Als Duell in einem Strategiespiel ist es aufgezogen, die Auseinandersetzung des Ewigen Zweiten Reginald Bull mit Gad Zunurudse, dem Zweiten vor Ort unter dem Protokonsul, und auf jeder Seite gibt es eine Frau: die Galaktopsychologin Shiam Schubert setzt sich durchaus kontrovers mit Bull auseinander, während Stambag Lehumun, eine Gefährtin des Protokonsuls, an, aber nicht unbedingt auf Zunurudses Seite mitmischt.
Bald wird klar, dass eine sehr persönliche Konfrontation zweier Charaktere um die Entscheidungshoheit stattfindet. Cairanischer Körperbau in allen Nuancen ihrer Handfertigkeit und cairanische Mentalität stehen gegen die solide Expertise der »Kreatur«, als die Zunuhadse Bull begreift, und ihre Entwicklungsmöglichkeiten.
Spoiler:
Der Roman beginnt beim Fingerpfleger, der Zunuhadse umwuselt, während er über die seit einigen Tagen parkende THORA und ihren unsympathischen Kommandanten nachdenkt. Er wird durch die Ankunft Stambags unterbrochen, wobei die Fähigkeit gezielten Betörens, die Sorge oder Verachtung des Ayees gegenüber und eine wilde Mythengeschichte zum Namen THORA zur Sprache kommen, die Zunuhadse für wahr hält.
Falls an Bulls diplomatischer Präzision Zweifel bestehen, so versiegen sie, wenn er klar macht, dass sein Zuspätkommen und das von Schubert und Leibwächter TARA-Psi seinen cairanischen Gegenspieler aus dem Konzept bringt. Genau wie Stambag ihn beeindruckt, ist sie doch die erste Cairanerin, die er weiblich wahrnimmt mit ihrer grazilen Erscheinung und ihrem von ihm als klischeehaft reflektierten Ausstrahlung von emotionaler Wärme und Harmoniebedürfnis. Himmlische Wohligkeit herrscht auch bei den weiteren Verhandlungen, bei denen allen verträgliche Gerichte gereicht und belanglos geplaudert wird, bis Lehumun den Aperitif Sonnenglück kredenzt,auf den hin Bull heiter und zu echten Verhandlungen entschlossen wird, was Schubert mit Misstrauen erfüllt.
Indes trainiert Spinoza Godaby, Spin genannt, auf einem Trainingsparcour, auf dem ihn Flugkäfer angreifen, und dass er trotz Instinkt, Ultraschallgefühl und des zwei Zentimeter hohe Knochenauswuchs namens Kyberhügel am Hinterkopf verliert, gibt seinem Posbitrainer Libertad ständigen Grund zur Kritik – wobei ihm ein eventueller Einsatz am nächsten Tag angekündigt wird.
Je mehr Schubert schimpft, desto heiterer wird Bull, denn er betont, alles im Griff zu haben, so dass er munter an die Verhandlung geht. Kaum überraschend ist, dass ihm seine offizielle Anerkennung als Resident der Liga Freier Galaktiker angeboten wird im Tausch gegen die Auslieferung Perry Rhodans und der RAS TSCHUBAI – von deren Aufenthaltsort Bull natürlich rein gar nichts weiß.
Lassen wir ein paar Partien Spedd entscheiden, schlägt der Cairaner vor, und Bull geht darauf ein, was seine Galaktopsychologin angesichts der Tatsache, dass er dieses den Cairanern von Kindesbeinen an vertraute Strategiespiel nicht kennt, zu wildem Protest anstachelt. Mutwillig habe er den Cairaner dazu gebracht, ihm den TARA-Psi zu verbieten weil ihn das für andere Aufgaben freisetzt, grinst Bull, und eröffnet seiner Beraterin, das der parapsychisch begabte Kampfroboter mit Spin, dem sogenannten Blitzmann, in den Einsatz gehen soll. Niederträchtig sei so ein Täuschungsversuch in keiner Weise, da die Cairaner mit freundlichem Gesicht Krieg führen und deshalb keinen moralischen Anspruch auf Ehrlichkeit haben.
Ohngeachtet der echten Machtverhältnisse machen die beiden Kampfhähne hohe Einsätze, und dann beginnen sie die erste von fünf Partien, bei denen eine Projektion von Iya mit einer bestimmten Ausgangsposition besiedelt und erobert werden muss, wobei es für geistreiche Sprüche und Genieblitze Zusatzpunkte geben kann. Potenziell sei das nicht schwerer als das beliebte »Terraner ärgere dich nicht«, denkt Bull, verliert die erste Partie aus Unwissen, die zweite wegen der unterschiedlichen Bewertung im Denken der Cairaner, bekommt die dritte geschenkt, hat irrsinniges Glück mit der vierten – die fünfte, alles entscheidende, wird von einem überaus verärgerten Protokonsul unterbrochen. Quatsch, was will der jetzt, denken beide im ersten Moment, hben sie die Welt um sich doch längst vergessen.
