Ich konnte wegen der Frage tatsächlich schlecht einschlafen, weil ich mich immer wieder damit rumgeschlagen habe. Ich glaube es liegt eben daran, dass die Big 5 special sind. Sich Dorksteiger ist eine tolle Wissenschaftlerin, die Frau von Rhodan, war (kurzzeitig) die Notlösung für die Führung der LFG, wo sie aber von vielen Kerlen (Alschoran!) nie richtig ernst genommen wurde. Ich habe ihre Darstellung in die Jül-Partikuliere gemocht, aber sie hat halt die ganze Zeit das "Underdog"-Feeling und das ist genau glaube ich das Problem.Robert Corvus hat geschrieben: ↑1. Januar 2023, 21:18 Ich hatte da diesbezüglich mein Waterloo in Die Jül-Partikuliere. Da habe ich Sichu agieren lassen ohne Ende, aus meiner Sicht hat sie den Laden gerockt - aber die Reaktion aus der Leserschaft war im Wesentlichen: "Icho Tolot, yay! ... Und Sichu war auch irgendwie dabei." Dabei war es Sichu, die Tolot gerettet hat, nicht umgekehrt.
Ich glaube inzwischen, es ist für jede Figur extrem schwierig, an den "Big 5" vorbeizukommen, beziehungsweise aus deren Schatten zu treten. Das gilt sowohl für weibliche als auch für männliche Figuren. Die Leserschaft hat so unendlich viel mit den Big 5 erlebt, dass diese Historie immer positiv mitschwingt, wenn sie sich irgendwo zeigen. Selbst wenn Sichu im Roman Die Jül-Partikuliere die Führung übernommen, die richtigen Schlüsse gezogen und das Einsatzteam erfolgreich geführt hat - Tolot hat all das zuvor eben schon oft gemacht, und damit ist er eben in der Wahrnehmung der "starke Max".
Eine gute Lösung für dieses "Problem" (ist es überhaupt eines?) habe ich nicht. Vielleicht müsste man einer neuen Figur eine Eigenschaft geben, die handlungsrelevant ist und von keinem der Big 5 abgedeckt wird, auch nicht kompensiert werden kann, damit sie akzeptiert wird.
Ich habe mich zu erinnern versucht, welche Frauenfiguren mir einfallen, die auf Augenhöhe (über mehr als einen Zyklus) mit den Big 5 agiert haben. Dao-Lin-Hay und Mondra Diamond sind mir eingefallen. Wobei letztere eigentlich erst so richtig, als sie ihren kosmischen Zug der Unsterblichkeit gemacht hat und sich dann auch noch von Perry emanzipierte.
Gucken wir uns die Big 5 an und welche Eigenschaften sie so mitbringen, die sie vielleicht special machen (abgesehen davon, dass von ihnen seit vielen hundert Bänden geschrieben wird).
Perry Rhodan: Erbe des Universums, Thez-Zellaktivator, ehemalige Ritter-Aura, Auserwählter von ES, besondere Aufgabe durch die Kosmokraten, Sofortumschalter, jahrhundertelanger politischer Führer der Menschheit, Kommandant unzähliger Raumschlachten und Risikoeinsätzen, sowie Expeditionen.
Atlan: Ritteraura, besondere Beziehung sogar zu einer Kosmokratin, war hinter den Materiequellen, Auserwählter von ES, jahrtausendlange Erfahrungen im Kampf, Schlachten, immer wieder politischer Führung des arkonidischen Imperiums (in der Hinsicht ein wenig das Spiegelbild von Perry bei den Terranern), Zellaktivator, Extrasinn usw.
Gucky: Supermutant, Risikoeinsätze, Einsamer des Universums (mehr noch als Atlan der Einsame der Zeit), verhält sich oft locker, lustig, kindisch, dahinter ist aber eine tiefe sehr erwachsene Persönlichkeit, die extrem mitfühlend ist und mehr als viele andere mit der Empathie zu kämpfen hat (das ist meines Erachtens der Grund, warum Gucky immer so locker tut), er dürfte (auch aufgrund seiner Telepathie, aber nicht nur) Hypersensibel sein, was ihn im Umgang mit anderen Intelligenzwesen und oftmals deren Leiden vermutlich zu schaffen macht.
Icho Tolot: Superrasse der Haluter, Superwissenschaftler, jahrhundertelange Erfahrung, immer wieder ein Raumschiff, dass technologisch nochmal einen draufsetzen kann. Auserwählter von ES, Zellaktivatorträger usw. - er ist zwar kein Supermutant wie Gucky, aber im Verhältnis zu den normalen Lemurerabkömmlingen, kommt die Rasse mit ihren Fähigkeiten, die in Einsätzen massive Vorteile bieten (Extra-Planhirn!) wie eine Rasse von Supermutanten (von den Fähigkeiten her) rüber.
Reginal Bull klammere ich mich als, der hatte auch immer wieder mit seiner Rolle zu kämpfen. Ähnlich wie Tifflor, Homer G. Adams (das Finanzgenie! - der vor allem das Finanz-, und Organisationsgenie ist), Ronald Tekener (der Spieler! Der immer Risiko gefahren ist und Erfolg hatte, mehr noch als Atlan), Alaska (den man das Cappin-Fragment zurückgab, weil man merkte, dass er ohne das Kosmische als Figur etwas verloren hatte).
