Fan-Projekt: NEO-Kurzgeschichten

Alles rund um die Neuerzählung der PERRY RHODAN-Saga
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Honor_Harrington
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Fan-Projekt: NEO-Kurzgeschichten

Beitrag von Honor_Harrington »

Nun also -
hier der Thread für das Fan-Projekt NEO-Kurzgeschichten.

Als ursprüngliche Idee schwebte mir vor - vergleichbar zum PREA-Raumschiff STELLARIS - solche Plattform in NEO-Gespinst KE-MATLON zu schaffen.
Das bedeutet: Die Gemeinsamkeit aller Kurzgeschichten liegt in einer wie auch immer begründeten Schnittstelle zu eben dieser Raumstation der Mehandors.
Als Fundament dient hierfür die erste Kurzgeschichte "Die Matriarchin".

Andererseits ist dieser thread für alle NEO-Fanstory da - und darum auch ihne Einschränkung.
Wer also in seinen Ideen keinen Bezug herstellen kann zu KE-MATLON ... dann ist es halt eben so.
Hauptsache es entwickelt sich ein gemeinsames Projekt und macht Spass.

Honor
Zuletzt geändert von Honor_Harrington am 7. Februar 2013, 20:46, insgesamt 1-mal geändert.
Honor_Harrington
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Re: Fan-Projekt: NEO-Kurzgeschichten

Beitrag von Honor_Harrington »

Danke an Old Man für die Korrektur - alle Fehler gehören mir!

Die Matriarchin


KE-MATLON / Beta Albineo
Dan Neun in IT des Dasgae 8.356

Der Albtraum verblasste.
Endlich war der Reekla der 247. vorgeschobenen Grenz-Patrouille mit seinen Verband von elf Kugelraumern ins Irgendwo verschwunden. Die Sternenteufel sollten den verfluchten Novaal holen. Ihn - und alle Terraner, die nun als Gefangene nach Arkon verschleppt werden. Verdammt seien sie allesamt!
Nun waren sie weg - und dafür krochen die Sorgen wie die Snacks aus den Löchern.

Die Matriarchin Belinkhar aus der Familie Vikta hielt einen Getränkewürfel unithischen Barbeersafts in ihren sehnigen Händen, schnupperte den köstlichen süßscharfen Duft und trank Schluck für Schluck vom mild-lieblichen Nektar.
Zurückgezogen in ihrer von Plastik-Arkonstahl-Verbund geschützten Privatsuite, wartete sie ungeduldig auf ihren Besucher und dachte währenddessen an die gerade über das Gespinst KE-MATLON hinweggezogene Katastrophe. Ein Desaster, welches sie – als Oberhaupt der Sippe Nham – zweifelsfrei zu verantworten hatte. Sicher, es hätte gewiss auch anders verlaufen können, wenn dieser elendige Bastard von Schatten nicht gewesen wäre. Sein Verrat. Etztak! Dennoch – unleugbar - musste sie und nur sie für dieses Debakel einstehen.

Scheinbar hatte ihre jahrzehntelange Wanderung auf den verschiedenen Gespinsten der Sippen ihres gemeinsames Volkes – der Mehandor – sie leichtsinnig werden lassen. Und schürte nun erst recht die bereits schwelenden Vorbehalte ihrer Sippe, nachdem sie erst vor gut einem Dasga vom Hohen Rat der Nham in die Heimat zurückbeordert worden war – um zum Oberhaupt erhoben zu werden. So wie seit 185 Dasgae ihre Familie fast schon traditionell die Patriarchin stellte. Ein historischer Kompromiss der machtvollen Drei. Die einflussreichsten Familien agierten hinter ihrem Hohen Stuhl, wachten eifersüchtig über ihre eigenen Einflusssphären und zankten um den `gerechten Anteil´bei der Verteilung der Beute. Nur die reichlich fließenden Renditen waren willkommen – nicht die risikobehafteten Verluste.
Belinkhar seufzte.
In diesem einen Dasga war sie deutlich gereift.
aus dem Cover #38
Bild
Im Kristallspiegel konnte sie eine drahtige Endfünfzigerin von zierlicher Struktur erkennen; mit kurzen roten Haaren, und einer immer noch stolzen Haltung. Das war sie, Belinkhar von der Familie der Vikta aus der Sippe Nham der Spezies Handorfer! Die Matriarchin auf dem Gespinst KE-MATLON am Rande der Galaxis – weit, weit weg von Arkon, dem Zentrum imperialer Macht des arkonidischen Reiches.
Kurz flammte heißer Hass in ihren Augen auf, um sogleich wieder zu einem lauen Glimmen zu schrumpfen. Im Vorborgenen glühen – wie immer. Verzehrende Leidenschaft.

Belinkhar erinnerte sich noch, als wäre es gestern gewesen, wie der Schatten Etztak im Gespinst ZY-TOPKA sie aufgesucht und voller Wut von der Ermordung ihrer älteren Sislon Gyr´kha berichtet hatte. Die einzige Schwester, die sie hatte – Oberhaupt der Nham. Tot! Ermordet von irgendeinen namenlosen Tusant´or. Noch jetzt spürte sie das blanke Entsetzen, welches damals über ihre Haut gekrochen kam und sich dann tief in ihr Herz frass, um sich dort einzunisten. Seitdem tobte in ihrem Inneren der immerwährende Kampf zwischen glühendem Hass und bebender Angst. Hinter der Maske kalter Professionalität. Aber sie würde nicht vergessen und vergeben – nie verzeihen. Ein Kopfgeldjäger mordete im Auftrag des inneren Kreises – der Todesorganisation der verhassten Hand des Regenten. Was mochte diesem Monster so sauer aufgestoßen sein, dass dieser die Ermordung ihrer Sislon befahl? Sicher, Belinkhar kannte ihr eigenes Wesen, das Verlangen nach … aber Gysi´ka? Lachhaft! Und dann erst recht dieser biedere, spießige Etztak – der schon speichelleckend auf dem Bauch gen Arkon robbte, bevor … Egal! Das war vorbei. Zumindest diese lästige Episode mit den widerwärtigen Schatten war nun ausgestanden. Andererseits hatte Etztak ihre Schwester auf eine gewissen Art und Weise geliebt. Das mochte ihn gebrochen und zu einen winselnden Feigling gemacht haben; nur noch davon beseelt, die Matriarchin zu verraten, indem er in vorauseilendem Gehorsam die arkonidische Flotte herbeirief und die Katastrophe heraufbeschwor, die sie nun eindämmen musste. Irgendwie.

Das ein dumpfer, stinkender Naat so unverhüllt mit der Vernichtung ihrer Heimat KE-MATLON drohen konnte, war ein immenser Schock gewesen. So etwas ware vor einem Dasgae unmöglich gewesen. Irgendetwas musste im Herzen Arkons vorgefallen sein, dass der Regent sich regte und so gravierende Änderungen in der Außen – und Sicherheitspolitik anordnete. Wie dem auch sei: 20.000 Mehandor und rund 5.000 Besucher standen unter ihrem Schutz. Ihr oblag die verdammte Pflicht als Matriarchin, ihrem Volk und den Gästen Sicherheit zu bieten. Das gebot die Ehre der Methandor. Auf diesem Fundament beruhte der bescheidene Wohlstand ihrer Sippe. Handel treiben auf neutralem Boden. Keine unnötigen Risiken eingehen – jedoch ohne Risiko keine Rendite. Also: was war hier ein `angemessenes Risiko´? Darüber würde sie dem Hohen Rat der Nham Rede und Antwort stehen müssen.

Was sagen die Fakten?
Als Oberhaupt hatte sie Schiffbrüchigen gestattet, die KE-MATLON zu betreten und mit Hastlu eine Aufenthaltsgenehmigung gegeben sowie traditionelle Gastfreundschaft im Rahmen des galaktischen Rechts gewährt. Es ging um das Wohl, ja, das blanke Überleben 2.200 intelligenter Wesen. Ihr unverzügliches Handeln entsprach dem Brauch der Mehandor. Dann stellte sich heraus, dass das Raumschiff TOSOMA keine gültige Kennung besaß. Diese Seelenbarke war so offenkundig uralt und wahrscheinlich von irgendeinem Weltraumfriedhof oder abseitigen Planeten erbeutet worden.
Ja und?
Schrottsammler! Abenteurer! Plünderer!
Nichts, was einem wirklich beunruhigen könnte. Alles nur halb so wild. Da waren die leichenfleddernden Fantan mit ihrem Besun-Wahn eine deutlich lästigere Plage.
Definitiv!
Bis zu diesem Zeitpunkt gab es nicht den geringsten Grund, Misstrauen zu hegen oder gar in Panik zu verfallen. Und bereits ab diesem Moment hatte der Schatten begonnen, ihre Entscheidungen zu hintertreiben und zu sabotieren. Sollen die Sternenteufel diesen Bastard holen und in der Sonne braten!
Aber dann...
Obwohl im Verlauf des Kontaktes immer deutlicher wurde, dass die beiden Arkoniden – Crest und Thora – nicht diejenigen waren, für die diese sich ausgaben, bot sie als Oberhaupt den Kontrakt der Reparatur des Raumschiffes TOSOMA an. Ab diesem Punkt handelte sie nicht mehr „Arkon-konform“.
Na und!?
Die Mehandor existierten als eine eigenständige und unabhängige Handelsnation mit einer eigenen Sprache – dem Interkosmo – und mit einer eigenen Währung – den Chronnors – sowie mit einer eigenen Gebietshoheit – wenn auch zerklüftet auf über 250 Planeten und Weltraumstationen verstreut. Nein, es bedurfte keines vorauseilenden Gewinsels vor den eisernen Stiefeln des arkonidischen Reiches.
Trotzig hob Belinkhar ihr Kinn.
Etztak hatte die schlafenden Hunde von Arkon geweckt.
Allerdings, der heikle Punkt war der: Unverzeihlicherweise hatte sie sich dazu hinreißen lassen, den unbekannten Renegaten ein Bündnis gegen das Große Imperium vorzuschlagen. Das war gewiss Wahnsinn. Ein Akt geistiger Umnachtung.
Daran ließ sich nichts herumdeuteln. Das war eindeutig. Und ja, mit Sicherheit ein gewichtiges Argument, ihre sofortige Ablösung als Oberhaupt der Nham zu fordern – und durchzusetzen.
Ihr wurde speiübel bei dem Gedanken, dass die für ihre Sanftheit nicht gerade bekannten Naats den Anführer der arkonidischen Kolonialisten folterten. Wenn dieser Perry Rhodan, wie sich dieser Terraner nannte, jene Offerte – eine Allianz gegen Arkon – unter Schmerzenschreien herausposaunte, dann ...
Ein Geschwader des Großen Imperiums würde von null auf jetzt andüsen und ihre Heimat - das Gespinst KE-MATLON - zu Schlacke verdampfen und Gedt-Kemar mit einer Arkon-Bombe als mahnendes Exempel abfackeln.
Warum?
Was hatte sie sich bloß dabei gedacht?
Intuition?
Nur wegen eines vagen Gefühls?
Wahnsinn!
Sollte sie lieber jetzt und sofort freiwillig ihr Amt niederlegen – zum Schutz der Sippe vor ihr, der Matriarchin?

Nachdenklich schenkte sich Belinkhar einen neuen Getränkewürfel unithischen Barbeersafts ein. Sie fokussierte sich ganz und gar auf diese eine innere Eingebung, die den Irrsinn erklären und womöglich ihrer aller Rettung werden würde.
Kurz bevor die Novaal und seine Horde die Terraner gejagt und mehr tot als lebendig festgenommen und in ihre Raumschiffe eingepfercht hatte, war sie selbst ja auch bemüht gewesen, die Widerspenstigen zu zähmen und dingfest zu setzen. Die arkonidischen Kolonialisten an ihrer geplanten Flucht zu hindern, und das ihrer Sippe zustehende Siebtel einzufordern. So wie es seit Alters her dem mehandorischen Brauch bei schiffbrüchigen Habenichtsen entsprach. Jeder Siebte der Besatzung blieb für sieben Dasgae an Bord des Gespinsts. Ihre Arbeit, ihre Impulse und Ideen wurden als Bezahlung für die Reparaturen des Schiffs und der weiteren Kosten des Aufenthalts akzeptiert. Im Grunde genommen ein sehr großzügiges Angebot zum gegenseitigen Nutzen im Kulturaustausch und sogar zur gegenseitigen Auffrischung des Genpools. Wenn man will. Dass die Terraner weder diese allgemeingültige und anerkannte Regelung kannten noch Willens gewesen waren, diese zu akzeptieren, sagte viel über ihren hinterwäldlerischen Planeten aus. Merkwürdig schien indes, dass die beiden Renegaten ihre Schützlinge nicht vorher ausreichend informiert und aufgeklärt hatten. Andererseits entsprach solche Arroganz doch gänzlich der arkonidischen Arroganz gegenüber den ihnen unterlegenen Völker. Solche offenbarte Unwissenheit über die gesellschaftlichen Verhältnisse in der Galaxis dämpfte zwar Belinkhars Wut gegen die Terraner, schürte jedoch andererseits ihr Misstrauen gegen die Absichten der beiden Renegaten.

Jedenfalls – um auf den springenden Punkt zurück zu kommen: Einige dieser Terraner konnten sich mit ungewöhnlichen Fähigkeiten der anvisierten Festnahme entziehen. Hier lag paradoxerweise ihre einzige Hoffnung, aus diesem Schlamassel herauszukommen. Dieser Fakt stellt möglicherweise ihren zukünftigen Trumpf dar -wenn tatsächlich in dieser Spezies einige Wesen solche besondere Gaben besaßen. Psikräfte. Genau jene Para-Fähigkeiten, für die der imperiale Hof immens viel bezahlen und wichtige Gefälligkeiten gewähren würde. Die Nhams müssten diese Terraner bloß finden und festsetzen, bevor Arkon diese spezielle Situation begriff und selbst zur Tat schritt. Tja `bloß´- und das wäre der Haken.

Oder die Nham gingen ihrerseits ein Bündnis mit dieser Aliensrasse ein. Das war gewiss ihre damalige Intuition – eine spontane Zukunftssicht - gewesen, die zu diesem vermeintlich fatalen Angebot zur Assoziation geführt hatte. Selbst ihre schärfsten Kritiker, die sich bereits zusammenrotten, um ihr einen Dolch in den Rücken zu stoßen, könnten solche strategische Überlegung nicht so ohne weiteres vom Tisch fegen. Und gelänge es ihr, wirklich und wahrhaftig solches Bündnis zu schließen, dann würde sie jedes Abwahlverfahren zu Fall bringen. Die Widersacher würden scheitern!
Ihr aktuelles Problem bestand allerdings aus zweierlei Aspekten: Erstens müssten die Gefangenen der Naats schweigen und ihre geheimnisvolle Gabe verstecken. Und zweitens musste sie die Spezies Terraner erst einmal finden, und auf deren noch unbekanntem Planeten Kontakt aufnehmen.
Darum besaß im Rahmen ihrer konkreten Möglichkeiten die Beschaffung der Koordinaten und die anschließende Sondierung des fremden Sonnensystems Priorität.
Eine sorgfältige Erkundigungsmission könnte darüber hinaus auch das Potenzial möglicher Handelsbeziehungen ausloten. Noch war unbekannt, was die Fremden an Waren und Leistungen zu bieten hatten und andererseits an Gütern der Nham bräuchten. Der Schrotthaufen TOSOMA konnte täuschen und durfte nicht leichtsinnig als einziges Kriterium zur Bewertung herangezogen werden. Und deutete nicht gerade dieses erbärmliche Schiff Zustand und Bedarf an Raumfahrttechnologie der Terraner an. Alle Aspekte zusammen verlangten eine sorgfältige Überprüfung.

