Klassiker - Cantaro
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Re: Klassiker - Cantaro
Zwischenspiel:
Den Merkur hatten sie sich ausgespart, diese heiße felsige Einöde war nicht unbedingt ihr Traumziel. Die Venus war zwar schon interessanter, aber mit einer durchschnittlichen Tagestemperatur von 45 Grad Celsius entschieden zu heiß. Das ist eher was für die Arkoniden, die sich auf Larsaf II sicherlich wohl gefühlt hatten, ging es Lee durch den Kopf. Und der Mars war aus ihrer Sicht ein "falscher" Planet. Zum einen, weil er nicht das Original war. Der hier ist vor einiger Zeit aus einem Paralleluniversum gekommen, weil sein Vorgänger mal mit welcher Katastrophe auch immer verschwunden war und zum zweiten, weil diese Welt durch das Terraforming nichts mehr mit dem Originalzustand zu tun hatte.
Sowohl sie als auch John waren der Meinung, dass man der Natur ihr Recht lassen müsse. Das komplette Verändern einer ganzen Welt gehörte nicht dazu. Also Terra. Die Erde. Der Ursprung.
Ob eigentlich alle humanoiden Bewohner der Milchstraße direkt oder indirekt von der Erde stammen? Sie wusste es nicht. Ihr war lediglich klar, dass jede Menge Menschen oder eben Lemuroide, wie das heutzutage hieß, in der Milchstraße, aber auch in Andromeda oder sonstwo letztlich von hier stammten.
Sie sieht von außen wesentlich schöner aus als zum Beispiel Arkon 1, dachte sie und griff nach Johns Hand. Bewegungslos sahen sie die wunderschöne blaue Welt auf dem Zentralebildschirm näher kommen und es lief ihnen beiden eiskalt den Rücken hinunter.
Lee war völlig fertig. Sie hatte sich zwar zu Hause immer wieder mal gefragt, wie es wohl sein möge, hier zu sein, hatte aber nie damit gerechnet, dass ihr ein Besuch auf Terra tatsächlich einmal ermöglicht würde. Das Schiff sank unter Einschaltung der Antigravtriebwerke langsam hinab und sie konnte einen ersten Blick auf Terrania werfen.
"Sie dir das an", flüsterte John. "Eine Metropole ohne Ende. Und ich hab gedacht, Thamestown wäre eine Großstadt." Lee nickte. Sie war voller Ergriffenheit und nicht in der Lage, etwas zu erwidern. Vor Ort war es Nacht, aber das spielte keine Rolle. Eine Stadt wie diese schlief nicht. Es schien völlig unvorstellbar, dass hier zu irgendeinem Zeitpunkt Ruhe einkehren würde.
"Schaut mal dahin", sagte Gucky und wies auf die linke Seite des Bildschirms. "Das ist euer Ziel."
Sie blickten auf, ja was war das? Ein schwebendes Gebäude, das wie eine gepflückte Blume aussah? Tatsächlich, das Teil war nicht mit dem Boden verbunden.
"Das ist die Solare Residenz", erklärte der Ilt weiter. "Sie ist einer Orchidee nachempfunden. Der Hauptteil des Gebäudes ist in den fünf Blütenblättern am oberen Rand zu finden. Man kann sie von unten, also dem Stiel betreten und dann circa 1.000 Meter in einem offenen Antigravschacht nach oben schweben. Allerdings sollte man keine Höhenangst haben. Der Blick nach unten bleibt frei."
Der Ilt grinste, als John ein wenig grün im Gesicht wurde.
"Na, nicht schwindelfrei? Macht nichts. Papa Gucky ist ja bei dir." Er schwebte nach oben und klopfte seinem Gast gönnerhaft auf die Schulter. "Ihr seid übrigens eingeladen. In der Residenz befindet sich das Restaurant Terranias, das Marco Polo. Dort möchte euch noch jemand kennenlernen."
Lee konnte sich vorstellen, wer das war und ganz langsam wurde ihr ein wenig blümerant zu Mute. Das alles war für zwei Hinterwäldler doch ein wenig viel. Es ist gut, dass man vorher nicht weiß, was passieren wird und was man sich antut. Sonst würde man im Leben viel verpassen.
"Kluges Mädchen!" Gucky nickte ihr gönnerhaft zu. "Nein, ich habe keine Gedanken gelesen. Ich habe nur deine Miene entziffert. Dein Gesicht spricht Bände. Aber zuerst könnt ihr euch ein wenig akklimatisieren. Ins Marco Polo geht es erst in zwei Tagen. Terrania hat noch mehr zu bieten. Fragt im Zweifelsfall Bully. Der kennt mit Sicherheit die besten Kneipen oder er kennt jemand, der einen kennt, der euch rundführen kann. Und nur um deine noch nicht gestellte Frage zu beantworten: Natürlich geht es auch nach London und nach Edinburgh." Dabei nickte er John zu.
"Aber erstmal dürft ihr euch eingewöhnen. Ich lade euch zu einem ordentlichen Frühstück in mein Haus am Goshun-See ein. Danach sehen wir weiter."
Lee war sich nicht sicher, ob sie überhaupt etwas essen konnte.
Den Merkur hatten sie sich ausgespart, diese heiße felsige Einöde war nicht unbedingt ihr Traumziel. Die Venus war zwar schon interessanter, aber mit einer durchschnittlichen Tagestemperatur von 45 Grad Celsius entschieden zu heiß. Das ist eher was für die Arkoniden, die sich auf Larsaf II sicherlich wohl gefühlt hatten, ging es Lee durch den Kopf. Und der Mars war aus ihrer Sicht ein "falscher" Planet. Zum einen, weil er nicht das Original war. Der hier ist vor einiger Zeit aus einem Paralleluniversum gekommen, weil sein Vorgänger mal mit welcher Katastrophe auch immer verschwunden war und zum zweiten, weil diese Welt durch das Terraforming nichts mehr mit dem Originalzustand zu tun hatte.
Sowohl sie als auch John waren der Meinung, dass man der Natur ihr Recht lassen müsse. Das komplette Verändern einer ganzen Welt gehörte nicht dazu. Also Terra. Die Erde. Der Ursprung.
Ob eigentlich alle humanoiden Bewohner der Milchstraße direkt oder indirekt von der Erde stammen? Sie wusste es nicht. Ihr war lediglich klar, dass jede Menge Menschen oder eben Lemuroide, wie das heutzutage hieß, in der Milchstraße, aber auch in Andromeda oder sonstwo letztlich von hier stammten.
Sie sieht von außen wesentlich schöner aus als zum Beispiel Arkon 1, dachte sie und griff nach Johns Hand. Bewegungslos sahen sie die wunderschöne blaue Welt auf dem Zentralebildschirm näher kommen und es lief ihnen beiden eiskalt den Rücken hinunter.
Lee war völlig fertig. Sie hatte sich zwar zu Hause immer wieder mal gefragt, wie es wohl sein möge, hier zu sein, hatte aber nie damit gerechnet, dass ihr ein Besuch auf Terra tatsächlich einmal ermöglicht würde. Das Schiff sank unter Einschaltung der Antigravtriebwerke langsam hinab und sie konnte einen ersten Blick auf Terrania werfen.
"Sie dir das an", flüsterte John. "Eine Metropole ohne Ende. Und ich hab gedacht, Thamestown wäre eine Großstadt." Lee nickte. Sie war voller Ergriffenheit und nicht in der Lage, etwas zu erwidern. Vor Ort war es Nacht, aber das spielte keine Rolle. Eine Stadt wie diese schlief nicht. Es schien völlig unvorstellbar, dass hier zu irgendeinem Zeitpunkt Ruhe einkehren würde.
"Schaut mal dahin", sagte Gucky und wies auf die linke Seite des Bildschirms. "Das ist euer Ziel."
Sie blickten auf, ja was war das? Ein schwebendes Gebäude, das wie eine gepflückte Blume aussah? Tatsächlich, das Teil war nicht mit dem Boden verbunden.
"Das ist die Solare Residenz", erklärte der Ilt weiter. "Sie ist einer Orchidee nachempfunden. Der Hauptteil des Gebäudes ist in den fünf Blütenblättern am oberen Rand zu finden. Man kann sie von unten, also dem Stiel betreten und dann circa 1.000 Meter in einem offenen Antigravschacht nach oben schweben. Allerdings sollte man keine Höhenangst haben. Der Blick nach unten bleibt frei."
Der Ilt grinste, als John ein wenig grün im Gesicht wurde.
"Na, nicht schwindelfrei? Macht nichts. Papa Gucky ist ja bei dir." Er schwebte nach oben und klopfte seinem Gast gönnerhaft auf die Schulter. "Ihr seid übrigens eingeladen. In der Residenz befindet sich das Restaurant Terranias, das Marco Polo. Dort möchte euch noch jemand kennenlernen."
Lee konnte sich vorstellen, wer das war und ganz langsam wurde ihr ein wenig blümerant zu Mute. Das alles war für zwei Hinterwäldler doch ein wenig viel. Es ist gut, dass man vorher nicht weiß, was passieren wird und was man sich antut. Sonst würde man im Leben viel verpassen.
"Kluges Mädchen!" Gucky nickte ihr gönnerhaft zu. "Nein, ich habe keine Gedanken gelesen. Ich habe nur deine Miene entziffert. Dein Gesicht spricht Bände. Aber zuerst könnt ihr euch ein wenig akklimatisieren. Ins Marco Polo geht es erst in zwei Tagen. Terrania hat noch mehr zu bieten. Fragt im Zweifelsfall Bully. Der kennt mit Sicherheit die besten Kneipen oder er kennt jemand, der einen kennt, der euch rundführen kann. Und nur um deine noch nicht gestellte Frage zu beantworten: Natürlich geht es auch nach London und nach Edinburgh." Dabei nickte er John zu.
"Aber erstmal dürft ihr euch eingewöhnen. Ich lade euch zu einem ordentlichen Frühstück in mein Haus am Goshun-See ein. Danach sehen wir weiter."
Lee war sich nicht sicher, ob sie überhaupt etwas essen konnte.
Bleck vun dä Schäl Sick op unsere schöne Dom: Sankt Peter und Maria mit Hohenzollernbrücke
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Re: Klassiker - Cantaro
So.
Jetzt brauche ist eine Pause. Unsere Freunde sind in Terrania gelandet und müssen sich ein wenig akklimatisieren. Und ich muss mir noch überlegen, wie sie nach Newengland zurück kommen und wie Lee mit ihrer Dokumentation fertig wird, dass ist mir nämlich noch völlig unklar.
Ich denke, ich werde für ein paar Tage das Genre wechseln und mir einen oder zwei schlichte Morde antun. Einen vielleicht in den dunklen Ecken meiner Stadt und einen in Merry Old England. Dabei fällt mir sicher was ein.
Auf jeden Fall kann ich dann überprüfen, ob es sich besser mit einem Kölsch in der Hand oder den bierigen Seltsamkeiten aus englischen Pubs stirbt. Obwohl: Eigentlich stellt sich diese Frage ja nicht...
Ich wünsche euch und euren Familien schöne Ostertage und bin bald zum Zyklus Finale wieder da!
Maat et also jot un
bess die Daach!
Jetzt brauche ist eine Pause. Unsere Freunde sind in Terrania gelandet und müssen sich ein wenig akklimatisieren. Und ich muss mir noch überlegen, wie sie nach Newengland zurück kommen und wie Lee mit ihrer Dokumentation fertig wird, dass ist mir nämlich noch völlig unklar.
Ich denke, ich werde für ein paar Tage das Genre wechseln und mir einen oder zwei schlichte Morde antun. Einen vielleicht in den dunklen Ecken meiner Stadt und einen in Merry Old England. Dabei fällt mir sicher was ein.
Auf jeden Fall kann ich dann überprüfen, ob es sich besser mit einem Kölsch in der Hand oder den bierigen Seltsamkeiten aus englischen Pubs stirbt. Obwohl: Eigentlich stellt sich diese Frage ja nicht...
Ich wünsche euch und euren Familien schöne Ostertage und bin bald zum Zyklus Finale wieder da!
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Re: Klassiker - Cantaro
Band 1488 - Söhne der Hölle - ist von K. H. Scheer, erschienen am 27. Februar 1990
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Ein erstes Schweben mit einem Gleiter über eine Stadt, die eine verwirrende Vielfalt zeigte. Die weiße Stadt, mehrfach zerstört, ganze Stadtteile entführt, x-mal wieder aufgebaut strahlte etwas für Lee und John unfassbares aus. Macht? ging es der Newenglanderin durch den Kopf. Nein. Selbstbewusstsein. Eine riesengroßes, extremes Selbstbewusstsein. Thamestown ist ein Dorf, stellte sie deprimiert fest.
Reginald Bull, der genau wusste, wie Terrania auf Fremde wirkte, die zum ersten Mal hier waren, knurrte: "Nur keine falsche Bescheidenheit, Leute. Eure Welt hat etwas, was dieses Gebilde hier nur an wenigen Ecken hat: Charme. Urwüchsigkeit und natürliche Schönheit. Da könnt ihr stolz drauf sein. Glaubt mal nicht, dass drei aus unserer Gilde es ansonsten so lange auf Newengland ausgehalten hätten." Sie sah, dass der Rotschopf nachdenklich wurde. "Toio, unsere Kleine und ich, wir hätten uns bei euch mit Sicherheit wohl gefühlt."
Nach der Landung verabschiedete der Terraner sich vorübergehend, weil er, wie er sagte, mal nachsehen müsse, was alles an Zeug in seinem Büro liegengeblieben wäre.
"Das ist auch seit Ewigkeiten gleich", sagte er. "Kram, der keinen interessiert, scheint so wichtig zu sein, dass ich ihn mit meiner Kennung abzeichnen muss. Danach wird das Gedöns archiviert und kommt niemals mehr ans Tageslicht. Pass auf, dass es dir nicht genauso geht!", schloss er seine Bemerkung an, John dabei anblickend. Damit verschwand er.
Gucky zeigte ihnen anschließend die nach seinen Worten "einzig wahre Sehenswürdigkeit Terranias und seiner Umgebung, nein der ganzen Erde. Ach, was sag ich, des ganzen Solsystems!" Zur Überraschung seiner Gäste entpuppte sich das derart Angepriesene als eine größere Menge Gewächshäuser.
"Hier" erklärte der Ilt voller Stolz und wies mit einer Hand in Richtung des Eingangs, "ist meine Möhrenzuchtplantage. Es gibt kaum eine Sorte Mohrrüben, die ihr hier nicht findet."
Er zeigte ihnen die dunkelblauen, fast schon schwarzen Möhren von Ertrus, die nur mit künstlicher Gravitation einwandfrei gediehen. "Natürlich wachsen die Dinger auch mit terranischer Standartgravitation. Dann schmecken sie aber nach labbrigem, alten Gummi. Das hier ist schon was anderes."
Er hielt ihnen eine frisch geerntete dunkle Möhre unter die Nase. Sie roch nach einer faszinierenden Mischung aus diversen Früchten und rotem Pfeffer. "Vorsicht", beschied er seinen Freunden. "Das Zeug ist an 3,4g gewöhnt und wahrscheinlich ein wenig stabiler als euer Gebiss. Weichkochen ist für unsereins notwendig. Dann abkühlen lassen, mit Olivenöl beträufeln und die Welt vergessen." Er besorgte eine Kostprobe, Lee und John waren begeistert.
Er zeigte ihnen grasgrüne Möhren, die wie Spargel schmeckten und laut Gucky von einer Welt stammten, die noch hinterwäldlerischer sei als Newengland; danach weiße Möhren, die mit roten Schlieren durchzogen waren und von Plophos kamen nebst hellblauen von Olymp, mit dunkelblauen Streifen darauf und darin. Lee wusste später nicht mehr, was sie alles gesehen hatten.
"Was ist denn deine Lieblingsmöhre?", fragte John.
"Ich muss leider zu meiner Schande gestehen, dass ich die noch nicht gefunden habe. Sie fehlt mir noch. Ihr wisst, wie ich meinen Möhrensaft am Liebsten trinke?"
"Natürlich. Dreiviertel Möhren, ein viertel frisch gepresster Blutorangensaft und ein Schuss Maracuja", sagte Lee.
"Genau. Das habe ich noch nicht geschafft. Irgendwas fehlt da noch."
Lee wusste jetzt, was sie in ihrer Freizeit zu tun hätte. Sie würde Gucky ideale Möhre züchten. Was sie zu diesem Zeitpunkt noch nicht ahnte, war, dass das Wort Freizeit für sie in Bälde ein Fremdwort werden würde.
"Was passiert eigentlich mit deinen Zuchtgemüse?" wollte sie wissen.
"Oh", antwortete der Ilt, "das wird als Guckys Meister-Möhren zu einem großen Teil für viel Geld an Spezialitätenrestaurants verkauft. Die Preise habe ich derart hoch gesetzt, dass sich nach dem Absatz eines Viertels der Ernte die Fixkosten drin habe. Homer hatte mir seinerzeit dazu mal was erklärt und es funktioniert tatsächlich. Das Meiste geht an finanziell nicht so gut gestellte Personen, an Kinder die halbe Zeit sogar umsonst. Ihr müsstet mal sehen, was hier los ist, wenn eine Horde Siebenjährige zu Besuch ist."
Er grinste.
"Einmal hatte eine Lehrerin nicht auf mich gehört und in eine ertrusische Möhre herzhaft reingebissen. Danach hatte sie einen Schneidezahn weniger. Die Kinder lachten sich kaputt, anscheinend war die Dame nicht sonderlich beliebt gewesen. Und der liebe Gucky hat das sofort zum Anlass genommen, den Kindern zu erklären, dass man auf Fachleute besser hören sollte."
"Gegen Ende der Erntezeit bleiben aber immer einige Überschüsse übrig", fuhr Gucky fort. "Das Geld geht an eine gemeinnützige Tierschutzorganisation, die auf besiedelten Welten große Rückzugsräume für die einheimische Tier- und Pflanzenwelt schafft. Terra war vor Urzeiten auf dem besten Wege gewesen, die genetische Vielfalt ihres Planeten unwiederbringlich zu zerstören. Das darf nirgendwo mehr passieren."
Sie setzen sich zu einer Pause in eine Ecke, dann wurde der Kleine nachdenklich. "Vielleicht ist es ganz gut, dass Bully nicht dabei ist", meinte er. "In der nächsten Folge unserer Geschichte gebe ich nicht das allerbeste Bild ab."
"Wir waren mit Homer auf dessen QUEEN LIBERTY in Richtung Mycon unterwegs. Dort wurden die bedauernswerten Züchtungen gesammelt, die unter dem Namen Genmüll bekannt waren."
"Peeroush, erfuhren wir später, wurde von Catomen zum Mitglied des Supremkommandos ernannt und erhielt den Auftrag, die Esper Armee zusammenzustellen."
"War mir doch klar, dass ich euch hier finde. Nach so einer Geschichte sitzt man lieber hier und isst Guckys Monster-Möhren, was?" fragte eine bekannte Stimme aus dem Hintergrund. Bully sah den Ilt an und fragte: "Das war dieser verquaste Einsatz, oder?"
Der Ilt nickte. "Ich komme mit allem klar. Ich begreife, dass ich mich dann und wann wie auch immer zurück halten muss. Ich bin Einzelkämpfer im Einsatz oder Teamplayer. Ich bin Chef im Ring oder auch nicht. Zur Not spiele ich auch Flottenkommandeur. Ich komme nicht damit klar, wenn mich jemand nicht für voll nimmt."
Reginald Bull nickte. "Ja", sagte er. "Das kann ich nachvollziehen."
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Was mach ich denn jetzt mit diesem Roman? Und welcher Supermann - Teufel hat KHS da schon wieder geritten?
Aber der Reihe nach.
Der Roman fängt gut bis sehr gut an. KHS beschreibt die 700er Klons und die Zustände an Bord der ANUBIS und das auf eine stellenweise ziemlich heftige Art. Stichworte wie unnützes Leben erinnern die Leserschaft furchtbarste und dunkelste Zeiten in Europa und erläutert so erneut, welcher in letzter Konsequenz widerliche Verein die Milchstraße beherrscht. Es wird nachhaltig klar, warum die weg müssen. Es gruselt einen an manchen Passagen und man zieht seinen imaginären Hut vor dem Autor.
Leider ist das auf Seite 24 beendet. Vorher war ein Schwenk von der ANUBIS zur QUEEN LIBERTY, wo Ras Tschubai und Gucky sich über ZA's und Aktivatorenkoller unterhalten. Das war noch in Ordnung. Dann lässt Homer G. Adams den großen Macker raushängen und weist Gucky auf das Nichtgebrauchsgebot hin. Er meint damit Psi - Kräfte.
Nebenbei erfahren wir zwar, warum HGA sich nicht operieren lässt: In seinem Rückgrat liegen einige absonderlich gestaltete Nervenbahnen. Er befürchtet, bei einer Korrektur sein fotografisches Gedächtnis zu verlieren. Gut. Endlich wissen wir das mal.
Homer redet mit den alten Kämpen, als hätten sie sie nicht mehr alle. Natürlich hat er sich in den 695 Jahren ohne Rhodan und Co verändert und vielleicht auch einen anderen Ton angewöhnt, aber das hier war absolut nicht meins.
Und dann Tetch Wossonow. Der scheer'sche Superheld der Woche. KHS kann es einfach nicht lassen, immer wieder solche Typen in seine Romane einzubauen. Die Art, wie er mit seinem Einsatzkameraden Gucky redet, ist einfach hammerhart. Bepelzter. Was soll das? In einem extrem wichtigen Einsatz lässt diese Figur den großen Macker raushängen. Mit Namen spricht er den Ilt nicht an. Immer nur von oben runter. Wie gesagt, im Einsatz. Und Gucky kreischt laut auf, als an einer Stelle Wasser kurz über seine Stiefel schwappt.
Nein, der zweite Teil war nix für mich, selbst wenn zwischendurch der erste immer wieder durchkommt. Scheer konnte mir nicht klar machen, wieso jemand mit einer Erfahrung wie Gucky derart daneben ist, dass er augenscheinlich nicht von der Wichtigkeit eines Ager Catomen überzeugt ist. Es soll wegen mir durchaus so sein, dass Wossonow Gucky über ist. Schon allein wegen der wesentlich besseren Ortskenntnis. Keine Frage.
Aber so? Ein Band, dem ich zu Beginn die Höchstnote verpassen wollte, käme bei einer Bewertung so grade noch auf eine vier minus. So grade noch.
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Ein erstes Schweben mit einem Gleiter über eine Stadt, die eine verwirrende Vielfalt zeigte. Die weiße Stadt, mehrfach zerstört, ganze Stadtteile entführt, x-mal wieder aufgebaut strahlte etwas für Lee und John unfassbares aus. Macht? ging es der Newenglanderin durch den Kopf. Nein. Selbstbewusstsein. Eine riesengroßes, extremes Selbstbewusstsein. Thamestown ist ein Dorf, stellte sie deprimiert fest.
Reginald Bull, der genau wusste, wie Terrania auf Fremde wirkte, die zum ersten Mal hier waren, knurrte: "Nur keine falsche Bescheidenheit, Leute. Eure Welt hat etwas, was dieses Gebilde hier nur an wenigen Ecken hat: Charme. Urwüchsigkeit und natürliche Schönheit. Da könnt ihr stolz drauf sein. Glaubt mal nicht, dass drei aus unserer Gilde es ansonsten so lange auf Newengland ausgehalten hätten." Sie sah, dass der Rotschopf nachdenklich wurde. "Toio, unsere Kleine und ich, wir hätten uns bei euch mit Sicherheit wohl gefühlt."
Nach der Landung verabschiedete der Terraner sich vorübergehend, weil er, wie er sagte, mal nachsehen müsse, was alles an Zeug in seinem Büro liegengeblieben wäre.
"Das ist auch seit Ewigkeiten gleich", sagte er. "Kram, der keinen interessiert, scheint so wichtig zu sein, dass ich ihn mit meiner Kennung abzeichnen muss. Danach wird das Gedöns archiviert und kommt niemals mehr ans Tageslicht. Pass auf, dass es dir nicht genauso geht!", schloss er seine Bemerkung an, John dabei anblickend. Damit verschwand er.
Gucky zeigte ihnen anschließend die nach seinen Worten "einzig wahre Sehenswürdigkeit Terranias und seiner Umgebung, nein der ganzen Erde. Ach, was sag ich, des ganzen Solsystems!" Zur Überraschung seiner Gäste entpuppte sich das derart Angepriesene als eine größere Menge Gewächshäuser.
"Hier" erklärte der Ilt voller Stolz und wies mit einer Hand in Richtung des Eingangs, "ist meine Möhrenzuchtplantage. Es gibt kaum eine Sorte Mohrrüben, die ihr hier nicht findet."
Er zeigte ihnen die dunkelblauen, fast schon schwarzen Möhren von Ertrus, die nur mit künstlicher Gravitation einwandfrei gediehen. "Natürlich wachsen die Dinger auch mit terranischer Standartgravitation. Dann schmecken sie aber nach labbrigem, alten Gummi. Das hier ist schon was anderes."
Er hielt ihnen eine frisch geerntete dunkle Möhre unter die Nase. Sie roch nach einer faszinierenden Mischung aus diversen Früchten und rotem Pfeffer. "Vorsicht", beschied er seinen Freunden. "Das Zeug ist an 3,4g gewöhnt und wahrscheinlich ein wenig stabiler als euer Gebiss. Weichkochen ist für unsereins notwendig. Dann abkühlen lassen, mit Olivenöl beträufeln und die Welt vergessen." Er besorgte eine Kostprobe, Lee und John waren begeistert.
Er zeigte ihnen grasgrüne Möhren, die wie Spargel schmeckten und laut Gucky von einer Welt stammten, die noch hinterwäldlerischer sei als Newengland; danach weiße Möhren, die mit roten Schlieren durchzogen waren und von Plophos kamen nebst hellblauen von Olymp, mit dunkelblauen Streifen darauf und darin. Lee wusste später nicht mehr, was sie alles gesehen hatten.
"Was ist denn deine Lieblingsmöhre?", fragte John.
"Ich muss leider zu meiner Schande gestehen, dass ich die noch nicht gefunden habe. Sie fehlt mir noch. Ihr wisst, wie ich meinen Möhrensaft am Liebsten trinke?"
"Natürlich. Dreiviertel Möhren, ein viertel frisch gepresster Blutorangensaft und ein Schuss Maracuja", sagte Lee.
"Genau. Das habe ich noch nicht geschafft. Irgendwas fehlt da noch."
Lee wusste jetzt, was sie in ihrer Freizeit zu tun hätte. Sie würde Gucky ideale Möhre züchten. Was sie zu diesem Zeitpunkt noch nicht ahnte, war, dass das Wort Freizeit für sie in Bälde ein Fremdwort werden würde.
