Roboter können also die Unsichtbaren sehen“, stellte Rhodan fest.
„Die Geister sind auf dem Weg zur Zentrale“, rief Gucky. Sie teleportierten.
In wenigen Minuten waren alle Nebenzugänge der Zentrale verschlossen. Telepathen und Roboter hatten sich im Halbkreis aufgestellt um die Unbekannten in Empfang zu nehmen. Auch Paladin IV, der haluterähnliche Roboter mit dem siganesichen Thunderbolt-Team hatte seine Waffen ausgefahren. Dann kamen schon die Unsichtbaren und wurden sofort beschossen. Die bisher nicht sichtbaren Körper glühten auf, aber die Fremden wehrten sich und ein Schuss streifte Guckys Schutzschirm.
Alaska Seadelaere verlor den Überblick und schoss mit seinem Paralysator ungezielt in den Raum. Und er traf dabei. Ein Geisterschatten wurde sichtbar und fiel bewusstlos zu Boden.
„Stopp! Sofort aufhören!“, rief Rhodan
„Wieso?“, fragte Lord Zwiebus.
„Alle nur paralysieren“, verlangte Perry Rhodan.
„Zu spät! Die Unsichtbaren haben sich verdrückt“, stöhnte Gucky. „Die sind weg!“
Gucky und Ras Tschubai folgten den Unsichtbaren auf der Spur durch das Schiff. Doch diese entkamen den Teleportermutanten mit einer gestohlen Space Jet aus dem Hangar der MARCO POLO.
*
„Wer bist du?“, fragte Perry Rhodan den von Seadelaere paralysierten und an Bord zurückgelssenen Unbekannten, als dieser wieder das Bewusstsein erlangte.
„Mein Name ist Kall van Schurr und ich gehöre zum Volk der Tamposer.“
Auffällig bereitwillig antwortete dieser.
„Unsere Heimat ist hier im LyMaa-Sektor. Wir können uns unsichtbar machen, denn wollen eigentlich nicht gefunden werden. Doch nun habe ich eingesehen, dass unser Handeln nicht richtig war. Wir sind ein friedliebendes Volk und wollen niemanden schaden. Es tut mir leid. Aber ich will jetzt mit euch zusammenarbeiten.“
„Gut!“ sagte Perry Rhodan nachdenklich. „Vielleicht werden wir ja sogar noch Freunde.“

ENDE
Nachbemerkung MA SCHWARM:
Spoiler:
Die Story hat eine komplett neue Einleitung erhalten. Der Erzähltext wurde nach Vorgaben korrigiert. So ist das Original weitestgehend, jedoch gekürzt erhalten geblieben. Es ist einfache „Hit & Run“ Geschichte mit einer doch recht simplen Sicht und Erzählweise. Der Schluss wurde der Handlung neu angepasst. Etwas mühsam, müsste eigentlich von vorne bis hinten frisch geschrieben werden, aber … das wird erst verstärkt in den noch folgenden Texten geschehen.
Olaf80
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Re: Das Perry Präfix Experiment

Beitrag von Olaf80 »

Super! Hm bei mir ruht da auch noch eine "Jugendsünde"....
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Faktor10
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Re: Das Perry Präfix Experiment

Beitrag von Faktor10 »

supi ,danke dir
Unbelehrbarer Altleser.Allem Neuen aber aufgeschlossen. Leider mit ausgeprägter Rechtschreibschwäche.
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MA Schwarm
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Re: Das Perry Präfix Experiment

Beitrag von MA Schwarm »

Kapitel 2:
Auf den Spuren des Schrumpfstrahlers
Im Reich der Tamposer – Suche im LyMaa-Sektor

Perry Rhodan nahm den angeschlagenen Whisper ab. Er legte den Khusaler zurück in die Nährflüssigkeit. „Whisper muss sich stärken.“
„Was passiert jetzt mit Kall van Schurr?“, erkundigte sich Atlan.
„Kümmere du dich um ihn.“, bat Rhodan.
Atlan führte den Gefangenen in den Verhörraum. Die leicht rötliche Augen des Arkoniden schimmerten feucht während er den Tamposer anschaute. Der war von kleiner Statur und schmächtig. Die leicht gelbliche chitinartige Haut sah aus wie Porzellan. Die großen dunkelblauen Facettenaugen verrieten keinerlei Gefühle.
„Warum habt Sie uns angegriffen?“, fragte Atlan.
„Wir müssen uns verteidigen!“, antwortete Kall van Schurr. „Ihr seid in unser System eingedrungen.“
„Das wussten wir nicht. Wo ist euer System? Hier gibt es nur eine namenlose Sonne ohne Planeten.“
„Unsere Welt kannst du nicht sehen. Tampos ist unsichtbar.“
„Eine folgerichtige Darstellung!“, bemerkte der Logiksektor des Arkoniden trocken.
„Warum macht ihr alles, euch selbst und eure Welt unsichtbar?“ Der Lordadmiral der USO setze das Verhör erbarmungslos fort.
„In unserer Ur-Zeit gab es riesige Raubtiere die uns fressen wollten. Unsere Vorfahren lernten, sich sich zu entstofflichen und dadurch unsichtbar zu machen, um denen zu entkommen. Unser Ur-Instinkt ist also, sich verstecken. Deswegen soll auch keiner unsere Welt finden.“
„Weiterhin bestechend logisch und keinerlei Aggressivität.“ Atlans Extrasinn wies in die richtige Richtung. Der erfahrene Arkonide lenkte ein. „Wir wollen niemanden erschrecken. Aber was wolltet ihr an Bord der MARCO POLO?“
„Ihr habt unser Raumschiff gekapert und an Bord geholt!“ Der Tamposer war sich keiner Schuld bewusst. „Das war so von uns geplant. Vor ein paar Jahren habt ihr ja auch schon unser Schiffswrack gefunden.“
Der Arkonide bestätigte das. „Wir sind euch also auf den Leim gegangen. Aber warum diese Falle?“
„Wir brauchen eure Hilfe. Ein Wissenschaftler unseres Volkes hat ein furchtbare Waffe entwickelt. Wir mögen keine Waffen.“
„Falsch!“ machte der Extrasinn. „Sie benutzen Strahler.“
Atlan wies auf diesen Widerspruch hin.
„Stimmt auch. Die Handstrahler sind nur zur Verteidigung. Aber der Schrumpfstrahler ist ein mächtig gefährliche Waffe. Die muss vernichtet werden.“
„Und wir sollen euch dabei helfen? Warum macht ihr das nicht selbst?“ fragte Atlan misstrauisch.
„Wir sind keine Kämpfer.“ gab Kall van Schurr zu. „Keine Kämpfer, sondern Flüchter und Verstecker.“
Wieder mischte sich der Extrasinn ein: „Ihre Aktionen bei der Invasion der MARCO Polo waren doch nur einfach und dilettantisch. Das hätte kein USO-Spezialist so durchgeführt.“
Der Arkonide nickte. Diese Geste war zutiefst menschlich. Er lebte schon so lange unter Terranern.
„Ihr habt wenig Erfahrung im Kampf“, stellte der Lordadmiral fest. „Bestand eure Invasionstruppe nicht aus den besten Soldaten?“
„Wir haben keine Soldaten“, erklärte Kall van Schurr. „Ich gehöre zur verantwortlichen Regierung von Tampos. Wir wollten uns persönlich ein Bild von den Vertreten des Solaren Imperiums machen und danach unserem Volk Bericht erstatten.“
Atlan fühlte sich seltsam berührt. Von dem Tamposer ging keine Gewalt aus.
„Okay, ich werde euch helfen!“ Atlan hatte sich entschlossen. „Wir brauchen aber noch weitere Informationen.“
„Die Waffe befindet sich auf unserer Heimatwelt. Ich möchte mit euch dort hinfliegen und zeige euch unseren Planeten.“ Kall van Schurr war erleichtert.
*
Weiter im Spoiler:
Spoiler:
„Die geheime Welt ist nicht zu sehen, darum wir blind bis dahin gehen.“ Mentro Kosum betrat den Hangar. Er war mit seiner rotblonden Mähne weder zu übersehen noch seine Sprüche zu überhören.
Atlan verzog das Gesicht und Perry Rhodan grinste.
Kosum fuhr unberührt fort. „Die Knüttelverse des Piloten nerven manchen Id...“
„Major Kosum!“ bellte die Stimme von Oberst Hartom Manis aus dem Hangarlautsprecher dazwischen. „Wenn Sie nicht Ihre kurz bevorstehende Beförderung gefährden wollen, lassen Sie solch unflätige Redensarten. Noch besser, Sie denken das auch nicht mehr.“
„Harttop mag mich nicht!“ Mentro Kosum brummelte und salutierte vor dem Lautsprecher. „Aye Sir. Ich werde denken wie ein Grab.“
„Du willst ihn wirklich im Team?“ fragte Perry seinen Freund Atlan zweifelnd.
„Wenn ich eine nicht sichtbare Welt anfliege, brauche ich einen Piloten, dem ich blind vertrauen kann“, zwinkerte Atlan dem Mausbiber zu.
Doch dieser schmollte: „Ihr wollt mich wirklich nicht mitnehmen? Nicht dein Ernst! Na gut, der Super-Teleporter holt euch dann raus, wenn ihr es wiedermal verbockt habt.“
„Gucky, du hältst diesmal den Schwanz platt“, mahnte der Arkonide.
„Schwanz platt? Nur weil Ras und mir die Tamposer entkommen sind ...“, pfiff der Ilt empört und entmaterialisierte.
Kall van Schurr blickte zu Kosum, dann zum Lautsprecher, dann zu der Stelle, wo eben noch Gucky gesessen war, dann wieder zu Atlan und Rhodan. „Ist das bei euch immer so?“
„Nicht immer, aber immer geht schlimmer!“ Mentro Kosums hagere Gestalt zwängte sich so flink in die Space Jet, als befürchtete er seine sofortige Degradierung. Atlan nickte dem Tamposer aufmunternd zu: „Gehen wir.“
„Ich wünsch euch viel Erfolg“, rief Rhodan dem Arkoniden und dem Tamposer zu. Diese betraten gemeinsam die Space Jet und der Terraner verließ nun auch den Hangar.
Als das Hangarschott zur Seite glitt, löste sich die Space Jet aus der Ankerung und schwebte hinaus.
In der Zentrale des kleinen Beibootes war genug Platz für drei Personen.
Mentro Kosum, eigentlich 2.Emotionautischer Offizier der MARCO POLO, hatte sich lässig an der Steuerkonsole ausgebreitet. Die Jet bei der Ausschleusung zu lenken war für ihn schiere Unterforderung. Er tippte gleichmütig den Automatikschalter. „Bei vollem Schritt und raus damit. Verrätst du mir jetzt, wo deine Heimatwelt ist, Kalle?“
Die MARCO POLO fiel am Rande des Sonnensystems zurück.
„Die Welt ist nicht sichtbar. Sie wird es auch für jeden Nicht-Tamposer bleiben. Schon immer träumten unsere Magier und Wissenschaftler davon, unsere natürliche Gabe des Entstofflichens auf technischem Weg zu erreichen. Unserem Genie Krylo van Wyss gelang dieses. Er entwickelte den Unsichtbarkeitschirm. Wir nennen es seit Ewigkeiten nur noch UNSCH. Der UNSCH weist störanfällige Psi-Referenzen auf. Darum habe ich darauf bestanden, dass uns kein Mutant begleitet.“
„Kalle wo, wo nu?“
„Ich sehe das wunderschöne Tampos direkt vor uns.“
„Spielt Kalle gerade mit uns Blinde Kuh oder: ich sehe was, was du nicht siehst?“ Kosum maulte verdrossen.
„Lasse mich an die Steuerung“, verlangte der Tamposer.
„Das geht gar nicht.“ stellte sich Kosum quer.
„Wir brauchen funktionsfähige Koordinaten und Anflugdaten!“ Atlan brauste auf: „Jetzt!“
„Darf ich an die Navigation? Mein Name ist Kall und nicht Kalle.“
„Wie du willst, Kall ohne e. Gib mir schnell die Daten, sonst muss ich lange warten.“
Mentro Kosum zog die für die Space Jet speziell modellierte SERT-Haube auf und arbeitete nun sehr konzentriert. Er steuerte den Diskus in einen weiten Bogen in den scheinbar leeren Raum einer blauen, namenlosen Riesen-Sonne.
Unvermittelt tauchte vor ihnen ein Planet in voller Pracht und Größe mitten auf der Flugroute auf.
„Wow, woow, wow!“ machte Kosum überrascht. „Geht es nicht noch ein bisschen näher? Das ist zu dicht dran.“
„Weniger reden, besser fliegen!“ Kall van Schurr konnte sich diese Bemerkung nicht verkneifen.
„Wo können wir landen?“ fragte Atlan ungeduldig.
„Die Daten sind in die Navigation eingegeben. Ment mit Ro braucht dem nur zu folgen, oder ist es Ko mit Sum zu leicht? Wir landen dann beim Forschungszentrum des Krylo van Wyss.“
„Sind Tamposer so arglos oder werden wir hier verladen?“ Atlans Extrasinn meldete sich nach längerer Pause des Schweigens.
Da es stockfinstere Nacht war, blieb de Annäherung an die Siedlung unbemerkt. Die Jet landete fernab, Sie wurde einfach versiegelt. Die drei liefen hinüber zu den unbeleuchteten Häusern. Auf den Wegen und Straßen rundherum bewegte sich niemand. Das wirkte äußerst fremdartig, Weder auf Terra oder Arkon erst recht nicht wurde der Nachtruhe eine solche Bedeutung zugemessen.
Kall van Schurr betätigte ungeniert eine einfache elektronische Türglocke. Nach längerer Zeit des Wartens öffnet ein apathisch wirkender Tamposer.
„Wer stört die Nacht?“ fragte dieser unbedarft. „Ach du, Kall van Schurr mit Besuch. Ich bitte euch herein.“
Der kleine Tamposer trieb den deutlich größeren Arkoniden und den langen Terraner vor sich her in die beleuchtete fremde Behausung.
Atlan schaute sich um in den exotischen, aber privat eingerichteten Raum um. Das seltsame Verhalten der Tamposer irritierte ihn. Er entdeckte keine Spur von Aufregung oder Argwohn. Bei aller Erfahrung war es dem Arkoniden nicht möglich, zu erkennen, ob das Verhalten normal oder atypisch war.
„Ich darf euch bekannt machen. Mein Geniefreund Krylo van Wyss und meine Sternenfreunde Atlan und ...“
„Ment mit Ro.“ stellte Kosum sich selbst vor.
„Sind alle auf Droge?“ fragte der arkonidische Extrasinn.
„Gut. Aber Kall, du ignorierst, das Fremde auf unserer Welt nicht erwünscht sind. Was wollt ihr von hier von mir?“
„Wir wollen den Schrumpfstrahler.“
Zu Atlans Überraschung reagierte Krylo van Wyss mit aller Ruhe. „Den bekommt ihr von mir nicht.“
Jetzt stellte sich Atlan imposant in Positur und versucht einen bedrohlichen Eindruck zu erwecken.
„Da macht sich der Krylo aber ganz gewaltig ins Hemd!“ lästerte der Extrasinn.
„Ich sage noch einmal, ihr bekommt den Schrumpfstrahler nicht von mi“, beharrte der Wissenschaftler.
Da begriff Atlan. Sein Gegenüber war nicht im Besitz des verlangten Gegenstandes.
„Er ist mir gestohlen worden. Beraubt durch Pirsma van Rafla.“
„Das glaube ich nicht.“ Erstmals zeigte Kall van Schurr ein stärkere emotionale Reaktion. „Der Pirsma van Rafla gehört doch ebenfalls in die Regierungsgremien.“
„Pirsma van Rafla ist erst vor wenigen Stunden wegen unethischen Verhaltens aus allen Regierungsämtern gebannt worden. Nachdem der Rest von Artoss van Slears Expedition zurückkehrte ist van Raflas komplett unverständlich. Der Höhepunkt bisher ist sein Einbruch hier und der Diebstahl des Schrumpfstrahlers.“
„Ein lokaler Konflikt oder eine überregionale Krise oder verlogenes Schmierentheater, ein Lüge?“, warf der Extrasinn ein.
„Gibt es dafür Beweise?“, fragte Atlan daher.
„Ihr wollt einen Beweis?“ Krylo van Wyss ereiferte sich. „Sucht den Schrumpfstrahler! Wenn ihr ihn bei Pirsma van Rafla findet, ist das Beweis genug.“
„So einfach soll das sein?“ überlegte der Extrasinn. „Tamposer sind schlichte Gemüter.“
Das sah Atlan etwas differenzierter und ein Verdacht stieg in ihm auf. „Wir sollen für dich den Strahler wieder besorgen?“
„Ja. Ich werde Kall van Schurr und euch nicht an die Sicherheit verraten, wenn ihr mir den Schrumpfstrahler wieder herbeiholt.“
„Zu gütig in Tamposers Namen!“ Mentro Kosum flüsterte. „Auf Terra nennt man so was Erpressung.“
„Nicht nur auf Terra.“ Atlan nickte dem Piloten zu. „Auch auf Arkon wurde das richtig kultiviert. Verrat und Erpressung gibt es überall.“
Unangenehme Erinnerungen an seinen Onkel Veloz da Gonozal alias Orbanaschol III wurden in dieser Situation durch sein fotografisches Gedächtnis in Zusammenwirkung mit dem Extrasinn hervor gespült. Bevor dieses allerdings zu übermächtig und gefährlich werden konnte, entschied Atlan: „Gehen wir!“
*
Die Jet wurde tagsüber in einem Schuppen fernab versteckt.
„Traue Krylo van Wyss nicht!“, riet der Extrasinn.
„Wenn es sein Vorteil ist, wird uns Krylo van Wyss verraten.“ Atlan äußerte sein Misstrauen in die kleine Runde.
„Wird er nicht! Das macht kein Tamposer“, widersprach Kall van Schurr selbstbewusst.
„Erst das Dachstübchen entstauben, vielleicht kannst dir dann selber glauben“, reimte Mentro Kosum. „In der Falle seines Falles, glaubt Kalle wirklich alles.“
Als er Atlans fragenden Blick sah, folgte ein weiterer Sinnspruch: „Eine kleine Melodie zur Widerspruchsparadoxie wird zur Tamposer-Symphonie.“
„Ist gut jetzt!“ Der Arkonide warf dem Piloten einen zornigen Blick zu.
„Ich bin kein ausgeklügelt Buch, ich bin ein Mensch mit Widerspruch. Zitat eines altschwyzer Emotionauten“, entschuldigte sich Kosum und grinste penetrant. „Was ist mit diesem Pirsma van Rafla? Folgen wir dem Hinweis?“
„Wissen wir, wo er jetzt ist?“ gab Atlan zu bedenken.
„Das ist eine deutliche Spur. Pirsma lebt und arbeitete auf Bandy-Say, auch schon vor meinem Abflug mit Artoss van Slears Gruppe.“ Kall van Schurr gab bereitwillig Auskunft.
„Dann nichts wie hin!“ forderte Atlan.
„Bei Nacht und Nebel kommen Schillers Räuber“, vermutete Kosum.
„Wir kommen bei Nacht!“ entschied Atlan.
*
Die Lichter von Bandy-Say tauchten im tiefen schwarz der Küste auf, auf die die Jet zuflog.
„Hierhin!“ rief van Schurr. Am Ufer gliederten sich in zwei Doppelreihen je fünf Kugelbungalows, die durch Zylinderkörper miteinander verbunden waren. Die Jet landete auf einer wie dafür vorgesehene Empore.
„Geht mit Bedacht an unsere Aufgabe.“ Van Schurr fand mahnende Worte. „Wir brauchen den Schrumpfstrahler. Van Rafla galt schon immer als Außenseiter, der unter dem Makel leidet, sich nicht unsichtbar machen zu können.“
Alle drei verließen das Schiff. Bei einer Querröhre erreichten sie ein verschlossenes Tor. Da ließen sie alle Vorsicht fallen und gingen offen darauf zu. Van Schurr betätigte wieder einmal den Türmelder.
„Wer da?“ rief eine weiblich klingende Stimme von drinnen.
„Das ist Kara, seine Assistentin in allen Lebenslagen“, erklärte van Schurr seinen beiden Gefährten, um sich dann wieder der Spracheingabe zu widmen: „Hier ist Kall van Schurr, ich möchte …“
Die Tür glitt umgehend zu Seite.
„Du wirst erwartet …, halt, wer...?“ Kara stellte sich ihnen in den Weg.
„Das sind Freunde von mir.Wir kommen wegen dem Schrumpfstrahler. Ein weiterer Freund möchte ihn wieder haben.“
Van Schurr ging so abgebrüht an die Sache, wie der Arkonide es ihm nicht zugetraut hatte.
„Krylo ist leider nicht anwesend, er ...“
„Du lügst!“ Kall van Schurr wollte sich vorbei zwängen.
„Ihr kommt hier nicht rein!“ Kara hielt plötzlich eine Waffe in der Hand. „Keinen Schritt weiter.“
„Wäre es jetzt nicht an der Zeit, das ein alter Arkonide beweist, welchen Charme er auf alle Frauen der Galaxis ausüben kann?“ ätzte der Extrasinn lautlos. Atlan betrachtete die Tamposerin in aller Ruhe, als ob gerade keine Stresssituation wäre. Auch ihr Kopf wurde von langen federartigen Haaren verziert, große dunkelblaue Facettenaugen beherrschten ihr Gesicht.Unter einer keinen Nase öffnete sich ein schmallippiger Mund. Darin waren eher Mandibeln als Zähne.
„Insektoider Herkunft. Keine Chance vergiss es“, höhnte der Extrasinn. Doch Atlan trat großsprecherisch vor. „Wer will den Imperator des Großen Imperiums aufhalten?“
„Ex, ex, ex ... der Wahrheit zu liebe, Ex-Imp, Ex-Imp“, machte Mentro Kosum leise und lenkte Kara damit ab, und schon war Atlan vorbei.
Weit kam der Arkonide allerdings nicht. In der Mitte des nächsten Raume stand ein weiterer Tamoposer: Pirsma van Rafla.
„Wie meine verehrte Kara schon sagte, keinen Schritt weiter.“
„Vielleicht sorgt der Autor mal für einen neuen Text. Ihr kommt hier nicht rein und keinen Schritt weiter. Immer diese Wiederholungen,langweilig!“ Mentro Kosum provozierte bewusst.
„Keinen Schritt weiter, ...oder alle sind tot!“
„Die Qualität eine Theaterstückes zeigt sich in der Häufig der Wiederaufführungen.. Wenn alle tot, dann keine neue Aufführung. Das bedeutet: keinen Erfolg.“
Manchmal wünschte sich der Arkonide, dass Kosum auch mal die Klappe halten würde. Denn was hielt Pirsma van Rafla in den Händen: einen 50 Zentimeter langen Zylinder der in zwei Kugeln von 25 Zentimeter endete. Eine Waffe. „Der Schrumpfstrahler!“
„Oder das Modell eines Raumschiffs?“ orakelte Kosum.
„Eine Waffe?“ rief van Pirsma und warf des Objekt dicht an Atlan vorbei, der es vergeblich versuchte zu fangen, in die Arme von Mentro Kosum. Der fing die Hantel und blieb wie in Schockstarre stehen. Gleichzeitig wieselte van Rafla an Atlan, Kara, Kosum und van Schurr vorbei, stürzte aus dem Haus auf die Empore und schwang sich in die offen stehende Space Jet.
Mit vollem Körpereinsatz sprintete der Arkonide hinterher, und mit einer finalen Kraftanstrengung in das zugleitende Außenschott des langsam abhebenden Raumschiffs.
Was in dem Flugkörper geschah, war für die Außenstehenden nicht zu erfassen. Die Jet schwebte bald fünf Minuten auf engagiert Stelle. Dann sank es wieder hinab.
„Macht ihr da draußen Ferien? Es wird Zeit zu gehen“, rief Atlan aus dem Inneren. „Ich habe dafür extra einen Piloten engagiert. Kosum, van Schurr wo bleibt ihr?“
Sofort spurteten die beiden Angesprochenen los und beeilten sich in das Schiff. Dort angekommen sahen sie einen in einen Sessel fixierten Pirsma van Rafla und den Lordadmiral an den Kontrollen sitzen. Dieser wies auf den Pilotensessel.
„Wenn Sie die Freundlichkeit besitzen würden, Major.“
Mentro Kosum nahm postwendend Platz und fuhr die notwendigen Aggregate hoch. Dabei überflogen alle die anderen Anzeigen.
„Das ist nicht gut, gar nicht gut!“ rief Kall van Schurr alarmiert auf. „Schiffe der Wächtereinheiten sind auf dem Weg nach Bandy-Say. Das gibt Probleme!“
„Keine Problem, Alarmstart!“ befahl Atlan.
„Alarmstart kennt nur einen Zweck – wir sind dann schnell aus einmal mal weg!“
Die Space Jet schoss unerreichbar für Andere in den Himmel.
Atlan dreht sich zu dem Gefangene um.
„Nun noch einmal zu uns. Was sollte das? Warum hast du den Schrumpfstrahler gestohlen? Und gegen wen willst du diese Waffe einsetzen?“
Pirsma wendete seine Sinnesorgane erst dem Arkoniden zu, dann in die Richtung von van Schurr.
„Kall, was hast du denn denen erzählt? Ich habe doch den Schrumpfstrahler nicht gestohlen und das ist auch keine Waffe“, behauptete Pirsma van Rafla in aller Ruhe.
„Liegen wir denn total falsch?“ fragte sich Atlan, denn auch sein Logiksektor meldete Zweifel an. Es beruhte alles nur auf Hörensagen, doch es fehlten Beweise.
„Zwei Wahrheiten können sich nie widersprechen.“, gab Mentro Kosum zu Bedenken während er die Space Jet ihrem baldigen Ziel entgegen steuerte. „Nächster Halt: die MARCO POLO.“

