Teil 12
Abjinos, 2450 nC
Gorlanisches Reich
Der Morgen graute schon im Osten, als Prinz Talenor das Haus seines Freundes Aldamar verließ. Trotzdem herrschte noch Dunkelheit in den engen Gassen von Gorlan. Talenor, sechsundzwanzig Jahre alt, ein gut aussehender großer schlanker Mann mit warmherzigem Blick und langen dunkelblonden Haaren, genoss den frühen Morgen.
Er trug die dunkelgrüne Uniform der Waldläufer, dessen Kommandant er war. Auf seinem Rock befand sich das Wappen Gorlans: der blühende Mallornbaum und darüber zwölf Sterne, die sich um einen dreizehnten im Zentrum scharten.
Die aufgezogenen dunklen Wolken, welche den Mond bedeckten, veranlasste den Prinzen über die Lage Gorlans nachzudenken. Dabei verdüsterte sich Talenors Gesicht, denn eben solche Wolken zogen schon seit Jahren über die Länder von Gorlan. Sie kamen aus dem Dunklen Land, dem Reich des dunklen Herrschers Antiesgor, der wieder einmal seine gierigen Klauen nach dem Reich der Menschen und den anderen positiven Völkern von Abjinos ausstreckte.
Nahezu 12.000 Abjinos-Jahre vergingen seit dem letzten Großen Krieg, als Antiesgor von den verbündeten Armeen, hauptsächlich der Zeut Ellwen und Menschen unter der Führung der Halbgötterartigen Berlen Taigonii vernichtend geschlagen wurde. Diesmal würden die inzwischen auf Sieben geschrumpften Reiche der Menschen wohl fast alleine dem Feind gegenüber stehen, da es nur noch wenige Ellwen gab. Die neuen Verbündeten, die Zwerge, die sich selbst die Darven nannten, konnte er noch nicht richtig einschätzen, da ihr Bündnis noch zu jung war. Die Darven selbst sahen sich trotz ihrer geringen Größe von durchschnittlich 1,40 Steyt (Meter) durchaus einem Menschen kräftemäßig überlegen, da sie viel breiter und kompakter gebaut waren.
Die Darven bestanden darauf, dass sich das Bündnis der Völker die ‚Allianz des Lichts’ nannte. Wieso eigentlich?
Nun, viele Darven bekannten sich zwischenzeitlich zur Religion des Lichts, die ihnen menschliche und ellwische Missionare gebracht hatten. Magnus Lichtbringer beispielsweise der große menschliche Missionar und Begründer der ‚Licht-Paladine’ hatte besonders bei den Darven großen Zulauf. Darvische gepanzerte Ritter und abjinfähige Paladine mussten die Armeen der Ellwen im kommenden Kampf gegen die Finsternis ersetzen.
Ein weiteres Volk, das der Lykaner, wollte ebenfalls dazu stoßen. Auch die Elloy, ein weiterer Stamm von Zeut-Ellwen, trat der Allianz bei. Bei den Lykaner handelte es sich um ein früheres mächtiges menschliches Volk, das leider infolge einer genetischen Seuche, zu etwas Anderem wurde. Nun das menschliche Stammvolk der Allianz, das der Tenorer, würde im Allianz-Rat, der entweder in Dun Arror, Arbaraith oder in Tenaria tagte, maßgeblich darüber entscheiden, ob die mutierten Menschen, die sich nunmehr Lykaner nannten, wieder Mitglied der ‚Licht-Allianz’ werden durften. Militärisch wären die Lykaner unter ihrem heroischen König Tron Greywulf natürlich eine erhebliche Verstärkung. Aber das Andere…
Den Hohen Mächten sei Dank musste er das Ansinnen der Lykaner nicht entscheiden.
Ob diese neue Allianz der positiv gesinnten Völker dem Dunklen Imperium allerdings Paroli bieten konnte, würde sich erst noch zeigen, selbst wenn die Lykaner Mitglied werden durften. Talenor hatte da so seine Zweifel.
Wieder dachte Talenor an die Darven. Ursprünglich von den ‚Dunklen Genetiker’ im Dunklen Gebirge als Bergmänner und Schmiede konzipiert und gezüchtet, hatten sich viele Zwerge vom Joch der Finsternis befreit und bekannten sich Dank Magnus Lichtbringer zu dem Licht. Als einzige Bergleute und Schmiede Abjinos vermochten sie ‚Lemurstahl’ zu erzeugen und zu verarbeiten, weshalb sie im kommenden Kampf gegen die Finsternis durchaus eine große Rolle spielen könnten. Bislang hatte er ihre subplanetare Hauptstadt in den ‚Halatonbergen’, den ‚Heiligen Bergen’ weit im Nordwesten von Gorlan gelegen, erst einmal besucht. Sie nannten ihre Hauptstadt Dun Arror nach der schneebedeckten Landschaft des Hochplateaus umgeben von gewaltigen Gebirgen, in der sie ihre uneinnehmbare Hauptwohnstätte hatten.
Die meisten ellwischen Völker wiederum wollten nur noch zu ES aufsteigen. Ein Wollen, das sich Menschen aus Gorlan, Tenaria oder die Darven aus Dun Arror nicht vorstellen konnten und auch ablehnten. Unabsehbar brach im ältesten Volk Abjinos langsam aber sicher die Degeneration aus, sonst würde man sich nicht kompromisslos der Ascension in Richtung ES hingeben.
