Deutsche SF-Preise, PERRY RHODAN und der Spoiler-Poll

Diskussionen zur aktuellen Handlung mit Spoilergefahr
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nanograinger
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Deutsche SF-Preise, PERRY RHODAN und der Spoiler-Poll

Beitrag von nanograinger »

Liebe Foristys,

angeregt im Wesentlichen von Robert Corvus und Norbert Fiks gibt es seit Beginn des Jahres eine Diskussion über SF-Preise in Deutschland, insbesondere dem Deutschen Science-Fiction-Preis (DSFP) und dem Kurd-Laßwitz-Preis (KLP, http://www.kurd-lasswitz-preis.de ), und der PERRY RHODAN-Serie. Auf die Diskussion möchte ich im Detail nicht eingehen, sie ist in den Veröffentlichungen der PRFZ (SOL 109,110,111) und den "Andromeda Nachrichten" des SFCD (Andromeda 280 und 281, online verfügbar nach Anmeldung) sowie im Forum des SFCD nachzulesen.

Die Diskussion hat u.a. dazu geführt, dass beim DSFP der Ausschluss von Heftromanen aus der Satzung gestrichen wurde (so habe ich das zumindest verstanden, vielleicht geschah das auch schon davor). Grundsätzlich sind also inzwischen alle Romane der EA, NEO, Miniserien oder auch Stellaris-Kurzgeschichten nominierbar.

Es bleiben jedoch (mindestens) zwei Hürden:

1) Die Werke müssen eigenständig lesbar/verstehbar sein. Inwiefern das bei EA, NEO, oder Miniserien-Romanen der Fall ist, ist nicht einfach zu klären. Robert Corvus meint, dass etwa 80% der EA-Romane auch ohne Vorkenntnisse zu verstehen sind. Andere Personen sehen dies deutlich skeptischer.

2) Da in einem Jahr typischerweise 80-90 Romane/Kurzgeschichten im Perryversum publiziert werden, ist eine Vorauswahl unabdingbar.

- Ganz konkret hat Udo Klotz (Treuhänder des KLP) in seinem Artikel in der aktuellen SOL 111 vorgeschlagen, zu Beginn eines Jahres (also konkret dann im Januar 2024) eine Abstimmung durchzuführen, um dadurch eine Vorauswahl der zu betrachtenden Romane zu erhalten.

- Robert Corvus hat dagegen den Vorschlag gemacht, die hiesigen Spoiler-Polls zu nutzen, welche bereits seit zwei Jahrzehnten auf PR Mapfa (von meiner Seite vielen Dank dafür, Forist Syntron!) automatisch ausgewertet werden.

In der aktuellen SOL 111 werden deshalb die Mitglieder der PRFZ (welche die SOL durch ihre Mitgliedschaft erhalten) aufgefordert, sich bei den Spoiler-Polls zu beteiligen, damit diese "Nominierungs-Empfehlung" "möglichst repräsentativ" ausfällt. Die am besten bewerteten Romane werden vom DSFP-Komitee als "Nominierungs-Empfehlung der PERRY RHODAN-Fans verstanden, sodass diese Romane eine bessere Chance haben beim DSFP berücksichtigt zu werden."

Ich hoffe, ich habe die Fakten zu dieser Angelegenheit soweit korrekt und neutral wiedergegeben. Ich möchte nun aber noch meine persönliche Meinung zum Vorschlag des Nutzens der Spoiler-Polls als "Nominierungs-Empfehlung der PERRY RHODAN-Fans" abgeben.

Es braucht keinen langen Blick in die verschiedenen Threads zu den Polls, um zu wissen, dass sie niemals repräsentativ im statistischen Sinne waren. Ebenso klar ist, dass die Personen, die in den Polls abstimmen, dies aus allen möglichen Gründen tun. Sie tun das aber (bisher) nicht, weil daraus eine Nominierungsempfehlung für den DSFP oder irgendeinen anderen Preis werden soll/kann.

