9. Klassiker-Lesezirkel Juli/August 2012 - Diskussion

Unvergessene Abenteuer, legendäre Zyklen - nachgelesen und neu diskutiert.
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Poll zum 9. Klassiker-Lesezirkel

Umfrage endete am 7. September 2012, 07:43

Die Storyline von "BARDIOC" ist - ein echter Klassiker
12
23%
- sehr gut
3
6%
- gut
0
Keine Stimmen
- mittelprächtig
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Keine Stimmen
- nicht so toll
0
Keine Stimmen
Der Schreibstil von "BARDIOC" ist - eines Klassikers absolut würdig
12
23%
- sehr gut
1
2%
- gut
1
2%
- mittelprächtig
0
Keine Stimmen
- nicht so toll
0
Keine Stimmen
Die Storyline von "Kosmischer Alptraum" ist - ein echter Klassiker
8
15%
- sehr gut
2
4%
- gut
2
4%
- mittelprächtig
0
Keine Stimmen
- nicht so toll
0
Keine Stimmen
Der Schreibstil von "Kosmischer Alptraum" ist - eines Klassikers absolut würdig
8
15%
- sehr gut
2
4%
- gut
2
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- mittelprächtig
0
Keine Stimmen
- nicht so toll
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Keine Stimmen
 
Insgesamt abgegebene Stimmen: 53

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LaLe
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9. Klassiker-Lesezirkel Juli/August 2012 - Diskussion

Beitrag von LaLe »

Nun ist es endlich soweit und wir können mit der von Vielen schon lang erwarteten und herbeigesehnten Diskussion zu Band 850 - Bardioc von William Voltz beginnen.

Bevor es damit losgeht will ich einleitend noch ein paar Worte zur Abstimmung und der weiteren Vorgehensweise schreiben.

Den Poll habe ich aus unterschiedlichsten Gründen so erstellt, wie Ihr ihn hier seht. Aufgrund der Tatsache, dass wir zwei Romane in ein und demselben Thread behandeln wollen, entfällt diesmal der Abstimmungspunkt zur jeweils gelesenen Auflage. Dafür reichen dann 21 Antwortoptionen einfach nicht mehr aus. Schön wäre es daher, wenn Ihr auf die von Euch gelesene Fassung kurz in Euren Beiträgen eingeht. Neu ist in diesem Forum aber, dass man seine Stimmen nicht alle auf einmal abgeben muss. Entsprechend wäre es toll, wenn Ihr Euch mit der Stimmabgabe zu Band 851 noch etwas Zeit lasst. Neu ist auch, dass man einen Poll zeitlich begrenzen kann. Von heute an habt Ihr 5 Wochen Zeit Eure Stimmen abzugeben.

Im nächsten Beitrag werde ich die Handlungszusammenfassung aus der Perrypedia einstellen und verlinken, damit der Romaninhalt noch einmal in Erinnerung gerufen wird und auch Dritte die Möglichkeit haben zu schauen worüber hier eigentlich diskutiert wird. In einem weiteren Beitrag stelle ich das von Michael Thiesen verfasste Nachwort zur Gold Edition von Band 850 ein. Die entsprechende Genehmigung wurde mir sowohl vom HJB-Verlag als auch dem Verfasser selbst erteilt. Letzterer war erneut so nett mir seine Originaldatei zur Verfügung zu stellen und ersparte mir damit nicht unerheblichen Tippaufwand. Seitens des VPM-Verlages kamen ebenfalls keine Einwendungen gegen das Einstellen des Nachwortes.

Dafür möchte ich mich an dieser Stelle bei Michael Thiesen und stellvertretend für die Verlage bei Hansjoachim Bernt und Sabine Kropp bedanken, die sich meiner Anfrage gegenüber sehr aufgeschlossen zeigten. Die Bereitschaft den Lesezirkel auf diese Weise aufzuwerten und zu unterstützen weiß ich sehr zu schätzen.

Danach ist der Thread dann für die hoffentlich rege Diskussion freigegeben.

Die Diskussion zu Band 851 - Kosmischer Alptraumvon William Voltz beginnt dann in einer Woche an dieser Stelle sobald ich die Handlungszusammenfassung und das Nachwort zur Gold Edition eingestellt habe.
Die Katze grinste.
"Hierzulande ist jeder verrückt. Ich bin verrückt. Auch du bist verrückt."
"Woher weißt du, dass ich verrückt bin?"
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Re: 9. Klassiker-Lesezirkel Juli/August 2012 - Diskussion

Beitrag von LaLe »

Den nachstehenden Text zitiere ich aus der Perrypedia mit freundlicher Genehmigung entsprechend der Bedingungen der GNU-FDL. Hier der Link.

Bild

Seit vielen Wochen ist Perry Rhodan als Gefangener an Bord der Energiesphäre BULLOCS von Ganuhr nach Barxöft unterwegs, und die mentale Ausstrahlung BULLOCS beginnt ihn zu zermürben. Die Inkarnationen CLERMAC, SHERNOC und VERNOC sind inzwischen endgültig ausgeschaltet. Endlich erreichen sie Bardioc, die Welt BARDIOCS, den dritten von sieben Planeten der gelben Sonne Parföx-Par. Tausende von Raumschiffen befinden sich in dem System – größtenteils Schiffe der Hulkoos. Auf dem Planeten selbst gibt es keinerlei technische Einrichtungen und keine Städte. BULLOC beginnt, von der Herkunft BARDIOCS zu berichten:
  • Vor Millionen von Jahren traf der Mächtige Bardioc als erster auf einer riesigen, uralten EBENE irgendwo im Weltraum ein, die von dem einäugigen Roboter Laire bewacht wurde. Er hatte dem RUF gehorcht, der an ihn und seine sechs Brüder ergangen war, die nach und nach eintrafen: Erst Kemoauc, der Anführer der sieben, gefolgt von dem eitlen Ariolc, von dem zwergenhaften Ganerc, von Partoc, der als einziger eine Zeitlang unter Sterblichen leben musste, von Murcon und zuletzt dem düsteren Lorvorc.

    Wie schon unzählige Male zuvor sollten die Sieben Mächtigen für die Verbreitung von Leben und Intelligenz im Universum sorgen. Über ihre Auftraggeber war nichts weiter bekannt, als dass sie hinter den Materiequellen wohnen sollten. Als erstes sollten die riesigen Sporenschiffe in den Materiequellen mit Lebenssporen beladen werden, die dann in unbelebten Regionen des Standarduniversums ausgesetzt werden sollten. In der zweiten Phase des Planes sollte ein Schwarm gebaut werden, der für die Verbreitung von Intelligenz sorgen sollte. Doch Bardioc hatte andere Pläne: Er wollte nie wieder in seine Burg zurückkehren. Stattdessen wollte er ein Sporenschiff entführen und mit seiner Hilfe ein großes Sternenreich errichten.

    Einige Jahre später stellte Bardioc fest, dass er nicht allein an Bord seines voll beladenen Sporenschiffes war: Der Roboter Laire hatte ebenfalls von seiner einsamen Existenz auf der EBENE genug und war als blinder Passagier an Bord. Das Sporenschiff wurde schließlich zusammen mit Laire und seiner Ladung an Lebenssporen in einem sorgfältig gewählten Versteck zurückgelassen. Dann kehrte Bardioc zu einem zweiten Treffen zu der EBENE zurück, wo der Bau des Schwarms beraten werden sollte.

    Ganerc bot sich als Wächter für den neu zu bauenden Schwarm an. In der Maske des Zwergs Callibso, mit dem Anzug der Vernichtung bewaffnet, sollte er den Schwarm bewachen. In den nächsten paar tausend Jahren wurden 36 raumfahrende Völker in einer geeigneten Galaxie erst befriedet, und dann wurde ihnen der Bau des Schwarms suggeriert. Auf seiner Bahn sollte der Schwarm erst die Karties aufnehmen, später dann die Cynos, die den Schwarm führen sollten. Bardioc konditionierte eine aggressive Insektenrasse, die Karduuhls, die nach seinem Plan die Macht von den Cynos übernehmen sollten.

