Zeitrechnungen im NEO-Universum

Alles rund um die Neuerzählung der PERRY RHODAN-Saga
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enerkos
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Zeitrechnungen im NEO-Universum

Beitrag von enerkos »

Hallo zusammen

als Hobby-Historiker mit Hang zur Pinggeligkeit schätze ich es, wenn die Zeitverläufe und die Abfolge von Geschehnissen auch in erfundenen Geschichten und insbesondere in Serien stimmig sind.

Da sich immer mehr abzeichnet, dass NEO die Chanse hat, ein Langzeitprojekt zu werden und somit einen ganzen Kosmos zu entwickeln (was mich wirklich freut), wäre es vielleicht an der Zeit (!), das Zeitgefüge und der Umgang der Autoren damit zu diskutieren...?

Schon jetzt gibt es im NEO-Kosmos bereits verschiedene Welten.

Die gefühlte Basis für die Terraner ist zumindest für die nächsten Jahre sicher immer noch Terra. Wenn Geschichten auf unserer alten Erde spielen, ist es daher sinnvoll, unsere Zeitrechnung anzuwenden, was ja auch gemacht wird (2036, 2037). Als Pinggel hätte ich es begrüsst, wenn ALLE Autoren genaue Daten als Kapitelüberschriften gesetzt hätten; das hätte mir mit der Zeit ein Gefühl, durchwegs in einer grossen Chronik zu lesen.

Was tun, wenn sich die Geschichten ausserhalb des Sol-Systems abspielen? - was ja je länger je mehr der Fall sein dürfte...

Als grundlegende Überlegung könnte gelten: für die Einheimischen des jeweiligen Planeten ist es sicher erforderlich, eine Zeitrechnung anzuwenden, welche auf der Umlaufszeit und den Rotierzeit des Planeten basieren. Jede Zivilsation entwickelt ja das Bedürfnis, die Tage zu zählen und eine Zeiteinheit zu haben, mit der sich terminliche Vereinbarungen setzen lassen, zudem entwickelt sich auch bald ein historisches Bewusstsein, das darauf angewiesen ist, so was wie "Jahre" benennen zu können

Der "Tag" ergibt sich natürlich aus der Eigenrotation und somit der scheinbaren Bewegung des Zentralgestirns. So was wird von da her JEDE Planetenbevölkerung kennen, sei es Terraner, Arkoniden, Aras, Topsider oder Ilts. Auch so etwas wie "Mittag" wird überall im Bewusstsein sein, da jedes Zentralgestirn immer irgendwann den Zenit des Himmels erreicht und dann wieder untergeht. Nur wird der "Tag" nicht überall gleich heissen, dessen Bezeichnung wird vermutlich aber immer irgendwie etwas mit dem Licht, der Helligkeit oder mit dem jeweiligen Zentralgestirn zu tun haben. Vermutlich würden die Ferronen für die jeweiligen "Tage" von Ferrol, Rofus oder Pigell aber die gleiche Bezeichnung verwenden

Jede Planetenbevölkerung wird auch eine weitere Unterteilung des Tages kennen, die dann damit zusammenhängen könnte: wie häufig haben die Bewohner Hunger - sprich: wie häufig wird gegessen? Das gibt jeweils Zeitzäsuren, die sich früher oder später auch in der Zeiteinteilung bemerkbar macht. Wie häufig müssen die Topsider essen - als Echsen vielleicht nicht mal einmal pro Tag? oder die Orghs als Insektoide: vielleicht essen die dauernd irgendwo dazwischen, weil sie vielleicht zehn mal was brauchen pro Kedhassan-Tag? Andere Zäsuren bilden sicher die alltäglichen Arbeiten (Landwirtschaft, Fabrikation usw. auch nur dann funktionieren, wenn ein gewisses Zeitmanagement zur Verfügung steht. Vermutlich wird aber jede Panetenbevölkerung ihren "Tag" anders gliedern; die Terraner beispielsweise mit 24 Stunden...

Sobald ein Planet schräg zur Ekliptik steht, gibt es Jahreszeiten, deren Wiederholung sowas wie ein "Jahr" ergibt. Oder zumindest der Stand des Zentralgestierns vor Sternenbilder zu gewissen Tageszeiten usw.

Fazit: Die lokale Zeit ergibt sich also primär aus den planetaren Gegebenheiten des jeweiligen Systems. Die Zeitrechnung würde sich dann an historischen Zäsuren auf dem jeweiligen Planeten orientieren (auf Terra im Moment noch die Geburt Jesu - bei Reyan wäre es zur Zeit der Besuchs von Perry vielleicht das "Jahr" der Ankunft der ersten Siedler - bei den Ferronen allgemein wäre es je länger je mehr wohl die "Erweckung" des ersten Thorts, die ja durch Sue Miafiore ermöglicht wurde).

Wie kommt nun das Ganze an uns Leser?

Unproblematisch ist sicher Terra; da wird einfach die uns hinlängliche Zeitrechnung angewendet.

Stranden unsere Terraner also auf Ferrol: Es wird gewiss jedermann schwerfallen, gleichzeitig den Ferrol-Tag zu erleben und ständig im Bewusstsein zu behalten, was für eine Zeit nun auf Terra wäre - klar: mit Chronometer kein Problem, dies abzulesen - ist es aber praktikabel und fühlbar? Ein Ferrol-Tag entspricht sicher nicht genau einem Terra-Tag, sodass es unweigerlich zu Verschiebungen käme (Terra Mittag wäre Ferrol abens, später Ferrol-Nacht usw). Vernünftig ist es also sicher sowohl als Erzähler als auch als Protagonist, sich in den Ferrol-Tag hineinzugeben. In den Kapitelüberschriften wird deshalb vernünftigerweise auf die terranische Datierung verzichtet. Perry Rhodan wird aber den Ferrol-Tag nach wie vor als "Tag" bezeichnen und in Stunden rechnen, während ein Ferrone dafür todsicher eine eigene Bezeichnung hat.

Was tun?

Fall Eins: Ein Kapitel wird aus der Perspektive von Terranern erzählt, dann könnte man es so machen wie es Alexander Huiskens vorbildlich im Roman 21 "Der Weltenspalter" getan hat. Er zählte einfach die Tage ab Ankunft auf Kedhassan durch ("Kedhassan, Tag Eins"). Das vermittelte mir ein Gespür für das Verinnen der Zeit ohne dass Huiskens uns verraten hat, WANN die Geschichte gespielt hat. Hat mir sehr gut gefallen.

Fall Zwei: es gibt immer wieder Kapitel, die aus der Perspektive von Einheimischen (Kedhassan) oder Aliens auf anderen Planeten (Topsider auf Gorr) erzählt werden. Dann erscheint es mir unstimmig, wenn der topsidische Archäologe Hisab-Benkh selbstverständlich in "Stunden" denkt (der Roman hat mir sonst aber sehr gut gefallen weil er die verschiedenen Eigenheiten sonst schön eingefangen hat). Es wäre für die Autoren sicher ein Aufwand, für jedes Alien-Volk eine eigene Zeitrechnung auszudenken, aber würde uns Lesern das nicht noch mehr das Gefühl vermitteln, dass wir es mit Aliens zu tun haben? Hisab-Benkh müsste also mit topsidischen Zeitbezeichnungen denken und reden, sagen wir mal als Beispiel "Topsul" (vermutlich ein dämlicher Name - es geht mir hier nur ums Prinzip). Also heisst es im Erzähltext besser "Ein paar Topsuls später..." statt "ein paar Stunden später". Ralv (einige Kapitel werden ja aus seiner Sicht erzählt) würde dann hingegen vielleicht "Gorra" oder sowas denken... Mit der Zeit würden wir Leser von selbst merken, dass es sich bei "Topsul" oder "Gorra" um Zeitbegriffe handeln - und doch hätten wir unterschwellig immer das Gefühl, hier fremd zu sein. Spätestens wenn Terraner auf Topsider treffen (mit Trker-Hon beispielsweise), hätte der Autor eine elegante Möglichkeit, uns via Dialog zwischen den beiden klar zu machen, was ein Topsider unter "Topsul" versteht.

