Spoiler 2771: Pilger der Gerechtigkeit von Wim Vandemaan

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Goedda
Terraner
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Re: Spoiler 2771: Pilger der Gerechtigkeit von Wim Vandemaan

Beitrag von Goedda »

Mr Frost hat geschrieben:WiVa hat erneut einen intensiven, dichten und sprachlich schönen Roman vorglegt.
Die Story eher ruhig und verhalten, still, voller Reflexionen, Gedankenbilder, Metaphern: Schön!
Schwierig die Vielzahl der handelnden Personen. Ab Seite 45 war mir nicht mehr so ganz klar, wer gerade warum von WiVa in den Plot eingebracht wurde. Verwirrend. Etwas anstrengend.
Ging mir auch so. :st:
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Alexandra
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Re: Spoiler 2771: Pilger der Gerechtigkeit von Wim Vandemaan

Beitrag von Alexandra »

Mr Frost hat geschrieben:
nanograinger hat geschrieben:
Alexandra hat geschrieben:
nanograinger hat geschrieben: ...die von mir zitierte Stelle setzt eine Unbeschränkheit des Wissens über alle jemals existierenden Lebewesen (bis runter zu Mikroben) voraus.
Ach so. Unbeschränktes Wissen gibt es auch in anderen Konzepten, zum Beispiel in der Idee vom Buddhazustand, .... ein Zustant natürlicher Allwissenheit ohne räumliche oder zeitliche Begrenzung eintritt. Auch was Paralleluniversen und alles betrifft.
...
Jetzt hast du mich aber an das Wortmaterial aus dem budddhistischen Bereich erinnert, das eine Phase lang drin war - ich hatte bei Leo Lukas nachgefragt, und ich denke, ich begehe keine Indiskretion, wenn ich erwähne, dass er jede Urheberschaft von sich wies und meinte, das habe alles im Exposé gestanden und sei wahrscheinlich von Vandemaan.
Vandemaan fühlt sich wohl sehr der (ost-) asiatischen Kultur verbunden (insbesondere Japan), das zeigte sich schon im Begriff der Onryonen oder auch des Beispiels aus der japanischen Geschichte in PR 2707 ("Wann beginnt die Schuld?"). Ich finde zwar keine Bücher oder Essays seinerseits als Beleg dazu, aber es ist sicher kein Zufall, dass er Rezensionen solcher Bücher schreibt.

Das überzeugt und freut mich noch mehr, weil ich ebenfalls bekennender Ostasien-und Japanfan bin!!Aber das kann man am Avatar ja schon erahnen... ^_^.
Nichts Besonderes, aber ich habe einen paar Sachen dazu in meinem kleinen, einsamen "Tibet aktuell"-Thread. Fängt auf dieser Seite ganz unten an: viewtopic.php?f=32&t=3635&start=25. Mit Japan halte ich mich aber sorgfältig zurück, da habe ich keine Verbindung.
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Alexandra
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Re: Spoiler 2771: Pilger der Gerechtigkeit von Wim Vandemaan

Beitrag von Alexandra »

So, jetzt hat Nanograinger mir doch ein schönes Spielzeug für den freien Freitag gezeigt.

Ich mache aber nur ein paar verstreute Anmerkungen zu den ersten paar Seiten:

Im Prolog, betitelt „Unterwegs“:
Die Annäherung einer Ordischen Stele diesmal aus der Innenperspektive. Von der anderen Seite nähern sich die Galaktiker. Drei Verortungen.


Sprache und Stil

Zunächst zur Schreibart: Die ungewöhnlich vielen Fragen evozieren Aufbruchstimmung.

Einwortsätze, aufwändig konstruiert mit Anaphern, Parallelismen, Antithesen und einer Aufteilung des letzten Satzes auf mehrere Zeilen in der Art eines Prosagedichts bzw. in freiem Sprechrhythmus. Was die Zeitlosigkeit hervorhebt, die im Inhalt variiert wird.

Die Zeit begann in theistischen Systemen mit der Schöpfung. Also betrachten wir zunächst die aufgebauten Analogien zur Schöpfungsgeschichte, aus weitläufiger Erinnerung zitiert: Dunkel war's, und der Geist Gottes schwebte über den Wassern. Er sprach: „Es werde Licht“, und es ward Licht. So ward zwischen Wassern und Himmel (?) der erste Tag.

Angesichts dieser überaus bekannten veralteten Präteritumsform fiel mir das „ausgesendet“ in der untersten Zeile dieser ersten Spalte schon auf, zumal gleich darauf die Kommandantin „buk“ (S.5), nicht „backte“. Die Zuordnung erscheint mir eigenartig vertauscht. Hm.

Mit „sanftmütig“ kommt ein Schlüsselbegriff des NT, mit dem flammenden Zorn wohl einer des AT, erinnert an Erzengel, zumal er „lauter und rein“ (S.4) ist. Das Alttestamentarische reicht ähnlich weit zurück wie das Archaisch-Patriarchalische, dieses assoziieren wir jedoch eher mit der klassischen Antike.
Woran erinnert mich das schon wieder? Doch nicht an das Outfit der Chea Ayre mit über der Schulter geknotetem weißen Leinen, nackter Schulter und Lauffirnis (vgl. 9)? Und an die Formulierung: „Dann brach die TROMMEL auf“ (S.7), über die zurückfallende Mehandorwalze optisch schön glatt eingebunden, in der Position am Handlungsbeginn und die ungewöhnlich hervorspringende Zweideutigkeit des Verbs jedoch an die Büchse der Pandora erinnernd. Und wieder ein Orest – im Mythos war das der mit den rächenden Erynnien, die ihn verfolgten.

