Ich hänge ein wenig nach, weil mich leider die Krankheit niederstreckte, als ich auf der schönen Lesung in Bochum Robert persönlich treffen durfte - und dann kommen auch noch die Weihnachtsfeiertage und so...
Aber nun zum Roman:
Während ich mich beim Vorgänger sehr viel beschwert habe, dass es keinen Abschluss gibt, nichts zur LEUCHTKRAFT gesagt wurde usw. fällt mir das hier weniger auf. Da mir das in den vorliegenden Bänden extrem auffiel, bin ich in mir gegangen und habe überlegt warum. Die Antwort ist simpel: Die Art wie die Geschichte erzählt wird.
Ich habe früher sehr viel Romane von Wolfgang Hohlbein gelesen und sehr viele hat er damit begonnen, dass die Geschichte mitten in der Action begann und dann erst im Nachhinein, mit Rückblenden, Gedanken, Zusammenfassungen, Gesprächen die Sachen, die davor lagen erzählt wurden. Eine Erzählstruktur, die ich sehr gemocht habe.
Ähnlich empfinde ich wie es hier passiert. Es beginnt direkt in der Action, MAGELLAN in Not und die Rettungsexpedition beginnt. Aus den Gesprächen gibt es ein paar Rückblenden und Informationen, was gerade in der Milchstraße passiert und Sache ist. Ich bin der Meinung, dass Gucky prädestiniert gewesen wäre bei der Mission dabei zu sein (er ist auch noch klein - anders als ein Icho Tolot, der natürlich in der Kapsel weniger Platz findet), aber er hat bestimmt eine wichtige Sondermission in der Milchstraße gerade zu erledigen... so wie die Geschichte erzählt wird, akzeptiert mein Kopf das, ohne dass es extra ausgesprochen wird (anders als in den letzten Romane um den Abschluss des alten Zyklus, wo mein Kopf dauernd auf die Lücken hinwies).
Das vorweg nun ein wenig zum Inhalt. Wie immer ein sehr glaubhafter Atlan, den ich sehr mochte. Die gepflegte Feindschaft zwischen Atlan und Alschoran laste ich Atlan aber ein wenig an, weil ich den Eindruck habe, dass er da übertreibt. Alschoran wirkt schon anders als bei seinen ersten Auftreten und viel kooperativer. Der alte Arkonidenadmiral sollte das mal (mehr als er es schon tut) einsehen.
Perry Rhodan wie immer in Höchstform und auch die Posbi, die dabei ist, gefällt mir sehr gut.
Der Kampf um die MAGELLAN sehr glaubhaft geschildert, auch die Darstellung. Mir hat persönlich sehr gut gefallen, dass das Tenderschiff, das ja klar nicht als Kriegsschiff ausgelegt ist, trotzdem mit ihren Schilden lange gegen die angreifenden Schiffe standhält und die merkliche Probleme haben das Schiff zu entern. Das Tenderschiff wartet ja eigentlich auf die RAS TSCHUBAI für die Risikoeinsätze - die MAGELLAN ist da ein wenig mehr wie die ANDRO-Raumschiffe, die die CREST IV (?) damals in Andromeda mit Ersatzteilen versorgt haben.
Dass die Angreifer quasi auf ihre Fähigkeiten als Pedotransferer zurückgreifen mussten, um die MAGELLAN erobern zu können (durch Sabotage der Systeme), hat mir sehr gut gefallen und mir den Eindruck vermittelt, dass die Feinde nicht gleich wieder eine Übertechnologie haben. Wobei hier ist es eine Parafähigkeit, die man (noch) nicht kontern kann. Ich hoffe das kommt noch.
Der Einsatz der Kastellankapsel hat mir sehr gut gefallen. Die erste Bösewichtin, die sich mal direkt in unseren Arkonidengenereal verguckt (und er in sie), haben mir auch gut gefallen. Ebenso wie die glaubhaften Schilderungen des Bordlebens der MAGELLAN.
Der Eindruck (aus Band 1 des Zyklus), dass die MAGELLAN auch noch nicht komplett gefallen ist, sondern es da Widerstandszellen gibt und möglicherweise auch Instanzen des Bordcomputers gegen die Angreifer kämpfen gefällt mir sehr gut. Es vermittelt den Eindruck, dass die Angreifer trotz Monaten an Zeit nicht ind er Lage waren das Schiff vollständig sicher zu übernehmen - auch wenn sie es schon für ihre eigenen Zwecke nutzen.