    Aber erst musste der Wächter Ganerc ausgeschaltet werden: Dazu stahl Bardioc ihm seinen Anzug der Vernichtung und versteckte ihn auf der Welt Stato II, einer der Hauptschaltstationen des Schwarms. Bardioc beobachtete den Schwarm noch einige Zeit, lange genug, um die neun Imaginären auszuschalten und den Karduuhls die Machtübernahme für etwa eine Million Jahre zu garantieren.

    Viele Jahre später, so berichtet BULLOC, entdeckte der Wächter des Schwarms (ob es sich hier um Ganerc oder einen Ersatz handelt ist nicht bekannt) eine Gefahr für viele Galaxien des Universums: Eine Antimaterieballung, die sich auf die Milchstraße zubewegte und sie innerhalb der nächsten 500.000 Jahre vernichten würde - genau zu dem Zeitpunkt, an dem der Schwarm die Milchstraße erreichen sollte. Die 36 Völker, die den Schwarm erbaut hatten, errichteten eine Abwehrblockade und konnten die Antimaterieballung – später von den Terranern Suprahet genannt – in eine Art Tiefschlaf versetzen. Die Schwarmerbauer selbst wurden Oldtimer genannt.

    Bardioc gönnt sich noch ein paar Jahre Urlaub auf einem abgelegenen Planeten, bevor er das Sporenschiff einsetzen will. Dann taucht völlig unerwartet der Roboter Laire auf, so scheint es, doch in Wirklichkeit ist es Kemoauc, der eine andere Gestalt angenommen hat. Bardioc ist so überrascht, dass er alles ausplaudert. Also treffen sich die fünf übrigen Mächtigen, ohne Ganerc, zum letzten Mal auf der EBENE, um Bardioc zu richten. Mit drei gegen zwei Stimmen wird er für seinen Verrat zur Entkörperung verurteilt. Kemoauc selbst schließt Bardiocs Gehirn mit einem Lebenserhaltungssystem in einer von außen unzerstörbaren Kapsel ein und setzt ihn auf einem einsamen Planeten aus.

Zurück im Jahr 3585: Auf Parföx-Par angekommen, versucht BULLOC, Kontakt mit Bardioc aufzunehmen, doch ohne Erfolg. Er begibt sich mit seiner Sphäre auf die Suche, während der er Perry Rhodan für längere Zeit allein lässt. Der beobachtet etliche Hulkoos, die unter anderem junge Kleine Majestäten abernten und verladen, dann trifft er auf den Raumtramp Onklantson, den es nach Parföx-Par verschlagen hat. Der eröffnet ihm, dass Bardioc schläft. Für Perry Rhodan steht damit fest, dass er Kontakt mit Bardioc aufnehmen und dafür sorgen muss, dass die Superintelligenz aufwacht.

Zur gleichen Zeit hat Ganerc, wieder im Besitz des Anzugs der Vernichtung und in der Gestalt einer Zwergenpuppe von Derogwanien, die Koordinaten der EBENE angeflogen. Er zerstrahlt die letzten verbleibenden Überreste der EBENE. Zuvor hatte er die sieben Burgen der Mächtigen angeflogen, doch bis auf die Leiche Partocs und das Verräterzeichen über der Burg Bardiocs fand er keine Zeichen von seinen Brüdern. Als er sich auf seine eigene Burg zurückzieht, spürt er, dass der RUF wieder ergeht: Doch er versteht den Sinn des RUFES nicht, der längst an andere Wesen ergeht.
Zuletzt geändert von LaLe am 3. August 2012, 07:49, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: 9. Klassiker-Lesezirkel Juli/August 2012 - Diskussion

Beitrag von LaLe »

Nachstehenden Text zitiere ich mit freundlicher Genehmigung des Verfassers und des Verlages HJB.

Nachwort zu »Bardioc « (HJB-Gold-Edition)

Nachwort

Manchmal muß bei PERRY RHODAN aufgeräumt werden – wenn zu viele Rätsel ungelöst geblieben sind oder wenn es gilt, offene, lose Handlungsfäden zu verknüpfen.

Einen solchen Schritt tat Exposé-Autor Karl-Herbert Scheer, als er zu Anfang des MdI-Zyklus die Existenz der unsichtbaren Laurins und ihrer Geschöpfe, der positronisch-biologischen Roboter, die rund hundert Hefte zuvor in der Handlung aufgetaucht waren, mit den damals aktuellen Feinden der Terraner, den Meistern der Insel, in Zusammenhang brachte. In der zweiten Hälfte des gleichen Zyklus schlug Scheer einen zweiten, noch eindrucksvolleren Bogen und beantwortete damit die Frage, wieso in der Milchstraße so viele humanoide Völker zu Hause waren. Sie erwiesen sich als Nachkommen einer Urrasse, der Ersten Menschheit, die ihren Ursprung – wen wundert es – auf der Erde, damals Lemur genannt, genommen hatte.

Die Erfindung der Lemurer war aber mehr als eine einfache, nachgeschobene Erklärung für die Existenz menschenähnlicher Außerirdischer. Sie fügte der PERRY RHODAN-Serie eine neue, eine historische Dimension hinzu. Natürlich war die Serie von Beginn an eine (Pseudo-)Historie der Menschheit gewesen – doch allein in die Zukunft orientiert. Nun bezog Scheer auch die tiefste Vergangenheit mit ein, stellte die aktuelle Serienhandlung in einen äußerst komplexen geschichtlichen Rahmen, der seither immer weiter ausgebaut wurde.

Dabei blieb der Chefautor allerdings den bisherigen Erzählstrukturen seiner Serie treu. Der neue Integrationsrahmen war ein politisch-historisches Gefüge wie die übrige Serienhandlung auch.

Im Verlauf der frühen Siebziger Jahre übernahm William Voltz sukzessive immer mehr die Exposé-Gestaltung von seinem einstigen Mentor Scheer, der zum einen gesundheitlich schwer angeschlagen war und dessen konzeptionelle Kreativität zum anderen zusehends nachließ.

Schließlich konnte Voltz darangehen, die Handlungsführung der PERRY RHODAN-Serie seinen eigenen Vorstellungen gemäß umzugestalten. Lange vertraute Machtstrukturen wurden zerschlagen, alte Konzepte, wie das des Solaren Imperiums, aufgegeben. Seinen Perry Rhodan schickte Voltz auf eine lange Reise zu den Wundern des Universums. An einem entscheidenden Wendepunkt dieser Reise treffen wir ihn hier an, in der Konfrontation mit der Superintelligenz BARDIOC.

»Bardioc« ist einer der wichtigsten Schlüsselromane der gesamten PERRY RHODAN-Serie. William Voltz führte in ihm nicht nur eine Reihe bisher getrennter Handlungsstränge zu einem harmonischen Ganzen zusammen, er legte hier auch den Grundstein für die kommende Entwicklung der Serie.

Bereits in Heft 152 »Größer als die Sonne« waren Menschen auf die Spuren der Oldtimer gestoßen, die einst das Suprahet, einen mächtigen Sternenfresser, gebändigt hatten. 350 Hefte später hatte der Schwarm die Milchstraße durchquert, die riesige Sternenkarawane, die ursprünglich Intelligenz hatte säen sollen und nun eine Verdummungsstrahlung aussandte. Die Terraner hatten – natürlich – dafür gesorgt, daß er wieder in die Hand seiner rechtmäßigen Lenker, der Cynos, zurückgelangte. Noch später war ein kurioser Sternenwanderer in der Handlung erschienen: Callibso, der Puppenspieler von Derogwanien, der auch in dem ebenfalls in der HJB-Gold Edition erschienen Band 746 »Der Zeitlose« eine zentrale Rolle spielte. Dies zwergenhafte Geschöpf – offenbar auf mysteriöse Weise eigentlich ein Hüne mit wallendem Haar – stand in einer rätselhaften Beziehung zum Anzug der Vernichtung, den Alaska Saedelaere von einem Herrscher des Schwarms erhalten hatte.

