Charakteristik der Autoren

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Alexandra
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Re: Charakteristik der Autoren

Beitrag von Alexandra »

cold25 hat geschrieben:Die Verschollene ist zurück WB :)
Und schon bekomme ich eine Nachricht, dass es doch gelang, meinen alten Account zu reparieren, wer hätte das gedacht! Zwei Wochen lang hatte ich ein echtes Goldfischglas-Gefühl! Schön, wieder mit euch reden zu können! Einen Lks- und Forenschreiber hatte ich durch Raten identifiziert, der hatte meine Analyse von 2686 für mich reingestellt, und Dee hat das dann auf den richtigen Spoiler verschoben, so kamen wir ins Gespräch. Die große verheißung der Science Fiction: Wenn man erst mal vernünftig reden kann, kommt alles in Ordnung.
So, ich schau mal, ob das jetzt wirklich geht - je nachdem melde ich mich als Alexandra oder Vydunas zurück.
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Alexandra
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Re: Charakteristik der Autoren

Beitrag von Alexandra »

Oh je, ich war zu lange weg, das Haus ist leer. :unsure:

Meine letzte Analyse musste ich ja im Shuttle-Verfahren einstellen, und mit "Timaios" hatte ich jemanden erwischt, der zwar sofort und freundlich half, aber den Text nicht mag, so dass er eventuell etwas in seinem Kommentar untergeht.
Wer iden Text schon vom 2686er -Spoiler kennt: Er ist so weit gleich geblieben. Ich bin nur auf Timaios' Anregung eingegangen und habe den Schluss etwas deutlicher geschrieben, auch den Bezug auf unser Thema "Charakteristik der Autoren" vertieft.

Also hier zu Leo Lukas, fokussiert auf "Angriff der Nanokrieger".
Spoiler:
Leo Lukas – Angriff der Nanokrieger (PR 2686)