Ich habe mich seit meinem Einstieg in das Forum immer mal wieder im Detail mit den Polls beschäftigt. Für mich ist eindeutig, dass die absoluten Bewertungen keine Relevanz haben. Das hat verschiedene Gründe, der wesentlichste ist aber die unterschiedliche Behandlung der Autorinnen und Autoren durch die abstimmenden Foristys. Das hat eben nicht nur mit persönlichem Geschmack zu tun (was ja der eigentliche Sinn der Sache wäre), sondern eben auch mit Dingen, die nichts mit dem Roman an sich zu tun haben. Und bei der geringen Anzahl von Abstimmenden (pro Kategorie zwischen 40 - 60 Personen), reichen einige wenige schlechte Bewertungen aus, um einen Roman von der Spitze ins große Mittelfeld zu bewegen. Als Beispiel sehe man sich den Poll zu Kai Hirdts Band 3216 "Eine neue Zeit" an.

Ich sehe deshalb die Pollresultate höchstens als geeignet, die Romane eines/r Autors/Autorin relativ zueinander zu bewerten. So ist Band 3217 der bestbewerteste Romane von Robert Corvus, Band 3212 sein am schlechtesten bewerteter Roman. Da sich die Zusammensetzung der Abstimmenden in so einem kurzen Zeitraum kaum ändern sollte (aber auch das ist unsicher) kann Robert Corvus daraus vielleicht einen Schluss ziehen. Aber vor einem Vergleich mit Romanen anderer Autorinnen und Autoren würde ich mich hüten. Und daraus eine "Nominierungsempfehlung der PERRY RHODAN-Fans" ablesen zu wollen... Hmmpf...

Für das Jahr 2023 sind übrigens alle Romane ab Band 3203 relevant (erstveröffentlicht am 6.1.2023). Ein Blick zurück ins Jahr 2022: In 2022 wurden die EA-Romane 3151-3202 veröffentlicht. Klarer Forumsfavorit laut Poll war Band 3186 "Alraska" von Marc A. Herren, ein Roman, der sicher nur für PR-Fans verstehbar/genießbar ist. Dagegen landete bspw. Band 3166 "Der Genetische Algorithmus" von Oliver Fröhlich im unteren Viertel der Bewertungen (am zwölftschlechtesten bewertet). Warum erwähne ich gerade Band 3166? Er wurde von Robert Corvus im SFCD-Forum als " ein Meisterwerk" bezeichnet "und vielleicht der beste SF-Roman, der 2022 in Deutschland erschienen ist."

Ich bin deshalb sehr skeptisch die Spoiler-Polls dieses Forums als Votum "der" PERRY RHODAN-Fans zu lesen. Mein Vorschlag wäre: Man betrachte die Romane jedes/r Autors/Autorin separat, prüfe diese darauf, ob sie den Eigenständigkeitskriterien genügen könnten, und mache dann zu den verbliebenen Romanen eine separate Abstimmung Ende Januar.

P.S. Noch ein Nachtrag: Es müssen nicht Einzelromane sein, auch Doppelromane oder Trilogien (Mehrteiler) können bei den Preisen vorgeschlagen werden.
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Baptist Ziergiebel
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Re: Deutsche SF-Preise, PERRY RHODAN und der Spoiler-Poll

Beitrag von Baptist Ziergiebel »

Grundsätzlich freut es mich, daß die Heftromane nun nominierbar sind. Ob es bei laufenden Serien Sinn macht, Einzelromane zu küren, bin ich mir nicht so sicher. Vielleicht, wenn es ein sog. Lückenfüller ist. Oder eine Miniserie wird als Gesamt- bzw. Einzelwerk beurteilt.

Deine Vorbehalte gegen die Inanspruchnahme der Polls als Bewertungsgrundlage teile ich. Viel zu subjektiv, launisch und sie sagen oftmals eher was über die bewertenden Personen aus bzw. über deren Stimmungslage, als über den bewerteten Roman selbst. Du kannst ein stilistisches Meisterwerk kreieren, mit packender Spannungskurve und tollen Figuren, geht es darin etwa Gucky an den Kragen, hagelt es Sechsen und die Bewertung geht zum Teufel. Mal abgesehen davon, daß viele gar nicht groß abwägen wollen und eher nach gut oder schlecht gehen. Vielleicht wäre es anders, wenn anstatt 50 Personen mal 500 oder 5000 bewerten, das würde Ausschläge minimieren; aber in dem Ausmaß wie bisher, halte ich die Polls für den obigen Zweck nutzlos.