ENDE
Nachbemerkung MA SCHWARM:
Spoiler:
Nö, das Original ging ja so gar nicht mehr. Der Erzähltext ist entlang des Handlungsstrangs runderneuert worden, mit alten und geänderten Erzzählsequenzen. Die bisherigen handlungsbestimmenden Charaktere (Perry, Roi, Alaska), da nur oberflächlich und charakterfrei geschildert, wurden gegen Atlan und Mentro Kosum (bis dato nicht vorkommend) ausgetauscht. Das Verhalten der Akteure wird deutlich hinterfragt. Eine schlichte, humorige Abenteuererzählung im Stil der 70er. Auch der Schluss ist massiv geändert und neu erzählt worden.
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Ce Rhioton
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Re: Das Perry Präfix Experiment

Beitrag von Ce Rhioton »

Geschichten mit Mentro Kosum faszinieren mich seit jeher. Woran das liegt, könnte ich nicht einmal so genau sagen. Vermutlich, weil er eine Figur war, die abseits von Konformität stand und mit seiner Eigenwilligkeit die eigene Unsicherheit überspielte.

Schöne Geschichte, die mich gut unterhalten hat. :st:
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MA Schwarm
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Re: Das Perry Präfix Experiment

Beitrag von MA Schwarm »

Kapitel 3
Das Phantom
Verwirrende Phänomene – Ein Gefangener gerät an einen falschen Körper

„Wen habt ihr mitgebracht?“, fragte Perry Rhodan, als Mentro Kosum und Atlan die Space Jet verließen, zwischen sich zwei Wesen aus dem Volk der Tamposer. Den einen, Kall van Schurr, kannte er ja bereits.
„Darf ich vorstellen: Pirsma van Rafla, ein Schurke und Waffendieb von Tampos. Atlan hat ihn dingfest gemacht.“, krähte Gucky ungefragt dazwischen. „Stimmt doch, oder? Könnt ihr nicht ein wenig lauter denken!“
„Wir sollten uns dringend die Geschichte noch einmal genauer anschauen!“, sagte Atlan. „Die Informationslage ist widersprüchlich; äußerst delikat zu bewerten.“
„Woher die News beziehen? Atlans Logiksektor bremst mal wieder den galaxisbesten Telepathen aus“, beschwerte sich der Mausbiber. „Mentro Kosums Denkmühle gibt auch nicht wirklich was preis. Van Rafla lässt mich nicht rein und van Schurr...“
War er, Kall van Schurr, zum Verräter geworden? War er zu weit gegangen? Würde sein Handeln als unmoralisch gezeichnet werden? Er verstieß gegen das Gesetz, hatte Fremde auf die versteckte Welt gebracht und damit ein heiliges Gebot übertreten. Das Wertesystem der Tamposer galt auch für ihn. Obwohl, er meinte gute Gründe zu haben, nach seiner eigenen, autonomen Moral handeln zu dürfen. Er nahm sich die Freiheit, denn Unabhängigkeit ist eine notwendige Bedingung um eigenständige Entscheidungen treffen zu können.
„Oh krumme Karotte!“, stöhnte der Multimutant auf, faltete die sonst prächtig dastehenden, handtellergroßen Ohren schlaff zusammen und ließ seinen Nagezahn vollständig verschwinden. „Kall van Schurr geißelt sich gerade ordentlich. Ist nicht zu ertragen. Und du, Pirsma van Rafla, denkt du überhaupt?“
„Verschwinde aus meinem Kopf, du Gedankenratte!“, schrie Pirsma van Rafla außer sich vor Wut.
„Nanu, jetzt aber mal aufgepasst!“, machte der Extrasinn des Arkoniden. War Pirsma van Rafla bisher doch die Gleichmut in Person gewesen, erstaunte dieser hochemotionale Ausbruch um so mehr. „Dem muss gewaltig etwas in die Quere gekommen sein.“
Atlan warf Rhodan einen warnenden Blick zu. Dieser nickte unmerklich. Ihm war auch etwas aufgefallen.
„Geben Sie acht auf unseren Gast, Major“, empfahl Atlan, als der Chef des Wach- und Sicherheitsdienstes hinzutrat.
„Befördert worden, ich gratuliere Ihnen.“, sagte Perry Rhodan, als er Verso Honadri erkannte. Der Mann, der vor drei Jahren, damals noch noch Captain, den verräterischen Homo superior Ricod Esmural erwischte und somit eine größere Katastrophe verhinder hatte.
„Haben Sie bitte ein Auge auf ihn.“ In Perry Rhodan stieg das Gefühl einer drohenden Gefahr auf.
Honadri betätigte routiniert.
„Na, dann bring den Rafael mal ins Kittchen.“, plärrte Gucky dazu.
„Ich werde auf ihn acht geben, wie auf meinen Augapfel.“, versprach Major Verso Honadri und geleitete den Tamposer zu seinem bequem eingerichteten Gästequartier.
„Deine Namensspiele sind berüchtigt, Gucky. Aber jetzt willst du bitte doch nicht einen Erzengel ins Gefängnis schicken“, rügte Rhodan.
„Egal. Der ist alles andere, aber kein Engel!“, behauptet der Ilt und teleportierte fort. Durch die Luft verwehte noch: „Auch moralinsauer, der Perry“
*
Spoiler:
Van Rafla war jetzt endlich alleine. Eben noch hatte er die Visite eines Arztes brüsk abgelehnt. Mit welcher Arroganz dieser Dr. Airysch ihn habe untersuchen wollen und er das dann strikt und vehement abgelehnte.
Van Rafla war empört und wütend auf die Terraner. Besonderes zornig war er auf diese kleine Para-Zecke Gucky. Er wünschte, sie zerquetschen zu können.
Dieses Vieh beleidigte ihn, machte gar einen unverschämten Witz auf seine Kosten. Wie erbärmlich!
Ihnen sollte das Lachen vergehen, denn er würde es ihnen heimzahlen.
„Ich will Vergeltung!“
Pirsma van Rafla schrie in das leere Zimmer.
„Ich mache euch kaputt.“
Er schäumte vor Wut. Nur gut, dass niemand von seiner heimlichen Gabe wusste.
Phäterom mochte den mutierten Tamposer eigentlich. Der war in den mit der Zeit zu einem beinahe perfekten Arbeitspartner geworden. Zwar konnte dieser sich nicht wie die meisten seiner Artgenossen unsichtbar machen, nicht vergläsern, wie es in der Umgangssprache der Tamoser hieß. Dafür hatte er eine andere Parafähigkeit entwickelt. Pirsma nannte sich selbst einen Hirntauscher. Das war für Phäterom ein vertrauter Bereich, kam es doch dem eigenen Potential sehr nahe.
Allerdings vertrugen sich die unterschiedlichen Anlagen nicht wirklich. So kam es immer wieder auf beiden Seiten zu erratischen Aussetzern. Das könnte bei der Auseinandersetzung mit den Terranern zu einem Problem werde.
Phäterom würde acht geben müssen auf Pirsma und van Rafla, und noch mehr auf sich selbst.
Pirsma van Rafla wollte seine Gabe nun an den Terranern ausprobieren. Ungezielt griff er spontan auf ein Gehirn.
Coltogum L.Ogan, Chef der Energieversorgung, war just in diesem Moment auf dem Weg in den Kontrollraum, wo er die Leistung der Meiler abfragen wollte. Ein Routinevorgang.
Nun saß er vor dem Infodisplay und fragte sich, was zu tun sei.
„Verdammt, ich weiß nicht mehr, wie die Dinger funktionieren.“, murmelte der Mann, der aussah wie der Ingenieur Ogan. Der körperlich auch Organ war. „Ich falle auf. Rückzug.“
Coltogum L.Ogan fand sich in einer für ihn fremden Umgebung wieder. Er kannte das Zimmer nicht. Seine Wahrnehmung schien ihm auch vollkommen verzerrt. Das war auch nicht sein Körper.
„Hilfe!“, schrie er voller Panik mit einer Stimme, die auch nicht die seine war. Er hatte außerordentliche Schwierigkeiten sich zu artikulieren.
Er schrie und schrie und schrie.
Auf dem Überwachungsschirm erschien sofort das Gesicht von Major Verso Honadri.
„Was ist?“
„Verso, ich bin Coltogum ...“
„Van Rafla?“ fragte der Chef des internen Wach- und Sicherheitsdienstes verwirrt.
„Nein, Laurel, ich … bin ... Laurel, ich…,“ er hielt kurz inne, „... bin Pirsma van Rafla.“, sagt Pirsma van Rafla.
Ginkgo Rachida bemerkte das Zögern und die Unsicherheit seines Vorgesetzten. „Alles okay, Coltogum?“
„Nichts ist okay, Ginkgo. Da war ein Unbekannter in meinem Kopf und ich selber war in einem fremden Körper.“
Ginkgo Rachida löste internen Alarm aus.
Major Verso Honadri hatte zeitgleich die Interne in stumme Alarmbereitschaft versetzt.
*
Der 50 Zentimeter lange Zylinder, der in zwei Kugeln von 25 Zentimeter Durchmesser endete, lag an prominenter Stelle auf dem Tisch. Eine Deckenleuchte fokussierte das Licht auf das Objekt.
„Dafür schickten wir das Außeneinsatzteam nach Tampos?“, stellte Rhodan zweifelnd fest. „Ist das nun wirklich wahr?“
„Und wie funktioniert die Waffe?“, wollte Roi Danton wissen.
„Wenn es eine Waffe sein sollte, ist sie besser zu sichern!“, empfahl Oberst Elas Korom-Khan.
„Wenn, ganz richtig, wenn ...“,machte Alaska Seadelaere.
„Bisher liegen nur theoretische Daten-Sätze von Quinto-Center vor.“, gab Atlan bekannt. „Unsere Spezialisten sprechen von einer auf organische Materie zugreifendes Kampfgerät.“
„Eine theoretische Waffe also?“ Roi Danton grinste.
„Ich gebe zu, wir haben zur Zeit keine verlässlichen Daten. Und auch kein Waringer Team an Bord, was die Untersuchungen beschleunigen könnte.“, gab Rhodan zu. „Aber Entschuldigung, ich wollte niemanden herabsetzen. Was glauben Sie, Professor Ahaspere, worum handelt es sich hier.“
Der korpulente Wissenschaftler wuchtete seinen Körper aus dem Sessel und betrachtete das Objekt von oben herab.
„Wir sind nicht hier um Glaubensfragen zu klären, Rhodan.“, brummte der Chefphysiker der MARCO POLO. „Die Waffe, falls es eine sein sollte, ist für organische Materie wahrscheinlich so gefährlich, wie eine Zitruspresse der Zitrone gefährlich sein kann. Voraussetzung ist allerdings, dass man mit der Handhabe einer solchen vertraut ist.“
Roi Danton lachte schallend. „Genau so gut kann die Hantel ein Sportgerät sein.“
„Unsere beiden tamposischen Gäste helfen uns dabei auch nicht weiter. Pirsma van Rafla sieht in uns den Feind und verweigert die Kommunikation. Kall van Schurr betätigt nur, dass es sich um ein Waffe handeln soll.“ Rhodan wirkte unzufrieden. „Wir kommen so nicht weiter.“
Der Kommandant der MARCO POLO schien einen Moment durch ein hereinkommende Meldung abgelenkt zu werden, als Alaska Seadelaere nach dem hantelförmigen Gegenstand griff. Der Gewebeklumpen unter seiner Maske leuchtete unauffällig mild.
„Dr. Cavaldi, sind sie bitte so freundlich und wiederholen in dieser Gruppe, was Sie mir erzählt haben.“, bat der ehemalige Techniker und Sol-Ab-Agent den Leitenden Ingenieur der MARCO POLO.
„Man mag es auch für eine Spekulation halten, “ sagte Cavaldi bestimmend, „ ich meine Spuren von hochentwickelter Technik in dem Gerät gemessen zu haben., und zwar Cappin-Technik.“
Normalerweise wäre diese Information eingeschlagen wie eine Bombe, aber Oberst Elas Korom-Khan toppte das:
„Ende der Besprechung. Zweifacher Eindringlingsalarm wurde ausgelöst.“
Somit mussten die Offiziere auf ihre Einsatzposten und die Gruppe um Perry Rhodan begab sich wie auch der Kommandant in die Zentrale.

