Klassiker: Die Endlose Armada

Unvergessene Abenteuer, legendäre Zyklen - nachgelesen und neu diskutiert.
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Partoc
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Re: Klassiker: Die Endlose Armada

Beitrag von Partoc »

Unheimliches Erwachen (Band 1139) – Ernst Vlcek

Ja, hier muss ich zustimmen, es ist ein Füllroman durch und durch. Und mit einer Mission, die ich als ziemlich fahrlässig bezeichnen würde. Da wird man von einer Kosmokration belagert, die zwar nicht gerade in Bestform ist, aber belagert wird man von ihr trotzdem. Da sollte man besonders darauf achten, dass man sie nicht selber eine Grube gräbt. Und was tut man: man schlüpft durch den Zeitdamm, um auf eine Mission zu gehe, die einerseits ziemlich überflüssig wirkt (Kontakt zu dem Maahks herstellen, um sich friedlich mit Grek 336 zu einigen), und für die man andererseits wahrscheinlich „reichlich“ Zeit gehabt hätte (Nachforschungen anstellen, ob es bereits zu evolutionären Vorkommnissen unter den Maahks gekommen ist), wenn die aktuelle Krise mit Vishna bewältigt gewesen wäre. Stattdessen wären Bully und Tifflor gleich mitgeflogen! :rolleyes:
Natürlich können die beiden nicht mit. Dafür wurde der Schmarotzer par excellence eingeladen. Und seine Anwesenheit sorgt im Roman noch mehr für das Gefühl, einen Füllroman zu lesen. Brian Wallace wird hier von Ernst Vlcek zwar mit reichlich Leben gefüllt, was sich aber nicht nur ein wenig dahinzieht, einige Passagen wirken auch so als befänden sich die Terraner hier nicht auf eine Expeditions sondern bei einem Ausbildungsausflug. :rolleyes: Alles muss ihm erklärt werden, selbst die Nutzung des SERUNs. Das eigentliche Thema geht teilweise sogar etwas unter und wird zum Ende hin im Schweinsgalopp abgehandelt.

Tja, dass sich @nano nicht mehr an den Roman erinnerte, wundert mich nicht, sehr beeindruckend fand ich den Roman auch nicht gerade. Tatsächlich fand ich einige Dinge, die mehr so nebenbei abgehandelt wurden interessanter als die eigentliche Story. Da wäre zum Beispiel, dass im Zusammenhang mit Brian Wallace und seiner Vergangenheit, nicht nur auf seine Psi-Begabung, mit der er 16 ID-Karten Identitäten (mit denen er dem Wohlfahrtsstaat das Geld aus der Tasche zog – heutzutage dürfte er damit über 8000 Euro im Monat abgezweigt haben) gefälscht hatte, eingegangen, sondern Vlcek geht bei den Schilderungen auch auf die „Kontrollen“ durch die Hanse ein. Also dass man schon als Baby und Kind untersucht wird, um „Unstimmigkeiten“ zu finden und auf die „richtige“ Bahn gebracht zu werden:
Spoiler:
Um bei den Tests zu bleiben, denen sich Terraner im Lauf ihres Lebens zu unterziehen haben: Sie werden in jedem Lebensalter nicht nur auf »Herz und Nieren« untersucht, sondern auch auf geistige Gesundheit und darauf, dass sich nicht irgendwelche negativen Erbanlagen entwickeln können. Der Erfolg dieser praktizierten Psycho-Hygiene ist das Verschwinden praktisch jeglicher Kriminalität auf Erden.
Ein weiteres Thema, dass nebenbei auftrat, beschäftigte sich um ein „philosophisch-physikalisches“ Dilemma im Zusammenhang mit dem Auftauchen von Grek 336 aus der Zukunft:
Spoiler:
»Du bringst das auf einen zu einfachen Nenner, Bully«, erwiderte Waringer. »Wir müssen die Gegebenheiten aus unserer Perspektive sehen und analysieren. Und wenn es sich uns nun so darstellt, dass Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft gleichwertig und real nebeneinander existieren, dann wird alles über den Haufen geworfen, was wir uns bisher erarbeitet haben. Es wäre so, dass wir mit unseren begrenzten Sinnen nur Teilwahrheiten und Teilwirklichkeiten sehen und begreifen können. Wir müssten völlig umdenken. Selbst ES, die Kosmokraten und die drei ultimaten Fragen, die beherrschend für unser gegenwärtiges Dasein sind, müssen womöglich in einem ganz anderen Licht gesehen werden.«
»Wenn man dich so hört, kann man nur froh sein, kein Genie zu sein«, sagte Bully seufzend. »Ich möchte deinen Kummer auf keinen Fall teilen. Behalte deine Überlegungen ruhig für dich. Nur eines würde mich interessieren. Stellst du bei deinen Überlegungen nun auch in Frage, dass die Zukunft ihren Ursprung in der Vergangenheit hat?«
Waringer griff sich verzweifelt an den Kopf.
»Und so spricht einer, der zweitausend Jahre Menschheitsgeschichte mitgestaltet hat. Unsere Gegenwart baut sich auf Vergangenem auf, und wir legen den Grundstein für Zukünftiges.«
»Wenn ich nicht ganz blöd bin, dann bestätigt das aber die Kausalität des Zeitablaufs«, erwiderte Bully. »Ist Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft doch ein Nacheinander und nicht ein Nebeneinander?«
Eine sehr gute Frage! :D

Zusammen mit den Raubkolloiden wurde hier auch erwähnt, dass Vishna nicht nur andere Wege gesucht hatte, ins Versteck der Erde zu gelangen. Sondern auch bereits Maßnahmen für das „Danach“ ergriffen:
Spoiler:
Inzwischen war Vishna aber bereits weitergegangen und hatte für die Zukunft geplant. Zusammen mit dem Virenimperium hatte sie eine ganze Reihe von Maßnahmen zur Entdeckung Terras entwickelt und bereits verwirklicht. Und sie hatte weitere Maßnahmen für die Zeit danach eingeleitet – wenn Terra ihr schutzlos preisgegeben war und sie den Planeten nur noch in Besitz zu nehmen brauchte.
Und Vishna ließ vom Virenimperium immer weitere Methoden ausarbeiten, wie man den hartnäckigen Widerstand der Erdenmenschen jetzt und in der Zeit danach brechen konnte.
Das kling schon ganz anders als noch bei Kurt Mahr, also mehr nach einer Kosmokratin mit einem Virenimperium. B-)

Dann gab es noch eine Kuriosität im Roman, die seit längerem brachgelegen hat. Die Kokos, also die Kontra-Computer. Auch die kamen bereits im Hanse Zyklus vor: https://www.perrypedia.de/wiki/Kontra-Computer

Insgesamt war es ein recht ordentlich geschriebener Roman, der sich aber nicht nur oft in Nebensächlichkeiten verlor, sondern sich am Ende ziemlich überflüssig anfühlte. Und was die „Unstimmigkeit“ angeht, ohne den Hinweis im Spoiler wäre es mir nicht aufgefallen, da ich die Romane mit der PAD-Seuche größtenteils eher überflogen als gelesen hatte, besonders die Romane von H. G. Ewers. :pfeif:

Meine Wertung: 4,75 Punkte (Note: 3+)

Das TiBi sieht ziemlich danach aus, als hätte man hier mehrere Bilder zusammengelegt. Nicht besonders hübsch.
Auf der ersten Illustration sieht man, wie sich der TSUNAMI Maahkora nähert.
Auf der zweiten sieht man die „zerstörte“ Stadt und wandelnde Leichen, die sich offenbar sehr gut gehalten haben! :lol:
Das japanische TiBi gefällt mir deutlich besser als Brucks TiBi. Sieht deutlich mehr nach Horror aus. ;) Und ich nehme mal einfach an, der schreiende Kerl ist Brian. :D

