nanograinger hat geschrieben:Ten, wenn es nicht von dir käme, wäre ich jetzt eingesäuert....
Salut nano,
da bin ich ja schon mal froh.
nanograinger hat geschrieben:Tennessee hat geschrieben:[[...]
Salut,
entschuldige, wenn ich jetzt ein wenig so wirke, als fiele ich mit der Tür ins Haus: In wessen Kopf, wenn nicht in dem des Lesers, findet denn ansonsten die Deutung statt?
Über solche Trivialitäten müssen wir uns doch wohl nicht austauschen. Du hast aber vielleicht überlesen, dass ich schrieb "der jeweiligen Leser statt, die das so interpretieren
möchten." Soll heißen: Der Wunsch (aus welchen Gründen auch immer er beim jeweiligen Leser da ist) ist hier der Vater der Interpretation. Oder auch: Der Leser sieht, was er sehen will. Wem also das ganze Ritter der Tiefe-, Kosmokraten-, Zwiebelschalenmodell-"Gedöns" sowieso nicht zusagt, kann sich natürlich einreden, dass die Kosmokraten den neunjährigen Perry auserwählt haben. Aber im Roman steht das eben (mit hoher Wahrscheinlichkeit) ganz bewusst nicht so. Und das kann man ürigens auch als bewusste Differenzierung zu Star Wars und dem dortigen Auserwählten sehen.
Hm, mir will scheinen, dass wir uns inhaltlich eher in der gleichen oder ähnlichen Meinung bewegen. Das "Problem" mit dem Kopf des Lesers hatten wir früher schon mal in einer sehr interessanten Diskussion, als das Thema "Rezeptionsästhetik" in einen Thread plumpste.
[...]
nanograinger hat geschrieben:
Tennessee hat geschrieben:
Das ist ungefähr so, um einen alten Kalauer zu variieren, als würdest du die Bibel lesen und die Textpassage erscheint: "Es kommt eine lange Dürre." und deine panische Reaktion ist: " Oh Gott, das ist nicht mein Frauentyp, ich werde schwul!"
Ist das ein Witz unter Literaturwissenschaftlern? Meine Güte, da sind ja Mathematikerwitze spritziger.
*schallend lacht*
Du müsstest dir mal die echten LW-Witze anhören! Eine Valium ist erquickend dagegen!
nanograinger hat geschrieben:
Tennessee hat geschrieben:
Abgesehen von einer sehr buchstäblichen Verstehensweise des Textes, gibt es auch die Möglichkeit, ihn in kultur- oder literaturwissenschaftliche Kontexte zu packen, daraus oder dadurch eine Art von Verstehenshypothese zu entwickeln und zu schauen, wie dies im Rahmen des gesamten Textes funktioniert und "verstehensbar" erscheint.
Mach mal. Ich nehm dir das dann auseinander, versprochen.
*grins*
Der war gut. Ich muss mich mehr mit Physikern unterhalten. Die haben mehr Humor. Wusste schon Dürrenmatt.
nanograinger hat geschrieben:
Tennessee hat geschrieben:
Ich denke mir immer wieder: Ey, wir zwei beide, wir sollten uns auf ein Glas Wein - ach was! ein Glas? eine Flache! für jeden! - treffen und folgendes abklären:
a) Wie kann man lesen ohne direkt wie ein Klempner zu wirken?
b) Wer zur Hölle ruft später den Krankenwagen?
Nach einer Flasche Wein rufe ich sicher nicht nach dem Krankenwagen, höchstens nach einer zweiten Flasche oder einem Taxi, je nach Stimmung. Und übrigens: Sind Literaturwissenschaftler nicht auch Klempner im Vergleich zu den Schriftstellern?
Zu der letzten Frage: Leider sind sie meistens nicht so schaffend wie ein Schriftsteller. Das macht mich auch traurig. Aber, um den "Klempner" zu erklären: Der stammt aus dem "Club der toten Dichter". Unser aller Carpe-diem-Lieblingslehrer sagte damals: "Gentlemen, wir sind kleine Klempner, wir haben es mir Literatur zu tun!" - Er antwortete da auf eine sehr mathematische Bemessungsskala für die Qualität von Literatur, die den Schülern den Wert von Dichtung vermitteln sollte.
Bei der zweiten Flasche Wein wäre ich übrigens dabei.
nanograinger hat geschrieben:Tennessee hat geschrieben:
Um noch auf die Personaldebatte der Kosmokraten einzugehen: Ja, da stimme ich dir sehr zu. Dies wurde aber erst differenziert, nachdem der Willi Voltz schon verstorben war. ...
Da gehen unsere Meinungen auseinander. Meines Erachtens hat Voltz die Kosmokraten von vorneherein ambivalent angelegt. Ja, sie stehen für Ordnung und Ordnung ist für Voltz' Generation wichtig und notwendig und ein Wert an sich. Aber wenn man Voltz Biografie kennt (der zwar nicht Klempner sondern Stahlbauschlosser lernte) und die von ihm kreierten Figuren kennt, dann sieht man schnell, dass er die oppressiven Aspekte der Ordnung sehr wohl kannte und darunter (wie seine Figuren) auch litt. Diese Ambivalenz zieht sich durch sein ganzes Werk, und die Darstellung von Laire, Kemoauc und den anderen Mächtigen spricht Bände. Auch Taurecs Darstellung passt dazu.
Hm... *grübel* Ich selber gehe ja nicht so gerne in die Biographie eines Autors (obwohl das ja völlig legitim ist; fällt mir halt nur schwer als Ansatz, weil ich für mich oft die Gefahr darin sehe, dass ein Text (zu stark?) biographisch gedeutet wird...) und mich würde interessieren - so gut kenne ich Voltz' Biographie ja nicht - inwieweit seine Biographie seine Konzeption der ambivalenten Kosmokraten erwirkte. Die von dir genannten
Figuren, da gebe ich dir völlig recht, sind sehr ambivalent gezeichnet. Aber der Bd 1000 spricht ja nicht von einzelnen Figuren, sondern von einem Prinzip bzw. "den" Hohen Mächten als Evolutionsspitze. Einzelne Figuren - u.a. später Taurec - dürfen und sollen ja anders sein. Der ganze Kontext des Romans 1000, das Schicksal der Terraner und das Rhodans, die Hanse als Ordnungsinstrument der KK, die dargestellte Entwicklung von Rhodan hin zu ... verweist m.E. eher auf eine klare Positionierung. Das wurde später relativiert und inwieweit die um 1250 sich drehende Handlung noch von Voltz gemacht wurde, weiß ich nicht (s. Mangel in seiner Biographie).
lg
Ten.