*


Pirsma van Rafla versucht keine Furcht zu zeigen, als sich dieses riesenhafte Monster vor ihm platzierte. Bis auf eine Art Schurz um den Körper war das Wesen nackt. Der Körper des zweimeterzwanzig großen Giganten war vollständig mit dichtem braunschwarzen Haar bedeckt. Ausgenommen das wenig menschenähnliche Gesicht, was sich ihn nun zuwandte:
„Ich weiß, du hast ganz erbärmliche Angst vor mir. Ich kann das riechen!“, dröhnte das Wesen, das sich ihm als Lord Zwiebus vorgestellt hatte. Und das mit dem Angst riechen glaubte er dem Monster sofort. „Aber du hast nicht nur vor mir Angst. Angst ist dein ständiger Begleiter. Du fürchtest dich sogar vor dir selbst.“
Woher wusste das Monster das alles. Denn es stimmte ja. Angst galt für ihn schon immer als wunderbarer Antrieb im Leben. Er durfte sie nur niemandem zeigen, die Angst. Und er war enorm reich an Angst.
Pirsma van Rafla spürte zudem, das ihn etwas, und sei es nur ein noch so kleiner Teil, mit diesem Lord Zwiebus verband. Da schwang etwas unterschwellig mit. Sie waren miteinander verwand, da war er sich sicher. Zugeben durfte er das allerdings nicht. Es könnte sich ja noch als Trumpf erweisen. Und Pirsma van Rafla fürchtet diesen Trumpf zu verlieren.
„Du willst also nicht mit mir reden. Schade!“ Lord Zwiebus machte ein gutturales Geräusch. „Echt schade. Denn eigentlich möchtest du reden dürfen. Dich mit mir unterhalten. Dich mit mir unbedingt austauschen. Habe ich nicht recht? Na, siehst du!“
Lord Zwiebus bleckte die Lippen und zeigte dabei zwei Reihen kräftiger und gelblicher Zähne.
„Wirklich bedauerlich. Aber gut, genug geschwätzt.“
Der Gigant erhob sich vom Hocker und wuchtete seinen überbreiten, muskulösen Körper in Richtung der nun auf geleitenden Tür. Dort blieb er stehen und blickte ihn über die Schulter lange an. „Schade, Bruder.“ Dann stapfte er hinaus.
Pirsma van Rafla war wieder allein … allein und angstvoll und wütend.
Wütend weil er Fehler machte. Er hätte sich doch denken können, das sich dieser Olgan auch in seinem Körper bemerkbar machen würde. Das hätte die bisher geheimgehaltene Gabe verraten können. Van Rafla war ein Gehirntauscher. Er teleportierte ein Teil seines Gehirns in das der Zielperson. Etwas Hirngewebe der Zielperson transmittiert im selben Moment dann zurück in den Tamposer-Köper. Bei diesem Prozess wechselten auch beide Bewusstseine die Körper. Er hatte den Vorgang zu wenig vorbereitet und überdacht. Da sollte nun anders werden. Wo andere Tamposer sich vergläsern konnte, war er auch seltsamer Weise in der Lage, zu versteinern. Er blieb dann als lebloser Gesteinsklumpen zurück. Und das so in van Raflas Körper gewechselte Bewusstsein wurde somit nahezu empfindungs- und handlungsunfähig. Früher, in einem anderen Leben war das anders gewesen. Da wartete dann ein lebendige Biomasse auf ihn, auf seine Rückkehr. Das war schon lange her. Aber schon ebenso lange war es ihm, nach Hause kommen zu dürfen.
Jetzt war Pirsma van Rafla gerade extrem ängstlich und verwirrt. War er sonst, wie alle Tamposer vom Charakter her eher zahm, also furcht- und aggressionslos, so geriet er unter außergewöhnlichen Bedingungen, wie in dieser Situation, bald in den Zustand der unkontrollierten Wildheit. Und Phäterom blieb diesem dann mit ausgeliefert.
Trotzdem ging Pirsma nun tamposisch mit Bedacht vor. Er suchte ein Zielperson, wurde nahezu von ihr angezogen. Er verfestigte seinen Eigenkörper. Und wie wunderbar, das Ziel war ein Quelle von Parakraft. Und er war auch ein Fremder, nicht von hier. Und stammte ebenso wie er aus einer anderen Zeit. Gewebeteleportation.
Oh nein, durch seine neuen Augen sah er Lord Zwiebus vor sich. Und dieser sah ihn alarmiert an.
„Alles in Ordnung mit dir, Merkosh. In deinem Kopf, dein Gehirn, es verfärbt sich.“
Lord Zwiebus handelte augenblicklich. Er griff seine Keule, die zur Waffe und zum hochmodernen Kommunikationsinstrument umgebaut war, gab damit Alarm und paralysierte den Oproner.
„Du bist nicht mein Freund Merkosh, du bist Pirsma van Rafla!“, knurrte der Instinktwächter.
Aber das bekam Pirsma van Rafla schon nicht mehr mit. Gepeitscht vor Angst revitalisierte er wieder seinen Eigenkörper und schickte Merkosh somit unversehrt zurück. Allerdings in einen paralysierten Körper. Gewiss nicht ohne sich enorme Vorwürfe zu machen, das er schon wieder mal versagt hatte. Dieses ziel- und planlose Handeln musste bald ein Ende finden. Er verlöre jeden Vorteil, wenn die Terraner seine Fähigkeiten durchschauen würden..

*


„Rafla behauptete, er sei in Wirklichkeit Coltogum Laurel Ogan.“ Major Verso Honadri versuchte seinen Bericht glaubhaft abzugeben. „Als sei Ogans Bewusstsein in van Raflas Körper gewechselt.“
„Seltsam. Woher kennt Pirsma van Rafla den Hochenergie-Ingenieur. Und gilt das auch umgekehrt?“ fragte Oberst Elas Korom-Khan, der nun in in seiner Funktion als Kommandant auch die Schiffssicherheit übernommen hatte.
„Nein, Sir. Ogan weiß nur von einem Unbekannten der unter meiner Aufsicht stand, hat aber sonst keine Kenntnisse von den Vorgängen an Bord. Er hat nur Eindrücke von dem kurzem Augenblick, in dem er in van Raflas Körper zu sein glaubte.“
„Er war wohl ohne Zweifel in Raflas Körper, das ist, nach dem seltsamen Ereignis mit Merkosh, als Tatsache zu akzeptieren.“ Rhodan wollte nicht länger spekulativ um den heißen Brei drum herum reden. „Lord Zwiebus, welche Beobachtungen sind noch gemacht worden.?“
„Ich fühlte mich auf seltsame Art zu Pirsma van Rafla hingezogen. Sogar auf eine gewisse Weise mit ihm verwandt.“, berichtete Lord Zwiebus. „Alaska und ich haben das ausführlich diskutiert.“
„Wir sind uns darin einig, das die Ähnlichkeiten zu den Geschehnissen mit den Pedotransferern nicht zu übersehen sind. Es sind Cappins im Spiel!“ beharrte nun auch Seadelaere.
„Und ich hatte bei dem Gespräch mit ihm ein deutliches Gefühl von Zugehörigkeit über einen weiten Raum hinaus … oder sogar durch die Zeit.“, bemerkte der Prä-Bio.
„Eine neue Invasion von Pedotransferern? Oder hat Ovaron nicht doch alle 400000 Cappins mit nach Gruelfin zurück beordert. Oder welche zurückgelassen, mit der Absicht einen aktiven Beobachtungsposten in der Milchstraße zu haben?“, spekulierte nun Atlan misstrauisch.
„So schätze ich den Ganjo eigentlich nicht ein, Atlan.“, widersprach Rhodan.
„Wir sollten uns die Chance geben, den Blickwinkel zu ändern.“ Es war nun ausgerechnet Alaska Seadelaere, der einen neuen Aspekt in die Runde einbrachte. „Auch wenn manches auf Cappins hinweist, so habe ich den Parapsi-Ingenieur Prof. Dr. Celan Benaya hinzu gebeten.“
Alle Augen richteten sich auf den braunhäutigen Mann.
„So manches spricht gegen die Theorie des Pedotransfers bei Coltogum Ogan und Merkosh. Die Begleiterscheinungen stimmen nicht 100prozentig überein. Zumindest hat sich Olgan in einem Fremdkörper wiedergefunden. Das ähnelt dem Vorgang wie die VeCoRat , also die Individual-Verformer, in ein anderes Bewusstsein eingedrungen sind. Bei Merkosh hat Lord Zwiebus eine kaum merkbare aber doch kurzzeitig sichtbare Veränderung im Gehirn des Oproners gesehen.“
„Die medizinischen Nachuntersuchungen bei beiden Personen belegten auch eine mikro-minimale Vernarbung in den Gehirnen nach.“, bestätigte der Chefarzt Prof. Dr. Khomo Serenti. „Als wären Teile des Gehirns ausgetauscht worden.“
„Sprechen wir von einem verbotenen chirurgischen Eingriff, Dr. Serenti.?“, fasste Atlan nach.
„Das ist auszuschließen, wegen der Kürze der Zeit, in der die Teil-Lobotomi erfolgten.“, verneinte Serinti dieses.
„Also doch Pedotransferierung?“, hakte nun Rhodan nach.
„Wenn ich noch einmal dazwischen darf...“, warf Dr. Benaya ein. „Ich denke es fand ein Austausch von Gehirngewebe auf paramechanischem Wege statt. Ähnlich den Fähigkeiten eines Teleporters oder Telepsimaten wurden die Gehirnteile ausgetauscht. Para Cerebrum Mutare sozusagen. Ein Hirntauscher.“
„So hätte das Kind zumindest einen Namen. Danke, Dr. Benaya,“ schloss Perry Rhodan die Informationsrunde „wir werden uns noch einmal intensiv mit Pirsma van Rafla auseinandersetzen müssen. Danke an alle.“

*


Pirsma van Rafla war wieder alleine. Alleine und besonders böse auf sich. Denn wieder hatte er versagt. Es war eben nicht nur dummer Zufall, in einem beinahe transparenten Oproner auffällig zu werden.
„Nicht Pech, sondern Unvermögen!“, schollt er sich selbst.
Er hielt inne, als er Stimmen außerhalb vor seinem Zimmer hörte.
„Major Verso Honadri, ich lasse Sie durch zwei Roboter ablösen, die die Überwachung des Gefangenen ungefährdet übernehmen können.“, entschied Oberst Elas Korom-Khan. „Organische Lebewesen sind hier zu unsicher. Und über mein Com-Armband habe ich die Kontrolle über alle Roboter an Bord meines Schiffes. Da kann mir nichts entgehen.“
Der Chef des Wachdienstes wurde also abgezogen. Damit war Pirsma van Rafla doch sehr zufrieden. In seinem Kopf entstand ein neuer Plan, ein hoffentlich besserer. Kurz entschlossen transmutiert er in Korom-Khans Körper und desaktivierte über das Armband alle Roboter an Bord der MACO POLO. Er erhoffte sich damit eine Augenblick aus der Beobachtung entkommen zu können. Dann wechselte er in den Mutanten Ras Tschubai. Mit dem holte er seinen versteinerten Originalkörper. Der Teleporter brachte ihn in ein unbewachte Außenschleuse. Dann teleportierte er wieder fort und verließ Tschubai um noch einmal Korom-Kahn die Robotersperrschaltung aufheben zu lassen. Danach kehrte Pirsma van Rafla wieder ins seinen eigenen Körper zurück und revitalisierte sich. Er hoffte gerade noch, dass seine Aktionen unbemerkt geblieben waren, als der Alarm durch die MARCO POLO heulte.

*


Paladin IV, der halutergestalt gewordene Spezialroboter stapfte durch die Gänge der MARCO POLO. Seit der Invasion der Geisterschatten gehörte das Thunderbolt -Team zur patrouillierenden Sicherheitstruppe. Kommandant Harl Dephin war zwar nunmehr der Ansicht, dass dieses keine angemessene Aufgabe für die siganesische USO-Truppe sei, aber wenn die Ansage von Lordadmiral Atlan kam, machte man besser eine guten Job. So erstaunte es ihn doch immens, als der Paladin IV urplötzlich wie angewachsen stehen blieb. So hantierte er augenblicklich am Schaltpult in der Kopfzentrale der vier Meter hohen Maschine. Als er damit keine Erfolg hatte zog er die SERT-Haube auf.
„Dachte ich es mir doch!“, murmelte er.
„Was ist da oben denn los?“, fragte Amos Rigeler aus der Maschinen-Sektion an.
„Durchsage an alle: Per Überrangcode hat Oberst Korom-Khan alle Roboter auf der MARCO POLO festgesetzt.“, erklärte Dephin.
„Der legt uns nicht ungestraft an die Kette!“, beschwerte sich Drof Retekin.
„Ich speise einen Überrangüberangscode in das Paladin IV-Netzwerk.“, gab Mirus Tyn bekannt.
„Damit kommen wir auch zu Fuß weiter.“, scherzte Amos Rigeler.“
„Danke und weiter geht es.“, freute sich Dephin. „Verbindung mit Oberst Korom-Kahn herstellen.“
„Sonst hätte es auch gerumst.“, unterstrich es Dart Hulos.
„Funk zur Zentrale steht.“ meldete Amos Rigeler.
„Was wünschen die Thunderbolts?“, erkundigte sich Oberst Korom-Khan.
„Natürlich freies Geleit und Straffreiheit.“ scherzte Harl Dephin. „Aber mal so von Kommandant zu Kommandant: was sollte die Robotersperre?“
„Ich kann mich nicht erinnern.“,stellte der Kommandant der MACO POLO fest. „Verdammt .. Alarm!“
„Wir eilen zur Unterstützung in die Zentrale.“, rief Harl Dephin.
Gucky versuchte sofort den Tamposer zu espern. Nicht unerwartet hatte er damit auch keinen Erfolg. Also teleportierte er schaute er dort nach wo Pirsma van Rafla sich aufhalten sollte. Es dauerte eine Weile, dann kam der Mausbiber wieder zu Fuß und mit hängenden Ohren wieder in die Kommandozentrale zurück.
„Running Gag , er ist weg.“, stellte Mentro Kosum fest.
„Nein! Er ist da!“ Lord Zwiebus und Alaska Seadelaere zeigten gleichzeitig auf den Ilt. Unter der Maske des Transmittergeschädigten irrlichterte es verstärkt. „Da ist der Cappin.“
Zeitgleich erreichte der Paladin IV die Zentrale.
Nun zeigte sich, wie gut das Thunderbolt-Team eingespielt war und der siganesische Emotionaut den Riesenroboter unter Kontrolle hatte. Der tonnenschwere Koloss hob wie ein Balletttänzer vom Boden ab, wobei er alle sechs Gliedmaßen von sich streckte und sich dem wie unter Schock dastehenden Mausbiber zuwandte. Waffenwart Dart Hulos löste in dosierter Folge alle Narkose und Paralysewaffen im Nanosekundentakt aus, bemüht um hohe Effektivität ohne dabei den Mutanten ernsthaft zu Schaden kommen zu lassen. Wobei dieser als Zellaktivatorträger auch ganz gut im Nehmen war. Alles geschah mit einer extremen Geschwindigkeit, dass das organische Auge der Humanoiden den Bewegungen des Paladin IV kaum folgen konnte.
Trotzdem tat es manchem weh zusehen zu müssen, wie die kleine Gestalt des Mausbibers halb unter dem 4 Meter großen Giganten erstarrte und lautlos zusammensank.
Ein Notruf von einer Außenschleuse ließ den Sicherheitsdienst dort aktiv werden. „Wir haben ihn!“, meldete Major Honadri umgehend. „Wir haben Pirsma van Rafla. Er ist in einem besorgniserregend schlechten Zustand.“

*


Pirsma van Raflas letzten Handlungen kosteten ihn sehr viel Kraft. Einen Terraner wie Elas Korom-Kahn zu lenken, schlug weniger zu Buche als die Aktionen mit dem Teleporter. Es war dann so, als ob die unähnlichen Parakräfte im Widerstreit miteinander liegen würden, und die überlegenere wollte dann ebenfalls das dazugehörige Ego stützen.
Auch wenn van Rafla in Tschubais Körper wechselte und dessen Bewußtsein nun im erstarrten Körper quasi handlungsunfähig fixiert worden war, rangen jedoch auf der Paraebene schon zwei Vitalitäten miteinander. Phäterom drohte dazwischen zerrieben zu werden. Nach der Rückkehr blieb Pirsma van Rafla nunmehr erschöpft und desillusioniert zurück. Alle seine Bemühungen fielen immer wieder konterkarierend auf ihn zurück. Das machte müde und raubte die Zukunft.
Und dann tauchte auch noch der Mausbiber auf: der Psi-Riese, die Para-Zecke. Hier löste bereits der Versuch, einen Austausch vorzunehmen, einen psi-energetischen Strudel aus, der einer drohenden Selbstvernichtung nahe kam.
Das machte die Konstellation per se schon kompliziert und für beide Existenzen bedrohlich. Wobei nicht nur van Rafla, sondern auch Gucky extrem einstecken musste.
Besonders und erst recht gefährdete dieses dann Phäterom in dessen passiv-duldenden Rolle. Allerdings konnte dieser, auf sich alleine gestellt, keine für alle erträgliche Lösung herbeiführen.
Das steigerte auch seine Angst und vermehrte gleichzeitig Pirsmas Bedrohungsgefühl. Der Parapsi-Sturm fegte durch Körper und Bewusstsein, flammte grell auf und defragmentierte das ewig scheinende Bündnis. Phäterom spürte wie das Tier in ihnen zu schreien begann.
Phäterom wollte nicht, dass Pirsma dabei zu schaden kam. Der parapsychotische Orkan erzeugte einen nicht mehr zu kontrollierenden Innendruck. Es brauchte dringend ein ein Ventil um diesen ablassen zu können. Phäterom kannte diese Schneise in die Freiheit. Um nicht zu verwehen, musste er sie gehen, zu seiner und Pirsmas Rettung. Wohl vorbereite brauchte er allerdings dazu den Pedoporter. Und das Gerät befand sich zu Zeit ungeschickterweise in den Händen der Terraner.
Pirsma und Gucky verzehrten sich geradezu aneinander. Bald waren beide so ermattet am psionischen Widerstreit, dass es Phäterom gelang, beim Mausbiber Zuflucht zu finden. Der ließ das auch klaglos geschehen. War der Ilt danach so kraftlos, das er nur noch zu Fuß die Zentrale der MARCO POLO erreichen konnte. Doch Phäterom hatte nicht mit den sensitiven Sinnen von Alaska Seadelaere und Lord Zwiebus gerechnet, und schon gar nicht mit dem Paladin IV.
Und schon war der total verausgabte Pirsma van Rafla gefunden worden.
Alsbald wurde der Tamposer in die Zentrale geführt.

