Klassiker - Cantaro

Unvergessene Abenteuer, legendäre Zyklen - nachgelesen und neu diskutiert.
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R.B.
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Re: Klassiker - Cantaro

Beitrag von R.B. »

Zwischenspiel:

Den Merkur hatten sie sich ausgespart, diese heiße felsige Einöde war nicht unbedingt ihr Traumziel. Die Venus war zwar schon interessanter, aber mit einer durchschnittlichen Tagestemperatur von 45 Grad Celsius entschieden zu heiß. Das ist eher was für die Arkoniden, die sich auf Larsaf II sicherlich wohl gefühlt hatten, ging es Lee durch den Kopf. Und der Mars war aus ihrer Sicht ein "falscher" Planet. Zum einen, weil er nicht das Original war. Der hier ist vor einiger Zeit aus einem Paralleluniversum gekommen, weil sein Vorgänger mal mit welcher Katastrophe auch immer verschwunden war und zum zweiten, weil diese Welt durch das Terraforming nichts mehr mit dem Originalzustand zu tun hatte.

Sowohl sie als auch John waren der Meinung, dass man der Natur ihr Recht lassen müsse. Das komplette Verändern einer ganzen Welt gehörte nicht dazu. Also Terra. Die Erde. Der Ursprung.

Ob eigentlich alle humanoiden Bewohner der Milchstraße direkt oder indirekt von der Erde stammen? Sie wusste es nicht. Ihr war lediglich klar, dass jede Menge Menschen oder eben Lemuroide, wie das heutzutage hieß, in der Milchstraße, aber auch in Andromeda oder sonstwo letztlich von hier stammten.

Sie sieht von außen wesentlich schöner aus als zum Beispiel Arkon 1, dachte sie und griff nach Johns Hand. Bewegungslos sahen sie die wunderschöne blaue Welt auf dem Zentralebildschirm näher kommen und es lief ihnen beiden eiskalt den Rücken hinunter.

Lee war völlig fertig. Sie hatte sich zwar zu Hause immer wieder mal gefragt, wie es wohl sein möge, hier zu sein, hatte aber nie damit gerechnet, dass ihr ein Besuch auf Terra tatsächlich einmal ermöglicht würde. Das Schiff sank unter Einschaltung der Antigravtriebwerke langsam hinab und sie konnte einen ersten Blick auf Terrania werfen.

"Sie dir das an", flüsterte John. "Eine Metropole ohne Ende. Und ich hab gedacht, Thamestown wäre eine Großstadt." Lee nickte. Sie war voller Ergriffenheit und nicht in der Lage, etwas zu erwidern. Vor Ort war es Nacht, aber das spielte keine Rolle. Eine Stadt wie diese schlief nicht. Es schien völlig unvorstellbar, dass hier zu irgendeinem Zeitpunkt Ruhe einkehren würde.

"Schaut mal dahin", sagte Gucky und wies auf die linke Seite des Bildschirms. "Das ist euer Ziel."

Sie blickten auf, ja was war das? Ein schwebendes Gebäude, das wie eine gepflückte Blume aussah? Tatsächlich, das Teil war nicht mit dem Boden verbunden.

"Das ist die Solare Residenz", erklärte der Ilt weiter. "Sie ist einer Orchidee nachempfunden. Der Hauptteil des Gebäudes ist in den fünf Blütenblättern am oberen Rand zu finden. Man kann sie von unten, also dem Stiel betreten und dann circa 1.000 Meter in einem offenen Antigravschacht nach oben schweben. Allerdings sollte man keine Höhenangst haben. Der Blick nach unten bleibt frei."

Der Ilt grinste, als John ein wenig grün im Gesicht wurde.

"Na, nicht schwindelfrei? Macht nichts. Papa Gucky ist ja bei dir." Er schwebte nach oben und klopfte seinem Gast gönnerhaft auf die Schulter. "Ihr seid übrigens eingeladen. In der Residenz befindet sich das Restaurant Terranias, das Marco Polo. Dort möchte euch noch jemand kennenlernen."

Lee konnte sich vorstellen, wer das war und ganz langsam wurde ihr ein wenig blümerant zu Mute. Das alles war für zwei Hinterwäldler doch ein wenig viel. Es ist gut, dass man vorher nicht weiß, was passieren wird und was man sich antut. Sonst würde man im Leben viel verpassen.

"Kluges Mädchen!" Gucky nickte ihr gönnerhaft zu. "Nein, ich habe keine Gedanken gelesen. Ich habe nur deine Miene entziffert. Dein Gesicht spricht Bände. Aber zuerst könnt ihr euch ein wenig akklimatisieren. Ins Marco Polo geht es erst in zwei Tagen. Terrania hat noch mehr zu bieten. Fragt im Zweifelsfall Bully. Der kennt mit Sicherheit die besten Kneipen oder er kennt jemand, der einen kennt, der euch rundführen kann. Und nur um deine noch nicht gestellte Frage zu beantworten: Natürlich geht es auch nach London und nach Edinburgh." Dabei nickte er John zu.

"Aber erstmal dürft ihr euch eingewöhnen. Ich lade euch zu einem ordentlichen Frühstück in mein Haus am Goshun-See ein. Danach sehen wir weiter."

Lee war sich nicht sicher, ob sie überhaupt etwas essen konnte.
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R.B.
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Re: Klassiker - Cantaro

Beitrag von R.B. »

So.

Jetzt brauche ist eine Pause. Unsere Freunde sind in Terrania gelandet und müssen sich ein wenig akklimatisieren. Und ich muss mir noch überlegen, wie sie nach Newengland zurück kommen und wie Lee mit ihrer Dokumentation fertig wird, dass ist mir nämlich noch völlig unklar.

Ich denke, ich werde für ein paar Tage das Genre wechseln und mir einen oder zwei schlichte Morde antun. Einen vielleicht in den dunklen Ecken meiner Stadt und einen in Merry Old England. Dabei fällt mir sicher was ein.

Auf jeden Fall kann ich dann überprüfen, ob es sich besser mit einem Kölsch in der Hand oder den bierigen Seltsamkeiten aus englischen Pubs stirbt. Obwohl: Eigentlich stellt sich diese Frage ja nicht...
:devil: :devil: :devil:
Ich wünsche euch und euren Familien schöne Ostertage und bin bald zum Zyklus Finale wieder da!

Maat et also jot un
bess die Daach!
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nanograinger
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Re: Klassiker - Cantaro

Beitrag von nanograinger »

R.B. hat geschrieben: 28. März 2024, 12:43 Jetzt brauche ist eine Pause. ...
Guter Zeitpunkt, wobei das Finale eigentlich erst mit Band 1489 beginnt. 1488 ist nochmal ein Mutanten-Zwischenspiel.

(Fast) nachtäglich noch frohe Ostern.
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R.B.
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Re: Klassiker - Cantaro

Beitrag von R.B. »

Band 1488 - Söhne der Hölle - ist von K. H. Scheer, erschienen am 27. Februar 1990
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Ein erstes Schweben mit einem Gleiter über eine Stadt, die eine verwirrende Vielfalt zeigte. Die weiße Stadt, mehrfach zerstört, ganze Stadtteile entführt, x-mal wieder aufgebaut strahlte etwas für Lee und John unfassbares aus. Macht? ging es der Newenglanderin durch den Kopf. Nein. Selbstbewusstsein. Eine riesengroßes, extremes Selbstbewusstsein. Thamestown ist ein Dorf, stellte sie deprimiert fest.

Reginald Bull, der genau wusste, wie Terrania auf Fremde wirkte, die zum ersten Mal hier waren, knurrte: "Nur keine falsche Bescheidenheit, Leute. Eure Welt hat etwas, was dieses Gebilde hier nur an wenigen Ecken hat: Charme. Urwüchsigkeit und natürliche Schönheit. Da könnt ihr stolz drauf sein. Glaubt mal nicht, dass drei aus unserer Gilde es ansonsten so lange auf Newengland ausgehalten hätten." Sie sah, dass der Rotschopf nachdenklich wurde. "Toio, unsere Kleine und ich, wir hätten uns bei euch mit Sicherheit wohl gefühlt."

Nach der Landung verabschiedete der Terraner sich vorübergehend, weil er, wie er sagte, mal nachsehen müsse, was alles an Zeug in seinem Büro liegengeblieben wäre.

"Das ist auch seit Ewigkeiten gleich", sagte er. "Kram, der keinen interessiert, scheint so wichtig zu sein, dass ich ihn mit meiner Kennung abzeichnen muss. Danach wird das Gedöns archiviert und kommt niemals mehr ans Tageslicht. Pass auf, dass es dir nicht genauso geht!", schloss er seine Bemerkung an, John dabei anblickend. Damit verschwand er.

Gucky zeigte ihnen anschließend die nach seinen Worten "einzig wahre Sehenswürdigkeit Terranias und seiner Umgebung, nein der ganzen Erde. Ach, was sag ich, des ganzen Solsystems!" Zur Überraschung seiner Gäste entpuppte sich das derart Angepriesene als eine größere Menge Gewächshäuser.

"Hier" erklärte der Ilt voller Stolz und wies mit einer Hand in Richtung des Eingangs, "ist meine Möhrenzuchtplantage. Es gibt kaum eine Sorte Mohrrüben, die ihr hier nicht findet."

Er zeigte ihnen die dunkelblauen, fast schon schwarzen Möhren von Ertrus, die nur mit künstlicher Gravitation einwandfrei gediehen. "Natürlich wachsen die Dinger auch mit terranischer Standartgravitation. Dann schmecken sie aber nach labbrigem, alten Gummi. Das hier ist schon was anderes."

Er hielt ihnen eine frisch geerntete dunkle Möhre unter die Nase. Sie roch nach einer faszinierenden Mischung aus diversen Früchten und rotem Pfeffer. "Vorsicht", beschied er seinen Freunden. "Das Zeug ist an 3,4g gewöhnt und wahrscheinlich ein wenig stabiler als euer Gebiss. Weichkochen ist für unsereins notwendig. Dann abkühlen lassen, mit Olivenöl beträufeln und die Welt vergessen." Er besorgte eine Kostprobe, Lee und John waren begeistert.

Er zeigte ihnen grasgrüne Möhren, die wie Spargel schmeckten und laut Gucky von einer Welt stammten, die noch hinterwäldlerischer sei als Newengland; danach weiße Möhren, die mit roten Schlieren durchzogen waren und von Plophos kamen nebst hellblauen von Olymp, mit dunkelblauen Streifen darauf und darin. Lee wusste später nicht mehr, was sie alles gesehen hatten.

"Was ist denn deine Lieblingsmöhre?", fragte John.

"Ich muss leider zu meiner Schande gestehen, dass ich die noch nicht gefunden habe. Sie fehlt mir noch. Ihr wisst, wie ich meinen Möhrensaft am Liebsten trinke?"

"Natürlich. Dreiviertel Möhren, ein viertel frisch gepresster Blutorangensaft und ein Schuss Maracuja", sagte Lee.

"Genau. Das habe ich noch nicht geschafft. Irgendwas fehlt da noch."

Lee wusste jetzt, was sie in ihrer Freizeit zu tun hätte. Sie würde Gucky ideale Möhre züchten. Was sie zu diesem Zeitpunkt noch nicht ahnte, war, dass das Wort Freizeit für sie in Bälde ein Fremdwort werden würde.

"Was passiert eigentlich mit deinen Zuchtgemüse?" wollte sie wissen.

"Oh", antwortete der Ilt, "das wird als Guckys Meister-Möhren zu einem großen Teil für viel Geld an Spezialitätenrestaurants verkauft. Die Preise habe ich derart hoch gesetzt, dass sich nach dem Absatz eines Viertels der Ernte die Fixkosten drin habe. Homer hatte mir seinerzeit dazu mal was erklärt und es funktioniert tatsächlich. Das Meiste geht an finanziell nicht so gut gestellte Personen, an Kinder die halbe Zeit sogar umsonst. Ihr müsstet mal sehen, was hier los ist, wenn eine Horde Siebenjährige zu Besuch ist."