Langsam breitete sich Ungeduld in ihr aus. Wo bleibt er denn?

Kein Zufall war es gewesen, dass ihre Sippe seit Jahrhunderten hier am Rande der Galaxis ihre Raumstation um Gedt-Kemar positioniert hatten. Weit weg vom Zentrum des arkonidischen Imperiums. Deswegen galten sie als „arme Verwandte“ innerhalb ihres weitverzweigten Volkes und fanden kaum Beachtung im Hohen Rat von Mehandor, der alle 50 Dasgae zusammentrat, um die großen Entwürfe und strategischen Richtlinien zu beraten und zu verabschieden. Hierher kamen nur wenige andere galaktische Individuen mit ihren Raumschiffen. Zwielichtige oder gerade deswegen ehrenhafte Wesen, die allesamt ihre ganz eigenen Gründe besaßen, peripher in dieser galaktischen Spirale zu leben. Letztlich war es eine Frage der Perspektive. Entweder lag ihr Stammplanet tatsächlich hier im von den Raumgeistern weitgehend verlassenen Sektor oder es gab guten Grunde, lieber in die Ferne zu schweifen. Dutzende Aras, die auf KE-MALTON schon lange Zeit lebten und ihre nützlichen Dienste anboten, mieden Aralon, weil es nur wenige Lichtjahre von Arkon entfernt lag und sie nicht unter der Knute des Regenten speichelleckend zu Kreuze kriechen wollten.
Im Grunde genommen waren sie hier ein kunterbunter Haufen, der sich gegenseitig auf vielfältige Weise half.
Das musste notgedrungenermaßen reichen, bis irgendwann das Großen Imperium zurückgestutzt würde. Oder gar stürzte? Das arkonidische Reich musste fallen!
Der Summer der Geheimtür zu ihrem Privatbüro gab eine bestimmte Signalfolge. Belinkhar wusste, wer Einlass begehrte. Endlich.
Arara!
Mit ihrem Com-Impuls öffnete sie das Schott.
Der junge Mann – ein eher schmächtiger Jüngling - trat ein. Sichtlich angestrengt trug der Katz eine schwere Kiste. Etwas wertvolles, das er weder einem Robot noch einem Antigrav anvertraute. Kaum auf den Boden abgestellt, entfaltete sich der Karton von selbst und offenbarte eine Ansammlung ineinandergesteckter Kristallstäbe. Das komplette – komprimierte - Backup der TOSOMA!
Natürlich, eine völlig überalterte Technologie. Doch Belinkhar wusste, dass sie das Speichermedium samt den integrierten Registern in moderne Holokristalle zu transferieren vermochte. Die KE-MALTON besaß eine vollständige arkonidische Reparatureinheit für alle Schiffsgattungen mitsamt den bis in die tiefe Vergangenheit reichenden kompatiblen Ersatzteilen.
Ihre Augen leuchteten in fiebrigem Glanz reiner Gier auf, bis ihr nüchterner Verstand wieder die Kontrolle übernahm.
„Wir schließen die TOSOMA-Datenbank an die Positronik an“, gab Belinkhar betont sachlich ihre Anweisung. Der Katz fauchte freudig erregt. Die Matriarchin hoffte, dass die Kapazität ihrer privaten Positronik für den Transfer ausreichen würde. Für irgendwas musste der Status `Oberhaupt der Nham´gut sein – außer für immerwährenden Stress und Plagen. Leise summend leitete die Positronik die Transformation mit integrierter Aufbereitung ein. Das konnte dauern.

„Und, hat alles geklappt?“, erkundigte sich Belinkhar, während sie mit einem liebevollen Blick ihren Schützling betrachtete. Mit drei Schritten überbrückte sie die zwei Darnieder zum Servos-Bot und tastete noch einen weiteren Barbeersaft, den sie anschließend Arara reichte.
Vor gut fünfzehn Dasgae hatte sie ihn auf ihrer Wanderung über die vielen Gespinste ihres Volkes gefunden. Auf Ti-RAKUYI von der Sippe Lhod. Das dünne Wimmern ließ sie damals einen Blick in die Desintegrationstonne werfen - kurz bevor die in gewissen Abständen sich aktivierenden Strahlen das hilflos wimmernde Baby in seine atomaren Bestandteile auflöst hätte. Ein Wechselbalg!
Eine `widernatürliche Kreuzung´ von einer Handorferin und einer äußerst gefährlichen Wildkatze in der dortigen Zuchtfarm. Eine Pflegerin hatte sich vermutlich in ihren einsamen Stunden Erleichterung verschafft. Immer wieder erstaunte es Belinkhar, dass diese Mehandor ihr erotisches Abenteuer überlebte. Natürlich hätte diese fachkundig abtreiben können. Aber das wäre wohl zu peinlich gewesen. Und so hatte die Pflegerin das Wechselbalg ausgetragen - um es gleich zu entsorgen.
Jedoch die Biologie hatte in diesem Falle funktioniert. Als zufällige Finderin empfand hatte sie – Belinkhar - nicht nur Erbarmen empfunden. Nein, es war mehr. Keimende Mutterliebe. In einer Lebensphase, wo sie selbst niemanden hatte, der es gut mit ihr meinte. Harte Zeiten – die man am besten gemeinsam durchstand. Ein Gefühl von Verbundenheit. Und so nahm sie das kleine Balg und nannte ihn Arara. Der Katz!
Mit der ihr eigenen Entschlossenheit fällte sie gleich zwei Entscheidungen: erstens wurde der pendelnde Katzenschwanz gekappt und zweitens die Stimmbänder chirugisch getrimmt. So sah ihr Pflegekind wie ein Mehandor aus – abgesehen von einem samten schwarzen Fell und den rotglühenden Augen. Arara konnte aufrecht gehen und sich in Interkosmo verständigen. Durch Bildung und Erziehung war der Katz ein – fast normaler – Bürger des Gespinsts.
Ihr Adoptivsohn.
Als dann nach fast vierzehn Dasgae der Ruf an sie erging, brachte sie – selbstverständlich – Arara mit. Das wollte der alte Schatten Etztak nie akzeptieren, und somit wurde bereits ihre erste Entscheidung auf der KE-MATLON zu einer ständigen Quelle ewigen Querelen. Doch er musste Arara dulden. Es war der Wille der neuen Matriarchin. Belinkhar wusste bereits da ihre heikle Situation einzuschätzen. Seit gut 185 Dasgae stellte ihre relativ kleine und schwache Familie das Oberhaupt. Als Kompromiss der großen Drei. Gut austariert zwischen allen Interessen – zum Wohle der Sippe Nham. Aber natürlich musste sie als Person beweisen, dass die immer zweitplatzierte Sislon sich zu behaupten wusste. Sie furchtlos kämpfen und kluge Kompromisse schließen konnte.
Innerhalb ihres eigenem Gespinsts musste sie wieder und immer wieder Arara beschützen. So kämpfte Balinkhar und schuf sich jene Autorität, die sie brauchte, um anerkannt als Oberhaupt das Geschick von KE-MATLON lenken zu können. Bei den Sternen - und das war jetzt alles erst vor gut einem Dasga gewesen?

Die Matriarchin lächelte und ihre Augen glänzten weich. Sie streichelte zärtlich Araras samtenes Fell, während er behaglich schnurrte.
Leicht fauchend stieß er hervor: „Die TOSOMA wurde in die Repararturdocks des Sektors A gebracht und dort vollständig ausgeschlachtet. Doch die Positronik wurde bereits von mir komplett zerstört.“
Ihre relativ bescheidene Raumstation bestand aus der zentralen Einheit eines großen Walzenschiffs. Auf dieser Walze lag auf mehreren turmartigen Säulen eine doppelt so lange Plattform mit transparentem Dach, die winzig wie Spielzeug erscheinende Gebäuden beherbergt. Eine Kleinstadt für rund 30.000 Lebewesen.
Belinkha nickte nachdenklich. Dieses entsprach ihrem Kalkül.
Alleine der wahnsinnige Fluchtversuch der TOSOMA hatte immense Schäden im Sektor C – Position 5 verursacht. Reparaturdeck A mit seinen weit in den Weltraum hinausragenden Landebahnen war für arkonidische Raumschiffe aller Größen ausgerichtet. Und stand ebenfalls unter der Kontrolle der Familie Sivprae – eine der mächtigen Drei. Dieser Verwertungsauftrag galt als Ausgleichszahlung für die horrenden Schäden – und damit wurde zumindest diese Familie neutralisiert.

Als zweite einflussreiche Familie innerhalb der Sippe galten die Lorenimu; jene, aus der ihr ehemaliger Schatten kam. Und sein Verrat, der überhaupt erst ihre Sippe gefährdete, sprach sich wie ein Lauffeuer herum. Momentan lag die Lorenimu im Staub der Schande und gab keinen Mucks von sich - es sei denn stammelnde Entschuldigungen. Dafür hatte sie in ihrem Zorn gesorgt. Die Familie des Schattens unterstützte nun demonstrativ die Matriarchin. Zumindest, bis sich die Situation wieder stabilisierte. Erst dann würde diese einflußreiche Familie neue Pläne schmieden, Intrigen aushecken und die Messer wetzen. Aber erst dann. Eine kleine Verschnaufpause. Immerhin.

Blieb nur noch die Umrebyn, die sie irgendwie auf ihre Seite ziehen musste. Nachdenklich zupfte sie an Araras Ohren. Was tun?
Widerwillig erkannte Belinkhar, dass es nur einen Ausweg gab, den sie wählen musste. Es blieb ihr keine andere Wahl, als der Familie eine Offerte zu unterbreiten, die die Umrebyn unmöglich ablehnen konnte. Das Angebot, den Schatten für die Matriarchin zu stellen. Berater der Nham und stellvertretender Kommandant des Gespinsts. Damit dürfte auch die Letzte der einflussreichen Drei befriedet sein. Das würde sie schnell arrangieren, bevor sich die Lorenimus berappelten und zu protestieren versuchten.

Die einzige Familie, die dann noch murrte, war ihre eigene. Vikta! Die Ehre, die Matriarchin zu stellen, mochte zwar schmeichelhaft sein und barg gewiss auch einen nicht zu vernachlässigen Einfluss. Jedoch auf Dauer macht Prestige nicht satt. Chronnor und Gefälligkeiten galten nun mal als die einzigen Währungen, die bei den Mehandor etwas zählten.
Belinkhar seufzte bekümmert auf.

„Und was ist mit den Terranern auf Gedt-Kemar?“
Arara knurrte: „Unsere Familie verfolgt die blutige Spur der Naats und sucht nach Überlebenden. Im Umkreis des TOSOMA-Einschlags werden die Eisschichten sorgfältig sondiert. Ob die Bleichsauger ein paar von den Terranern eingefroren haben. Diese werden in unsere Krankenstation gebracht und dort aufgetaut.“
Belinkhar nickte zufrieden. Zufrieden darüber, mit welcher Leichtigkeit ihr Ziehkind sich auf „unsere Familie“ bezog. Auch über die intensive Suchaktion. Wie gut, dass das zentrale Krankenhaus sowie alle sozialen Einrichtungen unter der Kontrolle der Vikta standen. Mildtätigkeit und Barmherzigkeit mochte zwar nicht die klassische Handelsware der Mehandor sein und brachte nur wenig Chronnors – wenn man nicht gerade ein Ara war. Aber viel Ansehen. Und maximierte jenes flexible Medium namens „Gefälligkeit“. Dies wog – gut dosiert und klug eingesetzt – oft mehr als manches Bares. Erpressung indes erzeugte nur Hass und Groll. Gar Vergeltungsschläge. Universal.
„Gut, Arara“, lobte Belinkhar ihren Adoptivsohn, während dieser sich schnurrend an ihrer Schulter lehnte.

Ein anschwellender Brummton endete in einem hellen Glockenklang. Beredte Stille: Der Transfer war beendet und die Daten lagen aufbereitet vor. Es gab nur eine einzige Frage: Wo lag der ursprüngliche Standort der TOSOMA?
PLANET TERRA – SONNENSYSTEM SOL – 320 LICHTJAHRE ENTFERNT!
Anschließend erfolgte der Ausdruck der galaktischen Koordinaten.
Zum Schluss folgte ein Datumsabgleich: Tag 25 im Januar des Jahres 2037 Terra-Zeit.
„Wir haben es geschafft!“, triumphierte die Matriarchin.
Ihr Plan stand fest. Die hoffentlich zu findenden terranischen Überlebenden würden von ihrer kleinen Familie betreut und dabei vorsichtig ausgeforscht. Das ist das Wissenskapital, welches sie ihrer Familie exklusiv zukommen lassen und sie somit auch zufrieden stellen würde. Ein Fundus zur Analyse über mögliche Reichtümer und Besonderheiten, der in einer ertragreichen Handelsbeziehung münden könnte. Abgesehen natürlich von den Wesen mit ihrer speziellen Fähigkeiten. Das hatte erste Priorität. Dazu diplomatische Beziehungen und möglicherweise eine Allianz gegen das arkonidische Große Imperium.
Sollte dieser Plan scheitern, trat Plan B in Kraft: die gesammelten Daten würden den Hofschranzen auf Arkon übergeben werden. Das war ihre Überlebensstrategie. Dafür würde sie einige Gefälligkeiten einstreichen können.

Die Matriarchin stellte eine Com-Verbindung zu ihrem Planungsbüro her.
„Kontakte umgehend die Swoon UxU und XuX. Diese mögen sich freundlicherweise in meinem persönlichen Büro einfinden. Sollten die beiden zögern, erinnert diese freundlich daran, dass die Swoon dem Gespinst mehr als nur einen Gefallen schulden.“
aus PREA-Cover 2025: Swoon
Bild
Nachdenklich trommelte die Matriarchin mit ihren Fingern eine Melodie ausDie Matriarchin stellte eine Com-Verbindung zu ihrem Planungsbüro her. vergangenen Kindheitstagen. Nur ungern übte sie Druck auf die Swoon aus. Diese zurückhaltend agierenden Intelligenzen waren nicht nur schüchtern und überaus friedensliebende Wesen. Sie wurden mit ihren etwa dreißig Zentimeter Größe leicht übersehen und regelmäßig unterschätzt. Dabei galt die Spezies als begnadete Techniker in der bekannten Galaxis. Sie bewohnten Swoofon und besaßen keine Kolonialwelten. Stattdessen siedeln sie sich in kleinen Gemeinden auf Planeten anderer Völker an. Auch hier. Knapp 300 Swoon lebten seit langem auf KE-MALTON. Wie so viele andere Spezies mieden die kleinen Wesen die Nähe vom arkonidischen Großen Imperium. Soweit es halt möglich war. Und das kam ihrer Sippe Nham natürlich enorm zu pass. Die technologische Wartung des Gespinsts oblag allein den Swoon.
Doch nun war es an der Zeit, einen Gefallen einzufordern. UxU und XuX galten in der kleinen Swoon-Kolonie als jugendliche Draufgänger, die – im Gegensatz zu ihrer sonstigen bedächtigen Lebensweise – stürmisch durchs Gespinst tollten, Unfug ohne Ende anstellten und sich austoben wollten. Nun denn. Sie – Belinkhar – hätte ein Abenteuer anzubieten. Die Brüder sollten ihre Agenten gegen die Terraner werden! Sie würden mit ihrem kleinen Raumschiff zu den gerade extrahierten Koordinaten fliegen und vor Ort den Planeten und seine Bewohner auskundschaften.
Vielleicht würde das Desaster doch noch eine gute Wendung nehmen. Möglicherweise ließ sich die Katastrophe abwenden und der Schicksal bleibt ihr wohlgesonnen.
Zum Wohle der Sippe Nahm.