Was hiesse das für das Beispiel Kedhassan?
Dort gab es VIER Parteien, zumindest aber DREI:
- Die Terraner (wozu ich auch Crest zu zählen geneigt bin, da er im Zeitgespür vielleicht schon eher terranisch als arkonidisch fühlt?)
- der Topsider Trker-Hon (vielleicht aber auch schon terranisiert?)
- die Orghs
- die Arkoniden (Hohe Kommission)
Aus der Perspektive der Terraner ist "Kedhassan, Tag Eins, Tag Zwei" usf wie gesagt stimmig und zweckmässig.
Aus der Perspektive der Orghs: Die sind ja auf Kedhassan zu Hause und haben gewiss eine bestimmte Zeitrechnung, welche möglicherweise als Ausgangspunkt die Spaltung des Planeten durch den Weltenspalter hätte, vielleicht "Tag (Ked?)" XY nach der Spaltung? ("Jahr" würden die Orghs ja nicht kennen, weil das bestimmende Zentralgestiern eine künstliche Lichtquelle ist, die sich nicht wie ein Stern verhält)
Aus der Perspektive der Arkoniden-Kommission: da würde wohl zumindest ein arkonidisches Jahr (da Ark) stehen... (wenn es nach EA ginge, spielte der Roman in etwa um 10'517 da Ark, da Crest unmittelbar danach ohne einen Transpmitter-Zeitsprung zwischendurch den Untergang von Atlantis miterlebt, und der hat sich in der EA sich in diesem "Jahr" ereignet.
Der Autor hätte dem ahnungslosen Leser damit immer noch nicht explizit verraten, in welche Zeit (nach Terra gemessen) "unsere" drei Helden auf Kedhassan gestrandet sind. Und die drei verschiedenen Parteien wären noch intensiver spürbar als sie gerade in diesem Roman ausgezeichnet spürbar sind (Huiskens hat sich da richtig hineingekniet; nur schon die Denkraster der Orghs sind spannend - das nebenbei); der Leser der EA würde hingegen verleitet, sich die Zeit auszurechnen anhand der Arkonidischen Kalenderangabe, der hätte dann ein Aha-Erlebnis oder würde sich frahen "spielt das nun wirklich in der Vergangenheit? - Zweifel an seinen Folgerungen inklusive - der Leser hätte damit so oder so ein Zeiterlebnis).

In welcher Zeitrechnung denkt nun ein Arkonide, ein Topsider oder ein Fantan, wenn er sich über längere Zeit im interstellaren Raum bewegt?. Ein Naat ist vielleicht sogar zeit seines Lebens immer irgenwo als Sölder auf einem Raumschiff unterwegs. Woran orientiert sich dann die interstellare Zeit? Hier gibt es überhaupt keine Orientierung mehr, in einem solchen Fall denkt der betroffene Protagonist vermutlich in seiner angestammten Zeitrechnung weiter, solange er sich nicht auf einem Planeten aufhält oder das Gefühl hat, er würde den Planeten sowieso bald wieder verlassen (arkonidische Kommission auf Kedhassan). Vermutlich würde im interstellaren Raum und in der Kommunikation unter verschiedenen Rassen (Arkoniden - Naats) die jeweilige Zeit des vorherrschenden Imperiums (Beispiel Arkon) gelten. In der EA gab es für die Terraner ja irgendann die Neue GALAKTISCHE Zeit...

Wenn ich schon bei Zeit-Überlegungen sind: Wie weit ist es sinnvoll, wenn die Erzählstränge zeitlich nicht parallel laufen und somit künstlich "verzettelt" werden? Beispiel Band 6 "Die dunklen Zwillinge": Kapitel 1: 7. Juli 2036 - Kapitel 2: 10. Juli - Kapitel 3: "Vergangenheit" - Kapitel 4: wieder 7. Juli... Aus dramaturgischen Gründen ist es aber begreiflich, wenn die Autoren hin- und herspringen wollen (Cliffhanger), aber sollten die Parallelstränge dann nicht zur selben Zeit spielen (was in den aktuellen Romanen inwzischen der Fall zu sein scheint...)?. In dieser Frage bin ich mit mir selbst nicht so recht einig geworden (Pinggel halt ...)

Soweit mal meine Überlegungen zur Zeitrechnung und ihrer Umsetzung/Nichtumsetzung in den Romanen
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Cybermancer
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Re: Zeitrechnungen im NEO-Universum

Beitrag von Cybermancer »

Das Problem ist sogar noch etwas massiver.
Es gibt nämlich keine absolute Zeit, sondern die Zeit verrinnt von Bezugsystem zu Bezugssystem verschieden. Es gibt auch keine globales Kriterium für Gleichzeitigkeit, jedes Bezugssystem hat sein eigenes Gleichzeitigkeitskriterium (näheres hier: http://en.wikipedia.org/wiki/Time_dilation).

Das mag jetzt für verschiedene Planetensysteme keine Rolle spielen, weil die Relativgeschwindigkeiten und die Unterschiede im Gravitationsfeld nicht so gravierend sind, aber wenn wir Raumschiffe haben, die standardmäßig mit Lichtgeschwindigkeit durch die Gegend heizen wird der Effekt ganz massiv! Es hätte also Sinn gemacht die Endgeschwindigkeit von Raumschiffen massiv zu begrenzen, weil eine stringente Berücksichtigung relativistischer Effekte sicher zu einem Aufheulen der sich an ihr veraltetes Newtonsches Weltbild klammernden Leserschaft geführt hätte.
Aber vertan ist vertan!
It is no measure of health to be well adjusted to a profoundly sick society.
https://pgp.mit.edu/pks/lookup?op=get&s ... CC04F151DE
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Re: Zeitrechnungen im NEO-Universum

Beitrag von Alnair »

Cybermancer hat geschrieben:...Es hätte also Sinn gemacht die Endgeschwindigkeit von Raumschiffen massiv zu begrenzen, weil eine stringente Berücksichtigung relativistischer Effekte sicher zu einem Aufheulen der sich an ihr veraltetes Newtonsches Weltbild klammernden Leserschaft geführt hätte.
...
Und ich hätte gleich noch das absurd hohe Beschleunigungsvermögen der Pötte kassiert. Aber das hätte wiederum dazu geführt, dass der Weltraum auch im PR-Universum wieder das wird, was er eigentlich schon immer war: unglaublich riesig. Aber wer will schon lesen, dass unsere Helden stunden- oder sogar tagelang beschleunigen müssen. Da wäre dann auch nix mit so lustigen Szenen wie dem beschriebenen Dogfight zwischen der TOSOMA und Novaals Verband über Snowman. Leider sind wir es inzwischen gewöhnt, Handlungsabläufe im für Hollywoodblockbuster üblichen Zeitrahmen serviert zu bekommen. Wenn unsere Helden innerhalb von ein oder zwei Stunden beim Jupiter sein müssen, dann schaffen sie das eben exposékonform auch ganz locker ohne ein überlichtschnelles Raumschiff.

BTW, auch für mich als sich nicht ans Newtonschen Weltbild klammernden Leser sind die Konsequenzen der sich in Relation zur Geschwindigkeit des Raumschiffs ändernden (zeitlichen) Bezugssysteme nicht immer leicht zu verstehen. Vor allem das Problem mit dem Konzept der "Gleichzeitigkeit" von Ereignissen in durch großen räumlichen Abstand und unterschiedliche Bewegungsvektoren festgelegten Bezugsystemen wäre mir innerhalb einer Romanhandlung zu anspruchsvoll. Heulen würde ich deshalb wohl nicht, aber lesen möchte ich davon im Rahmen von NEO auch nicht unbedingt. ;)
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enerkos
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Re: Zeitrechnungen im NEO-Universum

Beitrag von enerkos »

Hallo Cybermancer

Damit tust Du direkt einen Abgrund auf, den ich im Moment noch nicht wirklich durchschaue...

Versuch einiger Schlussfolgerungen:

Der Leser befindet sich quasi immer nahe beim Protagonisten, hat also die gleiche "Zeit" wie in der Erzählebene. Zwischen dem Erzählten und dem Leser findet also, wenn ich das richtig verstehe, keine Zeitdilatation statt.

Wenn der Autor beim Erzählen zwischen Tospid und Tatlira-System hin- und herspringt, dann findet jeweils zwischen Leser und Topsid keine Dilatation statt, weil der Leser ja quasi als Beobachter beim Protagonisten auf Topsid "mitgeht", dasselbe gilt für den Leser und Tatlira-Sytem. Aber zwischen Topsid und Tatlira-System könnte eine Dilatation stattfinden, weil der Planet Tospid relativ zum Tatlirasystem sich im Verlauf der Erzählzeit sicher weg- oder zubewegt. Was für mich als Leser aber nicht "spürbar" wird, weil die beiden Handlungsebenen miteinander nicht verbunden sind und die Protagonisten jeweils "ihre" Zeiten getrennt erleben. Ich frage mich, ob das für mich als Leser (und folglich für den Autor) dann überhaupt eine Rolle spielen muss...

