Man kann das ja mal auswalzen. Ist immer ein Raumanzug nötig, um im interstellaren / intergalaktischen Vakuum einige Minuten zu überleben?Laurin hat geschrieben:Überrascht hat mich Perry's Überleben im Weltraum - so ein Blödsinn, dachte ich ehrlicherweise; aber ein bisschen googeln brachte dann doch die überraschende Erkenntnis: Lt. NASA scheint das möglich.
Möglich wärs, wenn der Kopf in einem geschlossenen Helm stecken würde, während der Körper direkt im Vakuum steckt. Dazu reiner (100%) Sauerstoff im Helm, der einen Gesamtdruck von etwa 0,1 bar halten sollte. In dem Fall bekommt der Körper immer noch genügend Sauerstoff. Auf 5000 Meter Höhe beträgt der Sauerstoffpartialdruck auch nur ca. 0,1 bar (auf Meeresniveau ist der Sauerstoffpartialdruck 0,21 bar, da in irdischer Luft Sauerstoff nur zu 21% vertreten ist). Reiner Sauerstoff bei 0,1 bar sollte da ein probates Mittel sein, um im Vakuum für einige Zeit überleben zu können. Ideal wäre es, wenn man in einer Schleuse schon vor dem Anlegen eines Helms bei 0,1 bar Sauerstoff einige Zeit verbringt, um den Körper an diese Bedingungen zu gewöhnen. Vielleicht ist ein Druck von 0,1 bar etwas gering, das müsste man austesten, denn Wasser kocht dann schon bei 46°C (und das ist nicht weit von den 37° Körpertemperatur entfernt) und kochendes Wasser in der Pumpe (gemeint ist das Herz) wäre tödlich.
Das Brustvolumen dehnt sich im Vakuum (außerhalb des Helmbereiches) dennoch massiv aus, trotz des sehr niedrigen Helmdrucks von ca. 0,1 - 0,15 bar. Ob durch diese Dehnung schon im Innenraum der Lunge Lungenbläschen reißen, weiss ich nicht, ich würde es aber nicht unbedingt erwarten, der äußere Brustkorb jedenfalls platzt wohl auch bei einem sofortigen Druckverlust von Luft bei 1 bar auf 0 bar nicht. Das müsste man mal überprüfen, das ist eventuell der einzige Schwachpunkt meiner Idee. Jedenfalls ist bei 0,1bar eine Druckdifferenz zwischen Brustkorbaußenraum (0 bar) und Lungeninnenraum (0,1 bar) von etwa 1 Tonne je Quadratmeter Brustkorbfläche zu erwarten, die aber zumindest gut verteilt sind.
In umgekehrter Richtung funktioniert es jedenfalls gut. Ein Taucher hat bei angehaltener Atemluft bereits in 1 m Tauchtiefe (was ja Standard-Freibadtiefe ist) eine Druckdifferenz von 0,1 bar zwischen Brustinnen und Brustaußenraum und damit auch etwa eine Druckdifferenz von etwa 1 Tonne je Quadratmeter auf dem Brustkorb lasten.
Man könnte solch ein Szenario für einen Schiffbrüchigen im Weltraum verwenden, der keinen Raumanzug zur Verfügung hat und der für einen längeren Aufenthalt im Vakuum improvisieren muss. Mit klebbaren Gummistreifen einen transparenten Plastikhelm am oberen Ansatz des Halses (unter dem Kinn) befestigen, die Oberseite des Helmes muss auf dem Kopf aufliegen, den Helm dann schließen und mittels zweier über Bohrlöcher im Kunsstoffhelm vorhandene Ventile (1x Zufuhr, 1x Abfuhr) eine Sauerstoffzufuhr über eine Gasflasche und eine Gasabfuhr machen. Das könnte funktionieren.
Einziges Problem wären dann eventuelle Blähungen im Darm und vor allem das Abdampfen (Abkochen) von Wasser von der Haut, was zur Hautvereisung führt. Um diese Bedingungen des Abkochens aus der Haut zu überleben, sollte man möglichst nackt ins Vakuum gehen und die Hautkapillaren durch Einölen verkleistern. Zu gut darf man das aber auch nicht machen, da im Vakuum die Wärmeabfuhr (der Körper produziert permanent überschüssige Wärme) nur über Verdampfung passieren kann. Zu stark unterdrückte Wasserabdampfung und der Mensch stirbt schnell an Hitzestau...
So könnte es jedenfalls für ein paar Minuten im Vakuum gehen...