Klassiker - Cantaro

Unvergessene Abenteuer, legendäre Zyklen - nachgelesen und neu diskutiert.
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palmerwmd2
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Re: Klassiker - Cantaro

Beitrag von palmerwmd2 »

R.B. hat geschrieben: 8. April 2023, 06:17
palmerwmd2 hat geschrieben: 8. April 2023, 05:32 Ist das hier eine Art fanfic oder steht das so im Roman?
Haut mich ja richtig um die Qualitaet!
Das steht nirgendwo im Roman. Ich werde morgens wach und hab eine Idee, die ich dann hier einbringe.

Ab und zu hol ich mir einen alten Zyklus vom Speicher und fange an zu schmökern. Vor einiger Zeit fiel mir während des Lesens der 300er eine Rahmenhandlung ein, deren Kern immer eine Rückbetrachtung des Romans war, den ich grade gelesen hatte.

Diesmal ist der Cantaro - Zyklus an der Reihe. Bulls psychisch angeknacktes Selbst kam mir nach AE's Band 3199 in den Sinn. Nach dem Lesen war ich mit dem dortigen Ergebnis (das Verschwinden Bulls) zwar nicht einverstanden, stellte mir aber die Frage, wo das auf einmal herkam. In der rund um die Cantaro - Bände geschriebenen Dinge versuche ich das zu erläutern. Ob's nachhaltig klappt, weiß ich nicht. Wie das Ding hier weitergeht, weiß ich auch noch nicht. Ich lass mich einfach mal überraschen.
:D

Aber es freut mich sehr, dass es dir gefällt.
:o(
Bist Du auch Perry Rhodan Autor oder sind diese vignetten mehr so ein Hobby?
Es liest sich ja alles so kanonisch!
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R.B.
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Re: Klassiker - Cantaro

Beitrag von R.B. »

Ich bin nur ein Leser - seit meinem 11. Lebensjahr.

Autor oder etwas ähnliches bin ich nie gewesen. Diese Perry - Rhodan Ecke betrachte ich als Hobby und mittlerweile völlig zwanglos. Zuerst musste ich lernen, mich nicht unter Druck zu setzen und meine Einfälle zu katalogisieren. Das und die Tatsache, dass ich zwischendurch auch andere Sachen lese, führt dazu, dass es ab und zu etwas länger dauert, bis der nächste Teil kommt.

Und Bully? Der ist nun mal die Lieblingsfigur von mir. Wenn ich mich mit einem unserer Helden identifizieren konnte, war es, die bis vor Kurzem ewige Nummer zwei. Bull ist direkter. Okay, manchmal ein Haudrauf, aber wer weiß, was ohne ihn aus unserem größten aller großen Meister geworden wäre. "Ihr Scheißkerle!" Diesen Ausruf aus dem Aphilie Zyklus werde ich bis ans Ende meiner Tage nicht vergessen.
:D
Perry ist mir manchmal zu abgehoben und Atlan kann man sich als naiver Hobby - Schreiber nicht wirklich für längere Zeit antun. Dazu kommt natürlich die Perrypedia. Wenn mir Zusammenhänge nicht mehr präsent sind oder ich irgendwas suche, dort finde ich alles (an dieser Stelle mal ein riesengroßes Dankeschön und meinen Respekt an die Perrypedia - Macher).
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Andreas Möhn
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Re: Klassiker - Cantaro

Beitrag von Andreas Möhn »

R.B. hat geschrieben: 9. April 2023, 06:25 Okay, manchmal ein Haudrauf, aber wer weiß, was ohne ihn aus unserem größten aller großen Meister geworden wäre. "Ihr Scheißkerle!" Diesen Ausruf aus dem Aphilie Zyklus werde ich bis ans Ende meiner Tage nicht vergessen.
Und Ende des Kapitels! Bull auf der Wannseekonferenz der Space Nazis war eine der meisterhaftesten Szenen, die es bei PR je gegeben hat, und das erste Mal, dass Schelwokat solch einen Ausdruck beim besten Willen nicht zensieren konnte, ohne die dramatische Wirkung zu ruinieren. Von da an ging man endlich lockerer mit dem Thema um. :D
Die Sternenflotte bestätigt hiermit, dass im Rahmen der Erstellung dieses Beitrags kein Rothemd erschossen, erschlagen, verstrahlt, zerstückelt, gefressen, liquidiert, aufgelöst, transporterverunfallt noch in irgendeiner anderen Weise an Leib, Leben und/oder psychischer Gesundheit geschädigt wurde.
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palmerwmd2
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Re: Klassiker - Cantaro

Beitrag von palmerwmd2 »

R.B. hat geschrieben: 9. April 2023, 06:25 Ich bin nur ein Leser - seit meinem 11. Lebensjahr.

Autor oder etwas ähnliches bin ich nie gewesen. Diese Perry - Rhodan Ecke betrachte ich als Hobby und mittlerweile völlig zwanglos. Zuerst musste ich lernen, mich nicht unter Druck zu setzen und meine Einfälle zu katalogisieren. Das und die Tatsache, dass ich zwischendurch auch andere Sachen lese, führt dazu, dass es ab und zu etwas länger dauert, bis der nächste Teil kommt.

Und Bully? Der ist nun mal die Lieblingsfigur von mir. Wenn ich mich mit einem unserer Helden identifizieren konnte, war es, die bis vor Kurzem ewige Nummer zwei. Bull ist direkter. Okay, manchmal ein Haudrauf, aber wer weiß, was ohne ihn aus unserem größten aller großen Meister geworden wäre. "Ihr Scheißkerle!" Diesen Ausruf aus dem Aphilie Zyklus werde ich bis ans Ende meiner Tage nicht vergessen.
:D
Perry ist mir manchmal zu abgehoben und Atlan kann man sich als naiver Hobby - Schreiber nicht wirklich für längere Zeit antun. Dazu kommt natürlich die Perrypedia. Wenn mir Zusammenhänge nicht mehr präsent sind oder ich irgendwas suche, dort finde ich alles (an dieser Stelle mal ein riesengroßes Dankeschön und meinen Respekt an die Perrypedia - Macher).
Welches heft war das? Als R. Bull sich absetzte und seine Immunität wieder der hatte?
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R.B.
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Re: Klassiker - Cantaro

Beitrag von R.B. »

palmerwmd2 hat geschrieben: 12. April 2023, 04:41 Welches heft war das? Als R. Bull sich absetzte und seine Immunität wieder der hatte?
Völlig richtig. Das müsste Band 705, Flucht aus Imperium Alpha von William Voltz, gewesen sein. Bull steht als Licht der Vernunft vor dem aphilischen Parlament und hält eine Rede. Mittendrin wird er klar im Kopf und sagt vom Rednerpult aus die beiden zitierten Worte. Das ist der Unterschied zwischen Bull und Rhodan.

Letzterer hätte, mitten im Vortrag mit plötzlicher Weisheit gesegnet, weitergeredet, als wäre nichts passiert. Man ist ja schließlich Sofortumschalter. Nach der Rede wäre er verschwunden und die geneigten Lesenden hätten sich später kaum an diese Szene erinnert. Bull kann man anders schildern und er sagt zwei Worte, die man sein komplettes Leben nicht mehr vergisst.
:D
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nanograinger
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Re: Klassiker - Cantaro

Beitrag von nanograinger »

Band 705 ist die korrekte Quelle und in der Tat eine der charakterdefinierenden Darstellungen von Bull, siehe auch viewtopic.php?p=523126#p523126
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R.B.
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Re: Klassiker - Cantaro

Beitrag von R.B. »

Band 1445 - Gensklaven für Uulema ist von K. H. Scheer, erschienen am 02.05.1989
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Als Lee Barringham zusammen mit Reginald Bull den Singenden Ochsen betrat, sahen sie an dem Tisch in ihrer Stammecke bereits Gucky in heftiger Diskussion mit John Talbot, ihrer alten und neu wiedergefundenen Liebe.

"Ich sehe ja ein", sagte Gucky just in diesem Moment, "dass es nicht immer falsch war, sich aus allem herauszuhalten. Wenn ihr Pech gehabt hättet, wäre eure Welt vor Urzeiten schon von den Bestien vernichtet worden. Die Verdummungsphase mit dem Schwarm habt ihr überstanden, weil eure Sonne einen leichten 6d - Hau hat. Deswegen funktionieren meine telepathischen Sinne nicht. Gleichzeitig seit ihr hier in einer Ecke der Milchstraße versteckt, in der man euch sowieso so gut wie nicht findet. Und wenn ANANSI schon dreieinhalb Sekunden braucht, um mit einer Information rauszurücken, will das was heißen. Kapier ich alles. Aber ihr könnt die Leute, die mal was anderes sehen wollen, nicht auf ewig wegsperren!"

"Du meine Güte!" Das war John Talbot. "Ich habe doch nur versucht, die Geschichte Newenglands mit ein paar Begründungen zu liefern. Wir wollen ja einen Weg für die Öffnung finden. Geht das in deinen Mausbiberkopf rein? Da diskutiere ich ja lieber mit den Knochenköppen der Regierung!"

Da komm ich ja grade richtig, dachte Lee und begutachtete die beiden Streithähne aus der Nähe. "Wenn man dich so kennenlernt, machst du ja den Eindruck, als könntest du keiner Fliege etwas zu Leide tun", sprach sie Gucky an. "Aber aus der Nähe betrachtet, kannst du ein ganz schön sturer und eigensinniger Hund sein."

"So wird man eben, wenn man so lange unter Terranern lebt. Entweder man setzt sich durch oder man geht unter." Er zeigte auf Reginald Bull, der sich ein Bier wieder aus dem Zapfhahn Nummer zwölf geholt hatte. "Im Übrigen hat der da damit angefangen. Irgendwann im 20. Jahrhundert alter Zeitrechnung."

"Das war 1975", echote Reginald Bull. "Hätte ich damals schon gewusst, was auf mich zukommt, hätte ich mich als Schafzüchter nach Schottland verzogen und Whisky getrunken."

Lee umarmte John, die beiden küssten sich kurz, anschließend setzte sie sich mit an den Tisch. Sie seufzte und sah Gucky an. "Als sie mich anfangs zu dir schickten und sagten - Pass mal auf den was auf - hatte ich nur einen Verrückten am Hals. Jetzt darf ich mich mit drei von eurer Sorte herumschlagen. Wie kann man so etwas nur ertragen?"

Sie nickte dem Wirt Billy McGuyer zu, der ihr anschließend eine Flasche mit augenscheinlich äußerst obskurem Inhalt und ein Glas brachte. Sie goss sich eine Flüssigkeit, die eine entfernte Ähnlichkeit mit Bier hatte, in ihr Glas und trank einen Schluck. "Aber wo ihr zwei Herzblätter grade beim Thema seid, wie steht denn die Diskussion über unsere Freiheitsliebenden?"

"Du hast bei deinem Auftritt schwer Eindruck hinterlassen", berichtete John. "Der hat mittlerweile zu einem halben Aufruhr geführt. Wie zu erwarten war, haben sich etliche Fraktionen gebildet. Die einen wollen alles so lassen, wie es ist. Die ganz Sturen wollen noch nicht mal mehr Exporte oder Einfuhren. Newengland den Newenglandern. Alle anderen raus und weg. Das genaue Gegenteil gibts natürlich auch in diversen Schattierungen. Die neue Bewegung hat inzwischen eine parlamentarische Mehrheit und einen Misstrauensantrag eingebracht eingebracht, der zum Rücktritt des Premierministers führte. Jetzt hat man sich zunächst auf Neuwahlen geeinigt. Danach wird es wohl eine Grundsatzabstimmung über das weitere Wohl Newenglands zum Thema Öffnung geben."

"Das Ergebnis kenne ich schon jetzt", knurrte Bull. "Da Parlamente im Regelfall die Strömungen innerhalb der Bevölkerung abbilden, wird euch die Meinungsvielfalt zu diesem Thema erhalten bleiben. Es ist grundsätzlich egal, wie ihr euch entscheiden werdet, ihr müsst auf die Bevölkerungsteile an den äußeren Enden achten. Die brauchen auf jeden Fall ein Zückerchen, sonst werden aus extremen Ansichten plötzlich extremistische. Alles schon x - mal erlebt."

Gucky nickte. "Ja, wo der Dicke recht hat, hat er recht. Aber unser junger Freund hier", er zeigt auf John, "hat, wie ich meine, ziemlich vernünftige Ansichten und lässt sich so schnell nicht aus der Ruhe bringen. Noch nicht mal von mir. Und das will was heißen. Wie wäre es denn mal mit richtiger politischer Verantwortung?"

Er sah John dabei an, der just in dem Moment aus seinem Glas eine größere Menge "Billy McGuyers Original Pear Cider" trinken wollte und sich prompt verschluckte.

"Wenn Gucky sowas sagt, ist das so gut wie ein Ritterschlag und mindestens die halbe Miete", meinte Bull, lehnte sich zurück, trank sein Bier aus dem Zapfhahn Nummer zwölf aus und stand auf, um sich ein Neues zu holen.

Mit dem frisch gezapften Bier zurückgekehrt, eröffnete Bully dem Ilt, dass er die nächste Folge erzählen dürfe, ehe er weiter Unsinn rede.

Der seufzte entsagungsvoll. "Immer auf die armen Kleinen! Dann wollen wir mal."
Er holte tief Luft und begann zu erzählen.
Spoiler:
Gucky erzählt von den Gensklaven für Uulema:

Es gibt Leute, die sind ganz arme Teufel. Yart Fulgen von Stiftermann III war so einer. Der Typ mit dem scharfen und analytischen Verstand, der von den Cantaro als Syntronstatistiker benutzt wurde.

Es war einfach zuviel für ihn. Eine übermütig lachende Frau hatte ihn ins Wasser gestoßen. Dabei konnte er nicht schwimmen und wollte sich lediglich die Füße baden. Panikerfüllt schaffte er es so grade noch hampelnd und strampeln ans Ufer, nur um dort festzustellen, dass ein reptiloides Ungeheuer seine beiden Kameraden zu verspeisen gedachte.

Er musste sich selber in Sicherheit bringen und dann sollte er das Monster noch erschießen. Nach einigem Hin und Her schaffte er es tatsächlich, sein Cantaro - Wundergewehr Z4K startklar zu machen. Er sollte das Monster damit erledigen, traute sich aber nicht so ganz. Er war mit den zwei anderen, eben den beiden, die auf dem Vorspeisenteller des Reptils landen sollten, zu einem Erkundungsflug auf dem Planeten Uulema unterwegs. Zu dem Auftrag von Widder - Chef Homer G. Adams gehörte es zudem, alles zu vermeiden, was die hier arbeitenden Cantaro - Roboter aufmerksam machen könnte. Und so ein Teil war in der Nähe von dem Tümpel, in dem die zwei anderen sich zu verlustieren gedachten, unterwegs und ebnete alles ein.

Er durfte also nicht schießen, sein Hochenergieschuss wäre mit Sicherheit geortet worden. Andererseits - vielleicht waren die im Moment eingesetzten Maschinen derart dämlich, dass sie nichts orten würden. Weil sie eben einfach nur Gelände einebneten. Yart Fulgen entschied sich also, das Gewehr zwar zu benutzen, aber nur einen kurzen und scharf fokussierten Thermostrahl abzugeben. Der musste natürlich das Ungeheuer sofort treffen und töten, was natürlich auch gelang. Was auch sonst? Das Monstrum war tot und die Cantaromaschine machte weiter, als ob nichts gewesen wäre. Glück gehabt.

Das war auch die Meinung von Aktet Pfest, einem Springer von einer 2,1g Welt, der prustend aus dem Wasser kam. Für die dritte im Bunde, die Widder Agentin Ondri Newtton, galt das leider nicht. Sie musste wiederbelebt werden. Was wiederum für den Springer überhaupt kein Problem war, für Yart Fulgen dafür umso mehr. Denn zum einen befürchtete er, dass Pfest der armen Ondri ein paar Rippen brechen würde und zum zweiten war Ondri so gut wie völlig unbekleidet ins Wasser gesprungen.

Da staunt ihr, was? Splitterfasernackt sind die beiden ins Wasser gehüpft und nun wusste Yart Fulgen nicht wohin mit seinen Blicken. Anstatt Pfest zu helfen, fing er verschämt an, Newttons unbekleideten Oberkörper einzuwickeln. Der Springer erklärte ihn für endbescheuert, hatte aber zum Glück mit seinen Versuchen Erfolg. Wasser quoll aus Ondris Mund, sie rang krampfhaft nach Luft und fing an zu husten. Unbekleidet aber lebendig fand sie sicher besser als angezogen und tot.

Was? Das siehst du auch so, Lee? Dann pass aber auf, wen du mitnimmst, wenn es mal gefährlich werden sollte. Und spring nur nicht nackt in irgendwelche Tümpel hinein. Dann fressen dich erstens keine Monster und zweitens gibt es keine Probleme bei der Wiederbelebung.

Aber ich will mich mäßigen. Hier über so einen armen Teufel zu lachen, ist auch nicht die feine englische Art. Man ist ja schließlich ein anständiger Mausbiber. Naja, Fulgen zeigte danach, dass auch er etwas taugt: Der Tierkörper des Reptil und verräterische Restspuren verschwanden in einem Desintegratorfeld. Aktet Pfest kam daher zu dem Ergebnis, dass man Yart Fulgen eigentlich ganz gut brauchen könne, wenn er nicht grade nackte oder fast nackte Schönheiten betreuen musste.

Als die junge Frau ihre Lebensgeister wieder verspürte, richtete sie sich auf und wollte sich orientieren. Da wäre der arme Yart fast in Ohnmacht gefallen, als sie so plötzlich in voller Schönheit vor ihm stand. Ondri merkte, dass ihr Gegenüber in dieser Beziehung mehr als nur verklemmt war und zog ein von Fulgen angeschlepptes Notkleidungsstück über. Verstanden hatte sie das Verhalten des armen Teufels nicht, aber sie wollte ihn nicht noch mehr in Verdrückung bringen und verhielt sich entsprechend. Zumindest solange, bis sie erfuhr, dass bewusstes Notkleidungsstück eine modifizierte Unterhose war...

Ihr Menschen seid eben komische Leute. Sowas hätte es bei Ilts nie gegeben. Deswegen sind ja auch wir Mausbiber und nicht irgendwelche Affenabkömmlinge die Zierde des Universums. Aber zurück zum Thema. Was wollten die drei eigentlich auf Uulema, einer Eastside - Welt? Perry hatte auf Arhena, der Stützpunktwelt von WIDDER eine Information erhalten, dass auf Uulema eine gewaltige Mehrzweckbasis der Cantaro errichtet werden solle. Da galt es natürlich, sich das ganze mal anzusehen, um dort vor Baubeginn einen Beobachtungsposten zu errichten.

Normalerweise ist so etwas ganz einfach. Perry kommt, sieht und siegt. Relativ locker. Diesmal klappte das aber nicht so einfach, zumal ein weiterer WIDDER Mann namens Tetch Wossonow erstmal sehen wollte, was dieser, ich zitiere wörtlich, ich stand nämlich daneben, Anachronismus namens Perry Rhodan überhaupt leisten könne. Endlich mal einer, der sich sowas getraut hat. Ja, wir waren ein paar Jahrhunderte verschwunden gewesen, tauchten aus dem Nichts wieder auf und meinten, wir könnten die Milchstraße retten. Da darf man sicherlich mal nachfragen, ob das alles so richtig ist. Wobei mir bis heute nicht klar ist, ob ich den Typ leider kann oder nicht. Er hat sich zum Beispiel geweigert, mich beim Namen zu nennen. Bepelzter hat er zu mir gesagt. Bepelzter! Er hatte Glück, dass die Cantaro schon landeten und ich somit meine Psi - Kräfte nicht einsetzen durfte. Sonst hättest du Konkurrenz beim Fliegen über dem Suppentopf bekommen, Dicker!