Er grinste.

"Einmal hatte eine Lehrerin nicht auf mich gehört und in eine ertrusische Möhre herzhaft reingebissen. Danach hatte sie einen Schneidezahn weniger. Die Kinder lachten sich kaputt, anscheinend war die Dame nicht sonderlich beliebt gewesen. Und der liebe Gucky hat das sofort zum Anlass genommen, den Kindern zu erklären, dass man auf Fachleute besser hören sollte."

"Gegen Ende der Erntezeit bleiben aber immer einige Überschüsse übrig", fuhr Gucky fort. "Das Geld geht an eine gemeinnützige Tierschutzorganisation, die auf besiedelten Welten große Rückzugsräume für die einheimische Tier- und Pflanzenwelt schafft. Terra war vor Urzeiten auf dem besten Wege gewesen, die genetische Vielfalt ihres Planeten unwiederbringlich zu zerstören. Das darf nirgendwo mehr passieren."

Sie setzen sich zu einer Pause in eine Ecke, dann wurde der Kleine nachdenklich. "Vielleicht ist es ganz gut, dass Bully nicht dabei ist", meinte er. "In der nächsten Folge unserer Geschichte gebe ich nicht das allerbeste Bild ab."

"Wir waren mit Homer auf dessen QUEEN LIBERTY in Richtung Mycon unterwegs. Dort wurden die bedauernswerten Züchtungen gesammelt, die unter dem Namen Genmüll bekannt waren."
Spoiler:
Gucky erzählt die Geschichte der Söhne der Hölle:

Sie waren die Klons aus den Reihen der Octos und im Weltall auf Trainingsfahrt unterwegs. Die ANUBIS flog alle 37 aus dieser Reihe nach Mycon, um festzustellen, wieweit deren Para Fähigkeiten gediehen waren.

Peeroush, der neue Cantaro Stratege, betrachtete eine punktgenaue Ausbildung und das Training der Octos als extrem wichtig. Hochqualifizierte Wissenschaftler hatten ihnen gezielt die Psi-Gaben Zwangshypnose und Suggestion angedeihen lassen, aber die Zuchtergebnisse waren in der Anwendung ihrer übernatürlichen Kräfte noch unerfahren. Die Siebenhunderter, wie sie auch genannt wurden, waren aus der gleichen Ei-Konstruktion hervor gegangen. Nach vielen Fehlschlägen hatte ihre Genstruktur endlich die erwünschten Werte ausgewiesen und so hochwertige Invitro-Klone hervorgebracht. Normalerweise hätte man sie Mutanten genannt.

Das alles bedeutete aber nicht, dass ein Cantaro wie Peeroush diese Wesen als vollwertige Existenzen betrachtet hätte. Weit gefehlt. Sie waren aus seiner Sicht Werkzeuge, mehr nicht. Okay, sie waren mehr wert als der Genmüll, der auf dem Wege zu den Báalol 700 produziert worden war. Von diesen absolut bedauernswerten Produkten waren auch jede Menge an Bord des Schiffes. Sie waren Trainingsmaterial für die richtigen Klone. Man plante, im Kollektiv zu üben, um die Minderwertigen gemeinsam zum Wahnsinn zu treiben und ihre Zellstruktur explodieren zu lassen.

Das Ziel war natürlich, dass man nach dieser gemeinsamen "Arbeit der Zerstrahlung Unnützer" derartiges irgendwann mal alleine hinkriegte.

Entschuldigt bitte. Ich muss mich wieder beruhigen. Auch nach all dieser Zeit fällt es immer noch schwer, mir den Jargon dieser Verbrecher anzueignen. Unnütze. Wer zum Teufel ist in der Lage, Leben zu sortieren? Diese Anmaßung, andere unnütz zu nennen. Okay. Dreimal tief Luft holen, bis zwanzig zählen und weiter geht's.

Der Verehrungswürdige, so nannten die 700er Peeroush, hatte ihnen eine große, mit allem Komfort ausgestattete Gemeinschaftskabine zugewiesen, sozusagen als Zeichen seines Wohlwollens. Die missratenen Retortenwesen hausten zusammengepfercht in den Laderäumen des Transporters. Die Zustände müssen chaotisch gewesen sein. Zum Beispiel griff niemand ein, wenn sie sich bei der Essensausgabe gegenseitig umbrachten. Die stärksten und fähigsten Invitros beanspruchten nach kurzer Zeit alle Rechte für sich. Sinn und Zweck dieser Übung war es, herauszufinden, welche Wesen noch einigermaßen verwertbar waren. Schließlich sollte eine mit übersinnlichen Psigaben ausgerüstete Spezialarmee aufgebaut werden.

An deren Spitze sollten die 700er agieren. Bis dahin hatten sie noch viel zu lernen.

Eine dieser Lerneinheiten bestand nun darin, dass der Genmüll die 700er angreifen sollte, damit diese lernten, sich zu verteidigen und ihre Kräfte auszubauen. Natürlich klappte das. In letzter Konsequenz hatte es dazu geführt, dass mehr als dreihundert Bionten von einer Flut von Wahnsinnsimpulsen erfasst wurden und anschließend über die anderen Bios herfielen. Im Kollektiv wurden die wahnsinnig gewordenen Opfer vernichtet.

Für euch und mich wäre das furchtbar gewesen, für Peeroush war es lediglich ein positives Testergebnis. Über dessen Begleiterscheinungen lohnte es sich nicht nachzudenken. Die überlebende Fracht wurde nach der Landung auf Mycon abgesetzt, an Bord wurden danach die Überreste der ermordeten Geschöpfe desintegriert.

Jetzt kommen wir ins Spiel. Denn wir wussten von Tetch Wossonow, einer WIDDER auf Mycon, dass mit Ager Catomen einer der Herren der Straßen in Kürze vor Ort erwartet wurde. Wir gingen davon aus, dass es von diesen Herren nicht allzu viele gab - sonst wäre uns schon längst mal einer über den Weg gelaufen. Also wäre der Tod von einem dieser Gentlemen mit Sicherheit ein ziemlicher Schlag gegen die Herrscher der Milchstraße und somit galt es, dieser Besucher zu töten.

An Bord der QUEEN LIBERTY eröffnete uns ein äußerst nervöser Homer G. Adams, dass die Anwendung von Psi - Kräften durch das Einsatzteam zu unterlassen sei. Er wies doch tatsächlich auf das Nichtgebrauchsgebot hin. Nun, das Einsatzteam, das waren Ras Tschubai, Fellmer Lloyd und ich. Also drei gestandene und in Einsätzen erfahrene Leute. Ein Fehler, und ich würde als Fremder erkannt, maßregelte man mich. Wir durften nicht teleportieren, nichts. Wozu wir drei dann überhaupt in den Einsatz gehen sollten, erschloss sich keinem von uns.

Der Bote sei über unsere Ankunft informiert. Nun, ich war schon seit ehedem der Meinung, dass ein Gucky ohne Psikräfte zu nicht sehr viel nütze ist. Ich bin nicht sonderlich stark. Beweglichkeit oder Schnelligkeit? Vergiss es. Also wäre ich wohl besser zurück an Bord geblieben, um im Falle eines Falle als Retter in der Not aufzutauchen.

Letztlich waren wir Köder, mehr nicht. Wir sollten dazu dienen, erfuhren wir endlich, die Aufmerksamkeit von Wossonow abzulenken. Natürlich rechnete Peeroush mit einem Angriff der WIDDER beim Erscheinen Ager Catomens. Man würde sich mit uns beschäftigen und der WIDDER würde in der Zwischenzeit Catomen ausschalten.

Wisst ihr, ich bin als Ilt sicherlich ein Unikum und zwangsläufig ein Einzelexemplar. Ich bin klein und sehe in den Augen vieler Wesen aus wie ein Tier. Und manch einer hat es bereut, mich nicht für voll zu nehmen. Aber ich komme nicht damit klar, wenn mich jemand nicht gleichwertig behandelt. Und das fing damit an, dass dieser Wossonow mich andauernd mit Bepelzter anredete. So richtig von oben herab. Und ich durfte mich nicht wehren. Wäre Bully mit dabei gewesen, hätte es umgehend Kasalla mit Anlauf gegeben.

Als Ras mir dann auch noch sagte, ich solle keinen Blödsinn machen, war es vorbei. Dann Wossonow, der sich für das Maß aller Dinge hielt. Ras bezeichnete ihn damals als eine Mischung zwischen Atlan und Tekener, eben ein alles riskierender Supermann. Er eröffnete mir zum Beispiel, dass die Zeiten, als raumfahrende Völker von ultrahyperhochfrequenten Emissionen noch keine Ahnung hatten, endgültig vorbei wären. Er könne mit seinen Spezialsensoren eine beginnende Psi-Aktivität schneller orten, als ich sie umsetzen könne.

Den Beweis blieb er mir allerdings schuldig. Ich weiß nicht, was mich dazu brachte. Vielleicht war es die hochnäsige Behandlung, vielleicht fühlte ich mich nutzlos, vielleicht war es die Ausstrahlung der 700er und der anderen Bionten. Wahrscheinlich brachte mich eine ungesunde Mischung aus allem dazu. Ich versuchte, in das Bewusstsein eines 700er Klons einzudringen.

Was natürlich misslang. Und der Angriff auf Ager Catomen ging selbstverständlich auch schief. Immerhin schafften wir es zurück auf die QUEEN LIBERTY, wo ich mir anschließend ein paar abholen durfte.

Aber wenn nochmal einer Bepelzter zu mir sagt, hat der es hinter sich. Nach all der Zeit noch.

Wir kehrten ins Heleios System zurück und erfuhren von dem Haluter Tenquo Dharab, dass zehntausend Fragmentraumer der Posbis mitsamt des Zentralplasmas und zweitausend Schiffen der Haluter in Kürze eintreffen würde.
"Peeroush, erfuhren wir später, wurde von Catomen zum Mitglied des Supremkommandos ernannt und erhielt den Auftrag, die Esper Armee zusammenzustellen."

"War mir doch klar, dass ich euch hier finde. Nach so einer Geschichte sitzt man lieber hier und isst Guckys Monster-Möhren, was?" fragte eine bekannte Stimme aus dem Hintergrund. Bully sah den Ilt an und fragte: "Das war dieser verquaste Einsatz, oder?"

Der Ilt nickte. "Ich komme mit allem klar. Ich begreife, dass ich mich dann und wann wie auch immer zurück halten muss. Ich bin Einzelkämpfer im Einsatz oder Teamplayer. Ich bin Chef im Ring oder auch nicht. Zur Not spiele ich auch Flottenkommandeur. Ich komme nicht damit klar, wenn mich jemand nicht für voll nimmt."

Reginald Bull nickte. "Ja", sagte er. "Das kann ich nachvollziehen."
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Was mach ich denn jetzt mit diesem Roman? Und welcher Supermann - Teufel hat KHS da schon wieder geritten?

Aber der Reihe nach.

Der Roman fängt gut bis sehr gut an. KHS beschreibt die 700er Klons und die Zustände an Bord der ANUBIS und das auf eine stellenweise ziemlich heftige Art. Stichworte wie unnützes Leben erinnern die Leserschaft furchtbarste und dunkelste Zeiten in Europa und erläutert so erneut, welcher in letzter Konsequenz widerliche Verein die Milchstraße beherrscht. Es wird nachhaltig klar, warum die weg müssen. Es gruselt einen an manchen Passagen und man zieht seinen imaginären Hut vor dem Autor.

Leider ist das auf Seite 24 beendet. Vorher war ein Schwenk von der ANUBIS zur QUEEN LIBERTY, wo Ras Tschubai und Gucky sich über ZA's und Aktivatorenkoller unterhalten. Das war noch in Ordnung. Dann lässt Homer G. Adams den großen Macker raushängen und weist Gucky auf das Nichtgebrauchsgebot hin. Er meint damit Psi - Kräfte.

