mardie hat geschrieben: ↑1. August 2020, 12:24
Woran machst du fest, dass die Gründer kein Paralleluniversum meinten?
Weil in keinem Werkstattbericht, in keinem Interview gesagt wird, Scheer und Darlton hätten ein Paralleluniversum schaffen wollen. Dagegen wird immer wieder gesagt - selbst aus dem Munde Scheers selbst - man wollte eine Geschichte über die Zukunft der Menschheit schreiben. Man wollte sie in der nahen Zukunft ansetzen, damit der Unterschied zur Gegenwart nicht zu groß sei.
mardie hat geschrieben: ↑1. August 2020, 12:24
Keine Erwähnung des Apolloprogramm bei den Gründern, obwohl schon seit Sommer 1961 existent. Eine Raumfahrtorganisation Namens Space Force die niemals existierte und Techniken nutzte, die noch nicht mal heute existieren. Eine AF die hundertmal militärisch stärker (tausende Atomraketen, Flugzeugträger usw.) ist als es China in den 60er 70er je war. W
Da die Geschichte 10 Jahre in der Zukunft spielt, hatten Scheer und Darlton doch die freie Möglichkeit anzunehmen, was sie für 1971 realistisch hielten.
Sie konnten sich vorstellen, das in den nächsten 10 Jahren der Weltraum "militarisiert" worden sein könnte, das aus der zivilen Raumfahrt der Anfangstage eine militärische Militäreinheit geworden war. Tatsächlich war die sowjetische Raumfahrt immer Teil der Roten Armee, eine eigene Abteilung wie Luftwaffe oder Marien. Man konnte sich 1961 also gut vorstellen, das sich die amerikanische Raumfahrt auch dorthin bewegen könnte.
Nur weil China militärisch nicht so stark ist, wie es sich Darlton und Scheer 1961 für die 70er Jahre vorstellten ist doch kein Grund davon auszugehen, sie hätten 1961 wissen müssen, wie stark China 1971 tatsächlich sei. Sie dachten eben, China würde 1971 schon 1000 Atomraketen haben.
Übrigens haben wir noch ein Indiz, warum Scheer nicht an ein Paralleluniversum gedacht hat: Bei seiner anderen Serie "ZBV" trat ebenfalls irgendwann der Zeitpunkt ein, wo die Realität den Serienzeitpunkt eingeholt hat. Auch dort passten Technik und Datum nicht mehr mit der Realität überein. Daraufhin wurde bei einer Neuauflage der Serie die Handlung noch weiter in die Zukunft verlegt, damit die Technik wieder fiktiv-modern wirken konnte.
Bei der 4. Auflage der Perry Rhodan Serie wurde zunächst überlegt, die Handlung ebenfalls um ein paar Jahre in die Zukunft zu verlegen. Das wurde zwar letztlich nicht umgesetzt, aber das hat offenbar nicht jeder mitbekommen. Denn tatsächlich sind in einigen Heften bei den Einleitungstexten die Jahreszahlen genannt, die zum Zeitpunkt des Erscheinens der 4. Auflage (1978) ein paar Jahre in der Zukunft lagen.
Ganz offensichtlich hatte niemand das Gefühl, Perry Rhodan sei ein Paralleluniversum, das sich schon vor 1961 von unserem unterscheiden müsste.
mardie hat geschrieben: ↑1. August 2020, 12:24
Woher sollte die Gründer 1961 auch wissen wie die ploitische Welt zwischen 61 und 71 aussieht (daher zwingend Parallelwelt schon ab 1961).
Aber das sage ich doch die ganze Zeit: Der Beginn der "Parallelwelt" oder neu: die Scheerung kann frühestens im September 1961 angenommen werden. Nicht schon vorher. (Und ja: philosophisch gesehen ist nachträglich die Scheerung natürlich deutlich vor 1961 gewesen, denn schon bei der Entstehung unseres Sonnensystem ergeben sich ja Unterschiede - kein Planet zwischen Mars und Jupiter, kein Kontinent Lemuria ;-) )
mardie hat geschrieben: ↑1. August 2020, 12:24
Und durch die militärische Stärke der AF, die ja nicht über Nacht vom Himmel gefallen sein kann, Parallelwelt mindestens schon seit Ende Koreakrieg oder gar Ende 2.Wk.
