Spoiler:
Quinto Center (Nan Pardash, memetischer Name)
Atlan entdeckte durch einen Hinweis seines von wem auch immer manipulierten Extrasinns, einen von den Memetern ausgehöhlten grob kartoffelförmigen 82 Kilometer durchmessenden Asteroiden. Er war gespickt mit memetischer Technologie und Dutzenden von Werften, Hangars, Magazinen und Automatfabriken. Eine zentrale KI (Quint) leitet den Planetoiden.
In den Hangars stand eine Flotte von etwa einhundertundfünfzig Liduuri- Schiffen bereit.
Die Memetertechnologie mit ihren Fernteleportsysteme (beamen) und Memeter-Portalen (auf Wurmlochbasis) waren dagegen noch ein Buch mit Sieben Siegeln. Aber alle USO- Angehörige mit L-Genen (Liduuri-Genen und ich als Alpha-Agent vom hiesigen ES) konnten die Anlagen nutzen. Es spielte keine Rolle, ob wir sie verstanden oder nicht. Automatische Reparatursysteme sorgten eh für das Funktionieren der Anlagen und Schiffen.
Ein Netz aus Turboliftkabinen durchzieht den Planetoiden. Im Zentrum des Planetoiden existiert ein Eintausendmeter-Bunker. Dazu ein zwanzig Kilometer durchmessendes Habitatsdeck mit einem ‚Meer’ plus Virtuarium und Gartenanlagen.
Vier 5-Kilometer durchmessende Quader (sogenannte ‚Stadtmodule’) können sich als gigantische Raumschiffe vom Planetoiden lösen und individuell agieren. Sie werden von einer KI und völlig automatischen Systemen geflogen. Dabei muss nur ein Pilot mit dem Liduuri-Gen (L-Gen) das Schiff fliegen und die KI anleiten.
Quinto Center und die vier Modul-Stadtschiffe besitzen Hyperantriebe, welche auf das Psionische Feld zurückgreifen und deshalb auch in Hypersturmzeiten funktionieren. Umgerechnet besitzen sie eine durchschnittliche ‚Tagesleistung’ von zehntausend Lichtjahre innerhalb einer Galaxis und das Zehnfache im intergalaktischen Raum. Die normalen Liduurischiffe besitzen Hypertriebwerke, die nicht in den Archaischen Perioden funktionieren.
Quinto Center schützt sich durch ein Absorberfeld, welche die Hypersturmeinflüsse ausschaltet. Innerhalb des Planetoiden funktioniert deshalb auch ‚niederstufige’ Hypertechnologie, wie Positroniken, Fabriken, Werften, Antigrav etc. Die Liduurischiffe werden in den Werften mit Raumkrümmungsantrieben (Überlichtfaktor: 1000), Absorber für 1000 Gravo und Sublichttriebwerken mit 1000 Gravo Beschleunigung d.h. Lichtgeschwindigkeit in ca. 8 Stunden, ausgerüstet. Kurze Zeit später werden Schiffe mit in allen Bereichen doppelten Werten umgerüstet und gebaut. Die Triebwerke aller Liduuri- und Synoschiffen vermögen auch künstliche oder von gigantischen memetischen Anlagen erzeugte künstliche Wurmlöcher zu durchqueren.
Die Liduuri- und Synoschiffe funktionieren nahezu vollautomatisch. Eine kleine menschliche Besatzung reicht aus, um die Maschinen durch den Sternendschungel zu fliegen.
2071 – Kurau Orbital
Bericht Dorian de Wynther
Ich starrte wie immer fasziniert vom Panoramafenster meines Habitats-Bungalow, welcher in einer exklusiven orbitalen Wohnanlage untergebracht war, auf den Blauen Planeten hinunter, der nicht mehr meine Heimat darstellte. Sie lag jetzt in Ares City auf dem Mars, wo auch längst meine Familie wohnte. D.h. mein Sohn Adrian und dessen Familie. Meine Frau hatte sich bereits vor fünfzehn Jahren von mir getrennt, als sie realisierte, dass Menschen mit einer Zelldusche nicht mehr alterten. Sie lebte jetzt auf einer paradiesischen Insel im Pazifik, in einem Ressort der Reichen. Ich wusste, dass weitere der ‚Zellgeduschten Einhundert’ ihre jeweiligen Partner verloren hatten. Wohl das Los von uns ‚Hundert’. Auch mein Sohn Adrian hatte Probleme damit, dass sein Vater nicht älter war, als er selbst. Ich ging keine weitere Partnerschaft mehr ein. Da ich noch nie Probleme mit Frauen hatte, kam ich auch ohne eheliche Partnerschaft auf meine Kosten.
Wie dem auch sei. Siebzig Prozent meiner Investitionen lagen jetzt in AC und rund um die neue wirtschaftliche Metropole und politische Hauptstadt des unabhängigen Mars. Der Marsrat hatte sich entschlossen von Bradbury nach Ares City überzuwechseln. Auch ein politisches Zeichen, das die Unabhängigkeit des Mars, auf dem jetzt bereit zwölf Millionen Menschen und Ferronen lebten, gegenüber der Erde Fakt war. Der Marsrat, der auch ‚Mars-Senat’ genannt wurde verhandelte zurzeit mit der TFU, wegen eines besonderen Status in der Union, zu der inzwischen die meisten Staaten der Erde zählten. Allerdings nicht alle.
Die Erde!
Noch immer hatte ich auf ihr zehn Prozent meiner Investitionen, die immer in Firmenbeteiligungen lagen, getätigt. Zehn Prozent hatte ich auf Anlagen des Erdmondes Luna und die restlichen zehn Prozent lagen in Firmenanlagen überall im Solsystem. Meine Firmenscouts prüften zurzeit Anlagemöglichkeiten im Triple Centaurus System, allerdings waren dort die politischen und militärischen Verhältnisse noch unklar. Neben der TFU- Kolonie auf Centaurus Prime ‚Birdtown’ existierten dort diverse Kolonien von humanoiden Völkern, die vor den Galaktischen Hyperstürmen in der Lokalen Flocke Schutz gesucht hatten, weil eine alte galaktische Legende behauptete, dieser Bereich sei in den Ersten Archaischen Perioden sicher oder nicht so schlimm heimgesucht worden. Außerdem hatten Mehandor- Schiffe ständige Transitionen von unbekannten Schiffen in diesem Sektor angemessen. (TOSOMA und NESBITT zwischen Wega, dem Centaurus und Solsystem)
Das Ganze hatte sich als glatte Fehleinschätzung herausgestellt. Sie strandeten im Dreisternesystem des Centaurus, nur knapp viereinhalb Lichtjahre von Terra entfernt. Jetzt standen allen diesen humanoiden gestrandeten Klans, Stämme und Großfamilien der Nomaden und Mehandor allerdings der Raumkrümmungsantrieb, der eine 400 fache Überlichtgeschwindigkeit erlaubte, zur Verfügung. Die Lokale Flocke, ja sogar die ‚Lokale Wolke’ (300 LJ rund um Centaurus oder Solsystem) war plötzlich mit seinen Zehntausenden von Sternsystemen erreichbar. Hier entstand eben ein dynamischer Wirtschaftsraum und eine aufstrebende galaktische Macht, die ‚Terranisch-Ferronische Union’. Sie war hier die militärische, technische und wirtschaftliche Supermacht. Aber nichts war sicher. Selbst das Auftauchen von einer unbekannten technischen Macht von Non-Humanoiden. Einer intelligenten Insektenrasse, die mit ihren seltsamen an irdische Gottesanbeter erinnerten Raumschiffen alles Humanoide angriffen, ob Terraner, Ferronen oder galaktische Humanoiden die im Triple Centaurus System (TCS) 2036/37 strandeten. Die Insektenschiffe konnten sich mit den Schiffen der TFU durchaus waffentechnisch und auch sonst messen.
Man wusste in der TFU inzwischen, dass seit mindestens 100.000 Jahren ein wohl auch intergalaktischer Krieg zwischen den humanoiden Völkern, die alle von den Memeter/Liduuri, die in der TFU ‚Progenitoren’ genannt wurden, abstammten. Natürlich auch die Ferronen, Terraner, Altaner, Calurier, Belaner, Arkoniden und und und...
„Eben geht eine verschlüsselte Datei von ihrem im Paralleluniversum getöteten Bruder Gwydion ein. Sie stammt von einer KI seines geheimen Inselstützpunktes auf einer indonesischen Insel. Die Koordinaten liegen unterhalb der Ruinen seines Schlosses. Die KI ist berechtigt, ihnen als seinen einzigen Erben, da er sonst keine Familie besaß, jetzt nach dem offiziellen Feststellen seines Todes, diese Koordinaten zu übermitteln. Nur ihre Algorithmen, die sie mir gaben, Sir, ermöglichte mir, die Botschaft zu entschlüsseln. Sie sollten die Insel ihres Bruders aufsuchen!“, meldete mir die KI meines orbitalen Heimes.
Ich fühlte wieder die Trauer über den Tod meines Bruders auf dieser seltsamen Parallelerde in die es ihn und die POSEIDON im Jahre 2025 verschlagen hatte. Der geheime Bericht von Nigel Talbot über die Geschichte der POSEIDON lag mir inzwischen seit drei Monaten vor.
Solange dauerten die gerichtlichen Dinge, die Gwydions Tod feststellen ließ. Natürlich durfte die Öffentlichkeit nichts über diese Geschichte meines Bruders und seiner Leute auf einer Parallelerde erfahren. Aber meinem gerichtlichen Anliegen, den Tod meines Bruders zu bestätigen, wurde endlich stattgegeben. Deshalb auch der Anruf von Gwydions geheimer KI in seinem subirdischen Inselstützpunkt. Ich würde ihn jetzt endlich besuchen. Mein Shuttle wartete auf dem Dockausleger vor der Bungalow-Anlage im Orbit über Kurau. Dort parkten zwei Dutzend Shuttles, soviel es eben Bungalows in der Anlage gab.
Nach einem umfangreichen Frühstück zog ich meinen leichten Raumanzug an, schloss allerdings den Kapuzenhelm noch nicht. Über ein hausinternes Turboliftsystem erreichte ich mein parkendes Shuttle, ausgestattet mit der bestmöglichen terranischen Technik. Sein neuartiger Doppelantrieb gestattete nicht nur Flüge im All, sondern eben auch in einer dichten Atmosphäre. Die Turboliftkabine ermöglichte einen direkten Zugang zum Shuttle. Ich setzte mich in den Sessel, aktivierte die KI und ließ diese fliegen. Ich musste nur die Zielkoordinaten eingeben und der Autopilot ließ das Fahrzeug die Atmosphäre durchpflügen.
