Charakteristik der Autoren

Technik, Galaxien, Welten, Völker, SIs und andere Wunder...
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Langschläfer
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Re: Charakteristik der Autoren

Beitrag von Langschläfer »

Alexandra hat geschrieben:
Tanuki hat geschrieben:
Sonnentransmitter hat geschrieben:Bis heute haben die Strukturen, die von Kurt Mahr geschaffen wurden, einen enormen Einfluss auf die Serie.
Hmmm.... ich dachte, heute haette Terry Pratchett den groessten Einfluss. :devil: :saus:
Kannst du diese These präzisieren? :)
Der letzte Roman zumindest war voll von Bezügen. :D :D :D
Neun von zehn Stimmen in meinem Kopf sagen mir ständig das ich nicht verrückt bin. Die zehnte pfeift die Melodie von Tetris.
"Fighting for peace is like screwing for virginity." - George Carlin
Polls sind doof. ;)
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Alexandra
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Re: Charakteristik der Autoren

Beitrag von Alexandra »

Zu Mahr schaue doch mal im Druuf-Zyklus, da gibt es Romane, die du direkt für den privaten Physikunterricht verwenden kannst.

Zu Vlcec: Viel aus dem Bereich Horror mitgenommen; sein ganz eigener Charakter ist Walty Klackton (was, lieber cold25, auch deine anderweitig gestellte Frage beantwortet nach Romanen, die ohne Vorkenntnisse zu lesen sind).


Im Moment liegt das bei mir nicht so im Hauptinteresse (ich habe es aber im Hinterkopf).
Heute habe ich eine Analyse geschrieben zu 2685: Der Archtim-Schock von Haensel.
Spoiler:
Hubert Haensel: Der Archetim-Schock (PR 2685)