Die Kultur des Volkes (Schönheit) ist natürlich eine spannende Sache. Wobei ich als Volljuristin (Kunstbegriff des Grundgesetzes - Kunstfreiheit - wann ist etwas (juristisch) Kunst?) das sehr kritisch sehe - weil hier wohl schon der Kunstbegriff eines Volkes angelegt wird, der auch wenn er hinsichtlich bestimmter Aspekt offen ist, eben auf deren ästhetischem Empfinden abzielt (was der Kunstbegriff in unserem Gesetz z.B. ausdrücklich nicht tut, um eben möglichst objektiv zu bleiben). Aber das Volk soll ja sicher auch nicht zu den großen Sympathieträgern gehören.
Was soll ich sagen: MAGELLAN gefällt mir - Kastellankapsel im Einsatz (yey!) - RAS TSCHUBAI kommt nach (hoffe ich doch und yey!). Besatzung der Kapsel gefällt mir auch (und abgesehen davon, dass ich aus Logikgründen ein wenig Gucky vermisse, glaube ich, dass für die Dynamik zwischen den Personen der Mausbiber dort auch weniger reingepassst hätte). Wenn ich was kritisch anmerken darf, dann dass die gesamte Risikobesatzung der Kapsel alles (bis auf die Posbi, die aber ein gewisser Sonderfall ist) MÄNNER sind. Man muss nicht alles gendern usw. und die Unsterblichen leiden natürlich grundsätzlich an einem gewissen Männerüberschuss, der sich serienbedingt ergibt, aber selbst bei den Kastellanen waren es wieder mehr Männer und der Kastellan der bleibt und weiter aktiv ist, ist auch wieder ein Kerl.
Ich meine wir packen schon eine Posbi ein, die sich als weiblich identifiziert, während alle Lemurerabkömmlinge Kerle sind. Aber das ist ein Langzeitproblem, an dem man wohl über mehrere Zyklen arbeiten muss (und wo auch mal wieder neue Aktivatoren nötig wären). Ein Grund, warum die Männer so dominieren ist ja, dass es viele Altfiguren gibt (wobei es da auch Frauen gab, die eben gestorben sind oder rausgeschrieben wurden).
Ich hoffe mal auf eine Zeit, wo nicht jeder gleich aufschreit, wenn da eine Frau mit eigenen Charakter ist, die einem weniger gefällt (das soll es bei den männlichen Chars der Serie bisweilen auch geben
, sondern man sagt: Ok, das ist eine weniger sympatische Frau unter den vielen weiblichen Dauerchars, so wie es unter den männlichen Dauerchars auch unsympathische Charaktere gibt.
Muss es immer so sein, dass man sich über jede Frau freut (wie die Signanesin!), die mehr in der Handlung macht, weil alle Langzeitchars zu großen Teilen Männer sind? Dass viele Autoren auch gute Frauen schildern können, haben wir gesehen. Trauen sie sich nicht an unsterbliche Frauen heran, die länger in der Handlung sind.
Die neue starke Frau auf der Gegenseite erinnert mich ein wenig an Ascari da Vivo (hieß sie so?) und Mirona Thetin - starke selbstbewusste Frau - fasziniert von starken Männern und meist mehr oder weniger auf der Gegenseite unserer männlichen Helden.
Aber das soll alles nicht davon ablenken, dass mir die Kämpfe, die Schilderungen, das Vorgehen der Helden und das Setup gut gefallen waren. Der Kampf um den Tender war plastisch und man hatte den Eindruck, dass es eben eine Sache ist, die Stunden (wenn nicht sogar Tage) dauert, bis ein so gewaltiges Teil bezwungen und unterworfen ist (wenn man es eben nicht einfach zerstören will). Der Kampf der Leute vor Ort, deren Hoffen auf Rettung und alles. Das hat mir sehr gut gefallen. Ich hoffe nur, dass unsere Helden bald mehr die Oberhand gewinnen.
So lange wie um den Tender gerungen wurde, erscheint mir die Aussicht auf die RAS TSCHUBAI wie ein echter Gamechanger, der die Position dann nochmal massiv verbessern kann zugunsten der Galaktiker und dankenswerterweise haben die Panjasen nur einen Tender erobert und unsere Protagonist*innen haben die Chance zu erkennen, dass sie einen neuen verbesserten Schutz gegen die Pedotransfers brauchen und können dann die RAS TSCHUBAI direkt damit ausstatten... (die vielleicht sonst auch ein eher leichteres Opfer gewesen wäre...).
Nächste Woche habe ich noch Urlaub und bleibe hoffentlich auch gesund... so dass ich dann mal die weiteren Romane nachholen und meine Meinung sagen kann.
Bei aller Kritik, die eher auf einem Konzeptionslevel ist, will ich ehrlicherweise sagen, dass z.B. das mit den Frauen mir eher im Nachhinein aufgefallen ist, weil mich der Roman so hervorragend unterhalten hat, lebendig war und viel Spaß auf mehr macht!
“Most people do not listen with the intent to understand; they listen with the intent to reply.” —Stephen R. Covey.
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