Griechisch auch die „Äonen“ (S.4) und die „Chronokatarakte“ (S.4). In Caroline Brandts Roman stellte Chronos, die Zeit, einen auffälligen Leitbegriff. Es fällt nur bei aufmerksamem Lesen auf, dass hier ein Buchstabe fehlt und es diesmal nicht um die Zeit, sondern die Farben geht. Variationen des Zeitbegriffs finden sich auch so viele, dass man den Chronos gar nicht braucht: „Phasen“, „schnelleres Drehen der Transferspulen als“, „andere Phase“, „Vereiste Äonen“, die mit ihrer „kristallinen Stille“ Winter und somit Jahreszeiten implizieren, „Kreaturen der Unzeit“ mit „Panzern ihrer Eigenzeit“, deren „erbeigene Abwesenheit“ die Erbsünde zitiert, woran sich wieder mal festmachen lässt, dass das Umfeld der Atopen und Stelen mit katholischer Begrifflichkeit konstruiert wird.

Die gezeichnete Zeitlosigkeit, mit dem Oxymoron „warme Schatten“ (S.4) positiv bewertet, ist wohl Vorbote der „Jenzeitigkeit“ in der Heimat der Atopen. Sie wird in diesem Abschnitt von einem ausgeprägten, quicklebendigen Zeitenwechsel begleitet: Das Plusquamperfekt schiebt die Faktenanteile und den Erlebnisgehalt der Erzählanteile ganz weit weg, das Perfekt verwendet der Autor für die persönlichen Erwägungen: „Ein langer Weg ist es gewesen. […] Sind wirklich zu diesem Zeitpunkt schon Entscheidungen gefallen?“

Die Aktivität der personifizierten Welt, die „erfasst sein […] wollte“, steht im Präteritum. Einige Sätze bilden Ellipsen, bleiben also ohne Verb und Zeitmarkierung, wie „Welch eine Tiefe. […] Satte und hungrige. Alte und junge.“. Diese beschreiben Betrachtungen in erlebter Rede. Und dann die aktuelle Orientierungssuche und Planung gegen Ende des Absatzes in Futur und Präsens: „(d)ie Gegenwart ist der hellste aller Blitze“, dann „Wann werde ich ausgesendet werden?“. Dem folgt das Futur vortäuschende Passiv Präsens „Wohin werde ich geschickt“ und das bereits erwähnte optisch verfremdete „Beinahe bist du schon da. In diesem letzten Abschnitt scheint sich ein kleines Ghasal zu entwickeln, ein Wechselgesang, aber im Innenleben des Sprechers. Gollum? Zu lange allein gewesen? Bisschen gruselig!


Lebende Maschinen

Das „Ich“ der Stele tritt entsprechend erst mal nicht als Vertreter der überbordenden belebte Technik auf, wie die SI aus dem Robot (vgl. WV: PR 2665, „Der Glanz der Stille“) und der Quecksilberrobot mit knallharter Ego-Psyche, der von den Asimovschen Robotergesetzen sicher noch nie was gehört hat (und wenn doch, tangierte es ihn höchst periphär), sondern als echtes Lebewesen, dessen Artgenossen „satt“ und „hungrig“, „erfüllt“ oder „unerfüllt“, „sanftmütig“ oder voll flammendem Zorn sein können (vgl. S.4), das sich hat „ordnen“ und „gliedern“ lassen und „einflößen“ - nicht einfügen! - „in eine Fassung aus archaischem Patronit“ (S. 4). Andererseits hat es sich jedoch im „Arsenal“ mit „neuen Sinnen bestücken lassen“ (S.4), also liegt wohl doch wieder eine von Vandemaans geliebten empfindenden Hightechs vor. Also hake ich die Lebendigkeit als scheinbar ab. Mit dem vagen Gefühl, dass der Autor sich das anders vorstellt.

Später kommen dann die „Verdingten Götter“ (S.9) als kunstvoll arrangierte geometrische Körper, denen Opferungen gebracht werden, unter anderem Blutstropfen, und die sind aus Pyrit, das entstammt dem griechischen Wort für Feuer. Rot auf beiden Seiten: Patronit und Pyrit, und dazu das rote Blut zur Besiegelung des magischen Bundes.

Im Gegensatz dazu besitzt der WPP-Robotbutler des Bankhauses kein ausgestaltetes Gesicht, nur eine altmodische Livree, und zeigt keine Psyche. Und es gibt einige hochinteressante futuristische Alltagsgegenstände, wie das vergrößerbare, als winzigkleine Folie verstaubare Bild, das schwebt und in der Dunkelheit leuchtet (vgl. S.7f) oder den selbstreinigenden Schal, mit dem man sich jederzeit den Mund abwischen kann (vgl. S.9).
Die im Bau befindliche falsche Stele ist ein „Rohling“ (S.6), ein roter Bacctou der Gegenseite sozusagen.


Setting, Requisiten und Protagonisten

Der Handlungsstrang der Galaktiker beginnt auf der WARZENSCHWEIN (vgl. S.5), ein programmatischer Name, der an Hogwarts erinnert, an Terry Pratchetts „Hogfather“ und dergleichen. Ein gemütlicher Name für den Heimatort der Individualisten und Selbstregierer. Die Wahlmeisterin ist wohl die ideelle Nachfolgerin Roi Dantons, trägt jedoch kein Barett – das kommt später, im Bild – sondern einen gewaltigen Hut mit wippenden Ausläufern.