Der Nachfolgeroman von Marc A. Herrens „Ein Pfand für die Spenta“ blendet von Bullys Verhandlungen mit den Spenta, bei denen er in das Herauslösen des Corpus Delicti, des Leichnams ARCHWTIMs, aus Sol einwilligt. Die gleichzeitige Aktivierung der von Inspektor Paitacc angeführten, in den Methanozeanen des Neptun verborgenen Invasionsflotte voll Dosanthi wird in 2685 nahtlos weitergeführt.
Neben der eigentlichen, romanübergreifenden Handlung, deren Actiongehalt nur ansatzweise aufgegriffen wurde, finden wir das romantische Zueinanderfinden zweier arbeitssüchtiger Einzelgänger als durch Anfang und Ende des Romans begrenzte eigene Handlungsebene des Romans. Darin verschränkt Geschichten von Eltern und Kindern, die ihre Beziehung bearbeiten, so wie die Terraner mit dem Abgeben der Leiche im Zentralgestirn ein Stück weiter von den Superintelligenzen abgenabelt werden, andererseits die Bekräftigung noch höherer Autorität, als der Genmix Irp in der drittletzten Handlungssequenz aus seinen „roten Arkonidenaugen“ (S.58) durch Rya hindurchstarrt. Sie wollte nie, dass er das Wort „Gott“ ausspricht, da seine Intelligenz sowohl illegal als auch ihrem eigenen Empfinden nach widernatürlich ist – jetzt schließt er aus der Tatsache, dass Gott allwissend sei und sie nicht, dass sie nicht sein Schöpfer sein könne.
Der Roman ist eingeteilt in vier etwa gleich große Kapitel, innerhalb derer mehrere Male der Schauplatz gewechselt wird, und einen Epilog als Anspann zur privaten Entwicklung der Nebenfiguren. Bei der Montagetechnik bleibt eine klare Einteilung des Zeitverlaufs dem Leser überlassen. Kapitel eins beschäftigt sich mit Rya Pascol, Irp und Octa. Rya erzählt in der ersten Person. Das zweite Kapitel bringt die ARCHETIM-Thematik ein, die dem arbeitsamen und ebenfalls seit langem partnerlosen Kommandanten Callis Varro durch den Kopf geht – die erlebte Rede gibt Gelegenheit zu ausführlichen Rückblicken und zum Miterleben des großen Augenblicks, als die Leiche aus der Sonne gezogen wird, und zwar von Varro wie auch von Rya und Irp aus gesehen, und dann auch von Varros Ortungschefin und seinem Kadetten Huise. Das dritte Kapitel führt ohne Überleitung durch Erinnerungen die Geschichte von Paitacc weiter, wie er und seine Invasionsflotte diesen Moment beobachten, wobei aber sowohl Dosanthi Sintan Trok wie auch Callis Varro sich an ihre Familien erinnern. Dieses Kapitel umfasst acht durch aneinander gesetzte Handlungsabschnitte. Im vierten Kapitel bewältigen Bull, die beiden Ybarris, Delorian und Chourtaid die Situation und besprechen sie, während Rya den aus seinem explodierten Schiff geretteten Varro rettet. Im Epilog haben die beiden anscheinend zusammengefunden und diskutieren nur noch, „bei wem“ sie gemeinsam den ersten echten neuen Sonnenaufgang erleben werden. Dass Sol „nicht erloschen, sondern abgeschirmt“ (S.18) ist, gilt auch für das Gefühlsleben der beiden Protagonisten. In diesem Roman sehen wir auf keiner der beiden Ebenen etwas aufflammen.
Wir erleben die Ereignisse vor allem durch die Augen mehrerer neu eingeführter Nebenfiguren. Statt den üblichen Beobachtungen eines Orters, der den Raum beobachtet, beginnt die Handlung bei der Gendesignerin Rya Pascol, die in ihrem einsamen Wohnzimmer auf dem Neptunmond Triton mit ihren „Produkten“, der fluoreszierenden Tarantel Okta und dem mit arkonidischen Gesicht versehenen Genmixdrachen Irp, dessen Intelligenz illegal ist, so dass sie sie nur widerwillig anerkennt. Der künstlich projizierte blaue Himmel samt blutrotem Sonnenuntergang ihres Wohnzimmers fungiert als Einführung eines Leitmotivs, eine aufwändig gestaltete Gestaltung der Farben zieht sich durch den gesamten Roman.
Thematisch verbirgt sich unter der Science-fiction-Gestalt der Gendesignerin eine moderne Version des Dreischritts „Kinder – Küche – Kirche“, da sie vor allem an ihrem Ort wohnt, sich um ihre befremdlichen „Kinder“ kümmert, einen blauen Erdhimmel an die Wand projiziert und über Gott und intelligente Genmixe nachdenkt. Sie führt ein bisschen was an Fernbeziehung, das ist alles. Ihre Geschichte mit Varro folgt der Struktur moderner Liebesromane. Ungewohnt bei Haensel, denn die Gestaltung menschlicher Nähe ist weniger sein Thema als die Fernbeziehung, er hat diese Lösung denn auch nicht weiter ausgearbeitet. Sie passt zu seiner Verwendung der Farbsymbolik.
Umso witziger finde ich das Drachenkind. Irp ist nicht nur hemmungslos gieriges Kind, sondern zugleich eine satirisch Darstellung des Teenagers an sich, er ist eine jener halbgaren Gestalten, wie sie leiben und leben - vom Musikgeschmack über das Gleichziehenwollen bis hin zum Gesicht – das ist ja einer der faszinierendsten Aspekte dieser Leute, dass einem aus dem Gesicht existierender Erwachsener ganz jemand anders anschaut. Beste Pointe die vereitelte Absicht, das Ei als Morgengabe zu verschenken… über das Ergebnis solcher Planungen haben sich wohl schon viele Leute gewundert, die im Vorfeld nicht wussten, was auch bei natürlich-biologischem Genmix entstehen kann. Auch das Feuerspucken verstehe ich als Verbildlichung. Wer Teenager kennt, sollte sich darüber so amüsieren, dass die Frage nach dem fiktionalen Realismus in den Hintergrund tritt. Irp entwickelt sich rasend schnell und entlarvt Denkfehler der Erwachsenen, um sich dann, wie ein Kind, wieder friedlich neben sie zu setzen und zu singen. Der mitschwingende Diskurs über die moralische Bewertung von Genmanipulation mündet, wie gesagt, in die Diskussion um einen auch über den Superintelligenzen stehenden Gott.
