Haluter lieben Bässe II

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Atistippos
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Haluter lieben Bässe II

Beitrag von Atistippos »

Um die Sache dann zu beenden, was ja keine Problem ist, weil sie schon seit Jahren auf der Festplatte lag.
Hatte mal ein wenig Zeit und wollte mal wissen, wie das so geht. Ist eigentlich gar nicht so schwer: Ca. vierhunderttausend Zeichen in vier Wochen. Es geht.
Atistippos
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Re: Haluter lieben Bässe II

Beitrag von Atistippos »

Trouble auf Tanumara
Hauptpersonen des Romans
Perry Rhodan
Der Großadministrator hält eine Rede
Kaimba Masinde
Die Medienmacherin Ist neugierig
The Dead Losers
Wollten eigentlich etwas Spaß haben
Cartro Lieron
Der Junghaluter wollte mit seinen neuen Kumpels abhängen

Tanumara-City 05.04.2407
Kurz stocke der Fahrstuhl, sank dann weiter. Sie schaute in den Spiegel: gerötete Augen, der Rauch wohl, zerzauste blaue Haare, verschmutzte Kleidung, hier und da auch im Vorderbereich angesenkt. Sie spürte das zunehmende Brennen auf ihren Rücken, versuchte, den im Spiegel zu betrachten, was ihr nicht gelang. Es war aber klar, dass ihr während der Flucht durch die völlig zerstörte Küche die aus dem Restaurant anbrandende Hitze ihr den Rücken versenkt hatte. Erneut stockte der Fahrstuhl. Ihr wollte gerade ein Stoßgebet fluchen, dann sank der Fahrstuhl weiter.
Das war kein Höchstgeschwindigkeitsfahrstuhl, der zahlungskräftige Kunden rasch an die Stellen bringen sollte, wo sie ihr Geld loswerden konnten. Der hier sollte nur die Menschen des Hintergrundes an ihre Arbeitsplätze und Wahren in die Küche des Restaurants bringen. Das konnte auch etwas langsamer erfolgen.
Das Brennen auf ihrem Rücken nahm zu. Der Lastengleiter war einfach durch die Fensterfront geknallt, hatte alle im Weg stehenden oder sitzenden Menschen beiseite gefegt, zerschmettert, zerquetscht. Pasimté! Ihre Freundin. Sie beide hatten sich einen schönen Tag machen wollen… Sie hatte keine Chance gehabt und wenn sie pünktlich gewesen wäre… Sie versuchte den Gedanken zu verdrängen, wusste aber, dass sie das Bild des heranrasenden Gleiters, und die entsetzt aufspringenden Menschen nie vergessen würde. Nach der Explosion des Gleiters, war das Restaurant in Flammen aufgegangen. Vermutlich war sie die einzige Überlebende dieses Unfalls, wenn es denn ein Unfall war. So etwas passierte eigentlich nicht, durfte nicht passieren.
Endlich hielt der Fahrstuhl und die Tür öffnete sich. Sie war im tiefsten Tiefgeschoss des Klotzes, diesem häßlichen Multifunktionswürfel, der das das Verwaltungs- und zentrale Einkaufszentrum Tanaumara-Cities bildete. Aber selbst hier war der Evakuierungsalarm zu hören.
Sie schaute sich um. Beherrscht wurde der große Raum von einer Müllsortierungsanlage, die aber ihren Betrieb eingestellt hatte. Am anderen Ende des Raumes gab es eine Tür. Sie steckte die Zunge heraus und atmete mehrfach tief durch. Jetzt nur nicht überhitzen, dachte sie sich. Der Gang erstreckte sich durch das ganze Gebäude und hinter einer der Türen fand sie eine schnalle, schmucklose Treppe. Nur Beton. Die Hinterbühne musste aber nun einmal nicht großzügig ausgestatte werden. Hier reichte Funktionalität.
Als sie die Pattere erreicht, zögerte sie kurz. Alles in ihr drängte dann auch danach, hier heraus zu kommen, so sollte sie sich aber nicht sehen lassen. Sie stieg weiter nach oben. Ihren Rücken dürfte so niemand sehen und im dritten Stock hatte sie Bekleidungsgeschäfte gesehen. Da im Hause Evakuierungsalarm herrschte, konnte sie hoffen, da das eine oder andere offene Geschäft zu finden. Sie streckte die Zunge heraus, atmete erneut mehrfach tief durch, nahm die nächsten Stockwerke, kam in einen Nebengang, neben den Sanitäranlagen heraus. Hier war nichts mehr los und auch die balkonartigen Gänge waren schon frei, die Treppen aber noch voll. Hier drängten sich die Menschen, wie panikerfüllte Büffel, die eine von Krokodilen gesicherte Furt durchquerten.
Kurz schaute sie übe den Rand in die Tiefe. Einige Körper lagen auf dem Boden des Atriums. Vermutlich waren sie bei der Flucht über die Geländer gedrängt worden und in die Tiefe gestürzt.
Der dritte Laden war nicht abgeschlossen. Schnell schlüpfte sie hinein, nahm sich einige Kleidungsstücke, die nach weiblicher Oberbekleidung aussahen und zog sich in den hinteren Bereich zurück. Die Rückenteile ihre Kleidung waren ziemlich perforiert. Kein Wunder, dass ihr der Rücken schmerzte.
Ein weites Shirt erschien ihr passen, schlüpfte hinein, nahm sich noch eine weite Jacke und packte ihre alten Klamotten ein. Die durften hier nicht bleiben, zu leicht hätte man sie über Hautspuren und Fingerabdrücke identifizieren können.
Vorsichtig verließ sie den Laden und bewegte sich schnell in Richtung der mittleren Treppe, die sich langsam leerte. Etliche Verletzte und auch Tote lagen herum, die sie ignorierte. Die Sicherheitskräfte und die Roboter würden sich schon darum kümmern.
In der Parterre angekommen, ging sie noch einmal schnell an dem Obst- und Getränkestand vorbei, steckte sich zwei große Früchte ein und schloss sich der Menge an, die durch den mittleren Eingang den Klotz verließen und zumeist ersteimal im Umfeld sehen blieben, während zunehmend mehr Sicherheits- und Rettungskräfte eintrafen. . Glücklicherweise waren noch nicht allzu viele Polizisten und Polizeiroboter vor Ort. Das würde sich aber schnell ändern. Zeit, zu verschwinden . Allzu langen Kontakt mit denen konnte sie derzeit wirklich nicht brauchen,
also überquerte sie im Schlenderschritt die Straße, drängelte sich durch die Massen, die dort herumstanden, ohne viel Abstand gewinnen zu wollen. Die Neugierde war größer als die Furcht und etliche hofften sowieso wieder den Arbeitsplatz erreiche zu können.
Den Gedanken an die Transmitterstation verwarf sie. Wenn die überhaupt an waren, würden sie die Leute erst einmal auf eine Zwischenstation senden, wo dann alle betreut aber auch befragt und begutachtete werden würden.
Ein kleiner Park lud sie ein, versprach Schatten, ein wenig Abkühlung. Die in dem Park spielenden Kinder beachtete sie kaum. Vorsichtig setzte sie sich auf eine Bank und lehnte sich vor, nachdem ihr Rücken, die Lehne der Bank berührt hatte.
Langsam aß sie die erste Frucht und reduzierte systematisch ihre Körperkerntemperatur, was eines der Kinder beobachtet, die anderen darauf aufmerksam machte. Die kleinen Racker schauten neugierig zu, spiegelten sie dann, bis es ihnen zu langweilig wurde und widmeten sich dann aber wieder ihrem Spiel. Vermutlich würden sie ihren Eltern abends von dieser sonderbaren Frau erzählen, die ihnen da in aller Öffentlichkeit einfach die Zunge herausgestreckt hätte. Die Eltern würden nur den Kopf schütteln. Unglaublich so etwas.
Schließlich war sie zu einem Entschluss gekommen: Sie war noch zu dicht am Klotz, um den Gleiterverkehr nutzen zu können. Hier, im Umfeld des Geschehens, würden alle Passagiere routinemäßig registriert und auch überprüft werden. Sie würde also zunächst zu Fuß Abstand zum Klotz gewinnen müssen, dann mit einem öffentlichen Gleiter an den nördlichen Stadtrand fliegen. Einige Kilometer von dort entfernt, gab es eine Siedlung, zu der immer wieder Touristen geführt wurden, um denen die Naturverbundenheit der Tanumaraer zu zeigen. Von hier aus würde sie mir einem Überlandgleiter weiter kommen. An der Küste würde sie einen Schnellgleiter chartern müssen, um dann wieder nach Grmous zu kommen.
Das versprach eine lange Reise zu werden.
Sie sandte Baxyer eine Nachricht, die sollte sich keine Sorgen machen, wenn sie die Nachrichten sah.
Atistippos
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Re: Haluter lieben Bässe II

Beitrag von Atistippos »

Tanumara, Kontinent Friskous 05.04.2407
Die aufgegangene Sonne senkte sich hinter ihnen, näherte sich wieder dem Horizont. Sie hatten es eilig, wollten ihre Freunde passend zu Frühstück überfallen, also hatten sie einen Schnellgleiter gebucht, der schon auf sie wartete, als sie im Zentrum Frieskous aus dem Transmitter stiegen, der sie in Nullzeit vom Zentrum Grmous hierher gebracht hatte. Zuvor hatte sie schon einen Schnellgleiter noch der Ostküste dieses Kontinentes in das Zentrum gebracht.
Die Besichtigung der Bühne, die Gespräche mit dem Veranstaltungsmanager, das alles hatte Zeit gekostet. So wie es aussah, konnte es ein gutes Konzert werden. Nur Steve war unzufrieden gewesen. „Wieso jetzt nicht das Stadion? Das war doch schon gebucht gewesen“, hatte er wissen wollen. Kekélis hatte nur den Kopf geschüttelt. „Da hatten wir doch schon, Steve. Mehrfach. Der Großadministrator will da eine seiner staatstragenden Reden halten. Da mussten wir weichen.“ – „Ja, weichen vor der Staatsgewalt. Versteht der überhaupt was von Kultur?“
Sie hatten sich alle fragend angeschaut. „Na ja“, Glen zögerte ein wenig. „Ich habe mal gehört, dass er ein Lieblingsbuch haben soll.“ – „Eines dann doch immerhin?! Bei dem Alter. Ist auch bekannt, welches?“
„Ja“, Glen nickte: „John Steinbecks Straße der Ölsardinen wohl.“
So weit es zu erkennen war, schüttelte Steve den Kopf. „Na ja, von dem gibt es besseres, auch schon etwas älter. Wohl das letzte Buch, das er als Jugendlicher gelesen hat. Aber“, er hatte sich umgeschaut, „ wie sollen die ganzen Leute eigentlich hierher kommen. Die Anbindung ist ja nicht gerade ideal.“
„Es werden reichlich mobile Transmitter eingerichtet, Mister Reedward.“ Der Veranstaltungsmanager bemühte sich wirklich die Contenance zu wahren.
„Und wer bezahlt die?“ Steve wollte wirklich nicht locker lassen. „Nach den Unterlagen“, der Manager schaute kurz in die Holoschirm über seinem Handgelenk, „der Großadministrator, als Ersatz für das eigentlich schon gebuchte Stadion.“ – „Persönlich?“
Erim und Glen hatten sich kurz angesehen und sich dann verdrückt. Wenn der Giftzwerg ersteimal so in Fahrt war, er würde sich aber wieder einkriegen.
Kekélis war ihnen zuvorgekommen, wie sie feststellen mussten. Die hatte einen Termin mit einer Freundin.
Jetzt flogen sie nach Westen, flogen schneller, als der Planet sich nach Osten drehte, weshalb sie da Vergnügen hatten, einen sich zurückspulenden Sonnenaufgang zu erleben.
Unter ihnen zogen weite Grünflächen vorbei, immer wieder von Wäldern und Seen unterbrochen. Die eine oder andere Siedlung tauchte hier und da mal auf. In ihrer Nähe immer Fertigungsanlagen für kristallgestützte Mikroelektronik. Mit 79 Millionen Einwohner war Friskous war ein dünn besiedelter Kontinent. Grmous kam immerhin auf 152 Millionen Einwohner. Eriska im Norden war mit 294 Millionen am dichtes besiedelt.
Zentrum des Kontinents und dann noch die nach ihrem Gründer benannte Dan-Stweler-City an der Westküste waren dichter besiedelt. Dan-Stweler- City entwickelte sich aber gerade zu einem Geheimtipp für Leute, die das Meer liebten.
Die Sonne näherte sich langsam ihren Aufgang, keine halbe Stunde mehr und sie würden da sein.
„Haben wir eigentlich Gastgeschenke?“ Erim hatte gerade gedankenverloren versuchte einem kleinen siebensaitigen Instrument, das ihm ein begeisteter Mehandor geschenkt hatte, einige vernünftige Melodien zu entlocken, sich dabei aber erst einmal über die Stimmung gewundert. Mit einem Finger mehr, wäre das kein Problem, so würde er etwas tricksen müssen, was aber auch kein Problem wäre.
„Geschenke“, Glen hatte im zugeschaut, „wären eigentlich deine Aufgabe gewesen. Mir scheint, Kaimba verlangt recht viel von dir. Aber natürlich habe ich Geschenke gekauft.“ – „Und was?“ Erim hatte das kleine Instrument wieder in die Tasche gepackt.
Lächelnd öffnete Glen eine Schachtel. „Für Jeanette habe ich das hier, wenn ihr ihre beiden Männer mal wieder auf die Nerven gehen, kann sie damit drohen.“ Ein entfernt sichelförmiges Gebilde war zu sehen.
Erim kratzte sich kurz hinter dem linken Ohr. „Soll sie jetzt Misteln schneiden. Die gibt es hier doch gar nicht.“
Glen grinste. „Mir ist das als Halsabschneider unbekannter Herkunft verkauft worden. Und wenn Juliette ihre Männer mal wieder auf die Nerven geht, kann sie damit ja drohen.“
„Das liebe ich so an euch Terranern“, Erim schüttelte den Kopf, „Ihr wisst nicht, wo etwas her ist, ihr wisst aber ganz genau, wozu es gut ist. Gib mal rüber.“
Er schaute sich das Spielzeug etwas genauer an. „So etwas habe ich während meines Studiums mal gesehen. Könnte ein Kastrationsmesser von Bürkuh sein, einer Welt am Rande des arkonidischen Imperiums, auf der die Urbevölkerung Viehzucht betreibt. Könnte direkt wertvoll sein.“
„Okay“, Glen schüttelte nur leicht den Kopf, „ich merke schon, vierzehn Semester arkonidische Kulturgeschichte. Auch wenn du keinen Abschluss hast, irgendwas muss da hängen geblieben sein. Aber die Erklärung ist ja noch besser, als die, die mir der Verkäufer gegen hat.“
Sinnend schaute Erim kurz nach oben, schüttelte den Kopf: „Auch ein Ansatz. Ansonsten?“ – „Für Finbar eine Flasche Single Malt.“ – „Nicht schlecht, das hat jetzt aber etwas von Eulen nach Athen tragen.“
Glen stutzte kurz. „Eulen tragen? Die können doch fliegen, soweit ich weiß.“
Kopfschüttelnd seufzte Erim leicht. „Hin und wieder frage ich mich. ob du wirklich Terraner bist.“
„Nach meinen Papieren zu urteilen, schon. Steht da zumindest. Du kennst aber doch meine Lebensgeschichte.“
„Ja, keine Frage. Hast du ja oft genug erzählt. Deine Eltern haben dich durch die halbe Galaxis geschleppt, und du wurdest immer bei dem Elternteil geparkt, dessen Karriere gerade stockte, warst dann aber auch der Anlass dafür, dass das jeweilige Elternteil das sofort änderte.“
„Eben. Terra habe ich erst mit achtzehn Jahren kennengelernt. Also erwarte da nicht so viel von mir. Und ansonsten ist deine Lebensgeschichte ja wohl auch von Startschwierigkeiten geprägt.“
„Ach nein“, Erim schüttelte den Kopf, „so würde ich das nicht nennen. Meine Eltern haben nur ein wenig zu viele Kinder in die Welt gesetzt, und ich hatte da nicht die beste Position in der Geburtsfolge.“ - „Du hättest es ja mit dem einem oder anderen Mord probieren können.“ - „Ach Gottchen, Glen“, Erim seufzte, „glaub mir, es gab Zeiten, da habe ich an so etwas gedacht, meine Mutter hätte es mir aber übel genommen. Sie hat mir frühzeitig eingebleut, dass die Geister des Kelches mich beobachteten und ihre jedes Fehlverhalten, jeden fehlerhaften Gedanken melden würden.“
„Da gab es dann wohl ziemlich gute Überwachungsanlagen.“ Glen grinste.
„Ja“, Erim nickte mehrfach mit zusammengeknifenen Lippen. „Ja. Ja, ja. Das habe ich mir später auch gedacht, als kleines Kind glaubt man so etwas natürlich. Insbesondere, wenn man seine Mutter liebt. Also habe ich recht früh von meinen Mordplänen abgesehen und lieber Musik gemacht.“
„Tja“, Glen zuckte mit den Schultern, „da hättest du mit einem Muttermord anfangen müssen. Da gibt es doch auch diverse Traditionen in diversen Gesellschaften.“
Erim erhob kurz den linken Zeigefinger der linken Hand. „Vorsichtig mein Lieber, ganz vorsichtig. Meine Mutter war damals schon Tai-Lakrote, also Dagor-Großmeisterin, mittlerweile ist sie lange Thi-Laktrote. Solche Leute bringt man nicht so einfach um. Außerdem, wie gesagt, habe ich sie wirklich geliebt. – Matheo?“
„Matheo? Ach ja, Mathe. Den gibt es ja auch noch, hätte ich fast vergessen. Für den gibt es ein weganisches Kochbuch.“ – „Du weißt schon, dass er Fleischliebhaber ist?“ Erim grinste. – „Und du schnösseliger Arkonide weist ganz genau, was ich gemeint habe. Sollte dem Küchenzauber gefallen. Nehmen wir noch einen. Wir sind gleich da.“
„Wir nehmen noch einen.“
Der Gleiter setzte sie auf dem zentralen Platz ab, von dem aus die Regionalgleiter verkehrten. Bis zur Küste war es aber nicht so weit. Um in den Club zu kommen, mussten sie nur einem Kilometer lang der Straße folgen und dann noch einmal einem weiteren Kilometer der Küstenpromenade folgen. Ein netter kleiner Morgenspaziergang, weitgehend noch ungestört von neugierigen Blicken.
Sie schauten sich um. Allzuviel hatte sich nicht geändert, der eine oder andere Eis- oder Wurststand kam ihnen durchaus bekannt vor. Einige mutige Frühbader nutzen die langsam ablaufende Frühflut. Hier und da schauten ältere Leute neugierig auf das Geschehen. Kaum Jugendliche waren zu sehen, die schliefen wohl noch. Es war alles so, wie es früher schon gewesen war.
Das Bild einer recht barbusigen Meerjungfrau empfing sie, eine Darstellung, bewusst ohne jeden technischen Schnickschanck, einfach eine nackte Frau auf eine Holzwand gemalt. Darüber der Name: Vürymadre. Eine Naturgottheit, die die ersten Siedler hier eingeschleppt hatten. Jetzt der Name für eine der angesagtesten Clubs des Planeten.
Das Schild an der Tür verwunderte sie allerdings: Bis auf weiteres geschlossen.
Glen zupfte sich am rechten Ohr. „Vielleicht hätten wir uns doch anmelden sollen?“
Erim schüttelte nur den Kopf. „Die wissen doch, dass wir hier sind, die rechnen mit uns und wären zutiefst beleidigt, wenn wir nicht vorbeikämmen. Insbesondere Finbar würde uns doch den Hals umdrehen, wenn wir keine Backstagekarte vorbeibrächten. Außerdem war der Laden nie geschlossen!“ Er schüttelte kurz den Kopf und spielte ein wenig an seinem Kinn. „Vielleicht sitzen die auch nur feixend bei wohl gekühlten Schnaps drinnen und warten auf uns. Zuzutrauen ist denen das.“ Ein wenig hob er die Schultern. – „Oder aber,“ Glen kratzte sich ein wenig am Hinterkopf, „sie sitzen im Garten und frühstücken. Lasse uns mal zum Nebeneingang gehen.“
Sie schlenderten weiter die Promenade entlang, folgten der Hecke, die das Grundstück begrenzte, und deren Ende nach rechts abbog. Hier gab es einen schmallen Pfad zwischen der Hecke und dem Zaun des Nachbargrundstückes, der zu einem kleinen Tor führte. Eine Tastatur lud zur Eingabe eines Passwortes ein. Glen sinnierte kurz, nickte dann: „Moon River, wenn sie es nicht geändert haben.“
„Ja“, Erim nickte, „G, Em und so weiter. Eine ganze Strophe.“
Glen seufzte. „Ja, ich weiß, sollte ich noch hinbekommen.“ Er gab einen siebenundzwanzigstelligen Code ein, stutzte kurz. „Müssten das nicht achtundzwanzig sein?“
Erim überlegte kurz. „Stimmt, hast Recht. Am Ende kommt noch ein Fragezeichen. Wer denkt sich bloß so etwas aus?“
„Musikaffine Leute eben“, Glen zuckte mit den Schultern, betätigte eine weitere Taste: Eine Grünfläche empfing sie, auf der ein Tisch und einige Stühle in der Sonne standen. Benutzte Tassen und Teller standen herum - und das ganz bestimmt nicht erst seit heute Morgen. Glen zog zischend die Luft ein, während Erim nur den Kopf schüttelte. Beide schauten sich kurz an, trennten sich dann und näherten sich dann von links und rechts der Tür. Verschlossen. Glen gab erneut einen Code ein, Die herausströmende Luft war eine Herausforderung für die olfatorische Wahrnehmung. Die Duftstoffe, Amoniak, Schwefewasserstoff und andere Kleinigkeiten, reizten die Rezeptoren in der Nasenhöhle, die dieser Input an das Riechhiern im hinteren Teil des Gehirns weiterleitete, das so alarmierter das limbische System kontaktierten, das mit Ekel reagierte. Vorsichtig betraten sie das Haus, stießen zuerst auf Matheo Dubos. Die klaffende Wunde n seinem Hinterkopf, die von hiesigen Insekten bevölkerten wunde, stammte ganz bestimmt nicht von einem Sturz stammte. Hier hatte jemand mit sehr viel Kraft und dem Willen, zu töten, zu geschlagen. „Stumpfer Gegenstand, mit sehr viel Kraft!“ Glen hatte die Insekten beiseite gescheucht und sich die Wunde näher angesehen. „Die ganze Schädelplatte des Hinterkopfes ist in das Gehirn gedrückt. Chancenlos.“
Jeanette fanden sie im Büro, auf ihren Sessel sitzend. Erdrosselt. Den Brandwunden an Armen und Beinen und den herausgerissenen Fingernägel, sie zeigten überdeutlich, dass Jeanette vor ihrem Tod gefoltert worden war. „Klassisch.“ Glen atmete tief durch. „Für Wahrheitsdrogen war sie aber nicht empfänglich.“
„Ja“, Erim seufzte, fuhr sich mit der linken Hand durch die Haare. „Schmerzen werden ihr aber auch nicht imponiert haben. Die EDV fehlt übrigens. Schauen wir weiter.“
Finbar lag im großen Veranstaltungsraum, ein ziemlich großes Loch im Rücken. „Keine Energiewaffe, vermutlich ein Hockdruckgewehr mit einem Geschoss, dass sich beim Aufprall deformiert hat. Der Schock des Aufschlages hat gereicht.“ Hinter dem Tresen fanden sie noch eine junge, ihnen unbekannte Frau, der in die Brust geschossen worden war.
„Wir haben M*** gebaut, Glen.“ Erim zog sich an der Nase, „wir waren zu lange nicht hier.“ – „Und was hätten wir hier tun sollen? Nichts. Genau. Bleiben wir sachlich, Erim. Wichtiger ist doch die Frage, warum das hier passiert ist. Wenn wir das wissen, können und werden wir handeln! Lass uns zunächst einmal die Abläufe hier rekonstruieren. Deine Einschätzung?“ Glen schaute Erim schräg gehaltenen Kopf an.
Der überlegte kurz, spielte ein wenig an seinem linken Ohr. „Sie haben morgens gefrühstückt, sind dann an die Arbeit gegangen. Erwartete Gäste kamen durch den Vordereingang, töteten Finbar und das junge Ding, dann Matheo. Jeanette ist wohl gar nicht aus ihrem Büro gekommen. Vier Leute wohl, vor zwei, allerhöchsten drei Tagen. Wir müssen uns um die EDV kümmern.“ – „Steve?“
Glen zögerte kurz, schüttelte dann den Kopf. „Nein, wenn er offen kommt, ist es zu auffällig; wenn er verdeckt kommt, dauert es zu lange. Gehen wir noch einmal das Büro durch.“
Systematisch durchsuchten sie die Flächen, die Schubladen, begutachteten die Wände, fanden – nichts.
Glen schüttelte den Kopf, während Erim schweigend aus dem Fenster sah. „Ich kann mir Vieles vorstellen, nicht aber, dass sie nicht noch irgendwo ein verstecktes Backup ihrer Daten hatte. Dafür war sie zu vorsichtig. Was haben wir übersehen?“
Erim schaute auf Jeanette Leichnam. Keine fünfzig war sie geworden. Eine nette kleine Brünette mit halblangen brünetten Haaren und runden Gesicht . Dass sie so etwas weich wirkte, hatte sie geschäftlich immer gut auszunutzen gewusst; und ihre beiden Männer, die sie liebten, hatten ihre den Rücken freigehalten. Das Geschäft war gut gelaufen. Er zog sich an der Nase. „Gehen wir systematisch vor. Eine Cloud wäre für sie nie in Frage gekommen, da hätte Finanzämter, Polizei und wer weiß sonst noch, viel zu leicht drauf zugreifen können. Längere Funkwege wären für sie auch nicht für eine Übertragung in Frage gekommen. Die hätte jemand ja auch nur ganz zufällig anmessen können. Gar nicht davon zu reden, dass eine systematisch vorgehende Finanzbehörde da auch drauf gekommen wäre. Der Datenträger muss also in der Nähe sein.“ Er biss sich ein wenig auf den rechten Zeigefinger. „Wir haben alles durchsucht, nur den Stuhl nicht.“ Mühsam holten sie die Leiche aus dem Stuhl. Legten sie auf den Fußboden und begannen den Stuhl zu durchsuchen, fanden nichts. Glen hatte sich auf den Stuhl gesetzt, schaute über seine gefalteten Hände vor sich hin, lehnte sich zurück und klopfte ein Muster auf die Armlehne. Kurz, dreimal lang, zweimal lang und spürte, wie etwas gegen seine linke obere Wade drückte. Ein nahtlos in den Sitz des Stuhles eingelassene Schublade öffnete sich, darin ein Datenträger.
„Und wie hast du das gemacht? Nein, nicht wiederholen.“ Erim hob abwehrend die Hände. Erst nehmen wir den Datenträger raus. Dann darfst du das gerne noch einmal machen.“ Als Glen nach der Sicherung des Datenträgers die Eingabe wiederholte, schloss sich die Lade wieder. „Typisch Jeanette.“ Erim schaute auf den am Boden liegenden Leichnam. „Sie liebte solche Spielereien. Wir sollten hier verschwinden. In den Ortskern schlendern und einen Gleiter bestellen. Um unsere Spuren können wir uns später kümmern.“
Atistippos
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Re: Haluter lieben Bässe II

