Gendern und Entgendern, war: Die Kastellan; Potential / Macht und Durchsetzbarkeit

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Tennessee
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Re: Gendern und Entgendern, war: Die Kastellan; Potential / Macht und Durchsetzbarkeit

Beitrag von Tennessee »

Andreas Möhn hat geschrieben: 24. Mai 2022, 19:34
Klaus N. Frick hat geschrieben: 24. Mai 2022, 16:30 Ich habe festgestellt, dass es [...] mir nicht weh, das zu hören.
Ich gebe den Doppelpunkt durch ein vernehmliches "Hicks!" wieder.
Ich bin da ja gedanklich pragmatischer: Jeder, der das Wort "Theater" mit dem entsprechenden Glottallaut, nämlich The-ater, wiedergeben kann und nicht "Thejater" sagen muss (Wir sind allerdings im Standraddialekt.), der kann auch mit KollegInnen oder Kolleg:innen umgehen. Ist aussprachetechnisch nicht ganz so anders. *zwinker*

lg
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„Ein Wort“, sagte Humpty Dumpty, „bedeutet genau das, was ich es bedeuten lasse, nichts anderes.“
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Lazy Gun
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Re: Gendern und Entgendern, war: Die Kastellan; Potential / Macht und Durchsetzbarkeit

Beitrag von Lazy Gun »

Andreas Möhn hat geschrieben: 24. Mai 2022, 19:34 Ich gebe den Doppelpunkt durch ein vernehmliches "Hicks!" wieder.
Würde auch eine Bade-Quietschente genügen? "Werte Kolleg-Quieeeetsch-Innen..." Sonst hat man ja schnell den Ruf eines Alloholiker-Quieeeetsch-innen-y an der Back-y.
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Andreas Möhn
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Re: Gendern und Entgendern, war: Die Kastellan; Potential / Macht und Durchsetzbarkeit

Beitrag von Andreas Möhn »

Tennessee hat geschrieben: 24. Mai 2022, 19:44 Ich bin da ja gedanklich pragmatischer: Jeder, der das Wort "Theater" mit dem entsprechenden Glottallaut, nämlich The-ater, wiedergeben kann und nicht "Thejater" sagen muss (Wir sind allerdings im Standraddialekt.), der kann auch mit KollegInnen oder Kolleg:innen umgehen. Ist aussprachetechnisch nicht ganz so anders. *zwinker*
Diese Aussprache bezeichne ich als Hackdeutsch. Weil es sich so abgehackt anhört, liebe Minister-hack!-innenpräsident-hack!-innenkandidat-hack!-innen.
Die Sternenflotte bestätigt hiermit, dass im Rahmen der Erstellung dieses Beitrags kein Rothemd erschossen, erschlagen, verstrahlt, zerstückelt, gefressen, liquidiert, aufgelöst, transporterverunfallt noch in irgendeiner anderen Weise an Leib, Leben und/oder psychischer Gesundheit geschädigt wurde.
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Re: Gendern und Entgendern, war: Die Kastellan; Potential / Macht und Durchsetzbarkeit

Beitrag von Scrooge »

Tennessee hat geschrieben: 24. Mai 2022, 18:31
Scrooge hat geschrieben: 24. Mai 2022, 17:58 [...]
Ich sehe das genauso, und ich fände es ausgesprochen schade, wenn aufgrund dieser Diskussionen Foristinnen/Foristen (ich verwende üblicherweise männliche und weibliche Form gleichzeitig, auch wenn ich dadurch das "dritte Geschlecht" gewissermaßen ausschließe) das Forum verlassen oder irgendwelche Ignorelisten verlängert werden.
Hm, die Frage wäre ja, ob jemand wegen der Diskussion zu gehen wünscht oder wegen des Themas. Ich bin mir sicher, dass ich nicht alles erfasst habe, was so an Meinungen und Positionen hier vorgestellt wurde, aber ich fand doch, dass die Diskussion recht manierlich abgelaufen ist bzw. abläuft. Sicher gab es ein, zwei Schärfen, aber die sind m.E. bei so kontroversen Themen wie diesem hier nicht immer ganz zu vermeiden.
Ja, habe ich auch so beobachtet. Was ich nicht verstehe sind Aussagen, in denen angekündigt wird, bestimmte Personen auf die Ignoreliste zu setzen (oder dass das anderen vorgeschlagen wird), und ich frage mich dann, worin der Sinn besteht, an einem Forum zu partizipieren, das die basale (oder gar einzige) Funktion hat, dass man miteinander kommunizieren kann und dann bewusst die Meinungen anderer ignoriert, d.h. den Diskurs verweigert. Klar, kann man machen, aber warum? Ich finde auch vieles, was hier so geschrieben wird, abstrus/abenteuerlich, und ich bin mir sicher, dass es vielen bei meinen Postings genauso geht, aber muss man sich, weil man eine andere Meinung hat, die andere Person aus der Kommunikatoon ausblenden? Ich persönlich interessiere mich besonders für Positionen, die gerade nicht mit meiner übereinstimmen. Ich habe angesichts von Forumsdiskussionen auch mehr als einmal meine Meinung revidiert, insofern empfinde ich das Forum für mich als Bereicherung.
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Tennessee
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Re: Gendern und Entgendern, war: Die Kastellan; Potential / Macht und Durchsetzbarkeit

