Ob die "Willis Spätwerk" für dich der "erste große Tiefpunkt der Serie" ist, ist deine Meinung, für die nur du selbst relevant bist. Zu sagen, "ich halte das für den Tiefpunkt" heißt nicht mehr, als "ich halte es für schlecht". Ich habe mit dieser Formulierung überhaupt kein Problem (auch wenn ich sie angesichts der Phase 400-650 nicht teile). Aber "dem Ende entgegen Taumeln" oder "größte Katastrophe, die der Serie je passiert ist" sind Formulierungen, die suggerieren, die Serie wäre tatsächlich beendet worden, wenn Voltz nicht gestorben wäre, sondern weiter Expokrat geblieben wäre. Das halte ich nun für ausgemachten Unfug. Und zum Stil solcher Äußerungen sage ich lieber gar nichts.LaLe hat geschrieben:@nanograinger
Sowohl das "Taumeln" wie auch die "größte Katastrophe" geben zunächst einmal die persönliche Meinung ihrer Verfasser wieder. Das hast du richtig erkannt. ... Nur hätten frühere (unbestrittene) Leistungen vermutlich weniger Einfluss auf die weitere Serienentwicklung gehabt als das Spätwerk. Und Willis Spätwerk markiert für mich persönlich, so wichtig es für die Kosmologie der Serie auch ist, den ersten großen Tiefpunkt der Serie.
Vielleicht liest du einfach nochmal den Text von Inge Mahn-Voltz. Dort stehen einige klare Aussagen, die ich wie folgt zusammenfasse.LaLe hat geschrieben: Für mich gibt es, auch im Hinblick auf Arndts Aussage im verlinkten Interview (Willi selbst sah die Grenzen des damaligen PERRY RHODAN-Kosmos bei Band 1500.), keinen Hinweis darauf, dass sich Willis Ansichten über eine Fortführbarkeit (nicht Fortführung) später einmal geändert haben (dafür ging es ihm wohl zu kurz darauf schon zu schlecht). Abgesehen davon habe ich gerade nicht geschrieben, dass Willi die Serie beenden wollte oder irgendwer dies behauptet hätte. Dass er über ein mögliches Ende nachdachte, kann man daraus aber ohne größere Verrenkungen herleiten. Und die Aussage Arndts in der Chronik (die schlage ich beizeiten nochmal nach) lautete aus dem Gedächtnis heraus "Das kannst du nicht machen!". Das geht für mich ebenfalls in diese Richtung.
Das letzte, was wir wissen, spricht also eher für meine Annahme zumal auch Inge Mahn in ihrem Interview anmerkte, dass Willi wohl händeringend nach Input anderer suchte. Das spricht stark dafür, dass ihm die Ideen vielleicht nicht ausgingen, er aber womöglich befürchtete, dass die nicht so gut ankommen. Damit wären wir dann bei der Entwicklung der Serie unter seiner Führung angelangt. Und die war für mich nach der Hochphase bis einschließlich Band 1000 eben eine alles andere als gute. Daher bin ich davon überzeugt, dass ein Expokrat Voltz die Serie nicht mehr in eine Richtung hätte entwickeln können, die mir (und vielen anderen) gefallen hätte.
1) DIe Spekulation, dass Willi die Serie mit Band 1500 hätte beenden wollen, ist "Unsinn".
2) "Grundsätzlich wollte Willi die Serie so lange fortsetzen, wie die Leser Interesse zeigen." (NB: Er war auch Betreuer der LKS und auch auf Cons ständig unterwegs und den Fans sehr zugänglich. Wenn jemand wusste, was die Leser wollten, dann war es Voltz).
3) "Er hatte noch viele Ideen, deren Ausarbeitung vermutlich enige 100 Bände in Anspruch genommen hätte."
4) Die Exposearbeit bereitete Probleme, weil die MItarbeit "seitens der Autoren, aber auch vom Verlag, nicht immer funktionierte."
Zu 3): Bereits 1980 beim Weltcon zu Band 1000 hatte Voltz geäußert, dass der Handlungsrahmen bis Band 1400 stand. Zwei Jahre später, im Oktober 1982, lag der Rahmen wohl bis Band 1500 "fest". Außerdem erwähnte er gegenüber Fans wie Robert Hector, dass er über einen Zyklus nachdachte, der in einer "weit entfernten Zukunft spielen" sollte, in der de dortigen Nachkommen der Menschheit ein Buch finden, in der die Mysterien der Vergangenheit niedergeschrieben sein sollten". Quelle: Der Artikel von Werner Fleischer (RIP) in der SOL 74 (Schwerpunkt William Voltz anläßlich seines 30. Todestages.)