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Tanumara, Kontinent Butgra 05.04.2407
Feist und fett betrat der Mann in der Offiziersuniform der GALAPAGOS-STAR die Plattform des Aussichtsturms, pfiff irgendeine ihr völlig unbekannte Melodie, roch trotz des Bartschattens, stark nach einem elendig schlechten Rasierwasser. Zumindest hoffte sie das. Wenn sie sich allerdings die Flecken auf der Uniformjacke so ansah... – die Konnte auch als Vorlage für ein Kreuzworträtselmuster dienen. Eigentlich kannte sie a alle Offiziere, hatte sie zumindest gedacht, denn in ihrem Job war es immer wichtig, ausreichend Informationsquellen zu haben. Dieses Schlammloch war ihr bisher aber noch nicht aufgefallen. Warzenschwein in Uniform, war das erste, was ihr eingefallen war und das der hierher passte, wie eine Schmeißfliege auf eine Sahnetorte.
Sie schaute sich um: Viele attraktive Leute in Pastelltönen. Das Management der schiffeigenen Kleiderfabrik hatte fleißig darauf verwiesen, dass das bei dem Landgang auf Tanumara die passende Farbe für alle Individualisten sei. Da hatte kaum jemand widerstehen können. Individualisten wollten schließlich alle sein.
So standen diese Individualisten hier jetzt herum, aßen Schnittchen, tranken leicht alkoholische Getränke. Höher prozentige Sachen sollte es dann später beim Barbecue geben, bevor dann noch hiesige Kulturschaffenden ein Stück mit Musik und Tanz zum Besten gebe, in dem die hiesige Kulturgeschichte dargestellt wurde. Die war ja auch schon so lang. Na ja, typisches Problem diverser Siedlungswelten. Sie schüttelte nur innerlich den Kopf, veranlasste die in ihrem Schmuck versteckten Aufnahmegeräte, einige Bilder von diesem Offizier zu machen. Maschinenraum wohl, da hatte sie sich noch nicht hineinschleichen können. Erim hatte sie einfach zu sehr abgelenkt, dieser verhinderte Erbprinz einer arkonidischen Baronie hatte schon was. Sofern das stimmte und es nicht eine der vielen Legenden war, die über die Dead Losers kursierten. Ihr Näschen sagte ihr, dass da noch so einige interessante Geschichten aus sie warteten.
Sie hatte ihn dann aus ihrer Kabine geworfen, sollte er sich doch um die Bühne und das Konzertgelände alleine anzusehen, wenn die sie nicht dabei haben wollten. Jetzt waren sie dann wohl damit beschäftig, sich zu entspannen. Erim und Glen hatten alte Freunde besuchen wollen, das würde sicherlich feucht-fröhlich werden, obwohl die fünf weniger tranken als kolportiert wurde. Noch so ein Gerücht, dass die streuten.
Sie hingegen würde mit der GALPAGOS-STAR erst einmal weiterfliegen und in ein paar Tagen hier wieder ankommen. Zwischenzeitlich würde sie aber genug zu tun haben. Die Reise musste sich schließlich rentieren. Material für eine kleine Serie hatte sie jetzt schon.
Vom Rande der Plattform aus, beschaute sie sich die Umgebung: Der Aussichtsturm stand am Rande einer tief in den Untergrund eingeschnitten Flussmündung, die breit genug war, um in ihr eines der neuen Superduppi Schlachtschiffe zu baden, die der Großadministrator so liebte. Da würde sie Julian Tifflor nach fragen müssen, wenn sie bei ihm den Termin hatte. Würde spannend werden.
Sie schaute nach unten. Zweiundsechzig Meter hoch war hier die Küste. Hatte sie zumindest gelesen. Dazu kam dann noch der zwanzig Meter hohe Turm. Vor Ihr erstreckte sich die Bucht, in die der Fluss mündete. Obwohl Ebbe war, war die reichlich mit Wasser bedeckt. Die Färbungen der zum Teil recht hohen Felsen in der Bucht zeigte ihr aber, dass diese bei Flut um einiges höher stehen würde.
Nun ja, es sollte hier schließlich der höchste Tidenhub der bekannten Galaxis stattfinden. Das war schon einmal ein Versprechen und allemal interessanter als ein weiterer Besuch einer weiteren Siedlungshauptstadt. Kannte man eine, kannte man alle. Die sehr schnelle Expansion des Solaren Imperiums hatte es notwendig gemacht. Die jeweiligen Siedlungen aus vorgefertigten Teilen zu erstellen, die auf dem Mars in Serie produziert wurden und die obendrein auch noch recht haltbar waren.
Das war einfach nur langweilig.
Ein recht hoher Vulkan wurde hier auch als Attraktivität angepriesen. Für viele Passagiere sicherlich interessant, sie hatte aber auch schon eine Sendung vom Gipfel des Mons Olympus aus moderiert. Das war schwer zu toppen.
Kalbende Gletscher waren die nächste Attraktivität gewesen.
Sicherlich nicht schlecht, auch nicht ungefährlich, hatte sie auf Epsal schon aus nächster Nähe gesehen. Glücklicherweise hatten sie alle Schutzanzüge getragen, weshalb sie unbeschadet aus dem Wasser gefischt werden konnten, nachdem das Boot gekentert war.
Das konnten die hiesigen Gletscher so kaum übertreffen; und wenn doch, allzu groß war ihr Interesse nicht, so etwas noch einmal zu erleben. Außerdem hätte sie einen Transmitter nutzen müssen, um die eine oder andere Sehenswürdigkeit zu erreichen. Das musste nun wirklich nicht sein. Hierhin waren sie mit nach Osten fliegenden Schnellgleitern geflogen, um sich die Abendflut ansehen zu können.
Nach Prüfung aller Fakten, war es also nur das hier geblieben.
Erneut schaute sie sich um. Zweihundert, vielleicht dreihundert Passagiere der GALAPAGOS-STAR hatte es hierher verschlagen. Solche Veranstaltungen kosteten aber zusätzlich Geld; und das gar nicht einmal so wenig. Kein Wunder also, dass sich die Nachfrage in Grenzen hielt.
Der zweite der beiden Heiratsschwindler, die ihr bisher aufgefallen waren, war zu sehen. Der hier jetzt auch in weiblicher Begleitung. Bestimmt 120 Jahre alt. Er schien aber zufrieden zu sein, seine Begleiterin auch. Die musste allerdings Sehprobleme haben, zumindest hatte sie das Rouge wohl mit einem Lippenstift verwechselt. Dem Mann war das offenkundig egal, zumindest spendierte der seiner Begleiterin ein weiteres alkoholisches Getränk.
Sie veranlasste ihre Geräte zu weiteren Aufnahmen. War doch mal interessant, herauszubekommen, wer die war. Da ließ sich dann eventuell ein Bericht draus machen. „wie ich auf einen Heiratsschwindler hereinfiel“, oder so.
Im Hintergrund auftretende Unruhe erregte ihre Aufmerksamkeit. Das Mehandorpaar mit der großen Handelsflotte. Die waren wirklich stinkreich und heute einmal nicht damit beschäftigt, ihr Glück im Casino zu versuchen. Mit verrutschten Klamotten, erhitzen Gesichtern, eng aneinander geschmiegt und dabei lautstark redend bahnten sie sich ihren Weg, erreichten den Rand der Aussichtsplattform. „Und? Wo ist denn jetzt die Flut?“ Entrüstet schaute die Frau sich um. – „Aber Schatzi, du hattest doch gerade erst eine.“ Fast schon entrüstet, schaute der Mann sein Begleiterin an.
Interessante Frage jetzt, dachte sie sich: Wo haben die das getrieben, was sie offenkundig getrieben hatten? Seit fünfzehn Jahren waren die immer wieder Thema, in den einschlägigen Medien, seit ihrer Hochzeit. Zwei Mehandorfamilien legen ihr Vermögen zusammen, so hatte damals geheißen. Das Vermögen war seitdem nicht kleiner geworden. Gerüchte wiesen da auch immer wieder auf Schmuggel und andere kriminellen Handlungen hin. Belege gab es dafür aber nicht. Trotz aller immer wieder auftauchenden Meldungen und Gerüchte, die es über die gab, kam man an die beiden nicht wirklich heran. Vielleicht ergab sich für sie hier aber eine Möglichkeit. Aufnahmen hatte sie zumindest schon.
Ein lautstarkes Ohh, brachte sie wieder auf das Naturgeschehen zurück. Das, was da am Horizont erschien, war wirklich eine beträchtliche Wasserwand, die sich schnell der Küste näherte. Lange bevor sie diese erreicht hatte, hatte sie aber schon so viel Kraft, dass das Wasser des Flusses zurückgedrängt wurde und die Bucht füllte, während das Flusswasser von hinten weiter nachdrängte.
Der Wasserspiegel in der Bucht stieg rapide. Interessant. Das war ganz was anderes als kalbende Gletscher.
Der Fluss staute sich weiter, während die Gezeitenflut sich in die Bucht ergoss, sich dann in das Flussbett drängte. Für einige Momente türmten sich die Fluten aneinander auf, wie zwei See-Elefantenbullen, die sich um einen Harem balgten, dann überwand die Seeflut, die Flussflut, überrollte sie wie ein Panzer einen Rosenbusch. Das tiefeingeschnittene Flussbett füllte sich bis weit ins Hinterland. Sechsunddreißig Meter zeigt die Anzeige. Das war dann schon beträchtlich, wenn man bedachte, dass das bei Voll- und Neumond noch einiges mehr war, dann war schon klar, dass sich bei diesen Fluten niemand im Freien aufhalten durfte.
Das war schon interessant, interessanter allemal als ein zehn Kilometer hoher Vulkan, dem man sich sowieso nicht wirklich nähern konnte; für die Berichterstattung würde sie aber Bilder von einer höheren Flut einkaufen. Sich selber konnte sie dann ja in den Vordergrund projizieren. So mit Regenmantel und so, als wenn sie da im Freien erlebt hätte. Würde schon werden.
Die Plattform leerte sich langsam, einige halbvolle Gläser, die herumstanden, fanden schnell noch einige Abnehmer und die restlichen Schnittchen wurden verdrückt. Sie ließ sie zurückfallen, veranlasste noch einige Aufnahmen von den leergeräumten Schnittchenplatten. Solche Bilder konnte man sicherlich mit einem gewissen sozialkritischen Touch vermarken. Das Imperium hatte schließlich gerade einen ziemlich teuren Krieg hinter sich, da konnte man doch wohl an die Zurückhaltung der Wohlhabenden appellieren.
Lesche und Breker Harrt, das mehandorsche Reederehepaar war immer noch mit sich beschäftigt. Erstaunlich eigentlich, wo die doch schon seit fünfzehn Jahren zusammen waren.
Sie wollte gerade der Masse folgen, die den Weg Richtung des Veranstaltungsortes beschritt, hatte auch Hunger, da bemerkte sie eine Gestalt, die sich vorsichtig in Richtung des Flussbettes bewegte. Das uniformierte Warzenschwein hatte sich abgesetzt. Das war jetzt interessant. Der Hunger konnte warten; außerdem hatte sie aufgrund der leicht erhöhten Schwerkraft sowieso zugenommen.
Sie setzte die Datenlinse in ihr linkes Auge, stellte die visuellen Medien in ihrem Schmuck auf Zoom, schaute sich so um. Niemand schien sich um sie kümmern, für eine Moment frage sie sich , ob sie darüber erfreut oder verärgert sein sollte, dann nahm sie es mit einem Schulterzucken zur Kenntnis, schlug sich in die Büsche und folgte, deren Deckung nutzend, dem uniformierten Warzenschwein. Ein Offizier der GALAPAGOS-STAR, vermutlich aus dem Maschinenraum, da war doch irgendwas gewesen, während des Piratenüberfalles. Im Moment fiel es ihr allerdings nicht ein.
Der Mann hatte mittlerweile das Flussufer erreicht, stand da, warte vermutlich auf besseres Wetter – dann erschien plötzlich ein Gleiter. Der musste im Schutz des tief eingeschnittendes Flussbettes hierher geflogen sein. Interessant. So etwas macht man ja kaum, wenn man nicht etwas zu verbergen hatte. Drei Personen stiegen aus dem Gleiter, zwei von ihnen ziemlich hochgewachsen, unterhielten sich mit dem Offizier, schienen auf etwas zu übergeben. Leider reichte das Teleobjektiv nicht, und noch dichter heran konnte sie nicht, wenn sie nicht entdeckt werden wollte.
Na gut, mit ein wenig Technik würde sie da schon die nötigen Informationen erlangen – und den Maschinenraum der GALAPAGOS-STAR würde sie sich auch noch einmal genauer ansehen müssen. Jetzt, erhöhte Schwerkraft hin oder her, jetzt hatte sie Hunger. Außerdem wurde es langsam dunkel, und sich auf einem fremden Planeten in der Dunkelheit zu verlaufen, das war so mit das Letzte, was sie wollte.
Vorsichtig, die Deckung der Büsche nutzend, schlicht sie sich wieder auf den Richtung Barbeque. Das versprach alles sehr interessant zu werden.
Atistippos
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Re: Haluter lieben Bässe II

