Tach zusammen, von mir diesmal 2-/3+/2-.
Wenn mich meine Kenntnisse römischer Mythologie nicht täuschen, war Janus ein doppelgesichtiger Gott, der sozusagen für die zwei Seiten einer Medaillie im heutigen Sprachgebrauch steht bzw. stand. Ich nehme mal an, dass mit Janus LAOTSE selbst gemeint war, womit man ausdrücken wollte, dass sein "Profangesicht", wenn man die
Mundänen als Vergleich zieht, die normale, "helle" terrageborene Seite zeigt, während sein "Kampfgesicht" die tiuphorische, noch verborgene Ausgeburt ist. Im Sinne einer zwangsläufigen Verbundenheit von hell/dunkel, gut/böse passt es zwar aufgrund der Künstlichkeit nicht ganz, dennoch finde ich den Titel ganz gut gewählt.
Christian Montillion unterteilt den Roman in zwei Handlungsstränge, wobei es ein Qualitätsgefälle zwischen der Haupthandlung um Rhodan und Dienbacer und der Nebenhandlung auf Ertrus gibt. Bei den Bemühungen um eine Kontrolle der KI´s des Solsystems zeigt CM, dass er zu wirklich guten Leistungen in der Lage ist. Dienbacers Interaktionen mit OTHERWISE, LAOTSE und ANANSI waren faszinierend geschildert, eigentlich eine der besten Schilderungen von Vorgängen im Cyberspace, an die ich mich in der Serie erinnern kann, wenn nicht gar
die beste. Auch Rhodans und Dienbacers Zusammenarbeit war kurzweilig und angenehm zu verfolgen, Spannung und etwas Humor waren auch gegeben. Hier gab es kaum was auszusetzen.
Etwas anders sieht es leider bei der Ertrushandlung aus. Sie diente erkennbar dazu, die Brisanz des tiuphorischen Vordringens zu veranschaulichen. Ich weiß nicht, ob es wegen der Ortsauswahl Ertrus nicht zu relativieren ist, aber hier wurde viel zu viel Pathos ausgepackt. Dass ein Jugendlicher seine Umwelt so dermaßen täuschen kann, gerade in der hochtechnisierten Zeit, in der wir uns hier befinden, glaub ich keine Minute. Viele Wiederholungen von Durchhalteparolen und dem Ringen um Fassung fielen mir dann doch etwas auf die Nerven.
Dennoch, alles in allem ein solider bis guter Roman, durchaus spannend und mit einigen Glanzmomenten.
Gruß.
PS: Apropos Glanzmomente, die Schilderung der Rechnerwelten hat mich mal wieder etwas über die Rolle von KI´s im Perryversum nachdenken lassen. Was wäre, wenn die einzelnen Systeme, die ja, nicht nur durch den Bioanteil, so gesehen mittlerweile ein eigenes Bewußtsein und eigentlich die technologische Singularität erreicht haben, ihren Standpunkt in der Welt des 6. Jahrtausends im Solsystem überdenken und neu definieren wollen? Ich ahne schon, dass ich daneben liege, aber mir kam der Gedanke, dass der Technomahdi ein Ausdruck eines Zusammenschlusses von Entitäten wie LAOTSE, OTHERWISE und anderen KI´s sein könnte.