"Was passiert eigentlich mit deinen Zuchtgemüse?" wollte sie wissen.
"Oh", antwortete der Ilt, "das wird als Guckys Meister-Möhren zu einem großen Teil für viel Geld an Spezialitätenrestaurants verkauft. Die Preise habe ich derart hoch gesetzt, dass sich nach dem Absatz eines Viertels der Ernte die Fixkosten drin habe. Homer hatte mir seinerzeit dazu mal was erklärt und es funktioniert tatsächlich. Das Meiste geht an finanziell nicht so gut gestellte Personen, an Kinder die halbe Zeit sogar umsonst. Ihr müsstet mal sehen, was hier los ist, wenn eine Horde Siebenjährige zu Besuch ist."
Er grinste.
"Einmal hatte eine Lehrerin nicht auf mich gehört und in eine ertrusische Möhre herzhaft reingebissen. Danach hatte sie einen Schneidezahn weniger. Die Kinder lachten sich kaputt, anscheinend war die Dame nicht sonderlich beliebt gewesen. Und der liebe Gucky hat das sofort zum Anlass genommen, den Kindern zu erklären, dass man auf Fachleute besser hören sollte."
"Gegen Ende der Erntezeit bleiben aber immer einige Überschüsse übrig", fuhr Gucky fort. "Das Geld geht an eine gemeinnützige Tierschutzorganisation, die auf besiedelten Welten große Rückzugsräume für die einheimische Tier- und Pflanzenwelt schafft. Terra war vor Urzeiten auf dem besten Wege gewesen, die genetische Vielfalt ihres Planeten unwiederbringlich zu zerstören. Das darf nirgendwo mehr passieren."
Sie setzen sich zu einer Pause in eine Ecke, dann wurde der Kleine nachdenklich. "Vielleicht ist es ganz gut, dass Bully nicht dabei ist", meinte er. "In der nächsten Folge unserer Geschichte gebe ich nicht das allerbeste Bild ab."
"Wir waren mit Homer auf dessen QUEEN LIBERTY in Richtung Mycon unterwegs. Dort wurden die bedauernswerten Züchtungen gesammelt, die unter dem Namen Genmüll bekannt waren."
Spoiler:
"War mir doch klar, dass ich euch hier finde. Nach so einer Geschichte sitzt man lieber hier und isst Guckys Monster-Möhren, was?" fragte eine bekannte Stimme aus dem Hintergrund. Bully sah den Ilt an und fragte: "Das war dieser verquaste Einsatz, oder?"
Der Ilt nickte. "Ich komme mit allem klar. Ich begreife, dass ich mich dann und wann wie auch immer zurück halten muss. Ich bin Einzelkämpfer im Einsatz oder Teamplayer. Ich bin Chef im Ring oder auch nicht. Zur Not spiele ich auch Flottenkommandeur. Ich komme nicht damit klar, wenn mich jemand nicht für voll nimmt."
Reginald Bull nickte. "Ja", sagte er. "Das kann ich nachvollziehen."
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Was mach ich denn jetzt mit diesem Roman? Und welcher Supermann - Teufel hat KHS da schon wieder geritten?
Aber der Reihe nach.
Der Roman fängt gut bis sehr gut an. KHS beschreibt die 700er Klons und die Zustände an Bord der ANUBIS und das auf eine stellenweise ziemlich heftige Art. Stichworte wie unnützes Leben erinnern die Leserschaft furchtbarste und dunkelste Zeiten in Europa und erläutert so erneut, welcher in letzter Konsequenz widerliche Verein die Milchstraße beherrscht. Es wird nachhaltig klar, warum die weg müssen. Es gruselt einen an manchen Passagen und man zieht seinen imaginären Hut vor dem Autor.
Leider ist das auf Seite 24 beendet. Vorher war ein Schwenk von der ANUBIS zur QUEEN LIBERTY, wo Ras Tschubai und Gucky sich über ZA's und Aktivatorenkoller unterhalten. Das war noch in Ordnung. Dann lässt Homer G. Adams den großen Macker raushängen und weist Gucky auf das Nichtgebrauchsgebot hin. Er meint damit Psi - Kräfte.
Nebenbei erfahren wir zwar, warum HGA sich nicht operieren lässt: In seinem Rückgrat liegen einige absonderlich gestaltete Nervenbahnen. Er befürchtet, bei einer Korrektur sein fotografisches Gedächtnis zu verlieren. Gut. Endlich wissen wir das mal.
Homer redet mit den alten Kämpen, als hätten sie sie nicht mehr alle. Natürlich hat er sich in den 695 Jahren ohne Rhodan und Co verändert und vielleicht auch einen anderen Ton angewöhnt, aber das hier war absolut nicht meins.
Und dann Tetch Wossonow. Der scheer'sche Superheld der Woche. KHS kann es einfach nicht lassen, immer wieder solche Typen in seine Romane einzubauen. Die Art, wie er mit seinem Einsatzkameraden Gucky redet, ist einfach hammerhart. Bepelzter. Was soll das? In einem extrem wichtigen Einsatz lässt diese Figur den großen Macker raushängen. Mit Namen spricht er den Ilt nicht an. Immer nur von oben runter. Wie gesagt, im Einsatz. Und Gucky kreischt laut auf, als an einer Stelle Wasser kurz über seine Stiefel schwappt.
Nein, der zweite Teil war nix für mich, selbst wenn zwischendurch der erste immer wieder durchkommt. Scheer konnte mir nicht klar machen, wieso jemand mit einer Erfahrung wie Gucky derart daneben ist, dass er augenscheinlich nicht von der Wichtigkeit eines Ager Catomen überzeugt ist. Es soll wegen mir durchaus so sein, dass Wossonow Gucky über ist. Schon allein wegen der wesentlich besseren Ortskenntnis. Keine Frage.
Aber so? Ein Band, dem ich zu Beginn die Höchstnote verpassen wollte, käme bei einer Bewertung so grade noch auf eine vier minus. So grade noch.
Bleck vun dä Schäl Sick op unsere schöne Dom: Sankt Peter und Maria mit Hohenzollernbrücke
- R.B.
- Superintelligenz
- Beiträge: 2733
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Re: Klassiker - Cantaro
Band 1489 - Offensive der Widder - ist von Arndt Ellmer, erschienen am 6. März 1990
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Der Rest des Tages gehörte der terranischen Hauptstadt. Der Gobi-Park mit dem Stardust Memorial. Die uralte Rakete stand restauriert und konserviert auf einem Marmorfelsen, weithin sichtbar. Lee und John bewunderten einmal mehr den Mut der vier Männer, die vor Urzeiten den Weg zum Mond gefunden hatten. Ein paar Schritte weiter waren in der Dolan Gedenkstätte die Namen von mehr als zwei Milliarden Menschen eingraviert, die im Kampf gegen Zweitkonditionierten den Tod fanden.
Sie besuchten den Crest Memorial Park, den Platz der Mongolischen Kaiser und sprachen auf dem Platz der Hundertsonnenwelt mit einigen Posbis. Sie sahen so viel, dass sie es nicht sortiert bekamen. Und so ganz langsam schwante Lee, die stets und ständig Aufzeichnungsgerät laufen ließ, dass mit der Erstellung der Dokumentation eine Menge Arbeit auf sie wartete. Zumindest, wenn man es so machen wollte, wie Tarota es vorgeschlagen hatte. Schade, dass sie nicht dabei ist, ging es Lee durch den Kopf. Sie hätte als Historikerin sicherlich eine eigene Meinung zu so manchem gehabt.
Grade, als ihnen der Kopf so sehr schwirrte, dass sie nicht mehr weiter wollten, winkte Gucky einem seltsamen vierrädrigem hölzernen Fahrzeug weiter hinten. Das ist eine Pferdekutsche, dachte Lee und sah, wie zwei Tiere die Kutsche in ihre Richtung zogen. Gucky kletterte auf die erste Stufe und öffnete die Tür. Dann sprang er zurück auf den weg und wies mit ausgestreckter rechter Hand in Richtung des offenen Fahrzeuges.
"Darf ich die Dame und die Herren bitten, in dieses mein ureigenes bescheidenes Gefährt einzusteigen?"
"Ich wusste noch gar nicht, dass du Raumschiffe gegen Pferdekutschen eingetauscht hast", brummte Bull. "Das Ding soll dir gehören? Mach mal die Augen zu. Was du dann siehst, gehört dir. Sonst nix."
Die Drei nahmen im Inneren Platz, Gucky setzte sich nach oben neben den Kutscher und dirigierte ihn in Richtung Osten. Und absolut passend zu ihrem Gefährt hielten sie vor einem Restaurant mit dem Namen "Ye Ould Scottish Carriage Inn". Sie stiegen aus, betraten das Lokal und kamen sich vor wie in einem Museum. Die Wände waren mit so gut wie allem, was mit Pferden, Kutschen oder Schotten zu tun hatte, geschmückt. Im Hintergrund spielte eine Live-Band von Dudelsäcken dominierte Musik.
John Talbot beschloss auf der Stelle, bei einem Wahlsieg die Musik seiner Vorfahren spielen zu lassen. Und dann würde die Post abgehen. Auf ganz Newengland. Und Leuten wie Billy würden die Augen aufgehen.
"Morgen geht es in eure Heimat", erklärte Gucky. "Ab in Richtung London. Die haben nämlich einen großen Feiertag, lasst euch mal überraschen. Die Solaren Residenz kommt später. Die läuft nicht weg", beendete er seine Erläuterung und zwinkerte den Zweien zu.
Nach einem hervorragenden Dinner lehnten sie sich zurück. Reginald Bull blickte in die Runde und begann die nächste Erzählung.
"So ganz langsam aber sicher wurde wir optimistischer. Allen Problemen zum Trotz hatten wir es geschafft, die Posbis, die Haluter und vor allem das Zentralplasma in Richtung Milchstraße zu bewegen."
"Dann geht's ja langsam zu den oberen Zehntausend", sagte John nach kurzem Nachdenken. "Da hatten wir doch schon welche. Ager Catomen zum Beispiel. Dabei fällt mir noch ein Name ein. Was ist eigentlich aus eurem Kumpan Pedrass Foch geworden? Von dem war auf einmal keine Rede mehr."
Gucky sah ihn schelmisch grinsend an. "Der ist verschollen. Der Cantaro Darshool hatte ihn damals mitgenommen und seitdem ist er weg."
"Also mutmaße ich mal, dass Foch auch einer von Catomens Sorte ist und der euch beziehungsweise die Freihändler nur gelinkt hatte." Lee gab ihre Meinung zu diesem Thema zum Besten, kam aber nicht weit.
"Ich hab dir schon mal gesagt, dass du viel zu neugierig bist", beschied ihr der Ilt. " Du darfst alles essen, aber nicht alles wissen."
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Ein Roman fast schon Ewers 'scher Prägung. Dauernde Themenwechsel. BASIS, Rhodan, die drei Kleinen, Bull, Atlan, Posbis, Mattenwillys, Haluter. Alles dabei. Nur, dass die ganze Chose bei AE etwas sortierter ist. Trotzdem sollte man diesen Band am Stück lesen, sonst kriegt man die Zusammenhänge nicht mehr auf die Reihe.
Es geht aber nicht quer durch das ganze Perryversum, sondern Arndt bleibt bei der Sache. Den nöteligen Hamiller muss man überzeugen, dass seine BASIS für anstehende finale Angriffe zu unbeweglich ist und am Schluss die Überraschung: Rhodan verschwindet in Richtung Solsystem. Oder ist das zum Anfang des letzten Zehntels des Zyklus gar keine Überraschung?
Lassen wir uns überraschen!
Wie so häufig sind zehn Bände vor Toresschluss noch viele Themen offen. Wie ist das denn nun mit den Herren der Straßen, die ja augenscheinlich wie Terraner aussehen? Sind das nur einige wenige, die sich als Diktatoren aufspielen? Klappt das mit den Cantaro und geht das mit dem Zentralplasma gut? Was ist überhaupt mit Gesil? Von der haben wir nun auch schon einige Zeit nicht mehr gehört. Wer hat die Zellaktivatoren geklaut? Darshool, Pedrass Foch. Das hinter einem Schirm versteckte Solsystem. Und: Monos. Der Teufel in Terra Hallen. Immer noch Stoff für einen halben Zyklus. Es wird Zeit.
AE's Band war kein Überflieger, aber auch nicht schlecht. Als Note gäbe es eine drei.
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Der Rest des Tages gehörte der terranischen Hauptstadt. Der Gobi-Park mit dem Stardust Memorial. Die uralte Rakete stand restauriert und konserviert auf einem Marmorfelsen, weithin sichtbar. Lee und John bewunderten einmal mehr den Mut der vier Männer, die vor Urzeiten den Weg zum Mond gefunden hatten. Ein paar Schritte weiter waren in der Dolan Gedenkstätte die Namen von mehr als zwei Milliarden Menschen eingraviert, die im Kampf gegen Zweitkonditionierten den Tod fanden.
Sie besuchten den Crest Memorial Park, den Platz der Mongolischen Kaiser und sprachen auf dem Platz der Hundertsonnenwelt mit einigen Posbis. Sie sahen so viel, dass sie es nicht sortiert bekamen. Und so ganz langsam schwante Lee, die stets und ständig Aufzeichnungsgerät laufen ließ, dass mit der Erstellung der Dokumentation eine Menge Arbeit auf sie wartete. Zumindest, wenn man es so machen wollte, wie Tarota es vorgeschlagen hatte. Schade, dass sie nicht dabei ist, ging es Lee durch den Kopf. Sie hätte als Historikerin sicherlich eine eigene Meinung zu so manchem gehabt.
Grade, als ihnen der Kopf so sehr schwirrte, dass sie nicht mehr weiter wollten, winkte Gucky einem seltsamen vierrädrigem hölzernen Fahrzeug weiter hinten. Das ist eine Pferdekutsche, dachte Lee und sah, wie zwei Tiere die Kutsche in ihre Richtung zogen. Gucky kletterte auf die erste Stufe und öffnete die Tür. Dann sprang er zurück auf den weg und wies mit ausgestreckter rechter Hand in Richtung des offenen Fahrzeuges.
"Darf ich die Dame und die Herren bitten, in dieses mein ureigenes bescheidenes Gefährt einzusteigen?"
"Ich wusste noch gar nicht, dass du Raumschiffe gegen Pferdekutschen eingetauscht hast", brummte Bull. "Das Ding soll dir gehören? Mach mal die Augen zu. Was du dann siehst, gehört dir. Sonst nix."
Die Drei nahmen im Inneren Platz, Gucky setzte sich nach oben neben den Kutscher und dirigierte ihn in Richtung Osten. Und absolut passend zu ihrem Gefährt hielten sie vor einem Restaurant mit dem Namen "Ye Ould Scottish Carriage Inn". Sie stiegen aus, betraten das Lokal und kamen sich vor wie in einem Museum. Die Wände waren mit so gut wie allem, was mit Pferden, Kutschen oder Schotten zu tun hatte, geschmückt. Im Hintergrund spielte eine Live-Band von Dudelsäcken dominierte Musik.
John Talbot beschloss auf der Stelle, bei einem Wahlsieg die Musik seiner Vorfahren spielen zu lassen. Und dann würde die Post abgehen. Auf ganz Newengland. Und Leuten wie Billy würden die Augen aufgehen.
"Morgen geht es in eure Heimat", erklärte Gucky. "Ab in Richtung London. Die haben nämlich einen großen Feiertag, lasst euch mal überraschen. Die Solaren Residenz kommt später. Die läuft nicht weg", beendete er seine Erläuterung und zwinkerte den Zweien zu.
Nach einem hervorragenden Dinner lehnten sie sich zurück. Reginald Bull blickte in die Runde und begann die nächste Erzählung.
"So ganz langsam aber sicher wurde wir optimistischer. Allen Problemen zum Trotz hatten wir es geschafft, die Posbis, die Haluter und vor allem das Zentralplasma in Richtung Milchstraße zu bewegen."
Spoiler:
Gucky sah ihn schelmisch grinsend an. "Der ist verschollen. Der Cantaro Darshool hatte ihn damals mitgenommen und seitdem ist er weg."
"Also mutmaße ich mal, dass Foch auch einer von Catomens Sorte ist und der euch beziehungsweise die Freihändler nur gelinkt hatte." Lee gab ihre Meinung zu diesem Thema zum Besten, kam aber nicht weit.
"Ich hab dir schon mal gesagt, dass du viel zu neugierig bist", beschied ihr der Ilt. " Du darfst alles essen, aber nicht alles wissen."
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Ein Roman fast schon Ewers 'scher Prägung. Dauernde Themenwechsel. BASIS, Rhodan, die drei Kleinen, Bull, Atlan, Posbis, Mattenwillys, Haluter. Alles dabei. Nur, dass die ganze Chose bei AE etwas sortierter ist. Trotzdem sollte man diesen Band am Stück lesen, sonst kriegt man die Zusammenhänge nicht mehr auf die Reihe.
Es geht aber nicht quer durch das ganze Perryversum, sondern Arndt bleibt bei der Sache. Den nöteligen Hamiller muss man überzeugen, dass seine BASIS für anstehende finale Angriffe zu unbeweglich ist und am Schluss die Überraschung: Rhodan verschwindet in Richtung Solsystem. Oder ist das zum Anfang des letzten Zehntels des Zyklus gar keine Überraschung?
Lassen wir uns überraschen!
Wie so häufig sind zehn Bände vor Toresschluss noch viele Themen offen. Wie ist das denn nun mit den Herren der Straßen, die ja augenscheinlich wie Terraner aussehen? Sind das nur einige wenige, die sich als Diktatoren aufspielen? Klappt das mit den Cantaro und geht das mit dem Zentralplasma gut? Was ist überhaupt mit Gesil? Von der haben wir nun auch schon einige Zeit nicht mehr gehört. Wer hat die Zellaktivatoren geklaut? Darshool, Pedrass Foch. Das hinter einem Schirm versteckte Solsystem. Und: Monos. Der Teufel in Terra Hallen. Immer noch Stoff für einen halben Zyklus. Es wird Zeit.
AE's Band war kein Überflieger, aber auch nicht schlecht. Als Note gäbe es eine drei.
Bleck vun dä Schäl Sick op unsere schöne Dom: Sankt Peter und Maria mit Hohenzollernbrücke
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Re: Klassiker - Cantaro
Band 1490 - Endstation Sol - ist von Ernst Vlcek, erschienen am 13. März 1990
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"Du meine Güte, was ist das denn?" wunderte sich Lee angesichts der Menschenmassen, die sich in London rechts und links der königlichen Straße "The Mall" angesammelt hatten.
Drei Tage Terrania lagen hinter ihnen, jetzt war die Heimat ihrer Vorfahren an der Reihe. London kannte in Newengland natürlich jedes Kind. Zumindest auf dem Plan im Rechner. City of Westminster, City of London, Tower of London und der Dinge mehr waren feststehende Begriffe. Ebenso wie das Stück London Calling, ihre heimliche Hymne. Reginald hatte ihnen erklärt, dass die Stadt seinerzeit, nach dem Angriff der Bestien, eine riesige Ruine gewesen war. Das Einzige, das seltsamerweise nach dem Krieg noch stand, war der Elizabeth Tower mit Big Ben. Alles andere war zerstört, aber man hatte es originalgetreu wieder aufgebaut. Samt The Mall, dem Victoria Memorial und natürlich Buckingham Palace.
Und genau auf dieser Mall stand jetzt alles voller Menschen, die den uralten Union Jack, die britische Flagge, schwenkten. Sie sahen auch Leute, die entsprechende Kleidung trugen oder sich das Ding ins Gesicht oder auf den Rücken gemalt hatten.
Bully grinste. "Da oben", begann er, "ist ständig ein Platz für fünf bis sechs Regierungsmitglieder frei, damit sie sich ihre Schande immer wieder ansehen können. Kannst du uns dahin bringen, Kleiner?" Gucky nickte. Er schaffte es mit einem Sprung und umgehend fanden sich der Ilt, Reginald, Lee und John auf einer Art Tribüne mit bestem Ausblick auf die Geschehnisse wieder.
"Damals, zur Zeiten der Dritten Macht", erklärte Bull, "wuchs die Menschheit langsam aber sicher zusammen. Angesichts der kommenden Gefahren war das die einzig richtige Entscheidung. Nun, alle hatten einer Weltregierung zugestimmt. Alle? Fast alle. Ein kleines Volk von Insulanern handelte Sonderrechte heraus. Im Wesentlichen bestanden die daraus, dass terranische Gesetze hier nur gelten würden, wenn sie von Königin oder König unterzeichnet wurden. Naja, wir dachten damals, dass könne ja so schlimm nicht werden und waren einverstanden. Die Zustimmung des jeweiligen Souveräns war über die Jahrhunderte hinweg immer nur Formsache. Bis auf eins. Sie weigerten sich standhaft, auf die metrischen Systeme umzusteigen. Und so gab es hier auf dieser ulkigen Insel eben keine Meter, Kilometer oder Liter, sondern weiterhin Yards, Meilen und Pints."
"Ja, und wo liegt da denn das Problem?" wunderte sich Lee, die von Newengland her nichts anderes kannte.
"Da hab ich doch glatt vergessen, dass ihr ja auch Engländer seid. Junge Frau, überall da, wo terranischer Einfluss vorherrscht, gilt das metrische System. Nur hier und auf eurem Hinterwäldler - Planeten nicht. Habt ihr Angst, modern zu werden?"
Bull sah, dass seine Freundin tief Luft holte und befürchtete einen längeren Vortrag, wohl nicht zu unrecht. Daher redete er schnell weiter, bevor Lee anfangen konnte.
"Das ging so weiter, bis die Administration in Terrania auf die Beschwerde einiger Plophos - Touristen reagierte. Irgendwer hatte etwas nicht auf die Reihe gekriegt und war sturzbetrunken aus einer Kneipe gekommen. Da kam im Jahre 3243 a.Z. endlich die verbindliche Anweisung, Pints und Co fallen zu lassen und auf vernünftige Maße wie Liter umzustellen. Aber da hatte man die Rechnung ohne die Wirte beziehungsweise deren Gäste gemacht. Irgendwer holte die originale Vereinbarung aus einem Archiv und legte diesen Uralt-Vertrag samt der neuen Gesetzesänderung dem damaligen König zu Unterschrift vor vor."
Lee war begeistert. "Und der hat sich natürlich geweigert, das Gesetz zu unterschreiben und so ist es beim Alten geblieben. Hier gefällt es mir auf jeden Fall besser als in Terrania. Und was passiert da unten grade?"
Sie sahen in lindgrüne Flottenuniformen gekleidete Frauen und Männer mit festen Blicken die Mall hinunter in Richtung Buckingham Palace gehen. Vor sich her trugen sie eine Art Kissen aus rotem Samt, auf dem einige Blätter Papier lagen. Begleitet wurden sie von Soldaten der Grenadier Guards, die ihrer typischen Kleidung mit schwarzer Hose, roter Jacke und schwarzer Pelzmütze mit grimmigen Gesichtern neben- und hinterher gingen und sie nicht aus den Augen ließen.
Sie mussten vor dem verschlossen Tor der Umzäunung des Palastes stehenbleiben und riefen laut irgendetwas unverständliches.
"Sie begehren Einlass", flüsterte Gucky seinen Freunden zu. "Das Tor bleibt aber noch eine Weile zu."
Die Rufe gingen weiter und plötzlich bemerkte man, dass sich im Inneren der Umzäunung etwas tat. Auch dort standen Männer der Guards, hin und her gehend, immer wieder aufstampfend und alles wieder von vorn. Dann öffnete sich eine Tür zum Innenhof und heraus trat eine Dame, in edelster Kleidung steckend. Auf dem aufrecht gehaltenen Kopf trug sie eine Krone.
Die Edwardskrone, ging es Lee durch den Kopf und sie vergewisserte sich zum wiederholten Mal, dass ihr Aufzeichnungsgerät einwandfrei lief. Das muss ich CCXXXVII zeigen, falls irgendwann bei uns mal einer auf eine ähnliche Idee kommt. Der beißt dann auch auf Granit.
Lee stellte fest, dass die Krone bei genauerem Hinsehen ein wenig über dem Kopf der wohlgekleideten Dame schwebte. Man hatte einige Mini-Antigravs eingebaut, das Ding wäre wohl sonst ein wenig schwer.
"Das ist ihre Hoheit, Königin Ystra III. Die lässt gleich das Tor öffnen und fragt nach dem Begehr der Ankömmlinge", erläuterte Bull.
So geschah es. Der erste Mann aus der Reihe der Lindgrünträger ließ das Kissen mit den Papieren darauf nach vorne bringen und legte es mit herrischer Geste auf einem Tisch vor der Königin ab. Er zeigte darauf und rief etwas, was wieder niemand verstehen konnte. Ihre königliche Hoheit Ystra III nahm die Blätter auf, las sie augenscheinlich durch und zerriss sie kurz darauf vor den Augen des Grünlings in kleine Stücke. Dann drehte sie sich herum und verschwand unter lautem Jubel der anwesenden Menschen wieder in ihrem Palast.
Unmittelbar danach verzogen sich sämtliche Zuschauer und kurz drauf war alles leer.
"Was war das denn jetzt?" wollte ein sichtlich verwirrter John Talbot wissen.
"Das, mein Lieber", erklärte Bully, "wird seit dem Jahr 3243, also dem Jahr der Ersten Weigerung, alle zwölf Monate wiederholt. Auf die gleiche Art und Weise. König oder Königin unterschreiben das Ding nicht und so wird es wohl auf ewig bei den alten seltsamen Maßen und Gewichten bleiben. Seit dem Jahr 3250 ist dieser Tag als "Miles & Pint - Day" ein gesetzlicher Feiertag, den man traditionell mit einer Familienfeier begeht. Dabei werden Getränke aus Gläsern in Pint oder Halfpint Größe genossen und man schwört dem Königshaus ewige Treue. Und alle feiern mit, von ganz klein bis uralt."
Lee fühlte sich wie zu Hause und hatte auf einmal ebenfalls das Bedürfnis, wo auch immer zu feiern.
"Ich glaube", sagte Reginald Bull, "da hab ich was für euch."
Er blickte Gucky an. Der nickte und nahm sie mit. Sie materialisierten in einem typisch englischen Pub, der dem Billys in nichts nachstand. Lee sah sich noch fasziniert um, als John sie leicht am rechten Unterarm berührte und ihre Blicke in die linke hintere Ecke lenkte.
"Überraschung!", flüsterte Gucky.