Ein normalenergetischer Prallschirm basierend auf kopierter Synotechnik schützte das Shuttle und der Autopilot ließ die Fähre nach kurzem Flug auf der winzigen Insel die zu Indonesien gehörte, neben der Ruine des Schlosses landen. Die Insel hatte seit dem Sechzehnten Jahrhundert der Familie de Wynther gehört, obwohl ‚offiziell’ das Handelshaus de Wynther erst um 1600 gegründet wurde. Sie waren zudem einer der Hauptaktionäre der Niederländischen Ostindienkompanie gewesen. Wieso diese Insel schon ein Jahrhundert vorher zu den de Wynthers gehörte, war immer in der Familienhistorie ein großes Geheimnis gewesen. Ein de Wynther sollte schon seit dem Mittelalter zu einen Art von esoterischem Orden gehören. Gwydion hatte diesen Part in meiner Generation inne. Er hatte mir nie Genaueres über den Orden erzählt. Sollte sich dies jetzt ändern? Die Insel war unter Sukarno verstaatlicht, dann aber wieder an meine Familie später zurückgegeben worden, nachdem mein Großvater sämtliche Investitionen der Familie de Wynther aus Indonesien abgezogen hatte.
Irgendwelche ‚Kulturkämpfer’, die wohl von der chinesischen Kulturrevolution inspiriert wurden, hatten das Schloss zerstört, allerdings wohl kaum die subplanetaren Anlage des Ordens oder was immer gefunden. Jetzt gehörte uns die Insel längst wieder seit vielen Jahrzehnten. Wir bauten das Schloss allerdings nie wieder auf.
Jetzt stand ich in der alten Ruine, an den Resten eines Obelisken und sah eine handförmige Einkerbung am Obelisken. Ich legte meine rechte Hand drauf und spürte wie ich gescannt wurde. Zudem spürte ich einen Einstich in meinen rechten Oberarm und ein Insekt, wohl ein Mikroroboter entnahm mir ein Tropfen Blut und verschwand im Obelisken, einfach so. Während ich tief durchatmete und die winzige vom Dschungel überwucherte unbesiedelte Insel überblickte, wurde wohl mein Blut genetisch gescannt. Ich dachte kaum darüber nach, als mich ein Licht umfasste und ich mich auflöste. Mein letzter Gedanke war. „Ich werde weg gebeamt und das im Zeitalter der galaxienweiten Hyperstürme. Welche Technologie ermöglicht dies?“
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Mein Erwachen fand in einem Bunker unter den Ruinen statt. Ein funktionierender Transmitter, der unter anderem von galaktischen Wächter oder ‚Galactic Tenoy unter besonderen Umständen zum Wanderer von ES benutzt werden konnte. Meine Ankunft lag erst drei Wochen zurück, obwohl ich auf einer bestimmten Zone auf Wanderer in der die Zeit hundert Mal schneller verlief, über sechs Jahre verbrachte. In dieser Zeit war ich zum ‚Galactic Tenoy’, wie unzählige de Wynther und Gwydion zuletzt vor mir, ausgebildet worden. Unter dem rechten Schulterblatt trug ich jetzt einen Zellaktivatorchip und würde künftig für den Lichtorden von ES arbeiten. Mein Ziel lag darin mit anderen Wächter mit einem Hilfsvolk der Superintelligenz, den Calurier, die Erde und jetzt die ‚Lokale Wolke’ vor den Angriffen der Nichthumanoiden Allianz zu schützen. Die Wächter und die Calurier schützten die Erde und Ferrol bereits seit 20.000 Jahren heimlich vor diesen Angriffen. Sonst gäbe es kein Ferrol oder keine Erde mehr.
Das ‚Konzil der Calurier’ wurde im Moment von ‚Zeus’ dem Anführer einer Gruppe von Calurier, die der Dunkelheit anheim fielen und sich ‚Condos Vasac’ nannten, angeführt. Zeus und seine Anhänger hatten ihre Hauptbasis auf einen erdähnlichen und erdgroßen Mond ins Procyon- System verlegt. Dort gab es in der habitalen Zone einen Gasriesen der von unzähligen Monden umkreist wurden. Drei Monde besaßen eine erdähnliche Atmosphäre und Dichte, weil sie fast erdgroß waren.
Auf einen dieser Monde, der eine 0,92 Gravitation enthielt und damit fast erdgroß war, existierte ein humanoides Volk, die Altaner, die ebenfalls von den Liduuri abstammten. Sie konnten als Zwillinge der Terraner angesehen werden. Der planetengroße Mond besaß eine menschenähnliche Bevölkerung von zwei Milliarden und eine Technologie, welche zwischen den der Ferronen und den Arkoniden lag, entsprach. Sie bauten wie die Synos bereits hochentwickelte Plasmaantriebe, die in fünf Stunden die Lichtgeschwindigkeit erreichen ließ.
Dazu bauten sie Aggregate ohne Hyperelemente, welche eine Schwerkraft von 1000 Gravos kompensierten. Diese Werte erreichten auch die Synoschiffe oder die Flotte der TFU bzw. der USO. Zudem besaßen sie hochentwickelte Transmitter, wohl noch von den Liduuri stammend. Diese funktionierten sogar im Zeitalter der galaxienweiten Hyperstürme. Offenbar nutzten sie sogenannte ‚Faltpunkt’-Portale oder Astrale Porter, die nur an bestimmten ‚verdichteten’ Stellen im Psionischen Netz funktionierten, d.h. an den ‚Faltpunkten’ des hiesigen Psionischen Netzes. Die Altaner waren hoch aggressiv und begegneten allen anderen humanoiden Völkern, besonders allerdings den Terraner gegenüber arrogant und feindselig. Sie betrachteten sich als die ‚wahren’ Erben der Liduuri und begegneten den Humanoiden der TFU feindselig, obwohl sie sich als ‚Speerspitze’, als ‚Akonos’ im Kampf gegen die Allianz der Nichthumanoiden ansahen. Die ‚Akonos’ war ihre Organisation, welche nur den Kampf gegen die Allianz der Non-Humanoiden propagierte, allerdings die Terraner und Arkoniden ausschloss.
Dorthin brachten die Condos Vasac ihre heimliche Flotte und errichten auf den Monden des Procyonsystems ihre heimlichen Basen.
Ein Calurier namens Philipp Tyler wurde zum Präsidenten der Altaner auf Procyon 1/3 gewählt. Der Wächterorden erfuhr, dass Ronald Tekener in Wirklichkeit Tyler-Tekener hieß. Er entzweite sich mit seinem Vater und nahm den Namen seiner irdischen Mutter, Tekener an.
Jetzt musste ich meinen fähigen Sohn Adrian auf seine Rolle, den INTERSTELLAR TRUST zu übernehmen final vorbereiten. Danach würde ich dem Orden des Lichts zur Verfügung stehen und vor allem eng mit Lordadmiral Atlan und seiner neuen USO zusammenarbeiten. Die USO würde künftig die TFU eng unterstützen und notfalls heimlich aktiv werden. Ein großes Problem würden die Altaner darstellen, dessen neuer Präsident Philipp Tyler mit der Verbindung von calurischer - und der altanischen Technologie, nach dem Solsystem greifen würde. Oder zumindest die Supermacht in der ‚Lokalen Blase’ werden wollte. Eine Infiltration der Erde wurde immer wahrscheinlicher. Vielleicht hatten sie es auf einen irdischen Großstaat abgesehen, der in der Lage wäre, die TFU zu sprengen. Die USO und der Wächterorden von ES (WOES) würde viel Arbeit bekommen, um die Erde zu schützen.
Mitte 2071 – Am Rande der ‚Lokalen Flocke’
Bericht Reginald Bull
Ich sitze in der Kontrollzentrale des einhundert Meter durchmessenden Kugelraumers der TFUF und blicke gespannt auf den heran schießenden Planetoiden. Die neuesten Plasmatriebwerke treiben den Raumer rasch voran, dessen neuartiger Raumkrümmungsantrieb (RKA) einen Überlichtfaktor von 400 erreicht. Dies trotz der immer noch anhaltenden ‚Zweiten Archaischen Perioden’ (ZAP) auch innerhalb der ‚Lokalen Flocke’.
„Die Kartoffel besitzt einen Durchmesser von Zweiundachtzigkommasieben Kilometer“, informiert mich Homer G. Adams und lässt den Blick vom Datenmonitor der Hologalerie auf die dreidimensionale Kuppelprojektion schweifen.
Ich denke derweil darüber nach, was wir hier tun. Homer G. Adams ist seit 2041 ein Cyborg, wegen einem Gleiterunfall auf der Rückseite des Mondes. Dort verschwand er danach ein Jahr und kam als Cyborg zurück. Nur so konnte sein Leben gerettet werden. Heute wussten wir, dass die Luna-Entität NATHAN ihn rettete. Danach wanderte er nach Ares City aus und baute für den jetzt unabhängigen Mars, dessen florierendes Wirtschaftssystem aus. Als Administrator der TU stellte er sich wegen dem ständigen Kampf mit den Politikern der angeschlossenen Staaten nicht mehr zur Verfügung. Als Cyborg würde er genauso scheel angesehen, wie alle einhundert Leute, die 2036 von ES die erste Zelldusche auf Wanderer erhielten. Eine Verbindung war mittels des Transmitters in der Kuppelstation von Atlan möglich. Der hiesige Atlan blieb wie die Reisenden in der TOSOMA seit Anfang 2037 immer noch verschollen. Ich selbst war der ranghöchste Militär der TFUF, ein Solarmarschall.
„Bedeutet dir dieser Anflug nichts, Homer“, fragte ich meinen Freund.
Adams zog leicht die Schulter ein, offenbar ist er etwas irritiert. Äußerlich gleicht er immer noch dem alten Adams, allerdings ohne Buckel. Er sieht wie Mitte fünfzig aus, aber das bedeutet nichts, da er seit kurzem aus neunzig Prozent kybernetischen Anteilen besteht, nachdem ihm NATHAN ‚überarbeitet’ hatte, da er wieder körperliche Probleme bekam. Seine Naniten erlauben es Adams jetzt nahezu jede äußere Gestalt anzunehmen und sein Alter vorzutäuschen. Er war jetzt nahezu unsterblich, da er seine organischen Teile mittels der Naniten jederzeit replizieren kann. Er ist jetzt ein Syno, was immer das auch bedeutete. Er ist jetzt der Vermittler der Synos zu den Terranern. Wie es innerlich in ihm aussah konnte ich nur vermuten. Ach ja, NATHAN ist ein Produkt der Synos, wer oder was diese auch immer bedeuten mag, von den Posbis und von ES. Obwohl NATHAN sich als unser Verbündeter ansieht und der TFU dreihundert Schiffe im Auftrag der Synos übergab, traute ich diesem halb synthetischen halb organischen Produkt nicht die Bohne.
Der schnelle Leichte Kreuzer senkte sich auf einen großen Krater herab. Die Lamellen des Einflugschachts glitten auf und Traktorstrahlen griffen nach uns.
Mehrere Kilometer tief unter der Oberfläche, inmitten von ausgedehnten Sub-Werften, setzte die DELOS federnd auf.
Der Planetoid ist ein Produkt der Memeter und wurde von ES an die USO übergeben.
Adams stand auf und verlässt die Zentrale. Ich folge ihm rasch. Wir erreichen den Zentrallift. Die Turbokabine bringt uns rasch ans Ziel. Auch dies ist eine Neuerung, gegenüber den Antigravlifts, die nur noch ein Notsystem sind. Das Turbolift-Netzwerk verbindet die wichtigsten Zonen des Schiffes miteinander. Rasend schnell bewegt sich die Fünf-Personen-Kabine durch das Netzwerk. Eine erhebliche Zeitersparnis gegenüber den alten Transportsystemen.