„My bonnie ist over the ocean“ und Bonnie Gontersbloom führt ein Schiff und backt Apfelstrudel und Eierkuchen, den sie selbst mit „Friede, Freude, Eierkuchen“ assoziiert, wieder ein Bezug zur Kirchlichkeit, diesmal aber nahrhaft und fröhlich. Wobei die wippenden Ausläufer des Hutes mich an Mephistos Hahnenfeder in der Murnau-Verfilmung erinnern, aber die Wahrscheinlichkeit, dass WV die auch gerade im Kopf hatte, ist vernachlässigbar gering.

Leccores Gesicht und Hintergedanken werden genau dargestellt, aber das steht unmittelbar unter dem Vorzeichen der Täuschung, da er sein Aussehen ja jederzeit ändern kann und davon gerade Gebrauch macht. Wobei einer der alltäglichen, unauffälligen Helden herauskommt, die ich in der Frühzeit der Serie lieben lernte. Danach kommt eine exakte Beschreibung des Grossart. Und das Kostüm des WPP. Diese einprägsamen und ein wenig skurrilen optischen Anreicherungen erden den Roman, Gemeinsam mit Essen und Trinken natürlich. Wann schreibt eigentlich Ellmer mal wieder was?

Der dritte Schauplatz, das Bankhaus Manores, wimmelt von Anglizismen. Ein „manor“ ist ein Herrenhaus, und hier kommt noch die lateinische Akkusativendung der konsonantischen Deklination dran, wahrhaft klassisch. Der Wertschätzer stehen auf Parkett und durchschreiten schwere Holztüren, es gibt „daumennagelgroße Saphirflederer“ mit „Kristallflügeln“ (S.8), edel, edel.

Die Namen sind ziemlich Englisch, dann kommt nach Ayre („Aye“/ „Eire“) die Bezeichnung „Land's End“, und ehe ich noch laut loslachen kann, lese ich „,Völlig absurd', dachte sich Orest Brovedani.“ (S.11). Perfektes Timing.

Noch schnell zu den Namen: Gerade schrieb ich
Bonnie Gontersbloom und
Boyton Holtorec untereinander und vergleiche die Position gleicher und verwandter Laute (g und H folgen einander, -ec klingt nach den Mächtigen und -bloom jüdisch wie bei den beiden Händlern zu Beginn des Zyklus, von denen einer, wie einst ein Infotransmitter verriet, nach Montillons heimatlicher Straße benannt ist.
Da las ich schon vom Instagramm mit drei untereinander sortierten Laufschriften (vgl. S.8) und setze noch
Orest Brovedani und
Jercy Fracowitz hinzu.
Letztere passt in die Dreiergruppe: englischer Vorname, jüdisch klingender Nachname.

Der Protonotar erinnert mich an die Protoenthonin und lässt mich an ihr Ende denken. Wird das Parkett versaut, wenn er zerfließt?

Findar Hospallen, der Finder, der Fremde oder Gastfreund, sucht nach Verborgenem. Lässt mich an Lauscher denken, den Helden jenes dicken Esoterikromans. Dass er aus dem Sessel winkt wie „aus den tiefsten Tiefen eines Ozeans“ und danach „ein Glas Sprudel“ (S.8) trinkt, das ist unglaublich komisch. Hinter dem Witz verbirgt sich doch, dass er eine andere Raumdimension besitzt als die restlichen Anwesenden. Er thematisiert die etymologische Identität von Kredit und „credere – glauben“, Verwandte von Credo, dem kirchlichen Begriff. Er äußert die urbuddhistische Auffassung, dass in der Welt einen Wert an sich hat, sondern diesen erst durch die Begierde des Subjekts gewinnt. Dabei bleibt „Wert“ (S.10) aber unproblematisiert, und nur der Gesprächsverlauf zeigt, dass er zwar den Mechanismus aufdeckt, diese Erkenntnis aber nur innerhalb der Begierdeobjekte, der Welt eben, verfolgt, ohne grundlegend sein Verhältnis zu eben dieser Begierde angehen zu wollen.
Ein zweiter guter Witz ist, wenn die schwarzweiße Chea Ayra von „Schönfärberei“ (S.8) spricht.

Und bei Orest Bravodani klingt ganz, ganz, ganz von fern ein „Brova, brova!“ mit, so wir ein „Annemy“ oder „Anselm Alabaster“ in „Allema“. Nur so ganz ein wenig, wohl wegen der verspielten Manierismen.

Ansonsten: Allema – allemal – alle – das All – Allerorten... die kompenentenreiche Mischung verschiedenster Zeiten, Kulturen und Völker spiegelt schon die Stadt Allerorten.

So weit also die Seiten vier bis zehn.
Schöner Roman bisher.
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Casaloki
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Re: Spoiler 2771: Pilger der Gerechtigkeit von Wim Vandemaan

Beitrag von Casaloki »

Goedda hat geschrieben:
Mr Frost hat geschrieben:WiVa hat erneut einen intensiven, dichten und sprachlich schönen Roman vorglegt.
Die Story eher ruhig und verhalten, still, voller Reflexionen, Gedankenbilder, Metaphern: Schön!
Schwierig die Vielzahl der handelnden Personen. Ab Seite 45 war mir nicht mehr so ganz klar, wer gerade warum von WiVa in den Plot eingebracht wurde. Verwirrend. Etwas anstrengend.
Ging mir auch so. :st:
Habe den Roman gerade fertig. Kann mich dem oben gesagten/geschriebenen nur anschließen. Hatte auch zum Schluss die selben Probleme. Aber das schmälert nicht den hervorragenden Roman. Ein echter Wim the Man eben. :st:
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„Ich habe Dinge gesehen, die ihr Menschen niemals glauben würdet. Gigantische Schiffe, die brannten, draußen vor der Schulter des Orion. Und ich habe C-Beams gesehen, glitzernd im Dunkeln, nahe dem Tannhäuser Tor. All diese Momente werden verloren sein in der Zeit, so wie Tränen im Regen. Zeit zu sterben.“ Blade Runner, Roy Batty (gespielt von Rutger Hauer).
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nanograinger
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Re: Spoiler 2771: Pilger der Gerechtigkeit von Wim Vandemaan