Der Roman besteht aus einem vorangestellten Zitat, einem Prolog und 12 Kapiteln mit verschiedenartigen Überschriften: „Persönliche Motive – 17. Dezember 1469 NGZ“ (S.8), „Die Liebesfrucht“ (S.14), „Drei Karawanen“ (S.16), „Patt“ (S.22), „Eine überraschende Wendung“ (S.25), „Die Kampfdämonin“ (S.29), „“Meteoritenschauer“ (S.35), „Die Langzähnigen“ (S.38), „Wandertag“ (S.42), „Vergebliches Aufbegehren“ (S.46), „Kontakt“ (S.49), „Das Scheitern“ (S.53) und „Unter Gaunern“ (S.57). Jedes Kapitel zerfällt in mehrere Szenen, die entweder vom Thema der Kapitelüberschrift oder von chronologisch aufeinander folgenden Ereignissen zusammengehalten werden. Er schließt mit einem Epilog ab, der die Überschrift „Letzte Meldung – 19. Dezember 1469 NGZ“ (S.62). Die Datumsangaben stellen die mosaikartig aneinander gereihten Vorkommnisse in einen zeitlichen Rahmen.
Das chinesische Gedicht von ca. 760 v.Chr. – echt oder nicht – beschäftigt sich mit der Art, eine greisenhafte Marionette herzustellen, deren kurzer Auftritt dann mit dem vergänglichen, traumähnlichen Leben in Verbindung gebracht wird. Wir erwarten als einen Roman, in dem es um Tradition, Abhängigkeit, Alter und Tod geht, die ein schnell vergehendes, illusorisches Leben beenden.
Der Prolog beginnt, nach einer Ortangabe in der Art eines Bühnenstücks, unvermittelt mit einem Kartenspiel von Wesen, die spätestens ab dem „Scannerarm (S.4, Z.16) und den „vier Vorderarme(n)“ (S.4, Z.38) als nichtmenschlich erkennbar sind. Die Situation des Kartenspiels samt Betrugsmanöver wirkt vertraut, aber die Spieler fluchen in verfremdeten Bezügen wie „Eiter und Wurmbefall“. Die Spielplättchen tragen, wohl angelehnt an asiatische Spiele, sehr exotische Bezeichnungen: Feuergnom, Nestkorb, Klaubmäuler, Stummdenker-Orgie, Krone der Tswejuns, Gnomenfeuer, Zinnengunst. Die letztgenannten zeigen jedoch auch die zweite hier angewandte Verfremdungsmethode: Gnome, Zinnen, Gaukler, alte Lehrmeister sowie die Ortbezeichnung „im Hain derer von Chnast“ (S.4, Z.9) „Raufhandel“ (S.6, Z.77), „schmuck“, Nachtschrecken“ und „koste“ (S.7, Z.34-41) entstammen als Archaismen dem Mittelalter einer Fantasy-Welt. Witzig hier ein Bruch im Sprachregister, nämlich das colloquial-dialektale „Dusel gehört halt gelegentlich auch zu diesem Spiel“ (S.5, Z.23).
Diese erste Szene bestimmt Viererstruktur: Erst kommt dreimal „Zeigen“, ergänzt von einer Bewegung des Zungenlosen (vgl. S.4), dann dreimal „zack“, ergänzt von „greift über“ (vgl. S.4), womit die Anzahl von Ynirts Spielpartnern ständig in die Bewegung eingebunden wird. Diese Bewegung eskaliert in eine Prügelei, die sich aber in der vierten Szene des Prologs als abgekartetes Spiel offenbart. In der dritten Szene wiederum denken die zugereisten Städter aus der Kaltlanden, sie könnten die dummen „Landeier“ betrügen und werden so selbst über den Tisch gezogen.
Diese Art von Komik beruht auf der konsequent aufgebauten Diskrepanz von wirklich Vertrautem, von der PR-Technik her Vertrauten und Mittelaltermotivik. Die Charaktere leben vor allem von ihren Namen und ihrer Herkunft, mit welcher sich jeder Leser, der irgendwo wohnt, identifizieren kann, und der Aufmerksamkeit, die der Leser hineinsteckt, um ihr Aussehen und ihre Gedankengänge zu verstehen. Man hat einen Informationsvorsprung, indem man erst Künedds, dann Ynirts Version des Betrugsmanövers hört, und sympathisiert mit der Hauptperson, weil die Ausgenommenen ja ihrerseits betrügen wollten. Diese Sympathie beruht aber auf dem Erkennen typischer Situationen, nicht auf der Charaktergestaltung, denn dazu ist sie nicht ausgeprägt genug.
In der vierten Szene des Prologs beginnt die ernsthafte emotionale Ebene, das echte Leben, eingeleitet mit der Diskussion um eine eventuelle tiefere Enttäuschung der Reisenden, die offensichtlich keine Kinder haben, und einem der Parallelismen - „’So einfach ist es nicht“ „So einfach ist die Welt, Liebste“ (S.8, Z.39f) - die Lukas gerne verwendet, um eine Diskussion einzuleiten. Gegen Ende des Prologs entsteht eine zweite Rückbindung an das vorangestellte chinesische Sprichwort: Auch in dieser Kultur herrscht anscheinend eine strikte Ein-Kind-Politik, denn das zweite Kind bedeutet Ynirts Tod.
Das erste Kapitel heißt „Persönliche Motive – 17. Dezember 1469 NGZ“ (S.8). Seine erste Szene zeigt ein Geplänkel zwischen Shanda und Bull, in welcher die aktuelle Situation kurz erwähnt wird, um dann dem Abstecken ihrer emotionalen Grenzen viel Raum zu geben. Da ist einerseits Shandas Aussage „Ich gehe nicht nochmals nach Druh. Der Aufenthalt dort ist mir als absolut unerträglich in Erinnerung“ (S.8, Z.24-27). Substituieren wir „nach Druh“ durch ein reales Element wie „in die 7e“ oder „zu diesem Kunden“, so offenbart sich der emotionale Gehalt dieser Aussage als befremdlich flach. Noch flacher wirkt sie, wenn wir uns an die Ereignisse auf Druh erinnern. Im Weiteren zeigt sich, dass mehrere Tausend Lebensjahre Bull nicht ermöglicht haben, Gefühle von Nähe richtig einschätzen zu können. Das hat mich schon seinerzeit bei Tekeners Distanzüberlegungen zu Sichu Dorksteiger (in dem Roman, in dem sie auf dem Titelbild war) befremdet. Welche Art Unsterblichkeit ist das, wenn die Leute so wenig Reife entwickeln?
In der zweiten Szene gibt ein zweites Geplänkel von Bull und Delorian darum, wer das Sagen hat, das Anlass zu einem Schwung von Raumschiffsnamen und Zahlen gibt. Immerhin erfahren wir in diesen beiden Szenen nebenbei auch etwas über die aktuelle Planung, die aber hinter einer Diskussion zum Vernunftbegriff zurücktritt.
Die dritten Szene beginnt mit einem jener spektakulären Bilder, die Lukas am besten kann: Toufec fliegt auf seinen Nano-Zauberteppich an roten Verkehrsampeln vorbei, überall winken Leute und er winkt zurück. Philosophisch untermalt wird das Stimmungsbild durch eines der zahllosen arabischen Sprichwörter, die diesen Protagonisten begleiten.
Die aktuell ausgiebig einbezogene Nanotechnologie verhilft zwar zu gewissen Grundkenntnissen – in einen ganzseitigen Artikel einer der großen deutschen Tageszeitungen konnte ich vor paar Wochen nichts Neues entdecken – ist aber wissenschaftlich gesehen doch so mau, dass hier die Grenzen zwischen Science Fiction und Fantasy verschwimmen. Grundsätzlich mag ich diese Art Fantasy, aber es wäre doch schön, wenn nach dieser langen Zeit eine Vertiefung in Richtung „science“ erfolgen könnte. Stattdessen zeichnet Lukas die TOLBA über Farben und Formen: Goldfischglas, Spindel, unzählige Fäden – graumetallisch, kristallklar, gedecktes Weiß, hellgrün, mild leuchtend, transparent, rubinrot, durchscheinend, rotgolden und golden. Wessen sich Lukas wohl bewusst ist, da er die Wahrnehmungsweise der Reflektorfigur Toufec für die oberflächliche Darstellung verantwortlich macht: „Ob formenergetisch oder als Materieprojektionen, um solche Details kümmerte sich Toufec nicht“ (S.11, Z.70-72). Die Ortsbeschreibung erfolgt nicht, wie bei Ellmer, durch Abgehen, und auch nicht durch Funktionen wie bei Themsen - solange sie nicht auf allzu viel Hyper ausrutscht – sondern lediglich durch Sinneseindrücke beim durch unbegriffene Nanovorgänge ermöglichte, nicht präzise lokalisierten Durchgleiten.
Als Toufec sich zu Delorian setzt, erinnert er sich und den Leser an den interessanten und gut geschriebenen Roman zu seiner Lebensgeschichte, und erneut ist die konkrete Einsatzplanung ins Abtasten persönlicher Interessen eingebunden. So erweist sich die Kapitelüberschrift als berechtigt. Die letzten drei Abschnitte stellen den Flottenkommandanten Stariou Jalhay vor, lassen Bull beim Beobachten des Abflugs die von Delorian installierte Schutzvorrichtung um das Solsystem Revue passieren und bieten einen Ausblick auf Gespräche mit Mutter und Tochter Ybarri und den Start weiterer Flotten – alles zusammengebunden von Bulls persönlichen Überlegungen.
Das zweite Kapitel heißt „Die Liebesfrucht“ (S.14). Es beginnt mit der „Grenze zwischen Traum und Wirklichkeit“, an der der Antuu den Gaukler Ynirt weckt. Das schlangenähnliche, entrückte Wesen, dass dem Arachnoiden in einer Vision erscheint, entspricht farblich dem Triebwerk der TOLBA, es ist nur heller und strahlend. Ynirt denkt an seinen erfolgreichen Bruder, der ihm als Vorbild dient, und begrüßt voll Freude seine neu geborene Tochter, um dann sein Leben hinzugeben – wenn er dies nicht tut, heißt es, reißt die Welt entzwei, und wie alle anderen will auch Ynirt seine Verantwortung für den Kosmos erfüllen. Die Farbentsprechung zur TOLBA untermalt, dass wir hier noch einen jener Autoritätskonflikte haben, welche den Neuroversumzyklus durchziehen.
Das dritte Kapitel heißt „Drei Karawanen“ (S.16), was erstens Toufec-Kolorit verleiht und zweitens ankündigt, dass neben dem Aufbruch der TOLBA und der Reise Ynirts hier ein drittes Unternehmen los geht: Bull spricht mit den beiden Flottenadmirälen, die in Kürze zu zwei anderen Brennpunkten der Anomalie aufbrechen werden, was Anlass zu einer kurzen Beschreibung dieser Örtlichkeit gibt.
Der im zweiten Abschnitt folgende Abriss zur Herkunft der Ephemeren Pforte enthält genug echten physikalischen Wortschatz, um einen Nichtnaturwissenschaftler wie mich an paar Themen zu erinnern, die man immer mal wieder gerne nachliest. Der Neologismen des Abschnittes sind „chronographiert“ (S.17. unten) und „metamentale Schicht“ (S.18, Z.12). Mit viel pseudowissenschaftlichen Wortschatz entsteht so eine Vorlage, um über die Struktur von Raum und Zeit zu phantasieren – ohne Phantasie keine Progression.
Andererseits fällt aber wieder ein Kontrast ex negativo zu den Nanoszenen aufklafft, nämlich, dass real existierender, auch von Laien nachvollziehbarer Wortschatz samt Grundkenntnissen zur Nanotechnologie nicht genutzt wird, während reine Phantasiebegriffe viel Raum einnehmen. Das könnte schon ausgewogener sein, ohne sich im Referieren wissenschaftlicher Daten zu erschöpfen. Dieser zweite Abschnitt könnte auch als Fußnote stehen, er ist nicht in den Text eingebunden. Erst der dritte Absatz stellt die Verbindung her, und zwar erneut über Bulls Pläne, die er mit der Ephemeren Pforte hat. Wieder kommen wir auf das Gedicht zurück, als Bull über den Militärstrategen Sun Tzu nachdenkt, und zugleich kommt der Begriff der Strategie ins Spiel, welcher sich im 6. Kapitel entfaltet.
Der vierte Absatz beschreibt Bulls Gefühlsleben und lässt ihn über ein Stück der Cosmolodics schmunzeln, weil diese ihn wegen der roten Haare wohl fälschlicherweise für einen Schotten gehalten haben – erneut erstaunlich, wie bei den Terranern der EA die ganz normalen Namen wie Meier, Smith, Jones, Hans, Christof, Wolfgang, Marc, Klaus, Verena oder Marianne fast völlig verschwunden scheinen, während der Genbestand an den Regionen Terras gleich geblieben ist. Nebenbei beobachtet Bull die in einem Gewirr von Schiffsnamen, Abmessungen und Schiffstypen abfliegende Flotte.
Der fünfte Abschnitt blendet wieder um zur TOLBA und zeigt die Sternwürdigen beim Essen. Ihre Gruppendynamik erfüllt den sechsten Abschnitt mit Leben – diese Personen wurden ja aus der irdischen Vergangenheit entführt. Dies gibt den Anlass, mehrere Exkurse in historische Epochen verschiedener Kulturen in die Dialoge einzubauen – die man erkennt, wenn man sich schon darin auskennt. Seit Hans Kneifel nicht mehr an Bord ist, dessen außerperryrhodische historische Romane sich übrigens sehr gut lesen und auf umfangreicher Recherche beruhen, bleibt das Einbeziehen echter Historie Gastautoren überlassen. Ist ja auch nicht jedermanns Sache. Was aber echt zu weit geht ist die Einstufung der Sprache des amerikanischen Unabhängigkeitskriegs als „Altenglisch“ (S.21, Z.24f). Altenglisch ist die Sprache Beowulfs, hier die ersten drei Zeilen des Gedichts: „Hwæt! We Gardena in geardagum, þeodcyninga, þrym gefrunon, hu ða æþelingas ellen fremedon.“ Im Amerika des Protagonisten Sam Knox wäre einer, der so spricht, wohl gleich als Spion erschossen worden. Der Brandywine sorgt immerhin für Stimmung, kommt ja auch im Herrn der Ringe vor. Und das Nachstellen der historischen Schlacht bereitet auf das nächste Kapitel vor.
Denn das vierte Kapitel heißt „Patt“ (S.22), und dieser Begriff beschreibt eine strategische Konstellation – im Spiel oder in Konfliktsituationen. Lukas führt ja beide Ebenen nebeneinander her. In der ersten Szene sehen wir, die wir den „Verband“ um die TOLBA begleiten, wieder ein Bild: Das grundsolide Weltenkranz-System samt wimmelnden Zapfenraumern. Es sind mindestens 20.000, 10.000 davon riegeln das System ab uns 10.000 Mitglieder hat die Besatzung der SENCO AHRAT. Der Name des Emotionauten ist ebenfalls recht praktisch, da der Schiffsname so die Steuertechnik in Kapitel 6 ankündigt, welche sonst allzu ramonhaft erschiene. Die Bezeichnung „Nanotrickser Toufec“ (S.22, Z.60) verstärkt parallelisierend, dass der Verband jetzt tricksen wird, indem er das echte Führungsschiff versteckt und auch trickreiche Strategien hat.
Mit dem Gespräch zwischen Paigaross und Chourtaid kommt ein kurzer Abriss zum Unterschied der verschiedenen Sayporaner-Fraktionen, welche einige Romane vorher, als die gerade noch als freundlich-harmonisierend aufgebauten Sayporaner plötzlich wieder als bitterböse Feinde auftauchten, nicht geschadet hätte. Kommandant Jalhay thematisiert diesen Unterschied, als er auf Paigaross’ Drohung mit einem fröhlichen „Auch von meiner Seite einen guten Tag“ reagiert. Ähnlich neben der ernsten Situation steht der Vergleich mit „einem welken Blatt, dann die Metapher „eine überaus harte Nuss“ (S.23, unten), mit denen Chourtaid charakterisiert wird, ehe der Exkurs zu den Fraktionen der Sayporaner, der ebenso gut als Fußnote stehen könnte, das Zusammenfügen von Charakteristik und Folgegespräch abwürgt.
Nachdem ein Protagonist das Gespräch treffend als „Vorgeplänkel“ (S.24, S.31) ohne tieferen Sinn bezeichnet, findet Lukas erneut ein Standbild zum Thema „Patt“, als die in Wirklichkeit weit über den Raum verteilten Flotten einander in der holographischen Taktik-Simulation gegenüberstehen (vgl. S.24 unten).
Schon mehrfach ist mir der Unterschied zwischen der Trinkfreude der Protagonisten im ersten Drittel der Serie – denken wir an Guy Nelson - und der porentiefen Nüchternheit in der aktuellen EA verdächtig gewesen – dass ein Raumschiffkommandant sich zum Warten in der Konfliktsituation jedoch ein kleines Pils bestellt, erscheint mir doch ein bisschen fehl am Platze.
In der dritten Szene von „Patt“ erfährt Bully von den Pattsituationen „an allen drei Fronten“, so dass wie auf einem Panoramaschirm ein Überblick über die nicht geschilderten Vorgänge gegeben wird. Nebenbei werden wir daran erinnert, dass die Fimbul-Kruste nach wie vor bearbeitet wird.
