2700E: "746 Upper West Garnaru Road" von Andreas Eschbach
2701E: "Ein onryonisches Schreckgespenst" von Christian Montillon
2702E: "Moon River" von Marc A. Herren
2703E: "Die, die überlebt haben ..." von Bernd Perplies
»746 Upper West Garnaru Road«
von Andreas Eschbach
Einordnung und Hintergrund:
Die Kurzgeschichte »746 Upper West Garnaru Road« spielt Mitte 1503 NGZ, also 11 Jahre vor den Geschehnissen des Bandes 2700 und wenige Monate nach der Rückkehr des Solsystems an ihren alten Platz in der Milchstraße nach dem Aufbruch aus dem entstehenden Neuroversum in Band 2699. Auf der Erde sind seit den Geschehnissen im Neuroversum erst wenige Monate verstrichen, einige Menschen der Erde sind gedanklich noch im Jahr 1470 verblieben. Der Satz "33 Jahre zu spät" ist ein geflügelter Satz auf der Erde dieser Zeit. Aufgrund des nicht mit in der Milchstraße erschienenen Erdmondes kommt es in dieser Zeit immer wieder zu Problemen auf der Erde, wie Verkehrsstaus, nicht funktionierende Transmittern, etc... Die Solare Residenz befindet sich bereits auf Maharani, dem neuen Sitz der LFT. Perry Rhodan befindet sich trotz seines neuen Amtes als Polyport-Präfekt der LFT nach wie vor in Terrania und ist nicht nach Maharani umgezogen. Fast sämtliche Botschaften der galaktischen Völker haben dagegen bereits Terra verlassen und sind nach Maharani gegangen. Totz dieses Bedeutungsverlustes scheint Terrania City aufzublühen als touristische Destination. Viele Einwohner Terranias nehmen darüber hinaus das Leben, wie es kommt - Terrania blüht scheinbar auf ...
Hauptpersonen:
- Vanten Arevetza - Der zögerliche Bedienstete der städtischen Liegenschaftsverwaltung von Terrania geht gerne Konflikten aus dem Weg, wird aber aus seinem beschaulichen Leben aufgeschreckt und muss eine Dienstwohnung für Perry Rhodan besorgen
- Alce Gaylana - Vantens Frau brachte in die gemeinsame Ehe ein viel zu weiches Bett mit ein, welches bei Vanten tagtäglich nahezu unerträgliche Rückenschmerzen verursacht, die er aber mannhaft zu ertragen sucht
- Perry Rhodan - der neue Polyport-Präfekt der LFT leidet unter einem viel zu weichen Bett im besten Hotel Terras und sucht daher dringend nach einer eigenen Bleibe, einer Dienstwohnung
- Ayana Scalil - die dunkelhäutige Schönheit ist eine fähige Immobiliengutachterin und vereidigte Sachverständige
- Yagiirbu Furul - der terrageborene Jülziish (im Sprachgebrauch der Jülziisch ein Terra'eeritschyn) und vielfache Vater einer ganzen Kompanie von Töchtern ist wegen seiner Herkunft und trotz seiner großen Eignung erst seit Kurzem der neue Chef von Vanten Arevetzas Abteilung in der Liegenschaftsverwaltung Terranias
Vanten Arevetza bekommt in der Liegenschaftsverwaltung Besuch vom Botschafter der Galkiden, eines sehr kleinen und unbedeutenden Volkes von Lemurerabkömmlingen, der mit seiner galkidischen Begleiterin (und damit dem gesamten Botschaftspersonal) soeben auf dem Weg nach Maharani ist, um als einer der letzten Botschafter Terra zu verlassen. Der Galkide, der sich von Terranern vor allem durch sein metallisch kupferartig sehr kompakt wirkendes Haar unterscheidet, übergibt Vanten kurzerhand persönlich die Schlüssel zum Botschaftsgebäude in Garnaru (Adresse 746 West Garnaru Road) und verschwindet. Da die Galkiden das Botschaftsgebäude auf LFT-Grund selbst errichtet haben, ist es nun Aufgabe von Vanten, Haus und Grundstück möglichst gewinnbringend an Interessenten zu verkaufen und anhand einer Begutachtung mit einem Gutachter den Verkehrswert des Gebäudes festzusetzen, woraus sich die an die Galkiden zu entrichtende finanzielle Entschädigung ermitteln lässt.