Roboter unter sich – der TATA-Psi versteht sich gut mit Spin, auf dessen Welt durch gezielte Eingriffe Menschen mit positronischen Komponenten gezüchtet werden, was Spins besondere Fähigkeit ausmacht. Spin kann aber noch mehr, stammt sein Spitzname doch von seiner Fähigkeit, ohne weitere Hilfsmittel einen Aagenfeld-Blitz auszulösen, der alle höherdimensionalen Maschinen lahmlegt. TARA-Psi oder Spinoza, wer ist menschlicher? Unter anderem steht dies zur Debatte, während die beiden das Archiv besuchen, vier Türme in Quadratform auf einer Fläche von einem halben Quadratmeter, und davon den westlichsten, das Kontrabin, eine Art Dauerausstellung.
Vor lauter Gesprächen über Ästhetik und Kunst scheinen die Cairaner das Hinterfragen und die Suche nach dem Wesentlichen vergessen zu haben, stellt der maskierte Spin befremdet fest, und ist froh, dass er nicht auffällt. Wobei die sich in den Ausstellungen offenbarende, sehr weitgefasste und vernetzte Denkweise ihn durchaus mit Bewunderung erfüllt.
Xenophobie haben die Goldgesichter keine, wohl aber ein grundlegendes Gefühl der Minderwertigkeit aller anderen Rassen, und ein besonderes Gefühl der Minderwertigkeit spezifisch primitiver Rassen wie der Ayee. »Yippie« wäre insofern der angesagte Ausruf Bulls, als er seinen Perry wiederhat und durch Chuzpe und Bluff das Unwissen der sich überlegen dünkenden Cairaner ausnutzt, um unter Androhung einen Aagenfeld-Blitzes samt Bloßstellung seiner Gegner vor den Trividübertragungen der Galaxis gediegen vom Spielfeld Iya abhebt.
Zunuhads hat fortan genug Zeit, darüber nachzudenken, warum Bull ihn im fünften Spiel geschlagen hätte, und unsere Freunde denken über die Zain-Konstrukte nach, eine Roboterzivilisation, die sie sich dringend näher anschauen müssen, über das Sternenrad, jene mächtige Bastion der Cairaner, und über das mitgebrachte Fragment eines Thesanit-Gehirns, welches Zemina Paths porösem Gedächtnis eventuell auf die Sprünge helfen könnte – wenn sie es sich einpflanzen lässt. To be continued ....
Hier noch mal der Hinweis auf die acht Fragen, die unser werter Tostan dem Michael Marcus Thurner stellte:
Ich bin begeistert von Spinzoza Godaby. Ich hoffe wir lesen noch viel von ihm und er verschwindet nicht in der Versenkung. Auch der TARA-Psi gefällt mir, mal sehen wie er sich noch entwickelt.
Das Reiseziel der RAS TSCHUBAI sollte wohl nun klar sein und wahrscheinlich auch ihr Ende.
Auch dieser Roman hat mir wieder sehr gut gefallen und ich bin auch schon sehr gespannt wie es dann weitergeht. Aber meine Vorfreude auf die nächsten Romane mit Atlan als Handlungsträger ist noch begrenzt. Romane mit ihm packen mich nicht so wie es der Fünferblock mit der fremden, bekannten Erde gemacht hat. Vielleicht ist es auch die Tatsache dass ich mit Atlan nicht so stark mich identifiziere, dass ich mitlebe mit dem Geschehen. Vielleicht aber ist es auch tatsächlich so, das Romane ohne Perry Rhodan sich tatsächlich schlechter verkaufen als solche mit. Zumindest bei den Ministerien scheint die zwingende Teilnahme seiner Person dabei, bereits eine feststehende Vorgabe zu sein, wenn ich das richtig in Facebook von KFN gelesen habe.
Ich hoffe jetzt sehr, dass es ab 2023 weiterhin spannende Romane sind die mich fesseln und ein neuer interessanter Handlungsstrang mit Atlan von 3026 bis 3030, der eine eben solche Faszination ausübt wie der um Iya.
Toller Roman, der Lust auf mehr macht. Ein Reginald Bull, der mir imponiert und sich kein X für ein U verkaufen lässt.
Ronald Tekener hat geschrieben:Ich bin begeistert von Spinzoza Godaby. Ich hoffe wir lesen noch viel von ihm und er verschwindet nicht in der Versenkung. Auch der TARA-Psi gefällt mir, mal sehen wie er sich noch entwickelt.