Beitrag von Tennessee »

Andreas Möhn hat geschrieben: 24. Mai 2022, 19:55 [...]
Diese Aussprache bezeichne ich als Hackdeutsch. Weil es sich so abgehackt anhört, liebe Minister-hack!-innenpräsident-hack!-innenkandidat-hack!-innen.
*schallend lacht*

Die Bezeichnung "Hackdeutsch" finde ich geckig und als essensorientierter Mensch denke ich sogleich an Hackepeter; und als gebürtiger Ruhrpottler an Sätze wie: Boah, hatter abba au ne Hackfresse, ne?!

Aber was ich gut nachvollziehen kann ist, wenn eine Überbetonung dieser "Trennlaute" an den Tag gelegt wird. Das wirkt auf mich auch erst mal sehr künstlich. Unsere Sprache und unsere Anatomie bieten uns dennoch die sprachlichen und körperlichen Voraussetzungen an, die ":-Laute" aussprechen zu können. Daher finde ich das doch recht schwach argumentiert, wenn man z.B. ausführt, dass man das nicht aussprechen könne. Dass man eine klangliche Überbetonung als störend empfindet, ist dann etwas ganz Anderes und etwas ganz Persönliches.
Zuletzt geändert von Tennessee am 24. Mai 2022, 20:30, insgesamt 1-mal geändert.
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Akronew
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Re: Gendern und Entgendern, war: Die Kastellan; Potential / Macht und Durchsetzbarkeit

Beitrag von Akronew »

Klaus N. Frick hat geschrieben: 24. Mai 2022, 16:30 Die Diskussion über das Thema finde ich eigentlich sehr spannend, weil ja die meisten Leute (ein Wort, das ich liebe!, weil es so schön geschlechtsneutral ist) wissen, dass sich etwas ändern wird, aber keine Mensch eine Ahnung hat, in welche Richtung es gehen könnte.
Das finde ich auch spannend, aber leider gibt es mehr Aussagen darüber was so ganz und gar nicht geht, als wie und wo es eventuell doch geht. Ich denke, wenn man sich diese so betrachtet, dann macht es vielleicht Sinn sich doch Gedanken darüber zu machen, nur so kann man Teil einer solchen Zukunft sein.
Klaus N. Frick hat geschrieben: 24. Mai 2022, 16:30 Mich stört nur der Tonfall, der bei solchen Diskussionen unweigerlich aufzukommen scheint.
Nun aktuell scheint es hier eher "auszulaufen", den meine Erfahrung sagt mir das die "Gags" das Ende der Interaktion in eine Thema einläuten, aber ich hoffe doch das wir hier noch einige Ansätze erfahren können. :st:
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Ich durchstreifte den Vorhof auf der Suche nach dem Aquarium, weil ich der Clansmutter eine Überraschung mitgebracht hatte.
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Tennessee
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Re: Gendern und Entgendern, war: Die Kastellan; Potential / Macht und Durchsetzbarkeit

Beitrag von Tennessee »

Scrooge hat geschrieben: 24. Mai 2022, 20:01 [...] Ja, habe ich auch so beobachtet. Was ich nicht verstehe sind [...] das Forum für mich als Bereicherung.
Hm, ich kann durchaus verstehen, dass es Situationen gibt, in denen ein Forist oder eine Foristin feststellt, dass eine bestimmte Person für einen selbst derzeit viel zu reizend ist, um ein sachliches Gespräch zu führen. Und man kann dann zu der Entscheidung kommen, dass man um des lieben Friedens Willen diese Person besser ignoriert. Ist ein Stück weit sowohl Selbst- als auch Forumsschutz. Und manchmal stellt man vielleicht wirklich fest, dass es Personen gibt, mit denen man (nach eigener Definition) nicht zurecht kommt und darum temporär oder permanent eine Ignorierungsfunktion aktiviert. Auch das kann zwischen Menschen passieren. Da ist das PR-Forum nicht anders als das wahre Leben.