Beitrag von nanograinger »

Alexandra hat geschrieben:So, jetzt hat Nanograinger mir doch ein schönes Spielzeug für den freien Freitag gezeigt.
Ich lehne jede Verantwortung für Alexandras Erörterungen ab :D
Alexandra hat geschrieben: ....
So weit also die Seiten vier bis zehn.
Schöner Roman bisher.
Fand ich auch. Falls du zu den anderen 51 Seiten ähnlich viel schreibst, wird das aber noch ein sehr langer Thread :st:

Kleine Korrektur zum Pyrit der Verdingten Götter: Pyrit ist auch als "Katzengold" bekannt, also eine goldig glänzendes Material ohne einem den Gold entsprechenden Wert. Passt perfekt zu den Verdingten Göttern, deren Wert ja auch nicht im verwendeten Material liegt.
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Alexandra
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Re: Spoiler 2771: Pilger der Gerechtigkeit von Wim Vandemaan

Beitrag von Alexandra »

nanograinger hat geschrieben:
Alexandra hat geschrieben:So, jetzt hat Nanograinger mir doch ein schönes Spielzeug für den freien Freitag gezeigt.
Ich lehne jede Verantwortung für Alexandras Erörterungen ab :D

Schätzchen, von Verantwortung übernehmen hat keiner gesprochen. :D
nanograinger hat geschrieben:Falls du zu den anderen 51 Seiten ähnlich viel schreibst, wird das aber noch ein sehr langer Thread :st:

Da müsste das Nachbarsmädchen doch Windpocken ausbrüten und uns alle angesteckt haben. (Die Mutter kam heute extra rüber deswegen, die Kinder waren voll Hoffnung, aber für mich waren das Mückenstiche. Aber - ein Teufelchen meldet sich schon...). Aber nein, ich machte nur eine Stichprobe zur Untersuchung des verwendeten Material, vor alllem in puncto Göttliches.
Das Material spricht für sich: Bibelausdrücke, östliche Esoterik zum Entlarven des kultivierten Materialismus, Material aus dem Katholizismus.
Diese Polarisierung des Katholischen zur Einkleidung der Stelenaktivitäten habe ich schon an Montillons "Ordischer Stele" nachgewiesen, spannend war jetzt vor allem, die Struktur in einem Text des anderen Expokraten zu finden.
Der Text gefällt mir zu gut, als dass ich bis S. 42 vorblättern wollte, und eigentlich bin ich immer noch anderthalb Hefte zurück, aber ich prognostiziere mal, dass sich zu deiner These ziemlich viel mehr findet.
nanograinger hat geschrieben: Kleine Korrektur zum Pyrit der Verdingten Götter: Pyrit ist auch als "Katzengold" bekannt, also eine goldig glänzendes Material ohne einem den Gold entsprechenden Wert. Passt perfekt zu den Verdingten Göttern, deren Wert ja auch nicht im verwendeten Material liegt.
Danke, ich hatte nicht recheriert, es handelt sich wirklich um leicht geordnete und ausformulierte Notizen.
Obwohl Katzen nun der Vorrang vor jeder Stele gebührt, muss ich auf diese Information hin prosaisch kommentieren, dass hier eine weitere Ebene des Sein-Schein-Gegensatzes kommt, der den Zyklus durchzieht.
Vandemaan arbeitet hier sehr schön mit verschiedenen Ebenen jedes Elements, das macht wirklich Spaß.

----
Ach, eine ganz tolle Sache hatte ich vergessen: Die Doppeldeutigkeit von "weiß". Das ist selten, bis S. 10 kommt ziemlich viel zur Farbe, und auf S.11 kommt das Wort dann plötzlich zweimal als Verb, wenn man richtig auf die Farbgestaltung achtet, auch auf die Sache mit der Schönfärberei, dann liegt hier eine spannende Wortspiel-Variante vor, wenn die Bedeutung plötzklich umklappt zur Eigenbedeutung des Verbs. So etwas ist mir bislang noch nicht oft aufgefallen, das ist schon eine sehr aufwändige Konstruktion.
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Croco
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Re: Spoiler 2771: Pilger der Gerechtigkeit von Wim Vandemaan

Beitrag von Croco »

Und wieder neige ich mein Haupt vor der Herrin Alexandra, die mir (und uns) Tiefen zeigt, an denen ich jedenfalls mit Sicherheit vorbei geschwommen wäre. Großartig! :bet:

Danke! :st:

Liebe Grüße aus Wien!

P.S.: Werden eigentlich auf dies Art auch mal Aufsätze Deiner Schüler (deren Einverständnis vorausgesetzt) so analysiert? Ich könnte mir vorstellen, dass damit eine Faszination für die Welt der Sprache (oder besser: für die Kunst, mit Worten zu spielen) geweckt werden könnte, wenn den jungen Leuten klar gemacht wird, wie viel schon in wenigen Worten stecken kann. Braucht natürlich ein recht hohes Niveau der Aufsätze...
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Alexandra
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Re: Spoiler 2771: Pilger der Gerechtigkeit von Wim Vandemaan

Beitrag von Alexandra »

@ Croco
Nicht übertreiben!


Die verwendeten Methoden müssen meine Schüler auch anwenden, und natürlich fließen Kriterien zur Aufsatzbeurteilung mit ein. Und meine Familie bestand eher aus Sprachwissenschaftlern.