Anders, wenn Perry Rhodan vom Wega-System nach Terra zurückkehrt: wie weit auseinander ist dann Perrys Uhr von sagen wir mal Mercants Uhr dilatiert? Spielt da eventuell nur die effektiv "gereiste" Strecke eine Rolle (die sich hier wohl in Lichtstunden bewegt, weil der grösste Teil der Strecke durch Transition bewältigt wird) - wenn ja, würde die Dilatation sich wohl selbst nach der mehrwöchigen Abwesenheit Perrys wohl nur im Grössenmass von Stunden bewegen, hätte aber offenbar zur Folge, dass Perry seine Uhr nach der Rückkehr wieder stellen müsste, weil sie sich im Rückstand befindet... Umgekehrt betrachtet: wenn die GOOD HOPE/TOSOMA quasi Ausgangspunkt wäre, dann wäre ja die Erde das "Raumschiff" das sich "fortbewegt" und wieder "zurückkommt", wäre also von Rhodan aus gesehen die Uhr von Mercant im Rückstand? Wenn ich das Ganze so richtig verstanden habe (was ich mir nicht sicher bin), dann wäre das ein Paradoxon, das logisch nicht aufginge. Gibt es am Ende vielleicht auch einen Doppler-Effekt für die Zeit? Solange sich B von A fortbewegt (von der Perspektive von A aus), geht die Uhr von B relativ zur Uhr von A langsamer, sobald sich B aber zu A hinbewegt, geht da die Uhr von B relativ zu A dafür wieder schneller, sodass beide beim Wiedertreffen im Endeffekt wieder die gleiche Zeit haben...?

Was hiesse deine Anregung für den Kedhassar-Fall?
- für Tatjana/Crest/Trker-Hon würde die Zeitangabe "Kedhassan, Tag Eins" immer noch Sinn machen
- Die Orghs, welche vorher schon immer auf Kedhassar waren, würden vielleicht eben in "Tagen" nach der Planetenspaltung rechnen
- Die Komission würde "ihre" Zeit "mitnehmen" und sich vermutlich nicht darum scheren, ob eine Dilatation zwischen Arkon und Kedhassan stattfindet. Für sie wäre einfach 10'517 da Ark sein, was der Autor dann so in der Kapitelüberschrift hätte setzen können. (Nebenbei: haben die Arkoniden vielleicht beim Stand ihrer zehntausendalter Technik ("wir" Terraner sind dagegen ja nur armselige Krümel) Uhren, welche die Dilatation in Relation zu Arkon fortlaufend mitrechnen?)
Drei Zeitrechnungen, immer aus der Perspektive der entsprechenden Protagonisten gesehen, also hätte der Autor die Geschichte physikalisch völlig stimmig erzählen können ohne eine "absolute" Zeit vorzutäuschen.

Mein momentanes Fazit (das wie gesagt auch auf Irrtum bauen kann): der einzige Moment, wo das Ganze erzählrelevant werden sollte/könnte/müsste ist bei Wiedertreffen zweier Protagonisten/Gruppen, welche die gleiche Zeitrechnung benutzen, aber da bin ich wie gesagt unsicher, ob die Uhren dann wirklich auseinander sind oder nicht durch eine Art Doppler-Effekt dann doch wieder übereinstimmen...

Da ich kein Physiker bin und die Relativitätstheorie daher Granit für meine intellektuellen "Zähne" ist, bin ich um jeden Kommentar dankbar, der das auf einen leichtverständliche Weise klären kann.

Jedenfalls danke für Deinen Gedankenanstoss!
Alnair
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Re: Zeitrechnungen im NEO-Universum

Beitrag von Alnair »

@enerkos

Ich denke, dass die Autoren gut beraten sein dürften, die Leser nicht zu sehr mit unterschiedlichen Zeitrechnungen zu verwirren - es sei denn die Verwendung der lokalen Zeit ist aus dramaturgischen Gründen sinnvoll. Beim Lesen achte ich selbst oft mehr auf die Handlung als auf das genau Datum der beschriebenen Ereignisse. Wenn dann noch arkonidische, ferronische oder eine andere außerirdische Zeitrechnung eingebaut wird, dann wird es für mich mit Sicherheit anstrengend den Zeitablauf innerhalb eines Plots zu überblicken - vor allem dann, wenn die Handlungsorte schnell wechseln und die Handlung zeitliche Sprünge macht. :o(
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enerkos
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Re: Zeitrechnungen im NEO-Universum

Beitrag von enerkos »

@Alnair

Du sprichst eine wichtige Gratwanderung an!

Beispiel Ambur:
Das eine Extrem: die Kapitel, welche aus der Perspektive von Garrean oder Guall erzählt werden, würden in der ferronischen Sprache und Terminologie verfasst. Streng historisch gesehen, wäre dies die optimale "Originalquelle". Wir Leser würden aber nur Bahnhof verstehen und würden nichts davon haben. Ganz sicher undiskutabel. (am Rande: im Spielfilm "Die Passion Christi" geschieht genau so was, und der Regisseur hat ja sogar untersagt, dass er synchronisiert wird)
Das andere Extrem: Der Autor "übersetzt" beim Erzählen fortlaufend in unsere Sprache und Terminologie, der Sharsharym wäre eine Giftschlange, das Bodeneffektgerät ein Luftkissenfahrzeug, der Sharctash ein Gewehr. Das hingegen würde den Touch des Fremden nehmen und Ambur wäre einfach banal.

Ich finde (vermutlich wie Du auch), dass die NEO-Autoren einen gute Zwischenlösung praktizieren, da kommen dann auch mal Viecher vor, welche einfach so genannt werden und der Leser muss selber erschliessen, was für ein Viech da kreucht - sowas gefällt mir. Das ist, wie wenn ein Engländer mir einen Apfel hinhält und dazu erklärt "Apple". Andererseits wird natürlich vieles fortlaufend "übersetzt" - so heisst ein Tisch auf Ferrol sicher nicht "Tisch", trotzdem wird er auch aus der Ferronen-Perspektive so bezeichnet - finde ich o.k.

Aber gerade die Zeitbezeichnungen sind für mich recht zentrale Begriffe, welche die Denkweise eines Protagnonisten segmentieren und einen ganz kleinen Einblick in seine Kultur geben. "da Ark" finde ich ein gutes Beispiel - es hat den gleichen Aufbau wie die Namen der Arkoniden "da Zoltral" oder "da Gonozal" und gibt einen Hinweis auf das Zentrum des arkonidischen Fühlens (Arkon), wenn noch die "Jahres"zahl genannt wird, erschliesst sich damit auch das Mindestalter der Kultur und eine wichtige Zäsur deren Geschichte. Bei den Arkoniden sind es ja schon über 20'000 Jahre (wo "wir" noch gerade mal den Faustkeil erfunden haben...). Im Übrigen befinden sich die bisher aufgetretenen Intelligenzien alle im Dunstkreis von Ferronen, Arkoniden oder Topsidern (ausser bisher die Terraner, die kommen ja erst jetzt in diese Kreise...), da wäre denkbar, dass die Anzahl der Zeitrechnungen überschaubar gehalten werden könnte.

Aber eben: das ist sicher eine Geschmacksfrage und zudem bricht sich in meinem Statement vermutlich auch etwas mein Steckenpferd (Geschichte) Bahn...
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Cybermancer
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Re: Zeitrechnungen im NEO-Universum

Beitrag von Cybermancer »

Alnair hat geschrieben:
Cybermancer hat geschrieben:...Es hätte also Sinn gemacht die Endgeschwindigkeit von Raumschiffen massiv zu begrenzen, weil eine stringente Berücksichtigung relativistischer Effekte sicher zu einem Aufheulen der sich an ihr veraltetes Newtonsches Weltbild klammernden Leserschaft geführt hätte.
...
Und ich hätte gleich noch das absurd hohe Beschleunigungsvermögen der Pötte kassiert. Aber das hätte wiederum dazu geführt, dass der Weltraum auch im PR-Universum wieder das wird, was er eigentlich schon immer war: unglaublich riesig. Aber wer will schon lesen, dass unsere Helden stunden- oder sogar tagelang beschleunigen müssen. Da wäre dann auch nix mit so lustigen Szenen wie dem beschriebenen Dogfight zwischen der TOSOMA und Novaals Verband über Snowman. Leider sind wir es inzwischen gewöhnt, Handlungsabläufe im für Hollywoodblockbuster üblichen Zeitrahmen serviert zu bekommen. Wenn unsere Helden innerhalb von ein oder zwei Stunden beim Jupiter sein müssen, dann schaffen sie das eben exposékonform auch ganz locker ohne ein überlichtschnelles Raumschiff.