PS: Zum Roman gehört auch diese Risszeichnung: http://www.rz-journal.de/Downl/1139.html

PPS: Und zum Schluss noch eine Anekdote:
Spoiler:
»Verstehst du denn nicht, Galbraith. Ich war ein schmächtiges Jungchen, der Besitzer der ID-Karte aber ein Brocken von einem Mann. Ich wurde von einem menschlichen Verkäufer bedient, aber ich glaube, der sah mich nicht mal. Er verließ sich einfach auf seinen Computer, der eine Übereinstimmung der Identitätsmerkmale zwischen ID-Karte und ihrem Träger feststellte. Damit war die Sache für ihn gelaufen.«
»Okay, mir ist klar, worauf du hinauswillst«, sagte Deighton. »Aber damit hast du keinen Fehler in unserem System aufgedeckt, sondern du hast mittels deiner Fähigkeiten eine Lücke geschaffen.«
»Gar nichts verstehst du, Galbraith«, regte sich Brian auf. »Ich will sagen, dass ihr mit eurem System aus dem Individuum einen gesichtslosen Schatten macht. Ich hab einem Kontrollroboter mal einen Siganesen vorgemacht, und er hat ihn mir abgekauft. Dass ich fünfzehnmal größer als ein Siganese bin, hat ihn nicht gekümmert. Wenn ich was kaufen will, muss der Kontostand stimmen. Wenn ich den Arzt aufsuche, ruft er von meiner ID-Karte nur die Daten über meinen körperlichen Zustand ab. Und wenn sein Computer bestätigt, dass ich die Identitätsmerkmale eines Ertrusers habe, würde er mir glatt eine Behandlung wie einem Ertruser zuteil werden lassen. Und sage nicht, dass ich übertreibe, so weit hergeholt ist das alles nicht.«
:lol:
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Andreas Möhn
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Re: Klassiker: Die Endlose Armada

Beitrag von Andreas Möhn »

Die „Kontrollen“ durch die Hanse hatten wir ja schon im Zusammenhang mit dem selbsternannten Dillinger.
»Wenn ich nicht ganz blöd bin, dann bestätigt das aber die Kausalität des Zeitablaufs«, erwiderte Bully. »Ist Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft doch ein Nacheinander und nicht ein Nebeneinander?«
Und das ist eine merkwürdige Aussage im selben Roman, in dem auf die PAD-Seuche Bezug genommen wird. Hat Bully nicht aufgepasst, als Alaska seine Story zum Besten gab?
Die Sternenflotte bestätigt hiermit, dass im Rahmen der Erstellung dieses Beitrags kein Rothemd erschossen, erschlagen, verstrahlt, zerstückelt, gefressen, liquidiert, aufgelöst, transporterverunfallt noch in irgendeiner anderen Weise an Leib, Leben und/oder psychischer Gesundheit geschädigt wurde.
Lumpazie
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Re: Klassiker: Die Endlose Armada

Beitrag von Lumpazie »

Der Eindringling

von Marianne Sydow

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Handlung:

An der Ostküste Australiens liegt das verträumte Städtchen Melville. Etwas außerhalb davon wohnt das schrullige alte Ehepaar Hurt und Tina Gassner. Ihr Leben abseits der Gesellschaft ändert sich am 16. November 426 NGZ abrupt, als sie am Strand ein metallenes Objekt finden. Sie gehen davon aus, dass in der Hülle ein Mensch steckt, der sich ihnen aber nicht zeigen will. Von dem Maahk aus der Zukunft wissen sie nichts und halten den Unbekannten in der Kapsel für einen Verbrecher, der nicht erkannt werden und sich einige Tage bei ihnen ausruhen will.

Grek-336 braucht nach all den Widrigkeiten tatsächlich dringend eine Ruhepause, und das Haus mit dem alten Menschenpaar ist genau der richtige Ort dafür, weil sie fast keinen Kontakt zu ihrer Umwelt pflegen.

Es vergehen einige Tage, ohne dass etwas Besonderes geschieht. Fast hat es den Anschein, die Gassners hätten sich mit ihrem Gast arrangiert. Aber am 22. November kommt überraschend Mildred Zimmermann mit ihrer sechsjährigen Tochter Erika zu Besuch, Tochter beziehungsweise Enkelin der Gassners. Sie haben Lebensgefährten beziehungsweise Vater verlassen und suchen nun etwas Ablenkung. Doch nun kommt es durch das metallene Objekt zu Stresssituationen und Hysterie. Die Situation in dem kleinen Haus droht zu eskalieren, was den Tod der Menschen bedeuten könnte.

Die kleine Erika darf zwischendurch außerhalb des Hauses spielen, denn Grek-336 sieht in ihr keine Ernst zu nehmende Gefahr. Das Mädchen kommt in Kontakt mit dem zehnjährigen Norman Qualled und erzählt ihm von dem seltsamen Besucher ihrer Großeltern. Der Junge wiederum trägt die Geschichte nach Melville.

Der Vermessungsingenieur Grude Hannusen zieht die richtigen Schlüsse und benachrichtigt am 30. November Terrania. Es kommt am folgenden Tag zu einem Großeinsatz der Sicherheitskräfte von LFT und Kosmischer Hanse, doch Grek-336 hat sich schon wieder zurückgezogen. Er ist wieder voll einsatzbereit für seinen Kampf gegen Terra.

Der obige Text und Bilder wurde per GNU-Lizenz der Perrypedia
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nanograinger
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Re: Klassiker: Die Endlose Armada

Beitrag von nanograinger »

Und gleich der nächste Füllroman. Grek-336 kollidiert mit einer uralten Treibmine :unschuldig: und muss sich deshalb zwei Wochen bei den Gassners verstecken, um sich zu erholen.

Das ist kein SF-Roman, sondern eine Variante eines Geiselszenarios, inklusive Kindern, Esoterikern, Familiengeschichten und der Rettung, die nur von außen kommen kann. Das kann man alles gut lesen, von Marianne Sydow einfühlsam geschrieben, aber in der Schule würde man sagen "Thema verfehlt".

Besonders skurril ist die alte Tina, die im Maahk die Wiederkehr von Aleister Crowley sehen will. Nach über 2000 Jahren, darauf muss man erst mal kommen.

Ich frage mich, ob es wirklich ein Expose zu diesem Roman gab, oder ob Sydow sich hier eine Story aus den Finger saugen musste, die nicht mit der Handlung des folgenden Romans kollidieren durfte.
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Richard
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Re: Klassiker: Die Endlose Armada

Beitrag von Richard »

Möglicherweise litt die Qualität der Exposes hier schon ein wenig an der zu dem Zeitpunkt vermutlich schon stark fortgeschrittenen Erkrankung von WiVo.
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Andreas Möhn
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Re: Klassiker: Die Endlose Armada

Beitrag von Andreas Möhn »

nanograinger hat geschrieben: 11. September 2023, 00:00 Ich frage mich, ob es wirklich ein Expose zu diesem Roman gab, oder ob Sydow sich hier eine Story aus den Finger saugen musste, die nicht mit der Handlung des folgenden Romans kollidieren durfte.
Das ist wahr: Die Geschichte mit dem Zukunftsmaahk ist endlos ausgewalzt. Ein Kernproblem, das dieser Handlungsebene erhalten blieb und auch unter den Autoren auf Kritik stieß. Ich schätze mal, die Silberbände sind hier stark gekürzt worden?
Die Sternenflotte bestätigt hiermit, dass im Rahmen der Erstellung dieses Beitrags kein Rothemd erschossen, erschlagen, verstrahlt, zerstückelt, gefressen, liquidiert, aufgelöst, transporterverunfallt noch in irgendeiner anderen Weise an Leib, Leben und/oder psychischer Gesundheit geschädigt wurde.
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nanograinger
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Re: Klassiker: Die Endlose Armada

