Richard hat geschrieben: ↑3. Januar 2023, 18:02
Man könnte davon ausgehen, dass Perry den Anzug der Verheissung an Alaska zurueckgegeben h at.
Ja, ich denke, in 24 Jahren wäre das zu schaffen.
Tiberius hat geschrieben: ↑5. Januar 2023, 19:41
Auch wenn Atlan das Duell gewonnen hätte, wäre er massiv aufgefallen. Das ist mein Kritikpunkt, dass die Deckung selbst aufgegeben wurde.
Ich bin mir nicht sicher, ob dieser Schluss zwingend ist.
Devvasch, nicht Atlan, bringt zuerst den Begriff "Duell" ins Spiel, und zwar beim Kampf gegen die Faravanua:
Ungeachtet des fortdauernden Beschusses streckte sie eine Hand den Soldaten und Kampfrobotern entgegen. »Haltet euch zurück! Dieser Perfektionsstörer will ein Duell. Ich werde ihn seine Frechheit bereuen lassen.«
...
Das Purpurgewand fand in seine vorherige Form zurück, sodass es eine Schulter freiließ und nur noch bis zu den Oberschenkeln hinabreichte. Die Dame landete und wandte sich der Trümmerhalde zu. »Kommt endlich heraus! Meine Geduld versiegt. Ergebt euch, oder – falls es eure Ehre verlangt – stellt euch zum Duell!«
Atlan schnaubte, schwang sich über das Geländer und schwebte ihr entgegen. »Wenn du ein Duell willst, stell dich einem echten Gegner, statt dir Opfer zu suchen!«
Dass in der panjasischen Kultur das Konzept eines Duells grundsätzlich bekannt ist, ist damit klar. Der Fehlschluss von Atlan liegt darin, dass insbesondere die Sicherheitskräfte sich nicht an die 1:1-Aufstellung halten, nachdem er einen Thermostrahler zieht - diese Waffe ist dann wohl doch ein Kaliber zu groß, nachdem sie bei den Faravanua mit ihren improvisierten Waffen noch stillgehalten haben.
Devvasch erkennt (nach Konsultation ihrer Positronik) in Atlan den Gefangenen "Dagozal" aus einer Putzkolonne. Wenn das Duell nach Atlans Vorstellung verlaufen wäre (und immerhin hat er schon so manches Duell für sich entschieden), hätte Devvasch also vermuten müssen, von eben diesem Dagozal besiegt worden zu sein. So, wie sie beim tatsächlichen Ausgang auch zunächst vermutet hat, ihrerseits diesen Dagozal besiegt zu haben. Die Tarnung wäre also intakt geblieben.
Devvasch hätte auch gar keinen Grund gehabt, anzunehmen, dass es sich um jemand anderen als einen der vielen aufsässigen Ganjasen auf der Insel der Bewährung gehandelt hätte. Wir haben ja erfahren, dass ständig Datensätze verschwinden (wie wir, aber nicht die Panjasen wissen: durch Manipulationen von Damar Feyerlant) und dann nachregistriert wird - das ist der Job solcher Leute wie Ramate. Also erst einmal nichts, was auf Eindringlinge von außerhalb schließen ließe.
nanograinger hat geschrieben: ↑11. Januar 2023, 22:58
- Die Exposes zu den ersten Romanen bestanden nicht nur aus Text (und Datenblättern), sondern auch aus Bildern der "Vollkommenen", bei denen man ideale Schönheit (vermutlich nur der Gesichter?) aus einer Sammlung von Bildern über "KI" mit Morphing-Programmen zu extrahieren versucht (ich hoffe, ich habe das korrekt wiedergegeben).
Schönheit, Schönheitsideale, Attraktivität etc. sind intensiv beackerte Forschungsfelder. Es gibt bestimmte Merkmale, die Attraktivität im breiten Massengeschmack ausmachen; im wesentlichen hängen die mit Gesundheit und vorteilhaften Eigenschaften für eventuellen Nachwuchs und dessen Aufzucht zusammen. Die sind im Grundsatz weltweit und kulturübergreifend identisch, aber im Detail variieren sie (z.B. besonders helle Haut als Schönheitsideal in Südostasien, während in den USA eine gewisse Bräune als schön gilt). Das Bild von Viyesch stammt aus solchen Forschungsarbeiten, die KIs eine idealtypische, attraktive Frau haben generieren und durch mehrere kulturelle Filter gejagt haben. Eines dieser Ergebnisse ist das Bild im Expo.