Talenor interessierte sich für Wissenschaft und Archäologie, sehr zum Ärger seines Vaters, Aiczuk CVIII, regierender Tamaron von Gorlan, der es nicht gerne sah, dass sein zweiter begabter Sohn sich mit anderen Dingen beschäftigte, als mit der Kriegsführung. Dabei war Aiczuk selbst ein sehr gebildeter Mann, der die alten Geschichten und Wissenschaften durchaus liebte. Da Talenor ter Aiczuk alles tun wollte, was sein Vater verlangte, hatte er entgegen seiner Überzeugung, doch noch das Kriegshandwerk gelernt, zusätzlich aber auch die Wissenschaften wie Geschichte, Kunst und sogar Musik studiert.
Außerdem verband ihn eine tiefe Freundschaft mit Myrdin, dem großen und letzten abjinfähigen Tenoy, einem der heroischen ‚Ritter des Lichts’ (RdL) und geistiger Führer der Allianz des Lichts. Tamaron Ranner Aiczuk sah das nicht gerne. Trotz aller Bemühungen konnte Talenor ihm nichts Recht machen. Da sein um fünf Jahre älterer Bruder Abenor ihn jedoch in allem, was er tat, unterstützte, war Talenor egal, was sein Vater sagte.
Nein, korrigierte er sich in Gedanken, egal war es ihm nicht, aber er ließ sich auch nicht von seinen Studien abhalten. Ranner Aiczuk hatte sich schließlich damit abgefunden, aber er ließ keine Gelegenheit aus, dem jüngsten Sohn seine Verachtung zu zeigen. Abenor mochte das nicht, denn er liebte seinen jüngeren Bruder und Talenor liebte Abenor von Herzen. Finduilas, ihrer beider Mutter, war schon vor vielen Jahren gestorben und so hielten die Brüder fest zusammen, wenn es sein musste auch gegen den wohl mächtigsten Mann der lichten Kräfte Abjinos, wenn man von Myrdin absah.
Diesen Abend begab sich Talenor zu Aldamar, weil dieser Besuch von Myrdin, dem Tenoy, erhalten hatte. Talenor hatte die Einladung gerne angenommen, denn Myrdin der Ritter des Lichts oder auch der ‚Kosmische Wächter’, brachte immer die neuesten Nachrichten aus den übrigen Reichen von Abjinos mit. So hatten sie geredet und den Geschichten des abjinfähigen Tenoy gelauscht und darüber die Zeit vergessen. Myrdin selbst blieb allerdings allen ein Rätsel. Äußerlich glich er einem Zeut-Ellwen, erklärte allerdings, dem den Gorlaner unbekannten Volk der Arkoniden anzugehören. Auch diese seien einst in der Heimatgalaxis der Alten, dem gigantischen Völkertopf der Lemuriden entsprungen, erklärte der Tenoy immer.
Allerdings wären die Arkoniden erst seit siebenhundert Jahren auf Abjinos ansässig. Sie wohnten alle im Lande Arbaraith, dem neuen menschlich- arkonidischen Zentrum von Technik und Wissenschaft. Unter anderem wurden dort die neuartigen bereits sagenhaften Gleiter und die Luftschiffe entwickelt. Dazu gab es eine neue fast magische nutzbare Technologie, die sie in Arbaraith ‚elektrischen Strom’ nannten. Theoretisch wusste der Prinz, darüber Bescheid. Myrdin hatte darüber berichtet.
Seit neuesten tagte in der Inselfestung Arbaraith im großen Nordsee auch hin und wieder der Allianz-Rat.
Erst als Aldamar Talenor darauf hinwies, dass sich in kurzer Zeit der Morgen ankündete, brach der Prinz widerstrebend auf. Aldamar wollte ihm eine Wache mitgeben, denn es trieben sich nachts seit kurzem seltsame Gestalten in Gorlan herum. Und das, obwohl jeder Ankömmling am ersten Tor der Festung genau überprüft wurde. Doch so ungesehen, wie sie auftauchten, verschwanden die Eindringlinge wieder. Deshalb vermuteten Aldamar und auch einige andere, dass sich Spitzel mit besonderen Fähigkeiten des Dunklen Herrschers in der Stadt herumtrieben, doch nie fand man Beweise dafür. Aldamars Haus befand sich im untersten Ring der Stadt, denn er verrichtete als Hauptmann der Wachen, seinen Dienst am untersten Tor.
Aus diesem Grunde hatte der junge Prinz einen weiten ansteigenden Weg vor sich. Das machte Talenor aber nichts aus, denn er hatte es sich angewöhnt weite Strecken zu Fuß zurückzulegen. Vielleicht gelang es ihm, ungesehen in den Palast zu kommen. Schließlich brauchte sein Vater nicht zu wissen, dass er sich schon wieder mit Myrdin getroffen hatte.
Tamaron Ranner Aiczuk mochte den Tenoy nicht besonders. In seinen Augen verbreitete er nur mystischen Unsinn unter dem Volk. Talenor jedoch war der Ansicht, dass Myrdins Warnungen zu Recht bestanden und Gorlan der neuen Allianz endlich ebenfalls beitrat.
Die Wesen und Mächte aus dem Dunklen Land rührten sich wieder. Vermehrt gab es Angriffe auf die Grenzen Gorlans. Ost Nacras war schon gefallen und von den letzten Menschen verlassen worden. Nur noch Grenzposten und die Waldläufer der Aiczuk hielten sich in dem Lande auf. Ohne den Beitritt zur Allianz würden sie untergehen! Egal wie mächtig und tüchtig die gorlanische Armee auch war. Allein konnten sie dem Dunklen Imperium in keinem Falle standhalten. Wieso nur, sah dies sein Vater nicht?
Die Straßen Gorlans wirkten in dieser Stunde wie ausgestorben. Noch zu Zeiten seiner Jugend hatte das anders ausgesehen. Selbst zu dieser frühen Stunde wären damals die Straßen voller Menschen gewesen, die sich amüsierten. Einst war das Nachtleben Gorlans weit bekannt gewesen.