Honor Bild

Diese Kurzgeschichte fundiert auf:
#27 "Das Gespinst" von Michelle Stern
#29 "Belinkhars Entscheidung" von Alexander Huiskes
Zuletzt geändert von Honor_Harrington am 7. Februar 2013, 20:48, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Fan-Projekt: NEO-Kurzgeschichten

Beitrag von Roi Danton »

Honor_Harrington hat geschrieben:Nun also -
hier also der Thread für das Fan-Projekt NEO-Kurzgeschichten.

Als ursprüngliche Idee schwebte mir vor - vergleichbar zum PREA-Raumschiff STELLARIS - solche Plattform in NEO-Gespinst KE-MATLON zu schaffen.
Das bedeutet: Die Gemeinsamkeit aller Kurzgeschichten liegt in einer wie auch immer begründeten Schnittstelle zu eben dieser Raumstation der Mehandors.
Als Fundament dient hierfür die erste Kurzgeschichte "Die Matriarchin".

Andererseits ist dieser thread für alle NEO-Fanstory da - und darum auch ihne Einschränkung.
Wer also in seinen Ideen keinen Bezug herstellen kann zu KE-MATLON ... dann ist es halt eben so.
Hauptsache es entwickelt sich ein gemeinsames Projekt und macht Spass.

Honor

Also hier ist meine eigene Story, wie gesagt, unlektoriert, alle Fehler gehören mir, nicht wahr Honor. Viel Spass beim Lesen.



Roi Dantons Reise ins Neoversum!
Von Roi Danton


In der Nähe von Rois System, 2434 alter Zeitrechnung
Bericht Roi Danton, kurz vor dem Einsetzen des Strangerness-Schocks

Wenn ich in diese düsterrote Hölle hineinblickte, in der immer wieder ultraviolette Energieentladungen oder Kugelblitze aufleuchteten, kam mir sofort das Höllenszenario, das einst Dante Alighieri beschrieben hatte, in den Sinn. Das Denken fiel mir immer schwerer und ich kam mir nur noch wie ein handlungsunfähiger Betrachter vor, dessen Geist immer mehr durch einen trägen Sumpf waten musste. Längst hatten die Androiden die Kontrolle über die Großjacht übernommen.
Der hyperenergetische Energiewirbel, welcher die wracke FRANCIS DRAKE; die flügellahme LITTLE FRANCE DRAKE (LFD) und einige Beiboote vor wenigen Augenblicken ausgespuckt hatte, zeigte sich uns als eine trichterförmige Leuchterscheinung. Tryortanschlünde wurden diese interdimensionalen Anomalien genannt. Sie konnten als hyperenergetische Phänomene bezeichnet werden, die bei Hyperorkanen spontan entstehen konnten und alles verschluckten, was in ihren Einzugsbereich geriet. Dem Betrachter zeigten sie sich als schlauchförmige Öffnungen ins Nichts, dessen Austrittspunkte irgendein weit entfernter Ort oder gar ein paralleles Raumzeit-Kontinuum sein konnte.
Der riesige hyperenergetische Schlauch zerfaserte und löste sich in kleine „Baby“-Schlünde auf, welche die FRANCIS DRAKE und ihre Beiboote einzeln erfasste und sie weg transitierte.
Eine weitere kleine Anomalie griff wie ein Krakententakel nach der LITTLE FRANCIS DRAKE, aber der androide Pilot R1 aus der „Rico-Serie“, riss mit einem unglaublich schnellen Reflex, die diskusförmige Großjacht neuester Bauart, in der letzten Sekunde aus dem Erfassungsbereich des Tryortanschlundes. Dieser entfernte sich fast wie in Zeitlupe, als ein düster glühender Sog in Nichts und zuckte dabei wie ein blutrünstiges lebendiges Ungeheuer hin und her. Tief im Innern glühte es unheilvoll Ultraviolett auf. Dann erreichte uns die hyperenergetische Schockfront. Die dreifach gestaffelten HÜ-Schirme der LFD, würden diesen Energien kaum standhalten. Prompt hörte ich im Hintergrund Oro Masut schreien. Eine hyperenergetische Ladung traf ihn voll und der riesige Ertruser fiel in sich zusammen. Das Schreien hörte abrupt auf. Mein Magen verkrampfte sich. War er tot?
„Eine Masseortung!“ schrie irgendein Zentraleoffizier. Auch sein Schreien erstarb, während ein Objekt mit einer erheblichen Masse aus dem Nichts heranraste und die LFD nur knapp verfehlte. R1 erkannte die Gefahr. Mit voller Beschleunigung zwang er die bockende und ächzende Superjacht ausgestattet mit modernster Technik des Waringerteams von Last Hope, herum und ging auf Gegenkurs. Zum Glück bestand die Besatzung der Diskusjacht zu neunzig Prozent aus Whistler-Androiden, oder Kybernetics, ausgestattet mit jeweils einem individuellen künstlichen Intellekt. Sie stammten alle aus der „R-Serie“ und funktionierten noch, während die Organischen entweder tot oder bewusstlos waren. Da mein Sitz durch einen weiteren dreifach gestaffelten HÜ-Schirm besonders energetisch gesichert wurde, war ich noch bei Bewusstsein. In diesem Augenblick erreichte mich allerdings die Strangerness-Schockwelle und es wurde dunkel in mir.

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R1 übernahm als Kommandant zusammen mit sieben Androiden, die LFD. Die Diskusjacht taumelte durch die Ausläufer des Hypertaifuns, der sich in diesem Augenblick zu einem Sturm reduzierte.
Sämtliche Aggregate basierend auf 5-D-Technik waren ausgefallen oder arbeiteten so fehlerhaft, dass ihr Ausschalten notwendig wurde. R1 richtete seine nur noch reduziert und langsam arbeitenden Sensoren auf die verschwommenen Bilder der normaloptischen Rundumerfassung. Von düsterem Rot, manchmal von bräunlichen Schlieren durchzogen, glühte der Weltraum um die LFD in einem unheilvollen Licht. Verästelte Sekundarentladungen tanzten über die Schiffshülle.
Ein Ächzen und metallisches Kreischen drang aus den Schiffsspanten. In der Zentrale wogten Schwaden schmorender Kunststoffe umher und Kurzschlüsse entstanden mit grellen Funkenfontänen. Schwerelosigkeit setzte ein – die künstliche Gravitation an Bord verschwand mit dem Versagen der übrigen Geräte hyperphysikalischer Natur. Das Schiff, schwer angeschlagen, wurde herumgerissen und die Sicherheitsgurte schnitten tief in das in Fetzen herunterhängende Kunstfleisch von R1. Es würde nur wenige organisch Überlebende an Bord geben. Vielleicht der Eigner Roi Danton, weil er sich in einem energetisch besonders geschützten Bereich der Zentrale aufgehalten hatte und Oro Masut der Ertruser mit seiner nahezu unverwüstlichen körperlichen Konstitution.
Die Anderen waren sicherlich den intensiven Hyperstrahlungen und hochenergetischen Partikelschauern zum Opfer gefallen, die kein normalenergetisches Schutzfeld mehr abwehrte. Die HÜ-Schirme waren ebenfalls längst ausgefallen.
Die LFD driftete langsam aus dem Gefahrenbereich des Hypersturms hinaus. Danach verbesserten sich rasch die Verhältnisse an Bord. Die noch teilweise funktionierenden Androiden der R-Reihe machten eine Bestandsaufnahme. Roi Danton und Oro Masut wurden in die Heiltanks der Medoabteilung gesteckt und von einigen Medoroboter versorgt. Sie waren in der Tat die einzigen Überlebenden aus der organischen Besatzung.
Die R-Reihe machte sich an die Arbeit, um sich und das halbwracke Schiff wieder zu reparieren.

Sechs Monate später

„Sie sollten sich noch schonen, Sire. Der interdimensionale Transferschock ist für organische Lebewesen eine Tortur. Selbst meine Ultrahochleistungs-Positronik hatte anfangs einige Aussetzer. Ihr Schwager Waringer hat diesen möglichen Übergang durch einen Hypertunnel längst prognostiziert und ihn „Strangerness-Schock“ genannt. Aus den dem Hyperfunk von Mehandor-Schiffen entnommenen Daten und gemäß den angemessenen Transitions- Strukturschocks, kombiniere ich, dass es in diesem Parallel-Universum noch keinen Linearantrieb gibt.“
„Seit dem Transfer sind sechs Monate vergangen, Rico. Ich fühle mich topfit!“
„Alle meine Handlungen dienen nur zu Ihrem Besten, Sire.“
„Lass das Bemuttern!“
„Wie Sie wünschen, Sire!“
Die positronische Intelligenz hat sich auch in den sechs Monaten weiterentwickelt. Interessant! fuhr es mir durch den Kopf.
Ich fühlte mich körperlich und psychisch wirklich gut. Die langen Monate im biologischen Tiefschlaf und Heiltank reichten mir. Die Reanimation meines Körpers und Geistes hatte sich drei Wochen an Bord des Kleinraumers hingezogen. Oro Masut, obwohl ein robuster Ertruser, lag noch im Heilschlaf, weil ihn eine Hyperentladung direkt getroffen hatte. Allerdings ging es ihm wieder besser. Theoretisch konnte er von den Medorobotern als geheilt entlassen werden, was wohl in Kürze wohl auch geschehen würde.
Auch ich strotzte wieder vor Tatendrang. Jede Form von Aktivität war mir recht. Mein wackerer Rico II - der sich längst zu einem Superroboter mit einer hochwertigen Künstlichen Intelligenz entwickelt hatte - schien dies endlich begriffen zu haben. Suzan hatte es vor Jahren bei Onkel Atlan durchgesetzt, Rico mal für einige Zeit den Whistlerwerken zu überlassen. Rico II entwickelte sich zu einer verbesserte Kopie des Originals, ein Prototyp mit einem biopositronischen Gehirn. Rico I, das Original, weilte längst wieder in der Tiefseekuppel, darauf hatte Atlan bestanden. Die verbesserte Kopie nannte ich nur noch Rico. Inzwischen hatte ich sieben Ricos als Besatzungsmitglieder in der LITTLE FRANCIS DRAKE und Dutzende in der FRANCIS DRAKE. Wo sie und die übrigen überlebenden Besatzungen wohl stecken mochten? Überhaupt, existierte das Mutterschiff oder ein Beiboot noch irgendwo oder irgendwann dort draußen?
Als Pragmatiker und „Sofortumschalter“, vermied ich sinnlose Überlegungen. Es half niemand weiter, wenn ich mir zu viele Sorgen um Suzan und Abel machte. Die Besatzung der FRANCIS DRAKE war das Beste, was die bekannte Galaxis zu bieten hatte. Wenn jemand es schaffte, dann sie.
Dynamisch setzte ich mich an die Piloten- und Navigationskonsole. Irgendetwas zu arbeiten, war besser, als destruktive Überlegungen! Meine Finger huschten über die holografischen Bedienelemente hinweg. Bei der Arbeit wanderten meine Blicke immer wieder zwischen den verschiedenen Holos, die mich wie eine Wolke umgaben, dem holografischen Kartentank und der Galerie von Holos hin und her. Eine halbe Stunde lang rechnete ich mit Hilfe der Schiffspositronik die neue Linearflug-Etappe aus und ließ die Daten von Rico, dem Piloten, Berater und meinem 1. Offizier bestätigen.

