Gesellschaftliche Entwicklungen

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Excalibur
Plophoser
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Gesellschaftliche Entwicklungen

Beitrag von Excalibur »

Gesellschaftliche Entwicklungen
**************************

Wenn wir die realen Entwicklungen der Gesellschaftsformen auf diesem Planeten betrachten, so findet sich nicht nur eine sagenhafte Vielfalt, sondern auch eine immer stärker beschleunigte Entwicklung, je stärker das Bewußtsein des einzelnen Individuums sich zu entwickeln vermag.

Mit wenigen Ausnahmen (die Pangalaktischen Statistiker, die Kelosker etc.) werden jedoch fremde Völker - gerade die humanoiden Lebensformen - stets ähnlich der westlichen Gesellschaft beschrieben.
Von Springern bis Arkoniden, von Tefrodern bis Kolonialvölkern geht es um Macht, um Geld, um Vergnügen, um Konsum, um Ansehen, letztlich um all den "Glittertand", den ein wirklich reifer Mensch gerne hinter sich läßt, und dies bereits im 21. Jahrhundert der Real-Erde, nicht in der Science Fiction.

Eine schöne Beschreibung der idealen Gesellschafts-Form lag einmal bei den Halutern vor: eine friedvolle, edle Anarchie, eine Herrschaftslosigkeit, weil jedes Individuum sich so bewußt als "Teil des Ganzen" empfunden hat, daß eine Herrschaftsform im irdischen Sinne nicht nötig war. Kein Haluter verlor dabei seine halutisch-markante Individualität.

Es ist ja klar ersichtlich, daß die "politische Korrektheit" in die Serie Einzug hält. Orwell'sches "Neusprech" schleicht sich zwar zum Glück nicht ein, aber denoch ist die Serie absichtlich oder unabsichtlich ein Abdruck der gesellschaftlichen Ideen bzw. politischen Vorgaben. Das hat Vorteile literarischer Art: man schreibt sich leichter ins Herz der meisten Leser.
Es hat aber Nachteile dramaturgischer Art: es fehlt ggfs. der Mut, gänzlich andere gesellschaftliche und persönliche Entwicklungen im äußeren Leben und im Bewußtsein der Einzelnen zu beschreiben, z.B. eine zukünftige Gesellschaft, die ohne jedes Tauschmittel auskommt, weil jedes Individuum über ein so umfassendes Ganzheits-Bewußtsein verfügt, daß es jeweils genau das Nötige im großen Ganzen tut, ohne jede Steuerung von außen, ohne jedes Lockmittel (=Geld).
Wer sich mit den Vedischen Schriften beschäftigt, gerade mit den Essenzen des Rig-Veda, der weiß, daß die wahrscheinliche Entwicklung des Menschen auf solches Zusammenleben hinausläuft, frei von Gier und "Habenwollen", völlig unanfällig für Fremd-Steuerungen, da im Bewußtsein stets mit der Ganzheit verbunden, dennoch sehr kämpferisch, wenn es darum geht, die erreichte Bewußtseins-Höhe und Freiheit zu verteidigen.

Ein ganzer Fragenkomplex nun:
Es gab in PR eine Zeit, in der offensichtlich war, daß das Autorenteam sich mit den Philosophien aus den Veden beschäftigt hat. Begriffe wie "Upanishad", "Vishna" etc. fallen schließlich nicht zufällig.
Warum wird nicht versucht, eine wahrhaft zukunftsträchtige Vision einer zukünftigen Menschheit (oder fremder Völker) einfließen zu lassen, die n-i-c-h-t von politischen "...ismen" oder weltanschaulichen Sektierereien/Rechthabereien geprägt ist wie vieles der heutigen Zeit, sondern von einem (heute noch unvorstellbaren) spirituellen Eins-Sein unter den Individuen, die die persönlichen Macht-Kämpfe der Vergangenheit als Schnee von gestern betrachten, als nötige Entwicklungsstufe zwar, aber dennoch als längst passée!
Den Unterhaltungswert der Serie wird es sicher nicht schmälern, im Gegenteil.
Denn zu einem kosmischen Bewußtsein gehört schließlich nicht nur die Fähigkeit, sich in diesem Kosmos per Raumschiff oder PSI-Netzgängerei bewegen zu können, sondern auch das Erkennen des höheren Sinnes des Kosmos, bzw. des "Perryversums".
Ein Springer-Patriarch, der über tolle Raumschiffe verfügt, die Galaxis bereist und über eine ganze Sippe herrscht, aber dennoch an nichts anderes als an Reichtum denkt, das ist für mich ein Anachronismus. (Kam in einem der letzten Hefte vor...)
Ein Vergnügungsviertel in Terrania - mehr als 3000 Jahre i.d.Zukunft - ähnlich wie einen heutigen Rotlicht-Straßenzug zu beschreiben, das war ebenfalls kein Glanzstück des Science Fiction.
Wäre es möglich, daß ein Individuum in 3000 (!) Jahren keinerlei Vergnügungsviertel mehr nötig hat, weil sein persönliches Leben im Schwerpunkt aus e-c-h-t-e-r Freude am Dasein besteht, unablässig und beständig ... aufgrund der vorgenannten Entwicklungen in Gesellschaft und Bewußtsein?
Ich beantworte diese Frage selbst: ja, es ist nicht nur möglich, es ist durchaus wahrscheinlich.
Wie sieht die Expokratie nun dieses hier angesprochene Thema?
Wird in PR auch eines Tages auf die Veränderung im Menschen und in der Gesellschaft Wert gelegt werden?
Oder werden nur die aktuellen gesellschaftlichen Entwicklungen auf die Handlungen der Serie gespiegelt, zu Zeiten des "kalten Krieges" eben Schlachten mit Transformkanonen, zu Zeiten von Maskeraden, Skandalen und deren Enttarnungen dann eben ein verlogenes Tribunal und dessen großkotziges Auftreten.