In »Bardioc« band William Voltz all diese Elemente zu einem in sich stimmigen, Jahrhunderttausende überspannenden Gefüge zusammen. Auch er griff also tief in die Vergangenheit hinein, aber er ging einen völlig anderen Weg als seinerzeit K.H. Scheer. Seine Erklärung der Zusammenhänge scheint eher dem Schatz der Mythen entlehnt zu sein als dem üblichen Repertoire der Science Fiction.

An einem merkwürdigen Ort, einer mitten im All schwebenden stählernen Ebene, treffen sich unsterbliche Hünen, die ihre Herkunft nicht kennen, mit einem einäugigen Roboter. Sie folgen einem mysteriösen RUF und durchqueren als kosmische Sämänner das Universum, um Leben auszustreuen – im Dienst unbekannter Auftraggeber, deren Aufenthaltsort sie ebenso wenig kennen wie deren Motive.

Alles bleibt vage und unbestimmt. Von den Sporenschiffen erfährt man nur, daß sie riesenhaft sind. Wie lange dauern die Flüge, wohin führen sie? Wo liegt diese Ebene, wo die kosmischen Burgen der Zeitlosen?

Auch von den Zeitlosen selbst erfährt man wenig. Spärliche Adjektive charakterisieren sie: eitel, düster, vierschrötig ... Es sind Archetypen, die hier agieren, und doch oder gerade deswegen sind sie äußerst menschlich. Kemoauc, Ariolc, Ganerc, Lorvorc, Murcon, Partoc und eben Bardioc erweisen sich als typische Voltz-Figuren.

Auf den ersten Blick erscheinen sie ehrfurchtgebietend, beneidenswert. Es sind Mächtige, Unsterbliche, die eine Aufgabe von ungeheurer Bedeutung zu erfüllen haben. Doch auf den zweiten Blick erweisen sie sich als jämmerliche, bemitleidenswerte Gestalten. Ihre Macht scheint grenzenlos, sie manipulieren ganze Sternenvölker, schicken wandernde Galaxien auf ihren Kurs, aber in Wirklichkeit werden sie mißbraucht, zu Robotern degradiert, die mechanisch eine Aufgabe erfüllen, über deren Sinn man sie im unklaren läßt. Bei all ihrer Überlegenheit sind die nominell Mächtigen nur kleine Elemente in einem großen Komplex, dessen Zusammenhänge sie nicht zu erfassen vermögen.

Man mag an Odysseus denken, den die undurchschaubaren Ränkespiele der olympischen Götter zu einer zehnjährigen Irrfahrt zwangen, oder auch an den Frevler Sisyphos, der zur Strafe für ein Vergehen immer wieder den gleichen Stein bergauf zu rollen hatte. Allerdings sind Bardioc und seine Gefährten ja keine Sträflinge, sie üben einfach die Tätigkeit aus, zu der man sie beRUFen hat.

Es erscheint nicht abwegig, in diesem Zusammenhang an den Begriff der Selbstentfremdung zu denken, der in den Sechziger und Siebziger Jahren – »Bardioc« erschien im Dezember 1977 – heftig diskutiert wurde. Und ähnlich wie die selbstentfremdeten Figuren in den Romanen eines Max Frisch aus dem Korsett ihres Daseins ausbrechen, tun es auch die Sieben Mächtigen. Sie brechen mit den Normen: Der eine gibt die Unsterblichkeit auf, der andere holt sich, der damit verbundenen Gefahr zum Trotz, Fremde in seine Burg, der dritte wählt eine neue Aufgabe und eine neue Identität – und Bardioc schließlich schert ganz aus ihrem Kreis aus, wird zum Verräter.

Wie William Voltz Bardiocs Verrat einstuft, legt das abschließende Plädoyers Kemoaucs offen: »Es geht hier nicht um die Bedeutung der Materiequellen oder um die Berechtigung des RUFs. Das alles ist unumstritten. Es geht darum, daß man uns erbarmungslos verschlissen hat. Von dem Augenblick, da wir in unseren Burgen das Bewußtsein erlangten und zu leben begannen, wurden wir ausgenutzt. Wir hatten überhaupt keine Chance. Bardioc hatte keine Chance.«

Die Sieben Mächtigen, für Voltz ein Spiegelbild der menschlichen Gesellschaft?

Aus einem anderen Blickwinkel kann man in der allmählichen Pervertierung der Zeitlosen auch die gedankliche Reflexion des Autors über ein Handlungselement sehen, das in der PERRY RHODAN-Serie immer wieder thematisiert wurde: die Unsterblichkeit.

Als Perry Rhodan selbst in Band 19 auf der Kunstwelt Wanderer erstmals die lebensverlängernde Zelldusche erhielt, gab ihm ES das folgende mit auf den Weg: »Du erwartest Großes und Schönes von der Unsterblichkeit? Alle organischen Lebewesen erwarten es, bis die fürchterliche Enttäuschung kommt. Die letzte Flucht ist die Entstofflichung. Einmal werden Sie froh sein, Ihren Geist aus der Hülle des Körpers befreien zu können.«

Die Last ewigen Lebens ist – unter verschiedenen Aspekten betrachtet – ein beliebtes Motiv der PR-Serie. Einen frühen Beitrag lieferte William Voltz selbst mit seinem im HJB-Buch »Fluch der Unsterblichkeit« nachgedruckten Doppelroman »Eine Handvoll Leben« und »Der Gehetzte von Aralon«. Hier steht allerdings der Neid im Mittelpunkt, dem sich ein Unsterblicher ausgesetzt sieht. In Heft 683 »Das Mädchen von Lemuria« zeigt H.G. Ewers hingegen, wie die Lemurerin Ermigoa unter der Monotonie ihres unsterblichen Daseins leidet und wie sie schließlich an dem daraus erwachsenden Mißtrauen zugrundegeht. Und in Robert Feldhoffs PR-Band 1988 ist es, ähnlich wie bei den Sieben Mächtigen, die schiere Dauer ihres Daseins – verbunden mit ihrer Macht und ihrer Einsamkeit –, welche die unsterblichen »Diener der Materie« in den Wahnsinn treibt.

»Mögest du ewig leben!« – das kann als Lobpreisung, aber auch als Fluch gemeint sein. Unter diesem Gesichtspunkt darf man das Schicksal der Sieben Mächtigen durchaus auch hinsichtlich der Fragestellung interpretieren, inwieweit seine zeitliche Endlichkeit das Leben eines Menschen überhaupt erst erträglich sein läßt.

Wie auch immer man die Motivation für den Verrat des Mächtigen Bardioc in dieser Erzählung einschätzen mag, das Auftauchen des Bundes der Zeitlosen und seine Tätigkeit im Dienste unbekannter Auftraggeber bereicherte die PERRY RHODAN-Serie in markanter Weise. Zu der schon seit langem vorhandenen politisch-historischen Dimension fügte William Voltz nun eine zusätzliche kosmologische hinzu. Erstmals war nun von Materiequellen die Rede, wurde das Wirken höherer Mächte angedeutet, die jenseits dieser Quellen beheimatet waren.

Damit griff der Roman »Bardioc« nicht nur Handlungselemente aus zurückliegenden Zyklen auf und fügte sie in einer grandiosen Synthese zusammen – er gab auch eine neue Richtung vor, hin zu Band 1000 und darüber hinaus ...

Michael Thiesen
Die Katze grinste.
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Re: 9. Klassiker-Lesezirkel Juli/August 2012 - Diskussion

Beitrag von LaLe »

Den Roman habe ich als Teil des Silberbandes 100 gelesen. Aufgrund einer etwas anderen Anordnung findet sich dieser auf den Seiten 64 - 134 und somit hinter dem Inhalt von Clark Darltons Band 852. Diesen hat Hubert Haensel in seiner Bearbeitung vorangestellt.
Den Silberband ziert aus mir nicht bekannten Gründen das Titelbild von Band 1472. Einen Bezug zum Inhalt erkenne ich nicht, da wäre der Titel "Loge der Unsterblichen" im Hinblick auf die Sieben Mächtigen zwar ein Argument gewesen, mit dem Inhalt des Titelbildes hat das alles aber nichts zu tun.
Auf den Innenseiten des Einbandes findet sich die Risszeichnung zu einem terranischen Raumfrachter von Christoph Anczykowski, die erstmals in Band 1019 veröffentlicht wurde. Die wäre m. E. zu einem Silberband des demnächst in den Silberbänden startetenden Zyklus um die Kosmische Hanse passender gewesen.
Das sind aber alles Äußerlichkeiten an denen ich mich hier nicht störe.
Zum Hörbuch bin ich dann doch nicht mehr gekommen (irgendwie wollte der Silberband im Ganzen gelesen werden).