Beitrag von nanograinger »

Andreas Möhn hat geschrieben: 11. September 2023, 08:41
nanograinger hat geschrieben: 11. September 2023, 00:00 Ich frage mich, ob es wirklich ein Expose zu diesem Roman gab, oder ob Sydow sich hier eine Story aus den Finger saugen musste, die nicht mit der Handlung des folgenden Romans kollidieren durfte.
Das ist wahr: Die Geschichte mit dem Zukunftsmaahk ist endlos ausgewalzt.
Das finde ich eigentlich nicht. Die beiden Romane 1139 und 1140 tragen eigentlich nichts zur "Zukunftsmaahk"-Geschichte bei, sie sind effektiv Exkurse. Die Geschichte des Zukunftsmaahks ist im Grunde auf die vier Romane 1136,1137,1138, und 1141 beschränkt.
Andreas Möhn hat geschrieben: 11. September 2023, 08:41 Ein Kernproblem, das dieser Handlungsebene erhalten blieb und auch unter den Autoren auf Kritik stieß.
Du spielst auf die sieben Plagen an? Kann man so sehen. Aber immerhin waren es nicht zehn Plagen (in Ägypten aus dem AT). B-)

Das ist das Problem mit den "magischen Zahlen" drei oder sieben. Das war schon bei den MdI, dem beim Konzil der Sieben, und den sieben Mächtigen/Burgen ein Problem. Wenn man aber den Bezug zu den sieben Plagen (der Offenbarung des Johannes) herstellt, dann muss man diese auch schildern.

Später im Zyklus haben wir die vier Pforten des Loolandre (plus Vorhof, Kern und Halle der Sterne dann auch sieben Stufen) und den Dekalog der Elemente, die wir auch alle gezeigt bekommen.
Andreas Möhn hat geschrieben: 11. September 2023, 08:41 Ich schätze mal, die Silberbände sind hier stark gekürzt worden?
Kann ich nicht sagen, die beiden "Exkurs-Romane" sind wohl zumindest teilweise enthalten, siehe "Einer gegen Terra".
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Eventhorizon
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Re: Klassiker: Die Endlose Armada

Beitrag von Eventhorizon »

PR 1140 Der Eindringling von Marianne Sydow
Dieser Roman hat bei mir einen bleibenden Eindruck hinterlassen. Ähnlich wie die meisten anderen Beiträge der Autorin zum Armadazyklus steht er inhaltlich und stilistisch etwas abseits. Das liegt glaube ich nicht an der in meinen Augen sowieso fragwürdigen Klassifizierung als sogenannter Füllroman.

Von heute aus fällt mutmaßlich deutlicher auf als damals, dass Marianne Sydow eine weitaus bessere Schriftstellerin war, als die Altautoren der ersten Generation. Zudem sehe ich aus heutiger Perspektive sehr klar, dass ihre ganze Weltauffassung sich ihrer Sozialisation nach dem Zweiten Weltkrieg verdankt. Auch hier ist der Bruch zu Brand, Scheer oder Darlton sehr spürbar.

Sydow holt Grek 336 aus den PR-Unterhaltungs-Konventionen der 1960er und 1970er Jahre, die ganz exemplarisch in Kurt Mahrs Doppelroman erkennbar sind, in die damalige Gegenwart. Aus dem Mahrschen Genre-Typentheater wird eine psychologische Studie über das Eindringen Grek 336 in die Welt sehr viel differenzierter geschilderter Menschen. Ist das Fremde das Böse? Gibt es überhaupt eine Verständigungsmöglichkeit des Einzelnen im Angesicht einer existentiellen Gefährdung der Allgemeinheit?

Sydows Roman fügt der Geschichte von Grek 336 eine ganze Dimension hinzu. Natürlich ist auch Sydow Mustern der Genreunterhaltung verpflichtet. Hier stand ganz offensichtlich der alte Bogart-Film „An einem Tag wie jeder andere (The Desperate Hours)“ von 1955 für die Grundidee Pate, die aber ganz und gar eigenständig neu inszeniert wird.
Solche eigenständigen Romane gehörten aber immer zum Konzept der Serie. Früher stand man solchen Werke anscheinend offener gegenüber. Heute, wo die Zyklen weitaus stringenter durchgeplant werden als jemals zu Scheerschen oder Voltzschen Zeiten, wird alle zwei Wochen – meist immer (sollte ich mal provokativ sagen: immer?) unberechtigt – „Füllroman“ gerufen. Mir ist bis heute nicht klar, was genau das warum „gefüllt“ werden soll. Die einzelnen Romane konstituieren den Zyklus, nicht die Erwartungen an einen Zyklus die Romane.
Mir haben gerade viele weit von irgendwelchen angeblich „wichtigen“ Handlungen stehenden Romane z.B. von Marianne Sydow besonders gefallen.
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nanograinger
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Re: Klassiker: Die Endlose Armada

Beitrag von nanograinger »

Eventhorizon hat geschrieben: 11. September 2023, 20:09 PR 1140 Der Eindringling von Marianne Sydow
...

Sydow holt Grek 336 aus den PR-Unterhaltungs-Konventionen der 1960er und 1970er Jahre, die ganz exemplarisch in Kurt Mahrs Doppelroman erkennbar sind, in die damalige Gegenwart. Aus dem Mahrschen Genre-Typentheater wird eine psychologische Studie über das Eindringen Grek 336 in die Welt sehr viel differenzierter geschilderter Menschen. Ist das Fremde das Böse? Gibt es überhaupt eine Verständigungsmöglichkeit des Einzelnen im Angesicht einer existentiellen Gefährdung der Allgemeinheit?
Diese Aspekte/Fragen gibt es auch in den Mahr-Romanen (und im Voltz-Einsteiger zu dieser Story sowieso). Hier wird die Geschichte nur im Kleinen widergespiegelt, was vorher im Großen (der Zukunftsmaahk als Eindringling auf die Erde) erzählt wurde.
Eventhorizon hat geschrieben: 11. September 2023, 20:09 Sydows Roman fügt der Geschichte von Grek 336 eine ganze Dimension hinzu. Natürlich ist auch Sydow Mustern der Genreunterhaltung verpflichtet. Hier stand ganz offensichtlich der alte Bogart-Film „An einem Tag wie jeder andere (The Desperate Hours)“ von 1955 für die Grundidee Pate, die aber ganz und gar eigenständig neu inszeniert wird.
Mit solchen "ganz offensichtlichen" Zuordnungen wäre ich vorsichtig. Das Szenario des "Eindringlings" in einen familiären Zirkel ist sicherlich nicht zum ersten Mal in "The Desperate Hours" erzählt worden.

Und m.E. ist dieser Roman gerade ein Beispiel für einen Genrewechsel innerhalb der Romanserie. Die SF-Elemente des Romans sind für die erzählte Geschichte irrelevant. Das ist eine Feststellung, kein Vorwurf an irgendwen.
Eventhorizon hat geschrieben: 11. September 2023, 20:09 Solche eigenständigen Romane gehörten aber immer zum Konzept der Serie. Früher stand man solchen Werke anscheinend offener gegenüber. Heute, wo die Zyklen weitaus stringenter durchgeplant werden als jemals zu Scheerschen oder Voltzschen Zeiten, wird alle zwei Wochen – meist immer (sollte ich mal provokativ sagen: immer?) unberechtigt – „Füllroman“ gerufen. Mir ist bis heute nicht klar, was genau das warum „gefüllt“ werden soll. Die einzelnen Romane konstituieren den Zyklus, nicht die Erwartungen an einen Zyklus die Romane.
Mir haben gerade viele weit von irgendwelchen angeblich „wichtigen“ Handlungen stehenden Romane z.B. von Marianne Sydow besonders gefallen.
Ich stehe der Bezeichnung "Füllroman" eigentlich auch ablehnend gegenüber, denn meistens ist er abwertend gemeint.