Die Diskusjacht entstammte den geheimen Werkstätten Waringers auf Last Hope und wurde in seinem Experimentalschiff mitgeführt. Kurz vor dem Dimensionstransfer hatten wir meinem vor 21 Monaten entdeckten Planeten Rubin einen Besuch abgestattet und mit den känguruähnlichen Rubinern, die in einem Steinzeitalter lebten, einen Tauschhandel durchgeführt. Wir gaben ihnen für sie interessante Waren, die ihnen halfen sich materiell weiter zu entwickeln. Im Gegenzug tauschten wir für sie wertlose Hyperkristalle (Howalgonium) in großen Mengen ein. Ein großer Teil davon lagerte in meiner neuen Privatjacht.
„Wir fliegen jetzt mit zehn Prozent der Lichtgeschwindigkeit, Sire. Die Linearflugdaten sind überprüft und einprogrammiert. Unser Ziel sind die Plejaden in dieser Raumzeit. Von dort sind wir Terra sehr nahe ohne ihnen auf die Füße zu treten. Die Plejaden sind noch sehr schwach besiedelt. Wir können uns notfalls im offenen Sternhaufen mit seinen diversen kosmischen Nebeln verstecken und parallel dazu den Hyperfunk Terras gut ausspionieren. Die Länge der letzten Linearflugetappe beträgt eintausend Lichtjahre. Die Speicheraufladung des Linearfeldprojektors liegt bei siebzig Prozent und ist damit innerhalb der Toleranzgrenzen, die es erlauben einen Übertritt einzuleiten.“
„Danke, Rico. Gute Arbeit.“
Der Roboter hatte wieder ‚Maske‘ gemacht und wirkte nun wie ein Terraner, gekleidet in eine rote Phantasie-Uniform. Der Biokokon, welcher Ricos Körper abermals umgab, war aus neutralen Stammzellen geklont worden, was die Originalität der Haut noch unterstrich. Er warf mir einen kurzen strafenden Blick zu. Für Lob war seine Persönlichkeit nicht zugänglich. Es war für ihn selbstverständlich, dass er seinem Herrn mit der höchstmöglichen Effizienz diente.
„Die LFD verfügt über ein außergewöhnlich kompaktes Waringer-Lineartriebwerk, wie ich es noch nie in einer Jacht dieser Größe gesehen habe;“ wechselte er rasch das Thema.
„Sicherlich, die LITTLE DRAKE ist nagelneu und ein Prototyp!“
„In einer Viertel Stunde sind wir für den Linearraum-Transfer bereit. Die Orterdaten ergeben ein eindeutiges Bild, Sire“, meldete Rico, “Alle Werte zeigen Grün.“
„Verstanden, Rico. Ich ziehe mich in meine Kabine zurück und studiere die Daten, die uns inzwischen über diese Raumzeit vorliegen. Außerdem schlafe ich vor, wer weiß, wann ich wieder eine solche Gelegenheit bekomme. Sobald wir am Ziel sind, wecke mich.“
„Selbstverständlich, Sire. Meine Brüder und ich haben die LFD völlig im Griff und unter Kontrolle. Sie können sich beruhigt zurückziehen.“
Dem Humanroboter nochmals zunickend, stand ich auf und begab mich mit wenigen Schritten zum Antigravlift. Routiniert öffnete ich die Tür des Gitters, das den zentralen Schacht umgab, und setzte mich der inzwischen negativ gepolten Antigravitation aus. Die Schiffspositronik hatte selbstverständlich mitgehört und den Lift entsprechend konfiguriert.
Es war nur ein kurzes Schweben, denn der zentrale Antigravschacht führte mitten durch den Aufenthaltsraum. In einer Ecke war die Automatküche untergebracht, die auf der Basis von Biosubstanzen arbeitete.
Da ich schon hier war, tastete ich mir ein Thunfisch-Sandwich. Die Mahlzeit auf einen Plastikteller legend, begab ich mich damit in meine Kabine. Dazu musste ich nur kurz über einen Korridor tänzeln. Selbstverständlich übte ich meine öffentlichen Auftritte in jeder Beziehung immer und immer wieder bei jeder sich bietenden Gelegenheit. Sollten sie mich draußen in dieser oder in jeder anderen Pararealität ruhig als dekadenten Stutzer verkennen. Dies war reines Kalkül, obwohl ich zugeben musste, dass meine Rolle durchaus zu einem Teil meines Wesens geworden war und mir inzwischen großes Vergnügen bereitete.
Mein Quartier befand sich direkt über dem Ringwulstdeck an der Außenfront der Jacht. Auf dieser Etage lagen auch die beiden anderen Mannschaftsräume und die von Medorobots betreute Krankenstation.
Über ein Sicherheitsschott betrat ich mein spartanisch eingerichtetes Domizil: Herunter klappbares Doppelbett, Einbauschrank, Hygienezelle, Getränkeautomat, Tisch, je einen Stuhl und Vibro-Pneumosessel. Sobald die Materiematrix wieder korrekt arbeitete, würde ich die beiden Räume gemütlicher einrichten oder in eine Suite umwandeln können.
Standardgemäß gehörte ein positronisch gesteuertes Multimediagerät zu jeder Schiffskabine oder Wohnung in der Galaktischen Zivilisation.
Den Teller stellte ich auf den Plastiktisch. Am Getränkeautomaten zapfte ich einen Multivitaminsaft und setzte mich mit dem Becher in der Hand, in den bequemen Gliedersessel, deren umgehend einsetzende Vibro-Massageimpulse mich rasch entspannten. Wohlig seufzend achtete ich auf das dumpfe Aufbrüllen des Impulstriebwerks unter mir. Wir beschleunigten rapide.
Die durch die Beschleunigung hervorgerufenen Vibrationen wurden stärker. Das Plastikglas und der Teller tanzten auf dem Tisch. Dann flogen sie mit einem scheppernden Geräusch zu Boden. Der noch verbliebene Inhalt des Bechers und des Tellers breitete sich auf dem Plastikboden aus.
Aus einer Bodenklappe schoss ein nur faustgroßer Reinigungsroboter hervor und machte sich blitzschnell über die Flüssigkeit und das Sandwich her. Kurze Zeit später glänzte der Kunststoffboden‚ wie zuvor. Die kleine Maschine verschwand nach getaner Arbeit wieder in dem Bodenfach.
Den kleinen Zwischenfall registrierte ich mit einem Schmunzeln auf den Lippen, während meine Gedanken zu den neuen Hochleistungs-Kernfusionsreaktoren der verbesserten Impulstriebwerke wanderten. Die HHe-Meiler neuester Generation und das Triebwerk waren im Ringwulst untergebracht. Im Zentrum des äquatorialen Decks befand sich der kompakte Hochleistungs- Librationskonverter der bis zu einer Million Überlicht erreichen konnte und einen Aktionsradius von 100.000 Lichtjahren besaß. Es war das neueste Produkt meiner neuen Werft in Trade City auf dem Planeten Olymp, noch vor kurzen Nameless genannt. Es war mir gelungen einige hervorragende siganesische Triebwerks-Spezialisten an Land zu ziehen, dazu kamen neue Ideen von Waringes Team auf Last Hope. Die Leistungsparameter der LFD entsprachen denen eines herkömmlichen Mittleren Kreuzers.
Auf Suzans Wunsch hin arbeitete mein Schwager, bereits für meine Firmen. Die praktisch zinslosen Kredite von Suzans Großbanken halfen mir sehr beim Aufbau meines Imperiums. Dazu kam Geld aus direkten Beteiligungen der Banken meiner Schwester. Seit meinem „Verschwinden“ aus der galaktischen Öffentlichkeit vor inzwischen sechs Jahren, hatte ich nur Kontakt mit Suzan und meiner Mutter Mory Rhodan-Abro. Beide verstanden meine Handlungen und Beweggründe, was von meinem Vater nicht zu behaupten war...
Wieder brüllten die Aggregate des Impulstriebwerks auf. Etwa zwei Gravos kamen durch. Ich wurde in meinen Sessel gedrückt. Die Inerter wurden nach wenigen Sekundenbruchteilen mit den Belastungen fertig und erzeugten die gewohnte Schwerkraft von 1 Gravo Terra-Norm.
Vor meinem geistigen Auge lief das technische Procedere ab und ich stellte mir vor, wie myonkatalysiertes Deuterium als Kernbrennstoff zur kalten Fusionszündung in die Brenner gespritzt wurde. Über die Thermalumformer - die aus einer Hyperquarz-Legierung in Wabenbauweise bestanden und durch den thermischen Einfluss zur Quintronen-Emission angeregt wurde - gelangte die Stützmasse zum Impulskonverter. Nach mehrstufigen Verdichtungen, Gleichrichtungen und schließlich Strukturumformung zum so genannten Impulsstrahl, traten die Korpuskularwellen aus den im Moment horizontal geschalteten Schubdüsen aus. Theoretisch war eine Beschleunigung bis zur Lichtgeschwindigkeit möglich. In der Praxis wurden allerdings nur Höchstgeschwindigkeiten von 0,87 Licht wegen den Dilatationseffekten angestrebt.
Mein Magen knurrte.
„Servo! Hole mir ein neues Thunfisch-Sandwich aus der Kantine!“
Ein tablettförmiger Roboter schoss blitzschnell aus seiner Nische, orientierte sich kurz und flog dann summend davon.
Winzige, aber kräftige Teleskoparme fuhren aus dem Grundkörper hervor. Die Mikropositronik der Kabinentür öffnete dem Roboter automatisch das Schott. Die beiden winzigen Rechnerchips interagierten dabei auf digitaler Kurzfunkbasis.
Mein Blick wanderte zur Konsole hinüber. Auf ihr lag der Holo-Bildwürfel, den ich von Zuhause mitgenommen hatte. Seufzend verließ ich den Sessel und klappte das Bett herunter. Dann nahm ich den kinderkopfgroßen Würfel in die Hand und legte mich damit auf die Doppelliege. Nachdenklich und mit wehmütigen Gedanken entlockte ich dem positronischen Speicherelement holoakustische Bilder von den letzten gemeinsamen Weihnachtsfeiern mit den Eltern, Suzan und Abel anno Domini 2428, während wir sanft und problemfrei in den Linearraum glitten.


Zentrale der LFD

Erst vor wenigen Augenblicken war ich in die Zentrale zurückgekommen, um die Ricos zu unterstützen. Als studierter Kosmonaut tat ich selbstverständlich Dienst wie alle anderen auch. Im Moment hatte ich auf meine Maske des Stutzers am Hofe Ludwigs XVI noch verzichtet, denn wir waren schließlich privat. Mit einem Blick auf die normaloptische Rundumsicht und die automatisch erstellten Daten der Passivortung konnte ich mich davon überzeugen, dass der Linearaustritt problemlos geglückt war. Interessiert schaute ich zum Hauptholo an der Kuppeldecke der Zentrale hoch. Dort zeigte sich ein offener Sternhaufen in dem sieben Sterne verdeckt durch den Schleier verschiedener Gasnebel besonders hervorstachen und bläulich leuchteten, weshalb die Arkoniden einst dieses Sterngebiet, das mehrere Hundert Sonnen im Umkreis von 15 Lichtjahre umfasste, als „Siebengestirn“ bezeichneten. Wir Terraner nannten es, die Plejaden. In meiner Ursprungsrealität war es inzwischen zu einer Hauptsiedlungszone des Solaren Imperiums geworden. Wie es hier in diesem Parallel-Universum aussah, konnten wir noch nicht feststellen. Hatte mein hiesiger Herr Vater bereits, nach der Entdeckung der notgelandeten arkonidischen AETRON die interstellare Expansion Terras eingeleitet, oder waren wir hier irgendwann in der Vergangenheit gestrandet? Lauter Fragen, die auf meiner Seele brannten.
Das Hauptholo zeigte ein silbriges Gebilde, das ausgestattet mit zahlreichen Auslegern, wie ein vieltentakliges Unheuer vor dem Hintergrund des Sternenhaufens hing. Die einsame rote Sonne, die aus der Ferne wie ein erlöschendes Auge wirkte, gab nicht soviel Licht, wie der Konvektionsnebel knapp 0,6 Lichtjahre außerhalb des Sonnensystems. Dieser Nebel ließ vor allem sieben Sterne im blauen Licht erstrahlen, während die übrigen Sonnen des offenen Haufens wie kleine Lichtperlen in einem samtdunklen Gemälde wirkten. Unsere offene Annäherung wurde von der Leitstelle der Handelsstation registriert. Und als Willkommen wurde uns eine Datei geschickt. Rico übernahm die Aufgabe der Erstkommunikation, welche er mit einem Stationsoffizier durchführte. Wir hatten längst unser Vorgehen in solchen Situationen perfekt abgestimmt.
„Sire, die hiesigen Mehandors sind völlig anders, als in unserer Ursprungsrealität. Bitte sehen Sie sich diese Daten an. Die hiesige Galaktische Zivilisation schreibt das Jahr 19004 da Ark, was umgerechnet das irdische Jahr 2032 nach Christus entspricht.“
Während Rico die LFD einem eingehenden Leitstrahl übergab, analysierte ich die Daten. Der Androide war natürlich längst ein Schritt weiter. Gemäß den eingehenden Informationen stimmte er seine Strategie ab und schickte der Leitstelle der Handelsstation seinerseits eine entsprechende Antwortdatei. Drüben würde man uns entsprechend dieser Daten sehr rasch einschätzen können und entsprechend reagieren.
Die Informationen, die ich den Holos in rascher Folge entnahm, – sie wurden mir auf eine psychohypnotische Art und Weise übermittelt – offenbarten mir unzählige Details der Station und der hiesigen Mehandor-Kultur. Über ein Solares Imperium oder Terra gab es keine Infos. Was schlicht und ergreifend bedeutete, dass es in diesem Universum in der wir gestrandet waren, noch keinen Kontakt zwischen Terra und der Galaktischen Zivilisation gab. Die AETRON musste demgemäß noch nicht auf dem Mond notgelandet sein.
Die psychohypnotische Wissensübermittlung wurde beendet und ich konzentrierte mich wieder auf das Geschehen.
Wie alle KE-MATLON-Stationen bestand auch KATOR, so hieß diese Station, was sinngemäß die „Südliche“ bedeutete, aus einem etwa 700 Meter langen und zweihundert Meter durchmessenden Walzenschiff. Auf ihm thronte auf mehreren turmartigen Säulen eine etwa 1500 x 600 Meter große Gartenplattform mit einem Dach aus Glassit und einer starken Feldkuppel. Man konnte im Anflug von „oben“ die winzigen Strukturen der Gartenlandschaft mit ihren Gebäuden, Pflanzen und Wasserelementen sehr gut erkennen. Mehrere kleinere Holos in der „Panorama-Galerie“ an der Decke zeigten die Plattform und das Gesamtgespinst in verschiedenen Darstellungen.
„Dieses Stationen sind faszinierend, Sire.“
„So sehe ich das auch, Rico. In unserem heimatlichen Parallelkosmos existieren solche Stationen, soweit wir wissen, nicht. Zudem scheint die hiesige Mehandor-Zivilisation sehr friedfertig und korrekt zu arbeiten. Auch scheinen sie kein Handelsmonopol des Imperiums inne zu haben. Falls wir hier die Freihändler neu gründen sollten, werden wir die Mehandor nicht als Todfeinde, sondern nur als wirtschaftliche Konkurrenten anzusehen haben.“
„Exakt, Sire.“
Während Rico die LFD mit Hilfe des Leitstrahls an einem freien Ausleger für Kleinschiffe andockte, blickte ich auf das diamantene Glitzern und Funkeln der Plattform welches sehr stark von dem Licht emittierenden Spezialglassit herrührte. Diese Helle reizte meine Augen, aber ich konnte nicht meine Blicke von der Handelsstation lassen.
KATOR rotierte im Orbit eines großen Eisplanetoiden, der etwas außerhalb eines riesigen Asteroidenfeldes lag. Der Ring musste als das Ergebnis der Kollision aller Planeten dieses kleinen Sonnensystems angesehen werden. Was für eine interplanetare Katastrophe musste das einst gewesen sein?
Die Stationierung der KE-MATLON-Station gerade hier am Rande des Asteroidenfeldes und oberhalb des Wassereis-Planetoiden, ergab Sinn. Einmal lag die Position verkehrstechnisch günstig, zur wirtschaftlichen Erschließung der Südseite der Galaxis und zum anderen boten diese Asteroiden eine große Vielfalt an wertvollen Ressourcen, einschließlich von Wassereis.
Der Sternhaufen der Plejaden selbst, bot eine Vielzahl von besiedelbaren Planeten. Sicherlich existierten in diesem Raumsektor bereits einige interessante Marktwelten. Das galt es für die Mehandor noch zu erforschen, wieso sollte der Chronner vor der eigenen Haustüre nicht aufgehoben werden?
„Wir haben angedockt, Sire“, sagte Rico überflüssigerweise, weil ich selbst auf dem Hauptholo sehen konnte, wie an diesem Konglorement aus zahlreichen angebrachten zylindrischen Aus- und Zubauten unsere siebzig Meter durchmessende und fünfunddreißig Meter „dicke“ LITTLE FRANCIS DRAKE, eben anlegte.
Durch die kleinen Holos konnten wir erkennen, dass insgesamt ein Dutzend der unterschiedlichsten Schiffe, an den Pylonen parkten. Die meisten standen in einem rechten Winkel zur Zentraleinheit. Wir konnten die Walzen der Mehandor, welche in der Zahl dominierten, allerdings auch Kugelschiffe und die eigentümlichen Kugel-Zylinderformen der Topsider erkennen, deren Heimatwelt nicht allzu weit entfernt lag. Ein kilometerlanger leuchtender Tunnel mit integrierten Versorgungsleitungen trennte die LFD von der Zentraleinheit und der Plattform darüber.
Die meisten Holos in der Zentrale und die virtuellen Bedienfelder erloschen. Ebenso lösten sich die Liegen oder Sessel auf und gingen in den inaktiven nicht strukturierten Zustand der Nutzmaterie-Matrix über. Oberhalb der hufeisenförmigen Konsolen funkelten allerdings noch wenige Holos, welche den neuen Status des Schiffes anzeigten. „Sire, alles ist organisiert. Sie werden zu der Gespinst-Zentrale gebracht. Dort wartet der Besitzer der Handelsstation auf Sie. Alles ist für das Treffen, das Tai Mirkan, bereitet. Die Bestätigungen sind vorhin eingegangen. Sehen Sie es als Vorteil an, wenn der Chef Sie persönlich empfängt, Sire!“
In meinem mikroskopischen Ohrhörer meldete sich in diesem Augenblick Oro Masut.
„Sire, ich bin wieder okay und melde mich zum Dienst. Über die Holos in meinem Quartier habe ich alles mit angesehen.“
„Danke Oro! Du begleitest mich.“
„Verstanden, Sire. In der üblichen Aufmachung?“
„Selbstverständlich, auch ich werde mich wieder als dekadenter Stutzer kleiden und aufführen. Unser Gastgeber soll uns ruhig unterschätzen.“ In meinem Hörer dröhnte das Gelächter des ertrusischen Riesen, bis meine Ohren klingelten, während ich mich in meine Kabine begab und mich dort ankleidete und auf meine Rolle vorbereitete.