Das fünfte Kapitel heißt „Eine überraschende Wendung“ (S.25). Wie Ynirt Anfang des zweiten, so wird hier Toufec von einer Verkünderfigur aufgeweckt, aber einer weißen mit Eigennamen. Sein Blick auf die Uhr verhilft dem Leser zur Datierung. In der Zentrale der TOLBA entwickelt Lukas um Pazuzu zwei weitere starke Bilder, einmal sein eindrucksvolles Erscheinen, und dann sein Datenaustausch, bei dem er sich auf der Konsole abstützt. Die Beschreibung erschöpft sich in Seheindrücken, abgestützt durch einen Rückblick zur Herkunft dieser „atemberaubenden Technik“ (S.26, Z.12) aus der lebenden Stadt Aures, deren Seele dringend der Heilung durch etwas Gesellschaft bedurft hatte. Auch die TOLBA ist lebendig, denn sie „horcht in den Raum hinaus“, während „Delorian im Orakel-Modus war“ (S.26, Z.60), sich also verdinglicht.
In der zweiten Szene legt das Schiff dann seine Ergebnisse vor, die ebenso nachvollziehbar sind wie die Weisheiten früherer Positroniken, nämlich gar nicht, wobei hier begründet wird, dass Schiff und Dschinn Muster sind, die andere Muster erkennen.
Die dritte Szene scheint keinen Zeitsprung abzufangen, Toufec und Delorian diskutieren über die Möglichkeit, nach Pareezad zu kommen, indem ein Täuschungsmanöver gegen Drug geflogen wird.
In der vierten Szene wechseln sie deswegen auf die SENCO AHRAT über. Im Rahmen der Besprechung erfahren Protagonisten und Leser, dass es auf diesem Planeten eine Körperplantage gibt, was eine Verbindung zu Ynirts Schicksal eröffnet.
Auch zwischen vierter und fünfter Szene gibt es keinen Zeitsprung, sondern jenes Aus- und Wiedereinblenden, dass wir auch im Film zur Betonung wichtiger Aussagen kennen – es verschafft eine Atempause, in der die Information einsickern kann, und die Kameraeinstellung kann wechseln. Der Fokus dieser Szene liegt auf der emotionalen Abscheu der Terraner, erst höflich maskiert bei Admiral Jalhay, dann in ein Handlungsmoment verwandelt in Delorians Frage an Toufec, ob er bereit ist, dort zu landen und den Dekan Paichander zu töten.
Das sechste Kapitel heißt „Die Kampfdämonin“ (S.29) und verwendet durchgehend Major Lilith Karsmaq als Reflektorfigur, über deren Wahrnehmung erzählt wird – sofern die Abschnitte nicht der Datenübermittlung dienen. Der Rückgriff auf die keltische Sagenwelt vermittelt anschaulich, wie eine Waffe wirklich funktioniert – im eigentlichen Roman stehen vor allem die Gefühle der Hauptperson dieses Abschnitts, da Lilith diese Strategie im Rahmen eines Theoriewettbewerbs entwickelt und diesen gewonnen hat. Das erstaunt, da wir im weiteren Verlauf ganz spät erfahren, dass nur jemand mit derart speziellen Fähigkeiten wie den ihren dieses Manöver ausführen kann. Wieder finden wir einen gleitenden Übergang von beiläufigem Spiel zu Ernst, und erst bei der Beobachtung des Verlaufs erhalten wir Informationen, die zu einer Voreinschätzung nötig gewesen wäre. So gibt es für den Leser eine vorbildlich übersichtliche Darstellung des Manövers in seinen einzelnen Phasen, Sympathie kann sich aber nicht aufbauen, da hierzu keine Zeit bleibt, und das sensationelle Bild der sich quasi multiplizierenden Schiffe wird nicht wirklich spannend, da man sich nicht emotional beteiligen kann. Wieso die an sich ja recht interessante Information über Skupa mitten in einen Actionhöhepunkt eingebracht wird, was ein Strukturprinzip dieses Romans zu sein scheint, bleibt offen.
Im siebten Kapitel, „Meteoritenschauer“ (S.35), geht die Handlung des Vorkapitels nahtlos weiter, allerdings sind die 35 Jagdkreuzer auf 21 reduziert. Admiral Jalhay ist die Reflektorfigur des ersten Abschnitts. Er berät Lilith, beobachtet ihr Manöver und kommentiert es. Es gibt haufenweise Weltraumschrott. Im zweiten Abschnitt geht es dann richtig um Meteoriten, denn Toufec und seine Mitstreiter wollen in dieser Tarnung auf Pareezad landen. Nostalgisch berührt, dass Toufec „Scherze unter Kameraden“ als gut für die Moral empfindet, auch „wenn er selbst das Ziel des Spottes abgab“ (S.36, unten) – wie oft kommt dieses Manöver als „Psychotrick“ im ersten Drittel der Serie vor.
Der dritte Abschnitt beschreibt den Planeten und zugleich Masuka, die bislang noch nicht eingeführt worden war. Ihr Hut aus Gras und Blätter ist piktoresk, jedoch frage ich mich, wie er gleichzeitig der Sitz ihres Nanogentenschwarm sein und der Erneuerung bedürfen kann.
Im dritten Abschnitt lacht man dann wieder herzlich über Lokalkolorit – der Glaswegian mit acht Geschwistern im Bett – ehe die Beziehung zu den Nanobegleitern thematisiert wird, als die schwarzen Pyramiden mit den 200 m hohen Spiralen an ihren Spitzen ins Bild kommen. Da es sonst keine großen Gebäude gibt, hält die Gruppe diese für die Schlachthäuser zum Körperabbau und landet gleich daneben.
Das siebte Kapitel, „Die Langzähnigen“ (S.38), blendet wieder um zu Ynirt, der sein Heim verlässt, um sich zu ebendiesen Pyramiden zu begeben, denn sonst „risse das Filament der Welt entzwei“. Dieser vage verständliche Einblick in die Gedankenwelt der Gyvies ist durch die Erzählperspektive motiviert – nichtsdestotrotz hat mich die Substitution unseres „Fundaments“ durch „Filament“ dazu veranlasst, endlich bei Wikipedia nachzuschlagen, was das sein soll, und fand dort unter anderem: „Auch unsere Milchstraße, die etwa 2,5 Millionen Lichtjahre entfernte Andromedagalaxie, die anderen Mitglieder der Lokalen Gruppe und nahegelegene Galaxiengruppen, bilden mit dem Zentrum des Virgo-Galaxienhaufens in 65 Millionen Lichtjahren und dem Zentrum des Coma-Haufens (Abell 1656) und des Leo-Galaxienhaufens (Abell 1367) in etwa 300–450 Millionen Lichtjahren Distanz ein riesiges Filament.“ Es läge nun durchaus im Stil des Romans, zwischen dem Fachbegriff, dem Namen des Autors, meinem Sternzeichen und der Spannungskurve des Romans unliebsame Fäden zu ziehen…aber man soll so was ja nicht überinterpretieren oder zu Fiesitäten verwenden.
Die zweite Szene zeigt den Abschied der Freunde, eines „eingespielten Trios“, und in der dritten ist es schon Abend, Ynirt sucht einen Schlafplatz und trifft auf Fressfeinde, die Vashulen. Direkt anknüpfend schildert der vierte Abschnitt sein Schreckmoment angesichts dieser dreiäugigen Langzähnigen, und im fünften erfahren wir all die Gedanken, die ihm in diesem langen Moment durch den Kopf gehen, und erleben ihre gemeinsame Andacht beim Auftauchen des Antuu. In der letzten Szene dieses siebten Kapitels ist personell die gleiche Besetzung wie am Anfang erreicht: Ynirt und vier andere. Durch den Informationsvorsprung des Lesers entsteht Ironie, als Ynirt sich als aufgeklärt und gebildet mit seiner abergläubischen Tante vergleicht, weil er weiß, dass die Himmelshaut sich ohne tiefere Bedeutung schuppt. Die von ihm beobachtete Himmelsschuppe macht ihn neugierig, und sein Wusch hinzulaufen leitet über zum achten Kapitel mit der Überschrift „Wandertag“ (S.42).
Nun wird in diesem Kapitel zwar viel gewandert, zuerst steht aber die Personendarstellung im Vordergrund: Zuerst die äußere Erscheinung der Sternwürdigen mit ihren jeweiligen Attributen, die ihre Nanogentenschwärme beinhalten. Der verwachsene Barizzah Doh erinnert wieder an die alten Romane, in denen regelmäßig Individualisten vorkommen, die ihre körperlichen Mängel eben nicht operieren lassen.
Das eigentliche Wandern ist auf vier Stunden angesetzt, und statt der Sternwürdigen bei ihrem Mahl im Raumschiff schmatzt jetzt der Boden. Erneut wird Toufec zum Sprachrohr dessen, was den Leser stören könnte, als er ermahnt: „Ruhe jetzt! Vergesst die Vergangenheit, konzentriert euch aufs Nahe liegende!“ (S.44, Z.50-52). Da die Sternwürdigen in fünf Sechsergruppen unterwegs sind und sich die vogelhäuschenähnlichen Behausungen, auf die sie treffen, je 50 bis 60 Meter voneinander entfernt sind, findet sich auch hier ein kleiner, roter Nebenfaden aus Vier, Fünf und Sechs – ein Zahlenfilament sozusagen. Die Drei kommt in der nächsten Szene wieder, die von Claras Schmollmund dominiert wird. Im vierten Abschnitt scheint sich mit dem Überfall der sieben, acht Gestalten die Zahl zu vermehren, bis sie sich als sechsgliedrige Wesen entpuppen – vom Gebiss her scheint es sich um Vashulen zu handeln. In einem spektakulär anzusehenden Kampf gewinnt die Wandergruppe. Unter den Gefangenen befindet sich die Schwester des Vashulenkönigs, die sich ihnen peinlich deutlich an den Hals wirft: „Wenn ihr mich schänden wollt, nur zu“ – jedoch sind alle zufrieden damit, nicht mehr miteinander zu tun zu haben, und ziehen weiter.
Das neunte Kapitel heißt „Vergebliches Aufbegehren“ (S.9), das Ynirts Pendeln zwischen Neugierde und dem rechten Pfad des Antuu zeigt. Im dritten Abschnitt umgeht er die Siedlung der Zwiedenker bei einem ihrer rauschenden Irrationalen Feste. Dieses Volk wird also auch auf Pareezad angebaut. Dann findet Ynirt den Landeort des falschen Meteors– warum ein sich sofort auflösender Nanogentenschwarm einen tiefen Abdruck hinterlässt, wird nicht erklärt - und Stiefelabdrücke, verdrängt seine Neugierde und damit den Antuu aus seinem Bewusstsein, denkt an zuhause und folgt auf acht Beinen der Wandergruppe.
Das zehnte Kapitel heißt „Kontakt“ (S.49), was ankündigt, dass sich jetzt alle treffen. Die Wanderer legen eine Rast ein, entschlüsseln die Funktion der Spiralen auf den Pyramiden, die, wie früher die Antis, eine Planetenbevölkerung durch das Hervorrufen religiöser Gefühle kontrollieren, und treffen Ynirt. Dank Nanogententranslator können sie sich schnell ihre Geschichten erzählen und gehen zusammen weiter. Im vierten Abschnitt überdenkt Toufec die Geschichte Ynirts und ist empört, weil diese Wesen offensichtlich auf verbrecherische Weise ausgenutzt werden. Doch plötzlich erstarren alle, weil niemand außer Toufec gegen die Strahlung der Spiralen immun ist. Toufec diskutiert die Lage mit Pazuzu und ordnet an, dass dieser seinen Schutz lockert, so dass er Einblick in die Vorgänge gewinnt. Daraufhin ist er unvermittelt völlig vom Antuu überzeugt und öffnet sich ihm voll und ganz.
Dies führt zum elften Kapitel, „Das Scheitern“ (S.53), in dem das Antuu Konsequenzen aus der erkannten Bedrohung zieht und die Wanderer durch Traumbilder in alptraumhafte Visionen führt, in der sie ihre schrecklichsten Momente erleben. Toufec dank seines Schutzes nur geistig, die anderen jedoch auch körperlich: die beiden amerikanischen Kontrahenten tun, was sie jahrhundertelang nur diskutiert haben und erschießen einander, während der Trommelspieler sich selbst den Arm abhackt, die Wüstenbewohnerin in Salzwasser zu ertrinken droht und die als Hexe verurteilte Clara in Flammen aufgeht. Im letzten Moment wird Pazuzu fertig und Toufec kann die Verletzten aus ihren Privathöllen retten und an Bord der TOLBA schicken. Er bleibt zurück, um die Toten zu begraben und das Gespräch mit Ynirt fortzusetzen.
Im letzten Kapitel, „Unter Gaunern“ (S.57), setzt Ynirt seinen Weg fort und sieht Toufecs Aufklärungsfalken – auch aus Nano, in Atlans Zeitabenteuern waren es Roboter. Der Falke kehrt zurück, informiert Toufec und informiert ihn über die Chancen, Ynirt dank Nano aus seiner Abhängigkeit zu befreien. In der dritten Szene, geschildert aus Ynirt’s Perspektive, findet jenes Aufklärungsgespräch statt, dass neben dem geistigen Ausprobieren wissenschaftlicher Erkenntnisse das zweite große Versprechen der Gattung Science Fiction ist: Alle Konflikte sind lösbar, man muss sich nur mal vernünftig darüber unterhalten. Natürlich hilft Nano auch hier, aber die Gegenseite verwendet ja auch technische Hilfsmittel. Der ehemalige Karawanenräuber und der Trickbetrüger finden schnell gemeinsames Terrain: Betrüger darf man betrügen. So willigt Ynirt ein, sich mit Nanogenten behandeln zu lassen, und ist nun wild entschlossen, mit seinem neuen Kollegen zusammen die Maschinerie der Ausbeutung zu zerstören. Im sechsten Abschnitt legt Toufec im Licht der roten Morgensonne eine von Pazuzu generierte Spinnenverkleidung an, und die beiden staksen los. Ein letztes Mal erinnern wir uns an das chinesische Sprichwort, als sie durch ein Bambusfeld kommen, und erinnern uns an die TOLBA, als an der Spitze der Bambusstämme Goldfischgläser mit aalartigen, azurblauen Coucossen stecken.
Der Epilog „Letzte Meldung – 19. Dezember 1469 NGZ“ (S.62) bringt den Leser in die Normalität zurück, da Bully sich ausgiebig auf ein „Full British Breakfast“ freut, während der Kommandeur am dritten Schauplatz, der Ephemeren Pforte, vom Anflug von 20.00 Sternengaleonen berichtet.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass der Roman viele farbenprächtige Bilder enthält und Zahlenfilamente, dass Stimmung durch Lokalkolorit ethnischer und historischer Elemente aufgebaut wird und dass der gezielte Einsatz von Farben und Formen wie dem Goldfischglas durch die Handlung führen. Wenn man sich die Mühe macht, den Sinngehalt der Kapitelüberschriften im Inhalt der Kapitel zu durchdenken, werden die einzelnen Szenen zusätzlich gebündelt. Der Roman enthält viele Witze, die auf sich plötzlich auftuenden Diskrepanzen fußen. Dem entspricht Lukas’ Technik, Worte oder Sätze in einem Gespräch oder beim Übergang zwischen zwei Abschnitte zu wiederholen, um sie im weiteren Verlauf in einen abweichenden Kontext zu setzen – die klassische Struktur des Witzes. Der Zugriff auf das Unterbewusstsein der Sternwürdigen lässt mich da sofort an Freuds Standardwerk „Der Witz und seine Beziehung zum Unbewussten“ denken.
Von diesen dünnen Fäden abgesehen erfolgt die Textbindung eher assotiativ. Die Handlungen sind zwar räumlich eingeordnet und chronologisch zueinander in Verbindung gesetzt, die schwache Charakterisierung der Protagonisten, die sich ständig mit Privatem oder Nebensächlichen beschäftigen statt mit der Haupthandlung schwächt meines Erachtens aber die Identifikation mit dem Roman zu sehr, so dass man verblüfft oder mal fasziniert ist, aber nicht wirklich zu träumen beginnt, was angesichts der bunten, eigentlich sehr interessanten Charaktere bedauerlich ist. Wärme, Humor, Identifikation kommen zu kurz.
Mehrfach auf die mangelhaft flache Technikdarstellung hingewiesen, die mich hier wirklich nervt - Nano ohne jede primitivste Erklärung, und es gibt in dem Bereich schon einiges an Erklärung, das sogar ich verstehe. Das ist ebenso schlimm wie das Hyper, das ich ewig kritisiert habe. Jetzt ist das Hyper weg und alles heißt Nano. Wenn Vandemaan so schreibt, meinetwegen, er hat eine eigentümlich schwebende Gestaltungsweise, in die er tief- oder weitreichende Erwägungen einbeziehen kann, und Thurners Bilder sind voll Phantasie und so lebendig, dass das für mich wirklich „Kopfkino“ darstellt, aber bei Lukas kommen halt schon die immer gleichen oberflächlichen Verfremdungseffekte hinzu. Ich kann ihn nur lesen, wenn ich mich bewusst auf seine Art einlasse. Manche seiner Romane gefallen mir schon, so bis zur Mitte. Mehr als einmal lese ich nur einzelne Szenen daraus. Er ist witzig, aber vielleicht verstehe ich ihn zu schnell, das langweilt.
Und emotional kann ich mich bei ihm halt gar nicht einklinken, dafür sind die Emotionen zu flach, zu verkopft. Darüber hinaus stört es mich erheblich, dass bei sich entwickelnder Spannung oder Dramatik sofort etwas Privates, Ausgedachtes oder Rückblickendes eingeschoben wird – sogar mich, die ich erst den Anfang lese, dann das Ende, dann von hinten her durchblättere und dann erst lese. In die Szenen möchte ich mich einleben können!
cold25
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Re: Charakteristik der Autoren