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Tanumara-City 06.04.2407
Die Sonne lugte über den Rand der einhundert Meter hohen Lagerhäuser, die den Raumhafen umrundeten, spiegelte sich in der Hülle einer zweihundert Meter Durchmessenden Kugel, die in den Himmel stieg. Lautlos, weil innerhalb der Atmosphäre Triebwerke nur im Notfall benutzt werden durften und ohne jede Auswirkung auf die Umgebung, weil der Aufstieg innerhalb eines hundert Kilometer in die Höhe reichen Schutzfeldes stattfand, das die Luftverwirbelungen auffingen, glätteten und die Atmosphäre stabilisierte. Die Oberteile weiter im Hintergrund stehender Kugelraumer waren zu sehen. Zwei zweihundert Meter Raumer terranischer Herkunft reichten gerade über die Häuserfront und ein vierhundert Meter Raumer akonidischer Herkunft. Der für Frachtraumer reservierte Teil des Raumhafens, weite im Norden der Stadt, war recht gut frequentiert. Die Sonne, die die Höhe der Lagerhäuser überwunden hatte, spiegelte sich in der Fenstern einer Häuserfront, die ihrem Aussehen nach zu urteilen, aus der Frühzeit der Besiedlung stammten.
Zwei Männer verließen eine Gleiter, näherten sich der Häuserfont.
Sie waren schweigend zurückgeflogen, einmal nur hatte Glen angemerkt: „Wir haben die Geschenke liegengelassen.“ – „Ich weiß“, Erim war sich mit beiden Händen über das Gesicht gefahren. „Wir werden aber sowieso noch einmal zurückkommen müssen. Wir müssen den Club abfackeln. Die drei hatten einfach zu viel zu verbergen, und ihr Ruf sollte gewahrt bleiben. Zuvor werden wir aber noch einkaufen müssen, Kunstdünger und so weiter.“
Schweigend waren sie weitergeflogen, hatten den Transmitter nach Friskous genommen, dann einen Gleiter zu ihrer Unterkunft, einem etwas abgelegen Haus, welches ihnen das örtliche Veranstaltungsmanagement zur Verfügung gestellt hatte, damit sie auch noch üben konnten.
Baxyer und Steve waren beschäftigt gewesen, checkten diverse Infokanäle, riefen sich Hinweise zu, schauten erstaunt, als die beiden auftautauchten. „Was macht ihr dann schon hier?“ Steve schüttelte erstaunt den Kopf. Glen übernahm es, die Nachricht zu überbringen, während Erim die verschiedenen Anzeigen und Hologramme überflog, die in dem Raum angezeigt wurden.
„Jeanette, Finbar, Matheo“, Glen stockte kurz, atmete durch, „sie sind tot. Ermordet. Vor zwei Tagen wohl.
Baxyers Augen füllten sich mit Flüssigkeit, langsam beugte sie ihren Kopf, bis sie Boden und Decke sehen konnte. Legten die Hände vor die Brust und begann einen leisen Singsang in einer Sprache, die niemand verstand, während eine hellgrüner Steve immer wieder nur den Kopf schüttelt. „Nein, nein, nein.“
Glen hatte sich zwischenzeitlich auf umgesehen, immer wieder Bilder des Klotzes, dessen oberste Stockwerke brannten. Hatte da Kekèlis nicht hingewollt
„Und was ist hier los?“
Baxyer beugte den Kopf wieder nach oben, gab ein schnarrendes Geräusch von sich, hatte sich dann im Griff. „Ein Lastengleiter ist in den Klotz geflogen, zunächst dachte man an einen Unfall, jetzt ist aber klar, dass es ein Attentat war. Eine wirre Gruppe hat sich zu ihm bekannt. Von der Befreiung Tanumaras vom Joch des Solaren Imperiums war da zu lesen.“
„Kekélis?“ Glen schaute sie fragend an. „Hat sich gemeldet. Will sich noch diverse Sehenswürdigkeiten ansehen. Lebt also und plant irgendeinen Rückweg, bei dem sie nicht in Kontakt mir den Sicherheitskräften kommt.“
„Okay“, Glen schaute kurz zu Erim, der nur nickte. nickte, „es scheint ihr soweit also gut zu gehen und die Reise hierher schafft sie schon. Mal sehen, was sie und dann zu erzählen hat. Nur, was ist hier eigentlich los?“
„Das“, Steve hatte einige Male durchgeatmet, „haben wir uns auch schon gefragt, und mit einer Datenrecherche angefangen.“
Glen massierte ein wenig sein Kinn, „gut, zuvor haben wir noch etwas für dich, Steve. Die gesamte EDV des Clubs ist zwar ausgeräumt worden, wir haben aber einen Backup gefunden. Gut gesichert. Erim.“
Der legte den Datenträger in ein Fach, das sich an Robbies Rücken öffnete.
„Mit einem Passwort geschützt“, meinte Steve wenig später. „Versuch es mal mit Moon River, hänge noch ein Fragezeichen an.“ – „Klappt nicht,“ Steve schüttelte den Kopf. Glen schaute sich um, es schien aber Jemand weiter eine Idee zu haben. „Gut, lasse eine Codeknackersoftware rüber laufen. Kann zwar etwas dauern, aber an die Daten werden wir schon ran kommen. Jetzt sollten wir erst mal versuchen, uns einen Überblick zu verschaffen. Ich checke die letzten zwei Monate, Erim?“ – „Schon klar, ich die beiden davor und dann so weiter.“
Irgendwann erschien dann Kekèlis, wies Glen zurück, der sie umarmen wollte. „Nicht, mein Rücken ist ein Brandblasenbeet.“
Sie schilderte nur kurz, recht sparsam die Geschehnisse, schüttelte nur den Kopf, als Steve nach ihrer Freundin fragte, setzte sich mit einem Seufzer, bedeckte ihr Gesicht mit den Händen, als sie von Jeanettes, Finbars und Matheos Tod erfuhr. Atmete sie nach einer gefühlten Ewigkeit durch. „Und nun? Was tun wir jetzt?“
Erim zeigte in den Raum. „Du siehst ja, wir haben hier fleißig Daten gecheckt, um uns einen Überblick zu verschaffen, was hier eigentlich los ist.“
„Es ist da einiges los.“ Kekélis, schüttelte den Kopf, bewegte vorsichtig die Schultern. „In Tanumara-City, da gibt es Demostationen gegen Terra, gegen den Großadministrator. Es soll auch Lieferschwierigkeiten geben. Da brodelt eine ziemliche Unzufriedenheit.“
Erim hatte mehrfach genickt, während er ihr zuhörte. „Deckt sich mit unseren Recherchen. Hier hat es schon während des Krieges Bestrebungen, gegeben, Vor neunzehn Monaten wurde der damalige Chef der Heimatflotte entlassen. Verdacht, einen Umsturz zu planen, hatte auch häufiger Kontakt zu Akoniden, die zu der Zeit häufiger hier auftauchten. Ansonsten hat der Krieg auch dieser Siedlungswelt reichlich Geld gekostet. Von dem mittlerweile einsetzenden Aufschwung hat man noch nicht profitiert. Deshalb ist Rhodan ja auch auf dieser Goodwilltour.“
„Ansonsten“, Glen fuhr sich mit der rechten Hand mehrfach über den Hinterkopf, „hat das organisierte Verbrechen diesen Planeten für sich entdeckt. Zumindest gibt es Berichte über Drogenschmuggel und Schutzgelderpressungen. Und wenn die organisierte Kriminalität erst einmal so einen eher
dünn besiedelten Planeten ins Visier genommen hat…“ Er hob die offenen Hände, „dann wird es eng. Trotzdem vielleicht auch deshalb, gibt es hier klare Bestrebungen, sich vom Solaren Imperiums zu lösen.“
„Wo du von Drogen sprichst“, Kekélis spielte ein wenig an ihrem rechten Ohrläppchen. „Ich habe Aras im Klotz gesehen, als ich da ankam, nur mal so zur Information. Was mich aber interessiert, wer“, Kekélis schaute sich fragend um, „soll den hier die Sicherheit übernehmen? Die hiesige Flotte ist ja nicht gerade opulent.“
„Du wirst es nicht glauben“, Steves Grinsen schien etwas diabolisch zu sein, „Überschwere, zumindest habe ich solche Forderungen gefunden. Soll billiger werden als der Verbleich im Solaren Imperium, hat da jemand vorgerechnet.“ Er schüttelte nur den Kopf. „Dabei weiß doch jeder, dass der, der sich die Überschweren ins Haus holt, auch gleich eine Umzugsfirma rufen kann, weil er bald kein Haus mehr hat. Aber die Dummen werden alle. Ansonsten, wenn sich hier jetzt auch schon die galaktischen Pillendreher herumtreiben, dann sind Rauschgifte nicht fern. Für die hiesige Polizei kann das kann schnell ein zu große Nummer werden.“
„Gut“, Kekélis hatte sich vorsichtig vorgebeugt, vermied jede hastige Bewegung. „Nur, was hat das mit Juliette, Finbar und Matheo zu tun?“
„Das“, Erim zeigte in Richtung von Steves Trageroboter, „versucht Robbi schon sein einer geraumen Weile herauszubekommen.
„Der da“, er wies auf Glen, „hat, keine Ahnung wie, es geschafft, an die Backupdaten zu kommen. Hoffen wir zumindest, denn bisher haben wir das Passwort nicht knacken können.“
„Schon mal mit der Akkordfolge von Moon River versucht?“
Die Blicke, die Kekélis ernte, hätten zartbesaitetere Menschen wohl dazu veranlasst, im nächstgelegenen Mauseloch zu verschwinden. „Auch an das Fragezeichen am Ende gedacht?“
Für einen Moment schien Steve dunkel anzulaufen, verlegte sich dann aber aufs Dozieren. „Wir haben nicht nur nicht Moon River vergessen, uns war auch die Sache mit dem Fragezeichen bewusst; und ansonsten haben wir auch alle anderen Sonderzeichen durchprobiert, an allen denkbaren Positionen. Dazu noch eine mittlerweile sechsstellige Anzahl anderer Kombinationen. Jeanette war da findig.“
„Oder eben etwas simpler.“ Kekélis hatte die Reaktion unbeeindruckt über sich ergehen lassen, wandte sich Glen zu: „Was genau hast du denn gemacht?“
Der zuckte nur mit den Schultern. „Weiß ich selber nicht so genau, irgendwas vor mich hin geklimpert. Eine getragene Melodie, die mir vor einiger Zeit mal einfiel.“ – „Und? Pfeif mal vor.“
Glen schüttelte nur den Kopf, tat aber, wie ihm geheißen.
„Soll wohl in e-Moll sein. Mach noch mal.“ Glen zuckte nur mit den Schultern, pfeif die Melodie aber erneut.
„Viertelnote, Halbe Note, Halbe Note, Halbe Note, Viertelnote, Halbe Note dann noch einmal eine Viertelnote?“
Glen nickte. „So in der Art.“
„Dann ist die Lösung doch einfach.“ Kekélis grinste kurz. „Wirklich ziemlich einfach. J.R. Jeanette Renier, zumindest, wenn man das Morsealphabet zugrunde legt.
Den Blicken der anderen nach zu urteilen, wusste da jemand gro0 was mit anzufangen, also hielt Kekélis sich kurz. „Eine Technik, die wir vor Jahrhunderten von den Terranern lernten. Sehr hilfreich, wenn man im Gebirge sich über weitere Strecken kommunizieren will. Wir pfeifen dann einfach unsere Nachrichten. So was soll es auf Terra doch auch geben.“ Sie schaute Glen fragende an, der seine Hände abwehrend vor sich hielt. „Wieso schaut ihr mich immer an, wenn es um Terra geht. Ihr wisst doch ganz genau, dass ich von Terra keine Ahnung habe.“
„JR, funktioniert nicht, J. R. auch nicht, auch nicht mit diversen Sonderzeichen und dem Geburtsdatum gepaart; auch nicht mit dem Geburtsdatum der Männer gepaart. So etwas macht das Programm ganz von allein. Du musst falsch liegen.“ Steve hatte kurz in die Anzeige geschaut und dann nur den Kopf geschüttelt.
„Dann pfeif es doch mal, oder gebe es als Morsebuchstaben ein. Schreibe doch einfach mal kurz, lang, lang, lang, kurz, lang kurz.“
Steve schaute sie an, als hätte sie von ihm verlangt, eine ertruserische Oma zum Tanztee einzuladen, dann aber getan, wie ihm geheißen, schwieg einen Augenblick, schwieg etwas länger, grummelte dann etwas in sich hinein, was sich wie Frauen und weiblich Logik anhörte.
„Und?“ Trotz der Schmerzen lächelte Kekélis.
Steve schaute kurz hoch. „Viele Daten. Viel Geschäftliches aber auch reichlich Dokumente, umfangreiche Dokumentationen. Das kann etwas dauern.“
„Nein!“ Erim schüttelte den Kopf. „Wir legen uns jetzt hin versuchen zu schlafen. Lasse ein Programm darüber laufen, dass die Daten vorsortiert. Stichwörter: Politische Veränderung, organisierte Kriminalität, Schutzgeld, Erpressung, unerwartete Besucher, Rauschgift, Drogen und Pharmazeutik. Wir sehen dann Morgen weiter.“
Bis zum Morgen waren d die Daten vorsortiert, und bis zum vorgesichtet und zwei Stunden später hatten sie die erste Spur. „Also tatsächlich Schutzgelderpressung.“ Baxyers Kopf vor mehr leicht auf und ab. „Keine gute Idee, denke ich mal, so etwas lassen die sich doch nicht gefallen.“
„Nicht nur Schutzgeld“, Steve schaute kurz von der Anzeige hoch. „Ich habe hier einen Eintrag, nachdem die sogenannten Gäste, die da plötzlich auftauchten, auch Stimulanzien im Club verkaufen wollten. Die drei fanden das gar nicht komisch, haben die dann rausgeworfen und dann ausgekundschaftet. Fungiert als Medikamentengroßhandel.“
„Ja, kann ich mir vorstellen“, seufzend schüttelte Erim den Kopf, „und anstatt zur Polizei zu gehen, haben sie dann denen einen Schlägertrupp auf den Hals geschickt. Damit haben sie sich die endgültig zu Feinden gemacht.“
„Nun ja“, Glen zuckte mit den Schultern, „so war Jeanette nun einmal. Erim, ich denke, wir ziehen los, schauen uns diese sogenannte Firma mal an. Danach müssen wir uns um den Club kümmern. Ihr drei such weiter, da wird noch einige zu finden sein.
Die beiden hatten den Raum fas verlassen, als er sich noch einmal umdrehte. „Sag mal, Steve hast du eigentlich noch ein paar von deinen Mikrofonen übrig?“
„Reichlich. Mein Onkel war da großzügig. Ich habe sogar auch noch die eine oder andere der kleinen flugfähigen Kamera übrig, die mein Konterfei immer so passabel präsentieren.
Er gab einen Befehl in das holografische Eingabefeld seines Armbandgerätes ein und im linken Oberarm seines Roboters öffnete sich eine Klappe. „Die oberen Schachteln. Mikrofone, Kameras und Verstärker. Alles siganesische Herstellung und was ein attraktiver Drummer so braucht, um in den Medien gut rüber zu kommen. Der Verstärker liegt bei, muss in einer Entfernung von maximal fünfzig Metern untergebracht werden und wählt sich dann in ein Netz ein. Die Kamera schafft das so. Ich schalte noch einmal alles scharf.“
Erneut waren sie nach Westen in den Morgen geflogen, hatten den Transmitter nach Tanumara-City genommen. Die Transmitterstationen waren mit noch mehr Kontrollrobotern und Polizisten besetzt, auch an jeder größeren Kreuzung standen Polizisten besetzt; und auch Militärroboter waren als Verstärkung eingesetzt worden. Polizeigleiter patroullierten über der Stadt, durchpflügten den dichten Privatverkehr, wie ein Falke einen Starenschwarm: Verursachten Unruhe, bewirkte aber wenig.
Die Regierungschefin hatte zwischenzeitlich in einer hochemotionalen Erklärung, bei der sich ihre Männer dezent im Hintergrund hielten, das Geschehen als einen grausamen Anschlag bezeichnet, der gesühnt werden würde. Die Täter, die sicherlich nicht von diesem Planeten stammten, würden zur Rechenschaft gezogen werden.
Die Stimmung in der Stadt war entsprechend unruhig, und auch, wen es kein Ausgangsverbot gab, waren die Straßen eher leer. Mehrfach waren sie kontrolliert worden, bis sie die Adresse am östlichen Rand des quadratischen Raumhafens erreicht hatten. Eine Reihe zehnstöckiger, grauer Kuben, mit achtzig Meter Länge und etwas grün im Vorfeld empfing sie. Menschen waren nicht zu sehen, was einige kleine Reinigungsroboter nicht davon abhielt, Wege und Rasenflächen zu säubern, ohne Rücksicht auf die beiden Personen zu nehmen, die mehrfach beiseite springen mussten. Etliche der Fenster machten so aus der Ferne nicht den Eindruck, in den jüngsten Jahren allzu häufig gereinigt worden zu sein, noch mehr Fenster waren herunter gedimmt, wohl ein Zeichen dafür, dass die Räume dahinter leer standen. Die Anzeigen wiesen aber darauf hin, dass sich alleine in diesem Kubus zwanzig Firmen befanden. „Typisches Gründungszentrum. Manche werden Erfolg haben, mansche waschen Geld und manche werden in einem Jahr nicht mehr da sein. Nun ja. Das Übliche.“ Erim hatte die Anzeigen gemustert und dann leicht den Kopf hin und her geneigt.
Der Eingangsbereich war funktional gestaltet, schon lange nicht mehr gemalt worden. Drei alte Fahrstühle empfingen die Besucher, von denen einer außer Betrieb war. Kein Antigrav oder anderer moderner Schnickschnack, ein verstecktes Treppenhaus gab es auch noch. Im vierten Stock war die Firma, die sie suchten. Ein langer Flur führte zu einer Tür mit dem Namensschild der gesuchten Firma. Zwei weitere Büros gingen links vom Flur ab. Erim schaut sich kurz um, öffnete dann einen verschlossenen, in der Wand eingelassenen Kasten, deponierte etwas an dessen Rückwand, schloss wieder den Kasten. Nickte. Glen hatte unterdessen den Flur im Auge behalten.
Sie traten ein. Was auch immer die von Jeanette beauftragten Schläger hier angerichtet hatten, die Schäden waren beseitigt worden. Zumindest in dem Empfangsbereich war davon nichts ehr zu sehen. Einer der üblichen Tresen, einer der üblichen Schreibtische, die übliche EDV-Ausstattungen. Der Mann am Empfang schreckte etwas auf, als sie die Räume betraten. War vermutlich mit etwas sehr Wichtigen beschäftigt gewesen, hatte auch niemand erwartet. Also erklärte Glen ihm, wer sie waren, dass sie diese Wochen noch ein Konzert hätte und ganz allgemein Interesse an Geldanlage hätten.
Krankheit, so hatten sie sich gedacht, gingen immer. Der Kontakt mit Fremdvölkern wäre nun einmal nicht immer ungefährlich Sie hätten da auf ihren Reisen am Rande des Imperiums schon die tollten Sachen erlebt: Den tyrellischen Schnupfen oder die xantiipsche Grippe, oder lorindishe Augenpest. Gar nicht zu reden von der Vielzahl der Geschlechtskrankheiten, die in den jeweiligen Gegenden der Galaxis so grausierten. Sie würden von daher gerne im medizinischen Bereich investieren. Also eine Medikamentehandel aufmachen.
Kontakte zu Ärzten und Krankenhäusern hätten sie schon; jetzt seien sie auf der Suche nach Lieferanten. Da die großen zu sehr von Terra kontrolliert würden, wären sie an der Zusammenarbeit mit kleineren Firmen interessiert.
Sie würden von daher gerne mit der Geschäftsführung sprechen. „Da muss ich dann einmal fragen“, war alles, was der Mann hinter dem Tresen hervorbrachte, und dann nach hinten verschwand.
„Tyrellischer Schnupfen? Xantiipsche Grippe? Lorindishe Augenpest? Wo hast du das dann her? War aber eine gute Ablenkung“, flüstere Erim. Glen winkte nur ab.
Die Tür öffnete sich und der Mann erschien wieder: „Ja, der Don hat etwas Zeit für Sie, wenn Sie mir folgen wollen?“
Er führte sie in den hinter Bereich, in dem von einem Flur einige Räume abgingen.
Ein wohl hundertjähriger Mann terranischer Abstammung und langen Haaren empfing sie, betonte, dass er kaum Zeit habe, für ein kurzes Gespräch mit Kunden aber natürlich immer Zeit habe. Don Karl Carlt zeigte das Hologramm über dem Schreibtisch an.
Glen erzählte noch einmal seine Geschichte, ohne allerding die Krankheiten zu erwähnen.
Der Mann nickte mehrfach und stimmte der Einschätzung zu, dass Krankheit und Medikamente immer ein einträgliches Geschäft seien, zumindest, wenn man die entsprechenden Kontakte habe.
Erim platzierte unterdessen ein weiteres Mikrofon und dann die die Kammeraus ihre Reise, die dicht über den Boden in den nebenliegenden Besprechungsraum flog. Wenn es darauf ankam, dann würde Steve sie auch schon in andere Bereiche steuern können.
Der Mann erzählte unterdessen etwas von anderen Unternehmen, die man schon belieferte und betonte die gute Kontakte, die sie als Zwischenhändler zu den Aras hätten. Die so weit von Terra entfernt, viel besser Lieferbedingungen bieten könnten. Von daher wären sie hier sicherlich gut aufgehoben.
„Medikamente für den Tyrellischer Schnupfen, Xantiipsche Grippe und die Lorindishe Augenpest haben die dann auch? Gerade die haben wir auf unseren Reisen nämlich als sehr gefährlich kennengelernt; und es nur eine Frage, bis die auch hier auftauchen.“ Glen schaute den Mann fragen an.
Das würde sich sicherlich machen lassen, meinte der Mann, jetzt ginge aber seine Zeit zur Neige. Am besten wäre es, wenn sie ihm eine Liste schickten, er könnte ihnen dann ein unverbindliches Angebot senden.
„Ich habe ja keine Ahnung von Medizin, “ meinte Glen nur, als sie wieder vor dem Haus standen, „der aber auch nicht. Definitiv eine Scheinfirma. Schauen wir mal, was wir herausbekommen. Ansonsten, “ er atmete tief durch „haben wir eine unangenehme Arbeit vor uns. Ich denke, wir sollten getrennt einkaufen und uns dann um den Club kümmern.“
Atistippos
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GALAPAGOS-STAR 06.04.2407
Feuerräder senkten sich vom Himmel, Blitze führen hernieder, zerschmetterten hier und da eine Mann, trennten die Streitparteien voneinander, die gerade dabei waren, sich gegenseitig zu massakrieren. Wobei die Männer durchaus im Vorteil waren. Ängstlich heulend zogen sich die kämpfenden Parteien zurück, währt der Streitwagen der Göttin Hydrimonet sich weiter senkte, erreicht schließlich den Boden berührte. Einen Augenblick lang herrschte Stille, dann entstieg dem Streitwagen eine wahrlich blendende Schönheit, die mit donnernder Stimme die Streitparteien zur Ordnung rief. Sie sei hier, und die Saat des Kosmos auf diesen Planeten zu bringen. Eintracht sei geboten, da sonst das Projekt scheitern würde. Und insbesondere Männer hätten sich mit ihrem Streben nach Macht gegen die Gebote verstoßen. Deshalb seine sie in Zukunft dazu verdammt, sich den Frauen dieser Welt zu unterwerde, ihnen zu diene und zu gehorchen. Hinfort sollte jede Frau zwei Männer haben, die ihr dienten, ihr gehorchten, folgten, bis sie in Demut für die Verbreitung der kosmischen Saat sorgten.
Sie schüttelte den Kopf, machte das Hologramm aus. War schon ein interessantes Stück gewesen, das da aufgeführte worden war. So also der Gründungsmythos: Männer rebellieren gegen die Herrschaft der weisen Frauen, werden von einer Göttin zurecht gewiesen und müssen in Zukunft den Frauen dienen. Schöner Gedanke. Dass die dafür dann aber jetzt zwei Männer haben, sie schüttelte erneut den Kopf. Einer reichte doch völlig. Na ja, zumindest häufiger.
In den Netzlexika las sich das etwas anders: Tanumara wurde im Jahre 2021 zunächst von den Mitgliedern einer naturreligiösen Sekte besiedelt, die von Priesterinnen geführt wurden. Den Mitglieder dieser Sekte war der damals vo9n Terra beschrittene Weg zu technisch und führte weg von der natürlichen Verbundenheit mit dem Kosmos. Auf Tanumara sollte eine neue, naturverbundene Welt geschaffen werden, die einen direkten Kontakt zum Kosmos ermöglichte. Die Welt wurde von den Priesterinnen regiert und es herrschte eine sexuelle Promiskuität, die selbst nach Meinung aufgeklärter Terraner und Terranerinnen recht weit ging. Begründet wurde dieses auch damit, dass ein gewisser Männermangel herrschte.
Als die reichen Kristallvorkommen auf dem zweiten Mond entdeckt wurden, zog es viele Männer und nur wenig Frauen in das System, so dass sich das Geschlechterverhältnis umkehrte. Um die daraus resultierenden Probleme zu reduzieren und die Zahl der Sexualdelikte zu vermindern, beschloss der damalige oberste Rat der weisen Frauen, dass jede Frau die Pflicht habe, zwei Männer zu beglücken, dafür waren dann im Gegenzug die wichtigsten Ämter nur den Frauen vorbehalten. Inwieweit noch der ein Rat der Priesterinnen im Hintergrund die Politik auf dem Planeten gestaltet, ist nicht bekannt. Entsprechende Gerüchte werden von den jeweiligen Regierungen nicht beantwortet oder kommentiert.
Fest steht aber, dass es aus ungeklärten Gründen auf Tanumara einem Überschuss von weiblichen Geburten gibt. Das Verhältnis liegt bei 100:126,3 und das 62,4% der vertraglich geschlossen Bindungen Dreierbeziehungen sind.“
Und das funktionierte jetzt seit einigen Jahrhunderten. Erstaunlich.
Erstaunlich aber auch, dass der Offizier der GALAPAGOS-STAR dann beim Rückflug wieder da war, obwohl der zwischenzeitlich nicht zu sehen gewesen war. Zeit, sich jetzt um den zu kümmern.
Ihr war auch wieder eingefallen, was sie stutzig hatte werden lassen. Dank Glens Programm waren sie den Piraten entkommen, dann waren sie aber aufgrund von technischen Störungen aus dem Linearraum gefallen. So etwas sollte heute doch kaum noch vorkommen. Von daher sollte sie doch einmal in den hinteren Bereich begeben, wo die Kraftwerk und die Triebwerksaggregate waren. Das war im Rahmen von täglichen Führungen von Kleingruppen in die Eingeweide des Schiffes möglich, wenn man dafür zahlte. Zeit, dass sie mit dieser Reise Geld verdiente, das wurde teurer als gedacht. Kira hatte aber gemeldet, das alles gut liefe.
Wirklich die beste Assistentin, die sie bisher hatte.
Treffpunkt war auf Deck C, also ziemlich weit unten. Die Gänge waren hier auch schon wesentlich schmaler, die Kabinen kleiner, die Kosten aber auch geringer. Am Treffpunkt standen dann auch schon einige Leute um eine Frau herum, die offenkundig die Führung übernehmen sollte. Vornehmlich Männer, mit ihr aber auch fünf Frauen. Damit war das angestrebte Dutzend zusammen.
Die Frau ließ sich noch einmal die Namen geben, buchte die Kosten ab und begann mit einer langatmigen Belehrung, in der sie auf die Geräuschkulisse, möglichen Strahlungen und sonstigen Gefahren hinwies. Falls irgendjemanden etwas passierte, so ihre Aussage, dann würde die Reederei auf gar keinem Fall haften. Das hier sei auf eigene Gefahr. Ansonsten wäre es nett, wenn sie zusammenblieben; denn eigentlich sei sie es leid, immer wieder allzu neugierige Besucher suchen zu müssen. Gerade auf den letzten Flug erst hätte ein Kinde versucht, durch eine Wartungsklappe in ein laufendes Impulstriebwerk zu klettern. Ohne die inneren Schirme… Mehr sagte sie nicht, verteilte nur Ohrschützer, die auch als Kopfhörer funktionierten, erklärte dann noch einmal, wie die Mikrofone funktionierten. Dann ging es los.
Eine versteckte Tür am Ende des Ganges öffnete sich und es folgte eine längere Erklärung darüber, dass sie hier jetzt unterhalb der Unterkünfte der Mannschaftsmitglieder seien, das links und rechts die Hauptstromleitungen seinen, durch die das Schiff mit Strom versorgt werde. Dahinter wären dann die Antigravprojektoren des Schiffes, die sie leider nicht zeigen könnte, weil die von hier aus nicht erreichbar seien.
Sie nickte freundlich zu all dem und registrierte, dass einer der Männer, der sie schon bei ihrer Ankunft taxiert hatte, seine Position wechselte und ihr ständig näher kam. Nicht ganz hundert Jahre wohl, waren sicherlich mal attraktiv gewesen, bis er sich die Falten hatte glätten lassen. Der Kleidung und er Ausstattung nach zu urteilen, sicherlich nicht arm. Ihre Kamera machte ein Foto, Mol sehen wer das war.
Die Tür zum eigentlichen Maschinen- und Triebwerksbereich öffnete sich von alleine. Eine holographische Warnhinweis empfing sie. Verlassen Sie nicht den vorgeschrieben Weg! Lebensgefahr. Das leuchtete irgendwie ein, denn wenn sie das richtig interpretierte, waren das Transformatoren. Einer der Männer musste es aber natürlich trotzdem probieren, wurde aber von zurückgeschludert und landete auf dem Fußboden. Da gab es offenkundig ein Schutzfeld.
Die Führerin schüttelte nur den Kopf. „Immer wieder dasselbe Theater“, meinte sie zu hören, dann kamen technische Aufführungen. Im Moment unterhielt sich der Mann noch mit einem anderen, auch nicht sehr viel jünger. Vielleicht hatte sie ja Glück, und die beiden versenkten sich so sehr in den Austausch ihrer Jugenderinnerungen, dass sie noch einmal davon kam.
Eine große, hohe Halle tat sich als nächstes vor ihnen auf, deren Größe allerdings nicht wirklich abgeschätzt werden konnte, weil sie ziemlich vollgestellt war. Überall waren Warnhinweise zu sehen und etliche Leute trieben sich hier rum. Manche betrachteten holgraphische Schalttafeln, andere schien eher sinnlos durch die Gegen zu schlendern. Eilig hatte es hier ganz offenkundig niemand; und das Warzenschwein in Uniform war auch nicht zu sehen.
Dass sich hier, hinter den Gehäusen die Fusionsreaktoren befänden, erklärte die Frau. Die wären natürlich auch im Inneren durch Schutzschirme geschützt. Das seine zwar eigentlich nicht notwendig, weil das eine billige und sauber Energie sei, die Reederei hätte sich aber verpflichtet, jeder denkbaren und undenkbaren Gefahr zu begegnen.
Ein wenig stutzte sie da, waren Schutzschirme nicht wegen der Neutronenstrahlung notwendig. Da sie immer so wenig von solchen Sachen verstand. Erim würde das wissen, der hatte ja, wie hatte er gesagt, gute Hauslehrer gehabt.
Drei Reaktoren, so die Frau, würden derzeit arbeiten, drei weitere konnten zugeschaltet werden, dienten ansonsten als Reserve. Die Führerin ratterte irgendwelche Leistungsdaten runter, die sie gleich wieder vergas. Wenn sie die für ihre Berichterstattung brauchte, konnte sie das nachlesen. Was den Mann anging, da hatte sie wohl keine Glück, der hatte das Gespräch beendet und sich weiter vorgetastet, stand jetzt neben ihr und schaute sie von unten her an. Allerhöchstens 175 cm.
Es ging weiter. Hier wären jetzt die unteren zwei der insgesamt zehn Sublichttriebwerke zu sehen, erläutere die Frau. Na gut. Wenn es denn so war; obwohl sie sich Triebwerke immer etwas anders vorgestellt hatte, als verschlossen Kästen, aus denen etwas herausragte. Von einem eigene Fusionsreaktor war die Rede und das irgendwie Hyperenergie eigespeist wurde, weil nur so die immense Beschleunigung erreicht werden konnte, die zwar nicht an die eines Großkampschiffes heranreichte, mit 500 Km/s² aber doch schon beträchtlich. Die Frau lächelte ein wenig stolz.
„Das ist wirklich schon stark“, hörte sie eine männliche Stimme im Kopfhörer. Sie hatte natürlich kein Glück gehabt. „Sie interessieren sich für Technik? Toll, nicht war, was es heute so alles gibt. Als ich vor fünfundsiebzig Jahren mit meiner Ausbildung begann, war das alles noch viel komplizierter.“ Sie tat so, als wenn sie sich suchend umschaute, währen die Führerin erzählte, dass es genau diese Röhre da sei, an der das Kind entlang gelaufen sei, und den Zugang zu einem Wartungsschacht geöffnet habe. Der Mann lächelte sie an und zeigte auf sich. Sie lächelte zurück und nickte nur. Wie ging das überhaupt, hier jemanden individuell anzusenden? Da musste bei der Einführung was an ihr vorbeigegangen sein. Dann hatte sie es. Die Ohrschützer hatten Nummern und bei den Mikrofonen waren Drehräder, deren Anzeige von Null bis zwölf ginge. Sie würde es schön auf der Null stehen lassen.
Etliche Roboter flitzen durch die Gegend. Die zumindest hatten es eilig. An dem Gehäuse der Triebwerke befanden sich auch holographische Armarturen und es waren auch einige Leute zu sehen. Vermutlich gab es zusätzlich zur zentralen Steuerung auch direkte Steuerungsmöglichkeiten vor Ort. Interessant.
Die Frau zählte noch einmal ihre Schäfchen, schien mit dem Ergebnis zufrieden, erläuterte, dass es jetzt in den Bereich der Lineartriebwerke ginge. Mal sehen, was da für Kästen zu sehen bekamen.
Ihre Führerin bot ihnen an, die Treppe zu nehmen, das wären gerade einmal hundert Höhenmeter, ließ sich aber erweichen, als sie das allgemeine Gestöhne vernahm und zeigte den Weg zum Fahrstuhl. Wirklich ein Fahrstuhl, kein Antigrav.
Durchaus mit Stolz erzählte ihre Führerin, dass das Schiff extra deshalb so konstruiert worden sei, damit leichte Wechsel der beiden Kalup-Konverter getauscht werden könnten. Diese wäre problemlos durch die beiden oberen Lucken möglich.
Etliche Roboter aber auch etliche Leute. Ähnlich viele, wie bei den Fusionsreaktoren. Der Offizier den sie suchte, war allerdings nicht dabei.
„Das hier sind wirklich hervorragende KK´s. Ich muss das wissen, ich habe selber mal an der Konstruktion solcher Aggregate mitgearbeitet. Sie müssen übrigens nur das Rädchen auf die drei stellen, dann können wir uns ungestört unterhalten.“ Wollte sie das eigentlich? Wirklich unhöflich wollte sie aber auch nicht sein, also stellte sie das Rädchen auf die drei. „Sie kennen sich hier aus?“ – „Aber ja doch, ma belle Madame. Ich bin jetzt das sechste Mal auf Kreuzfahr mit diesem Schiff. Was soll sich ein verwitweter Millionär denn sonst so noch gönnen?“
Ach du gute Güte, war so ziemlich alles, was ihr einfiel, andererseits hatte sie in Interviews schon ganz andere Sachen erlebt. Also lächelte sie freundlich. „Sie kennen sich hier aus?“ Der Mann nickte stolz. „Ich war ja schon häufiger hier, habe mich auch mal verlaufen.“ Ein kurzes Lächeln zog über sein Gesicht. „Wenn man das macht, sieht man nicht nur die penibel geschlossen Kästen sondern die richtigen Aggregate. Das soll zwar nicht sein, das machen die Leute aber immer wieder gerne, gerne, um die Wartungsarbeiten zu erleichtern. Beim Militär wäre das unvorstellbar, hier kommen aber viele aus der Mehandorschule, und da ist man stolz darauf, dass man ein Transitionstriebwerk notfalls auch mit Leukoplast flicken könnte. Der hiesige Chef ist auch aus dieser Abteilung.“
Das war jetzt interessant. Nicht; dass sie sich für die richtigen Aggregate interessierte, mit denen würde sie kaum mehr anfangen können, als mit den Kästen, so etwas aber zeigen zu können, das hätte was.
Mit aufgeblendetem Lächeln nahm sie erneut Blickkontakt auf. „Sie scheine mir viel Ahnung zu haben?“
Der Mann winkte nur ab. „Habe mal Ingenieurswissenschaften studiert und hatte dann so einige kleinere Ideen für Teile, welche die Abläufe optimierten. Die Patente haben mich reich gemacht.“
So einfach konnte das also sein. Obwohl es sicherlich nicht so einfach gewesen war.
„Da vorne geht gleich ein kleiner Gang ab. Schwer zu erkennen, weil das immer Kisten rumstehen, um die Sicht auf ihn zu verbergen. Ist zwar verboten…“ Der Mann zuckte nur mit den Schultern. „Der führt zum anderen Konverter und wenn sich nicht viel geändert hat, dann ist der nicht verkleidet, weil die ständig an dem herumbasteln. Da fühlt sich wohl jemand berufen. Wenn Sie den passieren, dann kommen sie in den Randbereich des Schiffe, da ist die hiesige Kantine und da sind die Unterkünfte der Mitarbeiter des technischen Sektors.“ - „Gefährlich?“ So ganz geheuer war ihr die Sache nicht.
Der Mann schüttelte nur den Kopf. „Kaum. Rut wird sich aufregen, die ist aber Kummer gewohnt.“ – „Rut?“ – „Ja Rut“, der Mann nickte bestätigend. „Rut M. Hark. Manuela wohl. Unsere Führerin. Nette Frau eigentlich. Ich werde sie aber kaum begleiten können. Rut traut mir nicht. Besser also, wenn ich sie jetzt verlasse.“ Langsam schlenderte der Mann zu seinem vorherigen Gesprächspartner.
Innerlich schüttelte sie den Kopf, was es so für Menschen gab. Sie hatte ja nun wirklich schon so einiges erlebt, so etwas war ihr aber auch noch nicht untergekommen. Andererseits…
Die Führerin, Rut also, hatte ihren Vortrag über die Funktionsweise der Kalup-Konverter beendet, auch etliche neugierige Fragen beantwortet, jedes Mal ohne zu zögern. Sie schien wirklich was von der Sache zu verstehen. Jetzt wollte sie weiter, es gab noch einige interessante Details im vorderen Bereich. Ihr Blick streifte noch einmal die Teilnehmer und Teilnehmerinnen, blieb kurz an ihr hängen. Sie schaut möglichst unschuldig.
Es ging weiter, und sie übernahm die Nachhut.
Da standen wirklich einige Sachen im Gang, was sie kurz einmal dokumentierte. Der Mann hatte allerdings Recht, die standen nicht an der Wand, man konnte hinter ihnen durch. Mit zwei schnellen Schritten war sie verschwunden, fand wirklich der verheißende Gang. Los war hier aber nichts und nach fünfzig Metern war er auch schon zu Ende. Vorsichtig verharrte sie im Endbereich des Ganges, schaute in eine Halle, die ähnlich groß war, wie die vorherige, nur das hier kein Kasten stand, sondern ein reichlich verschnörkeltes Kunstwerk. Da musste ein Bildhauer sich einmal richtig ausgetobt haben. So sah dann ein Kalup-Konverter aus. Nichts, was sie wirklich interessierte. Viel interessanter die Leute, die da herumstanden, gerade mal zehn Meter von ihr entfernt. Da war denn schon einmal das uniformierte Warzenschwein. Der Mann schien zwischenzeitlich gegessen zu haben. Zumindest war die Uniform nicht sauberer geworden. Interessant aber die drei Leute, mit denen er da herumstand: samtbrauner Teint, dunkle Haare, wenn sie jetzt auch noch eine ins rötlich spielende Iris auf den Bildern finden würde… Sie war sich aber auch so sicher. Akoniden ohne Schiffsuniform. Was machten die dann hier? Ohrschützer hatten die auch nicht auf, also nahm sie auch ihre ab, offenkundig liefen hier keine Aggregate, sie aber nicht dazu, allzu viel zu lauschen, weil sie von hinten angeherrscht wurde: „Hier sind sie also! Als hätte ich es nicht geahnt.“ Rut stand hinter ihr, die Hände in die Hüften gestemmt. Kurz schnaufte sie durch. „Schlimmer als kleine Kinder. War aber doch klar, dass Hans mal wieder Ärger machen würde.“ Die Männer hatten sich zu ihr umgewandt, sahen sie. Das war jetzt nicht so gut.
Ihre Führerin winkte den Männern zu und führte sie durch den Gang zurück, Zeit für ein wenig bessere Stimmung zu sorgen. „Hans?“
Rut nickte. „Ja, Hans. Hans Betel-Heru. Der Mann, mit dem sie gesprochen haben. Ist eigentlich ganz nett, hat wohl nur zu viel Geld und langweilt sich, seitdem seine Frau verstorben ist. Flieht auch vor seinen Kindern, wie er mir mal erzählte. Vermutlich kriegen sie jetzt ein Geschenk von ihm, weil Sie mich haben austricksen können.“ Rut schüttelte nur erneut den Kopf. „Aber brauchen sie so etwas überhaupt? Sie hängen doch mit einem der Musiker rum.“
Sie hatten wieder die wartende Gruppe erreicht und Hans lächelte sie schon an. Durch das oberste Stockwerk des Personalbereichs kamen sie wieder in den Passagierbereich.
Atistippos
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Re: Haluter lieben Bässe II

Beitrag von Atistippos »

