Interviewreihe zu ATLANTIS 2

Alles rund um die Miniserie PERRY RHODAN - Atlantis II
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Alexandra
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Interviewreihe zu ATLANTIS 2

Beitrag von Alexandra »

Moin, Forum,
wer den Newsletter der PRFZ erhält, kennt das erste Interview zu Band 1 der neuen Interviewserie bereits.
Hier stellen wir es der Allgemeinheit zur Verfügung. Da der Online-Abend bereits am 22.03.2023 stattfindet, haben wir es nicht erweitert.


AT: Am 24. Februar 2023 erschien eine Leseprobe zu ATLANTIS 2 in »Countdown« (PR 3210), dem Abschlussband der Terrania-Trilogie von Michael Marcus Turner. Dein eigener Titel »Das neue Utopia« spielt in derselben Stadt oder in einer ganz anderen?
BCH: Terrania wird mal erwähnt. Aber der Haupt-Handlungsschauplatz unserer Miniserie wird eine andere Stadt sein.

AT: Du hast dir Perry Rhodan, Atlan und Sichu Dorksteiger als Zentralfiguren ausgesucht. Was magst du an denen?
BCH: Die Frage ist ja nicht, was ich mag, sondern was die Leser erwarten und welches Personal der Serienkosmos zwingend vorgibt. Wo PERRY RHODAN drauf steht, muss natürlich der Terraner drin vorkommen. Sichu und Atlan waren vorgegeben, weil wir eine Quasi-Fortsetzung von ATLANTIS 1 aus dem Vorjahr machen. Ich finde allerdings, dass die Ator eine starke Frauenfigur ist, die einfach nicht genug im Vordergrund stehen kann.

AT: Dazu kommen laut Ankündigung der Redaktion »andere bekannte Figuren sowie einige, die den Lesern völlig neu sein werden«. Gib uns doch ein paar Ideen dazu.
BCH: Wir haben mit Tyler und Dante diesmal zwei junge Männer, die eine wichtige Rolle in dieser Geschichte spielen werden – wichtiger, als ihnen selbst bewusst ist. Mit Koomal Dom führen wir einen zwar wohlmeinenden, aber undurchsichtigen Gegenspieler ein.

AT: Ebenfalls laut Redaktionsankündigung ist dein Atlantis »von einem faszinierenden Völkergemisch bewohnt«. Welche Art Völker findest du denn faszinierend?
BCH: Im Zusammenhang mit unserer Miniserie: Es fasziniert mich, jenen Völkern eine zweite Chance zu geben, die in den Romanen der Erstauflage zu kurz kamen oder keine hatten. Bei ATLANTIS 2 tun wir das auf eine besondere Weise, die ich hier noch nicht verraten möchte.

AT: Habt ihr die Völker und Protagonisten im Team entwickelt?
BCH: Nein, was das angeht, bin ich Einzelkämpfer. Natürlich kommt da immer auch Input von den anderen Autoren und vom Technikberater, aber die Ideen kamen größtenteils von mir.

AT: Wie geht das vor sich?
BCH: Stark vereinfacht: Ich denke eine, zwei Wochen drauf rum. Dann ist die Idee fertig und ich verschriftliche sie, in Form eines möglichst umfangreichen Datenblatts. Das geht ein, zwei Mal zwischen mir und der Redaktion hin und her, Klaus Frick macht Anmerkungen, ich überarbeite, dann wird die Endversion ans Team geschickt.

AT: Laut Redaktion wacht eine Superintelligenz »offensichtlich über die Milchstraße«. Ist das eine Art Ausgleichsprogramm zum fragmentierten ES der Erstauflage?
BCH: Ich will nicht zu viel verraten – aber an der Superintelligenzen-Front haben wir uns ein paar Überraschungen ausgedacht. Als ich das konzipierte, wusste ich von Christoph Ditterts und Wim Vandemaans Plänen allerdings noch nichts. Das ist also eher Zufall gewesen.

AT: Perry Rhodan »kann sich für den Kosmos und seine Faszination einsetzen«. Wird das eine sehr friedensbewegte Miniserie?
BCH: In den letzten circa 40 Jahren hat Rhodan das ja immer getan, finde ich. Wir knüpfen nur daran an, wie die Figur sich seit Jahrzehnten verhält und wie die Leser das auch erwarten.

AT: So wie ich die Ankündigung verstehe, befindet sich Rhodan in deinem Band 1 in der Zeit, die seiner echten Lebenszeit entspricht, aber in einer anderen Entwicklungslinie, quasi in einer Fiktion, die kontrafaktisch zur gewohnten Serienrealität steht.
BCH: Puh, das hast du jetzt komplizierter ausgedrückt, als es eigentlich ist, finde ich. ATLANTIS 2 spielt in einer alternativen Wirklichkeit. Worum es sich bei dieser Realität aber handelt? Um ein Paralleluniversum? Um eine andere Zeitlinie mit einer alternativen Historie? Das herauszufinden, soll Teil der Lesereise werden. Selbst unsere Helden werden sich da zu Beginn nicht sicher sein.

AT: In welchem Ausmaß habt ihr zum Aufbau dieser Wirklichkeit Eckdaten der Erstauflage recherchiert oder gezielt herangezogen?
BCH: Lass es mich so sagen: Es steckt sehr viel Überlegung und Denkarbeit drin, um gewisse Ereignisse zu extrapolieren, die in der Erstauflage passiert sind, bei uns aber nicht oder anders. Da wird es auf den Seiten viel zu entdecken geben und auf den Stammleser werden etliche Aha-Erlebnisse zukommen.

AT: Wie kommt es, dass sich Rhodan an die nicht-kontrafaktische Ebene erinnert?
BCH: An sein eigenes Universum? Da kommt er halt her. Ich vergesse ja auch Saarbrücken nicht, wenn ich morgen nach Berlin ziehe. Die Miniserie setzt an die letzte an, die ja bekanntlich mit einer Zeitreise endete. Offenbar sind unsere Helden nicht ganz dort herausgekommen, wo sie hinwollten.

AT: Ihr kündigt kühne Bauwerke an. Wie habt ihr die geplant, um sie überzeugend zu gestalten?
BCH: Mit der Kraft unserer Tastaturen!

AT: In den Internet-Ankündigungen wurde hervorgehoben, dass sich Perry Rhodan und Sichu Dorksteiger so richtig fehl am Platze fühlen, so in der falschen Welt. Denkst du, das trifft den Nerv der Leserschaft?
BCH: Es trifft den Nerv der Figur. Idealerweise wird der Leser sich spätestens nach Band 1 in unserer Wirklichkeit zuhause fühlen und für sie ebenso fiebern wie für das Universum der Originalserie.

AT: Ich möchte an unser geniales Interview im Conbuch der 4. PERRY RHODAN-Tage in Braunschweig anknüpfen, wo ich dich fragte, ob die queere Protagonistin eher eine werbewirksame Sache ist und du mit einer sehr umfangreichen und ernsthaften Stellungnahme geantwortet hast. Denkst du, dass Gedankenspiele wie die Utopie in ATLANTIS 2 den Leserinnen und Lesern echte Ideen geben kann, wie die Wirklichkeit verbessert werden könnte?
BCH: Ich will da offen gestanden kein sozialpädagogisches Gleichnis draus machen – mein Anspruch ist, allem Aktivismus zum Trotz, zu unterhalten. Wenn dabei noch etwas zum Nachdenken rauskommt – wunderbar! Aber das steht nicht im Mittelpunkt. In erster Linie hatten die Autoren und ich Spaß am »was wäre, wenn«-Spiel, und den versuchen wir den Fans zu vermitteln. Wie hätte das Perryversum sich entwickelt, hätten Rhodan und Co. nie existiert? Die Kernfrage ist, ob das Universum der Originalserie wirklich das beste aller möglichen ist – und ob unsere Helden wirklich überall richtig abgebogen sind.

AT: Muss man ATLANTIS 1 kennen, um ATLANTIS 2 verstehen zu können?
BCH: Es macht das Leseerlebnis etwas runder, aber nein – muss man nicht. Wer beide Serien kennt, hat natürlich mehr davon, vor allem, weil er einige Figuren wiedererkennen wird. Aber es ist auch dem Verlag und dem Vertrieb sehr wichtig, dass so eine abgeschlossene Serie für sich stehend funktioniert.