Prachtvolle Villen und die Häuser armer Menschen reihten sich aneinander. Sie unterschieden sich nur durch die Größe der Häuser und des angrenzenden Grundstücks.
Heutzutage jedoch standen viele Häuser leer und verlassen da. Der Verfall konnte nicht mehr übersehen werden. Gorlan schien eine aussterbende Stadt zu werden. Wie gerne hätte Talenor das geändert, doch solange der Krieg dauerte, würde er daran nichts ändern können. Der Krieg forderte seinen Tribut. Die jungen unausgebildeten Männer starben im Kampf gegen die Mächte des Dunklen Landes. Ebenso wie die ausgebildeten Krieger. Die Alten, die Frauen und Kinder wurden getötet oder aus ihren Häusern vertrieben. Talenor fragte sich, wo das alles enden sollte? Nach dem Zweiten Weltkrieg der Dunkelheit und des Lichts waren die meisten Lebewesen auf geringe Reste reduziert gewesen, auch die Menschen.
Zwölftausend Abjinjahre später hatten alle Völker und Stämme die alten Sollstärken wieder erreicht. Seit einigen Jahrzehnten ging es allerdings wieder abwärts, da überall neue lokale Kriege aufflackerten. Nicht nur die unterschiedlichen Rassen gegeneinander, sondern auch innerhalb der Spezies selbst auch. Besonders die Menschen, d.h. jene Völker, die den ursprünglichen Lemurern immer noch unverändert glichen, zeichneten sich darin besonders aus. Jedem Zeitalter eines neuen Weltkriegs zwischen dem Licht und der Dunkelheit gingen solche Zeiten des Chaos voraus. Dunkle Agitatoren wirkten oft in Maske unter den Völkern und stachelten sie zu Kämpfen und Kriegen unter - und gegeneinander auf. Myrdin hatte berichtet, das es schon immer diese Kriege gegeben habe. Nur konnten sich die Bewohner Abjinos noch an die letzten beiden Großen Kriege erinnern. Weitere diesbezügliche Unterlagen oder Mythen existierten nicht
„Welcher Sinn liegt dahinter“, fragte sich der Prinz. „Laut Myrdin verlangt das lokale Psionische Feld von Abjinos solche Opfer. Dann schweifen Myrdins Überlegungen immer in die Bereiche der Metaphysik ab, welche wir pragmatischen Gorlaner immer ablehnen. Auch ich!“, dachte Prinz Talenor etwas sarkastisch und fragte sich, wieso dieser Kampf zwischen den beiden Polen immer wieder von neuem ohne endgültiges Ergebnis aufflackerte. Wem nützte dies wirklich? Laut Myrdin wäre Abjinos sogar ein von ES ‚geschützter’ Planet. Wieso dann nur diese unsinnigen Kriege. Um eine Kriegerkultur aufrecht zu erhalten? Oder was? Manchmal hatte Talenor den Eindruck die Hohe Entität wäre zwei gespalten.
Hörte er da nicht ein Gelächter in sich, das sich zwischen bösartig und dem genauen Gegenteil bewegte? Wie nannten die Menschen der Helosonischen Inseln im Zentralen Meer das: Homerisches Gelächter? Myrdin hatte darüber berichtet. Was dieser an Fremdartigen nicht alles wusste…
So in Gedanken vertieft bemerkte er nicht, dass er verfolgt wurde. Schatten schlichen hinter ihm her und warteten auf eine passende Gelegenheit. Talenor sah die Angreifer nicht kommen. Er spürte hinter sich eine Bewegung und bekam einen Stoß, der ihn zu Boden warf. Doch entgegen seines Vaters Meinung war er ein guter Kämpfer. Er verwandelte den Sturz in eine Rolle und kam sofort wieder auf die Beine. Sogleich zog er sein Kurzschwert, sein Ladius, ohne dass er nie das Haus verließ. Es waren schließlich unsichere Zeiten. Doch die Angreifer hatten sich gut vorbereitet. Etwas schoss auf ihn zu und im nächsten Augenblick verfing er sich in den Maschen eines großen Netzes. Talenor versuchte sich zu befreien, aber dadurch verhedderte er sich nur noch mehr in dem Netz. Ein Fußtritt traf seinen Arm mit dem Ladius, so dass es ihm aus der Hand geschlagen wurde. Sofort stürzten sich mehrere Gestalten auf ihn. Ein Hieb traf ihn mitten ins Gesicht, ein weiterer am Kinn und raubte ihm auf der Stelle das Bewusstsein. Der junge Prinz spürte nicht mehr, wie er zu Boden fiel.
„Schnell!“ Die Stimme des einen Angreifers war nur ein Flüstern. „Schafft ihn weg, bevor noch jemand auftaucht.“
Die dunklen vermummten Gestalten packten ihren Gefangenen und schleiften ihn mit sich. Sie erreichten das Haus eines Verbündeten im unteren Ring. Dieser, ein Wächter des Tores, würde sie bei passender Gelegenheit hindurchschleusen. Was am besten beim Wachwechsel geschehen konnte. Dabei war die Ablenkung am größten, zumal es noch etwas dunkel war. Die Entführer hatten sich diese Dienste eines Verräters für viel Gold erkauft. Eine Vorausinvestition, so kalkulierten sie.
Als Talenor wieder zu sich kam, wusste er zuerst nicht, was sich ereignet hatte. Alles um ihn schien zu schwanken und er hatte entsetzliche Kopfschmerzen. Hatte er letzte Nacht zu viel getrunken? Doch das konnte nicht sein. Er war bei Aldamar und Myrdin gewesen. Dann ging er doch nach Hause und...