Beitrag von cold25 »

Vincent Garron hat geschrieben:Danke :)
Wann geht es weiter??? :)
just READING:

981 Kurt Mahr - Helfer der Kosmokraten
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Alexandra
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Re: Charakteristik der Autoren

Beitrag von Alexandra »

cold25 hat geschrieben:Interessant! Kannst du genauer erklären in welche Richtung sich die Serie dann entwickelte?

Da ich eher die klassischen Autoren kenne, stellt sich mir die Frage wer HoHo war/ist



Zum ersteren sage ich in diesem Thread nix. Das kann man anderswo diskutieren und das habe ich auch. Horst Hoffmann war ein Autor der mittleren Generation der nach Willis Tod die LKS übernommen hat und auch die Bearbeitung der Silberbände, wenn ich mich richtig erinnere. Er war dort eigentlich immer lustig drauf, wenns auch nicht mein Humor war. Was zwischendrin alles passiert weiß ich nicht, zum Schluss hat er sich jedenfalls mit einigen (allen?) Machern überworfen. Seinen Abgang kann man im alten Forum nachlesen, mir klingt sein "Das ist nicht mehr mein Perry!" noch in den Ohren.

Ob's bei ihm nur am Zustand der Serie lag (seine Verbitterung), weiß ich nicht und glaub ich nicht. Will ich auch nicht wissen. Schockierend wars halt trotzdem. Und die Substanz seiner Kritik auch. Wenn er über Viererblöcke, Hohe Mächte, oder kaputte Raumschiffe mit Staatsballett und Weltraumfahrstühle über Terrania geschimpft hätte, hätte ich bloß mit den Schultern gezuckt
.

Keine Ahnung, ob ich hier gegen den guten Ton im Forentrennen verstoße (bin Greenhorn :wub: ), aber ich hab' den Dialog zwischen dir und Pangalaktiker einfach mal hier rüberkopiert, ist nämlich ein wichtiges Verbindungsglied.
Wie steht es, kann da jemand mehr dazu schreiben?
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Re: Charakteristik der Autoren

Beitrag von cold25 »

Alexandra hat geschrieben:
cold25 hat geschrieben:Interessant! Kannst du genauer erklären in welche Richtung sich die Serie dann entwickelte?

Da ich eher die klassischen Autoren kenne, stellt sich mir die Frage wer HoHo war/ist



Zum ersteren sage ich in diesem Thread nix. Das kann man anderswo diskutieren und das habe ich auch. Horst Hoffmann war ein Autor der mittleren Generation der nach Willis Tod die LKS übernommen hat und auch die Bearbeitung der Silberbände, wenn ich mich richtig erinnere. Er war dort eigentlich immer lustig drauf, wenns auch nicht mein Humor war. Was zwischendrin alles passiert weiß ich nicht, zum Schluss hat er sich jedenfalls mit einigen (allen?) Machern überworfen. Seinen Abgang kann man im alten Forum nachlesen, mir klingt sein "Das ist nicht mehr mein Perry!" noch in den Ohren.

Ob's bei ihm nur am Zustand der Serie lag (seine Verbitterung), weiß ich nicht und glaub ich nicht. Will ich auch nicht wissen. Schockierend wars halt trotzdem. Und die Substanz seiner Kritik auch. Wenn er über Viererblöcke, Hohe Mächte, oder kaputte Raumschiffe mit Staatsballett und Weltraumfahrstühle über Terrania geschimpft hätte, hätte ich bloß mit den Schultern gezuckt
.