AT: Wer schreibt eigentlich mit?
BCH: Wie du weißt, darf ich das nicht verraten, bevor der Verlag es offiziell macht. Die Namen Olaf Brill und Roman Schleifer sind ja schon bekannt. Darüber hinaus erwartet die Leser und Leserinnen ein Mix aus bewährten und bekannten Namen.

AT: Im Conbuch Braunschweig haben wir über Hafermilch geredet. Welche Nahrungsmittel kommen in ATLANTIS 2 vor?
BCH: Ich meine, in Band 1 etwas über Muurt-Sorbet geschrieben zu haben. Hast du einen Menüwunsch für Band 12?

AT: Wir reden drüber.
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Alexandra
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Re: Interviewreihe zu ATLANTIS 2

Beitrag von Alexandra »

Nachher fange ich mit dem Fragenaufbau zum ATLANTIS 2/2-Interview mit Olaf Brill an.
Hat jemand Fragen, die ich einbauen soll?
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Ben Calvin Hary
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Re: Interviewreihe zu ATLANTIS 2

Beitrag von Ben Calvin Hary »

Alexandra hat geschrieben: 1. April 2023, 10:01 Nachher fange ich mit dem Fragenaufbau zum ATLANTIS 2/2-Interview mit Olaf Brill an.
Hat jemand Fragen, die ich einbauen soll?
Wer ist der beste Exposéautor der Welt?
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Alexandra
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Re: Interviewreihe zu ATLANTIS 2

Beitrag von Alexandra »

icho_tolot hat geschrieben: 1. April 2023, 11:04 Wer ist der beste Exposéautor der Welt?
Und darauf erwartest du eine Antwort??
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Alexandra
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Re: Interviewreihe zu ATLANTIS 2

Beitrag von Alexandra »

So. Ich möchte anmerken, dass
icho_tolot hat geschrieben: 1. April 2023, 11:04 Wer ist der beste Exposéautor der Welt?
schuld ist.
:D :fg:
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Alexandra
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Re: Interviewreihe zu ATLANTIS 2

Beitrag von Alexandra »

Hier ist das Interview zu ATLANTIS 2/2. Ist auch auf der PRFZ/PROC-Seite.

»WAS NACH DER RÜCKKEHR IN DIE ZUKUNFT GESCHIEHT«
Ein Gespräch mit Olaf Brill über seinen Band 2 der PERRY RHODAN-Miniserie ATLANTIS 2.

Alexandra Trinley: Olaf, du hast den zweiten Band der aktuellen Miniserie geschrieben. Diesmal gibt es zu jedem der Romane Soundtracks, deiner ist unter »Sperrzone Arkonspitze: PERRY RHODAN-Atlantis 2, Band 2 (Soundtrack)« auf Spotify und Apple Music zu finden. Wie kamt ihr auf diese Idee?
Olaf Brill: Das hat sich natürlich unser hipper junger Exposéautor Ben Calvin Hary ausgedacht, der seine Finger ja immer am Puls der Zeit hat und diese Miniserie so liebevoll betreut wie die Atlanterin Caysey ihr Baby Tyler. Ich glaube, die Idee kam relativ spontan auf und ist ja nur so ein nettes kleines Gimmick: Wir bieten zu jedem Roman eine Playlist, die man sich auf Spotify, Apple Music und YouTube anhören kann – den »Soundtrack zur Serie«.

AT: Stichwort Baby Tyler. Den hattest du schon auf einem Titelbild. Möchtest du ATLANTIS 1-Unkundigen eine Vorstellung davon geben, wie Tyler die beiden Miniserien verbindet?
OB: Für ATLANTIS 1 hat Ben Hary eine wunderbare Figur erfunden: die Atlanterin Caysey, die in der irdischen Steinzeit auf dem sagenumwobenen Kontinent lebt. Als unsere Helden auf Caysey treffen, ist sie hochschwanger. Sie tut alles, dass ihr Kind überleben kann, und am Ende der Serie wird dieses Kind tatsächlich unter unglaublichen Umständen geboren, und Caysey gelangt mitsamt Neugeborenem mit Perry Rhodan und Sichu Dorksteiger in die Welt der Zukunft, aus der diese nach Atlantis gekommen sind. Damit ist Cayseys großes Abenteuer überstanden, und so haben wir die erste Miniserie beendet.
In ATLANTIS 2 erzählen wir nun, was nach der Rückkehr in die Zukunft geschieht: Unsere Helden – mitsamt Caysey und Baby – landen in einer Welt, die Rhodan und Dorksteiger nicht wiedererkennen – eine Welt, in der Atlantis niemals untergegangen ist.
Wir steigen in ihre Geschichte wieder ein, als sie bereits fünfzehn Jahre auf dem Atlantis der Zukunft leben. Sie versuchen, in dieser für sie neuen Welt zurechtzukommen – und Rhodan und Dorksteiger versuchen natürlich, einen Weg in die ihnen vertraute Welt zu finden. Schließlich werden sie ja in der Hauptserie gebraucht. Aber Cayseys Baby ist inzwischen ein 15-jähriger Junge, der nichts anderes kennt als unser Atlantis der Zukunft. Alle seine Freunde und jeder, den er kennt, lebt hier in dieser für Rhodan und die Leser »falschen« Welt. Das wird noch spannend, wenn es darum geht, ob Perry Rhodan die ursprüngliche Zeitlinie wiederherstellen kann!

AT: Ich finde diese Überblendtechnik der Realitätsebenen recht unterhaltsam. Dein Roman hat ein stimmungsvolles Titelbild von Dirk Schulz. Hast du dir das Motiv ausgesucht?
OB: Ich habe einen Motivvorschlag eingereicht, dem dieses Bild im Wesentlichen entspricht, mit kleinen Abweichungen. Das ist aber völlig okay. Der Künstler benutzt unsere Anregungen nur, um seine eigene Vision der Welt unserer Miniserie zu finden. Es nennt sich künstlerische Freiheit.

AT: Wer sind die drei Leute auf dem Tibi?
OB: Das sind Dante und Tyler, zwei Jungs aus Atlantis, die sich auf eine Sache einlassen, die ihnen über den Kopf zu wachsen droht. Außerdem der geheimnisvolle Ritter Koomal Dom, der einem neuen Volk angehört, das Ben Hary für diese Miniserie kreiert hat: Die Kol Mani gehören in dieser Version der Zukunft zu den vorherrschenden Kulturen der Galaxis.

AT: Und das Gefährt?
OB: Das kennen die Leser, die bereits ATLANTIS 1 gelesen haben: Es ist die ZIBORAL, ein garbeschianisches Raumschiff, das vor einer Million Jahren auf Atlantis abgestürzt ist. Es ist inzwischen in einer Höhle tief im Innern der Arkonspitze verborgen, einem Berg an der Westküste von Atlantis, der wie ein Saurierzahn spitz in den Himmel ragt. Ich mag ja solche geheimnisvollen Settings. Deswegen habe ich ein Bild mit der ZIBORAL in der Höhle fürs Titelbild vorgeschlagen.

AT: Was stellt die große Form im Vordergrund dar?
OB: Das musst du allerdings Dirk Schulz fragen. (grins)

AT: Der Titel lautet »Sperrzone Arkonspitze«. Was ist damit gemeint?
OB: Die Arkonspitze mit dem dort liegenden uralten Raumschiff wird von den Herrschern von Atlantis abgesperrt, weil dort geheimnisvolle Dinge geschehen. Natürlich – man kann es sich denken – müssen unsere Helden da trotzdem rein. Geheimnisvolle Dinge sind ja unser Metier!
Ein Titel wie »Sperrzone Arkonspitze« klingt außerdem nach K. H. Scheer, dem Gründervater der PERRY RHODAN-Serie, nicht wahr? Das ist natürlich Absicht.

AT: Wo Gründerväter sind, gibt es auch langjährige Fans, die ihre eigenen Ideen haben. Band 1 gab uns ja schon viele Informationen über die veränderte Zeitlinie, in die es Perry Rhodan, Sichu Dorksteiger und Atlan da Gonozal verschlagen hat. Glaubst du, die zahlreichen Arkonidenfans unter den Lesern könnten sich über die veränderte Darstellung ihres Lieblingsvolkes aufregen?
OB: Nö, wieso? Die Arkoniden existieren ja weiterhin in über dreitausend Romanen der Hauptserie. Da wird man uns doch wohl erlauben, ein wenig mit der Vielzahl der Möglichkeiten zu spielen, die sich ergeben, wenn sich die geschichtlichen Ereignisse in der Milchstraße etwas anders abgespielt hätten. So ein Gedankenexperiment hat doch bestimmt auch für Arkoniden-Fans einen ganz besonderen Reiz!