Nun aber ganz kurz zum Roman selbst und meinen ersten Eindrücken hierzu.

Die Handlung enthält alle klassischen Elemente (Verrat, Unsterblichkeit, Sinnsuche, Aufstieg und Fall), die man seit Urzeiten in der Literatur kennt und nicht von ungefähr spielt auch Michael Thiesen in seinem Nachwort auf griechische Sagen an. Um es einmal ganz klar zu sagen: Band 850 ist das was ich immer unter Sense of Wonder verstanden habe und auch heute noch verstehe. Dem Leser werden hier Begriffe und Namen an den Kopf geworfen, die teilweise mehr Fragen aufwerfen als dass sie etwaige Fragestellungen beantworten. Und ich, der ich den Zyklus um die Kosmischen Burgen - ganz im Gegensatz zum Bardioc-Zyklus - schon kenne, habe mich in meine Anfangszeit als PR-Leser zurückversetzt gefühlt, die seinerzeit u. a. mit Band 888 in der 3. Auflage begann. Zu wissen, dass all die Begrifflichkeiten, die hier - ich vermute - teilweise zum ersten Mal auftauchen in folgenden Romanen mit Leben gefüllt werden, lässt diese über bloße Effekthascherei hinauswachsen und unterstreicht die Bedeutung des Romans für die Serie. Wie hätte ich dasitzen können, wenn mir bei der ersten Lektüre von Band 899 "Orkan im Hyperraum", die Inhalte von Bardioc bereits bekannt gewesen wären! Dass sich William Voltz mit allzu deutlichen Beschreibungen zurückhielt ist der Mystik dienlich und schickt das Kopfkino auf eine fantastische Reise. Möglicherweise hat hier aber auch der Bearbeiter der Silberbände zugeschlagen und den Text etwas gestrafft?

Bardioc ist zweifellos einer der ganzen großen Romane der Serienhistorie und hat lediglich den einen Makel, dass er zu kurz ist.
Und jetzt dürft ihr erst einmal.
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Re: 9. Klassiker-Lesezirkel Juli/August 2012 - Diskussion

Beitrag von NAN »

Zunächst mal zum Titelbild:

Habe PR 850 als E-Book auf dem Kindle gelesen. Das Bild hat so in Graustufen einen deutlich düsteren Touch.

Ein erschöpfter Mensch (Perry Rhodan?) versucht verzweifelt Kontakt zu dem Tier zu bekommen, das zu BARDIOCS Symbiose gehört. Sehr schön gezeichnet.

Das Tier wiederum erweckt einen distanzierten, auf dem zweiten Blick leicht neugierigen, auf den dritten Blick aber auch fluchtbereiten Eindruck. Passt gut zur schlafenden Superintelligenz, die alles für einen Traum hält.

Dazu noch ein paar fremdartige Elemente. Fügt sich alles zu einem sehr gelungen Ganzen.

Wenn ich mir das Bild in Farbe anschaue, dann verliert es im Vergleich dazu an Wirkung. Ist etwas zu bunt, transportiert weit weniger düstere Atmosphäre.
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Re: 9. Klassiker-Lesezirkel Juli/August 2012 - Diskussion

Beitrag von Faktor10 »

Band 850
Mir liegt dieser Band in der EA vor. Dieser Roman ist vom Dezember 1977. Zu der Zeit war ich Wehrpflichtiger und lernte das Militär zu hassen. Komischerweise nie auf das Militär bei PR übertragen.
Der Roman kostete 1 Mark und Fünfzig Pfennig. Das Titelbild ist für diesen Roman nicht auf der Höhe, obwohl er einige Elemente des Romans zeigt. Hinten begrüßt uns Arnold der soweit ich weiß nun 65 Jahre alt wurde.
Zum Schluss des Bandes gibt es den PR Computer, Thema sind … Sieben Fremde.
Es geht dort auch um die Frage ob Bardioc Lucifer ist.
Vor einiger Zeit gab es ja als Extra diesen Roman als Vorlesung in MP3. Dabei ist mir aufgefallen, dass ich mir seinen Namen immer falsch vorgestellt habe - ich las immer Bardidok. Dies ist mir bei den Tefrodern auch passiert. Für mich sind es die Teforder - Tefrodern kenne ich nicht.
Wenn es einen Roman gibt, den man Schlüsselroman nennen kann ist es Band 850/851.
Ein Roman der lieber als Band 1000 das Licht der Welt erblickt hätte.
Impos spielt eine Rolle und der Schwarm ebenfalls.
Als ich den Roman das erste Mal gelesen habe bekam ich eine Gänsehaut. Soviel Neues wurde eingeführt und es gab wunderbare Verknüpfungen mit alten Geschichten aus der Serie.
Wer ahnte schon was noch alles kommen sollte im Bereich Hohe Mächte. Nur sollte da bei Band 999 Schluss sein, aber das ist eine andere Baustelle.
Mit diesem Roman wurde endgültig eine neue Ära eingeführt bei PR.
Willy schaffte es dem Leser die Düsterheit des Geschehens zu vermitteln.
Neben den Hauptpersonen wurde Onklantson der Sternentramp eingeführt, leider hat er ein grausames Ende - typisch Willy. Oh das ist schon Band 851. Ich fände es besser beide Romane in einem zu bearbeiten, so am Rande.
Bei jeder Seite die man liest bekommt man die Begehrlichkeit die nächste Seite zu lesen und hofft dass der Roman nicht endet. Was soll man zu einem Roman mehr sagen?
Die Verknüpfung zwischen Real Zeit und der Entstehung einer Superintelligenz war genial gelöst.
Hut ab.
Dieser Band gehört wie auch 851 zu den Besten die es je gab.
Vom Schreibstiel her wie auch von der Geschichte her.
Unbelehrbarer Altleser.Allem Neuen aber aufgeschlossen. Leider mit ausgeprägter Rechtschreibschwäche.
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Cardif
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Re: 9. Klassiker-Lesezirkel Juli/August 2012 - Diskussion

Beitrag von Cardif »

BARDIOC habe ich in der dritten Auflage gelesen. Die Leserkontaktseite - von Ernst Vlcek betreut - dürfte identisch sein mit der LKS der damaligen Erstauflage, ca. Band 1430. Es gibt keinerlei Innenillu. Am Schluß gibt's Werbung für den 'Landser' und eine Seite später für Silberband 33 'Old Man' zum Preis von 22,80 :D

Zum Tibi: ein sehr schöner Bruck, passend; düster, tragisch und vor allem ist die Szene auch im Heft zu finden.