Gruß.
Das ist ... TERRA!
fenny
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Re: Deutsche SF-Preise, PERRY RHODAN und der Spoiler-Poll

Beitrag von fenny »

Ich freue mich auch erstmal, halte den Poll aber als Bewertungskriterium für ungeeignet.

Erstens ist er nicht repräsentativ, da nur wenige Leute dort abstimmen, nicht einmal alle Foristen. Ich stimme z. B. nur mal in Ausnahmefällen ab, normalerweise ignoriere ich den Poll.

Manche Leute stimmen dort ab, obwohl sie den entsprechenden Roman gar nicht gelesen oder nach eigener Aussage "nur quergelesen" haben.

Bei der Bewertung spielen persönliche Vorlieben eine große Rolle, und es wird nicht nach objektiven Maßstäben abgestimmt.

Manchmal wird unter dem Blickpunkt abgestimmt, ob der Roman die Gesamthandlung voran bringt, und Romane, die das nicht tun, werden häufig schlechter bewertet, obwohl sie vermutlich die geeignetsten Kandidaten für eine Einreichung wären.
STDu1711
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Re: Deutsche SF-Preise, PERRY RHODAN und der Spoiler-Poll

Beitrag von STDu1711 »

Die beschriebenen Probleme sehe ich auch. Bei der geringen Zahl Abstimmender und der Tendenz, bei erhöhtem Auskotzbedürfnis besondere Aktivität zu entfalten, ist es leider nicht unwahrscheinlich, dass hier nicht repräsentative Ergebnisse herauskommen.

Dazu kommt noch die Tatsache, dass das Kriterium, dass ein Roman für sich stehend verständlich sein soll, bei der Bewertung durch regelmäßige Leser eigentlich nicht berücksichtigbar ist.

Am Besten wäre es, wenn jemand (Redaktion, Autoren, Jury) einmal im Jahr eine Vorauswahl machen würde und diese Shortlist dann hier und/oder woanders den Lesern zur Abstimmung geben würde. Damit könnte das Kriterium, für sich verständlich zu sein, vorab berücksichtigt werden.
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Carrasco
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Re: Deutsche SF-Preise, PERRY RHODAN und der Spoiler-Poll

Beitrag von Carrasco »

Ich gehe mal davon aus, dass das Durchschnittsalter aller SF-Leser in Deutschland niedriger ist als das Durchschnittsalter der PR-Leser. Daher würde sich ein Roman anbieten, der (auch) ein jüngeres Publikum anspricht. Sprachlich, im Szenenaufbau ... ein Roman, der sich gut verfilmen lassen würde. Schnelle Schnitte, quasi filmische Schilderungen des Geschehens, Hard-SF aber auch Drama und Tragödie. Eine Space-Opera à la Hollywood.

Berücksichtige ich all diese Kriterien, dann lande ich beim Abschlussband von Atlantis II "Der gefallene Kosmos" von Ben Calvin Hary.

Aber ist dieser Roman eigenständig lesbar/verstehbar? Nein, eher nicht.

Daher wäre mein Vorschlag, dass man die gesamte Miniserie als einen zusammenhängenden Roman interpretiert und diesen nominiert.
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nanograinger
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Re: Deutsche SF-Preise, PERRY RHODAN und der Spoiler-Poll

Beitrag von nanograinger »

Carrasco hat geschrieben: 26. August 2023, 11:34...
Daher wäre mein Vorschlag, dass man die gesamte Miniserie als einen zusammenhängenden Roman interpretiert und diesen nominiert.
Eine ganze Miniserie ist vermutlich zuviel. Jedes Mitglied des DSFP-Komitees soll alle nominierten Romane lesen. Eine Miniserie mit 12 Bänden entspricht in etwa drei-vier Romanen mit "Standardlänge".