BTW, auch für mich als sich nicht ans Newtonschen Weltbild klammernden Leser sind die Konsequenzen der sich in Relation zur Geschwindigkeit des Raumschiffs ändernden (zeitlichen) Bezugssysteme nicht immer leicht zu verstehen. Vor allem das Problem mit dem Konzept der "Gleichzeitigkeit" von Ereignissen in durch großen räumlichen Abstand und unterschiedliche Bewegungsvektoren festgelegten Bezugsystemen wäre mir innerhalb einer Romanhandlung zu anspruchsvoll. Heulen würde ich deshalb wohl nicht, aber lesen möchte ich davon im Rahmen von NEO auch nicht unbedingt. ;)
Aber es sind gerade diese total überzogenen Raumschiffe, die den Sense of Wonder für mich total zerstören. Nix mehr wir erforschen jetzt das riesige All, sondern eher wir reisen mal eben zum anderen Ende der Galaxis und sind zum Nachmittagstee wieder zuhause. Das trivialisiert doch das Abenteuer . Wenn man schon das Feeling der alten Hornblowerschinken einfangen will, mit brontalen Raumschlachten um Raumfestungen und im Salventakt erbebenden Raumschiffen, dann sind die Mega-Hyper-Impulstriebwerke doch das total falsche Mittel. Ein geil beschriebener Dogfight ist auch bei 0.1 c noch ein geil beschriebener Dogfight und für Auseinandersetzungen im Orbit ist auch das noch zuviel.

Vor Allem für eine langlaufende Serie ist es wichtig nicht sofort mit dem Besten was gibt zu starten, da man sonst Probleme hat noch was drauf zusetzen. Ich hätte das ja designt, dass die Geschwindigkeit bei 0.1c gekappt wird und die Schiffe höchstens 3-4 mal auf volle Geschwindigkeit gehen können und danach erstmal nachtanken müssen. Dadurch bekommen auch Nachschubdepots und Treibstofffabriken eine ganz neue Bedeutung und interstellare Kriege eine größere strategische Tiefe. Des Weiteren hätte ich das Speedlimit für das Eintauchen in den Hyperraum fallen gelassen und anstatt dessen die Stärke des Gravitationsfeldes zum limitierenden Faktor erklärt. Sprünge erst möglich in einer Entfernung von 2 AU und eine maximale Beschleunigung von 10 g. Das führt dann dazu das die Schiffe erstmal 1-2 Tage beschleunigen müssen bevor sie in den Hyperraum gehen können.

Man stelle sich die knisternde Spannung vor, wenn sich die Feindflotten im äußeren System sammeln um zuerst die Raffirnerien um die Gasgiganten zu erobern oder zu zerstören , ständig von den, zu Raumforts ausgebauten Asteroiden startenden Jagddrohnen, bedrängt, und sich dann langsam ins innere System vorkämpfen. So wird die Eroberung eines Sonnensystems zu einer Kampagne und nicht zum Kampf um Hill 327 degradiert.

Und wenn dann mal SI-Schiffe auftauchen die in 10 Minuten bis Lichtgeschwindigkeit beschleunigen können, dann wird auch erstmal der Unterschied zwischen normalsterblicher und SI-Technik so richtig klar. Man kann förmlich sehen wie Bully dann die Kinnlade runterklappt: "Boah Perry hast du das gesehen, das sind ja Flitzer!".

Aber was soll ich sagen, vertan ist vertan und das PRN-Universum für mich wegen massivster handwerklicher Fehler bei der Konstruktion nicht genießbar.
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Re: Zeitrechnungen im NEO-Universum

Beitrag von Cybermancer »

Bei der Relativitätstheorie ist das so, dass nur der Betrag der Geschwindigkeitsdifferenz zählt. ob sich jemand mit 0.8 c vom Beobachter hin oder wegbewegt spielt keine Rolle. Schaust du hier: http://de.wikipedia.org/wiki/Zwillingsparadoxon
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Re: Zeitrechnungen im NEO-Universum

Beitrag von Pangalaktiker »

Deja vu, deja vu. Ich verweise mal auf meine frühere Identität im alten Forum.

Also: relativisitsche Korrekturen spielen gewöhnlich keine große Rolle, würde ich sagen, aber ich bin ja nur ein dem Newtonschen Weltbild verhafteter Dummleser. Ob man sich in einen ferronischen 28h 23m-Tag einfach so "hineingeben" kann, weiß ich ehrlich gesagt nicht. Es psychologische Untersuchungen zu geben, welche künstlichen Zeitrythmen der (terranische) Mensch auf Dauer aushält. Wer nur kurz auf Ferrol bleibt, wird wohl eine Anpassung eher vermeiden,wenn das möglich ist. Ich würde erwarten, dass das Leben auf wichtigen Welten zumindest rund um die Raumhäfen keinen Unterschied zwischen Tag und Nacht kennt.
Wer unter Euch ohne Sünde ist, werfe das erste Heft aufs Garagendach ...
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Re: Zeitrechnungen im NEO-Universum

Beitrag von Cybermancer »

Pangalaktiker hat geschrieben:Deja vu, deja vu. Ich verweise mal auf meine frühere Identität im alten Forum.

Also: relativisitsche Korrekturen spielen gewöhnlich keine große Rolle, würde ich sagen, aber ich bin ja nur ein dem Newtonschen Weltbild verhafteter Dummleser. Ob man sich in einen ferronischen 28h 23m-Tag einfach so "hineingeben" kann, weiß ich ehrlich gesagt nicht. Es psychologische Untersuchungen zu geben, welche künstlichen Zeitrythmen der (terranische) Mensch auf Dauer aushält. Wer nur kurz auf Ferrol bleibt, wird wohl eine Anpassung eher vermeiden,wenn das möglich ist. Ich würde erwarten, dass das Leben auf wichtigen Welten zumindest rund um die Raumhäfen keinen Unterschied zwischen Tag und Nacht kennt.
Für eine Endgeschwindigkeit von 0.9 c und eine Beschleunigung von 300 km/s^2 komme ich auf Zeit in ruhenden System von 1,18 h (gerundet) (verwendete Gleichung t= 1/(a(1/v^2 -1/c^2)^(1/2)) und eine Eigenzeit im Raumschiff von 0,6 h. Das wären dann pro Flug eine gute Stunde Differenz. Wenn ein Raumfahrer jetzt im Leben 10000 Flüge macht, dann sammelt sich eine Zeitdifferenz er eine Zeitspanne knapp 417 Tagen an. Nicht wirklich viel auf eine Lebensspanne.

Aber was ich mir die ganze Zeit überlegen ist, das dass ganze Einfluss auf eine aktive Hyperkomverbindung haben sollte. Bei 0.9 c müsste eigentlich das Raumschiff mit halber Bandbreite senden, während in empfangenen Sendungen alles doppelt so schnell wie normal abläuft.
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Re: Zeitrechnungen im NEO-Universum

Beitrag von ianmcduck »

Cybermancer hat geschrieben:
Pangalaktiker hat geschrieben:Deja vu, deja vu. Ich verweise mal auf meine frühere Identität im alten Forum.

Also: relativisitsche Korrekturen spielen gewöhnlich keine große Rolle, würde ich sagen, aber ich bin ja nur ein dem Newtonschen Weltbild verhafteter Dummleser. Ob man sich in einen ferronischen 28h 23m-Tag einfach so "hineingeben" kann, weiß ich ehrlich gesagt nicht. Es psychologische Untersuchungen zu geben, welche künstlichen Zeitrythmen der (terranische) Mensch auf Dauer aushält. Wer nur kurz auf Ferrol bleibt, wird wohl eine Anpassung eher vermeiden,wenn das möglich ist. Ich würde erwarten, dass das Leben auf wichtigen Welten zumindest rund um die Raumhäfen keinen Unterschied zwischen Tag und Nacht kennt.
Für eine Endgeschwindigkeit von 0.9 c und eine Beschleunigung von 300 km/s^2 komme ich auf Zeit in ruhenden System von 1,18 h (gerundet) (verwendete Gleichung t= 1/(a(1/v^2 -1/c^2)^(1/2)) und eine Eigenzeit im Raumschiff von 0,6 h. Das wären dann pro Flug eine gute Stunde Differenz. Wenn ein Raumfahrer jetzt im Leben 10000 Flüge macht, dann sammelt sich eine Zeitdifferenz er eine Zeitspanne knapp 417 Tagen an. Nicht wirklich viel auf eine Lebensspanne.

