LaLe hat geschrieben: ↑30. Januar 2021, 14:39
Es geht doch gar nicht [...] meinen Auge feige und asozial.
Salut LaLe,
ich glaube schon, dass ich weiß, was du meinst. Und grundsätzlich würde ich dir dahingehend zustimmen, als dass ich auch kein Vertreter für regelfreie Foren oder konventionsfreies Postingverhalten bin. Ich hatte ja auch schon ausgeführt, dass es hier ja auch einen Verhaltenskonsens für das Forum über die Forenregeln gibt.
Dennoch, so habe ich über mein Posting/Beispiel an Richard zu verdeutlichen versucht, tue ich mich mit pauschalen (Ver)Urteilungen schwer, auch diesbezüglich, dass etwas asozial oder feige sei. Verhalten hat Gründe, manchmal sind sie charakterlicher Natur, manchmal situativer Natur. Darüber zu richten wäre etwas, das vielleicht manchmal nötig ist (z.B. Moderatoren), mir aber bei weitem nicht so schnell über den Urteilshammer würde rollen wollen.
Interessant finde ich deinen Gedanken, dass man sich in "ungewohnten" Umgebungen eher zurückhaltender verhalte und äußere und dass dies für dich jetzt "normal" sei. - Aus der Psychologie kennt man dieses Verhalten ja auch; es tritt bei Kindern als auch bei Erwachsenen auf und soll ein Zeichen für eine (einigermaßen) intakte psycho-soziale Entwicklung sein.
Bei deinem Gedankengang finde ich eher die "ungewohnte Umgebung" interessanter. Denn du setzt das, ich gehe mal davon aus, das wir konkreter reden, PR-Forum mit diesem ungewohnten Raum gleich. Das finde ich nicht ganz so schlüssig, da mir das definitorisch zu statisch erscheint und das PR-Forum quasi den Charakter eines "Immerneuen/Immerungewohnten-Raumes" annimmt. Aber gerade für die Foristen, die in diesem Forum länger registriert sind oder an ihm intensiver teilnehmen, ist dieser Raum nicht neu und damit ungewohnt, sondern genau das Gegenteil. Und für neue ForistInnen verwandelt sich die ungewohnte Umgebung doch recht rasch in eine gewohnte (virtuelle) Umgebung: die Fremdheit entfremdet sich. Das führt auch im Verhalten zu einer Vertrautheit.
Jemand, ich weiß leider nicht mehr wer, hatte einmal die Analogie eines Stammtischs ins Spiel gebracht, die ich ganz gelungen fand. Auch dort triffst du dich, du siehst immer die selben Pappnasen, kennst das Großmaul des Einen und die Ironie des Anderen; du kennst das Thema, dass den Vierten aufregt und die Personen, die die Dritte nicht mag. Und natürlich kennst du auch all das Schöne weswegen du immer wieder zum Stammtisch gehst. Aber alles ist vereint unter der "räumlichen Gewohnheit" des Stammtisches und darum weder fremd noch "ungewohnt". Und ich denke schon, dass jeder, ob am Stammtisch, in der Familie, unter Freunden, schon einmal seinen Gegenüber als "Vollhonk" bezeichnet hat (o.ä.; manchmal soll sogar das Wort "du A**ch" fallen). Da ist sicher nicht schön, keine Frage - aber ist es gleich asozial?
Wie gesagt, ich bin nicht für regelfreies Verhalten, aber ich tue mich sehr schwer damit, sogleich so hart und bestimmt und endgültig zu urteilen. - Hier im Forum gibt es Konventionen, auch im Verhalten. Und wenn diese nicht eingehalten werden, vor allem, wenn das Maß übertrieben zu sein scheint, so wird es entweder eine "Machtmehrheit der Foristen" geben, die diese Konventionen auf ihre Art und Weise durchsetzen oder eine "Moderationsmacht", die dafür sorgt. So dies nicht der Fall ist, dann ...
Und als letzten Punkt noch eine Bewertungsfrage: Dieses Forum ist themengebunden. Es geht um PR und dicht verwandte Dinge. Wenn wir eine "asoziale Verhaltensweise" hätten, die aber zugleich thematisch, inhaltlich und/oder diskursiv gebunden und vielleicht sogar bereichernd ist - welchem Aspekt würdest du den Vorzug geben?
lg
Ten,.