Ganz kurz erst einmal zum Roman selbst: schlicht sensationell, auch nach mehrmaligem Lesen immer wieder unglaublich fesselnd. Ein Meisterwerk - innerhalb der Serie sicher eines der Highlights schlechthin.
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Re: 9. Klassiker-Lesezirkel Juli/August 2012 - Diskussion

Beitrag von baloo »

Ich habe 850 in der Erstauflage 1977 (das erste Mal) gelesen, kurz nach meinem Einstieg in PR mit Band 817.
Irgendwann in den Neunzigern hab ich ihn im Zuge meiner „ich hol jetzt alle ungelesenen Hefte nach-Aktion“ nochmal gelesen.
Beide Male war ich hin und weg.
Vor dem jetzigen Lesezirkel hatte ich ein wenig Angst, dass das Einmaligkeitsgefühl von damals nicht wieder eintreten würde. Und leider ist das auch passiert.
Der Roman ließ sich immer noch wunderbar flüssig lesen. Was ich immer noch Klasse fand – und in der nachfolgenden und auch heutigen Zeit vermisse -, war das Zusammenführen der alten Handlungsstränge (Impos, Schwarm…) und der Anklang der kosmischen Dimensionen. Man blickt hier über Abgründe, sowohl räumlicher als auch zeitlicher Art, die einfach atemberaubend sind. Wobei es heute mit dem Hintergrund von PR natürlich schwierig wird diesen damaligen ersten Puuuuh-Effekt zu wiederholen.
Was mich jedoch heute – ein wenig – stört, ist die dem Heftroman geschuldete Knappheit und Oberflächlichkeit. Es geht alles viel zu schnell und ist ein wenig kurz. Dem Roman fehlt es für meinen heutigen Geschmack etwas an Tiefe.
Es sind aber einige Details, die mich heute am meisten stören:
Zum einen sind mir die Mächtigen zu menschlich dargestellt (was ja eh schon immer ein Manko der PR-Serie war/ist). Zum anderen kann ich nicht nachvollziehen, warum diese supermächtigen, geistig hochstehenden Wesen so lange in einer dämlichen Burg vegetieren ohne daraus „auszubrechen“. Warum „machen“ sie nicht einfach mal was? Dass sie in ihren Burgen gefangen wären, wurde ja nie gesagt.
Für mich wurde auch nicht ausreichend erklärt, warum Ganerc nicht in den Kreis zurückkommen darf, wenn er den Anzug der Vernichtung verliert. Es wurde nicht einmal ein noch so an den Haaren herbeigezogener Grund genannt. Das hört sich für mich zu sehr nach einem argen Konstrukt an ohne probablen Hintergrund. Insbesondere wenn dann die anderen Mächtigen erfahren, dass Bardioc ihn gestohlen hat und demnach auch wissen, wo er ist. Das hört sich eher nach Kindergarten als nach Bund der Mächtigen an.
Und wie kann so eine einmalige Waffe beim Abnehmen vom Haken einfach einen Fetzen Stoff verlieren?
Der letzte Punkt, der mir zu wenig probabel erklärt wurde, war, warum Bardioc den Schwarm manipulieren musste. Das Universum ist so riesig und war ja offenbar auch an vielen Stellen noch wenig von Leben erfüllt, warum muss B. dann unbedingt sein herrliches Reich genau dort errichten, wo der neue Schwarm lang düst? Da hätte man sicher gute Gründe für erfinden können. Aber so ohne, hab ich mich gefragt, wie intelligent so ein Mächtiger eigentlich wirklich ist…
Bevor ich jetzt gesteinigt werde, muss ich hinzufügen, dass ich den Roman keinesfalls schlecht reden möchte (s. auch oben). Im Rahmen der Serie ist er mit Sicherheit immer noch einer der allerbesten. Aber mit meinem mittlerweile gesetzten Alter ist vielleicht auch ein Stück noch höherer Anspruch entstanden, dem der Roman nicht mehr ganz genügen kann ;-)
Das Universum ist ein schöner Ort, um Urlaub zu machen. Aber leben möchte man dort nicht.
-- A. Bester

"I'm an occational drinker, the kind of guy who goes out for a beer and wakes up in Singapore with a full beard." --"The King in Yellow" - Raymond Chandler
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NAN
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Re: 9. Klassiker-Lesezirkel Juli/August 2012 - Diskussion

Beitrag von NAN »

baloo hat geschrieben: [...] Zum einen sind mir die Mächtigen zu menschlich dargestellt [...]
Denke, wäre dem anders, würde der Roman nicht so funktionieren, wie er es tut. Nur dadurch, dass die Mächtigen so menschlich dargestellt werden, kan man sich als Leser in sie hineinversetzen, zumindest erahnen, was es bedeutet über so unglaubliche Zeiten dieser Tätigkeit nachzugehen. Ihren Frust verstehen. Wären sie nicht vom Wesen her menschlich, würde der Story irgendwie die Grundlage entzogen.
baloo hat geschrieben: [...] Zum anderen kann ich nicht nachvollziehen, warum diese supermächtigen, geistig hochstehenden Wesen so lange in einer dämlichen Burg vegetieren ohne daraus „auszubrechen“. Warum „machen“ sie nicht einfach mal was? Dass sie in ihren Burgen gefangen wären, wurde ja nie gesagt. [...]
Hatte das so verstanden, dass es sich dabei um ein ziemlich großes Tabu handelt (vielleicht sogar von den Hohen Mächten in sie eingepflanzt?) Die Geschichte lässt das zwar offen, aber am Ende verlassen ja viele ihre Burgen. Es hat halt nur einfach bis zu dem Zeitpunkt gedauert, an dem die Handlung einsetzt, bis die Mächtigen so frustriert waren, dass sie das Tabu brachen.
baloo hat geschrieben: [...] Für mich wurde auch nicht ausreichend erklärt, warum Ganerc nicht in den Kreis zurückkommen darf, wenn er den Anzug der Vernichtung verliert. [...]
Vielleicht täusche ich mich, aber der Ausschluss erfolgte, da er als Wächter versagte (anscheinend konnte er diese Funktion ohne den Anzug nicht weiter ausführen). Beim Lesen dachte ich mir auch, dass das anders laufen sollte. Aber ich hielt es gleichzeitig für durchaus glaubwürdig, da der ganze Bund ja als ziemlich konservativ / an irgendwelche vorgegebenen Rituale und Regeln festhaltend dargestellt wurde. Insofern hat es für mich als Teil der Geschichte schon gepasst. Für mich nur ein gelungen in die Geschichte eingeflochtenes Zeichen mehr, dass es mit dem Bund definitiv schon bergab ging (und auch nicht anders als bergab gehen konnte). Wirft von daher auch ein interessantes Licht auf jene, die den Bund und dessen Mitglieder geschaffen hatten.
baloo hat geschrieben: [...] Der letzte Punkt, der mir zu wenig probabel erklärt wurde, war, warum Bardioc den Schwarm manipulieren musste. [...]
Würde die Geschichte so verstehen, dass er das natürlich nicht musste. Aber er wollte es. Er wollte sich nicht einfach still und leise irgendwohin absetzen. Er wollte Verrat an jenen begehen, denen er die Schuld an seinem Unglück gab.
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Re: 9. Klassiker-Lesezirkel Juli/August 2012 - Diskussion

Beitrag von Waringer »

Was soll man dazu sagen? William Voltz & Pabel Moewig proudly present: das Zwiebelschalenmodell! Der Roman ist qualitativ hervorragend, unterhaltend und inhaltlich bedeutend. Vermutlich sogar einer der 10 bedeutensten Romane der gesamten Serie, da er einen riesigen, inhaltlichen u. strukturellen Zusammenhang von den Oldtimern, Suprahet, über den Schwarm u. Superintelligenzen bis hinter die Materiequellen herstellt. Eigentlich wird mit diesem Roman das Zwiebelschalenmodell endgültig eingeführt. Bis exakt zu diesem Zeitpunkt gab es noch keine Kenntnis von Materiequellen oder denen, die dahinter leben, den Kosmokraten.Von vielem was hier angedeutet wird, erfährt man erst viele Jahre u. Romane später genauere Details. Alles scheinbar schon zu diesem Zeitpunkt geplant. Nebenbei gesagt: schlecht ist das Zwiebelschalenmodell nicht.

Perry Rhodan, gefangen an Bord von Bullocs Sphäre, einer Inkarnation Bardiocs, erfährt dessen Werdegang über die Jahrmillionen. Großes Kino, die atmosphärischen Auftritte der sieben Mächtigen, die den RUF erhalten, um mit ihren Sporenschiffen Leben im Universum zu verbreiten. Die Beschreibungen der Mächtigen, der langsame Spannungsaufbau u. Exposition bis zum Verrat Bardiocs, eines der sieben Mächtigen. Bardiocs Verrat, der Diebstahl des Sporenschiffes, wird sehr menschlich u. verständlich geschildert. Wir erleben die Werdung von Callibso aus Ganerc als Wächter des Schwarms, der nach dem Verlust des Anzugs der Vernichtung nicht mehr zu den Mächtigen und in seine Burg zurück kann. Es gibt viele überraschende Wendungen. Laire z.B. versteckt sich an Bord von Bardiocs Sporenschiffes, weil er die Einsamkeit auf der Ebene nicht mehr aushält.

