Eric_Manoli hat geschrieben: ↑26. März 2024, 15:47
Komisch, ich bin mit den ersten 400 Romanen der Serie gewissermaßen aufgewachsen, und hatte zahlreiche Bekannte, die die Serie ebenfalls gelesen haben.
Ich auch! Diese Jugenderinnerung teilen wir. Wir waren ein Kreis von Jugendlichen die über ihre Klasse hinaus verbunden waren durch Perry Rhodan. Das war wie ein Virus und die Deutschlehrer hatten ihre lieben Mühen uns vor diesem "Schund" zu bewahren.
Es gab viele Diskussionen über diese politische Komponente und aus Lehrersicht war "völlig klar" Perry Rhodan ist ein verkappter Faschoführer der die Jugendlichen verführt. (Wir haben trotzdem Hesse, Frisch und Böll gelesen...)
Aber wir sind durch Perry Rhodan und den Kontakt auf die anderen politischen SF Epen gestoßen die es damals schon gab: Dune, Foundation, Ringwelt.
Ja, es gab da diesen Anklang von "alle Menschen werden Brüder",
Das fühlt sich für mich wie ein RIESENmissverständnis an. Galaktisch großes Missverständnis. Politische Darstellung beschränkte sich realistischerweise nicht auf die Utopie sondern die Autoren arbeiteten immer am Konflikt politischer Utopie vs. Anspruch vs. möglicher Realität.
Niemals hatte die politische Dimension der Perry Rhodan Serie meiner Meinung nach den Anspruch politische Utopien als Kochrezepte zu verbreiten. Genau das warf uns die Deutschlehrerin auch vor (und wir haben es nie geschafft sie vom Gegenteil zu überzeugen)
Das ist aber auch gar nicht das interessante an Science Fiction meiner Meinung nach. Doktrin und der strahlende Held der diese Umsetzt?
Da ist ja gar kein wirklicher Konflikt, kein Raum für Wachstum, keine Heldenreise.
Utopischer Anspruch sind oft genug auf die Zwänge des Realismus geprallt. Mitten darin Perry Rhodan, oft mehr getriebener, der aber das langfristige Ziel niemals aus den Augen verloren hat. Perry Rhodan hat furchtbare Dinge getan. Aber er war eben auch nur ein Mensch... der erst lernen musste kosmisch zu denken. Wir können das alle nicht, auch wenn wir uns das wünschen.
Die Serie ist mit sich und dem Anspruch gewachsen... Immer wieder scheitert Perry Rhodan. Auch an den Utopien. Trotzdem gibt er dabei nicht auf.
Leider, leider, leider habe ich das Gefühl dieser Aspekt von Perry Rhodan, seine Vision, hat sehr gelitten in letzter Zeit.
Denn auch das ist wahr: aufgedrängt hat die Serie Perry Rhodan die politische Komponente nie.
Man kann die Szene wie Perry sich die Rangabzeichen entfernt auch als Geste eines Actionhelden lesen. Oder eben die politische Dimension dieser Tat überlegen. Beides funktioniert und das ist genial.
Es war eine sehr westliche Welt, fortgesponnen ins Weltall, und dort war man "umgeben von einer Welt von Feinden", alles autoritäre Regimes,
Politisch hat Perry Rhodan nach Verbündeten gesucht und sie gefunden. Die Swoon, die Halbschläfer, die Barkoniden, die Ferronen. Oder eben differenzierter wie bei Talamon. Oder den Posbis.
Immer sind viele Möglichkeiten durchgegangen worden und es erschreckt mich wie bei derselben Serie die ich gelesen habe jemanden NUR die Raumschlachten, nur die Schwarz/Weiß Handlungsteile in Erinnerung geblieben sind und das andere irgendwie nicht wahrgenommen wurde.
Genauso klingt das für mich. Natürlich hat es die gegeben. Hat es auch in Star Trek gegeben. Die gibt es sogar in Dune und Foundation.
Die Vielfalt unterschiedlicher politischer Formen und unterschiedlicher Wesen macht aber natürlich viel von Perry Rhodan aus. Kaum ein Universum ist mir bekannt welches so bunt, so vielfältig, so vielschichtig ist. Ist ja auch kein Wunder wenn man den Zeitrahmen der Serie und die Fülle der Köpfe die daran schon gearbeitet haben und daran arbeiten berücksichtigt.
Some people are nice some people are nasty. There is always a Baldrick and there is always a Blackadder.