Als ich damit fertig war, aktivierte ich einen mannsgroßen Feldspiegel und beäugte mich verschmitzt kritisch. Auf der Projektionsfläche blickte mir ein junger Mann mit ausgeprägten männlichen Zügen und klaren durchdringenden grauen Augen entgegen.
Auf dem Kopf trug diese Person eine weiß gepuderte Perücke, wie es einem adeligen französischen Stutzer des ausgehenden 18. Jahrhundert entsprach. Die Perücke ließ meine hohe Stirn frei und die Perückenhaare wallten bis zum Nacken hinab und bedeckten dort einen Teil meines blütenweißen Spitzenkragens. Unter einer mit kostbaren Stickereien versehenen grauweißen Weste trug ich ein weißes seidenes Rüschenhemd.
Die Weste bedeckte ein blutroter Frack nach der Pariser Mode der neunziger Jahre des 18. Jahrhunderts, während auf meinem Kopf ein dunkler Dreispitz mit pelzbesetzten Rändern perfekt saß.
Meine Füße steckten in schwarzen, juwelenbesetzte Schnallenschuhen und die Beine umschlossen samtene Kniehosen, dazu passend weiße Strümpfe. An meiner rechten Seite hing ein kleiner Zierdegen und ein Lorgnon baumelte an einer Kette, um meinen Hals. Im Lorgnon waren einige technische Gimmicks und im Degen ein Paralysator und ein Strahler integriert. An der Degenklinge konnte ein Desintegratorfeld aufgebaut werden. Wehrlos war ich keineswegs!

(Anmerkung Autor: Alle Beschreibungen oder Teile der wörtlichen Rede wurden Karl-Herbert Scheers, Perry Rhodan-Roman Band 300, „Alarm im Sektor Morgenrot“ entnommen. Vielen Dank Karl-Herbert für die Erfindung der Figur Roi Dantons, die vielen Fans Freude bereitete!)

Mit einem saugenden Geräusch öffnete sich das Schott und ein riesenhafter Ertruser stampfte erwartungsvoll in meine Kabine. Oro Masut, mein engster Vertrauter, Leibwächter und Kammerdiener, blickte mich grinsend an. Mit ihm verband mich eine enge Freundschaft, seit ich ihn 2430 vor einem Atombrand rettete. Er wich mir seit dieser Zeit nicht mehr von der Pelle und ertrug meine an der Öffentlichkeit gespielten Launen mit stoischer Gelassenheit, denn er kannte als einer der Wenigen meine wahre Identität. Oro tolerierte deshalb meine Psychospiele, um dies zu verschleiern. Masuts Oberkörper war wie üblich unbedeckt und wurde von großflächigen, wulstigen Brandnarben verunstaltet. Auch sein Gesicht zeigte diese Narben und diese verliehen ihm insgesamt ein Furcht einflößendes Aussehen. Oro weigerte sich beharrlich diese Hinterlassenschaften eines schlimmen Geschehens, chirurgisch entfernen zu lassen, um dieses monströses Erscheinungsbild aus psychologischen Gründen zu erzeugen und aufrecht zu erhalten.
„Comment allez-vous, Sire?“
„Bien merci, Oro.
„Etre présentable?“
„Avoir bonne mine. Sie sehen gut aus, Sire!“
„Merci, Oro. Auf in den Kampf!“
„Naturelle, Sire!“, meinte er in der Vorfreude, leise auflachend.
Während die sieben „Rico-Roboter“, oder besser gesagt Kybernetics, weil sie einen künstlichen Intellekt besaßen, sich um die LITTLE FRANCIS DRAKE kümmerten und dafür sorgten, dass sie, wenn wir wieder ablegten, generalüberholt sein würde, begaben wir uns über einen Antigravlift zur Bodenschleuse. Ein Rico-Kybernetic hatte bereits eine umfangreiche Spezialkiste mit hochwertigen Hyperkristallen noch vom Planeten Rubin in unserer Realität stammend, zur Schleuse geschafft. Allein diese Kristalle waren Hunderte Millionen Chronner wert. In den Container waren Antigravflugmikroaggregate und eine Positronik integriert. Die Kiste folgte uns automatisch schwebend wie ein Hund, als wir in das wartende Zubringer-Fahrzeug einstiegen. Oro flog und dirigierte den Flitzer durch den wohl einen Kilometer langen Flugtunnel. Die Kapsel wechselte mehrfach die Richtung, bremste stark ab und landete schließlich sanft auf einer Antigravplattform, die uns vertikal in die Höhe brachte. Wir befanden uns im Haupt-Antigravschacht des mittleren Säulenturmes, der zwischen der walzenförmigen Zentraleinheit und der Gartenplattform lag.
Die Antigravplattform des Schachts erreichte ihr momentanes Ziel, der Flitzer bewegte sich nochmals, durchfuhr eine energetische Barriere, hielt an und die Schleuse klappte auf. Wir wurden vor einer Zugangsschleuse von einem Androiden erwartet
Wir folgten ihm durch einen kurzen Gang und er führte uns zu einem Schott, dass er öffnete, aber draußen, als Wache zurückblieb. Wir betraten alleine einen karg eingerichteten großen Raum, der wohl fünfundzwanzig Meter durchmessen mochte.
Wie offenbar in KE-MATLON-Stationen üblich beeindruckte uns das Glassit-Panoramafenster.
Rasch umfasste und genoss ich mit einem Blick die Aussicht auf die Zentralwalze, eigentlich auf einen Großteil der Station und ins All. Nicht die ferne Sonne, die wie ein glutrotes Auge wirkte, war in KATOR das Beeindruckende, sondern die Aussicht in den offenen Sternhaufen hinein.
„Die Plejaden faszinierten die Menschen schon seit sie ihren Blick in das Weltall richteten. Sie sind wunderschön, nicht wahr, Sire?“ Verwundert blickte ich auf einen hoch gewachsenen muskulösen Arkoniden mit rotgoldenen Augen und einer eindrucksvollen weißgoldenen Langmähne, die ihn umwehte, wenn er sich bewegte und anschließend wie von einem Kraftfeld gebändigt, wieder in ihre Fasson zurückfiel. Keine Strähne hinderte ihn in seinem bronzehäutigen Gesicht. Er trug eine weiße schlichte uniformähnliche Kombination.
Seine persönliche Ausstrahlung war ungeheuerlich. Sie bannte mich einen Augenblick lang. Er strahlte eine Alterweisheit von Jahrtausenden aus, obwohl er nicht älter als Ende Dreißig sein konnte.
„Das ist richtig Monsieur. Wieso kennen Sie als Arkonide den terranischen Namen „Plejaden“ und die Bezeichnung „Sire?“ Ein durchdringender Blick traf mich bis tief in meine Seele hinein und ich wand mich innerlich wie ein Wurm. Nur mühsam befreite ich mich mit aller mir zur Verfügung stehenden Willenskraft von dieser mentalen Beeinflussung.
„Eigentlich stände diese Bezeichnung nur dem französischen König zu, nicht wahr, Monsieur? Wer bei allen Heiligen sind Sie Senior Roi Danton? Unter diesem Namen stellte Sie Ihr Roboter in den Vorgesprächen vor. Sicherlich ein Deckname?!“
Wieder traf mich dieser Blick bis tief in mein Unterbewusstsein hinein, was mich unwillkürlich innerlich Frösteln ließ.
„Qui met mal á l’aise,Oro! Ich fühle mich immer ungemütlicher, Großer!»

Meine Rechte anhebend, zog ich mit der anderen Hand ein zierliches Spitzentüchlein aus der Hemdmanchette und führte es theatralisch zum Mund. Affektiert hüstelnd betupfte ich mir die Lippen damit und sagte vorwurfsvoll:„Oro – warum, um alles in der Welt ist mein Tüchlein so schwach parfümiert? Muss ich denn ständig leiden?“
( K.H. Scheer, PR 300)
„Ich bin untröstlich, dass ich es vergessen habe, Sire. Pardon. Aber ich habe hier Ihr Riechfläschchen.“
„Das ist meine Rettung, Oro. Merci beaucoup!“
Theatralisch nahm ich von Masut die kleine Flasche aus kostbarem Glas entgegen, öffnete sie umständlich und hielt sie schnuppernd an die Nase. Schließlich einen tiefen Zug nehmend meinte ich: „Dieses Ambrosio, Oro, entgiftet die schlechte Luft hier drinnen. Das ist meine Rettung. Dank dir Großer!“
Mein Gegenüber hatte die ganze Szene zuerst mit Unverständnis, dann staunend und mit offenem Mund angeschaut, verzog dann sein Gesicht zu einer Grimasse, die in ein homerisches Gelächter überging. Er konnte nicht an sich halten, während Oro und ich todernst daneben standen und ihn verblüfft anstarrten. Wenigstens taten wir so.
Affektiert meinte ich schließlich vorwurfsvoll.
„Ihr Gelächter, Monsieur, entlarvt sie als einen Gemeinen, einen Populance!“ Oro Masut bestätigte mit todernster Miene und nickend, meine Worte. Allerdings konnte ich an dem Zucken seiner Mundwinkel erkennen, dass er an sich halten musste, um nicht ebenfalls in ein Gelächter auszubrechen.
In dieses brach der eindrucksvolle Fremde wieder eine zeitlang aus, dann beruhigte er sich und meinte immer noch prustend: „Monsieur, Sie sind ein hervorragender Psychospieler. Übrigens mein Name ist Fürst Nerdam da Camlo, inzwischen der Eigentümer dieser Handelsstation. Der Meror-Patriarch ist lediglich meine Gallionsfigur für die Mehandor. Da ich dem Adel angehöre ist da nichts von einem Essoya an mir, Amigo!“ Inzwischen war ich mir sicher, dass mein Gegenüber nicht wirklich so hieß und auch kein Arkonide sein konnte, sondern dass da Camlo eine von vielen Identitäten des Geheimnisvollen sein musste. Terra kannte er offenbar auch, obwohl die Galaxis von der Erde noch nichts wusste.
„Im Übrigen Sire, verbergen Sie Ihren wahren Charakter und Ihre eigentliche Identität hinter der einstudierten, völlig übertriebenen Maske eines exzentrischen französischen Stutzers aus dem 18. Jahrhundert. Dies wird wohl für Sie die beste Möglichkeit sein, sich endgültig von ihrem dominanten Vater zu lösen und etwas Eigenes aufzubauen. Es ist ein typisches Vater/Sohn-Drama, das sie dadurch zu überspielen versuchen. Die Psychoanalyse könnte komplette Datenspeicher mit entsprechenden Fällen füllen. Ihre gespielte oder real vorhandene Psychose ist allerdings ein Kapitel für sich“, er lachte abermals leise und meinte:
„Ihr Vater muss dort wo Sie herkommen, eine bedeutende Persönlichkeit sein. Auch ich hatte einst dieses Problem und kompensierte es auf meine eigene Weise.
Seien Sie nur vorsichtig, dass Sie sich nicht zu sehr mit dieser Rolle identifizieren, dass sie quasi zu Ihrer vorrangigen Natur wird!“ Wieder erschrak ich bis ins tiefste Mark, während Oro Masut in eine automatische Abwehrstellung überging. Camlo bemerkte es und grinste schadenfreudig und auch leicht amüsiert.
„Keine Sorge Messieurs. Wenn ich Ihnen wirklich Übles wollte, hätten Sie keine Chance gegen mich. Auch Ihr bemerkenswerter und sicher gefährlicher Leibwächter könnte nichts daran ändern.
Ihr Verhältnis mit Ihrem Vater geht mich eigentlich nichts an. Kommen wir zum Geschäft! Es gibt sicherlich interessante Perspektiven, Sire, sowohl technischer wie finanzieller Art!“ Zum wiederholten Male erschrak ich, fing mich allerdings rasch wieder.
„In der Tat, Monsieur, es gibt wohl viel Gesprächsbedarf!“

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Anmerkung Autor:

Diese Story ist übrigens unlektoriert, deshalb gehören alle Fehler mir. ^^^

Wer wissen möchte, wie es mit Roi Danton und seinen Freifahrer im Neoversum weitergeht und wer der Geheimnisvolle ist, auf den Roi im Gespinst KATOR getroffen ist, sollte die Graue Allianz 2.0 Neo Saga lesen, die wahrscheinlich in der zweiten Hälfte von 2013 mit den ersten Bänden starten wird. Über welcher Plattform die kostenlosen Fanfiktion- Ebooks erscheinen werden ist noch nicht geklärt. Vielleicht bietet sich auch ein Thread im Forum an? Schauen wir mal.

Die GA 2.0 Neo-Serie basiert auf der Perry Rhodan Romanserie und ihres kosmologischen Hintergrunds. Sie greift teilweise auf Elemente der Originalserie und der PR-Neoserie zurück, spielt allerdings in einem eigenen nichtkanonischen „Parallelen PR-Universum“.
Die „Graue Allianz 2.0 Neo-Saga“, versteht sich ausschließlich als eine Fan-Fiktionserie aus dem „Perryversum“.
Wer weitere Informationen darüber erhalten möchte, wende sich bitte an folgende Email-Adresse:
GraueAllianzNeo@email.de


Wir suchen noch Mitstreiter für die Serie. Falls Ihr an dieser reinen Fanfiktion-Serie als Autor, Graphiker, Zeichner, Ideengeber und vor allem als Lektor mitarbeiten wollt, dann bitte melden unter obiger Adresse. Über einen technischen Koordinator würde ich mich ebenfalls freuen.
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Re: Fan-Projekt: NEO-Kurzgeschichten

Beitrag von overhead »

@Honor_Harrington und Delorian Rhodan

Ich möchte mich für Eure Geschichten bedanken, beide Story`s haben mir gefallen und machen Hunger nach mehr...........

gruß overhead
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Roi Danton
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Re: Fan-Projekt: NEO-Kurzgeschichten

Beitrag von Roi Danton »

honor - Deine Storry hat mir sehr gut gefallen, vor allem der Ziehsohn, erinnerte mich an den Katzer, Breiskol oder so ähnlich. Sehr einfühlsam. Auch die Kultur der Mehandor weiterentwickelt :st:

Overhead
Wusste nicht, das Delorian hier ist. Ist der nicht bei ES? ;)
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Good bye, Besun!

Beitrag von Casaloki »

Honor_Harrington hat geschrieben:
Andererseits ist dieser thread für alle NEO-Fanstory da - und darum auch ihne Einschränkung.
Wer also in seinen Ideen keinen Bezug herstellen kann zu KE-MATLON ... dann ist es halt eben so.
Hauptsache es entwickelt sich ein gemeinsames Projekt und macht Spass.

Honor
Dann dräng ich mich doch mal auf und liefere einen kleinen Abstecher inr die Vor-KE-MATLON-Zeit. Sagen wir doch, bei meiner Geschichte handelt es sich um ein Prequel. :D Es ist eine Hommage, eine Verbeugung und ein Dankeschön, vielleicht auch ein: "Bitte kommt bald mal wieder vorbei", für mein liebstes NEO-Volk.

Goodbye, Besun

Der Regen prasselte auf den Homburger Hut, den er sich von der Hutablage im Foyer genommen hatte. Besun! Sehr praktisch mit der breiten Krempe, welche das Wasser vom Körper fern hielt. Es floss vorne und hinten herunter je nachdem, in welchem Winkel der Körper sich gerade befand. Es tropfte hinab zu den Pfützen, die sich auf dem großen Platz vor der Treppe, welche sich hoch zum Eingang des Gebäudes schwang, gebildet hatten. Das Licht ferner Lampen, das auf die Hauswand mit den vielen, unbeleuchteten Fenstern viel, spiegelte sich in den Wasserlachen, der Platz war leer bis auf den Fantan und einen kleinen Handkarren, auf welchem er seine wenigen Besun beförderte. Alles nach fantanschen Maßstäben legale Besun, natürlich. So wie der Inverness Mantel, in welchen er seinen Körper wickelte. Den hatte er in einem Gebäude gefunden, in welchem die Menschen Gegenstände ausstellen, und welcher angeblich einem lange verstorbenen berühmten privaten Ermittler gehört und der vor allem herrliche Musik erzeugt hatte. Dessen Geige hatte er auch gleich mitgenommen, der Besitzer war ja tot, also konnte der Fantan besun drauf geltend machen. Unter der Plane, die den Handkarren vor dem Regen schützte, befanden sich weiter eine Tüte mit leckeren, gefüllten Berliner Pfannkuchen (die in anderen Gegenden dieses Landes Krebbel oder Krapfen genannt wurden, was ihn zunächst verwirrt hatte); mehrere schwarze runde Platten voller Rillen, Schallplatten genannt, unter anderem mit Musik einer Kapelle namens The Monkees (Daydream believer, ein Lied über einen Besunsammler), sowie das dazu notwendige tragbare Abspielgerät; zwei Kugeln: ein Lederball mit Unterschriften einer Sportmannschaft aus dem irdischen Jahr 1972, welche man als Fohlen bezeichnete, und eine aromatisch duftende Kugel, die man Presskopp nennt; ein Betamax Halbzoll-Magnetbandsystem Aufnahme- und Abspielgerät; je eine mit einer roten Flüssigkeit gefüllte Flasche mit der Aufschrift Warburn Estates „Hells Bells“ und „Back in black“; ein sehr freizügiges, gleichzeitig aber auch sehr humoriges Buch namens „Voynich Manuskript“.