Lee wurde auf der Stelle flau im Magen. Ruhig bleiben, Lee, ganz ruhig bleiben. sagte sie sich in Gedanken, als sie den sich soeben erhebenden Mann sah. Dunkelblond, schlank, fast schon hager und graublaue Augen. Augen, in denen man sich verlieren kann, dachte sie und musste sich zwingen, einen Fuß vor den anderen zu setzen. Ihre rechte Hand hatte Johns linke ergriffen und sie drückte fest zu. Pass auf, dass ich nicht umfalle, flüsterte sie leise.
"Komm, Mädel, wer Atlan überlebt har, übersteht den hier auch", sagte Gucky und watschelte voran. "Darf ich vorstellen?" fragte er, zunächst auf die Besucher zeigend. "Das sind Lee Barringham, Entschuldigung, Dr. Lee Barringham und John Talbot von Newengland und der hier", er wies in die andere Richtung, "ist Perry Rhodan."
"Es freut mich, euch kennenzulernen, nachdem ich schon so manches von euch gehört habe," begrüßte der Terraner seine Gäste.
"Ich hoffe, nur Gutes", nahm John den Faden auf, blickte ein wenig misstrauisch auf Gucky und gab Perry Rhodan die Hand.
"Wenn er Unsinn geredet hat, kraule ich ihn nicht mehr", ergänzte Lee und schloss sich John an.
Rhodan lachte leise. "Das wäre die ultimative Bestrafung für unseren Retter aller Universen. Aber ich kann euch beruhigen. Ich weiß in groben Zügen, wer ihr seid und wo ihr herkommt. Detailliertes wurde mir nicht mitgeteilt."
Sie setzten sich zusammen, beschnupperten sich ein wenig. Dann erzählten Lee und John, was sie bewegte und wie sie auf die Erde gekommen waren.
"Da habt ihr euch einiges vorgenommen. John, ich kann dir im Falle eines Wahlsieges zusichern, dass man seitens der LFG mit aller notwendigen Vorsicht auf euch zukommen wird. Es passiert definitiv nichts gegen eure Zustimmung. Und dir, Lee, dürfte klar sein, dass du eine ziemliche Weile beschäftigt sein wirst. Dr. Danger hin oder her. Aber wenn du es geschafft hast, Gucky, Tolot, Atlan und Bully zur Erzählungen und Schilderungen zu bewegen, wird an der Sache was dran sein."
Er sah Gucky und Bully an.
"Homer ist informiert wegen des Finanziellen?"
Nachdem die beiden Angesprochenen dessen Zusage zur Unterstützung bestätigt hatten, lehnte Perry Rhodan sich zurück.
"Dann liegt es jetzt wohl an mir, eure Geschichte weiter zu vervollständigen", sagte er und begann:
"Ja, ich hatte ich mit der Space-Jet verdrückt. Ich wollte, ich musste einfach ins Solsystem, um zu klären, was zu klären war. Alle weiteren Aktivitäten wusste ich in besten Händen, also ging es ausnahmsweise mal nur um mich. Zu einer Art Endkampf zwischen dem immer noch ominösen Monos und mir wäre es sowieso gekommen und in dieser Phase unserer Auseinandersetzung wäre ich meinen Leuten eh keine Hilfe gewesen. Ich war aber nicht der Einzige, der in Richtung Terra unterwegs. Unserem Cantaro - Freund Darshool ging es ebenso."
"So geht's, wenn man in seinem Leben noch nie vor Pumpe gelaufen ist", meinte der Ilt dazu." Dann ist man schneller weg vom Fenster, als man hinsehen kann."
"Was für ein Glück, dass du regelmäßig vor so ein Teil rennst", eröffnete Bully dem Kleinen und grinste. "Dann haben wir ja die Hoffnung, dass du uns noch einige Zeit erhalten bleibst."
Sie nahmen ihre Gläser und prosteten sich zu.
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Wenn ich einen Roman anfange und nach gefühlten 10 Minuten schon auf Seite 30 oder so bin, dann ist die Wahrscheinlichkeit ziemlich groß, dass ich den Band gut bis sehr gut finde. So wie hier geschehen. EV hatte eine Art zu schreiben, die mich hinderte, das Teil an die Seite zu legen. Gut, die Geschichtsverfälschungen waren jetzt nicht wirklich überraschend, aber EV bringt sie glaubwürdig in den Gesamtkontext ein.
Nicht, dass ich das Ende Darshools nicht schon zu Beginn vermutet hatte; nein es war mehr. Der Aufbau der Story war es. Die sehr lebendige Art seines Schreibens. Sicherlich auch die Tatsache, dass man endlich mal etwas mehr über die Herren der Straßen erfuhr und sie zumindest namentlich vorgestellt wurden. Dass ich zwischendurch bei dem zur Schau gestellten Übermut des Cantaro mehr als einmal gedacht habe "Junge, du hast sie nicht mehr alle", tut der Sache keinen Abbruch.
Innerhalb der nächsten zwei Bände werden wir auf Terras Innenleben stoßen. So langsam geht es ans Eingemachte. Da der Autor in beiden Fällen Robert Feldhoff heißt, darf man neugierig sein.
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"Du meine Güte, was ist das denn?" wunderte sich Lee angesichts der Menschenmassen, die sich in London rechts und links der königlichen Straße "The Mall" angesammelt hatten.
Drei Tage Terrania lagen hinter ihnen, jetzt war die Heimat ihrer Vorfahren an der Reihe. London kannte in Newengland natürlich jedes Kind. Zumindest auf dem Plan im Rechner. City of Westminster, City of London, Tower of London und der Dinge mehr waren feststehende Begriffe. Ebenso wie das Stück London Calling, ihre heimliche Hymne. Reginald hatte ihnen erklärt, dass die Stadt seinerzeit, nach dem Angriff der Bestien, eine riesige Ruine gewesen war. Das Einzige, das seltsamerweise nach dem Krieg noch stand, war der Elizabeth Tower mit Big Ben. Alles andere war zerstört, aber man hatte es originalgetreu wieder aufgebaut. Samt The Mall, dem Victoria Memorial und natürlich Buckingham Palace.
Und genau auf dieser Mall stand jetzt alles voller Menschen, die den uralten Union Jack, die britische Flagge, schwenkten. Sie sahen auch Leute, die entsprechende Kleidung trugen oder sich das Ding ins Gesicht oder auf den Rücken gemalt hatten.
Bully grinste. "Da oben", begann er, "ist ständig ein Platz für fünf bis sechs Regierungsmitglieder frei, damit sie sich ihre Schande immer wieder ansehen können. Kannst du uns dahin bringen, Kleiner?" Gucky nickte. Er schaffte es mit einem Sprung und umgehend fanden sich der Ilt, Reginald, Lee und John auf einer Art Tribüne mit bestem Ausblick auf die Geschehnisse wieder.
"Damals, zur Zeiten der Dritten Macht", erklärte Bull, "wuchs die Menschheit langsam aber sicher zusammen. Angesichts der kommenden Gefahren war das die einzig richtige Entscheidung. Nun, alle hatten einer Weltregierung zugestimmt. Alle? Fast alle. Ein kleines Volk von Insulanern handelte Sonderrechte heraus. Im Wesentlichen bestanden die daraus, dass terranische Gesetze hier nur gelten würden, wenn sie von Königin oder König unterzeichnet wurden. Naja, wir dachten damals, dass könne ja so schlimm nicht werden und waren einverstanden. Die Zustimmung des jeweiligen Souveräns war über die Jahrhunderte hinweg immer nur Formsache. Bis auf eins. Sie weigerten sich standhaft, auf die metrischen Systeme umzusteigen. Und so gab es hier auf dieser ulkigen Insel eben keine Meter, Kilometer oder Liter, sondern weiterhin Yards, Meilen und Pints."
"Ja, und wo liegt da denn das Problem?" wunderte sich Lee, die von Newengland her nichts anderes kannte.
"Da hab ich doch glatt vergessen, dass ihr ja auch Engländer seid. Junge Frau, überall da, wo terranischer Einfluss vorherrscht, gilt das metrische System. Nur hier und auf eurem Hinterwäldler - Planeten nicht. Habt ihr Angst, modern zu werden?"
Bull sah, dass seine Freundin tief Luft holte und befürchtete einen längeren Vortrag, wohl nicht zu unrecht. Daher redete er schnell weiter, bevor Lee anfangen konnte.
"Das ging so weiter, bis die Administration in Terrania auf die Beschwerde einiger Plophos - Touristen reagierte. Irgendwer hatte etwas nicht auf die Reihe gekriegt und war sturzbetrunken aus einer Kneipe gekommen. Da kam im Jahre 3243 a.Z. endlich die verbindliche Anweisung, Pints und Co fallen zu lassen und auf vernünftige Maße wie Liter umzustellen. Aber da hatte man die Rechnung ohne die Wirte beziehungsweise deren Gäste gemacht. Irgendwer holte die originale Vereinbarung aus einem Archiv und legte diesen Uralt-Vertrag samt der neuen Gesetzesänderung dem damaligen König zu Unterschrift vor vor."
Lee war begeistert. "Und der hat sich natürlich geweigert, das Gesetz zu unterschreiben und so ist es beim Alten geblieben. Hier gefällt es mir auf jeden Fall besser als in Terrania. Und was passiert da unten grade?"
Sie sahen in lindgrüne Flottenuniformen gekleidete Frauen und Männer mit festen Blicken die Mall hinunter in Richtung Buckingham Palace gehen. Vor sich her trugen sie eine Art Kissen aus rotem Samt, auf dem einige Blätter Papier lagen. Begleitet wurden sie von Soldaten der Grenadier Guards, die ihrer typischen Kleidung mit schwarzer Hose, roter Jacke und schwarzer Pelzmütze mit grimmigen Gesichtern neben- und hinterher gingen und sie nicht aus den Augen ließen.
Sie mussten vor dem verschlossen Tor der Umzäunung des Palastes stehenbleiben und riefen laut irgendetwas unverständliches.
"Sie begehren Einlass", flüsterte Gucky seinen Freunden zu. "Das Tor bleibt aber noch eine Weile zu."
Die Rufe gingen weiter und plötzlich bemerkte man, dass sich im Inneren der Umzäunung etwas tat. Auch dort standen Männer der Guards, hin und her gehend, immer wieder aufstampfend und alles wieder von vorn. Dann öffnete sich eine Tür zum Innenhof und heraus trat eine Dame, in edelster Kleidung steckend. Auf dem aufrecht gehaltenen Kopf trug sie eine Krone.
Die Edwardskrone, ging es Lee durch den Kopf und sie vergewisserte sich zum wiederholten Mal, dass ihr Aufzeichnungsgerät einwandfrei lief. Das muss ich CCXXXVII zeigen, falls irgendwann bei uns mal einer auf eine ähnliche Idee kommt. Der beißt dann auch auf Granit.
Lee stellte fest, dass die Krone bei genauerem Hinsehen ein wenig über dem Kopf der wohlgekleideten Dame schwebte. Man hatte einige Mini-Antigravs eingebaut, das Ding wäre wohl sonst ein wenig schwer.
"Das ist ihre Hoheit, Königin Ystra III. Die lässt gleich das Tor öffnen und fragt nach dem Begehr der Ankömmlinge", erläuterte Bull.
So geschah es. Der erste Mann aus der Reihe der Lindgrünträger ließ das Kissen mit den Papieren darauf nach vorne bringen und legte es mit herrischer Geste auf einem Tisch vor der Königin ab. Er zeigte darauf und rief etwas, was wieder niemand verstehen konnte. Ihre königliche Hoheit Ystra III nahm die Blätter auf, las sie augenscheinlich durch und zerriss sie kurz darauf vor den Augen des Grünlings in kleine Stücke. Dann drehte sie sich herum und verschwand unter lautem Jubel der anwesenden Menschen wieder in ihrem Palast.
Unmittelbar danach verzogen sich sämtliche Zuschauer und kurz drauf war alles leer.
"Was war das denn jetzt?" wollte ein sichtlich verwirrter John Talbot wissen.
"Das, mein Lieber", erklärte Bully, "wird seit dem Jahr 3243, also dem Jahr der Ersten Weigerung, alle zwölf Monate wiederholt. Auf die gleiche Art und Weise. König oder Königin unterschreiben das Ding nicht und so wird es wohl auf ewig bei den alten seltsamen Maßen und Gewichten bleiben. Seit dem Jahr 3250 ist dieser Tag als "Miles & Pint - Day" ein gesetzlicher Feiertag, den man traditionell mit einer Familienfeier begeht. Dabei werden Getränke aus Gläsern in Pint oder Halfpint Größe genossen und man schwört dem Königshaus ewige Treue. Und alle feiern mit, von ganz klein bis uralt."
Lee fühlte sich wie zu Hause und hatte auf einmal ebenfalls das Bedürfnis, wo auch immer zu feiern.
"Ich glaube", sagte Reginald Bull, "da hab ich was für euch."
Er blickte Gucky an. Der nickte und nahm sie mit. Sie materialisierten in einem typisch englischen Pub, der dem Billys in nichts nachstand. Lee sah sich noch fasziniert um, als John sie leicht am rechten Unterarm berührte und ihre Blicke in die linke hintere Ecke lenkte.
"Überraschung!", flüsterte Gucky.
Lee wurde auf der Stelle flau im Magen. Ruhig bleiben, Lee, ganz ruhig bleiben. sagte sie sich in Gedanken, als sie den sich soeben erhebenden Mann sah. Dunkelblond, schlank, fast schon hager und graublaue Augen. Augen, in denen man sich verlieren kann, dachte sie und musste sich zwingen, einen Fuß vor den anderen zu setzen. Ihre rechte Hand hatte Johns linke ergriffen und sie drückte fest zu. Pass auf, dass ich nicht umfalle, flüsterte sie leise.
"Komm, Mädel, wer Atlan überlebt har, übersteht den hier auch", sagte Gucky und watschelte voran. "Darf ich vorstellen?" fragte er, zunächst auf die Besucher zeigend. "Das sind Lee Barringham, Entschuldigung, Dr. Lee Barringham und John Talbot von Newengland und der hier", er wies in die andere Richtung, "ist Perry Rhodan."
"Es freut mich, euch kennenzulernen, nachdem ich schon so manches von euch gehört habe," begrüßte der Terraner seine Gäste.
"Ich hoffe, nur Gutes", nahm John den Faden auf, blickte ein wenig misstrauisch auf Gucky und gab Perry Rhodan die Hand.
"Wenn er Unsinn geredet hat, kraule ich ihn nicht mehr", ergänzte Lee und schloss sich John an.
Rhodan lachte leise. "Das wäre die ultimative Bestrafung für unseren Retter aller Universen. Aber ich kann euch beruhigen. Ich weiß in groben Zügen, wer ihr seid und wo ihr herkommt. Detailliertes wurde mir nicht mitgeteilt."
Sie setzten sich zusammen, beschnupperten sich ein wenig. Dann erzählten Lee und John, was sie bewegte und wie sie auf die Erde gekommen waren.
"Da habt ihr euch einiges vorgenommen. John, ich kann dir im Falle eines Wahlsieges zusichern, dass man seitens der LFG mit aller notwendigen Vorsicht auf euch zukommen wird. Es passiert definitiv nichts gegen eure Zustimmung. Und dir, Lee, dürfte klar sein, dass du eine ziemliche Weile beschäftigt sein wirst. Dr. Danger hin oder her. Aber wenn du es geschafft hast, Gucky, Tolot, Atlan und Bully zur Erzählungen und Schilderungen zu bewegen, wird an der Sache was dran sein."
Er sah Gucky und Bully an.
"Homer ist informiert wegen des Finanziellen?"
Nachdem die beiden Angesprochenen dessen Zusage zur Unterstützung bestätigt hatten, lehnte Perry Rhodan sich zurück.
"Dann liegt es jetzt wohl an mir, eure Geschichte weiter zu vervollständigen", sagte er und begann:
"Ja, ich hatte ich mit der Space-Jet verdrückt. Ich wollte, ich musste einfach ins Solsystem, um zu klären, was zu klären war. Alle weiteren Aktivitäten wusste ich in besten Händen, also ging es ausnahmsweise mal nur um mich. Zu einer Art Endkampf zwischen dem immer noch ominösen Monos und mir wäre es sowieso gekommen und in dieser Phase unserer Auseinandersetzung wäre ich meinen Leuten eh keine Hilfe gewesen. Ich war aber nicht der Einzige, der in Richtung Terra unterwegs. Unserem Cantaro - Freund Darshool ging es ebenso."
Spoiler:
"Was für ein Glück, dass du regelmäßig vor so ein Teil rennst", eröffnete Bully dem Kleinen und grinste. "Dann haben wir ja die Hoffnung, dass du uns noch einige Zeit erhalten bleibst."
Sie nahmen ihre Gläser und prosteten sich zu.
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Wenn ich einen Roman anfange und nach gefühlten 10 Minuten schon auf Seite 30 oder so bin, dann ist die Wahrscheinlichkeit ziemlich groß, dass ich den Band gut bis sehr gut finde. So wie hier geschehen. EV hatte eine Art zu schreiben, die mich hinderte, das Teil an die Seite zu legen. Gut, die Geschichtsverfälschungen waren jetzt nicht wirklich überraschend, aber EV bringt sie glaubwürdig in den Gesamtkontext ein.
Nicht, dass ich das Ende Darshools nicht schon zu Beginn vermutet hatte; nein es war mehr. Der Aufbau der Story war es. Die sehr lebendige Art seines Schreibens. Sicherlich auch die Tatsache, dass man endlich mal etwas mehr über die Herren der Straßen erfuhr und sie zumindest namentlich vorgestellt wurden. Dass ich zwischendurch bei dem zur Schau gestellten Übermut des Cantaro mehr als einmal gedacht habe "Junge, du hast sie nicht mehr alle", tut der Sache keinen Abbruch.
Innerhalb der nächsten zwei Bände werden wir auf Terras Innenleben stoßen. So langsam geht es ans Eingemachte. Da der Autor in beiden Fällen Robert Feldhoff heißt, darf man neugierig sein.
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Re: Klassiker - Cantaro
Ich war von diesem Roman damals auch völlig überrascht, das erinnere ich noch. Ich hatte, ehrlich gesagt, nicht besonders hohe Erwartungen, eben auch, weil das irgendsoeine "Nebenhandlung" für mich war. - Und ich erinnere mich auch noch, dass ich den Roman dann superspannend fand, eben weil er so unheimlich gut geschrieben war.
Erst im Nachhinein ist mir aufgefallen, dass der Roman, mit allen anderen "Darshool-Romanen", fast eine Art Lebensgeschichte-Roman bildete.
Erst im Nachhinein ist mir aufgefallen, dass der Roman, mit allen anderen "Darshool-Romanen", fast eine Art Lebensgeschichte-Roman bildete.
„Ein Wort“, sagte Humpty Dumpty, „bedeutet genau das, was ich es bedeuten lasse, nichts anderes.“
„Die Frage ist“, sagte Alice, „ob du Worten so viele Bedeutungen geben kannst“.
„Die Frage ist“, sagte Humpty Dumpty, „wer die Macht hat – das ist alles.“
„Die Frage ist“, sagte Alice, „ob du Worten so viele Bedeutungen geben kannst“.
„Die Frage ist“, sagte Humpty Dumpty, „wer die Macht hat – das ist alles.“
- R.B.
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Re: Klassiker - Cantaro
Die Bände 1491 - Transit nach Terra - erschienen am 20. März 1990 und 1492 - Das dunkle Netz - erschienen am 27. März 1990 sind von Robert Feldhoff
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Für Lee war es schwieriger, einen Draht zu Perry Rhodan zu kriegen, als das bei Atlan der Fall gewesen war. Der Arkonide stand auf einmal neben ihr, stellte sich mit formvollendeter Höflichkeit vor und begann das Gespräch. Im weiteren Verlauf zeigte er großes Interesse an ihrem Beruf als psychologische Psychotherapeutin. Atlan hatte einfach mehr Talent, ein Gespräch in die gewünschte Bahn zu leiten, ohne dass er im Vordergrund stand.
Gucky war sowieso ein Sonderfall und Bully hatte es trotz seiner Bärbeißigkeit schnell geschafft, ihr ihre Sorgen bezüglich seiner Person zu nehmen. Seltsamerweise klappte das bei Rhodan nicht. Es lag keinesfalls daran, dass er unhöflich gewesen wäre oder sich für etwas Besseres gehalten hätte. Vielleicht war ihre Hemmschwelle ihm gegenüber einfach höher.
Da Perry Rhodan ihren John grade in ein Gespräch verwickelt hatte, flüsterte Gucky ihr zu: "Atlan ist einfach der größere Charmebolzen. Perry ist im Vergleich zu ihm direkt zurückhaltend. Atlan hat zwar ewig und drei Tage auf der Erde gelebt, aber er ist und bleibt Arkonide. Perry nicht. Er ist ein Mensch, ein Terraner. Perry Rhodan ist der Terraner. Das macht den Unterschied."
"Aber dafür gibt es ja mich", eröffnete ihnen der Ilt laut, denn Perry und John hatten sich wieder dem Rest der Runde zugewandt. "Ich passe schon auf, dass er nicht völlig abhebt. Außerdem wissen sie alle hier, dass sie ohne mich rettungslos verloren sind. "
Perry Rhodan sah den Ilt nachdenklich an. "Rettungslos verloren", wiederholte er Guckys Worte. "Waren wir das nicht alle mal, mehr oder weniger? Ja, unser kleiner Meister mit dem großen Mund hat Recht." Er sah Gucky an. "Jedoch: was wären wir denn ohne Freunde? Ohne unsere Partner und Partnerinnen, die uns im Zweifelsfall Halt geben. Aber was machst du denn, wenn du auf dich alleine gestellt bist? Wenn dein Stolz dich mal wieder irgendwo hin getrieben hat, wo du auf einmal siehst, dass du nicht weiter kommst? Was denn dann?"
Bully nickte zu Perrys Bemerkungen. Er musste sich im Moment zwingen, hier in der Gegenwart zu bleiben. Wenn er jetzt seinen Gedanken weiter nachhängen würde, käme er da nur schwer wieder heraus, Gucky hin oder her. Also lehnte er sich zurück, nahm einen Schluck aus seinem Glas und wartete auf die Story seines alten Freundes.
Perry Rhodan sah Lee und John an. "Es geht weiter", sagte er. "Ich war auf dem gleichen Schiff bei den gleichen Nakken, die auch Daarshol ins Solsystem gebracht hatten. Allerdings ohne, dass wir voneinander wussten."
Zunächst sagte keiner etwas. Das Gehörte musste zuerst sacken.
Dann meinte John Talbot: "Das war harte Kost. Und wir bekamen ja nur den kleinen Ausschnitt mit, den du erlebt hattest. Geplant war das wohl nicht, das Ding mit Traumjägern, Traumhelfern und KidBots. Denn dieses Simusense Netz war ja eigentlich nichts anderes als ein Programm für eine Syntronik. Zugegeben, ein ziemlich komplexes. Aber wie sagte mal jemand? Ein fehlerfreies Programm für einen Rechner ist ein solches, für das der Input, der es zum Platzen bringt, noch nicht gefunden ist.
Steht man eigentlich nicht vor dem Durchdrehen, wenn man in einer solchen Welt strandet, die ja immerhin die Heimat ist? Oder hält euch nur eure Erfahrung davon ab, verrückt zu werden?"
"Ha!", machte Bully, nahm einen tiefen Schluck und fuhr fort: "Glaub mir, mein Junge, wir alle standen in unserem Leben schon mehrfach vor dem absoluten Sendeschluss. Auch Perry. Sogar Gucky, da verrate ich keine Geheimnisse. Es gibt einen Unterschied zwischen persönlichen und weltlichen Problemen, möchte ich mal sagen.
Das Problem sind die persönlichen Schwierigkeiten. An den Tod von Kameraden, Gefährten, ja, auch Freuden gewöhnst du dich. Wo du nicht mit klar kommst, sind die Enden oder das Verschwinden deiner engen Angehörigen. Deiner Frau, deiner Tochter. Komm mit, haben sie geschrieben. Wir lieben dich. Und das war nur das letzte Mal bei mir. Vorher gab's ähnliches öfters mal.
Gucky hat den Tod seiner Frau und seines Sohnes zwei Mal erleben müssen. Im Abstand von ein paar hundert Jahren. Ich brauche sicherlich nicht zu sagen, wie es ihm danach ging.
Das andere, die weltlichen Probleme, haben wir uns selbst aufgehalst, als wir den Zellaktivator umgehangen bekamen. Das akzeptieren wir mit unserer Verantwortung, die wir als Ausgleich zu tragen haben. Natürlich denkt man, eine Weile Ruhe wäre mal ganz nett, aber glaub mir, die Langeweile käme schnell und die wäre auf Dauer schlimmer."
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Zwei Romane, die mich umgehauen haben. Robert Feldhoff beschreibt das Leben im Simusense und in den Ruinen Terranias derart deutlich, dass man das Gefühl hat, mit dabei zu sein. Wir lesen von einem Perry Rhodan der nachdenklichen Sorte und ich kann mich nicht daran erinnern, ihn öfters so wie hier präsentiert bekommen zu haben. Hammerhart. Wir wissen zwar immer noch nicht, wer oder was Monos nun wirklich ist, aber es wird deutlich, dass es aufs Ende zugeht.
Diese beiden Bände hatte ich in dieser Intensität nicht mehr präsent. Ich wusste natürlich, dass Perry Rhodan auf Terra ankommt und im Simusense Netz unterwegs ist. Aber dass mir da ein Doppelband dieser Güteklasse bevorsteht, die ich jetzt beide am Stück in einem Rutsch gelesen habe, war einfach nicht mehr "da".
Gäbe es eine Note, die besser als eins wäre, hier gehörte sie hin. Robert schrieb zwei Romane, die ihn aus dem Schatten des großen WiVo treten ließen. Mehr kann ich dazu nicht sagen.
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Für Lee war es schwieriger, einen Draht zu Perry Rhodan zu kriegen, als das bei Atlan der Fall gewesen war. Der Arkonide stand auf einmal neben ihr, stellte sich mit formvollendeter Höflichkeit vor und begann das Gespräch. Im weiteren Verlauf zeigte er großes Interesse an ihrem Beruf als psychologische Psychotherapeutin. Atlan hatte einfach mehr Talent, ein Gespräch in die gewünschte Bahn zu leiten, ohne dass er im Vordergrund stand.
Gucky war sowieso ein Sonderfall und Bully hatte es trotz seiner Bärbeißigkeit schnell geschafft, ihr ihre Sorgen bezüglich seiner Person zu nehmen. Seltsamerweise klappte das bei Rhodan nicht. Es lag keinesfalls daran, dass er unhöflich gewesen wäre oder sich für etwas Besseres gehalten hätte. Vielleicht war ihre Hemmschwelle ihm gegenüber einfach höher.