Die Definition des Begriffs ist aber eigentlich klar: Ein Füllroman steuert nichts zur Rahmenhandlung des Zyklus bei, man könnte ihn weglassen, ohne dass man es merken würde. Das gilt ganz klar für den Roman 1139 (der zusätzlich noch die Kuriosität aufweist, dass er in einer Umgebung spielt, die so gar nicht existieren dürfte), aber auch für diesen Roman. Im Folgeroman wundern sich die Protagonisten, dass Grek-336 für zwei Wochen verschwunden war, das war es aber auch. Die hier erzählte Geschichte hat m. W. keine weitere Bedeutung (ich lese Band 1141 gerade nach, vielleicht gibt es ja doch noch eine Referenz dazu).

Dass "Füllromane" manchmal die Highlights in einem Zyklus darstellen, liegt m.E. daran, dass in solchen Romanen die Autorys größere Freiheit in der Gestaltung haben. Manchmal wissen sie das zu nutzen, manchmal aber auch nicht.

Nachdem ich darüber etwas nachdenke, frage ich mich, ob Sydow in diesem Roman nicht auf die Erkrankung von Voltz selbst anspielt, der im fraglichen Zeitraum (Frühjahr 1983) seine zweite Operation hatte und einige Wochen im Krankenhaus verbrachte (nachzulesen in der William-Voltz-Biografie, Teil 43)
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Andreas Möhn
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Re: Klassiker: Die Endlose Armada

Beitrag von Andreas Möhn »

nanograinger hat geschrieben: 12. September 2023, 09:36 Ich stehe der Bezeichnung "Füllroman" eigentlich auch ablehnend gegenüber, denn meistens ist er abwertend gemeint.

Die Definition des Begriffs ist aber eigentlich klar: Ein Füllroman steuert nichts zur Rahmenhandlung des Zyklus bei, man könnte ihn weglassen, ohne dass man es merken würde.
Wobei oftmals unklar ist, was als Rahmenhandlung zu betrachten ist. Manche würden auch die Icho-Tolot-Ebene in den 1000ern als Füllromane bezeichnen oder Ernst Vlceks Boyt-Margor-Komplex, aber einige der besten Werke waren genau betrachtet Füllromane: etwa viele von Marianne Sydows Kartanin-Geschichten oder die Saedelaere-Romane von Willi Voltz.
Die Sternenflotte bestätigt hiermit, dass im Rahmen der Erstellung dieses Beitrags kein Rothemd erschossen, erschlagen, verstrahlt, zerstückelt, gefressen, liquidiert, aufgelöst, transporterverunfallt noch in irgendeiner anderen Weise an Leib, Leben und/oder psychischer Gesundheit geschädigt wurde.
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Re: Klassiker: Die Endlose Armada

Beitrag von nanograinger »

Andreas Möhn hat geschrieben: 12. September 2023, 10:30
nanograinger hat geschrieben: 12. September 2023, 09:36 Ich stehe der Bezeichnung "Füllroman" eigentlich auch ablehnend gegenüber, denn meistens ist er abwertend gemeint.

Die Definition des Begriffs ist aber eigentlich klar: Ein Füllroman steuert nichts zur Rahmenhandlung des Zyklus bei, man könnte ihn weglassen, ohne dass man es merken würde.
Wobei oftmals unklar ist, was als Rahmenhandlung zu betrachten ist.
Manchmal erschließt sich das erst im Nachhinein. Deshalb ist die Bezeichnung "Füllroman" für einen Roman in einem laufenden Zyklus in vielen Fällen einfach nur ein Vorurteil (im wortwörtlichen Sinne).
Andreas Möhn hat geschrieben: 12. September 2023, 10:30 Manche würden auch die Icho-Tolot-Ebene in den 1000ern als Füllromane bezeichnen oder Ernst Vlceks Boyt-Margor-Komplex, ...
Soso, manche würden das. Fragst du für einen Freund? B-)

Die Romane der "Icho-Tolot-Ebene" oder gar den "Boyt-Margor-Komplex" als "Füllromane" zu bezeichnen ist m.E. blanker Unsinn.
Andreas Möhn hat geschrieben: 12. September 2023, 10:30 aber einige der besten Werke waren genau betrachtet Füllromane: etwa viele von Marianne Sydows Kartanin-Geschichten oder die Saedelaere-Romane von Willi Voltz.
Dito hier. Die Saedelare-Romane sind sogar zyklusübergreifend von Bedeutung. Und sowohl 746 wie auch 757 und 758 sind absolut essentiell für den Zyklus. Lies mal die Zusammenfassungen in der PP, wenn du dich nicht mehr erinnerst.

Bei den Kartanin-Romanen von Sydow müsstest du mal sagen, welche du meinst.
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Andreas Möhn
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Re: Klassiker: Die Endlose Armada

Beitrag von Andreas Möhn »

nanograinger hat geschrieben: 12. September 2023, 11:35
Andreas Möhn hat geschrieben: 12. September 2023, 10:30 Manche würden auch die Icho-Tolot-Ebene in den 1000ern als Füllromane bezeichnen oder Ernst Vlceks Boyt-Margor-Komplex, ...
Soso, manche würden das. Fragst du für einen Freund? B-)
Ich schätze die Frostrubinstory an sich. Abes es ist altbekannt, dass Boyt Margor als Overhead 3.0 ziemlich umstritten war.
Andreas Möhn hat geschrieben: 12. September 2023, 10:30 Bei den Kartanin-Romanen von Sydow müsstest du mal sagen, welche du meinst.
Man denkt da etwa an die Geschichte um Dao-Lin und den Karaponidenkaiser. Manchmal erweckte Sydow da den Eindruck, sie arbeite das für die Rahmenhandlung Relevante nur möglichst kurz ab, damit sie genügend Platz hat, ihr eigenes Ding durchzuziehen.
Die Sternenflotte bestätigt hiermit, dass im Rahmen der Erstellung dieses Beitrags kein Rothemd erschossen, erschlagen, verstrahlt, zerstückelt, gefressen, liquidiert, aufgelöst, transporterverunfallt noch in irgendeiner anderen Weise an Leib, Leben und/oder psychischer Gesundheit geschädigt wurde.
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Re: Klassiker: Die Endlose Armada

Beitrag von Partoc »

Der Eindringling (Band 1140) – Marianne Sydow

Auch dieser Roman fühlte sich am Ende wie ein Füllroman an. Was Füllromane angeht, da unterscheide ich hauptsächlich zwischen zwei Typen. Da wären zum ersten die Romane, deren Inhalte von der Haupthandlung abweichen und eine eigenständige Story bilden, die aber nur einen kleinen oder gar keinen Beitrag zur Hauptstory (oder einem Nebenstory-Strang) liefern. Das kann man über den letzten Roman sagen. Und dann gibt es die zweite Sorte, das sind Romane, die zwar an die Hauptstory angeknüpft sind, aber nur einen kleinen Kerninhalt haben und sich zu sehr hinziehen, also von den Autoren mit reichlich Nebensächlichkeiten gefühlt werden oder wo eine Zusatzstory zu dominant eingebaut wird. Das trifft auf diesen Roman zu. Der Kerninhalt dürfte sein: Grek verletzt sich wegen einer Mine (oder so was ähnliches) und muss sich verstecken, stellt sich ungeschickt an und wird entdeckt und setzt seine Flucht (oder auch Angriff) fort. Also der Roman endet da, wo er angefangen hat. :D Passt also gut zu (meiner) Definition eines Füllromans! B-)