Im zweiten Kapitel finden wir mit Kadett Huise eine Parallelfigur, der „den Dreck“ (S.18) wegputzen soll, als er die Erlaubnis zu noch unbeholfenen Schussübungen auf Asteroiden bekommt – nur weil ein Großteil der älteren Besatzungsmitgliedern aufgrund der überlagerten Nahrung an Durchfall leidet. Sobald wir ihn direkt kennenlernen, entpuppt er sich als äußerst selbstbewusst, um dann im Schockzustand beim Herauslösen des Korpus geohrfeigt zu werden, damit er zur Rettungskapsel läuft (vgl. S. 42).
Die Kommunikation zwischen Henrike Ybarri und ihrer Tochter Anicee wiederum führt direkt zur überraschend schnellen Lösung des Konfliktes, wobei mit „Kotau machen“ (S.54) und dem Durchsetzen der jugendlichen Zweitregierung als das Abschneiden „alter Zöpfe“ (S.55) Bildmaterial aus dem alten China ins Spiel kommt.
Kommen wir zur Farbgestaltung, die den Roman durchzieht. Da wäre zunächst der Gegensatz zwischen Schwarz und Weiß, dann das vielfach variierte Farbenspektrum der abgedunkelten Sonne, das Blau des Himmels über Bergketten und zuletzt rot.
Der Weltraum ist schwarz, und dieses Schwarz bildet die Folie zu alles Farbschleiern und Explosionen, die sich in ihr ausdehnen. Mit dem Oxymoron „schwarze Sonne“ (S.26) wird der unnatürliche Zustand des Zentralgestirns auf den Punkt gebracht. Auch ARCHRTIMs Leichnam sieht Bull nur als „eine Art strahlende Schwärze“, als „dunkle Welle im Raum-Zeit-Gefüge“ (S.51).
Wir kennen unsere Sonne als gelb, wobei sie golden oder rötlich scheinen kann. Rya sieht sie in abgedunkeltem Zustand voll seltsamer Farben, die sie mit einer Aufzählung chemischer Elemente erklärt, und die sich mit den normalen Regenbogenfarben vermischen. Zunächst kommt „blutig schimmerndes Gold“, dann „Dutzende Abstufungen von Gelb“, gefolgt von „Weiß in vielen Variationen als eigenständige Farbe und nicht als Mischung bekannter Nuancen“. Diese differenzierten Farbwahrnehmungen kennen wir von Menschen wie den Inuit, die diese in ihrer Lebenswelt brauchen. Ab hier überschreiten wir den menschlichen Rahmen mit den Neologismen „zwittergrün“ und „zeitblau“ als Ausdruck des Unbekannten. Wenn dem zunächst eine Woge von Fachausdrücken folgt, dann die Beschreibung, dass „die Sonnenatmosphäre gegen ihr Gefängnis anbrandet“ (S.20), so haben wir wieder Blau, die Farbe der Entgrenzung.
Es wäre kein Text von Haensel, wenn das Entgrenzungsmotiv nicht vertieft werden würde durch körperliche Deformationen, und zwar an den Schiffen der Spenta, die den Schirm um die Sonne durchdringen: „(N)ur die aus dem Schiffsinnern nach außen tretenden, zum Bug hin verlaufenden Adernstränge glühten in tiefem Goldton. Unterschiedliche Rumpfbereiche schimmerten rotgolden oder gar in grellem Weiß, dort herrschten unglaubliche Temperaturen“(S.27) von mehreren Zehntausend Grad Celsius in Außenhülle und Schiffsinnerem.
So tritt Weiß bei großer Hitze auf, ist aber auch die Farbe der Jugendlichen, also Irps Arkonidenhaaren und der Farbe, die in Kadett Huises Vornamen Alaska mitschwingt.
Das Fahrzeug, in dem Rya Varro rettet, ist ein „goldfarbene(r) Veteran“(S.51), dient zu Versorgungsfahrten und gibt hier erst mal Gelegenheit zu einer eindrucksvollem Schilderung eines Kraterfeldes vor dem blauen Gasball des Neptuns. Neben der mehrfach genannten blutroten Sonne und Irps Augen finden wir auch echtes Blut in der Erinnerung Varros an das Begräbnis seines Bruders, als dessen Freundin ihn angreift, so dass sich der Regens mit seinem Blut mischt – Gegensatz ebenso wie Parallelsituation zum Angriff der Dosanthi während des Entfernens des SI-Korpus. Das Regenmotiv wird weitergeführt, als Wolken treiben, „als hätte sogar der Himmel geweint“ (S.44)
Die Gefühle der Menschen, die Abschied und Trauerzug des Sechsdimensionalen Juwels begleiten, sind im Rückblick beim Aufräumen der Spuren erzählt wie bei Ybarri, beim genussvollen heimlichen Lauschen Paitaccs, begleitet von Phenubenklängen – auch die fiktionale Beschreibung vonr Kunstwerken, Ekphrasis genannt, finden wir als Beschreibung fiktionaler Kunstwerke in der PR-Serie fast nur bei Haensel. Varro erlebt das Ereignis über alle Sinneskanäle: Er massiert sich die Augenwinkel, glaubt zu sehen, hört Sphärenklänge, riecht würzige Sommerluft und Heimat – auch dies ein mehrfach wiederkehrendes Motiv – und spürt, wie die Sonne vom Himmel herabbrennt. (vgl. S.27).
Der Roman beschreibt viele unfassbare Geschehnisse, und er enthält auffallend viele Fragesätze, in erlebter wie in direkter Rede. Um diesem offenen Charakter gerecht zu werden (und der vorgerückten Stunde), möchte ich zum Abschluss nur ein paar extra schöne Sätze zitieren:
• „über schroffen Felsstrukturen schimmerte vage das Blau des Mutterplaneten“ (S.47)
• das düstere Streulicht „mildert die ewige Nacht der schwarzem Sonne mit fahlem Hauch“ (S.47)
• „Nur der Nachhall tiefer Trauer lauerte wie ein Raubtier. Sie musste aufpassen, dass sie nicht erneut ins Jammertal beginnender Depressionen versank“ (S.45)
Oberflächlich gesehen wirkt der Roman wie eine Kreuzung aus Vandemaan mit seinen farbigen, an der Oberfläche schwimmenden Bildern, und Ellmer mit seinen engen mitmenschlichen Bindungen, doch bei näherem Hinsehen erscheint der txpisch Haenselsche Aufbau anhand von Gegensatzpaaren, seine Distanz auch in engsten Beziehungen und auch die Entgrenzung, die mit der Deformation von Körpern einhergeht, welche eins seiner Lieblingsthemen zu sein scheint.
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Vincent Garron
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Re: Charakteristik der Autoren