Tanumara, Kontinent Grmous 06.04.2407
Sie waren in den Sonnenuntergang geflogen. Glen hatte noch einmal tief geseufzt, dann den Fernzünder betätigt. Zu hören war nichts, weil sie schon einige Kilometer entfernt waren und der Gleiter gerade auf Überschall beschleunigte. Ein ziemlicher Feuerball war kurz zu sehen, der verkleinerte sich aber auch schnell.
Erim hatte ein wenig den Kopf geneigt, „Das war schon beträchtlich.“ Glen hatte nur genickt. „Guter Kunstdünger wohl. Das wird jetzt die hiesige Polizei endgültig aufscheuchen. Vielleicht kommen die dann endlich mal auf die Idee, sich um die organisierte Kriminalität zu kümmern, die sich hier breit macht.“
Schweigend waren sie weiter geflogen, hatten den Transmitter genommen und dann wieder einen Gleiter, erreichte jetzt ihre Unterkunft. Erim schüttelte sich ein wenig. „Langsam verstehe ich, warum die Leute hier nur vier Stunden den Tag arbeiten. Diese ewige Zeitzonenhopperei ist nicht ohne. Hatte ich gar nicht so in Erinnerung.“
Glen zuckte nur mit den Schultern. „Haben wir ja auch nie so intensiv betrieben; und auf diesem Kontinent waren wir doch so gut wie nie. Na ja“, er seufzte leicht, „schauen wir mal, was die sonst noch so herausbekommen haben.“
Zwei ziemlich volle Gläser standen auf dem Tisch, eines mit einer hellen Flüssigkeit, eines mit einer bernsteinfarbenen. Baxyer hatte schon vorgesorgt, saß aber an einem Tisch und scrollte sich durch Daten. Kekélis und Steve war nicht zu sehen, dafür hatte sich ein opulentes Möbelstück in den Aufenthaltsraum eingeschlichen, dass sie mit drei großen roten Augen anstrahlte und zwei Reihen großer, kegelförmiger Zähne zeigte, aller sie sah.
„Aha“, meinte Glen nur, währen Erim es immerhin noch zu einem „Hallo Lieronos“, brachte.
Baxyers Kopf fuhr mehrfach auf und nieder. „Er war plötzlich da und draußen stehen lassen konnten wir ihn ja auch nicht. Hin und wieder kommen ja doch Leute vorbei.“ Ihre Augen wurden noch größer, als sie sowieso schon waren. Ein Trick, den sie sich bei Kekèlis abgeschaut hatte. „Also haben wir ihn durch die Terrassentür hereingebeten, die ist ja groß genug. Er war auch wirklich vorsichtig und hat sich klein gemacht. Erim und Glen schauten kurz zur Decke, betrachteten die Dellen sagten aber nichts. „Sein Gewicht hat er auch heruntergeregelt; und es ist erstaunlich, wie gut der Daten auswerten kann. Selbst Steve war begeistert.“
Die beiden wandten sich erst einmal ihren Gläsern zu, Baxyer tat es ihnen gleich.
„Auch einen Schluck, Lieronos?“ Erim schaute den Haluter fragen an. Der gab ein Grollen von sich, das ein wenig an ein nahendes Erdbeben erinnerte. „Ich glaube nicht, das so etwas bei Meinem Metabolismus was bewirkt.“
Erim grinste kurz. „Das kämmen dann wohl auf die Menge an, nehme dir doch die ungeöffnete Flasche da, unser Veranstalter hat uns gut versorgt. Okay“, er kratzte sich kurz am Hinterkopf, „so geht es natürlich auch.“ Der Junghaluter hatte sich die ganze Flasche in den Mund geschoben, kurz gekaut und dann alles verschluckt. „Wie bist du eigentlich hergekommen?“
„Ich habe mich mal kurz ins Netz des Planeten eingewählt, nachgesehen, wo ihr wohl seid und bin dann ausgestiegen, als man mich nicht landen lassen wollte.“ Zwei Reihen großer, kegelförmiger Zähne waren zu sehen.
„Gut“, Glen fuhr sich mit beiden Hängen über das Gesicht „und was war hier zwischenzeitlich sonst noch los?“
„Na ja“, Baxyers Kopf schwankte ein wenig vor und zurück. „Ihr beiden habt einmal für Irritation und einmal für Aufsehen gesorgt. Ihr hattet kaum die Firma verlassen, da kontaktierte der sogenannte Geschäftsführer schon eine übergeordnete Stelle. Er hätte plötzlich Kunden, ziemlich wichtige und bekannte Leute, wie er festgestellt hatte. Das ward dann wohl ihr. Bekannt und bedeutend.“ Der Kopf ruckte kurz vor und zurück und sie glitt in eine eher tiefere Tonlagen. „Der Mann wusste da nicht so genau, was er tun sollte. Morgen früh findet da dann eine Konferenz statt. Da werden wir dann mehr erfahren.“ Sie nahm einen Schluck. „Ansonsten“, ihr Kopf schwankte bedenklich hin und her, „ansonsten hat die Explosion des Clubs für ziemlich Furore gesorgt. Ist derzeit der Aufhänger der Nachrichten. Nach dem Anschlag auf den Klotz, herrscht jetzt ziemliche Sorge. Es wird von Terroristen gemunkelt. Ihr habt nicht zufälligerweise eine siganesische Atombombe in der Tasche gehabt? Nicht, dass ich euch kritisieren möchte – aber etwas weniger auffällig war nicht möglich? Ich frage ja nur. “
Glen winkte nur ab. „Wir haben uns selbst gewundert, als wir es auf dem Rückflug sahen. Unter Umständen haben wir einfach das Schnapslager unterschätzt. Kann auch sein, dass die drei noch Sicherheitsvorkehrungen hatten, von denen wir nichts wussten. Wenn das die Sicherheitskräfte auf Trapp bringt“, gähnend schüttelte er leicht den Kopf, „von mir aus gerne.“ Er stellte das leere Glas ab. „Ansonsten ist die dir aber schon klar, dass du dich gerade wie Kekélis angehört hast?“
Baxyer tremolierte nur kurz in reichlich hohen Tönen, während Glen seufzte und sich mit der Hand an die Stirn fasste. „Gut. Hab schon verstanden. Wo ist Kekélis eigentlich, und wo ist Steve?“ – „Unterwegs.“ Baxyer hob kurz die linke Hand. „Lieronos hat uns da noch ein wenig geholfen nachdem er hörte, dass wir Spuren suchten, die uns u den Mördern unserer Freunde führten.“ Von der Wand her kam das Gegrummel eine kleineren Vulkans. „Wir waren ja mit der Auswertung der Daten der Stichwortsuche beschäftigt. Lieronos hat sich dann andere Sachen vorgenommen: Jeanette hat Aufzeichnungen über diverse Übernahmen von Unternehmensanteilen auf diese Planeten. Die ganzen Medienunternehmen dieses Planeten sind in den letzten Jahren zum Beispiel sukzessive aufgekauft worden. Immer so. dass es der einzelne Kauf nicht auffiel, es schienen auch immer wieder verschieden Firmen zu sein, die da Anteile kauften. Jeanettes Recherche ergab aber, dass es sich um Scheinfirmen handelt. Irgendjemand im Hintergrund, mit sehr viel Geld, hat sich hier in den letzten zwei Jahren ziemlich eingekauft.“
„Passt.“ Erim kratzte sich ein wenig am Ohr. „Gibt es Hinweise?“
„Nicht wirklich“, Baxyer hob in einer menschlichen –Geste die offenen Hände. „Es gibt da wohl einer Raumyacht, die immer wieder auftaucht und oft über Wochen hier steht. Sehr geheimnisvoll. Lieronos hat aber etwas, das dazu passt.
Der Haluter räusperte sich kurz, was sich so anhörte, als würde ein kleiner Vulkan ausbrechen wollen, dämpfte dann aber sofort seine Stimme auf sechzig Dezibel.
„Ein kleines Schiff auf dem Raumhafen unterhält eine Hyperfunkstandleitung. Ich habe sie anmessen können. Ist übrigens ein interessantes Getränk, die Menge reich aber nicht, um bei mir Wirkungen zu erzielen. Die Fernortung meines Schiffes hat übrigens einige Schiffe entdeckt, die sich im Umfeld des System aufhalten.“
„Okay“, Glen fuhr sich erneut mit beiden Händen über das Gesicht. „Ich ahne, was kommt aber fahr ruht fort, Baxyer.“
„Na ja, das war doch klar, was die tun würden, Steve hat sich diverse Sachen zusammengesucht, seine Untertasse angeworfen und sich Kekélis geschnappt, damit die ihn transportiert. Transmitter wollte sie nicht nehmen, sich die Yacht aber mal genauer ansehen.“
Glen seufzte. „Okay. Die sind alt genug, wissen, was sie tun. Sollen sie sich die Nacht um die Ohren schlagen, wir schlafen jetzt erst einmal.“
Atistippos
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Re: Haluter lieben Bässe II

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Tanumara City, 06.04.2407
Blinkende Lichter senken sich lautlos über herab, derzeit waren sie wohl noch in einer Höhe von zwei Kilometer. Ein Kugelraumer, so wie es aussah, mindestens fünfhundert Metern im Durchmesser, schätzte er. Privatraumer, die anders als Kriegsschiffe nicht in Serie gefertigt wurden, hatten oft aber krumme Maße. Vermutlich ein weiteres Kreuzfahrtschiff, dessen Reederei diesen Planeten für sich entdeckt hatte. Tanumara war ein guter Stützpunkt, um von hier aus diverse Planeten mit alten, untergangenen Kulturen anzufliegen. Diverse Reedereien sandten ihre Schiffe dann auch noch in das Blaue System, wo man aber nur bedingt an Touristenfluten interessiert war.
An dem Platz, an dem die GALAPAGOST-STAR gestanden hatte, stand jetzt eine andere Walze und ihm Hintergrund waren noch einige kleinere Schiffe zu sehen, trotzdem war der zivile Teil des Raumhafens nicht ausgelastet. Ein Quadrat von fünfundzwanzig Km² wollte erst einmal gefüllt sein. .
Er schaute noch einmal nach oben. Das Schiff hatte sich weiter geräuschlos gesenkt. Da das Schutzfeld die Energien des landenden Schiffes absorbierte, bestand keine Gefahr, er konnte also gelassen mit dem weiter machen, was er jetzt schon sei einer Stunden machte: Warten. Darauf warten, dass sich endlich eine Chance bot, in diese Raumyacht zu kommen. Die Schleuse war offen, um Anlieferungen zu erleichtern, aber durch ein Energiefeld geschützt. Das dahinter mit wohliger Wärme strahlende Licht wirkte einladend, verlockte dazu, einfach einmal einzutreten und etliche das hiesigen Insekten waren dieser Einladung schon gefolgt, nur um festzustellen, dass diese nicht ernst gemeint war.
Die Yacht war hinreichend gesichert. Hübsche kleine Walze in Mehandorbauweise. Zwanzig Meter im Durchmesser bei Hundertzwanzig Meter Länge. Sechzig Meter davon gingen bestimmt für Triebwerke, Energieerzeug und sonstige technische Ausstattung drauf. Eher mehr, wenn man nicht auf die Mikrotechnik der Siganesen oder der Swoons zugreifen konnte. Die war allerdings teuer; und etliche der siganesichen Sachen standen dem Markt sowieso nicht zur Verfügung, da war der Großadministrator vor. Trotz seiner gut ausgestatten Untertasse würde er da so einfach nicht reinkommen, wer würd in dem Schirm sicherlich nicht so enden, wie ein Insekt – aber Aufmerksamkeit erregen
Kekèlis war losgezogen, habe da eine Idee, hatte sie gemeint. Das klappt schon.
Sie hatten den langen Weg genommen, waren mit Schnellgleiter geflogen, erst an die Küste, dann auf den anderen Kontinent, hatten die Stadt vermieden und waren zum C-Quadrat des Raumhafen geflogen, Das unterhalb des Militärraumhafen und neben dem zivilen Raumhafen lag. Quadrat B im Nordosten diente dem Frachtverkehr.
Quadrat C diente dem systeminternen Verkehr, insbesondere dem Verkehr zwischen dem Moden und den Planeten. Hier war immer viel los, hier wurden Leute, die von den Monden kamen, streng kontrolliert, die anderen dafür kaum.
Für ihn allein wäre das alles kein Problem gewesen, in normalen Zeiten hätte er mit seiner Untertasse einfach über die hundert Meter breiten Lagerhäuser fliegen können, die die jeweiligen Raumhafenquadrate umschlossen, bei den derzeitigen Sicherheitsvorkehrungen war es wohl besser, wenn er das unterließ. Also hatte er einen Weg durch die Lagerhallen ausgekundschaftet, auf den Kekèlis folgen könnte.
„Ziemlich viel umbaute Luft“, hatte die gemeint, als sie durch eine leere, zehn Meter hohe, fast hundert Meter breite und einem Kilometer lange geschlendert waren. „Sine die Lagerräume alle so leer?“
Er hatte nur genickt und ihr erzählt, dass er das her früher schon mal im Schutz eines Deflektorfeldes
ausgekundschaftet hatte, was die nur kopfschüttelnd zur Kenntnis genommen hatte.
„Das hier ist für einen Planeten mit fünfhundert Millionen Einwohnern völlig überdimensioniert. Als auf dem zweiten Mond aber Kristalle gefunden wurden, haben die Investoren reichlich Geld hier herein gesteckt, in der Hoffnung, dass es zu einem schnellen Bevölkerungswachstum kämme. Das hat der hiesige Weiberrat“, er hatte gegrinst, „dann aber verhindert.“
Kekélis hatte mahnen den Finger gehoben, „Du sollst nicht immer so despektierlich sein.“
„Bin ich doch gar nicht. Ich finde es gut, was die machen; und darf ich daran erinnern, dass ich mal diesen Planeten vorgeschlagen habe. Ich beobachte das ja schon etwas länger.“ Irgendwie vergaßen diese großen Leute immer wieder, dass er doch etwas älter war als sie.
Jetzt wurde er langsam müde, riss sich aber zusammen. Niemand brachte ungestraft Freunde eines Siganesen um.
Ein Pfiff schreckt ihn hoch. Offenkundig war er doch ein wenig eingenickt. Kekélis lugte aus dem hundert Meter breiten und fünfzig Meter tiefen Transportgraben, von denen einige das Landefeld durchzogen, damit die Lastengleiter nicht immer direkt über das Landefeld fliegen mussten.
Langsam kam sie eine der Sicherheitstreppen hoch, die in regelmäßigen Abständen an den Wänden der Transportgräben angebracht waren, Zunächst registrierte er nur die Uniformmütze, die sie trug, dann den Anzug einer Sicherheitskraft des Raumhafens. Wie hatte sie das denn jetzt schon wieder gemacht? Andererseits, wenn man erst einmal auf dem Gelände war, dann kam man sicher auch in die Umkleideräume und nachts war wenig los auf diesem Teil des Raumhafens.
Interessant aber, was sie in der rechten Hand hatte: Zwei langschwänzige Nager mit ziemlichen Zähnen. Irgendwelche Kulturfolger, von denen es etliche Sorten in der Galaxis gab. Häufiger sollten sich die verschiedenen Gattungen auch schon untereinander gepaart haben, obwohl das das ja eigentlich zumindest unwahrscheinlich sein sollte.
Mit einem kurzen Blinken erwiderte er den Pfiff, steuerte die Untertasse gleich neben den Schirm, aktivierte den Deflektorschirm. Das würde was werden können. Mal sehen, wie gut Kekélis im fröhlichen Rattenweitwurf war.
Sie war ziemlich gut. Schräg von hinten geworfen, trafen die beiden Tiere kurz hintereinander auf den Schirm, verglühten teilweise und sanken nach unten. Kekélis hatte sich danach weggeduckt, verschmolz mit dem Boden.
Im Schiff wurde jetzt wohl Alarm ausgelöst. Eine große Gestalt betrat den Raum hinter dem Schirm, schaute sich um, fuhr mit gezogener Waffe den Schirm herunter und trat hinaus, sah dann die beiden halbverkohlten Tiere. Mit einem angeekeligten Gesichtsausdruck schubste mit seinem linken Fuß die beiden Kadaver möglichst weit weg, ging wieder hinein und fuhr den Schirm wieder hoch.
Steve atmete tief durch, und plazierte seine Untertasse Bodennähe in der Ecke neben der inneren Tür. Das war jetzt noch einfach gewesen. Vorsichtig folgte er dann dem Mehandor, als dieser die Innentür öffnete. Er war drin. Jetzt immer schön in Bodennähe bleiben, auch wenn die Perspektive gewöhnungsbedürftig war und die Gerüche… - es war aber kaum zu erwarten, dass sie die Großen ihr Füße in Kamilientee badeten.
Solange er aber nicht auf Hunde, Katzen oder sonstige Getier stieß, war er in Bodennähe am Sichersten aufgehoben. Kopfhöhe hingegen war riskant. Der Kopf humanoider Wesen war reichlich mit Sinnesorgangen ausgestattet, überhaupt recht sensibel. Da konnte schon ein leichter Luftzug, der nicht zugeordnet werden konnte, bei entsprechend geschulten Wesen für Misstrauen sorgen. Gar nicht zu reden davon, dass diese großen Anverwandten reichlich grobmotorisch waren. Eine der üblichen unvorhersehbaren Bewegungen konnte eine siganessiche Untertasse und ihren Insassen dann schon einmal gegen die Wand klatschen.
Lüftungsanlagen kamen schon gleich gar nicht in Frage. Die leidige Geschichte mit den sogenannten Zivilisationsfolgern hatte dazu geführt, dass in allen Schiffen in allen diesen Lüftungsanlagen reichlich Fallen gab. Da konnte ein siganesicher Drummer dann schon mal in seine Atome zerlegt werden.
Also immer schön auf dem Teppich bleiben.
Eine Messe. Platz für zwanzig Leute. An einem Platz standen noch Tasse und Teller. Hier war wohl sein Empfangskomitee bis zur Störung gewesen. Türen, die vom Gang abgingen
abgingen. Fünfzehn Mannschaftsunterkünfte wohl. Wenn man davon ausging, dass der Eigner viel Platz für sich brauchte. Den bot dann der obere Bereich, dann blieb das mittlere Geschoß für die Mannschafts- du –Serviceräume. Fünfzig Mannschaftsmitglieder schätzte er.
Weit und breit waren keine Treppen, keine Antigrafschächte oder Fahrstühle zu sehen. Die mussten dann im hinteren Bereich sein, hinter dem Schott, dass den vorderen Bereich von dem hinteren trennte. Der Mehandor stand vor der Tür zum vorderen Bereich, gab einen Code ein. Schaute in einen Irisscanfeld. Die Zentrale war ganz offenkundig ziemlich gut gesichert. Dicht über dem Boden schwebend, huschte er auf Knöchelhöhe in den Raum, versuchte sich zu orientieren: Acht Meter in der Länge, vierzehn Meter in der Höhe und wohl sechszehn Meter an der breitesten Stelle. Ein Mehandor saß im Kommandosessel schaute auf ein großes, zentrales Hologramm und vier kleinere, die neben dem zentralen Hologramm angeordnet warn. „Und?“ Der Mehandor im Kommandosessel hatte sich nicht einmal umgedreht, schaute auf die Hologramme. Auf dem zentralen waren wechselnde Ansichten der Umgebung der Yacht zu sehen, die kleinen zeigten zwei eher schlichte Büroräume, eine Besprechungsraum und etwas, was vielleicht als opulentes Vorzeigearbeitszimmer durchgehen konnte.
Er schaute kurz interessiert, begab sich dann an die Arbeit, während sein Türöffner sich setzte, abwinkte. „War nichts von Bedeutung, wenn es dich interessieren solle. Irgendwelche dieser Nagetiere, die man überall trifft, seitdem die Terraner durch die Galaxis fliegen. Sind wohl beim Vorspiel in den Schirm geraten.“ Der Mann im Kommandosessel nickte nur schweigend, während Steve ein erstes Mikrofon am Rand einer Konsole deponierte. Unauffällig unter der Vorderfront, dass man es nicht einfach mal zufällig wegwischte. Von diesen Geräten fielen immer wieder welche aus, also hatte er genug von ihnen.
Ein zweites Mikrofon war am gegenüberlegenden Ende des Raumes schnell installiert, während die beiden Mehandor ziemlich schweigend auf die Hologramme schauten. Eine Kamera war wohl auch noch notwendig, keine der flugfähigen, die würde er hier nicht brauchen. Eine fest installierte, mit Weitwinkel in sieben Meter Höhe an der hinteren Wand sollte reichen. Er macht sich auf den Weg, installierte die Kamera, die sich mit der Wand verband. Daneben einen Verstärker. Die würde man frühestens bei der nächsten Grundrenovierung bemerken. Wenn überhaupt. Blieb eigentlich nur noch die Messe. Um in die zu kommen, musste er aber erst einmal die Zentrale wieder verlassen können. Er begab sich neben die Tür, wartete.
Letztendlich war das einfach nur eine Frage der Zeit. Irgendwann würde es ja auch einmal einen Schichtwechseln geben. Er mahnte sich zur Geduld.
Die beiden dort saßen nach wie vor eher schweigend in ihren Sesseln, bis es seinem Türöffner doch zu langweilig wurde. „Was machen eigentlich unsere Gäste?“ Der andere streckte sich in seinem Sessel. „Die Báalols? Die schlafen wohl. Gaben sich ziemlich geschafft, dabei haben die den ganzen Tag nichts anderes getan, als schweigend im Kreis zu sitzen und Händchen zu halten. Sie nannten das Training. Kopfarbeiter eben. Na ja, der Chef wird wissen, was er da eingekauft hat.“ – „Weiß er wohl.“ Auch sein Türöffner streckte die Beine und erneut senkte sich Schweigen, während Steve mit der Müdigkeit kämpfte. Irgendwann musste doch mal Schichtwechsel sein, irgendwann musste doch wohl mal jemand ein Bedürfnis haben und sei es nur das nach Bewegung. Eigentlich hätte er gerne ein wenig getrommelt, ein Deflektorschirm macht aber eben nur unsichtbar.
„Wen haben wir denn da?“ Sein Türöffner wies auf das zentrale Hologramm. Sein Kollege tippte es kurz an: „Zoomen!“ Schaute genauer hin. „Wachpersonal, treibt sich hier immer wieder rum. Wir sind ja ein wichtiges Objekt. Ich verschwinde mal kurz. Passe solange auf.“
Steve atmete tief durch. Endlich. Wurde auch Zeit. Er folgte dem Mehandor. Auf dem Flur bog er noch einmal in die Messe ab. Zwei Mikrofone und eine Weitwinkelkamera
unter der Decke waren schnell angebracht. Das musste reichen, dazu der Verstärker, der Kontakte zum planetaren Netz erstelle. Er war zufrieden.
Jetzt nur noch raus. Vermutlich hätte er hier, von innen, den Code knacken und den Schirm durchdringen können, das wäre aber zu auffällig, er würde sich also erneut in Geduld üben müssen. Also wartete er, führte Messungen durch, sammelte Daten, zapfte vorsichtig eine hinter der Wand liegende Datenleitung an, installierte einen Empfänger so dass er auf den Datenstrom Einfluss nehmen konnte, wenn er dann mal wollte und kämpfte gegen die Müdigkeit, bis dann endlich, so gegen vier Uhr morgens ein Lastengleiter Frischwaren für die Küche lieferte. Schnell flutschte er hinaus. tauchte in den Graben ab, gab einige Lichtsignale.
Kekélis erhob sich. Sie hatte auf einen der Treppenabsätze gesessen und auch gegen die Müdigkeit gekämpft „Mein Gott, Steve, endlich. Ich habe mich schon gefragt, wie ich das Schiff knacken kann, um dich da rauszuholen.“ – „Ja, habe dich gesehen, die Kameras des Schiffes hatte ich kurz erfasst. Wir sollten hier verschwinden, die Tagesschicht geht in zwei Stunden los.“
Schnell legte Kekélis die Unform ab, die sie über ihre Kleidung getragen hatte und rollte sie zusammen. „Das sollte ich wohl besser noch einmal in die Reinigung bringe, aus der ich es habe. Nicht das wir über eine Kleinigkeit stolpern.“ Vorsichtig zogen sie durch die Dunkelheit in Richtung der Gebäude.
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Tanumara, Kontinent Grmous 7.04.2407
Wasserschlieren liefen die Fenster hinunter, sammelten sich auf den Fensterbänken, tropften auf den Boden, während der Regen die draußen stehenden Stühle und Tische netzte, die Blumenkästen füllte. Heute war niemand bereit, auf der Terrasse zu frühstücken. Erim schaute aus dem Fenster, schüttelte den Kopf und drehte sich dann zu Glen, er am Tisch saß, frühstückte. „Das muss jetzt nicht unbedingt sein. Wir haben hier morgen schließlich ein Konzert zu absolvieren, und das könnte die Verkaufszahlen senken.“
Glen kaute vor sich hin, schluckte schließlich. „Kaum, wir sind schon ziemlich ausverkauft, und das ist eine durchziehende Regenfront, die bis 10:40 Uhr, also in einer Stunde, durchgezogen sein sollte. Erim setzte sich, griff nach einer Frucht. „Gut. Und wie weiter? Jetzt, wo Steve auch noch die Yacht verwanzt hat, sollten wir ja reichlich Daten bekommen – obwohl,“ er stockte kurz, „wir alle wollen diese Mörder haben, aber so einfach in eine Yacht einzudringen…,“ er schüttelte den Kopf. „Das war nicht mehr nur grenzwertig.“
Glen widmete sich kurz seinem Saft, neigte den Kopf leicht hin und her. „Stimmt schon, war nicht grenzwertig, wenn der aber erfährt, wie wir mit dem Club umgegangen sind, wird er auch nicht begeistert sein, ansonsten weiß der, was er tut, er ist, wenn ich das richtig sehe, älter, als wir beide zusammen. Außerdem hat es sich gelohnt, ich habe mir schon mal die ersten Aufzeichnungen im Schnelldurchgang angesehen, da waren Überschwere in der Messe der Yacht.“ – „Überschwere? Erim merkt auf, „Matheo!? Das waren ziemlich schwere Verletzungen, da braucht man Kraft...“
Glen nickte nur. „Das habe ich mir auch gedacht. Das alles fügt sich langsam zu einem Bild zusammen – wir haben aber trotzdem morgen ein Konzert zu absolvieren.“
Ein Grollen von der Wand her unterbrach sei, dann hatte der Junghaluter seine Stimme wieder herunter gedimmt. „Man hat mich hier ja nicht landen lassen wollen, offenkundig verursachen wir Haluter doch ein wenig Furcht, das habe ich schon auf Terra gemerkt, wo doch viel mehr Leute leben als hier. Kann ich da eigentlich das Konzert besuchen?“
Beide Männer nickten unisono. „Man wird sich an euch schon noch gewöhnen. Du wirst sogar unser Gast sein, und Kekélis wird dich als ihren Schüler vorstellen, meinte Erim grinsend.“
Der Haluter zeigte zwei Reihen großer, kegelförmiger Zähne.
Glen griff erneut nach seinem Glas, nahm einen Schluck. „Ich habe schon ein wenig nachgedacht. Ich denke, du fliegst mit Baxyer zur Bühne, nehmt Robbi mit, damit der sich um das Schlagzeug kümmert. Ich schaue mir unterdessen die eingehen Daten an – und unsere Nachtschwärmer schlafen sich aus. Heute Nachmittag reden wissen wir dann hoffentlich mehr und reden weiter.“ Mit einer nur leicht angedeuteten Geste des Daumens zeigte er dann noch kurz zur Wand. Erim nickte beinahe unmerklich. „Hört sich gut an. Lieronos, schon mal eine Bühne im Aufbauzustand gesehen? Wenn nicht, komme doch mit. Du wirst aber selber fliegen müssen.“
Vorsichtig drehte sich der Haluter. Ließ sich auf seine Laufarme fallen und verließ vorsichtig das
Haus und reckte und streckte sich erst einmal als er auf der Terrasse war.
Glen atmete nur kurz durch, nachdem das Haus nicht zum Einsturz gebracht worden war und ginge in den Nebenraum, wo sich die Aufzeichnungsgeräte und die Holoprojektoren befanden. Er setzte sich, kratzte sich ein wenig am Hinterkopf und streckte die Beine und genoss die Ruhe. Die Typen, mit denen er jetzt seit mehr als sechs Jahren durch die Galaxis zog, waren ja irgendwie nett aber auch immer ein wenig durchgeknallt. Vielleicht hatten sie deshalb mittlerweile so viel Erfolg, seitdem dieser verhinderte arkonidische Erbprinz sich aber Kaimba im Schlepptau hatte, war die Sache noch einmal etwas komplizierter geworden, und jetzt auch noch einen Junghaluter, der auch betreut werden wollte. Zeit mal eine Pause zu machen. Aber das hatten sei ja sowieso vor.
Die Messe der Yacht war mittlerweile leer, und die Mannschaft mit ihren Aufgaben beschäftigt. In der Zentrale waren nach wie vor nur zwei Personen zu sehen, die sich um die Anzeigen und die Holoprojektoren kümmerten. Die wurden von Steves Kamera sehr gut eingefangen. Im zentralen Holo waren nach wie wechselnde Bilder der Schiffsumgebung zu sehen, zwei zeigten Büroräume, einer einen Besprechungsraum und auf dem vierten war etwas zu sehen, das er als repräsentatives Arbeitszimmer bezeichnen würde. Alles so, wie Steve es geschildert hatte.
Im Vorraum des sogenannten Medikamentenhandels tat sich was, die Tür wurde geöffnet, irgendjemand stöhnte leicht vor sich hin, setzte sich, kramte, den Geräuschen nach zu urteilen, in den Schubladen. Wenn der jetzt sein Passwort suchte, dann wusste er, wonach er heute Nacht suchen würde. Eigentlich hätte am Beginn des 25. Jahrhunderts das schon ganz anders gelöst werden könnten, andererseits waren Passwörter selten kostengünstig, was ja auch ein nicht zu unterschätzender Aspekt war. Er versuchte gar nicht erst, den gemurmelten Code mitzuschreiben, um die Entschlüsselung konnte sich Steve mit Robbis Möglichkeiten kümmern. Den Geräuschen nach zu urteilen, betrat noch jemand den Vorraum. der Chef war angekommen, wie er der Begrüßung entnahm. Aus dessen Büro war kaum etwas zu hören. Einen Moment lang überlegte er, ob er der Kamera im Nebenraum den Befehl geben sollte, in das Büro zu sehen, unterließ es dann aber. Einfach zu riskant und nicht wichtig genug. In der Zentrale der Yacht trafen neue Leute ein und die Anzahl der Anwesenden Personen verdoppelte sich. Wohl die erste Tagschicht. Reichlich spät, auch wenn man bedachte, das Tanumara-City eine Zeitzone weiter westlich lag. Vermutlich waren die inneren Routinen des Zeitsystems des Heimatplaneten angepasst. Er schaute sich noch einmal die Holos in der Zentrale an. Nichts passiert bisher: Immer noch das Umfeld, immer noch die bekannten Räume. Beim Besprechungsraum stutzte er kurz, schaute noch einmal, schaute dann auf die Darstellung des Besprechungsraumes in der Scheinfirma. Das war derselbe Raum! Derselbe Raum aus einer anderen Perspektive. Interessant. Er schaute kurz auf die Uhr, 10:27 Ortszeit, 09:27 Uhr in Tanumara-City. Zeit eigentlich, dass die angekündigte Besprechung in dieser Firma begann. Es schien sich allerdings was zu tun, Begrüßungen wurden ausgetauscht, dann erschienen vier Personen im Besprechungsraum: Der Geschäftsführer, der mit ausgesuchter Höflichkeit eine Frau und zwei Männer an den Tisch führte, wo drei Holos aufgebaut hatten, in denen aber noch nichts zu sehen war. Die Frau und die beiden Männer setzten sich, während der Geschäftsführer etwas hilflos herumstand.
„Ist noch was?“ Die Frau schaut kurz hoch.
„Ja, die Besucher, die wir hier hatten, was sollen wir tun?“ Die Frau winkte nur ab. „Haben wir geprüft. Durchgeknallte Musiker wohl auf der Suche nach billigen Dogen. Einfach abwimmeln, wenn die wiederkommen sollten. Sorgen Sie einfach dafür, dass genug Schutzgelder eingetrieben werden. Wir sind da im Verzug. Sonst noch was?“ Der Mann hatte zu einer Antwort ansetzen wollen, verließ jetzt aber schweigend den Besprechungsraum, schloss die Tür hinter sich.
Kekélis war in das Zimmer gekommen- Glen zog kurz die Augenbrauen hoch. „Warum schläfst du nicht?“ – „Geht nicht, zu aufgedreht. Außerdem schmerzt mein Rücken. Wo sind die anderen?“ – „Bühne.“
Sie nickte. „Und das hier?“ – „Fängt an, interessant zu werden.“
Sie setzte sich neben ihm, schaute sich die Sache an. Auf den von der Yacht gesendeten Bildern war zu sehen, dass ein uniformierter Mann eines der Büros betrat, die EDV anwarf und Identifizierte. Irisscan. Immerhin.
Kurz überlegte er. Der kam ihm bekannt vor, Kekèlis kam ihm aber zuvor: „Oberst Fiete Virtanen, Chef des militärischen Bezirks des Raumhafens. Wurde befördert, kurz bevor wir von hier loszogen und die Kreuzfahrtschiffe kaperten, um unser Kontaktnetz zu verbessern.“ – „Ja, deine Idee, es geht aber weiter.“
Auch im zweiten Büro erschien ein Uniformträger und begann mit seinem Morgenritual. Das war ziemlich eindeutig eine Polizeiuniform und den Schulterstreifen nah zu urteilen, doch schon etwas anderes als ein einfacher Wachmann. Glen aktivierte das Identifikationsprogramm, das sofort ein Ergebnis lieferte: Nieras Marun, stellvertretender Polizeichef von Tanumara-City, sollte auch Mehandor unter seinen Vorfahren haben.
Kekélis schaute Glen von der Seite her an, spielte ein wenig mit dem kleinen Finger seiner linken Hand. „Was läuft hier?“
Beide Uniformierte überprüften noch einmal die Bürotüren, bauten Holofelder auf und nahmen Kontakt mir den drei Personen im Besprechungsraum auf, wo die Frau sie begrüßte. Oberst, Assistant police Commissoner.“ Ein durchaus respektvolles „Mam“. Einen Augenblick lang schien die Frau zu zögern, wandte sich dann dem Polizisten zu. „Diese Sache da auf Friskous, Mr. Marun, dieser Club, was ist damit. Zu unserer Planung gehörte das nicht.“ Der Mann erhob nur kurz die Hände. „Wissen wir nicht, wir haben auch keine Spur. Das passt aber recht gut, weil jetzt so ziemlich alle Polizisten Friskous und Grmous eingebunden sind. Für uns ein Vorteil weil die ja nicht der von mir kontrollierten Befehlskette unterliegen.“ Glen massierte ein wenig sein Kinn, während die Frau schien kurz nachzudenken schien, dann nickte, dann. In dem repräsentativen Büro schien mittlerweile auch was zu passieren, zumindest nahm der Mann im Kommandosessel eine straffere Körperhaltung an. Ein großer, kräftiger Mann erschien, kurze, rötlichbraune Haare, mit eine samtbräunlichen Haut. Das Identifikationsprogramm lieferte – gar nichts. In heutigen Zeiten, in denen eigentlich so ziemlich jeder Mal mit einem Bild irgendwo auftauchte, kaum vorstellbar. Eine genauere Recherche würde da wohl nötig sein.
Kekélis hatte aufgehört mit Gens Finger zu spielen, massierte sich mit dem Zeigefinger die Nase. „Die Hyperfunkstandleitung, von der uns Lieronos erzählt hat.“ Glenn nicht nur. „Sieht so aus, ja. Hören wir mal zu.“
Der Mann schien es gewohnt zu sein, Befehle zu geben und sprach mit der Kurzangebundenheit des Vielbeschäftigten. „Was machen unsere Spitzenverschwörer?“ – „Warten darauf,
dass Ihr euch zuschaltet und die Abläufe freigebet. Fare. Ansonsten haben sie im Geiste schon den Inhalt des Lagerraumes verteilt, bevor er gefüllt wurde.“ – Sollen sie. Sie werden sich frühzeitig genug wundern, wenn sie aufwachen und feststellen, dass sie tot sind. Irgendwelche Vorkommnisse?“
Kurz zögerte der Mann im Kommandosessel. „Nichts wirklich was von Bedeutung, Fare. Wir haben auf deren Wunsch hin, einige Leute ausschalten müssen, die der Schutzgeldorganisation auf die Spur gekommen waren und einen Schlägertruppe vorbeigeschickt hatten. Sonst nichts.“
Der Mann schnaufte nur kurz. „Wollen das System übernehmen und können nicht mal das alleine. Wissen wir mittlweile, wo die sogenannte Chefin sich aufhält?“ Der Mann schien den Kopf zu schütteln. „Nein, Fare. Nach wie vor nicht. Wir werden es auch heute noch einmal versuchen.“ Der Mann winkte nur ab. „Unwichtig. Nach dem Attentat schalten wir die uns bekannten Führer aus, die restlichen sind dann isoliert und können von der hiesigen Polizei gejagt werden. Schalte mich durch.“
Sein Abbild tauchte in den Hologrammen über dem Besprechungstisch durch führte dazu dass sie die Körper aller sichtbaren Personen strafften. „Gut, die Daten liegen mir vor, wie mir scheint, haben sie unsere Planung umgesetzt. Klären wir noch einmal die letzten Details, bevor ich die Prozesse starte. Oberst? Es ist sicher, dass dieser Rhodan auf dem Planeten landet?“
„So sicher, Fare, wie so etwas eben sein kann. Er soll um 12:00 Uhr Ortszeit landen und dann um 14:00 Uhr mit seiner Rede im Stadion beginnen. Es sind uns bisher auch keine Änderungen mitgeteilt worden.“
„Gut“, der Mann schien zufrieden, wollte fortfahren, der Oberst hatte aber noch was zu sagen. „Ich möchte noch einmal auf meine Vorschlag zurückkommen… - Rhodan kann hier nicht mit seinem absurden Schiff landen, mit dem er durch das Imperium fliegt, um zu beweisen, dass die Steuergelder gut ausgeben waren, seil ohne solche Schiffe der Krieg nicht zu gewinnen gewesen wäre. Er wird mit einem Beiboot landen müssen; und es werden morgen drei vierhundert morgen drei vierhundert Meter Raumer auf dem Raumhafen stehen. Es werden Offiziere Dienst haben, die mir verbunden sind und unsere Sache unterstützen. Ein Feuerschlag…“
Der Mann schüttelte mit verkniffenen Lippen nur kurz den Kopf. „Das hatten wir doch schon, Oberst. Abgelehnt. Die CONDOS VASAC hat nicht in den letzten Jahren dies Projekt finanziert, damit jetzt Unsinn passiert. Der Ruf des Militärs muss unangetastete sein. Sparen Sie sich also Ihre persönlichen Racheträume.
Commissioner? Die Situation bei e Polizei?“
„Wie geplant. Es herrscht Erschöpfung und Verunsicherung, und meinen Vorgesetzter liegt krank in der Klinik. Das Mittel hat gut gewirkt. Ansonsten ist sichergestellt, dass in der vereinbarten Zeit an dem dritten Eingangstor des Stadions nur Personal meines Vertrauens sein wird, außerdem sind die dort stehenden Roboter umprogrammiert. Ihre Leute werden also problemlos ihre Plätze erreichen können.“ - „Gut, der Platz für den Schützen?“ – „Ist vorbereit und getarnt. Freies Schussfeld ist gewährleistet.“
Der Mann „Gut,“ der Mann zupfte sich kurz am Bart, “dann wird also die Galaxis sehen können, wie der Aktivator explodiert, den diese sogenannte Superintelligenz diesem Emporkömmling überlassen hat und wie der danach in Rauch aufgeht. Ich hoffe einmal, auch für Sie, dass das klappt.“ Kurz schaute er seine Gegenüber an. „Danach Madam, können Sie dann die Regierung übernehmen. Ist da alles klar?“
„Problemlos, Fare, es gibt in der zweiten Reihe genug Leute, die unzufrieden sind. Nach diesen Geschehnissen wird man dann nach einer starken Frau rufen.“
Für einen Moment schien der Mann nachzudenken, zupfte sich kurz am Bart. „Gut, und wenn Sie dann die Handelsverträge unterschrieben haben, werden sie da sogenannte Imperium verlassen können und wir werden ihren Schutz übernehmen. Ich starte jetzt die Prozesse. In spätestens fünfundzwanzig Terrastunden sollte das Problem gelöst sein.“
Das Holo erlosch.
Kekélis und Glen schauten sich n.
Atistippos
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Re: Haluter lieben Bässe II

