Die moralische Integrität eines Rhodan

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Monostos
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Re: Die moralische Integrität eines Rhodan

Beitrag von Monostos »

Also ich bin gespannt, wie das alles ausgeht.
Denn wenn die Nummer rauskommt (und ich geh davon aus, dass irgendwie rauskommt, dass Atlan, Rhodan und Bostel Naat beim All-In gesetzt haben), dann dürfte die politische Karriere aller 3 vorbei sein.
Ohne Rückfrage, selbsherrlich, ohne Amt (ok, Bostel hatte vor kurzem noch eins), wird wegen einer sehr sehr fragwürdigen Aktion (Ich glaub ich muss ins Atopenland, und zwar JETZT um die auszukundschaften) rücksichtslos vorgegangen.
Wie können mir die Autoren/Expos jetzt noch ne Geschichte schreiben, bei der PR oder die anderen in irgendeinem Amt sind? Oder das Aushängeschild der Menschheit?
Meines Erachtens dürfte der Zug abgefahren sein.
Oder geht man hier im Expokratenland davon aus, dass beispielsweise die Bewohner von Olymp sagen: "War schon ok, hat ja nur die Naats aufs Spiel gesetzt."
:o

PS: Warum sucht PR eigentlich nicht Tifflor auf und fragt ihn mal von Angesicht zu Angesicht ohne störende Kameras/Richtereinmischung, was der wirklich gesehen hat und wie das alles zu verstehen ist?
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nanograinger
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Re: Die moralische Integrität eines Rhodan

Beitrag von nanograinger »

Ich lese gerade Rainer Staches "Perry Rhodan: Überlegungen zum Wandel einer Heftromanserie" von 1986. Dort steht auf Seite 31 unten (Zitat):

"Ein moralisch fehlerhaftes Verhalten Perry Rhodans oder seiner Freunde ist heute kein Beweis mehr für einen moralischen Defekt der Serie - im Gegenteil. Der Versuch der Autoren, die Figuren zu beleben, ihnen mehr Charakter zu geben, führt dazu, dass die Protagonisten zuweilen aus der Richtig-Falsch-Polarität ausbrechen. Diese Realitätsannäherung kann nicht über eine reine Statement-Analyse erfaßt werden; ...."

Wie gesagt, das Buch ist von 1986, wobei die Grundlage des Buches ja die Dissertation Staches von 1984 ist. There is nothing new under the sun...
Monostos hat geschrieben: PS: Warum sucht PR eigentlich nicht Tifflor auf und fragt ihn mal von Angesicht zu Angesicht ohne störende Kameras/Richtereinmischung, was der wirklich gesehen hat und wie das alles zu verstehen ist?
Vielleicht weil er sich denken kann, dass wenn Tifflor ihm etwas mitteilen wollte/könnte, er es wohl schon vor dem Auftauchen des AT hätte machen können?
Und auf der Metaebene: Weil die Expokraten uns die Sache miterleben lassen wollen, anstatt uns das lapidar in einen Roman zu präsentieren.
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Richard
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Re: Die moralische Integrität eines Rhodan

Beitrag von Richard »

Ich glaube nicht, dass Tifflor bei seinem Auftritt bei der "Gerichtsverhandlung" was entscheidendes verschwiegen hat.

Interessant waere was Tifflor hier meinte (Zitat aus 2724):
------------
»Bei allem Respekt, Atope Matan Addaru Dannoer: Auch du neigst dazu, die Lage oberflächlich zu sehen.«
------------
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wepe
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Re: Die moralische Integrität eines Rhodan

Beitrag von wepe »

Skörld hat geschrieben:Der "Plan" mit der Bombe war so blöd - da lohnt sich das Aufregen nicht...
Wir werden ja sehen, ob in 8+x Heften ganz nebenher ein Selbabschalter-in-letzter-Sekunde :D in die Unterhaltungen eingeschmuggelt wird - dann war es eine Autorenidee ... :unschuldig:
"Ein Gespräch setzt voraus, dass der andere Recht haben könnte."
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Günther Drach
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Re: Die moralische Integrität eines Rhodan