AT: Oder dass ihr die Herzen der Atlan-Verehrerinnen brecht?
OB: Auch da ist der alte, grummeligere Atlan unserer neuen Zeitlinie doch mal ein interessanter Blick in eine Welt, die es so bei PERRY RHODAN noch nie gab. Wer vom alten Atlan lesen will, kann sich ja noch mal PERRY RHODAN-Band 50 oder die Zeitabenteuer von Hans Kneifel oder die ATLAN-Serie mit 850 Bänden oder die Miniserien ab ATLAN TRAVERSAN vornehmen. Wer vom aktuellen Atlan der Hauptserie lesen will, bekommt da ja gerade in PERRY RHODAN-Band 3216 von Kai Hirdt was geboten.

AT: Ich schlage mal die erste Seite auf, ja? Und ich frage ganz naiv. Was habe ich unter der Datumsanzeige »Tag 101, Epoche 10.304« zu verstehen?
OB: In unserer Miniserie, in der die Terraner und die Arkoniden nie die uns bekannte Rolle gespielt haben, herrscht in der Galaxis natürlich eine andere Zeitrechnung. Bei der Zeitangabe über unseren Kapiteln der »Gegenwartshandlung« handelt es sich um die nimidische Zeitrechnung des Kol-Manischen Korrelats. Ein nimidischer Tag hat zehn nimidische Stunden, die der Einfachheit halber in etwa vierundzwanzig terranischen Stunden entsprechen. Die Kol Mani fassen jeweils tausend Tage zu einer »Epoche« zusammen.

AT: Der erste Satz lautet: »Alarm in Can Coronto!« Was ist das für ein Ort?
OB: Can Coronto ist die Hauptstadt des Atlantis der Zukunft, eine Stadt der Lichter und Farben. Ben Hary hat sie sich ausgedacht und in einem ausführlichen Datenblatt sehr genau beschrieben. Wir werden sicherlich im Lauf der Serie noch einiges davon kennenlernen. Daher resultiert auch der Neonpunk-Look unserer neuen Miniserie. Ben wollte bewusst etwas ganz anderes machen als das altertümliche Atlantis, das man sich vorstellt, wenn man die klassischen PERRY RHODAN-Romane liest. Schließlich sind in unserer Serie inzwischen mehr als dreizehntausend Jahre vergangen. Da wird der Kontinent sich genau so verändert haben, wie ja auch Griechenland nicht mehr so aussieht wie zu Platons Zeiten (wobei das alte Atlantis unserer Serie ja noch viele tausend Jahre vor Platon existierte).

AT: Ich begrüße das. Der Personenkasten informiert mich, dass Perry Rhodan als Verkünder einer Superintelligenz fungiert. Was ist eine Superintelligenz?
OB: Superintelligenzen sind höhere Wesen, die wir in der klassischen PERRY RHODAN-Serie schon sehr früh kennenlernen, die da aber noch nicht so hießen: Die Superintelligenz ES, die unsere Helden in PERRY RHODAN-Band 19 kennenlernen, hieß da noch (wie besagter Band 19): »Der Unsterbliche«. Später entwickelte der Schriftsteller und PERRY RHODAN-Exposéautor William Voltz das sogenannte Zwiebelschalenmodell, demnach die Lebewesen im Universum zu immer neuen Daseinsformen emporsteigen: Zuerst sind sie primitive Lebensformen, die nur ums Überleben kämpfen, dann entwickeln sie sich zu intelligenten Wesen, die Kultur und Zivilisation aufbauen, später werden sie zu einer raumfahrenden Kultur, dann Raumfahrern, die sogar über die Grenzen des eigenen Sternensystems hinausstoßen, und schließlich vergeistigen sie sich zu einer übermächtigen Superintelligenz. Es gibt in der PERRY RHODAN-Serie sogar noch mehrere Stufen über dem Status der Superintelligenz.

AT: Und was hat es mit dieser speziellen Superintelligenz auf sich?
OB: Was die Eigenart der Superintelligenz ist, als deren Verkünder Perry Rhodan in der neuen Miniserie fungiert … nun, dafür müsst ihr schon die Serie lesen. Ich kann euch jedenfalls versprechen, dass uns da noch die eine oder andere Überraschung erwartet. Und zwar solche, die nicht nur langjährige PERRY RHODAN-Leser verstehen.
Wer die klassische PERRY RHODAN-Serie noch überhaupt nicht kennt, dem kann ich diese Info dazu geben: Dort war Seth-Apophis eine negative Superintelligenz, die von Perry Rhodan und seinen Terranern bekämpft wurde. Bei uns ist er plötzlich ihr Verkünder. Was ist da denn los?

AT: Gute Frage. Ein gewisser Koomal Dom wird als entführter Ritter vorgestellt. Was können wir uns unter diesem Protagonisten vorstellen, und was unter seiner Art von Ritterschaft?
OB: Koomal Dom gehört dem Volk der Kol Mani an, das wir in dieser Miniserie vorstellen. Das sind Außerirdische, die wir bisher in der PERRY RHODAN-Serie noch nicht kennengelernt haben. Du musst unbedingt mal Ben Hary danach fragen, wie er sich die Kol Mani ausgedacht hat! Ich will das hier nicht vorwegnehmen.
Dom ist, wie sich das für eine Hauptfigur so einer Serie gehört, ein besonderer Kol Mani, ein Held seines Volkes mit Rittertitel. Was sich dahinter genau verbirgt … da gibt es eine Enthüllung in einem Kapitel meines Romans, das den Lesern, die die PERRY RHODAN-Serie kennen, eine Verbindung zur klassischen Serie aufzeigt.

AT: Die ersten Seiten schildern eine Szene unter Jugendlichen. Befürchtet ihr nicht, dass manche älteren Leserinnen und Leser mit so jungen Leuten gar nichts mehr anfangen können?
OB: Ich bin der Meinung, dass sich jede und jeder grundsätzlich in jede Figur hineinversetzen kann. Ich bin kein Cowboy, Astronaut oder Geheimagent, und ich erlebe trotzdem gerne Abenteuer mit ihnen. Ich bin keine Frau, aber ich fiebere mit Ripley in »Alien«. Ich bin kein Jugendlicher, aber wenn ich die Fernsehserie »Die wilden Siebziger« sehe, identifiziere ich mich immer mit den Kids (obwohl ich inzwischen so alt bin wie ihre Eltern in der Serie).
Die Frage ist meines Erachtens eher, ob man sich in bestimmte Figuren hineinversetzen will. Das steht natürlich jedem Einzelnen vollkommen frei. Manche Fans haben eine ganz genaue Vorstellung davon, welche Geschichten sie bitte schön serviert haben wollen. Jeder sucht sich schließlich die Geschichten, die zu ihm passen, und wem unsere jugendlichen Figuren nicht passen, der wendet sich vielleicht den anderen Figuren zu oder liest eine andere Serie. Das finde ich aber alles völlig okay. Es mag andere Leser geben, die unsere Serie wegen dieser Figuren besonders mögen. Die Geschmäcker sind schließlich verschieden.

AT: Ich möchte noch mal auf die Playlist zurückkommen, die wir auf der zweiten Umschlagseite finden. »Olaf Brill empfiehlt« und so weiter. Wie kam deine Liste zustande?
OB: Die Auswahl und Zusammenstellung besorgt Ben zusammen mit einem Kollegen, der in der zweiten Hälfte von ATLANTIS 2 noch zum Einsatz kommen wird. Die beiden haben da eine ganz genaue Vorstellung, wie die Musik zur Serie sich anhören soll: neonbunt, elektrolastig, gefühlvoll und modern. Und es ist ja auch sinnvoll, dass sich Leute darum kümmern, die sich richtig gut auskennen und dafür sorgen, dass sich die Mischung über die ganze Miniserie hinweg rund anhört.

AT: Ihr seid da gar nicht selbst beteiligt?
OB: Wir Autoren dürfen natürlich Vorschläge zu »unseren« Soundtracks machen oder Vetos einlegen. Ich denke, meist läuft das so, dass wir Ben ein paar Stücke nennen, die wir beim Schreiben gehört haben oder von denen wir einfach glauben, dass sie gut zum Roman passen. Und dann machen Ben & Kompagnon daraus ihr Ding.
Im Fall von Band 2 habe ich zum Beispiel ein paar Stücke der Scherben aus den Siebzigern genannt, die ich sehr mag, und ich glaube, eins davon hat es dann tatsächlich auf Bens Playlist geschafft. Da ist also nicht nur die Musik der Millenials und Gen Z dabei. Ich glaube allerdings, das über vierzig Jahre alte Stück passt erstaunlich gut zum Rest der Musik. Es musste ja nicht gleich der »Rauch-Haus-Song« sein.