Da Perry Rhodan ihren John grade in ein Gespräch verwickelt hatte, flüsterte Gucky ihr zu: "Atlan ist einfach der größere Charmebolzen. Perry ist im Vergleich zu ihm direkt zurückhaltend. Atlan hat zwar ewig und drei Tage auf der Erde gelebt, aber er ist und bleibt Arkonide. Perry nicht. Er ist ein Mensch, ein Terraner. Perry Rhodan ist der Terraner. Das macht den Unterschied."
"Aber dafür gibt es ja mich", eröffnete ihnen der Ilt laut, denn Perry und John hatten sich wieder dem Rest der Runde zugewandt. "Ich passe schon auf, dass er nicht völlig abhebt. Außerdem wissen sie alle hier, dass sie ohne mich rettungslos verloren sind. "
Perry Rhodan sah den Ilt nachdenklich an. "Rettungslos verloren", wiederholte er Guckys Worte. "Waren wir das nicht alle mal, mehr oder weniger? Ja, unser kleiner Meister mit dem großen Mund hat Recht." Er sah Gucky an. "Jedoch: was wären wir denn ohne Freunde? Ohne unsere Partner und Partnerinnen, die uns im Zweifelsfall Halt geben. Aber was machst du denn, wenn du auf dich alleine gestellt bist? Wenn dein Stolz dich mal wieder irgendwo hin getrieben hat, wo du auf einmal siehst, dass du nicht weiter kommst? Was denn dann?"
Bully nickte zu Perrys Bemerkungen. Er musste sich im Moment zwingen, hier in der Gegenwart zu bleiben. Wenn er jetzt seinen Gedanken weiter nachhängen würde, käme er da nur schwer wieder heraus, Gucky hin oder her. Also lehnte er sich zurück, nahm einen Schluck aus seinem Glas und wartete auf die Story seines alten Freundes.
Perry Rhodan sah Lee und John an. "Es geht weiter", sagte er. "Ich war auf dem gleichen Schiff bei den gleichen Nakken, die auch Daarshol ins Solsystem gebracht hatten. Allerdings ohne, dass wir voneinander wussten."
Spoiler:
Zunächst sagte keiner etwas. Das Gehörte musste zuerst sacken.
Dann meinte John Talbot: "Das war harte Kost. Und wir bekamen ja nur den kleinen Ausschnitt mit, den du erlebt hattest. Geplant war das wohl nicht, das Ding mit Traumjägern, Traumhelfern und KidBots. Denn dieses Simusense Netz war ja eigentlich nichts anderes als ein Programm für eine Syntronik. Zugegeben, ein ziemlich komplexes. Aber wie sagte mal jemand? Ein fehlerfreies Programm für einen Rechner ist ein solches, für das der Input, der es zum Platzen bringt, noch nicht gefunden ist.
Steht man eigentlich nicht vor dem Durchdrehen, wenn man in einer solchen Welt strandet, die ja immerhin die Heimat ist? Oder hält euch nur eure Erfahrung davon ab, verrückt zu werden?"
"Ha!", machte Bully, nahm einen tiefen Schluck und fuhr fort: "Glaub mir, mein Junge, wir alle standen in unserem Leben schon mehrfach vor dem absoluten Sendeschluss. Auch Perry. Sogar Gucky, da verrate ich keine Geheimnisse. Es gibt einen Unterschied zwischen persönlichen und weltlichen Problemen, möchte ich mal sagen.
Das Problem sind die persönlichen Schwierigkeiten. An den Tod von Kameraden, Gefährten, ja, auch Freuden gewöhnst du dich. Wo du nicht mit klar kommst, sind die Enden oder das Verschwinden deiner engen Angehörigen. Deiner Frau, deiner Tochter. Komm mit, haben sie geschrieben. Wir lieben dich. Und das war nur das letzte Mal bei mir. Vorher gab's ähnliches öfters mal.
Gucky hat den Tod seiner Frau und seines Sohnes zwei Mal erleben müssen. Im Abstand von ein paar hundert Jahren. Ich brauche sicherlich nicht zu sagen, wie es ihm danach ging.
Das andere, die weltlichen Probleme, haben wir uns selbst aufgehalst, als wir den Zellaktivator umgehangen bekamen. Das akzeptieren wir mit unserer Verantwortung, die wir als Ausgleich zu tragen haben. Natürlich denkt man, eine Weile Ruhe wäre mal ganz nett, aber glaub mir, die Langeweile käme schnell und die wäre auf Dauer schlimmer."
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Zwei Romane, die mich umgehauen haben. Robert Feldhoff beschreibt das Leben im Simusense und in den Ruinen Terranias derart deutlich, dass man das Gefühl hat, mit dabei zu sein. Wir lesen von einem Perry Rhodan der nachdenklichen Sorte und ich kann mich nicht daran erinnern, ihn öfters so wie hier präsentiert bekommen zu haben. Hammerhart. Wir wissen zwar immer noch nicht, wer oder was Monos nun wirklich ist, aber es wird deutlich, dass es aufs Ende zugeht.
Diese beiden Bände hatte ich in dieser Intensität nicht mehr präsent. Ich wusste natürlich, dass Perry Rhodan auf Terra ankommt und im Simusense Netz unterwegs ist. Aber dass mir da ein Doppelband dieser Güteklasse bevorsteht, die ich jetzt beide am Stück in einem Rutsch gelesen habe, war einfach nicht mehr "da".
Gäbe es eine Note, die besser als eins wäre, hier gehörte sie hin. Robert schrieb zwei Romane, die ihn aus dem Schatten des großen WiVo treten ließen. Mehr kann ich dazu nicht sagen.
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Re: Klassiker - Cantaro
Hachja, diese beiden Bände bleiben, ebenso wie 1421 und 1422, für mich unvergessen
Habe die mindestens schon drei- oder viermal gelesen.
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Re: Klassiker - Cantaro
Ja, ein fantastischer Doppelroman. Dazu passt übrigens der gleichfalls überragende Planetenroman "Terra in Trance", ebenfalls von Robert Feldhoff, meiner Erinnerung nach der erste Planetenroman, der bei Heyne erschienen ist.
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Re: Klassiker - Cantaro
Das Wiederlesen dieser Romane steht mir noch bevor, insofern weiß ich noch nicht, wie sie heute auf mich wirken.R.B. hat geschrieben: ↑21. April 2024, 19:20 Die Bände 1491 - Transit nach Terra - erschienen am 20. März 1990 und 1492 - Das dunkle Netz - erschienen am 27. März 1990 sind von Robert Feldhoff
...
Diese beiden Bände hatte ich in dieser Intensität nicht mehr präsent. Ich wusste natürlich, dass Perry Rhodan auf Terra ankommt und im Simusense Netz unterwegs ist. Aber dass mir da ein Doppelband dieser Güteklasse bevorsteht, die ich jetzt beide am Stück in einem Rutsch gelesen habe, war einfach nicht mehr "da".
Aber der Doppelband ist mir in allerbester Erinnerung. Damals kannte ich Gibsons Neuromancer-Trilogie noch nicht, weshalb mich das Thema relativ unvorbereitet traf (Galouyes "Welt am Draht", Simulacron-3 im Original, war mir bekannt, hat aber eine völlig andere Atmosphäre).
Die Romane sind ein brutaler Schlag in die Magengrube, was den Cantaro-Zyklus ja im Allgemeinen auszeichnet. Damit musste man erst einmal klar kommen. Leider (aus meiner Sicht) ist in Band 1500 auf der Erde wieder fast alles wie vor dem Cantaro-Zyklus, obwohl nach diesem Roman und Band 1499 nur gut 20 Jahre vergehen.
Feldhoff war gerade gut drei Jahre als Autor dabei, aber hatte der Serie schon seinen Stempel aufgedrückt. Mit Romanen wie diesen war er für mich endgültig in den Pantheon der großen Autoren aufgestiegen.
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Re: Klassiker - Cantaro
Ja, das war ganz großes Perry Rhodan-Kino!
Und in Band 1500 wird man Bliss noch einmal sehen. Dort ist sie eine statistische Größe...
Und in Band 1500 wird man Bliss noch einmal sehen. Dort ist sie eine statistische Größe...
„Ein Wort“, sagte Humpty Dumpty, „bedeutet genau das, was ich es bedeuten lasse, nichts anderes.“
„Die Frage ist“, sagte Alice, „ob du Worten so viele Bedeutungen geben kannst“.
„Die Frage ist“, sagte Humpty Dumpty, „wer die Macht hat – das ist alles.“
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Re: Klassiker - Cantaro
Band 1493 - Das Gefängnis der Kosmokraten - ist von Kurt Mahr, erschienen am 3. April 1990
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Lee saß auf ihrer Terrasse und blickte auf ihren im Frühling erwachenden Garten. Und wie so oft grübelte sie über ihr Leben nach. Über die Tatsache, dass eine einzige Begegnung alles auf den Kopf gestellt hatte.
"Schau dir den mal genauer an", hatten sie zu ihr gesagt, als der Ilt ohne Vorankündigung unten am Fluss im Regen saß. "Hör nach, was er hier will. Erzähl ihm irgendwas mystisch Verbrämtes und warte ab, wie er reagiert." Nun, genau das hatte sie getan. In ihrem Hinterkopf schwirrte eine Geschichte von einer verpassten Vereinigung zweier Universen herum, was danach zu einer heftigen und jahrhundertelangen Katastrophe geführt hatte. Diese Story wollte sie hören. Wer hätte schon daran gedacht, dass die komplette Riege der Unsterblichen zu den Erzählern gehören würde?
Erst Gucky, dann Bully, Atlan, Icho Tolot, Homer G. Adams und zu guter Letzt Perry Rhodan. Wieviele Leute dürfte es geben, denen etwas Ähnliches passiert ist? Nicht allzu viele, dachte sie und blickte ins Haus auf die Urkunde, derer es genau drei Stück in der Geschichte der Milchstraße gab. Sie bestanden aus handgeschöpftem Papier, das manuell von einer selbst angerührten Tinte beschriftet und nicht bedruckt war. Das ganze war eingehüllt in einen dreidimensionalen, kristallartig schimmernden Rahmen und schwebte vor der Wand. Unter der Urkunde war das Symbol der LFG, eine Draufsicht der Milchstraße, erkennbar, umkreist von etlichen einzelnen Sternen. Hinter den Sternen verbargen sich die Signets der einzelnen Mitgliedswelten der LFG, damit aber nicht genug: Auf den Zuruf von zum Beispiel Arkon öffnete sich eine kristalline Sphäre mit entsprechender Aufschrift.
Eine dieser Urkunden hatte sie, eine Lerota Danger, die Geschichts - Spezialistin, und eine weitere ging an den von ihr immer noch verehrten Father John, dessen selbst erwählte Aufgabe es werden sollte, immer weiter an Betreuungsstätten für Kinder zu arbeiten, diese auf den unmöglichsten Welten zu errichten und vor allen Dingen in Betrieb zu halten.
"Zum Dank für ein fantastisches Lebenswerk" stand darauf. Zusätzlich zu den den Kennungen aller in der LFG vertretenen Völker enthielt sie noch die Unterschriften sämtlicher Unsterblichen, sogar Icho Tolot war lesbar vertreten. Die müssen sie technisch verkleinert haben, dachte sie amüsiert.
Sie lächelte, als sie an das Ende ihrer damaligen Reise dachte. Der letzte Abend im Marco Polo war der Abschluss einer fantastischen Tour. Unvorstellbares hatten sie erlebt: Das zentrale Schwarze Loch der Milchstraße hatten sie besucht. Arkon 1, die Kristallwelt und all das andere. Der Wasserplanet Hoogh II, der durch und durch nur aus H2O in den unterschiedlichsten Aggregatzuständen zu bestehen schien. Die Erde. Ihr aller Ursprung. Das originale England, aber auch der Naturpark in den schottischen Highlands hatten sie begeistert. Direkt daneben lag die irische Insel mit diesem urtümlichen Bier, schwarz wie die Nacht. John hatte es auch gespürt, dieses Gefühl, dass sie irgendetwas mit diesen Ecken Terras verband.
Gucky persönlich hatte sie zu Hause abgeliefert und eine Videobotschaft hinterlassen, die John im Wahlkampf helfen sollte. Vielleicht hatten die Sätze des Mausbibers die Entscheidung gebracht, John hatte die Wahl gewonnen.
Heute war Newengland ein vollwertiges Mitglied der LFG. Sie wurden zwar immer noch als Hinterwäldler betrachtet, aber auf Unmengen Besucher legte man hier nach wie vor keinen Wert.
Ich würde sie alle gerne noch einmal wiedersehen. Wie mag es Bully gehen? Irgendwann nach dem Konzert war er weg.
Naja. Ganz unschuldig daran war sie ja nicht gewesen.
Wie von selbst lag auf einmal ihr altes und stets in Ehren gehaltenes Aufzeichnungsgerät in ihren Händen. Ich werde mir die letzten Teile nochmal zu Gemüte führen. Wie hatte Gucky sich damals ausgedrückt? Seltsame Leute verlangen seltsame Erzähler.
Ernst Ellert und wie hieß der andere noch? Da fiel es ihr wieder ein: Alaska Saedelaere. Der Maskenmann.
Sie suchte den entsprechenden Abschnitt heraus und hörte die Stimme des Ilts.
Gucky hatte danach Perry Rhodan in die Augen geblickt, erinnerte sich Lee.
"Genauso, wie du sie vermisst hattest, ging es ihr. Sie suchte dich und niemand anderen."
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Dieser Roman war für mich ein tiefer Fall nach dem absoluten Höhenflug der letzten drei Bände. Das war nichts für mich und hat mich auch nicht interessiert. Eine Art Füllroman zu einer Zykluszeit, in der es eigentlich interessanter werden sollte.
Aber nein, Kurt Mahr schleppt uns mitsamt des maskenlosen Alaska S. durch die Gegend, wir lesen x - mal von Simed Myrrh, der proklamiert, er wäre ein Sohn der Kosmokratin Khe-Zil. Mann kann es nicht mehr lesen und das ging auch prompt bei mir nicht. Ich habe das Ding nur überflogen, so dass ich so grade zusammen kriegte, worum es sich hier handelte.
Alaska Saedelaere muss man können. Sonst hat diese Figur keinen Sinn. WiVo konnte ihn, klar. MAH kann ihn, auch klar. Kurt Mahr konnte ihn nicht. Dazu kam das Problem, dass AS ohne seine Maske sowieso nicht wirkte. Da hat auch der Ausflug zu den Querionen oder die Nennung des Namens Kytoma nichts genützt. Das alles hat in dieser Konstellation bei mir zu gähnender Langeweile geführt. Ich hoffe, dass es zum Ende hin wieder besser wird.
Bewertung? Besser nicht.
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Lee saß auf ihrer Terrasse und blickte auf ihren im Frühling erwachenden Garten. Und wie so oft grübelte sie über ihr Leben nach. Über die Tatsache, dass eine einzige Begegnung alles auf den Kopf gestellt hatte.
"Schau dir den mal genauer an", hatten sie zu ihr gesagt, als der Ilt ohne Vorankündigung unten am Fluss im Regen saß. "Hör nach, was er hier will. Erzähl ihm irgendwas mystisch Verbrämtes und warte ab, wie er reagiert." Nun, genau das hatte sie getan. In ihrem Hinterkopf schwirrte eine Geschichte von einer verpassten Vereinigung zweier Universen herum, was danach zu einer heftigen und jahrhundertelangen Katastrophe geführt hatte. Diese Story wollte sie hören. Wer hätte schon daran gedacht, dass die komplette Riege der Unsterblichen zu den Erzählern gehören würde?
Erst Gucky, dann Bully, Atlan, Icho Tolot, Homer G. Adams und zu guter Letzt Perry Rhodan. Wieviele Leute dürfte es geben, denen etwas Ähnliches passiert ist? Nicht allzu viele, dachte sie und blickte ins Haus auf die Urkunde, derer es genau drei Stück in der Geschichte der Milchstraße gab. Sie bestanden aus handgeschöpftem Papier, das manuell von einer selbst angerührten Tinte beschriftet und nicht bedruckt war. Das ganze war eingehüllt in einen dreidimensionalen, kristallartig schimmernden Rahmen und schwebte vor der Wand. Unter der Urkunde war das Symbol der LFG, eine Draufsicht der Milchstraße, erkennbar, umkreist von etlichen einzelnen Sternen. Hinter den Sternen verbargen sich die Signets der einzelnen Mitgliedswelten der LFG, damit aber nicht genug: Auf den Zuruf von zum Beispiel Arkon öffnete sich eine kristalline Sphäre mit entsprechender Aufschrift.
Eine dieser Urkunden hatte sie, eine Lerota Danger, die Geschichts - Spezialistin, und eine weitere ging an den von ihr immer noch verehrten Father John, dessen selbst erwählte Aufgabe es werden sollte, immer weiter an Betreuungsstätten für Kinder zu arbeiten, diese auf den unmöglichsten Welten zu errichten und vor allen Dingen in Betrieb zu halten.
"Zum Dank für ein fantastisches Lebenswerk" stand darauf. Zusätzlich zu den den Kennungen aller in der LFG vertretenen Völker enthielt sie noch die Unterschriften sämtlicher Unsterblichen, sogar Icho Tolot war lesbar vertreten. Die müssen sie technisch verkleinert haben, dachte sie amüsiert.
Sie lächelte, als sie an das Ende ihrer damaligen Reise dachte. Der letzte Abend im Marco Polo war der Abschluss einer fantastischen Tour. Unvorstellbares hatten sie erlebt: Das zentrale Schwarze Loch der Milchstraße hatten sie besucht. Arkon 1, die Kristallwelt und all das andere. Der Wasserplanet Hoogh II, der durch und durch nur aus H2O in den unterschiedlichsten Aggregatzuständen zu bestehen schien. Die Erde. Ihr aller Ursprung. Das originale England, aber auch der Naturpark in den schottischen Highlands hatten sie begeistert. Direkt daneben lag die irische Insel mit diesem urtümlichen Bier, schwarz wie die Nacht. John hatte es auch gespürt, dieses Gefühl, dass sie irgendetwas mit diesen Ecken Terras verband.
Gucky persönlich hatte sie zu Hause abgeliefert und eine Videobotschaft hinterlassen, die John im Wahlkampf helfen sollte. Vielleicht hatten die Sätze des Mausbibers die Entscheidung gebracht, John hatte die Wahl gewonnen.
Heute war Newengland ein vollwertiges Mitglied der LFG. Sie wurden zwar immer noch als Hinterwäldler betrachtet, aber auf Unmengen Besucher legte man hier nach wie vor keinen Wert.
Ich würde sie alle gerne noch einmal wiedersehen. Wie mag es Bully gehen? Irgendwann nach dem Konzert war er weg.
Naja. Ganz unschuldig daran war sie ja nicht gewesen.
Wie von selbst lag auf einmal ihr altes und stets in Ehren gehaltenes Aufzeichnungsgerät in ihren Händen. Ich werde mir die letzten Teile nochmal zu Gemüte führen. Wie hatte Gucky sich damals ausgedrückt? Seltsame Leute verlangen seltsame Erzähler.
Ernst Ellert und wie hieß der andere noch? Da fiel es ihr wieder ein: Alaska Saedelaere. Der Maskenmann.
Sie suchte den entsprechenden Abschnitt heraus und hörte die Stimme des Ilts.
Spoiler:
"Genauso, wie du sie vermisst hattest, ging es ihr. Sie suchte dich und niemand anderen."
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Dieser Roman war für mich ein tiefer Fall nach dem absoluten Höhenflug der letzten drei Bände. Das war nichts für mich und hat mich auch nicht interessiert. Eine Art Füllroman zu einer Zykluszeit, in der es eigentlich interessanter werden sollte.
Aber nein, Kurt Mahr schleppt uns mitsamt des maskenlosen Alaska S. durch die Gegend, wir lesen x - mal von Simed Myrrh, der proklamiert, er wäre ein Sohn der Kosmokratin Khe-Zil. Mann kann es nicht mehr lesen und das ging auch prompt bei mir nicht. Ich habe das Ding nur überflogen, so dass ich so grade zusammen kriegte, worum es sich hier handelte.
Alaska Saedelaere muss man können. Sonst hat diese Figur keinen Sinn. WiVo konnte ihn, klar. MAH kann ihn, auch klar. Kurt Mahr konnte ihn nicht. Dazu kam das Problem, dass AS ohne seine Maske sowieso nicht wirkte. Da hat auch der Ausflug zu den Querionen oder die Nennung des Namens Kytoma nichts genützt. Das alles hat in dieser Konstellation bei mir zu gähnender Langeweile geführt. Ich hoffe, dass es zum Ende hin wieder besser wird.
Bewertung? Besser nicht.
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Re: Klassiker - Cantaro
Ich weiß nicht wie ich empfinden würde, würde ich den Roman jetzt nochmal lesen.
Damals fand ich den Roman faszinierend, weil wir nicht nur erfahren haben, wie Alaska so durch die dunklen Jahrhunderte gekommen ist, sondern auch Gesil, Testare und Ellert.
Für mich damals, als junger Spund von 15 Jahren, war das ein toller und faszinierender Roman...wie fast alle von Kurt Mahr.
Damals fand ich den Roman faszinierend, weil wir nicht nur erfahren haben, wie Alaska so durch die dunklen Jahrhunderte gekommen ist, sondern auch Gesil, Testare und Ellert.
Für mich damals, als junger Spund von 15 Jahren, war das ein toller und faszinierender Roman...wie fast alle von Kurt Mahr.
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Re: Klassiker - Cantaro
Ich hatte diesen Roman absolut nicht mehr in Erinnerung. Kurt Mahr hatte eine seiner in diesem Zyklus öfters anzutreffenden Zusammenfassungen geschrieben, womit er die Leserschaft regelmäßig auf den aktuellen Stand der Dinge brachte. Grundsätzlich war das ja auch nicht schlecht, insbesondere bei den eher selten auftretenden Handlungsebenen. Aber hier passte es für mich (und ich kann nur für mich reden) überhaupt nicht und der Band wirkte sterbenslangweilig.Negasphäre hat geschrieben: ↑24. April 2024, 08:25 Für mich damals, als junger Spund von 15 Jahren, war das ein toller und faszinierender Roman...wie fast alle von Kurt Mahr.
Aber die Geschmäcker sind nun mal verschieden, das habe ich wer weiß wie oft erlebt. Ich finde einen Roman göttlich und für andere taugt er höchstens fürs Garagendach. Oder andersrum. Wie gesagt: Der Sturz von den Vorgängern (1x EV, 2 x RF) war heftig. An anderer Stelle wäre es vielleicht nicht so schlimm gewesen.
Der Nachfolger von Peter Griese startet schonmal wesentlich besser.
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Re: Klassiker - Cantaro
Band 1494 - Jagd auf Gesil - ist von Peter Griese, erschienen am 10. April 1990
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Man hatte es ihnen ja prophezeit. Zeit würde ziemliche Mangelware werden, hatten sie gesagt.
John wurde sofort nach der Rückkehr vom Wahlkampf vereinnahmt. Bei Lee ging es zunächst noch gesittet ab, aber das war kurze Zeit später beendet.
Homer G. Adams persönlich hatte sich nach dem Stand der Dinge erkundigt. Lee sagte ihm, sie wäre mit der Gründung der Stiftung beschäftigt und aktuell würden die Verträge ausgearbeitet. Spätestens nach deren Unterzeichnung hätte sie sich gemeldet.
Adams ließ sie alles abblasen. Der Gedanke an eine Stiftung sei völlig okay, meinte er; aber eine Stiftung nach Newengland-Recht könne sie im intergalaktischen Bereich in die Tonne kloppen.
Das fängt ja gut an, waren ihre Gedanken gewesen. Drei Wochen für die Katz. Wieso hat er mir das nicht gleich gesagt?
Nun, es wurde eine Stiftung nach allgemein anerkanntem LFG Recht. Das war zwar fast mit dem Newenglands identisch, aber eben nur fast. Und: Eine Gründungsurkunde mit einem notariellen Siegel aus Thamestown war in der Milchstraße keine angeknabberte Möhre wert. Was anderes wäre es natürlich, wenn Newengland Vollmitglied der Liga wäre, wenn sie so lange warten wolle....
Nein. Wollte sie nicht. Zum einen dauerte es noch bis zur Wahl, zum Zweiten musste die auch noch gewonnen werden und erst dann konnte verhandelt werden. Und Jahre warten? Lerota hätte ihr den Hals herumgedreht. Die machte nämlich schon heftigen Wirbel und sie beide waren in letzter Zeit mehrmals aneinander geraten, weil es der Historikerin nicht schnell genug ging.
"Die Finanzierung muss stehen, bevor ihr loslegt", hatte Adams erläutert. "Ich werde einige handverlesene Spezialisten bitten, sich mit dir in Verbindung zu setzen."
Mit diesem Satz ging es los. Sie sah nur noch Paragraphen, Geldsummen in wahnsinnigen Größenordnungen und Verträge ohne Ende. Freizeit? Privatleben?
Vergiss es, du Super-Spezialistin! Du hast dir die Suppe eingebrockt, also darfst du sie jetzt auslöffeln! Sie hatte, und davon war sie völlig überzeugt, ganz Newengland verpfändet und durfte nie, nie Kinder in die Welt setzen, weil die nächsten zehn Generationen mit absoluter Sicherheit zusammen mit ihr bankrott wären.
Irgendwann kam wieder ein Anruf aus Terrania und sie war kurz davor, alles an die Wand zu werfen. Aber bei der Annahme des Gespräches ging die Sonne auf: Fellgesicht, große Ohren, Kulleraugen, ein Nagezahn mittendrin. Und das alles grinste sie an.
"Gucky!"
"Hallo mein Herzblatt! Wie geht es denn so im fernen Hinterwald? Schon verheiratet und vergessen, den armen, kleinen Gucky einzuladen? Oder hat Homer dich etwa platt gemacht?"
Lee musste heute noch darüber lächeln, gefühlte Ewigkeiten nach diesem Gespräch. Freizeit? Privatleben? Hochzeit? Da brauchte sie keinen Gedanken dran zu verschwenden. Das hatte sie dem Kleinen auch gesagt.
"Versteh' ich nicht!", war die Antwort gewesen. "Homer meinte, es wäre alles im Rahmen und würde aus seiner Sicht gut laufen. Dann hat er mir das eine oder andere erklärt und gab noch von sich, ich solle dich bloß in Ruhe lassen und nicht von der Arbeit abhalten."
