Der Roman zeigt, dass Ellmer ein Autor des Miteinander und des Zusammenfindens ist, und keiner der Diskrepanzen.
Formal ist er einer seiner ganz einfachen, sieben durchnummerierte Kapitel ohne Überschriften, kein Prolog, kein Epilog. Auch der Beginn ist klassisch: In einem Raumschiff, alle schauen sich an und kümmern sich umeinander, und die typischen langen Rückblicke fehlen ebenso wenig wie die Stelle, an der es ums Übersehen von etwas eigentlich Sichtbarem geht (S.22).
Der Auftakt, die Problemstellung der Quest, zieht sich mit drei "Themafragen" bzw. Zielaussagen am Ende der ersten vier Abschnitte über eine ganze Reihe von Seiten. Nachdem ich mich schon bei Lukas' letztem Roman echt durchquälen musste, kam ich nun endgültig fünf Hefte in Verzug, weil ich nicht weiterkam. Tatsächlich sind Abschnitte ziemlich wortwörtlich wiederholt. Wenn ich aber zurückrechne, so fällt die Produktion des Romans wohl in jene Zeit, als fast jeder übel die Erkältung, den Hexenschuss und alles Mögliche hatte, und ich auch mehrfach hörte oder merkte, dass Leserbriefe nicht wie sonst beantwortet wurden, außerdem war da wohl eine wichtige Staffelübergabekonferenz, so dass ich die deutlichen Mängel der Überarbeitung darauf zurückführe. Die Termine drängen, und um das Aktuelle abzudecken, muss man was Gepfuschtes mal stehen lassen, denke ich mir.
Wenn ich jedoch meine These anwende, dass Ellmer gründsätzlich nichts mit divergierenden Realitätsebenen am Hut hat, so ist der Roman Wasser auf meiner Mühle. Der eigentümliche Waldspaziergang hat sich zwar als phantasieanregend erwiesen, als ich zufälligerweise beim dritten Leseanlauf den ersten Frühlingsspaziergang machte und mir das Abfallen der Äste beim Durchstreifen der Projektion und die Farbwoge lebhaft vorstellen konnte, war toll, aber im Roman an sich kommt da keine Stimmung auf, ebenso bei Gucky üblichen humoristischen Einlagen und so weiter. Durch den guten zweiten Teil war ich dann aber grad so richtig drin, als ich den diesmal richtig gut geschriebenen Montillion-Roman 2689 aufschlug, in dem er eben diese Elemente vorzüglich einsetzt. Leider fehlte hier Partijan, den ich als Hauptidentifikationsfigur in der zweiten Hälfte hatte, aber immerhin habe ich mir im resultierenden Schwung schon mal die Story bis 2991 blätternd erschlossen.
Und der zweite Durchhänger kam ja dann S.46, als es wieder um Konflikt geht. DIe Miteinandergeschichte war aber flüssig und so richtig zum Eintauchen. Da ich mich ja speziell mit den Ellmer-Romanen des Neuroversumzyklus' intensiver beschäftigt habe (vgl.
viewtopic.php?f=9&t=2996&start=75), kenne ich Nemos Geschichten gut, er ist mir ans Herz gewachsen. So hatte ich genug innere Teilnahme, um das Weitere spannend zu finden. Eine Fortführung der vielen indischen Namen oder Elemente im Zyklus finden wir in der Darstellung QIN SHIs als Shiwa, dem Zerstörer, der für eine echte Harmonie unabdingbar ist.
Die Baumwesen sehe ich nicht als Ent-Abklatsch, einige äußere Merkmale wurden übernommen, die Gesamtkonzeption weicht aber genug ab. Wer sich für Parallelen interessiert, lese
viewtopic.php?f=29&t=2375&start=75 (runterscrollen!).
Wobei die Konzeption der Superintelligenzen inzwischen so abgeflacht ist, dass ihr Definition an die Präzision des christlichen Gottesbegriffes grenzt, zugleich rutschen sie aber immer weiter runter in die gewöhnlichen Sphären.
Begrenzung und Fallhöhe schaffen dramatische Spannung. Gegen dieses Manko schreiben die Autoren an, und auch bei diesem Roman hatte ich subjektiv den Eindruck, dass sich da einer bisschen ausgeklinkt hat.
Aufgrund der sehr schönen Abschnitte im Roman tut mir sehr leid, dass andere Abschnitte und viele Details so schluderig ausfallen.