Dem kann ich nur zustimmen. So macht PR Spaß!!
Bleck vun dä Schäl Sick op unsere schöne Dom: Sankt Peter und Maria mit Hohenzollernbrücke
Toller Roman! Es ist herrlich kompetente Protagonisten zu haben und Bull mit seinen Ränkespielen war großartig.
Ich find es witzig das er, nach allem was er schon erlebt und gesehen hat, bei Cyborg-Terranern von "moralischen Grenzen" spricht. Was bitte ist denn an diesen Paldanern so schlimm?
Das Spedd Spiel hat sehr an Azad aus "Player of Games" erinnert. Tolles Buch, kann ich nur empfehlen.
Ich fand den Roman unterhaltsam. Der Schreibstil hat mir gut gefallen. Was ich von Spinoza und dem TARA-Psi halten soll, ist mir noch nicht klar.
Eine Sache habe ich nicht verstanden:
Spoiler:
Als Spinoza den Blitz ausgelöst hat, wurde alle Aggregate in einem bestimmten Umkreis gestört bzw. lahmgelegt. Warum wurde der TARA-Psi nicht davon betroffen?
Volker hat geschrieben:
Eine Sache habe ich nicht verstanden:
Spoiler:
Als Spinoza den Blitz ausgelöst hat, wurde alle Aggregate in einem bestimmten Umkreis gestört bzw. lahmgelegt. Warum wurde der TARA-Psi nicht davon betroffen?
da hab ich auch erst gestutzt ...
aber ich vermute, das anti psi feld, das ihn festgehalten hat, hat ihn wohl gleichzeitig auch vor dem blitz geschützt
Mir hat der Band ebenfalls gut gefallen und es ist auch immer wieder nett einen ZAC'ler geschilder zu bekommen, der sich auf seine lange Erfahrung verlaesst bzw. diese auch entsprechend einfliessen lassen kann.
gejotha hat geschrieben:Du lieber Himmel, sollte ich mich von all dieser Begeisterung tatsächlich verführen lassen, wieder mal ein Heft zu kaufen?
Es ist ein merkwürdiger Roman, bei dem man mit ziemlicher Sicherheit eines sagen kann: er bedient die Leser der ersten Stunde (Kommandounternehmen,mehrere Bluffs im Hurra-Stil, verrückte Typen im Einsatz) genauso wie Neueinsteiger (vom Hintergrund nicht zu komplex & geringe Anforderungen an das Vorwissen, stellt Bully in geradezu herausragender Form vor). Sogar Anklänge an eine Utopie kommen - wenn auch nur ganz im Hintergrund - vor.
gejotha hat geschrieben:Du lieber Himmel, sollte ich mich von all dieser Begeisterung tatsächlich verführen lassen, wieder mal ein Heft zu kaufen?
Definitiv ja.
Es war ein rundherum gelungenes Heft: Klasse Einband, tolles Titelbild, zwei mitreißende Handlungsstränge, interessante und nachvollziehbare Charaktere, und ein Bully der seine dreitausend Jahre Einsatzerfahrung mal so richtig ausspielt. Schön auch, dass die Cairaner langsam mehr Profil bekommen: sind doch nicht nur hormongesteuerte Bürokraten. Habe das Heft in einem Rutsch durchgelesen, und das kommt selten vor!
Wer es noch nicht gesehen hat: Auf meinem Blog schreibe ich ein bißl war über die Entstehung dieses Romans und auch das Drumherum. Es gibt leichte Spoilergefahr.
Die Zain Konstrukte ergeben nun auch Sinn, wegen der so oft erfolgten Erwähnung.
Die Ras ist zu schlapp für die Rueckreise, falls man wie gewollt die Heimat der Besatzer besuchen will.
Andere Schiffe sind ueberhaupt nicht in der Lage dazu.
Fernreisen sind halt nicht mehr so wichtig gewesen.
Hoffen wir? es gibt einen neueren Antrieb.
Vielleicht sigar dadurch für den gesamten Zyklus.
Neugier, Trailer, Spoiler - der Weg zur dunklen Seite sie sind.
Kritik ist wie Schleifpapier- es kratzt, aber es kann zu mehr Glanz verhelfen.
»Science Fiction ist etwas, das geschehen könnte – aber für gewöhnlich wollen Sie nicht, dass es so ist. Fantasy ist etwas, das nicht geschehen könnte – allerdings wünschen Sie sich oft, es wäre so.« Arthur C. Clarke
Liest sich bisher so als ob dieser Roman Lesbar wäre. Vllt. ein Kontrast zum 3015er den ich schon nicht mehr gelesen habe.
Mal sehen, werde mal mit diesem Anfangen und dann den 15er lesen. Habe ja leider etwas vorschnell ein Abo abgeschlossen.