Beitrag von Vincent Garron »

Da ich seit 30 Jahren PR lese werd ich mal ein wenig auf die klassischen Autoren eingehen, werde aber sicher bei weitem nicht Alexandras Detailfülle erreichen (Man sehe es mir nach, ich wusste früh, dass ich in der Oberstufe Mathe/Physik LK nehmen würde und Deutsch nach der 12 abwählen würde. In Verbindung mit einer offen gepflegten Abneigung zwischen meiner Deutsch-Lehrerin und mir (die in beidseitigem "Einverständnis" herrschte) holte ich mir in der 12.1 zwei Punkte und in der 12.2 einen Punkt ab, wohlwissend, dass diese beiden bei der Berechnung meiner Abi-Note eh gestrichen werden würden). Ich werde mich in den nächsten Tagen von Zeit zu Zeit dem ein oder anderen Autor widmen.

Als erstes will ich auf Kurt Mahr eingehen:
Er war wirklich ein Physiker par excellence. Ich erinnere mich da besonders an einige seiner Aussagen im Werkstattband (1986), die ich ohne nachzuschlagen heute noch fast wörtlich wiedergeben kann, aber dazu später mehr.
Bei seinen Romanen, oder besser gesagt, bei seinem ganzen Werk fiel auf, dass er während seiner langen langen Zeit die er bei Perry Rhodan mitschrieb kontinuierlich besser wurde. Das war mehr als auffällig. Aus meiner Sicht wirkten seine ersten Romane fast wie die Beschreibung eines Schauspiels der Augsburger Puppenkiste. Hölzerne Figuren, platte Dialoge, eindimensionale Charaktere. Dafür aber 100%ige physikalische Beschreibungen ! ( :lol: )
Und wer meint, dass bei K.H. Scheer (Handgranaten-Herbert) die meisten Lebewesen über die Klinge springen mussten irrt gewaltig ! Ein Leser schrieb dazu mal auf der LKS, dass bei den ersten 500 Heften Kurt Mahr trotz einer 2,5-jährigen Pause mit Abstand vorne lag. Kurt Mahrs Romane kamen auch bei den Lesern nicht an. "zu trocken", "zu langatmig", "zu viel 'Technobabbel' "... so stand es oft auf der LKS.
Meine erste reale Begegnung mit Kurt Mahr war auf dem Weltcon 1986 und ich wurde sowas von positiv überrascht....
Sein (und Ernst Vlcek's) Vortrag "Kurs 1500" war ein Ereignis !
In Verbindung mit den visuellen Darstellungen auf der Leinwand und der Musik dabei hob man regelrecht ab in irgendwelche anderen Sphären. Zu dieser Zeit verstand Kurt Mahr es schon lange seine Worte so zu setzen, dass das was er ausdrücken wollte noch vom semantischen Aufbau untermauert wurde.
Ich habe damals alle 5 Auflagen parallel gelesen und zwischen dem Mahr der 5. und dem der Erstauflage lagen Welten Galaxien Universen !!
War es in den ersten 200 Heften noch "schwierig" einen Mahr-Roman zu lesen, freute man sich ab Band 1000 wenn in der Vorankündigung stand, dass der Roman der kommenden Woche von Kurt Mahr sein würde. Im Nachhinein kann ich mir das nur so erklären, dass Kurt Mahr Kritik angenommen und verarbeitet hat und das in einem kontinuierlichen nicht aufhörenden Prozess. Und der Erfolg war sichtbar, sehr deutlich sichtbar.
Seine Romane gewannen zunehmend an "Präsenz" (mir fällt kein besseres Wort ein, sorry. Die deutsche Sprache hat 80.000 Wörter, aber manchmal fehlen immer noch welche). Konnte man seine ersten Hefte eher noch als "Beschreibungen" bezeichnen, wurde später der Begriff "Erlebnisse" zutreffender.
Unvergessen (für mich): Sein Triple-Roman 1159 ("Seth-Apophis"), 1160 ("Aitheran ruft") und 1161 ("Totentanz in M 82"), der die Entstehung und den Tod Seth-Apophis' abhandelte. Da wehte eine Art "kosmischer Wind" durch die Hefte.... wuhuuuuuuuu :wub:
Auf die Frage, welche Geräte es besser nie bei Perry Rhodan gegeben hätte antwortete er im Werkstattband: "Den Antigrav-Schacht. Er ist sicher hervorragend für durchtrainierte muskelbepackte Raumsoldaten, aber nichts für Tante Martha, die an Arthritis leidet und am Krückstock geht" ( :lol: )
Ferner bereute er, das Metagrav-Triebwerk erfunden zu haben, da es doch ZU sehr an einen Esel erinnere auf den man sich setzt und diesem dann an einem langen Stock eine Karotte vor die Nase hält. Außerdem hatte ihm ein Leser vorgerechnet, dass, wenn die BASIS auf Höhe der Umlaufbahn der Erde mit 500 km/s² durch das Pseudo-Black-Holo des Metagrav-Vortex beschleunigt werden würde, die Kräfte dieses Black Holes das halbe Solsystem auseinanderreißen müssten. Mahr schreibt im Werkstattband, dass er 3 Tage mit hochrotem Kopf durch die Gegend gelaufen sei (aus Scham) und dann kurzerhand noch eine Abschirmung des virtuellen G-Punktes erfand :D
Außerdem schrieb er im Werkstattband, dass ihm nach Erscheinen der Bände über das Vier-Sonnen-Reich ein Leser vorrechnete, dass aufgrund der Gestaltung dieses Systems (das er entwickelt hatte) die Monde eines der Planeten im System von irgendeiner astronomischen Kraft förmlich zerrissen werden mussten, ein Fehler den er im nachhinein zutiefst bereute.

Am meisten beeindruckt hat mich jedoch ein Satz, den er ebenfalls im Werkstattband niederschrieb, und der in seiner Kürze und Knappheit doch mehr über den Menschen Kurt Mahr, sein Denken und seine Hoffnungen aussagt, als es seine 254 Romane jemals tun könnten. Er schrieb dort einen Satz über die Beisetzung von Willi Voltz:
"Als der Geistliche Worte von der Endgültigkeit des Todes sprach, wusste ich, dass er Unrecht hat....."

Bild
Es gibt zwei Dinge die unendlich sind: Das Universum und die menschliche Dummheit. Beim Universum bin ich mir aber nicht ganz sicher.
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Alexandra
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Re: Charakteristik der Autoren

Beitrag von Alexandra »

Vincent Garron hat geschrieben: In Verbindung mit einer offen gepflegten Abneigung zwischen meiner Deutsch-Lehrerin und mir (die in beidseitigem "Einverständnis" herrschte) holte ich mir in der 12.1 zwei Punkte und in der 12.2 einen Punkt ab, wohlwissend, dass diese beiden bei der Berechnung meiner Abi-Note eh gestrichen werden würden). Ich werde mich in den nächsten Tagen von Zeit zu Zeit dem ein oder anderen Autor widmen.

Als erstes will ich auf Kurt Mahr eingehen:
So wie dir in Deutsch ging es mir in Physik! Sicherlich ist das aber lange her, denn dein Text ist ausgezeichnet geschrieben und sehr interessant.
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Vincent Garron
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Re: Charakteristik der Autoren

Beitrag von Vincent Garron »

Danke :)
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overhead
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Re: Charakteristik der Autoren

Beitrag von overhead »

@ Vince Garron

Wow ! :st: Wirklich gut - genau das wiedergegeben, was ich bei den Heften von Mahr auch empfunden habe............. :st:

Und auf den technischen Erklärungen, anfangs von KHS und später von KHS un KM, basierten die Diskussionen um "machbare"Technik
in unserem damaligen PR-Club, indem Oberschüler mit Mathe- und Physik-Leistungskursen (damals nannte man das noch
nicht so) mitdiskutierten....................... :gruebel:

Also, bitte weitermachen........

Gruß overhead
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Vincent Garron
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Re: Charakteristik der Autoren

Beitrag von Vincent Garron »

@ overhead:

Ging Dir das mit meiner Formulierung der Beschreibung von Mahrs Schreibstil von anfänglichen "Beschreibungen" hin zu "Erlebnissen" ähnlich ? Bin ich also nicht der Einzige dem es so ging ? ^^
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Re: Charakteristik der Autoren

Beitrag von cold25 »

Vincent Garron hat geschrieben: Ich werde mich in den nächsten Tagen von Zeit zu Zeit dem ein oder anderen Autor widmen.

