nanograinger hat geschrieben: ↑14. November 2022, 17:17
Robert Corvus hat geschrieben: ↑14. November 2022, 16:48
Mike Marvel hat geschrieben: ↑14. November 2022, 14:27
Flüssig zu lesen, mit einigen schönen Details wie z.B. die Duschszene mit Iwa/Iwan. Endlich klare Sache!
Es ist tatsächlich ein Balanceakt, die zweigeschlechtliche Körperlichkeit von Iwán/Iwa zu beschreiben, ohne dass es bemüht oder albern wird. Die beengten Verhältnisse in den Geheimräumen gaben mir eine Chance dazu.
Naja. Ich fand es seltsam, mit den beengten Verhältnissen die Abwesenheit eines banalen Paravents zu rationalisieren. Dass im Perryversum eine andere Lösung (bspw. Deflektor) überhaupt keinen Platz benötigt, brauche ich wohl nicht zu auszuführen.
Für mich war diese Szene reiner Voyeurismus. Da habe ich grundsätzlich nichts dagegen
, aber die "Erklärung" durch die begrenzten Platzverhältnisse fand ich peinlich.
Robert Corvus hat geschrieben: ↑14. November 2022, 18:23
Der Reinigungsvorgang ist sichtgeschützt, aber es gibt eben keine Umkleidekabine. Deswegen "tritt Mulholland nackt aus der Sonardusche".
Mike Marvel hat geschrieben: ↑14. November 2022, 18:36
In der Duschszene sehe ich weder Voyeurismus noch Peinlichkeit, aber das ist wohl Ansichtssache.
Aus meiner Sicht sehr sachlich und als normale Alltagsszene geschildert.
Ich denke, ein wenig Gelassenheit und Unverkrampftheit beim Thema Sexualität tut unserer Gesellschaft gut. Wir waren da schon mal weiter.
Robert Corvus hat geschrieben: ↑15. November 2022, 08:37
fenny hat geschrieben: ↑14. November 2022, 19:14
Sehe ich genauso. Nacktheit ist per se weder erotisch noch pornografisch, sondern schlicht natürlich.
Es ist ja sogar so, dass man mit einer Tabuisierung gerade erst Komplexe auslöst und auch den Reiz des Verbotenen erzeugt, der bei einem unverkrampften Umgang wegfällt. FKK, Sauna etc. sind nicht jedermanns Sache und müssen es auch nicht sein - aber wenn aus irgendeinem Grund zufällig die edelsten Teile ins Blickfeld eines Fremden geraten, wird damit die Ehre auch nicht dermaßen beschädigt, dass man auswandern müsste.
Ich wurde hier offenbar ziemlich missverstanden.
Mir geht es nicht um Nacktheit per se oder deren Erwähnung/Darstellung in PERRY RHODAN. Ich habe damit überhaupt kein Problem, von mir aus können gerne alle nackig rumrennen. Ich bin selbst ab und an in FKK-Bereichen, bin regelmäßiger Saunierer und mir ist es auch an normalen Badeständen egal, ob jemand hinschaut, wenn ich die Badehose an-/ausziehe, mir ist das sicher nicht peinlich. Soviel zur Frage der Prüderie, was meine Wenigkeit angeht.
Aber um mich (oder meine Meinung in solchen Dingen) geht es nicht. Wir diskutieren hier über den aktuellen Roman innerhalb der PERRY RHODAN-Serie. Und da haben wir folgende Situation:
Mulholland wurde bereits mehrmals in den Romanen als "echter Hermaphrodit" bezeichnet, der also sowohl weibliche wie männliche Geschlechtsmerkmale hat. (In japanischen (meist pornographischen) Mangas werden solche Personen als
Futunari oder Gender Bender bezeichnet.) Als solcher ist er auch körperlich eine absolute Ausnahmeerscheinung unter den Menschen (geschätzt knapp ein Promille der Neugeborenen sind
intersexuell, aber echte Hermaphroditen sind davon nochmals eine kleine Minderheit.) Bisher wurde meist auf die besondere Wahrnehmung seiner Umgebung auf ihn eingegangen (Männer sehen ihn als Mann, Frauen als Frau). Soweit, so gut.
In der relevanten Szene im Roman befinden wir uns in der Vorbereitung eines Infiltrationskommandos, bei der beengte Geheimräume in den Einsatz kommen. Und hier entschließt sich der Autor, Folgendes zu schildern.
- Atlan reflektiert Mulhollands Faible für enge Schutzanzüge (SERUNS), die seine "dürren" Körper betonen. (Bekanntermaßen sind normale SERUNS eher klobig, weshalb die Slender-SERUNS entwickelt wurden. Von einem "auf Kontur geschalteten" SERUN (S. 14) habe ich bisher nicht bewusst gelesen.)
- Mulholland fragt Atlan, ob er nach "einem ganzen Tag" im SERUN eine Dusche nehmen darf (S. 19). Die Frage ist an sich völlig okay, weil Mulholland ja einzigartige Fähigkeiten hat und Atlan der Missionsleiter ist. Aber: Wie oft hat jemand in einem solchen Kommando gefragt, ob er duschen gehen kann? Wie oft haben wir davon gelesen, dass die Teilnehmer solcher Kommandos duschen gehen? Geht Atlan duschen?
Und SERUNS sind ja als vollversorgende Schutzanzüge bekannt, in denen mancher unserer Helden Wochen verbrachten. Soll uns also diese Frage darauf hinweisen, dass dies ein Wellness-Kommando ist? Oder ist Mulholland ein besonders "weibischer" Charakter ist, der mindestens einmal am Tag duschen muss (es wird von keiner anderen Person berichtet, die sich eine Dusche gönnt)? Nein, darum geht es wohl nicht, siehe unten.
- Dann kommt die Duschszene auf S. 20. Dass zwar Platz für eine Duschkabine sein soll, aber nicht für eine "Umkleide", wenn selbst in unserer Realität ein ein zusammenfaltbarer Sichtschutz ohne wesentlichen Platzbedarf mögliche wäre (zur Not hängt man ein Tuch über die mysteriösen Fixadimbänder) ignoriere ich einfach mal, es ist nur eine lahme Ausrede hier im Forum. Im Roman aber studiert Atlan offenbar Mulhollands Körper sehr genau und teilt uns seine Beobachtungen bzgl. Brüsten mit. (Dass ein gewisser Widerspruch zwischen einem "dürren" Körper und "starker Brustmuskulatur" besteht, ist dabei nur ein Detail.)
Entscheidend für meine Einschätzung als Voyeurismus ist die die oben ausgeführte Vorbereitung und Hinführung auf den direkten Blick Atlans auf Mulhollands Hermaphroditen-Körper. Dabei ist es egal, dass Robert Corvus die Schilderung der primären Geschlechtsorgane unterlässt. Er führt das Auge in mehreren Schritten zum Glotzen auf den Körper des Hermaproditen Mulholland und überlässt es dem Kopfkino der Lesys, sich mit dem Unterkörper Mulholland zu befassen.
Das hat nichts mit "natürlicher Nackheit" oder unbefangenem Umgehen mit nackten Körper zu tun. Robert Corvus stellt hier ganz bewusst die biologische Besonderheit Mulhollands zur Schau. Spekulationen zum Warum lasse ich mal sein.
Wie schon geschrieben habe ich nichts gegen ein bisschen Voyeurismus. Peinlich finde ich aber die Erklärung mit fehlendem Platz für eine Umkleidekabine. Wenn man schon Voyeurismus pflegt, dann sollte man auch dazu stehen. Uwe Anton wäre das nicht passiert.