Wir schafften es auf jeden Fall, eine Art fünfter Kolonne in einem der Bautrupps unbemerkt zu erreichten, um zu sehen, was sich dort abspielte. Zuerst landeten ein paar Schiffe, die spezielles Arbeitsgerät abluden, um mit dem eigentlich Ausbau des Stützpunktes zu beginnen. Ein paar Tage später wurde es dann weniger schön. Man konnte sehen, dass die Fundamente für eine Genfabrik fertig waren. Die nächsten Schiffe sollten dann auch das benötige Genmaterial bringen. Gefangene ohne Ende.

Die kamen dann auch. Hauptsächlich humanoide Fremde wurden von den Transportern entladen und von Spezialzüchtungen der Cantaro bewacht. Diesmal waren das genmanipulierte Topsider, brutale Wesen ohne Mitleid. Das hatten die Cantaro heraus experimentiert. Die armen Schweine vor Ort mussten darunter leiden. Aber der Bedarf an Wesen, auf die die Cantaro sich verlassen konnten, was immens. Versuche mal, sagte Tetch zu Perry und mir, eine geklonte Besatzung von irgendwas wozu auch immer zu überreden. Sie wird dich sofort vernichten. Sofort. Die Cantaro, so erklärte er weiter, regierten mit NATHANs Hilfe wie Götter. Und dann kommt ihr von außen und wollt alles im Handstreich regeln, meinte er.

Perry sagte nichts. Ihm war klar, dass er ein lebendes Fossil war. Mehr nicht. Und dass er die Leiter des Erfolgs wieder von unter zu erklimmen hatte. Was Tetch von mir, dem Bepelzten, hielt, ist mir nie so ganz klar geworden.

Für uns alle aber war das ganze Procedere derart ungeheuerlich, dass sich alles in uns weigerte, auch an die Konsequenzen der Handlung der Cantaro auch nur zu denken. Wir mussten feststellen, dass auch wir die Milchstraße nicht über Nacht aus den Angeln heben konnten. Noch nicht mal ich. Stellt euch das mal vor. Ich durfte auf Uulema sowieso nicht allzu viel, jetzt wo die ganze Sache Form annahm. Man hätte mich anmessen können und die Cantaro hatten ganz nett Antipsi - Felder und Waffen. Also musste ich schön brav einen auf ganz lieben Mausbiber machen. Nicht, dass mir das schwergefallen wäre. Ihr braucht mich ja nur anzusehen, dann dürfte das klar sein. Sogar Bully müsste das mittlerweile begriffen haben.

Aber Gedanken lesen, das durfte ich noch. Und so stellte ich zu meinem großen Erstaunen fest, dass unser Freund Pedrass Foch unter den Neuankömmlingen war. Den galt es natürlich zu befreien. Perry und Tech Wossonow mischten sich unter die Ankömmlinge, ich war unter einem Deflektor - Schirm auch dabei. Natürlich schafften wir es, Foch zu befreien. Obwohl, wenn ich da schon gewusst hätte, was ich später erfahren sollte, wer weiß, wie ich dann reagiert hätte. Wusste ich aber nicht. Für uns war Foch ein Verbündeter, dem es zu helfen galt.

Wir schafften es, die Cantaro zu übertölpeln und sie in dem Glauben zu lassen, eine Space - Jet mit Perry und Foch an Bord vernichtet zu haben. Das Ding war natürlich leer. Aber für diese Wunderknaben galten Perry und Foch erstmal als tot und unseren Stützpunkt fanden sie auch nicht.

Foch erzählte uns noch, die Cantaro gedächten hier eine riesige Hyperfunkstation zu errichten, über die sämtliche Einsätze in der Eastside koordiniert werden sollten. Daraufhin ging es für Perry zurück auf Bullys CIMARRON. Ziel war es, nach Phönix zu fliegen, um dort Freihändler zur Unterstützung mit kampfstarken Raumschiffen samt Besatzung zu bewegen. Foch und ich blieben vor Ort.
"Wenn die ganze Angelegenheit nicht so traurig wäre, könnte ich mich stundenlang über diesen armen verklemmten Teufel amüsieren", meinte Lee. "Aber so? Wenn ich nur an diese ekelhafte Zuchtgeschichte mit den Genexperimenten denke, wird mir schlecht."

"Ja", sagte Reginald Bull. "Wir hatten damals schon mehr in unseren Leben gesehen, als die meisten anderen Wesen. Aber diese Endzeitvisionen? Heere von hörigen Kreaturen. Und wir hatten im Grunde von nichts eine Ahnung. Und waren auch zu diesem Zeitpunkt immer noch ganz am Anfang."


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Der arme Karl Herbert konnte einem Leid tun. Da war eines der Hauptthemen auf den damaligen LKS das Thema "Sex in Perry Rhodan". Rauf und runter und immer wieder. Als Mitglied des lesenden Zunft merkt man deutlich, dass dieses Thema Einzug in die Romane nahm, allerdings so manches Mal auf eine Art, die mich den Kopf schütteln lässt. Die arme Frau wird in eine zurechtgeschnittene Unterhose gesteckt, damit Fulgen weiß, wo er hinsehen darf. Du meine Güte. Clark Darlton hätte ich das geglaubt. Aber Scheer?

Ob Scheer sich das "Abenteuer" von Yart Fulgen selber ausgedacht hat oder ob das im Exposé vorgegeben war? Würde mich mal interessieren. Aus heutiger Sicht wirkt sein Versuch, in dieser Richtung tätig zu werden, ein wenig antiquiert. Ich könnte mir vorstellen, dass eine derartige Szene in heutigen Romanen geschrieben zu Lachsalven oder aber eher noch gefüllten Garagendächern führen würde. Gucky sieht das weiter oben völlig richtig: Lieber nackt und lebendig als angezogen und tot. Ich bin mal neugierig, welche Stilblüten da noch kommen werden.

Aber wenn man dieses Thema mal ausklammert, war das ein durchweg guter Roman. Scheer serviert keine Überhelden, die uns als verkappte Supermänner rüberkommen. Nein, er hat zwei erfahrene Agenten und mit Tetch Wossonow jemanden, der sich nicht scheut, Rhodan deutlich zu sagen, dass er eigentlich komplett aus der Zeit gefallen ist und ganz brav zu sein hat. Und sogar Rhodan wird dies endlich mal klar. Er macht es geschickt: Vor meinem geistigen Auge schlurften Massen von hauptsächlich humanoiden Wesen angsterfüllt umher, der Autor geht aber nicht in der persönlichen Bereich. "Das kannst du dir hier abschminken", sagt Wossonow dazu, egal, wie entsetzt Rhodan ist.

Wäre der Missgriff mit dem armen Yart Fulgen zu Beginn nicht gewesen (und der wars zumindest für mich überhaupt nicht), wäre dieser Band für mich knapp an einem "Sehr gut" vorbeigeschrammt. So liegt die Gesamtnote für mich bei einer drei. Aber trotzdem: Scheer kann auch ohne Superhelden. Daumen hoch!
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Re: Klassiker - Cantaro

Beitrag von R.B. »

Band 1446 - Robotersporen - ist von Peter Griese, erschienen am 08.05.1989
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"Ich weiß ja, dass dein neuer Kumpel Reginald Bull höchstpersönlich ist", sagte Wirt Billy McGuyer zu Lee Barringham. Lee war auf einem Wink Billys hin aufgestanden und zur Theke gegangen. Die beiden Anderen versuchten derweil, ihren armen John zu überreden, doch als Regierungschef zu kandidieren.

Lee blickte Billy an. "Und?", fragte sie.

"Der trinkt immer das Bier aus der Nummer zwölf. Das wollte früher kaum einer, das war sozusagen mein Exoten - Bräu. Aber seit Bull öffentlich Kund getan hat, dass diese Brühe besser schmecken würde als meine weiteren Angebote, wollen alle nur noch das Bully - Bier trinken. Das ist ein Problem."

"Warum? Nachschub bestellen, Preise leicht erhöhen und säckeweise Geld verdienen. Ganz einfach."

"Das ist es nicht. Soweit war ich auch schon. Bergster & Sons haben Probleme mit dem Nachschub. Ich weiß ja nicht genau, wo das Zeug ursprünglich herkommt, aus irgendsoeiner terranischen Stadt mit Halbverrückten, wenn man dem Glauben schenken darf. Da hat jetzt irgendwer eine uralte Vereinbarung, eine Art Konvention ausgegraben. Angeblich steht da drin, dass diese Plörre nur innerhalb der dortigen Stadtgrenzen gebraut werden darf. Jetzt will man der hiesigen Brauerei die Lizenz entziehen und dann dürfen sie nicht mehr. Ich habe noch ein paar Fässer, dann ist Schluss. Du musst deinen Freund überreden, was anderes zu trinken."

Lee seufzte. Warum eigentlich immer ich?, dachte sie. Steht mir auf der Stirn geschrieben, dass alle Probleme bei mir abgeladen werden sollen?

Sie ging zu Gucky und erklärte ihm das Problem. "Das musst du ihm sagen", flehte sie den Ilt an, "du kennst ihn besser als ich."

"Quatsch! Das klären wir anders." Er watschelte zur Theke und sah den Wirt von unten herauf an. "Du kriegst doch sonst alles geregelt. Das seltsamste Zeug ziehst du hinter deiner Theke hervor, die komplette Getränkewirtschaft der Milchstraße kommt bei dir zum Vorschein. Und dann hast du ein Problem mit dieser Sorte Bier? Das kannst du mir nicht erzählen."

Billy sah den Mausbiber äußerst unglücklich an. Es wäre tatsächlich das erste Mal, dass er Wünsche nicht erfüllen könnte. Er setzte eine Leichenbittemine auf und blickte Gucky mit hängenden Schultern wie ein armer Sünder an.

Gucky teleportierte auf die Theke und richtete sich zu seiner vollen Größe von einem Meter irgendwas auf. Er holte ein Teil, das wie ein altertümliches Aufzeichnungsgerät aussah, aus einer Tasche. "Alle mal herhören", rief er mit seiner Pieps - Stimme in den Pub hinein. "Kraft der Sondervollmachten, die ich für Notsituationen gemäß § 678, Satz zwei, Absatz vier der Solaren Verfassung vom terranischen Parlament verliehen bekommen habe, erkläre ich hiermit die Lizenz dieser Brauerei für unbefristet gültig. Das Bier aus Zapfhahn Nummer zwölf darf weiterhin gebraut werden. Diese Erklärung gilt so lange, bis sie ein Solares Gericht oder das Parlament außer Kraft setzt. Die vorgeschrieben notwendige Bestätigung einer vertrauenswürdigen Person tätigt der derzeitige Minister für Sonderangelegenheiten, Reginald Bull."

Bull stand auf, gab einen ähnlichen Sermon von sich und ergänzte noch, dass es besser wäre, wenn niemand etwas dagegen hätte, sonst bekäme man es mit ihm zu tun. Gucky beschränkte die Anzahl der zu fertigenden Kopien auf zehn. "Eine für dich, eine für den Lizenzgeber und der Rest für die Brauerei, die die Dinger an andere Pubs weiterverteilen kann, wenn sie will."

Billy McGuyer strahlte von einem Ohr bis zum anderen und leitete Guckys Beschluss umgehend an Bergster & Sons weiter. Nachdem von dort aus die Zusage kam, diesen Teil der Brauerei umgehend wieder in Betrieb zu nehmen, legte sich die Aufregung im Singenden Ochsen wieder.

"Nachdem das geklärt wäre", rief Bull noch in den Pub hinein, "gebe ich einen aus. Der Rest des Abends geht auf meine Rechnung!" Unmittelbar danach war die Kneipe brechend voll. "Na, die Buschtrommeln scheine hier zu funktionieren", brummte er noch.

"Keine Sorge", sagte er danach, Lee und John anblickend. "Wenn man so alt ist wie ich, braucht man sich finanziell nicht allzu viele Sorgen zu machen. Das geht schon klar so. Und", er drehte sich um und sah seine Gefährten an, "wir haben wieder Zeit für uns. Die Geschichte geht nämlich weiter. Wir sind wieder auf Phönix, der Freihändlerwelt..."
Spoiler:
Reginald Bull erzählt die Geschichte von den Robotersporen:

Normalerweise fangen solche Vorgänge ganz harmlos an. So, dass man nicht merkt, dass überhaupt etwas im Gange ist. Hier nicht. Aber von Vorne.

Chris Wayfar war einer von ungefähr 5.000 Freihändler und arbeitete in deren Hauptstadt Mandalay an neuen Raumschiffen. Naja, Stadt war etwas hochgegriffen, dafür war sie eigentlich zu klein.

Chris war ein Terraner, zwar nicht auf Terra geboren, aber er betrachtet sich als ein solcher. Seine Mutter war früh verstorben, an sie besaß er keine Erinnerung. Und sein Vater? Der wohnte zwar auf Phönix, hatte aber mit den Freihändler eigentlich nix am Hut. Er war Entomologe, also ein Insektenforscher und er weigerte sich standhaft, irgendwas anderes, was auch immer, zu lernen.

Das führte nun dazu, dass der Kontakt zu seinem Vater ziemlich rudimentär war, denn der zog stets und ständig durch die Wildnis von Phönix. Und das so gut wie allein, nun, so ganz einsam war er dann doch nicht. Er hatte einen robotischen Helfer namens Kappo-148 dabei, der ihn unterstützte, aber auch vor leopardähnlichem Getier oder mastodonartigen Giganten warnte. Chris hatte sich mit dem Verhalten seines Vaters abgefunden. Alte Bäume, wusste er, verpflanzt man nicht, und so fand er sich mit den Schrullen seines Vaters ab.

Er selber war mit Raumschiffbau beschäftigt. Die Ankunft Perry Rhodan dürfte zu mehr Personal führen, war die allgemeine Erwartung und mehr Leute rauchten nicht nur mehr Platz, nein für ihre Aktivitäten brauchten sie auch mehr Schiffe. Und eigentlich lief alles nach Plan. Das einzige, was ihm Sorgen bereitete, waren die Gedanken an seine geliebte Frau, Eileen Demandon. Die war mit Perry unterwegs und von dem hatte man drei Monate lang nichts mehr gehört. Dabei hatten die beiden sich erst ein paar Wochen vor dem Start angenähert. Vorher war sie mit Jacky Anderson befreundet gewesen, der ebenso wie Chris an neuen Raumschiffen herumbastelte.

Mit Jennifer Thyron und Ronald Tekener hatten sich hohe Herrschaften in der Werft angekündigt. Die beiden wollten sich einen Überblick über den Stand der Dinge verschaffen. Chris konnte in Ruhe warten. Er hatte alle Vorbereitungen für den Probelauf der Feldtriebwerke abgeschlossen und harrte der Dinge, die da kommen sollten.

Dann lief der Countdown zum Start und just in dem Moment, als das Startsignal freigeben wurde, sah er Jacky Anderson. Er dachte noch, da stimmt doch was nicht; aber da der Syntron nichts von sich gab, was zum Abbruch des Tests geführt hätte, unternahm er auch nichts. Aber trotzdem...

Er sah das Verglühen einiger Leitungen, mit dem bloßen Auge kaum erkennbar und vergrößerte das Bild mit der Lupe. Er erkannte noch ein winziges, spinnenähnliches Gebilde aus Metall, das einige Kontakte gegeneinander kurzschloss. Chris Wayfar wusste, dass es schlagartig zu einer Energieüberladung und damit zu einer Explosion kommen würde.

Sein letzte Gedanke galt Eileen. Das hörte seine Existenz auf. Einfach so. Wie ausgeknipst.

Jenny und Ron spürten die Explosion, als sie mit einem der Interngleiter in Richtung der Werftanlagen unterwegs waren. Schnell war ihnen klar, dass da etwas ganz gewaltig aus dem Ruder gelaufen war. Fünf Tote und achtzehn Verletzte, teilte ihnen der Leiter der Werftanlagen, der Jülziish Ytrik-Yi, mit. Sabotage? Erweiterter Selbstmord? Grade Letzteres glaubten die Beiden nicht wirklich und Sabotage durch eigenes Personal? Eigentlich auch undenkbar.
Wie zu erwarten, war es nicht ganz einfach, den Tod von Chris dessen Vater Emmo Wayfar mitzuteilen. Er nahm es mit Fassung auf und meinte, er sei Biologe. Schon alleine daher sei der Tod für ihn etwas Natürliches und eigentlich kein Grund zur Aufregung. Der Tod seines Sohnes sei aber nichts natürliches. Und schon gar kein Unglücksfall. wie Tekener ihm weis machen wolle. Denn da gäbe es seine Kappo-148, der beweisen könne, dass es Mord war.

Der kleine Kugelkopfroboter erzählte vom Wechsel der persönlichen Beziehung von Eileen Demandon. Da Chris im Hause seines Vaters wohnte, hatte der Robot mitbekommen, dass Chris einen leider ungesehenen Besucher hatte. Der verlangte, dass der inzwischen zu Tode gekommene umgehend seine Beziehung von Eileen aufgebe. Täte er das nicht innerhalb von drei Tagen, würde er ihn töten. Und nochwas sagte der Robot: Der Besucher sei Jacky Anderson gewesen. Und das sprach natürlich für ein Eifersuchtsdrama.

Anderson wies das weit von sich. Ja, er habe an dem Fortgang von Eileen zu knabbern gehabt, aber deswegen so etwas zu veranstalten? Mit fünf Toten und achtzehn Verletzten? Er begab sich zu Emmo Wayfar und schwor ihm, nichts mit dem Tode seines Sohnes zu tun gehabt zu haben. Wayfar Senior hatte sich nun, wahrscheinlich zur Ablenkung, wieder mit seinen mitgebrachten Ameisen beschäftigt. Als er zwischendurch mal innehielt, machte er sich dann doch ziemlich viele Vorwürfe wegen seines Verhaltens seinem Sohn gegenüber. Er hatte seine Insekten seinem Sohn vorgezogen und jetzt war er tot. Er blickte wieder auf seine Ameisen. Die schienen eine Art Haustiere zu haben, er konnte deutlich noch kleinere Tiere sehen. Er experimentierte ein wenig mit Strahlung herum, die diese seltsamen winzigen Helfer anscheinend nicht vertrugen. Sie wären allesamt tot, eröffnete ihm Kappo-148. Danach meinte der Robot meinte doch tatsächlich, so wie Anderson seinen Sohn ermordet habe, genauso hätte er die Haustiere seiner Ameisen ermordet. Wayfar war kurz vor dem Überkochen, als der Donnerhall ertönte. Eine gewaltige Druckwelle schleuderte sowohl Emmo als auch Kappo-148 gegen eine Wand seines Bungalows. Er verlor die Besinnung.