*


Pirsma van Rafla konnte sich ohne die Unterstützung von Verso Honadri kaum noch auf den Beinen halten. Doch sein fiebrigen Augen suchten die Zentrale ab und fanden Gucky. Beinahe schon liebevoll leidend sah er den Mausbiber flehentlich an.
Gucky legte den Kopf schief und lächelte freundlich zurück. Dann nickte er und sagte halblaut,wie zu sich selber: „Ja, nun geh schon, Phäterom.“
Auch wenn kaum einer der Anwesenden wusste, was da soeben geschah, spürten alle doch, dass sie einem sehr privaten, ja intimen Moment beiwohnten. War die Situation doch vor wenigen Augenblicken noch energetisch aufgeladen auf Stress und Kampf ausgerichtet gewesen, schien die sonst so hektische Zentrale zu einem stillen, andächtigen Dom zu werden.
Ein Kraft spendender Ruck ging durch Pirsma van Rafla. Er nickte dem Mausbiber zu: „Danke!“
Das nun entstehende verhaltene Gemurmel wuchs durch einzelne Stimmen ein Konglomerat aus Fragen und Befehlen an.
„Wir sollten ihm zuhören.“ Gucky bat selten so inständig um Ruhe und Aufmerksamkeit für jemand Anderen. „Dort vor euch steht in der Gestalt des van Rafla der Cappin Phäterom. Zudem, um der Wahrheit die Ehre zu geben, ist Pirsma aber auch kein Tamposer.“
„Ich, Phäterom, bin erst einmal froh, dass keiner zu Schaden gekommen ist, und insbesondere Pirsma noch lebt. Ja, ich bin das wandernde Bewusstsein eines Cappins. Und vielleicht kann der eine oder andere sich vorstellen, wie es sein muss, wenn ein parabegabter Gehirntauscher und ein Pedotransferer sich einen Körper teilen müssen.“
Einige lachten verhalten, wohl auch um sich aus der Spannung zu lösen.
„Das war kein Witz!“, bemerkte Phäterom fortfahrend. „Nicht wenn man bald 200.000 Jahre zusammen verbracht hat. Wobei das für Pirsma die kürzere Zeit seines Lebens ist.“
Selbst Perry Rhodan und Atlan standen nun staunend und schweigend dabei. Man konnte aber sehen, wie es in ihren Köpfen arbeitete.
„Um weiterleben zu dürfen und um uns zu retten, werden wir uns nun trennen. Und dazu benötigen wir den Pedoporter.“
„Bevor ihr nun aus verständlichen Gründen nun wieder eine Lawine von Fragen stellen wollt, bitte ich dich, Lord Zwiebus, den Schrumpfstrahler herbei zu holen.“ Gucky war wieder der altbekannte Ilt, der mit aufgerissenen Augen andere gerne dirigierte und bestimmte und dabei breit in die Runde grinste.
Bald darauf kehrte der Pseudo-Neandertaler zurück, wobei er das geheimnisvolle Instrument in seinen großen Pranken wie ein rohes Ei behandelt. „Wir dachte, der Schrumpfstrahler sei eine zu fürchtende Waffe.“ Er zögerte kurz, es weiter zu geben. Aber dann überreichte der Instinktwächter das Utensil. „Der Pedoporter?!“
Pätherom in Gestalt von van Rafla berührte es ebenso vorsichtig, nahm es aber nicht entgegen. „Ich danke auch dir, Kono.“
Die Augen des Präbios weiteten sich. „Konos nannten uns die Cappins vor 200.000 Jahren. Ahnte ich es doch, wir sind Zeitverwandte.“
„Stimmt, ich bin ein Cappin aus Gruelfin.“
„Du gehörst nicht zu den Ganjasen, mit denen Ovaron uns vor wenigen Monaten noch vom Schwarm befreit hat?“
„Von denen weiß ich nichts, bin allerdings über den Invasionsversuch der Takerer informiert. Doch ich hatte nicht den Vorteil einer Expressreise per Nullzeitdeformator in eure Realzeit zu kommen. Aber mein Freund und Partner Pirsma kannte verschiedene andere Wege und Abzweigungen, um diese Zeitspanne bewältigen zu können.“
„Doch nun sind unsere Kräfte aufgebraucht.“ Der Cappin in Gestalt eines humanoid-insektoiden Tamposers seufzte beinahe menschlich. „Übergebt den Pedoporter bei Gelegenheit bitte dem Ganjo, damit es auch für mich einen Weg nach Hause gibt. Ich danke euch allen für eure Hilfe und der Zuversicht das Richtige zu tun. Ihr seid von hoher moralischer Intelligenz. Meine Hochachtung. Nun lebt wohl. Lebe auch du wohl, Pirsma.“
Der Körper des Tamposers erschlaffte kurz, während der Pedoporter in Lord Zwiebus Händen ebenso augenblicklich kurz und golden glänzte, um dann an der Oberfläche wieder zu ermatten.
„Ich wünsche dir auch eine gute Reise, Freund Phäterom“, sagte van Rafla leise.

*

Lord Zwiebus, der selbsternannte Wächter des Zeitverwandten, sorgte persönlich dafür, das der Pedoporter mit Phäteroms Bewusstsein sicher untergebracht worden war.
Perry Rhodan und Atlan ersuchten umgehend um ein klärendes Gespräch mit Pirsma van Rafla. Doch dieser lehnte das ab mit dem Hinweis, er sei nun erschöpft und müde.
„Willst du uns nicht zumindest erzählen, zu welchem Volk du gehörst und wie du den Cappin kennengelernt hast?“ Atlans Extrasinn hatte diese Fragenkombination vorgegeben, weil es sich aus einer eventuellen Antwort weitere Hinweise zu erschließen hoffte.
„Es ist mir unangenehm, zugeben zu müssen, dass ich es nicht weiß.“, redete sich van Rafla heraus.
„Weißt du es nicht oder willst du nicht?“, fragte Rhodan scharf.
Van Rafla wirkte unsicher. „Weiß es nicht. Ich weiß es nicht. Ich hatte oft den Eindruck, dass mein Freund Phäterom mich besser kannte, als ich mich selber. - Ich bitte euch nun um Verständnis. Ich bin jetzt seit 200.000 Jahren das erste mal alleine. Wirklich alleine. Gebt mir bitte eine Chance, dieses zu bewältigen. Bitte.“
Rhodan blickte fragend zu Gucky. Doch dieser schüttelte nur seinen Kopf. Es gelang ihm immer noch nicht, in die Gedankenwelt des unbekannten Wesens vorzudringen.
So wies man Pirsma van Rafla ein Appartement zu, mit dem Versprechen, die Privatsphäre zu achten. Als sich van Rafla nach 24 Stunden noch nicht wieder gemeldet hatte und auch nicht auf Com-Anrufe reagierte, galt dieses Versprechen allerdings als obsolet.
Der Sicherheitsdienst öffnete den Raum.
Bald darauf betraten auch Perry Rhodan, Atlan und Gucky die Räumlichkeiten. Dort fanden sie allerdings keinen Pirsma van Rafla vor.
In der Mitte des Raumes schwebte ein bis nahe an die Decke reichender Obelisk. Ein Obelisk, der keinen Schatten warf.
Sofort verfestigte sich die Vermutung, daß Pirsma ein Cyno gewesen sei. Jene Cynos, die durch die Fähigkeit der Paramodulation ihre äußere Gestalt nach eigenem Wunsch formen konnten, lebten seit 1.000.000 in der Milchstraße. Nach ihrem Tod verwandelte sie sich in solche Obelisken.
Doch diese Obelisken kommunizierten in der Regel nicht mehr.
Rhodan bedauerte, den Mutanten und Halb-Cyno Dalaimoc Rorvic nicht an Bord zu haben. Dem wäre es vielleicht noch möglich gewesen, etwas Licht ins Dunkel zu bringen. So blieb nur die Stille, die Totenstille.
Das Zimmer würde auf unbestimmte Zeit versiegelt bleiben.


ENDE
Spoiler:
So manches stellt sich durch die Neuinterpretation der bisherigen Handlung anders da. Der Böse ist vielleicht nicht der Böse. Und die ach so gefährlich Waffe wurde nicht wie im Original vernichtet und spielt so in Kapitel 3 immer noch eine Rolle. Und ist die Waffe überhaupt eine Waffe? So ist eine wirklich neue Idee für den Erzähltext erforderlich, der sich aber entlang des ursprünglichen Handlungsstrangs orientiert mit nur noch wenig alten und vielen neuen Erzzählsequenzen. Der Charakter Phäterom ist im Original nicht vorhanden. Zuerst habe ich deshalb drei wesentliche Phäterom-Sequenzen vorab exklusiv geschrieben und diese dann später aktiv in den Erzählstrang einfließen lassen. Die Gesamthandlung erzwang ein neu geschriebenes Ende. So wurde aus einer einfachen Story eine komplexere Geschichte.
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Re: Das Perry Präfix Experiment

Beitrag von MA Schwarm »

Olaf80 hat geschrieben: 20. Juli 2021, 17:07 Super! Hm bei mir ruht da auch noch eine "Jugendsünde"....
Vielleicht erweckst du diese deine „Jugendsünde“ auch noch wieder zum Leben. Lass dich inspirieren.
Faktor10 hat geschrieben: 20. Juli 2021, 19:49 supi ,danke dir
Jede unterstützende Antwort freut mich.
Ich danke euch
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Re: Das Perry Präfix Experiment

Beitrag von MA Schwarm »

Kapitel 4:
Die Aktion der Siganesen
Leben zwischen Groß und Klein – Begegnung mit der BLAUEN FLOTTE


Lord Zwiebus richtete unverwandt stoisch seinen Blick auf das einen Meter lange Gebilde mit den 25 Zentimeter durchmessenden Endkugeln, das vor ihm in einer speziell gefertigten Halterung lag. Er griff beherzt das Objekt und wog es in seiner prankenartigen rechten Hand als habe es kein Gewicht.
„Schrumpfstrahler oder Pedoporter … was auch immer das hier sein sollte, das ist Cappin-Technik, keine Frage“, stellte der Präbio aus den Gen-Laboren der Cappins fest. „Ich spüre dich.“
Spionische Schwingungen durchliefen wellenartig den Halbmutanten und ein erstauntes sowie auch unzufriedenes Knurren entrann seiner Kehle.
Besonders sensibel war er doch für solche Empfindungen von Beginn an gewesen. Dazu kamen dann die Eindrücke in der fernen Galaxis Gruelfin und die Erfahrungen der letzten Monate im Schwarm.
Es war eigenartig verwandt und dennoch fremd.
„Allesamt Cappin und Cyno“, presste er heraus und aktivierte das Zimmerkom. „Dr. Celan Benaya und die Sicherheit anfordern!“
*
Die MARCO POLO, das Flaggschiff des Imperiums hielt sich bereits seit Wochen im Klein-LyMaa-Sektor der Milchstraße auf. Nun stand die Rückreise ins Sol-System an, zu unbedeutend erschien Perry Rhodan bisher die Begegnung mit dem bisher unbekannten, raumfahrenden Volk der Tamposer und anderen Vertretern aus vergangenen Epochen.
„Sehe ich nicht so“, mahnte Gucky, der mit dem Großadministrator und Atlan zusammensaß um das Vorgehen für die nächsten Tage zu fixieren. „Mögen die Tamposer anscheinend nicht von Wichtigkeit sein, stellt sich bei mir trotzdem das Nackenfell kraus, wenn ich an die letzten Tage denke.“
„Richtig! Niemand ahnt welche Auswirkungen das Aufbringen eines anscheinend verlassenes Raumschiffes im Jahr 3427 noch haben wird.“ Der Arkonide sah seine beiden Freunde ernst an. „Wir dürfen das Geschehen um Pirsma van Rafla nicht isoliert betrachten. Hätten wir in ihm den Cyno entdeckt ohne das Einwirken des Cappins Phäterom? - Wohl eher nicht, Perry.“
Rhodan nickte bedächtig. „Stimmt! Aber müssen wir uns jetzt und hier darum kümmern? Ich möchte dringend und umgehend zurück ins Sol-System.“
Der Arkonide erhob sich und wandte den Kopf dermaßen heftig in die Richtung des Terraners, das seine langen weißen Haare nur so um ihn herum wirbelten. „Doch wir müssen, alter Freund. Der Wiederaufbau der Milchstraße und des Solaren Imperiums finden auch ohne dich statt. Das erledigen doch die Praktiker Bull, Tifflor und die gesamte terranische Administration.“
„Die Menschen haben ein Recht darauf, dass auch ich mich vor Ort um ihre Belange kümmere. Hier im LyMaa-Sektor können doch erst einmal die Spezialisten deiner USO und unsere Agenten der Solaren Abwehr das Heft in die Hand nehmen. Bis wir dann wissen was hier vor geht, vergeht doch eine Zeit, die wir besser nutzen sollten.“
„Wer von denen ist denn aktuell soweit informiert und hat unsere Erfahrungen“, begehrte Gucky auf. „Ich bleibe hier.“
Rhodan atmete tief ein. „Gucky...“
„Gucky hat recht“, fuhr Atlan dazwischen. „Perry, schalte jetzt bitte nicht in den Wahlkampfmodus. Dein Verantwortung lastet auf unser aller Schultern, und wir tragen diese Last mit dir.“
In diesem Moment meldete sich Ataro Kusumi aus der Ortungsabteilung, es seien drei kleine, linsenförmige Objekte erfasst worden.
*
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Spoiler:
„Ist das wieder eine Falle der Tamposer?“, rief Atlan während er mit Rhodan und Gucky in der Zentrale erschien.
„Unbekannt!“ Ataro Kusumi deutete auf die Bildschirmwand. „Wir hielten das zuerst für schwer zu ortende Meteoriten oder Weltraumschrott. Aber ihre Form ist nahezu makellos und scheinbar unbeschädigt.“
Auf den Bildschirmen wurden die Bilder der drei kosmischen Körper eingeblendet, dazu die erfassten Daten.
Vor der MARCO POLO trieben eine fünf Meter und zwei drei Meter durchmessende blau-metallisch glänzende Diskusscheiben, mit einer Dicke von weniger als einen Meter in der Formation eines gleichschenkeligen Dreiecks.
„Die Energie-Abstrahlung ist schwer zu erfassen. Versteckte Hyperemission mit additivem Paraenergiemuster. Möglicherweise ein hochwertiger Ortungsschutz.“ Kusumi scrollte durch die Datenkolonnen.
Perry Rhodan gab dem Ilt mit der Hand ein Zeichen. Gucky teleportierte und materialisierte umgehend wieder mit Kall van Schurr. Der schmächtige Tamposer blickte sich verwirrt um.
„Kennst du das?“ Rhodans Stimme klang scharf wie ein Messer, so dass der Angesprochene leicht zusammenzuckte, dann zurückwich und verneinte. „Noch nie gesehen, Perry.“
Rhodan sah in prüfend an, dann nickte er und lächelte freundlich. „Wir eben auch nicht. Was sagen unserer Datenbänke. Gibt es bereits solche Begegnungen in der Vergangenheit?“
„Negativ!“ meldete Major Kusumi. „Die Objekte sind nicht zu identifizieren aber den bisherigen Ortungsergebnissen nach wohl Kleinstraumschiffe. Sie ragieren ebenfalls nicht auf Funkanrufe.“
„Atlan, was sagt dein fotografische Gedächtnis?“, prüfte Rhodan weiter.
Der Arkonide schüttelte den Kopf. „Es gibt da alte Pläne ..“
„Aber die sind doch von uns!“ Paladin IV betrat soeben die Zentrale und alle Augen richten sich sofort auf den haluterähnlichen Gigantroboter der Thunderbolts, der mit Abstand von der Gruppe stehen blieb. Ein 15 Zentimeter kleiner Mensch mit grüner Hautfarbe chwebte mittels Antigravplattform heran. Es war aber nicht der Kommandant Oberst Harl Dephin sondern Oberstleutnant Cool Aracan. „Diese drei Schiffe sind die BLAUE FLOTTE, eine geheime Spezialeinheit der USO mit siganesischer Besatzung. 3439 von Quinto Center aus gestartet.“
„Da waren wir in Gruelfin“, stellte Atlan konsterniert fest. „Und wohl so geheim, dass selbst mir keine aktuellen Informationen vorgelegen haben. Als die Accalauries die Galaxis heimsuchten, entwickelte die USO Pläne für Kleinstraumschiffe mit exzellenten Tarnmöglichkeiten und einem erhofften Schutz gegen Antimaterie. Aber wieso wissen Sie von diesem Geheimprojekt, Oberstleutnant Aracan?“
Der Siganese druckste sichtlich verlegen herum. „Familiensache, Sir. An Bord der BLAUEN FLOTTE ist mein Schwager.“
Im Gesicht des Arkoniden arbeitet es. Keiner kam die Bemerkung des Extrasinns mit, der da ätzte:
„Geheimkommando ist also Familiensache, da hat selbst der Lordadmiral das Nachsehen. Soweit zur Disziplin der USO in der Nachschwarmkrisenzeit!“
„Ich danke Ihnen trotz des Geheimnisverrats für die Nachhilfe und Informationen“, grinste Atlan dann. „Und doch muss eine formelle Abmahnung sein, Oberstleutnant. Allerdings ohne Eintrag in den Personalakten.“
„Ja Sir, danke.“ Cool Aracan war merklich erleichtert mit einem blauen Auge davon gekommen zu sein.
„Kannst du nicht erfassen, was an Bord der drei Schiffe los ist, Gucky?“ fragte Rhodan den Mausbiber erwartungsvoll in Sorge um die siganesische Besatzung.
Der kleine Multimutant zog die Nase kraus. „Schwierig, wie durch einen telepathischen Nebel. Aber sie leben. Aber es muss etwas vorgefallen sein. Ganz helle sind die nicht.“
„Was meinst du?“, fragte Rhodan misstrauisch.
„Als ob der Schwarm nicht fort wäre. Die sind doch nicht noch verdummt?“ Der Ilt verzog verwirrt sein Gesicht und der Nagezahn blieb verschwunden. „Mehr kann ich so leider nicht feststellen. Darf ich nachschauen?“
Ohne ein Antwort abzuwarten teleportierte er um sofort wieder aufstöhnend zu materialisieren. „Aua, das tut weh. Eine Art Antiteleporterschirm. Da komme ich nicht durch, genau so wenig wie mit meiner Telepathie. Der Retter des Universums ist untröstlich.“
„Dürfen wir unsere Hilfe anbieten. Das da draußen sind schließlich USO-Landsleute“, bot Harl Dephin aus dem Paladin an.
„Ich höre Ihre Vorschläge, Oberst“, erwiderte Atlan nur.