Aber was ich mir die ganze Zeit überlegen ist, das dass ganze Einfluss auf eine aktive Hyperkomverbindung haben sollte. Bei 0.9 c müsste eigentlich das Raumschiff mit halber Bandbreite senden, während in empfangenen Sendungen alles doppelt so schnell wie normal abläuft.
Bei den Zeitverlusten stimme ich zu, dass das einfach am jeweiligen Ziel mit einem Uhrenabgleich erledigt wäre. Die verwendete Standardzeit kann ja per Hyperfunk von System zu System verbreitet werden, was im übrigen tatsächlich wieder eine "newtonsche" absolute Zeit einführen würde, die es ja in der realen Welt gar nicht gibt. Was den Hyperfunk während Beschleunigungsvorgängen angeht, so wird man wohl die entsprechenden Entzerrer (Beschleuniger bzw. Verlangsamer) zur Verfügung haben, um das auszugleichen. Wenn ich da allein an die Kompri-Sprüche denke, wird da ja viel mehr komprimiert, als es hier notwendig ist.
Wo bleibt mein Kuchen?
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Tanuki
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Re: Zeitrechnungen im NEO-Universum

Beitrag von Tanuki »

ianmcduck hat geschrieben: Bei den Zeitverlusten stimme ich zu, dass das einfach am jeweiligen Ziel mit einem Uhrenabgleich erledigt wäre. Die verwendete Standardzeit kann ja per Hyperfunk von System zu System verbreitet werden, was im übrigen tatsächlich wieder eine "newtonsche" absolute Zeit einführen würde, die es ja in der realen Welt gar nicht gibt.
Autsch, dann wuerden hier sofort die Physik-Experten aufheulen. Hyperfunk hat ein Problem: Er ist schneller als das Licht. Es wurde schon kurz angesprochen hier: Die spezielle Relativitaetstheorie besagt nicht nur, dass fuer zwei Beobachter in zwei unterschiedlichen Bezugssystemen die Zeit unterschiedlich schnell vergehen kann, sondern dass es da was uebles mit Gleichzeitigkeit gibt. Ein Ereignis ist fuer zwei Beobachter in entsprechenden Bezugssystemen nicht notwendigerweise gleichzeitig. Wenn das Ereignis aber nicht gleichzeitig ist, dann muss es fuer den einen in der Zukunft liegen, was fuer den anderen schon in der Vergangenheit ist. Normalerweise ist das kein Problem. Um von einem Bezugssystem in dem das Ereignis schon in der Vergangenheit liegt, in eines zu wechseln in dem es noch in der Zukunft liegt, braucht man Ueberlichtgeschwindigkeit. Tja... genau das waere mit Hyperfunk moeglich. Die logischen Konsequenzen kann sich jeder selber ueberlegen.
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Re: Zeitrechnungen im NEO-Universum

Beitrag von ianmcduck »

Tanuki hat geschrieben:
ianmcduck hat geschrieben: Bei den Zeitverlusten stimme ich zu, dass das einfach am jeweiligen Ziel mit einem Uhrenabgleich erledigt wäre. Die verwendete Standardzeit kann ja per Hyperfunk von System zu System verbreitet werden, was im übrigen tatsächlich wieder eine "newtonsche" absolute Zeit einführen würde, die es ja in der realen Welt gar nicht gibt.
Autsch, dann wuerden hier sofort die Physik-Experten aufheulen. Hyperfunk hat ein Problem: Er ist schneller als das Licht. Es wurde schon kurz angesprochen hier: Die spezielle Relativitaetstheorie besagt nicht nur, dass fuer zwei Beobachter in zwei unterschiedlichen Bezugssystemen die Zeit unterschiedlich schnell vergehen kann, sondern dass es da was uebles mit Gleichzeitigkeit gibt. Ein Ereignis ist fuer zwei Beobachter in entsprechenden Bezugssystemen nicht notwendigerweise gleichzeitig. Wenn das Ereignis aber nicht gleichzeitig ist, dann muss es fuer den einen in der Zukunft liegen, was fuer den anderen schon in der Vergangenheit ist. Normalerweise ist das kein Problem. Um von einem Bezugssystem in dem das Ereignis schon in der Vergangenheit liegt, in eines zu wechseln in dem es noch in der Zukunft liegt, braucht man Ueberlichtgeschwindigkeit. Tja... genau das waere mit Hyperfunk moeglich. Die logischen Konsequenzen kann sich jeder selber ueberlegen.
Was das angeht, halte ich diese Diskussionen über Gleichzeitigkeit für reine Hirngespinste von Relativitäts-Theoretikern, die keine reale Grundlage haben. Diese definieren bei solchen Beispielen ein Ereignis ja nur als in der Zukunft liegend, weil das Licht von diesem Ereignis noch nicht den jeweiligen Standort erreicht hat, also die Information noch nicht angekommen ist. Das sagt aber nichts über das Ereignis an sich aus. Wenn es nun eine Möglichkeit der überlichtschnellen Informationsübermittlung gäbe, würde diese ganze Definition in sich zusammenbrechen und es müsste eine neue geschaffen werden. Wenn diese dann doch eine absolute oder nahezu absolute Zeit beinhaltet, wäre das dann eben Fakt. Das hätte aber nichts mit Zeitreisen zu tun und in dem Fall wäre es völliger Quatsch zu behaupten, eine Reise mit Überlichtgeschwindigkeit wäre eine Reise in die Vergangenheit, da dies wiederum nur ein theoretisches Konstrukt relativistischer Theoreme ist.
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Re: Zeitrechnungen im NEO-Universum

Beitrag von Tanuki »

ianmcduck hat geschrieben:Was das angeht, halte ich diese Diskussionen über Gleichzeitigkeit für reine Hirngespinste von Relativitäts-Theoretikern, die keine reale Grundlage haben.
Ok, das ist doch eine Ansage. Dann braucht man wenigstens auf dieser Ebene nicht weiterdiskutieren.
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Re: Zeitrechnungen im NEO-Universum

Beitrag von Alnair »

Cybermancer hat geschrieben:...
Aber es sind gerade diese total überzogenen Raumschiffe, die den Sense of Wonder für mich total zerstören. Nix mehr wir erforschen jetzt das riesige All, sondern eher wir reisen mal eben zum anderen Ende der Galaxis und sind zum Nachmittagstee wieder zuhause. Das trivialisiert doch das Abenteuer . Wenn man schon das Feeling der alten Hornblowerschinken einfangen will, mit brontalen Raumschlachten um Raumfestungen und im Salventakt erbebenden Raumschiffen, dann sind die Mega-Hyper-Impulstriebwerke doch das total falsche Mittel. Ein geil beschriebener Dogfight ist auch bei 0.1 c noch ein geil beschriebener Dogfight und für Auseinandersetzungen im Orbit ist auch das noch zuviel.

Vor Allem für eine langlaufende Serie ist es wichtig nicht sofort mit dem Besten was gibt zu starten, da man sonst Probleme hat noch was drauf zusetzen. Ich hätte das ja designt, dass die Geschwindigkeit bei 0.1c gekappt wird und die Schiffe höchstens 3-4 mal auf volle Geschwindigkeit gehen können und danach erstmal nachtanken müssen. Dadurch bekommen auch Nachschubdepots und Treibstofffabriken eine ganz neue Bedeutung und interstellare Kriege eine größere strategische Tiefe. Des Weiteren hätte ich das Speedlimit für das Eintauchen in den Hyperraum fallen gelassen und anstatt dessen die Stärke des Gravitationsfeldes zum limitierenden Faktor erklärt. Sprünge erst möglich in einer Entfernung von 2 AU und eine maximale Beschleunigung von 10 g. Das führt dann dazu das die Schiffe erstmal 1-2 Tage beschleunigen müssen bevor sie in den Hyperraum gehen können.
...
Da stimme ich dir absolut zu. Die von dir vorgeschlagenen Beschränkungen hätten mir gut gefallen. Allerdings gebe ich zu bedenken, dass sich dann das Look-and-Feel des PR-NEO-Kosmos sehr weit von dem der ursprünglichen EA entfernt hätte. Möglicherweise war dem Verlag das Risiko zu groß, durch solche Veränderungen einen Teil der potentiellen (Alt)Leser zu verschrecken. Außerdem hätten sich die Autoren beim Entwurf der Dramaturgie der jeweiligen Handlung umstellen müssen. Mir hätte so ein Szenario trotzdem besser für NEO gefallen, vor allem weil der Weltraum wieder etwas von seiner gewaltigen Ausdehnung erzähltechnisch zurückbekommen hätte.