Als erstes will ich auf Kurt Mahr eingehen:
Er war wirklich ein Physiker par excellence...
*JUBEL* wo ist der Smiley mit den hochgereckten Armen???
:st: Genau so einen Beitrag wollte ich für den Thread. Würde mich freuen wenn Du über die anderen Autoren auch etwas schreiben könntest wenn es die Zeit erlaubt :)
Im Übrigen finde ich es interessant das du den Wandel von Kurt Mahr, seiner Schreibweise und die Tatsache das man sich je länger er dabei war, mehr und mehr auf seine Romane gefreut hat. Da ich parallel den MdI und den Konzil Zyklus lese und in beiden Zyklen so ziemlich die gleichen Autoren schrieben, fällt mir das auch auf. Vor allem aber bei Voltz Romanen, die im Konzil Zyklus natürlich mit zum Besten gehören was damals geschrieben wurde (zbsp 667 Wächter des Ewigen) und im MdI Zyklus eher Mittelmaß sind.
Letztendlich ist es ja auch logisch das die Autoren im Laufe der Zeit immer mehr Erfahrung bekamen und auch das Feedback, was den Lesern gefällt und was nicht.
just READING:

981 Kurt Mahr - Helfer der Kosmokraten
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Re: Charakteristik der Autoren

Beitrag von overhead »

@ Vince Garron

Da ich mit Band 1 angefangen habe zu lesen (nach Akim, Sigurd, Akim und Nick!!!!!), habe ich den Wandel (sowie auch
der ganze PR-Club, den ich gegründet habe) ganz stark mit bekommen, zumal der Club das dann auch diskutiert hat (wir
hatten viele Gespräche, die sich um die "Technische Machbarkeit" von Maschinen und Computern drehten und dabei die
Erklärungen von Kurt Mahr benutzten) und dadurch wurde das Gelesene noch vertieft.................
Das heißt also im Umkehrschluß, das wir die Fernseh-Serie "Orion" (mit Bügeleisen als Steuerteil) nur lächerlich fanden,
die Bücher von Hanns Kneifel aber gerne gelesen haben...................

Gruß overhead
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Re: Charakteristik der Autoren

Beitrag von Alexandra »

overhead hat geschrieben:@ Vince Garron
viele Gespräche, die sich um die "Technische Machbarkeit" von Maschinen und Computern drehten und dabei die
Erklärungen von Kurt Mahr benutzten) und dadurch wurde das Gelesene noch vertieft.................
Das heißt also im Umkehrschluß, das wir die Fernseh-Serie "Orion" (mit Bügeleisen als Steuerteil) nur lächerlich fanden,
die Bücher von Hanns Kneifel aber gerne gelesen haben...................
Wie kommst du von der technischen Machbarkeit auf Hanns Kneifel? Erzähl' mal!
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Re: Charakteristik der Autoren

Beitrag von overhead »

@ Alexandra

Das Gernlesen von Kneifelschen Hardcovern und Heften hatte nichts mit der Technik zu tun, nur die verwendete "Technik" in
der Orion-Serie ging uns Kurt-Mahr-Liebhabern ungeheuer auf den Senkel - diese ungeheure Primitivität der Regisseure beim Angehen
an SF...................... :übel:

Das Lesen von Kneifel hatte etwas mit seiner Art der "Vermittlung des Lebens" an uns zu tun (damals war Reisen irgendwohin
noch nicht so einfach wie heute - und keiner von uns hatte ein Auto), man kam gedanklich an andere Orte............................. :rolleyes:

Genau genug erklärt......?

Gruß overhead
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Re: Charakteristik der Autoren

Beitrag von Vincent Garron »

overhead hat geschrieben:Das Lesen von Kneifel hatte etwas mit seiner Art der "Vermittlung des Lebens" an uns zu tun (damals war Reisen irgendwohin
noch nicht so einfach wie heute - und keiner von uns hatte ein Auto), man kam gedanklich an andere Orte............................. :rolleyes:
Du hast da was geschrieben, was ich benutzen wollte, wenn ich mich mit Hans Kneifel beschäftige. Du wirst es dann sicher wiedererkennen.
Aber morgen kommt erstmal... nein, wird noch nicht verraten B-) :P
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Re: Charakteristik der Autoren

Beitrag von Vincent Garron »

Wenn man Kurt Mahr als den "Physiker vom Dienst" bezeichnet, dann kann der Brückenschlag von ihm nur zu einem Autoren gehen: K.H. Scheer, dem "Techniker vom Dienst".
Würde man K.H. Scheer als Mensch und Autor zur Gänze beschreiben wollen, es ergäbe sich ein abendfüllender Vortrag. Daher kann mein kleiner Abriss hier bestenfalls als Ausschnitt betrachtet werden.
Ob man Scheer mag oder nicht ist Geschmackssache und darüber lässt sich gar trefflich streiten. Unbestritten aber ist, dass Scheer mit Sicherheit einer der wichtigsten, wenn nicht soagr DER wichtigste Autor für die deutsche Science-Fiction im 20. Jahrhundert war. Die deutsche Science-Fiction wäre heute nicht da wo sie ist, wenn es ihn und seine Begeisterung für fremde Welten, exotische Lebensformen, aber vor allem technische Entwicklungen ( :D ) gegeben hätte !
Daher war es nur konkludent, dass, als man in der Pabel-Moewig-Verlagsunion beschloss eine wöchentlich erscheinende Science-Fiction-Serie aufzulegen, K.H. Scheer der erste Ansprechpartner dafür war.