*

Alle sechs Gliedmaßen von sich gestreckt schwebte Paladin IV ohne Antrieb und Energieabgabe bei einer Geschwindigkeit von dreizehn Meter in der Sekunde im Weltall, Schneckentempo im freien Fall. Der Roboter war wie ein Raumschiff von einem Leichten Kreuzer der MARCO POLO aus geschleust und in die Richtung der drei Scheibenschiffe der BLAUEN FLOTTE gelenkt worden. Anderthalb Stunden würde dieser Vorgang noch andauern, bis das Ziel, die fünf Meter Durchmessende Scheibe erreicht wäre.
Harl Dephin saß alleine, die SERT-Haube über seinen Schädel gezogen, in der Hauptsteuerzentrale auf Deck 2 und kontrollierte das Unternehmen mit all seinen geschulten Sinnen als Gefühlsingenieur. Unaufgeregt las er die mentalen Skalierungen. Es war noch genug Zeit. Auf zusätzlichen Eigenschutz hatte er verzichtet, da sich im Zielgebiet nichts zu regen schien und er auf sein erfahrenes Team baute, im entscheidenden Moment blitzschnell von Passiva auf Aktiva zu wechseln und dann auch zur Stelle zu sein. Im Augenblick lief alles ruhig vor sich hin. Regelmäßig gab er an die Verschiedenen Abteilungsdecks die aktuellen Statusmeldungen wie Geschwindigkeit und unveränderter Zielankunftszeit ab. Im Gegenzug hatten soeben Amos Rigeler und Mirus Tyn von Deck IV und V ihre internen Technikdaten gemeldet. Alles in Ordnung, soweit also.
„Hier ist oben“, mischte sich Dart Hulos aus der Waffenleitzentrale in Deck 1 über ihm. „Soll ich die Waffensysteme auf Stand By geben?“
„Abgelehnt! - Ich wüsste nicht, dass ich einen neuen Befehl dazu erteilt hätte. Und wir wollen doch die BLAUE FLOTTE zu Gegenmaßnahmen provozieren. Danke und aus.“
Dephin atmete tief durch und machte eine weitere Entspannungsübung. Danach wieder der nächste Routinecheck. Natürlich wusste er, das seinem Waffeningenieur buchstäblich die Hände zur Untätigkeit gebunden waren.
„Oberstleutnant Hulos, bereiten Sie schon mal alles für Ihren und Aracans Ausserboardeinsatz vor.“, verlangte er deshalb.
„Ey ey, Oberst.“ Bestätigung Dart Hulos.
„Oberstleutnant Aracan, da Sie bisher keine funktechnischen Auffälligkeiten gemeldet haben, begeben Sie sich nun planmäßig mit Oberstleutnant Hulos zur Ausschleusung.“
Aracans Klarmeldung kam postwendend.
Weiterer Sinkflug und Annäherung an das USO-Schiff, nun bezeichnet mit B.F.1, wobei auch das Schneckentempo zu einem halsbrecherischem Manöver werden konnte.
„Dreißig Minuten bis Kontakt!“ Oberst Dephins Routinemeldung an das gesamte Thunderbolt-Team.
Bald darauf fuhr er den Antigrav und die Brems- und Prallfelder hoch um den Zusammenstoß auf die B.F.1 abzumildern.
Ein leichter Ruck.
„Angedockt!“
Dephin bewegte die vier Arme und die beiden Beine so, dass er eine sichere Parkposition für den Paladin IV fand.
„Ausschleusung!“

*

Dart Hulos und Cool Aracan fanden alsbald das Außenschott zum Zugang der der B.F.1, öffneten dieses per USO-Überragskode und betraten ungehindert das Schiff.
„Zuhause“, grinste Hulos und wies auf die für Siganesen ergonomisch passenden Kommunikationsflächen und Einrichtungsgegenstände.
„Wie im Paladin“, nickte Aracan. „Nur weiträumiger.“
Denn mochte das Hauptschiff der BLAUEN FLOTTE mit fünf terranischen Metern im Weltraum ein Winzlig sein, schien es hier drin für die kleinen Männer von Siga purer Luxus zu sein. Auffällig allerdings war das seltsam matt gedimmte Licht, was nicht dem Standard entsprach.
„Machen wir uns auf die Suche“, empfahl Aracan.
„Wonach?“, brummte Hulos.
„Der Besatzung natürlich, den USO-Kollegen.“
Erst einmal ging es weiter durch menschenleere Räume und Fluren. Auffällig waren neben dem immer noch gedimmten Licht, das sie viele Lagerstätten mit unzähligen kleinen, lichten und gelblich scheinenden Materiequadern mit einer Kantenlänge von dreißig mal dreißig mal fünfzehn Millimetern fanden, die nahezu ohne Gewicht aber auch ohne Sinn waren.
„Weist du, was ich mich Frage, Cool?“
„Weiss ich doch nicht ...“
„Warum du die Anderen nicht per Intercom suchst.“
„Gute Idee, Dart. Aber warum soll ich. Und die Anderen kenne ich ja gar nicht.“
„Ich auch nicht. Pause?“
„Gute Idee, Pause.“
Die beiden USO-Offiziere stapelten einige der opaken Quadern und setzen sich darauf.
„Pause!“ machte Cool.
„Pause!“ machte Dart.
Und so saßen sie eine Weile da und taten nichts. Und sie reagierten erst einmal auch nicht als ihre Interkoms Signale von sich gaben.
„Bei dir summt es, Cool.“
„Bei dir Dart, auch.“
„Hm, hört nicht auf.“
„Hör jetz auf!“, ereiferte sich Dart Hulos und schlug nach dem Armbandgerät, wobei er wohl eine Schaltfläche berührte.
„Oberstleutnant Aracan, Oberstleutnant Hulos, so melden Sie sich doch. Hier spricht Oberst Dephin vom Paladin. Gut, dass Sie wieder auf Empfang sind. Ist Ihnen etwas zugestoßen?“
„Nö!“ Beide antworteten unisono.
„Dann bitte Ihr Bericht, Oberstleutnant!“
„Kein Bericht!“ Hulos streifte das Armband ab und warf es im weiten Bogen fort. „Nervt!“
„Ja, stört. Und weg damit!“ Aracan kicherte als er es seinem Kumpel nach tat. Wie auf Kommando sprangen beide auf und rannten lachend ein paar Gänge weiter. Niemand hörte Dephins schimpfende Stimme hinter den gelblichen Quadern verhallen. Währen sie voller Freude jauchzten, trafen sie dann doch noch auf eine Truppe anderer Siganesen.
Erst einmal betrachten sie alle sich still und voller Misstrauen. Doch dann löste sich ein Mann aus der anderen, größeren Gruppe.
„Cool, schön dass du auch hier bist.“
„Anro!“ antwortete Cool Aracan erfreut und zu Dart Hulos sagte er: „Das ist mein Schwager Anro Silm.“
„Toll!“, entgegnete Hulos und dann herzten sich alle erst einmal ausgiebig. Die ganze Truppe miteinander .
„Setzt euch doch zu uns.“, lud Anro Silm sie ein.
Mit Begeisterung hockten sich alle auf die gelben, weichen Quader. Und so kauerten sie da und betrachteten einander eine Weile ohne ein Wort zu wechseln.
„Es gibt zu essen. Kommt,“ erklang plötzlich eine Stimme aus den Bordlautsprechern.
„Hunger. Essen.“ Anro Silm sprang auf und rannte los. Alle eilten ihm hinterher. „Durst und Hammam.“
Auch die beiden Offizier vom Paladin ließen sich nicht lange bitten. „Lecker, lecker.“
Sie stürmten unkontrolliert in ein große Halle in deren Mitte reich Speisen und Getränke aufgebaut waren. Alle langten ohne zu zögern zu, schlangen hinunter und schluckten was greifbar war. Das große Fressen begann.
In der Mitte stand ein Wesen mit einem durchgehenden halslosen leicht gebogenen Körper von doppelter Siganesengröße auf zwei kurzen Beinen und mit zwei Armpaaren, das dem Treiben aus zwei großen, hervorquellenden Augen zuschaute.
„Esst meine Lieben, Essen hält Leib und Seele zusammen. Guten Appetit!“
Der Swoon winkte dabei mit allen vier Händchen.
Daneben mit strengem Blick platzierte sich breitbeinig ein weiterer Siganese.
Als Dart Hulos ihn entdeckte rastete er völlig aus und preschte auf ihn zu.
„Onkel Harl, hallo Onkel Harl.“
Oberst Harl Dephin gelang es eben noch, sich allzu herzlicher Liebkosungen zu erwehren.
Alle Siganesen schienen total ausgehungert zu sein und schlugen sich die Bäuche voll. Alsbald wurden sie müde und die gesamte Schar schlief zwischen den Speisen ein.
„Geht doch!“ Die großen, runden Augen des Swoon richteten sich auf den Chef der Thunderbolts und sein kleiner Mund spitze sich zu einem Lächeln. „Danke, Oberst.“
„Keine Ursache, Captain“, grinste Dephin zurück.
Oberst Korom-Kahn meldete, dass die BLAUE FLOTTE per Traktorstrahl in die MARCO POLO eingeholt würde. Und kurz darauf drangen hunderte automatische Medoantigravkits in die Halle um die Schlafenden abzutransportieren.
„Sollen wir nun Paladin verlassen und zu Ihnen an Bord kommen um zu helfen?“, fragte Amos Rigeler über Funk an.
„Abgelehnt, sonst verblöden Sie auch noch“, entschied Harl Dephin. „Und noch mehr davon können wir nicht gebrauchen. Aber Danke für ihr Angebot.“
Und an den Swoon gewandt sagte er: „Ich klettere mit dem Paladin jetzt mal von Ihrem Schiff.“ Dann grüßte er freundlich und ging.
Der Swoon wollte wohl salutieren, verhedderte sich aber mit seinen vier viel gelenkigen Ärmchen. „Bis bald, Oberst.“