Bei Ignore- Ankündigungen bin ich immer sehr unsicher, wie man das einschätzen kann. Ich denke mir, dass dies manchmal auch nur eine Art "Warnungsaussage" ist, die dem Gegenüber signalisieren soll, dass so langsam aber sicher bestimmte (persönliche) Grenzen überschritten werden.
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Kai Hirdt
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Re: Gendern und Entgendern, war: Die Kastellan; Potential / Macht und Durchsetzbarkeit

Beitrag von Kai Hirdt »

Kritikaster hat geschrieben: 24. Mai 2022, 19:24 Zum gendern gestatte ich mir eine rein persönliche Meinung. Ich habe oft gestöhnt, wenn ich Reden halten musste, über die langwierigen Anredemodalitäten bei Erwähnung der zwei Geschlechter. Dabei hatten diese Geschlechter mit den Inhalten rein gar nichts zu tun. Aber es gab nun mal KollegInnen, die drauf bestanden, dezidiert als Frauen angesprochen zu werden. Erstaunlicherweise gab es viel weniger Ärger, wenn ich mich auf rein weibliche Anredeformen beschränkt habe.
Demzufolge würde ich also eine Veränderung der Sprache in Richtung Genderneutralität von Herzen ! begrüßen. Allerdings kann mich ein Endungs-Y nicht überzeugen, da es zu sehr nach Verniedlichung klingt. Mausy, Hasy - nee, geht gar nicht. Für alternative Vorschläge bin ich aber offen. Kommt da hier noch was? 8-)
Oben schon irgendwo erwähnt (glaube ich, wenn nicht hatte ich es zumindest mal vor): Ich würde die geschlechtsneutrale Form mit -e statt -y. Das Autore, die Autorene. Das klingt für mein Gefühl nicht so stolperig und ist nicht so aufdringlich überbetont wie die Bildung mit -y und die dem Hochdeutschen eigentlich fremde Pluralbildung mit -s-Auslaut.

Das gab es i. Ü. auch schon mal im Mittelhochdeutschen (zumindest wenn mein Linguistikprof damals keinen Quatsch erzählt hat). Es wäre also nur ein Rückgriff auf einen früheren Sprachzustand, der jetzt wieder gesellschaftliche Aktualität bekommt.

Abgesehen von der Formenfremdheit stört mich an der auffälligen y-Form, genauso wie an der gesprochenen :innen-Pause, dass sie so eine auffällige Konnotation als Tugendsignal hat, das (wie man hier sieht) manchen auf die Palme bringt. Ein unaufgeregte, unauffällige Form, die sich locker in die Sprache einfügt, ist mir persönlich daher lieber.
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Oceanlover
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Re: Gendern und Entgendern, war: Die Kastellan; Potential / Macht und Durchsetzbarkeit

Beitrag von Oceanlover »

Ich bin für diesen Faden dankbar. Hatte ich doch das "Y" zunächst für einen Tippfehler, beim zweiten Mal für einen Dialekt oder eine Verniedlichungsform gehalten. :D Jetzt kann ich das endlich einordnen. Wer diese oder eine andere Form des Genderns oder Entgenderns hier im Forum nutzen will, von mir aus gerne, soweit ich den Sinn des Textes verstehen kann.

Nur, ich schließe mich dieser Schreibweise nicht an und bleibe bei der gültigen Rechtschreibung. Wie die Umfrage zeigt, scheint das allgemeine Sprachempfinden und Sprachgefühl der Mehrheit der Bevölkerung eine mögliche Änderung in diese Richtung (noch) nicht als relevant anzusehen. Man kann ja auch ohne die Gender oder Entgenderklimmzüge zu machen, ausdrücklich mehrere Geschlechter erwähnen, damit sich niemand diskriminiert fühlt.

Mir scheint, die Angelegenheit ist noch nicht ganz ausgegoren. Schaun mer mal, wie sich das entwickelt. :)
Nette Grüße
Oceanlover
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Lazy Gun
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Re: Gendern und Entgendern, war: Die Kastellan; Potential / Macht und Durchsetzbarkeit

Beitrag von Lazy Gun »

Ich denke es wird bald Genderschocker geben. Du klebst die zwei Elektroden links und rechts an den Hals und jedesmal wenn der eingebaute Computer die Gendernotwendigkeit erkennt bekommst du eine gewischt und der Schock sorgt dann automatisch für die nötige Genderpause im Sprachfluss. Ganz neu in der Hölle der Löwy.
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Re: Gendern und Entgendern, war: Die Kastellan; Potential / Macht und Durchsetzbarkeit

Beitrag von Elena »

Akronew hat geschrieben: 24. Mai 2022, 13:29 Lass gut sein, das Ignorieren scheint hier ein Schutzmechanismus zu sein. ;)
Ja!
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Carrasco
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Re: Gendern und Entgendern, war: Die Kastellan; Potential / Macht und Durchsetzbarkeit

Beitrag von Carrasco »

Akronew hat geschrieben: 24. Mai 2022, 20:15 ... aber ich hoffe doch das wir hier noch einige Ansätze erfahren können. :st:
In anderen Sprachen würde man über ein angehängtes y nur milde lächeln. Im Rumänischen z.B. werden u.a. die Artikel an das Substantiv rangehängt:

Hotel = hotel
das Hotel = hotelul
des Hotels = hotelului
Hotels = hoteluri
die Hotels = hotelurile
der Hotels = hotelurilor
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nanograinger
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Re: Gendern und Entgendern, war: Die Kastellan; Potential / Macht und Durchsetzbarkeit

Beitrag von nanograinger »

R.B. wird das vielleicht nicht mehr lesen, aber das ist ja ein Forum, deshalb möchte ich einen Punkt klarstellen, der offenbar auch von anderen Foristys noch nicht richtig gesehen wird. Ich habe das zwar schon mehrmals in diesem Thread beschrieben, aber Wiederholung kann nicht schaden (meine ich).