Sorry, daß dies keine kurze Einzelfrage war, sondern ein ganzer Komplex, aber ich wollte es ausführlich darstellen, um was es mir geht.
Doch Schweigen ist dann angebracht,
fatal die Plapperei.
Die ritterliche Hohe Wacht,
ist keine Narretei,

sondern sei damit getarnt,
daß keine Augen ruh'n
auf des Narren Wahrheits-Pfad
und seinem stillen Tun.
Christian Montillon
Terraner
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Re: Gesellschaftliche Entwicklungen

Beitrag von Christian Montillon »

Excalibur hat geschrieben:Gesellschaftliche Entwicklungen
**************************

Wenn wir die realen Entwicklungen der Gesellschaftsformen auf diesem Planeten betrachten, so findet sich nicht nur eine sagenhafte Vielfalt, sondern auch eine immer stärker beschleunigte Entwicklung, je stärker das Bewußtsein des einzelnen Individuums sich zu entwickeln vermag.

Mit wenigen Ausnahmen (die Pangalaktischen Statistiker, die Kelosker etc.) werden jedoch fremde Völker - gerade die humanoiden Lebensformen - stets ähnlich der westlichen Gesellschaft beschrieben.
Von Springern bis Arkoniden, von Tefrodern bis Kolonialvölkern geht es um Macht, um Geld, um Vergnügen, um Konsum, um Ansehen, letztlich um all den "Glittertand", den ein wirklich reifer Mensch gerne hinter sich läßt, und dies bereits im 21. Jahrhundert der Real-Erde, nicht in der Science Fiction.

Eine schöne Beschreibung der idealen Gesellschafts-Form lag einmal bei den Halutern vor: eine friedvolle, edle Anarchie, eine Herrschaftslosigkeit, weil jedes Individuum sich so bewußt als "Teil des Ganzen" empfunden hat, daß eine Herrschaftsform im irdischen Sinne nicht nötig war. Kein Haluter verlor dabei seine halutisch-markante Individualität.

Es ist ja klar ersichtlich, daß die "politische Korrektheit" in die Serie Einzug hält. Orwell'sches "Neusprech" schleicht sich zwar zum Glück nicht ein, aber denoch ist die Serie absichtlich oder unabsichtlich ein Abdruck der gesellschaftlichen Ideen bzw. politischen Vorgaben. Das hat Vorteile literarischer Art: man schreibt sich leichter ins Herz der meisten Leser.
Es hat aber Nachteile dramaturgischer Art: es fehlt ggfs. der Mut, gänzlich andere gesellschaftliche und persönliche Entwicklungen im äußeren Leben und im Bewußtsein der Einzelnen zu beschreiben, z.B. eine zukünftige Gesellschaft, die ohne jedes Tauschmittel auskommt, weil jedes Individuum über ein so umfassendes Ganzheits-Bewußtsein verfügt, daß es jeweils genau das Nötige im großen Ganzen tut, ohne jede Steuerung von außen, ohne jedes Lockmittel (=Geld).
Wer sich mit den Vedischen Schriften beschäftigt, gerade mit den Essenzen des Rig-Veda, der weiß, daß die wahrscheinliche Entwicklung des Menschen auf solches Zusammenleben hinausläuft, frei von Gier und "Habenwollen", völlig unanfällig für Fremd-Steuerungen, da im Bewußtsein stets mit der Ganzheit verbunden, dennoch sehr kämpferisch, wenn es darum geht, die erreichte Bewußtseins-Höhe und Freiheit zu verteidigen.