Nebenbei erfahren wir zwar, warum HGA sich nicht operieren lässt: In seinem Rückgrat liegen einige absonderlich gestaltete Nervenbahnen. Er befürchtet, bei einer Korrektur sein fotografisches Gedächtnis zu verlieren. Gut. Endlich wissen wir das mal.

Homer redet mit den alten Kämpen, als hätten sie sie nicht mehr alle. Natürlich hat er sich in den 695 Jahren ohne Rhodan und Co verändert und vielleicht auch einen anderen Ton angewöhnt, aber das hier war absolut nicht meins.

Und dann Tetch Wossonow. Der scheer'sche Superheld der Woche. KHS kann es einfach nicht lassen, immer wieder solche Typen in seine Romane einzubauen. Die Art, wie er mit seinem Einsatzkameraden Gucky redet, ist einfach hammerhart. Bepelzter. Was soll das? In einem extrem wichtigen Einsatz lässt diese Figur den großen Macker raushängen. Mit Namen spricht er den Ilt nicht an. Immer nur von oben runter. Wie gesagt, im Einsatz. Und Gucky kreischt laut auf, als an einer Stelle Wasser kurz über seine Stiefel schwappt.

Nein, der zweite Teil war nix für mich, selbst wenn zwischendurch der erste immer wieder durchkommt. Scheer konnte mir nicht klar machen, wieso jemand mit einer Erfahrung wie Gucky derart daneben ist, dass er augenscheinlich nicht von der Wichtigkeit eines Ager Catomen überzeugt ist. Es soll wegen mir durchaus so sein, dass Wossonow Gucky über ist. Schon allein wegen der wesentlich besseren Ortskenntnis. Keine Frage.

Aber so? Ein Band, dem ich zu Beginn die Höchstnote verpassen wollte, käme bei einer Bewertung so grade noch auf eine vier minus. So grade noch.
:gruebel:
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R.B.
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Re: Klassiker - Cantaro

Beitrag von R.B. »

Band 1489 - Offensive der Widder - ist von Arndt Ellmer, erschienen am 6. März 1990
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Der Rest des Tages gehörte der terranischen Hauptstadt. Der Gobi-Park mit dem Stardust Memorial. Die uralte Rakete stand restauriert und konserviert auf einem Marmorfelsen, weithin sichtbar. Lee und John bewunderten einmal mehr den Mut der vier Männer, die vor Urzeiten den Weg zum Mond gefunden hatten. Ein paar Schritte weiter waren in der Dolan Gedenkstätte die Namen von mehr als zwei Milliarden Menschen eingraviert, die im Kampf gegen Zweitkonditionierten den Tod fanden.

Sie besuchten den Crest Memorial Park, den Platz der Mongolischen Kaiser und sprachen auf dem Platz der Hundertsonnenwelt mit einigen Posbis. Sie sahen so viel, dass sie es nicht sortiert bekamen. Und so ganz langsam schwante Lee, die stets und ständig Aufzeichnungsgerät laufen ließ, dass mit der Erstellung der Dokumentation eine Menge Arbeit auf sie wartete. Zumindest, wenn man es so machen wollte, wie Tarota es vorgeschlagen hatte. Schade, dass sie nicht dabei ist, ging es Lee durch den Kopf. Sie hätte als Historikerin sicherlich eine eigene Meinung zu so manchem gehabt.

Grade, als ihnen der Kopf so sehr schwirrte, dass sie nicht mehr weiter wollten, winkte Gucky einem seltsamen vierrädrigem hölzernen Fahrzeug weiter hinten. Das ist eine Pferdekutsche, dachte Lee und sah, wie zwei Tiere die Kutsche in ihre Richtung zogen. Gucky kletterte auf die erste Stufe und öffnete die Tür. Dann sprang er zurück auf den weg und wies mit ausgestreckter rechter Hand in Richtung des offenen Fahrzeuges.

"Darf ich die Dame und die Herren bitten, in dieses mein ureigenes bescheidenes Gefährt einzusteigen?"

"Ich wusste noch gar nicht, dass du Raumschiffe gegen Pferdekutschen eingetauscht hast", brummte Bull. "Das Ding soll dir gehören? Mach mal die Augen zu. Was du dann siehst, gehört dir. Sonst nix."

Die Drei nahmen im Inneren Platz, Gucky setzte sich nach oben neben den Kutscher und dirigierte ihn in Richtung Osten. Und absolut passend zu ihrem Gefährt hielten sie vor einem Restaurant mit dem Namen "Ye Ould Scottish Carriage Inn". Sie stiegen aus, betraten das Lokal und kamen sich vor wie in einem Museum. Die Wände waren mit so gut wie allem, was mit Pferden, Kutschen oder Schotten zu tun hatte, geschmückt. Im Hintergrund spielte eine Live-Band von Dudelsäcken dominierte Musik.

John Talbot beschloss auf der Stelle, bei einem Wahlsieg die Musik seiner Vorfahren spielen zu lassen. Und dann würde die Post abgehen. Auf ganz Newengland. Und Leuten wie Billy würden die Augen aufgehen.

"Morgen geht es in eure Heimat", erklärte Gucky. "Ab in Richtung London. Die haben nämlich einen großen Feiertag, lasst euch mal überraschen. Die Solaren Residenz kommt später. Die läuft nicht weg", beendete er seine Erläuterung und zwinkerte den Zweien zu.

Nach einem hervorragenden Dinner lehnten sie sich zurück. Reginald Bull blickte in die Runde und begann die nächste Erzählung.

"So ganz langsam aber sicher wurde wir optimistischer. Allen Problemen zum Trotz hatten wir es geschafft, die Posbis, die Haluter und vor allem das Zentralplasma in Richtung Milchstraße zu bewegen."
Spoiler:
Reginald Bull erzählt die Geschichte von der Offensive der Widder:

Es galt, alles für den Empfang von 10.000 Fragmentraumern inklusive des Zentralplasmas und 2.000 Schiffen der Haluter vorzubereiten. Das Unternehmen Seifenblase sollte pünktlich anlaufen und dazu mussten alle diese Schiffe ohne Pulswandler durch den Chronopulswall gebracht werden.

Konkrete Forschungen und Pläne dazu liefen schon seit einiger Zeit in der inzwischen wieder hergestellten BASIS. Federführend war unser damaliges Synergistikerpärchen Enza Mansoor und Notkus Kantor. Die beiden waren zwar ein Paar, stritten aber regelmäßig wie die Kesselflicker, insbesondere, wenn es sich um wissenschaftliche Details handelte. Ihre Aufgabe war es, zusammen mit der Hamiller-Tube einen Paratron-Transformator zu bauen. Mit dieser Hybridwaffe aus Transformkanone und Paratronkonverter konnte man einen Zielkörper in den Hyperraum versetzen, ohne dass dieser Möglichkeit einer Rückkehr hatte. Damit planten wir, einen destabilisierenden Angriff auf den Energieschirm, der das Solsystem umspannte, durchzuführen.

Zeitgleich sollte mit Hilfe der Nakken und des Zentralplasmas das Kontrollfunknetz unserer Gegner angegriffen und so außer Betrieb gesetzt werden. Der Todesimpuls für die Cantaro konnte so nicht mehr ausgeschickt werden. In weiterer Folge wollten wir auf die Cantaro zugehen, sie zur Zusammenarbeit mit uns bewegen um ihnen den Ortonator heraus zu operieren.

Eine Zwei Fronten - Angriff sozusagen.

Das klappte aber nicht von "außerhalb", das Zentralplasma musste zwingend innerhalb des Chronopulswalls arbeiten. Um die Schiffe aber alle "hinein" zu kriegen, wiederum mussten etliche Generatorstationen vernichtet werden. Wir wollten an fünf Stellen angreifen, um Verwirrung zu stiften und die Cantaro - Flotten zu binden. Damit sollte von der eigentlichen Durchbruchstelle am Perseus-Black-Hole abgelenkt werden.

Das das alles nicht so einfach war, könnt ihr euch denken. Letztlich funktionierte es mit Hilfe des zu uns übergelaufenen Cantaro Khebikto, der als Oberst getarnt diverse Stationsbesatzungen dazu bewegen konnte, die Energieschirme auszuschalten. Um die war es dann geschehen.

Wir schafften es. Trotz Gegenwehr und der Báalol-700-Klone, mit denen Gucky noch Bekanntschaft machen durfte. Der Clou der Geschichte war nämlich, dass wir alles so gesteuert hatten, dass unsere Gegner zu dem Ergebnis kommen sollten, wir würden uns auf den Sektor Wild Man konzentrieren. Der hatte nämlich ein paar Schwachstellen. Die Herren der Straßen fielen also planmäßig nicht auf unsere vermeintlichen Ablenkungsmanöver rein, sondern schickten ihre Schiffe nach Wild Man. Da war aber niemand von uns. Der Durchbruch fand woanders statt.

Ja, wir hatten Opfer zu beklagen. Aber wir konnten davon ausgehen, dass die Flotte den Wall durchquert hatte. Die Operation Seifenblase wurde beendet und wir flogen nach Heleios zurück.

Bis auf eine Person. Perry. Der saß in seiner Kabine und befasste sich mit dem, was da noch kommen sollte. Natürlich war das zum Einen der Kampf gegen die Herren der Straßen, die die ganze Milchstraße unterjocht hatten und mit den Cantaro spielen konnten, wie sie wollten. Die andere Sache betraf nur ihn allein. Monos.

Er hatte eine Nachricht des Nakken Ayshupon erhalten. Der hatte die Möglichkeit, ihn mittels seiner CUEGGEL ins Solsystem zu bringen. Mitten in die Zentrale des Feindes. Er dachte an seine Tochter Eirene mit ihren zwei Halbbrüdern. Mit dem einen, Mike, hatte sie den Vater gemeinsam. Mit dem anderen, Monos, die Mutter. Das war die Tragik in den Beziehungen der Familienmitglieder und ich kann Perrys Gedanken nachvollziehen. Bei diesem Gedanken war er mehr denn je dazu entschlossen, so schnell wie möglich die Konfrontation mit diesem Gegner zu suchen. Denn kommen würde die sowieso und wer auch immer Monos war: Er hatte Perry Rhodan als seinen Intimfeind bezeichnet.

Also machte er sich mit einer Space-Jet auf den Weg in Richtung CUEGGEL. Sechs Stunden später erfuhren wir davon. Die Jet fanden wir. Perry nicht.
"Dann geht's ja langsam zu den oberen Zehntausend", sagte John nach kurzem Nachdenken. "Da hatten wir doch schon welche. Ager Catomen zum Beispiel. Dabei fällt mir noch ein Name ein. Was ist eigentlich aus eurem Kumpan Pedrass Foch geworden? Von dem war auf einmal keine Rede mehr."

Gucky sah ihn schelmisch grinsend an. "Der ist verschollen. Der Cantaro Darshool hatte ihn damals mitgenommen und seitdem ist er weg."

"Also mutmaße ich mal, dass Foch auch einer von Catomens Sorte ist und der euch beziehungsweise die Freihändler nur gelinkt hatte." Lee gab ihre Meinung zu diesem Thema zum Besten, kam aber nicht weit.

"Ich hab dir schon mal gesagt, dass du viel zu neugierig bist", beschied ihr der Ilt. " Du darfst alles essen, aber nicht alles wissen."

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Ein Roman fast schon Ewers 'scher Prägung. Dauernde Themenwechsel. BASIS, Rhodan, die drei Kleinen, Bull, Atlan, Posbis, Mattenwillys, Haluter. Alles dabei. Nur, dass die ganze Chose bei AE etwas sortierter ist. Trotzdem sollte man diesen Band am Stück lesen, sonst kriegt man die Zusammenhänge nicht mehr auf die Reihe.