Beitrag von Atistippos »

GALAPAGOS-STAR 07.04.2407
Sie betrachtete sich im Spiegel, zog die Nase kraus, und drehte ein wenig den Kopf – das waren ähnlich schöne Ohrclips, wie die, die ihr da vor der Nase weggeschnappt worden waren, diese, die Hans ihr hatte senden lassen. Vorsichtig legte sie die Clips in die Kassette zurück, beschloss, das Geschenk anzunehmen. Nach allem, was sie herausbekommen hatte, hatte der wirklich Geld genug. Erst seine Erfindungen, die er schon in jungen Jahren gemacht hatte, danach hatte er sich dann auf virtuelle Welten verlegt, von denen unter seiner Leitung schon etliche produziert worden waren.
„Und?“ Er hatte sie angelächelt, „interessant gewesen? Ruts Reaktion war zumindest herrlich anzusehen. Ich habe aber so unschuldig geguckt, wie möglich.“
Interessant? So ganz wusste sie es nicht, also hatte sie ihn zunächst gefragt, warum er das täte. „Weil es Spaß bringt, Und weil ich Rut gerne ärgere.“ Hat er nur gemeint.
Das war dann wohl auch eine Form von Liebe. Da konnte man nicht machen, also hatte sie ihn noch einmal nach den Akonen gefragt. Er hatte nur mit den Schultern gezuckt. „Kein besonders gut geführtes Schiff. Das sind sicherlich Passagiere und der Chefingenieur hat sie mal eingeladen. Die Offiziere dürfen hier ja tun und lassen, was sie wollen.“
Jetzt also Nirschafg. „Bei alle den Erdfrauchengenen, die du in dir hast, sollte der Planet dir gefallen, da hat ein Gutteil des Leben wohl im Untergrund stattgefunden. Die beiden Roten Zwerge sind aber immer wieder recht aktiv, da ist es ganz sinnvoll, sich in den Untergrund verziehen zu können. War es auch vor einer Million Jahre schon.“
So lange sollte es also her sein seitdem es hier eine Zivilisation gegeben hatte. Erim, sie zog die Nase kraus, der vergnügte sich jetzt, während sie hier einer Sache auf der Spur war. Kaum brauchte frau mal einen Mann, schon war der nicht da.
Gelb-rot-gestreifte Klamotten waren für diesen Planeten angesagt, mit überlangen Ärmeln, da blieb sie lieber bei ihren Farbtönen. Gürtel mit Antigravprojektoren waren für alle, die das Schiff verlassen wollten – und das waren viele Passagiere – vorgeschrieben. Nirschafg war ein Drittel größer als Terra, was zunächst einmal zu einem schönen weiten Horizont führte. Eine riesige Fläche tat sich vor ihr auf, als sie aus der Schleuse trat, um über die Gleittreppe nach unten transportiert zu werden. Angenehm heiß war es hier. Am Rande der Ebene, da, wo das Gebirge begann und dann rasch auf bis zu zweitausend Meter anstieg, befanden sich etliche neumodische Häuser: Niederlassungen der Kreuzfahrunternehmen, Restaurants, die üblichen Nippesläden aber auch die Siedlung der Archäologen, die seit zwei Jahrzehnten versuchten, das Geheimnis dieses Planeten zu enträtseln, ohne dabei bisher wirklich Fortschritte gemacht zu haben.
An anderen Orten des Planeten befanden sich andere Siedlungen, die sich dem Bergbau, dem Fischfang oder der Zucht nur von nur hier vorkommenden Insekten widmeten, die besonders starke Fäden produzierten, die selbst modernste Nanotechnologie schlugen.
Besonders beliebt war aber der hier in den mittleren Höhenlagen angebaute Tee, der wegen seines ebenso milden, wie starken Aromas bei Teeliebhabern besonders beliebt war.
All diese Orte waren auf diesem Planeten natürlich Tourismusattraktionen – und all das hatte sie ohne Assistentin herausbekommen.
Sie hatte sich für eine holografische Simulation des Lebens entschieden, wie es hier vor einer Million Jahren vielleicht stattgefunden hatte.
So mit Gürtel, war von den 1,37 Gravos nichts zu merken, einige besonders taffe Personen jederlei Geschlecht versuchen natürlich, trotz gegenteiliger Anordnung, ohne Gürtel auszukommen, gaben aber zunächst in den Knien und dann ganz allgemein nach. Mit der Schwerkraft war halt schwer zu verhandeln.
Für einen kurzen Moment war sie versucht, es ihnen vorzumachen, sie hatte immerhin mal eine erlegten Löwen fünf Kilometer durch die Savanne getragen, geschleift gedrückt, während die Geier über ihr kreisten. Dabei hatte der Löwes sich noch an der Schulter erwischt. Die Narben über dem Schulterblatt hatte sie stehen lassen. Sie nahm dann aber doch lieber einen Gürtel, sie wollte schließlich nicht auffallen.
Ein roter Fleck war im Dunst zu sehen, der seinen täglichen Höhepunkt noch lange nicht erreicht hatte. Links eine Ausbuchtung, wenn sie das richtig sah, das war dann wohl die zweite Sonne, von der Erim gesprochen hatte.
Der Führer ihrer Gruppe, diesmal also ein Mann, ein gewisser Doktor Mark T. Stauhper, einer der Mitarbeiter der hiesigen Forschungsstelle, erzählte zunächst, während etliche Gleiterkolonen die Ebene verließen, etwas von einem Doppelsternensystem, von zwei Roten Zwergen, war da die Rede. Einer mit 0,4 Sonnenmassen und einer mit 0,27 Sonnenmassen. Das hatte sogar sie selber herausbekommen.
Der Planet, so der Mann, sei mit einer Entfernung von 0,62 astronomischen Einheiten zwar knapp außerhalb der hiesigen habitablen Zone, aufgrund der Dichte der Atmosphäre und der starken Tektonik, die auf die wechselnden Anziehungskräfte der zweiten Sonne zurückzuführen wäre, gab es auch reichlich Vulkanismus. Der CO²-Ausstoss erhöhte die Temperatur, während der Staub, der hätte kühlen können, durch die Schwerkraft schnell herabgezogen wurde. Wäre der Planet noch näher am Systemzentrum, dann hätte er eine gebundene Umlaufbahn, und es wäre hier ziemlich heiß.
Aufgrund dieser sehr idealen Position gingen etliche Wissenschaftler davon aus, dass dieser Planet künstlich hierher gebracht worden wäre. Dafür spräche auch, dass er der einzige Planet in diesem System sei, was ja ausgesprochen selten vorkäme.
.Danach wies der Mann noch einmal auf diese riese Ebene hin, auf der sich hier befänden. Die wäre vor fünfundzwanzig Jahren auf der EX 0973 aufgefallen, als sie vor fünfundzwanzig Jahren diesen Planeten erforschen. Total Überrascht hätten sie dann festgestellt, dass sich unterhalb des Sandes, der diese Ebene bedeckte, eine massive, vermutlich uralte Platte befände, deren Stabilität weit oberhalb der Flächen terranischer Raumhäfenböden lag. Deshalb erst hätten sie angefangen, den Untergrund und das Gebirge genauer zu vermessen und wären auf Unmengen von Hohlkörpern gestoßen, die bis heute nicht erforscht seien; und es sei nach wie nicht klar, wie weit diese Räume sich in die Tiefe ersteckten. Durchaus möglich also, dass da noch einige wunderbare Erkenntnisse auf sie warteten. Deshalb übrigens sei der Planet auch nicht wirklich für eine umfassende Besiedlung freigegeben. Die Bewohner müssten dann ja auch noch genetisch angepasst werden.
Da war sie sowieso gegen.
Sie schwebten an der Siedlung vorbei über eine Rampe in den Untergrund, eine Halle, die erste Zwischenstation war. Verschieden Gänge gingen von hier ab die offenkundig für einen Untergrundverkehr eingerichtet.
Das gefiel ihr schon mal. Untergrundbahnen hatten schließlich schon vor Jahrhunderten eine bedeutende Rolle gespielt.
Hier, so ihr Führer, hätten sich noch Reste von Gerätschaften und Möbelreste befunden, als die erste Archäologen sich bis hierher vorgegraben hatten. Die Dinge seien natürlich alle konserviert und fortgebracht worden, um sie zu erforschen. Über die Technik habe man bis heute nichts herausbekommen, völlig fremdartig, aufgrund der sonstigen Erkenntnisse wüsste man aber, dass die Wesen über zwei Meter groß gewesen sein und lange eine gehabt hätten. Sie würden ja gleich Ansichten ihres möglichen
Aussehens zu Gesicht bekommen.
Nach dieser Einführung ging es mit einer Schwebebahn hinab in das Fundament des Gebirges. Vor ihnen leuchteten ständig die Wände auf, die sich nach ihrer Durchfahrt wieder verdunkelten. Wie das so genau funktionierte, so ihr Führer, hätten sie eigentlich immer noch nicht so ganz verstanden, denn bisher hätten sie noch nicht herausgefunden. Laufende Aggregate waren nicht anzumessen. Leitungen auch nicht. Derzeit ging man von in den Wänden eingelassenen Pilzen aus, die floresszierten, sicher war aber nicht einmal das.
Sie erreichten die Endstation, eine große, runde Halle, mit 323,56 Metern Durchmesser und 22,34 Meter Höhe, so Ihr Untergrundführer. Nach den derzeitigen Thesen war das wohl so etwas wie ein öffentlicher Platz gewesen, von dem drei Hauptwege weiter in das Gebirge führten. Von diesen Gängen gingen dann immer wieder schmalere Gänge ab, die wohl zu so etwas wie Wohnungen führten. „Bitte nicht verlaufen“, der Führer hatte wirklich genug damit zu tun, die über hundert Leute, für die er verantwortlich war, zusammenzuhalten. „Bitte nicht die gekennzeichneten Wege verlassen, vielleicht machen Sie dabei ja die Entdeckung des Jahrzehnts, nur wenn Sie nicht zurückfinden, was hätten Sie dann davon? Die Simulation ist auf Basis aller gefundenen Daten erstellt und so authentisch, wie möglich. Bitte nicht erschrecken.“
Sie schaute sich um. Von den breiten Räumen gingen regelmäßig durch Wände unterbrochene Vertiefungen, in denen sich vielleicht mal so etwas wie Geschäfte oder Kneipen befunden haben mochten. Die Holoprojektoren fuhren hoch. Auf dem Platz erschien ein Brunnen, Bänke herum, einige der hiesigen Pflanzen erschienen, wurden von Kunstlicht bestrahlt, die Räumlichkeiten trennten sich von den Gängen durch Glasscheiben, undefinierbare Wahren waren zu sehen, vor einigen dieser Räumlichkeiten erschien hohe Stühle und Tische, eine Geräuschkulisse in hohen Tönen erfüllte die Räumlichkeiten und etliche der Passagiere, stießen Entsetzensschreie aus. Die Bewohner waren erschienen, mehr als zwei Meter große, langbeinige Insektoiden stackten durch die Fänge, durch die Gänge, begrüßten sich, indem sie ihre Armpaare, immer nur zwei aneinander rieben, die Köpfe mit den großen Augen gegeneinander hielten, eventuell Speise tauschten. Zwischen den großen Wesen tummelten sich etliche kleiner, der unterschiedlichsten Größe. Kinder wohl, die aber immer Kontakt zu einem oder zweien der großen Exemplare zu haben schienen.
Interessanter Ansatz, dachte sie sich, auf dem ersten Blich ungewöhnlich, wo stand aber geschrieben, dass extrateresstische intelligente Insektoiden eine Königin und ein straffes Kastenwesen haben würden. Sowieso unwahrscheinlich, dass die dann eine technische Zivilisation würden aufbauen können.
In ihren Anfangsjahren hatte sie selber mal modernem Dokus gemacht, bei denen sich Facts und Fiction ständig miteinander vermengten – das hier war schon ziemlich gut.
Sie schlenderte durch die große Gasse, wich den Holos aus, die sie nicht beachteten, bog in eine der schmalen Nebengassen ab. Hier sollten also die Wohnräume sein, und die Grundmuster hatte man ja wohl auch so vorgefunden, dass die allerdings eine Medienausstattung gehabt haben sollten, die doch sehr an die erinnerte, die Terraner am Beginn des fünfundzwanzigsten Jahrhunderts hatten. Andererseits, warum nicht. Wo stand geschrieben, dass intelligente Insektoiden, die vor einer Million Jahre gelebt hatte, wirklich schlauer gewesen waren, als die heutigen Menschen. Eigentlich war der gekennzeichnete Bereich hier ja zu Ende, andererseits, wenn sie ich wir abbog, würde sie sich auch schon nicht verlaufen. Con einem Moment zum anderen waren wieder zwar stabile aber doch heruntergekommen Wände zu sehen, die nächsten der sognannten Wohnräume waren Schutthalden, hier und da schien aber geforscht zu werden, zumindest gab es immer wieder mal Kennzeichen. Ein erneutes Gezirpe erregte ihre Aufmerksamkeit, außerhalb des holografischen Bereichs. Sollte es doch noch Ureinwohner geben? Das Gezirpe hörte sich aber anders an, kam ihr bekannt vor. Das war das Geräusch eines, einer Jülzish. Die Tellerköpfe waren aber wirklich überall zu finden. Es gab aber ja auch genug von ihnen.
Vorsichtig lugte sie um die Ecke. Tatsächlich, ein männlicher Jülzish, der sich gerade über die Holodarstellung echofierte, darauf hinwies, dass es doch klar sei, dass das hier einer der Planteten der Urjülzish sei, die schon vor einer Million Jahre Intelligenz in die Galaxis gebracht hätten.
Innerlich zuckte sie nur mit den Schultern. Warum nicht, obwohl die Jülzish nicht gerade für ihre Langbeinigkeit bekannt waren. Die beiden Gesprächspartner lehnten jede Verantwortung ab, das wäre typisch für die Terraner. Ansonsten war es schon interessant, die hier zu treffen, das waren zwei der Akonen, die sie gestern im Maschinenraum der GALAPAGOS-STAR gesehen hatte; und mit dieser Reisegruppe waren die ganz bestimmt nicht gekommen. Das hätte sie gemerkt. Vorsichtig wollte sie sich zurückziehen, da traf sie der Schlag. Bewusstlos sank sie zu Boden.
„Die schon wieder, die hatten wir doch gestern erst beim Kalup-Konverter.“ Einer der Akonen schüttelte den Kopf. „Schleift sie in den Raum, nehmt ihr den Gürtel und die Wasserflasche ab, das sollte reichen. Ein Blutbad würde nur Aufmerksamkeit erregen.“ Kopfschüttelnd wandte er sich wieder dem Jülzish zu. „Das mit den Holos hatten wir ja schon, zurück zu unserem Problem. Sie hätten ausreichend Piratenschiffe zugesagt, gekommen waren drei, von denen zwei schnell vernichtet waren, als diese Bestie auftauchte. So geht das nicht! Wir hatten geliefert; und sie hätten ihre Verräterin schon lange gehabt, wenn Sie sich an die Absprachen gehalten hätten. Wir werden auch beim nächsten Mal wieder liefern, sorgen sie aber dafür, dass genug Schiffe da sind. Und nur mal so und nur für den Fall, wenn die Bestie wieder da sein sollte. Das kleine Schiff ist ziemlich schlagfertig. Sie kennen ja ansonsten ihren Weg.“
Sie wachte mit einem ziemlichen Brummschädel auf, betastete vorsichtig die Beule am Hinterkopf. Glücklicherweise keine Blutungen. Das war dann wohl ein Sandsack oder so etwas in der Art gewesen. Der dritte Akone, den hatte sie gar nicht a auf dem Schirm gehabt. Vorsichtig erhob sie sich, registrierte das die Mühsal. Verdammt! Der Gürtel fehlte, die Wasserflasche auch. So dachten die sich das also. Sie wollten sie hier einfach ohne Gürtel und Wasser liegen lassen und mit der GALAPAGOS - STAR weiterfliegen während sie frühestens Morgen gefunden werden würde, wenn sie dann noch lebte. So nicht. Sie schüttelte den Kopf, bedauerte es im selben Augenblick, atmete tief durch. Die kannten Kaimba Masinde nicht. Noch nicht. Sie lehnte sich an die Wand atmete tief durch. Sie hatte im Laufe ihres Lebens genug Fußmärsche gemacht. Sechs, vielleicht sieben Kilometer bis zum Ausgang. Immer hinauf. Dann war da die Siedlung. Da würde es Gleiter geben. Zwei, maximal zweieinhalb Stunden hatte sie. Sollte reichen – wenn sie sich nicht verlief.
Ganz ruhig, Kaimba, dachte sie sich, ganz ruhig. Du bist rechts in diesen Gang abgebogen, also musste sie jetzt links, da musste dann der große Platz kommen. Gut, der war auch wirklich da. Vorsichtig schüttelte sie den Kopf, verfluchte sich erneut. Wie lebten eigentlich Menschen mit Übergewicht, die immer 37% zusätzliches Gewicht mit sich rumschleppten. Das musste doch anstrengend sein. Andererseits schleppten die ihr Gewicht dann nicht unbedingt eine lange Steigung hinauf. Kopfschmerzen waren ansonsten wohl auch kein Kennzeichen von Übergewicht.
Aus welchem der großen Gänge, die ihr auf dem Platz mündeten, war sie eigentlich gekommen. Der gegenüberliegende wohl. Jetzt aber keinen Fehler machen. Vorsichtig testete sie alle drei Gänge, es musste wirklich der gegenüberliegende Gang sein. Der Geruch kam ihr bekannt vor, dass es aber so steil hinaufging… Na ja, herunter zu schweben, war das eine, hinauf gehen, etwas ganz anderes. Einfach nur gehen, Kaimba, einfach nur gehen. Gehen ist übrigens ganz einfach, auch mit Kopfschmerzen, du musst einfach immer nur einen Fuß vor den anderen setzen, nicht stolpern, nicht fallen, nicht an den zunehmenden Durst denken, einfach immer nur ein Fuß vor den anderen. Das nennt sich Gehen, dass kannst du, das könntest du Ewigkeiten durchhalten, wenn due denn welche hättest. Die Wände leuchteten ihr den Weg, schienen sogar heller zu werden, wenn sie fluchte. Hätte sie ausreichend Zeit und Wasser gehabt, hätte sie das eine oder andere Lied ausprobiert. Beides fehlte ihr. Zählen, das hatte sie früher schon gelernt, konnte helfen. Also zählte sie. Eins, zwei, drei und bei hundert machte sie immer ein Häckchen im Gehirn. Hundert Schritte, achtzig Meter, sie hatte zwar lange Beine, es ging aber hinauf, tausend Schritte achthundert Meter. Also einfach nur achttausend Schritte. So in etwa.
Als sie nach ihrer Zählung bei 8.962 ankam, erreichte sie einen zweiten Platz, schnaufte durch und überlegte: Wie war das hier gewesen? Sie waren eine Rampe hinabgekommen und nur ein Weg führte nach oben, ein ziemlich steiler Weg sogar. Nach oben war aber schon mal gut. So ganz konnte das mit den Erdfrauchengenen nicht stimmen. Nach vierhundert weiteren Schritten sah sie endlich Licht am Ende des Tunnel erschien Licht am Ende des Tunnels, hoffte, dass das nicht einfach ein Hologramm sei und atmete auf, als sie die Ebne erreichte. Kurz blieb sie stehen, schnaufte erneut und fasste sich an den Hinterkopf. Die Beule war nicht kleiner geworden.
Der Mann im ersten Laden in der Siedlung schaute sie an, wie ein männlicher Heuschreck ein von ihm begattetes Weibchen, das gerade beschlossen hatte, ihm den Kopf abzubeißen. „Wasser“, brachte sie hervor. „Wasser und einen Gleiter. Ich muss das Schiff da noch erreichen.
„Wasser ist ja kein Problem – aber ein Gleiter? Die haben gerade begonnen, die Rampen einzufahren. Sie schaute ihn nur an und er zog den Kopf zwischen die Schultern, schien sich wirklich Sorgen um ihn zu machen. „Ich fliege sie schon hin. Vielleicht waren die ja – aber wenn mein Gleiter auch nur eine Kratzer …“ – „Ich weiß, ich kenne die Sprüche. Neu und so.“ Sie stürzte das Wasser hinunter, fühlte sich sofort besser.
An Bord der GALAPAGOS-STAR hatte man wirklich ein Einsehen. Das Einfahren der letzten Rampe wurde gestoppt, langsam wurde sie wieder heruntergefahren, das Schleusentor geöffnet. Man war Kummer gewohnt.
Rut, ausgerechnet Rut, stand am oberen Ende der Rampe, empfing sie mir in die Hüfte gestemmten Armen: „Sie schon wieder! Offenkundig könne Sie sich auch ohne Hans´ Hilfe verlaufen. Wo ist eigentlich ihr Gürtel?“ – „Haben die Ureinwohner gefressen“, war das einzige, was ihr einfiel.
Rut nickte nur. „Ja. Ja, ja. Schon klar. Fall 37. Wir behalten natürlich das Pfandgeld.“
Sie winkte nur ab, schlurfte in ihre Kabine, bestellte einen extragroßen Eisbeutel und eine Magnumpackung Schmerztabletten. Das würde Folgen haben. Bisher war sie ja nur neugierig gewesen; jetzt war sie richtiggehend sauer. Ihr so einfach auf den Kopf zu hauen. So etwas tat man einer wohlerzogenen Lady nicht an. Na gut, so etwas tat man einer Lady nicht an. Okay, so etwas tat man ihr nicht an.
Atistippos
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Re: Haluter lieben Bässe II