Ähnlich wie bei Kurt Mahr muss man die Romane von Scheer in den "frühen Scheer" und den "späten Scheer"-Abschnitt unterteilen, wenngleich auch aus anderen Aspekten.
Die frühen Scheer-Romane basierten häufig auf militärischer Überlegenheit oder militärisch-taktisch (=> strategisch) besserem Kalkül. Außerdem neigte Scheer (leider) dazu, Gruppen unisono gewisse charakterliche Eigenschaften zuzuschreiben ("Terraner waren ....", "terranische Raumlandesoldaten waren....", "Springer waren.....", etc.), oft in Verbindung mit Begriffen wie Ehre und Stolz, was m.E. nach Kritiker der Perry Rhodan-Serie dazu brachte Vergleiche zum Neofaschismus oder dem dritten Reich zu ziehen. DASS die Rhodan-Serie in ihren Anfängen militaristisch geprägt war kann und sollte man nicht leugnen. Perry Rhodan war immer ein Spiegel seiner Zeit und die 60er waren die Hochphase des kalten Krieges. Hinzu kam, dass Scheer im 2. Weltkrieg auf einem U-Boot gedient hatte. Sowas prägt sicherlich und spiegelte sich in seinen pedantisch exakten Beschreibungen der Technik an Bord der Raumschiffe wieder, die einem beim Lesen plastisch vor Augen hielten: Der Mann hat eine absolut 100%ige Vorstellung von dem was er da schreibt und was er schreibt basiert auf real vorhandenen Schemata, das saugt der sich nicht aus den Fingern. Als Beispiel könnte man den Aufbau der STARDUST heranziehen, der bekanntermaßen der später real folgenden SATURN V-Rakete so dermaßen täuschend ähnlich war, dass man Scheer zuweilen prophetische Gaben unterstellte, was aber natürlich völliger Quatsch ist :P
Ein guter Sci-Fi-Autor, der eine (wenigstens einigermaßen) realistische Science-Fiction-Geschichte erzählen will, recherchiert vorher. Schon Jules Verne beschrieb das Prinzip einer Trägerrakete, die bestimmte physikalische Maßgaben (Fluchtgeschwindigkeit, etc.) erreichen musste und von der Ostküste der USA starten müsste. Warum konnte er das ? Einer seiner besten Freunde war promovierter Physiker und erklärte Verne die "Mindestanforderungen" an eine Rakete, die es zum Mond schaffen könnte. Ähnlich sah es bei Scheer aus. Durch seine Kenntnisse modernster realer Technik gelang es ihm, diese in eine potentielle Zukunft zu transferieren und darzustellen.
Und eins muss ich noch klarstellen:
Auch wenn ich schrieb, dass Scheers Romane sich einer militärischen Überlegenheit bedienten, so hat er dennoch Waffengewalt nie als "ultima ratio" betrachtet. Brachialgewalt war nie seine erste Wahl, aber unbedingt auf Gewalt zu verzichten war auch nicht Scheers Ding. Darüber mag manch einer aus heutiger Sicht die Nase rümpfen, aber aus Sicht des damals herrschenden Zeitgeists war es ein erster Schritt raus aus bis dato festgefahrenen Bahnen.

Seine Romane waren handwerklich solide, immer flüssig zu lesen und es gab jede Menge "Äktschn". Scheers Nähe zur Technik verdanken wir Begriffe wie das "Dröhnen einer Glocke, wenn die mechanische Belastung eines Beschusses durchschlug und die Schiffszelle zum Schwingen brachte", die Verniedlichung des Waffenleitpults als "Feuerorgel", die Transformkanone (sicherlich eins von seinen "Lieblings-Babys") mit bis zu 4.000 Gigatonnen Schusskraft, also einer gesamtfreiwerdenden Sprengrakft von 4.000.000.000.000 Kilogramm TNT (im Vergleich: die Hiroshima-Bombe hatte 15 Kilotonnen, also 15.000.000 Kilogramm TNT) und vieles vieles mehr. Aber es waren nicht nur Waffen oder militärische Ausrüstung. Auch Dinge wie die "Straße nach Andromeda", also die Sonnentransmitter oder die Weltraumbahnhöfe der Maahks (die bezeichnenderweise nach den Vorposten der USA im Pazifik im 2. Weltkrieg benannt wurden). Oder Figuren wie Atlan oder Icho Tolot entsprangen Scheers Feder.
Seine Charaktere waren meist "normale Menschen von nebenan", die während eines Einsatzes oder einer Mission nach und nach heldenhafte Züge annahmen, diese aber nach Beendigung der Mission in aller Bescheidenheit auch wieder ablegten. Scheer war aber auch ein typischer Vertreter der "höher, schneller, weiter"-Fraktion.
Ohne ihm zu nahe treten zu wollen oder sein Schaffen schmälern zu wollen, für Perry Rhodan insgesamt war es wohl besser, dass er die Exposé-Arbeit in den 600er-Bänden an William Voltz übergab. Hatte er schon seit Band 300 fast nur noch die Jubi- und x50er-Bände geschrieben, zog er sich nach Übergabe der Exposés ab Band 673 aus gesundheitlichen Gründen zunächst ganz aus der Serie zurück.

401 Hefte später, mit Band 1074 kehrte er als Autor zurück. Ungewöhnlich zunächst, da es zu einer Zeit kam, in der die Terraner eine ihrer pazifistischsten Phasen hatten. Während des "Kosmische Hanse"-Zyklus fragte man sich oft, warum die Schiffe der Terraner in den Risszeichnungen überhaupt noch Waffen hatten, sie wurden ja sowieso nie benutzt. Sollte K.H. Scheer nun Romane schreiben in denen das genaue Gegenteil geschah ? Würde die "innere Logik" der Serie diesen der aktuellen Serienphase diametral gegenüberstehenden Autor verkraften ?
Sie tat es, denn Scheer hatte sich selber weiterentwickelt (in der Musik würde man sagen "neu erfunden"). Er verstand es seine Figuren, der Richtung die die Serie nun ging anzupasen ohne sie aufzuweichen oder unglaubwürdig aussehen zu lassen. Er schuf - wieder einmal - einen prägnanten Charakter: Ratber Tostan.
Hier ein kurzer Auszug aus Perrypedia über Tostan:
Tostan war ein einzelgängerisches Rauhbein und ein Zyniker. Er hielt die modernen Terraner für völlig verweichlicht. Sich selbst bezeichnete Tostan als den gerissensten Falschspieler der Galaxis, und er hatte auch tatsächlich eine ausgeprägte Spielernatur. Selbst in schwierigsten Situationen gab Tostan nie auf, sein starker Charakter ermöglichte es ihm, sich den neuen Situationen anzupassen, in die er immer wieder geriet. Starre Hierarchien waren nicht seine Sache.