"Gucky, ich bin platt. Kaputt. Außer Betrieb. Ich bin Psychotherapeutin, keine Finanzspezialistin. Das wächst mir alles über den Kopf. Millionen. Milliarden. Zahlen, die mir zu hoch sind und Begriffe, die mir nichts sagen. Existenzgründung. Öffentliche Mittel, Darlehen, Zuschüsse echt und unecht. Niederschwellige Beteiligungen von Privatpersonen mittels geschlossener Fonds. Mittlerweile hab ich nicht nur eine Stiftung, sondern einen Sack voller Firmen, Tochterfirmen und werweißwas. Ich habe wahrscheinlich alles verraten und verkauft. Dabei würde ich so gerne mit Lerotas Team zusammen an der Dokumentation arbeiten oder einfach nur meinem Job nachgehen oder...vielleicht mal einen Tag frei haben. Das hier macht mich alle."
Gucky wurde ernster. "Ja, das habe ich Homer auch gesagt und ihm eröffnet, dass nicht alle Menschen so gestrickt wären wie er und sein unmittelbares Umfeld. Daraufhin hat er eine Wirtschaftswissenschaftlerin ersten Ranges ausgegraben und mir empfohlen, sie einer näheren Betrachtung zu unterziehen. Das durfte ich mit ihrer Erlaubnis dann auch und ich kann sie dir nur empfehlen. Ich bringe sie dir sogar vorbei und habe eine von Homers engem Umfeld ausgearbeitete Vollmacht für sie mit an Bord. Du brauchst das Teil nur zu unterzeichnen, versiehst es mit deiner Kennung und ich kann im Rahmen der mir verliehenen Kompetenzen eine rechtsgültige Bestätigung abgeben. Das ist die Dame. Dr. Dr. Lyra O'Connor."
Er zeigte die Visualisierung einer mittelalten Frau mit Professorengesicht und einem Blick wie eine ihre ehemaligen Ausbilderinnen.
Lee erinnerte sich noch an ihre ersten Gedanken und musste wieder grinsen. Was ist das denn für ein Drachen?
"Keine Sorge. Sie ist nicht so schlimm wie sie aussieht. Man kann gut mit ihr zusammen arbeiten und sie hat sogar Humor. Sonst hätte ich sie nicht empfohlen. Tu dir was Gutes, Mädel und nimm das Angebot an."
Sie hatte zugesagt. Lyra kümmerte sich vorbildlich um den riesigen und für Lee unübersehbaren finanziellen Block. Sie hatte vor nichts und niemandem Respekt und legte sich mit jedem an, der nicht ihrer Meinung war. Einmal sogar mit Reginald Bull, weil sie den zur Erlangung irgendwelcher LFG - Zuschüsse brauchte und Bully nicht schnell genug in die Hufe gekommen war. Keine Frage, wer den Kürzeren gezogen hatte. Sie war ein Genie und ein absoluter Gewinn. Schon wieder kann ich Gucky nur danken. Was wäre ich nur ohne ihn?
Mehr Zeit hatte ich zwar nicht. Aber das waren Tätigkeiten, die mir mehr lagen. Lee schlief nachts wieder besser und in regelmäßigen Abständen wurde sie von Lyra über den Stand der Dinge informiert. Es reichte ihr unter dem Strich völlig, wenn ihre Finanzchefin meinte, es wäre alles im grünen Bereich. Einmal schafften John und sie es sogar mal auf einen Abend in den Singenden Ochsen, wo sie mit lautem Hallo begrüßt wurden.
Es war schon eine quirlige Zeit, dachte sie und beobachtete die Vögel, die in ihrem Garten nach Material für den Nestbau suchten.
Dann nahm sie sich wieder ihr altes Aufzeichnungsgerät, schaltete die nächste Folge ein und hörte die piepsige Stimme des Ilts.
"Und unser weiser Herr? Der ärgerte sich ein Loch ins Knie, dass sie weg war. Er hatte versagt." Gucky schloss seine Erzählung ab.
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Nun ja. Dieser Roman war besser als der Vorgänger. Es ließ sich leicht und locker lesen, aber spannend war er keinen Millimeter. Sein Zweck war einfach, Gesil und ihren Trupp von der Erde hin in Richtung Perry zu kriegen.
Passend zum Umfeld entdeckt Gesil eine neue Fähigkeit und mitten im Urwald lebt überaus passend ein Nakk, der unsere Helden prompt zu einen Raumschiff bringt und selber gleich mitkommt. Was ein Glück, dass Nakken so verständig sind. Merke mal wieder: Früher war auch nicht
alles besser. Ob PG sich diese Phrenopathie selber ausgedacht hatte? Das Wort bedeutet Wahn, Psychose oder Bewusstseinsstörung. Hm.
Notiz am Rande: Als der Dorfälteste Metusal vorgestellt wurde, habe ich prompt Methusalix gelesen. Prompt sah der Kerl bis zum Abschied für mich genauso aus wie unser alter gallischer Kumpel.
Der Roman war nett. Mehr nicht. Kurz vor dem Ende des Zyklus hätte ich mehr erwartet.
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Man hatte es ihnen ja prophezeit. Zeit würde ziemliche Mangelware werden, hatten sie gesagt.
John wurde sofort nach der Rückkehr vom Wahlkampf vereinnahmt. Bei Lee ging es zunächst noch gesittet ab, aber das war kurze Zeit später beendet.
Homer G. Adams persönlich hatte sich nach dem Stand der Dinge erkundigt. Lee sagte ihm, sie wäre mit der Gründung der Stiftung beschäftigt und aktuell würden die Verträge ausgearbeitet. Spätestens nach deren Unterzeichnung hätte sie sich gemeldet.
Adams ließ sie alles abblasen. Der Gedanke an eine Stiftung sei völlig okay, meinte er; aber eine Stiftung nach Newengland-Recht könne sie im intergalaktischen Bereich in die Tonne kloppen.
Das fängt ja gut an, waren ihre Gedanken gewesen. Drei Wochen für die Katz. Wieso hat er mir das nicht gleich gesagt?
Nun, es wurde eine Stiftung nach allgemein anerkanntem LFG Recht. Das war zwar fast mit dem Newenglands identisch, aber eben nur fast. Und: Eine Gründungsurkunde mit einem notariellen Siegel aus Thamestown war in der Milchstraße keine angeknabberte Möhre wert. Was anderes wäre es natürlich, wenn Newengland Vollmitglied der Liga wäre, wenn sie so lange warten wolle....
Nein. Wollte sie nicht. Zum einen dauerte es noch bis zur Wahl, zum Zweiten musste die auch noch gewonnen werden und erst dann konnte verhandelt werden. Und Jahre warten? Lerota hätte ihr den Hals herumgedreht. Die machte nämlich schon heftigen Wirbel und sie beide waren in letzter Zeit mehrmals aneinander geraten, weil es der Historikerin nicht schnell genug ging.
"Die Finanzierung muss stehen, bevor ihr loslegt", hatte Adams erläutert. "Ich werde einige handverlesene Spezialisten bitten, sich mit dir in Verbindung zu setzen."
Mit diesem Satz ging es los. Sie sah nur noch Paragraphen, Geldsummen in wahnsinnigen Größenordnungen und Verträge ohne Ende. Freizeit? Privatleben?
Vergiss es, du Super-Spezialistin! Du hast dir die Suppe eingebrockt, also darfst du sie jetzt auslöffeln! Sie hatte, und davon war sie völlig überzeugt, ganz Newengland verpfändet und durfte nie, nie Kinder in die Welt setzen, weil die nächsten zehn Generationen mit absoluter Sicherheit zusammen mit ihr bankrott wären.
Irgendwann kam wieder ein Anruf aus Terrania und sie war kurz davor, alles an die Wand zu werfen. Aber bei der Annahme des Gespräches ging die Sonne auf: Fellgesicht, große Ohren, Kulleraugen, ein Nagezahn mittendrin. Und das alles grinste sie an.
"Gucky!"
"Hallo mein Herzblatt! Wie geht es denn so im fernen Hinterwald? Schon verheiratet und vergessen, den armen, kleinen Gucky einzuladen? Oder hat Homer dich etwa platt gemacht?"
Lee musste heute noch darüber lächeln, gefühlte Ewigkeiten nach diesem Gespräch. Freizeit? Privatleben? Hochzeit? Da brauchte sie keinen Gedanken dran zu verschwenden. Das hatte sie dem Kleinen auch gesagt.
"Versteh' ich nicht!", war die Antwort gewesen. "Homer meinte, es wäre alles im Rahmen und würde aus seiner Sicht gut laufen. Dann hat er mir das eine oder andere erklärt und gab noch von sich, ich solle dich bloß in Ruhe lassen und nicht von der Arbeit abhalten."
"Gucky, ich bin platt. Kaputt. Außer Betrieb. Ich bin Psychotherapeutin, keine Finanzspezialistin. Das wächst mir alles über den Kopf. Millionen. Milliarden. Zahlen, die mir zu hoch sind und Begriffe, die mir nichts sagen. Existenzgründung. Öffentliche Mittel, Darlehen, Zuschüsse echt und unecht. Niederschwellige Beteiligungen von Privatpersonen mittels geschlossener Fonds. Mittlerweile hab ich nicht nur eine Stiftung, sondern einen Sack voller Firmen, Tochterfirmen und werweißwas. Ich habe wahrscheinlich alles verraten und verkauft. Dabei würde ich so gerne mit Lerotas Team zusammen an der Dokumentation arbeiten oder einfach nur meinem Job nachgehen oder...vielleicht mal einen Tag frei haben. Das hier macht mich alle."
Gucky wurde ernster. "Ja, das habe ich Homer auch gesagt und ihm eröffnet, dass nicht alle Menschen so gestrickt wären wie er und sein unmittelbares Umfeld. Daraufhin hat er eine Wirtschaftswissenschaftlerin ersten Ranges ausgegraben und mir empfohlen, sie einer näheren Betrachtung zu unterziehen. Das durfte ich mit ihrer Erlaubnis dann auch und ich kann sie dir nur empfehlen. Ich bringe sie dir sogar vorbei und habe eine von Homers engem Umfeld ausgearbeitete Vollmacht für sie mit an Bord. Du brauchst das Teil nur zu unterzeichnen, versiehst es mit deiner Kennung und ich kann im Rahmen der mir verliehenen Kompetenzen eine rechtsgültige Bestätigung abgeben. Das ist die Dame. Dr. Dr. Lyra O'Connor."
Er zeigte die Visualisierung einer mittelalten Frau mit Professorengesicht und einem Blick wie eine ihre ehemaligen Ausbilderinnen.
Lee erinnerte sich noch an ihre ersten Gedanken und musste wieder grinsen. Was ist das denn für ein Drachen?
"Keine Sorge. Sie ist nicht so schlimm wie sie aussieht. Man kann gut mit ihr zusammen arbeiten und sie hat sogar Humor. Sonst hätte ich sie nicht empfohlen. Tu dir was Gutes, Mädel und nimm das Angebot an."
Sie hatte zugesagt. Lyra kümmerte sich vorbildlich um den riesigen und für Lee unübersehbaren finanziellen Block. Sie hatte vor nichts und niemandem Respekt und legte sich mit jedem an, der nicht ihrer Meinung war. Einmal sogar mit Reginald Bull, weil sie den zur Erlangung irgendwelcher LFG - Zuschüsse brauchte und Bully nicht schnell genug in die Hufe gekommen war. Keine Frage, wer den Kürzeren gezogen hatte. Sie war ein Genie und ein absoluter Gewinn. Schon wieder kann ich Gucky nur danken. Was wäre ich nur ohne ihn?
Mehr Zeit hatte ich zwar nicht. Aber das waren Tätigkeiten, die mir mehr lagen. Lee schlief nachts wieder besser und in regelmäßigen Abständen wurde sie von Lyra über den Stand der Dinge informiert. Es reichte ihr unter dem Strich völlig, wenn ihre Finanzchefin meinte, es wäre alles im grünen Bereich. Einmal schafften John und sie es sogar mal auf einen Abend in den Singenden Ochsen, wo sie mit lautem Hallo begrüßt wurden.
Es war schon eine quirlige Zeit, dachte sie und beobachtete die Vögel, die in ihrem Garten nach Material für den Nestbau suchten.
Dann nahm sie sich wieder ihr altes Aufzeichnungsgerät, schaltete die nächste Folge ein und hörte die piepsige Stimme des Ilts.
Spoiler:
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Nun ja. Dieser Roman war besser als der Vorgänger. Es ließ sich leicht und locker lesen, aber spannend war er keinen Millimeter. Sein Zweck war einfach, Gesil und ihren Trupp von der Erde hin in Richtung Perry zu kriegen.
Passend zum Umfeld entdeckt Gesil eine neue Fähigkeit und mitten im Urwald lebt überaus passend ein Nakk, der unsere Helden prompt zu einen Raumschiff bringt und selber gleich mitkommt. Was ein Glück, dass Nakken so verständig sind. Merke mal wieder: Früher war auch nicht
alles besser. Ob PG sich diese Phrenopathie selber ausgedacht hatte? Das Wort bedeutet Wahn, Psychose oder Bewusstseinsstörung. Hm.
Notiz am Rande: Als der Dorfälteste Metusal vorgestellt wurde, habe ich prompt Methusalix gelesen. Prompt sah der Kerl bis zum Abschied für mich genauso aus wie unser alter gallischer Kumpel.
Der Roman war nett. Mehr nicht. Kurz vor dem Ende des Zyklus hätte ich mehr erwartet.
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Re: Klassiker - Cantaro
Phrenopathie leitet sich vermutlich aus dem griechischem phren (im Sinne von Geist) und pathos (im Sinne von Erfahrung, Einwirkung) ab, siehe auch die Herleitung des Begriffs Telepathie.R.B. hat geschrieben: ↑29. April 2024, 07:17 Band 1494 - Jagd auf Gesil - ist von Peter Griese, erschienen am 10. April 1990
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Ob PG sich diese Phrenopathie selber ausgedacht hatte? Das Wort bedeutet Wahn, Psychose oder Bewusstseinsstörung. Hm.
...
Der Roman war nett. Mehr nicht. Kurz vor dem Ende des Zyklus hätte ich mehr erwartet.
Ansonsten bilden dieser und der Vorgängerroman einen typischen Antiklimax, der vor dem Finale nochmals durchatmen lässt.
Mit Paunaro wird außerdem der wichtigste (Blau-) Nakk der Serie eingeführt, wobei sich das hier noch nicht ablesen lässt (bisher war das in diesem Zyklus Varonzem). Aber dass ein Nakk, der als Eremit auf der abgeschotteten Erde lebt, nicht völlig unbedeutend sein kann, konnte man schon vermuten.
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Re: Klassiker - Cantaro
Band 1495 - Die Generalprobe - ist von Arndt Ellmer, erschienen am 17. April 1990
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"Wir bringen es in allen möglichen Formaten raus. Von der guten, alten Enzyklopädie in dicken Büchern, dann in Folianten mit großer Visualisierung und selbstverständlich gesprochen als eine Art Hörspiel sowie als Trivid. Mit und ohne Ergänzungsoption in Form von regelmäßigen Updates."
Dr. Lerota Danger war in ihrem Element. Lee war bei soviel Enthusiasmus eher skeptisch.
"Und wer soll das bitteschön alles kaufen?"
"Alle, die sich für Geschichte begeistern können. Alle, die sich für diese Zeit interessieren, aber auch alle, die Fragen über einen der Beteiligten haben. Sieh mal hier!"
Lerota zeigte auf einen Virtuell-Schirm. Sie sahen Gucky in Pose, als er der Weltöffentlichkeit in Billys Pub soeben eröffnete, dass das Problem mit Bullys Nr. 12 gelöst sei.
"Wenn du jetzt sagst, erläutere Nr. 12, erhältst du Informationen über dieses Bier und seine Herkunft. Sagst du, erläuterte Ilt, erklärt das System dir alles, was es über Ilts zu wissen gibt."
"Und wenn ich Atlan sage, erzählt mir einer seine x-tausendjährige Geschichte?"
Lerota nickte. "Oder die von Gucky, Roi Danton oder Icho Tolot. Immer ausgehend vom zentralen Werk. Die Updates gibt es aber nur bei der Trivid Variante. Die Erlebnisse der dort handelnden Personen werden regelmäßig erneuert. Es sei denn, sie sind zu Ende erzählt. Wie bei Ronald Tekener.
Diese Erläuterungen werden abhängig von der Variante bepreist. Je mehr Details, desto teurer. Es wird Sonderauflagen für die geplanten Heime und Schulen bzw. Universitäten geben. Die sind natürlich billiger oder gar umsonst. Alles wird mit Kopierschutz versehen."
Lee war fassungslos.
"Und was kostet uns der ganze Spaß, bis alles fertig ist? Und wie lange willst du denn daran arbeiten?"
"Nicht mehr als ein paar Jahre. Vielleicht zehn. Oder fünfzehn. Wir buchen ein paar Kapazitäten bei NATHAN. Der weiß zudem, was einer Geheimhaltung unterliegt. Dann geht's schneller. Die Kosten wären egal, meint Lyra. Entweder wird das Ding ein Renner und es kommt Geld ohne Ende oder wir sind total pleite. Dann fehlt Geld ohne Ende. Logisch."
Lee beschloss, heute Abend einen Abstecher zu Billy zu machen und sich zu betrinken.
Was ich auch getan habe, ging ihr durch den Kopf, immer noch die Vögel in ihrem Garten betrachtend. Ja, es hätte auch schief gegen können. Gut, die Wahrscheinlichkeit war bei diesem Personaleinsatz nicht sehr groß; aber klar war, dass ein großer Block der Finanzierungen nur mit Ausfallbürgschaften der Solaren Regierung zustande gekommen waren. Dank Lyras Bemühungen. Ohne sie wäre schon längst Schluss gewesen.
"Fertig" war nach zwölf Jahren, vier Monaten und drei Tagen. Der erste Verkaufs-Testlauf war Newengland und Lee hatte vor dem Start das Gefühl, vor Aufregung drei Wochen lang nicht geschlafen zu haben.
Der Startschuss fiel mitten in Thamestown, direkt vor der uralten Schule. Man hatte ihr einen nachgebauten Revolver "Peacemaker" in die Hand gedrückt. Genau Mittags sollte sie abdrücken.
Nun, Newengland war ein Riesenerfolg. Denn erstens hatte manch jemand damals mitbekommen, wie sich das hier vor Ort abgespielt hatte und zweitens war sie als Ehefrau des Regierungschefs John Talbot nicht irgendwer.
Und so ging es los: Das erste Komplett-Exemplar erwarb natürlich ihre Majestät Queen Elizabeth CCXXXVII höchstpersönlich, das Zweite ging an die Regierung. Dann stand zu ihrer übergroßen Freude Father John vor ihr und kaufte die Nummer drei. Dann gab es kein Halten mehr und sie hatte das Gefühl, ganz Newengland zählte zu ihren Kunden.
Ich hatte sowas gehofft, dachte sie. Aber konnte man das wissen? Zumal ein Erfolg in Newengland nicht unbedingt für den Rest der Milchstraße etwas heißen sollte. Aber nach dem erfolgreichen Start in der Heimat war sie völlig fertig und von ihren Gefühlen total überwältigt.
Rotz und Wasser hab ich geheult. Und als dann noch in den Nachrichten Berichte über "Wir sind stolz auf dich" Demos kamen, war alles vorbei. Vielleicht hatte das Gemeinschaftswerk mit dem einfachen Titel "Das Cantaro-Problem - eine Dokumentation" sogar dazu beigetragen, dass die
Verhandlungen innerhalb des Parlamentes den entscheidenden Schub in Richtung LFG erhielten. Schließlich konnte das avisierte Ziel auch nur ansatzweise erreicht werden, wenn das Werk in der ganzen Milchstraße veröffentlicht wurde. Sonst wären sie noch nicht mal in der Lage gewesen, die Horden von Mitarbeitern wie Historikern, Wissenschaftlern oder weiteren Helfern vertragsgemäß zu bezahlen. Bisher wurde alles über diverse Arten von Krediten, Zuschüssen oder Beteiligungen finanziert. Das konnte nicht ewig so weiter gehen. Und die Einnahmen aus Newengland waren nur der berühmte Tropfen auf dem heißen Stein gewesen, das war ihr klar.
Drei Monate später begannen die Verhandlungen mit der LFG. Zeitgleich erfolgte der Startschuss für den Vertrieb auf Ertrus, Plophos, Olymp und Epsal. Mit der solaren Regierung gab es noch irgendwelche rechtlichen Streitigkeiten, die aber nach Meinung ihrer Rechtsvertreter nur Kleinkram waren.
Lee lächelte, als sie ihr Aufzeichnungsgerät erneut einschaltete. Gucky hatte Perry Rhodan soeben eröffnet, er hätte bis jetzt am Wenigsten getan und dürfe weiterreden. Dann würde er zumindest einmal einen guten Zweck erfüllen.
Lee wusste noch, dass sie Perry Rhodan damals eröffnet hatte, dass dergleichen bei Männern öfters der Fall wäre und sie das nicht verwundern würde.
"Ja", hatte Gucky dazu gesagt und auf Perry Rhodan gezeigt. "Hier sitzt noch so einer. Der kann dir ohne zu zögern das komplette Universum vererben." Der Ilt machte eine kurze Pause, grinste und fuhr fort: "Zwar erst, nachdem ich es gerettet habe, aber was Kinder angeht, steht er regelmäßig neben sich."
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Hm.
Nach den beiden RF Romanen habe ich mit dem restlichen Bänden des Zyklus bislang so meine Probleme. Weniger, was die Handlung oder deren Notwendigkeit anging, nein, es war die Schreibe von AE.
Ich kam in die Handlung nur stellenweise hinein und alles zog sich zäh in die Länge. Der Band war nicht komplett daneben: Die Zwischenspiele mit Simedon Myrrho waren gut und an den richtigen Stellen platziert. Das würdige Ende eines Haluters. Ja, die letzten zehn Seiten sprachen mich an.
Der Rest leider nicht, so sympathisch unsere Synergistiker auch geschildert wurden. Wenn der Funke nicht überspringt, kann man eben nichts machen. Bei einer Benotung würde ich eine drei vergeben.
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"Wir bringen es in allen möglichen Formaten raus. Von der guten, alten Enzyklopädie in dicken Büchern, dann in Folianten mit großer Visualisierung und selbstverständlich gesprochen als eine Art Hörspiel sowie als Trivid. Mit und ohne Ergänzungsoption in Form von regelmäßigen Updates."
Dr. Lerota Danger war in ihrem Element. Lee war bei soviel Enthusiasmus eher skeptisch.
"Und wer soll das bitteschön alles kaufen?"
"Alle, die sich für Geschichte begeistern können. Alle, die sich für diese Zeit interessieren, aber auch alle, die Fragen über einen der Beteiligten haben. Sieh mal hier!"
Lerota zeigte auf einen Virtuell-Schirm. Sie sahen Gucky in Pose, als er der Weltöffentlichkeit in Billys Pub soeben eröffnete, dass das Problem mit Bullys Nr. 12 gelöst sei.
"Wenn du jetzt sagst, erläutere Nr. 12, erhältst du Informationen über dieses Bier und seine Herkunft. Sagst du, erläuterte Ilt, erklärt das System dir alles, was es über Ilts zu wissen gibt."
"Und wenn ich Atlan sage, erzählt mir einer seine x-tausendjährige Geschichte?"
Lerota nickte. "Oder die von Gucky, Roi Danton oder Icho Tolot. Immer ausgehend vom zentralen Werk. Die Updates gibt es aber nur bei der Trivid Variante. Die Erlebnisse der dort handelnden Personen werden regelmäßig erneuert. Es sei denn, sie sind zu Ende erzählt. Wie bei Ronald Tekener.
Diese Erläuterungen werden abhängig von der Variante bepreist. Je mehr Details, desto teurer. Es wird Sonderauflagen für die geplanten Heime und Schulen bzw. Universitäten geben. Die sind natürlich billiger oder gar umsonst. Alles wird mit Kopierschutz versehen."
Lee war fassungslos.
"Und was kostet uns der ganze Spaß, bis alles fertig ist? Und wie lange willst du denn daran arbeiten?"
"Nicht mehr als ein paar Jahre. Vielleicht zehn. Oder fünfzehn. Wir buchen ein paar Kapazitäten bei NATHAN. Der weiß zudem, was einer Geheimhaltung unterliegt. Dann geht's schneller. Die Kosten wären egal, meint Lyra. Entweder wird das Ding ein Renner und es kommt Geld ohne Ende oder wir sind total pleite. Dann fehlt Geld ohne Ende. Logisch."
Lee beschloss, heute Abend einen Abstecher zu Billy zu machen und sich zu betrinken.
Was ich auch getan habe, ging ihr durch den Kopf, immer noch die Vögel in ihrem Garten betrachtend. Ja, es hätte auch schief gegen können. Gut, die Wahrscheinlichkeit war bei diesem Personaleinsatz nicht sehr groß; aber klar war, dass ein großer Block der Finanzierungen nur mit Ausfallbürgschaften der Solaren Regierung zustande gekommen waren. Dank Lyras Bemühungen. Ohne sie wäre schon längst Schluss gewesen.
"Fertig" war nach zwölf Jahren, vier Monaten und drei Tagen. Der erste Verkaufs-Testlauf war Newengland und Lee hatte vor dem Start das Gefühl, vor Aufregung drei Wochen lang nicht geschlafen zu haben.
Der Startschuss fiel mitten in Thamestown, direkt vor der uralten Schule. Man hatte ihr einen nachgebauten Revolver "Peacemaker" in die Hand gedrückt. Genau Mittags sollte sie abdrücken.
Nun, Newengland war ein Riesenerfolg. Denn erstens hatte manch jemand damals mitbekommen, wie sich das hier vor Ort abgespielt hatte und zweitens war sie als Ehefrau des Regierungschefs John Talbot nicht irgendwer.
Und so ging es los: Das erste Komplett-Exemplar erwarb natürlich ihre Majestät Queen Elizabeth CCXXXVII höchstpersönlich, das Zweite ging an die Regierung. Dann stand zu ihrer übergroßen Freude Father John vor ihr und kaufte die Nummer drei. Dann gab es kein Halten mehr und sie hatte das Gefühl, ganz Newengland zählte zu ihren Kunden.
Ich hatte sowas gehofft, dachte sie. Aber konnte man das wissen? Zumal ein Erfolg in Newengland nicht unbedingt für den Rest der Milchstraße etwas heißen sollte. Aber nach dem erfolgreichen Start in der Heimat war sie völlig fertig und von ihren Gefühlen total überwältigt.