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Tanumara-City, 07.04.2407
Östlicher Stadtrand 18:37 Uhr Ortszeit
Er hatte die Vorrangsfunktion des Dienstgleiters aktiviert, kam zügig durch, weil alle anderen ihm Platz machen mussten. Er hatte es eilig, fühlte sich plötzlich ziemlich unter Druck gesetzt. Der Morgen war in Ordnung gewesen, der Vormittag schon schlechter. Er hatte eine neuen Mitarbeiterin einige Analysen aufgetragen und nur lapidar gemeint, dass sie ihm auf seinem Heimflug ja über die Ergebnisse berichten könnte. Die hatte sich doch glatt geweigert, irgendwas von Kontakten zur Ministerin geschwafelt. Deren Karriere würde das nicht bekommen. Solche Widersprüche waren bisher noch keiner Karriere bekommen.
Aufgeschreckt hatte ihn eine Kurznachricht, die plötzlich in seinem Holoschirm aufgetaucht und dann wieder verschwunden war: Verräter, hatte es da geheißen. Wir kennen ihre Pläne. Flucht ist zwecklos. Seien Sie um 19:00 Uhr bei ihrem Haus. Das ist ihre einzige Chance. Dann war noch kurz ein Bild des Fare erschienen. Danach war alles verschwunden.
Das sollte nicht sein. Kurz hatte er überlegt, ob er nicht einfach einen Trupp Polzisten schicken sollte, wollte das auch schon veranlassen, als noch eine Nachricht auftauchte: Tun Sie es nicht. Wir würden sonst dafür sorgen, dass Sie das Gebäude nicht mehr verlassen können. Lassen Sie die Waffe im Büro.
Das hatte ihn erschüttert. Wenn jemand das wusste, dann musste der immense Machtmittel haben. Also war er los geflogen, flog schnell, um pünktlich zu sein.
Raumhafen, 18:57 Uhr Ortszeit
Warnlichter füllten weit oberhalb der Häuserfront den Himmel, wiesen darauf hin, dass sich derzeit drei vierhundert Meter Kreuzer auf dem militärischen Teil des Raumhafens befanden, warnten nachtaktive Flugtiere, zogen manche von ihnen aber auch an. Auf den Dächern, des den Raumhafen umrandenden Gebäude, hatten etliche der tagaktiven Flugtiere ihren Ruheplatz gefunden. Von hier aus konnten sie bequem in den Morgenstunden die Umgebung bejagen, oft wanden sie auch noch Beute auf den Start- und Landefeldern des Raumhafens.
Ein wenig Unruhe regte sich plötzlich an der Außenseite des den Raumhafen umschließenden Gebäudes: Hoch in der Luft, weit oberhalb des Bodens, war eine Hand aus dem Nichts erschienen, eine etwas fremdartige Hand mit drei Findern und zwei Daumen, verlängerte sich zu einem Arm, der in der Luft zu schweben schien, betastete ein Fenster, verschwand und tauchte dann erneut auf. Diesmal mit einem kleinem Gerät in der Hand, drückte es gegen das Fenster. Zunächst geschah nichts, dann löste sich das Fenster in viele kleine Bestandteile auf, die in das Haus fielen. Baxyer schwang sich in das Haus, drehte sich um, während Kekélis´ Kopf aus dem Nichts auftauchte, kurz schaue sie nach unten, schluckte und dann mit zusammengebissenen Zähnen den Schritt ins Haus machte. Tief atmete sie durch, als Baxyer sie empfing. „Du bleibst hier Lieronos. Es dauert nicht lange, wenn jemand das mit dem Fenster bemerkt, dann ziehst du dich auf das Dach zurück.“
Östlicher Stadtrand, 18:58 Uhr Ortszeit
Der Dienstgleiter setzte ihn im Vorort ab, morgen würde er ihn wieder abholen und direkt zum Stadion bringen. Hoffentlich, dachte er, als ein eher kräftiger Mann tauchte in der Dämmerung plötzlich vor ihm auf, ein grazilerer, größerer Mann hielt sich im Hintergrund, schien den Raum nach hinten zu decken. Das waren also die Leute, die ihn hergebeten hatten. Agenten oder Erpresser, es war ihm nach wie vor nicht klar, was das für Leute waren.
Vorsichtig tastete er nach dem Alarmknopf in seiner Tasche.
„Chief assistent Commissioner Nieras Marun? Nette Gegend, in der sie wohnen, schön auch, dass Sie so schnell auf unsere Nachricht reagiert haben. Lassen sie die Sache mit dem Alarmknopf in ihrer Tasche. Ein Freund im Hintergrund bekommt alles mit, was wir so reden, und wenn es zu Störungen kommt, dann sind binnen fünf Minuten alle regulären Sender und die diversen Nachrichtenforen, darüber informiert, was sie so vor haben.“
Er zeigte ihm kurz ein Hologramm: Fünf Holoschirme, auf vier von ihnen alle Teilnehmer des morgigen Gesprächs. Woher hatten die das? Der Mann steckte es wieder ein. „Nur, um Ihnen zu zeigen, dass wir gut informiert sind; und wenn das der Großadministrator erfährt, dann hält der Morgen kein Rede hier, der schickt dann Kampfroboter und Raumlandetruppen, stellt das System unter Kriegsrecht und lässt die Verantwortlichen in einen Gefängnisasteroiden sperren, dessen Bahndaten dann aus allen Archiven gelöscht werden. Lassen Sie uns also reingehen.“
Er öffnete die Tür, lies die beiden rein. Der zweite hatte eine rötliche Iris, wie er im Licht des Flures erkannte. Ein Arkonide wohl. Was machte so einer denn hier. Das sprach dann aber eigentlich gegen Agenten. Also doch eher Erpresser?
„Ziehen Sie die Jacke aus, leeren Sie die Taschen, legen sie alles auf den Tisch. Setzen sie sich und legen sie ihre Dienstwaffe auch auf den Tisch. Falls sie noch eine Waffe am Knöchel haben, legen Sie die auch dazu.“
Er tat wie ihm geheißen.
„Sehr schön, jetzt können wir in Ruhe reden.“
Raumhafen, 19:02 Uhr Ortszeit
Kurz schaute Kekélis auf die Glassplitter. „Hübsche kleine Resonanzkatastrophe.“
Baxyers Kopf schwankte leicht vor und zurück. „Ja nicht wahr? Jülzish-Technik, nutzen wir hin und wieder bei gewissen Gesangstechniken. Das Gerät verstärkt die Schwingungen meiner Stimme, bereinigt sie und überträgt sie direkt auf den Körper. Wachen?“
Kekélis winkte ab. „Kaum, die oberen Chargen wollen bei ihren Verhalten kaum von Untergebene beobachtet werden; und hier sind die selten genutzten Dienstwohnungen der höheren Offiziere, sagt zumindest Lieronos` Schiffpositronik. Nur der Oberst wohnt dauerhaft hier.
Ich glaube, Steve wird langsam aber sicher neidisch. So schnell knackt der keine Codes. Aber noch einmal zu deinem Gerät, könnte man das auch als Waffe nutzen?“
Baxyers Kopf schwankte ein wenig hin und her. „Ja könnte man wohl. Das da?“ Sie wies auf die Tür am Ende des Ganges. Kekélis nickte kurz. „Wenn der Plan stimmt, ja.“
Ein kurzer Impuls, der in der Datenflut des planetaren Nettes unterging, erreichte Steve, der ihn an das hundertzehn Meter durchmessene, tiefschwarzes Schiff weitergab,
das in einer geostationären Bahn über Tanumara-City schwebte. Kekélis hatte gerade Sesam öffne dich sagen können, da war die Tür auch schon auf.
Östlicher Stadtrand, 19:10
Bisher hatte er ja alles hingenommen, jetzt war es aber an der Zeit, ein wenig in die Vorhand zu kommen, sich jetzt nur nicht den Schneid abkaufen zu lassen. Er hatte schließlich selber genug Verhöre geführt, wenn auch nicht immer so höfliche. „Also, wer sind sie überhaupt? Wenn Sie von der Solaren Abwehr sein sollten, dann weisen Sie sich aus. Wir werden uns dann schon einig. Wenn Sie von einem anderen Dienst sein sollten, dann belegen Sie mir das auch. Wenn Sie mich einfach nur erpressen wollen… - Pech gehabt. Soviel ist bei mir nicht zu holen.“
Mit vor der Brust verschränkten Armen lehnte er sich zurücl.
„Schön.“ Der kräftigere Mann stützte sich ihm gegenüber, während der Arkonide stehen blieb. Gelassen schaute der kräftigere Mann ihn an. „Wir sind die Leute, die dafür sorgen können, dass sie für den Rest ihres Lebens irgendwo eingesperrt werden, wir sind die Leute, die Sie vernichten können, wir sind aber auch die Leute, die noch Einiges von Ihnen wissen wollen. Lassen Sie es uns gemütlich machen.“
So einfach wollte er nicht nachgeben. „Also, wenn Sie Agenten sind, dann ist das ein unmögliches Verhalten.“
Der Arkonide lächelte kurz. „Wenn wir Agenten sein sollten, dann können Sie ja bei Gelegenheit eine Dienstaufsichtsbeschwerde über uns einreichen. Trinken Sie aber doch erst einmal ein Gläschen.“ Er zog eine Literflasche mir einer hellen Flüssigkeit aus der Innentasche seiner Jacke. Sah sich um, nahm en Glas füllte es. „Glauben Sie bloß nicht, dass ich Spuren hinterlassen.“ Kurz erhob er die Hand: Sehr dünne Handschuhe.
„Trinken Sie ruhig. Leeren sie am besten gleich das ganz Glas.“
Das hatten die also vor, sie wollten ihn betrunken machen, das war aber zu überleben also tank er. Starkes Zeug, bestimmt 50 %, leichter Himbeergeschmack.
Raumhafen, 19:10 Uhr Ortszeit
Vorsichtig schlichen sich in Wohnung, die penibel aufgeräumt war, akurat ausgerichtete Tische, Stühle und Sessel beherrschten das Bild von Ordnung. Die auf dem Boden liegende leere Weinflasche störte dieses Bild von Ordnung allerdings schon ein wenig, ebenso wie der neben der Flasche liegende Strahler. Völlig konterkariert wurde es von dem umgefallenen Weinglas, das neben einer halbvollen Flasche lag und dem in einem Sessel schnarchenden Oberst. Ein wenig Musik war zu hören.
Die beiden Frauen schauten sich an. Kekélis zuckte nur mit den Schultern, schüttelte mit zusammengekniffen Lippen leicht den Kopf. „Provinzputschisten.“
Baxyer schob vorsichtig mit dem Fuß, die Waffe weiter weg. „Der brach doch schon zusammen, als unsere Nachricht plötzlich bei ihm auffloppte. Da wusste er doch, dass er erledigt war.“
Kekélis winkte nur ab. „Der war heute Morgen schon fertig, als Glen und ich uns die Besprechung anschauten. Wecken wir ihn auf.“
Sie hielt ihm die Nase zu, wie ein Ertrinkender schnappte der Oberst nach Luft, wurde wach, versuchte sich zu orientieren.
Östlicher Stadtrand 19:24 Uhr Ortszeit
Er kippte den Schnaps, was sollte er auch sonst tun schüttelte sich kurz. „Wenn Sie nicht von der Solaren Abwehr sind, was wollen Sie denn? Geld? Damit kann ich kaum dienen: Völlig falscher Zeitpunkt jetzt. Fragen Sie doch in ein paar Wochen noch mal.“
Der kräftigere der beiden Männer schaute ihn mit leicht schräg gehaltenem Kopf an, schüttelte den dann kurz. „Nehmen sie ruhig noch ein Glas.“ Der Arkonide hatte nachgeschenkt. „Antworten wollen wir. Fangen wir mal einem Begriff an: CONDOS VASAC. Da ist wenig zu finden, einige Gerüchte über eine ominöse Organisation, die das Solare Imperium vernichten will. Da hat sich jemand ganz schön was vorgenommen. Andererseits“, der kräftigere Mann neigte den Kopf leicht hin und her, „zwei Jornalistinnen, die darüber arbeiten, sind spurlos verschwunden. Dumm eigentlich, denn so etwas fällt doch auf. Also, wer oder was ist die CONDOS VASAC?“
Raumhafen, 19:24 Uhr Ortszeit
Es hatte Zeit und einige Schlucke aus der halbvollen Weinflasche bedurft, bis der Mann ansprechbar war. „Ruhig, Herr Oberst, ganz ruhig. Wir haben uns heute schon mal bei ihnen gemeldet. Jetzt werden wir ihnen einige Fragen stellen und dann wohl verschwinden. Wir werden ihnen wohl nicht tun, zumindest dann nicht, wenn Sie unsere Fragen beantworten. Trinken Sie einen Schluck Wein, dann geht es ihnen vermutlich besser.“
Der Oberst griff zur halbvollen Flasche, nahm einen tiefen Schluck, rang sichtlich nach Fassung, „Wer sind Sie? Was wollen Sie? Wie sind Sie überhaupt hier hereingekommen?“
Der Mann nahm einen zweiten Schluck, schien klarer zu werden. „Sie sind Jülzish, Sie habe auf dem Mond zu leben; und Sie stammen aus dem Wega-System. Geduldete Minderheit. Was machen Sie überhaupt hier?“
„Ruhig, Oberst, ganz ruhig.“ Kekèlis lächelte so freundlich wie eine Katze, die gerade ihren Dosenöffner überlistet hatte. „Wir sind diejenigen, die über ihren geplanten Putsch informiert sind, und der Tatsache, dass wir hier sind, können Sie entnehmen, dass wir über beträchtliche Machtmittel verfügen, bleiben Sie also ruhig. Wir zeigen Ihnen mal kurz zwei Mitschnitte, dann stellen wir einige Frage und dann sind wir weg.“
Sie führte ihm den Auszug aus dem Gespräch vor, in dem er forderte, dass Kampfschiffe der hiesigen Flotte Rhodans Schiff bei der Landung vernichten sollten. „Das ist unmöglich, das dürfen Sie nicht haben!“ Er nahm einen weiteren Schluck aus der Flasche.
„Wir haben es – und morgen kennt es die halbe Galaxis. Sie können sich ja mal überlegen, was danach mit Ihnen geschieht.“ Kekélis lächelte freundlich, während der Oberst schluckte.
„Hier noch ein weiteres Schnipsel, das ihnen zeigt, mit wem Sie sich eingelassen haben.“ Es folgte das Gespräch des Fare mit dem Mann in der Yacht. „Ja“, Kekélis schüttelte leicht den Kopf, „ich hätte ungern solche Verbündete. Aber unsere Fragen: CONDAS VASAC?“
Atistippos
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Östlicher Stadtrand, 19:32 Uhr Ortszeit
Er begann die Wirkung des Alkohols zu spüren. Irgendwann in den nächsten Minuten würde er die Kontrolle verlieren. Hier konnte er aber sowieso reden. „Wie sie schon sagten, die CONDOC VASAC ist ein Geheimorganisation, eine ziemlich mächtige mit beinahe unbegrenzten Finanzmitteln. Eigentlich alle, die das Solare Imperium hassen, haben sie da zusammengeschlossen. Die werden uns dabei helfen, das Joch Terras abzuschütteln.“
„Na denn“, der Arlonide lächelte. „Wenn Sie den meinen. Zeig ihm doch mal die Szene, wo der Chef mit seinem Mitarbeiter redet.“
„Gute Idee.“ Der stämmigere Mann hob kurz den Daumen der rechten Hand, hantierte kurz an seinem Gerät und spielte ihm einen Gesprächsauszug vor, in dem der Fare seinem Mitarbeiter erzähle, dass die Verschwörer sowieso bald tot sein würden. Diesmal füllte er sich das Glas selber, stürzte den Inhalt herunter. Woher hatten die diese Informationen.
Raumhafen, 19:46
Der Oberst schüttelte nur den Kopf. „Wei0 ich selber nicht so genau. Eine Geheimorganisation, mit unbegrenzten Geldmitteln, die vor einigen Jahren schon an den Admiral herangetreten ist. Stecken wohl Akoniden hinter. Zumindest hat man das ja dem Admiral vorgeworfen. Unser Ansprechpartner ist aber dieser neue Chef der Fers-Sippe. Besteht auf die Anrede Fare, dabei ist der nicht einmal reinrassiger Mehandor.“
Die beiden Frauen schauten sich an, Kekélis nicht kurz, während Baxyers Kopf ein wenig vor und zurück schwankte.
„Gut glauben wir mal. „Wo ist eigentlich der Admiral abgeblieben? So gründlich abzutauchen, ist heute kaum möglich.“
Der Oberst zuckte mit den Schultern. „war bei den Aras auf Butgra, geht jetzt als Frau durch und war heute dabei.“
„Oh!“ Kekélis schaute nach Baxyer, dessen Kopf nur bedenklich hin und her schwankte. „Na gut, dunkel und unergründlich sind die Wege des Herrn.“ Sie schüttelte den Kopf. „Gut, Oberst, Sie wissen, was auf Sie zukommt?“ Der Oberst schaute sie nur an, nickte dann langsam, on was zu sagen.
„Sie wissen auch, wie Sie dem entgehen können?“
Erneut nickte der Mann nur, ohne was zu sagen.
„Brauchen Sie Hilfe?“
Der Körper des Mannes straffte sich. „Gehen sie, Gehen sie sofort. Das werde ich noch schaffen.“
Sie verließen den Raum, warteten kurz auf dem Flur, hörten das Zischen des Strahlers.
„Und wenn er es nicht getan hätte?“ Kekélis zuckte nur mit den Schultern. „Dann hätten wir es machen müssen. Ich war mir aber schon sicher, dass das nicht notwendig sein würde, als ich ihn heute Morgen sah. Der Mann war schon lange fertig. Lieronos wartet.“
Sie stiegen wieder durch das Fenster, wo der Haluter sie an seinem Anzug sicherte.
Östlicher Stadtrand, 19:51 Uhr Ortszeit
„Sie sehen, Sie haben sich da eigentümlich Freunde gesucht.“ Der kräftigere Mann schaute in freundlich lächelnd an. „Wer ist dieser
Fare überhaupt? Wenn meine Sprachkenntnisse mich nicht ganz verlassen, mit Herr Vater übersetzen. Eine Ehrenbezeichnung für besonders erfolgreiche Patriarchen. So genau sieht der danach aber noch nicht aus.“
„Das“, seine Sprache begann zu verwaschen, ist der neue Chef der Fers-Sippe. Die ziehen seit Jahrhunderten ihre Fäden im Hintergrund und der hat jetzt die Macht übernommen. Hat wohl die halbe Familie masakriert, um das zu schaffen.“ Irgendwie war das alles ziemlich komisch, und die beiden Typen wussten gar nichts. Noch mehr trinken, er rülpste, noch mehr trinken wollte er nicht, musste dann aber doch schlucken, als der Arkonide ihm das Glas in den Mund kippte. Die Flasche war schon ziemlich leer.
Der kräftigere Mann winkte begütigend ab. „Keine Sorge, wir sind fast wieder weg. Die Frau, die Anführerin wohl, wer ist das?“ Da musste er doch lachen. „Frau? Das ist Admiral Larrckt, der abgesetzte Flottenchef. Der hiesige Weiberrat wollte ihn doch aus dem Verkehr ziehen. Da musste er sich was einfallen lassen. Die Aras auf Butgra, ihm ein wenig geholfen. Sonst wäre er doch schon lange hingerichtet worden. Die hiesigen Frauen im Hintergrund sind auch nicht nur nett.“ Irgendwie wollte er jetzt nur noch schlafen, sagte das auch.
„Da können wir helfen“, mit einem freundlichen Lächeln zog der kräftigere Mann eine Packung aus der Innentasche seiner Jacke. Schlaftabletten. Ziemlich viele, ziemlich starke.
„Sie wollen mich vergiften?“ Irgendwie machte er sich jetzt doch etwas Sorgen.
„Der kräftigere Mann schüttelt nur den Kopf. „Nein, wir möchten, das man Sie hier morgen völlig vollgedröhnt findet.“
Damit konnte er leben, schluckte eher widerstandslos die Tabletten, spülte mit Alkohol nach, merkte irgendwann nichts mehr. Die beiden Männer schauten sich an, nickten, steckten die ihre Flasche ein, stellten eine andere auf den Tisch, nachdem sie diese mit den Fingeabdrücken Nieras Maruns versehen hatten.
Draußen trennten sie sich, trafen sich in einigen Kilometern Entfernung wieder
„Und?“ Erim schaute Glen fragend an. „Keine Probleme. Ruhige Gegend hier.“ – „Und wenn er es schafft?“ – „Kaum, Erim, das war ein Liter Methanol mit 52% Alkohol. Alleine der Alkohol und die Tabletten sollten reichen, um einen Herzstillstand zu verursachen. Typischer Selbstmord. Wenn wir noch die Folgen des Methanols dazu nehmen… - Ziemlich chancenlos.“ - „War es notwendig, Glen? Mord habe wir bisher vermieden.“
Der neigte nur den Kopf hin und her. „Ich denke, Steve hat Recht. Wenn diese Bilder bekannt werden, kommt jeder halbwegs kluge Kopf auf siganesische Technik, damit auf Siganesen und damit auf Steve, der derzeit der einzige Siganese auf diesem Planeten ist. Damit hätte man uns alle. , Das wäre einfach zu riskant gewesen.“
Erim seufzte nur tief, während Glen in den Himmel schaute und kurz den Kopf schüttelte. „Dass diese Frau, die wir da gesehen haben, jetzt aber der frühere Flottenkommandeur sein soll.
Ich habe Donal Larckt irgendwie anders in Erinnerung.“
Erim winkte nur ab. „Das machen die Aras doch mit links und rückgängig machen die das auch. Hat ansonsten Tradition. Oder glaubst du ernsthaft die Geschichte, dass immer nur Männer auf Arkons Imperatorthron saßen. Alleine in den Archiven meiner Familie sind für die letzten zweitausend Jahre fünf Fälle dokumentiert, wo man am Geschlecht des Imperators ziemliche Zweifel hätte haben können, aus Gründen der Stabilität aber nicht so genau hinschaute. Aber lass uns zurückfliegen, die anderen warten vermutlich schon. Als sie im Gleiter die Nachrichten checkten wurde alles schon von der Hiopsbotschaft überlagert, dass Oberst Fiete Virtanen Selbstmord begangen hätte. Kopfschuss mit seiner Dienstwaffe. Bilder gab es glücklicherweise keine.
„Wie haben die das den jetzt gemacht?“ Glen schüttelte nur den Kopf.
Atistippos
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Tanumara, Kontinent Grmous, 08.O4.2407
Gut getarnt hatte der Haluter sie zurück geflogen, nur um von Steve mit Nachrichten erwartete. „Zum Positiven, alle Polizeidienststellen, alle höherrangigen Offiziere der Flotte und die Regierungsmitglieder sind über das geplante Attentat informier. Mal sehen, was da passiert.“ Er atmete tief durch. „Zum Negativen. Der Fare ist über den Selbstmord des Oberst informiert worden. Die Sache soll trotzdem starten. Und mir ist da noch was eingefallen, hatte ich wohl vergessen – es sind Báalols auf der Yacht.“ Steves Gesicht hatte einen gelblichen Farbton angenommen. „Auweia.“ Kekélis setzte sich und gemeinsam warteten sie auf die Männer.