Schon nach einer Viertel Minute erreichen wir den Bodenhangar und verlassen per Rampe die DELOS.
Kampfroboter salutieren militärisch als wir die Rampe verlassen. Ein Schweber und eine Ordonanz erwarteten uns. Er steckte in der USO-Galauniform. Es ist ein Grünhäutiger Belaner. Keine Überraschung. In der Mehrheit gehören die Belaner, als Nachkommen der Liduuri jetzt zu der USO. Diese schützt ihre kleine Kolonie im Centaurus-Triplesystem.
„Guten Tag meine Herren. Ich bin Taglor Tharmanoc, und bitte Sie mir zu folgen.“
Er bestieg den Schweber, wir folgten ihm und setzten uns auf eine bequem Ringbank. Taglor schwang sich in den Pilotensessel.
„Ich habe den Auftrag einen Rundflug zu machen.“ Er hob ab und flog mit dem Schweber eine Panorama-Schleife.
Wir waren beeindruckt.
Die Anlagen erstrecken sich über Dutzende Kilometer. Kugelraumer bis fünfhundert Meter Größe reihen sich in den Felsendomen aneinander. Überall sind Lastschweber unterwegs und bringen Triebwerksaggregate, Speichergeräte und unzählige Teile heran, die hier in der Endabfertigung eingebaut werden.
„Hier geht allerhand ab!“ kommentiert Homer G. Adams. Ich nicke und denke an die LUNA-Werften oder an die marsianischen Werften in Utopia. Die Werften in den sublunaren Anlagen die NATHAN kontrolliert, habe ich noch nicht gesehen. Nur Adams darf als ‚Botschafter’ von ES und NATHAN die Anlagen betreten..
Hätte ich arkonidische Augen, würden sie wegen der Erinnerung tränen.
„Du scheinst nicht beeindruckt zu sein“, Homer stößt mich freundschaftlich an. „Du denkst an die Anlagen auf Luna nicht?“ Adams wirkt nachdenklich.
„Sicher!“ Adams sieht mich merkwürdig an. Er ist hier der Fels in der Brandung. Mit Emotionen gibt er sich noch weniger, als früher öffentlich ab. Der ehemalige erste Administrator der TFU, ist Pragmatiker durch und durch. Die kybernetischen Anteile an seinem neuen Körper ändern da nichts.
„Reginald, du solltest an die Gegenwart und Zukunft denken, nicht an die verlorene Vergangenheit.“
„Ich verstehe sie nicht meine Herren“, meldet sich der Pilot Taglor Tharmanoc.
„Diese Anlagen hier sind doch riesig. Selbst die Syno- Zivilisation besitzt nicht viel größere Werftanlagen auf einer Fläche.“
Ich blickte den jungen Belaner mit seiner grünen Haut und goldenen Flecken, nachdenklich an.
„Luna, unser Heimatmond, besitzt einen Durchmesser von über sechstausend Kilometer und wird jetzt immer mehr ausgehöhlt mit einer Werft nach der anderen.“
Ich sagte es mit Absicht, um dem jungen Burschen etwas Respekt abzuringen.
„Aufpassen Ordonanz, der nächste Kugelraumer wartet darauf, gerammt zu werden“, sagte Adams und grinste den USO-Angestellten an. Diesem gelingt es gerade noch dem parkenden Raumschiff auszuweichen.
Ich nickte und Taglor lenkte den Gleiter in einen Tunnel. Der führt nach ‚oben’ und wir erreichen einen großen Vorplatz. Dort parkt der Pilot das Gefährt.
Der nahezu ausgehöhlte Planetoid stammte von den Liduuri und war gespickt mit memetischer Technologie und Dutzenden von Werften, Hangars und Automatfabriken.
In den Hangars steckte eine Flotte von etwa einhundertfünfzig Liduuri- Schiffe.
Die Liduuri- Technologie wurde von den USO-Techs immer besser durchschaut, genutzt und nachgebaut. Die Memetertechnologie mit ihren Fernteleportsysteme und Memeter- Portale waren dagegen noch ein Buch voller Siegel.
Taglor verlässt den Schweber. Wir folgen ihm. Durch eine Schleuse erreichen wir einen großen Platz. Von ihm führen in alle Richtungen Tunnelsysteme ab. Wir benutzen eine Kabine des auch hier vorhandenen Turbolift-Netzwerks und erreichen nach etwa zehn Minuten das Allerheiligste von ‚Quinto Center’, wie der Chef der USO den Planetoiden nennt, den zentralen Tausend-Meter-Bunker. Ich spüre es, dass wir während des Transportes von Dutzenden Sicherheitssystemen durchleuchtet werden, deshalb die langsame Fahrt. Alles wird an uns gescannt, nicht nur ein, sondern dreimal. Unsere Gehirnwellen werden abgetastet, ich spüre es deutlich, ebenso unser Bewusstsein. Sie besitzen offenbar sogar Telepathen oder ähnlich geartete paramechanische Anlagen, die selbst unsere Gesinnung ausspionieren, um zu überprüfen, ob wir die sind, die wir vorgeben zu sein. Ich fühle mich müde, als wir endlich das Ziel erreichen. Taglor verabschiedet sich mit wenigen Worten. Wir nicken uns einander zu.
Dann betreten wir einen durchschnittlich großen Kuppelraum mit mehreren Kontrollpulten. Zwei Personen halten sich hier auf: Ronald Tekener und Adrian de Wynther, der Sohn und Nachfolger des Magnaten Dorian de Wynther. Dorian hatte laut Aussage seines Sohnes Adrian eine mehrjährige Auszeit genommen. Er ging irgendwelchen geheimen Aktivitäten nach. Nicht Neues bei den de Wynthers. Dorian träte in dieser Beziehung in die Fußstapfen seines auf einer Parallelerde getöteten Bruders Gwydion. Was die dort trieben interessierte mich im Moment nicht. Ob Dorian allerdings noch mal einer der Hundert ist, die eine Zelldusche erhielt, stand für mich in den Sternen. Man konnte nicht einfach abtauchen. Selbst wenn man ein Megamultimilliardär ist. Nun ja..
Tek kommt auf mich zu und gibt mir die Hand. „Solarmarschall es ist Zeit, dass Sie sich endlich hier sehen lassen.“ Er hatte, da er wie Dorian de Wynther 2036 als einer der ‚Hundert’ auf Wanderer eine Zelldusche erhalten und baute die Abwehr auf dem Mars auf. Mit viel Erfolg. Jetzt wechselte er als zweiter Chef zur USO und erhielt den Titel eines USO- Generals.
Tekener begrüßt Adams mit einiger Distanz
Adams räuspert sich.
Wir setzen uns in die bequemen schwenkbaren Sitze und plaudern kurz über alte Zeiten, denn ein Servo bringt Esshappen und Getränke. Ich schlage zu, denn der Hunger plagt mich schon seit einer Stunde. Den Pausensnack beende ich mit einem Becher synthetischen Kaffees. Er schmeckt grässlich, eben nach Flotte.
Die Projektionskuppel zeigt die Lokale Flocke aus der Draufsicht. Unsere Position am Rande des Sterngebiets, etwa fünfundzwanzig Lichtjahre vom Solaren System entfernt.
„Wir wissen wenig, über die Verhältnisse in der Milchstraße im Zeitalter der ‚Zweiten Archaischen Perioden“, sage ich und wende den Blick von der Kuppelprojektion. Meinen Sessel habe ich so eingestellt, dass ich liegend alles genau anschauen kann. Neben mir steht noch der halbgefüllte Kaffeebecher. Ein schlechtes Zeichen!
Alle liegen wir so und starren hinauf. Wir können die Kybernetik QUINT mit Worten lenken und neue Holofenster öffnen und darstellen lassen. Ich nehme einen Datenspeicher aus meiner Brusttasche und lege ihn in einen Datenport an meinem Sessel. Er ist selbstverständlich mit der Zentralen Kybernetik vernetzt. Meine Informationen verändern nur wenig.
„Was weiß die USO über die Völker in diesem Sternensektor“, hörte ich Adams fragen.
„Nichts, ich weiß nur, dass Silura Moreno, die Syno, oft in diesen Sektor reiste. Als Syno besitzt sie natürlich den Raumkrümmungsantrieb“, sagte Adrian. „Die USO besitzt zu wenig Schiffe und Kapazitäten, um auch nur die Lokale Flocke zu durchleuchten. Wir haben bislang nur einen verschwindenden kleinen Teil dieses sich rund um das Solsystem erstreckenden galaktischen Bereich erforschen können.
Tekener und Adams verstricken sich in ein fachliches Streitgespräch, da Tek die Synos als ‚halbherzige Freunde’ darstellt, die immer wieder die Übergabe einer versprochenen zweiten Synoflotte an die USO anprangert. Die erste ‚Lieferung’ umfasste fünfzig Schiffe, zu den einhundertfünfzig im Planetoiden.
„Tek, bitte!“ sage ich. Adams nickt. „Okay, Tek. Die Synos sind unsere Freunde. Sie gaben uns alle Technologien für den Überlichtantrieb in den ZAP. Dazu ebenfalls ein Kontingent von fünfzig Schiffen. Wenn sie die zweite Auslieferung an die USO hinauszögern, haben sie sicherlich ihre Gründe.“
„Das stimmt, Reg“, meint Adams fast belanglos. Wir starren alle den Cyborg an, der von den Synos zu etwas gemacht wurde, was wir noch nicht abschließend beurteilen können. Ich funkle ihn an, sage aber nichts.
„Wir wissen immer noch nicht, wer dieser Atlan da Gonozal ist. Der Gründer und jetzige Lordadmiral besitzt immer noch große Erinnerungslücken. Eine Quantenprüfung seiner Körperstruktur von Syno- Wissenschaftler bestätigt zwar seine Behauptung, dass er aus einem parallelen Universum stammt. Aber er besitzt noch einige Gedächtnislücken, die die Synos noch zögern lässt, das zweite weit größere Kontingent an Kugelraumschiffen an die USO auszuliefern“.
In diesem Augenblick kommt Atlan und die eigentliche Diskussion beginnt. Wie immer bin ich fasziniert von dem uralten Unsterblichen. Seine Aura strahlt etwas Zeitloses und Fremdes aus. Aber tief in meinem Innern weiß ich, dass ich ihm vertrauen kann. Was aus unserem ‚hiesigen’ Atlan und jenem geheimnisvollen Rico geworden ist, wissen wir immer noch nicht.
Quinto Center (QC), 2072
Bericht Atlan
Wie immer fasziniert schaute ich von meinem Balkon, der in den Berg hineingebaut war, wie meine Wohnung und andere, die ausschließlich führenden Leuten in der USO gehörten, auf das Szenarium unter mir.