Das, liebe Freunde, war erst der Anfang. Es wurde immer schlimmer. Zunächst waren es nur Einzelereignisse mit Maschineneinfluss. Hier mal was, da mal was. Das Vorgefallenen war als Einzelfall zu erklären, in der Gesamtheit waren es aber zu viele Vorfälle. Es gipfelte in einem Roboteraufstand ein paar Tage später.

Natürlich waren unsere Freunde vor Ort nicht untätig. Insbesondere Icho Tolot untersuchte sämtliche Reste der Explosionen und identifizierte als "Täter" winzige bewegliche Dinge, die er als Robotersporen bezeichnete. Letztlich waren die Robotersporen nichts anderes als die Haustiere der von Wayfar untersuchten Ameisen. Und mit dem Ergebnis seiner Strahlenforschung hatte man die Möglichkeit, langsam aber sicher dieser seltsamen maschinellen Revolution Herr zu werden. Die Sporen waren cantarischer Bauart; so wie es aussah, hatte der Cantaro Darshool die Dinger auf Phönix zurück gelassen. Abschließend wurden sowohl Chris Wayfar als auch Jacky Anderson von jeglicher Schuld freigesprochen.

Einige Zeit später erreicht Sato Ambush den Planeten Phönix mit Perry Rhodans Bitte um Unterstützung. Da man, wie der Pararealist berichtete, mittlerweile die Möglichkeit habe, den Wall zu überwinden, wollte man mit fünf Schiffen aufbrechen.
"Das war ja wieder Glück im Unglück. Ist das bei euch eigentlich immer so??" fragte John Talbot, nachdem Bull geendet hatte.

Gucky fing an zu lachen. "Glück? Nennst du es Glück, wenn man ein paar hundert Jahre später auftaucht? Nennst du es Glück, wenn die Milchstraße, unsere Heimat, so gut wie vollständig erobert und von der Außenwelt abgeschnitten ist? Nennst du es Glück, wenn dabei wer weiß wie viele Intelligenzen zu Tode gekommen sind?"

"Entschuldigt bitte", erwiderte Talbot, leichenblass geworden. "Man sollte vor Öffnen des Mundes immer zuerst das Gehirn einschalten."

Bull grinste. "Endlich mal ein Politiker, der das einsieht", sagte er. "Deine Chancen steigen immer weiter."

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Das war eine Art SF - Krimi im Perry Rhodan Gewand. Ich habe zwar das Gefühl, dass seit einiger Zeit vermehrt Streck- und Füllromane erscheinen, um bis Band 1450 zu kommen, aber der hier war gut. Natürlich war dem geneigten Krimileser klar, dass Anderson nicht der Übeltäter sein konnte. Und spätestens, als Vater Wayfar bei seinen Ameisen noch diese seltsamen kleinen Haustiere fand, wusste man, wo der Zug hingeht. Aber ich fühlte mich während des Lesens gut unterhalten und das ist es doch, worauf es ankommt.

In den Leserbriefen ging es mal wieder um Sex in PR. Einige Leute gaben da Thesen von sich, da kann man heute nur den Kopf schütteln. Ich hatte 1989 gar nicht so vorsintflutlich in Erinnerung.

Und noch etwas ist hängen geblieben: Der damalige Leserbriefonkel Ernst Vlcek schreibt als Kommentar unter einen Brief, dass Klaus N. Frick ihn sicherlich auf dem Laufenden halte. Klaus gabs damals, vor 34 Jahren, also auch schon. Der ist mittlerweile auch älter geworden. Beruhigend. Da fühlt man sich nicht so alleine...
:D
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Re: Klassiker - Cantaro

Beitrag von Klaus N. Frick »

R.B. hat geschrieben: 18. April 2023, 06:35
Und noch etwas ist hängen geblieben: Der damalige Leserbriefonkel Ernst Vlcek schreibt als Kommentar unter einen Brief, dass Klaus N. Frick ihn sicherlich auf dem Laufenden halte. Klaus gabs damals, vor 34 Jahren, also auch schon. Der ist mittlerweile auch älter geworden. Beruhigend. Da fühlt man sich nicht so alleine...
:D
Ich war damals so eine Art Fan-Betreuer des Verlags und betreute die PERRY RHODAN-Clubnachrichten.
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Re: Klassiker - Cantaro

Beitrag von thinman »

R.B. hat geschrieben: 18. April 2023, 06:35

In den Leserbriefen ging es mal wieder um Sex in PR. Einige Leute gaben da Thesen von sich, da kann man heute nur den Kopf schütteln. Ich hatte 1989 gar nicht so vorsintflutlich in Erinnerung.
Oh, doch, wir waren damals so verklemmt, wenn man sich an den medialen Aufstand ob der Ostdeutschen Freikörperkultur erinnert.
Auch wenn man bisweilen heute noch an den "Zwickelerlass" aus Weimarer Zeiten und den Aufstand gewisser katholischer Kreise über nicht geschlechtergetrenntes Baden in Schwimmbädern aus der Vornazizeit unangenehm erinnert wird.
Zur Zeit stecken wir anscheinend mal wieder ineinem puritanischem Backslash.

An den Band habe ich keine Erinnerungen mehr, entgehem dem Peinlichberührtsein eines Yart Fulgen aus dem Vorgänger.

Wann war eigentlich der recht freizüge Comic auf der LKS, der mit einer Verurteilung einer Träumenden durch hypermorlaische Extraterrestische endete?
Manche Diskussionen haben längere Wurzeln als man erstmal denkt. Währe eigentlich ein Thema für einen Aufsatz.

Ach ja, das Bier, solange es nicht als Festbier auf der Wiesn ausgeschenkt wird, ist mir das egal. :D

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Re: Klassiker - Cantaro

Beitrag von R.B. »

thinman hat geschrieben: 19. April 2023, 17:24 Ach ja, das Bier, solange es nicht als Festbier auf der Wiesn ausgeschenkt wird, ist mir das egal. :D
thinman
Keine Sorge. Ich bin nicht so ganz der Typ für bayerisches Eimerbier. Grade jetzt, wo die Bayern die Chance haben, mal nicht Deutscher Meister zu werden...
:D :D :D
Naja, und englischem Bier gegenüber habe ich eine gewisse Grundskepsis. Einem Kumpel hat in einer Londoner Kneipe ein Wirt mal ein leicht rötliches Zeug als "das beste Bier Englands" angepriesen. Seitdem trinkt der bei GB Aufenthalten nur noch Cider...
:D :D :D
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Re: Klassiker - Cantaro

Beitrag von R.B. »

Band 1447 - Sturmwelt am Scheideweg - ist von H. G. Ewers, erschienen am 15.05.1989
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Lee wollte wieder zurück in die gnädige Dunkelheit. Irgendwer hatte nämlich an ihrem Kopf herumgeschraubt. Sie hatte das Gefühl, der wäre entschieden zu klein, ohne dass sie wusste warum. Hinter ihrer Stirn hämmerte etwas von innen gegen die Schädeldecke. Wahrscheinlich, um die ursprüngliche Größe wieder herzustellen. Dagegen sprach aber, dass über ihrem linken Ohr einer von außen auf ihrem Kopf herumklopfte. Und überhaupt: Von den Haar- bis zu den Zehenspitzen fühlte sie sich äußerst elend. Ihr Magen war schien ein ausgewrungener Waschlappen zu sein oder sowas in der Art. Die Vorstellung, jemals wieder etwas essen zu müssen, ekelte sie an. Mit Trinken war es auch nicht viel besser. Klares, kaltes Wasser. Ja. Aber sonst? Ihr wurde auf der Stelle wieder schlecht.

Was zum Teufel ist mit mir los? Sie stellte einen Gedanken fest, der sich seinen Weg durch die Hämmerei gebahnt hatte. Dann kam es ganz langsam aus den Tiefen ihres Hirns nach oben: Billys Kneipe. Bully hatte den kompletten Abend in Singenden Ochsen bezahlt. Der Laden war brechend voll und die Stimmung entsprechend gewesen. John hatte im letzten Moment den Absprung geschafft, er hatte heute einen wichtigen Termin. Sie war dageblieben und hatte mit den anderen Leuten weitergefeiert. Ich hab mich ins Gewühl gestürzt und dann? Filmriss. Die bange Frage, ob sie irgendeinen Blödsinn angestellt hatte. Wo bin ich hier eigentlich?

Sie versuchte, ein Auge halb zu öffnen. Schon dazu war eine gewaltige Kraftanstrengung notwendig gewesen. Sie blickte in ein Fellgesicht, das sie mit großen Augen, noch größeren Ohren und einem riesigen Nagezahn mittendrin neugierig betrachtete.

"Oh", piepste das Fellgesicht. Viel zu laut! "Weilen wir wieder unter dem Lebenden? Wie fühlen wir uns denn so?"

Lee schloss das Auge wieder und schwor sich, nie, aber auch wirklich nie wieder Alkohol zu trinken. Es würde nur noch Wasser geben. Ansonsten Kaffee, Tee oder Fruchtsaft. Keinen Alkohol mehr. Nie wieder.

"Willst du sie nicht langsam wieder ins Leben zurückholen?" hörte sie eine knurrige Stimme aus dem Hintergrund. "Das arme Kind sieht ja immer noch ziemlich bedauernswert aus."

"Warum das denn?", fragte die Piepsstimme. Gucky. dachte sie. Das muss Gucky sein. Die Stimme redete weiter. "Sie ist grade in der Phase, in der sie sich schwört, nie, aber auch wirklich nie wieder Alkohol zu trinken. Dazu brauche ich noch nicht mal Telepath zu sein, das weiß ich auch so. Und da sollte man sie noch eine Weile drin lassen. Vielleicht nützt es ja was. Obwohl ich da so meine Zweifel habe."

Lee wollte sich aufrichten, fiel aber stöhnend wieder zurück auf das Bett - ähnliche Teil, auf dem sie komplett bekleidet lag. Nein, stimmt nicht. Die Schuhe hat mir jemand ausgezogen. Und ich hatte doch über meinem T-Shirt noch das metallicblaue Jackett an.

Auf einmal bemerkte sie einen leichten Piks im rechten Oberarm und die knurrige Stimme sagte zu ihr: "So. In ein paar Minuten wird es dir besser gehen. Unser kleiner Freund hier hätte dich mit Sicherheit hier liegengelassen und neugierig betrachtet, bis du von alleine wieder auf die Füße gekommen wärst."

Tatsächlich. Die Kopfschmerzen ließen ließen nach einiger Zeit nach und sie konnte sich vorstellen, irgendwann aufstehen zu können. Nun gut, so ganz das blühende Leben war sie noch nicht, aber es ging ihr in der Tat schon wesentlich besser. Sie öffnete die Augen, setzte sich auf und schüttelte den Kopf. "Oh, Mann!", sagte sie.

"Sowas nennt man wohl einen generalstabsmäßig geplanten Totalabsturz." Das war Gucky. "Obwohl Bully ja eigentlich daran schuld ist. Deswegen fühlte er wohl auch die moralische Verpflichtung, dich wieder ins Diesseits zurückzuholen. Billy wollte dir schon nichts mehr geben, weil er meinte, du wärest so ziemlich am Sendeschluss. Dann hast du den Dicken becirct, auf dass er dich weiter versorgen möge."

Der Kleine grinste von einem Ohr zum anderen. Lee war das alles hochnotpeinlich. Gucky stellte sich vor sie und versuchte eine Imitation. "Aber du bist doch mein süßer kleiner Bully", sagte er mit verstellter Stimme. "Du kannst mich doch nicht vertrocknen lassen! Sonst muss ich armes kleines Mädchen noch verdursten!"

Der Ilt baute sich vor ihr auf. Lee wäre am Liebsten im Boden versunken. "So ging das die ganze Zeit, bis eben nichts mehr ging. Dann haben wir Feierabend gemacht und dich vorsichtshalber mit zu uns genommen. Und das hier", er zeigte demonstrativ mit dem Zeigefinger der linken Hand auf sie, "ist das Ergebnis."

Reginald Bull lachte auf. "Alles ist gut", meinte er. "Zum Einen ging es mir unlängst ähnlich und zum Zweiten soll man die Feste eben feiern, wie sie fallen. Und außerdem haben wir ja auf dich aufgepasst. Mach dir keine Sorgen. Auch wenn da noch der Filmriss ist. Aber so schlimm wars nun auch wieder nicht und der Kleine hier neigt ab und zu zu Übertreibungen."

Lee roch an ihrem Klamotten, alles klebte und stank erbärmlich. Sie stand auf und sah sich um. Ja, hier waren sie an der Stelle, wo die kleinen Schiffe ihrer neuen Freunde gelandet waren. Sie hatte in Bullys Bett übernachtet und der hatte sich draußen ein Provisorium gebaut. Sie verließ das kleine Beiboot und sah ein paar Meter weiter den Bach, der mit erfrischendem kaltem Wasser vor sich hin sprudelte.

"Wenn du willst, können wir deine Kleidung in den Reiniger stecken", meinte Gucky. "10 Minuten, alles ist wieder wie neu und der Kneipenduft ist auch weg. Du müsstest allerdings raus aus dem Klamotten."

Sie verschwendete einen halben Gedanken an ihre Nacktheit und schalt sich umgehend eine Närrin. Gucky ist sowieso kein Mensch und Bully dürfte schon mehr als eine Frau in seinem Leben gesehen haben, dachte sie. Außerdem lockte der Bach mit seinem klaren Wasser. Er war zwar nicht besonders breit, an dieser Stelle aber tief genug, um ein paar Züge auf und ab zu schwimmen. Sowas soll ja die Lebensgeister wieder erwecken, befand sie, legte ihre Kleidung ab und lief in Richtung des Baches. Davor stoppte sie kurz, nahm wegen der erwarteten Kälte des Wassers all ihren Mut zusammen und sprang hinein.

Was für eine Wohltat, dachte sie und war froh, dass Schweiß und Kneipe von ihrer Haut und aus ihren Haaren verschwanden. Nach ein paar Minuten reichte Reginald Bull, ganz Kavalier, ihr ein Handtuch mit integriertem Haartrockner und sah dabei diskret in eine andere Richtung. Sie trocknete sich ab, wickelte sich darin ein und wartete noch ein paar Minuten, bis sie sich wieder anziehen konnte.

"Nur Nachdurst und Filmriss, die bleiben, was?", fragte Gucky. "Komm, Mädel, trink erstmal ein paar Gläser Wasser, dann gibts Kaffee und Frühstück. Wenn's wieder zurück in die Stadt geht, brauchst du dir übrigens keine Sorgen wegen der anderen Kneipenbesuchern machen. Die sahen mehr oder weniger alle so aus wie du. Ihr seid ein ziemlich versoffenes Völkchen hier am Ende aller Welten."

"Wir feiern eben gerne", verteidigte Lee sich und ihre Artgenossen. "Was können wir dafür, dass du nur Möhrensaft trinkst!"

"Ha!" kam es aus der hinteren Ecke, in der Bulls Übernachtungsprovisorium stand. "Der Kleine ist nur vorübergehend geläutert und keinesfalls so, wie er daherkommt. Der ist so einer von der Sorte "Wehe wenn sie losgelassen". Lass dir von dem nix weismachen. Und wenn er nicht aufhört, dich vollzulabern, erzähl ich mal ein paar Stories aus anderen Tagen. Du würdest dich wundern."

Der plötzliche Personenwechsel gefiel Gucky überhaupt nicht. Daher sah er es als das Beste an, wenn er jetzt schnell und diskret ein anderes Thema ansprach. "Was hältst du davon, wenn du ein vernünftiges Frühstück bereitest, Dicker? Derweil kann ich die nächste Etappe unserer Geschichte erzählen. Du hast dein Aufzeichnungsgerät dabei?"

Als Lee bestätigend nickte, begann er zu erzählen.
Spoiler:
Gucky erzählt die Geschichte von der Sturmwelt am Scheideweg:

Wir sind auf Buglakis. Du erinnerst dich? Das ist diese Welt, auf der ein paar kleben gebliebene Menschen und Hauris lebten. Die Menschen stammten von einer gestrandeten BASIS - Besatzung ab und die Hauris von einem vor ein paar hundert Jahren abgeschossenen Schiff.

Genau. Es ist die Heimat von Eirenes ehemaligem Schützling Covar Inguard, der sich auf Dauer in seiner Heimat doch wohler fühlte als in unserem Raumschiffen.

Und auf Buglakis gab es zwei Probleme: Zum einen war das Atlans damalige Freundin Iruna von Bas-Teth, die irgendwo in einem ihrer seltsamen Zeroträume verschwunden war. Du weißt nicht mehr, was ein Zerotraum ist? Nun, das ist zunächst die Fähigkeit, sich im Schlaf vom eigenen Körper zu lösen und in die Träume anderer Wesen einzudringen. Zeroträumer können dabei große Entfernungen zurücklegen und sogar begrenzt telepathisch mit der anderen Person kommunizieren. Aber da das alles im Schlaf stattfindet, bleibt das alles sehr ungenau und vage. Pedotransferieren konnte sie auch. Sie hatte wohl irgendeine Cappin - Ader unter ihren Vorfahren und daher war ihr Geist in der Lage, andere Personen übernehmen. Und: Sie besaß auf Grund einer etwas seltsamen Vorgeschichte sogar die relative Unsterblichkeit.

Sie war auch der Grund, warum die CRAZY HORSE nach vier Monaten immer noch bei Bugaklis weilte. Iruna war nämlich seit zwei Monaten in einem ihrer Zeroträume gefangen und kam da nicht mehr raus. Ihr Körper wurde auf der Medostation mit allem versorgt, was er brauchte, aber ohne Bewusstsein war das doch eine ziemlich geistlose Sache. Nichtsdestotrotz hatte man die Hoffnung, sie wieder zurückholen zu können.

Das andere Probleme hieß Eirene Rhodan, die Tochter von Gesil und Perry Rhodan. Jetzt würde es sicherlich schon reichen, eine neunzehnjährige Tochter von Perry zu sein, um alle zu nerven und so verrückt zu machen, wie ihr alter Herr das auch so gut kann. Wenn dann aber die Mutter noch eine Inkarnation der Kosmokratin Vishna war, so hieß das, dass alle Voraussetzungen geschaffen waren, die Umwelt in Atem zu halten.

Was fragst du? Ob es bei uns auch normale Leute gibt? Bei uns liefen Töchter von Unsterblichen herum und Frauen, die durch Zufälle selber unsterblich würden? Wie man sowas macht? Keine Ahnung. Schicksal eben. Aber die Frage nach den normalen Leuten kann ich dir beantworten. Sieh mich an! In meiner vollen Pracht. Ich sage dir, ich bin der einzige Normalo unter diesen ganzen Gevölks. Nein, Dicker, du brauchst jetzt nicht mit irgendwelchen mehr oder weniger dussligen Bemerkungen zu kommen. Sieh lieber mal in den Spiegel.

Wo war ich stehen geblieben? Ihr macht einen ja ganz wuschig im Kopf. Ach ja. Bei unserem Problemkindern. Wie gesagt, die eine, Iruna, geisterte von einem Zerotraum in den nächsten. Sie beobachtete, wie Atlan mit Roi zusammen am Chronopulswall herumdokterten und scheitetern; dann sah sie die Beiden den Weg in die Milchstraße durch ein schwarzes Loch suchen und hatte Angst um deren Leben. Am Schlimmsten war für Iruna in dieser Situation, dass sie selber nicht helfen konnte. Sie war ja nur Zuschauerin. Ob Atlan und Roi sie in irgendeiner Weise als, ich sag mal, semipräsent bemerkten, wusste sie nicht.