Zu 4) Manche Autoren hatten sich offenbar "früher" beklagt, dass sie ihre Ideen nicht in die größere Handlung einbringen konnten. Das änderte sich um Band 700 herum, als der Kurt Benhardt die Autoren explizit auffordete, ihre Expose-Ideen an ihn zu schicken, mit geringem Rücklauf wie man in der William-Voltz-Biografie Teil 29 nachlesen kann. Zitat:
"Lange Jahre haben die Autoren immer wieder kritisiert, daß sie nicht ab und zu nach eigenen Ideen PERRY RHODAN-Romane schreiben dürfen. Nun macht es der Verlag möglich, und nun warten wir vergeblich auf Ihre Kreativität, die ausschließlich nur dem Nutzen der PERRY RHODAN-Serie dienen soll. Vergessen Sie nicht, wir stehen vor der 700. Nummer, und jeder Autor muß etwas dafür tun, daß wir wenigstens die 1000. Nummer erreichen…"
Und im Teil 42 der Biografie schildert Inge Mahn-Voltz (Zitat) " Da es einiges gab, womit er nicht zufrieden war oder was ihn verärgerte, machte er seinem Unmut in einem Schreiben vom 23.9.82 Luft. Willi führte insgesamt 16, wie er es nannte, Klagepunkte auf."
Wie du aus der Bemerkung zu Expose-Problemen ableiten kannst, dass "Willi wohl händeringend nach Input anderer suchte", bleibt dein Geheimnis. Genauso wie deine reine Spekulation, dass "er aber womöglich befürchtete" dass seine Ideen nicht gut ankämen, zeigt es für mich aber sehr klar deine Gedankenwelt hierzu auf.
Wenn Voltz gemerkt hätte, dass seine Ideen beim Leser nicht mehr ankommen, dann hätte er entsprechend reagiert, wie er auch in früheren Phasen seiner Exposearbeit seine Konzepte immer wieder geändert hat. Das ist unter anderem in der PR-Chronik 3 von Hermann Urbanek dokumentiert (die mir leider nicht vorliegt, ich beziehe dies Information aus Werner Fleischers Artikel in der SOL 74). Es ist sowieso zu vermuten, dass unter Voltz bereits am Ende des Chronofossilien.Zyklus die dritte Ultimate Frage beantwortet geworden wäre, wobei diese Frage und die Antwort darauf sicher nicht die Bedeutungsüberhöhung gehabt hätte, die sie durch die Nichtbeantwortung der Expokraten-Nachfolger nun erhalten hat.
Deine Worte, nicht meine.LaLe hat geschrieben: Wenn du magst, darfst du mich jetzt verbohrt nennen.
Das bezweifle ich auch. Aber Voltz war, wie oben klar gemacht wurde, kein Expokrat im Sinne von Autokrat. Er war Teamplayer und hätte sicher Ideen der Autoren aufgegriffen. Und die oben erwähnte Idee einer Menschheit einer fernen Zukunft auf der Suche nach ihren Ursprüngen zeigt, dass er radikalen Brüchen nicht abgeneigt war (siehe auch Abschaffung des Solaren Imperiums).LaLe hat geschrieben: Was passiert wäre, wenn er sich die Exposearbeit mit Ernst Vlcek,Thomas Ziegler oder Kurt Mahr geteilt hätte, kann nur Gegenstand von Spekulationen sein. Ich bezweifle allerdings, dass wir Die Cantaro, Die Linguiden oder Die Große Leere zu lesen bekommen hätten.
Das ist reine Spekulation. Aber Band 400 war bereits eine Abkehr vom "allmächtigen" Solaren Imperium. Und der Schwarm-Zyklus bereitete den Boden für Superintelligenzen und eine geistige Evolution des Universums. Es bleibt dahingestellt, inwieweit das bereits Voltz' Einfluss geschuldet war, aber eindeutig ist, dass dies noch unter Scheers "primärer Leitung" geschah.LaLe hat geschrieben: Und dass wir unter primärer Leitung eines K. H. Scheer das Ende des Solaren Imperiums und die Auseinandersetzung mit Superintelligenzen erlebt hätten, bezweifle ich stark.