Das Biotop-Deck stellte eine gewaltige technische Leistung der Memeter in diesem nahezu ausgehöhlten Planeten dar. Im Biosphärendeck gab es ein großes zentrales Meer, das durch virtuelle Reflexionen, wie ein planetarischer Ozean wirkte. In diesem Ozean existierte eine Landfläche, die das Süßwasser in zwei Bereiche teilte. Auf der Landfläche hatten die Biosphärenspezialisten unzählige biologische Habitate von einer Wüstenfläche bis hin zu einem heißen Dschungel untergebracht. Es handelte sich um eine kontrollierte Wildnis. Die Wohnungen der Normalbevölkerung von QC lagen subplanetoid. Ein Transportnetz eines Turbokabinensystems verband alle wichtigen Punkte des Planeten miteinander. Ein Fracht- oder Personentransport dauerte in der Regel nicht länger als einige Minuten.
Die kombinierten Land und Wasserflächen des Habitats wurden von den ‚Berghängen’ eingerahmt, sodass zum flachen Land und Meer auch noch eine ‚Berglandschaft’ hinzukam. Die subplanetoiden Bereiche dieser Berge wurden wie bereits erwähnt von den Wohnungen der höheren Chargen von Quinto Center belegt, wie auch meine Wohnung.
Ich blickte also eine Weile auf die Segelboote auf dem Wasser und den halbwilden Biosphären im Landbereich und genoss die gute und warme Luft. Da ich noch vor dem Frühstück joggen wollte, ging ich zusammen mit dem bereits wartenden Moku in den Anschluss des Turbonetzsystems. Wie immer stand meine Transportkabine bereits bereit und ich nannte das Ziel: Zentralpark. Er befand sich innerhalb eines Biosphärenhabitats der Landfläche. Die Reise dauerte knapp zehn Sekunden. Ein Absorberfeld innerhalb der Kabine sorgte für das Gleichgewicht der Passagiere.
Als wir die Kabine verließen, standen wir mitten im Zentralpark. Moku und ich joggten eine halbe Stunde, durch die Waldwege, die auch irgendwo auf der Erde oder Arkon in einem vergleichbaren Wohnbereich sein könnten. Nur selten trafen wir auf andere Jogger. Die Landfläche im Biosphärengebiet war ziemlich umfangreich. Manche Leute joggten lieber in der Wüste, am Strand, im Dschungel oder in den Bergen. Heute hatte ich mich für diese mitteleuropäisch anmutende Waldlandschaft entschieden. Dann spürten wir Hunger und erreichten unser vorläufiges Ziel.
Kurz danach tunkte ich gedankenverloren ein Stückchen feinen Hefegebäcks nach französischer Art an einem Kiosk in ein breites Gefäß von Milchkaffee. Seit Kurzem bot ein französischer Servicemitarbeiter der USO, französische Spezialitäten an, eben auch ein ‚French- Frühstück. Der Kiosk lag an einer stark frequentierten Stelle an der sich mehrere Wege im großen sich über einige Quadratkilometer erstreckenden ‚Zentralpark’ auf dem Biosphärendeck Dreiundzwanzig von Quinto Center kreuzten.
„Wie geht es Ihnen heute Lordadmiral?“ Mein genetisch und intelligenzmäßig hoch gerüsteter Beagle Moku mampfte neben mir seinen Hunde Futter-Riegel, denn der umtriebige Kioskbesitzer angesichts der vielen Hunde, die zu Quinto Center, nach dem Vorbild ihres Chefs gehörten, anbot.
„Danke der Nachfrage, Jacques. Nach dem Genuss des Brioche Frühstücks sicher rasch besser.“ Der Franzose lächelte. Moku stieß mich mit der Schnauze am rechten Bein an und blickte mich leidend an. Aha, der Herr will noch mehr.
Jacques hatte die Szene gesehen und korrekt gedeutet. Er kannte wohl die hiesigen Hunde und ihre Herrchen. Er bot Moku bereits den nächsten Riegel an, den dieser dankbar annahm.
„Das wird hier immer teurer“, dachte ich als ich an die Preise des Kioskbesitzer dachte. Natürlich hatten wir in der USO auch den Solar übernommen, den selbst die vielen nichtterranischen USO- Mitarbeiter akzeptierten. Sie mochten Ferronen oder sonstige Liduuri- Nachkommen sein.
Überhaupt meine finanzielle Situation. Natürlich erhielt ich als Gründer und Regierender Lordadmiral einen hohen Gehalt in Solar. Zusätzlich eine jährliche Tantieme von der GMC, die ansonsten zu der USO gehörte.
Aber in jenen Universen, in denen ich ein hohes institutionelles Amt übernahm hatte ich immer ein Multimilliardenschweres Privatvermögen hinter mir, das mir die Macht gab jeden bezahlten Job wieder rasch hinter mich zu bringen. In diesem Universum war ich gestrandet und besaß erstmals keinen entsprechenden finanziellen Hintergrund. Mein derzeitiges persönliches Vermögen belief sich inzwischen gerade mal auf eine mickrige Milliarde
Dorian de Wynther mit seinem Trust zählte übrigens wie Homer G.Adams mit seiner GCC zu den größten auch finanziellen Förderern der hier neu gegründeten USO. Der größte Förderer war allerdings der hiesige NATHAN, eine synthetische mit Terra verbündete Entität, die auf der Rückseite des Monats gigantische sublunare Anlagen besaß.
Von der Haupt- KI der Venuszuflucht, die mich voll akzeptierte, hatte ich einige Koordinaten von uralten verborgenen Stützpunkten des hiesigen Großen Imperiums vor zehntausend Jahren erhalten. Fünf von ihnen waren inzwischen von meinen schnellen Kreuzern angeflogen worden. Sie lagen alle im Großraum von dreihundert Lichtjahren rund um Terra. Von ihnen hatte ich wertvolle Ressourcen, u.a. auch viele Hyperkristalle erworben. Meine alten Codes von der Venuszuflucht galten auch hier noch. Weitere Koordinaten von einem besonders wichtigen Stützpunkt in zweitausend Lichtjahre Entfernung hatte mich gestern erreicht. Ohne Wurmloch würde ich es nicht so rasch erreichen. Mal sehen was uns Homer an neuen Infos brachte.
Ich betrieb noch etwas Small Talk mit Jacques: Thema Hunde und ihre Herrchen und Dämchen, bevor ich bezahlte. Nach dem Beenden meines Frühstücks beim Joggen und mit Moku und Halt bei Jacques, bereits eine Tradition, wenn ich in Quinto Center weilte joggte ich mit Moku weiter.
Moku, der erst nach dem dritten Riegel zufrieden war trabte jetzt zusammen mit mir durch die Parklandschaft in der auch ‚Wildnisbelassene’ Flächen eingebettet lagen und dachte über meine momentane Situation nach. Nach dem ‚Untercover-Einsatz’ als Nigel Talbot, fragte ich mich noch immer, wer mein ‚Auftraggeber’ für diesen Einsatz war. Ich konnte mich an meine Erlebnisse im marsianischen ‚Llano’ und in Bonanza City gut erinnern. Aber nicht an meinen Auftraggeber. Lebte er in BC?
Auch erinnerte ich mich noch daran, dass ich als Gänger des Netzes in die Vergangenheit auf Traversan verschlagen wurde und dort meine Fähigkeiten noch einsetzen konnte. Auch an meine langen Schlafphase in der Anlage im Tafelberg auf Traversan. Dann wieder meine Einsätze als GdN. Dessen Prägung funktionierte ja noch bis 448 NGZ (4035 nC) Aber für welche Organisation? Im Auftrage vom hiesigen ES? Oder einer anderen Organisation?
Anschließend meine GdN- Strandung im Llano des Mars in einem Paralleluniversum des Jahres 2066. Die dortige Phase der ‚Zweiten Archaischen Perioden’. Dann das Auftauchen der den Terraner freundlich und technisch weit überlegenen ‚Synos’ und NATHANS auf der Rückseite des Monds, die mittels Raumkrümmungsantriebs und eines Art von ‚Wurmlochantriebs’ auch in Zeiten, wo verheerende Hyperstürme die fünfdimensionale Technik lahm legten, funktionierten. Woher kamen die Synos und wer waren sie wirklich?
Konnten ihnen die TFU und die neue USO wirklich trauen? Die USO hatte jetzt die zweite Lieferung von Syno- Kugelraumer erhalten. Sie konnten von wenigen Menschen geflogen werden, weil sie praktisch von einer KI gesteuert und ‚Robotschiffe’ darstellten. Ihre Raumkrümmungsantriebe erreichten einen ÜL-Faktor von 400, also etwas mehr als ein Lichtjahr pro Tag. Jetzt hatte sich Homer G. Adams bei mir angemeldet. Er habe wichtige Daten über eine erweiterte Synotechnik. Konnte ich auch dem hiesigen jetzt dank seines Cyborgkörpers unsterblichen Adams trauen?
„Kannst du dir trauen, Arkonide? Dein Gedächtnis ist wieder einmal nicht komplett. Dich steuert jemand.“
Ich stimmte meinem Logiksektor zu. Er hielt mir meine eigenen Zweifel vor Augen. Die Zukunft konnte spannend werden. Mein Pod in meiner Brusttasche piepte. Ich holte es heraus und aktivierte es. Die Zentral- KI von QC, die ich ‚Quint’ nannte und ihr damit den Namen gegeben hatte, vermeldete, das Adams Botschafterschiff von NATHAN die HER BRITISH MAJESTY gelandet und er nach Konferenzraum Alpha Drei unterwegs wäre.
Was für ein seltsamer typisch britischer Name für ein Raumschiff. So einen Namen konnte sich wirklich nur jemand ausdenken, der sich immer noch als britischer Terraner betrachtete. Oder?
Wieder stieß mich Moku an und deutete mit der Schnauze auf die Säule, die uns Zugang zum Turbotransportsystem verschaffte. Ein röhrenbahnartiges internes auf Vakuum basierender Transportsystem, das auch bei den schlimmsten Hyperstürmen funktionierte.
Die Transportkapsel brachte Moku und mich an unser momentanes Ziel einen Konferenzsaal. Auch diverse Hunde konnten dort in speziellen Hundekörbchen in einer Ecke ihren Platz finden. Ein kleiner Droide umsorgte sie. Dazu gehörte nicht nur fressen geben, sondern auch Spiele. Es ging manchmal wild zu in dieser Ecke. Oft wurde ein Schirm dazwischen geschalten, um die nicht Hundeliebenden Konferenzteilnehmer zu stören. Mein Blick glitt trotzdem immer wieder zu dem Droiden und den Hunden hinüber.
Jetzt war Moku allein mit dem Droiden, denn nur Adams erwartete mich bereits. Er nippte an einem Earl Grey und Teegebäck, das ihm der Konferenzraum- Servo serviert hatte. Mir bot der Servo gleich einen Cappuccino an, dann unterhielten wir uns. Es wurde interessant.
Dann tauschten wir uns aus. So erfuhr ich alles über das neue Projekt von ES und NATHAN; die Kosmische Hanse.
„Homer, dein Angebot von dem hiesigen ES und seines Werkes NATHAN, ein Hanse-Rat zu werden, werde ich mir noch überlegen. Aber nur, wenn mir NATHAN einen neuen Raumkrümmungsantrieb mit dem ÜL-Faktor von zweitausend, dazu einige Goonblöcke für meine USO- Überriesen der Imperatorklasse übergibt. Schließlich ist die USO im Sinne von ES tätig. Homer schwieg zuerst, überlegte und nickte schließlich. „Ich werde HAN über deine Bedingungen berichten. Wir werden dann sehen!“
Atlan entdeckte durch einen Hinweis seines von wem auch immer manipulierten Extrasinns, einen von den Memetern ausgehöhlten grob kartoffelförmigen 82 Kilometer durchmessenden Asteroiden. Er war gespickt mit memetischer Technologie und Dutzenden von Werften, Hangars, Magazinen und Automatfabriken. Eine zentrale KI (Quint) leitet den Planetoiden.