Und Eirene? Machte Schwierigkeiten, wo eigentlich gar keine waren. Sie hatte sich beispielweise in ihr zartes Köpfchen gesetzt, die Große Mutter, also das Raumschiffswrack der Tronahae, also dieser Hauri - Abkömmlinge, zu untersuchen. Das waren mit Sicherheit Perrys Gene. Der sucht auch immer Probleme, wo keine sind. Das macht er dann mit großem Erfolg so lange, bis wir tatsächlich in der Bredouille stecken. Naja. Der Apfel fällt eben nicht weit vom Stamm. Wäre sie brav in der CRAZY HORSE geblieben, hätte man sich zumindest um sie keine Sorgen zu machen brauchen.

Dort, in der CRAZY HORSE stellte man unterdessen fest, dass bei den Tronahae im Einzelnen und auf Buglakis im Besonderen so einiges in Wallung gekommen war. Man setze das Schiff in Alarmbereitschaft und wollte so Eirene das Verlassen desselben verbieten. Man kannte ja schließlich seine Pappenheimer. Aber zu spät. Sie war schon weg. Nebenbei: Bei ihrem Vater klappt sowas auch nie. Der ist auch immer schon weg. Und das Töchterlein war inzwischen in die Hände von den großen Drachen, den Mördermajestäten, gelangt. Dieser Name kam nun nicht von ungefähr, das waren schon ziemliche Unholde.

Jetzt kommt unsere liebe Iruna. Von schwarzen Flammen umgeben, sah sie auf einmal eine schwarz gekleideten Gestalt, die sie aus einem bleichen Gesicht heraus anstarrte. Die Gestalt verbreitete Einsamkeit, aber auch Melancholie und Kraft und sagte zu ihr, dass sie hier herausmüsse. Sie erfuhr, dass Eirene in höchster Gefahr sei und sie würde Iruna helfen, aus diesen Pseudoträumen herauszukommen. Ist doch praktisch, nicht wahr? Wenn gar nichts mehr geht, kommen irgendwelche geheimnisvollen Figuren und helfen einem aus der Misere. Wer dieser Dunkeltyp war, ist übrigens nie bekannt geworden.

Iruna wurde also wieder wach, widersetzte sich selbstredent den Anordnungen der Ärzte und machte sich auf den Weg, Eirene zu befreien. Dabei stolperte sie über Eirenes alten Schützling Covar Inguard, der natürlich auch unterwegs war, der Kleinen zu helfen. Was soll ich sagen? Die Rettung klappte unter der Leitung unserer akonischen Freundin natürlich bestens. Dabei stellen sie fest, dass Eirene irgendeine Psi - Schaltung aktiviert hatte, die für das seltsame Verhalten der Buglakis Bewohner verantwortlich war. Das Ding wurde abgeschaltet und was Wunder, alle waren sofort friedlich. Sogar die Mördermajestäten verzichteten ab sofort darauf, andere Leute verspeisen zu wollen. Sie unterlagen einer seltsamen Konditionierung, die jetzt weg war.

Also war zum Schluss Friede, Freude, Eierkuchen. Alles ab in die CRAZY HORSE und ab nach Phönix. Dort wurde die Besatzung auf en aktuellen Stand der Dinge gebracht und es ging ab in Richtung Perry zur Milchstraße.

Bull hatte während Guckys Erzählung die Vorbereitungen eingestellt und mit zugehört. Als er wieder aufstehen wollte, um weiterzumachen, kam auf einmal der ihnen schon bekannte stocksteife und steinalte Roboter zwischen zwei Bäumen hervor. "Über den müssen wir auch noch reden", grummelte Gucky, hatte aber nichts dagegen, dass Bully eine umfangreiche Bestellung aufgab.

Und wie gewohnt, sagte die Maschine "Sehr wohl, Sir!", ging die schwerfällig wieder zurück durch die Bäume; aber nur, um vier bis fünf Minuten später mit dem Gewünschten in vortrefflicher Qualität wieder zum Vorschein zu kommen.

Gucky sah die beiden Anderen an. "Ihr Menschen seid komische Wesen. Wieso betrinkt ihr euch derart, dass ihr danach im wahrsten Sinne des Wortes halbtot seid? Man kann doch irgendwann mal aufhören. Oder drei Glas Wasser trinken und dann geht's weiter. Aber so?" Er schüttelte den Kopf. "Was ein Glück", schloss er seine Überlegungen ab, "dass Ilts da wesentlich vernünftiger sind. Im nächsten Urlaub gehe ich auf Suche nach meinen Artgenossen. Irgendwo muss es noch welche geben. Dann werden wir in Massen über die Milchstraße herfallen und das Imperium der Mausbiber gründen."

Gucky war sich sehr sicher, dass es eines schönen Tages genau dazu kommen würde.

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Ewers konnte tatsächlich auch Romane schreiben, die nur auf einem Planeten spielen, ich glaubs ja nicht. Sonst hat der die halbe Zeit einen kompletten Zyklus auch 60 Seiten untergebracht.

Der Roman hat mich jetzt nicht von Hocker gehauen. Eirene musste zurück, Iruna aus ihrem Zerotraum befreit werden und irgendwie wollte ja die Strecke bis Band 1450 überbrückt werden. Ein bisschen Abenteuer, ein bisschen Drachen mit den Mördermajestäten und ein nicht näher bezeichneter Typ in einem schwarzen Umhang, der wohl für den Sense of Wonder darstellen sollte. Nein, der Roman wars nicht.

Vielleicht ist das nicht fair, weil ich mit HGE die meiste Zeit nichts anfangen kann. Oder weil mich Personen wie Eirene oder Iruna schon damals nicht vom Hocker gehauen haben. Aber das Erleben der Rhodan'schen Romanwelt ist nun mal ein äußerst subjektives. Andere mögen zu anderen Ergebnissen kommen. Für mich war dieser Band einer der Sorte fünfmal weggelegt und sechsmal wieder angefangen.
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Re: Klassiker - Cantaro

Beitrag von R.B. »

Die Bände 1448 - Der Kaiser von Karapon, erschienen am 22.05.1989 und 1449, erschienen am 29.05.1989 sind von Marianne Sydow
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Nach dem umfangreichen Frühstück hatte Reginald Bull sich verabschiedet, um, wie er sagte, "die Natur Newenglands noch eine Weile zu genießen bevor der Stress wieder weitergeht." Dabei hatte er Lee angesehen und ihr zugezwinkert.

Die wiederum hatte sich erholt und war so wie neu. "Ich möchte dich etwas fragen, Gucky", sagte sie.

"Nur zu. Ich beiße nicht."

"Ich kann mir das nicht vorstellen, kein Ende vor Augen zu haben. Ich meine, ihr seid biologisch unsterblich. Mal abgesehen davon, dass ich gar nicht weiß, ob ich das überhaupt sein wollte, wie ist das? Wenn ich richtig informiert bin, wurdest du im 19. Jahrhundert der alten terranischen Zeitrechnung geboren und dürftest damit nach Atlan das älteste Wesen in eurem Clan - so nenne ich euch mal - sein. Älter noch als Homer G. Adams. Mehr an Jahren zählt natürlich Julian Tifflor mit seiner Millionen - Wanderung, dann habt ihr sicherlich noch ein paar Sonderfälle, aber das wars dann auch. Erreicht ihr nicht nicht mal den Punkt, an dem ihr nicht mehr wollt?"

"Das kommt darauf an, was man daraus macht. Speziell bei mir ist das nicht ganz so schlimm, weil Ilts sowieso ziemlich langlebig sind. Wir haben eine Lebenserwartung von so ungefähr 600 Jahren und das auf einem Planeten wie Tramp. Du würdest sagen, da lag ja der Hund begraben und wolltest da nicht abgemalt sein. Für mich ist es immer noch Heimat. Mein Ursprung. Auch wenn es meine ureigene Welt seit ein paar tausend Jahren nicht mehr gibt. Aber wenn du es auf Tramp aushältst, wo so gut wie nie etwas herausragendes passiert, wird dir unter einem Völkchen wie euch Menschen sowieso nicht langweilig. Ich muss aber darauf achten, dass ich in der Gegenwart lebe und darf nicht ständig vergangenen Zeiten nachtrauern. Dann hast du ziemlich schnell einen in der Waffel. Außerdem ist das mit der Unsterblichkeit relativ. Wenn jetzt einer aus dem Gesträuch kommt und mich erschießt, dann war es das. Ewig leben heißt nun mal nicht zwangsläufig unbegrenzt leben. Von unseren Freunden von ganz früher sind so viele nicht übrig: Atlan, Perry, Bully, Homer und ich. Okay, Icho Tolot auch noch, aber Tiff zählt nicht mehr. Und wir? Leben gegen alle Wahrscheinlichkeiten immer noch. Ich habe keine Ahnung, warum das so ist, aber alle anderen sind tot. Fellmer Lloyd, Ras Tschubai, Iwan Iwanowitsch Goratschin und noch viele mehr. Aber Langweile? Nein, bei mir nicht."

"Wie ist das bei den anderen? Die menschliche Lebenserwartung lag doch zu Rhodans Aufbruchzeiten bei 70 - 80 Jahren und nicht bei 600. Haben die eher Schwierigkeiten?"

"Hm. Perry und Atlan fallen aus dieser Betrachtung wohl raus. Ich glaube, die Zwei haben als kosmische Menschen eine andere Bestimmung. Atlan ist sowieso nicht so gestrickt wie wir. Und Perry? Der scheint mir ab und zu, als wäre er einer von der Sorte "Wenn ich keine Probleme habe, mache ich mir welche". Dummerweise sind die dann entstehenden Schwierigkeiten regelmäßig derart überdimensioniert, dass er da alleine nicht mehr rauskommt. Aber dafür hat er ja mich. Stände der jetzt vor dir, würde er ganz normal mit dir reden. Er nimmt zum Beispiel sogar Lehren von anderen an und würde sich mit dir hochinteressiert über die menschliche Psyche unterhalten. Wenn er aber zu dem Ergebnis kommt, dass seine Meinung die beste überhaupt ist, kannst du genauso gut gegen Wände reden. Dafür handelt er Verträge mit Kosmokraten aus, besiegt Superintelligenzen und ist auf eine noch im Detail zu klärende Art mit unserer Haus- und Hof SI ES verbandelt. Nein. Auf den passt das Wort Langeweile nicht. Ich glaube, der hat eine Schranke im Kopf, was dieses Thema angeht.

Icho Tolot? Haluter leben sowieso 3.000 Jahre lang, da kommt es auf ein paar Tausend mehr auch nicht an. Und Homer? Der ist trotz all der vergangenen Zeit immer noch ein Engländer, wie er im Buche steht. Und da klassische Engländer die Langeweile in Person sein können, fühlt der sich da höchstens zu Hause und hält alle anderen für Barbaren. Aber mit solchen Leuten kennt ihr euch hier ja aus. "

"Jetzt werd mal nicht frech. Außerdem fehlt da ja noch einer."

"Ja. Unser alter Freund Bully. Ein Mann aus den allerersten Anfängen. Ich glaube, Perry wäre ohne ihn nie soweit gekommen, wie er jetzt ist. Der Dicke hat die Bodenhaftung nie verloren und hat uns sicherlich mehr als ein Mal von unseren Wolken heruntergeholt und auf den Boden der Tatsachen gestellt. Sein Problem ist, dass er überall nur als die Nummer Zwei gilt. Mit entsprechendem Abstand zu unserem größten aller großen Meister. Im Regelfall gibt es immer die gleiche Aufgabenverteilung: Perry löst unterwegs die großen Probleme und Bully passt auf, dass daheim nichts anbrennt. Und: Er ist an der Reihe, wenn es gar nicht mehr weitergeht und darf dann dafür seinen Kopf hinhalten. Es ist ja nicht so, dass Bully vom Universum nichts mitgekriegt hat. Im Gegenteil, er hat eine immense Erfahrung und es gibt unterm Strich kaum Jemanden, der ihm über ist. Seine Bodenständigkeit ist seine Stärke, aber wohl auch sein Problem. Wenn es einen gibt, der das alles irgendwann mal Leid sein könnte, wird das Bully sein. Bestimmte politische Strömungen dürfte er circa 397 mal erlebt haben und es gibt keine Mode, die nicht mindestens 100 Mal da war. Ihm fehlt die kindliche Begeisterungsfähigkeit und manchmal die Neugierde, die einen Perry Rhodan antreibt. Aber ich denke, was ihn nun wirklich bedrückt, erzählt er dir am Besten selber. Weißt du, Bully und ich, wir sind uralte und dicke Freunde. Jeder von Beiden würde auf der Stelle alles hinschmeißen, um dem anderen zu helfen. Ich könnte dir noch tagelang über ihn Geschichte erzählen, aber das wäre zu subjektiv gefärbt."

Lee sah den Kleinen lange und nachdenklich an. Sie holte sich noch einen Kaffee und sage: "Das muss ich erstmal verarbeiten und auf die Reihe kriegen. Es kann sein, dass von mir später noch mehr Fragen zu diesem Thema kommen. Vielleicht stelle ich die aber auch Bully. Mal sehen."

Gucky lehnte sich zurück und meinte: "Ja, das kann ich nachvollziehen. Wie sieht es aus? Hast du noch etwas Zeit?"

"Ja. Heute Mittag muss ich spätestens zurück. Meine Patienten warten."

"Gut. Dann erzähle ich dir die beiden letzten Etappen vor der Halbzeit."

Lee nickte, trank einen Schluck Kaffee und schaltete ihr Aufzeichnungsgerät ein.

"Du erinnerst dich an Dao-Lin H'ay?"

"Das war die Kartanin. Die war doch von irgendeinem Typen gefangen genommen worden."

"Genau. Von dem Kaiser von Karapon. Und um den geht es hier."
Spoiler:
Gucky erzählt die Geschichte des Kaisers von Karapon:

Nicht nur Dao alleine war gefangen, sondern auch ihre Leute von ihrem Schiff, der MARA-DHAO. Aber natürlich war Dao die Hauptperson. Und: Sie war selbstbewusst. So Kerle wie Sar-Teh, der sowas wie ihr Hauptaufpasser und gleichzeitig Adjutant des Großadmirals Feng-Lu war, konnten sie keinen Millimeter beeindrucken. Der befragte sie zwar andauernd in Verhör - ähnlichen Situationen, erhielt aber immer nur die gleiche oder eben gar keine Antwort.

Dao lehnte sich beruhigt zurück. Dieser Knilch konnte ihr gar nichts, auch wenn er ihr die halbe Zeit mit Tod drohte. Darüber hätte sie mehr als einmal laut lachen können, denn wenn dieser Sar-Teh sie tatsächlich erschossen hätte oder auch nur den Versuch gestartet hätte, wäre sein Leben verwirkt gewesen. Denn erstens war Dao eine Wissende und mit dieser Selbstsicherheit sagte sie ihm, dass sie ihn jederzeit mit einem einzigen Wort ins Jenseits befördern könne.

Zum Zweiten und Wesentlichen sollte se dem Kaiser von Karapon, Thoy-P'ang vorgeführt werden. Der vermutete, dass Dao Wissen über die Perle Moto besaß. Diese Perle war ein Datenspeicher. Was darauf war, wusste aber niemand so genau. Nun besaß der Kaiser einen Teil dieses seltsamen Kunstwerkes und vermutete seinerseits, Dao wüsste, wo der andere Splitter sei. Zusammengesetzt konnte man das Ding in Betrieb nehmen. Jetzt darfst du dreimal raten, ach nein, einmal reicht, was der Kaiser mit Herrn Adjutanten angestellt hätte, wäre Dao als Leiche auf Karapon angekommen.

Richtig. Er hätte ihn ganz langsam auf kleine Scheiben geschnitten. Deswegen fand Dao die Bemühungen ihres Gegenübers höchstens als belustigend. Zumal sie in dieser Situation ziemlich viel über die Lage ihrer Gegner erfuhr. Zum Beispiel, dass sie einander misstrauten und in Machtkämpfen zerstritten waren, wie das in solcherlei totalitären Regimen so ist. Der Obermotz, hier eben ein Kaiser, misstraute alles und jedem. Die Chargen darunter machten sich allesamt lieb Kind bei ihm und gönnten sich das Schwarze unter den Fingernägeln nicht. Okay, hinter den Krallen in diesem Fall. Im Klartext gesagt: Sie waren einander spinnefeind. Jeder hätte den Anderen sofort geopfert, hätte man Vorteile darauf erzielen können.

Und der Kaiser? Ein absoluter Herrscher. Aber anscheinend war er nicht ganz so schlimm wie sein Vorgänger, eben sein alter Herr. Der war mal der Meinung, er hätte eine Lebensmittelvergiftung gehabt. In Folge ließ er Köche, Diener nebst Lieferanten bis hin zu den Erzeugern der Nahrungsmittel hinrichten. Einer musste ja Schuld sein, dass er fast beim Essen umgekommen war. Dabei wusste so gut wie jeder, dass seine geliebte kaiserliche Majestät sich nur überfressen hatte. Tyrannenstandarts eben. Das scheint eine universelle Konstante zu sein, ein Verhalten dieser Art.

Wie gesagt: So brutal war Thoy wohl nicht. Aber er musste stets auf der Hut sein, da so gut wie keiner seiner Vorgänger brav im Heiabett gestorben war. Alle ereilte ein gewaltsamer Tod. Und potenzielle Nachfolger gab es zu Hauf.

Das war nun die Situation zur Zeit der Ankunft von Dao und ihren Kartanin.

Du möchtest wissen, worin der Unterschied zwischen Kartanin und Karaponiden lag? Das hatten wir doch schon mal. Die Karaponiden waren ein Splittervolk der Kartanin, das sich während dieser ominösen 695 Jahre gebildet hatte und die Herrschaft über alle von ihrer Sorte anstrebte.

Nach der Ankunft auf Karapon wurde Dao ziemlich schnell dem erlauchten Kaiser vorgeführt und hätte das erste Zusammentreffen beinah nicht überlebt. Was aber nicht an Kaiser Thoy lag, sondern an Admiral Feng-Lu, der eigentlich Dao nur identifizieren sollte. Feng-Lu war nun nicht vorher informiert worden, was er denn beim Kaiser sollte. Er betrat also ohne Vorwarnung den Raum, sah Dao und gleichzeitig rot. Er schoss auf sie und hätte sie fast umgebracht.

Der Kaiser ließ einen Brüll von sich und der ebenfalls anwesende Kontrahent von Feng-Lu, Del-Mion, warf sich auf sie und rettete ihr wohl das Leben. Durch den Schrei des Kaisers wurden in Folge die Palastwachen munter, die den Herrn Großadmiral umgehend festsetzten. Dao hatte ein paar brennende Splitter an der Schulter abgekriegt und litt höllische Schmerzen. Natürlich ließ sie sich nichts anmerken. Wäre mir auch nicht anders gegangen. Man muss seinem Gegner ja nicht unter die Nase reiben, wie mies es einem geht.