Keine Ahnung, ob ich hier gegen den guten Ton im Forentrennen verstoße (bin Greenhorn :wub: ), aber ich hab' den Dialog zwischen dir und Pangalaktiker einfach mal hier rüberkopiert, ist nämlich ein wichtiges Verbindungsglied.
Wie steht es, kann da jemand mehr dazu schreiben?
Danke Dir!!!!
Das interessiert mich wirklich! Hat jemand dazu ne Meinung?
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Vincent Garron
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Re: Charakteristik der Autoren

Beitrag von Vincent Garron »

cold25 hat geschrieben:
Vincent Garron hat geschrieben:Danke :)
Wann geht es weiter??? :)
Hallo cold :)

Bin leider diese Woche nicht dazu gekommen weiterzumachen, aber heute abend werd ich mir mal wieder einen Autor vorknöpfen. Also bitte ich noch um ein Gran Geduld ^^
Es gibt zwei Dinge die unendlich sind: Das Universum und die menschliche Dummheit. Beim Universum bin ich mir aber nicht ganz sicher.
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Re: Charakteristik der Autoren

Beitrag von cold25 »

Klingt gut, bin auch schon gespannt auf Deine Einschätzung vom Willi :)
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Nisel
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Re: Charakteristik der Autoren

Beitrag von Nisel »

cold25 hat geschrieben:Hi Leute!

Jeder PR Autor hat seinen eigenen Schreibstil, seine Stärken und Schwächen, seine Faibles und Eigenheiten.
Mich interessiert wie Ihr die Arbeit der PR Autoren gesehen habt und seht.

So in der Art:

Autor x war prädestiniert für diese oder jene Art von Geschichten
oder Autor Y hat die besten Charaktäre erschaffen.
die besten Kampfszenen kamen von Autor Z
die grandiosesten Ideen kamen von Autor V usw...

Vor allem interssieren mich dabei die klassischen Autoren der ersten 1000 Hefte...natürlich aber auch alle anderen Autoren!!

Ich hoffe Ihr könnt mit dem Thema was anfangen. Wäre schön wenn Ihr wieder ne Menge Antworten parat habt.
Echt jetzt, da gibts Unterschiede? Sind mir noch nie aufgefallen...

Aber im Ernst, ich würd keinen Autoren am Roman erkennen, und selbst wenn ich nachgucke, wer den geschrieben hat, könnt ich damit keinerlei Erwartungshaltung verbinden. Es interessiert mich auch schlicht und einfach nicht, ich möchte unterhalten werden, und mich nicht schon im Vorfeld negativ beeinflussen lassen nach dem Motto "Der Roman xyz wurde vom Autoren sowieso geschrieben, ach Gott, das kann ja nix sein dann..."
Würde mir echt den Spaß an der Serie verderben.

Damit stehe ich nicht allein, ich hab den Thread auch nicht verfolgt bisher, muss ich sagen, daher auch das Zitat vom Anfangspost.
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Re: Charakteristik der Autoren

Beitrag von cold25 »

Nisel hat geschrieben:Echt jetzt, da gibts Unterschiede? Sind mir noch nie aufgefallen...

Aber im Ernst, ich würd keinen Autoren am Roman erkennen, und selbst wenn ich nachgucke, wer den geschrieben hat, könnt ich damit keinerlei Erwartungshaltung verbinden. Es interessiert mich auch schlicht und einfach nicht, ich möchte unterhalten werden, und mich nicht schon im Vorfeld negativ beeinflussen lassen nach dem Motto "Der Roman xyz wurde vom Autoren sowieso geschrieben, ach Gott, das kann ja nix sein dann..."
Würde mir echt den Spaß an der Serie verderben.

Damit stehe ich nicht allein, ich hab den Thread auch nicht verfolgt bisher, muss ich sagen, daher auch das Zitat vom Anfangspost.
Teils hab ich die gleiche Meinung, teils eine Andere.
Man erkennt die Handschrift bestimmter Autoren. Zbsp. sind Voltz Romane so weit ich das beurteilen kann ab dem Konzils Zyklus den ich kenne schon immer etwas besonderes. Seine Charaktere, die Interaktion zwischen den Personen, auch seine Ideen heben sich einfach ab.
Andererseits erkennt man wie du schon sagst die Autoren in den Romanen nicht so einfach wieder.
DAS war ja der Grund warum ich den Thread hier gestartet habe. Du sagst es interssiert dich nicht :) mich aber umso mehr und durch die Meinungen der Anderen erkennt man vielleicht die eine oder andere charakteristische Handschrift des betreffenden Autoren im nächsten Roman wieder.

Zum Teil fand ich auch bestimmte Romane des einen Autoren nicht besonders gut und andere begeisterten mich dann aber umso mehr

Beispiel:

661 Der Sonnenzünder von Hans Kneifel fand ich persönlich ziemlich langweilig
676 Im Mahlstrom der Sterne hat mich dagegen sehr begeistert

oder

672 Countdown für Terra von Ernst Vlcek war ein richtig toller Roman, drei verschiedene Handlungsebenen, tolle Charaktere
679 Im Bannkreis der Pyramide Bei diesem Roman fühlte ich mich wieder in die 60er versetzt als es öfters darum ging noch einen Roboter und noch einen mehr zu überwältigen
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Re: Charakteristik der Autoren

Beitrag von Nisel »

Ohne Dir das jetzt unterstellen zu wollen, cold, Du bist ja noch nicht so lange hier... es ist für mich auffällig, wie manche Romane von manchen Lesern schon deshalb abgelehnt werden, weil sie von bestimmten Autoren geschrieben wurden. Mir persönlich wäre das einfach zu anstrengend, und würde mir auch den Spaß an der Serie verderben, wenn ich mir vor dem Lesen schon eine Meinung bilden müsste, nur weil ich weiß, wer den Roman geschrieben hat. Das wär mir zu arm... aber wie Du sagst, es ist eine persönliche Meinung, nämlich meine, und ich erhebe keinen Anspruch darauf, daß diese von der Mehrheit geteilt werden muss, was hier und auf anderen Plattformen leider oft genug passiert.
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Re: Charakteristik der Autoren

Beitrag von Alexandra »

Nisel hat geschrieben:... es ist für mich auffällig, wie manche Romane von manchen Lesern schon deshalb abgelehnt werden, weil sie von bestimmten Autoren geschrieben wurden. Mir persönlich wäre das einfach zu anstrengend, und würde mir auch den Spaß an der Serie verderben, wenn ich mir vor dem Lesen schon eine Meinung bilden müsste, nur weil ich weiß, wer den Roman geschrieben hat. Das wär mir zu arm...
Die von dir beschriebende Vorverurteilung ist natürlich arm(selig) und bestraft sich selbst.
Ins Positive gewendet kannst du die Auseinandersetzung mit dem Individualstil verwenden, um schneller in das jeweilige Strickmuster reinzukommen und so besser aufnehmen zu können, welche Ideen die Autoren jeweils einbringen.
Außerdem ergibt sich eine Art Nebenhandlung: Statt nur auf die durch Handlung, Protagonisten, etc erzeugte Spannung aufzunehmen, kannst du im Vorfeld schon Ideen aufbauen, wie der jeweilige Autor wohl weiterschreibt, wie er bestimmte Figuren weiterführt, die überwiegend in seinen Romanen aufgebaut wurden, und das ist auch total spannend.
Nimm dir zum Beispiel mal die Ellmer-Romane des aktuellen Zyklus vor und verfolge gezielt seinen Ausbau von Nemo Partijan, das ergibt eine kleine Geschichte innerhalb der Geschichte.
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Nisel
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Re: Charakteristik der Autoren

Beitrag von Nisel »

Alexandra hat geschrieben:
Nisel hat geschrieben:... es ist für mich auffällig, wie manche Romane von manchen Lesern schon deshalb abgelehnt werden, weil sie von bestimmten Autoren geschrieben wurden. Mir persönlich wäre das einfach zu anstrengend, und würde mir auch den Spaß an der Serie verderben, wenn ich mir vor dem Lesen schon eine Meinung bilden müsste, nur weil ich weiß, wer den Roman geschrieben hat. Das wär mir zu arm...
Die von dir beschriebende Vorverurteilung ist natürlich arm(selig) und bestraft sich selbst.
Ins Positive gewendet kannst du die Auseinandersetzung mit dem Individualstil verwenden, um schneller in das jeweilige Strickmuster reinzukommen und so besser aufnehmen zu können, welche Ideen die Autoren jeweils einbringen.
Außerdem ergibt sich eine Art Nebenhandlung: Statt nur auf die durch Handlung, Protagonisten, etc erzeugte Spannung aufzunehmen, kannst du im Vorfeld schon Ideen aufbauen, wie der jeweilige Autor wohl weiterschreibt, wie er bestimmte Figuren weiterführt, die überwiegend in seinen Romanen aufgebaut wurden, und das ist auch total spannend.
Nimm dir zum Beispiel mal die Ellmer-Romane des aktuellen Zyklus vor und verfolge gezielt seinen Ausbau von Nemo Partijan, das ergibt eine kleine Geschichte innerhalb der Geschichte.
Ich les die EA doch noch lange nicht, ich hoffe in 20-30 Jahren aufgeholt zu haben... aber der Tipp ist gut, das kann man ja bei den alten Romanen auch machen.
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Re: Charakteristik der Autoren

Beitrag von cold25 »

Nisel hat geschrieben:Ohne Dir das jetzt unterstellen zu wollen, cold, Du bist ja noch nicht so lange hier... es ist für mich auffällig, wie manche Romane von manchen Lesern schon deshalb abgelehnt werden, weil sie von bestimmten Autoren geschrieben wurden...
Das ist auch nicht so. Wie weiter oben beschrieben habe ich ja auch die Erfahrung gemacht das es für mich selber gesehen gute und weniger gute Romane von ein und demselben Autor gegeben hat.
Für mich stellt jeder Roman für sich gesehen ein eigenes kleines Mosaiksteinchen im PR Kosmos dar und wie schon mal erwähnt bin ich manchmal enttäuscht das bestimmt Romane in der SiBa Serie weggelassen wurden.
Interessant an dem Thema ist für mich ja auch die Entwicklung eines Autors zu sehen.
Zbsp hat Vincent Garron in seinem Beitrag zu Kurt Mahr dessen schreibtechnische Entwicklung innerhalb der Serie beschrieben. Es ist interessant solch eine Sache die einem selber vielleicht nicht mal aufgefallen wäre zu verfolgen und nachzuvollziehen.
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Vincent Garron
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Re: Charakteristik der Autoren