Er trifft sich zum Ortstermin mit Ayana Scali, mit der er schon des öfteren Immobilien bewertet hat. Beide betreten das Haus, eine kleine zweistöckige Villa, die von außen wie innen Eleganz, Geschmack und Behaglichkeit ausstrahlt und machen sich auf die Runde zur Begutachtung. In der Mitte der Eingangshalle führt eine schwarze Treppe (interessantes Fliesenmuster) in den 1. Stock. Im EG rechts eine leere Küche, in der Wand daneben eine kleine leere Nische. Das EG hinter der Eingangshalle verbreitert sich nach hinten hin, hier liegen die Haupträume des Hauses. Wunderschöne, großzügige Räume. Der Gang führt letztendlich in einen zurückhaltend angelegten Garten. Die sich hier befindlichen Räumlichkeiten des Hauses erlauben durch großflächige Fenster einen interessanten Blick über den Hanse-Ring und den Großen Goshun-See in der Ferne. Im Obergeschoß, der durch Gänge H-förmig erschlossen ist und erstaunlich viele Zimmer enthält, finden beide mehrere Besonderheiten. Zunächst sind dort insgesamt drei Räume, die 2,5 m durchmessende Ringe enthalten, die einfach von der Decke hängen und im wesentlichen diese drei Räume fast vollkommen ausfüllen und unbenutzbar machen. Diese Ringe bestehen aus einem unbekannten Material, welches auch von der darauf trainierten Gutachterin nicht bestimmt werden kann. Alle anderen Räume dieser Etage sind ohne Befund, selbst die beiden Bäder der Etage zeichnen sich nicht durch Besonderheiten aus. Lediglich in einem dieser Räume findet Vanten plötzlich die Nische wieder, die sich vorhin noch neben der Küche im EG befunden hatte. Unheimlich!
Zurück im Gang auf dem Weg ins Eingangstreppenhaus bleibt Ayana Scalil plötzlich stehen. Mittels einer UV-Lampe gelingt es ihr, auf den in einem schlichten Ockerton gehaltenen Wänden des Flurs großflächige und sehr umfangreiche komplexe Zeichnungen sichtbar zu machen mit einer großen Menge an fremdartigen Bildern, Symbolen und Schriftzeichen. Da die Galkiden nicht im UV-Bereich sehen können, müssen diese Zeichnungen für diese und auch für andere normale Lemurerabkömmlinge unsichtbar bleiben. Nur das geschulte Auge der Gutachterin versetzten diese in die Lage, die Zeichnungen sichtbar zu machen. Ayana Scalil verordnet umgehend ein Veräußerungsverbot über das Haus (möglicher Denkmalschutz) und erteilt Vanten den Auftrag, umgehend diverse Ämter und Forschungsstätten von diesen Bildern in Kenntnis zu setzen, damit diese untersucht werden. Er tut dieses nach der Hausbesichtigung auch umgehend, allerdings ist die Resonanz der einzelnen Dienststellen gleich Null, niemand scheint sich für die Bilder zu interessieren. Leider ist diese Immobilie damit unveräußerbar geworden...
Am nächsten Tag erwaret Vanten Arevetza eine Überraschung im Büro. Nicht nur, dass ihm seine Kollegin ihre Sachen als Urlaubsvertretung übergibt und dann mirnichts dirnichts in den Urlaub entschwindet, er findet in ihren Unterlagen auch die Aufforderung, sich dringend in der Solaren Residenz zu melden. Was Vanten auch tut. Dort wird ihm eröffnet, dass Perry Rhodan eine Dienstwohnung von der Liegenschaftsverwaltung zu stellen sei - und das sofort, es wäre eilig. Außerdem sollte er sich dazu direkt mit Perry Rhodan in Kontakt setzen. Völlig aufgeschreckt diskutiert Vanten Arevetza mit seinem Chef Yagiirbu Furul nun mögliche Alternativen. Beide finden keine - doch halt, da war doch diese ehemalige Botschaft der Galkiden in Garnaru! Yagiirbu Furul meint, dass diese Immobilie zwar unveräußerbar wäre, eine Nutzung als Dienstwohnung wäre aber erlaubt und nicht ausdrücklich verboten. So einigen sich beide, dass Vanten Perry Rhodan diese Wohnung anbieten möge. Als Besichtigungstermin vereinbart Vanten den nächsten Tag mit dem Assistenten von Perry Rhodan.