Als sich alle wieder beruhigt hatten, sollte Dao verhört werden, wobei natürlich nichts Neues raus kam. Also ging es zu einer Kameradin in die Zelle. Sie wurde immer wieder geholt und befragt. Dao wusste nichts und sagte nichts. Ihr Beinahe - Mörder Feng-Lu hatte wohl großes Glück, dass er nicht hingerichtet, sondern nur degradiert wurde. Das, und die Tatsache, dass sein größter Konkurrent Del-Mion sein Nachfolger als Großadmiral wurde, veranlasste ihn, Plänchen zu schmieden. Er wollte die Gefangenen befreien und mit ihnen samt des hiesigen Bruchstücks der Perle Moto nach Ardustaar, hier besser bekannt als M 33 oder Pinwheel, fliegen. Dort wollte er Dao gegen das zweite Bruchstück der Perle eintauschen und mit Glanz und Gloria zu seiner kaiserlichen Majestät zurückfliegen. Der strahlende Sieger überreicht die vollständige Perle und wird rehabilitiert. Naja. Aber soweit waren wir noch nicht.

Dao wurde weiter verhört, in bessere Räumlichkeiten gesteckt und wieder verhört. Nützen tat's nichts. Sie erzählte dem Kaiser von ihrem Wissen über das Riesenschiff NARGA SANT, aber immer noch nichts über die Perle. Damit hatte sie ihn aber erstmal beruhigt, denn Thoy-P'ang vermutete dort das zweite Bruchstück der Perle. Er wusste nun, dass die NARGA SANT in zwei Teile zerbrochen war, von denen eines in einem Schwarzen Loch verschwunden war.

Am nächsten Tag zeigte er ihr eine seltsame Aufzeichnung, die augenscheinlich aus der BASIS stammte. Du weißt hoffentlich, wer Anson Argyris war? Genau, der ehemalige Chef der Freihändler und eigentlich ein Roboter. Der tauchte nun in diesem Bericht auf der BASIS auf und gab Hamiller den Auftrag NATHAN's, die BASIS zu dezentralisieren, also zu zerlegen. Sie erfuhr von Plänen der Karaponiden, die BASIS wieder zusammenzusetzen und ab ging's in die Zelle.

In der Folgezeit scharwenzelte seine Majestät immer weiter um Dao herum. Anscheinend war er von ihr fasziniert, weil sie mal eine Person war, die nicht vor ihm katzbuckelte. Passendes Wortspiel, nicht war? Er bot ihr sogar an, sie nach der Eroberung des kompletten Kartanin - Gebietes als Kaiserin einzusetzen, erntete dafür aber nur ein paar spöttische Blicke. Also: Ab in den Knast.

Wieder einen Tag später holte er sie wieder und wollte ihr in seinem privaten Studienzimmer die schwarzen Sternenstraßen näher bringen. Und er wollte ihr erklären, warum sie der Meinung waren, das Bruchstück der Perle wäre an Bord der NARGA SANT zu finden. Dazu sollte es nie kommen. Denn Feng-Lu schaffte es tatsächlich, in des Kaiser Räume einzudringen und ihn zu paralysieren. Das wars dann aber auch. Denn die Konkurrenz schlief nicht. Irgendwelche anderen Strolche folgen ihm, erschossen ihn samt Spannmann und es ging mit Dao, den anderen Gefangenen, seiner kaiserlichen Hoheit und dem vorhandenen Bruchstück der Perle zur MARA-DHAO, dem Schiff der Kartanin.

Da sie den Kaiser in ihrer Gewalt hatten, konnte man ihnen nicht wirklich etwas antun. Ihr verbliebene Gegner, der neue Großadmiral Del-Mion, versprach Dao und Co, er würde sie bis ans Ende Universums jagen, wenn es denn sein sollte. Er erntete aber nur ein mitleidiges Grinsen. Was konnte Del-Mion denn schon unternehmen? Die Kartanin besaßen seine Majestät und natürlich die Perle des Kaisers.

Das Gespräch mit dem Großadmiral endete. Zuvor konnte man noch erkennen, dass die Offiziere im Hintergrund diesen mit offener Wut anstarrten. Man mochte diesen Del-Mion nicht, wie es schien.

Die MARA-DHAO startete.

"Diese Dao- Lin-H'ay fasziniert mich. Ich hätte sie gerne kennengelernt", meinte Lee, als Gucky eine Pause einlegte. "Was ist aus ihr geworden? Hat sie diese Abenteuer überlebt?"

Gucky sah sie belustigt an. "Ein Trick durch die Hintertür, um etwas mehr zu erfahren, was? Keine Sorge, du musst dich schon noch etwas gedulden. Das ist wie im Märchen: Wenn sie nicht gestorben ist, dann lebt sie noch heute. Aber du kannst sitzen bleiben. Heute dauerts noch was. Es folgt der zweite Teil über Dao und die Perle."
Spoiler:
Gucky erzählt von der Perle Moto:

Eigentlich war alles bestens. Den Kaiser gefangen genommen, mit der MARA-DHAO ein gutes Schiff im Besitz und die Perle Moto war auch dabei. Natürlich nur die Hälfte, aber das war ja mehr als nix. Demzufolge war also Dao's Hauptbeschäftigung, seiner Hoheit ein paar Geheimnisse bezüglich der Perle abzuschwatzen.

Das klappte natürlich nicht, noch nicht mal mit Psi - Überwachung. Der Typ schien sein Gedanken extrem gut unter Kontrolle zu halten, so dass auch Dao's telepathisch begabte Kampfgefährtin Ge-Liang-P'uo keinen Millimeter weiterkam. Irgendwann erzählte der Kaiser etwas von einer auf eine bestimmte Art und Weise modulierte Hyperfrequenz, mit der man die Perle bestrahlen müsste, dann käme der Rest von ganz allein. Und einmal, ein einziges Mal passte Thoy-P'ang nicht auf. Denn unsere beiden Freundinnen merkten, das da etwas nicht stimmte. Hätten sie die von Thoy genannte Funkfolge abgespielt, hätte die Perle sich nicht geöffnet. Nein, die Bestrahlung hätte sie zerstört.

Dao wusste jetzt, dass sie dem Kaiser auf den bisherigen Wegen nie beikommen würde. Also passierte das, was bei uns immer passiert, wenn gar nichts mehr geht: Wird die Sache eklatant, ruf ich schnell einen Mutant!

Was sagst du? Für Shakespeare oder Goethe reicht das nicht? Jetzt werd mal nicht vorlaut! Wenn erwachsene Mausbiber reden, haben kleine Mädchen zu schweigen. Also: Lausche sie ehrfurchtsvoll und ergriffen weiter meinen Worten und unterbreche sie mich nicht! Sowas aber auch!

Nun, Ge-Liang-P'uo, meine Güte, diese Namen!, aber es sind eben Katzen und die sind die natürlichen Feinde der Mäuse, deshalb kann ich das auch nicht aussprechen. Aber an mir würden sie sich die Zähne ausbeißen, die Damen! Wo war ich stehengeblieben? Wird Zeit, dass ich eine Pause einlege, meine Stimmbänder wollen nicht mehr!

Also: Die Mutantendame konnte andere Wesen auch mit leichten Suggestiv - Impulsen bearbeiten und das funktionierte bei seiner Majestät dann auch prompt. Thoy stellte sich vor die Untersuchungsgeräte, spielte ein bisschen daran herum und siehe: Es klappte. Es wäre eigentlich ganz einfach, sagte er. Die Perle würde wie ein Hypersender funktionieren und begänne auf einen bestimmten Kode hin zu arbeiten. Das sei alles. Den Kode habe er im Übrigen von seinem Vater. Und da Dao nicht dumm war, hatte sie die Einstellung natürlich aufgezeichnet und war jetzt von dem ollen Tyrannen unabhängig. Dann signalisierte ihr ihre Kameradin Geli - warum bin ich darauf nicht schon früher gekommen, kannst du das mal sagen? Also, Geli teilte ihr mit, dass bei seiner Majestät alles in Ordnung war und sie ihn unter Kontrolle habe.

Dann wurde es allerdings interessant, als eine Stimme auf Interkosmo sagte, sie sei Ernst Ellert. Ich gehe jetzt mal davon aus, dass du weißt, wer das ist bzw. war. Wenn nicht, Namen merken und recherchieren. Wenn ich anfange, über den zu erzählen, sitzen wir in drei Monaten noch hier. In groben Zügen ist er bekannt? Sehr gut. Hier berichtete er zum Beginn seiner Ausführung von seinem Erscheinen samt der Perle Moto auf Luna. NATHAN liest den Amimotuo genannten Datenträger aus und erteilte danach Anson Argyris den Auftrag, sich zur BASIS zu begeben und Hamiller den Auftrag zur Dezentralisierung zu geben. Das sei für die Sicherheit der Menschheit unerlässlich. Erklärungen gab es natürlich nicht und der Widerstand Deightons nützte auch nichts. Unsereins war ja nicht vor Ort, um die Welt zu retten und das verkompliziert natürlich alles. Da kannst du mal sehen, was so passieren kann, wenn Gucky nicht dabei ist.

Naja, Ernst hatte sich auf diesem Wege vorgestellt, da bemerkte Dao, dass Thoy-P'ang plötzlich irgendwie in einer anderen Welt weilte und nicht mehr unter dem Einfluss Gelis stand. Er sah auf einmal so aus, als wöllte er die Perle zerstören. Der war völlig weg, der Kerl. Natürlich blieb die Perle heil, Thoy aber nicht. Sie ließen ihn daher zurück in seine Kabine bringen, aber nur, um später festzustellen, dass er sich selber getötet hatte. Kein Mitleid mit Tyrannen, mein Kind! Er hat lediglich das vollzogen, was ihm sowieso gedroht hätte, wäre er wieder auf Karapon erschienen. Außerdem erwartete er von seinen Soldaten in ähnlichen Situationen gleiches Handeln. Immerhin kriegte er eine schöne Raumbestattung, statt ihn in den Konverter zu schieben.

Und was machte die Perle? Mit unserem Ernst Ellert darin? Die berichtet, dass unser Freund auf der Suche nach Hilfe für Terra nach Kartan gelangte. Die Hohen Frauen wollten aber nicht so richtig, die ganz große Energie war mit dem Transport Hangays in unser Universum wohl erloschen. Also suchte man auf halbvergessenen Welten genügend Abenteurer und schickte sie an Bord der NARGA SANT. Das zig Kilometer lange Riesenschiff brach in Richtung Milchstraße auf, was dazu führte, dass Kartan sein Symbol, eben dieses gigantische Schiff nicht mehr hatte. Von nun an ging's bergab mit den Kartanin, konnte man sagen. Das einst so stolze Reich zerfiel.

Und die NARGA SANT? Es kam, wie kommen musste. In der Milchstraße legte man wenig Wert auf die Unterstützung von ein paar jungen Heißspornen. Die sahen das aber nicht ein und wollten sich über das Siragusa Black-Hole sozusagen hintenrum Zugang verschaffen. Das funktionierte natürlich auch nicht. Da ein Schwarzes Loch aber nun mal ein Schwarzes Loch ist, wirkten ungeheure Kräfte auf die NARGA SANT ein, sie zerbrach; ein Fünftel blieb hier und der Rest verschwand in dem Schwerkraftmonster. Natürlich zerbrach die Perle auch. Ernst konnte sich einen der Bruchteile schnappen, verschwand und der Bericht war endgültig zu Ende.

Dao war wieder in der Gegenwart angekommen. Sie regelte ein paar familiäre Dinge, trennte sich nach einigen Überlegungen zumindest geistig von ihrer Sippschaft und begab sich zu dem NARGA SANT Fünftel, um das zweite Bruchstück der Perle zu suchen. Nach einigem Durcheinander fand sie es und ging mit beiden Teilen auf große Fahrt in Richtung Milchstraße.


"Das war's", beendete Gucky seine Erzählung. "Dao war unterwegs zu Meister Perry und die Hälfte unserer großen Geschichte ist geschafft. Mit einem kleinen bisschen Sadismus kannst du sicherlich leben, so zum Beispiel, dass die Perle Moto zwar unterwegs in Richtung Heimat ist, aber immer noch niemand weiß, wozu sie eigentlich gut ist. Aber etwas Spannung muss ja erhalten bleiben. Sonst machts es ja keinen Spaß mehr."

"Es wäre wohl zuviel verlangt, wenn du mir vorab eine Kurz - Zusammenfassung von der ganzen Story lieferst und dann erst ins Detail gehst?" fragte Lee, allerdings ohne sich irgendwelche Hoffnung zu machen.

"Das glaubst du doch wohl selber nicht, oder? Sei froh, dass ich meinen Urlaub hier an dieser Stelle nicht abbreche und verschwinde. In fünf Jahren oder so käme ich dann wieder. Solange würdest du selbstredent auf dem größten aller Ilts warten, denke ich mal. Nein, das Einzige, was ich liefere, ist eine Ablieferung. Und zwar dich. In deinen Praxisräumen. Ich denke, deine Patienten brauchen dich noch irgendwann mal. Und vielleicht kommt die Tage ja nochmal dein prominentester Schützling vorbei."

Sprachs, ergriff Lees rechte Hand und teleportierte mit ihr mitten in ihr Behandlungszimmer. Und wie gehabt musste Lee sich nach der immer noch ungewohnten Transportmethode erst noch einige Zeit orientieren.

Gucky meinte derweil: "So. Ich habe erstmal genug geredet und mache jetzt einige Zeit wirklich Urlaub. Aber keine Sorge. Ich komme wieder. Dann geht's weiter"

Sprach, verschwand und ließ eine verwirrte Lee zurück.

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Marianne Sydow entführt uns für zwei Romane zu den Kartanin und das in vollendeter Form. Faszinierend beschreibt sie das Innenleben dieser Wesen, namentlich natürlich von Dao-Lin H'ay. Und ich habe jede Seite der Bände 1448 und 1449 genossen. Okay, Kaiser respektive Tyrannen funktionieren ähnlich wie bei uns, das scheint eine Art universelles Naturgesetz zu sein.

Dao zeigt uns, wie sie zunächst von ihrer Familie entfernt und dann auch noch von ihren Artgenossen. Wie zu erwarten war, ist die Perle Moto nun komplett. Wozu das Ding gut ist, wissen wir aber noch nicht. Von einigen wenigen Dateien abgesehen, scheint sie einfach nur schön zu sein. Aber dafür ist sie ja zu unserem größten aller großen Meister unterwegs.

Beide Romane sind auf eine Art geschrieben, die mich sofort vereinnahmt haben und ich es als schade empfand, dass ich zu schnell durch war. Mit Ernst Ellert und Kytoma werden uns zudem ein paar Namen und Brocken hingeworfen, die leider den armen Lesenden nicht näher gebracht werden. Es ist, wie bei PR üblich: Einige Fragen werden geklärt, dafür gibt es in Folge zehn neue. Nun geht's m nächsten Band, das soll aber keine Abwertung der anderen Autoren sein, wieder in die Niederungen des Kampfes gegen die Cantaro. Schade, ich hätte noch eine Weile bei Dao & Co bleiben können.

Wenn von den aktuellen Autorinnen und Autoren jemand in der Lage ist, derart mit Dao und den Kartanin umzugehen, darf sie jederzeit gerne zurück kommen. Ja, ein solcher Versuch ist mit Alaska Saedelaere ziemlich schief gegangen, bis er bei MAH in guten Händen war. Aber wenn man es nicht ausprobiert, erfährt man es nicht.
:nixweis:

Auf der LKS geschah etwas Erwähnenswertes: Der alte Leserbriefonkel Ernst Vlceck übergab den Staffelstab für die Leserbetreuung an Jemanden, der eine gefühlte halbe Ewigkeit diesen Job übernehmen sollte und ohne den man sich diese Seiten nicht mehr vorstellen konnte. Ob AE damals wohl schon ahnte, wie lange er diesen Job ausüben sollte?
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Re: Klassiker - Cantaro

Beitrag von Scrooge »

Ja, das sind großartige Romane. Qualitativ sind m.E. Mariannes Romane, insbesondere seit den 1300ern, den Werken eines Willi Voltz ebenbürtig. Es ist ein Jammer, dass sie am Ende der 1500er die Serie verlassen hat.
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R.B.
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Re: Klassiker - Cantaro

Beitrag von R.B. »

Halbzeit

Zeit für ein erstes Resümee. Bis jetzt hat mir das alles bis auf wenige Ausnahmen gut gefallen. Das Zykluskonzept stimmt und daher macht es Spaß, die Handlung zu verfolgen. Mit dem Transport der Galaxis Hangay in unser Universum war ein Punkt erreicht, der kaum noch zu toppen war und die "Verschwörung der Autoren" (Kurt Mahr im PR Computer Band 1450) kam zum richtigen Zeitpunkt. Die damals wohl ursprünglich geplante Finale Konklusion als Vereinigung zweier Universen wäre wirklich eine Nummer zu groß gewesen.

Ich erinnere mich noch genau an mein Empfinden, als der Zyklus damals losging. Abgeschottete Milchstraße, keiner kommt rein, keiner kommt raus, der Teufel in Terras Hallen und dann irgendwann zu Beginn dieser Spielzeug - Cantaro...

Das hatte schon was und das ist immer noch da. Natürlich sind mittlerweile ein paar Erklärungen abgeliefert worden, aber eben nur wohl dosiert und wohl ebenso natürlich tauchen in Band 1449 mit Ernst Ellert und Kytoma zwei Namen auf, die die geneigten Lesenden neugierig werden lassen. Ob ich in 50 Bänden noch genauso begeistert bin? Ich lasse mich mal überraschen. Bis jetzt gehört der Cantaro Zyklus zu den ganz Großen der Reihe.

Ich brauche jetzt erstmal ein Pause. Ab und zu muss man mal was anderes lesen, außerdem habe ich noch keine Ahnung, wie meine Geschichte weitergeht. Aber da mache ich mir weniger Sorgen, da fällt mir sicherlich noch was ein.
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Re: Klassiker - Cantaro

Beitrag von R.B. »

Band 1450 - Die Herren der Straßen - ist von H.G. Francis, erschienen am 06.06.1989
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Lee war enttäuscht. Nachdem sich weder Gucky noch Reginald Bull in den folgenden drei Wochen blicken ließen, begab sie sich zu der Stelle, an der die zwei Minibeiboote ihrer Gäste gestanden hatten. Und? Nichts. Beide Schiffe waren verschwunden, natürlich samt ihrer Besitzer. Die waren ebenfalls weg, ohne ein Wort verloren zu haben.

Ich dachte, da wären Freundschaften geschlossen worden. Aber anscheinend bin nur Irgendwer von diesem seltsamen Hinterwäldlerplaneten und noch nicht mal ein Tschüss oder so wert, ging ihr durch den Kopf und sie fand das alles mehr als frustrierend. Ohne den Halt, den John ihr gab, wäre das alles noch enttäuschender geworden.

Drei Monate später traten Bull und der Ilt langsam aber sicher in den Hintergrund und sie wurde wieder lebensfroher. "Sie sind eben unsterblich und ticken anders als unsereins", hatte John ihr gesagt. "Sei lieber stolz, dass du sie so gut kennenlernen durftest!"

Wo John Recht hat, hat er Recht!, dachte sie und kümmerte sich wieder um ihre Patienten und ihre abgeschiedene Welt. Zum Teufel mit der hohen Politik. Man hatte hier auf Newengland genug mit sich selber zu tun. Immerhin hatte man sich auf Neuwahlen in vierzehn Monaten geeinigt. Das dauerte ihr zwar alles viel zu lange, aber man war ja schließlich auf Newengland und da wollte gut Ding eben Weile haben.