Es geht aber nicht quer durch das ganze Perryversum, sondern Arndt bleibt bei der Sache. Den nöteligen Hamiller muss man überzeugen, dass seine BASIS für anstehende finale Angriffe zu unbeweglich ist und am Schluss die Überraschung: Rhodan verschwindet in Richtung Solsystem. Oder ist das zum Anfang des letzten Zehntels des Zyklus gar keine Überraschung?

Lassen wir uns überraschen!
:fg:
Wie so häufig sind zehn Bände vor Toresschluss noch viele Themen offen. Wie ist das denn nun mit den Herren der Straßen, die ja augenscheinlich wie Terraner aussehen? Sind das nur einige wenige, die sich als Diktatoren aufspielen? Klappt das mit den Cantaro und geht das mit dem Zentralplasma gut? Was ist überhaupt mit Gesil? Von der haben wir nun auch schon einige Zeit nicht mehr gehört. Wer hat die Zellaktivatoren geklaut? Darshool, Pedrass Foch. Das hinter einem Schirm versteckte Solsystem. Und: Monos. Der Teufel in Terra Hallen. Immer noch Stoff für einen halben Zyklus. Es wird Zeit.

AE's Band war kein Überflieger, aber auch nicht schlecht. Als Note gäbe es eine drei.
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Re: Klassiker - Cantaro

Beitrag von R.B. »

Band 1490 - Endstation Sol - ist von Ernst Vlcek, erschienen am 13. März 1990
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"Du meine Güte, was ist das denn?" wunderte sich Lee angesichts der Menschenmassen, die sich in London rechts und links der königlichen Straße "The Mall" angesammelt hatten.

Drei Tage Terrania lagen hinter ihnen, jetzt war die Heimat ihrer Vorfahren an der Reihe. London kannte in Newengland natürlich jedes Kind. Zumindest auf dem Plan im Rechner. City of Westminster, City of London, Tower of London und der Dinge mehr waren feststehende Begriffe. Ebenso wie das Stück London Calling, ihre heimliche Hymne. Reginald hatte ihnen erklärt, dass die Stadt seinerzeit, nach dem Angriff der Bestien, eine riesige Ruine gewesen war. Das Einzige, das seltsamerweise nach dem Krieg noch stand, war der Elizabeth Tower mit Big Ben. Alles andere war zerstört, aber man hatte es originalgetreu wieder aufgebaut. Samt The Mall, dem Victoria Memorial und natürlich Buckingham Palace.

Und genau auf dieser Mall stand jetzt alles voller Menschen, die den uralten Union Jack, die britische Flagge, schwenkten. Sie sahen auch Leute, die entsprechende Kleidung trugen oder sich das Ding ins Gesicht oder auf den Rücken gemalt hatten.

Bully grinste. "Da oben", begann er, "ist ständig ein Platz für fünf bis sechs Regierungsmitglieder frei, damit sie sich ihre Schande immer wieder ansehen können. Kannst du uns dahin bringen, Kleiner?" Gucky nickte. Er schaffte es mit einem Sprung und umgehend fanden sich der Ilt, Reginald, Lee und John auf einer Art Tribüne mit bestem Ausblick auf die Geschehnisse wieder.

"Damals, zur Zeiten der Dritten Macht", erklärte Bull, "wuchs die Menschheit langsam aber sicher zusammen. Angesichts der kommenden Gefahren war das die einzig richtige Entscheidung. Nun, alle hatten einer Weltregierung zugestimmt. Alle? Fast alle. Ein kleines Volk von Insulanern handelte Sonderrechte heraus. Im Wesentlichen bestanden die daraus, dass terranische Gesetze hier nur gelten würden, wenn sie von Königin oder König unterzeichnet wurden. Naja, wir dachten damals, dass könne ja so schlimm nicht werden und waren einverstanden. Die Zustimmung des jeweiligen Souveräns war über die Jahrhunderte hinweg immer nur Formsache. Bis auf eins. Sie weigerten sich standhaft, auf die metrischen Systeme umzusteigen. Und so gab es hier auf dieser ulkigen Insel eben keine Meter, Kilometer oder Liter, sondern weiterhin Yards, Meilen und Pints."

"Ja, und wo liegt da denn das Problem?" wunderte sich Lee, die von Newengland her nichts anderes kannte.

"Da hab ich doch glatt vergessen, dass ihr ja auch Engländer seid. Junge Frau, überall da, wo terranischer Einfluss vorherrscht, gilt das metrische System. Nur hier und auf eurem Hinterwäldler - Planeten nicht. Habt ihr Angst, modern zu werden?"

Bull sah, dass seine Freundin tief Luft holte und befürchtete einen längeren Vortrag, wohl nicht zu unrecht. Daher redete er schnell weiter, bevor Lee anfangen konnte.

"Das ging so weiter, bis die Administration in Terrania auf die Beschwerde einiger Plophos - Touristen reagierte. Irgendwer hatte etwas nicht auf die Reihe gekriegt und war sturzbetrunken aus einer Kneipe gekommen. Da kam im Jahre 3243 a.Z. endlich die verbindliche Anweisung, Pints und Co fallen zu lassen und auf vernünftige Maße wie Liter umzustellen. Aber da hatte man die Rechnung ohne die Wirte beziehungsweise deren Gäste gemacht. Irgendwer holte die originale Vereinbarung aus einem Archiv und legte diesen Uralt-Vertrag samt der neuen Gesetzesänderung dem damaligen König zu Unterschrift vor vor."

Lee war begeistert. "Und der hat sich natürlich geweigert, das Gesetz zu unterschreiben und so ist es beim Alten geblieben. Hier gefällt es mir auf jeden Fall besser als in Terrania. Und was passiert da unten grade?"

Sie sahen in lindgrüne Flottenuniformen gekleidete Frauen und Männer mit festen Blicken die Mall hinunter in Richtung Buckingham Palace gehen. Vor sich her trugen sie eine Art Kissen aus rotem Samt, auf dem einige Blätter Papier lagen. Begleitet wurden sie von Soldaten der Grenadier Guards, die ihrer typischen Kleidung mit schwarzer Hose, roter Jacke und schwarzer Pelzmütze mit grimmigen Gesichtern neben- und hinterher gingen und sie nicht aus den Augen ließen.

Sie mussten vor dem verschlossen Tor der Umzäunung des Palastes stehenbleiben und riefen laut irgendetwas unverständliches.

"Sie begehren Einlass", flüsterte Gucky seinen Freunden zu. "Das Tor bleibt aber noch eine Weile zu."

Die Rufe gingen weiter und plötzlich bemerkte man, dass sich im Inneren der Umzäunung etwas tat. Auch dort standen Männer der Guards, hin und her gehend, immer wieder aufstampfend und alles wieder von vorn. Dann öffnete sich eine Tür zum Innenhof und heraus trat eine Dame, in edelster Kleidung steckend. Auf dem aufrecht gehaltenen Kopf trug sie eine Krone.

Die Edwardskrone, ging es Lee durch den Kopf und sie vergewisserte sich zum wiederholten Mal, dass ihr Aufzeichnungsgerät einwandfrei lief. Das muss ich CCXXXVII zeigen, falls irgendwann bei uns mal einer auf eine ähnliche Idee kommt. Der beißt dann auch auf Granit.

Lee stellte fest, dass die Krone bei genauerem Hinsehen ein wenig über dem Kopf der wohlgekleideten Dame schwebte. Man hatte einige Mini-Antigravs eingebaut, das Ding wäre wohl sonst ein wenig schwer.

"Das ist ihre Hoheit, Königin Ystra III. Die lässt gleich das Tor öffnen und fragt nach dem Begehr der Ankömmlinge", erläuterte Bull.

So geschah es. Der erste Mann aus der Reihe der Lindgrünträger ließ das Kissen mit den Papieren darauf nach vorne bringen und legte es mit herrischer Geste auf einem Tisch vor der Königin ab. Er zeigte darauf und rief etwas, was wieder niemand verstehen konnte. Ihre königliche Hoheit Ystra III nahm die Blätter auf, las sie augenscheinlich durch und zerriss sie kurz darauf vor den Augen des Grünlings in kleine Stücke. Dann drehte sie sich herum und verschwand unter lautem Jubel der anwesenden Menschen wieder in ihrem Palast.

Unmittelbar danach verzogen sich sämtliche Zuschauer und kurz drauf war alles leer.

"Was war das denn jetzt?" wollte ein sichtlich verwirrter John Talbot wissen.

"Das, mein Lieber", erklärte Bully, "wird seit dem Jahr 3243, also dem Jahr der Ersten Weigerung, alle zwölf Monate wiederholt. Auf die gleiche Art und Weise. König oder Königin unterschreiben das Ding nicht und so wird es wohl auf ewig bei den alten seltsamen Maßen und Gewichten bleiben. Seit dem Jahr 3250 ist dieser Tag als "Miles & Pint - Day" ein gesetzlicher Feiertag, den man traditionell mit einer Familienfeier begeht. Dabei werden Getränke aus Gläsern in Pint oder Halfpint Größe genossen und man schwört dem Königshaus ewige Treue. Und alle feiern mit, von ganz klein bis uralt."

Lee fühlte sich wie zu Hause und hatte auf einmal ebenfalls das Bedürfnis, wo auch immer zu feiern.

"Ich glaube", sagte Reginald Bull, "da hab ich was für euch."

Er blickte Gucky an. Der nickte und nahm sie mit. Sie materialisierten in einem typisch englischen Pub, der dem Billys in nichts nachstand. Lee sah sich noch fasziniert um, als John sie leicht am rechten Unterarm berührte und ihre Blicke in die linke hintere Ecke lenkte.

"Überraschung!", flüsterte Gucky.

Lee wurde auf der Stelle flau im Magen. Ruhig bleiben, Lee, ganz ruhig bleiben. sagte sie sich in Gedanken, als sie den sich soeben erhebenden Mann sah. Dunkelblond, schlank, fast schon hager und graublaue Augen. Augen, in denen man sich verlieren kann, dachte sie und musste sich zwingen, einen Fuß vor den anderen zu setzen. Ihre rechte Hand hatte Johns linke ergriffen und sie drückte fest zu. Pass auf, dass ich nicht umfalle, flüsterte sie leise.

"Komm, Mädel, wer Atlan überlebt har, übersteht den hier auch", sagte Gucky und watschelte voran. "Darf ich vorstellen?" fragte er, zunächst auf die Besucher zeigend. "Das sind Lee Barringham, Entschuldigung, Dr. Lee Barringham und John Talbot von Newengland und der hier", er wies in die andere Richtung, "ist Perry Rhodan."

"Es freut mich, euch kennenzulernen, nachdem ich schon so manches von euch gehört habe," begrüßte der Terraner seine Gäste.

"Ich hoffe, nur Gutes", nahm John den Faden auf, blickte ein wenig misstrauisch auf Gucky und gab Perry Rhodan die Hand.

"Wenn er Unsinn geredet hat, kraule ich ihn nicht mehr", ergänzte Lee und schloss sich John an.

Rhodan lachte leise. "Das wäre die ultimative Bestrafung für unseren Retter aller Universen. Aber ich kann euch beruhigen. Ich weiß in groben Zügen, wer ihr seid und wo ihr herkommt. Detailliertes wurde mir nicht mitgeteilt."

Sie setzten sich zusammen, beschnupperten sich ein wenig. Dann erzählten Lee und John, was sie bewegte und wie sie auf die Erde gekommen waren.

"Da habt ihr euch einiges vorgenommen. John, ich kann dir im Falle eines Wahlsieges zusichern, dass man seitens der LFG mit aller notwendigen Vorsicht auf euch zukommen wird. Es passiert definitiv nichts gegen eure Zustimmung. Und dir, Lee, dürfte klar sein, dass du eine ziemliche Weile beschäftigt sein wirst. Dr. Danger hin oder her. Aber wenn du es geschafft hast, Gucky, Tolot, Atlan und Bully zur Erzählungen und Schilderungen zu bewegen, wird an der Sache was dran sein."