Rotz und Wasser hab ich geheult. Und als dann noch in den Nachrichten Berichte über "Wir sind stolz auf dich" Demos kamen, war alles vorbei. Vielleicht hatte das Gemeinschaftswerk mit dem einfachen Titel "Das Cantaro-Problem - eine Dokumentation" sogar dazu beigetragen, dass die
Verhandlungen innerhalb des Parlamentes den entscheidenden Schub in Richtung LFG erhielten. Schließlich konnte das avisierte Ziel auch nur ansatzweise erreicht werden, wenn das Werk in der ganzen Milchstraße veröffentlicht wurde. Sonst wären sie noch nicht mal in der Lage gewesen, die Horden von Mitarbeitern wie Historikern, Wissenschaftlern oder weiteren Helfern vertragsgemäß zu bezahlen. Bisher wurde alles über diverse Arten von Krediten, Zuschüssen oder Beteiligungen finanziert. Das konnte nicht ewig so weiter gehen. Und die Einnahmen aus Newengland waren nur der berühmte Tropfen auf dem heißen Stein gewesen, das war ihr klar.
Drei Monate später begannen die Verhandlungen mit der LFG. Zeitgleich erfolgte der Startschuss für den Vertrieb auf Ertrus, Plophos, Olymp und Epsal. Mit der solaren Regierung gab es noch irgendwelche rechtlichen Streitigkeiten, die aber nach Meinung ihrer Rechtsvertreter nur Kleinkram waren.
Lee lächelte, als sie ihr Aufzeichnungsgerät erneut einschaltete. Gucky hatte Perry Rhodan soeben eröffnet, er hätte bis jetzt am Wenigsten getan und dürfe weiterreden. Dann würde er zumindest einmal einen guten Zweck erfüllen.
Spoiler:
"Ja", hatte Gucky dazu gesagt und auf Perry Rhodan gezeigt. "Hier sitzt noch so einer. Der kann dir ohne zu zögern das komplette Universum vererben." Der Ilt machte eine kurze Pause, grinste und fuhr fort: "Zwar erst, nachdem ich es gerettet habe, aber was Kinder angeht, steht er regelmäßig neben sich."
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Hm.
Nach den beiden RF Romanen habe ich mit dem restlichen Bänden des Zyklus bislang so meine Probleme. Weniger, was die Handlung oder deren Notwendigkeit anging, nein, es war die Schreibe von AE.
Ich kam in die Handlung nur stellenweise hinein und alles zog sich zäh in die Länge. Der Band war nicht komplett daneben: Die Zwischenspiele mit Simedon Myrrho waren gut und an den richtigen Stellen platziert. Das würdige Ende eines Haluters. Ja, die letzten zehn Seiten sprachen mich an.
Der Rest leider nicht, so sympathisch unsere Synergistiker auch geschildert wurden. Wenn der Funke nicht überspringt, kann man eben nichts machen. Bei einer Benotung würde ich eine drei vergeben.
Bleck vun dä Schäl Sick op unsere schöne Dom: Sankt Peter und Maria mit Hohenzollernbrücke
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Re: Klassiker - Cantaro
Zwischenspiel:
Wie immer, wenn die mittlerweile gealterte Lee vergangenen Zeiten nachhing, landete sie irgendwann bei ihrer Hochzeit. Das war auch so eine Sache gewesen, dachte sie. Wir sind durch jemand anderes, nämlich Gucky, ehedem zusammengekommen und durch wieder eine weitere Person im Hafen der Ehe gelandet.
Zeit hatten John und sie beide nicht gehabt, damals. Lee steckte mitten in der Arbeit zu der Dokumentation und ein Ende war nicht absehbar. John war Regierungschef und hatte so seine Probleme, den Häuptern seiner Lieben klar zu machen, dass Newengland nicht auf alle Ewigkeiten mehr oder weniger alleine vor sich hin existieren könne. Man war zwar in Richtung einer Freihandelszone weitergekommen, aber mehr passierte da nicht.
Und immer, wenn sie von wem auch immer gefragt wurden, wann denn geheiratet würde, sagten sie beide übereinstimmend: "Wenn wir mit den gröbsten Problemen durch sind, werden wir es mal antesten." Nun, es kamen natürlich immer neue Schwierigkeiten und so wirklich brachten sie es nicht fertig, Freiräume für sich selber zu schaffen.
Was wir nicht wussten, war die Tatsache, dass im Singenden Ochsen längst Pläne geschmiedet wurden. Ohne unser Zutun. Billy hatte die Privatkennung von Reginald Bull und kontaktierte diesen. Er erklärte die Lage. Da er davon ausgehe, sagte er, dass Bully Trauzeuge würde, stände der Best Man schon fest. Die Maid Of Honour, also die Trauzeugin, habe man mit Lerota Danger schon. Bullys Aufgabe sei es jetzt, die alte Runde unter einen Hut zu kriegen und einen Termin zu benennen. Der sollte etwas in der Zukunft liegen, aber das würde sich sicherlich klären lassen. Nein, sagte Billy, wir wüssten nichts davon. Bräuchten wir auch nicht. Das würde mit mir nur wieder zu Diskussionen führen und da habe er keine Lust drauf. Bully muss verständnisvoll genickt haben.
Als man einen Termin in sieben Monaten gefunden hatte, war Billy vor Ort tätig geworden. Da er davon ausging, dass bei der Hochzeit des Regierungschefs nicht die eigentlichen Standesbeamten zuständig waren, fragte er direkt ein paar Ebenen höher an. Sein Begehren wurde mit Erfolg gekrönt und tatsächlich sagte ihre Majestät höchstpersönlich zu, die Trauung zu vollziehen.
Lee und John wussten von absolut nichts. Sie fühlten sich zwar ab und zu seltsam angesehen, dachten sich aber nichts dabei. Bis plötzlich beiden am gleichen Tag und zur gleichen Stunde von ihren Leuten eröffnet wurde, das sie jetzt ein Tertial frei hätten. Sie könnten dann in Ruhe heiraten und hätten auch noch Zeit genug für die Flitterwochen. Man solle sich ja nicht trauen, vorher zurückzukommen und nein, Newengland würde nicht untergehen. Die Dokumentation auch nicht. Die Hochzeit sei in vier Wochen und jetzt habe man sicherlich besseres zu tun. Danach geleitete man sie beide in ihrem jeweiligen Refugium sanft aber bestimmt zur Tür und verabschiedete sie mit einem "Auf Wiedersehen".
Zu Hause sahen sie sich total konsterniert an und waren einigermaßen geplättet.
"Sie haben zu mir gesagt, wenn wir nicht in die Pötte kommen würden, müssten das eben andere für uns tun", eröffnete John seiner Lee, die genau den gleichen Spruch gehört hatte. Danach fielen sie sich in die Arme und lachten und lachten und lachten.
Die Hochzeit war prachtvoll. Sie hatten das Gefühl, ganz Thamestown hätte zu ihren Gästen gehört, als es nach vorne ging. Die Eheschließung wurde in der Lichtung vollzogen, in der sie so oft gesessen hatten, um sich den nächsten Teil der Geschichte anzuhören.
Natürlich wusste John nicht, wie Lee aussehen würde. Er wartet vorne in Gesellschaft von alten und engen Freunden sowie Johns Familie. Bei Lee fiel das aus naheliegenden Gründen weg. Dafür, so wusste sie, würde Father John bei der Eheschließung an der Seite von 237 stehen. Ohne ihn, der sie damals vor Schlimmem bewahrt hatte, wäre sie nicht in der Lage gewesen, ihren John zu ehelichen.
"Weißt du was, Kind?" hatte Gucky sie gefragt. "Du brauchst ja jemanden, der dich nach vorne bringt. Sonst verläufst du dich vor lauter Aufregung noch. Da wir alle Zeit der Welt haben, werde ich das übernehmen. Einverstanden?"
Natürlich war sie das. Es lief ihr eiskalt den Rücken herunter, als sie sich zu den Tönen von Beethovens Neunter Symphonie durch das Spalier in Richtung der Lichtung bewegten und sie war felsenfest davon überzeugt, dass sie mehrfach auf dem Boden gelandet wäre, wenn Gucky sie nicht das eine oder andere Mal telekinetisch festgehalten hätte. "Nur mit der Ruhe, Lee", flüsterte der Freund ihr zu. "Meinst du, mir wäre es damals bei Iltu anders gegangen? Ausgerechnet Bully musste auf mich aufpassen, weil ich sonst die paar Schritte nicht geschafft hätte."
Ich glaube, den Augenblick, in dem man Ja sagt, vergisst niemand bis an das Lebensende, war ihr im Rückblick klar. Dafür war die Erinnerung an die zwei Meilen bis hin zu Billys Pub in einem Nebel verschwunden. Sie erinnerte sich an Atlan, der ihnen in seiner arkonidischen Admiralsuniform zulächelte. Sie erinnerte sich an den in seinen roten Kampfanzug gehüllten Icho Tolot, vor dem sie stehen blieben, um ihm für die Ehre seines Besuches zu danken. Tolotos verneigte sich seinerseits und wünschte ihnen alle Gute. Er und die Haluter insgesamt würden weiterhin ein Auge auf Newengland werfen, sagte er. Das inzwischen nicht mehr so ganz kleine Mädchen saß wieder auf seiner Schulter und gratulierte ihnen aus drei Metern Höhe.
Ich habe ihren Namen vergessen. dachte sie frustriert und schob die Vergesslichkeit aufs Alter. John brauche ich nicht zu fragen. Der hat ja schon Schwierigkeiten, seine eigene Familie sortiert zu bekommen. Die Kinder ihres Sohnes Peter kriegte er hin, auch deren Kinder noch. Dann hörte es auf bei ihm. Das er überhaupt noch weiß, dass er drei Töchter hat! wunderte sie sich. Peter kam relativ schnell zur Welt, zweieinhalb Jahre später versuchten sie es noch einmal mit Nachwuchs. Nun, die Natur hatte es gut mit ihnen gemeint: Aus dem erhofften Mädchen wurden drei. Eineiige Drillinge: Jessica, Joan und Jane.
Ohne Johns Eltern, ihre Nachbarn und gute Freunde hätten sie das jetzt aufkommende Arbeitspensum nicht schaffen können. Ein Gefühl der Dankbarkeit durchströmte Lee. Natürlich waren ihr auch ihre Leute bei der Erstellung der Dokumentation immer wieder indirekt zu Hilfe gekommen, indem man sie so manches Mal nach Hause zu ihren Kindern geschickt hatte. Was wäre das Leben ohne Personen, auf die man sich verlassen kann? , ging ihr durch den Kopf.
Es war eine harte, heftige Zeit gewesen. Aber stünde sie heute vor der gleichen Situation, fiele ihre Entscheidung wieder genauso aus. Das galt auch für John, da war sie sich ganz sicher.
Ihre Gedanken gingen wieder zurück zur Hochzeit. Natürlich hatten Billy und sein "Lehrling", den man nur den Langen nannte, alles ausgerichtet. Einmal hatte sie versucht, sich mit ihm über die Kosten zu unterhalten. Bei dem Versuch war es geblieben, Billy hatte sie umgehend vor die Tür gesetzt und ihr eröffnet, dass er solche Fragen als persönliche Beleidigung auffassen würde.
Sie erinnerte sich noch an die gute Stimmung, die Tänze und das fröhliche Lachen. Bully und Billy hatten sich komplett in Schwarz gekleidet auf die kleine Bühne hinten in der Ecke begeben und eine uralte schmissige Nummer präsentiert. Schwarze Anzüge, weiße Hemden, schwarze Krawatten und Hüte. Und natürlich mussten im Halbdunkel der Kneipe Sonnenbrillen sein. Everybody Needs Someone To Love hatten die zwei intoniert und waren wie die Irrwische herumgehüpft.
Und noch eins hatte sie nicht vergessen: Bully hatte tatsächlich das Rätsel von Billys Getränkemaschinerie entdeckt. Man konnte bei dem Kerl ja bestellen, was man wollte, nach spätestens zwei Minuten hatte er es unter seiner Theke gefunden.
Reginald Bull hatte einen total abgeschirmten Hochleistungs-Kleintransmitter entdeckt. Das war Billy natürlich überhaupt nicht Recht gewesen, aber Reginald hatte dazu gemeint, dass der Typ, der ihn auf Dauer linken wolle, erst noch geboren werden müsste. Die Funktion war ganz einfach. Billy legte einen Zettel mit dem gewünschten Getränk hinein und eine Minute später war es da. Das funktionierte so seit mittlerweile dreißig Jahren. Die Gegenstation, so erfuhren sie, stand ausgerechnet auf Lepso, der Welt, auf der es alles gab. Einfach alles. Nach und nach kam die dazugehörige Geschichte im Laufe des Abends ans Licht: Billy McGuire, seines Zeichens seit Jahrzehnten Wirt im Singenden Ochsen, hatte ein Vorleben gehabt. Auf Lepso hatte er drei Männern bei einer waghalsigen Aktion das Leben gerettet und der Transmitter war das Ergebnis.
Irgendwann lagen sie halbtot aber glücklich zu Hause im Bett.
Lee musste lachen. Von wegen Hochzeitsnacht. Wir waren einfach nur völlig kaputt und zu nichts mehr fähig gewesen.
Und wieder stellte sie sich die Frage, wo sie in ihrem Leben ohne Freunde und später ihre Kinder gelandet wären. Wahrscheinlich in einem völlig frustrierten Nichts. Eine riesengroße Dankbarkeit stieg in ihr hoch und ihr Blick fiel wieder auf das alte Aufzeichnungsgerät. Vier Stationen sollten noch folgen, dann waren sie durch.
Wie immer, wenn die mittlerweile gealterte Lee vergangenen Zeiten nachhing, landete sie irgendwann bei ihrer Hochzeit. Das war auch so eine Sache gewesen, dachte sie. Wir sind durch jemand anderes, nämlich Gucky, ehedem zusammengekommen und durch wieder eine weitere Person im Hafen der Ehe gelandet.
Zeit hatten John und sie beide nicht gehabt, damals. Lee steckte mitten in der Arbeit zu der Dokumentation und ein Ende war nicht absehbar. John war Regierungschef und hatte so seine Probleme, den Häuptern seiner Lieben klar zu machen, dass Newengland nicht auf alle Ewigkeiten mehr oder weniger alleine vor sich hin existieren könne. Man war zwar in Richtung einer Freihandelszone weitergekommen, aber mehr passierte da nicht.
Und immer, wenn sie von wem auch immer gefragt wurden, wann denn geheiratet würde, sagten sie beide übereinstimmend: "Wenn wir mit den gröbsten Problemen durch sind, werden wir es mal antesten." Nun, es kamen natürlich immer neue Schwierigkeiten und so wirklich brachten sie es nicht fertig, Freiräume für sich selber zu schaffen.
Was wir nicht wussten, war die Tatsache, dass im Singenden Ochsen längst Pläne geschmiedet wurden. Ohne unser Zutun. Billy hatte die Privatkennung von Reginald Bull und kontaktierte diesen. Er erklärte die Lage. Da er davon ausgehe, sagte er, dass Bully Trauzeuge würde, stände der Best Man schon fest. Die Maid Of Honour, also die Trauzeugin, habe man mit Lerota Danger schon. Bullys Aufgabe sei es jetzt, die alte Runde unter einen Hut zu kriegen und einen Termin zu benennen. Der sollte etwas in der Zukunft liegen, aber das würde sich sicherlich klären lassen. Nein, sagte Billy, wir wüssten nichts davon. Bräuchten wir auch nicht. Das würde mit mir nur wieder zu Diskussionen führen und da habe er keine Lust drauf. Bully muss verständnisvoll genickt haben.
Als man einen Termin in sieben Monaten gefunden hatte, war Billy vor Ort tätig geworden. Da er davon ausging, dass bei der Hochzeit des Regierungschefs nicht die eigentlichen Standesbeamten zuständig waren, fragte er direkt ein paar Ebenen höher an. Sein Begehren wurde mit Erfolg gekrönt und tatsächlich sagte ihre Majestät höchstpersönlich zu, die Trauung zu vollziehen.
Lee und John wussten von absolut nichts. Sie fühlten sich zwar ab und zu seltsam angesehen, dachten sich aber nichts dabei. Bis plötzlich beiden am gleichen Tag und zur gleichen Stunde von ihren Leuten eröffnet wurde, das sie jetzt ein Tertial frei hätten. Sie könnten dann in Ruhe heiraten und hätten auch noch Zeit genug für die Flitterwochen. Man solle sich ja nicht trauen, vorher zurückzukommen und nein, Newengland würde nicht untergehen. Die Dokumentation auch nicht. Die Hochzeit sei in vier Wochen und jetzt habe man sicherlich besseres zu tun. Danach geleitete man sie beide in ihrem jeweiligen Refugium sanft aber bestimmt zur Tür und verabschiedete sie mit einem "Auf Wiedersehen".
Zu Hause sahen sie sich total konsterniert an und waren einigermaßen geplättet.
"Sie haben zu mir gesagt, wenn wir nicht in die Pötte kommen würden, müssten das eben andere für uns tun", eröffnete John seiner Lee, die genau den gleichen Spruch gehört hatte. Danach fielen sie sich in die Arme und lachten und lachten und lachten.
Die Hochzeit war prachtvoll. Sie hatten das Gefühl, ganz Thamestown hätte zu ihren Gästen gehört, als es nach vorne ging. Die Eheschließung wurde in der Lichtung vollzogen, in der sie so oft gesessen hatten, um sich den nächsten Teil der Geschichte anzuhören.
Natürlich wusste John nicht, wie Lee aussehen würde. Er wartet vorne in Gesellschaft von alten und engen Freunden sowie Johns Familie. Bei Lee fiel das aus naheliegenden Gründen weg. Dafür, so wusste sie, würde Father John bei der Eheschließung an der Seite von 237 stehen. Ohne ihn, der sie damals vor Schlimmem bewahrt hatte, wäre sie nicht in der Lage gewesen, ihren John zu ehelichen.
"Weißt du was, Kind?" hatte Gucky sie gefragt. "Du brauchst ja jemanden, der dich nach vorne bringt. Sonst verläufst du dich vor lauter Aufregung noch. Da wir alle Zeit der Welt haben, werde ich das übernehmen. Einverstanden?"
Natürlich war sie das. Es lief ihr eiskalt den Rücken herunter, als sie sich zu den Tönen von Beethovens Neunter Symphonie durch das Spalier in Richtung der Lichtung bewegten und sie war felsenfest davon überzeugt, dass sie mehrfach auf dem Boden gelandet wäre, wenn Gucky sie nicht das eine oder andere Mal telekinetisch festgehalten hätte. "Nur mit der Ruhe, Lee", flüsterte der Freund ihr zu. "Meinst du, mir wäre es damals bei Iltu anders gegangen? Ausgerechnet Bully musste auf mich aufpassen, weil ich sonst die paar Schritte nicht geschafft hätte."
Ich glaube, den Augenblick, in dem man Ja sagt, vergisst niemand bis an das Lebensende, war ihr im Rückblick klar. Dafür war die Erinnerung an die zwei Meilen bis hin zu Billys Pub in einem Nebel verschwunden. Sie erinnerte sich an Atlan, der ihnen in seiner arkonidischen Admiralsuniform zulächelte. Sie erinnerte sich an den in seinen roten Kampfanzug gehüllten Icho Tolot, vor dem sie stehen blieben, um ihm für die Ehre seines Besuches zu danken. Tolotos verneigte sich seinerseits und wünschte ihnen alle Gute. Er und die Haluter insgesamt würden weiterhin ein Auge auf Newengland werfen, sagte er. Das inzwischen nicht mehr so ganz kleine Mädchen saß wieder auf seiner Schulter und gratulierte ihnen aus drei Metern Höhe.
Ich habe ihren Namen vergessen. dachte sie frustriert und schob die Vergesslichkeit aufs Alter. John brauche ich nicht zu fragen. Der hat ja schon Schwierigkeiten, seine eigene Familie sortiert zu bekommen. Die Kinder ihres Sohnes Peter kriegte er hin, auch deren Kinder noch. Dann hörte es auf bei ihm. Das er überhaupt noch weiß, dass er drei Töchter hat! wunderte sie sich. Peter kam relativ schnell zur Welt, zweieinhalb Jahre später versuchten sie es noch einmal mit Nachwuchs. Nun, die Natur hatte es gut mit ihnen gemeint: Aus dem erhofften Mädchen wurden drei. Eineiige Drillinge: Jessica, Joan und Jane.
Ohne Johns Eltern, ihre Nachbarn und gute Freunde hätten sie das jetzt aufkommende Arbeitspensum nicht schaffen können. Ein Gefühl der Dankbarkeit durchströmte Lee. Natürlich waren ihr auch ihre Leute bei der Erstellung der Dokumentation immer wieder indirekt zu Hilfe gekommen, indem man sie so manches Mal nach Hause zu ihren Kindern geschickt hatte. Was wäre das Leben ohne Personen, auf die man sich verlassen kann? , ging ihr durch den Kopf.
Es war eine harte, heftige Zeit gewesen. Aber stünde sie heute vor der gleichen Situation, fiele ihre Entscheidung wieder genauso aus. Das galt auch für John, da war sie sich ganz sicher.
Ihre Gedanken gingen wieder zurück zur Hochzeit. Natürlich hatten Billy und sein "Lehrling", den man nur den Langen nannte, alles ausgerichtet. Einmal hatte sie versucht, sich mit ihm über die Kosten zu unterhalten. Bei dem Versuch war es geblieben, Billy hatte sie umgehend vor die Tür gesetzt und ihr eröffnet, dass er solche Fragen als persönliche Beleidigung auffassen würde.
Sie erinnerte sich noch an die gute Stimmung, die Tänze und das fröhliche Lachen. Bully und Billy hatten sich komplett in Schwarz gekleidet auf die kleine Bühne hinten in der Ecke begeben und eine uralte schmissige Nummer präsentiert. Schwarze Anzüge, weiße Hemden, schwarze Krawatten und Hüte. Und natürlich mussten im Halbdunkel der Kneipe Sonnenbrillen sein. Everybody Needs Someone To Love hatten die zwei intoniert und waren wie die Irrwische herumgehüpft.
Und noch eins hatte sie nicht vergessen: Bully hatte tatsächlich das Rätsel von Billys Getränkemaschinerie entdeckt. Man konnte bei dem Kerl ja bestellen, was man wollte, nach spätestens zwei Minuten hatte er es unter seiner Theke gefunden.
Reginald Bull hatte einen total abgeschirmten Hochleistungs-Kleintransmitter entdeckt. Das war Billy natürlich überhaupt nicht Recht gewesen, aber Reginald hatte dazu gemeint, dass der Typ, der ihn auf Dauer linken wolle, erst noch geboren werden müsste. Die Funktion war ganz einfach. Billy legte einen Zettel mit dem gewünschten Getränk hinein und eine Minute später war es da. Das funktionierte so seit mittlerweile dreißig Jahren. Die Gegenstation, so erfuhren sie, stand ausgerechnet auf Lepso, der Welt, auf der es alles gab. Einfach alles. Nach und nach kam die dazugehörige Geschichte im Laufe des Abends ans Licht: Billy McGuire, seines Zeichens seit Jahrzehnten Wirt im Singenden Ochsen, hatte ein Vorleben gehabt. Auf Lepso hatte er drei Männern bei einer waghalsigen Aktion das Leben gerettet und der Transmitter war das Ergebnis.
Irgendwann lagen sie halbtot aber glücklich zu Hause im Bett.
Lee musste lachen. Von wegen Hochzeitsnacht. Wir waren einfach nur völlig kaputt und zu nichts mehr fähig gewesen.
Und wieder stellte sie sich die Frage, wo sie in ihrem Leben ohne Freunde und später ihre Kinder gelandet wären. Wahrscheinlich in einem völlig frustrierten Nichts. Eine riesengroße Dankbarkeit stieg in ihr hoch und ihr Blick fiel wieder auf das alte Aufzeichnungsgerät. Vier Stationen sollten noch folgen, dann waren sie durch.
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Re: Klassiker - Cantaro
Band 1496 - Die Paratrans-Mission - ist von Marianne Sydow, erschienen am 24. April 1990
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Auf Siga lief der Verkauf, was wohl an der Popularität von Dr. Lerota Danger lag. Woanders war es nicht unbedingt herausragend, im Solsystem oder zum Beispiel auf Olymp verkaufte sich die Dokumentation so gut wie gar nicht. Einige Spezialisten erwarben sie, aber das wars dann auch, trotz hervorragender Kritiken.
"Ausgerechnet uns will so jemand vom Ende aller Welten erklären, wie Geschichte funktioniert? Lächerlich!", war die Meinung der Leute auf der Straße, übrigens unabhängig von welchem Volk auf immer. Grade, als man alles am Boden sah, die Werbespezialisten nicht mehr weiter wussten und die Investoren langsam unruhig wurden, kam die Rettung aus einer Ecke, die man nie für möglich gehalten hatte.
Auf Ekhas, einer ehedem zum Großen Imperium gehörenden Welt, bekam der Haluter Duras Kornat zufällig einen der Folianten in seine vier Hände. Neugierig geworden, erwarb er die umfassende Trivid Version und nahm sie mit nach Halut. Dort erregte die Dokumentation großes Aufsehen und man beschloss, sich einen entsprechenden Vorrat anzulegen.
Wir wussten von absolut nichts, resümierte Lee, die immer noch auf ihrer Terrasse saß und den Frühling genoss. Wir hatten so gut wie keine Hoffnung mehr. Zwölfeinhalb Jahre an ein Werk für wenige Wissenschaftler verschwendet und dann das Ende. Aus der Traum. Und dann kam die entscheidende Order samt Begründung.
Es war ein normaler Hyperfunkspruch, aber der hatte es in sich. "Das Volk von Halut möchte sich ausdrücklich bei den Personen bedanken, die an der Erstellung dieser Dokumentation mitgewirkt haben. Äußerst selten wurde von Außenstehenden die Geschichte Haluts und der Haluter auf eine solche würdevolle Weise beschrieben. Wir erleben hier einen hervorragenden Einblick in die Psyche unseres Volkes, als hätte uns jemand in die tiefsten Tiefen unserer Seelen geblickt."
Dabei war eine Order über 75.000 Exemplare.
Das sprach sich natürlich rund und plötzlich war ihre Dokumentation in aller Munde. Die Presse berichtete und sie wurden zu Talkshows eingeladen. Lee wurde über Sinn und Zweck des Werkes befragt und Lerota zu den historischen Hintergründen. Beide wurden nicht müde, die Arbeit ihrer Mitarbeitenden aus allen möglichen Völkern zu betonen, was ihnen zusätzliche Sympathiepunkte einbrachte. Die Verkaufszahlen mehrten sich und explodierten nach zwei weiteren Monaten.
Das betraf nicht nur das direkte terranischen Einflussgebiet, sondern eigentlich mit etwas Verspätung die komplette LFG. Kredite konnten zurückgeführt und vereinbarte Prämien ausgezahlt werden. Die Investoren strahlten um die Wette und der Grundstock für eine langfristige Weiterführung der Updates war gesichert.