AT: Ich habe das unbestimmte Gefühl, dass du mehr über diese Art von Musik zu sagen hättest, als es dieses Interview verkraften würde. Also frage ich dich lieber nach etwas Fehlendem: In ATLANTIS 1 hattest du doch diese Kommentare geschrieben. Die gibt es diesmal nicht?
OB: Die Idee zum »Atlantis-Kommentar«, der in der ersten ATLANTIS-Miniserie im Anschluss an den Romantext abgedruckt wurde, stammte aus einem Chat zwischen Ben Hary und mir im Jahr 2021. Es gab früher schon solche Extratexte unter dem Titel »PERRY RHODAN-Computer« und »PERRY RHODAN-Kommentar« in der PERRY RHODAN-Serie und als »Der Extrasinn« in der ersten ATLAN-Miniserie.
Der Redaktion gefiel die Idee gut, dass wir den Miniserien mal wieder so ein Extra beigeben, also habe ich tatsächlich zu den zwölf ATLANTIS-Bänden des Jahres 2022 zwölf »Atlantis-Kommentare« geschrieben. Dabei hatte ich gar nicht beabsichtig, dass ausgerechnet ich nun unbedingt derjenige sein musste, der diesen Auftrag ausführt. Aber als er mir angeboten wurde, habe ich ihn gerne angenommen, und zwar vor allem deshalb, weil ich in der ersten ATLANTIS-Serie von vornherein als Autor von Band 11 vorgesehen war. Da hat mich der »Kommentar« dazu gezwungen, mir wirklich jeden Roman der Kollegen ganz genau anzusehen. Und so war ich hervorragend gewappnet fürs große Finale!

AT: Aber diesmal gibt es keine?
OB: Für ATLANTIS 2 hatte die Redaktion die ATLANTIS-Kommentare nicht mehr vorgesehen. Wir haben ja alle viele Projekte, und es ist wirklich auch ein zusätzlicher Aufwand, den wir da betreiben müssen. Es bin ja nicht nur ich als Autor daran beteiligt, sondern auch die Redaktion, Lektorat, Korrektorat, Grafikabteilung und Satz. Also, es ist keine kleine Aufgabe, mal eben alle vierzehn Tage eine zusätzliche Kommentar-Seite zu produzieren.
Und als Extra haben wir ja diesmal die Playlists. Dafür haben sich halt zwei gefunden, die das gerne so nebenbei machen mochten, und die Marketing-Abteilung hat sofort mitgespielt, dafür die zweite Umschlagseite zur Verfügung gestellt und das Ganze grafisch sehr schön aufbereitet.

AT: Aus dem Forum soll ich dich fragen, wer der beste Expokrat sei.
OB: Der-Geheimchip-in-meinem-Hirn-springt-an. Ben-Calvin-Hary-ist-der-beste-Exposéautor-der-Welt. Ich-möchte-nur-noch-nach-Exposés-von-Ben-arbeiten. ATLANTIS-2-ist-die-coolste-Miniserie-die-es-gibt. Kauft-ATLANTIS. Heil-Seth-Apophis!

AT: Ähm. Ich glaube, es ist Zeit für eine Interviewpause. Er guckt so irre.

Mehr Informationen über ATLANTIS 2 gibt es übrigens auch im kommenden Newsletter der PRFZ.
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Tostan
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Re: Interviewreihe zu ATLANTIS 2

Beitrag von Tostan »

Hier der Link zum Interview von Band 3

https://www.proc.org/dann-habe-ich-das-expo-ignoriert/
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Alexandra
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Re: Interviewreihe zu ATLANTIS 2

Beitrag von Alexandra »

Hier noch der der Text vom Schleifer-Interview direkt im Forum. Wir hatten es auch im Newsletter 48 der PRFZ.

»DANN HABE ICH DAS EXPO IGNORIERT …«
Ein Gespräch mit Roman Schleifer über seinen Band 3 der PERRY RHODAN-Miniserie ATLANTIS 2.


Alexandra Trinley: Roman, dein Titel »Der Singende Berg« spricht vom Berg, aber dein Titelbild wirkt wie unter Wasser. Wie kommt das?
Roman Schleifer: Mich darfst du das nicht fragen. Erstens bin ich voreingenommen, weil ich ja weiß, wo das spielt, und zweitens entscheidet über die Farbgebung die Redaktion und der Tibi-Zeichner.

AT: Das Objekt oberhalb der Protagonisten wirkt wie eine Mischung aus Brausekopf, OP-Beleuchtung und Triebwerk. Was ist es denn wirklich?
RS: Lies den Band, dann weißt du es …

AT: Und das mit Bäumen bewachsene Objekt rechts unten?
RS: Na, komm, das solltest du kennen. Welcher Planet ist durchgeschnitten und mit einem Schutzfeld versehen? Na? Na? Na?

AT: Du hast den Online-Abend über ATLANTIS 2 moderiert. Wie schwer ist es, Kollegen zum Reden zu bewegen, aber selbst so gut es geht zu schweigen?
RS: Ach, im Fragenstellen und mir gleichzeitig auf die Zunge zu beißen bin ich geübt. Schließlich ist das nicht mein erster Online-Abend, an dem ich mehr weiß als die Zuschauer.

AT: Was ist jetzt mit dem Berg los? Warum singt er, was singt er?
RS: Der Titel bedient Neu- als auch Stammleser. Ein Neuleser denkt sich: »Was bitte ist das für ein Berg, der singt?«, und der Stammleser erinnert sich vielleicht an seine Jugend, weil er weiß, wo die Handlung unter anderem spielen wird. Der Titel funktioniert also für beide, daher habe ich ihn Klaus N. Frick vorgeschlagen und er hat ihn genommen. Und bevor du fragst: Ja, das Titelbildmotiv war ebenfalls mein Vorschlag, weil es sich aufgrund des Titels und des Inhalts geradezu anbietet.

AT: Du hast auch einen Soundtrack auf der inneren Umschlagseite?
RS: Den haben alle zwölf Hefte.

AT: Welche der Songs bedeuten dir am meisten?
RS: Nachdem Ben sanft, aber doch erklärt hat, es soll eine Mischung an Songs sein, habe ich meine Metallica&Megadeath&Queen-Songliste zurückgezogen und ihm freie Hand gelassen – unter der Bedingung, dass mindestens ein Metallica-Song dabei sein muss. Es war insofern interessant, als die von Ben gewählte Musikrichtung für mich neu war. Aber die Idee ist gut und ich übernehme sie gleich mal für den nächsten NEO-Band.

AT: Schauen wir uns das Heft mal an. Der Personenkasten fällt ins Auge. Wer schreibt in der Miniserie ATLANTIS 2 eigentlich den Personenkasten?
RS: Ich schlage vor und die Redaktion entscheidet, ob sie neu schreibt oder übernimmt.

AT: Und wer macht die technische Beratung?
RS: Wie immer Peter Dachgruber.

AT: Du hast in letzter Zeit mehrmals über deine Begegnungen mit der Technikberatung in NEO gepostet. Ist das in der Miniserie ähnlich oder geht man da entspannter vor?
RS: Ähnlich. Ich bin jedoch ein spezieller Fall. Ich muss die Technik verstehen, damit ich darüber schreiben kann. Daher übernehme ich nicht blind Textbausteine, sondern frage gezielt nach. Das macht es natürlich für alle zeitaufwändiger.

AT: Du beginnst mit einer Kampfszene. Hast du Vorkenntnisse oder Fähigkeiten, auf die du dabei zurückgreifen kannst?
RS: Ich habe Kung Fu- und Krav Maga-Erfahrung.

AT: Auf Seite 6 landet Sichu beim Kämpfen kurzfristig in der Küche. Du bist doch sicherlich auch mit Kneifels Zeitabenteuern sozialisiert worden. War es für dich als Altleser ungewohnt, mal keine in seliges Hinschmelzen mündende Romanze zu beschreiben, wenn es um Atlan und Frauen geht?
RS: Jetzt muss ich mich outen. Ich habe nur eine Handvoll der Zeitabenteuer gelesen, aber das Verhältnis von Atlan zu Frauen habe ich natürlich verinnerlicht. Nachdem Sichu und Atlan in meinem Band acht Jahre lang gemeinsam in einem Raumschiff durch die Milchstraße gurken, stellt sich die Frage, ob dieser Atlan bei Sichu sein Glück versucht. Das ging mir durch den Kopf, als ich das Expo gelesen habe.