Er sah Gucky und Bully an.

"Homer ist informiert wegen des Finanziellen?"

Nachdem die beiden Angesprochenen dessen Zusage zur Unterstützung bestätigt hatten, lehnte Perry Rhodan sich zurück.

"Dann liegt es jetzt wohl an mir, eure Geschichte weiter zu vervollständigen", sagte er und begann:

"Ja, ich hatte ich mit der Space-Jet verdrückt. Ich wollte, ich musste einfach ins Solsystem, um zu klären, was zu klären war. Alle weiteren Aktivitäten wusste ich in besten Händen, also ging es ausnahmsweise mal nur um mich. Zu einer Art Endkampf zwischen dem immer noch ominösen Monos und mir wäre es sowieso gekommen und in dieser Phase unserer Auseinandersetzung wäre ich meinen Leuten eh keine Hilfe gewesen. Ich war aber nicht der Einzige, der in Richtung Terra unterwegs. Unserem Cantaro - Freund Darshool ging es ebenso."
Spoiler:
Perry Rhodan erzählt die Geschichte von der Endstation Sol:

Die Herren der Straßen wurden weise Herren genannt. Einer dieser weisen Herren, namentlich Simedon Myrrho, hatte bewirkt, dass der Cantaro ins Supremkommando aufgenommen wurde und sich fortan Supremator nennen durfte.

Die Vorgeschichte dieser Beförderung spielte im September 1143 NGZ. Er war außerhalb der Milchstraße auf Erkundung und sollte sich zu einem bestimmten Stichtag an genau festgelegten Koordinaten einfinden. Dummerweise war er aber den Freifahrern in die Hände gefallen. Er hatte keine Angst vor unseren Freunden, nein, da hätten schon schwerere Geschütze aufgefahren werden müssen. Sein Problem war einfach, dass der an Schwäche sterben würde, wenn er nicht schnell genug zum Auftanken in die Milchstraße zurückkehren würde.

Er brauchte seinen Vitalimpuls, sonst wäre es mit ihm zu Ende gegangen. Glückskind, das er war, stellte er fest, dass die Freifahrer Verstärkung bekommen hatten. Von ein paar Leuten, die seit Jahrhunderten als verschollen und tot galten: uns. Und wir waren im Besitz eines Gerätes, dass Pulswandler genannt wurde und den Chronopulswall durchqueren konnte.

Und wir fielen auf ihm herein. Er half uns zwar bei der Feinjustierung des Pulswandlers, nahm aber tatsächlich einen Eingriff vor, der das Gerät nach dem Durchdringend des Walles zur Explosion brachte. Im nachfolgenden Durcheinander gelang ihm die Flucht. Nachfolgend konnte er seinen Herren von der unglaublichen Tatsache berichten, dass es tatsächlich jemand von außen geschafft hatte, den Chronopulswall zu durchdringen. Aber nicht nur das: Er hatte einen der Freifahrer, namentlich Pedrass Foch, als Gefangenen im Schlepptau.

Den verhörte er natürlich. Dummerweise erwies der Kerl sich aber als außerordentlich zäh, er überstand die schlimmsten Torturen. Dass Fochs Widerstand später brach, lag allerdings ausschließlich an dem weisen Herrn Simedon Myrrho, der von der Gefangennahme des Freifahrers Wind bekommen hatte und sich persönlich Foch annahm.

Letzterer verriet dann alles, was er über die Organisation WIDDER wusste und löste damit indirekt die milchstraßenweite Großoffensive aus, die schließlich fast zur Zerstörung von WIDDER geführt hatte.

Darshool wurde zum Dank ins Supremkommando aufgenommen.

Die Arbeit, die man ihm zugedacht hatte, füllte ihn nicht aus, er war mit irgendwelchen Statistiken beschäftigt. Das war nun nicht so ganz das, was er sich vorgestellt hatte. Nun, er sollte die politische Lage der Milchstraße beurteilen. Dummerweise musste er dabei feststellen, dass die WIDDER mitnichten zerschlagen waren.

Also ging die Arbeit weiter. Als zwei Generatorstationen des Chronopulswalls vernichtet worden waren, stolperte er über einige Unregelmäßigkeit im Humanidrom. Mit den Nakken stimmte etwas nicht. Eine entsandte Delegation der Cantaro kam nicht wesentlich weiter, die Nakken verweigerten einfach die Zusammenarbeit. Darshool war völlig klar, dass diese seltsamen Wesen eine hohe Bedeutung bei den weisen Herren haben mussten, denn sonst gäbe es sie schon längst nicht mehr.

Im Rahmen dieser Tätigkeiten kam er mit zwei weiteren Herren der Straßen zusammen: Remin Killian und Dorian Walken. Alle sahen wie Terraner aus. Keine Abweichungen, kein Einfluss von Fremdwesen. Kein Wunder also, dass sie ausschließlich in terranischen Maßen und Zeitbegriffen arbeiteten. Ich glaube, schon zu dieser Zeit wuchs in ihm der Wunsch, ins Solsystem hinein zu kommen. Etwas, was auch immer, war dort anders als im Rest der Milchstraße. Ja, dort wollte er hin. Die Zukunft gehörte ihm.

Zumal er durch seine Nachforschungen immer mehr zu der Überzeugung kam, dass es unter den acht Herren der Straßen einen Verräter geben musste. Das Spiel ging eine Weile weiter, er lernte mit Cemaach einen alten Historiker kennen, dessen Aufgabe es war, geschichtliche Wahrheiten umzuschreiben und gegen Neues einzutauschen.

Er traf in Folge auf zwei weitere weise Herren, denen er einen Bericht über seine Ermittlungen zustellte. Er hatte in Erfahrung gebracht, dass mehr als 200 Nakken das Humanidrom verlassen hatten. Irgendwas stimmte da nicht! Er begann, sich ganz allgemein Gedanken über die Cantaro zu machen.

Sämtliche Berichte des Supremkommandos gingen ins Solsystem und alle Befehle für das Supremkommando kamen von dort. Die Geschichtsverfälschungen. Aus den Unterlagen Cemaachs erfuhr er, dass auch die Historie anderer Planeten und Völker umgeschrieben wurde und die Terras komplett aus den Annalen gelöscht worden war. Als er Cemaach bedrängte, ihm Informationen zu geben, wie man in das Solsystem hinein kommen sollte, kam er zu dem Ergebnis, dass es mit der Eigenständigkeit der Cantaro und der Macht des Supremkommandos nicht allzu weit her war. Sie waren nicht mehr als Erfüllungsgehilfen. Sein Ziel wurde endgültig klar: Der Verräter unter den weisen Herren musste ermittelt werden und er gehörte an dessen Stelle.

Kurz danach starb Cemaach. Er explodierte einfach. Man hatte ihm die Todesbotschaft geschickt.

Von Ager Catomen, einem weiteren weisen Herrn , erhielt er den Auftrag, sich um die Báalol 700 Klone zu kümmern. Auf Mycon bewährten sich die Kunstgeschöpfe gegen die WIDDER und deren Schöpfer Peeroush wurde auf Grund Daarshols Fürsprache ebenfalls ins Supremkommando berufen. Peeroush hatte er damit völlig in seiner Hand.

Allerdings merkte Peeroush nach einiger Zeit, dass Darshool ziemlich neben der Spur war. Er kannte keine Loyalität gegenüber den Mächtigen und war nur auf seinen eigenen Vorteil aus. Sicherlich war Daarshol wagemutig, aber auch tolldreist bis zur Selbstzerstörung. Dummerweise hatte Peeroush sich durch diverse Aktionen seinem vermeintlichen Förderer ausgeliefert und er war komplett an ihn gebunden.

Dann passierte etwas Entscheidendes: Während eines Einsatzes orteten die beiden Cantaro extrem hochfrequente Hyperimpulse, hinter denen sich eine terranische Space-Jet verbarg. Dort fanden sie eine Gewebeprobe von einem höchst ungewöhnlichen Wesen. Einer Art biologischem Zwitter. Einer Kreuzung zwischen einem Homo Sapiens terrestris und einem Fremdwesen. Sie kamen zwar bei der Untersuchungen nicht weiter, aber Daarshol war sich sicher, dass er damit den Schlüssel zu absoluter Macht in der Hand halten würde.

Daarshol machte in seinem Größenwahn einen Fehler. Er ordnete die Gewebeprobe dem weisen Herrn Farlon Stretter zu und hielt diesen für den Verräter. In seinem Bericht an die Herren der Straßen teilte er mit, dass er seine Ergebnisse nur im Solsystem offenlegen würde.

Nun, sie kamen mit Hilfe eines Nakken tatsächlich ins solare System. Peeroush traute der ganzen Sache nicht. Er hatte das Gefühl, dass sich immer nur Projektionen mit ihnen unterhalten hatten, zumindest, sobald die Herren der Straßen ins Spiel kamen. Daarshol wollte davon nichts wissen. Sein Gesprächspartner habe ihn informiert, dass man sie beide als Träger des Geheimnisses für die Aufnahme in den Kreis der Mächten qualifiziert sehe.

Peeroush war eher der Meinung, dass bewusster weiser Herr keine Mitwisser gebrauchen konnte und machte sich wegen ihres weiteren Schicksals keine Hoffnungen mehr. Daarshol hatte ihm grade eröffnet, dass sein Gesprächspartner der weise Herr Ager Catomen gewesen sei. Mitten in einem weiteren Satz war Daarshols Geschichte zu Ende. Er erhielt den Todesimpuls und explodierte vor Peeroushs Augen.

Sekunden später war es mit Peeroush auch vorbei.

"So geht's, wenn man in seinem Leben noch nie vor Pumpe gelaufen ist", meinte der Ilt dazu." Dann ist man schneller weg vom Fenster, als man hinsehen kann."

"Was für ein Glück, dass du regelmäßig vor so ein Teil rennst", eröffnete Bully dem Kleinen und grinste. "Dann haben wir ja die Hoffnung, dass du uns noch einige Zeit erhalten bleibst."

Sie nahmen ihre Gläser und prosteten sich zu.
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Wenn ich einen Roman anfange und nach gefühlten 10 Minuten schon auf Seite 30 oder so bin, dann ist die Wahrscheinlichkeit ziemlich groß, dass ich den Band gut bis sehr gut finde. So wie hier geschehen. EV hatte eine Art zu schreiben, die mich hinderte, das Teil an die Seite zu legen. Gut, die Geschichtsverfälschungen waren jetzt nicht wirklich überraschend, aber EV bringt sie glaubwürdig in den Gesamtkontext ein.

Nicht, dass ich das Ende Darshools nicht schon zu Beginn vermutet hatte; nein es war mehr. Der Aufbau der Story war es. Die sehr lebendige Art seines Schreibens. Sicherlich auch die Tatsache, dass man endlich mal etwas mehr über die Herren der Straßen erfuhr und sie zumindest namentlich vorgestellt wurden. Dass ich zwischendurch bei dem zur Schau gestellten Übermut des Cantaro mehr als einmal gedacht habe "Junge, du hast sie nicht mehr alle", tut der Sache keinen Abbruch.
:st:

Innerhalb der nächsten zwei Bände werden wir auf Terras Innenleben stoßen. So langsam geht es ans Eingemachte. Da der Autor in beiden Fällen Robert Feldhoff heißt, darf man neugierig sein.
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Re: Klassiker - Cantaro

Beitrag von Tennessee »

Ich war von diesem Roman damals auch völlig überrascht, das erinnere ich noch. Ich hatte, ehrlich gesagt, nicht besonders hohe Erwartungen, eben auch, weil das irgendsoeine "Nebenhandlung" für mich war. - Und ich erinnere mich auch noch, dass ich den Roman dann superspannend fand, eben weil er so unheimlich gut geschrieben war.
Erst im Nachhinein ist mir aufgefallen, dass der Roman, mit allen anderen "Darshool-Romanen", fast eine Art Lebensgeschichte-Roman bildete.
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Re: Klassiker - Cantaro

Beitrag von R.B. »

Die Bände 1491 - Transit nach Terra - erschienen am 20. März 1990 und 1492 - Das dunkle Netz - erschienen am 27. März 1990 sind von Robert Feldhoff
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Für Lee war es schwieriger, einen Draht zu Perry Rhodan zu kriegen, als das bei Atlan der Fall gewesen war. Der Arkonide stand auf einmal neben ihr, stellte sich mit formvollendeter Höflichkeit vor und begann das Gespräch. Im weiteren Verlauf zeigte er großes Interesse an ihrem Beruf als psychologische Psychotherapeutin. Atlan hatte einfach mehr Talent, ein Gespräch in die gewünschte Bahn zu leiten, ohne dass er im Vordergrund stand.