*

Keine zwei Tage später trafen sich die Verantwortlichem in einem der Konferenzräume der MARCO POLO. Am runden Tisch neben Perry Rhodan saßen jeweils zur Seite Atlan und Gucky mit Oberst Elas Korom-Kahn, zudem war Kall van Schurr hinzu bestellt worden. Aufgrund ihrer Initiativmeldung hatten sich Lord Zwiebus und wieder einmal Dr. Celan Benaya eingefunden. Von einer Schwebeplattform mit einem Kommunikationspult betrachteten aufmerksam die Runde Oberst Harl Dephin und der Swoon Huss Keno, die Runde aus erhobener Warte.
„Zum Glück aller konnte das Unternehmen ohne Schaden zu Ende gebracht werden.“, begann Rhodan und wies auf Atlan. „Da die Blaue Flotte zur United Stars Organisation gehört, mag sicher der Lordadmiral den Beginn machen.“
„Zum Ersten: allen Beteiligten geht es gut bis sehr gut“, betonte der Arkonide. „Zum Zweiten: der Begriff BLAUE FOTTE entstammt den siganesischen Familien Aracan/Silm und ist somit nicht als offizielle Bezeichnung anzusehen. Die Kennung der USO heißt Triplet, bestehend aus dem Zentral-Schiff Tri-Alpha, dem Forschungtender Tri-Beta und der Tri-Gamma, die für den Eigenschutz gerüstet ist. Das Triplet startete 3440 unter dem Kommando von Captein Huss Keno von Quinto Center aus um den zu dieser Zeit schon vorliegen Informationen über die Vorgänge im Klein-LyMaa-Sektor nachzugehen. Der Kontakt zu den Schiffen brach dann aber ab und konnte bis zu Auffindung nicht wieder hergestellt werden. Bevor wir zum Bericht von Captain Keno kommen, noch eins vorweg: der hochwertige Ortungsschutz und die Para-Abwehr sind keine Entwicklung der USO-Technik, doch dazu später. Nun bitte Ihr Bericht, Captain Keno.“
Die großen, klaren Augen des Swoon wanderten von einem Zuhörer zum nächsten, seine vier Hände schienen in melodiefreies Ballett aufzuführen. Als er im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit stand, erstarben diese Bewegungen und er faltete sie über kreuz vor seinem Körper. Dann wurde seine dünne Stimme durch die Technik der Plattform verstärkt, so daß sie für alle gut verständlich wurde.
„Damit alle Anwesenden auf dem gleichen Informationsstand sind, beginne den Bericht nach unserem Start. Das Triplet erreichte das das Sonnensystem mit dem Planeten Kalwu im November 3440 Standardzeit ohne Probleme. Nach einer gründlichen Datenerfassung entschloss ich mich, das Tri-Beta unter dem Kommando von Anro Silm auf dieser Welt versteckt landen sollte, damit die Mannschaft dort Ihre Agententätigkeiten ausüben konnten. Der Kontakt mit Tri-Beta blieb regelgerecht und die Vermessungen von Tri-Alpha liefen auch reibungslos bis zum 29.November, als es zur galaxisweiten Absenkung der Gravitationskonstante um 852 Megakalup kam. Doch davon wussten wir damals ja gar nichts. Während das Leben und die Arbeit der Agenten auf Kalwu unvermindert weiterging, brach auf Trip-Alpa und der schwach besetzten Tri-Gamma das Chaos aus. Ich war plötzlich von einer Horde verblödeter Siganesen umgeben. Meine größte Sorge war, ihr schadloses Überleben zu sichern. Und das war gleichwohl keine einfache Aufgabe. Ich befahl Anro Silm mit seinen Leuten auf Kalwu zu bleiben, da dort keine Auffälligkeiten zu bemerken waren. Die Gruppe um Silm entdeckt auf dieser Welt psonisch-biologisches Paramaterial das möglicherweise der Grund für den Schutz gegen die Verdummung sein konnte. Denn über die katastrophale Situation der Milchstraßenvölker war ich durch die wenigen Funknachrichten die uns erreichen konnten zumindest im Ansatz unterrichtet. Am 8. Juni um 16:24Uhr erlischt dann die Verdummungsstrahlung. Wir begannen mit den Aufräumarbeiten an Bord. Triplet-Beta kehrte von Kalwu mit Proben des psonisch-biologischen Paramaterials in Form von gelblich, opaken Quadern zurück und fügte sich wieder in den Verband ein. Die Quader wurden zur Untersuchung auf das komplette Triplet verteilt. Die geplante Rückkehr nach Quinto-Center stand an. Da nahmen die PBPM-Quader, wie wir sie nennen, wiederum Einfluss auf die Gravitationskonstante und eine Art Pseudo-Verdummung griff auf die Triplets begrenzt um sich. Nun waren tatsächlich wieder alle betroffen, ausser dem einzig mentalstabilisierten Offizier an Bord, und der war ich. Dieser Zustand dauert an. Und dann kamt ihr Thunderbolts.“
„Ich kann mich noch gut an den Kindergarten auf dem Paladin während der erstem Verdummungsphase erinnern, denn auch ich bin der einzig Mentalstabilisierte in der Gruppe.“, bemerkte Harl Dephin. „Als Cool Aracan und Dart Hulos vor einigen Tagen das Triplet erreichten, gerieten sie ebenfalls milde in den Bann der Verdummung. Aber es ist uns gelungen, alle Siganesen auf die MARCO POLO zu holen. Außerhalb des Verderben bringenden Einflusses erholen sie sich dank medizinischer und psychologischer Hilfe wieder prächtig und werden je nach Länge der Verdummung bald wieder voll auf den Beinen sein.“
„Das Triplet wurde unverzüglich auf die MARCO POLO gebracht. Hier werden die Disken in strengster Quarantäne und Isolation genauestens untersucht.“, führte Atlan weiter aus. „Denn hier an Bord der MARCO POLO verursachte die Anti-Para-Strahlung der BLAUEN FLOTTE - jetzt benutze ich den Namen doch selber - , die zu Beginn bereits Gucky zusetzte, auch bei den anderen Parabegabten für ein starkes Unwohlsein. Wobei wir immer noch nicht wissen, woher diese Schutzwirkung stammt.“
„Da können wir vielleicht einen Ansatz liefern“, gab Lord Zwiebus bekannt. „Ich habe versucht mich in den Pedoporter Phäteroms einzufühlen. Und bin auf zweierlei Spuren gestoßen, die ich nicht wirklich definieren konnte. Darum habe ich Dr. Celan Benaya zu Rate gezogen.“
„Wie gut das sich der Instinktwächter nun auch zum Wächter des Zeitverwandten gemausert hat.“ Der Mausbiber Gucky kicherte albern. „Aber was hat deine Aufmerksamkeit erregt?“
„Phäterom hinterließ eine deutliche Signatur der Cappins, der Pedotransferer, die ich wahrnehmen konnte. Diese wurde aber noch von etwas anderem, sehr massivem in der Ausprägung, überlagert. Für mich ein Hinweis, der auf eine Spur der Cynos hindeutet.“
„Das kann ich tatsächlich bestätigen.“, erörterte Dr. Benaya. „Was die fein getunten Instinkte des Halbmutanten erfassten, waren die Restspuren der Paramodulation, also der Fähigkeit der Cynos, beinahe jegliche Gestalt annehmen zu können. Beides, - also die Pedotransferenergie der Cappins sowie auch die Energien der Paramodulation - ist auf dem Pedopoler messbar zu zertifizieren. Die Emissionen des Triplets sind sehr verwandt damit. Auch wenn es weiterer Forschung und Analyse bedarf, liegt ihre Quelle in den PBPM-Quadern.“
„Haben der Pedopoler und die PBPM-Quader den gleichen Ursprung?“, fragte Perry Rhodan.
„Eine Antwort dieser Art wäre hochspekulativ.“, entgegnete der Parawissenschaftler. „Aber das ist noch nicht alles. Erinnern wir uns, dass Kall van Schurr beim Anflug auf seine Heimatwelt Tampos keinen Mutanten dabei haben wollte. Seine Begründung waren die energetischen Interferenzen des Schutzschirms, der seine Welt unsichtbar machen kann. Wir hatten dann die Space Jet die den Planeten anflog per Fernortung die ganze Zeit im Blick, bis zu dem Moment, an dem sie in den UNSCH eindrang und für uns verschwand. Die dabei entstehenden Interferenzen wurden dann auch wirklich angemessen. Die Ähnlichkeiten der Frequenzen des UNSCH, des Pedoporters und der PBPM-Quader sind verblüffend nahe beieinander, wenn nicht zum Teil sogar identisch. Welche Schlüsse nun daraus gezogen werden, ist nicht mein Ding. Ich bin Wissenschaftler kein Stratege.“
„Ich danke für den Vortrag mit den wirklich erhellenden Momenten. Das ist der Stoff, der uns zu Denken gibt.“ Perry Rhodan nickte Dr. Benaya anerkennend zu. „Meine voller Respekt gilt auch Lord Zwiebus, der uns auf diese Spur gebracht hat.“
„Und nun sollte Kall van Schurr uns die Zusammenhänge erläutern.“ Atlan zeigte sich gegenüber dem Tamposer immer noch sehr misstrauisch.
„Das kann ich leider nicht.“ Kall van Schurr gab sich zerknirscht und kleinlaut. „Ich bitte zu bedenken, der UNSCH wurde schon vor längerer Zeit ohne mein Mitwirken entwickelt. Den Pedoporter haben wir nur gefunden, weil ich diesen unter der Bezeichnung Schrumpfstrahler für eine Waffe gehalten habe, was sich aber nun auch nicht als zutreffend erwiesen hat. Die Auswirkungen der PBPM-Quader konnte ich zwar auch auf die Distanz hin spüren, aber mehr kann ich dazu auch nicht sagen. Außer, dass ich mit all dem nichts zu tun habe .“
„Quod erat demonstrandum“, brummte Atlan zweifelnd.
„Ich glaube ihm!“ begehrte Gucky auf.
„Ich ebenfalls“, gab Lord Zwiebus betont souverän von sich.
Perry Rhodan wußte um die zum Teil psi- gestützten Fähigkeiten der Wahrheitsfindung seiner Freunde. Auch wenn er den Prä-Bio noch nicht solange kannte wie den Ilt, zählte er ihn, wie auch Takvorian und Alaska Seadelaere, bereits zum inneren Zirkel. „Ich vertraue Kall van Schurr.“
„Danke schön!“ Der Tamposer zeigte sich sichtlich erleichtert.
„Oberst Korom-Kahn, brechen Sie die Vorbereitungen zu Rückflug ins Sol-Sytem ab. Wir haben ein neues Ziel: wir steuern das Sbood-System an und schauen woher auf Kalwu die PBPM-Quader kommen. Ich hoffe Captain Huss Keno mag seine Erfahrungen auch weiterhin an Bord der MARCO POLO zur Verfügung stellen.“
Der Swoon reagierte mit einem langen Blick auf Atlan, den Lordadmiral der USO. Sein Dienstherr nickte: „Das wird sogar unbedingt und ausdrücklich erwünscht sein.“


ENDE
Bemerkung von MA Schwarm:
Spoiler:
Eine ehemals singuläre Geschichte, stark geändert und neu in den Erzählkontext gebracht. Der Swoon war im Original auch noch ein Siganese, hat Potential zu Weiterverwendung.
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MA Schwarm
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Re: Das Perry Präfix Experiment

Beitrag von MA Schwarm »

Kapitel 5
Planet der vorbestimmten Denker
Beherrscher der Ruhe – die Ersten Aller