Selbst mit arkonidischer Supertechnik sollte das All ein wirklich gefährlicher Ort sein, an dem auch kleine Fehler schnell zum Verhängnis werden und wo Reisen echte Abenteuer werden können - vor allem, wenn man sich abseits der stärker frequentierten Routen außerhalb der großen Imperien bewegt. Bei NEO fühlen sich dagegen zumindest interplanetare Reisen nicht aufregender und gefährlicher an als eine Bahnfahrt von Hamburg nach München. :devil: ;)
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Re: Zeitrechnungen im NEO-Universum

Beitrag von Tanuki »

Alnair hat geschrieben:Selbst mit arkonidischer Supertechnik sollte das All ein wirklich gefährlicher Ort sein, an dem auch kleine Fehler schnell zum Verhängnis werden und wo Reisen echte Abenteuer werden können - vor allem, wenn man sich abseits der stärker frequentierten Routen außerhalb der großen Imperien bewegt. Bei NEO fühlen sich dagegen zumindest interplanetare Reisen nicht aufregender und gefährlicher an als eine Bahnfahrt von Hamburg nach München. :devil: ;)
Ja. Finde ich auch. Das sollte auch fuer Reisen nach China oder Amerika gelten. Marco Polo ist erst ~800 Jahre her. Columbus ~500 Jahre. Das ist nichts gegen die ueber 10000 Jahre Raumfahrt der Arkoniden.
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Cybermancer
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Re: Zeitrechnungen im NEO-Universum

Beitrag von Cybermancer »

ianmcduck hat geschrieben:
Tanuki hat geschrieben:
ianmcduck hat geschrieben: Bei den Zeitverlusten stimme ich zu, dass das einfach am jeweiligen Ziel mit einem Uhrenabgleich erledigt wäre. Die verwendete Standardzeit kann ja per Hyperfunk von System zu System verbreitet werden, was im übrigen tatsächlich wieder eine "newtonsche" absolute Zeit einführen würde, die es ja in der realen Welt gar nicht gibt.
Autsch, dann wuerden hier sofort die Physik-Experten aufheulen. Hyperfunk hat ein Problem: Er ist schneller als das Licht. Es wurde schon kurz angesprochen hier: Die spezielle Relativitaetstheorie besagt nicht nur, dass fuer zwei Beobachter in zwei unterschiedlichen Bezugssystemen die Zeit unterschiedlich schnell vergehen kann, sondern dass es da was uebles mit Gleichzeitigkeit gibt. Ein Ereignis ist fuer zwei Beobachter in entsprechenden Bezugssystemen nicht notwendigerweise gleichzeitig. Wenn das Ereignis aber nicht gleichzeitig ist, dann muss es fuer den einen in der Zukunft liegen, was fuer den anderen schon in der Vergangenheit ist. Normalerweise ist das kein Problem. Um von einem Bezugssystem in dem das Ereignis schon in der Vergangenheit liegt, in eines zu wechseln in dem es noch in der Zukunft liegt, braucht man Ueberlichtgeschwindigkeit. Tja... genau das waere mit Hyperfunk moeglich. Die logischen Konsequenzen kann sich jeder selber ueberlegen.
Was das angeht, halte ich diese Diskussionen über Gleichzeitigkeit für reine Hirngespinste von Relativitäts-Theoretikern, die keine reale Grundlage haben. Diese definieren bei solchen Beispielen ein Ereignis ja nur als in der Zukunft liegend, weil das Licht von diesem Ereignis noch nicht den jeweiligen Standort erreicht hat, also die Information noch nicht angekommen ist. Das sagt aber nichts über das Ereignis an sich aus. Wenn es nun eine Möglichkeit der überlichtschnellen Informationsübermittlung gäbe, würde diese ganze Definition in sich zusammenbrechen und es müsste eine neue geschaffen werden. Wenn diese dann doch eine absolute oder nahezu absolute Zeit beinhaltet, wäre das dann eben Fakt. Das hätte aber nichts mit Zeitreisen zu tun und in dem Fall wäre es völliger Quatsch zu behaupten, eine Reise mit Überlichtgeschwindigkeit wäre eine Reise in die Vergangenheit, da dies wiederum nur ein theoretisches Konstrukt relativistischer Theoreme ist.
Wähle 2:
1. Relativität
2. Kausalität
3. Überlicht

Falls du das wirklich ausdiskutieren willst empfehle ich http://itp.nat.uni-magdeburg.de/~kassne ... hodan.html als Diskussionsgrundlage.
It is no measure of health to be well adjusted to a profoundly sick society.
https://pgp.mit.edu/pks/lookup?op=get&s ... CC04F151DE
https://www.youtube.com/watch?v=WiMwVlpD-GU
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Re: Zeitrechnungen im NEO-Universum

Beitrag von Alnair »

@Tanuki

Autsch! Gutes Argument. :st: Allerdings gebe ich zu bedenken, dass der Weltraum ein kleines bisschen lebensfeindlicher als die Oberfläche der Erde ist. Selbst die Arkoniden sind deshalb völlig auf ihre Supertechnik angewiesen und wenn die mal nicht mehr richtig funktioniert, ist Schluss mit lustig.
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Re: Zeitrechnungen im NEO-Universum

Beitrag von Alnair »

Cybermancer hat geschrieben: Wähle 2:
1. Relativität
2. Kausalität
3. Überlicht

Falls du das wirklich ausdiskutieren willst empfehle ich http://itp.nat.uni-magdeburg.de/~kassne ... hodan.html als Diskussionsgrundlage.
Interessant. Aber genau deshalb sage ich, Finger weg von diesen Fragestellungen innerhalb einer Romanserie wie PR. Ein wenig "Magie" muss einfach akzeptiert werden, damit die EA und NEO überhaupt funktionieren können. Das entbindet die Autoren aber nicht davon, einen logischen Hintergrund für die Serien aufzubauen! Wo es diesbezüglich bei NEO immer noch im Argen liegt, wurde ja bereits ausführlichst diskutiert.
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ianmcduck
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Re: Zeitrechnungen im NEO-Universum

Beitrag von ianmcduck »

Cybermancer hat geschrieben:
ianmcduck hat geschrieben:
Tanuki hat geschrieben:
ianmcduck hat geschrieben: Bei den Zeitverlusten stimme ich zu, dass das einfach am jeweiligen Ziel mit einem Uhrenabgleich erledigt wäre. Die verwendete Standardzeit kann ja per Hyperfunk von System zu System verbreitet werden, was im übrigen tatsächlich wieder eine "newtonsche" absolute Zeit einführen würde, die es ja in der realen Welt gar nicht gibt.
Autsch, dann wuerden hier sofort die Physik-Experten aufheulen. Hyperfunk hat ein Problem: Er ist schneller als das Licht. Es wurde schon kurz angesprochen hier: Die spezielle Relativitaetstheorie besagt nicht nur, dass fuer zwei Beobachter in zwei unterschiedlichen Bezugssystemen die Zeit unterschiedlich schnell vergehen kann, sondern dass es da was uebles mit Gleichzeitigkeit gibt. Ein Ereignis ist fuer zwei Beobachter in entsprechenden Bezugssystemen nicht notwendigerweise gleichzeitig. Wenn das Ereignis aber nicht gleichzeitig ist, dann muss es fuer den einen in der Zukunft liegen, was fuer den anderen schon in der Vergangenheit ist. Normalerweise ist das kein Problem. Um von einem Bezugssystem in dem das Ereignis schon in der Vergangenheit liegt, in eines zu wechseln in dem es noch in der Zukunft liegt, braucht man Ueberlichtgeschwindigkeit. Tja... genau das waere mit Hyperfunk moeglich. Die logischen Konsequenzen kann sich jeder selber ueberlegen.
Was das angeht, halte ich diese Diskussionen über Gleichzeitigkeit für reine Hirngespinste von Relativitäts-Theoretikern, die keine reale Grundlage haben. Diese definieren bei solchen Beispielen ein Ereignis ja nur als in der Zukunft liegend, weil das Licht von diesem Ereignis noch nicht den jeweiligen Standort erreicht hat, also die Information noch nicht angekommen ist. Das sagt aber nichts über das Ereignis an sich aus. Wenn es nun eine Möglichkeit der überlichtschnellen Informationsübermittlung gäbe, würde diese ganze Definition in sich zusammenbrechen und es müsste eine neue geschaffen werden. Wenn diese dann doch eine absolute oder nahezu absolute Zeit beinhaltet, wäre das dann eben Fakt. Das hätte aber nichts mit Zeitreisen zu tun und in dem Fall wäre es völliger Quatsch zu behaupten, eine Reise mit Überlichtgeschwindigkeit wäre eine Reise in die Vergangenheit, da dies wiederum nur ein theoretisches Konstrukt relativistischer Theoreme ist.
Wähle 2:
1. Relativität
2. Kausalität
3. Überlicht