Ein ganzer Fragenkomplex nun:
Es gab in PR eine Zeit, in der offensichtlich war, daß das Autorenteam sich mit den Philosophien aus den Veden beschäftigt hat. Begriffe wie "Upanishad", "Vishna" etc. fallen schließlich nicht zufällig.
Warum wird nicht versucht, eine wahrhaft zukunftsträchtige Vision einer zukünftigen Menschheit (oder fremder Völker) einfließen zu lassen, die n-i-c-h-t von politischen "...ismen" oder weltanschaulichen Sektierereien/Rechthabereien geprägt ist wie vieles der heutigen Zeit, sondern von einem (heute noch unvorstellbaren) spirituellen Eins-Sein unter den Individuen, die die persönlichen Macht-Kämpfe der Vergangenheit als Schnee von gestern betrachten, als nötige Entwicklungsstufe zwar, aber dennoch als längst passée!
Den Unterhaltungswert der Serie wird es sicher nicht schmälern, im Gegenteil.
Denn zu einem kosmischen Bewußtsein gehört schließlich nicht nur die Fähigkeit, sich in diesem Kosmos per Raumschiff oder PSI-Netzgängerei bewegen zu können, sondern auch das Erkennen des höheren Sinnes des Kosmos, bzw. des "Perryversums".
Ein Springer-Patriarch, der über tolle Raumschiffe verfügt, die Galaxis bereist und über eine ganze Sippe herrscht, aber dennoch an nichts anderes als an Reichtum denkt, das ist für mich ein Anachronismus. (Kam in einem der letzten Hefte vor...)
Ein Vergnügungsviertel in Terrania - mehr als 3000 Jahre i.d.Zukunft - ähnlich wie einen heutigen Rotlicht-Straßenzug zu beschreiben, das war ebenfalls kein Glanzstück des Science Fiction.
Wäre es möglich, daß ein Individuum in 3000 (!) Jahren keinerlei Vergnügungsviertel mehr nötig hat, weil sein persönliches Leben im Schwerpunkt aus e-c-h-t-e-r Freude am Dasein besteht, unablässig und beständig ... aufgrund der vorgenannten Entwicklungen in Gesellschaft und Bewußtsein?
Ich beantworte diese Frage selbst: ja, es ist nicht nur möglich, es ist durchaus wahrscheinlich.
Wie sieht die Expokratie nun dieses hier angesprochene Thema?
Wird in PR auch eines Tages auf die Veränderung im Menschen und in der Gesellschaft Wert gelegt werden?
Oder werden nur die aktuellen gesellschaftlichen Entwicklungen auf die Handlungen der Serie gespiegelt, zu Zeiten des "kalten Krieges" eben Schlachten mit Transformkanonen, zu Zeiten von Maskeraden, Skandalen und deren Enttarnungen dann eben ein verlogenes Tribunal und dessen großkotziges Auftreten.

Sorry, daß dies keine kurze Einzelfrage war, sondern ein ganzer Komplex, aber ich wollte es ausführlich darstellen, um was es mir geht.
Danke für deine lange Stellungnahme :-)
Wim hat eine Antwort für dich, die ich für ihn "shuttele":

Die Gesellschaft im 15. Jahrhundert NGZ ist sicher anders als unsere heutige. In den Messingträumern gibt es eine Szene, in der ein Polizist ein technisches Gerät mit einer Sozialleistung bezahlt (Nur ein paar Minuten«, winkte der Polizist ab. »Ich singe mit Kindern, habe einen Chor mit ihnen, und das ist viel wert. Eine halbe Stunde Chor maximal, mehr kostet so ein Ring nicht.«); es existieren Stellen zur kostenlosen Entnahme von Dingen des täglichen Bedarfs; Speiseroboter bieten Nahrung an – ebenfalls kostenlos.
Niemand muss hungern, frieren, aufwendig für seine Gesundheit sorgen, die eh weniger gefährdet ist als heute.
Geld spielt eine Rolle, aber eine andere als heute. Ich denke, dass es freiwirtschaftliche Räume gibt mit umlaufgesicherten Währungen, aber eben auch andere Wirtschaftsräume.
Überhaupt denke ich, dass die Liga ein Staat ist mit etlichen gelebten und geschützten Sozialsystemen und Gesellschaftsordnungen, sozusagen ein Polysozialer Staat.
In diesem Polysozialen Staat spielen auch spirituelle Lebensweisen eine Rolle – aber sie dominieren sowenig wie andere.
Deswegen existieren selbstverständlich auch weiterhin Vergnügungsviertel – denn zum Leben gehört (und wird, denke ich, auch in Zukunft gehören) ein gewisses Maß an biologisch-körperlichen Vergnügungen. Ich stelle mir vor, dass diese aber mit keinem sozialen Stigma mehr versehen sind. Und da würde ich Dir widersprechen: In dieser Gesellschaft wird derjenige, der solches Vergnügen sucht, nicht als unreif herabgewürdigt, sondern in seiner Weise respektiert.
Übrigens spielen neue Utopien ja eine Rolle in der gegenwärtigen Handlung: Als ein Beispiel nenne ich mal den Techno-Mahdi.
Nicht zuletzt haben wir mit den Atopen ja eine Kultur, die anders ist unsere, weitgehend andere Wert- und Rechtsvorstellungen hat als wir – und deswegen bei Menschen (bei Bürgern der Liga wie bei vielen Lesern, die ja auch in gewisser Weise „Bürger“ der LFT sind) auf Unverständnis stößt.
Dass wir Heutigen aber allen Ernstes in der Lage wären, auszurechen, wie „wahrscheinlich“ eine bestimmte Entwicklung ist – und zwar in Jahrtausenden gerechnet –, glaube ich nicht. Und die Diskussion darüber halte ich für unergiebig: Keine Seite könnte einen Beweis anführen – es sei denn, sie hat 3000 Jahre Zeit und Geduld.
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