Das Entgendern (nach Phettberg oder andere Varianten) ist gewissermaßen eine Gegenbewegung zum Gendern. Gendern hat den grundlegenden Ansatz, andere Geschlechter (oder Gender) als das männliche im Deutschen sichtbar (und hörbar) zu machen. Die bekanntesten und verbreitesten Varianten sind das Binnen-I, der "Gender-*", der Gender-:, und der Gender-_ (Gendergap, was allerdings auch eine ganz andere Bedeutung hat).

Das Entgendern hat im Gegensatz dazu den Ansatz der Neutralisierung. Anstatt durch die obigen Mechanismen andere Geschlechter (oder Gender) "hinzuzufügen", werden die Personenbezeichnungen neutralisiert (Artikel "das") und die Endungen -er (ungegender) oder -er*in (gegendert mit Gender-*) durch eine neue Endung ersetzt. Im Gendern nach Phettberg ist das ein -y, im Plural -ys. Kai Hirdt hat eine andere Form erwähnt (-e), es gibt sicher noch andere Vorschläge, ich bin da ja kein Experte (wirklich nicht, ich bin Physiker).

Aber: Sowohl Gendern als auch Entgendern greifen nicht in Situationen, wo das Geschlecht der Person bekannt ist. Ich bin ein Mann, deshalb bin ich Physiker. Verena Themsen ist eine Frau, deshalb ist sie Physikerin und Autorin. Wer mich als Physiker:in oder Physiky bezeichnet, wird von mir was zu hören bekommen. B-)

Gendern und Entgendern zielen nun auf Situationen ab, in denen a) Gruppen von Personen unterschiedlichen Geschlechts adressiert werden sollen, also im Plural, oder b) wenn das Geschlecht einer Person unbekannt ist und/oder keine Rolle spielt (Singular).

Würde also jemand den Beruf von Verena und mir beschreiben wollen, könnte diese Person sagen "Verena Themsen und nanograinger sind Physiker*innen" (gegendert mit Gender-*) oder eben "Verena Themsen und nanograinger sind Physikys" (entgendert nach Phettberg).

Also: Niemand wird seines Geschlechts "beraubt", wenn es bekannt ist. Und falls es nicht bekannt ist, wird beim Entgendern das Neutrum gewählt.

Beispiel: Susamo ist eine Foristin. Aber mit mir und allen anderen ist sie eine von vielen Foristys.
R.B. hat geschrieben: 24. Mai 2022, 07:16... Ich komme zurück zu meinem Lieblingssatz "Das Wirty hat seinen Lippenstift vergessen." Das scheint mir nach reiflichem Überlegen Singular zu sein, sonst stünde da ja "Die Wirty haben.."
nanograinger hat geschrieben: 23. Mai 2022, 11:07 Im Übrigen ist mir nicht klar, wie dein Satz nach gängiger Schreibweise lauten würde. Meintest du ""das erste Mal einen Schüler küsste. Er war eine Dunkelhäutiger." ? Wenn du von vorneherein einen männlichen Schüler gemeint hast, dann bliebe der Satz nach Phettberg unverändert. Nur, wenn du mit "einen Schüler" das generische Maskulinum gemeint hättest, würde das zu "ein Schülery" verändert werden.
Das Wirty ist Singular, also eine Person. Da ich einfach davon ausgehe, dass das Geschlecht dieser Person bekannt ist, ist dieser Satz nach deinen Worten falsch. Er musste heißen: "Die Wirtin (oder von mir aus auch der Wirt) hat ihren (seinen) Lippenstift vergessen.
Du gehst aber leider von falschen Voraussetzungen aus. Das Geschlecht der Wirt:in oder des Wirtys ist eben nicht bekannt (oder unwichtig), nur deshalb wird überhaupt (ent-) gendert. Der Satz "Das Wirty hat seinen Lippenstift vergessen." aus diesem im zweiten Posting dieses Threads zitierten Artikels einer Reihe von Artikeln zu "Geschlechtergerechter Sprache" der Bundeszentrale für Politische Bildung demonstriert nur zwei Dinge: a) Wie das gegenderte Wort "Wirt:in" zu "Wirty" entgendert wird, b) wie das Possessivpronomen dem neutralen Genus des Wortes Wirty folgt (seinen Lippenstift). Nicht mehr, nicht weniger. Wie die Situation aussehen müsste, dass so ein Satz gesprochen werden würde, dazu gibt es einige Möglichkeiten, aber darum geht es in dem Artikel nicht.
R.B. hat geschrieben: 24. Mai 2022, 07:16 ... Wie gestern geschrieben, habe ich diesen Chatverlauf gestern Abend meiner Tochter gezeigt. ...
Wer aber von Bäckern, Mietern oder Ärzten redet und nur Männer im Kopf hat, sollte lieber an dieser Stelle, im eigenen Kopf, ansetzen"...
Ganz davon abgesehen, dass die Tochter von R.B. wohl kaum als repräsentativ für die deutschen Frauen gelten kann, stimme ich völlig zu: "Man" muss "im eigenen Kopf" ansetzen. Aber eben nicht nur im eigenen Kopf. Denn die Frau mag es nicht wahrhaben, aber auch sie würde beim Fortsetzungstest der Gygax et al. Studie (wahrscheinlich) bei Kosmetikern an Männer denken, und deshalb zögern, bis sie sich überlegt hat, dass damit "natürlich" auch Frauen gemeint sind, wenn man "Kosmetiker" als generisches Maskulinum auffasst. Das ist ja das Gemeine: Niemand ist grundsätzlich dagegen gefeit. Und es funktioniert sogar bei Frauen als Testpersonen und bei Berufen, die stereotypisch mit Frauen verknüpft sind.