Das ist nun aber eine ganz persönliche Einschätzung von Dir. Da über die militärische Stärke Chinas 1961 kaum etwas bekannt war - zumindest nicht irgendwelchen Schriftstellern, die "Groschenromane" schreiben - konnten sie für die Handlungszeit annehmen, was sie wollten.
Scheer und Darlton setzten für die AF eine bestimmte Militärstärke fest, die Du für unrealistisch hälst.
Und ja, Deine Schätzung ist nachträglich wohl korrekt, China war nicht so stark wie es Darlton und Scheer angenommen haben. Das heißt aber nicht, das sie es hätten wissen müssen. Du denkst, weil sie China trotz besseren Wissens so stark gemacht haben, kann es sich nur um eine Parallelwelt handeln. Es ist aber einfach nur eine Fehleinschätzung der Autoren gewesen.
Die Einschätzung, wie eine zukünftige Technik oder Militärmacht in einer SF Geschichte aussieht ist doch immer spekulativ. In "Blade Runner" nahem man 1982 an, das man im Jahre 2019 mit Antigrafautos herumreisen würde, das man Roboter bauen würde, die wie Menschen aussehen. Nur weil das so nicht eingetreten ist, kann man doch nicht sagen, Ridley Scott habe 1982 ganz bewusst eine Parallelwelt erschaffen wollen.
Solche Beispiele gibt es doch von allen möglichen Filmen. Bei Star Trek wurde 1966 angenommen, das es 1992 zu Kriegen kommen wird, wo genmanipulierten Menschen die Weltherrschaft erringen wollen - die "eugenischen Kriege".
Tatsächlich wurde 1992 ein Star Trek Film gedreht, in dem Menschen und Klingonen Frieden schließen. War Star Trek deshalb schon von 1966 an eine Serie, die als "Parallelwelt" konzipiert war? Nein.
mardie hat geschrieben: ↑1. August 2020, 12:24
Das Buch von AE ist ein verspielter aber ungeschickter Versuch die Geschichte unsere Welt mit Perry Rhodans Jugendjahre zu verknüpfen. Mit einfachen literarischen Tricks werden statt Parallelwelten einfach parallele Raumfahrtprogramme aufgelegt. Eine Mini-AF aus China und Nordkorea erstellt um Rhodan als Pilot im Vietnamkrieg zu zeigen, wobei man sich die Frage stellen muss woher deren 1971 gezeigte militärische Stärke kommen soll, geschweige denn ein Raumfahrtprogramm auf ähnlichen technischen Stand wie im "Ostblock" oder "Westblock". Eine große AF mit vielen Förderralstaaten ist für die 1961 geschriebene 1971 gezeigte technisch und mlitärische Stärke der AF Grundvoraussetzung.
Ich gebe Dir recht, dass Eschbach versuchen wollte, den Serienstart mit der Realität anzupassen. Es kommt dabei sicher zu einigen Unebenheiten, aber im großen und ganzen scheint mir der Versuch gelungen zu sein. Denn zu den ersten Romanen gibt es keine wirkichen Widersprüche. Es wird in den ersten Romanen eben nicht gesagt, aus welchen Mitgliedern die AF besteht. (Das bei Eschbach Vietnam kein AF Mitglied ist, wundert mich allerdings auch).
mardie hat geschrieben: ↑1. August 2020, 12:24
Warum nutzten die Gründer nicht auch die Bezeichnung Warschauer Pakt, wenn sie von Ostblock schrieben? Es spricht daher alles für eine Parallelwelt weit vor 1961.
Bei diesem Einwand bin ich nun grad etwas stutzig geworden.
Ich vermute, du bist deutlich jünger als ich. Ich bin Jahrgang 1965 und ich kann mich noch erinnern, das noch in den 70er Jahren in den Nachrichten von "Ostblock" gesprochen wurde, wenn vom Warschauer Pakt die Rede war. Und von der "Ostzone" wenn von der DDR die Rede war.
Daher sehe ich es als selbstverständlich an, das Scheer und Darlton vom "Ostblock" schreiben und nicht "Warschauer Pakt" sagen.
Im übrigen meine ich mich zu erinnern, das der Name "Warschauer Pakt" in Heft 21 "Der Atomkrieg findet nicht statt" genannt wurde.