Beitrag von Günther Drach »

Hideo hat geschrieben:Klar ist Perry die moralische Integrität.
Er ist sie nicht mehr.
Mit diesem Roman ist er es nicht mehr.
4 Milliarden Leben einfach so zu riskieren. Sorry, irgendwo muss eine Grenze sein. Und die hat er überschritten. Also, prima, die Figur ist verbrannt. Großartig.
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Der PR-Fanroman des NGF (2004-2008) (und ein paar meiner Kurzgeschichten sind da auch zu finden)
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Richard
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Re: Die moralische Integrität eines Rhodan

Beitrag von Richard »

Das allerdings waere fuer mich klar erkennbar eine Art nachtraeglicher "Geschichtskittung" - denn so ein wichtiges Faktum wie die Moeglichkeit der Entschaerfung dieser Spezialbombe haette auf jeden Fall im aktuellen Band erwaehnt werden muessen.
hz3cdv
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Re: Die moralische Integrität eines Rhodan

Beitrag von hz3cdv »

Günther Drach hat geschrieben:
Hideo hat geschrieben:Klar ist Perry die moralische Integrität.
Er ist sie nicht mehr.
Mit diesem Roman ist er es nicht mehr.
4 Milliarden Leben einfach so zu riskieren. Sorry, irgendwo muss eine Grenze sein. Und die hat er überschritten. Also, prima, die Figur ist verbrannt. Großartig.
Huhu, es ist ein Heftroman, nicht die reale Welt.

PS: Ich frage mich, wo die Fans der knackigen, kernigen Helden, der großen Pötte und der flammenden Raumschlachten sind. Wäre es jetzt für die nicht mal an der Zeit, argumentativ in die Bresche zu springen, statt verschämt zu schweigen. Endlich sind eure Helden keine Weicheier mehr. :devil:
heppen shemir
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Re: Die moralische Integrität eines Rhodan

Beitrag von heppen shemir »

hz3cdv hat geschrieben:Ich frage mich, wo die Fans der knackigen, kernigen Helden, der großen Pötte und der flammenden Raumschlachten sind. Wäre es jetzt für die nicht mal an der Zeit, argumentativ in die Bresche zu springen, statt verschämt zu schweigen. Endlich sind eure Helden keine Weicheier mehr. :devil:
möglicherweise sehen die da -im gegensatz zu dir- einen unterschied zu einem hinterhältigen anschlag auf nichtsahnende und wehrlose zivilisten ? :unschuldig:
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Richard
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Re: Die moralische Integrität eines Rhodan

Beitrag von Richard »

Wobei - so als Randbemerkung gedacht - die Groesse der Raumschiffe frueher und auch jetzt wieder (jeweils auf Handlungszeiten bezogen) auch damit begruendet war, dass in Zeiten von Hypertropzapfung und Gravitrafspeichern der Bedarf an Bordkrafwerken stark zurueck ging und somit auch fuer gleichwertige (im Sinne von Kampfkraft, Offensiv- und wohl auch Defensivtechniken) laengst nicht mehr so grosse Raumschiffe notwendig waren.

Sprich aktuell - seit der HI Erhoehung - sind bei den Galaktikern wieder deutlich mehr Bordkraftwerke notwendig da die von den Galaktikern verwendete Hypertropzapftechnik nicht mehr funktioniert.
Und letztlich feierten daher wohl auch wieder die "Grossen Poette" ihre Rueckkehr in die EA.

Das war jetzt etwas OT .. sorry.