Die plötzliche Erinnerung ließ ihn hochschnellen. Zumindest versuchte er es. Aber etwas hielt ihn zurück. Er versuchte sein schmerzendes Kinn zu reiben, doch auch seine Hände konnte er nicht bewegen. Talenor riss die Augen auf, doch um ihn herum blieb alles dunkel. Nach einiger Zeit gewöhnten sich seine Augen an die Dämmerung und er konnte Umrisse erkennen. Er lag gefesselt in einem schwankenden kleinen Raum.
Wo befand er sich nur? Auf einem Schiff? Wie viel Zeit mochte vergangen sein? Er wusste es nicht. Über ihm wurde eine kleine Tür aufgerissen und helles Sonnenlicht flutete herein. Geblendet schloss er die Augen.
„Ah! Unser kleiner Prinz ist aufgewacht“, sagte eine höhnische Stimme über ihm. Die Worte hörten sich seltsam an. In Gorlan wurde eine Abart des Hoch- Lemur gesprochen. Die Worte ähnelten dieser Sprache etwas, auch wenn viele Worte anders ausgesprochen wurden. Als wenn sie verschluckt würden. Trotzdem verstand Talenor sie. Er hatte mehrere Sprachen studiert, unter anderem das reine Hoch-Lemur, die gemeinsame Sprache der Licht-Allianz und die Sprache ihrer Feinde, diese Abart des Lemurischen. Dieser hier hatte im Dialekt der Mutierten, der Horon, gesprochen.
„Wer bist du?“, fragte Talenor unerschrocken. So leicht ließ er sich nicht einschüchtern.
Der große und dürre Mann blickte ihn emotionslos an. Er war sicherlich als Mensch maskiert und trug eine dunkelrote Bekleidung. Darüber ein Panzerhemd aus Lemurstahl, das nur noch von Meisterschmieden, wie den Darven erzeugt werden konnte. Deshalb diente es nur den Prinzen und Hauptleuten der Krieger aller Völker. Dazu einen Umhang in roter Farbe mit Goldstickereien.
„Du hast die Ehre, unsere Geisel zu sein. Wenn der Aiczuk dich zurückhaben will, muss er tun, was wir verlangen.“
Da lachte Talenor laut auf. Der Mann blickte ihn erstaunt an.
„Ihr habt den falschen Sohn entführt. Mein Vater wird für mich keinen Finger rühren.“
„Das glaube ich nicht. Wir kennen dein gestörtes Verhältnis zu deinem Vater, Kleiner. Aber wenn es darauf ankommt, wird der Aiczuk erkennen, dass auch du sein Sohn bist, und alles tun, was wir von ihm verlangen.“
„Wo sind wir? Und wohin bringt ihr mich?“
„Das geht dich zwar nichts an, aber wir fahren den Gysera hinunter. Dann geht es über die -Straße weiter bis zum Übergang des Poros und nicht weit davon entfernt befindet sich unser Lager. Wir haben schon eine Nachricht an den Aiczuk geschickt.“
Nach diesen Worten drehte er sich um und verließ den Raum. Die Luke schloss er hinter sich. Nachdem Talenors Augen sich wieder an die Dämmerung gewöhnt hatten, konnte er einige Umrisse erkennen. Man hatte ihn zusammengeschnürt wie ein Stück Vieh und an einen Pfosten gebunden. Deshalb hatte er sich auch nicht bewegen können. Er besah sich die Fesseln, doch die gorlanischen Agenten der Horon hatten ganze Arbeit geleistet, denn er sah keine Chance, sich zu befreien. So blieb ihm nichts anderes übrig als abzuwarten.
Vielleicht ergab sich unterwegs eine Möglichkeit zur Flucht. Der Weg war noch weit. Bis zu der Hafenstadt Thonor mochten es noch etwa einhundertzwanzig Meilen, und von dort nochmals 60 Meilen bis zur Furt des Poros, einem kleinen Fluss sein, der südlich von Thonor, nicht weit von seinem Mündungsdelta, in den Gysera floss. Dieser wiederum mündete in den ‚Gorlanischen Golf’, der wiederum ein Teil des riesigen Ostmeeres der Thetys darstellte.
Im Palast von Aiczuk CVIII
Abenor, Feldmarschall von Gorlan, schritt über den weiß gepflasterten Hof, wo ein Springbrunnen leise zwischen sattgrünem Rasen plätscherte. Dort, in der Mitte stand der Mallorn Baum, der seit einiger Zeit verdorrt seine kahlen, abgebrochenen Zweige traurig über das Becken hängen ließ. Über die breite weitläufige marmorne Treppe betrat der Prinz die Zitadelle, in der sich der Thronsaal befand. Er klemmte sich seinen Helm unter den Arm und durchschritt mit forschen Schritten den langen Saal. Wie alle Ritter oder Paladine Gorlans trug er eine schwarze Bekleidung, die Rüstung und der spitz zulaufende Helm bestanden aus Lemurstahl. Der wertvolle Übermantel aus Zobel trug das Wappen Gorlans.
