Ich fange mal mit der
Kritik an.
Mir hat nicht so sehr gefallen, wie umständlich die Terraner und die Bhanlamurer sich auf den Weg zum Turm der Bestien (angeblich) aufgemacht haben. Es ist schon lange her, aber ich erinnere mich noch an die Romane, als PR sich zum ersten Mal Richtung Andromeda aufgemacht hatte und die 5-D Technik ausfiel. Die hatten Düsenjets in der Crest (?) und flogen mit denen rum… Nach der Hyperimpedanz und anderen Erfahrungen, hatte ich eigentlich erwartet, dass die RAS ebenfalls robuste low-tech Fahrzeuge geladen hätte. Ich dachte dabei zuerst and Shifts, weil die sehr praktisch gewesen wären und ich mich noch an die Raupenantriebe erinnert habe. Nun, ein Blick in die Perrypedia und ich war aufgeklärt: Seit dem 5. Jh. NGZ gibt es keine Raupenantriebe mehr bei den Shifts. Seltsame, aber so steht es geschrieben... Nach der Hyperimpedanz dann neue Baureihen, aber kein Wort über low-tech oder Raupenantriebe. Dann akzeptiere ich das mal als Kanon und nehme die Kritik zumindest teilweise zurück.
Aber dann noch die TARAs, die nicht auf ihre Antigravantriebe zurückgreifen durften, und dann wegen unwegsamen Gelände Steine in ihr Getriebe bekamen. Die Soldaten mussten die TARAs von Hand reinigen. Fast schon eine tragisch-komische Stelle im Roman.
Und ich verstehe, wenn die Bhanlamurer sich ihren Ängsten stellen und deshalb die Terraner begleiten bzw. mit ihnen kämpfen wollten, aber hätte man denen nicht eine minimalen Schutz gewährende Ausrüstung mitgeben können? Der ganze Einsatz hätte dann vermutlich weniger Todesopfer unter den Bhanlamurern gefordert. Und damit gleich die Überleitung zu meiner nächsten Kritik: Lemurer/Lemuroide agieren selten aus reiner Herzensgüte. Meist haben sie irgendwelche Hintergedanken und/oder eigene Pläne. Und die haben die Terraner ja auch, auch wenn die Bhanlamurer es noch nicht (im Detail) wissen. Ich als Bhanlamurer wäre also schon von Beginn an weitaus skeptischer gegenüber den Terranern gewesen. Nun gehen sie zusammen in den Einsatz und dabei gehen einige Bhanlamurer drauf, aber kein einziger Terraner. Das würde meine Skepsis noch vergrössern. Könnte das alles nicht ein ausgeklügelter Plan der Terraner sein, damit diese ihre eigenen Ziele erreichen?
Meine letzte Kritik: Als PR und Co. festgestellt haben, dass Thort ein absolut symmetrisches Geschöpf war und sie selber noch bemerkt haben, dass es dies in der Natur eigentlich nicht gäbe, da hätten doch sämtliche Alarmglocken schrillen sollen. Dazu kommen noch die tonbandartigen, sich wiederholenden Gedanken von Thort. Diese beiden Fakten hätten mMn mehr als ausreichen sollen, den Thort in Gewahrsam zu nehmen und genauer zu untersuchen.
Ok, nach dieser langen Kritik auch ein paar
positive Punkte, sonst entsteht noch der Eindruck, der Roman hätte mir nicht gefallen. Dem ist keineswegs so.
Ich kann nicht ganz genau sagen weshalb, aber ich habe den Doppelroman (3101 und 3102) als sehr unterhaltsam empfunden. Natürlich treffen wir so früh im Zyklus nicht auf FENERIK, aber wir sind auf eine Sache gestossen, die zumindest in direktem Zusammenhang mit FENERIK zu stehen scheint. Das hat mich definitiv gefesselt. Die Chaosmächte rocken!
Auch die Einführung eines "neuen" Volkes hat davon nicht ablenken können und hatte mMn den richtigen Anteil in den beiden Romanen, dh. es wirkte auf mich überhaupt nicht wie ein… äh, Füllroman (darf man das Wort noch gebrauchen in diesem Forum?). Es mag geholfen haben, dass es halt nicht wirklich ein neues Volk war, sondern eher ein altes / altbekanntes. Und die Schreibe von Robert Corvus hat natürlich auch geholfen.
Mir als Biologen und allgemein an den Wissenschaften Interessierten hat auch gefallen, wie biologische und allgemeinwissenschaftliche Theorien und Fakten im Roman erwähnt wurden. Als Beispiel nur S.15/16 des Papierromans das biologische Sehen der Lemuroiden und die evolutionsbiologischen Überlegungen von PR - auch wenn diese etwas vereinfacht waren und ohne weiteren Daten/Experimente doch sehr gewagt waren. Na ja, es waren auch nur Überlegungen, die mehr mit der Kampfstrategie zu tun hatten als mit der Evolution selber. Also alles im Reinen.
Was noch… Ein Gucky, der trotz stärker werdenden physischen Beeinträchtigungen, praktisch im Alleingang PR und Lat-Antin gerettet und die Bastion vernichtet hat. Kommt da noch mehr wegen den Kopfschmerzen und den physischen Beeinträchtigungen? Vielleicht erfahren wir irgendwann später, dass im Chaoporter ähnliche Bedingungen herrschen und unser Retter des Universums muss aussetzen. Oder damit der Kreis sich schliesst, muss Gucky dann von einer besser ausgebildeten und ausgerüsteten Lat-Antin gerettet werden.
Ach, und die Haluter darf man nicht vergessen. Allein, wie sich die Haluter im Sturm, bei den grössten Wellen ausgetobt und nur hin und wieder auf der GEVELLU AVALLANI eine kurze Pause eingelegt haben, ist das Geld für diesen Roman wert.
Fazit: Erstaunlich kurzweiliger und sehr spannender Roman, dafür dass er so früh im Zyklus erschienen ist.