Bis dahin hat Vanten Arevetza ausreichend Zeit, sich Gedanken um die häusliche Situation der Unsterblichen zu machen. Eigentlich weiß doch jedes Kind in Terrania, dass die Unsterblichen am Goshun-See in einer eigenen Siedlung wohnen. Wozu braucht Perry Rhodan dann eine eigene Wohnung? Vanten stellt Nachforschungen an und erfährt, dass die gesamte Siedlung dem Nirvana-Phänomen bei der Versetzung des Solsystems in die Neuroversumsanomalie im Oktober 1469 NGZ zum Opfer gefallen war. Ohne öffentliches Aufsehen übrigens und ohne menschliche Opfer, da die Siedlung meist ohnehin leer stand. Allerdings war dabei die gesamte persönliche Habe sämtlicher Unsterblicher verloren gegangen. Nicht zum ersten Mal übrigens, auch Ramihyn, der Diener der Materie, hatte dereinst schon einmal die Siedlung zerstört. Ein interessanter Gedanke: sämtliche terranischen Unsterblichen hatten somit eigentlich den Status von Obdachlosen. Nur deren jeweilige öffentliche Ämter führten dazu, dass diese ein Dach über dem Kopf hatten (Dienstwohnungen, etc....). Auch der Kauf neuer Wohnungen war aus den Vermögenswerten der Unsterblichen nicht gar so einfach möglich, da §11 der terranischen Verfassung es den Unsterblichen verbot, ihre jeweiligen Vermögen durch Zins und Zinseszinsen über ihre jeweilige enorme Lebenszeitspanne hin zu vervielfachen. Stattdessen waren 100% Kapitalertragssteuern fällig. Damit waren die Unsterblichen im Prinzip nicht nur quasi Obdachlose sondern seit den zeiten des Solaren Imperiums eben auch nahezu Mittellose mit dem Status von Tagelöhnern.
Mit diesen neuen Erkenntnissen im Gepäck findet sich Vanten Arevetza am nächsten Tag im Haus 746 Upper West Garnaru Road ein. Pünktlich um 10 Uhr erscheint dort auch Perry Rhodan. Nach einer sehr oberflächlichen Begutachtung der Villa - auch die dort sichtbaren Besonderheiten inklusive der wieder einmal ortsveränderlichen Nische stören ihn nicht - erklärt Perry Rhodan, er würde die Wohnung nehmen und so schnell wie möglich dort einziehen zu wollen, auch sein Zellaktivator würde ihn nicht vor den viel zu weichen Betten im Hotel Intergalactic, dem besten Hotel Terras, schützen. Vanten Arevetza sagt eine möglichst schnelle Möblierung des Hauses zu. Damit verschwindet Perry Rhodan wieder, ohne von den Zeichnungen im Flur des 1. Stockes erfahren zu haben. Während der noch zu erledigenden Arbeiten fällt es Vanten Arevetza auf, dass die zur Besichtigung von ihm mitgebrachten Haushaltsroboter grundsätzlich einen Bogen rund um einen vollständig leeren Bereich links vor der Treppe in der Eingangshalle machen, als wäre dort ein Hindernis. Obwohl dort nichts zu sehen war.
Eine Woche nach den oben geschilderten Geschehnissen kommt Alce Gaylana, die Frau von Vanten Arevetza, von einer Dienstreise wieder nach Hause. In der Zwischenzeit hatte Vanten den Mut gefunden, das gemeinsame sehr weiche Ehebett, das ihm immer unsägliche Rückenverspannungen verursachte, gegen ein neues, härteres Modell auszutauschen. Im Gegensatz zu Vantens Befürchtungen bekommt er damit sogar ein Lob von Alce... --Ende--