Der Saal wurde durch niedrige Fenster in den breiten Seitenschiffen erhellt, hinter den Reihen großer Säulen, welche die Decke trugen. Die Säulen, große Monolithen aus schwarzem Marmor, stiegen zu großen Kapitellen auf, in die viele Tier- und Pflanzengestalten eingemeißelt waren. Darüber schimmerte das breite Deckengewölbe, golden und durchbrochen von verschlungenen Rankenmustern in vielen Farben. Es gab keine Wandbilder oder Teppiche in dem langen Saal. Zwischen den Säulen erhoben sich große steinerne Standbilder. Am Ende des Saales stand der Thronsessel auf einer erhöhten Empore, zu der Treppen hinaufführten. Der Thron wurde von einem marmornen Baldachin in der Form eines Kronenhelmes überdacht. Die Wand dahinter zeigte das eingemeißelte, mit Edelsteinen besetzte Bild des blühenden Mallornbaumes. Am Fuß der Empore, auf der untersten Stufe, stand ein Stuhl aus schwarzem Obsidian und ohne Zierrat. Dort saß wie üblich sein Vater und wartete schon auf ihn.
„Da bist du ja endlich, mein Sohn“, begrüßte der Tamaron Ranner Aiczuk ihn ernst.
Abenor verzog leicht sein Gesicht. Der große und kräftig gewachsene Prinz mochte stärker und einige Jahre älter als Talenor sein. Er selbst betrachtete seinen Bruder als einen nachdenklichen und zurückhaltenden jungen Mann, während er sich selbst als etwas aufbrausender und ungestümer einschätzte. Im Moment jedoch sorgte sich Abenor um Talenor. Er hatte ihn überall im Palast gesucht und selbst Talenors Diener wussten nicht, wo er sich aufhielt.
„Ich grüße dich, Vater“, antwortete Abenor. „Wir müssen reden.“
„Deshalb habe ich nach dir geschickt, mein Sohn“, sagte Ranner Aiczuk in freundlichem Tonfall. Abenor wünschte sich insgeheim, dass sein Vater hin und wieder diesen Ton auch Talenor gegenüber anschlagen würde. „Es werden neue Übergriffe einiger Derrohorden gemeldet. Du musst sofort aufbrechen und die feige Meute vernichten.“
Aus diesem Grund war Abenor eigentlich nicht gekommen. „Die Derro überqueren dieser Tage oft unsere Grenzen. Das Dunkle Land unter der Herrschaft des wieder erwachenden negativen Antigon wird endgültig zum Problem. Wir sollten langsam daran denken, unsere Verbündete zu konsultieren.“
„Verbündete? Wen denn?“, fragte Aiczuk, überrascht darüber, dass Abenor einen solchen Vorschlag machte und lachte sarkastisch.
„Aldor zum Beispiel. Einer ihrer Könige Aldaran besitzt eine große Reiterarmee.“
„Aldaran? Er ist schwach“, meinte Aiczuk und winkte verächtlich ab. „Das Bündnis mit Tenaria muss verlängert werden.“ Geringschätzig winkte er ab. Mit diesem jungen König? Außerdem stehen sie unter dem Einfluss von Myrdin und damit von diesem arkonidischen Arbaraith. Höre mir damit auf!“
„Oder die Darven!“ Ranner lachte.
„Das Bündnis der menschlichen Königreiche der Aldoraner mit den Zwergen muss sich erst noch bewähren. Wie du weist, halte ich mich der ‚Allianz des Lichts’ noch fern. Wir selbst sind allein stark genug!“
Abenor nickte bitter. „Ich weiß! Eigentlich wollte ich dich nicht deswegen sprechen, Vater“, sagte Abenor.
„Nicht? Weswegen dann?“, fragte Aiczuk erstaunt. „Du drängst mich doch ständig dieser ominösen Allianz, die hauptsächlich von Arbaraith, den Menschen aus Tenaria und den Zwergen beherrscht wird, beizutreten.“ Aiczuk lachte sarkastisch. „Angeblich kämen die Berlen Taigonii zurück und träfen sich in einer Tafelrunde in Arbaraith. Was für ein Unsinn!“ Abenor schüttelte verärgert den Kopf.
„Deswegen bin in nicht gekommen, Vater! Wieso muss ich mich ständig wiederholen? Talenor ist verschwunden. Ich mache mir Sorgen um ihn. Wir wollten uns heute Morgen treffen, aber er ist nicht erschienen. Er vergisst sonst nie ein Treffen mit mir. Deshalb ...“
Ranner Aiczuk sprang wütend von seinem Stuhl auf und rief: „Rede mir nicht von Talenor! Er hat gegen meinen ausdrücklichen Befehl abermals diesen alten arkonidischen Tenoy Myrdin getroffen, der uns ständig drängt der Licht-Allianz beizutreten. Wahrscheinlich ist er noch bei ihm. Er glaubt wohl, dass ich das nicht weiß, aber er vergisst, dass ich der Herrscher bin und meine Diener und Spione überall sind.“
Abenor machte, überrascht von dem Zorn Aiczuk, einen Schritt zurück. Er fasste sich jedoch schnell wieder. „Talenor würde wegen Myrdin kein Treffen mit mir versäumen“, verteidigte er seinen Bruder.
„Talenor ist ein Schwächling“. Der Tamaron Ranner Aiczuk beruhigte sich wieder etwas und ließ sich zurück auf seinen Thronstuhl fallen. „Er beschäftigt sich mit Kunst und Musik. Und dies in diesen kriegerischen Zeiten, die wohl in Kürze in einen weiteren Weltkrieg zwischen dem Licht und der Dunkelheit endet!“
„Was ist daran falsch?“
„Du verteidigst ihn noch? Du magst doch selbst keine Kunst und Musik.“
„Das ist nicht wahr“, sagte Abenor und dachte daran, wie sehr er die Abende mit Talenor genoss, und wie schön er dessen Spiel mit der Harfe fand. Darin erinnerte er an den mythischen Ur-Helden oder Berlen Taigonii Dar-Atlan.