JEtzt wieder zurueck zum Thema: klar, eine Raumschlacht bei der die beteiligten wissen, dass es um ihr Leben geht und sich jeweils auch wehren oder gegebenenfalls auch fuechten koennen ist doch ganz was anderes, als wenn ein mit galaktischem Massstab gemessen toedliches Geschoss auf einen Planeten abgefeuert wird und wo die dort lebende Bevoelkerung keine Chance hat zu fliehen.
Mit dieser Aktion haben sich Atlan, Bostich und Perry auf die Ebene des Atopischen Tribunals begeben, die ebenfalls fuer die Durchsetzung ihrer Sache schon mal die Vernichtung eines Planeten oder auch einer Hilfsflotte in Kauf nehmen.

So gesehen kaempfen die Galaktiker bzw. ihre fuehrenden Koepfe mit jetzt mit auf gleicher Ebene wie die Atopen; sie haben halt gegenueber den Atopen den Anspruch, dass sie ihre Heimat gegenueber einer Invasion verteidigen.
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Re: Die moralische Integrität eines Rhodan

Beitrag von Oomph Amber »

PS: Ich frage mich, wo die Fans der knackigen, kernigen Helden, der großen Pötte und der flammenden Raumschlachten sind. Wäre es jetzt für die nicht mal an der Zeit, argumentativ in die Bresche zu springen, statt verschämt zu schweigen. Endlich sind eure Helden keine Weicheier mehr.
Genau, Kanonen-Herbert hätte seinen Spass an seiner Serie .....
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Alexandra
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Re: Die moralische Integrität eines Rhodan

Beitrag von Alexandra »

Also, ich lese gerade den Plophos-Zyklus...haarsträubende Schwankungen der Logik, plötzlich hergezauberte menschenähnliche Roboter neben Lochkarten, ein Cuba-Szenario der kaputten Dinge im Reich der Abtrünnigen, die aber als Terranerabkömmlinge trotzdem den anderen Sternenvölkern haushoch überlegen sind, fast jeder in Uniform, Frauen als Sexbomben oder Hausfrauen und Perry leitet ein Sternenreich, das Tage nach der Nachricht von seinem Ableben in Kriegen zerfällt, du lieber Himmel!
Er ist da zwar "der Gute", aber das ist schon bisschen problematisch. Damals waren wir halt noch nicht so kritisch.
hz3cdv
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Re: Die moralische Integrität eines Rhodan

Beitrag von hz3cdv »

Und es war die gute alte Zeit, in der alles viel besser war als heute. :D

Ich überlege gerade auch, dass mir zu der Zeit, als ich MdI, M87 usw. las, die Naat-Bombe gar nicht aufgefallen wäre. Wenn ich jetzt über die Naat-Bombe so richtig herziehen wollte, dann müsste ich also auch über die alten Zyklen herziehen, der Objektivität wegen. Aber die alten Zyklen haben mir doch gefallen. :gruebel: Jetzt könnte ich natürlich argumentieren, damals war damals und inzwischen sind die Ansprüche gestiegen, aber auf dieses Argument hat ja jemand anders das Urheberrecht. :unschuldig:

Da bleibt also nur übrig: dezent anmerken, dass das vielleicht keine so gute Idee war, hoffen, das dies von Autoren- und Expokratenseite aufgenommen wird - und ansonsten: Schwamm drüber, ist eine Unterhaltungsserie und nicht die Wirklichkeit.
Zuletzt geändert von hz3cdv am 29. März 2015, 19:06, insgesamt 1-mal geändert.
heppen shemir
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Re: Die moralische Integrität eines Rhodan

Beitrag von heppen shemir »

hz3cdv hat geschrieben:Und es war die gute alte Zeit, in der alles viel besser war als heute.
Volle Zustimmung zu diesem Post. Ich sehe das genauso.
heppen shemir
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Re: Die moralische Integrität eines Rhodan

Beitrag von heppen shemir »

natürlich nur zum zitierten teil :unschuldig:
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Günther Drach
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Re: Die moralische Integrität eines Rhodan

Beitrag von Günther Drach »

hz3cdv hat geschrieben:Endlich sind eure Helden keine Weicheier mehr. :devil:
Also nochmal: eine Figur, die einen Völkermord in Kauf nimmt, ist also in deinen Augen
-- immer noch ein Held
-- kein Weichei.

