Kritikaster hat geschrieben:Also dieser thread irritiert mich mit zunehmender Länge immer mehr. Hier wird mit einer Vehemenz auf Petitessen eingedroschen, noch dazu von Mitforisten, die ich als durchaus vernünftige Zeitgenossen einschätze, dass ich mich schon frage, was denn wirklich diesen Ärger hervorgerufen hat.
...
Also, bei mir war es der Romaneinstieg. Ein sturer Militär-Kommißkopp, droht erst mal damit, alles totzuschießen, was sich nicht bedingungslos unterordnet. Ich Militär, du Zivilist, also nix. Kein Gedanke an mögliche Opfer, keine Gedanke an Geiseln. Alles wird über einen Kamm geschoren, wer nicht für mich ist, ist gegen mich. Niemand auf der Brücke entwickelt Zivilcourage und verweigert den Schießbefehl. Man kann zwar ahnen, dass der Verlust des Tenders auch bei ihm einen Knacks hinterlassen hat, weiß es aber nicht sicher. Wer so in einen Roman einsteigt, muss sich nicht wundern, wenn nicht einhellige Freude zu diesem Roman herrscht. Ein derartiges Vorgehen war vielleicht vor 20, 30 oder 50 Jahren denkbar. Ich für meinen Teil würde gern denken, dass sich die Serie seitdem weiterentwickelt und diesen Holzhammerstil nicht mehr nötig hat. Die Figur der Elektra Pauk, überhaupt die ganze Führungsmannschaft hatte ich seinerzeit als durchaus gelungen charakterisiert empfunden. Die Algustranerin, die sich nach ihrem Zusammenbruch wieder berappelt und ihren Job macht. Hier hätte man prima anknüpfen können - wenn man sich denn an die Entwicklung der Besatzung erinnert hätte. Das mag nun ein Zeitproblem sein (lange her, dass Pauk und Co.eine Rolle gespielt hat) oder ein Gastautor-Problem (in der Perrypedia steht eben nicht alles wichtige), jedenfalls ist hier für meinen Geschmack völlig unnötig ein neuer Cast eingeführt bzw. der alte nicht schlüssig fortgeschrieben worden. Das viel mehr als die Bandnummer macht den Roman für mich zu einem Fremdkörper.
Dann - ein anderer Forist erwähnte es bereits - Rosegarden. Eine schnelle Zählung im ebook ergab nicht weniger als 15 mal Rosegarden. Nach dem 5. Mal hat das dann nur noch genervt. Auch, weil im eigentlichen Dome ja kaum Handlung stattgefunden hat
Dann der Plot. Die "Zivilisten" haben einfach nur Recht. Kaum ist die Lage in Chanda halbwegs bereinigt, QS + Truppen vertrieben, ein Bündnis der früheren Gegner geschlossen und die Gelegenheit da, endlich einen funktionierenden Polyporthof zu suchen, werden sie prompt gezwungen, Mr. Urcontroller in das nächste Katastrophengebiet zu folgen. Weil der Expokrat weiß, dass hier die Fäden des Zyklus zusammenlaufen sollen, nicht weil es Sinn macht. Wer derartige Plots bastelt, darf sich nicht wundern.
Schließlich: Die ganze Geschichte plätschert irgendwie so dahin, da war nicht ein Charakter, der mich irgendwie mitgenommen hätte, nicht ein Plotelement, dass ich als interessant empfunden hätte.
Na ja, und wie das nun einmal so ist: Wenn man nun erst mal einen Roman als unrund empfindet, dann stören mit einem mal Dinge, die man ansonsten lächelnd übergehen würde. Irreführender Titel (wir wissen, dass es die BASIS lange nicht mehr gibt), Zahlungsmittel (mussten die Seeleute auf den WK II Schiffskonvois tatsächlich am Hungertuch nagen, wenn ihr Bargeld ausging? Und ist das 5056 n. Chr. tatsächlich noch denkbar?) Ist eine TLD-Azubine tatsächlich die letzte, beste Hoffnung der Besatzung? (Werbeeinblendung: Welches andere Babylon-5-Zitat kommt in 2693 vor ?
) Man muss eine Raumschiffbesatzung vor einer Landung vor dem Gewicht des Schiffs warnen (Antigravs gehören im Perryversum seit 1970 zum Basiswissen. Müsste man eine Flugzeugbesatzung der Gegenwart darauf hinweisen, dass vor der Landung das Fahrgestell auszufahren und die Landung auf einer Landebahn eine gute Idee ist?) usw. usf.
Vieles in dem Roman scheint mir zu sehr aus der Sicht des Jahres 2013 geschrieben. Ich habe leider nicht das Gefühl, dass es Susan Schwarz gelungen wäre, das Jahr 5056 zu extrapolieren und einen ins Perryversum passenden "Zukunftsroman" zu schreiben. (Ich persönlich bin davon überzeugt, dass z.B. das ständige Herumreiten auf dem Rosegarden es auch unnötig schwermacht, gedanklich die Gegenwart zu verlassen) Vielleicht sind mir die Feinheiten der Charakterisierung ja tatsächlich entgangen, vielleicht will ich lieber Pulp als Anspruch, aber 2693 wird mir lediglich als der Roman mit dem beknackten Militär in Erinnerung bleiben - wenn überhaupt.