Die erste Hälfte des Romans habe ich trotz der etwas lahmenden Story ziemlich gern gelesen. Der Schreibstil der Autorin hat (wenn sie mal so richtig loslegt) einfach reichlich viel von der Art eines modernen Buchromans. ^_^
Vor allem was die Psychologie der Protagonisten angeht. Hier lässt Sydow beispielsweise die einzelnen Protagonisten geschickt ihre eigenen persönlichen Schlüsse ziehen, was Grek jetzt ist und wie sie ihn betrachten. Wobei Tina hier in etwas zu passend zum das Schema der „Vergeistigten“ passt. Wieder hatte ich das Gefühl, dass Grek 336 wie ein Magnet das „Vergeistigte“ anzieht. :lol:
Für Hurt war er bloß ein Verbrecher in einem Roboterkörper. Ich glaube nur die Tochter und die Enkelin hatten den Verdacht, dass es ein Roboter sein könnte. Aber auch Grek wurde oft nicht schlau aus der Gruppe.

In der zweiten Hälfte hatte ich dann etwas mehr Schwierigkeiten mit dem Roman. Typisch Füllroman (der zweiten Sorte ;) ) zog sich die zu Anfang richtig gut dargestellte „Geiselnahme“ etwas schleppend dahin. Mit dem Jungen Norman und dem Vermessungsingenieur Grude Hannusen wollte die Autorin wohl noch etwas mehr Pep in die Handlung bringen. Ging bei mir aber eher nach hinten los. Das mit dem Jungen und seiner Neugier war eigentlich noch gut passend. Dann wurde daraus eine ganze Gruppe, die mit Erika rumspielte und natürlich das Haus beobachtete. Dass Erika dann zu Norman nach Hause mitdurfte, machte mich etwas stutzig. Hurt war froh, dass sie dort sicherer war als in der Nähe von Grek, aber es scheint als hätte weder Grek noch Hurt sich viele Sorgen darüber gemacht, dass Erika ausversehen etwas ausplaudern könnte. :rolleyes:

Was den Vermessungsingenieur angeht, dass war mir dann zu abgedroschen. Da taucht er auf, irgendwelche Gebäude für den Tourismus zu bauen. Und ist dabei sehr aufdringlich. Quartiert sich quasi im Haus der Gassners ein, quasselt irgendwas von „Ich habe mich in deine Tochter verliebt“ :huh: und gibt ungeniert seine „Theorien“ preis. Da dachte ich noch – direkt an den Inhalt konnte ich mich nach Jahren sowieso nicht erinnern :pfeif: - , es handelt sich um einen Agenten, der den Ingenieur nur vorspielt, in Wahrheit aber hinter Grek her ist. Aber diese Seifenblase meinerseits platzte zum Ende hin. So wie die ganze Story. :unschuldig: Der Typ war tatsächlich bloß ein aufdringlicher Ingenieur. Und am Ende fühlte sich der Roman wie ein Füllroman an.
Besser wäre es gewesen, wenn Grude Hannusen hier ein Hanse-Agent gewesen wäre, den man vielleicht schon zu Anfang im Roman eigeführt hätte, der dann im weiteren Verlauf der Story bei der Informationenbeschaffung über Hinweise auf einen gesichteten Uboot-Roboter stolpert und den Spuren nachgegangen wäre. Das hätte dem Roman noch mal einen wenig mehr Würze verliehen und hätte ihn mehr an die eigentliche Haupthandlung angeknüpft. B-)

Und jetzt mal ein Themenwechsel. Es gab ja hier die Diskussion im Bezug auf die „skandinavischen“ (oder vielleicht waren es auch "indigene") Protagonisten in den Mahr Romanen. Und ob es nach langer vergangenen Zeit und der Entvölkerung der Erde im Aphilie Zyklus so etwas „Ursprüngliches“ auf der Erde geben könnte. Ein ähnliches Thema schnitt hier Sydow nebenbei ebenfalls an. Und zwar im Zusammenhang mit den Aborigines:
Die Aborigines als solche existierten längst nicht mehr. Sie waren schon vor langer Zeit im Vielvölkergemisch der Terraner aufgegangen, und selbst wenn es noch ein paar von ihnen gab, die halbwegs reinblütig waren, so wussten diese wenigen nichts mehr von den alten Stammesriten, die den Weg zu diesen Geheimnissen öffneten. Alljährlich kamen ein paar Dutzend Gelehrte, Hobby-Archäologen und okkultistisch angehauchte Spinner, verursachten einen gewaltigen Wirbel, hockten wochenlang in der Höhle herum und zogen irgendwann heimlich, still und leise wieder davon. Finanziell waren sie alle miteinander unergiebig. Die Stadt lebte weit besser von den normalen Besuchern, die hier nach Ruhe und Frieden suchten und den natürlichen Charme des Ortes sowie die unberührt wirkende Natur genossen.
Interessante Überlegung, aber auch Sydow erwähnt hier mit keinem Wort die Entvölkerung der Erde im Aphilie Zyklus. Und nebenbei hat sie auch eine andere Stadt und ein Fest erwähnt, dass bis in die Zeit der Hanse existiert und ein Fest feiert:
»Sam – das ist mein Vater – hat oft so komische Ideen«, erzählte sie munter drauflos. »Er hat den Roboter gebaut.«
»Wozu?«
»Für den Karneval
»Was ist denn das?«
»Da verkleidet man sich. Kennst du das nicht?«


»Wo hast du damals gewohnt?«, fragte er.
»In Köln«, erklärte Eri. »Das ist in Europa.«
Alle Kölner dürfen frohlocken. :D
Diesen Gag hat sie aber im Gegensatz zu den Aborigines etwas zu unüberlegt reingeworfen. Und auch hier fragt man sich als Leser: was aber ist mit der Entvölkerung der Erde? Tja, dieser kollektive Gedächtnisschwund der Autoren mal wieder! 8-)

Insgesamt war der Roman richtig gut verfasst. Aber das Interesse an der Story verflog nach der ersten Hälfte. Es fehlte einfach ein Thema, dass mich hätte stärker mitreißen können. Und zum Ende hin ging der Autorin wohl auch der Platz aus, so dass das Ende etwas überhastet wirkt. Immerhin ist es im Gesamtdurchschnitt ein guter Roman.

Meine Wertung: 5,30 Punkte (Note: 2)


Zum TiBi und der ersten Illustration habe ich diese Stelle hier gefunden:
Der Arm verschwand, eine andere Luke öffnete sich, ein anderer Arm tauchte daraus empor – und dieser Arm besaß eine »Hand«, die eindeutig keine normale Hand, sondern eine Schusswaffe war.
Beide Bilder zeigen dieselbe Szene. Nur um einige Augenblicke versetzt. Auf der ersten Illustration wird Grek gefunden. Auf dem TiBi holt er seinen Knarren-Arm raus. :) Und auf der zweiten Illustration bewegt er sich durch das Kunstatelier oder sowas Ähnliches, was es da im Roman gab.