AT: Ist der knurrige alternde Atlan die Identifikationsfigur für ältere Leser und Leserinnen?
RS: Eine Figur braucht keine Identifikationsfigur zu sein. Eine Figur muss so agieren, dass der Leser wissen will, wie es mit der Figur weitergeht. Und das gilt für alt und jung.

AT: Auf Seite 7 ist von einer Tangente die Rede. Was ist das denn nun?
RS: Hast in Band 1 nicht genau gelesen?

AT: Ich schon, aber nicht alle Leserinnen und Leser dieses Interviews. Also gut, es ist ein alternatives Universum. Wenn du dich in Atlans Situation versetzt und dir vorstellst, quasi doppelt zu sein, was wäre deine Anti-Vorstellung von dir selbst, was die Wunschvorstellung?
RS: Die Anti-Vorstellung von mir ist so, wie ich bin. Und über die Wunschvorstellung muss ich erst mal nachdenken.

AT: Ihr habt schöne Neologismen, wie die »Masseaufhebungsfeld-Röhre« (Seite 9). Am Online-Abend habt ihr erzählt, wie euch das »Implant« gekappt wurde. Wie seid ihr vorgegangen, was gibt es an Ausdrücken?
RS: Das waren Vorgaben von Ben. Bei Tyler haben wir uns eine Jugendsprache ausgedacht, die ich in meinem Band 3 etabliert habe.

AT: Auf Seite 14 wechselst du auf die Zeitebene gut vierzehn Jahre vorher. Die Miniserie hat eine ziemlich rasante Schnitttechnik. Entstand das eher durch die Notwendigkeit, die übersprungenen Jahre erzählerisch zu integrieren, oder soll das Zappen modernen Rezeptionsgewohnheiten entgegenkommen?
RS: Diese Frage beantwortet dir Ben, denn das war seine Vorgabe. Aber es ist mal was Neues und daher finde ich es schon mal gut. Ich weiß schon, die meisten Leute gehören zu der Fraktion »gib mir mehr vom selben«, aber gerade bei einer Miniserie kann man den Lesern auch mal etwas Neues präsentieren und sie herausfordern. Und da ich in den Sozialen Medien und im Galaktischen Forum nur Positives über ATLANTIS 2 lese, hat es geklappt.

AT: Wie ging’s dir als Autor damit?
RS: Ich kriege anfangs ja nur die Expos und Expos lesen sich natürlich anders als der fertige Roman. Außerdem muss ich als Autor die ganze Handlung verstehen, sonst kann ich es nicht schreiben. Also habe ich mir alles chronologisch gereiht, dann war es keine Hexerei mehr.

AT: Worauf war zu achten?
RS: Die Feinheit war, dass in meinem Band durch die unterschiedlichen Zeitebenen die Figuren von jeweils anderen Voraussetzungen ausgehen. In der Vergangenheit gehen Rhodan, Sichu und Atlan davon aus, dass ihre Zeitlinie ausgelöscht ist und sie sich in einer neuen Zeitlinie befinden. In der Gegenwart vermuten Sichu und Atlan bereits, dass sie sich in einem Paralleluniversum aufhalten.
Und dann ist da noch Tyler …

AT: Tyler könnte dem Alter nach dein eigener Sohn sein. Wie ging es dir mit ihm?
RS: Überraschend gut. Wie immer muss der Einstiegssatz passen, damit ich zu schreiben beginnen kann. Und da Tyler entführt worden war, dachte ich mir, dass der Junge sicher ziemlich angepisst sein wird. Also hatte ich sofort »Hey, du tust mir weh!« als ersten Satz. Und von da an waren wir die besten Kumpels. Ich habe dann im Laufe dieser Szenen auch ein paar Worte für seine Jugendsprache erfunden, die ins Datenblatt eingegangen sind.

AT: In »Totenstille«, dem Band 9 von ATLANTIS 1, hast du wieder einmal eine eigene Geschichte einbringen können. Diesmal auch?
RS: Fast bin ich versucht, zu sagen, dass Ben mir eigens ein enges Expo auf den Leib geschrieben hat …

AT: Und dann?
RS: Habe ich das ganze Expo ignoriert und mein eigenes Ding geschrieben.

AT: Wo die Selbstverwirklichung in Autorenteams eh an erster Stelle steht.
RS: Ein Kollege in meinem Brotjob hat mir im alten Jahrtausend mal gesagt: Kompetenz kriegst du nur, wenn du die Dinge einfach tust, ohne lang zu fragen.

AT: Also hast du entlang des Expos geschrieben.
RS: Selbstverständlich habe ich alle für die Gesamthandlung relevanten Eckpunkte eingebaut.

AT: Und den Rest?
RS: Habe ich so gestaltet, dass diese relevanten Eckpunkte schön verbunden werden und mich dabei am Expo orientiert.

AT: Und was genau sind die Unterschiede zwischen dem Expo und dem fertigen Roman?
RS: Ich berufe mich auf die Geheimhaltungsklausel in meinem Vertrag und ersuche um Verständnis, dass ich zu dieser Frage keinerlei für die Interviewerin befriedigende Antwort geben werde.

AT: Entsetzlich.
RS: Ich gebe jedoch zu bedenken, dass ich mich zum Beispiel mit dem Folgeautor abgesprochen haben könnte, der dann meine Storyline übernommen hat, obwohl sie nicht im Expo gestanden ist.

AT: Mit Olaf Brill hast du dich bei der Staffelübergabe nicht ausgetauscht?
RS: Gar nicht. Abgesprochen habe ich mich mit Dietmar Schmidt, dem Autor des Folgebands »Verkünder der Superintelligenz«. Ich schildere den Anfang und das Ende einer Szene und er schildert die Mitte dazu. Da mussten wir uns natürlich abstimmen, damit er entsprechend weiterschreiben kann.

AT: Im Internet hast du eine Szene gepostet, in der Perry Sichu küsst. Abgesehen davon, dass du die Größenverhältnisse authentisch hinbekommen hast – Perry muss sich auf die Zehen stellen, weil sie größer ist – warum fasziniert dich das?
RS: Ach, das ist einerseits eine witzige Vorstellung. Der große Perry Rhodan hat eine Freundin, die größer ist und muss sich auf die Zehenspitzen stellen, um sie zu küssen. Nenn mich seltsam, aber über so was muss ich lachen. Und ich finde andererseits, dass solche kleinen, aber feinen Details das Salz in der Suppe sind. Und überhaupt, dass es meines Wissens nach erstmalig beschrieben wurde.

AT: Weil Sichu in deinem Roman deutlich spannendere Eigenschaften hat. Sie kann hervorragend kämpfen und Schläge einstecken, die bekommt nach Hackversuchen ein hochqualifiziertes Jobangebot, sie soll einen Auftragsmord machen, sie ist eine Frau, die viel nachdenkt. Was findest du so besonders an der Beziehungsebene zwischen Perry und ihr?
RS: Bei all der Action finde ich Momente der trauten Zweisamkeit gut. Da genügt oft schon so ein Absatz, um das besondere Verhältnis der beiden zu zeigen. Außerdem macht es beide menschlich.

AT: Beim Surflehrertyp muss ich an den österreichischen Song »Macho, Macho« denken. Und dann arbeitet er noch im Vertrieb einer großen Bank. Ist das eine Art Selbstportrait?
RS: Schaue ich aus wie ein Surflehrer?

AT: Da dachte ich an den Song.
RS: Leider ist der eigentliche Gag in diesem Bankabsatz von offizieller Seite gestrichen worden. So ging es im Manuskript weiter:
»Ich arbeite im Retail einer großen Investmentfirma. Weißt du, was die mir an Tag Eins beigebracht haben?«
»Dass du Frauen nerven sollst?«
»Ich habe gelernt, was Nein bedeutet.«
Damit hatte er nun doch ihr Interesse geweckt. Aber nur, weil sie die Interpretation interessierte. Sie nickte ihm zu. »Und?«
»Noch. Ein. Impuls. Nötig«, antwortete er.
Dorksteiger verdrehte die Augen. »Ich sage es dir noch einmal höflich: Ich bin nicht interessiert.«
Aber Ironie und Humor sind ja bekanntlich so eine Sache … und außerdem ist immer die Frage: Wirkt es bei einem Großteil der Leser?