Was Wim Vandemaan von Beruf ist, weißt du ja?
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Laurin
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Re: Spoiler 2771: Pilger der Gerechtigkeit von Wim Vandemaan

Beitrag von Laurin »

Ein schöner Lesegenuss mit überraschender Leichtigkeit, Lebendigkeit und Detailfreude. Schön geschildert das 'Warzenschwein' mit interessanter Kommandantin und beschwingten Bewohnerinnen, die auf erotische Abenteuer gehen - und auch die Ganschkaren kamen cool wie 'Men in Black' rüber.

Verstanden habe ich aber nicht, wieso der Onryonen-Kommandant draufgehen musste ... und hat man den Verlust des Posbiraumers (samt Plasmakommandant und Posbimannschaft) von Anfang an einfach mal so einkalkuliert? Und denen wird keine Träne nachgeweint ...?


Neben der eigentlichen Story gab eine Menge interessanter Einflechtungen, die man teilweise durchaus als zeitkritische Reflektionen interpretieren könnte:

"Wir leben in der Epoche der Täuschungen und der Doppeldeutigkeiten" (S. 44.).
"Wer den Fluss kennt ... kann Vorhersagen treffen" (S. 45)
"Von der Berechnung zur Beherrschung ist es nur ein kleiner Schritt" (S. 45)

NSA ick hör Dir trapsen ...
und logisch passend dazu:

"Die perfekte Diktatur ist die, deren Herrschaft von den Beherrschten nicht bemerkt wird, weil sie glauben, zu tun, was sie wollen." (S.45)

Oder auch erstaunlich:
"Denk dir einen Geist, der sich am Ende der Zeit jedes Menschen erinnert und in seinem Gedächtnis zu neuem leben erweckt"

Interessant, sich so was als Entwicklung der Evolution vorstellen ... vielleicht eine neue Definition von 'Gott'?


Mehr von dem Zeug bitte! ;)
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Raktajino
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Re: Spoiler 2771: Pilger der Gerechtigkeit von Wim Vandemaan

Beitrag von Raktajino »

Laurin hat geschrieben:Neben der eigentlichen Story gab eine Menge interessanter Einflechtungen, die man teilweise durchaus als zeitkritische Reflektionen interpretieren könnte:

"Wir leben in der Epoche der Täuschungen und der Doppeldeutigkeiten" (S. 44.).
"Wer den Fluss kennt ... kann Vorhersagen treffen" (S. 45)
Von der Berechnung zur Beherrschung ist es nur ein kleiner Schritt" (S. 45)
Stimme dir zu, auch was die Fragen betrifft.

Wenn es jemand tröstet, ich gehe davon aus, dass kein Bänker seine Bilanz versteht. Und man geht nicht fehl, wenn man das der ganzen Branche unterstellt. Hätte sonst keine Pleiten gegeben.
:D
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Elena
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Re: Spoiler 2771: Pilger der Gerechtigkeit von Wim Vandemaan

Beitrag von Elena »

Ich weiß nicht, ob es wirklich nur daran liegt. Die Banker gehen auch gerne Risiken ein, weil sie viel verdienen wollen. Und das kann dann auch mal gründlich in die Hose gehen und hats ja leider auch schon!
Zuletzt geändert von jogo am 6. Oktober 2014, 06:50, insgesamt 1-mal geändert.
Grund: Vollquote auf vorigen Beitrag bezogen entfernt
Ein bisschen gesunder Menschenverstand, Toleranz und Humor - wie behaglich es sich dann auf unserem Planeten leben ließe.
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Raktajino
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Re: Spoiler 2771: Pilger der Gerechtigkeit von Wim Vandemaan

Beitrag von Raktajino »

Wie wir jetzt wissen, sind sie eher arme Hunde, die in den Werbeblöcken als Büßer über die Leinwand huschen. :D
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Elena
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Re: Spoiler 2771: Pilger der Gerechtigkeit von Wim Vandemaan

Beitrag von Elena »

Waaaas, die Banker ??? Ist nicht Dein Ernst? :o
Zuletzt geändert von jogo am 6. Oktober 2014, 06:51, insgesamt 1-mal geändert.
Grund: Vollquote auf vorigen Beitrag bezogen entfernt
Ein bisschen gesunder Menschenverstand, Toleranz und Humor - wie behaglich es sich dann auf unserem Planeten leben ließe.
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Re: Spoiler 2771: Pilger der Gerechtigkeit von Wim Vandemaan

Beitrag von nanograinger »

Laurin hat geschrieben: Verstanden habe ich aber nicht, wieso der Onryonen-Kommandant draufgehen musste ... und hat man den Verlust des Posbiraumers (samt Plasmakommandant und Posbimannschaft) von Anfang an einfach mal so einkalkuliert? Und denen wird keine Träne nachgeweint ...?
Meines Wissens kann das Bewusstsein von Posbis (und auch die Kommandanten) in eine Speicherbank hochgeladen werden. Das wurde zumindest in den Aktionen um die belagerte Hundertsonnenwelt zur Zeit Traitors so praktiziert. Das wurde zwar nicht beschrieben, aber dies sollte ja wohl Standard sein.

Der Austausch des Onryonen-Kommandanten war ja nicht geplant. Dass man ihn nicht rausholen konnte, halte ich für nur bedingt plausibel. Man hätte ihn per Transmitter in die TrROMMEL holen können, als die Austauschaktion lief. Natürlich hätte man ihn in einen Schutzanzug stecken müssen wg. Wasserstoffathmosphäre, aber das sollte sich in einer BOX realisieren lassen..