Das ist eine weitgehend angenehme, atmosphärisch dichte Handlung, ohne Schwarzweißmalerei. Da ist niemand bösartig, alle sind arme verlorene Seelen, Suchende o. betrogene Betrüger, so humanistisch wie WiVo es eben schon oft geschrieben hat. Alles an plausiblen Charakteren und ihren spannenden Gedankengängen festgemacht. Allerdings wird man erst Jahre später erfahren wieso z. B. Laire ein Auge und die Fingerkuppen einer Hand fehlen, was aus den Mächtigen und speziell aus Kemoauc geworden ist.

Interessante Details:
Die Entlarvung Bardiocs erfolgt durch einen Trick, indem Kemoauc seine Gestalt wandelt und sich als Laire ausgibt. Bardioc verplappert sich daraufhin u. gesteht seinen Verrat an den übrigen Mächtigen u. ihren Auftraggebern. WiVo greift dabei auf ein Motiv zurück, welches man in vielen Kulturen u. Mythologien, wie der griechischen oder der nordisch-germanischen Mythologie (z. B. Loki) findet. Das sogenannte Motiv des Gestaltwandlers oder "shape shifters" wie es in Abhandlungen über die Mythologie heutzutage auch genannt wird.

Ein Wort zum kongenialen Cover von JB:
Obwohl es nichts besonderes zeigt, besitzt es einen speziellen, friedlichen Charme, ein gewisses understatement. Ein schönes Titelbild, dass die Naturbelassenheit, das Zwielicht von Bardiocs Planet u. die Vernetzung des Gehirns sehr schön einfängt. Die Szene, die allerdings dargestellt wird, ordne ich dem Ende von Nr. 851 zu. Vermutlich hat sich dieses cover besser für den Jubiläumsband geeignet.

Fazit: Sicherlich einer der qualitatitv u. inhaltlich wichtigsten u. bemerkenswertesten Romane der ganzen Serie.
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ernie
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Re: 9. Klassiker-Lesezirkel Juli/August 2012 - Diskussion

Beitrag von ernie »

Der Band 850 von Willi ist für mich ein ganz besonderer Roman:

Kein anderes PR Heft habe ich so oft gelesen bzw. gehört.
Als erstes in der 2. Auflage dann das Hörbuch, die HJB- Ausgabe und den Silberband nicht zu vergessen


Für mich der beste Roman von W. Voltz und damit einer der besten der ganzen PR-Reihe

Selbst beim erneuten lesen - diesmal auf meinem Kindle - war die Fazination von damals sofort da

Der einzige Kritikpunkt:

Mit dem TiBi von J.Bruck konnte ich michheute - wie auch damals - nicht anfreunden.
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Re: 9. Klassiker-Lesezirkel Juli/August 2012 - Diskussion

Beitrag von Waringer »

Hi baloo,
baloo hat geschrieben: Was mich jedoch heute – ein wenig – stört, ist die dem Heftroman geschuldete Knappheit und Oberflächlichkeit. Es geht alles viel zu schnell und ist ein wenig kurz. Dem Roman fehlt es für meinen heutigen Geschmack etwas an Tiefe.
jede einzelne dieser Kritiken kann ich verstehen und ich habe es auch so gesehen. Die Problematik mit der Tiefe lag sicherlich an dem grossen kosmischen Zusammenhang, den WiVo versucht hat zu erzählen. Da ist einfach kein Raum für erzählerische Tiefe, selbst bei einem Doppelband. WiVo ist das sicherlich bewußt gewesen. Davon abgesehen werden später viele Details, z. B. um Laire oder die sieben Mächtigen, ausführlicher behandelt.
baloo hat geschrieben: Es sind aber einige Details, die mich heute am meisten stören:
Zum einen sind mir die Mächtigen zu menschlich dargestellt (was ja eh schon immer ein Manko der PR-Serie war/ist). Zum anderen kann ich nicht nachvollziehen, warum diese supermächtigen, geistig hochstehenden Wesen so lange in einer dämlichen Burg vegetieren ohne daraus „auszubrechen“. Warum „machen“ sie nicht einfach mal was? Dass sie in ihren Burgen gefangen wären, wurde ja nie gesagt.
Zu dem humanoiden Aussehen der sieben Mächtigen. WiVo hat sich natürlich für diese Charaktere bei der klassischen Mythologie bedient, das waren meistens hünenhafte Gestalten, eben Götter u. Helden. Der zweite Punkt ist, ich denke, dass sich Leser besser mit menschenähnlichen Charakteren und ihren Problemen identifizieren können. Später wurden Mächtige aber auch anders geschildert.

Warum die Mächtigen nicht ausbrechen? Das tun sie doch. Bardioc begeht einen Verrat, Partoc lebt unter Sterblichen, Murcon holt sich Gäste an Bord, Ganerc übernimmt den Schwarm, Ariolc wird wahnsinnig, Lorvorc begeht Selbstmord und Kemoauc begibt sich auf die Suche nach einem Weg hinter die Materiequellen.
baloo hat geschrieben: Und wie kann so eine einmalige Waffe beim Abnehmen vom Haken einfach einen Fetzen Stoff verlieren?
Auch mich hat es gestört, dass von so einem Anzug einfach etwas abreissen kann. Das ist natürlich ein dramaturgisches Mittel. Es soll immer wieder an den Verlust erinnern. Man kann auf diese Weise die melancholische Verfassung des Besitzers besser verstehen, wenn dieser so einen nutzlosen Fetzen aus nostalgischen Gründen behält und ab und zu wieder hervorkramt. Abgesehen davon… vielleicht war es kein wichtiger, integraler Bestandteil des Anzugs. Es könnte auch die Waschanleitung von Parr Fiorano, dem Anzugmacher, gewesen sein.
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Re: 9. Klassiker-Lesezirkel Juli/August 2012 - Diskussion

Beitrag von Faktor10 »

Dass der kleine Mächtige nicht mehr zurück durfte weil der Anzug gestohlen war habe ich auch nie so richtig verstanden. Vielleicht gab es da Moral und Tabuschranken.
Und natürlich ist etwas der Faszination weg wenn man den Roman heute wieder liest, aber nur sehr wenig.
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Re: 9. Klassiker-Lesezirkel Juli/August 2012 - Diskussion

Beitrag von Alchemix »

Erst mal kurz vorweg es war für mich das erste mal das ich den Roman gelesen habe (ebook). Bei den Silberbänden bin ich quasi nach Heft 842 stecken geblieben, Perry verschwindet gerade mit BULLOC. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte ich den Zyklus um die Kaiserin von Therm und Bardioc als einen der langweiligsten und langatmigsten Zyklen eingestuft.
Umso größer war meine Freude beim lesen von 850 festzustellen das hier wirklich mal etwas passiert, und quasi kosmische Geschichte geschrieben wird. Innerhalb eines einzigen Bandes gelingt es Voltz sowohl eine Unmenge an offenen Strängen aufzugreifen (Schwarm, Cynos, Callibso ...) und ansatzweise zu erklären, gleichzeitig streut er so viele Samenkörner aus die Perry Rhodan für die nächsten 1800 Hefte prägen werden. Auch wenn ich die Zyklen noch nicht alle gelesen habe, so habe ich doch schon mal von den sieben mächtigen, den kosmischen Burgen, Laire, dem verschollenen Sporenschiff PAN TAU RA, Materiequellen und vielen anderen Dingen gehört. Voltz stellt nicht alle diese Dinge langsam vor sondern wirft uns mitten ins Geschehen, alle diese Aspekte die den kosmischen Aspekt der Perry Rhodan Serie ausmachen werden, lernen wir einfach wie nebensächlich in der Geschichte Bardiocs kennen.
Dieser Roman sowie sein Nachfolger sind wirklich dazu geeignet meine Meinung über den gesamten Zyklus zu ändern, Willi Voltz ist ein wirkliches Meisterwerk gelungen, und damit zurecht ein Klassiker.
Eigentlicht hätte ich auch auf das Nachwort mit G.d.v.Z antworten können.
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Re: 9. Klassiker-Lesezirkel Juli/August 2012 - Diskussion

Beitrag von Kemoauc »

Ich habe Band 850 in den Silberbänden gelesen, habe aber auch die Hörbuchfassung da und diese auch nochmal gehört. Wieso? Weil das m.E. eine Story ist, die man nicht oft genug lesen kann. Ich bin immer noch gefesselt von der Geschichte der sieben Mächtigen, in all ihren Facetten, in ihrer Tragik und vor allem in ihrer Vielfalt und Bedeutung für den zukünftigen Verlauf der Serie. Die Mächtigen sind sehr schön differenziert dargestellt und irgendwie kann ich die Beweggründe jedes einzelnen gut nachvollziehen.