Beitrag von Vincent Garron »

Erstmal Entschuldigung, dass ich meine vollmundige Ankündigung vom Freitag abend nicht halten konnte. Derzeit läufts zeitlich nicht sooo rund wie man sich das wünscht. Hab noch nicht mal Band 2689 gelesen -.-

So.. weiter gehts mit H.G. Ewers, dem - ich nenn ihn mal so - stillen Fleißigen. Er hat nach Kurt Mahr die meisten Romane (250) geschrieben.
H.G. Ewers ist für mich immer einer der Autoren gewesen, der weniger durch seinen Schreibstil oder ein besonderes Heft aufgefallen wäre. Seine Romane waren gleichbleibend gut, es gab kaum "Ausreißer" nach oben oder nach unten, was die Lesequalität betrifft.
Seinen Namen machte er sich eher durch seine Eigenkreationen. Er ist wohl der Perry Rhodan-Autor, der die meisten Nebenfiguren in die Serie eingebaut hat, diese aber teilweise so schillernd und farbenfroh beschrieben, dass sie für eine - mal kürzere, mal längere - Zeit nicht aus der Serie wegzudenken waren. Spontan fallen mir da Tengri Lethos ein, die Lokoshan-Familie, aber auch Dalaimoc Rorvic und Tatcher a Hainu (allerdings muss man bei letzteren sagen: Ihren "Erstauftritt" hatten sie bei WiVo, H.G. Ewers hat sie sich dann gewissermaßen "unter den Nagel gerissen" und aus den beiden das gemacht, wofür wir sie heute lieben).

Ich muss zugeben, dass es mir grade schwerfällt über den Menschen H.G. Ewers etwas zu schreiben. Nicht umsonst nannte ich ihn weiter oben den stillen Fleißigen. Daher will ich jetzt hier gar keine Zeilen schinden und etwas nichtssagendes schreiben, nur um eine bestimmte Menge an Zeichen zu produzieren.
Mein Fazit zu H.G. Ewers: Ohne ihn wäre die Perry Rhodan - Serie um etliche außergewöhnliche Charaktere ärmer !

Und an dieser Stelle wünsche ich ihm noch ein langes Leben :) :st:
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Re: Charakteristik der Autoren

Beitrag von cold25 »

toller Beitrag wieder :st:
Nun bin ich auf jeden Fall auch auf Francis und Vlcek gespannt :)
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Re: Charakteristik der Autoren

Beitrag von Schnurzel »

Meine Meinung zu HGE ist eine andere:
Vor Band 800 fand ich ihn ziemlich gut und habe ihn sehr gerne gelesen, auch seine Romane bei Terra Astra.

Seine Qualitäten zwischen Band 800 und 1200 kann ich nicht beurteilen, weil ich diese Romane nicht kenne. Aber irgendwas muss in dieser Zeot "passiert" sein.

Denn nach Band 1200 haben die Ausreißer nach untern ziemlich zugenommen. Sein "Zwang", gewisse Figuren (ich denke da an Giffi Marauder) auf Teufel komm raus in fast jedem Roman unterzubringen, hat nur noch genervt. Tiefpunkte waren der Doppelband 1310/1311 (komischerweise ohne Giffi) und seine Romane um Stalion Dove und den Raumriesen. Da war Band 2689 letzte Woche im Vergleich eine Wohltat (obwohl von mir mit 5 benotet). Der letzte Roman, den ich von ihm gelesen habe, die 1561 (in der 5. Auflage bin ich beim Lesen etwas im Rückstand), war allerdings gut, weil schön kompakt.

Das mit dem langen Leben, da schließe ich mich allerdings vorbehaltlos an. Leider erreicht längst nicht jeder PR-Autor dieses Alter.
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Vincent Garron
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Re: Charakteristik der Autoren

Beitrag von Vincent Garron »

Weiter gehts mit H.G. Francis ^^

Abgesehen von seinem Schaffen in der PR-Serie ist H.G. Francis sicher einer der fleißigsten Autoren, die ich kenne. Er hat nicht nur Science-Fiction geschrieben (nicht nur für PR sondern beispielsweise auch Commander Perkins (wo ich ihm unter seinem Pseudonym H.G. Francisco bereits Jahre vor meinem Einstieg bei PR begegnete)), sondern auch Tierbücher, Sachbücher (z.B. ein Buch wie man sein Mofa selber reparieren kann) und Hörbücher für die er etliche goldene und Platin-Schallplatten einheimste.
Mag es an diesem immensen Fleiß liegen, dass er bei PR mal ein Glanzlicht setzte, sein nächster Band aber dann jeglichen Flair vermissen ließ und unheimlich schwer zu lesen war ? Ich weiß es nicht. In Erinnerung von ihm habe ich einen Doppelband aus dem Thoregon-Zyklus in dem Shabazzas Flucht beschrieben wurde. Die hab ich beide in einem Rutsch gelesen.
Seinen Schreibstil zu beschreiben fällt mir sehr schwer, da er - wie gesagt - qualitativ sehr "unterschiedlich" schrieb. Einen Darlton, Scheer, Kneifel oder Ziegler könnte ich aus 100 Romanen herauslesen, bei Francis ist das meiner Meinung nach unmöglich.
Trotz aller Kritik: H.G. Francis hat durch seinen immensen Fleiß sicher einen guten Teil zum Erfolg der Serie beigetragen. Bis zu seinem Ausscheiden aus dem Autorenteam schrieb er über 200 Romane und ist damit noch heute einer der aktivsten aus dem Autorenteam.
Dem Weltcon 2011 zum 50-jährigen Bestehen der Serie konnte er leider aufgrund seiner Krankheit nicht mehr beiwohnen und starb nur kurz danach. Somit starb er wie schon K.H. Scheer kurz nach einem großen Weltcon. Vielleicht klingt das jetzt etwas blasphemisch, vielleicht auch etwas verrückt, aber man könnte fast den Eindruck haben, als wenn es ES gefallen würde, die Autoren kurz nach solchen großen Ereignissen zu sich nach Wanderer zu holen.......
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Es gibt zwei Dinge die unendlich sind: Das Universum und die menschliche Dummheit. Beim Universum bin ich mir aber nicht ganz sicher.
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Re: Charakteristik der Autoren

Beitrag von overhead »

@ Vincent garron

Und wieder eine gute Beschreibung eines meiner Lieblingsautoren.................... :st:

Gruß overhead
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Re: Charakteristik der Autoren

Beitrag von cold25 »

Vincent Garron hat geschrieben:Weiter gehts mit H.G. Francis ^^
....
Mag es an diesem immensen Fleiß liegen, dass er bei PR mal ein Glanzlicht setzte, sein nächster Band aber dann jeglichen Flair vermissen ließ und unheimlich schwer zu lesen war ? ....
Seinen Schreibstil zu beschreiben fällt mir sehr schwer, da er - wie gesagt - qualitativ sehr "unterschiedlich" schrieb.
:D also das kann ich auch nur bestätigen!

685 H.G. Francis Planet in Angst
680 H.G. Francis Strafplanet der Eroberer

Ich habe eben beide Romane gelesen und musste mich förmlich durch den ersten hindurchkämpfen, vor allem zum Ende hin, da es nur noch eine Aneinanderreihung von unmotivierten Kampfszenen gab, während 680 richtig spannend und faszinierend geschrieben ist und nur so von Intrigen trieft :st: .
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Re: Charakteristik der Autoren

Beitrag von Heiko Langhans »

Subjektive Schnipsel:

H.G. Francis war ein stilistisches Chamäleon. Bei vielen frühen Romanen hatte ich gelegentlich das Gefühl: "Da schreibt der Voltz" oder "Da schreibt der Kneifel" - ganz selten auch "Da schreibt der Scheer" - und dann war es doch 'nur' der Francis B-) . Das hat sich ab 1978/1979, so in den 800ern, einigermaßen gelegt. Gerade in der Zeit schrieb er seine besten Romane. In der PC-Phase der Serie ab 1600 ist er leider in Routíne versackt. Das war für mich auch jene Zeit, als die Autoren stilistisch nivelliert schrieben, quasi austauschbar wurden - eine Phase, die bis etwa Heft 1900 anhielt.

Francis war ein Chronist der Unvernunft. Bei keinem Autor habe ich so viele unvernünftig handelnde Figuren registriert, die sich aus Stolz, Dummheit, Aggression oder Geltungssucht wie die Axt im Wald aufführen. Das brachte zwar Konfliktstoff in seine Romane, verselbständigte sich aber oft zum Selbstzweck (um die Seiten vollzukriegen?). Dabei führte er Männer weit häufiger vor als Frauen, was allerdings auch an der vergleichsweise geringen Zahl weiblicher Handlungsträger liegt. Bis heute weiß ich nicht, ob Galto Quohlfahrt eine Parodie war oder ein verzerrtes Wunschbild.

Wie die meisten wissen, war Franciskowsky ein fleißiger Hörspielschreiber - und tatsächlich hören sich seine Romane oft besser, als sie sich lesen. Um 2000 habe ich ihn einmal aus einem Jack Norton-Roman vorlesen hören, den ich als reizlosen Durchschnitt in Erinnerung gehabt hatte. Francis machte aus dem Text ein Erlebnis. Vielleicht können Thoromir und andere Audio-Fans diesen Eindruck bestätigen

Beste Figuren? Sinclair Marout Kennon/Lebo Axton (sehr gut bei Atlan exclusiv), Ronald Tekener, Boyt Margor, vielleicht auch Quohlfahrt und (gelegentlich) Icho Tolot.
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Werner Fleischer
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Re: Charakteristik der Autoren

Beitrag von Werner Fleischer »

Heiko Langhans hat geschrieben:Subjektive Schnipsel:...Beste Figuren? Sinclair Marout Kennon/Lebo Axton (sehr gut bei Atlan exclusiv)...
Ich sehe das wie Heiko. Mit Lebo Axton wuirde innerhalb der Atlan Exklusive Reihe eine schöne selbständige Handlung von ihm geschrieben die noch heute lesenswert ist. Leider konnte Francis den Erwartungen an diese Figur im Atlantiszyklus nicht mehr gerecht werden. Anstatt spannenden Intrigen mußte sich Kennon mit Grizzard um den Besitz von dessen Körper prügeln. Eine Handlungsebene die nicht nur moralisch sehr fragwürdig den Helden darstellte sondern auch sehr langweilig und vor allen Dingen langatmig erzählt wurde. Marianne Sydow stellte ihn gar für einige Monate ins Koma bevor sie ihn den den letzten Romanen des Atlantiszyklus wieder einsetzte.

