Um das gleich zu klären und um Missverständnisse zu vermeiden, das ist ein ziemlich guter Roman, trotzdem einige Hinweise.
Der Anfang, wieder einmal mehr der Anfang. Ein leidiges Problem bei Perry-Rhodan Romanen. Ich bin ein großer Freund von „show, don´t tell“. Hier ist mir eindeutig zu viel „tell§. Die ganze Geschichte, dass alle Leute Ananas Latos seltsam finden, er sich auch, dass er ein verändertes Äußeres hat, die ganze semiphilosophische Geschichte mit der Selbstkenntnis und den eigenen Veränderungen – einfach streichen. Sie dient der Geschichte nicht und taucht im weiteren Verlauf auch nicht wieder auf. Dass Latos Zahlenfreak ist, dass finde ich interessanter, da kann man was mit anfangen. Mal sehen, ob das im weiteren Verlauf umgesetzt wird. Dass das Kahlscheren eines Kopfes eine Komplexitätsreduktion ist, ich glaube, dieser Gedanke hätte ziemlich kahlköpfigen Niklas Luhmann amüsiert
aber so richtig zur Entwicklung der Geschichte trägt das nicht bei..
Letztendlich liest sich das so, als wenn hier ein Datenblatt abgearbeitet wurde anstatt eine Person handeln zu lassen.
Dis Geschichte mit der Falle und er Jagd auf die RA dann durch die Beobachtungen Perry Rhodans und seiner Begleiter zu spiegeln, das war ein guter Kniff, wir haben hier aber auch gleich wieder einen Fall aus der Abteilung: Warum soll ich wenig Wörter nutzen, wenn viele es doch auch tun.
Ich zitiere.
„Seine Frau trug eine Maske, die ihr das Äußere einer Ganjansin gab,(…).“
.Besser: Seine Frau war als Ganjansin maskiert.
Selber semantischer Inhalt, dreißig Prozent kürzer
Die zitierte Formulierung geht dann noch locker flocker so weiter und endet damit, dass Perry seine Frau natürlich immer erkennen würde. Ach ja, Liebe muss schön sein.
Ich frage mich bei solchen Passagen immer, ob es eine vertragliche Verpflichtung für die Autoren gibt, wichtige Figuren möglichst ausführlich und weitschweifend zu beschreiben, anstatt sie einfach handeln zu lassen. Aber die Datenblätter müssen ja auch abgearbeitet werden.
Genau diese Vorgehenswese ist es, die ich meine, wen ich sage, dass hier Konventionen genutzt werden, die einige hundert folgt, die einige hundert Jahre alt sind.
Interessant, dass diese langatmige Beschreibung Robert selber kurz aus dem Rhythmus gebracht zu haben scheint. Am Anfang der Beschreibung schreibt er: „Besorgt schauten Perry Rhodan und Uschi, pardon, Sichu Dorgsteiger sich an.“ Klar doch, die haben doch alle die Nachricht empfangen.
Nach der ausufernden Beschreibung geht es dann weiter mit „Er wusste, dass auch ihr Funkmodul den Notruf aufgefangen hatte (…). “ Klar, deshalb hatten sie sich ja besorgt angesehen.
Es gäbe im Roman weiter Punkte, wo man im Roman Sprachkritik üben könnte, ich lasse es aber mal hiermit bewenden, weil der Roman sonst schlechter wegkäme als er ist. Das soll Robert mit sich selber und seinem jeweiligen Lektorat abmachen.
Die Anbindung Atlans
Atlan ist eine dankbare Figur; Atlan ist eine problematische Figur: Uralt immense Erfahrungen, umfangreiches Wissen, fantastische Gedächtnis. Extrasinn. Dass sind einfach Anforderungen, die bewältigt werden wollen, und die Ich-Erzählung ist da ein probates Mittel. Weil sie eine organische Anbindung all dieser Punkte ermöglicht. Bei anderen Erzählformen wird es eher schwierig das einzubinden, weil da immer die Gefahr bestünde, dass der als besserwisserischer Alter immer dazwischen quatschte. Wer wollte so etwas lesen?
Von daher ist die Ich-Erzählung die Erzählform erster Wahl, wenn es um Atlan geht. Schwierig allerdings, wenn der Roman in einer anderen Erzählform gehalten ist. Da wird Atlan dann eben „kastriert“ dargestellt werden müssen oder man wird zwei Erzählformen, zwei Erzählperspektiven in einem Roman nutzen müssen. Das wäre direkt innovativ, vermutlich zu innovativ.
Robert hat versucht, das dadurch zu lösen, dass er zumindest en Extrasinn auftauchen lässt, das funktioniert aber nicht. Natürlich kann ein Autor kursiv gesetzte Stellen in den Text einfügen, es wird aber überhaupt nicht klar, wieso wir Leser jetzt Dinge wissen, die eigentlich nur die Person wissen kann und die wir nur über ihn erfahren können. Es wäre besser gewesen, die Atlan-Passage in der klassischen Ich-Erzählung zu schreiben, Zwei Erzählformen in einem Roman wäre aber wohl zu viel Innovation für Perry Rhodan gewesen.
Was mich amüsierte
Die RA, die ziemliche Beschleunigungswerte haben muss, wenn sie in weniger als einer Minute auf 0,3 c kommen kann, hatte mit Mühe und Not es endlich geschafft, auf diesen Wert zu kommen und springt dann mit einem Präzionssprung in die AURA, die mit 0,7 c durch die Gegend braust, mit einem ganz anderen Vektor fliegt und kommt, oh Wunder, in der AURA ruhend zu stehen. Da schmeiße ich doch galt zwanzig Semester nie gemachtes Physikstudium in die Ecke. Das so etwas geht.
Was mich auch amüsierte
Zeitdilatation, auch so ein Thema mit dem die Autoren nichts anfangen können, es sei denn, sie wollen einfach mal 20 Millionen Jahre im Dilatationsflug überwinden. Prinzipiell ja möglich, nur um innerhalb der Lebensspanne eines Menschen zu schaffen, müssen da ziemlich viele 9nen nach dem 0, und vor dem c kommen
.
Also, ich würde es begrüßen, wenn Redaktion den Autoren ein Tabellenkalkulationsblatt zur Verfügung stellte, mit dem sie nur durch die Eingabe einer einzigen Zahl in der Lage wären, die Zeitdilatation zu berechnen. Ist eigentlich gar so schwer zu erstellen. Bei hohen Geschwindigkeiten, also die, bei denen es in dieser Serie geht, kann man das auch im Kopf überschlagen, wenn man die überflüssigen Nullen streicht.
Nervend wird es doch erst, wenn man bei kleinen Geschwindigkeiten ist: 0,4 durch 90 Milliarden teilen muss – und damit wäre man noch lange nicht fertig, ist kein Spaß mehr.
Auf der AURA verläuft die Zeit pro Sekunde 2,4 zehntel Sekunden langsamer als auf der RA, wenn ich mich nicht groß verrechnet habe. Ob das wohl bemerkbar wäre. Nichts ist so wundersam, wie die Realität.
Schlaftechnisches
Sichu liebt es, mit dem Kopf auf Perry Brustkorb zu schlafen, eigentlich liegt sie sowieso halb auf ihm. Na gut, wenn sie es eher unbequem mag – nur wie schläft Perry?