Vielleicht sollten sie damit werben: Perry Rhodan, der Erbe des Universums, kein Weichei mehr, er schreckt nicht mal vor ... zurück. (Heh, keine Panik, ist doch nur ein Heftroman.)
Zuletzt geändert von Günther Drach am 29. März 2015, 19:13, insgesamt 2-mal geändert.
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hz3cdv
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Re: Die moralische Integrität eines Rhodan

Beitrag von hz3cdv »

heppen shemir hat geschrieben:natürlich nur zum zitierten teil :unschuldig:
Ich weiß, den Rest habe ich zur selben Zeit geschrieben wie Du deine Antwort. ;)
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Elena
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Re: Die moralische Integrität eines Rhodan

Beitrag von Elena »

Wisst Ihr, was ich nie verstanden habe? Fällt mir bei der ganzen Aufregung jetzt gerade ein. Was war denn, als:

Perrys 1. Frau Thora ermordet wurde
Perrys 2. Frau Mory ermordet wurde
Perrys Tochter Suzan ermordet wurde

Die meisten Menschen hätten die Mörder gehasst, nur uns Perry nicht. War das normal? Ist es das, was Ihr wollt? Ein unnatürliches Verhalten, damit nur ja keine Unmoralität ins Spiel ins Spiel kommt?

Da konnte ich Teks Ausraster, der den Tod seiner Frau an dem Nakken gerächt hat, eher verstehen.
Da konnte ich Atlans Mord an Alexander, der seine schwangere Freundin vergewaltigt hatte, die sich und dem ungeborenen Kind daraufhin das Leben nahm, eher verstehen.

Ich sage nicht, dass das richtig oder moralisch ist, aber es ist menschlich und damit nachvollziehbar. Perry Rhodan und selbst Atlan galten ja schon als Götter, die über allem schwebten und angebetet wurden - und warum? Nur weil sie sich moralischer verhielten als wir es oft tun. Weil sie maximal kleine Fehler machten, wo wir doch oft genug große Fehler machen.

Wir machen auch schon mal eigentlich unverzeihliche Fehler, die trotzdem manchmal verziehen werden, wenn man nachvollziehen kann, warum jemand so gehandelt hat, wie er gehandelt hat.

Aber sie dürfen das nicht? Sie werden gleich vom Podest gestoßen? Natürlich sind 4 Mrd. Lebewesen - egal ob Naats oder Blues oder Tefroder oder Atopen - sucht es Euch aus, kein Kinderspiel. Aber sie sind doch davon ausgegangen, dass es nicht zum Äußersten kommen muss, sonst hätten sie es doch wahrscheinlich nicht getan.

Und hier war auch die Rede davon, dass Bostich es doch wohl auch gegen ihren Willen getan hätte, was natürlich auch eine ganz besonders tolle Unterstellung ist. Ist jemand anders, ist er also gleich ein Un"mensch", kann man ihm ruhig alles Mögliche in die Schuhe schieben. Er ist ja anders, da ist das natürlich selbstverständlich gerechtfertigt. *)

Aber mal angenommen, es wäre so und Bostich wäre so ein Un"mensch", was hätten sie dann machen können? Das wäre dann doch eine wunderbare Ausrede, um unsere Helden wieder strahlend schön dastehen zu lassen - auf Kosten eines Anderen, klar, aber was soll's. Ist doch nur Bostich! Toll!

Einerseits sollen Perry & Co. menschlich sein, andererseits aber nicht langweilig, nicht zu abgehoben, nachvollziehbar geschildert, einerseits moralisch - andererseits aber auch mal hart, wenn es darum geht, Unschuldige zu verteidigen, seine Heimat zu verteidigen.