[...]

Im Kampfeinsatz ging Tostan hart und kompromisslos vor. Er verwendete gern ungewöhnliche, teils altertümliche Waffen, zum Beispiel den Interkomb-Toser.
(also ein "typischer" Scheer-Charakter ^^)

Zu einer Zeit, in der die Perry Rhodan-Serie nach dem Tod von William Voltz und dem überraschenden Abgang von Thomas Ziegler gleich zweimal kurz nacheinander ihren "Lenker" verloren hatte, als viele Figuren blass und unausgegoren wirkten, setzte er mit Tostan eine "Duftmarke".

Es war ihm vergönnt Band 1498 zu schreiben, "Rhodans Tod". Sicher eine nette Geste der damaligen Expokraten, dass Scheer, der Rhodan "geboren" hatte, ihn nun sterben lassen durfte.

1 Jahr später starb Karl-Herbert Scheer. Die Rhodan-Serie verlor einen ihrer "Väter".
Wie schon nach dem Tod von William Voltz und später auch beim Tod von Kurt Mahr hielt Johnny Bruck ihn, K.H. Scheer, auf dem Titelbild eines Jubiläumsbandes fest, in einer Pose, von der die Leser sagten: "JA ! So hätte er sich selber gerne gesehen. DAS IST SCHEER !"

Bild
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Re: Charakteristik der Autoren

Beitrag von cold25 »

toller Beitrag wieder!
Ich muss sagen das die besten Romane die ich bisher im MdI Zykus gelesen habe eindeutig von Scheer stammen (aus storytechnischer Sicht).
just READING:

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DelorianRhodan
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Re: Charakteristik der Autoren

Beitrag von DelorianRhodan »

Allerdings zog er sich mit der Übergabe der Exposees nicht ganz aus der Serie zurück, wobei der behauptete Schnitt mit Nr. 673 durchaus fraglich ist. Jedenfalls hat er noch bis Nr. 963 die Datenexposees entworfen, also legendäre Raumschiffe wie SOL und BASIS kreiert.
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Vincent Garron
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Re: Charakteristik der Autoren

Beitrag von Vincent Garron »

ups.. stimmt, hassu recht. Mein Fehler !
Hmm.. wenn ich demnächst editieren kann, änder ich das oben. Sieht glaub ich besser aus.

Danke Delorian :st:
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overhead
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Re: Charakteristik der Autoren

Beitrag von overhead »

Und wieder ein guter Beitrag von Dir, Vince ! :st:

Genauso habe ich "Handgranaten-Herbert", den ich kurz vor seinem Tod noch persönlich kennenlernen durfte,
immer empfundenm und meine Gespräch mit Ihm hat das noch verstärkt............

Am gleichen Tag hatte ich auch noch die Ehre, Hanns Kneifel zu treffen.........


Gruß overhead
Heiko Langhans
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Re: Charakteristik der Autoren

Beitrag von Heiko Langhans »

Das wird ein interessanter Kontrast gewesen sein ...
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overhead
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Re: Charakteristik der Autoren

Beitrag von overhead »

@ Heiko Langhans

Das war ein interessanter Kontrast - Denn Hanns Kneifel war für "Orion" unterwegs und KHS nur für PR.......

Ich habe dann auch noch den Zeichner Al Kelsener hinterher kennengelernt und auch mit Ihm gesprochen.......

Da war das Erleben komplett (von allen Dreien auch noch Erinnerungsfotos mit Widmung von KHS und HK gemacht).................

Gruß overhead
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Vincent Garron
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Re: Charakteristik der Autoren

Beitrag von Vincent Garron »

Von einem der "Väter" der Serie - K.H. Scheer - ist es nicht weit zum anderen "Vater", der gleich in doppelter Hinsicht ein "Vater" der Serie wurde: Clark Darlton.
Er ist sowohl einer der Väter der Perry Rhodan-Serie, als auch der Vater von Gucky. Gucky war eine Erfindung von Clark Darlton, die er mehr oder weniger in die Serie "geboxt" hat. Ursprünglich war Gucky nicht als Hauptfigur vorgesehen (angeblich war er im Expose von Band 18 nicht mal erwähnt), aber seine ersten "Auftritte" waren so überzeugend, dass man aus ihm eine Hauptfigur machte, ohne die das PR-Universum heute sicher ärmer wäre.
Mir ist beim lesen von Romanen von Clark immer eins aufgefallen: Bei anderen Autoren wirkte Gucky manchmal etwas albern, kindisch. Wenn Clark ihn jedoch beschrieb war Gucky zwar immer noch verspielt und lustig, aber eben keine "überdimensionale Mickey Mouse". Irgendwie hatten die anderen Autoren damals ein "Problem" mit Gucky umzugehen.
Unabhängig von Gucky zeichneten sich Darltons Romane immer durch eine gewisse Art "Hoffnung" aus, Hoffnung auf eine bessere, friedlichere Zukunft, aber wohlwissend, dass es nicht immer nur friedlich zugehen kann. Seine Figuren waren zwar auch wehrhaft, aber in erster Linie friedfertig.
Dies entsprach aber auch dem Bild, das der Mensch Walter Ernsting bei denen hinterließ die ihn einmal kennenlernen durften. Ich weiß nicht wie ich das beschreiben soll, er verbreitete so eine Aura des "Sympathisch/Lustigen/Zuversichtlichen", er war einer von den Menschen, der in einen Raum kommt, und ohne dass er auch nur ein Wort gesagt hätte oder man ihn kannte, musste man gleich schmunzeln. Von Walter Ernsting hätte man sich gewünscht "Das müsste mein Vater/Opa sein", was man sich beispielsweise bei K.H. Scheer nicht gewünscht hätte (wenn ich zum Beispiel daran denke wie Scheer den jungen Robert Feldhoff in einem Interview auf dem Weltcon 1986 gebügelt hat, weil dieser sein Studium zugunsten der Schriftstellerei abgebrochen hatte.... :D ).
Als Mensch waren Scheer und Ernsting sehr unterschiedlich. Ich glaube aber - andere mögen das bestätigen oder in Frage stellen - dass gerade diese Unterschiede nicht als Gegensätze in die Serie einflossen, sondern als Summe. Damit will ich sagen: Da wo der eine einen Mangel hatte, sprang der andere in die Bresche und umgekehrt. Und damit ergab sich gerade für die Anfänge der Serie ein breites Fundament (auch wenn da vom "kosmischen Überbau" noch keine Rede war). Selbst wenn wir alle heute noch Willi Voltz dafür lieben wie er die PR-Serie ausgebaut hat, bin ich der Meinung, dass Willi alleine der Serie in ihren Anfangstagen nicht diese breite Fülle hätte geben können wie das Duo Scheer / Darlton.

