RolfK hat geschrieben:Du nennst diese Bedingungen: Das angegriffene Schiff kann oder will sich dem Angriff nicht durch Beschleunigung entziehen, und Unterstützung durch eigene weitere Schiffe wird nicht geleistet.
Damit wird aber die Kritik an der Darstellung im Heft nicht entkräftet, denn der Autor beleuchtet die Möglichkeit der Flucht nicht, und er beschreibt auch keine - im Ergebnis vergeblichen - Versuche der Unterstützung, obwohl beides naheliegende Reaktionen der arkonidischen Seite gewesen wären.
Das ist zunächst einmal nicht ganz korrekt. In der Episode auf der TAGBOR wird explizit erwähnt, dass die TAGBOR der ARAZUN zur Hilfe kommen möchte. Und es ist zwar richtig, dass nur wenig über Ausweichmanöver geschrieben ist, aber ganz ausgelassen wurde das nicht in der Schilderung der Rammangriffs.
Man sollte sich vielleicht zwei Dinge klar machen: 1) Der Rammangriff auf die ARAZUN ist erfolgreich, das ist Fakt. 2) Hubert Haensel konnte sich nun überlegen, ob er den Rammangriff aus Sicht der Arkoniden schildert (dann wären die Versuche, die Rammung zu verhindern, wahrscheinlich ausführlicher geschildert worden) oder aus Sicht der Ladhonen, wie er es getan hat. In diesem Fall wird die Außensicht geschildert. Ausweichmanöver werden kurz erwähnt und durch entsprechende Manöver der Ladhonen blockiert. Die Perforation wird erst erzeugt, dann wird sie kleiner ("Zwei bange Minuten", vermutlich aufgrund von Gegenmaßnahmen der Arkoniden, die wir aber nicht erzählt bekommen), dann schaffen es die Ladhonen, sie auf die nötige Größe zu erweitern.
Meines Erachtens hat Hubert Haensel bewusst die Perspektive der Ladhonen gewählt, vielleicht, um die dazugehörige Technik besser darstellen zu können. Die fehlschlagenden Abwehrmanöver waren ihm weniger wichtig, weil ähnliche Manöver schon oft erzählt wurden.
RolfK hat geschrieben:
Außerdem bedeutet eine gelungene Perforation noch lange nicht, dass auch der Rammstoß gelingt. Dieser ist zunächst auch ein abrupter sehr schneller Abbremsvorgang, in dem die Geschwindigkeit des Rammboots relativ zum angegriffenen Schiff auf Null gebracht wird. Wie lange daauert das, welche Besschleunigungskrafte werden wirksam, wie hoch ist das Leistungsvermögen der Andruckabsorber, wie hoch darf die relative Geschwindigkeit folglich sein? Bei einer Hunderstel Sekunde Abbremsdauer und 200% Leistungsfähigkeit der Andruckabsorber relativ zum maximalen Beschleunigungsvermögen in Zeiten der Hyperimpedanz ist die Rammgeschwindigkeit höchstens 200 km/sec. Einem derart langsam sich nähernden Rammboot kann man immer noch ausweichen, oder hat genug Zeit, es unter Feuer zu nehmen.
Deine Zahlen bedeuten, dass die Gefechtskorvette einen Kilometer in die ARAZUN eindringt, das halte ich für unplausibel und widerspricht dem Roman. Außerdem musst du dir vor Augen halten, dass wir von Relativgeschwindigkeiten reden. Wenn die Gefechtskorvette schon auf 500 km an der ARAZUN dran ist (wobei sich beide mit Tausenden von km/s durch den Raum bewegen können) dann reichen geringe relative Unterschiede von ARAZUN und Gefechtskorvette, um den Rammstoß auszuführen.
Wie in praktisch jedem Roman der PR-Serie werden auch hier keine Details erzählt, die es erlauben würde, den Rammangriff mit Zeiten, Distanzen, Geschwindigkeiten und anderen Parametern durchzurechnen. Aber immerhin wurden keine Angaben gemacht, die klar physikalischen Gesetzen widersprechen. Klar ist, dass die bekannten theoretischen Möglichkeiten der ARAZUN nicht (alle) zum Tragen kommen. Dafür kann es Gründe geben, die teilweise genannt wurden, teilweise aber auch nicht (Stichwort Transitionstriebwerk). Das kann man alles kritisieren (was ich ja auch getan habe), aber vielleicht sollte man auch berücksichtigen, dass es sich hier um einen Roman handelt und nicht um eine Berichterstattung der Schlacht von Waterloo oder ähnlichem.