Und Alaska ist mein Anknüpfungspunkt. Wenn ich eine weibliche Figur etablieren will, die auf Augenhöhe mit den Big 5 agiert, etabliert wird und am besten für mehr als einen Zyklus, brauche ich das kosmische Element und/oder die Lebenserfahrung. Die Meisterin der Insel wäre eine Figur gewesen, wo niemand Zweifel gehabt hätte oder hatte, dass sie auf Augenhöhe mit Atlan und Perry agiert.
Bostich hatte selbst übrigens das Underdog-Problem, weswegen er erst tausend Kriege führen musste, bis er sich als halbwegs ebenbürtig sah.
Mondra Diamond wurde (in meinen Augen) erst dann ebenbürtig, als sie sich von Perry emanzipierte und ihren kosmischen Schluck nahm, der ihr Langlebigkeit und eine besondere Verbindung zu den höheren Mächten gab.
Hätte man Sichu Dorksteiger (und nicht Atlan) neben ihrer Rolle als Notlösung für die LFG eine Kastellankapsel gegeben... das hätte schon sehr geholfen. Oder MU SARGAI hätte sie auserwählt als Botin/Beschützerin der Milchtraße und ihr einen Zellaktivator verliehen oder irgendwas Besonderes - etwas was nicht direkt und nur für einen Zyklus dient, sondern auf lange Sicht. Das hätte sie erheblich aufgewertet.
Sichu hat den Wissenschaftlerbonus, der aber leider nicht mehr so viel wiegt als früher, weil die Zeit der Bombasttechnologien, die alles verändern in den Raumschlachten vorbei ist. Da konnten die damaligen (männlichen) Wissenschaftler mehr punkten (Kalup, Waringer - schon nicht mehr so stark ein Kantor).
Und es ändert nichts daran, dass viele Figuren, die eingeführt wurden und mit einem Zellaktivator bedacht wurde und damit ein Minimum an kosmischer Relevanz bekommen haben alles Männer waren. Vetris-Molaud der Führer der Tefroder - Mann. Bostich damals, Führer der Arkoniden - Mann. Monkey (ist der noch aktiv?) Neu-Errichter der USO - ein Mann. Die Boten von ES (alles Kerle...).
Um eine Frau mit den Big 5 mithalten zu lassen, brauch sie eine gewisse Lebenserfahrung und Abgeklärtheit, brauch sie ein kosmisches Schicksal/Bedeutung, die mitschwingt und eine besondere Fähigkeit, die unabhängig des aktuellen Plots relevant und wichtig ist (z.B. ein besonderes Raumschiff, ein eigenes besonderes Sternenreich, das auch wenn es klein ist, eine besondere Macht darstellt (Posbis, Haluter).
Ich denke eine solche Frau, würde nicht immer um das Rampenlicht kämpfen müssen, sondern auch bewusster da sein und ihre Gedanken und Gefühle würden auch nicht so häufig geschildert werden, dass sie sich beweisen muss etc., sondern ähnlich wie bei Atlan oder Perry Perspektive sie manchmal innerlich darüber lästern würde, was die beiden anderen Unsterblichen wieder für ihre Königslösungen halten, nur weil das ja in der Vergangenheit immer (mehr schlecht als recht) funktioniert hat...
Atlan, Perry, Icho Tolot, Gucky ... das sind quasi kleine Superhelden, nennen wir sie neutral Superprotagonisten. Wenn man da ein bisschen Diversifizieren will, muss es eben auch weibliche Superprotagonisten geben und bitte auch eine Lemurerabkömmlingin dabei und nicht über Robotfremdrassen etc. arbeiten. Die MdI war ein guter Versuch (aber vielleicht weniger feindlich). Sichu ist ein guter Ansatz, aber die muss "erhoben" werden - oder wir warten noch 500 Bände bis sie die Chance hat mit Perry gleichzuziehen.
So... meine Gedanken, die mich um den Schlaf gebracht haben. Das könnte man sicher noch sauberer rausarbeiten. Aber ich wünsche mir auch eine Frau unter den Big 5, die mit Atlan, Perry usw. gleichziehen kann.
Quasi eine Captain Marvel - und mir vollkommen egal, was da mancher Zuschauer bzw. Zuschauerin gesagt hat... aber die Szene, als ihr Ausbilder am Ende sagte: "So, jetzt ohne Superkräfte...beweise, dass du es auch ohne kannst... nur dann hast du es wahrhaft geschafft" und sie ihn dann wegblastet, mit dem Kommentar: "Ich muss nichts beweisen.", hat mich innerlich jubeln lassen.
Denn das ist, was weiblichen Chars immer gesagt wird: du musst beweisen, dass du dich an die Regeln hälst, du musst dich hocharbeiten, du musst dich von Männern messen lassen. Nein.
Wir brauchen keinen weiblichen Char, die sich erst 600 Bände beweist, dass sie dabei sein kann und besondere kosmische Kräfte verdient hat. Wir brauchen eine die auftaucht, auf Augenhöhe agiert, und sich den Platz nimmt, nicht weil sie wegnimmt, sondern weil sie da ist, und das Richtige tut und den Lebewesen helfen will.