PS:
Andreas Möhn hat geschrieben: 12. September 2023, 12:00 Manchmal erweckte Sydow da den Eindruck, sie arbeite das für die Rahmenhandlung Relevante nur möglichst kurz ab, damit sie genügend Platz hat, ihr eigenes Ding durchzuziehen.
Also das trifft nicht nur auf Marianne Sydow zu, es handelt sich wohl eher um eine bei vielen PR-Autoren gängige Praxis. B-) Vor allem in der Scheer-Zeit wurde sie oft angewendet. Da haben so Einige es zu einer Meisterschaft gebracht. :D Da denke ich bloß an einen Spaßvogel, der sehr gerne Storys über eine "Weltraumratte" :devil: in den Vordergrund schob. Oder der Autor, der wegen seiner "Eigenkreationen" :fg: Berühmtheit erlangte. Auch ein gewisser "Physiker vom Dienst" hatte sich da sehr hervorgetan. Und den "master himself" hast du schon selber erwähnt! ;)
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Andreas Möhn
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Re: Klassiker: Die Endlose Armada

Beitrag von Andreas Möhn »

Partoc hat geschrieben: 13. September 2023, 06:27 Interessante Überlegung, aber auch Sydow erwähnt hier mit keinem Wort die Entvölkerung der Erde im Aphilie Zyklus. Und nebenbei hat sie auch eine andere Stadt und ein Fest erwähnt, dass bis in die Zeit der Hanse existiert und ein Fest feiert:
Gut, hier könnte man zur Not noch argumentieren, dass es nach der Neubesiedlung eine Terra-Renaissance gegeben haben mag und die Kolonisten bewusst versuchten, an die alten Traditionen ihrer Wahlheimat anzuknüpfen, um sich eine Identität zu schaffen. Bei ethnischer Zusammensetzung ist das etwas anderes - wer sagt, dass die Neo-Kölner nicht mehrheitlich iranische Kolonisten aus der einstigen ZGU zu Vorfahren haben?
Die Sternenflotte bestätigt hiermit, dass im Rahmen der Erstellung dieses Beitrags kein Rothemd erschossen, erschlagen, verstrahlt, zerstückelt, gefressen, liquidiert, aufgelöst, transporterverunfallt noch in irgendeiner anderen Weise an Leib, Leben und/oder psychischer Gesundheit geschädigt wurde.
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Re: Klassiker: Die Endlose Armada

Beitrag von nanograinger »

Da unterschätzt du die Kölner aber gewaltig. Du kannst sicher davon ausgehen, dass die Auswanderer und Exilanten auf den jeweiligen Planeten und natürlich auch Gäa Karneval feierten. Und als es der "Pilgervater" ablief, kamen die auch zurück zum Dom (*), da kannst du Gift drauf nehmen. Frag mal den Foristenkollegen R.B. B-)

(*) Der Dom hat m. W. den Dolan-Angriff von Band 398 überlebt, im Gegensatz zu manch anderen bekannten Gebäuden.
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Richard
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Re: Klassiker: Die Endlose Armada

Beitrag von Richard »

Ich unterstütze hier die These v.w. die Herkunft ist vermutlich sehr verschieden.
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Re: Klassiker: Die Endlose Armada

Beitrag von thinman »

Andreas Möhn hat geschrieben: 13. September 2023, 08:37
Partoc hat geschrieben: 13. September 2023, 06:27 Interessante Überlegung, aber auch Sydow erwähnt hier mit keinem Wort die Entvölkerung der Erde im Aphilie Zyklus. Und nebenbei hat sie auch eine andere Stadt und ein Fest erwähnt, dass bis in die Zeit der Hanse existiert und ein Fest feiert:
Gut, hier könnte man zur Not noch argumentieren, dass es nach der Neubesiedlung eine Terra-Renaissance gegeben haben mag und die Kolonisten bewusst versuchten, an die alten Traditionen ihrer Wahlheimat anzuknüpfen, um sich eine Identität zu schaffen. Bei ethnischer Zusammensetzung ist das etwas anderes - wer sagt, dass die Neo-Kölner nicht mehrheitlich iranische Kolonisten aus der einstigen ZGU zu Vorfahren haben?
Ich verweise da gerne auf die Kurzgeschichte Ein lausiger Historiker. So, wie bei mir wieder in den nächsten Wochen die Touristen herumlaufen, ist der gerade kritisierte Aspekt in diesem Roman nicht unwahrscheinlich.
Und nein, als waschechter Müncher war ich noch nie in Tracht auf der Wiesn. Das extra in Schale werfen, haben zugroaßte erst vor 25 Jahren aufgebracht.
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Re: Klassiker: Die Endlose Armada

Beitrag von Richard »

Ich war mal bei einer ehemaligen Firma bei bei einer "Runde" dabei, die sich alle paar Monate in einer Niederlassung getroffen hat.
Und natürlich musste das Treffen in München zur Oktoberfestzeit stattfinden.
Einer der Kollegen aus München meinte sinngemaess, dass er schon ewig nicht mehr dort war und das Gefühl hat, dass das eigentlich primär für die Touristen gemacht wird.

Ich kann mir schon vorstellen, dass man einfach alte Feste wieder aufleben lies, um eine gewisse Heimatverbundenheit zu schaffen. Leute, denen das nicht so zusagt(e), müssen letztlich nicht teilnehmen bzw. könnten sich auch auf anderen Teilen Terras niederlassen . Speziell zu Anfangszeit der Rückbesiedlung wäre das sicher kein Problem gewesen.
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Re: Klassiker: Die Endlose Armada

Beitrag von nanograinger »

thinman hat geschrieben: 14. September 2023, 21:20 Ich verweise da gerne auf die Kurzgeschichte Ein lausiger Historiker. ...
Der "lausige Historiker" war eine Witzgeschichte mit dem Wortspiel um die "schwarzen Bayern" und ist definitiv nicht kanonisch.

Die Entvölkerung der Erde im Rahmen der Aphilie ist klar, was aber nicht klar ist, welche Personen dann im Rahmen des Unternehmen Pilgervaters wohin zurückkehrten/sich ansiedelten. Wie ich schon hier schrieb, sind die ca. 125 Jahre der Abwesenheit von Erde-Mond nicht lang genug, dass alle vorher ausgewanderten/geflohenen Menschen schon gestorben sind. Und auch die Kinder und Kindeskinder mögen inspiriert gewesen sein, sich teilweise wieder in den Regionen/Städten anzusiedeln, aus denen ihre Eltern, Großeltern, Urgroßeltern etc. stammten.

Aus der Perrypedia zum Unternehmen Pilgervater: "Die Regierung der LFT bemühte sich in die Verwaltungsbezirke Terras jene Menschen zu schicken, deren Vorfahren dort beheimatet waren. Daher wurde Chandiya nach Ceylon geschickt, da seine Vorfahren daher kamen und er fühlte sich dort heimischer als auf seiner Geburtswelt Zapota. (PR-TB 188)"

Die Taschenbücher sind auch nicht kanonisch, aber das deckt sich m.E. mit den Schilderungen in den EA-Romanen jener Zeit. Baya Gheröl lebte mit ihren Eltern in Istanbul, von wo die Vorfahren ihrer Eltern stammten (Band 901).
thinman hat geschrieben: 14. September 2023, 21:20 So, wie bei mir wieder in den nächsten Wochen die Touristen herumlaufen, ist der gerade kritisierte Aspekt in diesem Roman nicht unwahrscheinlich.
Sehe ich genauso. Davon abgesehen ging es in diesem Roman um Aborigines, deren Kultur schon absehbar in naher Zukunft gefährdet ist, sowie um den Kölner Karneval.
thinman hat geschrieben: 14. September 2023, 21:20 Und nein, als waschechter Müncher war ich noch nie in Tracht auf der Wiesn. Das extra in Schale werfen, haben zugroaßte erst vor 25 Jahren aufgebracht.
Das stimmt für die Bierzelte an den meisten Tagen, aber den Trachtenumzug gibt es durchgängig seit 1948. Und der sorgt m.E. dafür, dass die dorfspezifischen Trachten in Bayern (und Franken) noch viel verbreiteter sind als in anderen Regionen Deutschlands.
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Re: Klassiker: Die Endlose Armada