Es passte aber einfach besser zu der Idee des Romans, eine "terrafreundlichen" Onryonen erst auszunutzen und dann mit dem Wissen darüber in die Jagdgründe gehen zu lassen.
Laurin hat geschrieben: Oder auch erstaunlich:
"Denk dir einen Geist, der sich am Ende der Zeit jedes Menschen erinnert und in seinem Gedächtnis zu neuem leben erweckt"

Interessant, sich so was als Entwicklung der Evolution vorstellen ... vielleicht eine neue Definition von 'Gott'?
Siehe auch den Austausch von Alexandra und mir ein paar Seiten früher im Thread.
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Alexandra
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Re: Spoiler 2771: Pilger der Gerechtigkeit von Wim Vandemaan

Beitrag von Alexandra »

nanograinger hat geschrieben:
Laurin hat geschrieben: Verstanden habe ich aber nicht, wieso der Onryonen-Kommandant draufgehen musste ... und hat man den Verlust des Posbiraumers (samt Plasmakommandant und Posbimannschaft) von Anfang an einfach mal so einkalkuliert? Und denen wird keine Träne nachgeweint ...?
Meines Wissens kann das Bewusstsein von Posbis (und auch die Kommandanten) in eine Speicherbank hochgeladen werden. Das wurde zumindest in den Aktionen um die belagerte Hundertsonnenwelt zur Zeit Traitors so praktiziert. Das wurde zwar nicht beschrieben, aber dies sollte ja wohl Standard sein.
Das fällt mir eben immer wieder bei Wim Vandemaans Romanen auf, dass er die ursprünglichen Serienkonstante der vom Körper gelösten Bewuustseine, vgl. Ernst Ellert, und ihr Aufgehen in SI-Cluster, aus denen sie eben auch wieder ausgekoppelt werden können, auf die maschinell generierten Bewusstseine ausdehnt.

Im Gegenzug werden die "normalen" Superroboter immer psychischer und launischer.
Wenn man Quicksilver mit Laire vergleicht oder Anson Agyris zum Beispiel im Pan-Thau-Ra-Zyklus, so sind die alten Superrobots durchaus eigenwillig, aber stets dem Leben zugetan.
Ich habe gerade die Pferdeszene aus "Erbe des Tba" von Ewers gelesen, in der Agyris erklärt, dass die Pferde weder zum Gegessenwerden noch zum Reiten hier stehen, sondern um sich ihrer Freiheit zu erfreuen, und dass er auch nicht mit ihnen Handel treiben will. Welch ein grundsätzliches Statement! Würde Quicksilver das auch so sehen? Kann ich mir nicht vorstellen.
Auch sind die alten Robots pflichtbewusster. Gut, hier kann man widersprechen, indem man anführt, dass er halt andere Chefs und andere Prämissen hat. Aber er kommt schon recht launisch rüber, so wie ein moderner Ego-Lifestyle-Mensch. Während ältere Leser sich eventuell besser mit den Vorgängermodellen identifizieren können.
Genau in diesem Bereich hätten wir mit einem sich opfernden Plasmakommandanten ein Gegenmodell, das würde mich freuen.
Zuletzt geändert von Alexandra am 6. Oktober 2014, 11:25, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Spoiler 2771: Pilger der Gerechtigkeit von Wim Vandemaan

Beitrag von erzkoenig »

Interessant wäre in diesem Zusammenhang, wie sich das Bewusstsein eines Posbis auf die beiden Komponenten Plasma/Positronik verteilt. Was den positronischen Teil betrifft, sollte das Kopieren bzw. "wieder hochladen" ohne größere Probleme machbar sein, beim Plasma sehe ich da schon Schwierigkeiten, es sei denn die hypertoyktische Verzahlung erlaubt eine vollständige Übertragung des Bewusstseins auf die Positronik - was insbesondere im Falle der ÜBSEF-Konstante fragwürdig bleiben sollte :unsure:
Es sollte uns nachdenklich stimmen, dass "jemanden anführen" im Deutschen auch heißen kann jemanden zu betrügen
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Re: Spoiler 2771: Pilger der Gerechtigkeit von Wim Vandemaan

Beitrag von Alexandra »

Würde mich interessieren, zu welchem Schluss du kämst, wenn du die hier angesprochene Problematik mit der in 2675 "Der Glanz der Stille" vergleichen würdest.
Zuletzt geändert von Atlan am 12. Oktober 2014, 15:01, insgesamt 1-mal geändert.
Grund: Vollquote auf vorangegangenes Posting entfernt
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Re: Spoiler 2771: Pilger der Gerechtigkeit von Wim Vandemaan

Beitrag von Langschläfer »

So weit ich mich erinnere wurde schon öfter mal erwähnt, dass sehr viele Posbi-Kriegsschiffe mittlerweile verbreitet ohne Plasmakomponenten fliegen (etwa in 2750, aber auch vorher schon).
Die werden iirc ausgebaut und an einem sicheren Ort (etwa einer Dunkelwelt, Hundertsonnenwelt, Flottenbasen und so weiter) gelagert (zusammen mit dem Backup der Positronik), wenn klar ist, das man mit hoher Wahrscheinlichkeit in ein Gefecht geraten wird. Wenn man dann wieder andere Aufgaben übernimmt, kann man die Komponente wieder einsetzen.

Die muss dann natürlich erst mal mit den neuen Erinnerungen zurecht kommen.
Brauchen Posbis dann unter Umständen einen Psychologen?



(Der "körperwandernde" Posbi in Komplex Astrovent war iirc eine große Ausnahme - ein "Mutant", so zu sagen.)
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erzkoenig
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Re: Spoiler 2771: Pilger der Gerechtigkeit von Wim Vandemaan

Beitrag von erzkoenig »

Alexandra hat geschrieben: Würde mich interessieren, zu welchem Schluss du kämst, wenn du die hier angesprochene Problematik mit der in 2675 "Der Glanz der Stille" vergleichen würdest.
Das ist zwei Jahre her.. habe den Band hervorgekramt und überflogen. Worauf spielst Du da konkret an? Auf das Spaincon, die Panfaktoren, Pauthofamy.. vermutlich Letzteres.