Irgendwann war der Punkt erreicht, an dem Geld für ihre eigentlichen Pläne übrig war. Dr. Dr. Lyra O'Connor bekam endlich wieder Arbeit. Die war aber diesmal nicht darin begründet, Geldgeber zu finden oder hinzuhalten, sondern sie beschäftigte sich mit dem genauen Gegenteil. Geld anlegen, befand sie Lee gegenüber einmal, ist der wesentlich angenehmere Teil der Finanzarbeit. Da säße sie am längeren Hebel und könne gegenüber den Anlagespezialisten ihren hauseigenen Sadismus eher ausleben, meinte sie mit einem Grinsen im Gesicht.
Es kamen immer größere Summen an. Lee war völlig unklar gewesen, dass es irgendwo in dieser Milchstraße soviel Geld geben konnte.
Sie suchte sich ein großes Team von Kinder-Psychologen und Betreuern zusammen, dann ging sie mit ihren weiteren Plänen an die Öffentlichkeit. Der Erste, der sich freiwillig und ohne irgendwelche Gehaltsforderungen meldete, war Father John. Die Zusammenarbeit mit ihm wurde immer wichtiger, weil er dieses sehr schwierige Thema von der praktischen Seite anging.
Ohne ihn wären wir nicht so weit gekommen , erinnerte sich Lee. Dann schaltete zum viertletzten Mal ihr Aufzeichnungsgerät ein und hörte Perry Rhodans nächstem Bericht zu.
"Hochmut kommt vor dem Fall", sagte Gucky nachdem Perry Rhodan seine Erzählung beendet hatte. "Selbst die vermeintlich besten Züchtungen aus dem Hause Aralon hatten einen Fehler im System. Sie hätten bedenken müssen, dass es Leute gibt, denen auch Kleinigkeiten wie fehlendes Blinzeln auffallen."
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Einen Band früher hatte ich noch die Befürchtung, es käme für mich in diesem Zyklus nichts vernünftiges mehr. Als ich dann auch noch den Namen Nikki Frickel las, war alles vorbei und ich ging vom Schlimmsten aus.
Nun, ich hatte nicht auf den Namen der Autorin gesehen. Marianne Sydow lieferte einen Roman ab, der mir nicht nur sehr gut gefallen hat, nein, ich war regelrecht frustriert, dass das Teil irgendwann zu Ende war. MS schrieb in sehr real wirkender Weise über die Streitigkeiten zweier Frauen, denen man nicht unbedingt mangelhaftes Selbstbewusstsein vorwerfen konnte. Die geschilderten Verhaltensweisen Daos und Nikkis erinnerten mich stellenweise an alte Zwistigkeiten zwischen Atlan und Rhodan aus der scheer'schen Schule. Ganz toll gemacht. Das eigentliche Geschehen, der Aufbau des Paratrans, geriet völlig in den Hintergrund und die Leserschaft blieb im Bann des Zwistes der beiden Frauen.
Die von vornherein misstrauische Dao brauchte Nikki zum Ende hin nichts vorzuwerfen, denn sie hatte sich bei der Einschätzung der jungen Dame, die da so allein im Hangar stand, ebenfalls vergaloppiert. Aber für mich hat meine besondere "Freundin" Nikki Frickel dann doch einen verpasst gekriegt (persönliche Anmerkung: Hähähä!), indem Dao den eingeschleusten Agenten entdeckte und der anderen im letzten Moment das Leben rettete.
Wären alle Nikki Frickel Romane so gewesen wie der hier, wären wir tatsächlich Freunde geworden, Nikki und ich. Wie gesagt: Von mir aus hätte das Teil vier- bis fünfmal so lang sein dürfen oder wäre besser gleich als 400 Seiten Buch erschienen. Marianne Sydow war eine tolle Autorin und eine Bereicherung für unsere Serie.
Höchstnote.
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Auf Siga lief der Verkauf, was wohl an der Popularität von Dr. Lerota Danger lag. Woanders war es nicht unbedingt herausragend, im Solsystem oder zum Beispiel auf Olymp verkaufte sich die Dokumentation so gut wie gar nicht. Einige Spezialisten erwarben sie, aber das wars dann auch, trotz hervorragender Kritiken.
"Ausgerechnet uns will so jemand vom Ende aller Welten erklären, wie Geschichte funktioniert? Lächerlich!", war die Meinung der Leute auf der Straße, übrigens unabhängig von welchem Volk auf immer. Grade, als man alles am Boden sah, die Werbespezialisten nicht mehr weiter wussten und die Investoren langsam unruhig wurden, kam die Rettung aus einer Ecke, die man nie für möglich gehalten hatte.
Auf Ekhas, einer ehedem zum Großen Imperium gehörenden Welt, bekam der Haluter Duras Kornat zufällig einen der Folianten in seine vier Hände. Neugierig geworden, erwarb er die umfassende Trivid Version und nahm sie mit nach Halut. Dort erregte die Dokumentation großes Aufsehen und man beschloss, sich einen entsprechenden Vorrat anzulegen.
Wir wussten von absolut nichts, resümierte Lee, die immer noch auf ihrer Terrasse saß und den Frühling genoss. Wir hatten so gut wie keine Hoffnung mehr. Zwölfeinhalb Jahre an ein Werk für wenige Wissenschaftler verschwendet und dann das Ende. Aus der Traum. Und dann kam die entscheidende Order samt Begründung.
Es war ein normaler Hyperfunkspruch, aber der hatte es in sich. "Das Volk von Halut möchte sich ausdrücklich bei den Personen bedanken, die an der Erstellung dieser Dokumentation mitgewirkt haben. Äußerst selten wurde von Außenstehenden die Geschichte Haluts und der Haluter auf eine solche würdevolle Weise beschrieben. Wir erleben hier einen hervorragenden Einblick in die Psyche unseres Volkes, als hätte uns jemand in die tiefsten Tiefen unserer Seelen geblickt."
Dabei war eine Order über 75.000 Exemplare.
Das sprach sich natürlich rund und plötzlich war ihre Dokumentation in aller Munde. Die Presse berichtete und sie wurden zu Talkshows eingeladen. Lee wurde über Sinn und Zweck des Werkes befragt und Lerota zu den historischen Hintergründen. Beide wurden nicht müde, die Arbeit ihrer Mitarbeitenden aus allen möglichen Völkern zu betonen, was ihnen zusätzliche Sympathiepunkte einbrachte. Die Verkaufszahlen mehrten sich und explodierten nach zwei weiteren Monaten.
Das betraf nicht nur das direkte terranischen Einflussgebiet, sondern eigentlich mit etwas Verspätung die komplette LFG. Kredite konnten zurückgeführt und vereinbarte Prämien ausgezahlt werden. Die Investoren strahlten um die Wette und der Grundstock für eine langfristige Weiterführung der Updates war gesichert.
Irgendwann war der Punkt erreicht, an dem Geld für ihre eigentlichen Pläne übrig war. Dr. Dr. Lyra O'Connor bekam endlich wieder Arbeit. Die war aber diesmal nicht darin begründet, Geldgeber zu finden oder hinzuhalten, sondern sie beschäftigte sich mit dem genauen Gegenteil. Geld anlegen, befand sie Lee gegenüber einmal, ist der wesentlich angenehmere Teil der Finanzarbeit. Da säße sie am längeren Hebel und könne gegenüber den Anlagespezialisten ihren hauseigenen Sadismus eher ausleben, meinte sie mit einem Grinsen im Gesicht.
Es kamen immer größere Summen an. Lee war völlig unklar gewesen, dass es irgendwo in dieser Milchstraße soviel Geld geben konnte.
Sie suchte sich ein großes Team von Kinder-Psychologen und Betreuern zusammen, dann ging sie mit ihren weiteren Plänen an die Öffentlichkeit. Der Erste, der sich freiwillig und ohne irgendwelche Gehaltsforderungen meldete, war Father John. Die Zusammenarbeit mit ihm wurde immer wichtiger, weil er dieses sehr schwierige Thema von der praktischen Seite anging.
Ohne ihn wären wir nicht so weit gekommen , erinnerte sich Lee. Dann schaltete zum viertletzten Mal ihr Aufzeichnungsgerät ein und hörte Perry Rhodans nächstem Bericht zu.
Spoiler:
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Einen Band früher hatte ich noch die Befürchtung, es käme für mich in diesem Zyklus nichts vernünftiges mehr. Als ich dann auch noch den Namen Nikki Frickel las, war alles vorbei und ich ging vom Schlimmsten aus.
Nun, ich hatte nicht auf den Namen der Autorin gesehen. Marianne Sydow lieferte einen Roman ab, der mir nicht nur sehr gut gefallen hat, nein, ich war regelrecht frustriert, dass das Teil irgendwann zu Ende war. MS schrieb in sehr real wirkender Weise über die Streitigkeiten zweier Frauen, denen man nicht unbedingt mangelhaftes Selbstbewusstsein vorwerfen konnte. Die geschilderten Verhaltensweisen Daos und Nikkis erinnerten mich stellenweise an alte Zwistigkeiten zwischen Atlan und Rhodan aus der scheer'schen Schule. Ganz toll gemacht. Das eigentliche Geschehen, der Aufbau des Paratrans, geriet völlig in den Hintergrund und die Leserschaft blieb im Bann des Zwistes der beiden Frauen.
Die von vornherein misstrauische Dao brauchte Nikki zum Ende hin nichts vorzuwerfen, denn sie hatte sich bei der Einschätzung der jungen Dame, die da so allein im Hangar stand, ebenfalls vergaloppiert. Aber für mich hat meine besondere "Freundin" Nikki Frickel dann doch einen verpasst gekriegt (persönliche Anmerkung: Hähähä!), indem Dao den eingeschleusten Agenten entdeckte und der anderen im letzten Moment das Leben rettete.
Wären alle Nikki Frickel Romane so gewesen wie der hier, wären wir tatsächlich Freunde geworden, Nikki und ich. Wie gesagt: Von mir aus hätte das Teil vier- bis fünfmal so lang sein dürfen oder wäre besser gleich als 400 Seiten Buch erschienen. Marianne Sydow war eine tolle Autorin und eine Bereicherung für unsere Serie.
Höchstnote.
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Re: Klassiker - Cantaro
Zwischenspiel:
John Talbot hatte die Wahl gewonnen, zwar nur äußerst knapp, aber gesiegt hieß gesiegt. Entscheidend mögen wohl einige visuelle Ausflüge in die Arbeiten an der Dokumentation gewesen sein. Dies verbunden mit einer jungen Generation, die es leid war, auf ihrer Welt für immer "eingesperrt" zu sein, führte wohl zum Stimmungswandel.
Die Legislaturperioden auf Newengland dauerten sechs Jahre, John wurde fünf mal wiedergewählt. Zwischenzeitlich wurde ihre Welt zum vollwertigen LFG Mitglied, was der planetaren Wirtschaft gut tat. Der Aufschwung war heftig, der Wohlstand nahm zu und vor Allem schaffen sie es ohne Umweltschäden: Bei einem späteren Besuch der alten Bekannten zu Lees einhundertstem Geburtstag bemerkten die Besucher erstaunt, dass sich nicht allzu viel verändert habe.
Später arbeitete John an der Spitze der Wirtschaftskammern, um den Kontakt zur LFG zu koordinieren. Noch später, im Alter, fungierte er als eine Art elder statesman, dessen Meinung nach wie vor eingeholt wurde und zählte.
Es gab nicht viel, was er über Newengland respektive die LFG nicht wusste. Leider litten seine Kenntnisse über die eigene Familie heftig darunter. Lee hatte da weniger Schwierigkeiten. Sie sortierte ihr vier Kinder ohne Probleme, gut, das bekam er auch noch hin. Er wusste auch die Namen seiner Enkel, aber bei deren Geburtsdaten wurde es schwierig. Bei den Urenkel hörte es auf. Während Lee einwandfrei Name, Daten und Abstammung hinkriegte, hatte er immer Panik, dass plötzlich jemand ohne Vorwarnung vor ihm stand. Es war immer das gleiche: Teufel auch, die (oder der) gehört zur Familie. Aber wer ist das jetzt?
Besonders peinlich war es, wenn dieser junge Mensch sich freundlich lächelnd vorstellte und er dann kurz davor war, im Boden zu versinken. Abhilfe schaffte irgendwann sein Chrono. Ein Kollege, der ähnliche Schwierigkeiten meistern musste, programmierte ihm eine automatische Erkennung ein, der ihm über einen Kleinstlautsprecher im Ohr zuflüsterte, wer denn da grade vor ihm stand. Das war ihm zwar immer noch peinlich, aber er stand dann nicht mehr ganz so wie ein Trottel da.
Die Familie hielt zu ihnen, den Senioren. Nach dem Ausscheiden von Lyra O'Connor aus den Diensten der Stiftung hatte ihr Sohn Peter die Kontrolle der Finanzen übernommen. Peter hatte eine Professur an der finanztechnischen Universität auf Olymp und war daher für diesen Job wie geschaffen. Natürlich war er bei seinem Job nur die oberste Kontrollinstanz, inzwischen waren Unternehmen entstanden, die alleine für das Finanzielle ein Heer von Mitarbeitenden benötigten.
Lee wurde auch noch gebraucht. Nach all den Jahren hatte sie zwar auch mehrere Gänge zurückgeschaltet, aber ihr Wort zählte stets. Und: Ihre Fähigkeiten als Streitschlichterin nützte in so manchem Fall. Meistens kriegte sie das per Video-Schalte hin, die Kosten für die Hyperfunkverbindungen waren problemlos zu verkraften. Schwieriger wurde es, wenn ihre persönliche Anwesenheit notwendig war. Früher ging das ja noch, aber mittlerweile mussten sich die Streithähne schon zu ihr bewegen, was allerdings ins Geld ging. Aber zum Glück war das nur äußerst selten der Fall, denn grundsätzlich legte man bei den Einstellungsgesprächen Wert darauf, dass man sich keine Streithähne an Land zog.
Verschiedene Meinung haben, ja. Diskutieren auch. Streiten im positiven Sinne auch, selbstverständlich. Aber: Man musste auch in der Lage sein, sich einig zu werden. Erwies sich jemand von vornherein als zu stur, erhielt die Person den Job nicht.
Denn dafür waren die Umsorgten, die Kinder, einfach zu wichtig.
John Talbot war mit seinem Leben und dem von ihnen beiden Erreichten mehr als zufrieden. Lee und er konnten auf ein erfülltes Leben zurückblicken und im Moment freute er sich darauf, gleich neben der großen Liebe seines Lebens auf der Terrasse zu sitzen und sie beide würden sich vielleicht ein Glas Wein gönnen.
Natürlich heimischer Wein. Wo kämen wir denn hin, wenn der zum Beispiel von Terra käme? Da gibt es ja stellenweise noch nicht mal vernünftiges Bier und dann wollen die in der Lage sein, guten Wein zu keltern?
John Talbot hatte die Wahl gewonnen, zwar nur äußerst knapp, aber gesiegt hieß gesiegt. Entscheidend mögen wohl einige visuelle Ausflüge in die Arbeiten an der Dokumentation gewesen sein. Dies verbunden mit einer jungen Generation, die es leid war, auf ihrer Welt für immer "eingesperrt" zu sein, führte wohl zum Stimmungswandel.
Die Legislaturperioden auf Newengland dauerten sechs Jahre, John wurde fünf mal wiedergewählt. Zwischenzeitlich wurde ihre Welt zum vollwertigen LFG Mitglied, was der planetaren Wirtschaft gut tat. Der Aufschwung war heftig, der Wohlstand nahm zu und vor Allem schaffen sie es ohne Umweltschäden: Bei einem späteren Besuch der alten Bekannten zu Lees einhundertstem Geburtstag bemerkten die Besucher erstaunt, dass sich nicht allzu viel verändert habe.
Später arbeitete John an der Spitze der Wirtschaftskammern, um den Kontakt zur LFG zu koordinieren. Noch später, im Alter, fungierte er als eine Art elder statesman, dessen Meinung nach wie vor eingeholt wurde und zählte.
Es gab nicht viel, was er über Newengland respektive die LFG nicht wusste. Leider litten seine Kenntnisse über die eigene Familie heftig darunter. Lee hatte da weniger Schwierigkeiten. Sie sortierte ihr vier Kinder ohne Probleme, gut, das bekam er auch noch hin. Er wusste auch die Namen seiner Enkel, aber bei deren Geburtsdaten wurde es schwierig. Bei den Urenkel hörte es auf. Während Lee einwandfrei Name, Daten und Abstammung hinkriegte, hatte er immer Panik, dass plötzlich jemand ohne Vorwarnung vor ihm stand. Es war immer das gleiche: Teufel auch, die (oder der) gehört zur Familie. Aber wer ist das jetzt?
Besonders peinlich war es, wenn dieser junge Mensch sich freundlich lächelnd vorstellte und er dann kurz davor war, im Boden zu versinken. Abhilfe schaffte irgendwann sein Chrono. Ein Kollege, der ähnliche Schwierigkeiten meistern musste, programmierte ihm eine automatische Erkennung ein, der ihm über einen Kleinstlautsprecher im Ohr zuflüsterte, wer denn da grade vor ihm stand. Das war ihm zwar immer noch peinlich, aber er stand dann nicht mehr ganz so wie ein Trottel da.
Die Familie hielt zu ihnen, den Senioren. Nach dem Ausscheiden von Lyra O'Connor aus den Diensten der Stiftung hatte ihr Sohn Peter die Kontrolle der Finanzen übernommen. Peter hatte eine Professur an der finanztechnischen Universität auf Olymp und war daher für diesen Job wie geschaffen. Natürlich war er bei seinem Job nur die oberste Kontrollinstanz, inzwischen waren Unternehmen entstanden, die alleine für das Finanzielle ein Heer von Mitarbeitenden benötigten.
Lee wurde auch noch gebraucht. Nach all den Jahren hatte sie zwar auch mehrere Gänge zurückgeschaltet, aber ihr Wort zählte stets. Und: Ihre Fähigkeiten als Streitschlichterin nützte in so manchem Fall. Meistens kriegte sie das per Video-Schalte hin, die Kosten für die Hyperfunkverbindungen waren problemlos zu verkraften. Schwieriger wurde es, wenn ihre persönliche Anwesenheit notwendig war. Früher ging das ja noch, aber mittlerweile mussten sich die Streithähne schon zu ihr bewegen, was allerdings ins Geld ging. Aber zum Glück war das nur äußerst selten der Fall, denn grundsätzlich legte man bei den Einstellungsgesprächen Wert darauf, dass man sich keine Streithähne an Land zog.
Verschiedene Meinung haben, ja. Diskutieren auch. Streiten im positiven Sinne auch, selbstverständlich. Aber: Man musste auch in der Lage sein, sich einig zu werden. Erwies sich jemand von vornherein als zu stur, erhielt die Person den Job nicht.
Denn dafür waren die Umsorgten, die Kinder, einfach zu wichtig.
John Talbot war mit seinem Leben und dem von ihnen beiden Erreichten mehr als zufrieden. Lee und er konnten auf ein erfülltes Leben zurückblicken und im Moment freute er sich darauf, gleich neben der großen Liebe seines Lebens auf der Terrasse zu sitzen und sie beide würden sich vielleicht ein Glas Wein gönnen.
Natürlich heimischer Wein. Wo kämen wir denn hin, wenn der zum Beispiel von Terra käme? Da gibt es ja stellenweise noch nicht mal vernünftiges Bier und dann wollen die in der Lage sein, guten Wein zu keltern?
Bleck vun dä Schäl Sick op unsere schöne Dom: Sankt Peter und Maria mit Hohenzollernbrücke
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Re: Klassiker - Cantaro
Band 1497 - Unternehmen Exitus - ist von H. G. Ewers, erschienen am 30.04.1990
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Gleich müsste John nach Hause kommen. Er war auf einer Sitzung seines gemeinnützigen Vereins gewesen, den er nach seinem offiziellen Eintritt in den Ruhestand gegründet hatte. Der Verein wurde unterstützend tätig, wenn es Differenzen zwischen Normalsterblichen und Behörden jedweder Art gab. Unabhängig davon, ob Bau- oder Exportgenehmigungen strittig waren, ob die genehmigende Behörde zu Newengland oder der LFG gehörte, man konnte sich dort Hilfe holen.
Und man glaubt kaum, wieviele Anlässe zu Streitereien es geben kann, dachte sie lächelnd und grübelte, ob das bei der Stiftung damals auch gewesen war. Lyra war als Erster klar geworden, dass das alles nicht so einfach wird. Wenn sie zum Beispiel mit dem Thema Kinderhilfe auf einer Welt tätig werden wollten, mussten Regierungen und örtliche Behörden überzeugt werden. Das klappte natürlich die halbe Zeit nicht, weil "bei uns ja alles in Ordnung ist".
Also fingen sie auf diesen Welten zunächst klein an, indem sie Kontakt zu den bereits tätigen Organisationen aufnahmen. Da der Stiftung erhebliche finanzielle Mittel zur Verfügung standen, wurden sie vor Ort mit offenen Armen empfangen. Man vergrößerte das Angebot der Kinderbetreuung da, wo es am Notwendigsten erschien, wo sie zum Beispiel unter völlig unwürdigen Bedingungen litten und noch nicht mal vernünftiges Essen bekamen. Geschweige denn eine wie auch immer geartete Ausbildung.
Lee schüttelte sich. Sie konnte es nicht glauben, dass es heutzutage derartiges immer noch gab. Wir sind doch nicht mehr im terranischen Mittelalter, ging ihr durch den Kopf und sie landete zum wiederholten Male an dem Punkt, an dem sie den galaxisbekannten Mausbiber ausgerechnet hier auf einer Bank im Regen sitzen sah. Ob das alles geplant gewesen war? Sie war überzeugt, dass eine wie auch immer geartete Vorsehung eingegriffen hatte.
Letztlich war es mit ihren Zentren für Kinderbetreuung und -psychologie wie beim Vertrieb der Dokumentation gewesen. Zunächst erwies es sich als äußerst zähes Geschäft, dann ging es von jetzt auf gleich los. Da hatte sich Lyras Vorarbeit bezahlt gemacht: Sie hatte ein Herr von Spezialisten aus allen möglichen Branchen engagiert, die die Stiftung zum Teil ehrenamtlich mit allen Rechtsfragen, egal, zum Beispiel ob Baurecht oder Vertragsrecht, unterstützen.
Ihre Unternehmen wurden bekannter und viele kamen von selbst auf sie zu. Sogar Lepso, diese Mafiawelt, hatte eine Anfrage gestartet. "Wenn die Erwachsenen sich über den Tisch ziehen, ist das eine Sache", hatten man ihnen von dort aus zukommen lassen. "Kinder müssen da raus gehalten werden. Sie hat niemand gefragt, ob sie auf diese Welt kommen wollen, also haben wir etwas für sie zu tun."
Mittlerweile hatten sie sechs große Zentren auf ganz Lepso verteilt. Das Schöne daran war, dass die dortigen Betreuungseinrichtungen und Kliniken nichts kosteten. Die Finanzierung hatten örtliche Großunternehmen übernommen und Lee wollte eigentlich gar nicht so genau wissen, woher das Geld stammte. Anfangs hatte sie mit diesem Thema massive Schwierigkeiten, aber Lyra war der Meinung gewesen, es könnte ihr doch egal sein, wenn ein paar Erwachsene veräppelt würden; Hauptsache, man habe endlich eingesehen, dass Kinder wichtiger waren. Sie hatten sich aber eine Ehrenerklärung geben lassen, dass bei der Erwirtschaftung der Unterstützungszahlungen niemand verletzt oder zu Tode gekommen war.
Sie konzentrierten sich auf Welten, die "abseits" lagen, wo die Wirtschaft nicht florierte, Welten, die vergessen waren. Armut war immer noch der Hauptgrund, dass es Kinder schlecht ging beziehungsweise erging. Später kamen auch Welten dazu, auf denen es genau gegenteilig war. Planeten aus dem arkonidischen Einflussbereich, wo alte Adels-Seilschaften vorzufinden waren. Hier drehte es sich weniger um Armut, dafür aber so manches Mal um Kindesmissbrauch, ein Thema, bei dem Lee besonders allergisch reagierte. Sie arbeiteten mit örtlichen Behörden zusammen und mehr als einer dieser Schwerverbrecher wurde dingfest gemacht und seiner gerechten Strafe zugeführt.
Sie erinnerte sich an einen Ausspruch Guckys: "Schade, dass der Dicke das nicht mitkriegt. Der hätte so manchen dieser Figuren höchstpersönlich verdroschen." Ja, dachte sie. Bully ist weg. Ich muss John mal fragen, aber ich glaube, wir haben ihn zum letzten mal auf dem Konzert gesehen. Wohin er auch immer verschwunden ist. Ich hoffe, dass er dort eine Weile seinen Frieden findet.
Sie wandte sich wieder ihrem alten Aufzeichnungsgerät zu und schaltete es wieder ein. Der Erzähler war immer noch Perry Rhodan.
Damit stand sein weiterer Werdegang fest. Perry Rhodan musste tun, was er tun musste. Lee blickte auf und entkam der grauenhaften Vergangenheit, auch wenn langsam aber sicher die Lichter am Horizont größer wurden.
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H. G. Ewers. Ich glaube, ich habe hier schon öfters geschrieben, dass er nicht grade mein Lieblingsautor ist. Dass er einhundert Bände dauernde Zyklen in einem einzigen Roman auf 60 Seiten unterbringen kann. Oder fremde Galaxien samt glubschäugiger Bewohner in einem lapidaren Nebensatz. Das mich da alles schwer nervt und ich am liebsten keine HGE Romane mehr anfassen würde.
Was man doch für einen Unsinn von sich geben kann. Sollte ich in welchem Zyklus auch immer nochmal über ihn stolpern, werde ich mir Band 1497 vor Augen halten müssen. Der hat mich gepackt. Hochspannend beschreibt er den Fast - Untergang der WIDDER. Die Haluter, die plötzlich durchdrehen. Die psychische Hängepartie zwischen Rhodan und Gesil.
Dieser Roman hielt mich im Bann und ließ mich nicht mehr los, selbst wenn mir das Ende bekannt war. Dann auch noch Gucky Fast-Tod. Der wurde sicherlich als besonderer Joke am Rande hinzugefügt, weil das Schlagwort der damaligen Zeit war ja das Thema Unsterblichensterben. Da wäre Gucky nur einer mehr in der Reihe gewesen. Zum Leidwesen aller seiner Gegner erzählt der Autor uns augenzwinkernd in zwei kleinen Abschnitten, dass er doch noch unter den Lebenden weilt.
Toller Roman, Ewers lief zur Hochform auf. Das zeigt, dass er schreiben konnte. Man musste ihm nur ein Thema geben, in dem es einfach nicht möglich war, in fremde Galaxien o.ä. abzuschweifen.