Zum Rest von R.B.s Posting enthalte ich mich eines weiteren Kommentars.
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nanograinger
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Re: Gendern und Entgendern, war: Die Kastellan; Potential / Macht und Durchsetzbarkeit

Beitrag von nanograinger »

Andreas Möhn hat geschrieben: 24. Mai 2022, 10:56
nanograinger hat geschrieben: 24. Mai 2022, 10:32 Und er geht auch nicht darauf ein, dass zwar in der Theorie das grammatikalische Geschlecht (Genus) keine Rolle spielen sollte, aber in der Praxis (bspw. Studie von Gygax et al.) bei den Berufsbezeichnungen sogar über stereotypischen Vorstellungen gewinnt (bei "Kosmetiker" stellt "man" sich Männer vor, auch wenn stereotypisch dieser Beruf von Frauen ausgeübt wird).
Um das mal konkret zu machen: Die multinationale, multizentrische DAST-Studie stellt alle fünf Jahre wieder fest, dass bei der Aufforderung an Schulkinder, einen Wissenschaftler zu zeichnen (DAST steht für Draw A Scientist Test), überwiegend Männer herauskommen - und zwar weltweit und auch, wenn die Aufforderung in einer Sprache ergeht, die bei dieser Frage gar kein grammatisches Geschlecht anwendet, wie etwa Englisch, Koreanisch oder Türkisch. Die Studienleiter neigen eher dazu, "das von Hollywood tradierte Wissenschaftlerbild" verantwortlich zu machen; Genderwahn spielt hier offensichtlich keine Rolle oder zumindest wird die von Gendyliebhabys weit überschätzt. (Mein Cousin ist übrigens Kindergärtner und hat durchaus ein Problem damit, dass jeder in diesem Beruf nur Frauen zu erwarten scheint. So viel zu Gygax et al.) ...
Sorry, aber du hast vielleicht noch nicht ganz verstanden, was ich oben geschrieben habe, bzw. was Gygax et al. herausgefunden haben.

Zunächst einmal geht es beim DAST um Schulkinder, bei Gygax et al. um Erwachsene. Selbst wenn man das ignoriert: Beim "Beruf" "Wissenschaftler" (das ist kein Beruf, deshalb bin ich nicht sicher, ob dieser Begriff bei Gygax et al. genutzt wurde) käme (vermutlich) beim Fortsetzungstest von Gygax et al. exakt das gleiche heraus wie beim DAST, nämlich die Präferenz für Männer, und zwar bei allen drei betrachteten Sprachen Deutsch, Englisch, Französisch (wenn im Deutschen "der Wissenschaftler" und im Französischen "le scientifique" benutzt würde). Daraus lässt sich aber nicht ableiten, ob nun stereotype Vorstellungen (was du "das von Hollywood tradierte Wissenschaftlerbild" nennst) und/oder das grammatikalische Geschlecht dieses Ergebnis dominiert (außer im Englischen, wo es bei "the scientist" kein grammatikalisches Geschlecht gibt).

Aber Gygax et al. untersuchten auch Berufsbezeichnungen, die stereotypisch weiblich sind (beauticians="Kosmetiker") oder relativ neutral (musicians="Musiker"). Und dann stellt sich im Deutschen und Französischen heraus, dass das grammatikalische Geschlecht (Genus) der Berufe wie "Kosmetiker" und "Musiker" die stereotypischen Verbindungen dominiert. Deshalb lautet der Titel auch "Generically intended, but specifically interpreted: When beauticians, musicians and mechanics are all men"

Aber entspann dich: Die Studie ist von 2008. Heute sind wir 14 Jahre weiter und das Resultat wäre sicher völlig anders. B-)

P.S. Hier nochmal ein Link zu einem Blogartikel, der das Ergebnis von Gygax et al. etwas ausführlicher diskutiert.
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Re: Gendern und Entgendern, war: Die Kastellan; Potential / Macht und Durchsetzbarkeit

Beitrag von Kardec »

Wenn ich mir die verschlungen Gedankengänge anschaue, mit denen "nano" das Gendern nach Phettberg zu darlegt, frag ich mich ein wenig, ob man vor lauter Überlegung noch zum Sprechen kommt :D
Als Halbösterreicher ist "nanos" neues Idol, der Niederösterreicher Hermes Phettberg, ja kein Unbekannter für mich.
A kuriose Gstold tät ma dahoam sogn :)

Nur mal zum Kennenlernen.