So sind Menschen nicht. Menschen haben Gefühle, Menschen machen Fehler, Menschen hoffen auf eine zweite Chance! Ob sie sie kriegen, das entscheiden dann Andere! Das wisst Ihr genauso gut wie ich.

Wisst Ihr, woran mich das Ganze erinnert?
Wasch mir den Pelz, aber mach mich nicht nass!
Sind unsere Politiker so fehlerfrei? Wenn wir nur fehlerfreie Politiker haben wollten, dann hätten wir keine!

Sind Menschen so fehlerfrei? Dann wären sie schon ausgestorben!

Sucht Euch aus, was Ihr wollt! Ich entscheide mich für's Leben!


*) Vorsicht: Satz ist ironisch gemeint!
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Baptist Ziergiebel
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Re: Die moralische Integrität eines Rhodan

Beitrag von Baptist Ziergiebel »

Elena hat geschrieben: Und hier war auch die Rede davon, dass Bostich es doch wohl auch gegen ihren Willen getan hätte, was natürlich auch eine ganz besonders tolle Unterstellung ist. Ist jemand anders, ist er also gleich ein Un"mensch", kann man ihm ruhig alles Mögliche in die Schuhe schieben. Er ist ja anders, da ist das natürlich selbstverständlich gerechtfertigt. *)
Eine Unterstellung, ja, aber eine mit Grundlage. Bostich ist durch eine Blutnacht an die Macht gekommen, hat diese Macht mit rücksichtslosen und gnadenlosen Mitteln durchgesetzt, war über Jahrhunderte arkonidischer Despot und damit Herrscher über einen repressiven, gewalttätigen Unterdrückerstaat. Das russische Roulette, was er hier mit den Naats gegen deren Willen spielte, ist da nur eine weitere Stufe. Die Zerschlagung Arkons und die Entmachtung Bostichs und seiner Junta ist das Beste, was die Atopen (und die Expokraten) machen konnten.

Dass Rhodan und Atlan - naja wenigstens Rhodan, Atlan ja nicht :rolleyes: - Gewissensbisse bei der Aktion verspüren, zeigt ja, dass wenigstens bei Rhodan Hopfen und Malz ja noch nicht ganz verloren sind. Dennoch klebt das alles jetzt aber wie Pech an ihm. In meinem Kommentar zum Roman letzter Woche, hatte ich mich ja schon über den anscheinend selbstverständlichen Machtanspruch der Unsterblichen gewundert. Keiner mit Amt, aber haben die Fäden in der Hand. Bostich, Rhodan und Atlan ziehen problemlos Flotten zusammen, Homer G. Adams hat quasi das Solsystem und dessen Wirtschaft in seiner Hand ( den TLD wohl auch, wenn ich da an die Szene mit Attilar Lecore denke), offizielle Stellen sind Schall und Rauch, unliebsame Amtsträger, so es die gibt, werden eh "ausgesessen". Inwiefern die zu vermutende finanzielle Potenz von Rhodan und Co. gewisse Rollen spielt, kann sich jeder selbst ausmalen.

In gewisser Weise wird hier aktuell Gutsherrenart vorgelebt, ein Aushebeln des Staates durch unsterbliche Triumvirn. Es ist klar, dass in einer Heftserie, in der es vorrangig um Spannung und Abenteuer geht, eine tiefere Auseinandersetzung mit staatlicher Grundordnung und derlei eher zweitrangig ist. Aber ein paar Gedanken, schon um der Glaubwürdigkeit der hier konstruierten Welt willen, sollte man schon aufwenden.

Gruß.
Das ist ... TERRA!
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Elena
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Re: Die moralische Integrität eines Rhodan

Beitrag von Elena »

Wenn ich mich richtig erinnere, hat er in dieser Blutnacht diejenigen getötet, die seinen Vater und seine beiden Zwillingsbrüder auf dem Gewissen haben. Nicht nachvollziehbar, nein? Moralisch nach unserem Denken und Fühlen sicherlich falsch, aber wissen wir, wie Arkoniden ticken? Ich habe nie von irgendwelchen Demonstrationen gehört und erzähl mir nicht, dass es sowas in Diktaturen nicht gibt.

