Sturmwind hat geschrieben: ↑1. Juni 2024, 12:08
Ich denke, wir alle sollten den Hinweis des Mod-Teams unter folgendem Aspekt noch einmal verinnerlichen:
Das Vier-Ohren-Modell von Schulz von Thun - ein bekanntes Modell in der Kommunikationspsychologie
Hier ist es m.E. sehr gut beschrieben:
https://wirksam-kommunizieren.de/vier-ohren-modell/
Na ja, nette Quelle.
Schulz von Thun, emeritierter Hamburger Professor, Schüler von Tausch und tausch, die wiederum Schüler von Rogers waren, hat sich ausgehend von Watzlawick et.al. in seine Büchern "Miteinander reden 1, 2 usw." Gedanken über Kommunikation gemacht.
Netter Mann übrigens.
Watzlawick et.al. hatten in den fünfziger Jahren schon die These aufgestellt, dass wir alle Nachrichten senden. Kommunikationswissenschaften war gerade modern geworden.
Zwei Ebenen hat nach diese Autoren eine jede Nachricht. Eine Inhaltsebene, bei der es dann um die Inhalte geht, die wir senden und eine Beziehungsebene, bei der es dann um die Art geht, wie wir senden. Dabei haben sie dann die Beziehungsebene als Metakommunikation zur Sachebene betrachtet. Das war, das ist eines der fünf Axiome zur Kommunikation, mit denen Watzlawick berühmt wurde.
Weiterhin haben die Autoren dann behauptet, dass mütterliche Kommunikation mit Kindern, die von Widersprüche zwischen diesen beiden Ebnen gekennzeichnet ist, dann zur Schizophrenie bei Kindern führen könnte.
Das war etwas übertrieben.
Rogers wiederum hat ein Modell entwickelt, wie man in einer (therapeutischen Situation) ein Gespräch führen sollte, damit es erfolgreich verlaufe.
Das haben Tausch und Tausch dann in Deutschland eingeführt und dann für Paartherapie usw. genutzt.
Schulz von Thun hat dann in "Miteinander reden 1" erst einmal den Ansatz von Watzlawick et. al genutzt und erweitert.
Nach ihm hat jede Nachricht vier Seiten oder Ebenen.
Die Sachseite oder Sachebene.
Hier geht es um den rein sachlichen Informationsgehalt. Die Ampel ist grün, um mal eines seiner Beispiele zu nutzen, hat einfach die sachliche Nachricht "grün".
Weiterhin hat Schulz von Thun dann dann die Beziehungsebene/-seite beibehalten. Ich sende mit jeder Nachricht Informationen darüber, wie ich die Beziehung erlebe.
Und da muss man sich ja schon was trauen, um jemanden zu sagen, dass die Ampel da grün ist.
Dann kommt nach Schulz von Thun die Apellseite oder Apellebene hinzu, was im übrigen auch ein Befehl sein kann.
Mit jeder Nachricht, die ich sende, sende ich meinem Gegenüber auch immer einen Apell, eine Bitte, eine Befehl. Das allerdings oft verdekct.
Ein Problem zwischen Männlein und Weiblein besteht darin, dass Frauen dazu neigen, versteckte Apelle zu senden - und die Männer im Regelfall viel zu blöd sind, die zu erkennen.
Näheres dann bei Loriot.
Vierte Seite/Ebne ist dann die der Selbstoffenbarung, um das mal korrekt darzustellen. Damit möchte Schulz von Thun uns sagen, dass wir immer auch etwas über uns sagen, mit jeder Nachricht, die wir senden, senden sende wir auch immer Info4rmationen über uns.
aus. Wie gewollt oder ungewollt auch immer.
Der normale bundesdeutsch Mann würde zwar immer behaupten, dass er niemals nie nichts was über sich aussagt, wenn er seiner Frau sagt, dass die Ampel grün sei. dass sei doch eine Tatsache. Seine Frau mag dann allerdings den Alkoholatem riechen und sich ihr Teil denken.
Und damit kommen wir zur zweiten Erweiterung, die Schulz von Thun eingeführt hat. Er hat den vier Seiten einer Nachricht ein "Vier-Ohren-Modell" gegenübergestellt. Das ganze, was er da schon vor langen Jahren aufgebaut hat, ist ein "Schlüssel-Schloss-Modell".
Jeder Seite einer Nachricht steht ein "Ohr" also eine Hörgewohnheit gegenüber. Da gibt es eben Leute, die hören in erster Linie mit dem Sachohr. Wenn denen eine Frau sagt: "Das sind aber doch schöne Blumen", dann werden sie antworten: "Ja, das sind rote Rosen" und sich Abends wundern, weshalb sie warmes Bier bekommen. Ja. ja.
Andere Menschen neigen dazu, eher auf den Apell zu achten, betrachten also alles. was man ihnen sagt immer als Aufforderung Bitte Befehl.
Wieder andere betrachten alles als Selbstoffenbarung. Wenn man die fragt, ob da noch Kaffee da sei, fangen die sofort damit an, mit einem ein Gespräch über die doch sicherlich vorhandene Missstimmung zu führen. Ich übertreibe nur unwesentlich.
Missverständnisse, recht simpel ausgedrückt, entstehen also oft dadurch, dass Menschen zum einen nicht über die Vielgestaltigkeit ihrer Nachrichten im Klaren sind, und das Menschen oft genug auch nicht wissen, welche Hörgewohnheiten sie haben.
Klar ist allerdings, dass kein Sender für das verantwortlich ist, was andere verstehen wollen. Deshalb habe ich auch schallend gelacht, als ich den Hinweis des Mod-Teams las. Sorry Leute, das ist ein mit einem Wonder-Woman-Lasso herbeigezogener, recht schlecht konstruierter Vorwurf, der nichts über mich aussagt und was ich geschrieben habe aber sehr viel über die Leute, die das zu verantworten haben.
Wie bekommt man ansonsten das Problem gelöst? Nun ja, im richtigen Leben kommunizieren wir ja verbal, paraverbal und nonverbal... Das kann die Sache erleichtern, klappt aber auch nicht immer.
Letztendlich wird man da dann wohl in die Metakommunikation einsteigen müssen, womit wir wider bei Rogers wären und bei den sehr simplen Ratschlag: Einfach mal fragen.
Wobei ich zunehmend häufiger - auch hier - die Erfahrung mache, dass Fragen gar nicht mehr als Fragen erkannt sondern sofort als Unterstellung betrachtet werden.
Schon interessant.