Gucky war sowieso ein Sonderfall und Bully hatte es trotz seiner Bärbeißigkeit schnell geschafft, ihr ihre Sorgen bezüglich seiner Person zu nehmen. Seltsamerweise klappte das bei Rhodan nicht. Es lag keinesfalls daran, dass er unhöflich gewesen wäre oder sich für etwas Besseres gehalten hätte. Vielleicht war ihre Hemmschwelle ihm gegenüber einfach höher.

Da Perry Rhodan ihren John grade in ein Gespräch verwickelt hatte, flüsterte Gucky ihr zu: "Atlan ist einfach der größere Charmebolzen. Perry ist im Vergleich zu ihm direkt zurückhaltend. Atlan hat zwar ewig und drei Tage auf der Erde gelebt, aber er ist und bleibt Arkonide. Perry nicht. Er ist ein Mensch, ein Terraner. Perry Rhodan ist der Terraner. Das macht den Unterschied."

"Aber dafür gibt es ja mich", eröffnete ihnen der Ilt laut, denn Perry und John hatten sich wieder dem Rest der Runde zugewandt. "Ich passe schon auf, dass er nicht völlig abhebt. Außerdem wissen sie alle hier, dass sie ohne mich rettungslos verloren sind. "

Perry Rhodan sah den Ilt nachdenklich an. "Rettungslos verloren", wiederholte er Guckys Worte. "Waren wir das nicht alle mal, mehr oder weniger? Ja, unser kleiner Meister mit dem großen Mund hat Recht." Er sah Gucky an. "Jedoch: was wären wir denn ohne Freunde? Ohne unsere Partner und Partnerinnen, die uns im Zweifelsfall Halt geben. Aber was machst du denn, wenn du auf dich alleine gestellt bist? Wenn dein Stolz dich mal wieder irgendwo hin getrieben hat, wo du auf einmal siehst, dass du nicht weiter kommst? Was denn dann?"

Bully nickte zu Perrys Bemerkungen. Er musste sich im Moment zwingen, hier in der Gegenwart zu bleiben. Wenn er jetzt seinen Gedanken weiter nachhängen würde, käme er da nur schwer wieder heraus, Gucky hin oder her. Also lehnte er sich zurück, nahm einen Schluck aus seinem Glas und wartete auf die Story seines alten Freundes.

Perry Rhodan sah Lee und John an. "Es geht weiter", sagte er. "Ich war auf dem gleichen Schiff bei den gleichen Nakken, die auch Daarshol ins Solsystem gebracht hatten. Allerdings ohne, dass wir voneinander wussten."
Spoiler:
Perry Rhodan erzählt die Geschichten vom Transit nach Terra und dem dunklen Netz:

Ich war glaube, ich war in meinem ganzen Leben noch nie und auch später nie mehr so fix und fertig wie damals.

Ich wollte ins Solsystem. In meine Heimat, nach Terra. Der Drang wurde übermächtig. Zum einen, weil ich endlich wissen wollte, wie es dort aussah. Klar, das hätte noch warten können, sicherlich. Was nicht mehr warten konnte, war der Drang nach Auflösung dieser verdammten Ungewissheit, die aus der Zellprobe stammte.

Monos. Mein persönlicher Feind. Das Monster, dass mit Gesil, meiner Frau, verwandt war. Sie hatte einem Ungeheuer das Leben geschenkt. Freiwillig? Niemals. Ich wollte, dass sie bei mir war, ich wollte sie im Arm halten, ich brauchte ihren Trost. Aber Gesil war verschollen, keine Ahnung wo und wie. Ich wusste noch nicht mal, ob sie überhaupt noch lebte.

Also blieb ich in meiner Einsamkeit. Hättet ihr beide, Bully und Gucky, mich in diesem Moment gesehen, hätte der Flug in der CUEGGEL nicht stattgefunden, zumindest nicht mit mir an Bord. So saß ich in meinem SERUN in den 50 Meter Schiff der Nakken und wartete. Auf das Solsystem. Auf Terra. Auf Monos. Und auf die Wahrheit.

Ich gab mir einen Ruck. Es galt schließlich, ein Rätsel zu lösen. Etwas, das sich Monos nannte, hatte die alten Strukturen der Galaxis ausgelöscht. Aber dank dem unermüdlichen Homer und seiner Organisation WIDDER stand das jahrhundertlang existierende System unter Druck. Steter Tropfen höhlt eben doch den Stein. Nichts wärt wirklich ewig, auch nicht die längste und ausgefeilteste Diktatur. Wir hatten uns bis zum Druckpunkt vorgebohrt.

Sieben Tage waren wir unterwegs. Die beiden Nakken, die das Schiff steuerten, hatten mir erklärt, dass sie selber nicht wüssten, wie lange die Reise dauerte. Dann sah ich auf einem Schirm etwas, dass uns einige Zeit später noch beschäftigen sollte. Ein Schemen, sonderbar und nicht greifbar, zeigte sich, eine Phantomortung. Mir war plötzlich klar, dass dieses Ding etwas mit den gestohlenen Zellaktivatoren zu tun hatte. Fragt mich nicht, woher ich das wusste. Die Querverbindung war da und ich forderte die Nakken Emzafor und Ayshupon auf, das Bild klarer herein zu holen. Nun, es ging nicht. Auch der CUEGGEL wären Grenzen gesetzt, erklärten sie.

Das Phantom beschleunigte mit irrsinnigen Werten und verschwand in Richtung Milchstraßenzentrum.

Wieder nichts, dachte ich. In diesem Moment eröffneten mir die Nakken, das wir kurz vor dem Durchstoßen des Deftra-Feldes standen. Das wäre eine Abkürzung für Deflektorschirm mit Fiktivtransmittereffekt, erfuhr ich. Weitere Erklärungen erhielt ich nicht, aber kurze Zeit später waren wir tatsächlich angekommen. Die neuen Bilder zeigten Sol, dann Jupiter, den Mars und...Terra. Mein Ziel.

Das nächste, was ich feststellte, war das Nichtfunktionieren meines SERUNs. Das läge am Abstill, erfuhr ich. Das hieß "absoluter Stillstand" und bewirkte die Stilllegung sämtlicher Antriebssysteme oder Rechner im gesamten Solsystem. Auf die CUEGGEL träfe das nicht zu, sie sei mit abgeschirmter Technik ausgestattet. Der SERUN nicht.

Aber das war mir dann auch egal. Ich wollte nach Terra, wo es natürlich nicht hinging. Nach Titan flogen wir, von der dortigen Lenkzentrale aus würde das komplette solare System gesteuert. Ich wunderte mich darüber und fragte nach NATHAN, dem Riesenrechner auf dem Mond. NATHAN war den Nakken völlig unbekannt. Das war der nächste Schlag vor meinen Kopf gewesen; die beiden Wesen waren mit den Verhältnissen im Solsystem vertraut und kannten die Mondsyntronik nicht.

Direkt zur Erde konnten sie übrigens nicht fliegen. Terra sei der bestgesicherte Platz der Galaxis. Dann also nach Titan.

Ich erfuhr etwas über die Größe dieser Lenkzentrale, aber das war mir im Großen und Ganzen egal. Ich wollte zur Erde. Die beiden Nakken erzählten mir etwas von einem Paradies, aber auch von einem Überwachungssystem. Wozu die Bewohner eines Paradieses überwacht werden sollten, erschloss sich mir nicht. Irgendwas stank an dieser Geschichte. Sie zogen sich in ihrer Argumentation auf ihre 5-d Sinne zurück und empfahlen mir, zuerst einmal Informationen einzuholen. Ich sollte das Simusense-System versuchen.

Ich nahm in einem Sessel Platz und war plötzlich in einer anderen Welt. Einen Wesenheit, die sich Kling-Klang-Gott nannte, forderte mich auf, ihr Jünger zu werden. Sie steckte mich in einen anderen Körper und ich war auf einmal nicht mehr ich selbst. Ich war im Simusense. Es ist schwer zu beschreiben, aber wir hatten hier eine Art Netzwerk, das den Teilnehmern eine virtuelle Realität vorgaukelte. Man führte ein perfektes Leben, gesteuert von diesem Kling-Klang-Gott. Der war natürlich nichts anderes als ein Rechner, der wahrscheinlich von Monos beeinflusst werden konnte.

Aber im Simusense merkte man nicht, dass man nicht in der Realität lebte. Alles war eine Art Friede, Freude, Eierkuchen. Dorian Waiken, einer der Herren der Straßen, eröffnete der Welt soeben, dass er zukünftig nicht nur Terra, sondern der ganzen Galaxis Glück und Wohlstand bringen wollte. Waiken war nun nicht irgendwer, sondern mein Gegner bei dem kommenden Wahlen, die ich auch diesmal wieder mit 49 zu 51% verlor. Zum neunten Mal hintereinander. Mir war klar, dass dort etwas nicht stimmte, ich wusste aber nicht, was. Ach ja, einen Namen hatte ich auch: Ich hieß Hewell Storn. Nein. Ich hieß Perry Rhodan.

Die Verbindung wurde von Ayshupon gekappt und ich war wieder auf Titan. Ich fragte, ob ich einen Traum gehabt hatte, weil ich die Dinge nicht sortieren oder zuordnen konnte und verlange eine Erklärung. Die konnten sie mir aber nicht geben. Simusense sei ein Überwachungssystem der Herren von Titan, erfuhr ich. Ich hätte mich in das Netz eingeklinkt und dort erlebt, was ein echter Terraner dachte und empfand.

Das alles war mir zu unwirklich und wollte endlich zur Erde, um mir endlich ein Bild machen zu können. Es gäbe diesen Weg, sagten die Nakken. Aber es wäre ein Einwegtansmitter. Sie hätten keine Möglichkeit, mich je wieder von dort zurückzuholen. Es war mir gleich. Ich wollte, ich musste endlich wissen, was sich auf Terra abspielte.

Vor Ort wurde von einem Roboter als Heimkehrer begrüßt. Meine neuen Lebensbereiche würden mir zugeteilt werden, ich solle mich noch in etwas Geduld üben, teilte er mir mit. Ich investierte diese Zeit in ein paar Blicke nach draußen und erschauerte. Es war grauenhaft, ich sah ein Endzeitszenario schlimmster Sorte. Ruinenhafte, in den Himmel ragende Skelette von Wolkenkratzern. Endlose Mengen leerer Fenster. Kein Lärm, keine Gleiter, keine Stimmen. Nur kaputte Bauwerke. Ein Nieselregen verstärkte das alles noch.

Ich versuchte, Pläne zu entwerfen, doch die Wirklichkeit holte mich ein. Keine Flucht, nichts. Der Robot hob mich an und trug mich in den nächsten Turm. Ich wurde auf einem Stuhl fixiert, etwas integrierte sich in mir und ich verlor das Bewusstsein. Die letzten Worte, die ich hörte, warten: Dein Name ist Frank Lindorn.