Die Einführung des Zwiebelschalenmodells in der vorliegenden Art und Weise steckt für mich dermaßen voll Sense of Wonder, dass ich bis heute davon absolut fasziniert und ein Fan des selbigen geworden bin. Für mich ist das Zwiebelschalenmodell ein wesentlicher Punkt, der Perry Rhodan von anderen SF-Serien unterscheidet und deswegen die Serie u.a. auch ausmacht. Die Figur des Kemoauc faszinierte mich im besonderen, u.a. durch seine Ruhe und Souveränität, die er selbst in den geschilderten Situationen (zumindest nach außen hin) ausstrahlte, so dass ich seit meiner ersten Anmeldung im Forum diesen Namen als Nick gewählt habe. :)

Über Willi Voltz' Schreibstil will ich mich gar nicht mehr groß auslassen. Aber Band 850 ist ein Beispiel dafür, dass ich ihn nach wie vor für den besten Autor halte, der bisher an der Perry Rhodan-Serie mitgeschrieben hat.
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Re: 9. Klassiker-Lesezirkel Juli/August 2012 - Diskussion

Beitrag von DelorianRhodan »

Band 850 (und auch 851) waren sicher einer der Höhepunkte der Serie.
Aus der Rückschau sieht man, in welchen Zeiträumen WIVO vorrausgeplant hat,
nicht nur in großen Zügen, sondern auch in den Details. In Band 900 wird ein Teil der Geschichte
nämlich nochmals aus der Sicht von Laire erzählt.
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NAN
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Re: 9. Klassiker-Lesezirkel Juli/August 2012 - Diskussion

Beitrag von NAN »

Sehe gerade, habe zwar schon auf einen Beitrag reagiert, aber noch gar nicht meine eigene Meinung zum Inhalt zum Besten gegeben. ;-)

Gehöre zu den Leuten, die den Roman einfach spitze finden.

Obwohl ich die Story bereits kannte, obwohl ich bereits um die Auflösung der angedeuteten Geheimnisse wusste, schlug mich die Geschichte beim Lesen in ihren Bann.

Ja, das ist Sense of Wonder pur. Einer der besten PR-Romane ever. :-)
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LaLe
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Re: 9. Klassiker-Lesezirkel Juli/August 2012 - Diskussion

Beitrag von LaLe »

Ich schenke mir jetzt mal das Dutzend Zitate und gehe mal so auf die von Euch vorgebrachten Punkte ein.

Titelbild:
NANs Anmerkungen zum Titelbild (beim SiBa ist es ja ein anderes) kann ich inhaltlich bei aller Interpretation durchaus folgen. Dass es zu bunt geraten ist würde ich aber nicht sagen, der Grundton ist auch in Farbe recht düster gehalten. Im direkten Vergleich mit einem SW-Bild mag das aber wirklich auffallen. Und auch Waringers Ausführungen [...] Ein schönes Titelbild, dass die Naturbelassenheit, das Zwielicht von Bardiocs Planet u. die Vernetzung des Gehirns sehr schön einfängt. [...] kann ich mich anschließen.

Inhalt:
Hier orientiere ich mich mal im Wesentlichen an den von baloo vorgebrachten Kritikpunkten, auf die ja auch schon andere eingegangen sind.

Dass sich ein Einmaligkeitsgefühl beim wiederholten Lesen nicht einstellt, ist der logische Preis den man leider zahlen muss wenn nicht gerade eine Ewigkeit seit dem ersten Mal vergangen ist. Selbst hatte ich eine ähnliche Situation beim erneuten Lesen von Band 1471/2 vor etwa 1 1/2 Jahren. Da lagen gute 20 Jahre zwischen der ersten und der zweiten Lesung und ich hatte selbst von diesen beiden Romanen, die mich PR-mäßig prägen und prägten wie kaum ein anderer, so Vieles vergessen oder in anderem Zusammenhang in Erinnerung, dass sich dieses Erstgefühl tatsächlich wieder einstellte. Aber diese beiden Romane hatten sicherlich nicht diese Bedeutung für die Serie, wie dies bei 850/1 der Fall ist.

Die menschliche Darstellung der Mächtigen diente m. E. nicht allein der nachvollziehbaren Darstellung der Charaktere - die ja wirklich allzu menschlich, vor allem in ihren Schwächen agierten - sondern mag durchaus einem beabsichtigten Rückgriff auf irdische Mythen geschuldet sein wie ihn Waringer andeutet. Und das derartige Gestalten mit der Zeit immer verwirrter im Kopf werden, traf ja nicht nur auf die Sieben Mächtigen zu. Da gibt es in der späteren PR-Historie eine ganze Reihe weiterer Beispiele für. Ich bin mir auch gar nicht sicher, ob die Mächtigen die ganze Zeit in ihren Burgen bewusst verlebt haben, oder auch mal "pausierten".
NANs Erklärungsversuch mit den Tabus hat dann auch eine ganze Menge für sich, lässt sich damit doch einiges erklären wie z. B. Ganercs missliche Lage. Ich kann mich allerdings nicht erinnern, dass andere Kosmitäten-Abgänger, ich denke da jetzt mal an Kirmizz, ähnlich tabubeladen waren. Der war ja aber auch für eine andere Tätigkeit und Fraktion vorgesehen.

Zum Anzug der Vernichtung: Vielleicht ist der Stoff ja austauschbares Anhängsel und der eigentliche Anzug von gänzlich anderer Machart? Wurde der eigentlich mal exakt beschrieben? Waringers Vermutung diesbezüglich klingt für mich durchaus plausibel (muss ja nicht gleich eine Waschanleitung sein :lol: ).

Zur Schwarmmanipulation: Ist nicht eigentlich in allen Regionen ab und an ein Schwarm unterwegs? Im Falle der Verneinung müsste es dann doch Regionen des Universums geben, die vergleichsweise unbeleckt vom "Leben an sich" sind? Will sagen, eigentlich ist es möglicherweise wurscht, wo sich Bardioc sein Reich errichtet, einen Schwarm hätte er vielleicht immer manipulieren müssen. Und da bietet sich dann der eigene doch am ehesten an (den kennt man ja). NANs Interpretation des gewollten Verrats an denen, die ihm den Auftrag gaben mag ich da nicht gänzlich folgen. Das hätte er ja auch bei einem anderen Schwarm haben können ohne seine Brüder ebenfalls zu verraten.

Dass es dem Roman an Tiefe fehlt, würde ich nicht sagen. Sicher wird nicht alles was der Roman andeutet noch in diesem in aller Ausführlichkeit geschildert und erklärt. Das kommt dann aber in der Tat im weiteren Serienverlauf. Und weiter oben schrieb ich ja schon, das (vorerst) fehlende Erklärungen einer mystisch-geheimnisvollen Schilderung absolut dienlich sind. Und heutzutage beschwert man sich ja eher über eine Entmystifizierung der Serienmysterien. Man kann es also nicht allen recht machen.