In den Hangars stand eine Flotte von etwa einhundertundfünfzig Liduuri- Schiffen bereit.
Die Memetertechnologie mit ihren Fernteleportsysteme (beamen) und Memeter-Portalen (auf Wurmlochbasis) waren dagegen noch ein Buch mit Sieben Siegeln. Aber alle USO- Angehörige mit L-Genen (Liduuri-Genen und ich als Alpha-Agent vom hiesigen ES) konnten die Anlagen nutzen. Es spielte keine Rolle, ob wir sie verstanden oder nicht. Automatische Reparatursysteme sorgten eh für das Funktionieren der Anlagen und Schiffen.
Ein Netz aus Turboliftkabinen durchzieht den Planetoiden. Im Zentrum des Planetoiden existiert ein Eintausendmeter-Bunker. Dazu ein zwanzig Kilometer durchmessendes Habitatsdeck mit einem ‚Meer’ plus Virtuarium und Gartenanlagen.
Vier 5-Kilometer durchmessende Quader (sogenannte ‚Stadtmodule’) können sich als gigantische Raumschiffe vom Planetoiden lösen und individuell agieren. Sie werden von einer KI und völlig automatischen Systemen geflogen. Dabei muss nur ein Pilot mit dem Liduuri-Gen (L-Gen) das Schiff fliegen und die KI anleiten.
Quinto Center und die vier Modul-Stadtschiffe besitzen Hyperantriebe, welche auf das Psionische Feld zurückgreifen und deshalb auch in Hypersturmzeiten funktionieren. Umgerechnet besitzen sie eine durchschnittliche ‚Tagesleistung’ von zehntausend Lichtjahre innerhalb einer Galaxis und das Zehnfache im intergalaktischen Raum. Die normalen Liduurischiffe besitzen Hypertriebwerke, die nicht in den Archaischen Perioden funktionieren.
Quinto Center schützt sich durch ein Absorberfeld, welche die Hypersturmeinflüsse ausschaltet. Innerhalb des Planetoiden funktioniert deshalb auch ‚niederstufige’ Hypertechnologie, wie Positroniken, Fabriken, Werften, Antigrav etc. Die Liduurischiffe werden in den Werften mit Raumkrümmungsantrieben (Überlichtfaktor: 1000), Absorber für 1000 Gravo und Sublichttriebwerken mit 1000 Gravo Beschleunigung d.h. Lichtgeschwindigkeit in ca. 8 Stunden, ausgerüstet. Kurze Zeit später werden Schiffe mit in allen Bereichen doppelten Werten umgerüstet und gebaut. Die Triebwerke aller Liduuri- und Synoschiffen vermögen auch künstliche oder von gigantischen memetischen Anlagen erzeugte künstliche Wurmlöcher zu durchqueren.
Die Liduuri- und Synoschiffe funktionieren nahezu vollautomatisch. Eine kleine menschliche Besatzung reicht aus, um die Maschinen durch den Sternendschungel zu fliegen.
2071 – Kurau Orbital
Bericht Dorian de Wynther
Ich starrte wie immer fasziniert vom Panoramafenster meines Habitats-Bungalow, welcher in einer exklusiven orbitalen Wohnanlage untergebracht war, auf den Blauen Planeten hinunter, der nicht mehr meine Heimat darstellte. Sie lag jetzt in Ares City auf dem Mars, wo auch längst meine Familie wohnte. D.h. mein Sohn Adrian und dessen Familie. Meine Frau hatte sich bereits vor fünfzehn Jahren von mir getrennt, als sie realisierte, dass Menschen mit einer Zelldusche nicht mehr alterten. Sie lebte jetzt auf einer paradiesischen Insel im Pazifik, in einem Ressort der Reichen. Ich wusste, dass weitere der ‚Zellgeduschten Einhundert’ ihre jeweiligen Partner verloren hatten. Wohl das Los von uns ‚Hundert’. Auch mein Sohn Adrian hatte Probleme damit, dass sein Vater nicht älter war, als er selbst. Ich ging keine weitere Partnerschaft mehr ein. Da ich noch nie Probleme mit Frauen hatte, kam ich auch ohne eheliche Partnerschaft auf meine Kosten.
Wie dem auch sei. Siebzig Prozent meiner Investitionen lagen jetzt in AC und rund um die neue wirtschaftliche Metropole und politische Hauptstadt des unabhängigen Mars. Der Marsrat hatte sich entschlossen von Bradbury nach Ares City überzuwechseln. Auch ein politisches Zeichen, das die Unabhängigkeit des Mars, auf dem jetzt bereit zwölf Millionen Menschen und Ferronen lebten, gegenüber der Erde Fakt war. Der Marsrat, der auch ‚Mars-Senat’ genannt wurde verhandelte zurzeit mit der TFU, wegen eines besonderen Status in der Union, zu der inzwischen die meisten Staaten der Erde zählten. Allerdings nicht alle.
Die Erde!
Noch immer hatte ich auf ihr zehn Prozent meiner Investitionen, die immer in Firmenbeteiligungen lagen, getätigt. Zehn Prozent hatte ich auf Anlagen des Erdmondes Luna und die restlichen zehn Prozent lagen in Firmenanlagen überall im Solsystem. Meine Firmenscouts prüften zurzeit Anlagemöglichkeiten im Triple Centaurus System, allerdings waren dort die politischen und militärischen Verhältnisse noch unklar. Neben der TFU- Kolonie auf Centaurus Prime ‚Birdtown’ existierten dort diverse Kolonien von humanoiden Völkern, die vor den Galaktischen Hyperstürmen in der Lokalen Flocke Schutz gesucht hatten, weil eine alte galaktische Legende behauptete, dieser Bereich sei in den Ersten Archaischen Perioden sicher oder nicht so schlimm heimgesucht worden. Außerdem hatten Mehandor- Schiffe ständige Transitionen von unbekannten Schiffen in diesem Sektor angemessen. (TOSOMA und NESBITT zwischen Wega, dem Centaurus und Solsystem)
Das Ganze hatte sich als glatte Fehleinschätzung herausgestellt. Sie strandeten im Dreisternesystem des Centaurus, nur knapp viereinhalb Lichtjahre von Terra entfernt. Jetzt standen allen diesen humanoiden gestrandeten Klans, Stämme und Großfamilien der Nomaden und Mehandor allerdings der Raumkrümmungsantrieb, der eine 400 fache Überlichtgeschwindigkeit erlaubte, zur Verfügung. Die Lokale Flocke, ja sogar die ‚Lokale Wolke’ (300 LJ rund um Centaurus oder Solsystem) war plötzlich mit seinen Zehntausenden von Sternsystemen erreichbar. Hier entstand eben ein dynamischer Wirtschaftsraum und eine aufstrebende galaktische Macht, die ‚Terranisch-Ferronische Union’. Sie war hier die militärische, technische und wirtschaftliche Supermacht. Aber nichts war sicher. Selbst das Auftauchen von einer unbekannten technischen Macht von Non-Humanoiden. Einer intelligenten Insektenrasse, die mit ihren seltsamen an irdische Gottesanbeter erinnerten Raumschiffen alles Humanoide angriffen, ob Terraner, Ferronen oder galaktische Humanoiden die im Triple Centaurus System (TCS) 2036/37 strandeten. Die Insektenschiffe konnten sich mit den Schiffen der TFU durchaus waffentechnisch und auch sonst messen.
Man wusste in der TFU inzwischen, dass seit mindestens 100.000 Jahren ein wohl auch intergalaktischer Krieg zwischen den humanoiden Völkern, die alle von den Memeter/Liduuri, die in der TFU ‚Progenitoren’ genannt wurden, abstammten. Natürlich auch die Ferronen, Terraner, Altaner, Calurier, Belaner, Arkoniden und und und...
„Eben geht eine verschlüsselte Datei von ihrem im Paralleluniversum getöteten Bruder Gwydion ein. Sie stammt von einer KI seines geheimen Inselstützpunktes auf einer indonesischen Insel. Die Koordinaten liegen unterhalb der Ruinen seines Schlosses. Die KI ist berechtigt, ihnen als seinen einzigen Erben, da er sonst keine Familie besaß, jetzt nach dem offiziellen Feststellen seines Todes, diese Koordinaten zu übermitteln. Nur ihre Algorithmen, die sie mir gaben, Sir, ermöglichte mir, die Botschaft zu entschlüsseln. Sie sollten die Insel ihres Bruders aufsuchen!“, meldete mir die KI meines orbitalen Heimes.
Ich fühlte wieder die Trauer über den Tod meines Bruders auf dieser seltsamen Parallelerde in die es ihn und die POSEIDON im Jahre 2025 verschlagen hatte. Der geheime Bericht von Nigel Talbot über die Geschichte der POSEIDON lag mir inzwischen seit drei Monaten vor.
Solange dauerten die gerichtlichen Dinge, die Gwydions Tod feststellen ließ. Natürlich durfte die Öffentlichkeit nichts über diese Geschichte meines Bruders und seiner Leute auf einer Parallelerde erfahren. Aber meinem gerichtlichen Anliegen, den Tod meines Bruders zu bestätigen, wurde endlich stattgegeben. Deshalb auch der Anruf von Gwydions geheimer KI in seinem subirdischen Inselstützpunkt. Ich würde ihn jetzt endlich besuchen. Mein Shuttle wartete auf dem Dockausleger vor der Bungalow-Anlage im Orbit über Kurau. Dort parkten zwei Dutzend Shuttles, soviel es eben Bungalows in der Anlage gab.
Nach einem umfangreichen Frühstück zog ich meinen leichten Raumanzug an, schloss allerdings den Kapuzenhelm noch nicht. Über ein hausinternes Turboliftsystem erreichte ich mein parkendes Shuttle, ausgestattet mit der bestmöglichen terranischen Technik. Sein neuartiger Doppelantrieb gestattete nicht nur Flüge im All, sondern eben auch in einer dichten Atmosphäre. Die Turboliftkabine ermöglichte einen direkten Zugang zum Shuttle. Ich setzte mich in den Sessel, aktivierte die KI und ließ diese fliegen. Ich musste nur die Zielkoordinaten eingeben und der Autopilot ließ das Fahrzeug die Atmosphäre durchpflügen.