Die Romane von RF und MS waren einen Tacken besser, aber trotzdem: Sehr gut.
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Gleich müsste John nach Hause kommen. Er war auf einer Sitzung seines gemeinnützigen Vereins gewesen, den er nach seinem offiziellen Eintritt in den Ruhestand gegründet hatte. Der Verein wurde unterstützend tätig, wenn es Differenzen zwischen Normalsterblichen und Behörden jedweder Art gab. Unabhängig davon, ob Bau- oder Exportgenehmigungen strittig waren, ob die genehmigende Behörde zu Newengland oder der LFG gehörte, man konnte sich dort Hilfe holen.
Und man glaubt kaum, wieviele Anlässe zu Streitereien es geben kann, dachte sie lächelnd und grübelte, ob das bei der Stiftung damals auch gewesen war. Lyra war als Erster klar geworden, dass das alles nicht so einfach wird. Wenn sie zum Beispiel mit dem Thema Kinderhilfe auf einer Welt tätig werden wollten, mussten Regierungen und örtliche Behörden überzeugt werden. Das klappte natürlich die halbe Zeit nicht, weil "bei uns ja alles in Ordnung ist".
Also fingen sie auf diesen Welten zunächst klein an, indem sie Kontakt zu den bereits tätigen Organisationen aufnahmen. Da der Stiftung erhebliche finanzielle Mittel zur Verfügung standen, wurden sie vor Ort mit offenen Armen empfangen. Man vergrößerte das Angebot der Kinderbetreuung da, wo es am Notwendigsten erschien, wo sie zum Beispiel unter völlig unwürdigen Bedingungen litten und noch nicht mal vernünftiges Essen bekamen. Geschweige denn eine wie auch immer geartete Ausbildung.
Lee schüttelte sich. Sie konnte es nicht glauben, dass es heutzutage derartiges immer noch gab. Wir sind doch nicht mehr im terranischen Mittelalter, ging ihr durch den Kopf und sie landete zum wiederholten Male an dem Punkt, an dem sie den galaxisbekannten Mausbiber ausgerechnet hier auf einer Bank im Regen sitzen sah. Ob das alles geplant gewesen war? Sie war überzeugt, dass eine wie auch immer geartete Vorsehung eingegriffen hatte.
Letztlich war es mit ihren Zentren für Kinderbetreuung und -psychologie wie beim Vertrieb der Dokumentation gewesen. Zunächst erwies es sich als äußerst zähes Geschäft, dann ging es von jetzt auf gleich los. Da hatte sich Lyras Vorarbeit bezahlt gemacht: Sie hatte ein Herr von Spezialisten aus allen möglichen Branchen engagiert, die die Stiftung zum Teil ehrenamtlich mit allen Rechtsfragen, egal, zum Beispiel ob Baurecht oder Vertragsrecht, unterstützen.
Ihre Unternehmen wurden bekannter und viele kamen von selbst auf sie zu. Sogar Lepso, diese Mafiawelt, hatte eine Anfrage gestartet. "Wenn die Erwachsenen sich über den Tisch ziehen, ist das eine Sache", hatten man ihnen von dort aus zukommen lassen. "Kinder müssen da raus gehalten werden. Sie hat niemand gefragt, ob sie auf diese Welt kommen wollen, also haben wir etwas für sie zu tun."
Mittlerweile hatten sie sechs große Zentren auf ganz Lepso verteilt. Das Schöne daran war, dass die dortigen Betreuungseinrichtungen und Kliniken nichts kosteten. Die Finanzierung hatten örtliche Großunternehmen übernommen und Lee wollte eigentlich gar nicht so genau wissen, woher das Geld stammte. Anfangs hatte sie mit diesem Thema massive Schwierigkeiten, aber Lyra war der Meinung gewesen, es könnte ihr doch egal sein, wenn ein paar Erwachsene veräppelt würden; Hauptsache, man habe endlich eingesehen, dass Kinder wichtiger waren. Sie hatten sich aber eine Ehrenerklärung geben lassen, dass bei der Erwirtschaftung der Unterstützungszahlungen niemand verletzt oder zu Tode gekommen war.
Sie konzentrierten sich auf Welten, die "abseits" lagen, wo die Wirtschaft nicht florierte, Welten, die vergessen waren. Armut war immer noch der Hauptgrund, dass es Kinder schlecht ging beziehungsweise erging. Später kamen auch Welten dazu, auf denen es genau gegenteilig war. Planeten aus dem arkonidischen Einflussbereich, wo alte Adels-Seilschaften vorzufinden waren. Hier drehte es sich weniger um Armut, dafür aber so manches Mal um Kindesmissbrauch, ein Thema, bei dem Lee besonders allergisch reagierte. Sie arbeiteten mit örtlichen Behörden zusammen und mehr als einer dieser Schwerverbrecher wurde dingfest gemacht und seiner gerechten Strafe zugeführt.
Sie erinnerte sich an einen Ausspruch Guckys: "Schade, dass der Dicke das nicht mitkriegt. Der hätte so manchen dieser Figuren höchstpersönlich verdroschen." Ja, dachte sie. Bully ist weg. Ich muss John mal fragen, aber ich glaube, wir haben ihn zum letzten mal auf dem Konzert gesehen. Wohin er auch immer verschwunden ist. Ich hoffe, dass er dort eine Weile seinen Frieden findet.
Sie wandte sich wieder ihrem alten Aufzeichnungsgerät zu und schaltete es wieder ein. Der Erzähler war immer noch Perry Rhodan.
Spoiler:
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H. G. Ewers. Ich glaube, ich habe hier schon öfters geschrieben, dass er nicht grade mein Lieblingsautor ist. Dass er einhundert Bände dauernde Zyklen in einem einzigen Roman auf 60 Seiten unterbringen kann. Oder fremde Galaxien samt glubschäugiger Bewohner in einem lapidaren Nebensatz. Das mich da alles schwer nervt und ich am liebsten keine HGE Romane mehr anfassen würde.
Was man doch für einen Unsinn von sich geben kann. Sollte ich in welchem Zyklus auch immer nochmal über ihn stolpern, werde ich mir Band 1497 vor Augen halten müssen. Der hat mich gepackt. Hochspannend beschreibt er den Fast - Untergang der WIDDER. Die Haluter, die plötzlich durchdrehen. Die psychische Hängepartie zwischen Rhodan und Gesil.
Dieser Roman hielt mich im Bann und ließ mich nicht mehr los, selbst wenn mir das Ende bekannt war. Dann auch noch Gucky Fast-Tod. Der wurde sicherlich als besonderer Joke am Rande hinzugefügt, weil das Schlagwort der damaligen Zeit war ja das Thema Unsterblichensterben. Da wäre Gucky nur einer mehr in der Reihe gewesen. Zum Leidwesen aller seiner Gegner erzählt der Autor uns augenzwinkernd in zwei kleinen Abschnitten, dass er doch noch unter den Lebenden weilt.
Toller Roman, Ewers lief zur Hochform auf. Das zeigt, dass er schreiben konnte. Man musste ihm nur ein Thema geben, in dem es einfach nicht möglich war, in fremde Galaxien o.ä. abzuschweifen.
Die Romane von RF und MS waren einen Tacken besser, aber trotzdem: Sehr gut.
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Re: Klassiker - Cantaro
Band 1498 - Rhodans Tod - ist von K. H. Scheer, erschienen am 08. Mai 1990
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"Wie lange mögen wir noch haben?"
"Doppelt so lange. Mindestens", John lachte über ihren inzwischen regelmäßigen Ritus.
"Du bist immer so optimistisch", antwortete Lee. "Ich bin mir da nicht mehr ganz so sicher. Die Allerneuesten sind wir ja nicht mehr."
"Du erzählst das jetzt seit 14 Jahren. Und wir sitzen immer noch hier. Gut, ich könnte mir schon vorstellen, nochmal wie in alten Tagen bei Billy auf den Putz zu hauen. Okay, vielleicht nicht mehr die ganz Nacht durch wie früher, aber so ein paar Stündchen würden wir wohl noch hinkriegen."
"Das war ja auch sehr seltsam mit ihm. Nicht, dass der Lange kein würdiger Nachfolger ist, aber Billy war doch eine andere Hausnummer. Erinner dich noch an den Spökes, den er auf dem Konzert gemacht hat, als er den Musiker fragte, ob er echt oder ein Avatar wäre."
"Ja, und der ihn dann zurück fragte, ob er ihn für eine Gummipuppe halten würde und dann ging die Post ab."
Beide rutschten ab in die Vergangenheit. Der Beitritt zur LFG wurde damals auf ganz Newengland gefeiert und man hatte, wie sich das für ein musikbegeistertes Völkchen gehörte, ein Riesenkonzert veranstaltet - in dem Felsstadion, in dem Atlan mit dem damals noch kleinen Chuck an seiner Seite alte Geschichten erzählt hatte. Natürlich war das Musikevent ausverkauft und ebenso natürlich war es ein Wahnsinns-Erlebnis gewesen. Billy hatte den Moderator gespielt und schon alleine seine Showeinlagen waren den Besuch wert. Nur zum Schluss, bei der letzten Band, hatte er es ein wenig übertrieben und sich fast ein blaues Auge eingehandelt.
"Das war das letzte Mal, dass wir Bully gesehen haben", erinnerte Lee sich. "Die anderen haben wir zu meinem hundertsten Geburtstag wiedergesehen. Bully nicht. Wie mag es ihm wohl gehen? Und was mag aus Billy geworden sein? Es ist zwar schon so lange her, aber er gehörte dermaßen was von dazu. Jedes Mal, wenn wir in den Singenden Ochsen gehen oder auch nur daran vorbei flanieren, meine ich immer noch, ihn zu hören."
Der beliebte Wirt hatte vor circa fünfzig Jahren alle seine Stammgäste eingeladen. Es würde ein besonderer Abend, hatte er angekündigt. Der Laden war brechend voll gewesen, aber es kam keine richtige Stimmung auf. Alle warteten auf etwas, aber niemand wusste so richtig worauf. Bis Billy auf einmal auf seiner Theke stand und rief: "Alle mal herhören!"
Und er erzählte von den Jahrzehnten, in denen er hier hinter der Theke gestanden hatte und dass es ihm immer eine große Freude gewesen wäre. Aber jetzt wäre Schluss, hatte er zum Entsetzen seine Gäste gesagt. Er würde den Singenden Ochsen verlassen, er würde Thamestown verlassen und von Newengland verschwinden. Er würde alle Leute hier vermissen, aber er könne nicht auf ewig hierbleiben. Er bat noch darum, seine Entscheidung zu respektieren und ihm nicht zu folgen. Den Langen empfahl er als seinen Nachfolger. Er sei sich sicher, dass auch in Zukunft niemand verdursten würde.
Er sprang von seiner Theke herunter, umarmte alle Anwesenden einzeln, sagte nochmal tschüss, dankte für die schöne Zeit und weg war er. Niemand ist je dahinter gekommen, war aus ihm geworden war.
"Ja", sinnierte John. "Ich möchte wissen, wer er wirklich war. Genauso, wie er aus dem Nichts ehedem in seiner Kneipe auftauchte, verschwand er auch wieder. Und mit den erlesenen Speisen unseres Museumsroboters ist es seitdem auch vorbei. Da habe wir schon eine ziemliche Hängepartie. Aber da ist ja noch nicht mal Gucky auf seinem letzten Besuch hinter gekommen und das will was heißen."
"Ich würde den Kleinen gerne nochmal zu Gesicht bekommen", meinte Lee und wäre fast aus dem Sessel gefallen, als eine bekannte Stimme im Hintergrund meinte: "Hallo ihr zwei Hübschen! Da komme ich ja genau richtig!"
Der Inhaber der Stimme sprachs, watschelte nach vorne auf die Terrasse und grinste von einem Mausbiberohr zum anderen.
"Gucky", rief Lee. "Du elender alter Strolch. Einfach so hier herein zu spazieren. Hast du keine Angst, dass alte Leute bei deinem plötzlichen Anblick einen Herzinfarkt kriegen können?"
"Das wär das erste Mal", konstatierte der Ilt und umarmte beide. "Ich wollte euch nochmal besuchen kommen."
Sein Blick fiel auf das alte Aufzeichnungsgerät. "Oh, wir schwelgen in alten Zeiten?"
"Ab und zu höre ich mir eure Geschichten nochmal an. Und dann grübele ich darüber nach, wie unser Leben wohl verlaufen wäre, wenn du damals nicht im Regen auf der Bank gesessen hättest. Im Gegensatz zu Bully glaube an so etwas wie die Vorsehung oder wie man das auch immer nennen will. Das sollte wohl alles so kommen."
"Wenn man das durch diese Brille betrachtet, hast du sicherlich Recht", antwortete Gucky nachdenklich. "Auf jeden Fall sind dir und deinen Leuten Generationen von Kindern dankbar. Persönliche Sturheit gepaart mit Willen und Können bewegen Welten. Ihr habt einen galaxisweit tätigen Konzern geschaffen, der aber immer noch in seinem ursprünglichen Sinne aktiv ist. Ihr könnt stolz auf euch sei."
Er zeigte wieder auf das Gerät. "Wie weit seid ihr denn?"
"Oh, kurz vor Schluss!"
"Da, wo unser größter aller großen Meister den Abgang gemacht hat?" Gucky zog sich eine ihm passende Sitzgelegenheit heran, setzte sich und meinte: "Perry Erzählung damals war zu erhaben. Der kann das nicht richtig. Schalt das Ding wieder ein und lasst den Chef mal ran."
Er setzte sich in Positur. "Dann habt ihr wieder was für euer nächstes Update."
"Naja", beendete Gucky seine Erzählung. "Tot war er natürlich nicht, wie ihr wisst. Aber damals war das schon eine handfeste Überraschung und alle haben es geglaubt. Nur Bully und ich nicht. Weil unser alter Edel-Arkonide seine Finger mit im Spiel hatte."
Lee lächelte Gucky an.
"Du musst jetzt ganz tapfer sein, mein Freund. Ich hatte mir schon gedacht, dass Pedrass Foch hier seine Finger mit im Spiel hatte. Er war auf einmal auf undurchsichtigen Wegen verschwunden und ein gewisser Ilt hatte vor einer Weile den Namen Pedrass Foch dermaßen biestig ausgesprochen, dass es eigentlich kaum eine andere Möglichkeit gab."
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Gegen Ende des Zyklus dürfen die alten Kämpen nochmal ran. Erst HGE und jetzt KHS und ich denke mal, Scheer war der richtige, um Rhodan glaubwürdig sterben zu lassen. Er spielte eine seiner alten Stärken auf, servierte uns einen Roman, der größtenteils in Ich-Form aus Atlans Sicht geschrieben war und siehe, das Leservolk fühlte sich auf einmal zwanzig Jahre jünger. Von 2024 rede ich lieber nicht....
Band 1498 erinnert mich vom Aufbau her deutlich an Band 398. Dort war man den größten Teil auf Halut unterwegs und das, was einen interessierte, kam erst ab Seite 56. Scheer zog seinen Roman vergleichbar auf. Endlose scheinende Vorbereitungen und das Hauptthema beginnt auf Seit 55.
Er servierte uns Pedrass Foch als Monos. Heute natürlich nicht überraschend, damals allerdings schon. Ich hatte mich immer gefragt, was aus dem geworden sein mochte und dann war er der große Unbekannte.
Nun, dass es zum Schluss zu dieser Duell-ähnlichen Situation kam, war seit der Präsentation der Gewebeprobe klar. Auch, dass Monos von jemandem dargestellt wurde, der uns schon begegnet war? Hätte man sich das mit etwas Grips denken können? Manche sicherlich.
Ich nicht. Ich liege bei sowas immer daneben.
Selbstverständlich hatte man mit dieser Virenflinte aus Dabrifas Arsenal eine Wunderwaffe ausgegraben. Dazu kann man nun unterschiedlicher Meinung sein, aber man hatte es wenigsten so geregelt, dass nur zwei Schüsse möglich waren. Einer ging als Testlauf drauf und der zweite sorgte für das Ende von Monos. Damit verschwand das Ding wieder in der Versenkung.
Hm. Siebenundneunzigeinhalb Bände Vorbereitung für ein paar wenige Seiten kurz vor Schluss. Hätte man anders machen können. Weniger Vorbereitung, weniger Tekener, den ich oben komplett rausgelassen habe. Mehr von dem, was man nach zwei Jahren Zyklus wissen will.
Dann der Titel? Rhodans Tod hat man auch damals nicht wirklich geglaubt. Sogar dann nicht, wenn die Wunderflinte ihn ebenfalls traf, ins Jenseits beförderte und er das Duell nicht überstand.
Scheer hat seine Sache ordentlich gemacht. Ohne Superhelden, dafür mit Atlan, war er besser. Wer weiß, was jemand, der mit Atlan nicht so gut umgehen konnte wie KHS, aus diesem Roman gemacht hätte. Für Band 1498 gibt es eine zwei.
Aber trotzdem würde mich interessieren, was ein gut gelaunter Andreas Eschbach aus dieser Situation bauen würde. Weniger Vorbereitung und mehr Psychospielchen?
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"Wie lange mögen wir noch haben?"
"Doppelt so lange. Mindestens", John lachte über ihren inzwischen regelmäßigen Ritus.
"Du bist immer so optimistisch", antwortete Lee. "Ich bin mir da nicht mehr ganz so sicher. Die Allerneuesten sind wir ja nicht mehr."
"Du erzählst das jetzt seit 14 Jahren. Und wir sitzen immer noch hier. Gut, ich könnte mir schon vorstellen, nochmal wie in alten Tagen bei Billy auf den Putz zu hauen. Okay, vielleicht nicht mehr die ganz Nacht durch wie früher, aber so ein paar Stündchen würden wir wohl noch hinkriegen."
"Das war ja auch sehr seltsam mit ihm. Nicht, dass der Lange kein würdiger Nachfolger ist, aber Billy war doch eine andere Hausnummer. Erinner dich noch an den Spökes, den er auf dem Konzert gemacht hat, als er den Musiker fragte, ob er echt oder ein Avatar wäre."
"Ja, und der ihn dann zurück fragte, ob er ihn für eine Gummipuppe halten würde und dann ging die Post ab."
Beide rutschten ab in die Vergangenheit. Der Beitritt zur LFG wurde damals auf ganz Newengland gefeiert und man hatte, wie sich das für ein musikbegeistertes Völkchen gehörte, ein Riesenkonzert veranstaltet - in dem Felsstadion, in dem Atlan mit dem damals noch kleinen Chuck an seiner Seite alte Geschichten erzählt hatte. Natürlich war das Musikevent ausverkauft und ebenso natürlich war es ein Wahnsinns-Erlebnis gewesen. Billy hatte den Moderator gespielt und schon alleine seine Showeinlagen waren den Besuch wert. Nur zum Schluss, bei der letzten Band, hatte er es ein wenig übertrieben und sich fast ein blaues Auge eingehandelt.
"Das war das letzte Mal, dass wir Bully gesehen haben", erinnerte Lee sich. "Die anderen haben wir zu meinem hundertsten Geburtstag wiedergesehen. Bully nicht. Wie mag es ihm wohl gehen? Und was mag aus Billy geworden sein? Es ist zwar schon so lange her, aber er gehörte dermaßen was von dazu. Jedes Mal, wenn wir in den Singenden Ochsen gehen oder auch nur daran vorbei flanieren, meine ich immer noch, ihn zu hören."
Der beliebte Wirt hatte vor circa fünfzig Jahren alle seine Stammgäste eingeladen. Es würde ein besonderer Abend, hatte er angekündigt. Der Laden war brechend voll gewesen, aber es kam keine richtige Stimmung auf. Alle warteten auf etwas, aber niemand wusste so richtig worauf. Bis Billy auf einmal auf seiner Theke stand und rief: "Alle mal herhören!"
Und er erzählte von den Jahrzehnten, in denen er hier hinter der Theke gestanden hatte und dass es ihm immer eine große Freude gewesen wäre. Aber jetzt wäre Schluss, hatte er zum Entsetzen seine Gäste gesagt. Er würde den Singenden Ochsen verlassen, er würde Thamestown verlassen und von Newengland verschwinden. Er würde alle Leute hier vermissen, aber er könne nicht auf ewig hierbleiben. Er bat noch darum, seine Entscheidung zu respektieren und ihm nicht zu folgen. Den Langen empfahl er als seinen Nachfolger. Er sei sich sicher, dass auch in Zukunft niemand verdursten würde.
Er sprang von seiner Theke herunter, umarmte alle Anwesenden einzeln, sagte nochmal tschüss, dankte für die schöne Zeit und weg war er. Niemand ist je dahinter gekommen, war aus ihm geworden war.
"Ja", sinnierte John. "Ich möchte wissen, wer er wirklich war. Genauso, wie er aus dem Nichts ehedem in seiner Kneipe auftauchte, verschwand er auch wieder. Und mit den erlesenen Speisen unseres Museumsroboters ist es seitdem auch vorbei. Da habe wir schon eine ziemliche Hängepartie. Aber da ist ja noch nicht mal Gucky auf seinem letzten Besuch hinter gekommen und das will was heißen."
"Ich würde den Kleinen gerne nochmal zu Gesicht bekommen", meinte Lee und wäre fast aus dem Sessel gefallen, als eine bekannte Stimme im Hintergrund meinte: "Hallo ihr zwei Hübschen! Da komme ich ja genau richtig!"
Der Inhaber der Stimme sprachs, watschelte nach vorne auf die Terrasse und grinste von einem Mausbiberohr zum anderen.
"Gucky", rief Lee. "Du elender alter Strolch. Einfach so hier herein zu spazieren. Hast du keine Angst, dass alte Leute bei deinem plötzlichen Anblick einen Herzinfarkt kriegen können?"
"Das wär das erste Mal", konstatierte der Ilt und umarmte beide. "Ich wollte euch nochmal besuchen kommen."
Sein Blick fiel auf das alte Aufzeichnungsgerät. "Oh, wir schwelgen in alten Zeiten?"
"Ab und zu höre ich mir eure Geschichten nochmal an. Und dann grübele ich darüber nach, wie unser Leben wohl verlaufen wäre, wenn du damals nicht im Regen auf der Bank gesessen hättest. Im Gegensatz zu Bully glaube an so etwas wie die Vorsehung oder wie man das auch immer nennen will. Das sollte wohl alles so kommen."
"Wenn man das durch diese Brille betrachtet, hast du sicherlich Recht", antwortete Gucky nachdenklich. "Auf jeden Fall sind dir und deinen Leuten Generationen von Kindern dankbar. Persönliche Sturheit gepaart mit Willen und Können bewegen Welten. Ihr habt einen galaxisweit tätigen Konzern geschaffen, der aber immer noch in seinem ursprünglichen Sinne aktiv ist. Ihr könnt stolz auf euch sei."
Er zeigte wieder auf das Gerät. "Wie weit seid ihr denn?"
"Oh, kurz vor Schluss!"
"Da, wo unser größter aller großen Meister den Abgang gemacht hat?" Gucky zog sich eine ihm passende Sitzgelegenheit heran, setzte sich und meinte: "Perry Erzählung damals war zu erhaben. Der kann das nicht richtig. Schalt das Ding wieder ein und lasst den Chef mal ran."
Er setzte sich in Positur. "Dann habt ihr wieder was für euer nächstes Update."
Spoiler:
Lee lächelte Gucky an.
"Du musst jetzt ganz tapfer sein, mein Freund. Ich hatte mir schon gedacht, dass Pedrass Foch hier seine Finger mit im Spiel hatte. Er war auf einmal auf undurchsichtigen Wegen verschwunden und ein gewisser Ilt hatte vor einer Weile den Namen Pedrass Foch dermaßen biestig ausgesprochen, dass es eigentlich kaum eine andere Möglichkeit gab."
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Gegen Ende des Zyklus dürfen die alten Kämpen nochmal ran. Erst HGE und jetzt KHS und ich denke mal, Scheer war der richtige, um Rhodan glaubwürdig sterben zu lassen. Er spielte eine seiner alten Stärken auf, servierte uns einen Roman, der größtenteils in Ich-Form aus Atlans Sicht geschrieben war und siehe, das Leservolk fühlte sich auf einmal zwanzig Jahre jünger. Von 2024 rede ich lieber nicht....
Band 1498 erinnert mich vom Aufbau her deutlich an Band 398. Dort war man den größten Teil auf Halut unterwegs und das, was einen interessierte, kam erst ab Seite 56. Scheer zog seinen Roman vergleichbar auf. Endlose scheinende Vorbereitungen und das Hauptthema beginnt auf Seit 55.
Er servierte uns Pedrass Foch als Monos. Heute natürlich nicht überraschend, damals allerdings schon. Ich hatte mich immer gefragt, was aus dem geworden sein mochte und dann war er der große Unbekannte.
Nun, dass es zum Schluss zu dieser Duell-ähnlichen Situation kam, war seit der Präsentation der Gewebeprobe klar. Auch, dass Monos von jemandem dargestellt wurde, der uns schon begegnet war? Hätte man sich das mit etwas Grips denken können? Manche sicherlich.
Ich nicht. Ich liege bei sowas immer daneben.
Selbstverständlich hatte man mit dieser Virenflinte aus Dabrifas Arsenal eine Wunderwaffe ausgegraben. Dazu kann man nun unterschiedlicher Meinung sein, aber man hatte es wenigsten so geregelt, dass nur zwei Schüsse möglich waren. Einer ging als Testlauf drauf und der zweite sorgte für das Ende von Monos. Damit verschwand das Ding wieder in der Versenkung.
Hm. Siebenundneunzigeinhalb Bände Vorbereitung für ein paar wenige Seiten kurz vor Schluss. Hätte man anders machen können. Weniger Vorbereitung, weniger Tekener, den ich oben komplett rausgelassen habe. Mehr von dem, was man nach zwei Jahren Zyklus wissen will.
Dann der Titel? Rhodans Tod hat man auch damals nicht wirklich geglaubt. Sogar dann nicht, wenn die Wunderflinte ihn ebenfalls traf, ins Jenseits beförderte und er das Duell nicht überstand.
Scheer hat seine Sache ordentlich gemacht. Ohne Superhelden, dafür mit Atlan, war er besser. Wer weiß, was jemand, der mit Atlan nicht so gut umgehen konnte wie KHS, aus diesem Roman gemacht hätte. Für Band 1498 gibt es eine zwei.
Aber trotzdem würde mich interessieren, was ein gut gelaunter Andreas Eschbach aus dieser Situation bauen würde. Weniger Vorbereitung und mehr Psychospielchen?
Bleck vun dä Schäl Sick op unsere schöne Dom: Sankt Peter und Maria mit Hohenzollernbrücke