Ich bin etwa 10 Jahre älter als du, aber deine Erfahrungen kann ich gut nachvollziehen (ich war allerdings nie bei einem Con dabei). Ich möchte auf zwei Aspekte hinweisen.
Als junger Mensch sind nicht nur die Interessen, sondern auch die Wahrnehmung der Welt typischerweise deutlich anders als in späteren Phasen des Lebens, was natürlich an den gemachten Erfahrungen liegt. Dementsprechend las/liest man Texte natürlich anders und nimmt eben auch unterschiedliche Aspekte war. Dieses "Nicht Wahrnehmen" von bspw. rassistischen Aspekten der frühern Serie erklärt sich zum großen Teil daraus, meine ich, und das kann man auch hier im Forum seit Jahren lesen. Das mag manchmal eine Schutzbehauptung sein, im Sinne von: Man wollte es (bspw. Rassismus) nicht sehen, also sah man es auch nicht. Dafür wollte man andere Dinge sehen (bspw. Völkerverständigung) als nahm man das wahr und verteidigte es gegen Kritik und Anfeindungen von außen.
Außerdem ist die Situtation eines/r jungen Lesers/in in den 80er Jahren völlig anderes als in den 60er Jahren oder 70er Jahren. Nicht nur hatte sich die Gesellschaft gewandelt, sondern auch die Serie mit ihr (ein großes Verdienst von Willi Voltz und der dann schreibenden zweiten und dritten Generation von Autoren und der einen Autorin). Als ich Anfang der 80er die damaligen vier Auflagen parallel las und auch die Silberbände (die ja teilweise deutlich entschärft sind) fielen mir die Unterschiede durchaus auf. In der Gruppe von Lesern in meinem Freundeskreis gab es unterschiedliche Interessen und Meinungen darüber, was nun die Serie interessant machte. "Volkerverständigung" war keineswegs der Aspekt, der dominierte, möchte ich mal behaupten. Es war ein Aspekt, der bei den Fans der neueren Auflagen wichtig war, bei den Fans der früheren Auflagen eher weniger.
Es war aber damals relativ einfach, auf Kritik bzgl. bspw. Faschismus zu antworten: "Solche Anklänge hat es vielleicht früher mal gegeben, aber das ist schon lange vorbei." Und das stimmte ja auch im Großen und Ganzen. In den 60er Jahren war das anders, der Monitor-Fernsehbericht war zwar einseitig, aber keineswegs völlig daneben.
Wim Vandemaan hat in einem Con in Osnabrück mal darüber geredet (die Audiofiles sind irgendwo im Forum verlinkt). Seine These war (ist es vermutlich immer noch), dass Völkerverständigung und die Einigung der Menschheit eine geringe Rolle spielten. Wichtiger war der Aspekt der Freundschaft unter Personen: Zunächst zwischen Perry und Crest und Bully und Gucky und schließlich Atlan und Tolot. Dieser Freundschafts-Aspekt machte die Serie so attraktiv, vergleichbar mit Winnetou und Old Shatterhand bei Karl May.Scrooge hat geschrieben: ↑29. Mai 2021, 21:38 Bei der frühen PR-Serie ist es m.E. auch so, dass das Leitmotiv schon das des Friedens und der Völkerverständigung ist, dass aber die erzählerischen Topoi, die dahin führen, mindestens antiquiert sind, wahrscheinlich auch imperialistisch und vielleicht sogar rassistisch. Das Kind in mir sieht aber immer noch das Titelbild mit dem Handschlag und denkt: Das ist Perry Rhodan. Darum geht es.
Erst später wird der Freundschaftsgedanke auf Völker ausgedehnt, bspw. auf die Posbis und die Haluter. Mit den Maahks ist man nicht wirklich befreundet, man schließt ein pragmatisches Zweckbündnis gegen ein/e andere/s Volk/Macht. Das Tibi von Band 287 mag ein tolles Symbol sein, aber wie jedes Symbol wird es mit Bedeutung überladen. Und die Überladung als Symbol für Völkerverständigung ist insofern nur in der Rückschau aus den 80er Jahren zu verstehen, denn 1967 war der Aspekt eine friedlichen und größtenteils ebenbürtigen Einigung mit einer nichtmenschlichen Spezies die ganz große Ausnahme.