Und dort dürfte er sich heute noch befinden.
Spinal Tap und die Rutles sind die "Krone der musikalischen Entwicklung"

http://www.bvl-legasthenie.de/aktuelles

Grüne Bände mit Goldschrift und aufgeklebten Deckelbild - Seit 1892 ein Zeichen für Qualität - ideal geeignet für den Atlantiszyklus
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Re: Charakteristik der Autoren

Beitrag von Alexandra »

Die ewig geretteten Nanokrieger – mikroskopische Grundzüge eines riesengroßen Problems

Ja, es geht um den Doppelroman von Lukas und Vandemaan. Ynirt wandert, Horner wandert, Toufec wandert. Zur Problematik des Vergleichs einige herumwandernde Gedanken – vielleicht liest dies ja jemand, der schon mit so einem Ansatz gearbeitet hat oder mir ein gutes Buch dazu empfehlen kann (mit einem guten Theorieteil, meine ich).

Denn um zwei neuere Autoren der aktuelle PR-EA zu vergleichen, fehlt mir nach wie vor das Instrumentarium. Unterscheiden kann ich sie jederzeit, das ist nicht der Punkt. Es geht um die Methodik der Darstellung.
Einerseits könnten Mechanismen der Parodieanalyse greifen, denn eine hinlänglich bekannte und emotional aufgeladene Vorlage wird aufgegriffen und teilweise verändert. Die Parodie kann man knacken, indem Substitution (Unterschiebung, Austausch), Adjektion (Hinzufügen) oder Detraktion (Weglassen) von Elementen von Roman zu Roman untersucht werden. Das vierte Standbein der Parodie ist die karikierende Veränderung aufgegriffener Elemente, in der Parodie zeigt sie oft das Objekt der Zielsetzung an, hier nicht. Diese Vorgänge gibt es in der Science Fiction, aber sie funktionieren anders.
In der Parodie ist die so erzeugte Diskrepanz zwischen den Strukturschichten der Ansatzpunkt für die angestrebte Zielsetzung, die zum Beispiel komisch oder kritisch sein kann. In der Science Fiction werden sie ausgiebig verwendet, um Protagonisten oder Schauplätze mit der nötigen Balance von Wiedererkennenswert und Verfremdung zu versorgen. Sie sind einerseits Gattungskonstante, können andererseits innerhalb der Gattung Komik erzeugen.
Wenn nicht die Diskrepanz den Motor stellt, sondern das Wiedererkennen, so könnte man eine imitierende Nachahmung, ein Pastiche, vor sich haben. Das trifft aber nur teilweise zu, denn neben ihrem guten, alten Perry giert die Leserschaft nach Neuem, Anderem, auch Aktuellen – denken wir hier an die Aussage, die Serie spiegele 50 Jahre deutscher Gesellschaft. Und dann kommt immer auch die Technik rein. Und die Träume. Und die Tabus. Vergleichbar mit der Regulierung der Pedale beim Autofahren – der richtige Ablösepunkt ist gefragt, an dem die Zahnräder der Erzählung beim Leser greifen. Womit wir schon wieder tief in den Rezeptionsmechanismen wären.
Funktionsweisen der Metasprache könnten was hergeben, aber ihr Einsatz wäre anders zu betrachten als in der sogenannten ernsten Literatur, eventuell müsste man einzelne Autoren betrachten, die welche verwenden.
Beispielsweise das viel diskutierte Kaninchen in der LEUCHTKRAFT, das hinreichend bekannt ist aus „Alice“, das auch in den TBs „Das Rote Universum“ auftauchte, vergleiche den äußerst komplizierten gleichnamigen Thread zur Problematik in Inter- und Intratextualität, was heißt: Wie bringe ich Sinngehalt von außerperryrhodisch kanonisierten Elementen mit Textsignalen der Serie in Einklang.
Serienelemente, die kanonisch genug wären, um als Anspielung Bedeutung hinzuzufügen, fallen mir spontan keine ein, wenn, dann entstammen sie der Frühzeit der Serie.
Und diese Verwurzelung wird im Moment durch NEO – aufgeribbelt? – wieder belebt? Und was muss sterben, um diese Art Leben zu ermöglichen? Und wie geht man mit dem Altersprofil der Leserschaft um? Und…

Unter diesem Umständen sei nachvollziehbar, dass ich mich so viel dem Formalen widme. Die Elemente flutschen in alle Richtungen weg.

Der Roman „Alles gerettet auf ewig“ von Wim Vandemaan ist die zweite Hälfte eines Doppelromans, die erste Hälfte war „Angriff der Nanokrieger“ von Leo Lukas. Personal und Schauplätze sind weitgehend identisch, die Handlung wird unmittelbar fortgesetzt. Die Angleichung formaler Aspekte wie Kapitelüberschriften und stilistische Eigenheiten bieten eine interessante Gelegenheit, die beiden Autoren, die sich offensichtlich gründlich abgesprochen haben, miteinander zu vergleichen. Der Vergleich greift aber nur einzelne Aspekte auf.
Lukas hat ein altes chinesisches Gedicht vorangestellt, dessen Motivik – traumhaftes Leben, Ende, Alter, Vergänglichkeit, hergestellte Natur der Marionette im Vergleich zu echtem Alter – im Laufe des Romans abgearbeitet wird. Die Einzelheiten habe ich in meiner ersten Analyse in der Reihenfolge ihres Vorkommens angesprochen, aber nur ansatzweise gruppiert. Vandemaan übernimmt diese Elemente ins Hauptthema, das in Prolog und Epilog auf den Punkt gebracht wird, und auch stilistisch mit der ihm eigenen traumartig-surrealen Schreibweise. Im Bereich des Asiatischen wechselt er allerdings vom Chinesen zum Sherpa – gattungstypisch ein Robotor - auf dem Schneeberg, auf dem über Grundfragen des Seins nachgedacht wird. Das ist eins jener regelmäßig von Vandemaan eingebrachten oberflächlich eingebundenen asiatisch-spirituellen Elementen.