Ein Schmetterling mit gelblich durchscheinenden, viersymmetrischen Flügeln flatterte empört davon als sich die Finger einer grobknochigen, ockerartigen Hand näherten. Diese Finger zupften behutsam einige der bunt kristallenen Blütenblätter die im Licht der Sonne in allen Regenbogenfarben irisierend in der warmen Luft flirrten. Über hundert der Blüten bildeten den kugelförmigen Kopf an der Spitze eines hellbraunem armdicken Stammes von fast anderthalb Metern Höhe. Diese Stämmchen bildeten unzählige Spaliere, die sich beinahe unendlich nebeneinander bis zu den Horizonten reihten. Zwischen dem Meer aus den bunten Kugelblüten arbeiteten sehr viele fast zwei Meter große Gestalten in blassgelben Gewänder umwölkt von abertausenden Schmetterlingen, die sich sofort wieder auf die Blüten setzten, wenn die Arbeiter vorbei waren.
„Wir sehen die Kalwuner bei der Ernte der Zymdblüten“, kommentierter der Swoon Huss Keno die auf dem Panoramaschirm des Konferenzzimmers dargestellten Szenen.
Blütenreihen ohne Ende, dazwischen unzählige Erntehelfer und ein zigfaches mehr an auf und absteigender Schmetterlingswolken. Ein Bild von friedlicher Schönheit. Das Foto zoomte auf das ockerfarbene Gesicht eines Kalwuners, gezeichnet aus Kanten und Flächen, einer keilartigen Nase mit einem knapp darunter sitzenden Bruchlinien ähnelndem Mund. Unter einer sehr niedrigen Stirn zwei dreieckig von innen leuchten Öffnungen stellten die Augen da. Über dem Schädeldach lief ein schmaler, moosgrüner Streifen aus verfilztem Haargeflecht bis in den Nacken.
„Tutanchamun im Blütenmeer!“ kommentierte Gucky poetisierend. „Der sah doch so aus, oder?“ Der Mausbiber drehte feixend seinen Kopf in Atlans Richtung.
„Du meinst wohl die Totenmaske des Pharaos aus dem Tal der Könige? Die war aber viel prächtiger geschmückt“ Der Arkonide schüttelte den Kopf.
„Nee ich meinte die Mumie“, keckerte Gucky. „Hast du ja dann auch gekannt.Meinte ja nur, wegen dem alten Ägypten und so.“
„Ja,aber warum denken die Leute, das ich allen und jedem über den Weg gelaufen sein muss.“
„Muss an deinen immer wieder neu aufgelegten Memoiren liegen.“ Der Mausbiber ließ nicht locker. „Du kennst sie ja alle: Dschingis Khan, Boney M. und wie diese Barbaren hießen...“
Der unsterbliche Arkonide, der ja tatsächlich in vielen Epochen der frühen Erde seine Abenteuer erlebt hatte, seufzte ergeben. Er kannte ja die Späße des letzten Mausbibers und tolerierte diese.
„Bitte wieder zurück zum Thema!“ Auch Perry Rhodan konnte sich das Grinsen nur schwer verkneifen.
„Kalwu ist ein bewohnter Planet der Sonne Sbood. Die Kalwuner lehnen jede höher entwickelten Maschinen ab und betreiben eine Art ökologische, monokulturelle Agrarwirtschaft. Sie bauen ausschließlich diese Zymdpflanzen an und verwerten diese für die Kleidung und niedrige Energiegewinnung.“
„Und als Nahrungsmittel, nehme ich an“, vermutete Rhodan.
„Mutmaßung ist das.“, erwiderte Huss Keno. „Anro Silm, mein siganesischer Offizier, von dem diese Aufnahmen stammen, hat das nicht explizit erwähnt.“
„Aber die PBPM-Quader stammen doch von Kalwu“, begehrte Rhodan auf.
„Ja diese Körper sind ein Produkt aus der Zymdrohmasse.“, bestätigte Keno.
„Dann sollten wir schleunigst herausfinden, was diese mit der Pseudo-Verdummung an Bord der Triplets zu tun haben.“, beschloss Perry Rhodan. „Oberst Korom-Kahn, rüsten Sie einen Atmosphären-Gleiter für den Start.“
Er blickte in die Runde. „Atlan, Gucky, auf geht’s. Das schauen wir uns an.“ Perry Rhodan schien seinen Wunsch, schnellstens wieder ins Sol-Sytem zurück zu kehren, im Licht der Ereignisse vorerst aufgeben zu haben. „Lord Zwiebus und Kall van Schurr kommen auch mit auf den Planeten. Captain Huss Keno, Experte für Kalwu, begleiten Sie uns bitte.“
*
Weiter geht es im Spoiler:
Spoiler:
Der Atmo-Gleiter der Explorer-Klasse war zwar nicht linearraumtauglich oder für den längeren stellaren Aufenthalt gedacht. Allerdings bot er der Besatzung mehr Platz und bessere Möglichkeiten der planetaren Forschung und Datenerfassung.
Nachdem sie die MARCO POLO verlassen hatten tauchten sie in die Atmosphäre des erdähnlichen Planeten ein. Kalwu erwies sich als eine warme Welt mit weiten Meeren und üppiger Vegetation auf den fünf beinahe gleichgroßen Kontinenten.
Nur auf einer dieser Landmassen wurden Anzeichen einer einfachen Zivilisation entdeckt, allerdings kein verteilten Siedlungen sondern eine zentrale Niederlassung. Weniger eine Metropole, denn eher eine vorindustrielle Kleinstadt, umgeben von kleineren Siedlungen und einer Mehrzahl einzelner Häuser inmitten weit angebauter buntschillernder Zymdfelder.
„Wellenland!“, kommentierte Atlan die sanft hügelige Landschaft. Auch aus der Flughöhe des Gleiters waren nur die Anbaugebiete zu erkennen. Dazwischen einzelne Kalwuner in mattgelben umhangähnlichen Kutten, die Kapuzen über die Köpfe gezogen.
Und von überall schwirrten abermilliarden der schmetterlingartigen Flattertiere in Wogen gemeinschaftlich auf und ab wie bei einem leicht choreografiertem Massenballett.
Perry Rhodan, der seinen Symbionten Whisper auf dem Flaggschiff hatte zurücklassen müssen, da auch der der Khusaler nach den ersten Begegnungen mit dem psonisch-biologischen Paramaterial, dass das TRIPLET von Kalwu mitgebracht hatte, in einen schockartigen Streik gefallen war und nicht ansprechbar zu seien schien, wies auf einen der Erntehelfer. „Na Gucky, was denken die Leute auf den Feldern?“
Der Mausbiber konzentrierte sich auffällig lange.
„Nur an die Arbeit. Das ist seltsam. Ich kann nur einer Gedankenspur telepathisch folgen. Und dabei habe ich den Eindruck, das sind nicht die originären, die eigenen Gedanken.“
Der Multimutant kniff seine Augen zusammen und schüttelte unwillig den Kopf.
„Mir ist, als wäre da keiner,“ brummte Lord Zwiebus ungehalten, „und dann doch Heerscharen, viel mehr als wir hier Arbeiter sehen können.“
Gucky nickte. „Als ob es dort unten nur ein denkendes Individuum gebe. Und dazu ist noch ein mentales Branden endlos Vieler, die nicht zu verstehen sind. Ein mentales Grundrauschen.“
Atlan zeigte auf der anderen Seite aus dem Fenster.“und was denkt der da?“
„Das gleiche.“ Gucky ließ frustriert die Schultern hängen. „Bei Allen hier ist es so, als ob nur ein Gedanke da wäre, sprich ein Denker.“
Nun wurden bald zwischen den Feldern immer mehr Häuser sichtbar, einzelne Gehöfte, dann immer mehr dicht stehende, primitive Behausungen und slumähnliche Siedlungen. Es folgten die Stadt mit gut ausgebaute Strapsen und stattlichen Wohnhäusern für die wohlhabende Bevölkerung. Und im Zentrum der Stadt lag eine mehrere Kilometer durchmessende Brachfläche mit niederem Bewuchs.
„Da unten!“ Aufgeregt zeigte Gucky mit dem Finger in die Tiefe. „Da unten wird gedacht, aber wie … massenhaft.“
„Und was kannst du erkenne?“, fragte Rhodan ungeduldig.
„Nichts, nada, unverständlich! Ich gebe es auf.“ Wie wild blickte sich der Ilt um, der körperliche Ausdruck seiner Espertätigkeit. „Da ist eine Stadt unter der Stadt!“
Alarmiert bediente Lord Zwiebus die Ortungsgeräte.
„Keinerlei Anzeichen welche auf eine subplanetaren Station hinweisen.“, brummte der Pseudo-Neandertaler. „Aber ich spüre eine Bedrohung da unten in der Tiefe langsam aufsteigend.“
„Das schaue ich mir vor Ort an.“, entschied Huss Keno. In einen speziell für ihn gefertigten Kampf- und Schutzanzug verließ der USO-Offizier den Gleiter für eine Außenbobachtung.
„Nein, zu gefährlich!“ Die Warnung von Lord Zwiebus kam allerdings etwas zu spät.
Keno war bereits draußen, als aus winzigen Bodenöffnungen zigtausende Schmetterlinge emporstiegen und den Swoon sofort und ohne jede Gegenwehr in einen opaken, ockergelben Kokon hüllten.
*
Entsetzen machte sich sofort breit.
„Huss Keno, kannst du mich verstehen?“, rief Perry Rhodan. „Hörst du uns noch? Kannst du antworten?“
Keine Reaktion. Wie von Geisterhand verschwand der in einem ockergüldenen Überzug steckende Swoon vor aller Augen.
„Gucky!“ Der Großadministrator wandte sich Hilfe suchend an den kleinen Ilt.
Dieser saß da, während Atlan den Gleiter in einem Alarmstart abheben ließ, wie erstarrt. Dann schüttelte er traurig den Kopf. „Da war und ist ein telepathisches Grundrauschen, dass die individuellen Impulse überlagert.Ich kann Huss Keno weder aktiv nach passiv espern. Auch mein anderen Fähigkeiten sind wie neutralisiert. Aber nun kommen sie wieder zurück.“
Der Gleiter hatte in einer steilen Kurve eine neue Position am äußeren Stadtrand bezogen und landete am Rand der Felder.
„Wächter!“, meldete Lord Zwiebus sich freiwillig, während Atlan und Rhodan mit Gucky ins freier sprangen. Aber auch der Tamposer blieb sichtlich geschockt an Bord. Zwischen den Zymdstauden gingen sie zu Fuß in die Richtung der Stadt.
„Die Mumien bemerken uns gar nicht“, sagte Gucky sichtlich noch unter Schock stehend. „Wenn ich sie hier telepathisch zu erfassen versuche, ist es als ob der Teil der kognitiven Selbstwahrnehmung deaktiviert wäre.“
„Sind es vorprogrammierte Roboter oder Androiden?“, stellte Atlan fragend in den Raum, bzw. hier aufs Feld. Schweigend und nachdenkend ginge sie weiter.
Aber auch der nächste Kalwuner glänzte gerade nicht vor Aufmerksamkeit und stieß mit dem Arkoniden zusammen. Dabei glitt ihm eine Box mit geernteten Zymdblütenblättern aus den Händen. Das Gut verstreute auf dem Boden.
Atlan entschuldigte sich und wollte beim aufklauben helfen. Dabei kam er dem Kalwuner noch mehr ins Gehege. Dieser hob die frisch gefüllte Kiste auf und trug sie davon, als ob nichts geschehen wäre.
Atlan und Rhodan blickten Gucky fragend an.
„Der Kerl dachte bloß, dass er die Kiste zum nächsten Sammelpunkt zu bringen habe.“ Die Auskunft des Mausbibers war auch wenig erhellend.
„Wie Gucky es schon bezeichnete, liegt wohl eine tiefgreifende Manipulation des Wahrnehmungsvermögens vor.“, sinnierte Rhodan zum wiederholten mal.
„Trickie!“, meinte Atlan. „Aber wer wer und wie?“
„Vielleicht finden wie in der Stadt und im Zentrum eine annehmbare Lösung!“, überlegte Rhodan. „Hoffentlich!“
„Nun ist er fort!“ Lord Zwiebus meldete sich unverhofft aus dem Gleiter. „Ich hätte Sonden auf den Platz des Angriffs geschickt. Für einen Moment ist Huss Keno noch in der ocker-goldenen Hülle sichtbar, im nächsten ist er verschwunden. Die Messinstrumente haben zu keiner Zeit einen eine Anzeige gehabt. Es wurde auch kein Impuls aufgezeichnet.“
„Auch das noch.“, meinte Rhodan. „Gucky ist auch nichts aufgefallen. Also auf in die Stadt, zu Fuß, und selbst nachschauen.“
*
Unbehelligt waren sie in die Siedlung zurückgekehrt. Im Zentrumsgürtel änderte sich das Bild schlagartig. Palavernd drängten sich die Kalwuner in den Gassen. Ein lebhaftes Treiben wie an einem terranischen Markttag. Allerdings nahm über Stunden niemand Notiz von ihnen. Und von Keno war immer noch keine Spur aufzutun.
Es wurde Abend bis es dann geschah: Kommt alle zum Tempel – die Stunde der gehorsamen Vorbestimmung - Alle zum Tempel!“ Eine monoton klingende Stimme wiederholte den Spruch noch mehrmals.
„Aha, wo ist da?“, fragte sich Atlan. „Folgen wir einfach den Leuten!“
Sie strömten quasi mit allen Anderen zur Mitte der Stadt, der Platz an dem auch Huss Keno verschwunden war. Dicht gedrängt und so voller Leben, wie es Rhodan bei keinem Kalwuner draußen auf den Feldern erlebt hatte.
Inmitten der leer gebliebenen Fläche erschien aus dem Nichts ein gelb und gold flirrendes Lichtgebilde, eine Art kleiner Tempel. In ihm hielten sich zwei Kalwuner an den Händen.
„Salo Parta, Jalo Parta!“ Die Menge rief deren Namen enthusiastisch. „Jalo, Salo, Jalo, Salo ...“, skandierten sie fortwährend.
Die Beiden Kalwuner hoben die Arme und die Menge verstummte augenblicklich.
„Wir, Salo Parta und Jalo Parta, sind eure vorbestimmenden Denker. Es gibt keine Technik, es gibt nur die Arbeit. Folgt uns und verneigt euch!“
Alle taten es so. Rhodan und Atlan deuteten diese Bewegung ebenfalls an. Nur Gucky blieb stehen, mit weit geöffneten Augen und leicht gequältem Gesichtsausdruck. „Telepathisch-suggestive Informationsflut! Und sie wollen zudem, dass ihre Kalwuner nach fremden Besuchern suchen“, flüsterte der Ilt. „Aber ihr zwei bekommt da ja nicht mit, ihr seid ja mental stabilisiert.“
Einen Moment verharrten die Kalwuner so in der Position der Ruhe. Und dann kam das Leben in sie zurück.
Der Kalwuner neben Atlan, der die Gruppe bisher ostentativ ignoriert hatte, rief mit einem mal: „Hier, hier sind die fremden Besucher.“ Und alle wandten sich nun aufmerksam den Dreien zu. „Ergreift sie!“
Als ob sie den eigenen Befehlen gehorchen mussten, reagierten nahezu alle Kalwuner im Umkreis gleich. Die Gruppe um Perry Rhodan wurde eingekesselt in in ein vorbestimmte Richtung geschoben. Der Arkonide und er Terraner nahmen den kleinen Mausbiber , der plötzlich aller Fähigkeiten beraubt zu sein schien, schützend in die Mitte. So wurden sie gedrängt, geschoben und fortgeschleppt. Durch eine Falltür und einem schmalen, unterirdischen Gang wurden sie in eine subplanetare, halbdunkle Station gebracht.
Im schwach erleuchten Zentrum wurden sie von Jalo und Salo Parta empfangen.
„Willkommen!“, begrüßten sie beide gleichzeitig und unisono. „Ihr seid der Ersten Aller Gäste.“
Auf einen Wink des Herrscher-Duos hin wurden Gucky, Atlan und Perry Rhodan in ein spartanisch eingerichtetes Gemeinschafts-Quartier gebracht.
„Verdammt, jetzt ist alles im Eimer!“, maulte Gucky leicht genervt. „Teleportieren geht nicht, nichts geht! Brechen wir jetzt gewaltsam hier aus?“
„Ausbruch? Besteht für uns denn ein akute Gefahr?“, erkundigte sich Atlan verwundert.
Erstaunt blickte Perry Rhodan den Mausbiber an.
„Wie kommst du denn da drauf?“
Der Ilt blickte die beiden Männer mit großen Augen an, aber sagte kein Wort. Wie fragend hob er seine Schultern hoch und zeigte seine Handflächeninnenseiten.
*
Rhodan schüttelte den Kopf. Er befand sich mit Atlan und Gucky in einem wohltemperierten aber spartanisch eingerichteten Raum unterhalb des mysteriös aufgetauchten Tempels in kalwus Zentrum. Hier residierten Jalo und Salo Parta, die Ersten Aller, wie sich sich selbst nannten.
„Wir sind nicht wirklich in Gefahr. Draußen in der Space-Jet warten zudem noch Lord Zwiebus und Kall van Schurr. Ich sehe für uns keine direkte Bedrohung, außer dass Gucky etwas neues geespert haben sollte. Ist da so?“
„Nicht sicher. Ich bin mir nicht sicher.“, erklärte sich Gucky. „Ich kann selten die Gedanken der Kalwuner ausmachen, die von Salo und Jalo erst recht nicht.“
„Auch wenn unsere leichte Expeditionskleidung nicht unbedingt für einen Kampfeinsatz geeignet wäre, so sind wir dennoch nicht ganz wehrlos.“, überlegte Atlan. „Aber mein Extrasinn macht mich aktuell darauf aufmerksam, dass unser Mausbiber gerade einen für ihn untypischen und zudem noch unmotivierten Fluchtreflex zeigt. Es erinnert mich an die Tamposer.“
„Da ist ja auch noch etwas völlig Anderes. Schwer zu fassen, aber in mächtiger Präsenz. Tief unter uns weiträumig gelagert.“, gab sich Gucky geheimnisvoll.
„Gelagert?“, wiederholte Atlan verwundert. „Du meinst die Kalwuner verstecken etwas vor uns? Möglicherweise eine Waffe?“
„Kann ich so nicht sagen.“, murmelte Gucky.
„Wir sind ja auch hier um herauszufinden, welches Geheimnis die Kalwuner umgibt.“ gab sich Perry Rhodan optimistisch und tatendurstig. „Wieso verdummten sie während der Schwarmkrise genauso wenig, wie das siganesische USO-Team. Und was wurde nun aus dem Swoon Captain Huss Keno. Von welcher Art war die golden Masse, die ihn umhüllte als er verschwand wurde. Und ich denke er wurde gekidnappt. Ob von den Ersten Aller oder wem auch immer. Fragen wir erst einmal mit aller gebotenen Höflichkeit an.“
In Guckys Augen blitzte nach dieser Ansprache wieder der Schalk auf und Atlan grinste, als er mit seinen Fäusten an die Innenseite der Tür hämmerte, die diesen Raum verschloss. „Hall, hört uns jemand. Wir wollen die Ersten Aller sprechen. Und zwar sofort.“
Dann drehte er sich schmunzelnd zu seinen Begleitern um. „Oder hätte ich untertänigst um eine Audienz bitten sollen?“
Alle drei lachten noch, als die Tür geöffnet wurde und ein Kalwuner eintrat. „Die Ersten Aller sind bald bereit für euch. Folgt mir bitte.“
Man brachte sie wieder ein Etage höher, in einen etwas größeren Raum, dessen Wände mit ockergoldfabenem Gewebe verhangen war.
Gucky krauste leicht anwidert seine Nase und wies auf den Stoff. „Was ist das, das mich so irritiert?“
Rhodan trat an die hängenden Stoffe heran und seine Finger tasteten sanft darüber.
„Fühlt sich angenehm kühl an.“, beschrieb er. „Es erinnert mich aber an das psonisch-biologischen Paramaterial, mit dem Whisper auch schon seine Probleme hatte.“
„Du schließt schon Freundschaft mit dem Malmos?“, erkundigte sich einer der beiden Parta, die soeben auch den Raum betraten. Es war wegen ihrer maskenhaften Gesichter nicht so schnell zu erkennen, ob es Salo oder Jalo war.
„Freundschaft?“, echote Atlan zweifelnd. „Ist das nicht ein wenig übertrieben?“
„Jalo meinte, eine Begegnung mit dem Malmos reicht doch bereits, um die großzügige Art des Wesens wahr zu nehmen. Uns ist es so ergangen.“
Rhodan lächelte freundlich und ließ die Stoffe durch seine Finger gleiten. „Malmos ist ein Lebewesen?“
„Bin ich ein Lebewesen?“, stellte Jalo dagegen. „Ich existiere, bin mir aber dessen mehr bewusst als das Malmos, vermute ich mal. Das Malmos ist aber wiederum ein Teil unserer kalwunschen Zivilisation.“
Rhodan wog den Stoff fasziniert in seinen Händen. „Erinnert mich an meinen Symbionten Whisper, ein Wesen von Khusal.“
„Das sagt uns nichts“, ließen sich Jalo und Salo Parta unisono vernehmen. „Der Begriff Symbiont ist uns auch fremd. Ist damit gemeint, ob unsere Existenz einander bedingt?“
„Wir bezeichnen eine Symbiose als das Zusammenleben von Lebewesen verschiedener Art zu gegenseitigem Nutzen“, erklärte Atlan.
„Dann ist es kein Symbiose. Wir sind nicht von verschiedener Art.“ Die beiden Partas sprachen wieder im Chor.
„Aber du sagst doch, du bist dir deiner mehr bewusst, als sich das Malmos erkennen kann.“, hakte Atlan nach, während Gucky still daneben saß und aufmerksam dem Geschehen mit aufgerichteten Tellerohren lauschte.
„Das ist aber kein Widerspruch!“ Das gleichzeitige, melodiöse Sprechen von Jalo und Salo wirkte langsam befremdlich. „Das Malmos ist alles. Ist der Ursprung, die Quelle all unseren Seins. Danach erst wurden Jalo und Salo geschaffen, die Ersten Aller.“
„Das klingt ähnlich der biblischen Schöpfungsgeschichte von euch Menschen“, erkannte der Arkonide, als er merkte, dass Rhodan zögerte, diese Aussage zu treffen.
Der Terraner räusperte sich. „Und wer hat euch geschaffen?“, fragte Rhodan schwerfällig.
Die beiden Kalwuner standen eine Moment regungslos da. Dann sangen sie: „Der Höchste, er, der Allererste hat die Ersten Aller geschaffen.“
Perry Rhodan wusste, dass er nachhaken würde und musste. Und dabei war es ihm, als ob er nach Gott fragen würde.
„Und wer war das?“
„Das war vor unserer Bewusstwerdung. Da war das Malmos.“
„Und Malmos ist sich weniger bewusst als Ihr, Jalo und Salo?“, grätschte nun der Ilt dazwischen. „Und doch verehrt ihr das Malmos.“
„Wir alle sind die Kinder von Malmos. Denn das Malmos ist unsere Wiege. Eine Herkunft voller Unschuld und frei von Gram. Und wir dienen dem Malmos unbedingt. Wir pflegen das Malmos, wir ernten das Malmos. Wie es das Malmos uns gebietet. Denn alles ist Malmos.“
„Wie kommuniziert ihr mit dem Malmos?“, wollte der Telepath wissen. Gucky wurde immer aufgewühlter, denn diese Verständigung war dem Telepathen bisher versagt geblieben.
„Das Malmos wirkt durch uns und unser Handeln“,war die Antwort.
Gucky seufzte verzweifelt. Ihm war, als drehe er sich im Kreis. So kamen sie nicht weiter. „Und, bei der Mutterpflanze aller Mohrrüben, woher kommt das Malmos?“
Ein Lächeln ging durch Rhodans Gesicht.
„Das Malmos ist dort oben“, beschieden Salo und Jalo.
In dem Moment wo Gucky noch verzweifelt zusammen sackte, wurde das Lächeln des Terraners noch heller.
„Das Malmos sind die Zymdblüten!“,erkannte Perry Rhodan. „Diese werden von den Erntehelfern gepflückt und zusammengetragen. Und so entsteht das Malmos.“
„Ich glaube, du irrst, Perry“, wandte Atlan ein. „Wir übersehen die dabei Bedeutung der Schmetterlinge, meint mein Extrasinn.“
„Unsere Gäste haben begriffen!“ bestätigten die Ersten Aller. „Wir sind die Nachkommenschaft des Malmos, der Zymdblüten und der Schmetterlinge.“
Perry Rhodan, Atlan und Gucky schauten sich verblüfft an.
„Sie haben einfach alles mit uns geteilt“, rief der letzte der Ilts erstaunt. „Jalo und Salo verbergen Ihre Gedanken nicht. Sie haben als Nichtindividuen keine eigenen, die ich lesen könnte. Und wenn die Masse der Wesen eins sind, kann ich nur scheitern.“
Perry Rhodan trat vor die beiden Ersten Aller.
„Ich danke euch für eure Offenheit, für den Willen eure gesamte Existenz mit uns zu teilen.“
„Das Leben an sich ist doch die Summe aller Dinge!“, entgegneten Salo und Jalo. „Und nur der Wechselbeziehung aller Informationen ergibt Wissen. Es ist doch so, das alles Leben nach vollkommenen Wissen strebt.“
„Und das nennen wir dann Weisheit!“ Rhodans Respekt vor dem scheinbar einfachen Volk der Kalwuner wuchs enorm.
„Bemerkenswerte Zivilisationen existieren hier im LyMaa-Sektor.“ Atlan ließ seinen Gedanken nun auch einfach freien Lauf. „ Die Tamposer gaben ihr Wissen ebenfalls ohne Bedingungen preis. Und Tamposer sowie Kalwuner haben bei allem Unterschied neben dem Friedenswillen eines gemeinsam: sie leben bisher einfach im Verborgenem und streben nicht danach, gefunden zu werden.“
„Apropos Tamposer,“ krähte Gucky dazwischen, „was machen eigentlich Kall van Schurr und Lord Zwiebus gerade?“

ENDE

Kapitel 6
Die Gebieter des Sbood-Systems
Je jünger desto dümmer – und die Letzten selbst

