fenny hat geschrieben: ↑25. Mai 2022, 14:50
Zunächst einmal stört es mich, wenn hier diejenigen, die die Sprache so behalten wollen, wie sie ist - ohne gegenderte oder entgenderte Formen - als rückständig, unflexibel und intolerant darstellt werden, oder ihnen irgendeine diffuse Angst unterstellt wird.
Das würde mich auch stören. Nur: Wer hier macht denn so etwas? Hat dich etwa jemand als rückständig, unflexibel und intolerant dargestellt? Dass hier und da das Wort Toleranz fällt, verwundert mich nicht, angesichts der Ausdrücke die hier teilweise benutzt werden.
fenny hat geschrieben: ↑25. Mai 2022, 14:50
Es gibt eben auch Menschen, denen die Sprache etwas bedeutet, ebenso wie deren Einfachheit, Klarheit, Schönheit und Verständlichkeit. Gegenderte oder entgenderte Formen, die dabei auch noch die Grammatik vergewaltigen, werden dann so empfunden wie ein Missklang in einer Symphonie.
Du benutzt bspw. das Wort "vergewaltigen", womit du Leute wie mich, die ab und an entgendern, implizit zu "Vergewaltigern" (der Grammatik) abstempelst. Glaubst du wirklich, dass das eine Grundlage für eine vernünftige Kommunikation ist?
Außerdem liegst du sachlich falsch. Das Entgendern nach Phettberg ist kein Eingriff in die allgemeine Grammatik. Die vorgeschlagene Änderung ist alleine das Ersetzen des generischen Maskulinums (bspw. "der Lehrer") und auch des generischen Femininums ("die Fachkraft") durch eine neutrale Form, die mit -y (bzw. -ys im Plural) gebildet wird, also "das Lehry" oder "das Fachkrafty". Die Grammatik wird aber nicht verändert, bspw. folgen Possessivpronomen der neutralen Form: "Das Lehry hat sein (Possessivpronomen zu "das Lehry") Klassenbuch vergessen." oder "Das Fachkrafty hat seinen Schraubenschlüssel liegenlassen."
Es wäre wirklich hilfreich, wenn nicht ständig objektiv falsche Behauptungen wiederholt würden. Zum Beispiel:
fenny hat geschrieben: ↑25. Mai 2022, 14:50
Nun wird gesagt: stellt Euch doch nicht so an, man kann sich doch daran gewöhnen; aber wenn ständig Ausdrücke gebraucht werden, die schlicht falsch sind, beraubt man die Sprache ihrer differenzierten Ausdrucksmöglichkeiten.
Nochmal: Generische Ausdrücke werden durch neutrale Ausdrücke ersetzt. Inwiefern wird hierdurch die Ausdrucksmöglichkeit eingeschränkt? Ich habe in einem früheren Posting gezeigt, dass durch diese Form des Entgenderns zusätzlich Differenzierungen möglich werden. Ein "Drucky" ist eine Person unbekannten Geschlechts, die beruflich an einem Drucker (das Gerät), Papier bedruckt.
fenny hat geschrieben: ↑25. Mai 2022, 14:50
Diesen von den Entgender-Befürwortern beklagte enge Zusammenhang von grammatischem und biologischen Geschlecht gibt es im Deutschen gar nicht.
Auch die Hündin ist ein Hund und der Kater eine Katze. Die Donau ist kein weiblicher und der Rhein kein männlicher Fluß.
Es geht nicht um Tiere oder Flüsse, es geht um Personen. Und
wie die Studie von Gygax et al. zeigt, gibt es im Deutschen (und bspw. auch im Französischen) eben doch einen Zusammenhang von grammatischem Geschlecht und dem biologischen Geschlecht der Personen, die wir uns bspw. bei Berufsbezeichnungen vorstellen.
Das zusätzlich Stereotypen in den Köpfen, auch bei Sprachen, die gar kein grammatikalisches Geschlecht kennen, ist schon lange bekannt. Aber das ändert nichts an der Tatsache, dass das grammatikalische Geschlecht dominiert. Auch beim Begriff "Kosmetiker" stellen sich signifikant mehr Personen Männer vor, obwohl stereotypisch die meisten "Kosmetiker" (generisches Maskulinum) Frauen sind.
fenny hat geschrieben: ↑25. Mai 2022, 14:50
Jemand, der Bier braut, ist ein Brauer, eine Person, die Möbel herstellt, ein Tischler, jemand, der lehrt, ein Lehrer, völlig unabhängig von Geschlecht, Hautfarbe, Herkunft, sexueller Orientierung, religiöser Überzeugung oder sonstwas.
Du hast völlig recht, dass es so gemeint ist, aber so wird es eben nicht interpretiert: "Generically intended, but specifically interpreted: When beauticians, musicians, and mechanics are all men".
fenny hat geschrieben: ↑25. Mai 2022, 14:50
Durch die Einführung der Doppelformen Lehrer/Lehrerin wurde diese Vorstellung erst hervorgerufen oder verstärkt.
Das ist eine steile These, für die du uns sicher gleich irgendeinen Beleg nennen kannst.
fenny hat geschrieben: ↑25. Mai 2022, 14:50
Doppelformen oder gegenderte Formen machen Texte nicht nur komplizierter, weniger eingängig und schlecht bis nicht aussprechbar, sie betonen auch über Gebühr den Geschlechtsaspekt, weisen auf das Geschlecht von Personen hin, wo das überhaupt keine Rolle spielt und eher vom eigentlichen Inhalt ablenkt.
Und exakt hier kommt das "Entgendern" ins Spiel. Weshalb es offenbar von einigen Genderaktivisten (und damit meine ich niemanden hier aus dem Forum, sondern an entsprechenden Lehrstühlen) abgelehnt wird. Die Neutralisierung des Entgenderns führt eben nicht zur besseren Sichtbarmachung bspw. der Frauen, sondern sie "neutralisiert" die Hervorhebung der Männer.
fenny hat geschrieben: ↑25. Mai 2022, 14:50
Die Vorstellung, die man bei einem bestimmten Wort hat, hängt von den eigenen Erfahrungen ab und ist individuell verschieden. Das grammatische Geschlecht spielt da nur eine untergeordnete Rolle. Wenn ich z. B. sage "ich gehe jetzt zum Bäcker", dann stelle ich mir überhaupt keine Person vor, sondern einen Laden - übrigens mit überwiegend bis ausschließlich weiblichem Personal.
Die typischerweise keine Bäcker, Bäckerinnen oder Bäckys sind, sondern Verkaufsangestellte (oder Verkaufsangestelltys).
Aber wenn du auf den Satz (1) "Die Bäcker der Bäckerei XYZ begannen gegen 4 Uhr mit ihrer Arbeit." folgende Sätze präsentiert bekommst:
(2) "Wegen der Hitze in der Backstube trugen mehrere der Frauen keine Jacke."
(3) "Wegen der Hitze in der Backstube trugen mehrere der Männer keine Jacke."
dann würdest du (wahrscheinlich) bei Satz (2) länger brauchen, bis du den Satz als gültige Fortsetzung akzeptieren würdest, als bei Satz (3).
fenny hat geschrieben: ↑25. Mai 2022, 14:50
Eine Sprachverstümmelung führt auch nicht zu mehr Gleichberechtigung, da wäre es schon deutlich hilfreicher, endlich dieses unsägliche Gender-Marketing abzuschaffen.
Womit wir wieder beim Thema am Anfang dieses Postings wären...