Tian'anmen-Platz

Zerschlagung, also Zerstörung ist das Beste? Warum? Kann sich eine Diktatur nicht in eine Demokratie wandeln? Theta da Ariga war Präsidentin des Len Ark'Tussan oder Zweiten Imperiums, bevor sie Imperatrice wurde. Also könnte man sagen von der Diktatur zur Demokratie und zurück - aber das wohl kaum gegen den Willen des Volkes, nicht in einer Demokratie!

Es muss natürlich Geld sein, dass ihnen diesen Einfluss verschafft? Warum werden sie dann eigentlich für moralisch integer gehalten? Bestechung ist auch unmoralisch.

Sie besitzen aber auch die meiste Erfahrung und haben Terra bzw. Arkon schon des öfteren aus dem Dreck gezogen. Ihretwegen existieren die Völker noch. Zählt das nicht mit, wenn man die alten erfahrenen Kämpen gewähren lässt? Das Wissen um genau diese vielen Rettungen aus scheinbar unmöglich zu bewältigen Situationen?
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heppen shemir
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Re: Die moralische Integrität eines Rhodan

Beitrag von heppen shemir »

Elena hat geschrieben: Perry Rhodan und selbst Atlan galten ja schon als Götter, die über allem schwebten und angebetet wurden - und warum? Nur weil sie sich moralischer verhielten als wir es oft tun. Weil sie maximal kleine Fehler machten, wo wir doch oft genug große Fehler machen.
es muss ja gründe geben, warum grade diese beiden personen auserwählt wurden, einen speziell geprägten ZA zu erhalten;
und nicht hinz, kunz oder elena :unschuldig:

selbstverständlich sind das nicht einfach nur irgendein durchschnittsterraner und durchschnittsarkonide.
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Re: Die moralische Integrität eines Rhodan

Beitrag von Elena »

Das ist schon richtig, aber völlig ohne Fehler, sorry, aber das gibt es meiner Meinung nach nicht. Das ist nicht realistisch! Dass sie weniger Fehler machen, okay, aber gar keine?

Ich möchte so ein Ding nicht haben. Ich bin nicht fehlerfrei und ich möchte auch keine solche Verantwortung haben!
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Re: Die moralische Integrität eines Rhodan

Beitrag von idaho »

Ich hab' den Roman noch nicht komplett gehört (Bradley und Banks waren da im Weg), aber gab es diese Diskussion um das moralische Handeln Rhodans nicht auch schon bei den kriegsgefangenen Vatrox, deren "Seelen" PR in 2586 kurzerhand verbraten hat? Nichts neues unter der Sonne, am Ende wird alles wieder auf Null gedreht und PR darf weiter die moralische Identifikationsfigur geben. Man muss nur auf das schwindende Gedächtnis der Leser vertrauen, die Alterstruktur der Leserschaft sorgt schon von ganz allein für gnädiges Vergessen. :D

Ich bin mir ziemlich sicher, dass wir Leser/Fans uns deutlich mehr und aufgeregter Gedanken über das Agieren der Romanfiguren machen als die Macher. Das war schon bei Clark Darlton so und wird sich auch heute nicht sonderlich geändert haben. Bei CD war Gucky anfangs ein rechter Schlagetot, heutzutage riskiert PR gedankenlos Milliarden Wesen - so what? Trivialliteratur. Vergnüglich zu lesende/hörende Trivialliteratur zweifellos, aber eben auch nicht mehr. Meistens jedenfalls.