Das würde er aber nie vor dem Tamaron zugeben. „Ich will sie nur nicht studieren, das ist ein Unterschied. Dies überlasse ich meinem Bruder.“
„Er sollte lieber das Kriegshandwerk lernen“, meinte der Tamaron Aiczuk erbost.
„Ich kann dich nicht verstehen, Vater. Er ist ein guter Krieger und wird einmal ein hervorragender Stratege werden. Warum soll er nicht beides vereinigen? Sicher hat er das von Mutter. Sie liebte die Kunst und die Musik ebenfalls.“
Erneut sprang Aiczuk wütend auf. „Sprich nicht von deiner Mutter, mein Sohn. Sie ist schon lange tot.“
„Nicht in meinem Herzen Vater. Talenor war noch zu klein, gerade mal fünf Jahre alt, als sie starb. Er hat kaum Erinnerungen an sie. Ich aber schon. Mein Bruder, dein Sohn, ist ihr sehr ähnlich im Wesen und im Denken. Talenor versucht alles, um dir zu gefallen. Du aber erkennst nichts an. Warum kommst du ihm nicht etwas entgegen?“
Der Aiczuk stieß wütend die Luft aus den Lungen. „Weil er mich immer wieder enttäuscht.“
„Nur du siehst das so. Oder ist es der Grund, dass er dich zu sehr an Mutter erinnert?“
Aiczuk wurde rot im Gesicht und Abenor begriff, dass er zu weit gegangen war. „Verzeih, Vater! Ich wollte dich nicht verärgern.“
Sofort beruhigte sich der Tamaron wieder. Eine Entschuldigung seines ältesten Sohnes ließ er sofort gelten. „Nun gut, mein Sohn. Es sei dir verziehen. Doch jetzt eile! Sammle ein Heer und vertreibe die Feinde aus unserem Reich.“
„Ja, Vater!“ Abenor ging. Es hatte keinen Zweck noch einmal wegen Talenor anzufangen. Es blieb ihm nichts anderes übrig, als den Befehl des regierenden Aiczuk auszuführen. Aber vorher wollte er noch jemanden besuchen.
Eilig verließ er den Turm, durchquerte den Tunnel zur sechsten Stufe und bestieg sein Pferd, das dort auf ihn wartete, und ritt die Straßen hinunter. Eine Stufe nach der anderen ließ er hinter sich, bis er am unteren Tor ankam. Dort ging er in die Wachstube und fand den welchen er suchte, bei anderen Wachen am Tisch sitzen.
Die Wächter sprangen sofort auf, als ihr Befehlshaber eintrat und verneigten sich, doch Abenor achtete nicht darauf. „Aldamar, wo ist mein Bruder?“
Aldamar blickte seinen Herrn erstaunt an. „Im Palast nehme ich an, Feldmarschall.“
„Da ist er nicht. War er nicht gestern Abend zu Besuch in deinem Haus?“ Als Abenor sah, wie blass Aldamar wurde, sagte er: „Keine Sorge, mir ist es egal, wo mein Bruder sich herumtreibt, aber er ist nicht nach Hause gekommen.“
„Er war bei mir, Feldmarschall“, gab Aldamar zu. „Er ging zu sehr später Stunde, weil ...“
„ ... weil du noch Myrdin, den Wächter oder Ritter des Lichts zu Besuch hattest“, vollendete Abenor den Satz. „Das ist mir bekannt. Sprich weiter.“
„Der junge Herr verließ mein Haus zur dritten Morgenstunde. Danach habe ich ihn nicht mehr gesehen“, sagte Aldamar wahrheitsgemäß.
„Du hast ihn alleine gehen lassen?“, fragte Abenor wütend.
„Aber das war sein eigener Wunsch, mein Lord“, Aldamar wurde kalkweiß vor Schrecken. „Er hat immer eine Eskorte abgelehnt.“
Abenor kannte den Starrsinn seines Bruders und wusste, dass er Aldamar keine Schuld geben konnte. Doch er konnte etwa anderes tun. „Du bist für den Moment von deinem Posten entlassen.“
„Aber ... Herr! Es war nicht meine Schuld.“
„Es soll keine Strafe sein“, beruhigte Abenor sein Gegenüber. Er wusste, dass Aldamar seinen Bruder liebte und für ihn in den Tod gehen würde. Wie viele der Soldaten in der Armee. Talenor hatte immer ein nettes Wort für jeden übrig, egal ob einfacher Soldat oder Hochgestellter. Und er half immer den Familien Gefallener, wenn sie in Not gerieten. „Ich möchte, dass du meinen Bruder suchst und herausfindest, was mit ihm geschehen ist. Ich ahne Böses, denn ich hatte heute Nacht einen schlechten Traum. Selbst kann ich ihn nicht suchen, denn ich muss noch zur Stunde aufbrechen und Derros- Horden von unseren Grenzen vertreiben. Später kannst du deinen Posten wieder einnehmen.“
„Verstanden, Herr“, sagte Aldamar erleichtert und verbeugte sich. „Ich werde den jungen Prinzen finden, selbst wenn es mein Leben kostet.“
„Das weiß ich, Hauptmann. Wir wollen beide hoffen, dass du nicht so weit gehen musst.“ Abenor schlug ihm leicht auf die Schulter, drehte sich um und ging.
Aldamar blickte ihm erleichtert hinterher. Er hatte schon das Schlimmste für sich befürchtet. Abenor mochte ein gerechter und gütiger Mann sein, sein Vater Aiczuk allerdings hätte keine Gnade gekannt, wenn er Aldamar die Schuld am Verschwinden seines Sohnes gegeben hätte. Der regierende Aiczuk mochte Talenor nicht besonders mögen, aber trotz allem war er dessen Sohn.