AT: Es könnte die eine oder andere Reaktion hervorrufen. Weiter mit Seite 15: Atlan raucht. Vierzig Jahre nachdem Lucky Lukes Kippe durch einen Grashalm ausgetauscht wurde, raucht Atlan. Warum?
RS: Warum nicht? Und das hier ist nicht der Atlan, den wir kennen. Außerdem wollte ich Geruch einbauen.

AT: Löblich. Oft fehlen Gerüche. Dann Seite 17: Implants. Auf dem Online-Abend hattet ihr geklagt, dass diese eure gehegte und gepflegte Wortbildung im Lektorat brutal zum Implantat zurückverwandelt wurde. Wie habt ihr das Implant zurückbekommen?
RS: Müssten wir den Lektor fragen.

AT: Wer macht das Lektorat?
RS: Oliver Plaschka.

AT: In der Mitte des Romans sind wir wieder bei den Ferronen und der Zeitgruft unter dem Palast des Thorts von Ferrol, durch die Rhodan und seine Getreuen in PR 12 Zugang zu ES und zur befristeten Unsterblichkeit bekamen. Die Miniserie WEGA setzte an derselben Lokalität an. Woher das bleibende Interesse?
RS: Ist doch geschichtsträchtiger Boden, oder?

AT: Wenn Atlan in der Ich-Perspektive erzählt, nennt er Sichu nur »Dorksteiger«.
RS: Du kennst die Regel von den Cons: Auf solche »Fragen« antworten Autoren nur mit »Ja!«.

AT: Als die Kol Mani Atlan und Sichu nach dem Bombenlegen verhaftet haben, belassen sie es bei einer Mahnung, fragen sogar fürsorglich nach, ob die angeblich gesuchte Toilette gefunden wurde. Sind die wirklich so nett oder tun sie nur so?
RS: Erstens passt das jetzt zum Thema »Humor« von oberhalb und zweitens sind die Kol Mani ein friedliches Volk. Die haben nicht mal ein Militär …

AT: Wer »von oben« reden kann, hat Macht. Seite 34: Mit den Fantan kommt ein zweites Volk aus Anfangszeiten zurück. Allerdings hatten sich die vor allem bei NEO ausgelebt. Eine Remineszenz?
RS: Nicht an NEO, sondern an die EA. Es ging ja darum, zu zeigen, dass hier einige Dinge anders gelaufen sind und wie sich alles ohne die Gegenwart und Eingriffe von Perry Rhodan entwickelt hat. Und da wären einfach ein paar Völker nicht ausgestorben.

AT: In der Tangente ist Gucky an Altersschwäche gestorben. Gab es da irgendwelche empörten Reaktionen drauf?
RS: Bis lang nicht. Außerdem weiß ja jeder mit Band 1, dass es ein Alternativuniversum ist.

AT: Dann sind wir bei der Kosmischen Hanse, dem Projekt von San, Thoregon … eine Art tour de force durch mehrere Epochen der Erstauflage. Stimmst du Rhodan zu, wenn er vermutet, auf zu vielen Hochzeiten zu tanzen?
RS: Ja. Er ist halt keiner, der stillsitzen kann und sich im Zweifelsfall immer ins Gewühl wirft. Und da bleibt automatisch halt auch einiges auf der Strecke.

AT: Seite 36: Und schon sind wir bei den Báalols, die sich in der Tangente zu Mustergalaktikern entwickelt haben, während sie in der EA durch manipulative Parafähigkeiten glänzten. Sind das die Báalol aus NEO?
RS: NEO hat mit der Miniserie nichts zu tun und umgekehrt.

AT: Dann sind wir bei Herkules, den Oldtimern und den Schreckwürmern, auch dies Hardcore-Inventar der ersten EA-Zyklen. Ich dachte immer, eine Miniserie müsste eingängiger, quasi windschnittiger sein als der große Rhodansaurus, der Seriengigant. Aber das gesamte mittlere Drittel deines Romans ist voll von Bezügen dazu. Ist das kein Widerspruch?
RS: Ich zeige, wie sich dieses Alternativuniversum durch die Absenz von Rhodan und dem Sieg von Seth-Apophis verändert hat. Und eine Veränderung wird nur sichtbar, in dem es Bekanntes nicht oder anders gibt.

AT: Mit den Iofar sind wir dann schon bei Andromeda. Was ist so faszinierend an Andromeda? Weil sagenhaft viele SF-Romane dort angesiedelt sind?
RS: Ach, da hast du zu viel hineininterpretiert. Ich wollte ein Seesternvolk in einem Nebensatz einbauen und da gibt es nun mal nur eines in der Perrypedia. Und von dem Seestern, der in Folge 4 der STELLARIS vorkommt, wissen wir nicht, wo der herkommt.

AT: Und du hast Andromeda gewählt. Der Spur des Rauchs folgend, kommen Atlan und Sichu zum Hyperphysiker Renier Bievre. Bei Rauchzeichen denke ich aber an Don Redhorse. Kommt der noch?
RS: Don Redhorse hat in der Tangente nie gelebt, denn es gibt keine Terraner.

AT: Rhodan greift gleich nach dem Zellaktivator. Aber dann vernichtet er ihn, was die vertraute Schockfront auslöst, hier jedoch vor allem in Form einer persönlichen Entscheidung. Welche Motive hat Rhodan für die neue beste Freundschaft?
RS: Hä? Welche Freundschaft? Den ZA vernichtet er, weil der sie alle umbringt. Und wieso Rhodan mit Koomal Dom mitgeht, erzählt Dietmar Schmidt in Band 4.

AT: Und schon zieht er sich mit Koomal Dom zurück, weicht danach Sichus Blick aus und sagt, er habe sich entschieden. War die Explosion erzählerischer Knalleffekt oder Ursache?
RS: Die Explosion war nötig, um die Gefahr für alle auszuschalten. Die von ES installierte Sicherheitsschaltung hätte sie sonst alle getötet. Ebenfalls in Band 4 erfährt man dann, wieso die Sicherheitsschaltung so reagiert hat.

AT: Der letzte Abschnitt des Romans gehört Tyler. Wieder verwendet ihr diese Überblendtechnik zwischen den Realitäten, doch was Tyler sieht, stellt Rhodan schlicht als schlechten Vater dar, der immer wieder am Tod der eigenen Familien schuld ist. Und Tyler macht innerlich Schluss mit ihm. Geht das nicht ein bisschen schnell?
RS: Er macht Schluss mit ihm, als Koomal Dom ihn über Perry Rhodans Plan aufklärt, die Tangente zugunsten des uns bekannten Universums vor die Hunde gehen zu lassen. Und da damit auch sein Kumpel Dante sterben wird, stellt sich Tyler gegen ihn.

AT: Ich kann nicht glauben, dass Dante ihm so viel bedeutet. Schmeißt er nicht sein eigenes Hirn raus dabei?
RS: Wenn du erfährst, dass dein Stiefvater unser Universum auslöschen will, also deinen Mann, deine Töchter und all deine Freunde sterben werden, wie tiefenentspannt bist du deinem Stiefvater gegenüber?

AT: Ich denke schon, dass ich überlegen würde, ob das jetzt stimmt. Tyler ist aber auch jünger. Wirst du bei ATLANTIS 2 noch einen Band schreiben?
RS: Ich bin mit NEO derzeit ausgelastet.

AT: Danke für die Auskünfte.
RS: Danke für die spannenden Fragen.
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Alexandra
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Re: Interviewreihe zu ATLANTIS 2

Beitrag von Alexandra »

Und hier Dietmar Schmidt.

»Wieso erschießt Koomal Dom ihn nicht einfach?«
Im Gespräch mit Dietmar Schmidt über ATLANTIS 2, Band 4


Alexandra Trinley: Dietmar, deinen wievielten Roman für eine PERRY RHODAN-Miniserie haben wir hier?
Dietmar Schmidt: Den zwölften. Das Dutzend ist damit voll.