Beitrag von Richard »

Ad Taschenbücher und kanonisch: sollten die TBs der EA widersprechen hat mE üblicherweise die EA die Ehre, als primäre Quelle zu dienen.
Manche Dinge Dinge wurden später mal "kanonisiert" (zb die "Goldenen Menschen", die dann in Da Glausch mal auftauchten). Auch die Shuwashen wurden in die EA integriert.
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Re: Klassiker: Die Endlose Armada

Beitrag von Lumpazie »

Richard hat geschrieben: 16. September 2023, 19:25 Ad Taschenbücher und kanonisch: sollten die TBs der EA widersprechen hat mE üblicherweise die EA die Ehre, als primäre Quelle zu dienen.
Manche Dinge Dinge wurden später mal "kanonisiert" (zb die "Goldenen Menschen", die dann in Da Glausch mal auftauchten). Auch die Shuwashen wurden in die EA integriert.
Mit einer Ausnahme - TB288 ist es gelungen, einmal die EA zu schlagen. Aber im Prinzip gebe ich Dir Recht. Siehe nur die ganzen Ernst Ellert Zeitreisestorys, die müßen zum Grossteil in einem Alternativuniversum spielen, weil Ihre Aussagen im Kanon der EA keinen Platz mehr finden.
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Re: Klassiker: Die Endlose Armada

Beitrag von Lumpazie »

Die Zeit bleibt Sieger

von William Voltz

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Handlung:

Luger M. Serkantz, ein Dolmetscher, der sich selbst als Gefühlslinguistiker sieht, und seine schrille Assistentin mit dem Pseudonym Stöckelschuh werden von der LFT-Führung konsultiert. Sie sollen helfen, Kontakt zu dem Maahk aus der Zukunft aufzunehmen. Entsprechend wurden auch von der Kosmischen Hanse zwölf Maahks vom Weltraumbahnhof Lookout-Station nach Terra geholt. Im HQ-Hanse erklären Galbraith Deighton und Reginald Bull Serkantz und den Maahks die Situation. Als Nächstes gilt es, den nächsten Schritt des Fundamentalisten abzuwarten.

Am 4. Dezember 426 NGZ meldet Stronker Keen aus Shisha Rorvic einen Angriff des Zukunftsmaahks. Paarweise verlassen die Maahks der Gegenwart Terrania, um Grek-336 zu kontaktieren. Serkantz begleitet dabei Grek-1 und Grek-7.

Unterdessen teilt das Virenimperium der Kosmokratin Vishna mit, nach seinen Berechnungen befänden sich zurzeit Maahks der Gegenwart auf Terra. Dem entsprechend hätte der Zukunftsmaahk so gut wie ausgespielt, und Vishna habe nur noch eine Möglichkeit, Grek-336 für ihre Pläne zu nutzen. Er soll als Resonanzkörper eines Anschlags auf den Zeitdamm herhalten.

Auf Terra und Luna treten erneut Akausalitäten und Zeiteinbrüche auf und sorgen für Unruhe unter der Bevölkerung. Nur die Maahks und Serkantz lassen sich davon nicht beeindrucken. Sie erhalten Kontakt zu Grek-336, und der Fundamentalist ist begeistert über diesen Kontakt, zumal seine Artgenossen sich als absolut Körper liebend erweisen. Er ist sogar bereit, ihnen zu folgen. Dabei sieht er für sich die Chance, die Zukunft, aus der er stammt, zu ändern, damit es niemals Schattenmaahks geben wird. Andererseits erklärt er, dass er für den momentanen Prozess mitverantwortlich sei, der wahrscheinlich nicht aufzuhalten ist. Es bedeutet, der Zeitdamm wird über kurz oder lang zusammenbrechen. Des Weiteren werde die von Vishna ausgehende entgegenwirkende Psi-Barriere auf Dauer den Wiederaufbau des Zeitdamms durch den Psi-Trust verhindern.

Am 7. Dezember geschieht das Unvermeidliche, und der Zeitdamm bricht zusammen. Alle Maahks kehren nach Terrania zurück und starten am folgenden Tag mit dem NEBULAR-Schiff ERIC MANOLI, unter Kolross Akam, zur Lookout-Station. Dort darf dann nur Serkantz den maahkschen Bereich des Bahnhofs betreten, um das weitere Schicksal von Grek-336 mitzuerleben. Der Fundamentalist aus der Zukunft erfährt schließlich am 14. Dezember die Wahrheit. Er wollte die Zukunft verändern, muss jedoch erkennen, dass die Vergangenheit ihn eingeholt hat. Vor seinen Augen verwandeln sich einige Maahks zu Schatten. Grek-336 verliert seinen Lebenswillen und stirbt vor Kummer. Die MANOLI startet zurück nach Terra.

Vishna triumphiert, nachdem der Zeitdamm zusammen gebrochen ist. Nun kann sie daran gehen, Terra in Scheiben zu schneiden, aber schön langsam.

Der obige Text und Bilder wurde per GNU-Lizenz der Perrypedia
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Re: Klassiker: Die Endlose Armada

Beitrag von Richard »

Lumpazie hat geschrieben: 17. September 2023, 10:41
Richard hat geschrieben: 16. September 2023, 19:25 Ad Taschenbücher und kanonisch: sollten die TBs der EA widersprechen hat mE üblicherweise die EA die Ehre, als primäre Quelle zu dienen.
Manche Dinge Dinge wurden später mal "kanonisiert" (zb die "Goldenen Menschen", die dann in Da Glausch mal auftauchten). Auch die Shuwashen wurden in die EA integriert.
Mit einer Ausnahme - TB288 ist es gelungen, einmal die EA zu schlagen. Aber im Prinzip gebe ich Dir Recht. Siehe nur die ganzen Ernst Ellert Zeitreisestorys, die müßen zum Grossteil in einem Alternativuniversum spielen, weil Ihre Aussagen im Kanon der EA keinen Platz mehr finden.
Der Grund ist hier wohl, dass zu einem bestimmten Zeitpunktk (wohl, als man darüber diskutierte) die Lösung aus dem TB "sympathischer" war.
Die Story aus dem TB finde ich durchaus spannend und gefällt mir. Aber die Lösung mit den ZAs, die die Lebensenergie aus dem Gesamtvolk entzieht um der Person, die den ZA trägt, am Leben zu erhalten, halte ich tatsächlich für zu esoterisch. Wer gilt hier als dem Volk zugehörig? - Sind das nur Tefroder in Andromeda oder auch jene, die dann wieder in die Milchstrasse rücksiedelten? Oder: gilt das auch für Duplos? Sind zb die Akonen als direkte Nachkommen der Lemurer nicht auch betroffen oder gar die Terraner?

Hier noch ein Zitat aus der Perrypedia aus dem Artikel zu TB 288
Bei einem Gespräch mit einem alten Priester der Nomaden wundert dieser sich über Merotas Zellaktivator. Als Merota ihm erzählt, wozu das Gerät dient, ist der Priester entsetzt. Er eröffnet, dass alle diese Geräte von der Lebenskraft des Volkes des Trägers gespeist werden. Die Aktivatoren und Duplikatoren sind also verantwortlich für den Niedergang der Lemurer! Merota ist erschüttert und will mit Ermigoa fliehen.
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Re: Klassiker: Die Endlose Armada

Beitrag von Lumpazie »

Diese Thematik diskutieren wir lieber nicht hier - das passt auch schlecht zum besprochenen Zyklus. Da gibt es einen älteren Threat, wo auch diese Fragen diskutiert wurden:

viewtopic.php?t=1761&hilit=Zellaktivator+MDI
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Re: Klassiker: Die Endlose Armada

Beitrag von Partoc »

Die Zeit bleibt Sieger (Band 1141) – William Voltz

Auch ein William Voltz landet nicht immer einen Volltreffer! :pfeif:
Auch wenn es sich hier um einen Voltz Roman gehandelt hat, konnte ich mich beim Lesen nicht so recht an den Inhalt der Story erinnern.
Das Ende kam mir bekannt vor, der Rest eher weniger. War ein guter Roman, aber mit Schwächen.