Ein normalenergetischer Prallschirm basierend auf kopierter Synotechnik schützte das Shuttle und der Autopilot ließ die Fähre nach kurzem Flug auf der winzigen Insel die zu Indonesien gehörte, neben der Ruine des Schlosses landen. Die Insel hatte seit dem Sechzehnten Jahrhundert der Familie de Wynther gehört, obwohl ‚offiziell’ das Handelshaus de Wynther erst um 1600 gegründet wurde. Sie waren zudem einer der Hauptaktionäre der Niederländischen Ostindienkompanie gewesen. Wieso diese Insel schon ein Jahrhundert vorher zu den de Wynthers gehörte, war immer in der Familienhistorie ein großes Geheimnis gewesen. Ein de Wynther sollte schon seit dem Mittelalter zu einen Art von esoterischem Orden gehören. Gwydion hatte diesen Part in meiner Generation inne. Er hatte mir nie Genaueres über den Orden erzählt. Sollte sich dies jetzt ändern? Die Insel war unter Sukarno verstaatlicht, dann aber wieder an meine Familie später zurückgegeben worden, nachdem mein Großvater sämtliche Investitionen der Familie de Wynther aus Indonesien abgezogen hatte.
Irgendwelche ‚Kulturkämpfer’, die wohl von der chinesischen Kulturrevolution inspiriert wurden, hatten das Schloss zerstört, allerdings wohl kaum die subplanetaren Anlage des Ordens oder was immer gefunden. Jetzt gehörte uns die Insel längst wieder seit vielen Jahrzehnten. Wir bauten das Schloss allerdings nie wieder auf.
Jetzt stand ich in der alten Ruine, an den Resten eines Obelisken und sah eine handförmige Einkerbung am Obelisken. Ich legte meine rechte Hand drauf und spürte wie ich gescannt wurde. Zudem spürte ich einen Einstich in meinen rechten Oberarm und ein Insekt, wohl ein Mikroroboter entnahm mir ein Tropfen Blut und verschwand im Obelisken, einfach so. Während ich tief durchatmete und die winzige vom Dschungel überwucherte unbesiedelte Insel überblickte, wurde wohl mein Blut genetisch gescannt. Ich dachte kaum darüber nach, als mich ein Licht umfasste und ich mich auflöste. Mein letzter Gedanke war. „Ich werde weg gebeamt und das im Zeitalter der galaxienweiten Hyperstürme. Welche Technologie ermöglicht dies?“
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Mein Erwachen fand in einem Bunker unter den Ruinen statt. Ein funktionierender Transmitter, der unter anderem von galaktischen Wächter oder ‚Galactic Tenoy unter besonderen Umständen zum Wanderer von ES benutzt werden konnte. Meine Ankunft lag erst drei Wochen zurück, obwohl ich auf einer bestimmten Zone auf Wanderer in der die Zeit hundert Mal schneller verlief, über sechs Jahre verbrachte. In dieser Zeit war ich zum ‚Galactic Tenoy’, wie unzählige de Wynther und Gwydion zuletzt vor mir, ausgebildet worden. Unter dem rechten Schulterblatt trug ich jetzt einen Zellaktivatorchip und würde künftig für den Lichtorden von ES arbeiten. Mein Ziel lag darin mit anderen Wächter mit einem Hilfsvolk der Superintelligenz, den Calurier, die Erde und jetzt die ‚Lokale Wolke’ vor den Angriffen der Nichthumanoiden Allianz zu schützen. Die Wächter und die Calurier schützten die Erde und Ferrol bereits seit 20.000 Jahren heimlich vor diesen Angriffen. Sonst gäbe es kein Ferrol oder keine Erde mehr.
Das ‚Konzil der Calurier’ wurde im Moment von ‚Zeus’ dem Anführer einer Gruppe von Calurier, die der Dunkelheit anheim fielen und sich ‚Condos Vasac’ nannten, angeführt. Zeus und seine Anhänger hatten ihre Hauptbasis auf einen erdähnlichen und erdgroßen Mond ins Procyon- System verlegt. Dort gab es in der habitalen Zone einen Gasriesen der von unzähligen Monden umkreist wurden. Drei Monde besaßen eine erdähnliche Atmosphäre und Dichte, weil sie fast erdgroß waren.
Auf einen dieser Monde, der eine 0,92 Gravitation enthielt und damit fast erdgroß war, existierte ein humanoides Volk, die Altaner, die ebenfalls von den Liduuri abstammten. Sie konnten als Zwillinge der Terraner angesehen werden. Der planetengroße Mond besaß eine menschenähnliche Bevölkerung von zwei Milliarden und eine Technologie, welche zwischen den der Ferronen und den Arkoniden lag, entsprach. Sie bauten wie die Synos bereits hochentwickelte Plasmaantriebe, die in fünf Stunden die Lichtgeschwindigkeit erreichen ließ.
Dazu bauten sie Aggregate ohne Hyperelemente, welche eine Schwerkraft von 1000 Gravos kompensierten. Diese Werte erreichten auch die Synoschiffe oder die Flotte der TFU bzw. der USO. Zudem besaßen sie hochentwickelte Transmitter, wohl noch von den Liduuri stammend. Diese funktionierten sogar im Zeitalter der galaxienweiten Hyperstürme. Offenbar nutzten sie sogenannte ‚Faltpunkt’-Portale oder Astrale Porter, die nur an bestimmten ‚verdichteten’ Stellen im Psionischen Netz funktionierten, d.h. an den ‚Faltpunkten’ des hiesigen Psionischen Netzes. Die Altaner waren hoch aggressiv und begegneten allen anderen humanoiden Völkern, besonders allerdings den Terraner gegenüber arrogant und feindselig. Sie betrachteten sich als die ‚wahren’ Erben der Liduuri und begegneten den Humanoiden der TFU feindselig, obwohl sie sich als ‚Speerspitze’, als ‚Akonos’ im Kampf gegen die Allianz der Nichthumanoiden ansahen. Die ‚Akonos’ war ihre Organisation, welche nur den Kampf gegen die Allianz der Non-Humanoiden propagierte, allerdings die Terraner und Arkoniden ausschloss.
Dorthin brachten die Condos Vasac ihre heimliche Flotte und errichten auf den Monden des Procyonsystems ihre heimlichen Basen.
Ein Calurier namens Philipp Tyler wurde zum Präsidenten der Altaner auf Procyon 1/3 gewählt. Der Wächterorden erfuhr, dass Ronald Tekener in Wirklichkeit Tyler-Tekener hieß. Er entzweite sich mit seinem Vater und nahm den Namen seiner irdischen Mutter, Tekener an.
Jetzt musste ich meinen fähigen Sohn Adrian auf seine Rolle, den INTERSTELLAR TRUST zu übernehmen final vorbereiten. Danach würde ich dem Orden des Lichts zur Verfügung stehen und vor allem eng mit Lordadmiral Atlan und seiner neuen USO zusammenarbeiten. Die USO würde künftig die TFU eng unterstützen und notfalls heimlich aktiv werden. Ein großes Problem würden die Altaner darstellen, dessen neuer Präsident Philipp Tyler mit der Verbindung von calurischer - und der altanischen Technologie, nach dem Solsystem greifen würde. Oder zumindest die Supermacht in der ‚Lokalen Blase’ werden wollte. Eine Infiltration der Erde wurde immer wahrscheinlicher. Vielleicht hatten sie es auf einen irdischen Großstaat abgesehen, der in der Lage wäre, die TFU zu sprengen. Die USO und der Wächterorden von ES (WOES) würde viel Arbeit bekommen, um die Erde zu schützen.
Mitte 2071 – Am Rande der ‚Lokalen Flocke’
Bericht Reginald Bull
Ich sitze in der Kontrollzentrale des einhundert Meter durchmessenden Kugelraumers der TFUF und blicke gespannt auf den heran schießenden Planetoiden. Die neuesten Plasmatriebwerke treiben den Raumer rasch voran, dessen neuartiger Raumkrümmungsantrieb (RKA) einen Überlichtfaktor von 400 erreicht. Dies trotz der immer noch anhaltenden ‚Zweiten Archaischen Perioden’ (ZAP) auch innerhalb der ‚Lokalen Flocke’.
„Die Kartoffel besitzt einen Durchmesser von Zweiundachtzigkommasieben Kilometer“, informiert mich Homer G. Adams und lässt den Blick vom Datenmonitor der Hologalerie auf die dreidimensionale Kuppelprojektion schweifen.
Ich denke derweil darüber nach, was wir hier tun. Homer G. Adams ist seit 2041 ein Cyborg, wegen einem Gleiterunfall auf der Rückseite des Mondes. Dort verschwand er danach ein Jahr und kam als Cyborg zurück. Nur so konnte sein Leben gerettet werden. Heute wussten wir, dass die Luna-Entität NATHAN ihn rettete. Danach wanderte er nach Ares City aus und baute für den jetzt unabhängigen Mars, dessen florierendes Wirtschaftssystem aus. Als Administrator der TU stellte er sich wegen dem ständigen Kampf mit den Politikern der angeschlossenen Staaten nicht mehr zur Verfügung. Als Cyborg würde er genauso scheel angesehen, wie alle einhundert Leute, die 2036 von ES die erste Zelldusche auf Wanderer erhielten. Eine Verbindung war mittels des Transmitters in der Kuppelstation von Atlan möglich. Der hiesige Atlan blieb wie die Reisenden in der TOSOMA seit Anfang 2037 immer noch verschollen. Ich selbst war der ranghöchste Militär der TFUF, ein Solarmarschall.
„Bedeutet dir dieser Anflug nichts, Homer“, fragte ich meinen Freund.
Adams zog leicht die Schulter ein, offenbar ist er etwas irritiert. Äußerlich gleicht er immer noch dem alten Adams, allerdings ohne Buckel. Er sieht wie Mitte fünfzig aus, aber das bedeutet nichts, da er seit kurzem aus neunzig Prozent kybernetischen Anteilen besteht, nachdem ihm NATHAN ‚überarbeitet’ hatte, da er wieder körperliche Probleme bekam. Seine Naniten erlauben es Adams jetzt nahezu jede äußere Gestalt anzunehmen und sein Alter vorzutäuschen. Er war jetzt nahezu unsterblich, da er seine organischen Teile mittels der Naniten jederzeit replizieren kann. Er ist jetzt ein Syno, was immer das auch bedeutete. Er ist jetzt der Vermittler der Synos zu den Terranern. Wie es innerlich in ihm aussah konnte ich nur vermuten. Ach ja, NATHAN ist ein Produkt der Synos, wer oder was diese auch immer bedeuten mag, von den Posbis und von ES. Obwohl NATHAN sich als unser Verbündeter ansieht und der TFU dreihundert Schiffe im Auftrag der Synos übergab, traute ich diesem halb synthetischen halb organischen Produkt nicht die Bohne.
Der schnelle Leichte Kreuzer senkte sich auf einen großen Krater herab. Die Lamellen des Einflugschachts glitten auf und Traktorstrahlen griffen nach uns.
Mehrere Kilometer tief unter der Oberfläche, inmitten von ausgedehnten Sub-Werften, setzte die DELOS federnd auf.
Der Planetoid ist ein Produkt der Memeter und wurde von ES an die USO übergeben.
Adams stand auf und verlässt die Zentrale. Ich folge ihm rasch. Wir erreichen den Zentrallift. Die Turbokabine bringt uns rasch ans Ziel. Auch dies ist eine Neuerung, gegenüber den Antigravlifts, die nur noch ein Notsystem sind. Das Turbolift-Netzwerk verbindet die wichtigsten Zonen des Schiffes miteinander. Rasend schnell bewegt sich die Fünf-Personen-Kabine durch das Netzwerk. Eine erhebliche Zeitersparnis gegenüber den alten Transportsystemen.