Die Alterstruktur der allgemeinen SF-Lesys spielt auch keine Rolle beim DSFP, da er von einem Komitee vergeben wird. Dessen Alterstruktur ist (zumindest mir) unbekannt, dürfte aber ähnlich der der PR-Lesys ausfallen.
STDu1711
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Re: Deutsche SF-Preise, PERRY RHODAN und der Spoiler-Poll

Beitrag von STDu1711 »

Es gibt SF-Bücher, die sind länger als ein Minizyklus.
STDu1711
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Re: Deutsche SF-Preise, PERRY RHODAN und der Spoiler-Poll

Beitrag von STDu1711 »

Ergänzungen in Blau
STDu1711 hat geschrieben: 25. August 2023, 16:58 Die beschriebenen Probleme sehe ich auch. Bei der geringen Zahl Abstimmender und der Tendenz, bei erhöhtem Auskotzbedürfnis besondere Aktivität zu entfalten, ist es leider nicht unwahrscheinlich, dass hier nicht repräsentative Ergebnisse herauskommen.

Das sehe ich inzwischen nicht mehr so, denke stattdessen, dass der Poll ausreichend repräsentativ ist. Das die Zusammensetzung der Foristen wenig repräsentativ sein dürfte, scheint mir kein Problem zu sein, da es in Richtung „sich stärker mit der Serie beschäftigender Leser“ tendieren sollte, was für den Zweck Preisnominierung nicht stören sollte.

Dazu kommt noch die Tatsache, dass das Kriterium, dass ein Roman für sich stehend verständlich sein soll, bei der Bewertung durch regelmäßige Leser eigentlich nicht berücksichtigbar ist.

Am Besten wäre es, wenn jemand (Redaktion, Autoren, Jury) einmal im Jahr eine Vorauswahl machen würde und diese Shortlist dann hier und/oder woanders den Lesern zur Abstimmung geben würde. Damit könnte das Kriterium, für sich verständlich zu sein, vorab berücksichtigt werden.

Das Problem sehe ich weiterhin. Die Redaktion dürfte also nicht einfach den am besten bewerteten Roman einreichen, sonder müsste die aus der Wertung nehmen, die das Für-Sich-Kriterium nicht erfüllen.
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Stätter
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Re: Deutsche SF-Preise, PERRY RHODAN und der Spoiler-Poll

Beitrag von Stätter »

Das Problem besteht doch darin, dass ein Gericht, welches von renommierten Köchen als Premium gewertet wird, weniger Erfolg bei den Gästen haben kann … und umgekehrt.

Aus meiner Sicht, und ich bin nun Niemand, der sich am Poll beteiligt, ist das einzige in sich weitgehend geschlossen verständliche Spitzenwerk aus dem laufenden Fragmente-Zyklus die sog. Terrania-Trilogie von Michael Marcus Thurner.

Bitteschön, das ist meine Meinung als Gast bzw. als Leserezipient und nicht als Koch bzw. Autor.

Letztlich ist es immer die Frage, ob die Preisverleihung die Grundlage der Rezeptionsseite hat oder die einer Autoren- bzw. Fachexpertisenjury.

Mag sein, dass der Corvus-Roman Nr. 3240 die allerfeinsten literarischen Ziselierungen der bisher erschienenen Fragmente-Zyklusromane aufweist, aber mich hat er weder inhaltlich noch stilistisch erreicht und er erfüllt in meiner Sicht auch nicht das Kriterium eines abgeschlossen verständlichen Einzelwerks.
Die Romane Nr. 3208 - 3210 sind zudem als Komplettum erschienen und für sich alleine gut verständlich. Ein schöner Stand alone-Ausschnitt aus geplanten 100 Romanen »Fragmente«.
If the universe is expanding, why can't I find a parking space?
~ Woody Allen :devil:
fenny
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Re: Deutsche SF-Preise, PERRY RHODAN und der Spoiler-Poll

Beitrag von fenny »

Ein relativ einzeln stehender Roman war für mich in diesem Zyklus Nr. 3238 Turm des Stillen Lotsen von Susan Schwartz.
Mir hat der Roman auch deshalb besonders gut gefallen, weil es um die persönliche Schuld von Atlan, also einem Hauptprotagonisten ging - und ich habe halt einfach einen Hang für's Tragische.
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