AT: Der Titel »Verkünder der Superintelligenz« bezeichnet wen?
DS: Perry Rhodan fungiert in PERRY RHODAN-Atlantis 2 als Verkünder von Seth-Apophis. Seth-Apophis ist eine Superintelligenz, die aus dem Zyklus der Erstauflage nach Band 1000 eine Hauptrolle spielt – aber als Gegenspieler. In der 2. ATLANTIS-Miniserie ist Rhodan nun ihr Verkünder. Das war die große Überraschung am Ende des ersten Bandes. In der Erstauflage war Seth-Apophis eine negative Superintelligenz, die andere Spezies psychisch dominierte und manipulierte. Rhodan handelte im Auftrag von ES, einer anderen Superintelligenz, besiegte Seth-Apophis und leitete eine »Devolution« ein, eine Rückentwicklung zu dem Wesen, aus dem sie entstanden war. Als sich zeigte, dass Seth-Apophis wieder in die alten Verhaltensmuster verfiel und erneut versuchte, andere Spezies mental zu beeinflussen, entschied sich Rhodan, sie zu vernichten.
In ATLANTIS 2 haben wir eine ganz andere Konstellation vorliegen: ES wurde besiegt und von Seth-Apophis absorbiert, die dadurch zu einer positiven Superintelligenz geworden ist. Sie beherrscht die Lokale Galaxiengruppe, und die Spezies dort haben eine positive, beachtenswerte Zivilisation geschaffen – in der nur die Menschheit keine tragende Rolle mehr spielt.

AT: Wie ist die Vorgeschichte?
DS: Die negative Superintelligenz entpuppt sich in Band 10 der ersten ATLANTIS-Miniserie als die Drahtzieherin, die die Proto-Nekrophore in die Milchstraße bringen ließ. Die Proto-Nekrophore ist ein Erzeugnis überlegener Technik und kann eine Krankheit freisetzen, die Nukleotide Pest, durch die der gesamte Spiralarm der Milchstraße entvölkert werden soll. Seth-Apophis’ Plan ist in der ursprünglichen Zeitlinie gescheitert, aber die Ereignisse der ersten Miniserie machten eine Zeitkorrektur erforderlich, damit es nicht zu dieser Katastrophe kommt. Durch diese Zeitkorrektur entstand die sogenannte »Tangente«, in der die Verhältnisse eintraten, auf denen die zweite ATLANTIS-Miniserie beruht: eine Welt, die sich von der Welt der Erstauflage stark unterscheidet.

AT: Wie ist Rhodans konkreter Konflikt in diesem Roman?
DS: Wie bereits erwähnt, ist die Zivilisation, die Rhodan in diesem Alternativuniversum vorgefunden hat, nichts Schlechtes – im Gegenteil: Das Kol-Manische Korrelat ist eine moderne Gesellschaft, das seinen Mitgliedern große individuelle Freiheiten gewährt. Tyler Rhodan, der Sohn der Atlanterin Caysey, kennt nichts anderes als die »Tangente«. Rhodan setzt alles daran, die alte Zeitlinie wiederherzustellen, aus der er gekommen ist, aber er muss anerkennen, dass die alternative Zeitlinie ihre Vorzüge hat. Im Laufe der Handlung findet er heraus, dass es sich ein wenig anders verhält: Er hat es in Wirklichkeit mit zwei parallelen Universen zu tun, und das ursprüngliche Universum setzt an, das neue zu zerstören. An seinem grundlegenden Dilemma ändert es nichts: Kann er hinnehmen, dass Aberbillionen Individuen das Leben verlieren?

AT: Und was will das Korrelat?
DS: Darüber kann ich nicht viel sagen, denn erst in den Folgebänden werden wir das Korrelat näher kennenlernen. Daher nur so viel: Das Kol-Manische Korrelat ist in erster Linie eine Handelsföderation, die ihre Mitglieder durch wirtschaftliche Interessen aneinanderbindet – so wie es in der ursprünglichen Zeitlinie die Kosmische Hanse lange versucht hat. Wie es scheint, waren die Bemühungen des Korrelats von größerem Erfolg gekrönt.

AT: Tyler trägt Rhodans Namen, ohne sein Sohn zu sein. Haben die beiden trotzdem einen Vater-Sohn-Konflikt?
DS: Das ist eine schwierige Frage. Rhodan wäre auf jeden Fall ein abwesender Vater. Er ist ja ständig im Auftrag der Superintelligenz in der Galaxis unterwegs. Ich bezweifle auch sehr, dass sich Rhodan in diesem Maß in die familiäre Beziehung zwischen Caysey, Rowena und Tyler einmischen würde. Er wäre eher ein Onkel, der die drei ab und zu besucht.

AT: Wie funktioniert Tylers und Dantes Freundschaft?
DS: Tyler bewundert Dante. Dieser ist ein Jahr älter, aber er nimmt ihn wahr, und das macht Tyler stolz. Dante ist für ihn ein Vorbild. Dante wiederum sieht ihn wie einen kleinen Bruder. Er empfindet für ihn ein starkes Verantwortungsgefühl, aber leider erst, nachdem er Tyler durch eine unüberlegte Aktion in Schwierigkeiten gebracht hat.

AT: Tylers Name wird erklärt – Rhodan wählte einen aus seiner Jugend. Dante wiederum hat einen großen literarischen Namensvetter. Mit Absicht?
DS: Diese Frage wirst du Ben Calvin Hary stellen müssen.

AT: Ihr lasst die beiden Jugendsprache reden. Habt ihr die an realen Jugendlichen ausprobiert?
DS: Ich jedenfalls nicht.

AT: Gibt es in dem Roman Begriffe, die auf dich zurückgehen?
DS: Ich habe einen anderen Begriff für Formenergie eingebracht: Enerstat. Dabei handelt es sich um Hyperenergie, die sich wie Materie manifestiert, also angefasst werden kann. Man kann Formenergie jedoch jederzeit wieder verschwinden lassen.

AT: Konntest du deinen Hintergrund als Chemiker einbringen?
DS: In diesem Roman bot sich dafür keine Gelegenheit. Rhodan und sein Team befinden sich in einer unwirklichen »Interferenz«, in der sich altes und neues Universum überlappen, Dante in einem Raumschiff. Ich muss allerdings auch keine Chemie einbringen können, um Freude daran zu haben, einen Roman zu schreiben.

AT: Und die Recherche? Bei TERMINUS warst du doch der Recherche-Mann, nicht wahr? Diesmal auch? Weil der Roman viele Rückgriffe auf die Perryversum-Vergangenheiten hat.
DS: Der Recherche-Mann in den Miniserien ist wie bei PERRY RHODAN NEO Peter Dachgruber. Bei TERMINUS haben wir seinerzeit die Aufgaben ein wenig verteilt. Weil ich einen Roman schreiben sollte, der im Imperium Dabrifa angesiedelt war, habe ich mich intensiv mit diesem Sternenstaat befasst. So viel Vorlauf hatten wir bei späteren Miniserien allerdings nicht mehr. Im Fall von ATLANTIS 2 hat Ben uns eine umfassende Sammlung aus Hintergrundmaterial und Datenblättern vorgelegt, mit denen wir gleich loslegen konnten. Für die Rückgriffe in die Serienhandlung habe ich mal wieder ausgiebig die Perrypedia genutzt, die ausgezeichnete Datenbank im Internet, und die Volltextsuche, die in den E-Book-Ausgaben der alten Hefte zur Verfügung steht.

AT: Der Mausbiber Kicko hat bei dir keinen Auftritt. Hast du das bedauert?
DS: Ein bisschen schon. Aber man kann eben nicht alles haben.

AT: Das Titelbild ist ein wenig extrem. Wen stellt es dar?
DS: Den Kol Mani Koomal Dom, einen Ritter der Tiefe. Er ist eine zentrale Gestalt in dem Roman und der ganzen Miniserie, ein Gegenspieler für Perry Rhodan, aber auch ein Spiegelbild, denn in der ursprünglichen Zeitlinie ist Rhodan ebenfalls Ritter der Tiefe gewesen. Und wie man in dem Roman erfährt, verbindet die beiden Figuren noch mehr. Doch das will ich an dieser Stelle nicht verraten.

AT: Wie viel Einfluss hattest du auf seine Gestaltung?
DS: Das Aussehen Koomal Doms ist von Ben in den Datenblättern festgelegt worden. Ich habe zwar den Vorschlag gemacht, ihn auf dem Titelbild zu zeigen, aber es liegt natürlich bei Dirk Schulz, wie er Bens Vorgaben umsetzt. Ich finde aber, er hat den Ritter der Tiefe gut getroffen.