Schon nach einer Viertel Minute erreichen wir den Bodenhangar und verlassen per Rampe die DELOS.
Kampfroboter salutieren militärisch als wir die Rampe verlassen. Ein Schweber und eine Ordonanz erwarteten uns. Er steckte in der USO-Galauniform. Es ist ein Grünhäutiger Belaner. Keine Überraschung. In der Mehrheit gehören die Belaner, als Nachkommen der Liduuri jetzt zu der USO. Diese schützt ihre kleine Kolonie im Centaurus-Triplesystem.
„Guten Tag meine Herren. Ich bin Taglor Tharmanoc, und bitte Sie mir zu folgen.“
Er bestieg den Schweber, wir folgten ihm und setzten uns auf eine bequem Ringbank. Taglor schwang sich in den Pilotensessel.
„Ich habe den Auftrag einen Rundflug zu machen.“ Er hob ab und flog mit dem Schweber eine Panorama-Schleife.
Wir waren beeindruckt.
Die Anlagen erstrecken sich über Dutzende Kilometer. Kugelraumer bis fünfhundert Meter Größe reihen sich in den Felsendomen aneinander. Überall sind Lastschweber unterwegs und bringen Triebwerksaggregate, Speichergeräte und unzählige Teile heran, die hier in der Endabfertigung eingebaut werden.
„Hier geht allerhand ab!“ kommentiert Homer G. Adams. Ich nicke und denke an die LUNA-Werften oder an die marsianischen Werften in Utopia. Die Werften in den sublunaren Anlagen die NATHAN kontrolliert, habe ich noch nicht gesehen. Nur Adams darf als ‚Botschafter’ von ES und NATHAN die Anlagen betreten..
Hätte ich arkonidische Augen, würden sie wegen der Erinnerung tränen.
„Du scheinst nicht beeindruckt zu sein“, Homer stößt mich freundschaftlich an. „Du denkst an die Anlagen auf Luna nicht?“ Adams wirkt nachdenklich.
„Sicher!“ Adams sieht mich merkwürdig an. Er ist hier der Fels in der Brandung. Mit Emotionen gibt er sich noch weniger, als früher öffentlich ab. Der ehemalige erste Administrator der TFU, ist Pragmatiker durch und durch. Die kybernetischen Anteile an seinem neuen Körper ändern da nichts.
„Reginald, du solltest an die Gegenwart und Zukunft denken, nicht an die verlorene Vergangenheit.“
„Ich verstehe sie nicht meine Herren“, meldet sich der Pilot Taglor Tharmanoc.
„Diese Anlagen hier sind doch riesig. Selbst die Syno- Zivilisation besitzt nicht viel größere Werftanlagen auf einer Fläche.“
Ich blickte den jungen Belaner mit seiner grünen Haut und goldenen Flecken, nachdenklich an.
„Luna, unser Heimatmond, besitzt einen Durchmesser von über sechstausend Kilometer und wird jetzt immer mehr ausgehöhlt mit einer Werft nach der anderen.“
Ich sagte es mit Absicht, um dem jungen Burschen etwas Respekt abzuringen.
„Aufpassen Ordonanz, der nächste Kugelraumer wartet darauf, gerammt zu werden“, sagte Adams und grinste den USO-Angestellten an. Diesem gelingt es gerade noch dem parkenden Raumschiff auszuweichen.
Ich nickte und Taglor lenkte den Gleiter in einen Tunnel. Der führt nach ‚oben’ und wir erreichen einen großen Vorplatz. Dort parkt der Pilot das Gefährt.
Der nahezu ausgehöhlte Planetoid stammte von den Liduuri und war gespickt mit memetischer Technologie und Dutzenden von Werften, Hangars und Automatfabriken.
In den Hangars steckte eine Flotte von etwa einhundertfünfzig Liduuri- Schiffe.
Die Liduuri- Technologie wurde von den USO-Techs immer besser durchschaut, genutzt und nachgebaut. Die Memetertechnologie mit ihren Fernteleportsysteme und Memeter- Portale waren dagegen noch ein Buch voller Siegel.
Taglor verlässt den Schweber. Wir folgen ihm. Durch eine Schleuse erreichen wir einen großen Platz. Von ihm führen in alle Richtungen Tunnelsysteme ab. Wir benutzen eine Kabine des auch hier vorhandenen Turbolift-Netzwerks und erreichen nach etwa zehn Minuten das Allerheiligste von ‚Quinto Center’, wie der Chef der USO den Planetoiden nennt, den zentralen Tausend-Meter-Bunker. Ich spüre es, dass wir während des Transportes von Dutzenden Sicherheitssystemen durchleuchtet werden, deshalb die langsame Fahrt. Alles wird an uns gescannt, nicht nur ein, sondern dreimal. Unsere Gehirnwellen werden abgetastet, ich spüre es deutlich, ebenso unser Bewusstsein. Sie besitzen offenbar sogar Telepathen oder ähnlich geartete paramechanische Anlagen, die selbst unsere Gesinnung ausspionieren, um zu überprüfen, ob wir die sind, die wir vorgeben zu sein. Ich fühle mich müde, als wir endlich das Ziel erreichen. Taglor verabschiedet sich mit wenigen Worten. Wir nicken uns einander zu.
Dann betreten wir einen durchschnittlich großen Kuppelraum mit mehreren Kontrollpulten. Zwei Personen halten sich hier auf: Ronald Tekener und Adrian de Wynther, der Sohn und Nachfolger des Magnaten Dorian de Wynther. Dorian hatte laut Aussage seines Sohnes Adrian eine mehrjährige Auszeit genommen. Er ging irgendwelchen geheimen Aktivitäten nach. Nicht Neues bei den de Wynthers. Dorian träte in dieser Beziehung in die Fußstapfen seines auf einer Parallelerde getöteten Bruders Gwydion. Was die dort trieben interessierte mich im Moment nicht. Ob Dorian allerdings noch mal einer der Hundert ist, die eine Zelldusche erhielt, stand für mich in den Sternen. Man konnte nicht einfach abtauchen. Selbst wenn man ein Megamultimilliardär ist. Nun ja..
Tek kommt auf mich zu und gibt mir die Hand. „Solarmarschall es ist Zeit, dass Sie sich endlich hier sehen lassen.“ Er hatte, da er wie Dorian de Wynther 2036 als einer der ‚Hundert’ auf Wanderer eine Zelldusche erhalten und baute die Abwehr auf dem Mars auf. Mit viel Erfolg. Jetzt wechselte er als zweiter Chef zur USO und erhielt den Titel eines USO- Generals.
Tekener begrüßt Adams mit einiger Distanz
Adams räuspert sich.
Wir setzen uns in die bequemen schwenkbaren Sitze und plaudern kurz über alte Zeiten, denn ein Servo bringt Esshappen und Getränke. Ich schlage zu, denn der Hunger plagt mich schon seit einer Stunde. Den Pausensnack beende ich mit einem Becher synthetischen Kaffees. Er schmeckt grässlich, eben nach Flotte.
Die Projektionskuppel zeigt die Lokale Flocke aus der Draufsicht. Unsere Position am Rande des Sterngebiets, etwa fünfundzwanzig Lichtjahre vom Solaren System entfernt.
„Wir wissen wenig, über die Verhältnisse in der Milchstraße im Zeitalter der ‚Zweiten Archaischen Perioden“, sage ich und wende den Blick von der Kuppelprojektion. Meinen Sessel habe ich so eingestellt, dass ich liegend alles genau anschauen kann. Neben mir steht noch der halbgefüllte Kaffeebecher. Ein schlechtes Zeichen!
Alle liegen wir so und starren hinauf. Wir können die Kybernetik QUINT mit Worten lenken und neue Holofenster öffnen und darstellen lassen. Ich nehme einen Datenspeicher aus meiner Brusttasche und lege ihn in einen Datenport an meinem Sessel. Er ist selbstverständlich mit der Zentralen Kybernetik vernetzt. Meine Informationen verändern nur wenig.
„Was weiß die USO über die Völker in diesem Sternensektor“, hörte ich Adams fragen.
„Nichts, ich weiß nur, dass Silura Moreno, die Syno, oft in diesen Sektor reiste. Als Syno besitzt sie natürlich den Raumkrümmungsantrieb“, sagte Adrian. „Die USO besitzt zu wenig Schiffe und Kapazitäten, um auch nur die Lokale Flocke zu durchleuchten. Wir haben bislang nur einen verschwindenden kleinen Teil dieses sich rund um das Solsystem erstreckenden galaktischen Bereich erforschen können.
Tekener und Adams verstricken sich in ein fachliches Streitgespräch, da Tek die Synos als ‚halbherzige Freunde’ darstellt, die immer wieder die Übergabe einer versprochenen zweiten Synoflotte an die USO anprangert. Die erste ‚Lieferung’ umfasste fünfzig Schiffe, zu den einhundertfünfzig im Planetoiden.
„Tek, bitte!“ sage ich. Adams nickt. „Okay, Tek. Die Synos sind unsere Freunde. Sie gaben uns alle Technologien für den Überlichtantrieb in den ZAP. Dazu ebenfalls ein Kontingent von fünfzig Schiffen. Wenn sie die zweite Auslieferung an die USO hinauszögern, haben sie sicherlich ihre Gründe.“
„Das stimmt, Reg“, meint Adams fast belanglos. Wir starren alle den Cyborg an, der von den Synos zu etwas gemacht wurde, was wir noch nicht abschließend beurteilen können. Ich funkle ihn an, sage aber nichts.
„Wir wissen immer noch nicht, wer dieser Atlan da Gonozal ist. Der Gründer und jetzige Lordadmiral besitzt immer noch große Erinnerungslücken. Eine Quantenprüfung seiner Körperstruktur von Syno- Wissenschaftler bestätigt zwar seine Behauptung, dass er aus einem parallelen Universum stammt. Aber er besitzt noch einige Gedächtnislücken, die die Synos noch zögern lässt, das zweite weit größere Kontingent an Kugelraumschiffen an die USO auszuliefern“.
In diesem Augenblick kommt Atlan und die eigentliche Diskussion beginnt. Wie immer bin ich fasziniert von dem uralten Unsterblichen. Seine Aura strahlt etwas Zeitloses und Fremdes aus. Aber tief in meinem Innern weiß ich, dass ich ihm vertrauen kann. Was aus unserem ‚hiesigen’ Atlan und jenem geheimnisvollen Rico geworden ist, wissen wir immer noch nicht.
Quinto Center (QC), 2072
Bericht Atlan
Wie immer fasziniert schaute ich von meinem Balkon, der in den Berg hineingebaut war, wie meine Wohnung und andere, die ausschließlich führenden Leuten in der USO gehörten, auf das Szenarium unter mir.
Das Biotop-Deck stellte eine gewaltige technische Leistung der Memeter in diesem nahezu ausgehöhlten Planeten dar. Im Biosphärendeck gab es ein großes zentrales Meer, das durch virtuelle Reflexionen, wie ein planetarischer Ozean wirkte. In diesem Ozean existierte eine Landfläche, die das Süßwasser in zwei Bereiche teilte. Auf der Landfläche hatten die Biosphärenspezialisten unzählige biologische Habitate von einer Wüstenfläche bis hin zu einem heißen Dschungel untergebracht. Es handelte sich um eine kontrollierte Wildnis. Die Wohnungen der Normalbevölkerung von QC lagen subplanetoid. Ein Transportnetz eines Turbokabinensystems verband alle wichtigen Punkte des Planeten miteinander. Ein Fracht- oder Personentransport dauerte in der Regel nicht länger als einige Minuten.