Dann kam von Faktor10 noch dieser Hinweis: [...] Neben den Hauptpersonen wurde Onklantson der Sternentramp eingeführt, leider hat er ein grausames Ende - typisch Willy. [...]. Ein Beispiel dafür, wie man einen Charakter "voltzt" :devil: .

P.S.: Kann es sein, dass einer zur Storyline von "Bardioc" zweimal abgestimmt hat?
Die Katze grinste.
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Re: 9. Klassiker-Lesezirkel Juli/August 2012 - Diskussion

Beitrag von NAN »

Das mit der Tiefe sehe ich ähnlich wie Du, LaLe. Geheimnisse, offene Punkte müssen in so einem grundlegenden Roman für die weitere Entwicklung sein. Auch in meinen Augen erzeugt das Unbekannte – wenn geschickt eingesetzt - erst die Tiefe. Sobald alles erklärt ist verflacht doch so manches.

Das ist vielleicht ähnlich wie der Vorspann der ersten Star Trek-Serie. »Der Weltraum, unendliche Weiten …«
Empfinde ich als ziemlich Sense of Wonder. Macht neugierig. Erzeugt den Eindruck von, nun, unendlichen Weiten, die es zu erforschen gilt.

Ein Vorspann der Art: »Der Weltraum: Terra, ...Beschreibung... bewohnt von Terranern ...Beschreibung..., Andoria ...Beschreibung..., bewohnt von Andorianern ...Beschreibung... ...« würde im Vergleich dazu zwar vieles erklären, hätte aber irgendwie nicht die gleiche Wirkung. ;-)
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Re: 9. Klassiker-Lesezirkel Juli/August 2012 - Diskussion

Beitrag von NAN »

Zu den Argumenten von LaLe bezüglich Schwarmmanipulation:

Alle Regionen eines Universums scheinen mir ziemlich viele und wenn ich das recht verstanden habe, dann gibt es pro Universum immer nur eine Gruppe Mächtiger? Dann gibt es anscheinend im PR-Universum immer auch Bereiche mit irgendwelchen hyperphysikalischen Besonderheiten, die sich eventuell für den Einsatz eines Schwarms ohnehin nicht eignen? Wahrscheinlich hätte Bardioc auch einfach eine Galaxie in den Hyperraum auslagern können. Und dann könnte man ja auch noch argumentieren, dass Bardioc nachdem er sich eine Machtbasis geschaffen hat eigentlich kein Problem damit haben sollte, wenn sich in der Nähe intelligentes Leben ausbreitet (das er noch dazu ja nach dem Durchzug des Schwarms für seine eigenen Zwecke manipulieren könnte).

Rein von der Vernunft her hätte Bardioc meiner Meinung nach definitiv nicht so handeln sollen, wie die Figur es im Roman getan hat.

Aber: Für mich ist das genau der Punkt: Ein an und für sich durchaus intelligentes Lebewesen, dass sich aus Frustration (vielleicht auch Verzweiflung über die eigene Lage, als Grundlage für die Frustration?) komplett, total unvernünftig verhält und dann die Konsequenzen zu tragen hat.
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Re: 9. Klassiker-Lesezirkel Juli/August 2012 - Diskussion

Beitrag von LaLe »

Eine Sache hatte ich in meinem Beitrag gestern noch vergessen: An wen erging eigentlich der Ruf, den Ganerc nicht mehr so richtig wahrnahm? Waren das die Diener der Materie, oder gab es tatsächlich eine andere Gruppe Mächtiger? Das erinnere ich nicht mehr wirklich.
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Re: 9. Klassiker-Lesezirkel Juli/August 2012 - Diskussion

Beitrag von Heiko Langhans »

Behalten wir mal die Werkschronologie im Auge. Die Diener der Materie treten erst rd. 1100 Hefte später auf.

M.E. wird ziemlich deutlich suggeriert, dass eine neue Gruppe von Mächtigen am Werk ist.

Dass die Bardioc-Gruppe nicht die einzige ihrer Art in diesem Universum ist, wird im Atlantis-Zyklus der ATLAN-Serie so um 370 bis 380 nahegelegt, als die Überreste eines gestrandeten Schwarms entdeckt werden. Andererseits ist es nicht ganz eindeutig, dass der Atlantis-Zyklus ausschließlich im Standarduniversum spielt (eigentlich ist da nichts so ganz eindeutig ... :( ).

Übrigens: Hätte der Schwarm-Zyklus (PR 500-569) die volle 100er Spanne erhalten, wären die Sieben Mächtigen als Lenker des Schwarms enthüllt worden. Diese Gruppe ist also bereits während der KHS-Ära konzipiert worden; allerdings ist es möglich, dass Voltz der Ideengeber war.
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Re: 9. Klassiker-Lesezirkel Juli/August 2012 - Diskussion

Beitrag von LaLe »

Heiko Langhans hat geschrieben:Behalten wir mal die Werkschronologie im Auge. Die Diener der Materie treten erst rd. 1100 Hefte später auf.
Stimmt zwar, wäre aber nicht der erste lose Faden gewesen, den man gut 20 Jahre später wieder aufgreift und "entmystifiziert" (denke da gerade an das aktuelle Extra mit der Monosnummer). Denn an eine andere Gruppe Mächtiger kann ich mich beim besten Willen nicht erinnern - von den kürzlich erschienenen Wasserstoffmächtigen einmal abgesehen und die kamen ja aus einem anderen Universum.
Die Katze grinste.
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Re: 9. Klassiker-Lesezirkel Juli/August 2012 - Diskussion

Beitrag von Günther Drach »

LaLe hat geschrieben:
Heiko Langhans hat geschrieben:Behalten wir mal die Werkschronologie im Auge. Die Diener der Materie treten erst rd. 1100 Hefte später auf.
Stimmt zwar, wäre aber nicht der erste lose Faden gewesen, den man gut 20 Jahre später wieder aufgreift und "entmystifiziert" (denke da gerade an das aktuelle Extra mit der Monosnummer). Denn an eine andere Gruppe Mächtiger kann ich mich beim besten Willen nicht erinnern - von den kürzlich erschienenen Wasserstoffmächtigen einmal abgesehen und die kamen ja aus einem anderen Universum.
Die Organisation CATARAC (Nauvoac und Shivauc)?
Aachtor.
Die Mächtigen von Tarkan(anderes Universum)
yesterday, upon the stair, i met a man who wasn't there!
he wasn't there again today, oh how i wish he'd go away!

― william hughes mearns: antigonish

nolite te bastardes carborundorum.

Der PR-Fanroman des NGF (2004-2008) (und ein paar meiner Kurzgeschichten sind da auch zu finden)
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Re: 9. Klassiker-Lesezirkel Juli/August 2012 - Diskussion

Beitrag von HixRie »

Günther Drach hat geschrieben:
LaLe hat geschrieben:
Heiko Langhans hat geschrieben:Behalten wir mal die Werkschronologie im Auge. Die Diener der Materie treten erst rd. 1100 Hefte später auf.
Stimmt zwar, wäre aber nicht der erste lose Faden gewesen, den man gut 20 Jahre später wieder aufgreift und "entmystifiziert" (denke da gerade an das aktuelle Extra mit der Monosnummer). Denn an eine andere Gruppe Mächtiger kann ich mich beim besten Willen nicht erinnern - von den kürzlich erschienenen Wasserstoffmächtigen einmal abgesehen und die kamen ja aus einem anderen Universum.
Die Organisation CATARAC (Nauvoac und Shivauc)?
Aachtor.
Die Mächtigen von Tarkan(anderes Universum)
Die Geschichte Bardiocs (und der anderen Mächtigen) ist so genial gewesen, dass sie häufig kopiert wurde. Leider... :(

Erst das Hexameron, dann die Mächtigen des Aresums(Abruse) inclusive Aachtor und dann noch die (richtig unnötigen) Mächtigen aus dem Negasphärezyklus...
Vermutlich habe ich noch welche vergessen....

So faszinierend die Geschichten um "unsere" Mächtigen waren und sind, so ärgerlicher wird es für mich von Kopie zu Kopie...
An der Genialität von 850/851 ändert das alles zum Glück aber nichts... :D
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