Falls du das wirklich ausdiskutieren willst empfehle ich http://itp.nat.uni-magdeburg.de/~kassne ... hodan.html als Diskussionsgrundlage.
Nun, der Beitrag sagt ja eigentlich genau das aus, was ich auch geschrieben habe. In unserer Welt ist Gleichzeitigkeit Humbug (zumindest nach aktuellem Stand der Forschung), und im PR-Universum gibt es aufgrund von Hyper-Technologie eine Art absoluter Zeit, welche wiederum allerdings eine neue Physik erfordern würde. Diese kann ich nicht liefern und die Autoren wollen es nicht (ehrlich gesagt glaube ich auch nicht, dass sie es könnten, selbst wenn sie es wollten).

Aber wenn ich schon wählen müsste, dann würde ich für PR 2 und 3 wählen, denn ohne die beiden liefe dieses Universum nunmal nicht. Auf Relativität kann man dagegen für solche Stories durchaus verzichten, auch wenn ich schon von Kindesbeinen an gerne Geschichten über Relativitätseffekte gelesen habe. :P
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Re: Zeitrechnungen im NEO-Universum

Beitrag von enerkos »

Cybermancer hat geschrieben:
Alnair hat geschrieben:
Cybermancer hat geschrieben:...Es hätte also Sinn gemacht die Endgeschwindigkeit von Raumschiffen massiv zu begrenzen, weil eine stringente Berücksichtigung relativistischer Effekte sicher zu einem Aufheulen der sich an ihr veraltetes Newtonsches Weltbild klammernden Leserschaft geführt hätte.
...
Und ich hätte gleich noch das absurd hohe Beschleunigungsvermögen der Pötte kassiert. Aber das hätte wiederum dazu geführt, dass der Weltraum auch im PR-Universum wieder das wird, was er eigentlich schon immer war: unglaublich riesig. Aber wer will schon lesen, dass unsere Helden stunden- oder sogar tagelang beschleunigen müssen. Da wäre dann auch nix mit so lustigen Szenen wie dem beschriebenen Dogfight zwischen der TOSOMA und Novaals Verband über Snowman. Leider sind wir es inzwischen gewöhnt, Handlungsabläufe im für Hollywoodblockbuster üblichen Zeitrahmen serviert zu bekommen. Wenn unsere Helden innerhalb von ein oder zwei Stunden beim Jupiter sein müssen, dann schaffen sie das eben exposékonform auch ganz locker ohne ein überlichtschnelles Raumschiff.

BTW, auch für mich als sich nicht ans Newtonschen Weltbild klammernden Leser sind die Konsequenzen der sich in Relation zur Geschwindigkeit des Raumschiffs ändernden (zeitlichen) Bezugssysteme nicht immer leicht zu verstehen. Vor allem das Problem mit dem Konzept der "Gleichzeitigkeit" von Ereignissen in durch großen räumlichen Abstand und unterschiedliche Bewegungsvektoren festgelegten Bezugsystemen wäre mir innerhalb einer Romanhandlung zu anspruchsvoll. Heulen würde ich deshalb wohl nicht, aber lesen möchte ich davon im Rahmen von NEO auch nicht unbedingt. ;)
Aber es sind gerade diese total überzogenen Raumschiffe, die den Sense of Wonder für mich total zerstören. Nix mehr wir erforschen jetzt das riesige All, sondern eher wir reisen mal eben zum anderen Ende der Galaxis und sind zum Nachmittagstee wieder zuhause. Das trivialisiert doch das Abenteuer . Wenn man schon das Feeling der alten Hornblowerschinken einfangen will, mit brontalen Raumschlachten um Raumfestungen und im Salventakt erbebenden Raumschiffen, dann sind die Mega-Hyper-Impulstriebwerke doch das total falsche Mittel. Ein geil beschriebener Dogfight ist auch bei 0.1 c noch ein geil beschriebener Dogfight und für Auseinandersetzungen im Orbit ist auch das noch zuviel.

Vor Allem für eine langlaufende Serie ist es wichtig nicht sofort mit dem Besten was gibt zu starten, da man sonst Probleme hat noch was drauf zusetzen. Ich hätte das ja designt, dass die Geschwindigkeit bei 0.1c gekappt wird und die Schiffe höchstens 3-4 mal auf volle Geschwindigkeit gehen können und danach erstmal nachtanken müssen. Dadurch bekommen auch Nachschubdepots und Treibstofffabriken eine ganz neue Bedeutung und interstellare Kriege eine größere strategische Tiefe. Des Weiteren hätte ich das Speedlimit für das Eintauchen in den Hyperraum fallen gelassen und anstatt dessen die Stärke des Gravitationsfeldes zum limitierenden Faktor erklärt. Sprünge erst möglich in einer Entfernung von 2 AU und eine maximale Beschleunigung von 10 g. Das führt dann dazu das die Schiffe erstmal 1-2 Tage beschleunigen müssen bevor sie in den Hyperraum gehen können.

Man stelle sich die knisternde Spannung vor, wenn sich die Feindflotten im äußeren System sammeln um zuerst die Raffirnerien um die Gasgiganten zu erobern oder zu zerstören , ständig von den, zu Raumforts ausgebauten Asteroiden startenden Jagddrohnen, bedrängt, und sich dann langsam ins innere System vorkämpfen. So wird die Eroberung eines Sonnensystems zu einer Kampagne und nicht zum Kampf um Hill 327 degradiert.

Und wenn dann mal SI-Schiffe auftauchen die in 10 Minuten bis Lichtgeschwindigkeit beschleunigen können, dann wird auch erstmal der Unterschied zwischen normalsterblicher und SI-Technik so richtig klar. Man kann förmlich sehen wie Bully dann die Kinnlade runterklappt: "Boah Perry hast du das gesehen, das sind ja Flitzer!".

Aber was soll ich sagen, vertan ist vertan und das PRN-Universum für mich wegen massivster handwerklicher Fehler bei der Konstruktion nicht genießbar.
@Cybermancer und Alnair

Auf mich wirkt der NEO-Weltraum auch so immer noch riesig und gefährlich:
Die maximale Transition ist auf etwa 600 Lichtjahre beschränkt. Klar: für uns ist das eine horrende und wundersame Distanz. Aber: jede Transition muss mit Entzerrungsschmerzen gebüsst werden, die auch die erfahrendsten Piloten durchleiden müssen, zudem ist jede Transition mit dem Risiko von medizinischen Komplikationen verbunden (bei 600 Lichtjahren scheints bis 3 Prozent). Klingt schon mal nicht ganz harmlos...
Nur schon die Milchstrasse hat über 100000 Lichtjahre Durchmesser, also bräuchte es mindestens 166 Transitionen, um sie zu durchqueren (und "wir" sind ja ziemlich weit draussen in einem Seitenarm "zuhause".... Da zwischen Maximaltransitionen auch noch jeweils 20 Stunden Pause nötig sind, bis das Raumschiff wieder bereit ist, ergäbe das eine Reisezeit von 138 Tagen! Und wenn erst noch der Andromedanebel ins Spiel kommen sollte, der 2'538'000 Lichtjahre entfernt ist, ergäbe das eine Reisezeit von sogar 3525 Tagen, also fast zehn Jahren! Und das war erst mal gerade die nächste Galaxie. Dazu kommt ja noch das gesundheitliche Risiko: in welchem Zustand übersteht eine Besatzung wohl 166 Transitionen...? Auf mich wirken die Beschränkungen der NEO-Raumschiffe immer noch sehr eindrücklich und das Potenzial von Weiterentwicklungsmöglichkeiten gross. Und wenn ich daran denke, wie viele Havarien wir nur schon in den bisherigen Bänden miterlebt haben: Perry im Anflug auf Wega: gestrandet - Manoli im Anflug auf Titan: gestrandet - Perry Rhodan unterwegs auf Arkon: gestrandet. Da bin ich direkt dankbar, wenn mir das nicht passiert, sollte ich mal mit der Bahn von Hamburg nach München fahren wollen...