Ich nenn das Bild zum Link mal Hermes Phettberg beim Entwerfen der Regeln des Entgenderns :P
https://patricia-wiede.de/wp-content/up ... ermes3.jpg
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Tennessee
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Re: Gendern und Entgendern, war: Die Kastellan; Potential / Macht und Durchsetzbarkeit

Beitrag von Tennessee »

Kardec hat geschrieben: 25. Mai 2022, 02:24 [...]
Nur mal zum Kennenlernen.

Ich nenn das Bild zum Link mal [...]
Was hat Phettbergs äußere Gestalt mit seinem Entgenderungsansatz zu tun? Das erscheint mir jetzt doch sehr persönlich abwertend und schlechter Stil.
„Ein Wort“, sagte Humpty Dumpty, „bedeutet genau das, was ich es bedeuten lasse, nichts anderes.“
„Die Frage ist“, sagte Alice, „ob du Worten so viele Bedeutungen geben kannst“.
„Die Frage ist“, sagte Humpty Dumpty, „wer die Macht hat – das ist alles.“
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Re: Gendern und Entgendern, war: Die Kastellan; Potential / Macht und Durchsetzbarkeit

Beitrag von Scrooge »

Tennessee hat geschrieben: 25. Mai 2022, 07:44
Kardec hat geschrieben: 25. Mai 2022, 02:24 [...]
Nur mal zum Kennenlernen.

Ich nenn das Bild zum Link mal [...]
Was hat Phettbergs äußere Gestalt mit seinem Entgenderungsansatz zu tun? Das erscheint mir jetzt doch sehr persönlich abwertend und schlechter Stil.
:st:
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Andreas Möhn
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Re: Gendern und Entgendern, war: Die Kastellan; Potential / Macht und Durchsetzbarkeit

Beitrag von Andreas Möhn »

Gerade eben geriet mir beim Korrekturlesen des Produkts eines genderwütigen Verfassers der folgende Satzanfang vor Augen:

"Wenn die Sexualpartnerin/der Sexualpartner Ihres Kindes schwanger wird ..."
Die Sternenflotte bestätigt hiermit, dass im Rahmen der Erstellung dieses Beitrags kein Rothemd erschossen, erschlagen, verstrahlt, zerstückelt, gefressen, liquidiert, aufgelöst, transporterverunfallt noch in irgendeiner anderen Weise an Leib, Leben und/oder psychischer Gesundheit geschädigt wurde.
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Re: Gendern und Entgendern, war: Die Kastellan; Potential / Macht und Durchsetzbarkeit

Beitrag von George »

Kai Hirdt hat geschrieben: 24. Mai 2022, 21:06 Abgesehen von der Formenfremdheit stört mich an der auffälligen y-Form, genauso wie an der gesprochenen :innen-Pause, dass sie so eine auffällige Konnotation als Tugendsignal hat, das (wie man hier sieht) manchen auf die Palme bringt. Ein unaufgeregte, unauffällige Form, die sich locker in die Sprache einfügt, ist mir persönlich daher lieber.
Mich stören diese Kunstformen ebenfalls. Das ist so als ob ein Sänger zwischendurch immer mal wieder HURTZ schreit. :D

Wenn es selbstverständlich ist, dass Frauen in allen Bereichen dabei sind, dann braucht es überhaupt keine weibliche Form mehr; dann kann man -in und -innen ersatzlos streichen, wie es bereits bei Fräulein passiert ist.

Lese ich z.B.: "Lehrer haben Probleme mit Schülern.", dann denke ich, dass es um Lehrinhalte und -formen geht. Lese ich: "Lehrer:Innen haben Probleme mit Schüler:Innen", dann denke ich an Geschlechterprobleme.

Wie machen das andere Sprachen? Was ist die weibliche Form von "Teacher" oder "Soldier"? Gibt es die überhaupt? Eine englische Schauspielerin sagte mal, dass sie nicht "Actress" genannt werden möchte, da es eine Herabstufung ihrer Leistung als "Actor" sei.