Dann passierte es doch: Vier Monate und fünfzehn Tage nach dem Verschwinden ihrer vermeintlichen Freunde saß sie noch an ihrem Schreibtisch und machte sich noch ein paar Notizen zu ihrer letzten Patientin, einer ziemlich abgerissen aussehenden Vierzehnjährigen, die nach dem Tod ihres Vaters mit ihrem Leben nicht mehr klar kam. Danach galt es, noch ein paar Vorbereitungen für ihre morgen stattfindenden Termine zu treffen und es ging in den Feierabend. John war noch in Sachen Politik unterwegs und so freute sie sich auf einen ruhigen Tagesausklang.

Gerade, als sie dem Rechner den Ausschaltbefehl geben wollte, klopfte es an die Eingangstür ihrer Praxis. Bei dem Blick auf den Bildschirm auf ihrem Schreibtisch wäre sie fast vom Stuhl gefallen

"Ich bin deinem Rat gefolgt", sagte Reginald Bull nach der Türöffnung ohne Vorwarnung . "Ich war auf Terra in Omaha Beach bei meinem Vater, habe drei Tage im Gras neben der Stehle gesessen und mich mit ihm ausgesprochen. Mittlerweile bin ich überzeugt, dass er ganz zufrieden mit seinem Sohn ist. Auch wenn es natürlich viel zu lange gedauert hatte, bis wir endlich miteinander reden konnten. Aber alte Trottel wie ich bleiben eben alte Trottel. Und wenn du mir jetzt ein paar scheuerst, weil ich einfach so abgehauen bin, hab ich das mehr als verdient. Ansonsten hätte ich gerne einen guten Kaffee."

Lee gab ihn tatsächlich einen leichten Klaps auf den Hinterkopf. "Eigentlich hättest du eine ganze Tracht Prügel verdient, Reginald Bull", eröffnete sie ihm, ließ ihn hinein und holte das erbetene Heißgetränk.

"Schwarz, stark und ohne Zucker", sagte sie, setzte sich Bull gegenüber und sah ihn an.

"Gucky lässt dich herzlich grüßen. Er wäre gerne hier, gab er mir mit auf den Weg, aber er müsse zuerst mal wieder die halbe Milchstraße retten. Sobald er das geschafft hat, kommt er nach, soll ich dir ausrichten.

Nein, im Ernst: Entschuldige bitte. Uns ist ein Einsatz in die Quere gekommen. Es war wie so häufig: Natürlich war alles schon vorgestern vonnöten und die ganze Chose ist ebenso natürlich streng geheim. Außer meinem Wort, dass es absolut nichts mit dir oder Newengland überhaupt zu tun hatte, kann ich dir leider nichts sagen. Aber ich soll die angefangene Cantaro - Geschichte weiter erzählen, meinte der Kleine."

Lee seufzte. "Dann will ich dir das mal glauben", sagte sie , schaltete das Aufnahmegerät ein und lehnte sich zurück.

"Stell dir vor", begann Reginald Bull, "du wärest mit zwei anderen Menschen zusammen als Dreiertrupp in einem Gefangenenlager. Nimm von mir aus John und deinen Kneipenwirt, diesen McSowieso. Und dann kommt jemand und pickt ausgerechnet dich aus über zehntausend Häftlingen raus und nimmt dich mit ins Ungewisse:"
Spoiler:
Reginald Bull erzählt die Geschichte von den Herren der Straßen:

Genauso erging es Jesco Tomaskon. Er unterhielt sich mit seinen zwei Kameraden über Sinn und Zweck des Lagers auf Uulema. Uulema war eine erdähnliche und mit jeder Menge Sauriern und schrägem Getier bevölkerte Welt. Das heißt, aktuell waren noch ein paar andere Wesen vorzufinden. Hauptsächlich waren es Abkömmlinge der alten Lemurer, also Terraner, Arkoniden, Akonen, Aras und so weiter. Vereinzelt mochte man auch Unither und andere gefunden haben, aber das Gros wurde von den Lemuroiden gestellt.

Die drei beobachteten, wie Riesenmengen an Material geliefert wurde, das offenbar für die Errichtung einer richtig großen Hyperfunkstation und einer Gen - Fabrik diente. Einerseits war man nun froh, dass die Cantaro noch anderweitig beschäftigt waren und keine Zeit hatten, sich ausgiebig mit ihnen zu befassen. Andererseits verfolgten sie mit wachsendem Unbehagen, wie umfangreich die Lieferungen waren.

Sie rechneten sich aus, wie lange es wohl nach der Fertigstellung dauern würde, bis sie in puncto genetischer Spielchen an der Reihe wären und wollten es so genau gar nicht wissen. Ja, und dann stand auf einmal Veegran, der Kommandant der Cantaro auf Uulema vor ihnen. Und nahm Jesco Tomaskon mit.

Dass auf Uulema außer den Gefangenen sowie ein paar Cantaro noch einige weitere Leute zu finden waren, wusste Veegran erstmal nicht. Namentlich wären hier Homer G. Adams, selbstverständlich Gucky und unser Freund Pedrass Foch zu nennen. Natürlich gab es noch ein paar mehr, aber ich und Namen behalten so wie Gucky? Keine Ahnung, wie der das macht. Bully und sich anderer Leute Namen merken, da treffen zwei Welten aufeinander.

Auf jeden Fall gingen Gucky und Pedrass Foch in getrennte Einsätze, wobei der Kleine relativ schnell einen Sack voller Probleme bekam. Seine Parakräfte waren massiv beeinträchtigt und er litt unter Erschöpfungszuständen, ohne dass er feststellen konnte, warum dem so war. Es ging alles etwas langsamer bei ihm.

Unterdessen wurde Jesco Tomaskon von Veegran in ein provisorisch errichtetes Gebäude geführt. Ich kann mir nicht vorstellen, dass es ihm besonders gut ging, als er im Inneren des Objektes eine rötlich pulsierende Masse durch ein paar Rohre fließen sah. Ich denke, er wird gemutmaßt haben, der er jetzt wisse, wo die in der Vergangenheit bereits abgeholten Gefangenen gelandet waren. Als rötlich pulsierende Masse in ein paar Rohren. Dann merkte er plötzlich, wie etwas seinen Kopf berührte. Er verlor die Gewalt über seinen Körper und befürchtete sein Ende.

Nun wussten weder der Cantaro noch Tomaskon, dass sie von Gucky beobachtet wurden. Unserem kleinen Freund ging es nach wie vor nicht gut. Inzwischen war ihm, als ob jemand das Blut aus seinen Adern saugen würde. Daher war er auch nicht in der Lage, Tomaskons Gedanken zu lesen. Bei dem Cantaro hätte das sowieso nicht funktioniert, aber bei Jesco? Er beobachtete sie noch eine Weile, dann waren sie aus seinem Gesichtsfeld verschwunden.

Pedrass Foch war mit seinen Leuten nach einigen Aktionen in den Besitz eines Datenträgers gekommen. Als Homer und seine Leute das Teil in ihrem Versteck ausgelesen hatten, stellten sie mit großem Schrecken fest, dass die Cantaro drauf und dran waren, ihre Station mitsamt der darin befindlichen Rebellen zu finden. Also griffen Foch und noch einige weitere Kameraden die Baumaschinen an, bei Gucky reichte es noch zur Zerstörung einiger Schirmfeldgeneratoren und die meisten der Häftlinge gelang die Flucht. Dabei war auch Jesco Tomaskon, der auf einigen Umwegen bei den WIDDER - Agenten gelandet war und vorher noch mitgeholfen hatte, einen Spion der Cantaro zu enttarnen und unschädlich zu machen.

Wir, das heißt Perry und Co, saßen auf Phoenix und bekamen von der ganzen Misere nichts mit. Bis auf einmal ein Mayday - Ruf von der QUEEN LIBERTY, Homers Flaggschiff, bei uns einging. Man brauchte Hilfe. Sofort. Was natürlich nicht ging, weil so gut wie alle Schiffe im Ruhezustand waren und gerade gewartet wurden. Nur die BLUE JAY unter Reno Yantill konnte sofort losfliegen. Er verschwand umgehend Richtung Uulema.

Vor Ort ging es Gucky immer noch nicht besser. Er hatte zwar Veegran samt einiger Datenträger ausfindig gemacht und auf die mittlerweile aufgetauchte HALUTA entführt, aber das wars dann auch. Der Kleine vegetierte nur noch vor sich hin und wurde immer weniger.

Da konnte es uns auch nicht begeistern, dass wir den Cantaro endlich mal eine Schlappe beigebracht haben. Sie hatten sich zurückgezogen. Natürlich gaben wir Fersengeld und verschwanden in Richtung Arhena, einer Ödwelt in einem System in M 55. Anschließend trompeteten wir unseren Sieg über die Cantaro in die ganze Milchstraße hinaus. Sie waren eben doch besiegbar.

Gucky wurde ging es immer schlechter und wir begannen, uns ernsthaft Sorgen um ihn zu machen. Sogar in der Medostation konnte man ihm kaum helfen. Der Zellaktivator nützte seltsamerweise auch nichts. Wir wussten bald nicht mehr weiter.

Wer auch nicht mehr weiter wusste, war Jesco Tomaskon. Denn ihm war mittlerweile klar geworden, was die Cantaro mit ihm angestellt hatten, als er neben Veegran aus den Latschen gekippt war. Man hatte ihn umgedreht und einen Spitzel der Cantaro aus ihm gemacht. Die Anwesenheit Veegrans hatte ihn angeknipst, wenn man so will. Ob er wollte oder nicht: Er musste ein Hyperfunksignal absetzen und er musste gehorchen. Auch wenn es dazu führte, dass er einen Kameraden umbrachte.

Bei uns stand die Sorge über Gucky über allem. Wir hätten wer weiß was gegeben, wenn wir ihm hätten helfen können. Konnten wir aber nicht. Und Perry durfte zu allem Überfluss auch noch Veegran verhören, wobei er eine handfeste Überraschung erlebte. Die Herren der Straßen werden dich besiegen, sagte der Cantaro. Sie werden dich einfach zertreten. Wie Ameisen. Dann explodierte Veegran.

Gucky wurde schwächer und schwächer. Es hat keinen Zweck mehr, brachte er mühsam hervor. Alles geht einmal zu Ende, sagte er. Hoffnung gab es keine mehr. Er lag im Koma, seine Vitalfunktionen erloschen. Schluss. Aus. Vorbei.

Dann geschah das Unwahrscheinliche. Eine junge Frau hatte Jesco Tomaskon entdeckt, ihn entlarvt und erschossen, als er ihr ans Leben wollte. Das war Gucky Rettung. Langsam, aber sicher wurde er wieder lebendig. Perry wischte sich die Tränen aus den Augen.
"Das war wohl knapp, was?", fragte Lee.

"Das kannst du wohl sagen. Hätte diese junge Kybernetikerin nicht den umgedrehten Tomaskon entlarvt und hätte dieser nicht seinen Befehlen gehorcht und versucht, die Frau zu töten, wäre der Kleine gestorben. Trotz Zellaktivator. Relativ ist eben relativ. Irgendwann werden wir wohl alle vor unserem Schöpfer oder wem auch immer stehen. Manche früher, manche später. Aber letztlich gehen wir alle den gleichen Weg."

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Der Roman hat mir grundsätzlich gefallen. Grundsätzlich war er gut. Aber eben nur grundsätzlich. Der Reihe nach:
H.G. Francis schildert die Abenteuer auf der Cantaro - Welt Uulema und man fragt sich die ganze Zeit, warum zum Teufel dieser Roman eigentlich "Die Herren der Straßen" heißt.

Homer G. Adams und sein Einsatztrupp, zu dem immerhin neben Gucky auch Haudrauf Pedrass Foch zählt, wollen den Cantaro nach bester Partisanen - Art einen Schlag verpassen. Natürlich werden sie zunächst fast und später dann richtig entdeckt, aber man weiß sich zu wehren. Häftlinge werden befreit und damit das alles nicht zu einfach wird, hat Gucky ein Problem. Zunächst macht sich das nur mit einer allgemeinen Müdigkeit und abnehmenden Psi - Fähigkeiten bemerkbar, später geht's ihm dann wirklich ans Leben. Das hat H.G. Francis sehr gut beschrieben, zumindest bei mir ist das gut angekommen und ich habe direkt mit gefiebert, obwohl mir natürlich klar ist, dass der Kleine das übersteht. Aber damals war ja eben erst Waringer gestorben und wer weiß schon, was sich in den Köpfen von Perry Rhodan Autoren sadistisches abspielt?
:D
Kurz vor Ende des Roman erfahren wir dann auch, warum er so heißt, wie er heißt. Wir wissen also jetzt, dass es noch eine den Cantaro übergeordnete Instanz geben muss. Auch wenn wir bis jetzt nur den Namen kennen, wird klar, dass die Cantaro nicht der Weisheit allerletzter Schluss sind. Und denen kann man durchaus heftige Nadelstiche verpassen.

Was mir aber damals schon nicht gefallen hat, ist die Tatsache, dass Bully nicht an Guckys Krankenbett stand. Die Möglichkeit hätte er gehabt, die CIMARRON war immerhin mit dabei. Nach der Flucht von Uulema war man zudem nicht mehr im unmittelbaren Einsatz. Die Freundschaft zwischen Bull und dem Ilt wurde auch seinerzeit als eine besondere bezeichnet. Und dann hat der nicht alles liegen und stehen gelassen? Wie hätte unser größter aller großen Meister das Bully denn rübergebracht? "Ach, übrigens, ich habe vergessen, dich zu informieren. Gucky hat sich bei seinem Einsatz einen weg geholt. Er lag auf unserer Medostation und jetzt ist er tot." Oder was?

Merke: Auch damals war nicht alles besser.
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Re: Klassiker - Cantaro

Beitrag von Andreas Möhn »

thinman hat geschrieben: 19. April 2023, 17:24 Wann war eigentlich der recht freizüge Comic auf der LKS, der mit einer Verurteilung einer Träumenden durch hypermorlaische Extraterrestische endete?
Weiß nicht. Aber im Zuge des Cantarozyklus bekamen wir auf der LKS ja noch den legendären "terranischen Neunundsechziger" geboten.
:D
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Re: Klassiker - Cantaro

Beitrag von R.B. »

Zwischenspiel:

"Du meintest, dein Vater wäre ganz zufrieden mit seinem Sohn," sagte die Therapeutin und sah Reginald Bull an.

Der wusste zunächst nicht so ganz, wie er anfangen sollte.
"Nun ja", er zögerte. "Zuerst war das eine ziemlich einseitige Geschichte. Ich saß da bei schönstem Frühlingswetter und erzählte aus meinem Leben. Von meinem mehr als unwahrscheinlichen Glück - oder Unglück, wie man will - ein so langes Leben haben zu dürfen. Von meinem Respekt vor ihm und seinen Kameraden, die zur Schaffung einer freieren und besseren Welt in diesem Krieg gestorben sind. Und dass er mir gefehlt hat."

"Hattest du das Gefühl, dass etwas davon angekommen war?"

"Ja. Als ich sagte, dass ich hin als Kind vermisst hatte, saß er auf einmal neben mir. Ich hatte ein Gefühl wie damals, als Delorian Rhodan mir seine Ideen von seinem eigenen Weltall, dem Neuroversum, schilderte. Ich sah in eine Traumwelt hinein, die ich mit meinem Geist steuern konnte. Dort war alles möglich. Wirklich alles. Man konnte die Toten wieder auferstehen lassen, wenn man wollte. Da hatte ich meinen Vater gesehen. Genauso wie jetzt an der Stehle am Omaha Beach. Er saß neben mir und antwortete."

"Hattest du das Gefühl einer körperlichen Anwesenheit?"

"Schwer zu sagen. Zwischen uns war eine Art Schild, der nicht zu überwinden war. Jetzt kann man natürlich der Meinung sein, dass an einem solchen Ort mit KI und allerlei Spiegeltricks gearbeitet wird, aber ich denke, das hätte ich gemerkt. An diesem Ort wird nicht nur dem letzten großen planetarischen Krieg auf der Erde gedacht, sondern die Stehle ist ein Mahnmal gegen Krieg und kriegerische Auseinandersetzungen jeglicher Art - aus grauer Vorzeit bis zum heutigen Tage. Es ist ein Erinnerungsort für Angehörige, Nachfahren und Freunde, der vor vielen Jahrhunderten von einer Stiftung nach dem Dolan - Krieg errichtet wurde. Leider muss hier immer noch aktualisiert werden. Die Stiftung ist nach wie vor noch die gleiche und das Kuratorium schwört Stein und Bein, dass hier alles mit rechten Dingen zugeht.

Ich war auch nicht er Einzige vor Ort, ich gehe von so fünfzig bis sechzig Leuten aus. Alle Anwesenden sitzen für sich einfach so im Gras, sie sind aber durch ein Zerrfeld sichtgeschützt. Wenn man abends bei einem Glas Rotwein zusammensitzt, redet man über den Tag. So ungefähr 10 Prozent der Besucher haben das Gefühl, dass die Person, wegen der sie vor Ort sind, auf einmal neben ihnen sitzt. Ich war einer von denen."

Reginald Bull holte tief Luft.

"Der Besuch war sehr wertvoll für mich, daher schulde ich dir meinen Dank," sagte er zu Lee. "Denn ich habe etwas gelernt und begriffen. Als mein Vater mir eröffnete, dass aus mir ja nun auch ohne ihn etwas geworden wäre, wurde mir zum ich weiß nicht wievielten Male klar, dass ich nicht nur wie meine Mutter funktionieren muss. Dass Auszeiten sinnvoll und wichtig sind. Und deshalb sitze ich jetzt wieder hier."

Lee nickte und sah ihr Gegenüber an. "Dann hat sich unsere erste Sitzung gelohnt", sagte sie. "Zeit für sich selber ist ab und zu das Wichtigste im Leben."
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Andreas Möhn
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Re: Klassiker - Cantaro

Beitrag von Andreas Möhn »

Korrekturhinweis: Die offizielle Schreibweise ist Stele.
Die Sternenflotte bestätigt hiermit, dass im Rahmen der Erstellung dieses Beitrags kein Rothemd erschossen, erschlagen, verstrahlt, zerstückelt, gefressen, liquidiert, aufgelöst, transporterverunfallt noch in irgendeiner anderen Weise an Leib, Leben und/oder psychischer Gesundheit geschädigt wurde.
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R.B.
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Re: Klassiker - Cantaro

Beitrag von R.B. »

Andreas Möhn hat geschrieben: 22. Mai 2023, 17:41 Korrekturhinweis: Die offizielle Schreibweise ist Stele.
Danke für den Hinweis! Man lernt nie aus. Und auf Korrekturprogramme kann man sich auch nicht mehr verlassen!
:D :D :D

Aber klar: Stehle hat eher was mit stehlen zu tun. Wer denken kann, ist deutlich im Vorteil.
:D :D :D
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Re: Klassiker - Cantaro

Beitrag von R.B. »

Band 1451 - Die Siragusa - Formeln - ist von Robert Feldhoff, erschienen am 13. Juni 1989
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"Ich gehe mal davon aus, dass der bisherige Fokus der Geschichten auf einer Außenbetrachtung der Milchstraße lag und dass sich das jetzt nach innen verändert", meinte Lee zu ihrem Geschichtenerzähler.

