Dieses Problem ist natürlich kein neues, und Maler haben sich schon vor langer Zeit verschiedene Lösungen dafür überlegt. Die erste ist die Zuhilfenahme einer für diesen Zweck angefertigten Skulptur. In einem Blogpost (http://gurneyjourney.blogspot.com/2021/03/character-maquettes.html) beschreibt der Illustrator James Gurney, wie er die für die Hauptfigur seines illustrierten Romans eine kleine Skulptur aus Polymerton anfertigte, "because I couldn’t find a real person with exactly the features I was looking for. "RS: Wenn man die Darstellung von Rhodan auf dem 3000er und dem 3050er vergleicht … wieso gibt es im Sinne einer Identifikation keine einheitliche Rhodan-Darstellung?
KNF: Ich halte viel davon, den Künstlern ihre Eigenständigkeit zu lassen. Wir haben zudem kein Foto als Vorbild, auch keinen Schauspieler, dessen Gesicht in unzähligen Variationen als Grundlage vorhanden ist. Bei diesen Ausgangsbedingungen lässt sich kaum vermeiden, dass es unterschiedliche Darstellungen gibt.
https://www.proc.org/elf-fragen-an-klau ... thos-erde/
Hier der Illustrator Richard Corben bei der Arbeit:
Mit so einer Skulptur lässt sich eine Figur in allen möglichen Ansichten und Beleuchtungen konsistent darstellen. Arbeitet man im Team, wie die PR-Illustratoren, sagt man einfach dem, in dessen Besitz sich die Skulptur gerade befindet, welche Ansicht und Beleuchtung man braucht, und der schickt einem ein entsprechendes Foto. Modernere Variante: ein 3D-Modell. Dieses Modell kann man dann mit den anderen Illustratoren teilen, und die können sich das in ihrer Software genau so ausleuchten und hindrehen, wie sie es als Vorlage brauchen (für einen professionellen Illustratoren ist es auch kein Problem, den neutralen Ausdruck der Vorlage zeichnerisch an den gewünschten anzupassen.)
Eine andere Lösung findet man in den Animations- und Comicbranchen, das "Model Sheet". Wie der Name schon sagt ein gezeichnetes Modell, nach dem ein oder mehrere Illustratoren arbeiten können, um konsistente Darstellung zu erzielen. Hier ein Beispiel des Illustrators Alex Ross:
Das Ganze ist wie gesagt kein neues Problem, und es gibt schon lange Lösungen. Die Hauptfiguren einer Fortsetzungsserie mal so und mal so aussehen zu lassen, finde ich nicht klug, ist aber letzten Endes eine vollkommen legitime Entscheidung. Aber als Begründung Sachzwänge zu bemühen, die eigentlich keine sind, finde ich nicht in Ordnung.
Noch schnell zum Argument der Eigenständigkeit der Künstler: Wenn einer der Illustratoren sich entscheidet, die SOL in neonfarbenem Batikmuster zu lackieren, oder Alaska Saedelaere auf einmal eine Holzmaske der schwäbischen Fastnacht trägt, bin ich mir sicher, dass keins von beidem es aufs Titelbild schaffen würde. Also ist es bei der PR-Serie auch nicht anders, als im überwiegenden Teil der Entertainmentbranche: Dienstleister müssen ihre "Eigenständigkeit" einem Rahmen unterordnen. Und das ist doch auch okay, also warum nicht bei der Darstellung der Hauptfiguren?