jogo hat geschrieben: [...]
Salut jogo,
zur Ergänzung: Der Begriff "Forumskrieg" taucht auch noch zweimal auf, einmal aus dem Jahr 2014 und einmal aus dem Jahr 2018. Letzterer ist natürlich interessant, weil es da auch um HS geht, der diesen Begriff wohl so genannt hat. Der "Forenkrieg" taucht dann in dem von dir genannten Zusammenhang zusätzlich auch noch auf.
Das sind dann insgesamt drei Nennungen, was aber deine Anmerkung m.E. nicht relativiert. Da ich den im Aufsatz - auch in dem Kapiteltitel - mit " " geschriebenen Begriff weniger als Zitat, sondern eher als Relativierung verstand, habe ich da nicht so große Bedenken. Ich kann aber deine Kritik nachvollziehen, hier hätte der Autor ggf etwas anders formulieren und argumentieren können/ sollen.
Dass die Situation im Forum, wie du ja selbst auch weißt, dennoch nicht konfliktfrei war, bestätigt m.E. die inhaltlichen Ausführungen des Autors, auch wenn, korrekterweise, der von ihm erweckte Anschein, der Begriff "Forenkrieg" bzw. "Forumskrieg" sei ein allgegenwärtiger Begriff gewesen, so nicht haltbar ist.
In dem Zusammenhang ist natürlich anzumerken, dass dieser Aufsatz sich mit der "Selbstbeschreibung des Politischen" beschäftigt. Also eben mit der Frage, wie (neben den Darstellungen in den Heften) das Forum und die Gemeinschaft der Foristen mit "dem Politischen" innerhalb ihrer Regeln
selbst umgehen. Und da gibt es am Ende des Aufsatzes den Hinweis auf einen interessanten Widerspruch: "Es besteht ein seltsamer Widerspruch darin, dass die Perry-Rhodan-Serien einerseits unübersehbar auf politische Anspielungen [in ihren Heften, Anm. Ten] setzen, die Redaktion anderseits aber die Diskussionen über das Politische der Serie im Forum zunächst ins Offtopic verbannt und schließlich ganz verbietet." (Werber, S. 96)
Und damit geht auch um Steuerungsmechanismen der politischen Diskurse innerhalb des Forums. Du lieferst dafür auch ein vorbildliches Beispiel, das den Gedanken des Autoren weiterhin bestätigt: "Es war ja nie wirklich ein Thema, dass man hier nicht über die Sinnhaftigkeit eines mehrere Jahrhunderte regierenden Großadministrators diskutieren kann. Oder inwieweit eine Konstruktion eines Homer G. Adams ein wohliges basisdemokratisches Gefühl hinterlässt. Sehr wohl aber, welchen Einfluss blonde Perückenträger auf das twittersche Weltgeschehen haben. " (vgl. etwas höher in diesem Thread).
Hier werden von Seiten eines Foristen, der zugleich Moderator ist (und es gibt keine, und möge man es noch so sehr wollen und erwähnen, klare Trennschärfe zwischen postender Moderator und nichtmoderierender Poster), bestimmte Aspekte und Spektren der politischen Diskussion ausgeklammert. Das ist Teil der Forumsregelung und Teil der Postingsbedingungen hier im Forum, völlig klar, aber dass dies von Seiten eines politikwissenschaftlichen Aufsatzes als fragwürdig erachtet wird, sollte dann auch nicht überraschen. Soviel Ehrlichkeit - im Zusammenhang eines wissenschaftspezifischen Blickwinkels - muss man sich dann selbst auch attestieren, meine ich. Und dass damit auch die Frage offengelegt wird, welches Diskursverständnis und welche "Selbstbeschreibungen des Politischen" das PR-Forum an sich selbst definiert, das ist eine Frage, die dann doch recht schnell gedanklich im Raum steht.
Aber ich möchte hier an dieser Stelle niemanden sein Wohlgefühl zum Forum absprechen oder ihn/sie zum Täter diskursfeindlicher Mechanismen abstempeln. Es geht hier nur darum, dass ein bestimmter Blickwinkel auch zu blickwinkelbestimmten Ergebnissen kommt. Vielleicht würde ein Psychologe sagen: Gott sei dank, gibt es den Forumskrieg! oder ein Pädagoge postulieren, dass es gut ist, bestimmte Lenkungsmechanismen einzubauen. Das relativiert die Gedanken des o.g. Aufsatzes nicht, macht sie aber eben - blickwinkelbestimmt.
lg
Ten.