Hier entschied sich Voltz dazu statt aus der Perspektive von Grek 336 und anderer Protagonisten die Geschichte zu erzählen - wie er es sehr gut in Band 1136 getan hatte -, die Story komplett aus der Ich-Perspektive eines Nobodys zu erzählen. Was für mich ein doppelschneidiges Schwert war. In den ersten Kapiteln konnte ich mich recht gut dafür begeistern. Sehr gekonnt führt Voltz hier Luger M. Serkantz als „Gefühlslinguistiker“ ein. :st:

Was heißt Gefühlslinguistiker überhaupt? Anhand eines Bespiel hat es dieser dem Mann, der ihn anwerben sollte, erklärt. Ich glaube es ging so: Als Beispiel werden hier die Jülziish genannt, die irgendein Wort auf unterschiedlicher Weise aussprechen, das man auf unterschiedlicher Art auslegen kann, also der Jülziish, der dieses Wort (im Roman das Wort: arntic - Gürtelschnalle) ausspricht, lässt auch seine Emotion mithineinfließen. Verstehen würde das nur ein anderer Jülziish. Und natürlich unser Gefühls(Schummel-)linguistiker! :lol:
Hier das besagte Beispiel:
Spoiler:
»Du bist ein kluges Kind«, lobte ich ihn. »Dort, wo die Blues ihre Gürtelschnallen tragen, sitzen unmittelbar unter der Haut ein paar empfindliche Drüsen. Sie können mit ihren Schnallen die Tätigkeit dieser Drüsen in einem gewissen Umfang manipulieren. Je nachdem, wie sie das Wort arntic aussprechen, signalisieren sie ihren Artgenossen, in welchem hormonellen Zustand sie sich befinden. Das ist nur ein kleines Beispiel für viele. Ich könnte Hunderte aufzählen, aber das ist sicher nicht nötig.«
Dieser Appell an seinen Intellekt kam nicht von ungefähr. Ich kannte nur fünf sorgfältig erlernte Beispiele.
»Du verstehst genau, was ein Blue meint, wenn er arntic sagt?«, wollte Ansom wissen.
»Ich weiß, was er fühlt!«
Für etwas Humor sollte wohl auch Fräulein Stöckelschuh sorgen. Was stellenweise auch recht gut funktioniert. Die Frage ist natürlich, ob dieser Humor im Roman rund um Fräulein Stöckelschuh (ihr echter Name wird, glaube ich, überhaupt nicht genannt) heutzutage überhaupt noch „politisch korrekt“ zu nennen wäre. :fg:

Wie schon gesagt, am Anfang fand ich den Roman noch hervorragend verfasst. Und mir ist auch klar geworden, dass Voltz die Figur hier eigentlich nur verwendete, um zu vermeiden, die Story aus der Perspektive von Grek 336 oder anderer „Hauptcharaktere“ zu erzählen. Wollte wohl keinen standardmäßigen Roman verfassen. :D Und brachte damit auch tatsächlich ein gewisses Maß an Kreativität mithinein. Aber leider ging das im weiteren Verlauf des Romans bei mir eher nach hinten los. Denn die eigentliche Story rackerte er mehr oder weniger im Schnelldurchlauf ab. So ab der Mitte hatte ich da mehr das Gefühl einen Scheer-Ich-Erzähler-Roman zu lesen und keinen Voltz! :rolleyes:
Da gings dann Schlag auf Schlag im Galopptempo, dass ich stellenweise Dinge sogar überlesen habe :o( oder mich wunderte, wie schnell hier Dinge abgehackt wurden. Kein Wunder also, dass ich mich an die Story des Romans nicht mehr erinnern konnte. In den beiden Vorbändern verschenkte man reichlich Platz auf recht unnütze Handlung und hier verballert man alles im Eiltempo. :rolleyes:

Und genau hier hatte mir dann die Erzählperspektive von Grek 336, wie sie in den anderen Romanen vorkam, sehr stark gefehlt. Das meiste kriegt man halt nur aus der Ich-Perspektive von Luger mit. Und natürlich führte die Tatsache, dass dieser Nobody überall mitgeschleppt wurde, dazu, dass ich die Handlung als etwas naiv empfand. Und irgendwie ging tatsächlich so einiges im Roman unter. Wie beispielsweise Vishna selbst. Da triumphiert sie und es passiert scheinbar nichts! Und was ihre Beteiligung insgesamt an den Ereignissen angeht, da musste ich nochmal den Spoiler lesen. Da schien mir auch noch einiges entgangen zu sein. :o(

Insgesamt landet der Roman bei mir noch auf einem recht guten Zweig. Ist aber auch gleichzeitig der schwächste Roman von Voltz in diesem Zyklus. Immerhin gab es einen kleinen Knall-Effekt am Ende noch dazu. Statt die anderen Maahks von seinen „Ideen“ zu überzeugen, wird Grek 336 Zeuge, dass die Maahks dieser Zeit bereits daran arbeiten, ihren evolutionären Sprung zu vollziehen. :devil: Was dem guten Grek nicht wohl bekommt. Und so endet die Geschichte um Grek 336. Im nächsten Roman hüpft man wieder zu Rhodan und der Armada zurück. Der nächste Zug von Vishna erfolgt erst im Band 1151. ;)

Meine Wertung: 5,40 Punkte (Note: 2)

Tja, das „Flugzeug“ auf dem TiBi hatte mich schon etwas irritiert. Sieht eher wie ein Kinderspielzeug aus. :lol: Im Roman gab es keine Flugzeuge, dafür aber Shifts. Und diesem Bildchen (https://www.perrypedia.de/mediawiki/ima ... hift1a.png) nach scheint es auch halbwegs korrekt zu sein. Sogar was die Sterne drauf betrifft! :lol:
Auf der ersten Illustration kann man den Hauptprotagonisten des Romans sehen: Luger M. Serkantz. Und natürlich „Stöckelschuh“. Das ist die Frau! B-)
Auf der zweiten Illustration ist Lookout-Station zu sehen. Der „einzige Ort“, wo man Maahks antreffen kann (jedenfalls laut Luger). Über Maahkora schien er nichts zu wissen! :D

PS:
Spoiler:
Grek 336 kreischte: »Schattenmaahks!«
Er kam unverhofft auf mich zugeschossen, hielt vor mir an, öffnete eine Körperklappe und streckte mir flehend zwei Spiralarme entgegen. »Es gibt sie schon in dieser Zeit«, sagte er ungläubig. »Die schreckliche Entwicklung hat schon begonnen. Die Evolution hat mich eingeholt.«
Ich sah, dass Grek eins und die zwölf anderen Maahks wieder körperlich stabil wurden, und fragte mich, warum ich in diesen Sekunden nicht ganz einfach den Verstand verlor.
»Hert kaahr Maook!«, flüsterte Grek 336.
Das hieß: »Ich sterbe vor Kummer!«
Ich verstand es, und so wahr ich Luger M. Serkantz heiße – in diesem unglaublichen Augenblick konnte ich es auch fühlen.
Hat man diese Stelle in Perrypedia als „Greks Tod“ eingestuft oder gibt’s auch später eine Bestätigung? :gruebel:
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