Ich denke wir haben in sehr vielen Punkten eine Übereinstimmung deswegen würde ich mich gerne auf die Unterschiede konzentrieren, ich hoffe das ist in Ordnung. Wie gesagt ich stimme in sehr vielen Teilen überein, vor allem die 3 "E" gefallen mir gut.Tennessee hat geschrieben: ↑13. Februar 2024, 15:51 Eine starke Frauenfigur hat alle o.g. Eigenschaften (erscheinen, entscheiden, erkennen, Konflikte bewältigen, Handlung ...) unabhängig vom Mann. Eine starke Mutterfigur wird zum Beispiel nur als eine solche wahrgenommen werden, weil sie unabhängig vom Mann/Vater agiert. Miss Marple ist eine starke Frauenfigur, weil sie unabhängig vom Mann/Kommissar agiert.
Ich denke eher die Unterschiede sind im Wörtchen "relevant" versteckt und wir sehen möglicherweise andere Dinge als "relevant".
Ich verstehe das Konzept "unabhängig vom Mann/Kommissar" nicht.
Von welchem "Mann"? Figuren in der Realität interagieren miteinander. Das Geschlecht tut dabei meiner Meinung nach nichts zur Sache.
Folgende Frage: würde Miss Marple abhängig von einer Frau/Kommissarin agieren, wäre Sie dann trotzdem eine starke Frauenfigur?
Natürlich nicht!
Das hat also meiner Meinung nach nichts mit "Männern" zu tun sondern eher damit: sind diese Figuren Anhängsel oder wird die Perspektive dieser Figuren Raum gewährt?
Eine Figur kann nur eine starke Figur sein wenn sie eigene Motive hat und diese in der Handlung zumindest vorkommen dürfen.
Was für Motive hat denn Anzu Gotjan gehabt? Eine diffuse Sehnsucht nach dem Weltall und Verständnis für Transmittertechnik.
Für mich ist das ehrlich gesagt zu wenig.
Einzig EINMAL wurden ihren Motiven entsprochen als sie selbst die Entscheidung getroffen hat mit FENERIK mitzugehen und dort gestalten zu können. Aber ich persönlich hatte nicht so das Gefühl als wäre diese Entscheidung aus der Perspektive von Anzu geschildert worden oder diese Entscheidung ergibt sich logisch aus der Handlung davor. Für mich blieb das nicht fassbar, deswegen teile ich die Ansicht sie ist keine "starke Figur" und damit auch keine "starke Frauenfigur".
Soynte Abil hingegen würde ich schon als starke Frauenfigur sehen. Ob es eine Identifikationsfigur ist mit der sich eine Leserin indentifizieren kann steht natürlich auf einem anderen Blatt.
Sichu Dorksteiger hingegen hat an Profil verloren. Das liegt aber meiner Meinung nach nicht an Perry, nicht an der Heirat, nicht am "Mann" sondern an ihrem fehlenden Motiv.
Warum will sie der Menschheit helfen? Weil sie sich Perry verpflichtet fühlt? Was macht das mit der Ehe der beiden?
Was ist jetzt Sichu Dorksteigers Motiv?
Abenteuerlust reicht mir persönlich nicht aus. Warum tut Sichu was sie tut? Eine Figur kann also ihren Nimbus der "starken" Figur genauso verlieren wie sie ihn auch wieder gewinnen kann.
Ein Gucky der ständig von Bully mitgeschleift würde wäre keine starke Figur und das nicht weil Bully ein Mann ist oder weil Bully kein Mausbiber ist. Sondern weil er mitgeschleift wird.
Was ist Guckys Motiv? Die Antwort ist tragisch und tief: seine Einsamkeit. Hinter all den Possen und dem dicken Fell ist ein verletzliches Wesen, mächtig, aber sehr, sehr einsam.
Das ist für mich stark. Daran kann Gucky noch wachsen. Ich möchte wissen wie!
Farye Sepheroa ist eine starke Figur. Sie möchte sich beweisen, zeigen was in ihr steckt, nicht nur um ihrem Großvater zu imponieren sondern.
Ich möchte wissen wie!
Dao ist zurzeit leider überhaupt keine "Figur". Aber: sie macht das was ihrem eigenen Motiv entspricht. Deswegen schätzen wir sie alle als "starke Figur" ein die ihr Ding durchzieht. Wenn es eine Geschichte dazu geben wird: möchte ich wissen wie.
Ist Perry nun eine starke Figur? Wo er doch am Gängelband von Superintelligenzen, Kosmokraten und auch eventuell unter dem Pantoffel von Sichu steht?
Offensichtlich muss eine Figur nicht immer gewinnen oder total von anderen "unabhängig" sein um eine starke Figur zu sein.
Meine Meinung ist eine starke Frauenfigur ist auch möglich wenn sie Abhängigkeiten von anderen hat, ja auch von Männern, solange man ihrer Perspektive genügend Raum gibt.