CREST III, 08.04.2407
Torten schwebten im Raum, wurden von Balken beiseitegeschoben, die von Säulen niedergedrückt wurden, bis schließlich Kurven den Raum beherrschten. Cora Strienar, Chefin des Wahlberatungsunternehmens Strienar & Steiner, war in ihrem Element, erläuterte den im Besprechungsraum 3 versammelten engeren Beraterstab anhand holografischer Grafiken die Ergebnisse der jüngsten Umfragen, lieferte mal mehr mal weniger gewagte Prognosen für das zu erwartende Wahlverhalten. „Sie sehen also, Großadministrator, die Ihnen von uns empfohlene Kampagne zeigt die prognostizierte Wirkung. Die Ablehnung der – zugegeben – sehr teuren Ultraschlachtischiffe der Galaxisklasse hat bei allen Leuten, die eines dieser Schiffe haben besuchen können, signifikant abgenommen hat. Vielen skeptischen Menschen ist mittlerweile klar geworden, dass ohne diese Schiffe der Krieg gegen die sogenannten Meister der Insel, welche Hybris, nicht zu gewinnen gewesen wäre. Wie insbesondere auf der Darstellung 23, ich zeige Sie ihnen noch einmal gerne, zu sehen ist, sind die Zustimmungswerte für Ihre Politik insbesondere in dem Zentralbereichen des Imperiums hoch. Ich möchte von daher meinen, dass Ihre Wiederwahl beinahe ebenso sicher ist, wie das Weihnachtsfest bei bestimmten Religionen oder das chinesiche Neujahr in anderen Regionen Terras und diversen Siedlungswelten. Haben sie noch Fragen, Herr Großadministrator?“
Der so angesprochene dunkelblonde Mann rieb sich ein wenig an der Narbe an seiner Nase. „Eigentlich keine; nur eine. Wieso gehen eigentlich alle immer davon aus, dass ich ständig wiederkandidiere?“
Cora Strienar schluckte kurz. „Ja aber, Sir, Großadministrator. Sie sind der Gründer des Imperium, Sie sind dessen Führer, also ohne Sie…, na ja“, sie rieb sich ein wenig mit den Fingerspitzen der rechten Hand an der Stirn, „Reginald Bull, dem traut man auch noch so einiges zu, hat sogar bessere Beliebtheitswerte als Sie. Liegt wohl an seiner Statur. Danach hört es aber auch schon auf. Jullian Tifflor gilt schon als zu jung. John Marschall hat auch einen guten Ruf, der soll aber Gedanken lesen können, gut, nicht so gut, wie wir, aber immerhin. Ohne Sie geht es einfach nicht Sir.“
„Und wieso versucht mich dann ständig irgendwelche Leute umzubringen?“ Der dunkelblonde Mann lächelte leicht, „gibt es dazu auch Ergebnisse?“
„Ja aber, Sir, das sind doch Feinde des Imperiums.“
Der Mann rieb sich erneut an der Nase; schaute zur rechten Seite, wo eine im Raum schwebende Karotte von einem einzelnen Nagezahn angeknappert wurde, der in ein rötlich schimmernden Fell überging, dessen Besitzer in einer in der Hüfte geweitete, schlichte Uniform trug. Mit der einen Hand machte sich das Wesen Notizen, während es mit der anderen Hand ein Reaktionsspiel spielte, dabei immer wieder an der vor ihm schwebenden Karotte knapperte. Kurz erwiederte das Wesen den Blick aus braunen Augen, nickte dann und knaberte weiter an der schwebenden Karotte. .
Der dunkelblonde Mann schüttelte nur den Kopf. „Okay Miss Strienar, wir haben jetzt viel über die inneren Bereiche des Imperiums erfahren, wie ist es aber um die äußeren Bereiche bestellt?“
Die Frau hob kurz die Hände: „Wenn es um den Wahlerfolg geht, Sir, dann sind diese Bereiche eher nachgeordnet – einfach zu dünn besiedelt.“
„Ich glaube nicht, Cora, dass es das ist, was Perry wissen wollte. Hin und wieder muss er ja regieren, Politik betreiben, also harte Bretter bohren, wie ein gewisser Max Weber vor fast fünfhundert Jahren meinte. Dicke Pappbretter sind ja nur was für Politiker zur Übung; und da können fundierte Kenntnisse wirklich hilfreich sein. Habe ich mir zumindest sagen lassen.“ Das Pelzwesen hatte kurz seinen Nagezahn gezeigt und die Referentin angestrahlt, sich dann wieder der Karotte zugewandt.
„Ja Sir, Sonderoffizier Guck.“ Fragend schaute sie ihn an. Der Mausbiber winkte nur ab, „Geschenkt, Cora. Die meisten nennen mich Gucky; und ich hatte Zeit genug, mich daran zu gewöhnen.“
„Ja, also, Mister Gucky“, der Mausbiber schüttelte nur den Kopf, „in den äußeren Bezirken ist die Stimmung weniger gut. Da klagt man über die Steuerlast befürchtet aber auch, dass die eigene Sicherheit nicht garantiert werden kann. Dabei ist man ja oft genug erst auf eine Siedlungswelt gezogen, weil man mit der Situation auf Terra nicht wirklich zufrieden war. Wir haben da… - Sie wurde unterbrochen, eine Frau Leutnanten, deren Abzeichen noch recht frisch wirkten, betrat den Raum, zögerte kurz, nahm dann Haltung an. „Der Kommandant schickt mich, Sir, er wollte sie nicht anrufen, Allan D. Merchant möchte Sie sprechen. Dringend. Der Kommandant hat die nächste Linearetappe erst einmal vershoben. Das Gespräch ist in ihr Quatier gelegt.“
Der Ilt reichte dem Großadministrator die Hand, doch der winkte nur ab. „Lass uns gehen, du scheinst mir schon wieder zugenommen zu haben.“
Der Ilt schaute ihn von unter her an. „Gar nicht wahr; und wenn doch, sollte ich viel häufiger mit dir durch die Gegend teleportieren. Dabei verbrauche ich schließlich mehr Energie.“ – „Sagst du, Belege dafür haben wir nicht. Wie fandest du den Vortrag?“
Der Mausbiber zuckte nur in einer typisch menschlichen Geste mit den Schultern. „Ganz okay: Sechsunddreißig Darstellungen in knapp siebzig Minuten, da hatten wir schon wesentlich schlechtere Präsentationen. Die Leue rutschen einfach in einen absurden Perfektionismus, wenn sie mit dir zu tun haben, diesmal waren durchaus pfiffige Gedanken in etlichen Teilen dabei. Die Randgebiete sind allerdings wirklich ein Problem. Junge Leute, die selber was aufbauen wollen, Leute, denen es in den zentralen Bereich des Imperiums zu langweilig ist – und die landen dann in vorgefertigten Häusern…“ – „Anders geht es ja nun einmal nicht. Wir können kaum individuelle Bauten fertigen.“ – „Schon klar, Großer. Doch Kaum haben die aber die ersten Erfolge, kaum fängt die Wirtschaft an, zu florieren, schon muss das System Geld abführen, während man von der Flotte nicht sieht. Was erwartest du da?“
Der Großadministrator hatte ein wenig mit der Hand am Kinn gespielt, „mir scheint, du bist jetzt auch noch unter die Sozialwissenschaftler gegangen.“ Der Mausbiber zeigte kurz den Nagezahn. „Was soll ich denn sonst mit meiner Zeit machen, wenn ich nicht gerade mal wieder mit der Rettung des Universums beschäftigt bin? Die zweitausendste Patenschaft für irgendein Projekt übernehmen?“
Der Großadministrator schüttelte nur den Kopf. „Kleiner geht natürlich nicht.“ – „Werde erst einmal so alt wie ich, und dann zähle mal durch, was ich alles so geleistet habe- Retter des Universums ist da nur ganz eben übertrieben.“
„Ich weiß, ich weiß, wenn es dich nicht gäbe...“ Der Großadministrator lächelte leicht. „Wenn du aber Langweile hast, kannst du ja in die Regierung eintreten.“
Der Mausbiber blieb abrupt stehen, schaute den Großadministrator von oben nach unten, von unten nach oben an, ging dann kopfschüttelten weiter.
„Okay, Kleiner, war nur ein Scherz. Du hast aber recht, Ich erwarte genau das. Die Flotte müsste aber noch viel größer sein, wenn sie in jedem System Präsens zeigen sollte.“ Er seufzte. „Homer hat mir einen Plan vorgelegt, vorsichtige Reduktion des Flottenbaues, Verlangsamung der Expansion, dafür mehr Investitionen in die Wirtschaftsentwicklung und Förderung der Randgebiete. Ich werde ihn im Rahmen des nächsten Haushaltes ins Parlament einbringen, weiß aber jetzt schon, von welcher Seite welche Kritik kommen wird. Die Lobbyisten sind schon fleißig unterwegs, dabei dürften sie noch gar nichts von den Plänen wissen. Wird nicht leicht werden. Du kannst mir übrigens gleich noch einmal bei der Rede helfen. So ganz zufrieden bin ich noch nicht. Aber jetzt schauen wir mal, was Allan will. Irgendwas auf Tanumara vermutlich.
Ein graugesichtiger Mann mit schütteren, grauen Haarkranz, in dem noch das eine oder andere goldblonde Haar zu sehen war, schaute sie vom Holoschirm her an. Ungeduldig, wie es schien, denn es war ein wenig Fingertrommeln zu hören.
„Hey, Donald“, der Mausbiber lies den Nagezahn kurz aufblitzen, schaute den Geheimdienstchef abschätzend an. „Du solltest mal Pause machen, ein wenig durch Kanadas Wälder wandern.“
Der älteste lebende Terraner winkte nur ab, „Ich weiß, wie ich aussehe. Im Moment ist nur keine Zeit. Wir hatten ja gedacht, dass wir nach dem gewonnenen Krieg e wenig Ruhe haben, jetzt wird aber an allen möglichen Enden und Ecken gezündelt.“
„Trouble auf Tanumara?“ Der Großadministrator rieb sich ein wenig an der Nase, schaute fragend.
„Woher weißt du dass den schon wieder? Ich bin doch derjenigen den Ahnungen.“ – „Na ja, Allan, das ist unser nächstes Ziel, und das Attentat auf den Klotz ist auch hier angekommen. Ich habe gestern erst mit der Regierungschefin gesprochen. Sie meinte, dass man den Attentätern auf der Spur sei.“
Allan D. Merchant stieß nur kurz Luft durch die Lippen. „Hat sie da denn auch erzählt, dass es Pläne gibt, dich auf Tanumara zu ermorden?“
„Oh. Da jetzt auch noch.“ Der Großadministrator seufzte ein wenig. „Okay. Wie sicher ist das denn, Allan? Tanumara ist doch eigentlich ein friedlicher Planet.“ Der Großadministrator rieb sich ein wenig am Kinn, während der Mausbiber kurz seine Zunge gegen den Nagezahn drückte. Alles Verspielte war von ihm abgefallen.
„Na ja, Perry, ziemlich sicher. Alle großen Nachrichtenagenturen und alle Netzwerke aller großen Systeme sind vor drei Stunden darüber informiert worden. Fast zeitgleich. Da hat jemend ziemliche Mittel zur Verfügung. Besonders bedeutsam ist aber, dass der stellvertretende Polizeichef Tanumara-Cities und der Chef des militärischen Teils des Raumhafens führend daran beteiligte sein sollen.“
Der Großadministrator biss sich kurz auf die Unterlippe. „Gut, das kann John sich ja drum kümmern.“
Allan D. Merchant schüttelte nur den Kopf. „Kaum, Perry, die sind tot. Selbstmord, heißt es. Der Oberst hat sich den halben Kopf weggeschossen, nachdem er vorher reichlich Alkohol konsumiert hatte; und der stellvertretende Polizeichef hat einen Alkohol-Tabletten-Cocktail zu sich genommen. So meine derzeitigen Informationen. Sie sollen es getan haben, weil sie enttarnt worden sind. Na ja.“
„So ganz scheinst du es nicht zu glauben?“ Der Großadministrator rieb sich ein wenig am Nasenflügel,
Der Geheimdienstchef hob nur kurz die Hände. „Möglich Perry, würde passen. Es könnten aber auch geschickte Morde sein. Das ist jetzt, so aus der Ferne und bei dem derzeitigen Wissensstand nicht abschließend zu beurteilen. Der Chef des militärischen Teils des Raumhafens soll übrigens vorgehabt haben, dich bei der Landung mit einem Beiboot abschießen zu lassen. Wenn das stimmt, dann sind weitere führende Offiziere involviert.“.
Der Mausbiber hatte mit zusammengekniffenen Lippen zugehört. „Wie sicher ist das Allan? Liefern die Belege, Bilder, Mitschnitte?“
„Nein, Gucky.“ Allan D. Merchant schüttelte nur den Kopf. „Nichts dergleichen, das macht für mich die Sache aber glaubwürdig. Bilder, Filme oder Aufnahmen zu fälschen, ist ja nun wirklich kein Problem. Aber ich möchte es mal so sagen: Die verschiedenen Medienunternehmen, die verschiedenen planetaren Netzwerke sind alle, soweit wir das bisher überblicken, binnen einer Zeit von zehn Minuten informiert worden sein. Da hat jemand beträchtliche Mittel. Ansonsten tauchte da noch der Begriff CONDOC VASAC auf, die an der Sache beteiligt sein soll. Den Begriff kennt kaum jemand; und wer ihn kennt, möchte die Leute nicht zum Gegner haben, die dahinter stehen.“
Der Großadministrator schien so etwas wie einen Fluch auf der Lippe zu zerbeißen. „Die schon wieder. Die tauchen aber auch ständig auf. Wie weit sind wir da?“ – „ Wir bereiten gerade eine Infiltration vor, Perry.“ – „Und Atlan, Allan?“ Die USO?“
„Sollten auch am Ball sein, Perry. Genaueres weiß ich aber nicht, Allan D. Merchant zuckte mit den Schultern. „Atlan ist nicht zu erreichen, seit Wochen nicht, soll auf Inspektionsreise sein, war aber letzte Woche auf der IMPERATOR II. Ansonsten ist nichts bekannt.“
„Gut.“ Der Großadministrator seufzte ein weinig. „Was rätst du Allan?“ Der schüttelte nur den Kopf. „Was ich rate, Perry? Das weist du doch ganz genau.
Ich rate dir, das zu tun, was du nicht tun wirst. Sage die Rede ab. Stelle das System unter Kriegsrecht und veranlasse tiefgehende Untersuchungen.“
Der Mausbiber neigte leicht den Kopf. „Unrecht hatte er nicht, Perry.“
Der schwieg eine Weile. „Ich weiß. Tanumara ist zwar Mitglied des Imperiums aber weitgehend autonom. Wenn ich hier mit Kriegsrecht einflöge, es gäbe einen Sturm der Entrüstung. Nein. Auf keinen Fall; und ansonsten, wenn ich jedes Mal das Kriegsrecht verhängte, weil der Verdacht besteht, dass mich da jemand gerne umbringen möchte, wir kämen aus dem Kriegsrecht gar nicht mehr raus. Wo sollte das dann enden. In einer Militärdiktatur? Nicht mit mir, auch wenn man mir das immer wieder als Ziel unterstellt. Ich werde nach der nächsten Lienearetappe erneut mit der Ministerpräsidentin reden, die Situation klären. Ansonsten gelten verschärfte Sicherheitsvorschriften. Ich werde mit einem Begleitkreuzer landen und John und Fellmer zusammen mit Ras und Katuka vorschicken, damit die sondieren. Mehr ist nicht drin.“
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Re: Haluter lieben Bässe II

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GALAPAGOS-STAR, 08. April 2407
So hatte sie sich das nicht vorgestellt. So nun ganz und gar nicht. Hier jetzt gefangen und recht unbeweglich herumzuliegen, war ganz bestimmt nicht ihr Ziel gewesen. Sich dabei Gespräche über die möglichst effektive und spurlose Entsorgung von Sondermüll anhören zu müssen, das hatte auch nicht zu ihrem nicht vorhandenen Plan gehört – und schon gar nicht, dieser so titulierte Sondermüll zu sein.
Die Idee mit der Rettungskapsel hatte man schnell verworfen, da hätte die Positronik was gegen gehabt. Die Idee mit dem Abstrahlfeld eines Sublichttriebwerkes war aufgrund der Sicherheitsbestimmungen auch nicht möglich. Sie während des Linearfluges aus einer Schleuse zu stoßen, ging auch nicht, weil die Schleusen nicht aufgingen.
Das alles war zunächst einmal beruhigend zu wissen.
Im Moment waren die bei den klassischen Methoden angelangt: Irgendwie umbringen, dann zerstückeln und irgendwie im Müll des Schiffes unterbringen. Diese drei Akoniden hatten wirklich keine Ahnung, so einfach brachte man jemanden nicht um, sie schon gar nicht, das hatten schon richtige Löwen versucht; und jemanden so einfach zu zerstückeln… - die schienen sich das leicht vorstellen. Ein wenig fragte sie sich mittlerweile aber schon, ob sie sich nicht doch ein wenig Sorgen machen sollte. Andererseits hatte sie mit zwölf, dreizehn Jähren – und sie hatte jetzt nicht vor, nachzurechnen, wie lange das her war - mal mehr als fünf Stunden still und stumm in der Savanne herumgestanden, während um ihr herum eine Elefantenherde vorbei zog. Die hatten wohl ein Clantreffen gehabt, zumindest hatte sie weder vorher, noch nachher je so viele Elefanten auf einmal gesehen. Bei zweihundert hatte sie mit dem Zählen aufgehört. Die schlecht sehenden alten Damen hatten sie vorsichtig begutachtet aber in Ruhe gelassen, weil sie sich ruhig verhielt. Die jüngeren waren da schon neugieriger gewesen. Ein junger Bulle, wohl in ihrem damaligen Alter, hatte sie interessiert mit dem Rüssel abgetastet und war dann freudig trompetend weitergezogen. Die ganz jungen Elefanten waren von alten Damen allerdings zurückgerufen worden. Die wussten, wozu ein Speer gut sein sollte und sahen so schlecht nicht, um de nicht zu erkennen. .
Seitdem fürchtete sie eigentlich nichts mehr. Na gut, fast nicht. Transmitter, die waren ihr nicht geheuer.
Eigentlich war alles so weit gut gegangen. Die Schmerzen hatten nachgelassen, ihre Wut nicht. Klar war, dass sie sich den heutigen Planeten, Werhseg, nicht anschauen würde. Noch so ein Planet, auf dem es uralte Zeugnisse einer noch älteren Zivilisation gab. In dieser Gegend musste vor einer Million Jahren einiges los gewesen sein. Die Wärme hier, hätte ihr gefallen: 291 Grad im Mittel, keine Polkappen aber nur 16% Festland. Die früheren Bewohner hatten von daher Unterwassersiedlungen angelegt, als ihnen das Wasser die Füße umspülte. Algenrestaurants waren hier das non plus ultra und als passende Kleidung hatte die schiffseigene Kleiderproduktion Figur betonende grünblaue Anzüge angepriesen und die waren auch reichlich verkauft worden.
Unter normalen Umständen hätte sie sich das gerne angetan und dann säße sie jetzt auch nicht hier und müsste sich Gespräche über ihre eigene Entsorgung anhören, unter normalen Umständen hätte man ihr auch nicht auf den Kopf gehauen und versucht, sie auf eine fremden Planeten auszusetzen. Also hatte sie die Aufzeichnungen von der Besichtigungstour durch den technischen Bereich von ihrer Heimpositronik auswerten lassen. Drei mögliche, ziemlich lange Eingngscodes hatte die ihre auf Basis der Aufnahmen geliefert.
In den Personalbereich kam sie, weil sie Erims Zugangscode hatte, obwohl der ja die meiste Zeit bei ihr gewesen war.
Sie war zwar davon ausgegangen, dass auch im Personalbereich nicht viel los sein würde, trotzdem war sie vorsichtshalber in eine dunklen Overall geschlüpft, hatte auf die Klunker verzichtet, nur einige Kleinigkeiten eingesteckt. Dinge halt, die Frau vielleicht brauchen konnte, wenn sie auf Erkundungstor gehen wollte. Allzu weit war sie allerdings nicht gekommen, auf eigenen Beinen zumindest nicht, nicht einmal aus ihrer Kabine, denn vor deren Tür standen drei Männer, die ihre irgendwie bekannt vorkamen und die gerade am Überlegen waren, wie sie am leichtesten in die Kabine kamen. Die Arbeit hatte sie denen dann wohl abgenommen.
Dummerweise bekam sie die Tür auch nicht schnell genug wieder zu – und drei Männer waren defensiv einer zu viel. Der erste lag nach ihrem Tritt zwar sofort nach Atem Japsend auf dem Boden und der zweite hielt sich seine blutende Nase, der dritte hatte ihr da aber schon eine Hochdruckinjektion an den Hals gehalten und sie hatte den auch nicht völlig wegdrehen können. Irgendein Lähmungsmittel. Zumindest war sie zusammengesackt, wie ein aus der Waschmaschine gezogener Wäschebeutel. Hören und sehen konnte sie aber noch. Sie war sich da jetzt nicht so ganz klar, ob das vorgesehen oder die Dosis zu schwach gewesen war.
„Bei allen Göttern Akons, die ist ja gemeingefährlich. Ich glaube, meine Nase ist gebrochen.“ Der Mann, der ihr die Infektion verabreicht hatte, fasste mal kurz nach und gab dann ein lapidares „nein“ von sich. „Hole die Trage, wir bringen sie nach hinten Und du gehst mit.“ Ächsend erhob sie der vor ihr getretene Mann.
Sie konnte es zwar nicht sehen, das Kopfschütteln des Mannes war aber regelrecht zu hören. „Zähes Vieh. Eigentlich hätte die das gestern ja nicht schaffen sollen. Was für ein Glück, dass der Chef eins und eins zusammengezählt hat, als es gestern zu dieser „Ist die schwer“, stöhnte der von ihr getretene Mann, als sie auf die Antigravtrage gelegt wurde. Dafür würde er einen weiteren Tritt bekommen, da war sie sich sicher. Groß ja, kräftig auch, schwer aber ganz bestimmt nicht.
Sie schaute sich die über ihr vorbeiziehende Decke an. Wenn sie das richtig sah, ging es in den hinteren Teil des Schiffes. Da hate sie sie sowieso hingewollt.
Sie durchquerten die Mannschaftquatiere auf einem ziemlich hohen Deck. Das konnte der Weg sein, auf dem sie bei der Führung den technischen Bereich verlassen hatten. War es dann auch und ganz offenkundig ging es auch in Richtung des zweiten Kalup-Konverters, der, dem die Schutzummantellung gefehlt hatte. Schön, da hatte sie sowieso hingeweollt, denn das hatte sie wirklich interessiert.
Am Anfang ihrer Laufbahn hatte mal ein Feature über Leben und Arbeiten am Rande eines Raumhafens gemacht, hatte dabei auch den Leiter der technischen Sicherheit kennengelernt, und der hatte ihr erzählt, dass gerade Mehandor zu einer gewissen Ungezwungenheit im Umgang mit Aggregaten neigten. Sicherheitsbestimmungen wurden da eher als lästig betrachtet, so seine Aussage. Auf Terra und anderen zivilisierten Welten würde das aber unnachgiebig geahndet. Er, so seine Erzählung, hätte gerade erst einer Patriarchin einen sechswöchigen, kostenpflichtigen Aufenthalt auf Terra verordnet, weil die Aggregate nicht mit einer Schutzbekleidung ummantelt waren. Jede Schraube und Schweißnaht hätten sie geprüft. Das würde sich rumsprechen, hatte er gemeint und danach in Atlan-Village noch so einiges mehr erzählt, bis er im Blue-Seven einfach zusammengesackt war. Sie hatten ihn da liegen gelassen und war weiter gezogen. Zumindest, wenn sie sich richtig erinnerte. So ganz sicher war sie sich da aber nicht. Sicher hingegen war, dass die Akoniden auf Styx noch penetrantere Verwaltungswesen waren, als die Terraner. Ein Mehandor hatte ihr mal erzählt, dass diese Verwaltung die Ausgeburt des Gottes Kyleis sei, des Gottes der absoluten Kälte und Unbeweglichkeit, was sie an ihren Zustand erinnerte. Die Zehen spürte sie aber schon wieder. Die Dosis war eindeutig zu gering gewesen.
Etliche Roboter schwirrten durch die Luft, schleppten Platten mit sich herum, bauten die langsam wieder zu einem Schutzgehäuse zusammensetzen. Interessant aber, dass es in diesem Gehäuse immer wieder Löcher gab, die ein unregelmäßiges Muster bildeten. Sie hatte plötzlich das Bestreben, sich am Ohr zu kratzen, das ging aber noch nicht.
Durch eine offene Sicherheitsschleuse – langsam wunderte sie sich über gar nichts mehr – und etlichen Gängen, einmal links, zweimal rechts und einmal links, damit mussten sie sich der Bordwand genähert hatten. Zu guter Letzt waren sie dann in dieser Kabine gelandet, wo sie sich seitdem Fantasien über ihre Ermordung anhören musste. Erstaunlich, auf was für Ideen so halbwegs intelligente Menschen so alles kamen.
Sie konzentrierte sich unterdessen auf ihren Körper.
Irgendwann kam dann der Chef, also der Mensch mit dem Kreuzworträtselmuster auf der Uniform.
„Die da also? Die habe ich schon auf Butgra gesehen; und die habt ihr gestern in den Katakomben liegengelassen?“
„Haben wir, Sir. Die ist trotzdem an Bord gekommen. War auch bei der Führung dabei, und hat uns da auch gesehen.“
Das war der Mann mit der Injektion gewesen. Die Nummer zwei dann wohl.
Einige Augenblicke herrschte Stille. „Stimmt, ich entsinne mich. Solche Leute haben wir immer wieder hier. Normalerweise E nicht schlimm, die können im Regelfall einen Konverter nicht von einem Konvektor unterscheiden, die hier hat aber eindeutig zu viel gesehen. Schmeißt sie währen des Startes raus.“
„Wie Sir, die Sicherheitssysteme lassen das nicht zu.“
„Ich überbrücke gleich, die Sicherheitsschaltung, bevor ich zum Kapitän gehe. Besprechung der Kommandoebene. Bereitet ansonsten alles vor. Die Lieferung der Aras auf Tanaumara muss schnell integriert werden. Der akonidische Geheimdienst hätte bestimmt nichts dagegen, dass wir Drogen in das Wega-System liefern. Ich möchte aber nicht, dass uns irgendeine kontrollsüchtige Beamtin Ärger macht.“
Fast hätte sie bestätigend genickt, konnte den Impuls aber gerade noch unterdrücken. Drogenschmuggel also. Da hatte sie dann ja schon eine schönen Aufhänger für ihren Bericht über diese Kreuzfahrt: TERRANISCHE VERGNÜCKUNGSSUCHT FÖRDERT DROGENSCHMUGGEL! Das wäre doch schon einmal ein schöner Arbeitstitel. Rechtssicher musste der aber auch noch sein, nicht dass irgendeine Reederei sie einfach verklagte. Jetzt musste sie aber erst einmal ein wenig auf die Beine kommen. Etwas Zeit bis zum Start hatte sie aber noch und die Walze würde langsam nach oben schweben. Erneut konzentrierte sie sich auf ihren Körper, verdrängte das Gejammere der beiden Männer, die ihr zu nahe gekommen waren und die jetzt ihrer Fantasie freien Lauf ließen.
„Zeit, dass ihr loszieht.“ Die Nummer zwei schon wieder. „Legt sie in die Schleuse, öffnet dann die Außentür, sie wird dann rausgezogen werden. Irgendwann wird irgendwer sie vermissen, bis dahin sind wir aber wieder weg; und bringt die Trage an ihren Platz zurück.“
Es war also doch schon so weit. Dabei hatte sie gar nicht gemerkt, dass das Schiff schon startete. Sies drum. Sie war vorbereitet.
Das war ein kurzer Weg bis zur Schleuse. Sie waren also wirklich in der Nähe der Außenwand. Sie hörte, wie eine Tür geöffnet wurde. „Nimm du ihr Oberteil, ich nehme die Beine.“
Zeit zu handeln. Erstes Spielzeug war der kleine Ring an ihrer linken Hand, ein rasches Zusammenziehen des Fingers führte dazu, dass da ich ihm gespeicherte Reizgas den Glaskörper verließ, den Mann direkt in Gesicht traf. Sie vernahm nur noch sein Schreien, trat unterdessen den anderen Mann ins Gesicht. Diesmal bracht das Nasenbein ganz bestimmt – und nicht nur das.
Blind vor Schmerz, taumelte der Man in die Schleuse, während sie sich von der Trage rollte, mühsam versuchte, auf den Beinen zu bleiben, nicht in den Schleusenraum zu fallen. Irgendwie mussten ihren Beinen die stabilisierenden Knochen abhanden gekommen sein. Sie schob den zweiten Mann in die Schleuse, fiel dann eher auf den Schließknopf, blieb schweratmend stehen, versuche, nicht zusammenzusacken
„Und nun, Kaimba?“ Noch einmal atmete sie durch. Thema soweit erledigt. Anderseits…. Sinnierend blieb stehen, zuckte schlussendlich mit den Schultern, betätigte dann schulterzuckend den Knopf für die Öffnung der Außentür, zählte dann bis langsam bis zweihundert, schloss dann wieder die Außentür und öffnete die Innentür. Niemand mehr da. Wie lange brauchte man wohl, um aus dieser Höhe unten anzukommen. Wie auch immer, sie zuckte erneut mit den Schultern. Die waren auf jeden Fall tot, lange bevor sie ins Meer klatschten.
Einen Moment überlegte sie, ob sie sich auch noch um den dritten Mann kümmern sollte, ihr schönes neues Opinel hatte sie ja auch noch dabei, fühlte sich aber zu schwach. Langsam schlich sie sich in Erims Kabine, verriegelte die Tür und stellte auch noch Stuhl und Tisch davor. Schlafen war jetzt eine prima Idee.
Atistippos
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Re: Haluter lieben Bässe II