Beide Romane beginnen mit einem Prolog und enden mit einem Epilog. Bei Lukas spielt er im fiktionalen „Hain derer von Chnast“, das sind durch Namen und Archaismen mittelalterlich ausstaffierte Trickbetrüger – verfremdet als Arachnoide - mit gutem Herzen, was sprachlich mit kolloquialen Elementen einhergeht. Während der Epilog in Reginald Bulls Handlungsebene endet, einer Art Überblendung von Raumschlachthandlung und Gastronomiebesuch – diese Ebenen bleiben aber verbacken.
Der Prolog besteht aus vier Handlungsabschnitten, exotische Personen werden eingeführt, und erst der vierte wird emotional, einhergehend mit dem ersten Bezug zur Haupthandlung vor Ort, die im letzten Kapitel endet statt im Epilog, während der Epilog die übergreifende Handlungsebene anspricht und wegschiebt.
Schon hier nimmt die Darstellung des Privaten ihren dominierenden Platz in der Struktur des Romans ein, der sich auch durch den Hauptteil zieht – in der Planetenhandlung als abwechslungsreicher Einschub exotischer, persönlicher und historischer Elemente, in der Raumhandlung als ständiges Wegblenden des Wesentlichen.
Bei Vandeman knüpfen Prolog und Epilog unmittelbar aneinander an und enthalten Setting und Protagonisten, die im eigentlichen Roman nicht vorkommen, aber das Hauptthema verdeutlichen und dadurch sinnvoll mit der eigentlichen Handlung verknüpft sind.
Beide Romane thematisieren das Vervollständigen einer Familie – Ynirt opfert sich, um seiner Tochter Platz zu machen, und Aimo Horner steigt jeden Tag zum eisigen Grab seiner Frau auf den Berg, und wenn er im Epilog auf Delorians Angebot eingeht, kann er sie sich und seinem Sohn wiedergeben. Bei beiden geht es um die Kooperation mit höheren, stärkeren Mächten. Beidesmal ist unklar, ob sie mehr gibt oder mehr nimmt.
Die Kapitelüberschriften sind oberflächlich ebenfalls schön aufeinander abgestimmt, dann geht es aber auseinander. Die Orts- und Zeitangaben überlappen sich, bei Lukas zeigen sie den Fortlauf der Handlung am 17. und 19. 12., bei Vandemaan geht es weiter am 21.12, allerdings führt der Epilog auf den Anfangszeitpunkt zurück. Die Binnenhandlung wird demzufolge im Rückblick erzählt, weil sie am 19. und 20. stattfindet. Lukas hat 12 Kapitel, die alle in kurze, filmschnittartige Szenen aufsplittern. Die Kapitelüberschrift stellt jeweils den gemeinsamen Nenner für die Einzelszenen.
Vandemaan hingegen hat nur acht Kapitel verschiedener Länge. Der Prolog besteht aus einer einzigen, stark durchgearbeiteten Szene, der Epilog auch, und auch die ersten beiden Kapitel bestehen nur aus je einer Szene, während das überlange dritte Kapitel seine Actionhandlung auf 12 Szenen aufteilt. Die sind aber fast genauso lang wie vorher die Kapitel, und von schneller Schnitttechnik kann man nicht sprechen. Die Handlung hat einfach keine Unterüberschriften, das ist der einzige Unterschied zur Kapiteleinteilung. Erzählt ist sie in übersichtlichen, aufeinander folgenden Abschnitten.
Das vierte Kapitel, „Der Siegelforscher“ (S.28), hat als erstes einen eigenen Namen und stellt einen aus der Reihe fallenden Handlungsabschnitt, den versehentlichen Mord am Siegelforscher, in den Vordergrund, die Überschrift benennt diese wichtigste Figur.
Das fünfte Kapitel, „Stillstand“ (S.31), hat einen Eigennamen und zerfällt trotzdem in Szenen. Anfangs finden wir Lukas’ Strukturprinzip, in dem die Überschrift als Oberbegriff gilt, mit der Sprengung der Anlage wir dieses jedoch durchbrochen – und das nächste Kapitel beginnt.
Kapitel 6, „Wie von einem Draht gezogen“ (S.40), hat einen Vergleich zum Thema. Er funktioniert als Oberbegriff für Toufec, der von einer Begegnung zur anderen gelenkt wird, um diesen Sachverhalt dann zu bekämpfen, indem er sich von Delorian lossagt. Die Szenengrenzen bewirken Raffung der Erzählzeit, somit Dehnung der erzählten Zeit.
Das 7. Kapitel, wieder nur durch Datum und Ort benannt, spielt entweder einen Tag nach dem Epilog oder in einer anderen Zeitzone. Hier ist die Überblendung schneller Szenen motiviert durch die visionhafte Handlung, die Auflösung kausaler Wirklichkeit, die Delorians Angebot beinhaltet.
Die achte Kapitelüberschrift, „Peter Pans Irrtum“ (S.51), beinhaltet Metasprache, indem sie an ein kanonisiertes Werk der Literatur in der Leserwelt anknüpft – sie sich mit der Literatur der fiktionalen Ebene überlappt. Bull informiert seine Zuhörer und manch einen Leser über den Bedeutungsgehalt der Romanfigur.
Auch hier finden inmitten der wichtigen Handlung kleine, private Begegnungen statt: Da ist der Techniker, an dessen Kaffee Bull sich die Zunge verbrennt, was dieser spöttisch mit dem Recht auf Schmerz kommentiert, über den Bull eben sehr ernsthaft geredet hat – diese kleine Nebenhandlung funktioniert wie eine nachgeschobene dumb show, indem sie das ernste Thema noch mal humorvoll aufgreift. Dann wären da noch die Füße, die Bull in der letzten Szene vor dem Epilog in heißem Wasser badet und heraushebt, um zu zeigen, dass er beizeiten fit sein wird, um QIN SHI in den Hintern zu treten.
Diese Episoden sind erstens die humorvolle Art von Komik, weil mit dem Techniker, Kaffee, Wasserbad, festen Schuhen und gewohnt derber Sprache die Persönlichkeit Bulls in den Vordergrund tritt – wir erinnern uns, dass Humor immer auf menschlicher Wärme fußt. Zweitens sind sie nicht als witzige zweite Handlungsschiene der Handlung beigeordnet, sondern tragend direkt zur Hauptaussage des Romans bei.
Statt Witzen schiebt er echtes und fiktionales historisches Material ein, Afriten, Lemurer, und Palimpseste, um die Handlungsebene zu vertiefen. Wenn man die Begriffe nachschlägt, so findet sich eine das Hauptthema variierende, vertiefende Parallelebene. Das ist immer wieder praktisch, um Allgemeinbildung und Erinnerung aufzufrischen und zusätzliche Bilder aus anderen Büchern in den Kopf zu bekommen.
So, Schluss jetzt mit Struktur, ich werde mit ein paar Beobachtungen zu den Farbadjektiven und zur Verwendung von repetitiven Parallelismen enden.
Zu den Farben: Wer auch immer sich beschwert, er könne die aktuellen Autoren nict unterscheiden, findet hier ein ganz einfaches Merkmal. Mit Farben geht jeder anders um, hier aber nur zu Löwe und Elefant – ups, das war Wendelin, wie man das durcheinander bringt. Zeit, zum Ende zu kommen.
Leo Lukas verwendet in den „Nanokriegern“ die Farben graumetallisch, kristallklar, gedecktes Weiß, hellgrün, mild leuchtend, transparent, rubinrot, durchscheinend, rotgolden und golden. Er ergänzt sie durch in den Vordergrund gerückte Formen wie Goldfischglas, Spindel, Fäden und Schlangen.
Bei Wim Vandemaan finden wir gedeckte Farben wie fahlgrün, Grünschiefer, düsterrot, magmaartig, purpurrot, paillettengleich glänzend, golden, Messing, Purpur und Scharlach, im Kontrast der weiße Schnee und das daumennagelgroße Schwarz des Stand-by im Prolog. Fahles und Durchsichtiges ziert sich durch die Geschichte. Seine Farbgebung ist düsterer, feierlicher und wesentlich weniger verspielt. Aber das Meer in Bulls Vision zeigt vielfältige, mit dem ockerfarbenen Strand kontrastierende Blautöne, bezeichnet mit Vergleichen, gewagten Metaphern und Komposita wie „blaubeerblau“ und „nachtblau“ (vgl. S.49 – es lohnt sich).
Vandemaan kann man stilistisch auch leicht an der überaus hohen Zahl von Vergleichen und Metaphern erkennen, aber darauf will ich heute nicht eingehen. Unser heutiges Thema ist die Anbindung an den Vorroman.
In beiden Texten machen die Autoren ausgiebig von der seit Atlans Extrasinn geläufigen Technik Gebrauch, Gedanken und Anmerkungen in Kursivbuchstaben einzusetzen. Die Stellen kann man leicht beim Durchblättern finden, deshalb sei ohne weitere Belege behauptet, dass Lukas die Technik verwendet, Vandemaan sie offensichtlich genießt.
Wir erinnern uns: Lukas’ erste Szene ist bestimmt von einer Viererstruktur: Erst kommt dreimal „Zeigen“, ergänzt von einer Bewegung des Zungenlosen (vgl. S.4), dann dreimal „zack“, ergänzt von „greift über“ (vgl. S.4), womit die Anzahl von Ynirts Spielpartnern ständig in die Bewegung eingebunden wird. Fünf Personen sind anwesend.
Vandemaans Prolog beginnt mit einer kursiv gedruckten rhetorischen Frage: „Wovor habe ich am meisten Angst?“ (S.4). Diese wird beantwortet mit „Ein Unfall“ (S.5), dann mit den „vererbten Lügen […] Schlaft nur ruhig. Es ist alles gut.“ (S.5), und beim fünften Element der Reihe mit Perspektivenwechsel wiederholt: „Wovor hast du am meisten Angst?“ (S.5).
Auffällig auch die oberflächlich gleiche, doch in der Funktion divergierende Verwendung von Parallelismen: „’So einfach ist es nicht“ „So einfach ist die Welt, Liebste“ (S.8, Z.39f) - Lukas verwendet diese Struktur immer wieder, um eine Diskussion einzuleiten. Die Protagonisten reagieren aufeinander und fangen zu diskutieren an.
In Vandemaans Prolog finden wir „Wozu quälst du dich“ „Ich quäle mich nicht.“ (S.5). Hiermit ist die Diskussion beendet, und Horner beginnt zu grübeln, so wie Toufec an vergleichbaren Stellen später im Text.
Einen interessanten Akzent in der Darstellung maschinenähnlicher Figuren setzt Vandemaan durch Parallelismen mit „sagte“. Dem Deutschlehrer springt bei diesem Wort von selbst der Rotstift in die Hand, aber die skandinavischen Erzähler wie Lindgren verwenden es ständig. In diesem Roman finden wir zweimal „Pazuzu sagte“( S. 39), als er dem von den Vorgängen überwältigten Toufec technische Daten vermittelt, und zweimal „die Zofe sagte“ (S.45), als sie dem verständnislosen Toufec Einblick in ihre Gedankengänge gewährt.
Zuletzt möchte ich noch merken, dass dieser Vandemaan-Roman recht blutig ausfällt. Aber es geht ja auch um Tod und Schmerz und Ende, so dass auch dieses Element sich ins Thema fügt, weil Vandemaan seine Romanteile insgesamt einem abstrakten, tiefgründig philosophischen Thema zuordnet, während Lukas eher die Philosophie des Ausbüxens verkörpert.
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Vincent Garron
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Re: Charakteristik der Autoren

Beitrag von Vincent Garron »

WOW
Ich bin... baff ^^

Ich hab jetzt zuerst deinen Text gelesen, Wort für Wort. Und war völlig begeistert, was man aus einem PR-Roman (den ich mal so nebenbei in 2 Stunden aus Unterhaltungsgründen verschlinge) rausholen kann.
Dann hab ich mir die beiden Hefte geholt und nochmal grob überflogen.
Dabei sind mir 2 Dinge bewusst geworden:
a) Du hast VÖLLIG recht (wie nicht anders zu erwarten war)
b) Warum fällt mir sowas nie auf ? Diese ganzen Details, diese Feinheiten, Textzusammenhänge, usw.

Ich würd mir NIE die Arbeit machen wollen, einen oder mehrere Romane so wie du aufzudröseln.
Aber es macht wirklich Spaß deine Texte zu lesen, auch wenn ich da fachlich kaum etwas zu beitragen kann (du erinnerst dich: Ich, Deutsch, Oberstufe, 1 Punkt :D ).

Bitte ab und zu (wenn es deine Zeit zulässt) mehr davon :)
Es gibt zwei Dinge die unendlich sind: Das Universum und die menschliche Dummheit. Beim Universum bin ich mir aber nicht ganz sicher.
(Albert Einstein)

Erst wenn der letzte Baum gerodet,
der letzte Fluss vergiftet,
und der letzte Fisch gefangen ist,
werdet ihr feststellen, dass man Toilettenpapier nicht essen kann!
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Re: Charakteristik der Autoren

Beitrag von Alexandra »

Vincent Garron hat geschrieben:Ich bin... baff ^^
@ Vincent Garron,
du machst mich wieder mal komplett verlegen. :o(
Schreib’ mal schön deine eigenen Texte weiter!

Zu den Mechanismen der Parodie schau dir folgende Clips an:
Der erste bleibt lange im Pastiche, in der kompletten Imitation, und plötzlich setzt die Substitution ein, wodurch die Aussage komplett kippt:
https://www.youtube.com/watch?v=0USn7eufXps
Während diese Parodie über die emotionale Belegung beider Protagonisten und den Vorgang der Karikatur funktioniert:
https://www.youtube.com/watch?v=Qnq7N6X4x84
Sobald du einen Blick für die Vorgänge hast, kannst du sie ganz leicht erkennen.
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Re: Charakteristik der Autoren

Beitrag von Schnurzel »

@ Alexandra: Faszinierend! Mehr fällt mir im Moment nicht ein.
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