Der in der Space Jet gebliebene Pseudo-Neandertaler betätigte seit Stunden diverse Messinstrumente. Er ortete und analysierte die Umgebung auf dem Kontinent von Kalwu. Da die Bewohner augenscheinlich keine eigene, höher entwickelte Technik als die eines Radkarrens besaßen, hielten sich die evaluierbaren Energiewerte in Grenzen.
Eigenverantwortlich hob Zwiebus die vereinbarte Funksperre auf, und gab die so erhalten Werte an die MARCO POLO weiter.
„Die von Ihnen transmittierten Daten im para-mechanischem Spektrum weisen zwar auf das Wirken von Cynos hin,“ gab Prof. Dr. Celan Benaya nach einer Weile aus den Forschungseinrichtungen des Flaggschiffs bekannt, „aber es gilt kein Verdachtsmoment, dass aktuell Cynos anwesend sein und eingreifen würden. Die Energiewerte sind als minder relevant zu bezeichnen.“
„Und … weiter?“, grunzte Lord Zwiebus. Seine Instinkte als Gefühlsmechanikers wiesen ihn auf ein bedrohliche Entwicklung hin, besonders was die Situation der Gruppe um Perry Rhodan anging, die im Stadtgebiet verschollen war. Nicht umsonst hatte er das komplette Beobachtungsarsenal der Space Jet hochgefahren.
„Nichts deutet auf die Mitwirkung von Cappins hin.“, zerstreute Benaya den vom Pseudo-Neandertaler kurz zuvor geäußerten Verdacht.
„Danke!“ Lord Zwiebus brummte vor sich hin und rollte mit den Augen. „Hier können wir nichts tun. Solange sich das Außenteam in Schweigen hüllt, müssen wir mit aller Vorsicht doch aktiv werden.“
Aber er saß bereits seit einiger Zeit alleine in der Zentrale der Space Jet. Kall van Schurr hatte Schiff längst verlassen, um sich aktiv im Außenbereich umzusehen. Man konnte ihn auf den Bildschirmen scheinbar unbeteiligt in der Botanik lustwandeln sehen. Kall van Schurr streifte unbehelligt zwischen den Zymdpflanzen umher und schaute den Schmetterlingen in aller Seelenruhe bei ihrem Treiben zu.
„Beim Betrachten hatte ich eine Eingebung.“, funkte der Tamposer nun. „Hey Lord, kannst du die Erdlöcher anpeilen und die Bewegungen der Schwärme analysieren?“
Er hörte den Prä-Bio eine Weile vor sich hin rumoren.
„Gut beobachtet!“, bestätigte Lord Zwiebus. „Durch die Erdlöcher erfolgt ein stetiger Austausch der Schwärme. Die Einen steigen empor und die Anderen verschwinden wieder unter der Erde. Wir bekommen nicht immer die gleichen Schmetterlinge zu sehen. Da zirkulieren ein Vielfaches mehr an Wesen, wie wir zu Beginn gezählt hätten. Bleib an der Öffnung an, der du gerade stehst. Ich komme zu dir.“
Der Pseudo-Neandertaler griff seine Spezialkeule und folgte dem Tamposer nach draußen. Auch er war im Gegensatz zu sonstigen Gewohnheiten mit einem leichten Expeditionsanzug gekleidet, der Lendenschurz rechte hier auch ihm nicht. Die langen braunschwarzen haare hatte er am Hinterkopf zu einem armdicken Zopf gebunden.
So stapfte er lässig die mit Hightech ausgestattete Keule in seiner rechten Faust. Die niedergezogen Augenbraunwülste unter der flachen Stirn gaben ihm ein primitiv-bedrohliches Aussehen, welches den etwaigen Zuschauer hätte täuschen können. Doch die als Zymdblüten-Erntehelfer still vor sich hin schaffenden Kalwuner nahmen von ihm sowie auch vom Tamposer keinerlei Notiz.
Der über zwei Meter große Koloss baute sich neben dem wesentlich kleineren und zartgliedrigen Tamposer auf, fletschte die Zähne und richte seine dunklen Augen auf die nächste Öffnung im Boden, aus der soeben ein Schmetterlingsschwarm emporstieg.
„Das Loch da, da rein!“
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Da wo Kall van Schurr ganz behände hinein zu krabbeln vermochte, musste sich der Pseudo-Neandertaler mit seinem breiten Kreuz und den überlangen Armen schon etwas mehr Mühe geben. Das Erdreich gab nach, er rutschte und fiel mit einem dumpfen Plumpsen in den finsteren Stollen.
„Dreck auch!“, schimpfte er und aktivierte die Helmlampe.
„Licht aus!“, rief Kall van Schurr augenblicklich.
Verdutzt gehorchte der Prä-Bio und sah sofort, warum der Tamposer eingeschritten war.
Einige verirrte oder zurückgebliebene Schmetterlinge torkelten im matten Eigenschein durch die ansonsten lichtlose Höhle.
„Woher kommt die Eigenlumineszenz bei den Tieren?“, fragte er beinahe andächtig flüsternd.
„Das ist mehr als nur selbstlumnizierendes Leuchten.“ Die Facettenaugen des Tamposers schienen aufzuglühen. „Ich kann dort etwas energetisches sehen. Vielleicht auch psi-energetische Ladungen...“
Lord Zwiebus verschwendet keine Zeit sich über die bislang unbekannten, weil verheimlichten Fähigkeiten, des Tamposers zu wundern. Stattdessen bediente er sofort die von Siganesen und Swoon miniaturisierten Messinstrumente seiner angeblichen Keule.
„Stimmt wohl – und Vorsicht! Da kommt noch mehr!“ Sein Warnruf war kaum verklungen als ein Brausen anhob und weiter zigtausende Schmetterlinge sich an den beiden Besuchern vorbei zwängten. „Wir steigen weiter in den Stollen hinab. Irgendwoher müssen diese Wesen doch kommen.“
Ohne ein weiteres Wort kletterten Kall van Schurr und gefolgt durch Lord Zwiebus weiter in die Tiefe. Die Gänge durch beinahe lockere Erdreich waren schmal und gaben den breiten Schultern des Pseudo-Neandertalers doch gefährlich schnell nach. Das Material rutschte hinter ihm nach und versperrte dann den Rückweg.
Alsbald versuchte wieder ein Schwarm in die Höhe zu steigen. Ein Weile umherschwirrten sie die Beiden, kamen aber nicht weiter und zogen sich wieder in die Tiefe zurück.
„Folgerichtiges Handeln ist an ich schon ein Zeichen für einfache Intelligenz.“; kommentierte das Lord Zwiebus.
„Schwarmintelligenz?“, brachte Kall van Schurr ins Spiel.
Die Schmetterlinge blieben dann auf ihrem Weg verschwunden.
Nach mehreren Stunden erreichten die beiden ohne weitere Zwischenfälle eine größere Halle, eine Art subplanetaren Dom von gigantischen Ausmaßen. Die Wände waren gerundet und gingen Bogenförmig in die Decke über. Alles schien einen natürliche Ursprung zu haben. Alles musste zusammengepresstes Erdreich und Gestein zu sein. Keine Stützen oder gar anorganische Hilfsmittel waren sofort erkennbar. Das Ende der Höhle verlor sich weiter hinten in der Ferne. In den Wänden befanden sich hunderte von verschieden großen unsymmetrischen Öffnungen mit dahinterliegenden röhrenähnlichen Wegen. Weitere Stollen an die Oberfläche?
In einem matten Licht flatterten dort abermilliarden von diesen ominösen Wesen. „Eine starke Psi-Macht!“, stellte der Instinktwächter fest. Er hantierte mit der Keule. „Enorme Psi-Werte. Da wäre selbst so jemand wie Gucky platt. Aber etwas scheint zu fehlen.“
„Kannst mit ihnen nicht kommunizieren“, fragte Kall van Schurr. „Was ist das fehlende Element?“
Lord Zwiebus ging weiter in die Höhle hinein. Als währen sie neugierig, flatterten einige hundert um ihn herum, setzten sich kurz auf ihn ab um dann unverrichteter Dinge weiter zu fliegen.
„Meinem Gefühl nach, fehlt hier das handelnde Momentum.“, mutmaßte Lord Zwiebus. „Das ich oder das wir glänzt durch Abwesenheit. Wir müssen weiter.“
Der Tamposer wies auf einen breiten Quergang, der auch für den Prä-Bio ohne Probleme passierbar zu seien schien. Eine weile passierten sie diesen Weg und Lord Zwiebus checkte die Koordinaten. „Wir befinden uns wohl bald mitten unter der Stadt.“
*
Was sie nun zu sehen bekamen verschlug ihnen beinahe den Atem. Mehrere hundert Kalwuner verkehrten hier ebenfalls. Sie kamen mit Rückentornistern voller Zymdblüten um diese hier zu entleeren. Ohne Pause und, ebenso kurios, ohne jeden weiteren Kontakt zueinander verließen sie in gespenstiger Ruhe die Lagerhalle wieder.
Auffälliger war aber der verbleib der Blätter. Eben noch lose aufeinander gehäuft, verschmolzen die unten liegenden Blüten miteinander und es bewegte sich ein gleichmäßiger Film hauchdünn über den Boden eines annähernd acht Meter breiten Gangs, am sich dann nach ebenfalls acht Metern vom Strang zu lösen und sich in acht mal acht quadratischen Feldern zu separieren und als solche Tücher auf ein Lager zu schweben.
„Ein Vorratslager an ockergüldenen Stoffen, breit zur Weiterverarbeitung.“, beschrieb Kall van Schurr.
Lord Zwiebus blickte sich mit weiten Augen um.
„Weiterverarbeitung – ja wie denn. Ich sehe hier keine Produktionsmittel.“, raunte Zwiebus zweifelnd.
Kall van Schurr war überraschend wenig zu Irritieren. „Keine Mittel für die weiterführende Verarbeitung … aber auch keine der Vorproduktion. Hier entstehen die Dinge aus sich heraus. Das ist doch mehr als phantastisch.“
„Du meinst es entsteht hier einfach nur aus sich heraus, ohne jede Ziel- oder Mengenvorgabe?
„Damit haben wir Tamposer keine Schwierigkeiten. Mein Volk hat wohl eine andere Vorstellung der Wertschöpfungskette als es in terranisch geprägten Köpfen vor sich geht.“
„Bin kein Terraner!“ Zwiebus brummte unwirsch protestierend vor sich hin. „Aber okay, was ist das hier? Gruselkabinett?“
Denn um die nächste Biegung herum wartete die neue Überraschung auf ihre Akzeptanz der eigenen Wahrnehmung. Vor ihnen tat sich eine gigantische Lagerhalle auf. Hier standen dicht an dicht und auch ohne jedes Leben ein Kalwuner neben dem anderen.
Nackt und unbelebt, mit offenen Mündern und leeren Augen.
„Ungenutzte Exoskelette!“, erkannte Lord Zwiebus.
Waren die ockerfarben Körper unbeseelte Androiden? Und wer sollte sie dann aktivieren?
Als ob irgend jemand diese Frage vernommen hätte, zeigte sich hier und in diesem Moment die Lösung.
Aus einer der Kleinen Öffnungen in den Wänden stoben tausende von Schmetterlinge und trieben wie ein wurmartiger, endloser Arm auf die leere Hülle eines Kalwuners zu, drangen durch Mund und Augenöffnungen, endlos lange. Dann mit einem mal, als ob jemand eine Stopptaste gedrückt hätte, versiegte der Strom an insektoiden Flügeltieren.
Einen Moment herrschte eine gespannte Ruhe. Dann flammte innerhalb des Kalwuners ein leises Licht auf, wurde heller und dann strahlte der Kalwuner aus seinen Augen, wie alle anderen seiner Gattung bisher auch. Nackt wie er geschaffen worden war trat er aus der Reihe heraus, griff nach zwei vor ihm schwebenden güldenen Tücher, die sich geschmeidig um ihn legten und einkleideten. So vollkommen und nicht mehr von Erntehelfern oder Stadtbewohnern zu unterscheiden, schritt er stolz erwacht aus der Halle um sich seinem vorgegebenen Zweck zu richten.
Lord Zwiebus hatte mit Beginn seiner Existenz aber danach auch in Gruelfin und im Schwarm schon so mach absonderliches erlebt. Als Halbmutant und Gefühlsmechaniker begriff er schnell: „Wir erlebten soeben die Geburt eine Kalwuners.“
„Zumindest kann ich jetzt erahnen, welchen Zweck die Zymdpflanzen und die Schmetterlinge haben“, konstatierte Kall van Schurr.
„Die Frage bleibt: woher stammt das alles und zu welchem Zwecke wurde es errichtet?“ überlegte Lord Zwiebus laut.
„Der Zweck ist die Funktion!“ hallte es überdeutlich durch die Halle.
Lord Zwiebus hielt seine Keule mit einem mal wie eine Strahlwaffe, was sie zweifelsohne auch war.
Und Kall van Schurr war im selben Augenblick verschwunden. Er konnte sich, wie jeder Kalwuner, unsichtbar machen. Und dieser Fluchtreflex war eben auch typisch für sein Volk.
„Wer spricht?“ Lord Zwiebus ließ nicht aus der Ruhe zu bringen und zeigte sich vollkommen unbeeindruckt.
„Das Malmos spricht!“
Lord Zwiebus lachte trocken. „Willkommen Malmos, wer oder was du auch immer zu seien scheinst.“
*
„Willkommen Zwiebus, du Prä-Bio aus Cappin-Zucht.“
Das Malmos lachte weder akustisch, noch mental.
Der Pseudo-Neandertaler zuckte merklich zusammen. Auf der eine Seite hatte die Kreatur, die sich Malmos nennt, eine beinahe erdrückende, wenn auch friedliche und aggressionsfreie, mentale Präsenz. Zudem fragte er sich, woher diese Präsenz über seine genetische Abstammung so gut Bescheid wusste, wie kaum ein anderes Wesen in diesem galaktischen Sektor, von seinen terranischen Freunden und Verbündeten einmal abgesehen.
„Es wäre sehr freundlich, wenn du dich zu erkennen geben würdest.“, bat Lord Zwiebus. Er bemühte sich um einen nicht fordernden und sehr freundlichen Tonfall, da er spürte ein hoch sensibles Wesen der Freundlichkeit anzusprechen. „Malmos, zeig dich doch bitte, Ich möchte dich sehen und dich persönlich kennen lernen.“
„Ihr habt uns doch schon gesehen. Die Zymdblüten und die Schmetterlinge. Das alles sind wir. Lasse dich führen. Ich bringe euch zu den Ersten Aller.“
„Salo und Jalo Parta, vermute ich mal.Und was ist mit meine Freunden?“
„Perry Rhodan, Atlan und Gucky sind unsere Gäste.“
„Es geht ihnen gut?“ Lord Zwiebus hatte widersprüchliche Gefühle.
„Den Dreien geht es gut!“, bestätigte das Malmos.
Der Instinktwächter horchte auf. „Und was ist mit Huss Keno?“
„Lebt!“ Die Antwort kam kurz und angebunden.
Lord Zwiebus witterte alarmiert. In seinem Helmkom hörte er Kall van Schurrs Stimme: „Habe Keno gefunden. Er ist immer noch golden einbalsamiert.“
„Malmos, bring mich erst einmal und bitte unverzüglich zu Huss Keno. Wo ist der Swoon?“
„Das Wesen Huss Keno ist bei uns und wird wir werden.“
„Wo?“, schrie Zwiebus erzürnt und voller Besorgnis um den Swoon. Der Pseudo-Neandertaler spürte, wie das Malmos ihn in einen anderen Raum transferierte.
Dort sah er auch Kall van Schurr wieder, der vor dem in einem goldenen Kokon gefangen gehaltenen Swoon kniete.
Der Tamposer winkte verzweifelt. „Ich bekomme ihn da nicht heraus.“
„Er lebt. Und es geht Keno den Umständen entsprechend ausgezeichnet gut.“, versuchte Lord Zwiebus seine Instinktwahrnehmungen zu schildern und den Tamposer zu beruhigen, damit die Situation nicht eskalieren würde. „Noch einmal, Malmos. Gib ihn frei.“
„Das ist leider nicht so einfach!“, beschied das Malmos.
„Jetzt reicht es mir.“, knurrte Lord Zwiebus und nahm an seiner Keule an paar Schaltungen vor.
Das Malmos protestierte und transferierte die Anwesenden , nun in die Tempelräumlichkeiten der Ersten Aller. Jalo und Salo Parta standen wie in ein Gespräch vertieft mit Rhodan, Atlan und Gucky zusammen.
Er hörte den Mausbiber gerade noch rufen: „Was machen eigentlich Kall van Schurr und Lord Zwiebus gerade?“
*
Der Kokon um Huss Keno löste sich in dem Moment auf, als Salo und Jalo in sich zusammen sackten. Noch während sich der Swoon etwas verwirrt umsah, stöhnte Gucky entsetzt auf. „Das Malmos vergeht!“
Atlan und Perry Rhodan beugten sich zu den Ersten Aller hinunter.
„Unser aller Ende!“, sangen die beiden mit einem klagenden Moll-Akkord.“Das Malmos ist gezwungen, sich selbst zu erlösen.“
„Was können wir tun um euch zu helfen?“, rief Rhodan mit beginnender Verzweiflung. Er ahnte was soeben geschah.
Salos Kopf sank leblos zu Boden. Das Licht in seinen Augenhöhlen erlosch übergangslos.
„Das Malmos erlischt. Der Erlösungsbefehl erzwingt die Loslösung der Zymdblüten und de Schmetterlinge und leitet wie Vorgesehen das spuren freie Ende der Kalwuner ein. Huss Keno ließ sich nicht integrieren und verursachte so den Löschungsimpuls.“
„Es tut mir leid.“ Mehr konnte Perry Rhodan nicht sagen. Entgegen seines ersten Eindrucks und Gefühls versuchte er es dennoch. „Es werden doch nicht alle Kalwuner vergehen. Gucky, telportiere doch Jalo, und wenn du noch einige lebende Kalwuner findest, in die Space-Jet.. Wir evakuieren den Planeten.“
Gucky schüttelte nur traurig den Kopf. „Das Malmos ist bald erloschen. Und Ohne Malmos , keine Kalwuner.“
„Aber ihr seid doch intelligente Wesen!“ Rhodan bäumte sich verzweifelt wie unter Schmerzen auf.
„Nein, sind wir nicht. Wir sind doch nur zu füllende Hüllen. Salo und ich konnten den Anschein erwecken, wir wären einzelne Intelligenzen. Doch ein zuletzt erfüllter Kalwuner, war bar jeder Vernunft.“
„Je jünger desto dümmer!“, murmelte Atlan und erntete dafür einen erzürnten Blick von Perry Rhodan. Der Arkonide zuckte entschuldigend mit den Schultern. „Der Extrasinn.“
„Was und warum? Wofür das alles?“ Perry Rhodan blickte etwas verwirrt umher, den Schädel des noch lebenden Jalo Partas in seinen Händen.
„Perry Rhodan, du bist ein guter. Wir sollten ein geheime Waffe gegen die Verdummung sein. Das Malmos war allerdings das Zentrum allen Seins. Nun bin ich der Letzte selbst.“
Das schwach schimmernde Licht in den Augen des Kalwuners erlosch soeben.
Ein für allemal.
*
Auf der MARCO POLO wurde das Verschwinden der Schmetterling und das Vergehen der Zymdblüten auf dem Kontinent von Kalwu dokumentiert. Keine Erntehelfer bewegten sich mehr zwischen den Stauden, die einzelnen Häuser sollten von nun an unbewohnt bleiben. Die Städte verwaist und die Höhlen unterhalb würden wohl mit der Zeit in sich zusammenfallen.
Dr. Benaya zeigte noch einmal die Zusammenhänge auf zwischen dem psonisch-biologischen Paramaterial in Form von gelblich, opaken Quadern und den Stoffbahnen des Zymd-Extraktes hin.
Alles deutete auf ein Wirken der Cynos hin. Das Malmos, eine durch und durch synthetische Existenz von eigener Ethik und Moral, sollte wohl eine Waffe werden. Die Frage blieb, wer der Gegner sein würde.
Captain Huss Keno sollte mit den Siganesen auf den Triplets für eine Weile im Sbood-System als Beobachter der USO stationiert bleiben.
Lord Zwiebus verstaute den Pedoporter sehr sorgfältig in den Tresoren des Flaggschiffes.
Perry Rhodan hatte trotz aller Widersprüchlichkeiten eine Gedenkstunde für die Kalwuner in der Schiffsmesse organisiert.
Danach befahl der Großadministrator endgültig den Rückflug ins Sol-System.


ENDE
Bemerkung von MA Schwarm:
Ich habe die beiden auch ursprünglich als Doppelband vorgesehenen Erzählungen zusammengefasst. In weiten Teilen wurde alles neu interpretiert. Hiermit enden erst einmal die Abenteuer der MARCO POLO im LyMaa-Sektor. Das Solare Imperium steht in der Vorwahlzeit …

Ich selbst werde jetzt erst einmal hier keine weitere Folgen rein stellen, sondern an einer Kurzgeschichte für das von Alexander "Ace" Kaiser angestoßene Tributprojekt zu 60 Jahren Perry Rhodan (viewtopic.php?p=769482&sid=55a7bfdae155 ... 22#p769482) arbeiten. Möglicherweise lesen wir dort voneinander.
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Tributprojekt zu 60 Jahren Perry Rhodan

Beitrag von MA Schwarm »

Aus meiner Kurzgeschichte für das Tributprojekt zu 60 Jahren Perry Rhodan ist dann doch eher ein kurzer Roman geworden. Der Anfang von „Das Universum der 60 Tage“ ist bereits veröffentlicht. Ihr könnt euch hier https://www.proc.org/fan-publikationen/ ... a-schwarm/ schon mal rein lesen, die komplette Geschichte wird allerdings erst im Tributbuch/Printversion oder im eBook zu lesen sein.
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