Bezüglich Relativitätstheorie und deren Auswirkung (von mir vermutlich für den Moment zum letzten Mal, denn Tanuki hat möglicherweise schon recht, wenn er sagt all die hypothetischen Denkübungen bezüglich Zeitdilatation und Scheinbare Gleichzeitigkeit nicht weiter führen mag?): Gemäss Zwillingsparadoxon erweist sich derjenige Zwilling im Endeffekt als jünger geblieben, der gereist ist.
Stellen wir und die Erde als durchsichtige Kugel vor mit einem Beobachter im Zentrum. Auf der Kugelschale steht Zwilling A, Zwilling B bewegt sich in der Gegenrichtung zur Erdrotation, und zwar im gleichen Tempo wie die Erdrotation. Der Beobachter wird sich am Sternenhimmel als Folie orientieren um zu beurteilen, wer sich bewegt und wer ruht. Für ihn bewegt sich A, und nicht B. Welches ist nun wirklich der reisende Zwilling?
Und dann bewegt sich die Erde um die Sonne; die Sonne bewegt sich um das Zentrum der Milchstrasse; die Milchstrasse bewegt sich um das Zentrum der lokalen Galaxiengruppe, und die Galaxiengruppe...
Ich krieg's ehrlich gesagt mit dem Kopf nicht hin, und wenn ich mein Bauchgefühl frage, scheinen die Romane zu funktionieren, nur schon deshalb, weil wir ja immer nur EINEN Schauplatz aufs mal lesen und höchstens zwischen zweien hin- und herspringen, die voneinander räumlich getrennt sind, und die wir gleichzeitig (zumindest von "unserem" Beobachtungspunkt aus) "beobachten". Zu wissen, ob sich das vom Andromedanebel dann auch so darstellen würde, scheint mir für das Funktionieren der Romane nicht nötig zu sein...
Aber ich finde, es lohnt sich auf jeden Fall, sich das Ganze mal durchzudenken - vielleicht werde ich das auch mal wieder tun. Mich rührt es an, dass ich mit meinem Anfangsvotum eine so spannende Diskussion ausgelöst habe, und mir macht es jeden Fall grosse Freude, Eure Kommentare und Gedanken zu lesen und mich weiter inspirieren zu lassen. Für den Moment gebe ich mich mal mit dem Zeitverhalten zufrieden, wie es sich im NEO darstellt. Wer weiss, vielleicht wird es ja noch ein explizites Thema, wenn der Erlebnishorizont die "paar" 600 Lichtjahre überschreitet? Dann nämlich ist sicher ein Entwicklungsschub in der Raumfahrt fällig.
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Re: Zeitrechnungen im NEO-Universum

Beitrag von Tanuki »

Alnair hat geschrieben:Allerdings gebe ich zu bedenken, dass der Weltraum ein kleines bisschen lebensfeindlicher als die Oberfläche der Erde ist.
Falscher Vergleich. Wenn dann nicht Weltraum mit Oberflaeche der Erde, sondern mit See oder sogar Tiefsee vergleichen. Was ist dann gefaehrlicher? Der Weltraum oder die Tiefsee? Von hier nach Arkon mit einem modernen Arkonidenschiff zu fliegen, oder in einer hoelzernen Nussschale von Europa nach Amerika ueberzusetzen? PR erfindet ja relativ viel was Hyperstuerme u.ae. angeht. Stuerme und Monsterwellen auf den heimischen Ozeanen sind aber sehr real. Ich denke, der Weltraum ist aber einer betimmten Technik sicherer, da vorhersagbarer.
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Re: Zeitrechnungen im NEO-Universum

Beitrag von Alnair »

enerkos hat geschrieben: ...
Auf mich wirkt der NEO-Weltraum auch so immer noch riesig und gefährlich:
Die maximale Transition ist auf etwa 600 Lichtjahre beschränkt. Klar: für uns ist das eine horrende und wundersame Distanz. Aber: jede Transition muss mit Entzerrungsschmerzen gebüsst werden, die auch die erfahrendsten Piloten durchleiden müssen, zudem ist jede Transition mit dem Risiko von medizinischen Komplikationen verbunden (bei 600 Lichtjahren scheints bis 3 Prozent). Klingt schon mal nicht ganz harmlos...
Und diese Beschränkung ist für mich ein echter Lichtblick im NEO-Universum gewesen! Ich hoffe sehr, dass FB der Versuchung widerstehen kann, schnelle Verbesserungen der Antriebstechnologie in die Handlung einzuführen. Ich brauche auf absehbare Zeit keinen Linearantrieb. Das langsame Herumgehobse mit den Transitionstriebwerken finde ich viel spannender. Mich stört nur das extrem hohe Beschleunigungsvermögen der Schiffe bei Unterlicht. Da hätte mir weniger auch gereicht. Als Ausgleich hätte man die Transitionsschwelle senken oder ganz streichen können und dafür andere Beschränkungen wie das von Cy vorgeschlagene Gravitationsfeldlimit für einen Sprung einführen können.
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Re: Zeitrechnungen im NEO-Universum

Beitrag von Tanuki »

Alnair hat geschrieben: Und diese Beschränkung ist für mich ein echter Lichtblick im NEO-Universum gewesen! Ich hoffe sehr, dass FB der Versuchung widerstehen kann, schnelle Verbesserungen der Antriebstechnologie in die Handlung einzuführen. Ich brauche auf absehbare Zeit keinen Linearantrieb. Das langsame Herumgehobse mit den Transitionstriebwerken finde ich viel spannender.
Fuer eine Weile. Das ist ein Problem um das man schoene Stories schreiben kann. Aber irgendwann ist das gegessen. In einem Tatort wird auch nicht permanent ueber die Beschleunigung und Treibstoff von Polizei- und Fluchtauto diskutiert. Irgendwann muss Weltraumfahrt auch in NEO Routine sein. Ab und zu vielleicht mal eine Story ueber einen Unfall und den Ueberlebenskampf in einem defekten Schiff, aber jetzt bei jedem Flug von System A nach System B ueber Transitionsschmerzen, Wartezeiten und aehnliches zu hoeren, ist schlicht langweilig. Das langsame Rumgehopse laesst sich nicht unendlich melken. Hoechstens zum Zeilenschinden.
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Re: Zeitrechnungen im NEO-Universum

Beitrag von Alnair »

Tanuki hat geschrieben: Falscher Vergleich. Wenn dann nicht Weltraum mit Oberflaeche der Erde, sondern mit See oder sogar Tiefsee vergleichen. Was ist dann gefaehrlicher? Der Weltraum oder die Tiefsee? Von hier nach Arkon mit einem modernen Arkonidenschiff zu fliegen, oder in einer hoelzernen Nussschale von Europa nach Amerika ueberzusetzen? PR erfindet ja relativ viel was Hyperstuerme u.ae. angeht. Stuerme und Monsterwellen auf den heimischen Ozeanen sind aber sehr real. Ich denke, der Weltraum ist aber einer betimmten Technik sicherer, da vorhersagbarer.
Meiner Meinung nach sollte sich beides in Relation zur verwendeten Technik in etwa gleich gefährlich "anfühlen". Wenn das so in den Romanen rüberkommt, wäre ich als Leser mehr als zufrieden. Von der inflationären Verwendung der Hyperstürme wie sie in der EA praktiziert wird, halte ich ehrlich gesagt überhaupt nichts. Mich stören daran vor allem, die sich ständig im Einsteinraum manifestierenden Auswirkungen dieser hyperphysikalischen Ereignisse. Wenn 5-D-Technik im Bereich eines Hypersturms ausfällt - :st: , aber wenn es ganze Sonnensysteme zerfetzt oder über tausende von Lichtjahren wegtransitiert - :sn: das ist mir dann bei aller Liebe doch etwas zu abgefahren!
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