Da fällt mir der Linguidenzyklus ein. Da gab es ein paar interessante Überlegungen zur Sprache.
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Re: Gendern und Entgendern, war: Die Kastellan; Potential / Macht und Durchsetzbarkeit

Beitrag von Fünfte Kolonne »

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Re: Gendern und Entgendern, war: Die Kastellan; Potential / Macht und Durchsetzbarkeit

Beitrag von Kai Hirdt »

George hat geschrieben: 25. Mai 2022, 08:27
Kai Hirdt hat geschrieben: 24. Mai 2022, 21:06 Abgesehen von der Formenfremdheit stört mich an der auffälligen y-Form, genauso wie an der gesprochenen :innen-Pause, dass sie so eine auffällige Konnotation als Tugendsignal hat, das (wie man hier sieht) manchen auf die Palme bringt. Ein unaufgeregte, unauffällige Form, die sich locker in die Sprache einfügt, ist mir persönlich daher lieber.
Mich stören diese Kunstformen ebenfalls. Das ist so als ob ein Sänger zwischendurch immer mal wieder HURTZ schreit. :D

Wenn es selbstverständlich ist, dass Frauen in allen Bereichen dabei sind, dann braucht es überhaupt keine weibliche Form mehr; dann kann man -in und -innen ersatzlos streichen, wie es bereits bei Fräulein passiert ist.

Lese ich z.B.: "Lehrer haben Probleme mit Schülern.", dann denke ich, dass es um Lehrinhalte und -formen geht. Lese ich: "Lehrer:Innen haben Probleme mit Schüler:Innen", dann denke ich an Geschlechterprobleme.

Wie machen das andere Sprachen? Was ist die weibliche Form von "Teacher" oder "Soldier"? Gibt es die überhaupt? Eine englische Schauspielerin sagte mal, dass sie nicht "Actress" genannt werden möchte, da es eine Herabstufung ihrer Leistung als "Actor" sei.

Da fällt mir der Linguidenzyklus ein. Da gab es ein paar interessante Überlegungen zur Sprache.
Englisch ist mit dem Deutschen nicht vergleichbar, da männlich und weiblich üblicherweise auch in der individuellen Singularform gleich sind. Es gibt Ausnahmen, die (man korrigiere mich, wenn ich mich hier täusche) auf fremdsprachlichen Einfluss zurückgehen. Actor und actress bspw. auf acteur und actrice aus dem Französischen.

Langer Rede kurzer Sinn: Im Englischen existiert das Problem nicht, weil die sprachliche Form von vornherein kein Geschlecht markiert. Das Deutsche, so das Anliegen des Entgenderns, soll da erst noch hin.

Du selbst hast übrigens in deiner Fragestellung sehr schön dargelegt, wo das Problem im Deutschen liegt:
George hat geschrieben: 25. Mai 2022, 08:27 Was ist die weibliche Form von "Teacher" oder "Soldier"? Gibt es die überhaupt?
Teacher und Soldier *sind* die weiblichen Formen, ebenso wie sie die männlichen sind. Dass du Teacher und Soldier trotzdem für eine primär männliche Form hältst und meinst, wenn eine Form abweichen müsse, dann die weibliche (es könnte ja auch eine männliche Form abweichen!), zeigt genau das Problem, dessentwegen das Entgendern sinnvoll ist: Die Grundannahme ist erst einmal "Männer", und Frauen werden nur wahrgenommen, wenn sie gesondert markiert werden. Genau davon wollen wir mit dem Entgendern weg.
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Re: Gendern und Entgendern, war: Die Kastellan; Potential / Macht und Durchsetzbarkeit

Beitrag von George »

Kai Hirdt hat geschrieben: 25. Mai 2022, 08:43
George hat geschrieben: 25. Mai 2022, 08:27 Was ist die weibliche Form von "Teacher" oder "Soldier"? Gibt es die überhaupt?
Teacher und Soldier *sind* die weiblichen Formen, ebenso wie sie die männlichen sind. Dass du Teacher und Soldier trotzdem für eine primär männliche Form hältst und meinst, wenn eine Form abweichen müsse, dann die weibliche (es könnte ja auch eine männliche Form abweichen!), zeigt genau das Problem, dessentwegen das Entgendern sinnvoll ist: Die Grundannahme ist erst einmal "Männer", und Frauen werden nur wahrgenommen, wenn sie gesondert markiert werden. Genau davon wollen wir mit dem Entgendern weg.
Da hast du mich falsch verstanden. Mit den Fragen wollte ich darauf hinaus, dass es keine weibliche Form gibt bzw. geben muss. Das entspricht dem Streichen von "-in" und "-innen".

Ein Wort bedeutet nichts. Erst im Gehirn bekommt es eine Bedeutung (Linguidenzyklus).

Ich sag es mal so:

Ich denke: A.
Ich schreibe: B.
Du liest: C.
Du denkst: D.

Im Idealfall ist: A = D. Das klappt aber nur selten. :D
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Andreas Möhn
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Re: Gendern und Entgendern, war: Die Kastellan; Potential / Macht und Durchsetzbarkeit

Beitrag von Andreas Möhn »

George hat geschrieben: 25. Mai 2022, 08:27 Wie machen das andere Sprachen? Was ist die weibliche Form von "Teacher" oder "Soldier"? Gibt es die überhaupt? Eine englische Schauspielerin sagte mal, dass sie nicht "Actress" genannt werden möchte, da es eine Herabstufung ihrer Leistung als "Actor" sei.
Irgendwann werden sie dann Lady Diana posthum zum Prince of Wales erklären?