Allerdings bestehen einige gravierende Unterschiede in den Szenarien. Zunächst handelt es sich bei PAUTHOFAMY um eine - wenn auch dezentralisierte Superintelligenz, wobei die Splitter von Naur aus ÜBSEF-Konstanten bzw. Splitter davon trugen. Die Posbis dagegen sich quasi rein mechanisch entstanden, mit einem organischen Zusatz, der wohl Ähnliches beisteuerte. Dann wurde die Individualität als Bewusstsein über die Menge dieses Zusatzes bsstimmt (VARO 500 als seltsame Ausnahme). Leztens wurde diese Einschränkung aber durch die Aktivierung als Chronofossil direkt überwunden. Vor allem das fehlt wohl in der PAUTHOFAMY-Geschichte, die mich eher an das Problem Gon-Orbhon erinnert.. :unsure:
Es sollte uns nachdenklich stimmen, dass "jemanden anführen" im Deutschen auch heißen kann jemanden zu betrügen
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nanograinger
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Re: Spoiler 2771: Pilger der Gerechtigkeit von Wim Vandemaan

Beitrag von nanograinger »

erzkoenig hat geschrieben:Interessant wäre in diesem Zusammenhang, wie sich das Bewusstsein eines Posbis auf die beiden Komponenten Plasma/Positronik verteilt. Was den positronischen Teil betrifft, sollte das Kopieren bzw. "wieder hochladen" ohne größere Probleme machbar sein, beim Plasma sehe ich da schon Schwierigkeiten, es sei denn die hypertoyktische Verzahlung erlaubt eine vollständige Übertragung des Bewusstseins auf die Positronik - was insbesondere im Falle der ÜBSEF-Konstante fragwürdig bleiben sollte :unsure:
Das ist in der Tat eine spannende Frage (off topic aber was soll's).
Das kuriose bei Posbis ist ja, dass beide Komponenten (Plasma und Positronik) eigentlich austauschbar sind. Oder auch nicht. Denn sowohl der Plasmaanteil als auch ein "positronisches" Netzwerk sollten initial (nach Bau bzw. nach Abspaltung vom Zentralplasma) zunächst ohne Bewusstsein im eigentlichen Sinne sein. Natürlich kann man der Positronik diverse Grundmuster vorgeben, aber die eigentliche Künstliche Intelligenz sollte sich erst mit der Zeit entwickeln. Man beachte in dem Zusammenhang die Beschreibung von Jawna Tagoya und anderen "Superposbis".

Falls nun ein Posbis gerettet werden soll, dann kann man im Prinzip die positronische Komponente kopieren, vielleicht nicht 1:1, aber doch nahe dran. Bei der Plasmakomponente scheint das schwieriger, aber auch da sollten die neuronalen Vernetzungen (so denn das Plasma überhaupt so funktioniert) zumindest in Grundzügen abbildbar sein.

Wird nun ein Posbi zerstört, nimmt man den letzten Backup und spielt den positronischen Teil wieder auf. Die Frage ist dann, ob die Plasmakomponente hinreichend genau restauriert werden kann, und falls nicht, ob der positronische Anteil ausreicht, um zumindest ungefähr wieder den Charakter des zerstörten Posbis hinzubekommen. Wahrscheinlich ist das nicht exakt möglich, aber das dürfte dem betroffenen Posbi egal sein, sie sind ja sowieso veränderungsfreudig (ständig am Optimieren).
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Alexandra
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Re: Spoiler 2771: Pilger der Gerechtigkeit von Wim Vandemaan

Beitrag von Alexandra »

nanograinger hat geschrieben:
erzkoenig hat geschrieben:Interessant wäre in diesem Zusammenhang, wie sich das Bewusstsein eines Posbis auf die beiden Komponenten Plasma/Positronik verteilt. ... insbesondere im Falle der ÜBSEF-Konstante fragwürdig bleiben sollte :unsure:
Das ist in der Tat eine spannende Frage (off topic aber was soll's).
Ich finde das gar nicht so OT, da es um eine den Verlauf des Romans wesentlich beeinflussende Fragestellung geht, und der Vergleichstext vom gleichen Autor stammt.

Ich muss für morgen noch was arbeiten (habe drei Stunden über Faust und drei über Macbeth), und eventuell kann ich danach auf keinen anderen Text mehr umschalten, aber ich habe mir das Hörbuch eben noch mal hochgeladen, es geht vor allem um Aspekte der Genese der SI, jedenfalls so weit ich das damals überblickte, und das stand, glaube ich, irgendwo weiter vorne.
*seufz* :ciao:
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Re: Spoiler 2771: Pilger der Gerechtigkeit von Wim Vandemaan

Beitrag von lichtman »

Croco hat geschrieben:...