Schnell rief der Hauptmann seinen Stellvertreter zu sich und übergab ihm den Befehl über die Torwache. Dann suchte er sich einige Männer aus, denen er blind vertraute, und sandte sie aus. Es dauerte nicht lange, bis der Erste zurückkam.
„Nun“, fragte Aldamar. „Hast du etwas erfahren?“
„Ja, ich kenne einige Leute in den unteren Stadtteilen.“ In diesen Gegenden wohnten die Ausgestoßenen, die ärmsten der Armen und Leute, die sich verstecken mussten. „Der junge Fürst ist entführt worden. Man hat beobachtet, wie er überfallen und auf ein Schiff gebracht wurde. Es ist den Gysera hinuntergefahren.“
Aldamar sprang alarmiert auf. „Dann müssen wir sofort jemanden zum Palast schicken.“
„Der Palast ist schon informiert“, sagte ein weiterer seiner Männer, der gerade den Raum betrat. „Der Aiczuk erhielt vorhin eine Botschaft.“
„Wir werden den Tamaron trotzdem über alles informieren, was wir erfahren haben. Das schulde ich Talenor. Ich hätte ihn nie alleine nach Hause gehen lassen dürfen.“ Wenn Talenor etwas passieren sollte, würde Aldamar sich das nie verzeihen. So schickte er einen seiner Leute zum Palast, um dort zu berichten, was sie herausgefunden hatten.
Während Abenor mit seinen Soldaten aufbrach, um die Übergriffe der Derro aus dem Dunklen Land zu stoppen, erhielt im Palast Ranner Aiczuk von einem Diener eine Nachricht. Als er sie las, wurde er erst blass, doch dann siegte seine Wut.
„Das ist typisch für ihn! Dieser kleine Dummkopf lässt sich entführen!“
„Herr?“, fragend und konsterniert blickte sein Diener, der die Nachricht gebracht hatte, ihn an.
Der Aiczuk gab ihm die Nachricht, denn Falasthur war nicht nur der persönliche Kammerherr des Herrschers, sondern auch sein engster Vertrauter.
Falasthur las die Nachricht und wurde ebenfalls blass. Er mochte den Jungen sehr. Talenor zeigte sich ihm gegenüber immer freundlich und aufgeschlossen. Zwar vertraute Aiczuk Falasthur und erzählte ihm Vieles, aber er war eben ein aufbrausender und unberechenbarer Herrscher.
„Was sollen wir tun, Mylord?“, fragte Falasthur. Das Wort ‚Mylord’ stammte von den Helosonischen Inseln. Von dort stammte die verstorbene Königin ursprünglich. Viele seltsame Worte brachte sie aus ihrer Heimat mit, welche Ranner Aiczuk in Gorlan einführte. Die Helosonen gaben an, von dem Planeten Erde oder Gaja zu stammen. So nannten die Bewohner der Inseln ihre angebliche Urheimat. Allerdings waren die Helosonen schon vor 38.000 Abjinjahre (3800 Jahre irdischer Zeitrechnung) nach Abjinos gekommen. Laut Myrdin, wäre diese Erde auch die Urheimat der Lemurer. Auf den Helosonischen Inseln gäbe es ein so genanntes ‚Weltentor’ durch das immer wieder Bewohner dieser geheimnisvollen Erde kämen. Deshalb gäbe es auf den Inseln auch so viele den übrigen Abjinos unbekannte Wörter und Begriffe. Diese Erdbewohner wären ebenfalls Nachkommen der Lemurer. Der Kammerherr Falasthur, eigentlich ein mächtiger Adelige Gorlans hieß Myrdin oft heimlich in seinem Schloss Willkommen. Dort sprachen sie gesichert vor fremden Lauscher über alles Wichtige auf Abjinos.
Ranner Aiczuk hatte ihm deshalb schon oft gegrollt. Aber er schätzte nun mal seinen treuen Hauptberater. Das ‚Kammerherr’ war nur ein hohes Amt. Das Chef des Geheimdienstes nicht. Das war seine eigentliche Aufgabe.
„Nichts! Soll er sehen, wie er zurechtkommt. Dann lernt er vielleicht endlich, sich an meine Befehle zu halten“, sagte Aiczuk kalt.
„Aber Mylord!“ Falasthur konnte es scheinbar nicht fassen. „Er ist trotz allem Euer Sohn!“
„Und der Stachel in meinem Herzen. Nun gut, was schlägst du vor? Ich kann die Forderung der Horon auf keinen Fall erfüllen. Mein Volk kann ich ihnen unmöglich ausliefern, selbst wenn es das Leben meines Sohnes kostet.“
„Aber wir könnten erst einmal so tun und auf die Forderungen zum Schein eingehen. Wenn sie sich wieder melden, sollten wir die Verhandlungen aufnehmen. Das gibt dem jungen Herrn eine Chance zu fliehen.“
„Das meinst du wirklich, oder?“ Aiczuk sah seinen Vertrauten und Chef seines Geheimdienstes sinnend an. „Da du Talenor anscheinend so schätzt, überlasse ich dir dann die Verhandlungen.“
„Euer Sohn ist immer freundlich zu mir und äußerst kompetent in vielen Dingen “, sagte Falasthur ausweichend.
„Er ist zu allen freundlich. Zu freundlich für den Sohn des Tamaron des Gorlanischen Reiches“, meinte Aiczuk wütend.
„Die Menschen lieben ihn. Wenn Ihr ihn einfach sterben lasst, wird das Volk es Euch übel nehmen, Mylord und viele Adelige auch“, gab Falasthur zu bedenken.