Mit moralischer Integrität ist schwer zu punkten, wenn man Heftromane verkaufen muss #Die Terranauten
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Re: Die moralische Integrität eines Rhodan

Beitrag von wepe »

Elena hat geschrieben:...
Da konnte ich Teks Ausraster, der den Tod seiner Frau an dem Nakken gerächt hat, eher verstehen.
Da konnte ich Atlans Mord an Alexander, der seine schwangere Freundin vergewaltigt hatte, die sich und dem ungeborenen Kind daraufhin das Leben nahm, eher verstehen.

Ich sage nicht, dass das richtig oder moralisch ist, aber es ist menschlich und damit nachvollziehbar. Perry Rhodan und selbst Atlan galten ja schon als Götter, die über allem schwebten und angebetet wurden - und warum? Nur weil sie sich moralischer verhielten als wir es oft tun. Weil sie maximal kleine Fehler machten, wo wir doch oft genug große Fehler machen.
...
Ich sehe einen qualitativen Unterschied zwischen einer persönlich begründeten Aktion (deine Beispiele mit Tek, Atlan, Bostich waren sowas) und einer Handlungsdirektive, die besagt: Der Zweck heiligt ... auch die Vernichtung eines Zivilplaneten.
Ersteres ist diskutabel und vielleicht verständlich (oder eben nicht), letzteres ist machtpolitisches Handeln weit jenseits dessen, wofür Rhodan immer wieder stand.
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Re: Die moralische Integrität eines Rhodan

Beitrag von Alexandra »

idaho hat geschrieben:
Mit moralischer Integrität ist schwer zu punkten, wenn man Heftromane verkaufen muss
Ach was, Helden und positive Charaktere gibt es nur im Minderwertigen.
Das Anspruchsvolle muss gebrochen und problematisiert werden, jeder Erwachsene schwach. jeder Anführer ein Schwein, sonst ist es zu seicht.
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Elena
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Re: Die moralische Integrität eines Rhodan

Beitrag von Elena »

wepe hat geschrieben:
Elena hat geschrieben:...
Da konnte ich Teks Ausraster, der den Tod seiner Frau an dem Nakken gerächt hat, eher verstehen.
Da konnte ich Atlans Mord an Alexander, der seine schwangere Freundin vergewaltigt hatte, die sich und dem ungeborenen Kind daraufhin das Leben nahm, eher verstehen.

Ich sage nicht, dass das richtig oder moralisch ist, aber es ist menschlich und damit nachvollziehbar. Perry Rhodan und selbst Atlan galten ja schon als Götter, die über allem schwebten und angebetet wurden - und warum? Nur weil sie sich moralischer verhielten als wir es oft tun. Weil sie maximal kleine Fehler machten, wo wir doch oft genug große Fehler machen.
...
Ich sehe einen qualitativen Unterschied zwischen einer persönlich begründeten Aktion (deine Beispiele mit Tek, Atlan, Bostich waren sowas) und einer Handlungsdirektive, die besagt: Der Zweck heiligt ... auch die Vernichtung eines Zivilplaneten.
Ersteres ist diskutabel und vielleicht verständlich (oder eben nicht), letzteres ist machtpolitisches Handeln weit jenseits dessen, wofür Rhodan immer wieder stand.
Geht es hier wirklich um Macht und nicht vielmehr um Notwehr seitens der Milchstraßenvölker? Das macht den Tod von Lebewesen nicht moralischer, aber mit "Bitte, bitte, tut das nicht. Bitte, bitte geht wieder nach Hause." wirst Du die Atopen nicht los. Die grinsen sich nur eins und lachen Dich aus.

Außerdem hatte ich in dem nicht zitierten Teil meines Posts geschrieben, dass sie wohl davon ausgingen, dass es nicht zum Äußersten kommen wird und sie es ansonsten wohl nicht gemacht hätten.
Ein bisschen gesunder Menschenverstand, Toleranz und Humor - wie behaglich es sich dann auf unserem Planeten leben ließe.
- William Somerset Maugham


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