Ich züchtete Pflanzen in der Antarktis, eigentlich ein Widerspruch in sich. Das wäre woanders billiger gewesen, aber hier war es mein Lebensinhalt. Die Gewächse waren spezielle Erzeugnisse, sie hatten Mimikry Fähigkeiten und konnten so gut wie jedes Lebewesen nachahmen. Der Herr der Straßen Dorian Waiken brauchte sie, um den Frieden in der Galaxis zu stabilisieren. Meinte ich. Träumte ich. Auf einmal war da ein Gedanke im Hinterkopf, der mir erläuterte, eigentlich wäre das doch keine Tätigkeit für einen wie mich. Nein, das war doch kein Leben, wie ich es haben wollte. Ich gehörte nach Terrania, dachte ich. Dabei konnte mir niemand wirklich helfen, auch nicht Wenald, mein alter Kumpel, den ich schon seit zwanzig Jahren kenne. Zwanzig Jahre? Eigentlich müssten es zweitausend Jahre sein. Da stimmte doch was nicht. Dann: Ein Schleier fiel. In einem riesigen Raumschiff durchkreuzte ich das Universum. Bei mir waren meine Freunde: Bully, Atlan, Gucky und Homer. Eine weitere Person suchte ich, fand sie aber nicht: Gesil. Meine Frau.

Der Schleier war wieder da und meine Erinnerungen verschwanden. Ich war wieder Frank Lindorn und erreichte Terrania. Ein dortiger TV Sender erzählte etwas von einem Pax Terra und Dorian Waiken redete von der großartigen Matrix des Friedens, den alle Terra zu verdanken hatten. Ich wollte mit diesem Dorian Waiken reden, der immer wieder auftauchte. Das ging natürlich nicht. Er sei ein vielbeschäftigter Mann, wurde mir beschieden.

Mir begegnete sogar Thora, meine erste Frau. Wir lebten eine Weile zusammen und dann war eine Jahreszahl in meinem Kopf: 1971. Immer wieder 1971. Und noch mehr geisterte durch meinen Kopf: Case Mountain. Zweitausend Jahre. Thora. Dann: Mein Name ist nicht Lindorn. Ich bin Perry Rhodan. Lindorn gibt es nicht. Die Gedanken verschwanden wieder. Thora starb durch einen Unfall und ich wollte nicht mehr leben. Ein Sprung und vierhundert Meter tiefer war alles vorbei.

Genau in diesem Moment stand ein Mann namens Mort Gerrin vor mir. Ich erlebe keine Realität, eröffnete er mir. Ich würde alles nur träumen. Simusense hieße das Zauberwort und er erklärte mir die Funktion dieses Netzwerkes, dass mich in einer virtuellen Welt in einem Scheinleben existieren ließ. Danach erwachte ich endgültig und fand mich in einer fürchterlichen Realität wieder. Die Menschen dämmerten in einer mehr und mehr zerfallenden Welt dahin und wurden notdürftig von Robotern versorgt. Aber war das ein Leben? Als körperliche Wracks irgendwo in virtueller Umgebung? Sterben konnte man im Simusense übrigens nicht. Endete das Leben im diesen Träumen, sorgte der Kling-Klang-Gott dafür, dass man sozusagen mit einer neuen Identität wiedergeboren wurde.

Mort Gerrin stellte sich als Traumjäger vor. Sie waren nicht mit dem Simusense verbunden, konnten sich aber in die Träume anderer einklinken und zu ihrem Vergnügen lenken. Ich hätte eine Traumquote von 82, teilte er mir mit. Damit wollte man sich vergnügen, was aber natürlich nicht in meinem Interesse war. Mir gelang die Flucht. Mit einem Trupp Kindern im Alter von sechs bis zwölf Jahren.

Ich, Perry Rhodan, schloss mich Kindern an, weil ich als uralter Mann keine andere Möglichkeit sah. Ihre Anführerin war die Älteste, zwölf Jahre alt. Es stellte sich heraus, dass sie in den Ruinen von Terrania so grade überleben konnten und stahlen mit ihrer Bande, KidBots wurden diese Grüppchen genannt, alles mögliche zusammen, bis man dieses Zeug gegen einen Simusense Chip eintauschen konnte. Dann verschwand die oberste Person der Bande und landete im Simusense Netz und der oder die Nächstälteste wurde zum Boss gekürt.

Ich lernte zwischen Traumhelfern und Traumjägern unterscheiden. Ich sah die Endzeit-Welt Terranias, die nichts mehr mit der Stadt aus meiner Erinnerung zu tun hatte.

Hier kam ich nicht weiter. Ich hatte Terra gefunden, aber was war das für eine Welt? Ich musste zurück nach Titan und nach einigem Hin und Her klappte das auch. Für den obersten Traumhelfer, einen alten Mann, sollte ich dort das sogenannte Ultimat-Modul suchen, für ihn finden und ihm zukommen lassen. Mein Ziel dagegen war es, auf Titan das Simusense Netz abzuschalten. Das war doch kein Leben auf Terra. Ich hinterfragte nicht, was denn aus den echten Menschen werden sollte, die sich danach von jetzt auf gleich in dieser entsetzlichen Welt wiederfinden würden. Warum, weiß ich nicht. Vielleicht, weil ich diese gedankliche Vergewaltigung zu intensiv erlebt hatte.

Nun, es klappte nicht. Vor mir stand auf einmal eine Projektion des mir schon bekannten Dorian Waiken, der mir eröffnete, er besitze die Kontrolle über das Simusense Netz und habe unsere Ankunft bereits erwartet. Nach einer Stunde wollte er unsere Erinnerung an Titan löschen und uns zurück zur Erde schicken.

Dann geschah das Wunder: Ich hatte im Vorfeld bereits versucht, mit der CUEGGEL Kontakt aufzunehmen und tatsächlich: Sie erschien, zog mich nach oben und wir flüchteten. Für meine Begleiter ging es zurück zur Erde, für mich und die zwei Nakken mit Höchstgeschwindigkeit aus dem Solsystem heraus, wo Atlan mit seiner KARMINA auf mich wartete.

Ich konnte grade noch hinüberwechseln, da sahen wir, dass die CUEGGEL in einer Explosion verging. Wer Monos war, wusste ich immer noch nicht.

Zunächst sagte keiner etwas. Das Gehörte musste zuerst sacken.

Dann meinte John Talbot: "Das war harte Kost. Und wir bekamen ja nur den kleinen Ausschnitt mit, den du erlebt hattest. Geplant war das wohl nicht, das Ding mit Traumjägern, Traumhelfern und KidBots. Denn dieses Simusense Netz war ja eigentlich nichts anderes als ein Programm für eine Syntronik. Zugegeben, ein ziemlich komplexes. Aber wie sagte mal jemand? Ein fehlerfreies Programm für einen Rechner ist ein solches, für das der Input, der es zum Platzen bringt, noch nicht gefunden ist.

Steht man eigentlich nicht vor dem Durchdrehen, wenn man in einer solchen Welt strandet, die ja immerhin die Heimat ist? Oder hält euch nur eure Erfahrung davon ab, verrückt zu werden?"

"Ha!", machte Bully, nahm einen tiefen Schluck und fuhr fort: "Glaub mir, mein Junge, wir alle standen in unserem Leben schon mehrfach vor dem absoluten Sendeschluss. Auch Perry. Sogar Gucky, da verrate ich keine Geheimnisse. Es gibt einen Unterschied zwischen persönlichen und weltlichen Problemen, möchte ich mal sagen.

Das Problem sind die persönlichen Schwierigkeiten. An den Tod von Kameraden, Gefährten, ja, auch Freuden gewöhnst du dich. Wo du nicht mit klar kommst, sind die Enden oder das Verschwinden deiner engen Angehörigen. Deiner Frau, deiner Tochter. Komm mit, haben sie geschrieben. Wir lieben dich. Und das war nur das letzte Mal bei mir. Vorher gab's ähnliches öfters mal.

Gucky hat den Tod seiner Frau und seines Sohnes zwei Mal erleben müssen. Im Abstand von ein paar hundert Jahren. Ich brauche sicherlich nicht zu sagen, wie es ihm danach ging.

Das andere, die weltlichen Probleme, haben wir uns selbst aufgehalst, als wir den Zellaktivator umgehangen bekamen. Das akzeptieren wir mit unserer Verantwortung, die wir als Ausgleich zu tragen haben. Natürlich denkt man, eine Weile Ruhe wäre mal ganz nett, aber glaub mir, die Langeweile käme schnell und die wäre auf Dauer schlimmer."

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Zwei Romane, die mich umgehauen haben. Robert Feldhoff beschreibt das Leben im Simusense und in den Ruinen Terranias derart deutlich, dass man das Gefühl hat, mit dabei zu sein. Wir lesen von einem Perry Rhodan der nachdenklichen Sorte und ich kann mich nicht daran erinnern, ihn öfters so wie hier präsentiert bekommen zu haben. Hammerhart. Wir wissen zwar immer noch nicht, wer oder was Monos nun wirklich ist, aber es wird deutlich, dass es aufs Ende zugeht.

Diese beiden Bände hatte ich in dieser Intensität nicht mehr präsent. Ich wusste natürlich, dass Perry Rhodan auf Terra ankommt und im Simusense Netz unterwegs ist. Aber dass mir da ein Doppelband dieser Güteklasse bevorsteht, die ich jetzt beide am Stück in einem Rutsch gelesen habe, war einfach nicht mehr "da".

Gäbe es eine Note, die besser als eins wäre, hier gehörte sie hin. Robert schrieb zwei Romane, die ihn aus dem Schatten des großen WiVo treten ließen. Mehr kann ich dazu nicht sagen.
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Negasphäre
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Re: Klassiker - Cantaro

Beitrag von Negasphäre »

Hachja, diese beiden Bände bleiben, ebenso wie 1421 und 1422, für mich unvergessen :wub:
Habe die mindestens schon drei- oder viermal gelesen.
Scrooge
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Re: Klassiker - Cantaro

Beitrag von Scrooge »

Ja, ein fantastischer Doppelroman. Dazu passt übrigens der gleichfalls überragende Planetenroman "Terra in Trance", ebenfalls von Robert Feldhoff, meiner Erinnerung nach der erste Planetenroman, der bei Heyne erschienen ist.
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nanograinger
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Re: Klassiker - Cantaro

Beitrag von nanograinger »

R.B. hat geschrieben: 21. April 2024, 19:20 Die Bände 1491 - Transit nach Terra - erschienen am 20. März 1990 und 1492 - Das dunkle Netz - erschienen am 27. März 1990 sind von Robert Feldhoff
...
Diese beiden Bände hatte ich in dieser Intensität nicht mehr präsent. Ich wusste natürlich, dass Perry Rhodan auf Terra ankommt und im Simusense Netz unterwegs ist. Aber dass mir da ein Doppelband dieser Güteklasse bevorsteht, die ich jetzt beide am Stück in einem Rutsch gelesen habe, war einfach nicht mehr "da".
Das Wiederlesen dieser Romane steht mir noch bevor, insofern weiß ich noch nicht, wie sie heute auf mich wirken.

Aber der Doppelband ist mir in allerbester Erinnerung. Damals kannte ich Gibsons Neuromancer-Trilogie noch nicht, weshalb mich das Thema relativ unvorbereitet traf (Galouyes "Welt am Draht", Simulacron-3 im Original, war mir bekannt, hat aber eine völlig andere Atmosphäre).

Die Romane sind ein brutaler Schlag in die Magengrube, was den Cantaro-Zyklus ja im Allgemeinen auszeichnet. Damit musste man erst einmal klar kommen. Leider (aus meiner Sicht) ist in Band 1500 auf der Erde wieder fast alles wie vor dem Cantaro-Zyklus, obwohl nach diesem Roman und Band 1499 nur gut 20 Jahre vergehen.