Das geschlechtsneutrale Substantiv hat wieder seine eigenen Probleme; es führt jedenfalls nicht dazu, dass irgendjemand bei der Aufforderung "Name two prominent actors" vorzugsweise Meryl Streep und Nicole Kidman aufzählt (Beispiel hier: https://www.imdb.com/list/ls050274118/ . Sieht da irgendjemand irgendwo eine Frau?). Und wir Berufsübersetzer können manch trauriges Liedlein davon singen, welche Probleme uns das macht, wenn die für uns wesentliche Information einfach nicht vorliegt.

Aber seit 3000 Druckerzeugnissen bezeichnen wir die geschlechtsneutralen Haluter nun mit dem generischen Maskulinum. Glaubt ihr im Ernst, "das Haluty Icho Tolot" wird sich noch im Perryversum durchsetzen?
Die Sternenflotte bestätigt hiermit, dass im Rahmen der Erstellung dieses Beitrags kein Rothemd erschossen, erschlagen, verstrahlt, zerstückelt, gefressen, liquidiert, aufgelöst, transporterverunfallt noch in irgendeiner anderen Weise an Leib, Leben und/oder psychischer Gesundheit geschädigt wurde.
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Andreas Möhn
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Re: Gendern und Entgendern, war: Die Kastellan; Potential / Macht und Durchsetzbarkeit

Beitrag von Andreas Möhn »

Kai Hirdt hat geschrieben: 25. Mai 2022, 08:43 Langer Rede kurzer Sinn: Im Englischen existiert das Problem nicht, weil die sprachliche Form von vornherein kein Geschlecht markiert. Das Deutsche, so das Anliegen des Entgenderns, soll da erst noch hin.
Das stimmt so nicht. Englischsprachige im Genderwahn machen heutzutage tausend Handstände, um nicht "he" oder "she", "his" oder "her" schreiben zu müssen. Der neueste Spleen ist der Missbrauch von "they" als Singular, der leider zu unendlichen Unwägbarkeiten führt. Es ist nicht mehr möglich, einen so simplen Satz wie "Enter their name and address" (im Unterschied zu "Enter your name and address") zu übersetzen, ohne beim Kunden rückzufragen, ob da die Daten einer Person eingetragen werden oder von mehreren!
Zuletzt geändert von Andreas Möhn am 25. Mai 2022, 09:38, insgesamt 1-mal geändert.
Die Sternenflotte bestätigt hiermit, dass im Rahmen der Erstellung dieses Beitrags kein Rothemd erschossen, erschlagen, verstrahlt, zerstückelt, gefressen, liquidiert, aufgelöst, transporterverunfallt noch in irgendeiner anderen Weise an Leib, Leben und/oder psychischer Gesundheit geschädigt wurde.
Kai Hirdt
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Re: Gendern und Entgendern, war: Die Kastellan; Potential / Macht und Durchsetzbarkeit

Beitrag von Kai Hirdt »

Andreas Möhn hat geschrieben: 25. Mai 2022, 09:28
George hat geschrieben: 25. Mai 2022, 08:27 Wie machen das andere Sprachen? Was ist die weibliche Form von "Teacher" oder "Soldier"? Gibt es die überhaupt? Eine englische Schauspielerin sagte mal, dass sie nicht "Actress" genannt werden möchte, da es eine Herabstufung ihrer Leistung als "Actor" sei.
Irgendwann werden sie dann Lady Diana posthum zum Prince of Wales erklären?

Das geschlechtsneutrale Substantiv hat wieder seine eigenen Probleme; es führt jedenfalls nicht dazu, dass irgendjemand bei der Aufforderung "Name two prominent actors" vorzugsweise Meryl Streep und Nicole Kidman aufzählt (Beispiel hier: https://www.imdb.com/list/ls050274118/ . Sieht da irgendjemand irgendwo eine Frau?). Und wir Berufsübersetzer können manch trauriges Liedlein davon singen, welche Probleme uns das macht, wenn die für uns wesentliche Information einfach nicht vorliegt.

Aber seit 3000 Druckerzeugnissen bezeichnen wir die geschlechtsneutralen Haluter nun mit dem generischen Maskulinum. Glaubt ihr im Ernst, "das Haluty Icho Tolot" wird sich noch im Perryversum durchsetzen?
Das sind mehrere Strohmann-Argumente.

- Gerade actor ist, wie oben angeführt, ein ungeeignetes Beispiel, weil es davon eine weibliche Form gibt. Bei Prime Minister hingegen sind Thatcher ausreichend prominent und May aktuell genug, um nicht automatisch an Männer zu denken.
- Niemand hat behauptet, dass die geschlechtsneutrale Form nicht an anderer Stelle andere Schwierigkeiten macht. Lebende Sprache wird nun einmal nie perfekt für alle denkbaren Zwecke geeignet sein.
- Niemand hat hier verlangt, in der Serie etablierte Terminologie zu verändern.
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