Clark Darltons Romane waren immer spannend zu lesen, man merkte, dass er ein (Schriftsteller-)Profi ist. Ich glaube ihm hätte man 20 beliebige Wörter geben können und er hätte aus dem Stehgreif daraus eine unterhaltsame Sci-Fi-Kurzgeschichte gemacht. Neben Gucky "erfand" er so schillernde Figuren wie Ernst Ellert oder Harno, das Energiewesen, beides Figuren die schon durch ihre Präsenz einen Hauch "kosmischer Größe" verbreiteten, eine Attitüde die Clark Darlton mochte und die ihm lag. Ein anderer Eindruck (zumindest bei mir) beim lesen seiner Romane war - wie bei keinem anderen Autor (außer William Voltz) - die Vision einer geeinten Menschheit. Ich hatte bei ihm oft den Eindruck, als wenn er uns mit seinen Romanen hätte sagen wollen "Wenn ich schon kein bedeutender Politiker geworden bin, dann will ich wenigstens so meinen Wunsch nach außen tragen".
Es ist ihm gelungen :st:

Auch von ihm ein Bild wie er sich selber gerne gesehen hätte. Zuvor aber ein Satz von ihm, der mir permanent im Kopf hängengeblieben ist und Walter Ernstings zutiefst humanitäre Einstellung verdeutlicht. Er stammt aus seiner Laudatio anlässlich Band 1000:
"Bis 50 wollten wir's nur machen,
jetzt sind wir schon bei 1000 Sachen.
Ein Ende ist noch nicht in Sicht,
auch das der Menschheit Zukunft nicht.
Vorbei ist's dann mit allen Kriegen.
Vernunft muß über Wahnsinn siegen."

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Re: Charakteristik der Autoren

Beitrag von overhead »

@ Vincent Garron

Du hast den guten Walter Ernsting wirklich klasse geschildert, genau so habe ich es bei allen Seinen
Veröffentlichungen empfunden..................... :st:

Den habe ich leider nie persönlich kennen lernen können - wirklich schade................ :o(

Gruß overhead
Heiko Langhans
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Re: Charakteristik der Autoren

Beitrag von Heiko Langhans »

Re Expose PR 18:

Doch, da stand Gucky schon drin - nur sollte ursprünglich eben nicht Walter Ernsting den Roman schreiben, sondern Winfried Scholz, der aber keine Zeit hatte.

Vielleicht verwechselst Du den Exposé-Auslasser mit dem für PR 404 (Die Piraten-Lady). In dem Roman stellte William Voltz den Maskenträger Alaska Saedelaere vor, der in der Vorgabe nicht auftauchte.
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Vincent Garron
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Re: Charakteristik der Autoren

Beitrag von Vincent Garron »

ups.. dann hab ich das verwechselt.
Ich bin mir grad nicht mehr ganz sicher wo es war, ob es 1986 in Saarbrücken war oder in den 90'ern auf einem der Cons in Sinzig aber da ging es um Autoren die ihre Eigenkreationen durchgesetzt haben und ich hab das aus der Erinnerung heraus immer mit Gucky und Walter assoziiert.

Danke Heiko für die Korrektur, man lernt eben nie aus :st:
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Alexandra
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Re: Charakteristik der Autoren

Beitrag von Alexandra »

Hallo Leute,
nach zwei Wochen technischer Probleme habe ich meine Erstregistrierung jetzt endgültig aufgegeben, und habe mich heute als Vydunas angemeldet. Vydunas war das Pseudonym meines Großonkels.
In diesen beiden Wochen habe ich mich unter anderem mit zwei historischen Romanen von Hanns Kneifel beschäftigt, dem "Bronzehändler" und "Telegonos" - letzterer wird derzeit auf Jokers für 1.99€ als Hörbuch verramscht, ein ganz toller Roman.
Parallel zum PR-TB 159 "Insel der Ungeheuer" vereint "Telegonos" exakte historische Recherche mit mythischen Elementen - ist auch interessant, ihn mit Christa Wolfs "Kassandra" zu vergleichen, starke Frauen, aber natürlich eine viel einfachere Erzählstruktur.
Ist aber trotzdem derart gut geschrieben, dass das Zeitabenteuer dagegen wie ein B- Movie wirkt.
:rolleyes: Alexandra
Zuletzt geändert von jogo am 29. November 2013, 13:57, insgesamt 1-mal geändert.
Grund: Beitrag wurde Alexandra zugeordnet
cold25
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Re: Charakteristik der Autoren

Beitrag von cold25 »

Die Verschollene ist zurück WB :)
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