"Grundsätzlich ja. Aber so schnell schießen die Preußen nun auch wieder nicht, das..."

"Wer schießt?" unterbrach Lee mit etwas ratlosem Gesicht ihr Gegenüber.

"Die Preußen. Das ist eine Redensart aus steinzeitähnlichen Zeiten über einen präatomaren Menschenschlag auf der alten Erde. Die waren ziemlich obrigkeitshörig und dazu militaristisch angehaucht, daher kommt dieser Spruch."

"Hm. Ich weiß ja nicht viel aus dieser uralten Zeit, aber alleine das, was du mir hier erzählst reicht schon, um heilfroh zu sein, dass ich hier und heute lebe. Wie habt ihr das damals eigentlich ausgehaltern?"

"Stellenweise war es schlimm. Sinnlose Kriege, sinnlose Umweltverschmutzung und wenn man auf einem falschen Fleck der Erde geboren wurde, konnte man schnell zu der Meinung kommen, dass das Leben auch sinnlos war."

"Was wäre denn eigentlich passiert, wenn ihr auf dem Mond keine Arkoniden gefunden hättet? "

"Keine Ahnung. Und ich glaube, ich will das auch gar nicht so genau wissen. Eine Zerstörung der Erde durch einen Atomkrieg wäre ein schneller Abgang geworden. Ich fürchte, schlimmer noch wäre es auf Dauer sogar noch ohne ein rasches Ende gekommen. Unsere alte Heimat wäre nach und nach durch zunehmende Umweltverschmutzung alleine durch das Verbrennen fossiler Energieträger vor die Hunde gekommen. Was dann passiert wäre, stelle ich mich lieber nicht vor. Weißt du, manchmal frage ich mich, ob die Affen vor Urzeiten nicht besser auf den Bäumen geblieben wären. Denn, sei mal ehrlich, sind wir heute soviel besser? Kriege gibt es immer noch, okay, nicht mehr wegen Hautfarben oder Religionen, dafür aber zum Beispiel um Bodenschätze."

"Davon hört man aber doch nicht allzu viel. Ich meine, Nachrichten kommen ja auch bei uns an."

"Oh, das läuft auch nicht mehr in offenen Raumschlachten wie früher. Das geht sozusagen hintenrum. Unter Ausschluss der Öffentlichkeit. Aber glaube mir, unter der Decke brodelt es überall ganz gewaltig. Es dreht sich in den weitaus meisten dieser Fälle um Macht. Ganz einfach nur um Macht, das wird den Leuten natürlich unter einem anderen Deckmäntelchen verkauft. Nein, viel schlauer geworden ist die Menschheit nicht unbedingt geworden."

"Dabei sollte man meinen, dass solche Unterdrückungsszenarien über ein paar Jahrhunderte hinweg zur Vernunft führen", sinnierte Lee. "Damit sind wir wieder bei deiner Geschichte. Es geht also doch nicht innerhalb der Milchstraße weiter?"

"Zunächst mal nicht. Truppen wurden gesammelt, Wunden wurden geleckt und wir überlegten, wie wir am Besten vorgehen würden. Ab und zu sollte auch noch Hilfe von außen kommen. Womit wir beim Thema wären. Dao-Lin H'ay und ihre Kartanin waren mit der Perle Moto in Richtung Milchstraße unterwegs."
Spoiler:
Reginald Bull erzählt die Geschichte von den Siragusa-Formeln:

Die Perle Moto hatte die Form eines Eis, war vierzehn Zentimeter hoch und acht Zentimeter breit. Sie wirkte perfekter als perfekt. Sie war in 65536 Facetten gegliedert, von denen sich jede Einzelne wiederum in die gleiche Anzahl Mikrofacetten gliederte. Dao-Lin-H'ay hielt das Teil in der Hand und fragte sich zum wiederholten Mal, ob das Ding die Mühe wert war. Für diesen Kristall hatten Millionen Intelligenzen ihr Leben verloren.

Jetzt waren sie an Bord der MARA-DHAO im Besitz des Eis und unterwegs in Richtung Milchstraße, um es den Terranern zu übergeben. Das sollte in der Hoffnung geschehen, dass man dort mit der Perle etwas mehr anfangen konnte als anderswo. Aber das sollte die Kartanin nicht davon abhalten, selber tätig zu werden.

Sie wussten, dass die Perle mit Strahlen aus dem hyperenergetischen Spektrum berieselt werden musste. Der Haken an der Sache war, dass die Anzahl möglicher Kombinationen so gut wie unendlich war - mit Wundern durfte daher nicht gerechnet werden. Daher war das Staunen groß, als Dao schon nach zwei Tagen einen Anruf erhielt. Die Perle hätte reagiert, sagte man ihr.

Es war nicht viel, aber immerhin hatte man ein paar Daten gefunden. Kein Ton, kein Bild, nur ein paar wirr aussehende Informationen, die über den Bildschirm flimmerten. Ab in den Syntron damit, das war klar, und eine halbe Stunde später lag das erste Ergebnis vor. Es waren Koordinaten, ein ebenfalls vorgefundenes Gleichungssytem und ein Wort: Yttra. Eine Weile später, für die damaligen Hochleistungs - Syntrons eigentlich eine Ewigkeit, hatten die Rechner den Bezugspunkt des Koordinatensystems ermittelt. Es war ein Punkt im Leerraum, ein paar hunderttausend Lichtjahre von Terra entfernt. Genau an diesem Punkt lag ein Schwarzes Loch. Point Siragusa.

Natürlich gab es jetzt ein neues Ziel. Es ging nicht mehr irgendwie Richtung Milchstraße, sondern zu dem Ort, den man man aus der Perle Moto herausgekitzelt hatte. Sie sahen sich die Gleichungen näher an und stellten fest, das sie den Zustand innerhalb eines solchen Schwarzen Lochs beschrieben. Sie bekamen den Namen Siragusa - Formeln und, jetzt wird es ein wenig kryptisch, es handelte sich um sechzehn nichtlineare Differenzialgleichungen mit hyperkomplexen Variablen, die ein in sich logisches System darstellten.

Alles klar, Lee? Mach dir keine Sorgen, ich kapiere sowas die halbe Zeit auch nicht. Dafür gibt es Fachleute. Man braucht nicht alles zu wissen, man muss nur einen kennen, der es weiß. Reicht völlig aus. Auf jeden Fall beschrieben die Formeln die Zustände unterhalb des Ereignishorizontes des Schwarzen Lochs am Point Siragusa. Es gäbe da einen eigenen Mikrokosmos und man erhielt Ansatzpunkte dafür, wie dieses Schwarze Loch manipuliert werden konnte, um es als Einstein-Rosen Brücke zu benutzen.

Natürlich wollte Dao in das Black Hole hinein. Und ebenso natürlich war der ganzen Besatzung der MARA-DHAO nicht wohl dabei. Aber was solls. Der Kleine würde jetzt sagen: Stell dich nicht so an, ein bisschen Schwund ist immer. Also flog man mit gemischten Gefühlen in das Schwarze Loch hinein. Sie fanden genau das vor, was uns in den letzten Geschichten schon geschildert wurde: Alles war irgendwie milchig - weiß, eine einheitlich Suppe und nach einigem Suchen fand man die Schaltstation.

Sie drangen ein und fanden erstmal keine Besatzung. Nur ein paar nervige Wartungs- und Reinigungsroboter wuselten herum und griffen sie sogar an. Das war selbstredent zwecklos, mit den Dingern wurde man spielend fertig. Die danach gefundene Zentrale war auch leer und alles deutete darauf hin, dass die Station automatisch gesteuert wurde. Nur wie?

Aber immerhin stellte Dao fest, dass sich hinter dem Begriff Yttra, den sie aus der Perle hervorgelockt hatten, das zentrale Steuergehirn der Anlage verbarg. Obwohl Yttra sie nun als berechtigte Besucher einstufte, gab es noch den einen oder anderen Durcheinander mit einem Haufen Reinigungsroboter, die aber nie wirklich gefährlich werden konnten.

Wenn ich eben gesagt habe, das Ding wäre leer gewesen, stimmte das nicht so ganz. Grade, als Dao-Lin-H'ay mit Yttra konferierte, stand auf einmal die Projektion eines Nakk vor ihr. Der Nakk schimpfte in der Sprache der Cantaro herum, schoss auf etwas, dass niemand sah, schimpfte weiter und verschwand. Was das sollte, blieb völlig unklar.

Sie vergaßen den Nakk. Sie hatten auch allen Grund dazu, denn von jetzt auf gleich erschienen drei terranische Raumschiffe in der Ortung. Es handelte sich um Julian Tifflor mit seinen drei Schiffen, der ja bekanntlich bei den Anoree, den Vorfahren der Cantaro, unterwegs gewesen war. Sie trafen sich, erzählten sich ihre Geschichten und wurden erneut von der Ortung unterbrochen. Ein Fragment war aufgetaucht. Ein Bruchstück eines terranischen Schiffes. Tifflor und seine Leute identifizierten es. Es gehörte zur SORONG. Die SORONG war das Schiff von Nikki Frickel. Tifflor wurde schlecht. Ein Irrtum war nicht möglich.
"Das sieht fürs nächste Mal nicht so gut aus, wie?", fragte Lee.

"Leider kann es nicht immer nur gradlinig vorwärts gehen", erhielt sie als Antwort.
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Ein Roman mit Dao-Lin-H'ay, der nicht von Marianne Sydow stammt? Kann das gutgehen? Ja, denn der Autor heißt Robert Feldhoff. Robert schafft es, hier einen guten Roman zu schreiben. Dao nimmt man ihm ab und obwohl in Band 1451 eigentlich nicht viel passiert, ist das Teil gut lesbar.

Die Kartanin waren im Besitz der Perle Moto, entdeckten sogar eine Datei, flogen ins Schwarze Loch hinein und trafen nach etwas Gewühl auf Tifflor. Robert hatte noch eine Geschichte um eine psychisch blockierte Kartanin eingebaut, um die Handlung voll zu kriegen. Spannend war der Band für mich nicht, denn es war ja klar, dass unsere felide Freundin mit ihren Leuten den Inhalt der Perle in Band 1451 noch nicht knacken konnten. Ebenso war klar, dass sie den Aufenthalt im Inneren des Ereignishorizonts meistern würden.

Trotzdem hat mit Roberts Roman gefallen. Dao kommt bei mir etwas, ich kann es nur schwer beschreiben, technischer und bestimmender rüber als bei MS, aber es passt.

Ich glaube, bei Band 1451 besteht die Kunst darin, einen absolut nicht spannenden und unspektakulären Roman gut rüberzubringen und die Leserschaft zu unterhalten. Das hat Robert geschafft. Und zum Schluss hat er uns mit Nikki Frickels SORONG Bruchstück noch ein schönes Bröckchen vorgeworfen.
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R.B.
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Re: Klassiker - Cantaro

Beitrag von R.B. »

Band 1452 - Entscheidung am Ereignishorizont - ist von Ernst Vlcek, erschienen am 20. Juni 1989
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"Ich hätte große Lust, den nächsten Teil unserer Geschichte nicht zu erzählen, sondern einfach zu überspielen." Reginald Bull hob seinen rechten Arm an und zeigte auf sein Multifunktions - Chrono. "Manchmal hat man keine Lust, das alles nochmal vor dem geistigen Auge zu erleben."

"Ja, das kann ich mir vorstellen, aber damit käme ich nicht weit. Geschichtsunterricht kann ich mir an jedem Rechner holen. Nein, für mich zählt das persönliche Erleben von dir. Oder von Gucky. Sonst komme ich mit meinen Plänen nicht weit. Die elfundneunzigste sachliche Abhandlung bringt keinen weiter. Ich will die ganze Story neu veröffentlichen, eben mit euren Kommentaren. Aus eurem Erleben heraus geschildert. Das ist mein Traum. Und wenn ihr nochmal Urlaub macht, kommt die nächste Geschichte an die Reihe."

Lee bereitete sich einen Tee zu, setzte sich wieder und sah ihr Gegenüber an.

"Dann bleibt ich besser gleich noch zehn Jahre oder so hier. Dann dürften wir durch sein. Aber okay, machen wir weiter."

Bull trank einen Schluck Kaffee.

"Dabei waren wir so optimistisch nach dem Sieg auf Uulema. Es ging endlich, endlich in die richtige Richtung."
Spoiler:
Reginald Bull erzählt die Geschichte von der Entscheidung am Ereignishorizont:

Wir hatten auf Arhena, dieser atmosphärelosen Ödwelt, die erbeuteten cantarischen Datenträger ausgewertet. Danach war es keine Frage, ob wir in Richtung Anti-Paura starteten, sondern höchstens wann. Alle wollten sie dabei sein. Selbstredent auch ich mit der CIMARRON. Ich glaube, ich hätte Perry die Freundschaft aufgekündigt, wenn er mich nicht um Beistand gebeten hätte. Und alle dachten, es ging in Richtung eines besseren Betriebsausfluges. Was sollte uns schon noch passieren? Immerhin hatten wir auf Uulema die Cantaro besiegt. Natürlich würde das so weiter gehen. Nachfolgend ein Spaziergang nach Terra, dort den Teufel aus Terras Hallen vertreiben und alles ist in Butter.

Oder so ähnlich.

Der einzige, der sich mit Unkenrufen beschäftigte, war unser größter aller großen Meister. Ich sollte nur Freiwillige mitnehmen, meinte er. Der Rest hätte auf Arhena bessere Überlebenschancen. Ich hatte ihm gesagt, er wäre ein Witzbold. Wenn ich auf der CIMARRON nach Freiwilligen gefragt hätte, würde sich sowieso die komplette Besatzung gemeldet haben. Also konnten wir derartigen Unsinn auch gleich bleiben lassen. Am 3. Juli 1144 starteten wird. Punkt 12 Uhr. Acht Schiffe in Richtung Perseus Black Hole, das wir mit dem Begriff Anti-Paura verbanden.

Die schlappen 24.000 Lichtjahre hätten wir in einem durch fliegen können, klar. Aber vorsichtshalber gab es ein paar Unterbrechungen aus Sicherheitsgründen. Wir mussten uns mit aktuellen Ortungsergebnissen absichern, um nicht in eine Falle zu fliegen.

Ha! Ortungsergebnisse, um nicht in eine Falle zu fliegen. Wir nichtsahnenden Idioten! Vielleicht hätten wir gleich zu diesem gelben Stern fliegen sollen, der uns beim letzten Halt so bekannt vorkam. 697 Lichtjahre war diese Sonne von uns entfernt. Absolute Helligkeit glatt eins und Masse glatt eins, sahen wir. Sol. Unsere Heimat. Wir standen in der Zentrale allesamt um diesen einen Bildschirm herum und starrten auf den kleinen Punkt, der unsere Sonne war. Wenn mir da einer gesagt hätte, flieg dahin, hätte mich niemand davon abhalten können. Was dann passiert wäre, weiß ich nicht. Vielleicht gäbe es uns jetzt nicht mehr und die Milchstraße wäre immer noch eine vom Rest des Universums abgeschlossene Diktatur. Viellicht wären wir früher mit dem Teufel, der in Terras Hallen hausen sollte, fertig geworden. Keine Ahnung.

Die Frage stellte sich aber nicht, denn Homer zog uns aus genau diesem Grund weiter in Richtung Raumsektor Perseus. Unser Zielort war übrigens komplett frei von Raumschiffen. Normalerweise wäre uns das seltsam vorgekommen. Wenn etwas zu glatt geht, taugt es zumeist nichts. Aber da die allgemeine Euphorie jetzt auch Perry und mich angesteckt hatte, merkten wir eben nichts.

Vor Ort lief alles so, wie es sollte. Icho Tolot wollte keine Zeit verlieren. Er bot sich an, vorab in das Schwarze Loch zu fliegen und nachzusehen. Nach ein paar Minuten tauchte er wieder auf und vermeldete: Erfolg! Das führte letztlich dazu, dass mit Ausnahme der QUEEN LIBERTY von Homer alle sechs Schiffe unseres Trupps der HALUTA hinter den Ereignishorizont folgten.

Natürlich fanden wir die Station mit dem Nakk Lakardón darin. Der meinte nach unserem Aufeinandertreffen zu uns, es ginge ihm nicht gut. Er leider unter Amnesie und könne uns daher absolut nichts über die Station verraten. Gucky kam auch nicht weiter. Der Kleine kann die Gedanken eines Nakks nicht lesen und das Verhängnis nahm seinen Lauf.

Warum wir nichts gemerkt haben? Nun, dass ein Nakk nicht unbedingt der ideale Gesprächspartner ist, war uns bekannt. Und so dachten wir uns nichts dabei. Zumal der Kerl einen ziemlich erbarmungswürdigen Eindruck machte, krank, wie er aussah. Also gehörte er eher auf Tolots Medostation.

Später kam Sato Ambush ins Spiel. Wenn einer in der Lage war, sich mit diesen Kerlen einigermaßen vernünftig zu unterhalten, dann unser Professor mit seinen parallelen Wirklichkeiten. Sato fand dann aus irgendwas über einen Zeittransmitter heraus, den die Station vor ein paar hundert Jahren mal beinhaltet haben muss. Schräg wurde es, als wir allesamt von einer Art Träumen heimgesucht wurden, die zudem einen sehr realistischen Eindruck hinterließen. So zum Beispiel wurde einer von uns Zeuge, wie vor ein paar hundert Jahren eine Space-Jet eingefangen wurde, um an der Besatzung gentechnische Experimente durchzuführen. Sato Ambush sprach von echten Dateien, die eine eingefrorene Realität enthielten.

Du schüttelst den Kopf? Was? Ambush redete nur konfuses Zeug? Keine Sorge bei unverständlichen Begriffen! Wenn Ambush zu Gange war, hat sowieso kaum einer was kapiert.

Und unser Nakk? Der meinte doch glatt, man solle ihn von diesem halutischen Monster befreien. Dann dürften wir alle diese Datenspeicher sehen, die Station würde uns gehören. Sato glaubte Lakardón nicht allzu viel und redete von restrukturierten Wirklichkeiten mitsamt einer Inventarliste. Gucky habe sowas entdeckt. Was auch immer er damit meinte.

Letztlich hatte der Nakk uns nach Strich und Faden veräppelt. Er selber war nämlich auch nur eine solche Datei. Mit der machte er uns weis, dass er vor uns stand und mit uns redete. Sato Ambush hatte das zwar gemerkt, aber er war mittels eines Suggestivimpulses am Reden gehindert. In Wirklichkeit war der Nakk ganz woanders und trieb sein Spiel mit uns.

Sato taute ganz ganz langsam wieder auf und versuchte, uns mit den paar Worten, die wieder von sich geben konnte auf die Gefahr hinzuweisen. Irgendwann hatten wir es kapiert. Er hatte uns mit einer Projektion von sich getäuscht, während er selber in der Kontrollstation weiter sein Unwesen trieb.

Ja, und den Rest würde ich mir jetzt lieber ersparen. Da kam nämlich ein Funkspruch von der Kontrollstation. Lakardón fragte uns, ob wir sein Täuschungsmanöver durchschaut hätten. Es würde uns aber nicht mehr nützen, wir wären ihm in die Falle gegangen. Genauso, wie man es erwartet hätte. Dann aktivierte er einen Transferimpuls, mit dem er uns aus dem Schwarzen Loch heraus schleuderte. Wir materialisierten direkt über dem Ereignishorizont. Dann passierte es. Wir hatten gegen die Mengen von Cantaro - Schiffen keine Chance. Gar keine.

