Tennessee hat geschrieben: ↑17. Januar 2022, 17:34
nanograinger hat geschrieben: ↑17. Januar 2022, 16:22
[...] Bis dahin hätte ich ihn als "Misslungener Unsterblicher" bewertet (wenn ich hätte bewerten müssen).
Aber was ist denn für dich ein "gelungener" Unsterblicher? Du sprichst von "Funktionsunsterblichen" (absolutes d'accord, übriges) und von misslungenen Unsterblichen ... Aber, was ist denn für dich nun gelungen?
Wie schon angedeutet ist das nicht einfach zu beantworten und auch eine Funktion der Zeit. HGA hätte ich kurz nach meinem Einstieg Anfang 1981 wohl als "nicht gelungen" bewertet; Ribald Corello dagegen, den ich parallel dazu in der 3. Auflage kennenlernte, damals wohl als gelungen.
Früher (sagen wir: vor Band 2000) war es ja so, dass eine Zelldusche/ZA/ZAC in erster Linie die Wichtigkeit der Figur betonte, mit dem Potential, dass die Figur langfristig erhalten bleibt. Aber tatsächlich "starben" die Figuren ja doch immer wieder en bloc (Verweigerung Zelldusche, Second-Genesis-Krise, Exodus der Mutanten, ZA-Diebstahl) oder einzeln (bspw. Anne Sloane, Laury Marten, die Vandemars), teilweise sogar vor Ablauf ihrer natürlichen Lebenszeit (bspw. die Vandemars).
Ich würde jetzt auch nicht sagen wollen, dass die "Funktionsunsterblichen" grundsätzlich nicht gelungen waren. Nehmen wir wieder einmal die Vandemars: Ihre Funktion in Bezug auf die Abruse war irgendwann offensichtlich und abgeschlossen. Sie brauchten auch den ZA, ohne ihn hätten Sie ihren Job nicht machen können. Dass sie dem männlichen Superhelden-Klischee nicht entsprachen, fand ich keinen Nachteil, im Gegenteil. Ihre "Reifung" im Laufe der Zeit fand ich durchaus (wenn auch nicht immer) interessant zu lesen. Ich fand sie gelungen, man hätte sie durchaus weiter entwickeln können. Hat man nicht gemacht, ihre ZACs bekamen Monkey und Bostich. Man sieht daran die Prioritäten, die Feldhoff setzte.
Seit Band 2000 ist der Pool der Unsterblichen einerseits recht klein, andererseits gibt es kaum noch Redundanzen (bspw. nur noch Gucky als unsterblicher Psi-Begabter). Die vorhandenen Redundanzen wie etwa bei Danton, Monkey und Tekener sind inzwischen (fast) alle aufgehoben, sodass nahezu alle Unsterbliche eine "archetypische" Figuren darstellen (die "wahren" Unsterblichen). Sicher nicht zufällig sind Dao-Lin H'ay und Roi Danton schon lange nicht mehr in der EA aktiv. Auf eine/n unsterbliche/n Chefwissenschaftler/in hat man seit Myles Kantor verzichtet genauso wie auf die Bestellung anderer "Funktionsunsterblicher".
Mit dieser langen Vorrede habe ich nun meine Gedanken soweit geordnet, um eine These zu wagen, was denn gelungene Unsterbliche auszeichnet: Es sind Figuren, die in ihrer aktiven Zeit (sie können durchaus inzwischen tot sein) nicht nur eine "Funktionsnische" besetzen, sondern eine Entwicklung durchlaufen, die sie ohne die Verleihung einer Zelldusche/ZA/ZAC/... nicht hätten durchlaufen können. Entwicklung in diesem Zusammenhang bedeutet, dass zu ihren Charakteren/Verhaltensweisen bei ihrer Einführung durch ihre (langen oder sehr außergewöhnlichen) Lebenserfahrungen neue Aspekte hinzukommen, die sowohl ihrer "Einsätze" wie auch ihr Verhalten während dieser Einsätze dauerhaft verändern (wobei es natürlich von den jeweiligen AutorInnen abhängt, ob dies auch konsequent dargestellt wird).
Als Paradebeispiel würde ich wieder HGA anführen, aber eben erst seit dem Endlosen Armada-Zyklus, später als er mit Stalker auf die Schnauze fiel, dann den Widerstand gegen Stygian organisierte, als Romulus gegen Monos kämpfte, ... Ich hatte echt Bammel, dass er im Mythos-Zyklus sein Ende finden würde, aber die "Götter" waren weise und gnädig.
Als Gegenbeispiel möchte ich dagegen Ronald Tekener anführen. Ich kenne zwar seine Zeit in der Atlan-Serie nicht, aber in der EA war er mit wenigen Ausnahmen ein andauerndes Stereotyp. Die Ausnahme ist natürlich seine Beziehung zu Dao-Lin H'ay, aber nachdem sie ihn verlassen hatte, hatte er auch kein Alleinstellungsmerkmal mehr, wenn man nicht auf die Lashat-Pockennarben abheben möchte.