Feldhoff war gerade gut drei Jahre als Autor dabei, aber hatte der Serie schon seinen Stempel aufgedrückt. Mit Romanen wie diesen war er für mich endgültig in den Pantheon der großen Autoren aufgestiegen.
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Tennessee
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Re: Klassiker - Cantaro

Beitrag von Tennessee »

Ja, das war ganz großes Perry Rhodan-Kino!

Und in Band 1500 wird man Bliss noch einmal sehen. Dort ist sie eine statistische Größe...
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R.B.
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Re: Klassiker - Cantaro

Beitrag von R.B. »

Band 1493 - Das Gefängnis der Kosmokraten - ist von Kurt Mahr, erschienen am 3. April 1990
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Lee saß auf ihrer Terrasse und blickte auf ihren im Frühling erwachenden Garten. Und wie so oft grübelte sie über ihr Leben nach. Über die Tatsache, dass eine einzige Begegnung alles auf den Kopf gestellt hatte.

"Schau dir den mal genauer an", hatten sie zu ihr gesagt, als der Ilt ohne Vorankündigung unten am Fluss im Regen saß. "Hör nach, was er hier will. Erzähl ihm irgendwas mystisch Verbrämtes und warte ab, wie er reagiert." Nun, genau das hatte sie getan. In ihrem Hinterkopf schwirrte eine Geschichte von einer verpassten Vereinigung zweier Universen herum, was danach zu einer heftigen und jahrhundertelangen Katastrophe geführt hatte. Diese Story wollte sie hören. Wer hätte schon daran gedacht, dass die komplette Riege der Unsterblichen zu den Erzählern gehören würde?

Erst Gucky, dann Bully, Atlan, Icho Tolot, Homer G. Adams und zu guter Letzt Perry Rhodan. Wieviele Leute dürfte es geben, denen etwas Ähnliches passiert ist? Nicht allzu viele, dachte sie und blickte ins Haus auf die Urkunde, derer es genau drei Stück in der Geschichte der Milchstraße gab. Sie bestanden aus handgeschöpftem Papier, das manuell von einer selbst angerührten Tinte beschriftet und nicht bedruckt war. Das ganze war eingehüllt in einen dreidimensionalen, kristallartig schimmernden Rahmen und schwebte vor der Wand. Unter der Urkunde war das Symbol der LFG, eine Draufsicht der Milchstraße, erkennbar, umkreist von etlichen einzelnen Sternen. Hinter den Sternen verbargen sich die Signets der einzelnen Mitgliedswelten der LFG, damit aber nicht genug: Auf den Zuruf von zum Beispiel Arkon öffnete sich eine kristalline Sphäre mit entsprechender Aufschrift.
Eine dieser Urkunden hatte sie, eine Lerota Danger, die Geschichts - Spezialistin, und eine weitere ging an den von ihr immer noch verehrten Father John, dessen selbst erwählte Aufgabe es werden sollte, immer weiter an Betreuungsstätten für Kinder zu arbeiten, diese auf den unmöglichsten Welten zu errichten und vor allen Dingen in Betrieb zu halten.

"Zum Dank für ein fantastisches Lebenswerk" stand darauf. Zusätzlich zu den den Kennungen aller in der LFG vertretenen Völker enthielt sie noch die Unterschriften sämtlicher Unsterblichen, sogar Icho Tolot war lesbar vertreten. Die müssen sie technisch verkleinert haben, dachte sie amüsiert.

Sie lächelte, als sie an das Ende ihrer damaligen Reise dachte. Der letzte Abend im Marco Polo war der Abschluss einer fantastischen Tour. Unvorstellbares hatten sie erlebt: Das zentrale Schwarze Loch der Milchstraße hatten sie besucht. Arkon 1, die Kristallwelt und all das andere. Der Wasserplanet Hoogh II, der durch und durch nur aus H2O in den unterschiedlichsten Aggregatzuständen zu bestehen schien. Die Erde. Ihr aller Ursprung. Das originale England, aber auch der Naturpark in den schottischen Highlands hatten sie begeistert. Direkt daneben lag die irische Insel mit diesem urtümlichen Bier, schwarz wie die Nacht. John hatte es auch gespürt, dieses Gefühl, dass sie irgendetwas mit diesen Ecken Terras verband.

Gucky persönlich hatte sie zu Hause abgeliefert und eine Videobotschaft hinterlassen, die John im Wahlkampf helfen sollte. Vielleicht hatten die Sätze des Mausbibers die Entscheidung gebracht, John hatte die Wahl gewonnen.

Heute war Newengland ein vollwertiges Mitglied der LFG. Sie wurden zwar immer noch als Hinterwäldler betrachtet, aber auf Unmengen Besucher legte man hier nach wie vor keinen Wert.

Ich würde sie alle gerne noch einmal wiedersehen. Wie mag es Bully gehen? Irgendwann nach dem Konzert war er weg.
Naja. Ganz unschuldig daran war sie ja nicht gewesen.

Wie von selbst lag auf einmal ihr altes und stets in Ehren gehaltenes Aufzeichnungsgerät in ihren Händen. Ich werde mir die letzten Teile nochmal zu Gemüte führen. Wie hatte Gucky sich damals ausgedrückt? Seltsame Leute verlangen seltsame Erzähler.

Ernst Ellert und wie hieß der andere noch? Da fiel es ihr wieder ein: Alaska Saedelaere. Der Maskenmann.

Sie suchte den entsprechenden Abschnitt heraus und hörte die Stimme des Ilts.

Spoiler:
Gucky erzählt die Geschichte vom Gefängnis der Kosmokratin:

Du dürftest Alaska Saedelaere als dem Mann mit der Maske kennen. Den Transmittergeschädigten. Was weniger bekannt sein dürfte, ist die Tatsache, dass er mal eine ganze Weile ohne dieses Plastik-Teil herumgelaufen ist. In dieser Zeit sind wir jetzt unterwegs. Er war also von seinem Cappin Fragment befreit, dessen Anblick andere wahnsinnig machte. Letztlich handelte es sich um eine Art organischen -ich sag mal - Pfannkuchen mitten im Gesicht, der in allen Farben geschillert haben muss.

Genauer beschreiben kann ich das nicht, denn sonst hätte ich es ja gesehen und wäre bekloppt geworden. Okay, Dicker du meinst ja sowieso, ich hätte sie nicht mehr alle, aber ich glaube, bei näherem Betrachten von Alaskas besonderem Gesicht hätte ich trotz Zellaktivator das Zeitliche gesegnet. Obwohl, so genau weiß man das nicht. Aber ich glaube, das will keiner von uns wirklich ausprobieren.

Auf jeden Fall hatte Testare, so hieß der Cappin, mit dem er während seines Transmittersprungs zusammengestoßen war, einen normalen Körper erhalten und alle waren unterwegs.

Alaska suchte Testare, Testare suchte Alaska und alle suchten Gesil, fanden sie aber nicht. Was sie fanden, waren Stories über einen gewissen Simed Myrrh, der bei den Kartanin eine Rolle gespielt hatte und sich später Simedon Myrrho nannte als einer der Herren der Straßen wieder auftauchen sollte.

Er war eine ganze Weile unterwegs, auch in alten wie vergessen Sphären und weiß der Himmel wo noch. In einer Art Ruhenische verschlief er die Errichtung des Chronopulswalls und mit seinem geplanten Trip nach Terra wurde es demzufolge nichts.

Irgendwann hatte er Kontakt zu den Nakken, von denen einer ihn mit zu der Welt Uxbataan nahm und dort fandet er sie in einer Art mittelalterlichen Siedlung, die ab sofort von vier statt drei Personen bewohnt wurde: Alaska Saedelaere, Testare, Ernst Ellert und Gesil.

Dort sind übrigens keine Jahrhunderte vergangen. Sie befanden sich in einer Raum-Zeit-Falte und dort liefen die Uhren anders: Es waren nur ein paar Jahre.

Alaska wäre jetzt einfach nur irgendwer, hätte er nicht schon wieder oder immer Kontakt zu einem Nakk gehabt. Der nannte ihnen das Kontaktwort Varonzem, woraufhin sie sich alle in Bewegung setzten und einen Sparziergang durchs Gebirge machten. An einer Stelle meinten sie, das Gestein rechts und links flimmern zu sehen. Es war ihnen Recht: Sie wollten raus aus dem Universum, dass nicht das ihrige war.

Übrigens: Natürlich befragten sie Gesil, weil ja dieser Simedon Myrrho sich als Sohn einer Kosmokratin bezeichnet hatte. Gesil wusste nichts von einer Schwangerschaft und selbstverständlich ist nirgendwo etwas zwischen und jemand anderem gelaufen.
Gucky hatte danach Perry Rhodan in die Augen geblickt, erinnerte sich Lee.

"Genauso, wie du sie vermisst hattest, ging es ihr. Sie suchte dich und niemand anderen."

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Dieser Roman war für mich ein tiefer Fall nach dem absoluten Höhenflug der letzten drei Bände. Das war nichts für mich und hat mich auch nicht interessiert. Eine Art Füllroman zu einer Zykluszeit, in der es eigentlich interessanter werden sollte.

Aber nein, Kurt Mahr schleppt uns mitsamt des maskenlosen Alaska S. durch die Gegend, wir lesen x - mal von Simed Myrrh, der proklamiert, er wäre ein Sohn der Kosmokratin Khe-Zil. Mann kann es nicht mehr lesen und das ging auch prompt bei mir nicht. Ich habe das Ding nur überflogen, so dass ich so grade zusammen kriegte, worum es sich hier handelte.

Alaska Saedelaere muss man können. Sonst hat diese Figur keinen Sinn. WiVo konnte ihn, klar. MAH kann ihn, auch klar. Kurt Mahr konnte ihn nicht. Dazu kam das Problem, dass AS ohne seine Maske sowieso nicht wirkte. Da hat auch der Ausflug zu den Querionen oder die Nennung des Namens Kytoma nichts genützt. Das alles hat in dieser Konstellation bei mir zu gähnender Langeweile geführt. Ich hoffe, dass es zum Ende hin wieder besser wird.

Bewertung? Besser nicht.
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Negasphäre
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Re: Klassiker - Cantaro

Beitrag von Negasphäre »

Ich weiß nicht wie ich empfinden würde, würde ich den Roman jetzt nochmal lesen.
Damals fand ich den Roman faszinierend, weil wir nicht nur erfahren haben, wie Alaska so durch die dunklen Jahrhunderte gekommen ist, sondern auch Gesil, Testare und Ellert.
Für mich damals, als junger Spund von 15 Jahren, war das ein toller und faszinierender Roman...wie fast alle von Kurt Mahr.
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R.B.
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Re: Klassiker - Cantaro

Beitrag von R.B. »

Negasphäre hat geschrieben: 24. April 2024, 08:25 Für mich damals, als junger Spund von 15 Jahren, war das ein toller und faszinierender Roman...wie fast alle von Kurt Mahr.
Ich hatte diesen Roman absolut nicht mehr in Erinnerung. Kurt Mahr hatte eine seiner in diesem Zyklus öfters anzutreffenden Zusammenfassungen geschrieben, womit er die Leserschaft regelmäßig auf den aktuellen Stand der Dinge brachte. Grundsätzlich war das ja auch nicht schlecht, insbesondere bei den eher selten auftretenden Handlungsebenen. Aber hier passte es für mich (und ich kann nur für mich reden) überhaupt nicht und der Band wirkte sterbenslangweilig.

Aber die Geschmäcker sind nun mal verschieden, das habe ich wer weiß wie oft erlebt. Ich finde einen Roman göttlich und für andere taugt er höchstens fürs Garagendach. Oder andersrum. Wie gesagt: Der Sturz von den Vorgängern (1x EV, 2 x RF) war heftig. An anderer Stelle wäre es vielleicht nicht so schlimm gewesen.

Der Nachfolger von Peter Griese startet schonmal wesentlich besser.
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