Sieben Schiffe von uns gegen dreißig Cantaro - Raumer. Die QUEEN LIBERTY war weg, hoffentlich früh genug geflüchtet. Die BLUEJAY, das Freifahrerschiff, explodierte als erstes. Nikki Frickels SORONG war der nächste Ausfall. Das Schiff verschwand hinter dem Ereignishorizont. Unsere CIMARRON war zum Glück mitten in unserem Pulk, so wurde sie nicht komplett zerstört und konnte so grade noch fliehen. Aber Atlan? Und Roi Danton, Perrys Sohn? Wir hatten wohl viele unserer besten Freunde verloren.

Der Syntron wies uns noch den Weg zu einer erdähnlichen Welt, zu der wir es so eben noch schafften. Um etwas Ruhe zu finden und unser Schiff zu reparieren.
"Puh!", machte Lee. "Wenn so ein Schiff sagen wir mal zweihundert Leute Besatzung hat, sind das bei fünf zerstörten Raumern eintausend Tote. Eher mehr als weniger. Das ist harter Tobak."

Sie überlegte eine Weile.

"Dann seid ihr schon auf Uulema reineingelegt worden. Euer vermeintlicher Sieg mit der Eroberung dieser Dateien war ein Pyrrhussieg. Eure Niederlage war von vornherein genauso berechnet und kalkuliert worden. Und es hat funktioniert."

"Wir ich sagte", erwiderte Bull. "Wenn etwas zu glatt geht, taugt es nichts."

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Unsere Helden sind hereingelegt worden und eindeutig auf der Verliererstraße. Der Verlust der derartigen Zahl von Raumschiffen dürfte Folgen haben. Die Herrschaften von der unsere Lieblingsserie lesenden Zunft werden sich ganz schön erschreckt haben, denke ich mal. Waringer war tot, es war also unverkennbar, dass man sich seitens der schreibenden Zunft mit Aufräumen bei den Unsterblichen beschäftigte.

Nun gut, dass Atlan einfach so sang- und klanglos verschwinden sollte, habe ich damals nicht geglaubt, aber Roi Danton hätte durchaus dazu gehören können. Es war, wie AE eine LKS später unter einen Leserbrief schrieb. Wenn man nicht ab und zu mal einen Unsterblichen dahin gehen lässt, wird es unglaubwürdig. Auch von der HALUTA hatte man nichts mehr mitbekommen...

Der Roman selber hinterlässt mich zwiespältig. Der war so einer von der Sorte "Jetzt komm doch endlich mal in die Gänge!". Dass irgendwas schief gelaufen war, wusste wir vom Ende der Nummer 1451. Da hatte man ein paar Trümmer von der SORONG gefunden. Also hieß es warten. So ähnlich wie in Band 398. Da wurde von allem Möglichen geschrieben, nur nicht vom Solsystem. Die Katastrophe fand in wenigen Sätze gegen Ende hin statt. Hier war es genauso. Wir mussten bis Seite 64 warten.

Na ja, und Sato Ambush mit seinen parallelen Wirklichkeiten und ähnlichen Zeugs ist nicht so ganz mein Fall gewesen. An dieser Stelle habe ich ein wenig schneller gelesen und wollte irgendwann einfach nur zu einem Ende kommen.

Die Bewertung fällt schwer.
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Re: Klassiker - Cantaro

Beitrag von Tennessee »

R.B. hat geschrieben: 28. Mai 2023, 15:04 [...]
Die Bewertung fällt schwer.
Das fand ich damals auch. Zum einen war es für mich so, dass mir schon klar war, dass da etwas ziemlich Drastisches passierte (auch weil man ja vorher schon wusste, dass da etwas passiert war...), auf der anderen Seite war es quälend, bis dahin zu gelangen.
„Ein Wort“, sagte Humpty Dumpty, „bedeutet genau das, was ich es bedeuten lasse, nichts anderes.“
„Die Frage ist“, sagte Alice, „ob du Worten so viele Bedeutungen geben kannst“.
„Die Frage ist“, sagte Humpty Dumpty, „wer die Macht hat – das ist alles.“
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Re: Klassiker - Cantaro

Beitrag von R.B. »

Band 1453 - Der unbekannte Feind - ist von Kurt Mahr, erschienen am 27. Juni 1989
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Lee betrachtete ihr Gegenüber Reginald Bull und sah zu, wie er seinen Kaffee schlürfte. Sie wirkte nachdenklich.

"Ich weiß nicht, ob ich dich das schon mal gefragt habe. Aber wieso lebt ihr eigentlich noch? Es ist ja nicht so, dass ich jemandem von euch den Tod wünsche. Aber..."

"Ich weiß, was du sagen willst", wurde sie unterbrochen. "Wie finden diese Leute immer wieder eine Möglichkeit, dem Teufel manchmal im allerletzten Moment von der Schüppe zu springen? Es ist doch mehr als unwahrscheinlich, dass es immer nur die anderen erwischt! Warum ist das so?"

Lee nickte.

"Keine Ahnung", meinte Bull. "Sicherlich ist da zum ersten in all den Jahren eine Unmenge Erfahrung, die andere nicht haben. Sicherlich sind da all die, die ihren Kopf für uns und früher für die Menschheit und jetzt für die ganze Galaxis im Einsatz sind. Ohne diese vielen, vielen Intelligenzen wären wir nichts. Gar nichts. Was soll ein Perry Rhodan mit sich alleine? Der würde doch höchstens verrückt werden. Wir haben sowieso riesengroßes Glück, dass von unserem Club der Unsterblichen, und da schließe ich Gucky und Tolot jetzt mal mit ein, noch als Menschen anerkannt werden und Leute wie du völlig normal mit uns reden. Oder dein McSowieso im Pub, auch wenn er mich mal rauswerfen wollte. Aber er akzeptiert mich und macht keinen Bogen um mich. Das war Punkt zwei.

Punkt drei zu deiner Frage heißt zum Beispiel Gucky."

Bull sah sich um, ob der Ilt mittlerweile den Weg hierhin gefunden hatte und in einer Ecke stehen würde. Der würde ihm, dass, was er jetzt sagen wollte, ein paar Jahrhunderte unter die Nase reiben.

"Ohne den Kleinen gäbe es uns lange nicht mehr. Er hat uns so oft rausgeholt, dass wir ihm eigentlich von morgens bis abends zu Füßen liegen und uns im Nackenkraulen abwechseln müssten. Das galt früher für das komplette Solare Imperium und gilt heute für das Galaktikum und was weiß ich noch. Manchmal habe ich bei dem eh das Gefühl, dass er uns auf welche Art auch immer leitet. Ab und zu darf Perry ihn fertig machen. Dann grinst er sich eins und macht dann doch weiter, wie er will.

Aber trotzdem hast du natürlich völlig recht. Über 3.000 Jahre laufen wir jetzt schon hier herum. Hätte mir das damals einer ernsthaft erzählt, hätte ich den für reif für die Klapse gehalten oder ihn zumindest zu jemandem wie dir geschickt. Aber Klartext: Ich kann deine Frage nicht beantworten."

"Glaubst du etwas wie Vorsehung?"

"Du meinst, sowas wie einen persönlichen Schutzengel oder dergleichen?"

Lee nickte.

"Nein. Ich glaube, da bin ich zu sehr Realist. Selbst wenn ich ehedem mal an was auch immer geglaubt habe, ist das in all den Katastrophen verschwunden. Die Dolankriege mit kaum zählbaren Toten. Der Schwarm mit galaxisweiter Verdummung. Da müssen Billionen gestorben sein. Oder eben der Wahnsinn aus der Cantaro - Zeit. Nein, da ist nicht Personfizierbares, das auf mich aufpasst. Zumindest nicht im Sinne eines persönlich liebenden Gottes oder so. Wenn es ihn denn gäbe, hätte er mit mir ein ziemliches Problem. Ich würde im Zweifelsfall mal ein paar ernste Worte mit dem reden wollen. Was es aber mit dem Universum, Multiversum oder Omniversum oder wie auch immer du die Gesamtheit aller Existenz nennen willst, nun überhaupt soll, steht auf einem anderen Blatt Papier. Aber das ist was für die berühmten zwei Philosophen in ihrem Elfenbeinturm.

Was aber nichts daran ändert, dass auch unsereins mal an die absolute Grenze der persönlichen Belastbarkeit kommt. An einen Punkt, an dem auch kein Gucky helfen kann. Sogar Perry war da mal.

Das war damals, als wir nach der Katastrophe an dem Schwarzen Loch auf dieser erdähnlichen Welt gelandet waren. Die CIMARRON war eigentlich nur noch ein Wrack. Durch ein großes Wunder hatten die Treibwerke gehalten und uns hierher gebracht. Zu der Welt, deren Sonne wir Megaira genannt hatten. Megaira ist eine der Rachegöttinnen der alten griechischen Mythologie. Sie ist eine der drei Erinnyen. Den Planeten nannten wir Sisyphos."
Spoiler:
Reginald Bull erzählt die Geschichte von dem unbekannten Feind:

Die CIMARRON warf mit ihrem mächtigen Umriss einen ziemlichen Schatten. Das war aber auch alles, was sie noch konnte. Der Rest war überholungswürdig und wir versuchten unser Bestes. Das war auch notwendig, denn wir sind mit letzter Kraft zu diesem erdähnlichen Planeten gekommen. Aber genau das sollte sich als seltsam herausstellen. Denn das Megaira System war in keinem der uns bekannten Sternenkataloge verzeichnet. Der Syntron der Notautomatik behauptete zum Beispiel stocksteif, er habe die Daten aus den Tiefen eines bestimmten Speichers geholt. Der war aber leer und da ist nach Meinung unserer Techniker auch nie etwas drin gewesen.

Das Gerät wurde untersucht und nochmal untersucht. Nichts. Logische Folgerung: Wir hätten eigentlich keinesfalls hier erscheinen dürfen, weil dieses System völlig unbekannt war. Da Notautomatiken sich aber nach bekannten Katalogen richten, muss da etwas von außen gekommen sein. Unter normalen Umständen wären wir in einem anderen System aufgetaucht. Aber immerhin waren wir 1.250 Lichtjahre von dem Schwarzen Loch unserer Niederlage entfernt.

Die Stimmung an Bord war mies. Die BLUEJAY, die CRAZY HORSE und die SORONG waren ohne Überlebende explodiert. Die HALUTA sahen wir mit halsbrecherischer Beschleunigung davonpreschen. Über die Schiffe Atlans, Dantons und Adams hatten wir keinerlei Informationen. Homers QUEEN LIBERTY hatte sich vielleicht noch retten können, wenn sie vom eigentlichen Geschehen weit genug entfernt gestanden hätte. Trotzdem: Mehr als eintausend Tote. Samt bis zu sechs unersetzlicher Raumschiffe. Und unser Schiff? Ein Wrack.

Aber wir lebten noch und solange man noch lebt, besteht Hoffnung. Wie lange wir allerdings auf Sisyphos festsitzen würden, wussten wir nicht. Also bedurfte es einer Art Beschäftigungstherapie, um die Gehirne in Wallung zu halten. Unsere zwei intakten Space-Jets CIM 1 und CIM 2 wurden in Richtung Black Hole geschickt, um zu sehen, ob sich dort Überlebende in Beibooten oder andere befreundete Schiffe herumtrieben. Ihre Aufgabe war, eventuelle Schiffe zu finden und nach Megaira zu schicken. Das alles natürlich, ohne selber entdeckt zu werden. Nach zehn Tagen würden wir sie wieder zurück erwarten.

Sedge Midways dagegen beschäftigte sich mit unserem Freund Pedrass Foch. Der war mal in Cantaro - Gefangenschaft gewesen und die hatten ihm einen Hypnoblock verpasst. Der Drakist erinnerte sich an alles, nur an die Cantaro nicht. Ein Job also unseren außerordentlich fähigen Mediker. Was soll ich sagen? Sedge war tatsächlich erfolgreich. Zumindest teilweise. Er benachrichtigte Perry, der sich das Aufgefundene direkt an sehen wollte. Perry, Sedge und Pedrass sahen auch etwas. Einen Cantaro, der Foch zwischen hatte. Der Cantaro quälte den Drakisten mit Nervenschocks und wollte etwas zu einer bestimmten Person wissen. Foch ächzte mehrmals und flüsterte, dass er die gezeigte Person nicht kenne. Als die fragliche Person erkenntlich wurde, schrie Perry auf. Es war sein Frau. Gesil. Pedrass Foch stöhnte zum wiederholten Male, er kenne diese Person nicht. Dann verschwammen die Konturen und die Aufzeichnung war zu Ende.

Perry war völlig fertig. Woher wussten die Cantaro von ihr? Und ausgerechnet jetzt war er auf dieser elenden Dschungelwelt gefangen und konnte nicht weg. Der Gedanke, dass die Cantaro von seiner geliebten Frau wussten, machte ihn halb wahnsinnig. Er musste sich tatsächlich ein Medikament geben lassen, damit er zur Ruhe kam. Das habe ich bei ihm auch nicht allzu oft erlebt.

Als er fünf Stunden später wieder wach wurde, ging es ihm besser. Aber er brauchte immer noch Ablenkung. Die fand er, als er zusammen mit seiner Tochter Eirene den Süden unseres Kontinents untersuchen wollte. Dass sie ein paar Mal fast von räuberischem Gestrüpp verspeist worden wären, bedarf eigentlich keiner Erwähnung.

Was meinst du? Die beiden hätten doch hochgezüchtete SERUNs angehabt? Man hätte doch bloß die Schutzschirme einschalten müssen? Grundsätzlich hast du Recht, mein Kind. Aber wenn ein halber Urwald gleichzeitig auf dich einstürmt, hast du sogar mit einem hochwertigen SERUN Probleme. Sie fanden auch etwas. Zuerst ein Stück Polymermetall, das laut Untersuchung fünfzehn bis achtzehn Millionen Jahre alt sein sollte. Bei zweiten Versuch entdeckten sie eine komplette Station. Darin entdeckten die beiden etwas, dass sie so gut wie komplett aus den Schuhen gehauen hatte. Eirene sah es zuerst. Danach Perry. Gesil. Sie lag schmerzverzerrt auf dem Boden und sagte mit letzter Kraft: Perry...Eirene...helft mir! Sie quälen mich zu Tode! Es war natürlich nur eine Projektion, die unmittelbar nach dem letzten Satz von Gesil erlosch.

Zum Glück hatten wir fähige Wissenschaftler an Bord. Die stellten nach eingehenden Untersuchungen fest, dass die Station mitnichten so uralt war, wie sie schien. Da hatte einer künstlich dran gedreht. Wer auch immer, irgendeiner zielte mit diesen Dingen geradezu auf Perry, um ihm ganz langsam aber sicher fertig zu machen. Und der fragte sich, wie das alles zusammenhing. Diese Welt kannte keiner, es wusste niemand, dass er hier war und trotzdem war man ihm augenscheinlich auf der Spur. Ortete vihn irgendwer oder irgendwas? Wenn ja, wie?

Stundenlang saß er da und grübelte nutzlos und selbstquälerisch. Wir konnten ihn nicht da raus holen. Und dann, dann kam auf einmal eine positive Nachricht. Die KARMINA und die MONTEGO BAY waren geortet worden. Perry freute sich, zweifellos. Aber so wie ich konnte er das nicht. Zu tief saß der Schmerz und die Sorge um seine geliebte Frau.

Atlans und Rois Schiffe wurden von einer der beiden ausgesandten Space Jets begleitet. Es war aber nur die CIM-1. Die CIM-2 war weg und ist vor Ort an dem Schwarzen Loch nicht aufgefunden worden. Die kam dann einige Zeit später und reagierte auf keinerlei Anrufe. Die Jet landete auf unserem Planeten, Gucky sprang an Bord und entdeckte niemanden. Die Besatzung war weg. Allerdings fand er einen circa 50 Zentimeter großen Behälter vor. Und der hatte es in sich. Mit aller Vorsicht begaben wir uns an Bord. Das Ding wechselte die Farbe und eine Stimme erklang. "Willkommen an Bord, Perry Rhodan", sagte die Stimme. Er, Perry, habe sich mit einem mächtigen Feind angelegt. Der Augenblick seines Untergangs sei nicht fern. "Dein Feind, Perry Rhodan, bin ich". Er solle sein Geschenk annehmen. Dann war Ruhe.

Nun, man entdeckte in dem Behälter eine Flüssigkeit. Darin schwamm eine Art Lappen. Bei der Flüssigkeit handele es sich um eine Nährlösung, sagte Sedge Midways nach einer Untersuchung. Der Lappen sei eine Zellgewebeprobe. Von einem Menschen. Sofort kam die Meinung auf, dass die nur von dem Teufel, der in Terras Hallen wohnt, stammen könne.

Midways untersuchte weiter. Es stehe fest, dass es sich um einen Terraner handele. Um einen Vertreter der der Spezies homo sapiens terrestris. Er hatte das Genom untersucht. Die eine Hälfte war völlig unbekannt. Die andere Hälfte des Erbgutes ließ sich zuordnen. Man hätte es mit einem Wesen zu tun, dass wie jedes andere aus zwei Eltern hervorgegangen war. Der identifizierte Teil des Genoms stammte von Gesil.
"Wie Perry nach dieser Eröffnung aussah, brauche ich wohl nicht näher zu erläutern."

Lee war fassungslos und unfähig, einen Satz von sich zu geben. Eine solche Enthüllung hatte sie nicht erwartet.

"Du kannst mir jetzt sagen, was du willst, ich brauche jetzt mindestens drei Bier aus Zapfhahn Nummer zwölf von dem ollen McSowieso. Für heute sind die Geschichten durch", sagte Bull.

Lee nickte. "Ja, das kann ich nachvollziehen", meinte sie.

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Das saß. So hatte Perry Rhodan noch niemand gesehen: grau im Gesicht, mit eingefallenen Zügen, schreibt Kurt Mahr am Ende eines Romans, der es für mich in sich hatte.

Die letzten Sätze wirken sogar noch beim Neulesen Jahrzehnte später. Im Gegensatz zum Vorgängerband gelingt hier die Überraschung. Gesil mal drei: Beim ersten Mal relativ harmlos als Foto oder dergleichen, beim zweiten Mal als Videodatei, die wohl ebenso falsch war wie die fünfzehn Millionen Jahre alte Station und beim dritten Mal...

Der Band hat mir gut gefallen. Mahr spielt geschickt mit den Gefühlen der Lesenden, in dem er Perry Rhodan mit seiner Frau konfrontiert und jedes Mal noch einen draufsetzt. Vermeintliche Randfiguren wie Sedge Midways oder Reginald Bull werden als handelnde Personen dargestellt und nicht nur als Mitläufer. Sogar das Monster der Woche jagt Schauder über den Rücken. Dass Atlan und Danton wieder auftauchen, ist nicht mehr als schmückendes Beiwerk.
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palmerwmd2
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Re: Klassiker - Cantaro

Beitrag von palmerwmd2 »

Ich weiss gar nicht, ob ich in einen solchen kunstvoll gelungenen "Thread" ueberhaupt posten soll/darf.
Aber der Zyklus und dieser Thread waren/sind Spitzenklasse. ^_^
Everyday, Men who will follow orders to kill you, exercise. Do you?
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