Doch sein größtes Besun musste er zurücklassen. Er schob den Homburger in den Nacken und schaute es sich wehmütig ein letztes Mal in dem wenigen Licht an, der Regen war ihm jetzt egal. Elegant lag es vor ihm mit seinen beiden Flügeln, dem herrlich aufragenden Dach, und den vielen Fenstern. Die anderen Fantan warteten auf ihn, er hatte nur wenig Zeit und es standen keine Kapazitäten zur Verfügung, um es mitzunehmen. Bedauerlich. Er hatte sich so wohl gefühlt in seinen Hallen, war die Treppen herauf und herunter gelaufen, obwohl ihm dies sehr schwer gefallen war. Dies war sein ultimatives Besun gewesen, es hatte seine Fantan-Seele berührt. Er konnte sich seiner Ausstrahlung nicht entziehen. Worte fand er dafür nicht, aber er wollte sich würdevoll verabschieden. Auf einem Datenträger der Menschen hatte er Bilder darüber gesehen, wie sich einige seiner vorherigen Besitzer verabschiedet hatten. Das gedachte er auch zu machen, eine passende Geste für so ein herausragendes Besun. Er holte unter der Plane mehrere Fackeln hervor und entzündete sie. In Ihrem Licht legte er auf das Schallplattenabspielgerät eine kleine schwarze Platte und stellt den Lautsprecher auf. Die Nadel des Tonabnehmers mit dem Diamantkopf kratzte über die sich drehende Scheibe, es rauschte und knackte aus dem Lautsprecher, bevor die Musik begann. Der Fantan lauschte ergriffen der Melodie und hielt mit seinen Extremitäten die Fackeln hoch: „Somewhere over the rainbow, way up high…..“. Er nahm den Anblick seines Besun für immer in seine Erinnerungsknoten auf, genoss das erhebende Gefühl, einmal ein so großartiges Besun besessen zu haben und verbeugte sich davor, soweit es sein Körper und der Hut zuließen und wie er es ebenfalls in dem Film gesehen hatte. Bei „Someday I’ll wish upon a star“ drehte er sich um, warf die Fackeln weg und zog mit seinem über das nasse Kopfsteinpflaster rumpelnden Handkarren, aus welchem noch immer die Musik klang, in Richtung Ausgang. Leise sang er mit: „Oh, Somewhere over the rainbow way up high; And the dream that you dare to, why, oh why can't I?” und wusste, er würde Schloss Bellevue nie wieder sehen.
Aktuelle Musikempfehlung "White Bear Lake" von Johnny Bob

„Ich habe Dinge gesehen, die ihr Menschen niemals glauben würdet. Gigantische Schiffe, die brannten, draußen vor der Schulter des Orion. Und ich habe C-Beams gesehen, glitzernd im Dunkeln, nahe dem Tannhäuser Tor. All diese Momente werden verloren sein in der Zeit, so wie Tränen im Regen. Zeit zu sterben.“ Blade Runner, Roy Batty (gespielt von Rutger Hauer).
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Re: Fan-Projekt: NEO-Kurzgeschichten

Beitrag von Honor_Harrington »

@ Danke an overhead und Roi Danton. :wub:

Ja - Arara ist eine Hommage an den Katzer Breiskol / SOL. :rolleyes:

Schön, dass Casaloki ebenfalls so schnell nachgezogen hat. :st:

Hoffe natürlich, dass dieses kein schnelles "Strohfeuer" ist - einmal wie Silvester abgebrannt und dann nix mehr - sondern immer mal wieder mäßig, aber regelmäßig Fan-Geschichten folgen. :unschuldig:
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Re: Fan-Projekt: NEO-Kurzgeschichten

Beitrag von Schnurzel »

Ich habe auch eine kleine NEO-Geschichte in petto. Ich hoffe, sie wird am Wochenende fertig.

Edit: Hach, ich sehe gerade, dass Casaloki mir einiges vorweg genommen hat. Ich wollte eigentlich eine kleine Hommage an den Jazz und die Vinyl-Platte schreiben. Verdammt! Aber ich schreibe die Story trotzdem. Sie wird aus der Sicht eines Menschen sein.
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Re: Fan-Projekt: NEO-Kurzgeschichten

Beitrag von Casaloki »

Schnurzel hat geschrieben:Ich habe auch eine kleine NEO-Geschichte in petto. Ich hoffe, sie wird am Wochenende fertig.

Edit: Hach, ich sehe gerade, dass Casaloki mir einiges vorweg genommen hat. Ich wollte eigentlich eine kleine Hommage an den Jazz und die Vinyl-Platte schreiben. Verdammt! Aber ich schreibe die Story trotzdem. Sie wird aus der Sicht eines Menschen sein.
Ach, Ornett Colemans "Free Jazz" dürfte auch für Fantans ein Genuss sein. Bild
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Re: Fan-Projekt: NEO-Kurzgeschichten

Beitrag von Schnurzel »

Casaloki hat geschrieben:
Schnurzel hat geschrieben:Ich habe auch eine kleine NEO-Geschichte in petto. Ich hoffe, sie wird am Wochenende fertig.

Edit: Hach, ich sehe gerade, dass Casaloki mir einiges vorweg genommen hat. Ich wollte eigentlich eine kleine Hommage an den Jazz und die Vinyl-Platte schreiben. Verdammt! Aber ich schreibe die Story trotzdem. Sie wird aus der Sicht eines Menschen sein.
Ach, Ornett Colemans "Free Jazz" dürfte auch für Fantans ein Genuss sein. Bild
An die Platte habe ich tatsächlich auch gedacht, denn die Musik der Fantans soll ja auch ziemlich "frei" sein (aber das muss ich nochmal genauer nachlesen, um keine Widersprüche zu erzeiugen). Aber ich habe mich für "Live In Seattle" von John Coltrane entschieden.
Deine Geschichte finde ich übrigens klasse! Auch die von Roi und Honor!
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Re: Fan-Projekt: NEO-Kurzgeschichten

Beitrag von Roi Danton »

Casaloki hat geschrieben:
Schnurzel hat geschrieben:Ich habe auch eine kleine NEO-Geschichte in petto. Ich hoffe, sie wird am Wochenende fertig.

Edit: Hach, ich sehe gerade, dass Casaloki mir einiges vorweg genommen hat. Ich wollte eigentlich eine kleine Hommage an den Jazz und die Vinyl-Platte schreiben. Verdammt! Aber ich schreibe die Story trotzdem. Sie wird aus der Sicht eines Menschen sein.
Ach, Ornett Colemans "Free Jazz" dürfte auch für Fantans ein Genuss sein. Bild
Deine Story Casa hat mir auch gefallen. :st:

Schnurzel auch deine Story ist hier Willkommen.

Langsam geht hier die Post ab B-) B-)
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Re: Fan-Projekt: NEO-Kurzgeschichten

Beitrag von Casaloki »

Schnurzel hat geschrieben: "Live In Seattle" von John Coltrane
Die CD kenn ich nicht, ist gleich auf meine Amazonas-Wunschliste gewandert. :st:
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Re: Fan-Projekt: NEO-Kurzgeschichten

Beitrag von overhead »

@ Roi Danton und casaloki

Schönen Dank für die stimmungsvollen Storys - ich hoffe doch, das KNF hier mitliest...............

Und - Schnurzel - ist das Wochenende noch nicht um ? - wegen der Story.............

cybermancers Story fehlt auch noch oder hatte er nicht so was angekündigt - Honor_Harrington ?

Es geht wirklich die Post ab..........

Gruß overhead
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Re: Fan-Projekt: NEO-Kurzgeschichten

Beitrag von Honor_Harrington »

Schön -
da haben wir also schon mal drei Kurzgeschichten:
1) Die Matriarchin
2) Roi Dantons Reise ins Neoversum
3) Goodbye, Besun


Angekündigt haben sich:
Loborien
Schnurzel

Und erwägen noch:
Cybermancer
Kapaun

Ob noch mehr Foristen sich innerlich einen Ruck geben und zur Feder greifen?!
:wub:
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Roi Danton
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Re: Fan-Projekt: NEO-Kurzgeschichten

Beitrag von Roi Danton »

[quote="overhead"]@ Roi Danton und casaloki

Schönen Dank für die stimmungsvollen Storys - ich hoffe doch, das KNF hier mitliest...............Bitte nicht übertreiben, Overhead. :)
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Re: Fan-Projekt: NEO-Kurzgeschichten

Beitrag von Loborien »

Fragmente der Sterne

Kapitel 1: Fragment der Schmerzen
Meine Augenlider flatterten als ich mit einem schmerzhaften Stöhnen zu mir kam. Die Dunkelheit wurde nur gelegentlich von dem Licht der kleinen Funkenschauer verdrängt, welche aus dem völlig zerstörten und verschmolzenem Pilotenpult stoben. Wo war ich ? Meine Gedanken flossen dahin, kaum zu fokussieren. Ich konnte spüren das ich mich drehte, langsam und bedächtig, mitsamt des Sitzes in den ich festgeschnallt war.
Das Shuttle mit dem wir geflüchtet waren. Der Treffer des Arkonidenraumers. Ich fühlte die die Schwerelosigkeit und begriff das es unser Shuttle war, das sich trudelnd um die eigene Achse drehte. Dann kam der Schmerz. Erst in meinem Kopf. Mit einem erneuten aufstöhnen konnte ich das Blut an meinen Fingern spüren als ich mir die Schläfen massierte. Es folgte ein greller Schmerz als ich das Bein anzog. Im Schein der Funken wurde mir erst bewusst das ein Teil der Steuerkonsole in meinem Oberschenkel steckte.
Bazlaan ! ?
Mein Blick flog nach links, zum Pilotensitz. Sein Lebloser Körper, von den Gurten gehalten, war in sich zusammen gesackt. Sein Kopf auf die Brust gesunken. Panik überwältigte mich, als ich seinen Arm ergriff und ihn schüttelte. Gedanken rasten durch meinen Kopf und über allem der eine flehentliche Wunsch... Bitte Gott, lass ihn nicht Tod sein.

Kapitel 2: Fragment der Freundschaft
Ich war überwältigt von der Schönheit dieses Wunders. Grüner Rasen, dazwischen kleine Baumreihen überdacht von einer gewaltigen Kuppel aus durchsichtigem Stahl, durch den das Sternenklare Firmament zu sehen war. Wie ein Ertrinkender saugte ich so viele Eindrücke wie möglich in mich ein, von der Angst getrieben eines der Wunder dieser Station zu übersehen. Immer wieder drehte ich mich beim gehen um die eigene Achse, den Blick nach oben gerichtet. Dies waren die Sterne von denen ich geträumt hatte als ich dem Ruf Rhodans gefolgt war, mich meiner Familie widersetze, mein Konto räumte und mich trotz meiner gerade 16 Jahre in den Flieger setzte um wie all die anderen in Richtung Gobi zu pilgern um die Vision Terrania wahr werden zu lassen.

Völlig in diese Wunder und Gedanken versunken nahm ich den kleinen Teich erst wahr als jemand eine Warnung ausrief, doch es war zu spät und ich spürte wie der Boden unter mir abrutsche, jemand mich ergriff und wir zu zweit mit einem lauten klatschen ins Wasser stürzten.
Prustend und klitschnass gelang es mir mich auf die Knie zu setzen. Unter mir, noch halb im Wasser, lag ein junger Bursche in etwa meinem Alter. Er hatte kurzes Rotes Haar, wie die meisten Mehandor die ich gesehen hatte, welches jedoch struppig dem Wasser trotzte. Seine Augen jedoch hatten einen faszinierenden tiefroten Schimmer, der seinen leichten Bartflaum ein wenig verwegen aussehen ließ. Ich musste ihn wohl ziemlich dümmlich angestarrt haben, denn langsam schlich sich ein breites Grinsen in sein jugendliches Gesicht.
„Na herzlichen Dank. In Gedanken wohl sehr weit weg gewesen oder ? „
Seine Stimme klang deutlich älter als es nach außen den Anschein hatte. Mir wurde erst jetzt bewusst das ich ihn noch immer unter Wasser drückte mit meinem Gewicht. Schamröte schoss mir ins Gesicht als ich stotternd und unbeholfen versuchte auf die Beine zu kommen.
„Oh Shit, Es.. Es tut mir leid.. das wollte ich nicht“, stammelte ich unbeholfen, nur um erneut abzurutschen und ihn wieder etwas tiefer ins Wasser zu drücken.
„Du bist einer der Terraner ? Ein Hastlu oder ?“ Dabei versuchte er sich erneut aufzurichten, so das unsere Nasenspitzen sich berührten und ich erneut in dieses umwerfende Grinsen blicken konnte. Wie von einer Klapperschlange gebissen sprang ich zurück, völlig verwirrt von dem Gefühl das diese Berührung in mir auslöste.
„Ein was ?“ Mein fragender Blick brachte ihn nun gänzlich zum Lachen. Ein ehrliches und überaus sympathisches Lachen wie es mir durch den Kopf schoss.
„Ein Hastlu. Ein Gast oder auch Reisender wie man hier auf Ke-Matlon sagt“. Nachdem ich ihn nun freigegeben hatte konnte er sich endlich aus dem Wasser erheben, während ich noch immer im Wasser kniete und meinen Blick nicht von ihm abwenden konnte.
„Ähm ja,.. ich gehöre zur TOSOMA. Wir hatten da einen ziemlich dämlichen Zwischenfall an Bord und das Schiff wird nun repariert“ nuschelte ich verlegen, während er mir die Hand entgegen streckte und mir aufhalf.
„Nun, unglückliche zwischenfälle scheinen euch Terraner ja überall hin zu verfolgen“ antwortete er mit einem noch frecheren Grinsen als bisher. Nun konnte auch ich nicht mehr anders als sein entwaffnendes Lächeln zu erwidern.
„Mein Name ist Bazlaan“. Mit diesen Worten verneigte er sich spielerisch vor mir. „Kevin“ antwortete ich während ich mich bemühte einige hartnäckige Fäden Seegras aus meinen kurzen Haaren zu zupfen.
„Nun Kevin der Terraner, ich denke als Gebot der Gastfreundschaft sollte ich dafür sorge tragen das wir neue trockene Kleidung für dich finden oder ? Schließlich bist du ein Hastlu und wir Nahm sorgen uns um unsere Gäste“. Ohne eine Antwort abzuwarten marschierte er in Richtung eines Korridors und mit tropfenden Schritten folgte ich meinem allerersten Alien Freund den ich gefunden hatte.

