Deine Überlegungen zu Alternativen ergeben auf jeden Fall Sinn.
Nur: In der Aphilie sind weitere Faktoren zu bedenken. Der Kleinere davon ist die Isolation des Sonnensystems. Wie wir in der realweltlichen Pandemie gesehen haben, führt schon eine Teilisolation leicht zum Zusammenbruch von Lieferketten. Nun ist das NEO-Sonnensystem sicherlich autarker als die Bundesrepublik, aber die Isolation ist auch ungleich strikter ... Was immer vorher aus anderen Systemen kam - Güter oder Know-How -, ist von einem Tag auf den anderen fort.
Der wichtigere Faktor scheint mir der ökonomische zu sein. Aphiliker handeln strikt rational. Falls die von Dir angeführten Alternativen existieren - und davon gehe ich durchaus aus -, stellt sich noch immer die Frage: Sind sie teurer als die Organentnahme?
Dein Leseempfinden ist natürlich Dein Leseempfinden - danke, dass Du es mit uns teilst.
Gerade bei Reg ("Bully" scheint mir ein Spitzname zu sein, der bei NEO keine Verwendung findet) ist es allerdings für mich schwierig nachzuvollziehen. Insbesondere, was die Passagen angeht, in denen es um sein Verhältnis zu den entfremdeten Töchtern geht ...
Aber okay - wenn Dich diese Schilderungen nicht berühren konnten, dann ist das so.
Im Vorgängerroman hat Kai die Begegnung der beiden geschildert; ich sah keine Notwendigkeit darin, den Informationsaustausch zu schildern. Das zwischen dem Aufeinandertreffen und Rhodans Auftritt bei den Mitgliedern der OGN etwas Zeit vergangen sein muss, die Bull und er miteinander verbracht haben, erscheint mir offensichtlich - und sie werden sich nicht angeschwiegen haben ...
Dir hat offenbar eine entsprechende Szene gefehlt, und das ist okay. Ich bin sicher, hätte ich eine solche Szene aufgenommen, in der letztlich die Figuren Informationen austauschen, die der Leserschaft bereits bekannt sind, hätte das andere Leserinnen und Leser gelangweilt. Fragen nach Figuren, die in der Staffel noch keine Rolle spielen, bergen ein weiteres Risiko: Leser, die neu oder wieder eingestiegen sind, werden mit Informationen konfrontiert, die sie vorerst nicht in die Struktur der Geschichte einordnen können. So etwas baut Hürden für diese Lesergruppe auf - auch wenn ich verstehe, dass die Stammleserschaft solche nicht-handlungsrelevanten, aber den Erzählkosmos verdichtenden Elemente schätzt.
In diesem Sinne fordert jede Szene ihren Preis - insbesondere in kurzen Textformaten (unter 400 Seiten).
In NEO 310 lesen wir in Kapitel 8: "Der Mönch musste weit mehr als hundert Jahre alt sein."
Und in Kapitel 11: "Thomas konnte nicht mehr leben. Er wäre 153 Jahre alt. Selbst mit moderner Medizin und als Halbarkonide – ein solches Alter erreichte kaum jemand."
Mit 100 ist man also noch agil, mit 150 gilt man als sehr alt. Vielleicht kann man Pi mal Daumen 50% auf unsere heutige Lebenserwartung aufschlagen - oder noch ein paar Jährchen mehr. Von den 200 Jahren in der Hauptserie ist man dennoch weit entfernt.
Bei den Töchtern müsste eigentlich im Text stehen, dass der Kontakt bereits vor Machtübernahme der Aphiliker eingefroren ist ...
Bei NATHAN (und im Hinblick auf NATHANS Agieren): gute Frage - Tipp: Behalte sie im Hinterkopf.