Gab's da nicht mal eine Theorie eines Mathematikers, der meinte, Gott wäre sowas wie ein gigantischer Computer, den unsere fernsten Nachfahren bauten und der alle Erinnerungen aller Menschen sowie alle Informationen über sie speichert (oder sogar alle Informationen des Universums vom Urknall bis...) und das ewige Leben im Paradies würde sich dann in Wirklichkeit in Simulationen abspielen, in denen diese "erinnerten" Menschen in für sie optimalen Verhältnissen (oder einfach in vielen verschiedenen Versionen) "leben"? Ich glaube, er ging sogar soweit, zu behaupten, dass unsere Existenz bereits fraglich ist, wir wären bereits eine dieser Simulationen. Falls dem so ist, bitte reset!
Attilar Leccore hat sich an eine Aussage seines Elters erinnert:

Denk dir, hatte sein Erzeuger gesagt, einen Geist, der sich am Ende der Zeit jedes Menschen erinnert und in seinem Gedächtnis zu neuem Leben erweckt.
Weiß nicht mehr, wie der gute Mann hieß, er war aber Österreicher (sorry Leute, bei uns werden halt öfters mal Spinner geboren). Muss so Ende der 90er oder Anfang der 00er gewesen sein.
Mich hat das an Frank J. Tiplers Buch Die Physik der Unsterblichkeit: Moderne Kosmologie, Gott und die Auferstehung der Toten

Der nicht unbekannte US- Physiker - Von-Neumann-Sonden werden manchmal Tipler-Sonden genannt - war aber mal in Wien, München, Bern

Hier wird das Christentum wie in Attilar Leccores Erinnerung kosmologisch erklärt - möglicherweise eine Traitortheorie.

Tipler setzte auf einen chaotische Kollaps des Universums zum Omegapunkt! Chaos bedeutet: mit kleinen kleine Ursachen kann man große Wirkungen erzielen!

Insofern ist Tipler ein christlicher Anhänger des Chaos :)

Er wäre ein Anhänger des Hexamerons und dem Kollaps von Tarkan :)

In der PR-Serie blieb die Lehre der Hexamerons aber relativ sinnfrei.

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Re: Spoiler 2771: Pilger der Gerechtigkeit von Wim Vandemaan

Beitrag von lichtman »

Carfesch hat geschrieben: ...
denn eine Ordo kann kein Vertreter des Lebens an sich wollen, welcher eher dem chaotarchischen Prinzip der freien Entfaltung in noch freierer Form huldigen müßte.
das finde ich zwar auch, aber Expokraten und Autoren sind schon recht KK-parteiisch
Eher riecht es für mich nach abtrünnigen oder fehlgeleiteten Kosmokratenablegern, für die würde dieses System der Ordo, welches so nach schöner endgültiger, unverrückbarer Ordnung klingt, eher passen.
es ist ja schon sehr merkwürdig, dass man Hinter den Materiequellen gewesen sein muß um zu den jenzeitigen Landen zu finden

die jenzeitigen Lande haben eine offen Flanke zu Hinter den Materiequellen
Wäre es anders, würde es mich überraschen und es wäre ein ganz schöner Spagat für die Expokraten, zu erklären, warum Vertreter des Lebens an Sich plötzlich eine Ordnung nach atopischem Vorbild wollen.
im Zweifel nehmen Perry und die Autoren die KK-Partei

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Re: Spoiler 2771: Pilger der Gerechtigkeit von Wim Vandemaan

Beitrag von lichtman »

nanograinger hat geschrieben: ...
Das kuriose bei Posbis ist ja, dass beide Komponenten (Plasma und Positronik) eigentlich austauschbar sind. Oder auch nicht. Denn sowohl der Plasmaanteil als auch ein "positronisches" Netzwerk sollten initial (nach Bau bzw. nach Abspaltung vom Zentralplasma) zunächst ohne Bewusstsein im eigentlichen Sinne sein.
bei einer Positronik würde ich mir ja ein Speicherabbild wie bei virtualen Maschinen vorstellen, ein intelligentes Speicherabbild

bei dem Ableger einer Plasmamasse, seien es vom Zentralplasma, oder - rein spekulativ - in zweiter Ordnung ein Planetenkommandant oder oder in dritter Ordnungein Plasmakommandant und, würde ich mir erwarten, dass der Ableger schon ein Teilbweusstsein mitbringt
Natürlich kann man der Positronik diverse Grundmuster vorgeben, aber die eigentliche Künstliche Intelligenz sollte sich erst mit der Zeit entwickeln. Man beachte in dem Zusammenhang die Beschreibung von Jawna Tagoya und anderen "Superposbis".
ich würde bei den Posbis eher von Natürlicher Intelligenz reden

die Natürlicher Intelligenz entwickelt sich beim Menschen auch ganz natürlich weiter
Falls nun ein Posbis gerettet werden soll, dann kann man im Prinzip die positronische Komponente kopieren, vielleicht nicht 1:1, aber doch nahe dran. Bei der Plasmakomponente scheint das schwieriger, aber auch da sollten die neuronalen Vernetzungen (so denn das Plasma überhaupt so funktioniert) zumindest in Grundzügen abbildbar sein.
was natürlich auch für den biologischen Teil von Blues, Halutern, Terranern etc gilt
Wird nun ein Posbi zerstört, nimmt man den letzten Backup und spielt den positronischen Teil wieder auf. Die Frage ist dann, ob die Plasmakomponente hinreichend genau restauriert werden kann, und falls nicht, ob der positronische Anteil ausreicht, um zumindest ungefähr wieder den Charakter des zerstörten Posbis hinzubekommen. Wahrscheinlich ist das nicht exakt möglich, aber das dürfte dem betroffenen Posbi egal sein, sie sind ja sowieso veränderungsfreudig (ständig am Optimieren).
dem gestorben Posbi wäre das sicher nicht egal, der Kopie eher weniger

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Re: Spoiler 2771: Pilger der Gerechtigkeit von Wim Vandemaan

Beitrag von lichtman »

Goedda hat geschrieben: ...
Für alle, die diesen alten Zyklus nicht mehr in memoria haben, die "Zweitkonditionierten" waren die "Zeitpolizei" und nicht die "Zeitkonditionierten" die "Zweitpolizei".
ich habe mich immer gefragt wer die Erstkonditionierten konditioniert hat

manfrd
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