Kapitel 3: Fragment der Erkenntnis
Das Quartier war der absolute Hammer. Die ersten Minuten war ich einfach nur ein staunender kleiner Junge der in eine Kiste voller wundersamer Spielzeuge blickt. Hologramme, welche einen Teil des Beta-Albireo Systems zeigten, über dem Bett ein sich bewegendes Abbild der Milchstraße und eine Trivideo Anlage bei der ich einfach nicht heraus finden konnte wo genau die ruhige sanfte Musik ihren Ursprung hatte. Aber am eindrucksvollsten war das große Bullauge, welches einen freien Blick in den Weltraum ermöglichte und sogar einen Teil der Eiswelt Snowman zeigte, von dem mir Bazlaan gesagt hatte, das die Mehandor ihn Gedt-Kemar nannten. Ich war so fasziniert von dem Anblick, das ich nicht sofort begriff wie traurig er neben mir den Planeten anstarrte.

Während ich nun neu eingekleidet mit einigen seiner Sachen auf dem Bett saß und das Milchstraßenhologramm betrachtete zog es meinen Blick immer wieder zu dem jungen Mehandor, welcher sich soeben ein neues Hemd über den Kopf zog. Ich war völlig durcheinander. Dieser Mehandor hatte etwas unheimlich anziehendes an sich und bei diesem Gedanken steigerte sich mein Gedankenchaos noch weiter.
Nachdem Bazlaan mit seiner Frisur zufrieden war, nahm er zwei Becher von einem Tisch und setzte sich neben mich, so das wir nun gemeinsam zum Bullauge hinausschauten.
„Alles in Ordnung Terraner ? Du wirkst ein wenig als wärst du in Gedanken woanders ?“. Bei diesen Worten blickte er mich besorgt an. Die Nähe zwischen uns öffnete einen Strudel aus Angst, Begierde, Zuneigung und Flucht in mir.
„Nein, es ist hier nur alles so unglaublich neu und verwirrend für mich“. Mir wurde schlagartig klar das ich mit diesen Worten nicht nur diese Raumstation beschrieb und seine Augen ließen erkennen, das er sich dessen bewusst war. Es war ihm anzusehen das er gerne etwas gesagt hätte, aber ihm wohl der nötige Mut fehlte. Schließlich hob er die Hand und fuhr vorsichtig an der langen Narbe über meinem linken Auge entlang.
„Woher hast du diese Verletzung ?“ fragte er schüchtern, wobei er wieder meinen Blick suchte.
„Die Narbe ? Von dem Unfall den wir mit der TOSOMA hatten. Wir hatten in einem Hangar eine Bühne aufgebaut und Schauspieler gaben eine Vorstellung dort. Ich gehörte zu dieser Gruppe. Doch es gab einen Unfall und der Hangar wurde von der Positronik verriegelt. Die Schiffsführung musste uns alle in den Weltraum schleudern und dann mit Traktorstrahlen wieder an Bord holen. Völlig durchgeknallte Geschichte ich weiß. Dabei bin ich mit dem Gesicht irgendwo angeschlagen“. Bei der Erinnerung fuhr ich ebenfalls unbewusst die Narbe entlang und Gänsehaut kroch mir den Nacken hinauf, als ich an den Moment im Weltraum dachte, bevor ich fortfuhr.
„Weißt du Bazlaan, ich habe noch nie in meinem Leben so viel Angst gehabt wie in diesem einen Moment. Mein Vater ist ein Mohawk und als und Kind war ich deswegen oft derjenige in der Klasse, welcher von den anderen in die Mangel genommen wurde. Aber diese Angst damals war ein Fliegenschiss, gegen das was ich dort erlebt habe. Der Weltraum ist das wundervollste was ich je erlebt habe.. aber er macht mir auch eine Heidenangst“.
Ich konnte die Tränen spüren die langsam über meine Wangen liefen bei der Erinnerung an das erlebte. Bazlaan legte seine Hand vorsichtig auf meine Schulter. Seine Finger fuhren mitfühlend über meinen Nacken und hinterließen erneut dieses Gefühl von bedingungsloser Zuneigung in mir. Sein Blick war tief in sich gekehrt als er antwortete.
„Ich kenne das Gefühl wenn man nicht so wie die anderen ist. Meine Mutter war Arkonidin, mein Vater ein Nahm. Die anderen nannten mich immer Rotauge. Vor allem als Vater vor einigen Jahren nach Gedt-Kemar verbannt wurde war es kaum zu ertragen. Mutter starb bei meiner Geburt und ich war ab da alleine. Die Brut eines Verräters halt“.
Ich schaute ihn fassungslos an. Alleine, ohne Verwandte auf dieser Station aufzuwachsen musste tiefe Wunden in seiner Seele hinterlassen haben. Dann rissen uns die Alarmsirenen zurück in die Wirklichkeit.

Kapitel 4: Fragment der Fürsorge
Ich stehe vor dem Bullauge und bin noch immer innerlich versteinert vor Angst. Bazlaan hat das Quartier verlassen. Er sagte er habe einen Plan wie er mich von der Station bringen kann, damit das Arkonidische Geschwader mich nicht inhaftieren kann.
Vor meinem inneren Auge laufen immer und immer wieder die Bilder der letzten Stunden ab, wie ein verdammter Sience Fiction Film.
Erneut stehe ich mit Bazlaan vor dem Bullauge und sehe wie die TOSOMA von der Station abgestoßen wird. Das Kugelraumschiff nimmt Fahrt auf, versucht den Arkonidischen Raumschiffen zu entkommen. Ich sehe sehe die Einschläge der Waffen und das zusammenbrechen der Schilde. Meine Hände verkrampfen sich als das Schiff, mit dem ich hier angekommen bin, einem glühenden Kometen gleich in die Atmosphäre von Snowman stürzt.
Ich spüre Bazlaans Hände auf meiner Schulter, wie er versucht mir halt zu geben und ich trotzdem fast zusammenbreche. Er mich in den Arm nimmt und ich ihn mehr loslassen kann.
Die Tür öffnet sich und ich sehe sein besorgtes Gesicht.
„Schnell Kevin, komm mit. Ich habe ein Shuttle organisiert. Ich bringe dich nach Gedt-Kemar und hole dich zurück wenn die Arkoniden wieder weg sind“. Als wir gehen, lasse ich mein bisheriges Leben zurück.

Kapitel 5 : Fragment der Wiedergeburt
Ich sehe das sich sein Brustkorb bewegt. Er Lebt also. Es ist als würde mir jemand eine Zentnerschwere Last von den Schultern nehmen. Dann geht ein Ruck durch das Shuttle und einige Sekunden später sprühen Funken als jemand das hintere Schott aufschweißt. Der Rauch wird fast unerträglich bis mit einem endgültigen Knall das Schott aufgesprengt wird.
Ich huste und kann kaum atmen Dann schiebt sich ein wahres Monster durch den Rauch auf uns zu. Dunkle Lederne Haut, drei funkelnde Augen und Hände von der Größe eines Fußballs. Ein Gigant.
Ich greife nach Bazlaans Hand und verspüre eine innere Ruhe die mir unheimlich ist.
Der Riese greift nach den Sicherungen der Sitzgurte als ich ihn anbrülle.
„Warum ? Was haben wir euch getan ihr verdammten Hunde ? Pack mich an und ich schlage dir deinen verdammten Schädel ein du Monster“.
Der Riese zögert, scheint irritiert zu sein. Seine Stimme ist ein reibendes knurren.
„Wer bist du ? Wie ist dein Name ?“. Meine Augen funkeln ihn herausfordernd an als ich seinem Blick standhalte und nicht nachgebe.
„Kevin Jones. Mein Vater gab mir den Namen Thunderheart. Ich bin ein Mohawk, ein Mensch, nein ein Terraner !“. Mit einem knurren füge ich hinzu „..und ich schwöre dir, das ich dich töten werde wenn du deine Hand gegen mich oder Bazlaan erhebst“.
Erneut zögert der Gigant. Mein Adrenalin ebbt langsam ab und ich spüre den Keim der Angst in mir aufsteigen, doch ich zeige sie nicht, versuche sie zu verbergen.
Der Gigant funkelt mich abschätzend mit seinen drei Augen an. Dann hebt er seinen Arm und nimmt mit jemandem Funkkontakt auf.
„KEAT`ARK, zwei überlebende Mehandor im Shuttle, benachrichtigen sie Ke-Matlon das sie eine Rettungsfähre schicken. Keine Menschenflüchtlinge gefunden. Toreaad Ende".
Als er sich abwendet um das Schott zu sichern sagt er einen letzten Satz.
„Du hast Mut und Stärke gezeigt Terraner, eines Naats würdig“.
Ich atme durch, zittere nun am ganzen Körper. Dann sehe ich wie Bazlaan mich erschöpft anschaut. Er lächelt schwach und ich erwidere das Lächeln.

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Ich hoffe es gefällt :P .. Musste selber Korrekturlesen und darum dürfen gefundene Fehler gerne behalten und weiter verschenkt werden :)
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Es ist leider leichter, einen Atomkern zu spalten als ein Vorurteil. - Albert Einstein
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Re: Fan-Projekt: NEO-Kurzgeschichten

Beitrag von overhead »

@ loborien

Gute Story....... :st:

@ Roi Danton

Warum nicht KNF.................... :fg:
Der hat sich den ganzen Tag im Forum rumgetrieben..................... :D

Gruß overhead
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Re: Fan-Projekt: NEO-Kurzgeschichten

Beitrag von Roi Danton »

overhead hat geschrieben:@ loborien

Gute Story....... :st:

@ Roi Danton

Warum nicht KNF.................... :fg:
Der hat sich den ganzen Tag im Forum rumgetrieben..................... :D

Gruß overhead
@Laborien... Tolle, einfühlsame Geschichte :st:
Hoffentlich gibt es eine Fortsetzung.

@Overhead: Warum nicht KNF? Weil ich meine Grenzen kenne, bin nur ein Fanautor B-)
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Re: Fan-Projekt: NEO-Kurzgeschichten

Beitrag von Loborien »

Freut mich das es gefallen hat :) .. schließlich war es meine erste Story ever ^^..

Mal schauen, vielleicht gibt es ja eine Fortsetzung für Bazlaam und Thunderheart, schließlich sind die Mehandor ja brennend an den Terranern interessiert, die auf dem Gespinnst zurück bleiben mussten (siehe Honnors Geschichte) :)
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Re: Fan-Projekt: NEO-Kurzgeschichten

Beitrag von Honor_Harrington »

Wow - das geht ja schnell.
Und schon ist die nächste Story da.
4) Fragmente der Sterne

Laut dem anderen Thread wollte auch @hartmutschmitt seine Kurzerzählung entweder überarbeitet hier posten oder eine Fortsetzung.

@overhead
Ich gehe natürlich auch davon aus, dass KNF sich diesen Thread "Fan-Projekt NEO-Kurzgeschichten" anguckt.
Er hat im anderen Thread ausdrücklich die Eröffnung dieses Fan-Thread begrüßt.
Da wird er wohl auch ab und zu mal vorbeikommen und sich die Kurzgeschichten (nicht den Quasi-Spam) anschauen.

Jedoch mit welcher Perspektive?
1) Interessant ist auf der ersten Stufe zu gucken: Wieviele Foristen bewegen sich im NEO-Forum und kommentieren nicht nur die Autoren-Romane, sondern sind selber aktiv - und schreiben.
Weil - ich sag das jetzt mal so salopp - man in der Betrachtung einer Erzählung ganz anders herangeht, wenn man selber das eine oder andere schon mal Gedanken zu Papier gebracht hat.
Es ist schlicht eine ganz andere "Würdigung" und Abschätzung an "Herausforderung".
Aber klar: Als Konsument bleibt es mir immer unbenommen zu sagen, welche Speise mein Lieblingsgericht ist und welches eher Magengrimmen verursacht.
2) Früher gab ich bei PREA immer wieder in Abständen Aufrufe zum Schreiben von Kurzgeschichten, die beim Verlag eingeschickt werden konnten und auch entsprechend mit "Preisehrung" bewertet wurden. Auf dieser zweiten Stufe wäre die Mindestqualifikation, dass zumindest die - bescheidenen - Vorgaben erfüllt werden.
Als ich diese Projekt-Idee formulierte, war die Überlegung eine Schnittstelle zu schaffen, an denen sich alle schreibenden Fans treffen können. Also das Gespinst KE-MATLON!
Das war die ursprüngliche Intention (Variation A). Bei den Reaktionen im anderen Thread war jedoch ziemlich schnell klar, dass diese Intention nicht zu halten war, sondern dieses Projekt nur zustande kommen kann, wenn praktisch null an Voraussetzung vorhanden ist (Variante B - jeder schreibt, was er halt will).
3) Als dritte Stufe wäre dann schlussendlich die Frage: welchen Mehrwert haben diese Kurzgeschichten für die NEO-Handlung?
Oder gespiegelt: Warum sollte KNF sich überhaupt die Mühe machen und seine wenige - also kostbare - Zeit dazu nutzen, sich diese Geschichten durchzulesen?
Oder andere Autoren?
Nach dem gesunden Menschenverstand doch vordergründig, um bestimmte Anregungen zu bestimmte Aspekte der NEO-Geschichte zu bekommen.
Wir sind aktuell bei NEO #36.
Geschrieben sind die Manuskripte bestimmt schon bis NEO #40.
Das Expose wurde im Dezember bereits bis NEO #50 besprochen.
Mit anderen Worten: Die Generallinie wurde bereits bis Oktober 2013 festgesurrt.
Einzelne Autoren können - wenn sie den wollen - noch das eine oder andere in ihrem Heft einfließen lassen (ab #42 ->).
Aus diesem gesagten ergibt sich ein lesen mit der Intention:
Was kann ich hier im thread konkret als Anregung für meine NEO-Geschichten finden;
was den bisherigen Stoff ergänzt, vertieft, erweitert oder einzelne Aspekte in einem bis dahin nicht beachteten neuem Lichte stellt?
Es bedarf also ein vorweggedachtes schreiben, welches möglich viele Zugänge bereit hält.

Aber das sind nur paar theoretische Überlegungen am Rande - entscheidend ist die praktische Handhabung.
NEO Fan-Kurzgeschichten zu schreiben, weil es Spass macht.
Hier bietet sich dei Möglichkeit an, anzufangen.
Also auch du... :D
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Re: Fan-Projekt: NEO-Kurzgeschichten

Beitrag von Roi Danton »

Honor_Harrington hat geschrieben:Wow - das geht ja schnell.
Und schon ist die nächste Story da.
Aber das sind nur paar theoretische Überlegungen am Rande - entscheidend ist die praktische Handhabung.
NEO Fan-Kurzgeschichten zu schreiben, weil es Spass macht.
Hier bietet sich dei Möglichkeit an, anzufangen.
Also auch du... :D

ich schreibe einfach, weil es mir Spass macht, ohne irgendwelchen Hintergedanken, wie beispielsweise, um Ideen für das Neo-Team zu generieren.
Schreibe lieber meine eigenen Sachen. Nicht alle sind so analytisch und vorausschauend veranlagt wie du, Honor. Bei mir ist weniger der Verstand, als die Gesamteinheit Mensch, also, Geist, Seele und Verstand beteiligt. :unschuldig: :unschuldig: :)
Mache aber ruhig weiter damit, Honor, deine analythischen Schreibwerke sind wirklich super! :st:

Grüße
Roi Danton
"Oro, wo ist mein Riechfläschchen?"
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Re: Fan-Projekt: NEO-Kurzgeschichten

Beitrag von Roi Danton »

Roi Danton hat geschrieben:
Honor_Harrington hat geschrieben:Wow - das geht ja schnell.
Und schon ist die nächste Story da.
Aber das sind nur paar theoretische Überlegungen am Rande - entscheidend ist die praktische Handhabung.
NEO Fan-Kurzgeschichten zu schreiben, weil es Spass macht.
Hier bietet sich dei Möglichkeit an, anzufangen.
Also auch du... :D

ich schreibe einfach, weil es mir Spass macht, ohne irgendwelchen Hintergedanken, wie beispielsweise, um Ideen für das Neo-Team zu generieren.
Schreibe lieber meine eigenen Sachen. Nicht alle sind so analytisch und vorausschauend veranlagt wie du, Honor. Bei mir ist weniger der Verstand, als die Gesamteinheit Mensch, also, Geist, Seele und Verstand beteiligt. :unschuldig: :unschuldig: :)
Mache aber ruhig weiter damit, Honor, deine analythischen Schreibwerke sind wirklich super! :st:

Grüße
Roi Danton
"Oro, wo ist mein Riechfläschchen?"
Ups, was ist da passiert, doppelt gemobbelt. :sn:
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Schnurzel
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Re: Fan-Projekt: NEO-Kurzgeschichten

Beitrag von Schnurzel »

So, nun meine versprochene Story - eine kleine Hommage an den Jazz im Allgemeinen und John Coltrane und Vinyl-Platten im Besonderen. Auch hier gilt: die Fehler und stilistischen Unfeinheiten gehören mir!