„Es ist mir egal, was das Volk oder dieser Adel möchte, der noch immer nach einem König schreit. Aber ich beherrsche die Armee und kann damit das Volk oder den Adel jederzeit befriedigen. Trotzdem hast du Recht. Er ist immer noch mein Sohn. Du hast alle Vollmachten, um in meinem Namen zu verhandeln. Nutze auch dein Agentennetz. Aber entscheide gut. Bedenke, es geht um die Freiheit des Volkes, für das du gerade so hingebungsvoll sprichst. Und falle mir nicht in den Rücken!“ drohte im dem Aiczuk.
Mit dieser Warnung entließ er seinen Kammerherrn und Geheimdienstchef, nach ihm der mächtigste Mann im Reich. Falasthur machte, dass er fort kam. Die Warnung verinnerlichte er durchaus. Draußen erwartete ihn ein Torwächter. Der Hauptmann des unteren Tores hatte ihn geschickt. Jener brachte ihm noch einige nützliche Informationen, die er umgehend nutzte. In seinem Büro gab er die notwendigen Befehle. Hier ließ er seine Maske fallen. Das ‚Büro’ war seine Schaltzentrale und konnte von den primitiven Gorlaner nicht überwacht werden. Dafür sorgte verborgene Technik, die auch gegen die Agenten der Leere hoffentlich genügte…
Es musste endlich gegen die Agenten der Horon und des Dunklen Herrschers vorgegangen werden. Falasthur kommandierte abjinfähige Agenten aller Völker. Außerdem nahm er heimlich Kontakt mit Myrdin und dem Zwergenfürsten und Feldmarschall Rakal VII vom Klan der ‚Eisenhämmer’ auf, einem persönlichen Freund. Die Halsstarrigkeit des Tamaron gefährdete endgültig die Allianz des Lichts. Notfalls musste das Agentennetzwerk der Allianz dagegen vorgehen. Der Tamaron hatte keine Ahnung, wer hinter Falasthur wirklich stand. Die Allianz des Lichts war nicht blauäugig. Gorlan war natürlich das wichtigste Frontland im Gefüge der Gegenkräfte gegen das Dunkle Imperium. Seit vielen Jahrtausenden galaktischer Zeit, herrschte ein Terminaler Krieg. Auch Falasthurs angebliche Mutter Lyrana stammte von den Helosonischen Inseln. Dort existierte ein wichtiger Knotenpunkt in dem multidimensionalen und interterminalen Gefüge der Kräfte des Lichts gegen die Lords der Leere. In Wirklichkeit war seine ‚Mutter’ eine Agentin des OLIGU-C und hieß Beschana. Als Klon vom Wanderer war sie äußerst langlebig und sogar zeugungsfähig...
Was wussten die naiven Könige, Thans und Tamarone der Abjinos schon von diesem Kampf, dessen wichtige Vertreter auf der Seite des Lichts: Myrdin, seine ‚Mutter’ Beschana und er auf Abjinos darstellten. Vieles war nur Schein, auch seine Rolle als ‚Kammerherr des gorlanischen Tamaron’. Falasthur war die zeitweilige nützliche Maske eines ‚Ritters des Lichts’, womit sogar Beschana unter seinem Kommando stand… Myrdin natürlich nicht. Er war gleichrangig. Der Arkonide residierte auf Abjinos. Selbst der Chef des OLIGU-C interessierte sich seit geraumer Zeit für die Galaxis in der Abjinos lag. Dieser Planet war neben der Erde ein Knotenpunkt im Kampf der Ordnungskräfte gegen die Lords der Leere, welche hinter der Dunklen Hierarchie standen. Selbst der ‚Zweikampf’ von ES und Anti-ES oder der permanente Konflikt auf Abjinos war nur ein Teil des ‚Ewigen Kriegs der Ordnung gegen das Chaos’…
Selbst die ‚Ritter des Lichts’ und die noch wenigen existierenden ‚Ritter der Tiefe’ waren nur ein Teil der Mächte auf der Seite der Ordnung in diesem ‚Ewigen Krieg’. Sie die RdL ersetzten im Auftrage der Kosmokraten die Ritter der Tiefe. Die Letzten von ihnen würden in der relativen Zukunft rebellieren. Zukunft, Gegenwart, Vergangenheit, das waren nur relative Begriffe in diesem interterminalen ‚Ewigen Krieg’, der Pole. Man konnte die Ritter des Lichts durchaus, als ‚jenseits der Zeit existierend’ betrachten. Die Lords der Leere natürlich ebenfalls.
Sie die ‚Ritter des Lichts’ waren die Antwort der positiven Hohen Mächte auf die Existenz der ‚Lord der Leere’. Auch sie waren natürlich abjinfähig oder besaßen eine Technologie, welche die ‚hochfrequenten’ Energien des Hyperraums, gemeinhin psionische Kräfte genannt, nutzten. Ihre Möglichkeiten waren größer als früher der Ritter der Tiefe …
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PP-Stichwörter: Ritter der Tiefe, Kosmokraten, Chaotkraten, Zweikampf ES und Anti-ES.
Lord der Leere, Dunkle Hierarchie und Ritter des Lichts, sind von mir erfundene Begriffe.
Dieser Teil gibt einen Einblick in die politischen Verhältnisse auf Abjinos und dessen mächtigsten Völker. Dazu wird ein kurzer kosmologischer Hintergrund umrissen. Im nächsten Teil geht es weiter mit Kator und dem Missionsteam Bull. Sicherlich werden Falasthur, oder wer immer hinter seiner Maske auch stecken mochte, noch eine gewichtige Rolle spielen. Dazu die Agentin des OLIGU-C Beschana und natürlich auch der angedeutete Chef des OLIGU-C….
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