Die kombinierten Land und Wasserflächen des Habitats wurden von den ‚Berghängen’ eingerahmt, sodass zum flachen Land und Meer auch noch eine ‚Berglandschaft’ hinzukam. Die subplanetoiden Bereiche dieser Berge wurden wie bereits erwähnt von den Wohnungen der höheren Chargen von Quinto Center belegt, wie auch meine Wohnung.
Ich blickte also eine Weile auf die Segelboote auf dem Wasser und den halbwilden Biosphären im Landbereich und genoss die gute und warme Luft. Da ich noch vor dem Frühstück joggen wollte, ging ich zusammen mit dem bereits wartenden Moku in den Anschluss des Turbonetzsystems. Wie immer stand meine Transportkabine bereits bereit und ich nannte das Ziel: Zentralpark. Er befand sich innerhalb eines Biosphärenhabitats der Landfläche. Die Reise dauerte knapp zehn Sekunden. Ein Absorberfeld innerhalb der Kabine sorgte für das Gleichgewicht der Passagiere.
Als wir die Kabine verließen, standen wir mitten im Zentralpark. Moku und ich joggten eine halbe Stunde, durch die Waldwege, die auch irgendwo auf der Erde oder Arkon in einem vergleichbaren Wohnbereich sein könnten. Nur selten trafen wir auf andere Jogger. Die Landfläche im Biosphärengebiet war ziemlich umfangreich. Manche Leute joggten lieber in der Wüste, am Strand, im Dschungel oder in den Bergen. Heute hatte ich mich für diese mitteleuropäisch anmutende Waldlandschaft entschieden. Dann spürten wir Hunger und erreichten unser vorläufiges Ziel.
Kurz danach tunkte ich gedankenverloren ein Stückchen feinen Hefegebäcks nach französischer Art an einem Kiosk in ein breites Gefäß von Milchkaffee. Seit Kurzem bot ein französischer Servicemitarbeiter der USO, französische Spezialitäten an, eben auch ein ‚French- Frühstück. Der Kiosk lag an einer stark frequentierten Stelle an der sich mehrere Wege im großen sich über einige Quadratkilometer erstreckenden ‚Zentralpark’ auf dem Biosphärendeck Dreiundzwanzig von Quinto Center kreuzten.
„Wie geht es Ihnen heute Lordadmiral?“ Mein genetisch und intelligenzmäßig hoch gerüsteter Beagle Moku mampfte neben mir seinen Hunde Futter-Riegel, denn der umtriebige Kioskbesitzer angesichts der vielen Hunde, die zu Quinto Center, nach dem Vorbild ihres Chefs gehörten, anbot.
„Danke der Nachfrage, Jacques. Nach dem Genuss des Brioche Frühstücks sicher rasch besser.“ Der Franzose lächelte. Moku stieß mich mit der Schnauze am rechten Bein an und blickte mich leidend an. Aha, der Herr will noch mehr.
Jacques hatte die Szene gesehen und korrekt gedeutet. Er kannte wohl die hiesigen Hunde und ihre Herrchen. Er bot Moku bereits den nächsten Riegel an, den dieser dankbar annahm.
„Das wird hier immer teurer“, dachte ich als ich an die Preise des Kioskbesitzer dachte. Natürlich hatten wir in der USO auch den Solar übernommen, den selbst die vielen nichtterranischen USO- Mitarbeiter akzeptierten. Sie mochten Ferronen oder sonstige Liduuri- Nachkommen sein.
Überhaupt meine finanzielle Situation. Natürlich erhielt ich als Gründer und Regierender Lordadmiral einen hohen Gehalt in Solar. Zusätzlich eine jährliche Tantieme von der GMC, die ansonsten zu der USO gehörte.
Aber in jenen Universen, in denen ich ein hohes institutionelles Amt übernahm hatte ich immer ein Multimilliardenschweres Privatvermögen hinter mir, das mir die Macht gab jeden bezahlten Job wieder rasch hinter mich zu bringen. In diesem Universum war ich gestrandet und besaß erstmals keinen entsprechenden finanziellen Hintergrund. Mein derzeitiges persönliches Vermögen belief sich inzwischen gerade mal auf eine mickrige Milliarde
Dorian de Wynther mit seinem Trust zählte übrigens wie Homer G.Adams mit seiner GCC zu den größten auch finanziellen Förderern der hier neu gegründeten USO. Der größte Förderer war allerdings der hiesige NATHAN, eine synthetische mit Terra verbündete Entität, die auf der Rückseite des Monats gigantische sublunare Anlagen besaß.
Von der Haupt- KI der Venuszuflucht, die mich voll akzeptierte, hatte ich einige Koordinaten von uralten verborgenen Stützpunkten des hiesigen Großen Imperiums vor zehntausend Jahren erhalten. Fünf von ihnen waren inzwischen von meinen schnellen Kreuzern angeflogen worden. Sie lagen alle im Großraum von dreihundert Lichtjahren rund um Terra. Von ihnen hatte ich wertvolle Ressourcen, u.a. auch viele Hyperkristalle erworben. Meine alten Codes von der Venuszuflucht galten auch hier noch. Weitere Koordinaten von einem besonders wichtigen Stützpunkt in zweitausend Lichtjahre Entfernung hatte mich gestern erreicht. Ohne Wurmloch würde ich es nicht so rasch erreichen. Mal sehen was uns Homer an neuen Infos brachte.
Ich betrieb noch etwas Small Talk mit Jacques: Thema Hunde und ihre Herrchen und Dämchen, bevor ich bezahlte. Nach dem Beenden meines Frühstücks beim Joggen und mit Moku und Halt bei Jacques, bereits eine Tradition, wenn ich in Quinto Center weilte joggte ich mit Moku weiter.
Moku, der erst nach dem dritten Riegel zufrieden war trabte jetzt zusammen mit mir durch die Parklandschaft in der auch ‚Wildnisbelassene’ Flächen eingebettet lagen und dachte über meine momentane Situation nach. Nach dem ‚Untercover-Einsatz’ als Nigel Talbot, fragte ich mich noch immer, wer mein ‚Auftraggeber’ für diesen Einsatz war. Ich konnte mich an meine Erlebnisse im marsianischen ‚Llano’ und in Bonanza City gut erinnern. Aber nicht an meinen Auftraggeber. Lebte er in BC?
Auch erinnerte ich mich noch daran, dass ich als Gänger des Netzes in die Vergangenheit auf Traversan verschlagen wurde und dort meine Fähigkeiten noch einsetzen konnte. Auch an meine langen Schlafphase in der Anlage im Tafelberg auf Traversan. Dann wieder meine Einsätze als GdN. Dessen Prägung funktionierte ja noch bis 448 NGZ (4035 nC) Aber für welche Organisation? Im Auftrage vom hiesigen ES? Oder einer anderen Organisation?
Anschließend meine GdN- Strandung im Llano des Mars in einem Paralleluniversum des Jahres 2066. Die dortige Phase der ‚Zweiten Archaischen Perioden’. Dann das Auftauchen der den Terraner freundlich und technisch weit überlegenen ‚Synos’ und NATHANS auf der Rückseite des Monds, die mittels Raumkrümmungsantriebs und eines Art von ‚Wurmlochantriebs’ auch in Zeiten, wo verheerende Hyperstürme die fünfdimensionale Technik lahm legten, funktionierten. Woher kamen die Synos und wer waren sie wirklich?
Konnten ihnen die TFU und die neue USO wirklich trauen? Die USO hatte jetzt die zweite Lieferung von Syno- Kugelraumer erhalten. Sie konnten von wenigen Menschen geflogen werden, weil sie praktisch von einer KI gesteuert und ‚Robotschiffe’ darstellten. Ihre Raumkrümmungsantriebe erreichten einen ÜL-Faktor von 400, also etwas mehr als ein Lichtjahr pro Tag. Jetzt hatte sich Homer G. Adams bei mir angemeldet. Er habe wichtige Daten über eine erweiterte Synotechnik. Konnte ich auch dem hiesigen jetzt dank seines Cyborgkörpers unsterblichen Adams trauen?
„Kannst du dir trauen, Arkonide? Dein Gedächtnis ist wieder einmal nicht komplett. Dich steuert jemand.“
Ich stimmte meinem Logiksektor zu. Er hielt mir meine eigenen Zweifel vor Augen. Die Zukunft konnte spannend werden. Mein Pod in meiner Brusttasche piepte. Ich holte es heraus und aktivierte es. Die Zentral- KI von QC, die ich ‚Quint’ nannte und ihr damit den Namen gegeben hatte, vermeldete, das Adams Botschafterschiff von NATHAN die HER BRITISH MAJESTY gelandet und er nach Konferenzraum Alpha Drei unterwegs wäre.
Was für ein seltsamer typisch britischer Name für ein Raumschiff. So einen Namen konnte sich wirklich nur jemand ausdenken, der sich immer noch als britischer Terraner betrachtete. Oder?
Wieder stieß mich Moku an und deutete mit der Schnauze auf die Säule, die uns Zugang zum Turbotransportsystem verschaffte. Ein röhrenbahnartiges internes auf Vakuum basierender Transportsystem, das auch bei den schlimmsten Hyperstürmen funktionierte.
Die Transportkapsel brachte Moku und mich an unser momentanes Ziel einen Konferenzsaal. Auch diverse Hunde konnten dort in speziellen Hundekörbchen in einer Ecke ihren Platz finden. Ein kleiner Droide umsorgte sie. Dazu gehörte nicht nur fressen geben, sondern auch Spiele. Es ging manchmal wild zu in dieser Ecke. Oft wurde ein Schirm dazwischen geschalten, um die nicht Hundeliebenden Konferenzteilnehmer zu stören. Mein Blick glitt trotzdem immer wieder zu dem Droiden und den Hunden hinüber.
Jetzt war Moku allein mit dem Droiden, denn nur Adams erwartete mich bereits. Er nippte an einem Earl Grey und Teegebäck, das ihm der Konferenzraum- Servo serviert hatte. Mir bot der Servo gleich einen Cappuccino an, dann unterhielten wir uns. Es wurde interessant.
Dann tauschten wir uns aus. So erfuhr ich alles über das neue Projekt von ES und NATHAN; die Kosmische Hanse.
„Homer, dein Angebot von dem hiesigen ES und seines Werkes NATHAN, ein Hanse-Rat zu werden, werde ich mir noch überlegen. Aber nur, wenn mir NATHAN einen neuen Raumkrümmungsantrieb mit dem ÜL-Faktor von zweitausend, dazu einige Goonblöcke für meine USO- Überriesen der Imperatorklasse übergibt. Schließlich ist die USO im Sinne von ES tätig. Homer schwieg zuerst, überlegte und nickte schließlich. „Ich werde HAN über deine Bedingungen berichten. Wir werden dann sehen!“