JOHN COLTRANE STEREO BLUES oder:
Wie meine Plattensammlung draufging


Anfang August 2036

Für heute bin ich erledigt! Völlig genervt werfe ich die Folien mit den Plänen auf die Couch und schmeisse mich direkt hinterher, nicht ohne darauf zu achten, dass ich nicht auf der Folie lande. Die vom Umweltamt kosten mich noch sämtliche Nerven wegen dieser popeligen Renaturierung. Da soll ein Stück begradigter Bach in seinen ursprünglichen natürlichen Zustand zurückgeführt werden und das Amt verlangt eine Umweltverträglichkeitsprüfung für die Bauarbeiten!

Egal! Jetzt ist erstmal eine Runde Abhängen angesagt. Das Zimmer ist noch abgedunkelt, also ziehe ich die Rollläden meiner Altbauwohnung hoch. Wenigstens eine Klimaanlage hat diese Dreckswohnung, aber da ich empfindlich gegen Klimaanlagen bin, nutze ich sie ziemlich selten. Nur bei unerträglicher Hitze. Doch die haben wir heute nicht. Noch nicht: Für das Wochenende sind über 35 Grad gemeldet.

Ich reisse die Fenster auf und lasse frische Luft herein. Mein Plattenschrank zieht mich magisch an. Hm, John Coltranes Album "Live In Seattle" kommt bestimmt super im Moment. Ich grinse: vor allem ist es bei voller Lautstärke perfekt geeignet, diesen bekloppten Lotkowski im Stockwerk über mir auf die Palme zu bringen.

Ich ziehe das 65 Jahre alte Doppelalbum vorsichtig zwischen den anderen Platten hervor und wiege es ehrfürchtig in den Händen. Schwarzes Gold! Man kann zigtausende Musikstücke auf kleinste Speichereinheiten ziehen oder sofort online über das Pad hören, und das schon seit über dreißig Jahren in sensationeller Tonqualität, aber was für ein erhabenes Gefühl ist es, ein Platte mit Klappcover in den Händen zu halten, die zudem noch alt riecht.

Bevor ich die Platte auflege, werfe mich ich erstmal auf die Couch und greife nach dem Pad, um die neuesten Nachrichten abzurufen. Ich stöhne auf. Perry Rhodan auf allen Kanälen! Dabei interessiert mich dieser Mensch nicht die Bohne! Was bringt mir dieses ganze Spektakel in der Wüste Gobi! Interessanter finde ich schon die Nachrichten über diese merkwürdigen Aliens, diese Fantans, die seit ein paar Tagen den ganzen Planeten unsicher machen und klauen wie die Raben. Sie sollen sogar die komplette Golden Gate Bridge in San Francisco geklaut haben!

Ich lege das Pad wieder zur Seite, lege endlich die Platte auf, lehne mich zurück und lausche ergriffen den ersten Klängen von "Cosmos", den Saxophonen von Coltrane und Sanders und den rollenden Drums von Jones.

Es läuft gerade die dritte Plattenseite, "Evolution" - Coltrane und Sanders und die Bassklarinette von Garrett improvisieren wie die Teufel, unterstützt von Garrisons fast fröhlichen Basslinien, es wird immer wilder, aggresiver, ekstatischer, die Töne umkreisen einander, werden immer abgehackter -, da klopft es heftig. Ich stöhne auf, aber irgendwie habe ich auch darauf gewartet. Lotkowski! Der einzige Mensch auf diesem Planeten, der nicht die Klingel benutzt, sondern an die Tür klopft. Soll er sich doch die Knöchel blutig klopfen! Aber diese Geräusche verleiden mir die Freude an der Musik und so stehe ich auf. Gehe zur Tür, öffne sie. Ja, Lotkowsi, wer auch sonst.

"Langsam habe ich aber die Fresse dick", fängt er an zu lamentieren und muss schreien, um sich gegen die Musik verständlich zu machen. Ich mache per Fernbedienung die Musik etwas leiser. Ich habe jedenfalls keine Lust, zu schreien. Lotkowskis feistes Gesicht ist gerötet, ob vor Zorn oder vor Anstrengung, kann ich nicht sagen. "Wenn das nicht bald aufhört, werde ich Sie... Sie..." Er stockt und seine Augen weiten sich, als er an mir vorbei blickt. Sein Gesicht bekommt einen Ausdruck, wie, wenn bei jemandem urplötzlich der galoppierende Schwachsinn zu Tage tritt.

Ich höre im Hintergrund ein leises Summen, dass von außerhalb der Wohnung kommen muss, und stelle verwirrt fest, dass ich es nicht mit dem Straßenlärm in Einklang bringen kann. Dieser scheint in den letzten zehn Sekunden auch merklich nachgelassen zu haben. Außerdem ist es im Wohnzimmer dunkler geworden. Hastig drehe ich mich um. Was ich sehe, verschlägt mir die Sprache.

Vor meinem Wohnzimmerfenster schwebt eine dieser Fantan-Flundern, denen man seit ein paar Tagen nicht entgehen kann, wann immer man das TV oder das Pad einschaltet. Der Schreck fährt mir in die Glieder. Aus den Augenwinkeln bekomme ich noch mit, wie Letkowski in heller Panik den Flur entlang rennt, schnurstracks Richtung Treppenhaus, und dabei unartikulierte Geräusche ausstößt. Gerade als ich den Mund wieder zu bekomme, öffnet sich die Flunder und ein seltsames Wesen schwebt durch das Fenster in mein Wohnzimmer, ein etwa zwei Meter großer zylindrischer Körper mit feinen Schuppen und sechs Gliedmaßen, von denen zwei wohl als Gehwerkzeuge dienen. Jetzt steht er mitten in meinem Wohnzimmer. Dann wendet er sich mir zu und streckt mir mit einer seiner Extremitäten eine silberglitzernde Scheibe entgegen, etwa so groß wie eine CD. Ich fühle mich seltsamerweise nicht bedroht und nehme die Scheibe entgegen.

"Was sind das für Geräusche?" fragt er - und er meint ohne Zweifel meine John Coltrane-Platte!

Er redet deutsch. Und das perfekt - und wohl absolut synchron zu seinen angestammten Lauten, die man im Hintergrund hört. Die Scheibe ist irgendein Gerät, das mit außerirdischer Übersetzungssoftware gefüttert ist. Ich habe aber nicht die leiseste Ahnung, woher die Laute kommen und wie er überhaupt sehen kann.

Ich weiß, es ist absurd, aber unwillkürlich überlege ich noch, ob sich Lotkowski Verstärkung geholt hat, aber dagegen spricht wohl Lotkowskis Reaktion.

"Äh", beginne ich und bin mittlerweile absolut davon überzeugt, dass mein Gesichtsausdruck dem von Lotkowski gleicht, kurz bevor ich ihn flüchten sah. Wie redet man mit einem Alien, ohne gleich geblitzdingst zu werden oder wie das in einem alten Film heißt?

"Mögen Sie diese Musik nicht?" stottere ich. Was Schlaueres fällt mir im Moment nicht ein. Ich kenne jede Menge Leute, die Coltranes Spätphase nicht mögen, ja sogar hassen, deshalb kommt mir spontan dieser Gedanke. Ihn zu fragen, ob er mir nicht die Konstruktionsunterlagen eines Hyoerdyperantriebes überlassen kann, darauf bin ich erst später gekommen.

"Ich finde sie bemerkenswert!" sagt das Alien - ich weiß ja nicht mal, ob Männchen oder Weibchen - und fährt fort: "Wenn nicht gar faszinierend. Dieses erhabene Stakkato, diese vollendeten Disharmonien. Selbst der große Kjaddotch würde sich herablassen, Freudengesänge auszustoßen, ob solcher Virtuosität. Erzähl mir mehr davon!"

Ich fasse es nicht: ich stehe mit einem Alien, das ungefähr so aussieht, wie sich die Filmemacher der 1950er Jahre Außerirdische vorstellten, in meinem Wohnzimmer und rede mit ihm über John Coltrane. Ich erzähle also, dass es sich um eine Liveaufnahme handelt - wobei er den Unterschied zwischen einer Live- und einer Studioaufnahme nicht versteht, so sehr ich auch versuche ihm das zu erklären -, berichte von Pharoah Sanders, Tranes kongenialem Partner seiner letzten Jahre, über McCoy Tyners perlendes Pianospiel, schweife ab, hin zu Ornette Coleman, Cecil Taylor, Albert Mangelsdorff und Charles Lloyd, bis zum zum Genie eines Brian Blade, dessen vertrackte und energetische Drumsoli immer von neuem faszinieren. Der Fantan hört schweigend zu. Inzwischen läuft die Passage von "Exodus", in der Coltrane seine tiefen, urwüchsigen Schreie ausstösst, die einem Angst machen können, wenn man die Platte im Dunkeln hört und draußen der Sturm tobt.

Schließlich beendet der Fantan sein Schweigen und ich habe den Eindruck, dass er beifällig nickt, obwohl das von seiner Physiognomie her unmöglich ist. "Das ist Besun" erklärt er und trifft Anstalten, sich an meinen Boxen zu schaffen zu machen, nachdem er wohl festgestellt hat, dass die Musik genau von dort kommt.

"Nein!" schreie ich spontan, denn diese Boxen haben mal 2000 Euro gekostet. "Eigentlich kommt diese Musik von den Schallplatten", sage ich und deute auf meinen Plattenschrank. Kaum habe ich diesen verhängnisvollen Satz ausgesprochen, beiße ich mir auf die Lippen und verfluche mein Plappermaul. Aber zu spät! Der Fantan dreht sich um und betrachtet meinen Plattenschrank. Er hantiert mit drei seiner Extremitäten an einem Gerät und nach und nach schwebt jede einzelne Schallplatte wie von Geisterhand bewegt gemächlich durch das Wohnzimmer, durch das Fenster und schließlich hinein in die geöffnete Flunder, wohl auf Nimmerwiedersehen. Panik bemächtigt sich meiner.

"Nicht!" schreie ich noch einmal, diesmal lauter, verzweifelter, und möchte mich meinen geliebten Schallplatten hinterher in die Flunder stürzen, aber irgendeine geheimnisvolle Kraft hält mich fest. Ich kann mich keinen Millimeter bewegen, so sehr ich mich auch anstrenge. Der Fantan blickt mich dabei, wie mir scheint, ungerührt an, mit welchen Sinnesorganen auch immer.

Ich sehe ohnmächtig zu, wie schließlich die letzte Platte meiner Sammlung im Flunder verschwindet, der Fantan sich dieser Platte anschließt und die Flunder vor meinem Wohnzimmerfenster wendet und mit einer Beschleunigung, wie sie wohl nur ein Jetpilot am eigenen Leibe erfährt, Fahrt aufnimmt und schnell am Himmel entschwindet. Als meine Ohnmacht schließlich nachlässt, fällt mir nichts besseres ein, als diesem Hurensohn von einem Alien noch sämtliche Flüche hinterher zu schicken, die mir einfallen. Und das sind in diesem Moment nicht gerade wenige! Gleichzeitig kommen mir die Tränen, wenn ich an meine Plattensammlung denke. Lotkowski wird sich freuen!

Ich sitze minutenlang wie gelähmt auf meiner Fensterbank, starre in die beginnende Abenddämmerung und versuche mir beim Anblick meines Plattenspielers, den der Fantan dagelassen hatte, vorzustellen, wie diese Fremden zwischen den Sternen verzweifelt versuchen, diesen schwarzen Scheiben mit Hilfe ihrer hochgezüchteten Alientechnik Töne zu entlocken. Aber immerhin, Aliens mit gutem Geschmack!

ENDE

Ich hoffe, es hat einigermaßen gefallen.

"John Coltrane Stereo Blues" ist übrigens gleichzeitig der Titel eines Stückes einer Rockband namens Dream Syndicate. Dieser Titel hat mich in den 80ern neugierig auf den Namen John Coltrane gemacht, den ich vorher nicht kannte. Und mit der Platte "A Love Supreme" von Coltrane begann auch meine Liebe zum Jazz. Allerdings ist "A Love Supreme" wahrscheinlich nicht vertrackt genug, um einem Fantan zu gefallen. Deshalb habe ich "Live In Seattle" ausgewählt.
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Roi Danton
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Re: Fan-Projekt: NEO-Kurzgeschichten

Beitrag von Roi Danton »

Schnurzel hat geschrieben:So, nun meine versprochene Story - eine kleine Hommage an den Jazz im Allgemeinen und John Coltrane und Vinyl-Platten im Besonderen. Auch hier gilt: die Fehler und stilistischen Unfeinheiten gehören mir!


JOHN COLTRANE STEREO BLUES oder:
Wie meine Plattensammlung draufging


Ich hoffe, es hat einigermaßen gefallen.

"John Coltrane Stereo Blues" ist übrigens gleichzeitig der Titel eines Stückes einer Rockband namens Dream Syndicate. Dieser Titel hat mich in den 80ern neugierig auf den Namen John Coltrane gemacht, den ich vorher nicht kannte. Und mit der Platte "A Love Supreme" von Coltrane begann auch meine Liebe zum Jazz. Allerdings ist "A Love Supreme" wahrscheinlich nicht vertrackt genug, um einem Fantan zu gefallen. Deshalb habe ich "Live In Seattle" ausgewählt.

Eine schöne Geschichte, :st: Danke dafür.
Ich würde mit dir leiden, wenn dies alles Realität würde. Zwar bin ich kein Plattensammler, aber ich würde auch blöde aus der Wäsche gucken, wenn mir ein Fantan meine Münzsammlung klauen würde. :rolleyes:
Honor_Harrington
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Re: Fan-Projekt: NEO-Kurzgeschichten

Beitrag von Honor_Harrington »

Und weiter...
5) John Coltrane Stereo Blues

@Casaloki und @Schnurzel -
Beide Geschichten zeigen, dass die NEO-Spzies Fantan mit ihren Besun einen nachhaltigen, faszinierenden Eindruck hinterlassen haben
und wo ich auch hoffe, von diesen urrigen Geschöpfen zwischen den Sternen im NEOversum mehr lesen zu können.
Beide habt ihr ja Musik als Thema gewählt - und so hoffe ich, dass dieses auch Old Man anregt, vielleicht eine klitzekleine Story beizutragen. :lol:

@Roi Danton - Münzsammlung... :gruebel:
Wo genau wohnst du nochmal? -_-

@Loborien -
eine berührende Geschichte. Ich hoffe, dass wir von Kevin, den Terraner und Bazlaan, den Mehandor noch mehr erfahren werden.
Eine persönliche Beziehung ist gewiss immer das beste Fundament gegen Vorurteile und für Völkerfreundschaft. :D
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