Generell befinden sich in allen Expos Bilder zur Orientierung, nicht nur von Personen, sondern auch von Apparaten etc.
nanograinger hat geschrieben: ↑11. Januar 2023, 22:58
- Atlans Motivation: Robert Corvus erläuterte (ich hoffe, ich habe das richtig verstanden, er wird mich ansonsten sicher korrigieren
), dass Atlan von Devvaschs vollkommener Schönheit so beeindruckt war, dass er sich herausgefordert gefühlt hat, und dadurch sich zu seinem Versuch des Duells hat hinreißen lassen. Robert Corvus meinte, dass Atlan normalerweise auf andere Personen einschüchternd wirkt, insbesondere auf Frauen, und dass er in der Begegnung mit Devvasch sich nun selbst eingeschüchtert fühlte, dagegen ankämpfen und sich selbst als gleichwertig etablieren wollte, und deshalb Devvasch zum Duell herausfordert (die ja kurz zuvor ein Duell mit dem Faravanua zugelassen hatte).
Schauen wir mal, was im Text steht:
Die Tunikaträgerin schritt zu den Knienden. Die Perfektion ihrer Bewegungen stand jener ihres Körperbaus in nichts nach.
...
Mit Widerwillen gestand Atlan sich ein, dass er ihr Gesicht wirklich atemberaubend schön fand.
...
Mit ruhiger Eleganz drehte sie sich um und blickte ihm ins Gesicht. Ihre grünen Augen, die Brauen, die vollen Lippen, das markante Kinn, alles eingerahmt von der nachtfarbenen Mähne … Atlan konnte sich der Beobachtung nicht erwehren, nie einer schöneren Frau begegnet zu sein. Er ärgerte sich über diesen Gedanken.
Das kann man nun unterschiedlich interpretieren. Sicher ist erst einmal, dass Atlan Devvasch geradezu schmerzhaft attraktiv findet, und dass ihm das nicht gefällt.
Warum nicht? Normalerweise ist der Anblick einer schönen Frau ja nicht unangenehm.
Aber - und da kommt jetzt eine mögliche, aber nicht die einzig mögliche Interpretation - vielleicht merkt Atlan, dass sie, diese Feindin, die gerade eben ein paar Wehrlose gequält hat, seine emotionale und in der Folge auch intellektuelle Souveränität unterläuft. Obwohl er ihre Handlungen verachtet, fühlt er sich zu ihr hingezogen.
Üblicherweise wirkt er stark anziehend auf Frauen. Du verwendest den Begriff "einschüchternd", das halte ich für falsch. Er ist extrem attraktiv, seine Liebschaften gehen in die Tausende, das ist Teil seiner Identität und seines Selbstbilds.
Mag sein, dass das erschüttert wird, wenn er sich nun auf der anderen Seite einer solchen Beziehung befindet - und das auch noch bei einer Frau, die ganz klar eine Feindin ist. Aber wehren kann er sich dagegen nicht - Devvasch wird immer attraktiver, immer verführerischer, je länger er sie betrachtet.
Also wechselt er das Schlachtfeld.
Wie gesagt: Das ist eine, aber nicht die einzig mögliche Interpretation. Verbindlich ist nur, was im Text steht.
nanograinger hat geschrieben: ↑11. Januar 2023, 22:58
Robert hat also Atlan (in der Rückschau klar erkennbar) einen Fehler begehen lassen, was aber bei Teilen der Lesyschaft bei Helden wie Atlan oder Perry nur schwer (wenn überhaupt) akzeptabel scheint.
Das ist ein generelles erzählerisches Problem. Wenn zu Beginn der Serie die Asiaten die Kuppel über der gelandeten STARDUST mit ihrem Raketenbeschuss geknackt hätten, hätte Rhodan - bei identischer Motivation und Handlungsweise - in den Augen vieler nicht mehr als Idealist, sondern als Idiot dagestanden.
Wie Hemingway mal gesagt haben soll: "Ein Mann muss sich ab und zu prügeln. Das Wichtigste dabei: Er muss gewinnen." Das scheint diverse gesellschaftliche Wandlungen im Rollenbild überstanden zu haben ...