AT: Was für eine konkrete Wirkung hat es, dass Koomal Dom ein Ritter der Tiefe ist? Und ist sein Name eine Anspielung auf den Dom Kesdschan?
DS: Eine Anspielung? Soweit ich weiß, nein, aber auch mit dieser Frage wendest du dich besser an den Exposéautor. Und was die Wirkungen von Koomal Dom betrifft, stehen wir noch zu sehr am Anfang der Miniserie, um uns darüber zu unterhalten.

AT: Zellaktivatoren heißen jetzt wohl Vitalenergiespeicher. Du verwendest beides. Fühlt sich der bisherige Begriff altmodisch an?
DS: Für mich nicht. Vitalenergiespeicher ist jedoch der Begriff, der von Koomal Dom benutzt wird. Rhodan nennt sie meist weiter Zellaktivator. Das neue Universum benutzt nicht nur hier bewusst eine andere Terminologie als die Hauptserie.

AT: Die Zellaktivatorszene wurde aus zwei Perspektiven erzählt: Im Vorgängerroman von Roman Schleifer, und jetzt von dir aus Rhodans Perspektive, was seinen mysteriösen Gesinnungswandel erklärt. Wie seid ihr bei der Zusammenarbeit vorgegangen?
DS: Roman hatte sein Exposé naturgemäß früher erhalten als ich. Außerdem verzögerte sich bei mir der Schreibbeginn um einiges, und Roman war schon recht weit mit seinem Manuskript, als ich mit der Arbeit anfangen konnte. Er hat mir die entsprechenden Szenen geschickt, dann haben wir darüber telefoniert und gechattet. Am Ende wurde ein bisschen umgebaut, und die Schilderungen nahmen ihre endgültige Gestalt an.

AT: ATLANTIS 2 hat eine umfangreiche Topographie. War es schwer, da Fehler zu vermeiden?
DS: Tja, Fehler kommen immer wieder vor. Ich bezweifle, dass es nirgendwo Widersprüche gibt. Andererseits, weder Sichu Dorksteiger noch Perry Rhodan haben ein eidetisches Gedächtnis wie Atlan oder Sheldon Cooper. Wenn zwei Personen heute über das gleiche, acht Jahre zurückliegende Ereignis sprechen, wird es immer zwei Versionen geben; der »unzuverlässige Erzähler« ist oft ein Ich-Erzähler. Aber diesen Aspekt wollen wir auch nicht überstrapazieren.

AT: Atlan kommt in gedoppelter Form vor. Er hat in der Tangente – der Parallelwirklichkeit, in die es unsere Helden verschlagen hat – keinen Zellaktivator. Wie ist dein Bezug zur Figur, wie fühlte sich das Schreiben am veränderten Atlan an?
DS: Er ist im Grunde der gleiche Atlan wie in ATLANTIS 1 und in den Rückblenden in PR 60 und 70. Er ist gealtert, aber die Jahrtausende hat er anders als der Atlan der Erstauflage durchgehend im Tiefschlaf verbracht. Er ist nicht immer wieder aufgeweckt worden und hat nicht bei geschichtlichen Wendepunkten auf der Erde mitgemischt wie der Atlan der ursprünglichen Zeitlinie. Ich hatte in ATLANTIS 1 Band 6 das Vergnügen, diesen alten Arkonidenadmiral zu schildern, und es war mir nun eine Freude, ihn aus Dantes Perspektive zu schildern, der gar nicht genau weiß, wen er da vor sich hat, und keinerlei Ehrfurcht empfindet.

AT: Sprechen wir über Sichu. Ist sie für dich eher Soldatin oder eher Wissenschaftlerin?
DS: Sichu ist für mich eine janusköpfige Gestalt. Sie kann beides sein, je nachdem, was die Situation erfordert. Standardmäßig agiert sie aber schon eher als Wissenschaftlerin. Ich denke, dass sie in dieser Rolle ihr Zuhause gefunden hat.

AT: Deine Beschreibungen der Kol Mani sind recht umfangreich. Gesichter ohne Mimik. Ich frage mich, wie das evolutionär funktioniert hat. Wozu die große Fläche, wenn sie keiner Verständigung dient?
DS: Die Frage solltest du Ben stellen, der die Spezies entwickelt hat.

AT: Wer ist dir sympathischer: Rowena oder Caysey?
DS: Eindeutig Rowena. Sie ist zwar impulsiv und neigt ein bisschen zur Überreaktion, aber sie ist energisch und tatkräftig und denkt unabhängig. Caysey hat ebenfalls ihren eigenen Kopf, ist von beiden mit Abstand die Nettere und hat Entwicklungspotenzial, doch Rowena hat mir immer sehr gut gefallen, seit Michelle Stern in ATLANTIS 1 Band 5 ihren Werdegang geschildert hat.

AT: Rhodan wird bei dir immer wieder mit den Schattenseiten vergangener Entscheidungen konfrontiert. Mich nervt so was ja als lähmende Bedenkenträgerei, von der wir in realiter schon genug haben. Siehst du das positiver?
DS: Diese Konfrontationen sind nichts anderes als Versuche Koomal Doms, Rhodan zu manipulieren. Dom will unbedingt verhindern, dass Rhodan mit seinen Bemühungen die neue Zeitlinie zum Verschwinden bringt. Was du als »lähmende Bedenkenträgerei« betrachtest, soll Rhodan verunsichern – einen Mann, der sich so leicht nicht verunsichern lässt –, nach dem Prinzip, dass steter Tropfen den Stein höhlt. Er ist ja immerhin zwei Jahre mit Koomal Dom unterwegs, im Roman finden sich nur Schlaglichter.
Wieso erschießt Koomal Dom ihn nicht einfach und beseitigt so das Problem, könnte man fragen. Als Kol Mani wird Dom jedoch keine Gewalt anwenden, es sei denn, ihm bleibt wirklich keine andere Wahl. Wer weiß, zu welchen Mitteln er in Zukunft greifen wird, um Rhodan aufzuhalten?

AT: Seth-Apophis und ES. Wie stellst du dir eine Superintelligenz vor? Also, meine Idee wäre, dass man nicht nur die eigene Wahrnehmung hätte, sondern die vieler Bewusstseine, so dass man (ich sitze am Computer) dieses Zimmer sehen könnte, dazu andere, zugleich den Garten und den Wald, in dem man zugleich spazieren gehen könnte usw. Alles gleichzeitig. Du?
DS: Ich stelle mir etwas Ähnliches vor; eine Gleichzeitigkeit von Beobachtungen, die im Verstand zu einem Bild kombiniert werden, das ein größeres Ganzes zeigt, ohne dass man sich der Einzeleindrücke als diskrete Wahrnehmungen bewusst ist. So wie unseren Augen jeweils ein 2-D-Bild erfassen und ins Gehirn übertragen, wo beide, ohne dass wir es merken, zu einem 3-D-Bild kombiniert werden.
Jeder Mensch erfasst nur einen Ausschnitt der gesamten Wirklichkeit, sodass sich die Wahrnehmung des Gleichen durch zwei unterschiedliche Menschen unterscheidet. Eine Superintelligenz kombiniert vielleicht die Wahrnehmung von Milliarden Individuen zu einem Gesamtbild, das der Wirklichkeit erheblich näherkommt als alles, was Menschen sich überhaupt vorstellen können.
Sind Superintelligenzen dann in der Lage, die ganze Wirklichkeit zu erfassen? Ich glaube es nicht. Die höheren Stadien der kosmischen Evolution werden Superintelligenzen in ihrem »Weltblick« noch übertreffen. Die Wahrnehmung wird die unendlich komplexe Wirklichkeit trotzdem immer nur approximieren können, so wie man sich dem absoluten Nullpunkt der Temperatur zwar immer weiter annähern kann, ihn aber niemals erreichen wird. Vielleicht ist es sogar analog so, dass die Fortschritte immer kleiner werden, je weiter die kosmische Evolution voranschreitet. Das ist natürlich reine Spekulation von mir, ich weiß nicht, wie man es in der Erstauflage sieht.

AT: Auch der vierte Band von ATLANTIS 2 kommt mit einer Playliste von Songs. Welche davon liegen dir am meisten?
DS: Die Filmmusiktitel aus »Blade Runner« – ein Film, der mich fast so lange begleitet wie PERRY RHODAN – und aus »Anon«.

AT: Wirst du noch einen Band von ATLANTIS 2 schreiben?
DS: Nein, ich musste meinen zweiten Band aus terminlichen Gründen leider absagen.

AT: Schade. Aber danke für die Auskünfte.
DS: Ich danke für die inspirierenden Fragen.
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