Beitrag von Atistippos »

Tanumara-City, 08.04.2407
„Sehr geehrte Ministerpräsidentin, sehr geehrte Präsidentin des Tanumaraischen Parlamentes, Minsterinnen, sehr geehrte Vertreter des hiesigen diplomatischen Korps.
Tanumarainnen und Tanumaraer!
Hochgeschätzte Vertreter der hier lebenden Fremdvölker!
Es ist mir eine besondere Ehre, hier heute in diesem wunderschönen Stadion der Hauptstadt Tanumara-City zu Gaste sein zu dürfen.
Tanumara ist eine der ältesten Siedlungswelten Terras. Eine Welt,, deren Bewohnerinnen und Bewohnern es gelungen ist, im Laufe von Jahrhunderten harter Arbeit, diese zunächst sehr urwüchsige Welt in ein kleines Paradies zu verwandeln.
Ich kann mich noch an meinen ersten Besuch auf dieser Welt erinnern. Meere gab es, eine reiche maritime Flora und Fauna, Bodenschätze auch, doch kaum bewirtschaftbaren Boden. Hier wollten Menschen leben, hier wollten Menschen sich ihr Paradies schaffen. Sie wissen vielleicht, dass mein Onkel Farmer- und Rinderzüchter war, ein wenig verstehe ich von daher von Landwirtschaft… - ich fand das Vorhaben von daher zumindest als ambitioniert.
Mit Mühe, Fleiß, unorthodoxen Entscheidungen – und auch dem nötigen Quentchen Glück – ist es Ihnen, liebe Tanumarainnen und Tanumaraer gelungen, eine prosperierende Welt im Grenzgebiet des Imperiums zu schaffen. Und ich scheue mich nicht, Ihnen zu sagen, dass Sie damit Vorbild für viele neugegründete Siedlungswelten sind. Sie zeigen, dass Zähigkeit, Fleiß und Fantasie, typische terranische Kompetenzen, beinahe zwangsläufig zu Wohlstand, Frieden und Freiheit führen.
Wir haben schwere Jahre hinter uns! Zwar war die Geschichte des Solaren Imperiums nie einfach… -
-„Und jetzt kommt der Teil mir der Geschichte, die Aliens, die halfen, den Atomkrieg zu verhindert, die Einigung der Weltbevölkerung , die Geschichte, mit dem Robotregenten, der im Imperium verhasst war, die freiwillige Isolation und so weiter.“ Erim grinste. „Eines muss man ihm aber lassen, er kann die diversen Versatzstücke seiner Reden ganz gut zusammenfügen. Marschall, Loyd, Tschubai und der japanstämmige Rumhüpfer fehlen. Ansonsten sind alle Mutanten da. Der Ilt direkt hinter ihm, ziemlich konzentriert.“
„Ja.“ Glen schaute kurz von seinem Multifunktionsgerät hoch. „Die Telepathen versuchen, Gedankenspitzen heraus zu filtern, wie sie entstehen, wenn jemand versucht, sich zu konzentrieren.“ Er schaute noch einmal auf sein Gerät. „Was die Rede angeht, er kann da schon, an die hunderttausend Leute sind hier, Zeit genug hat er ja aber auch gehabt. Die drei, fünf Reihen unter uns, mehr als neunzigprozentige Wahrscheinlichkeit.“ – „Selber schon gesehen“, Erim hatte genickt. „Machen die geschickt. Fast die ganze Reihe für sich, freies Schussfeld. Viel Zeit sollten wir hier nicht vergeuden. Lasse uns mal von der Balustrade nach unten gehen, wir setzen und schräg hinter sie, tun interessiert. Viel Zeit sollten wir hier nicht verbringen. Wir haben heute noch ein Konzert, zwei Zeitzonen früher. Ist aber schon erstaunlich, was die Positronik dieses Haluterschiffes so liefert.“
„Altes Volk, Erim, älter als ihr. Habt ihr eigentlich Daten?“
„Keine Ahnung, Glen. Der Robotregent hätte sicherlich was gewusst, ob sonst noch welche vorhanden sind“, er zuckte nur mit den Schultern. „Irgendwo sicherlich. Ohne die ordnende Kraft des Robotregenten, wird es aber schwer zu sein, die zu finden. Was machen die beiden anderen?“ – „Schleichen nach wie vor durch die durch die Katakomben, an den ersten beiden Stellen waren die Báalols nicht.“ –
-Lieronos hatte sie auf den obersten Rängen abgesetzt, lange bevor das Stadion sich mit Menschen und Fremdvölkern füllte. Er dann verschwunden. „Ich werde schon auf Rhodan aufpassen“, hatte er nur gemeint, während sie damit begannen, in die Eingeweide des Stadions einzudringen, ohne auf Wachpersonal zu stoßen. Die Positronik im Schiff des Haluter hatte einige Orte errechnet, an denen sich die Bàalols mit höherer Wahrscheinlichkeit aufhalten würden. Bisher waren sie nicht fündig geworden.
Sie hatten nach Glens und Erims Rückkehr noch darüber diskutiert, ob sie sich weiter einmischen sollten. Zwei der Verschwörer, die für den Tod ihrer Freunde verantwortlich waren, hatte sie ausgeschaltet. Der Rest würde sich dann auch noch erledigen lassen; und der Großadminstrator konnte doch wohl auf sich selber aufpassen, hatte Glen zumindest gemeint. Dass die Báalols ein unkalkulierbarer Faktor seien und der Fare sicherlich noch was in der Hinterhand hätte, hatte Kekélis gemeint. „Wir sind da einfach die Alice in dem Kartenspiel.“
Steve hatte nur den Kopf geschüttelt. „Du meinst jetzt Joker?“ – „Ja aber, das ist die doch.“
Zu guter Letzt waren es Baxyer und der Haluter, die den Ausschlag gegeben hatten.
„Rhodan ist wichtig für die Galaxis, meint Icho Tolot, also werde ich ihn schützen.“
Baxyer hatte einen Schluck genommen, ganz eben den Kopf hin und her geneigt. „Ich stimme ihm zu. Auch in meinen Völkern halten viele Rhodan für zumindest hilfreich; und jetzt sind wir so weit gegangen, da können wir auch weitergehen. Für mich ist die Rechnung noch lange nicht beglichen. Wir haben da zwei Strohpuppen erledigt. Der eigentlich verantwortliche ist nicht getroffen. Außerdem spielen wir besser, wenn wir vorher eine Nacht durchgemacht haben.“
Das gab den Ausschlag.
Fünf Stellen hatte die Positronik des Haluterschiffes ausgespukt, inklusive Karten. Das war jetzt eben die dritte gewesen.
„Wie lange bis zur nächsten?“ - „Zweihundert Meter, Baxyer, warum?“ - „Weil ich einen großen Kopf mit mir herumschleppe und meine Beine nicht länger sind als deine, obwohl ich doch etwas größer bin als du. Wieso sind hier eigentlich überhaupt keine Wachen?“ – „Weil genug andere führende Leute an dieser Verschwörung beteiligt sind und die Regierung nicht genug Zeit zum Handeln hatte. Aber vorsichtig. Wir nähern uns dem nächsten Punkt.“ -
-„Sie sehen also, die Geschichte des Solaren Imperiums war eine Geschichte der Stolpersteine. Trotzdem ist es ständig gewachsen und zu einer führenden Macht in der Galaxis geworden. Eine Macht, die sich um Frieden bemühte.
Die bisher größte Gefahr kam aber nicht aus dieser Galaxis, zumindest nicht direkt und sie kam zu guter Letzt auch nicht aus der Jetztzeit.
Wir haben in den letzten sieben Jahren unser Geschichtsbild stark revidieren müssen. Wir wissen jetzt, dass es schon einmal eine Menschheit gab, die von Terra aus in die Galaxis zog, um hier Frieden und Wohlstand zu verbreiten. Eine Geschichte, die in der mehrfachen Weise tragisch endete.
Diese Lemurer wurden von einem überlegenden, unbekannten Feind nach langem Krieg geschlagen, mussten in die Andromedagalaxis fliehen.
Lernen wir daraus, dass wir immer gerüstet sein müssen, weil wir immer mit überraschenden Feinden werden rechnen müssen. Wir werden niemals völlige Sicherheit erreichen, werden im aufmerksam, immer gewappnet sein müssen.
Tragisch ist aber auch, dass es unter diesen Flüchtlingen Usurpatoren gab, die zu guter Letzt ihre Macht auch auf diese Sterneninsel wieder ausweiten wollten.
Wir haben das in einem langen, schweren und sehr teuren Abwehrkampf zu guter Letzt schlagen können.“ -
- „Wir haben sie.“ Baxyer hatte vorsichtig in großer Höhe um die Ecke gehalten. „Zwei Mehandor auf dem Gang vor einer Tür.“ -
-„Dieser lange, teure Krieg, die von den MdI verursachte Inflation hat zu einem starken Wirtschaftseinbruch zu dem höchsten Schuldenstand in der Geschichte des Solaren Imperiums geführt.
Es wird schwer werden, wir werden aber auch diese Probleme lösen.“ -
-Glen und Erim schauten sich kurz an. Es ging los. Teile hatten heimlich den Besitzer gewechselt. Waren von links nach rechts und von rechts nach links gewandert, wo der in der Mitte sitzende Mann sie zusammenfügte.
„Ich höre nun immer wieder: Großadministrator, fahren sie die Rüstung zurück, steckten sie das Geld in die Wirtschaft, stärken sie insbesondere die Außengebiete des Imperiums. Da ist der Druck am größten.“-
-„Wie weit?“ Kekélis schaute ihre Freundin an.
„Zwanzig Meter.“ – „Zu weit.“
Baxyer verzog nur kurz den Mund. „Ich habe da was, Jülzish-Technik.
Kekélis nickte nur. „Mach es.“ -
-„Ich verstehe diese Forderungen aber gerade die neue entdeckte Geschichte Terras lehrt uns, dass wir niemals aufhören dürfen, achtsam zu sein. Wir werden auch in Zukunft in der Lage sein müssen, uns zu verteidigen. Gut, ein wenig sparen werden wir in der Zukunft wohl können. Diese Großkampschiffe, wie die CREST III, werden wir aber als Rückgrat der Flotte brauchen.“ -
-Baxyer schaltete das Gerät ein, warf es in den Gang und erhob die Stimme. Kekélis verzog das Gesicht. Sie hörte zwar nichts es schmerzte aber. „So wirkt es also, wenn es nicht in eine Richtung strahlt?“
Baxyers Kopf fuhr kurz auf und nieder. „Du ständest noch im Schutzbereich. Schau dir mal die beiden an.“
Die beiden Mehandor lagen mit schmerzverzehrten Gesicht auf dem Boden. „Na denn.“ Kekélis schritt voran. -
-„Andere sagen mir dann immer wieder: Fahren Sie doch die Siedlung zurück, die viel Geld bindet und auf den vorhandenen Planeten des Imperiums ist doch nun wahrlich Platz genug.
Das stimmt.
Weiterhin sagt man mir: Die Leute müssen doch nicht ständig durch die Galaxis ziehn, neue Welten erobern.
Nein, müssen, müssen sie es nicht, wollen, wollen sie aber.
Mein Eid verpflichtet mich dazu, diese Bestebungen zu unterstützen. Ein wenig verlangsamen werden wir es aber können.“ -
-Erim und Glen nickten einander zu, machten sich bereit. -
-„Es ist völlig klar, dass wir die Hochrüstung werden zurückfahren müssen. Wir sind auch dabei, leider ging das nicht schneller, da wir unsere Truppen ja auch zurückführen mussten. Das ist jetzt fast abgeschlossen.“ -
-Kekélis hatte nur zweimal, eher spielerisch zugeschlagen, danach lagen die beiden Mehandor recht reglos am Boden, während Baxyer sich ihr Gerät wieder eingesteckt hatte. Fast zwei Dutzend meditierende Báalols saßen in dem Raum. „Na, dann werden wir die mal wecken.“ Kekélis schlug grinsend die ersten Male mit ihrer Rute zu, während Baxyer dem ersten in die Gedärme trat. -
-„Jetzt wird die Flotte neu formatiert. Alte Schiffe werden ausgemustert werden, wir werden aber auch mehr Schiffe zum Schutz der Randwelten des Imperiums abstellen können.“ -
-„Der ist so weit.“ Erim nickte nur: „Du den linken, ich den rechten, dann den in der Mitte. Drei.“ Zeitgleich sprangen sie, die eben noch scheinbar gelangweilt der Rede gelauscht und ein wenig Eis geschleckt hatten, auf, stürzten sich auf die Begleiter des Schützen, die die beiden nach einer kurzen Taxierung für ungefährlich gehalten hatten. Erim trat den rechtender drei mit voller Wucht in das Kreuz, so dass der die nächsten Bankreihen hinunterrollte, während Glen, der den weiteren Weg hatte, dem dritten Mann einfach gegen den Schädel trat, woraufhin der zusamensackte. Beide wandten sich dem mittleren Mann zu, können aber ich mehr verhindern, dass der die zusammengebastelte Energiewaffe noch auslöste. Der Stahl endete fünfzig Meter vor dem Großadministrator im Nichts. Kurz verschwamm der Großadministrator und die ihm umgebenen Personen, dann fuhr er, nachdem er kurz ein wenig bestätigend den Kopf geneigt hatte, mit seiner Rede fort.
Glen und Erim hatten beide zeitgleich auf den dritten Mann eingeschlagen, der in sich zusammensackte.
„Das war es dann wohl Lieronos.“ Glen schnaufte kurz durch während Erim die etwas entsetzt schauenden Leute anlächelte, die den Strahlschuss und die Unruhe aus nächster Nähe mitbekommen hatten. „Nichts von Bedeutung. Nur ein paar durchgeknallte Idioten mit Feuerwerk. Haben wir doch ständig. Lass uns hier bloß verschwinden. Lieronos erwartet uns oben“ Dies dann zu Glen. Schnell stürmten sie die Treppe hinauf, verschwanden plötzlich im Nichts.
Atistippos
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Re: Haluter lieben Bässe II

Beitrag von Atistippos »

Tanumara, Kontinent Grmous, 08.04.2407
Etwas nervös war der Manager vor Ort schon. Die Band war ja für ihre notorische Unpünktlichkeit bekannt, das zu wissen, war das eine, es erleben zu müssen, etwas ganz anderes. Als dann auch noch dieses Ungeheuer in deren Schlepptau auftauchte, das ihm zur Begrüßung zwei Reihen großer kegelförmiger Zähne zeigte, da ging es seinem Blutdruck nicht mehr so gut. Und dann hatte diese blauhaarige Ferronin ihn auch noch angefaucht: „Gaff meine Freundin nicht so an! Das mag die nicht!“
Mühsam hatte er sich zurückgezogen und begonnen, darüber nachzudenken, welcher der vielen Götter dieses Systems dafür wohl verantwortlich war. Die Bandmitglieder hatten sich unterdessen zurückgezogen.
„Freundin, Kekélis?“ Erim kratzte sich ein wenig am Hinterkopf. - „Ja, Freundin, Erim. Die bekommen Babys; und die Wesen, die Wesen, die Babys bekommen, sind nun einmal Frauen. Also Freundin.“
Einen Augenblick schaute Erim nach oben, neigte leicht den Kopf hin und her. „Bei terranischen Seepferdchen stimmt dass schon mal so nicht.“
„Arkonidischer Schnössel!“ Eine schnell vom Catering gegriffene Frucht flog durch den Raum, klatschte gegen die Wand.
„Spannungsabbau?“ Glen stand mit einem Tablett voller Gläser und Flaschen im Raum. „Verständlich. War eine harte Woche, und wir haben Verluste zu beklagen. Ich denke, wir sollten dieses Konzert ihnen widmen. Schnappt euch euer Zeug – und nicht verwechseln -. Ich fange an.
Er hob sein ziemlich volles Glas. „Für Finbar und seine fantastische Schnapssammlung.“ – „Für –Finbar,“ alle im Chor.
Baxyer, du bist dran.“
Die ließ ihren Kopf leicht kreiseln. „Für Jeanette natürlich, die chaotischte Clubmanagerin, die man sich vorstellen kann, die mir aber immer eine gute Freundin war.“ – „Für Jeanette.“
„Erim, du bist dran.“
Der zögerte kurz. „Ich denke, ich weiß, wem Kekélis und Steve gerne ihr Konzert widmen möchten. Ich widme meines den mehr als zweihundert Toten des Anschlages auf den Klotz.“ – „Für die zweihundert Toten.“
„Kekélis, du bist dran.“
Die schluckte, nahm innerlich Anlauf. „Für Pasimté. Brilliante Flötistin, beste Freundin überhaupt.“ – „Für Pasimté.“
Steve, du bist dran.“
„Für Matheo, dem einzigen von Grobklötzen, er so kochen konnte, dass man als Siganese nicht in Gefahr lief, an einem Pfefferkorn zu ersticken oder aufgrund eines Salzkristalls zu verdursten.“ – „Auf Matheo.“
Sie stürzten den letzten Inhalt ihrer Gläser hinunter und um 19.00 Uhr Ortszeit trug Robbi seinen Herrn und Meister auf die Bühne, setzte ihn vorsichtig hinterm Schlagzeug ab. Die Säule fuhr hoch, während er mit dem Spielen begann. Zuvor hatte Glen Erim noch einmal kurz aufgehalten. „Du hast auch gesehen, was ich gesehen habe?“
Der hatte nur genickt. „Wenn du die Hitzewallungen über der Tribüne meinst, diese plötzliche Unschärfe, ja, habe ich.“ – „Und?“ – „Nichts und, Glen. Wenn es jetzt sein sollte, dass wir holografischen Avataren den Hintern gerettet haben, dann könnte ich nur sagen: Respekt, Herr Großadministrator. Da haben sie und ihre Berater sehr zügig und sehr intelligent gehandelt. Aber noch einmal ganz was anderes: Olek hat sich bei mir gemeldet.“ – „Olek Lasu? Was treibt der?“ Er lästert in der City noch über Großadministrator ab, dann kommt er her.“
Glen erhob den Daumen der rechten Hand. „Fein. Das wird spaßig. Haben wir genug Obslter?“
Erim nickte nur.
Es gab auf Tanumara eine große Fangemeinde. Etliche der Mitglieder hatten die Band mehr als einmal gehört. Als die Band nach dreieinhalb Stunden das Konzert endete, waren sie aber alle einig, dass das ihr bisher bestes Konzert gewesen sei.
Atistippos
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Re: Haluter lieben Bässe II

Beitrag von Atistippos »

CHREST III, 08.O4.2407
Die Riesenkugel und ihre Begleitschiffe hatten Fahrt aufgenommen, näherten sich dem Rand des Systems. Ein dunkelblonder Mann stand alleine im Observatorium, schaute sich die Darstellung an. Ein dunkelhaariger Mann betrat den Raum, blieb schweigend stehen, wartete, bis der Mann sich ihm zuwandte. „Und John?“
„Beim Sinnieren, Perry?“
Der dunkelblonde Mann schaut kurz nach oben, zuckte dann mir den Schultern. „Das war knapp John“
„Ja, jetzt ist aber alles im grünen Bereich, Perry. Die Premierministerin ist zwar immer noch etwas beleidigt, beginnt aber die Notwendigkeit einzusehen. Dass das ein kleiner Vorfall mit einer Sylvesterrakete war, werden manche uns glauben, manche nicht. Übermorgen spricht da niemand mehr drüber.“
Der dunkelblonde Mann nickte. „Wie immer. Gut. Was haben sonst noch?“
„Báalols, Perry, es waren zwanzig Báalols im Stadion. Die hätten uns ausschalten können, mindestens, wenn wir da gewesen wären. Sie selbst sind ziemlich zusammengeschlagen worden, haben auch Anzeige erstattet, waren offiziell gar nicht her. Sie werde ausgwiesen werden.“
„Ja“, der dunkelblonde Mann seufzte „und wir werden auf der diplomatischer Ebene Druck machen. Sonstiges?“
„Die zusammengebastelte Waffe, Perry…“ –„Ja?“ – „Die Experten haben Zweifel, dass sie dir auf dieser Entfernung dir wirklich hätte schaden können.“
„Die wollten nicht mich, John, die wollten Euch. Das Mutantenkoprs, und ich sollte dabei vorgeführt werden. Wir sollten vorgeführt werden, John, als schwach gezeigt werden. Das war das Ziel. Perfider Plan, da habe wir wirklich noch mal Glück gehabt.“
„Ja, Perry, hatten wir. Es ist übrigens ein Haluterraumer im Orbit von Tanumara. Die haben immense technische Möglichkeiten, wie wir wissen. Das Schiff war auch schon auf Terra. Ein gewisser Cartro Lieron fliegt damit durch die Gegend. Scheint sich für Musik zu interessieren, folgt zumindest den Dead Loser.“
Der dunkelblonde Mann rieb sich ein wenig an der Nase. „Haluter und Musik. Na gut, warum nicht. Muss man die Band kennen?“
„Julian meint ja. Wir haben die routinemäßig überprüft.“ – „Und?“ – „Wenig, Perry. Ein unhöflicher Siganese, der sich auch schon mal despektierlich über den Großadministrator geäußert haben soll…“
Der dunkelblonde Mann zuckte nur mit den Schultern. „Wenn das alles ist.“
„Eine gewisse Kekélis von Ferrol. Deren Vorfahren habe wir ja mal kennengelernt. Die Familie lebt immer noch in den Bergen.“ Der schüttelte den Kopf, „was waren wir da noch jung“, besann sich wieder. „Eine Jülzish, über die nichts bekannt ist. Zweigvolk der Gataser wohl. Ich habe da schon mal die Diplomaten drauf angesetzt aber,“ er hob die Hände, „wird schwierig. Wir sollten uns mehr um die kümmern.“ Der dunkelblonde Mann nickte, „ja, sollten wir wirklich.“ Kurz schaute er zur Decke. „Sonst noch was?“ Der Mutant lächelte, „jemand, der mir wirklich interessant zu sein scheint. Ein Mitglied eines arkonidischen Adelsgeschlechtes, Barone, die irgendwo am Rande von M 13 über mindestens ein System verfügen. So die offizielle Lesart.“ Er neige den Kopf leicht hin und her. „Unter Umständen sind es aber auch eine Handvoll. Die halten sich da sehr bedeckt, “ Er lächelte, „das dürfte übrigens Mory interessieren. Die haben eine Chefin.“
Der dunkelblonde Mann erwiederte kurz das Lächeln. „Das wird sie wirklich interessieren. Interessante Strategie ansonsten, sich bedeckt zu halten, kommt mir irgendwie bekannt vor.“ Erneut huschte ein Lächeln über sein Gesicht. „Sonst noch jemand? Einer fehlt da wohl noch.“
„Ja, Perry, ein gewisser Glen J. Archer.“ – „Archer? Wie interessant. Hat der was mit unseren Archern zu tun?“ – „Wissen wie noch nicht, Perry. Klären wir gerade.“
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Re: Haluter lieben Bässe II

Beitrag von Atistippos »

GALAPAGOS-STAR, 09.04.2407
Sie hatte sich dann doch wieder in ihre Kabine getraut und die aufgeräumt. Das Schiff war voll, es ging zurück nach Tanumara und dann weiter in das Blaue System. Kurz hatte sie überlegt, ob sie die Schiffssicherheit informieren sollte, die hätte dann aber wohl sie eingesperrt und Berichte aus dem Gefängnis wollte sie ihrem Erfahrungshorizont nicht auch noch hinzufügen. Außerdem nahm sie mit einer gewissen Irritation zur Kenntnis, dass sie sich darauf freute, Erim und die anderen wiederzusehen. Denen würde sie was zu erzählen haben, die hingegen hatte sie ein paar fröhliche Tage gemacht. Sehr fröhliche Tagen mussten das gewesen sein. Auf der Rampe stehend, sah sie sie kommen: Baxyer mit einem bedenklich vor der Brust hin und her schwankenden Kopf. Was sah die so überhaupt? Neben ihr eine schlurfende Kekèlis, die Haare irgendwie zusammengesteckt, mit einer Sonnbrille auf der Nase, die gut zu ihrer Haarfarbe passte Immerhin. Darauf hatte sie dann doch och geachtet. Erim und Glen schauten aus ziemlich geröteten Augen in die Gegend und stolperten die Rampe eher hoch als das sie gingen. Selbst Robbi schien kaum noch in der Lage zu sein, sich koordiniert zu bewegen. Steve hatte sich gleich völlig in das Innere seines Roboters verzogen.
Rat Pack! Mehr fiel ihr bei dem Anblick einfach nicht ein, nicht wissend, dass eine gewisse Lauren Bacall den Begriff 455 Jahre zuvor geprächt hatte, als sie ihren Mann und diverese Begleiter nach einer mehrtägigen Zechtour ins Hotel stolpern sah.
Es traten auf:
Karl-Herbert Scheer
Kurt Mahr
Hubert Haensel
Clark Darlton
H. G. Francis
Rainer Castor
H.G. Ewers
Dr. Hartmut Kasper
Leo Lukas
Antworten

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